Magnete, Spins und Resonanzen - Siemens Healthcare
Magnete, Spins und Resonanzen - Siemens Healthcare
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<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong> <strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong><br />
Eine Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der Magnetresonanztomographie
<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong> <strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong>
<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong> <strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong><br />
Eine Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der Magnetresonanztomographie
© <strong>Siemens</strong> AG 2003<br />
All rights reserved<br />
<strong>Siemens</strong> Medical Solutions<br />
Magnetresonanztomographie<br />
Erlangen
Eine kleine Reise durch die MR-Physik 19<br />
Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos 63<br />
Vom Signal zum Bild 99<br />
Der große Spielraum der Kontraste 129<br />
Die schnelle Bildgebung 159<br />
MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten 181<br />
Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen 209<br />
MR-Highlights 1<br />
Index
<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong><br />
Begleiten Sie uns in die faszinierende<br />
Welt der modernen MR-Bildgebung!<br />
Diese Broschüre ist vor allem jenen<br />
Radiologen <strong>und</strong> MTAs gewidmet, welche<br />
die Magnetresonanztomographie klinisch<br />
anwenden, <strong>und</strong> natürlich allen Fachärzten <strong>und</strong><br />
Praktikern, die eine mögliche Anwendung planen.<br />
Darüberhinaus möge diese Broschüre allen<br />
Interessierten ein leicht verständliches<br />
Einstiegswerk sein.<br />
Wir wünschen Ihnen eine lehrreiche <strong>und</strong><br />
angenehme Lektüre.<br />
<strong>Siemens</strong> Medical Solutions
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR-Highlights<br />
MR in der<br />
Gastroenterologie<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
3<br />
Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß<br />
MR ist eine nichtinvasive Bildgebungstechnik. Primärer Anwendungsbereich<br />
ist die Darstellung der Morphologie, der Gewebestrukturen in einer Serie von<br />
Schnittbildern durch den Körper.<br />
Die Vorteile der MR-Bildgebung<br />
Die MR-Bildgebung zeichnet sich durch<br />
drei große Vorzüge aus:<br />
• hervorragender Weichteilkontrast mit<br />
hoher Bildauflösung<br />
• Darstellung mehrerer Schichten <strong>und</strong><br />
schräge Schnittführung<br />
• keine ionisierende Strahlung<br />
Mit modernen MR-Systemen lässt sich der<br />
gesamte Körper schnell von Kopf bis Fuß<br />
untersuchen. Beispielsweise ist eine<br />
Aufnahme der vollständigen Wirbelsäule<br />
in nur zwei Schritten möglich.<br />
Möglich gemacht wird dies durch die<br />
Besonderheiten der MAGNETOM Familie<br />
von <strong>Siemens</strong>. Diese Geräte besitzen ein<br />
einzigartiges Spulenkonzept, das<br />
Integrated Panoramic Array (IPA).<br />
In Kombination mit der automatischen<br />
Tischverschiebung (Integrated Panoramic<br />
Positioning – IPP) erlaubt das MR-<br />
System die schnelle Darstellung großer<br />
Volumina.
Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
Die MR-Bildgebung ermöglicht<br />
Bildkontraste, die aus der Kombination<br />
mehrerer Parameter resultieren. Das sind<br />
• die Dichte der angeregten Kernspins,<br />
vor allem Wasserstoffprotonen,<br />
• die Relaxationszeiten für<br />
Magnetisierungen der untersuchten<br />
Gewebe<br />
• <strong>und</strong> diverse weitere<br />
Kontrastmechanismen.<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Die unterschiedlichen MR-Kontraste<br />
unterstützen bei der Gewebecharakterisierung<br />
<strong>und</strong> erlauben so eine<br />
präzise Bef<strong>und</strong>ung.<br />
Hochauflösende MR-Bilder mit kleinem<br />
Bildfeld (Field of View) zeigen exzellente<br />
anatomische Details.<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
5<br />
Umfassende Bildgebung des Herzens<br />
Die Kardiovaskuläre MR-Bildgebung (CMR) profitiert besonders von der Stärke<br />
der Magnetresonanztomographie, Schnittbilder beliebiger Orientierung mit<br />
hoher räumlicher <strong>und</strong> zeitlicher Auflösung zu erzeugen. Voraussetzung für eine<br />
aussagekräftige Darstellung sind leistungsfähige Gradienten, hervorragende<br />
Pulssequenzen <strong>und</strong> eine robuste, schnelle Hardware.<br />
Die MR-Bildgebung des Herzens<br />
liefert ausgezeichnete morphologische<br />
Darstellungen.<br />
Darüberhinaus bietet sie vielseitige<br />
Informationen über die Funktion des<br />
Herzmuskels, wie Vitalität, Auswurfvolumen,<br />
Perfusion, Wandbewegung oder<br />
Klappenfunktion.
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Die MR-Bildgebung bietet kontrastmittel-unterstützte Methoden<br />
zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Zur Visualisierung der<br />
Koronararterien stehen kontrastmittelfreie Methoden zur Verfügung<br />
(sog. TrueFISP- <strong>und</strong> Dark-Blood-Techniken).<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
7<br />
Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß<br />
Die kontrastverstärkte MR-Angiographie hat große<br />
Fortschritte gemacht.<br />
Durch das Zusammenspiel von starken Gradienten,<br />
schnellen MR-Systemen <strong>und</strong> Care-Bolus wird ein sehr guter<br />
Kontrast bei optimalem Kontrastmittelverbrauch erzielt.
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Kontrastverstärkte<br />
MR-Angiographie<br />
unter Verwendung<br />
starker Gradienten,<br />
iPAT (integrated<br />
Parallel Acquisition<br />
Techniques) <strong>und</strong><br />
Arrayspulen.<br />
Eine exzellente<br />
Detailzeichnung der<br />
Blutgefäße wird in<br />
nur wenigen<br />
Sek<strong>und</strong>en Messzeit<br />
erreicht.<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
9<br />
MR in der Gastroenterologie<br />
Die MR-Bildgebung hat auch Einzug in die Gastroenterologie genommen.<br />
Neue einzigartige Pulssequenzen von <strong>Siemens</strong><br />
wie 3D VIBE (Volume Interpolated Breathhold<br />
Exam) ermöglichen sowohl die Darstellung<br />
anatomischer Details als auch dynamische<br />
angiographische Information.<br />
3D VIBE mit fecal tagging wird extensiv in der<br />
MR-Colonographie angewendet.
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR in der Gastroenterologie<br />
Neue Techniken wie iPAT (integrated Parallel<br />
Acquisition Techniques) <strong>und</strong> PACE<br />
(Prospective Acquisition CorrEction)<br />
beschleunigen die Untersuchung <strong>und</strong> helfen,<br />
Bewegungsartefakte zu reduzieren.<br />
Durch die Nachverarbeitung von<br />
3D-Datensätzen gewinnt man Ansichten in<br />
der virtuellen Endoskopie.<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
11<br />
Orthopädie in der MR<br />
Hochauflösende Darstellung von Gelenken <strong>und</strong> Gelenkspalten<br />
Hochauflösende Bilder mit gutem Kontrast sind die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für eine präzise Bef<strong>und</strong>ung. Hierzu kommen<br />
einzigartige Pulstechniken zur Anwendung, wie<br />
3D DESS (Double Echo Steady State) <strong>und</strong> MEDIC (Multi<br />
Echo Data Image Combination).
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
Orthopädie in der MR<br />
Durch eine spezifische<br />
Wasseranregung der interessierenden<br />
Region wird das störende Fettsignal<br />
unterdrückt.<br />
MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
13<br />
MR in der Neurologie <strong>und</strong> umfassende schnelle Diagnostik<br />
Eine revolutionäre Anwendung der<br />
Magnetresonanztomographie ist die<br />
funktionelle Neurobildgebung.<br />
Die Inline-Technologie ermöglicht die<br />
automatische Berechnung <strong>und</strong><br />
Überlagerung von t-Test (Z-Score)-Bildern<br />
auf anatomischen EPI-Bildern.<br />
ART (vollautomatische<br />
Bewegungskorrektur) <strong>und</strong> räumliche<br />
Filterung helfen dabei, akkurate<br />
Ergebnisse zu erzielen.
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
Die moderne Technik ermöglicht die kompakte<br />
Darstellung von Mosaikbildern, nützlich<br />
beispielsweise zur OP-Planung.<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
MR in der Neurologie<br />
Orthopädie in der MR Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Protonen-Spektroskopie
MR-Highlights<br />
15<br />
Diffusions- <strong>und</strong> Perfusionsbildgebung<br />
Die Diffusionsbildgebung mit Single-Shot-EPI-Sequenzen bietet 16 verschiedene b-Werte mit einem<br />
2<br />
maximalen b-Wert von 10 000 s/mm . Das integrierte Postprocessing (Inline) errechnet ADC-Karten<br />
(Apparent Diffusion Coefficient) <strong>und</strong> Trace-gewichtete Bilder vollautomatisch.
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
Diffusions- <strong>und</strong> Perfusionsbildgebung<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Protonen-Spektroskopie<br />
Perfusionsbildgebung mit Inline-Berechnung von Global Bolus Plot (GBP), Time-to-Peak<br />
Map (TTP) <strong>und</strong> Percentage-of-Baseline-at-Peak (PBP). Die Inline-Berechnung macht die<br />
neurologische Untersuchung zu einer schnellen Sache.
MR-Highlights<br />
17<br />
Protonen-Spektroskopie<br />
Die MR-Spektroskopie ermöglicht die biochemische Quantifizierung<br />
zusätzlich zur Bildgebung.<br />
Die klinische MR-Spektroskopie ist mittlerweile<br />
einfach geworden.<br />
Die moderne Spektroskopietechnik verwendet neue<br />
Pulssequenzen mit kürzeren Echozeiten. Die neue<br />
Auswertungssoftware bietet unter anderem farbige<br />
Metabolitenbilder <strong>und</strong> spektrale Übersichtskarten.
Morphologie im Detail –<br />
von Kopf bis Fuß<br />
Umfassende Bildgebung<br />
des Herzens<br />
Kontrastverstärkte<br />
Angiographie von Kopf<br />
bis Fuß<br />
MR in der<br />
Gastrtoenterologie<br />
Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />
Perfusionsbildgebung<br />
Protonen-Spektroskopie
119
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Eine kleine<br />
Reise durch die<br />
MR-Physik<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Wie funktioniert eine MR-Untersuchung?<br />
Verfolgen wir den Vorgang bei einem Patienten.<br />
Er wird im Kernspintomographen einem starken<br />
Magnetfeld ausgesetzt. Im Verlauf der<br />
Untersuchung werden magnetische Reaktionen<br />
in seinem Körper hervorgerufen, die zu einem<br />
messbaren Signal führen.<br />
Um diese Reaktionen zu verstehen, möchten wir<br />
mit Ihnen eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
unternehmen. Sie werden den KERNSPIN als den<br />
»Verantwortlichen« für diese moderne<br />
Bildgebungstechnik kennenlernen <strong>und</strong> das<br />
Wesen der MAGNETRESONANZ (MR) verstehen.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
21<br />
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />
Kernspintomographie <strong>und</strong> Magnetresonanz: Die Worte sagen es schon.<br />
Wir werden uns mit dem Kernspin beschäftigen <strong>und</strong> mit seinen magnetischen<br />
Wirkungen. Betrachten wir daher zu Beginn unserer Reise die Atomkerne im<br />
Körper. Aller Anfang ist schwer. Lassen Sie uns die Dinge einfach angehen.<br />
Am einfachsten ist der Wasserstoff Protonen <strong>und</strong> Billardkugeln<br />
Die Atome der chemischen Elemente<br />
bestehen bekanntlich aus einem<br />
Atomkern <strong>und</strong> einer Elektronenhülle.<br />
Wasserstoff ist das häufigste Element <strong>und</strong><br />
besitzt den einfachsten Atomkern:<br />
Er besteht nur aus einem einzigen, positiv<br />
geladenen, PROTON.<br />
Die Magnetresonanztomographie nutzt<br />
zur Bildgebung die magnetischen<br />
Eigenschaften der Wasserstoffprotonen.<br />
Wasserstoff bietet zwei Vorteile:<br />
1. Er ist elementarer Bestandteil von<br />
Wasser <strong>und</strong> Fett <strong>und</strong> damit das häufigste<br />
Element im menschlichen Körper.<br />
2. Er ist der für die Magnetresonanz<br />
empfindlichste Bestandteil im Körper.<br />
Was macht die Wasserstoffprotonen für<br />
die Magnetresonanztomographie<br />
nutzbar?<br />
Die Protonen besitzen eine<br />
charakteristische Eigenschaft: den Spin.<br />
Der SPIN ist eine rein ➔ quantenmechanische<br />
Eigenschaft atomarer<br />
Teilchen. Um uns dieser Eigenschaft zu<br />
nähern, stellen wir uns vor, wir könnten<br />
das Proton <strong>und</strong> seinen Spin »sehen«.<br />
Dann können Sie sich den Spin etwa so<br />
veranschaulichen:<br />
• als Drall einer Billardkugel,<br />
• als Rotation der Erde um ihre Achse,<br />
• als Kreiseln eines Spielzeugkreisels.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />
So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Das Eigentümliche am Spin<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Sie können sich zunächst vorstellen, ein<br />
Proton würde wie eine Billardkugel um<br />
seine eigene Achse wirbeln.<br />
Das Eigentümliche am Spin eines<br />
atomaren Teilchens ist: Er bleibt immer<br />
gleich.<br />
Es variiert lediglich die Achsenrichtung.<br />
Ein weiterer Unterschied zur<br />
Billardkugel: Der Spin kommt nie zum<br />
Stillstand, er ist dem Teilchen eigen.<br />
Warum beschäftigen wir uns mit dem<br />
Spin?<br />
Der Spin ist die tiefere Ursache für die<br />
Fähigkeit zur Magnetresonanz: Ein<br />
Atomkern mit Spin ist stets magnetisch.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Klassische Physik oder Quantenphysik<br />
Unser Modell des <strong>Spins</strong> als »Rotation«<br />
einer Kugel ist natürlich nur eine<br />
Analogie. Sie ist nicht auf alle atomaren<br />
Teilchen <strong>und</strong> nicht auf alle Ausprägungen<br />
des <strong>Spins</strong> anwendbar.<br />
Frei von jeder Analogie gilt: Der Spin ist<br />
ein Maß für den Quantenzustand eines<br />
atomaren Teilchens. Dieser lässt sich<br />
durch komplexe Zustandsvektoren präzise<br />
definieren. Sie müssen jedoch nicht die<br />
Quantenmechanik studiert haben, um die<br />
Magnetresonanztomographie zu<br />
verstehen oder zu nutzen.<br />
Die MR-Bildgebung<br />
nutzt keineswegs die<br />
einzelnen <strong>Spins</strong>,<br />
sondern ihr<br />
kollektives Verhalten.<br />
Zum Glück führt dies<br />
zu anschaulichen<br />
Modellen, die wir<br />
hier verwenden<br />
wollen. Erlauben Sie<br />
uns daher, in dieser<br />
Einführung<br />
vereinfachte Modelle<br />
heranzuziehen, ohne<br />
die Realität allzusehr<br />
zu »verbiegen«.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
23<br />
Stabmagnet <strong>und</strong> Spinmagnet<br />
Wir stellten fest: Ein Atomkern mit Spin ist<br />
stets magnetisch. Wie kann die<br />
Protonenkugel magnetisch sein?<br />
Obwohl der Spin die quantenmechanische<br />
Eigenschaft par excellence<br />
ist, können wir ihm ein einfaches Modell<br />
geben. Betrachten wir hierzu einen<br />
Stabmagneten. Er besitzt bekanntlich<br />
einen magnetischen Nordpol N <strong>und</strong> einen<br />
Südpol S.<br />
Nehmen wir an, das Proton verhält sich<br />
wie ein winziger Stabmagnet. (Das ist<br />
eine nicht ganz zutreffende Vereinfachung,<br />
wie wir später sehen werden.)<br />
Nun haben wir den Kernspin mit seiner<br />
untrennbaren magnetischen Kraft<br />
verknüpft. Diese magnetische Kraft<br />
nennen wir den SPINMAGNETEN.<br />
Man kann sich vorstellen,<br />
dass die ➔<br />
rotierende Ladung<br />
des Protons den<br />
Spinmagnetismus<br />
erzeugt.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />
So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
<strong>Spins</strong> haben immer eine Richtung<br />
<strong>Spins</strong> wirken stets in irgendeine Richtung.<br />
Das legt nahe, unseren Spinmagneten als<br />
einen ➔ Vektor zu betrachten, eine<br />
gerichtete Größe im Raum. Die willkürlich<br />
gewählte Richtung des Spinmagneten<br />
verläuft vom magnetischen Südpol zum<br />
Nordpol (dargestellt durch den blauen<br />
Pfeil).<br />
Natürlich ist nicht das Proton selbst ein<br />
Vektor, sondern sein Spin bzw. seine<br />
magnetische Wirkung.<br />
Wir werden im folgenden nicht die<br />
Protonen selbst betrachten, sondern stets<br />
ihre gekoppelten Eigenschaften: Spin <strong>und</strong><br />
Magnetismus. Das ist damit gemeint,<br />
wenn wir »Spinmagnet« sagen.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Die Sache mit der rotierenden Ladung<br />
Die klassische Schulphysik betrachtet die<br />
elektrische LADUNG des Protons als<br />
Ursache für seine magnetische Wirkung:<br />
Bekanntlich ist eine bewegte Ladung<br />
nichts anderes als ein elektrischer Strom.<br />
Ein elektrischer Strom wiederum erzeugt<br />
stets ein zugehöriges Magnetfeld.<br />
Insbesondere erzeugt eine rotierende<br />
Ladung stets eine magnetische Wirkung<br />
in Richtung der Drehachse. Diese<br />
magnetische Kraft nennt man<br />
MAGNETISCHES MOMENT.<br />
Im Unterschied zum Proton hat das<br />
elektrisch neutrale NEUTRON keine<br />
Ladung. Es besitzt dennoch einen Spin<br />
<strong>und</strong> ist daher für die Magnetresonanz<br />
nutzbar.<br />
Eine nach außen<br />
wirksame elektrische<br />
Ladung ist somit<br />
keine Voraussetzung<br />
für den Magnetismus<br />
eines Teilchens.<br />
Tatsächlich kann<br />
man in der<br />
modernen Theorie<br />
der Elementarteilchen<br />
(Quarks)<br />
auch umgekehrt den<br />
Magnetismus als<br />
Ursache der<br />
elektrischen Ladung<br />
postulieren.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
25<br />
Hauptsache, die Richtung stimmt<br />
Das Wichtigste über Vektoren <strong>und</strong> Pfeile<br />
Möchten Sie noch einmal rekapitulieren,<br />
was VEKTOREN sind?<br />
Viele physikalische Größen, wie<br />
Temperatur oder Masse, sind ungerichtet.<br />
Das heißt, sie sind durch Betrag <strong>und</strong><br />
Einheit ausreichend gekennzeichnet<br />
(z.B. 21 Grad Celsius, 5 Kilogramm).<br />
Der Spinmagnetismus ist eine gerichtete<br />
Größe. Der Betrag des Magnetismus allein<br />
verrät uns noch nicht seine Wirkung, wir<br />
müssen auch seine Richtung kennen.<br />
Es gibt eine Vielzahl physikalischer<br />
Größen, bei denen die räumliche<br />
Orientierung wichtig ist (z.B. Kraft oder<br />
Geschwindigkeit). Diese Größen kann<br />
man durch Vektoren veranschaulichen.<br />
Ein Vektor lässt sich leicht durch einen<br />
PFEIL darstellen. Die Richtung des Pfeils<br />
entspricht der Orientierung der<br />
Vektorgröße, die Länge des Pfeils<br />
entspricht ihrem Betrag.<br />
Vektorgrößen lassen sich RÄUMLICH<br />
ADDIEREN.<br />
Dabei muss man die Richtung<br />
berücksichtigen. Anschaulich geht das<br />
durch Verknüpfen der Pfeile.<br />
Falls die Pfeile genau in die gleiche<br />
Richtung zeigen, ergibt sich der Betrag<br />
der Vektorsumme einfach als Summe der<br />
Beträge (hier: a+<br />
a).
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />
So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Vektoren gleichen Betrags, aber<br />
entgegengesetzter Richtung,<br />
KOMPENSIEREN sich: a–<br />
a = 0.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Ebenso wie addieren, kann man Vektoren<br />
auch wieder zerlegen. Man kann<br />
insbesondere jeden Vektor in<br />
voneinander unabhängige KOMPONENTEN<br />
zerlegen. Das sind die Projektionen des<br />
Pfeils auf vorgegebene Achsen im Raum,<br />
auf das KOORDINATENSYSTEM.<br />
In unserem Beispiel besteht der<br />
Summenvektor a+<br />
b senkrecht aus a <strong>und</strong><br />
waagerecht aus b.<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Bitte verwechseln Sie<br />
nicht Vektor <strong>und</strong><br />
Pfeil. Ein Vektor ist<br />
ein mathematisches<br />
Modell für eine<br />
physikalische<br />
Erscheinung. Ein<br />
Pfeil ist nur eine<br />
visuelle Darstellung<br />
eines Vektors.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
27<br />
Welche Kerne sind für die Magnetresonanz nutzbar?<br />
Wir haben den Spin der Wasserstoffprotonen<br />
betrachtet. Schauen wir uns nun<br />
die Atomkerne anderer Elemente an.<br />
Die KERNTEILCHEN eines Atoms sind die<br />
Protonen <strong>und</strong> Neutronen. Sie besitzen<br />
jeweils ihren eigenen Spin.<br />
Atomkerne mit einer ungeraden Anzahl<br />
von Kernteilchen besitzen einen<br />
resultierenden Spin, den KERNSPIN.<br />
Beispiele sind Kohlenstoff 13 C, Fluor 19 F,<br />
Natrium 23Na oder Phosphor 31P. Zwei<br />
Drittel der in der Natur vorkommenden<br />
Isotope besitzen einen resultierenden<br />
Kernspin <strong>und</strong> sind damit für die<br />
Magnetresonanz nutzbar.<br />
Atomkerne mit sowohl<br />
einer geraden Anzahl<br />
von Protonen als auch<br />
Neutronen besitzen<br />
keinen resultierenden<br />
Kernspin. Sie sind<br />
magnetisch neutral.<br />
Beispiele sind<br />
Sauerstoff 16 O<br />
(8 Protonen,<br />
8 Neutronen) oder<br />
Kohlenstoff 12 C<br />
(6 Protonen,<br />
6 Neutronen). Diese<br />
Isotope sind für die<br />
Magnetresonanztomographie<br />
nicht nutzbar.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />
So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Der Kernspin ist die tiefere Ursache für die<br />
Fähigkeit zur Magnetresonanz: Ein<br />
Atomkern mit Spin ist stets magnetisch.<br />
Der Spin ist eine gerichtete Größe. <strong>Spins</strong><br />
addieren sich wie Vektoren räumlich.<br />
Zwei Drittel der in der Natur vorkommenden<br />
Atomkerne besitzen einen<br />
Kernspin, so auch der Wasserstoff. Sie<br />
sind für die Magnetresonanztomographie<br />
prinzipiell nutzbar.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Wie entsteht der Kernspin?<br />
Zwei identische Teilchen können<br />
innerhalb des Atomkerns nicht im<br />
gleichen Zustand sein. Sie müssen ihre<br />
Spinorientierungen antiparallel<br />
ausrichten <strong>und</strong> kompensieren sich somit<br />
paarweise zu Null. Ein solches<br />
»Tanzpärchen« wird also nach außen<br />
unsichtbar. Diese Regel der Natur nennt<br />
man das PAULI-AUSSCHLIESSUNGS-PRINZIP.<br />
Die »Einzeltänzer« erzeugen den<br />
Kernspin.<br />
Wie Sie erkennen können, entspricht der<br />
Kernspin als resultierende Größe einzelner<br />
<strong>Spins</strong> keiner »Rotation« des Atomkerns als<br />
solchen. Diese Überlegung gilt streng<br />
genommen auch für das einzelne Proton,<br />
denn dessen Spin resultiert, wie man<br />
heute weiß, aus seiner inneren Struktur<br />
(Quarks <strong>und</strong> Gluonen).
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
29<br />
So entsteht die Magnetisierung<br />
Wie wir gesehen haben, können wir uns Protonen <strong>und</strong> Atomkerne, die einen<br />
Kernspin besitzen, vereinfacht als Spinmagnete vorstellen. Was nützt uns diese<br />
Modellvorstellung? Wir können nun erklären, wie sich diese Spinmagnete im<br />
Magnetfeld des Kernspintomographen ausrichten <strong>und</strong> eine Magnetisierung im<br />
Körper des Patienten erzeugen.<br />
Spinensembles <strong>und</strong> Voxels<br />
Natürlich messen wir bei der Magnetresonanztomographie<br />
nicht die Wirkung<br />
jedes einzelnen <strong>Spins</strong> im Körper, sondern<br />
stets ein ganzes Ensemble von <strong>Spins</strong>.<br />
Ein ENSEMBLE ist die Gesamtheit aller<br />
Protonenspins innerhalb eines<br />
betrachteten Volumenelements, auch<br />
VOXEL genannt. Ein solches Voxel könnte<br />
ein kleiner Würfel von 1 mm Kantenlänge<br />
sein.<br />
Betrachten wir also im folgenden ein<br />
Voxel im Körpergewebe des Patienten<br />
genauer <strong>und</strong> schauen wir uns an, wie sich<br />
das zugehörige Spinensemble verhält.
So entsteht die Magnetisierung<br />
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Das Spinensemble im feldfreien Raum<br />
Man erhält die Wirkung des Ensembles<br />
durch räumliche Addition der einzelnen<br />
Spinvektoren.<br />
Im ➔ feldfreien Raum, also ohne äußeres<br />
Magnetfeld, sind die einzelnen <strong>Spins</strong><br />
völlig zufällig orientiert. In der<br />
Gesamtwirkung kompensieren sie sich<br />
vollständig: Ihre <strong>Spins</strong> heben sich<br />
gegenseitig auf. Daher wirkt das<br />
Ensemble nach außen unmagnetisch.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Gibt es überhaupt einen feldfreien Raum?<br />
Offen gesagt: Die völlig zufällige<br />
Orientierung der <strong>Spins</strong> gilt nur im absolut<br />
feldfreien Raum. Tatsächlich »spüren« die<br />
Protonen stets das Erdmagnetfeld.<br />
Es ist zwar etwa 20 000fach schwächer als<br />
ein MR-Magnet, dennoch ist es wirksam.<br />
Das heißt, unser Ensemble wird schon<br />
außerhalb des Kernspintomographen<br />
magnetisch beeinflusst, wenn auch sehr<br />
schwach.<br />
Magnetresonanz ist daher auch im<br />
Erdmagnetfeld prinzipiell möglich (z.B.<br />
zur Entdeckung unterirdischer Ölfelder).<br />
Zur klinischen Bildgebung allerdings sind<br />
zehntausendfach stärkere Magnetfelder<br />
unabdingbar. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum<br />
ein zu untersuchender Patient im starken<br />
Magnetfeld des MR-<strong>Magnete</strong>n gelagert<br />
wird.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
31<br />
Das Spinensemble im Magnetfeld<br />
Bringen wir den Patienten in das ➔<br />
Magnetfeld des Kernspintomographen.<br />
Was geschieht nun? Wir konzentrieren uns<br />
weiterhin auf ein kleines Voxel innerhalb<br />
seines Gewebes.<br />
Betrachten wir die Spinorientierungen längs<br />
der Feldlinien. Nun sehen wir, dass ein<br />
Spinmagnet sich doch völlig anders verhält<br />
als ein »anständiger« Stabmagnet.<br />
Stabmagnete würden sich brav wie<br />
Kompassnadeln parallel zum Magnetfeld<br />
ausrichten.<br />
Die Spinmagnete dagegen spielen<br />
»verrückt«: Sie richten sich teils mit dem Feld<br />
als auch gegen das Feld aus, sowohl parallel<br />
als auch antiparallel.
So entsteht die Magnetisierung<br />
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Was Sie über ein Magnetfeld wissen sollten<br />
Jedes Magnetfeld besitzt eine<br />
Kraftwirkung auf magnetische <strong>und</strong><br />
magnetisierbare Teilchen, also auch auf<br />
Spinmagnete. Die Verteilung dieser<br />
Kraftwirkung symbolisiert man durch<br />
magnetische FELDLINIEN.<br />
Die Stärke dieser Kraft an jedem Ort des<br />
Raumes nennt man »magnetische<br />
Induktion«. In der MR-Technik hat sich der<br />
Begriff MAGNETISCHE FELDSTÄRKE<br />
eingebürgert. Ihre Einheit beträgt 1 Tesla,<br />
das ist etwa 20 000 mal so stark wie das<br />
Magnetfeld der Erde.<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Ein Magnetfeld, das überall die gleiche<br />
Feldstärke besitzt, nennt man HOMOGEN.<br />
Die Feldlinien eines homogenen Feldes<br />
zeichnet man konsequenterweise als<br />
parallele Geraden. Ein Magnetfeld, das<br />
sich nicht ändert, nennt man STATISCH.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
33<br />
Die Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die Magnetisierung<br />
Das statische Magnetfeld erzeugt im<br />
Körpergewebe eine Vorzugsrichtung der<br />
<strong>Spins</strong> parallel <strong>und</strong> antiparallel zu den<br />
Feldlinien: ➔ Spin Auf <strong>und</strong> Spin Ab<br />
sind die beiden bevorzugten<br />
Spinorientierungen im Magnetfeld.<br />
Das Verhältnis der Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong><br />
beträgt nicht 50:50, sonst würden sich die<br />
<strong>Spins</strong> weiterhin gegenseitig aufheben.<br />
Statt dessen finden wir eine – wenn auch<br />
sehr kleine – Mehrheit von ÜBERSCHUSS-<br />
SPINS, die »aufwärts« zeigen. <strong>Spins</strong>, die<br />
»abwärts« zeigen, sind in der Minderheit.<br />
Die überschüssigen Spinmagnete (m)<br />
addieren sich zu einer nach außen<br />
wirksamen makroskopischen Wirkung –<br />
die MAGNETISIERUNG (M) des Ensembles.<br />
Diese Magnetisierung ist sehr schwach<br />
(Paramagnetismus), verglichen mit dem<br />
wohlbekannten Magnetismus des Eisens<br />
(Ferromagnetismus).<br />
Nebenbei sei bemerkt: Durch das Magnetfeld<br />
werden nicht nur die Protonen des Wasserstoffs<br />
beeinflusst, sondern alle Atomkerne mit <strong>Spins</strong>,<br />
ebenso die Elektronen. Wir beschränken uns hier der<br />
Einfachheit halber auf die für die MR-Bildgebung<br />
relevanten Wasserstoffprotonen.
So entsteht die Magnetisierung<br />
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Spin auf – Spin ab<br />
Ursache der Magnetisierung des<br />
Ensembles ist eine Energieaufspaltung<br />
der <strong>Spins</strong> im Magnetfeld. Den zwei<br />
Spinorientierungen Auf <strong>und</strong> Ab<br />
entsprechen zwei unterschiedliche<br />
Energiezustände. Ein AUFWÄRTS-SPIN hat<br />
eine niedrigere Energie (E–) als im<br />
feldfreien Raum (E), ein ABWÄRTS-SPIN hat<br />
eine höhere Energie (E+).<br />
Vergleichen Sie diese Quantisierung mit<br />
dem Stufenschalter bei einem Mixer. Man<br />
kann die Geschwindigkeit nicht kontinuierlich<br />
verändern, sondern nur in<br />
Sprüngen.<br />
Im Magnetfeld ist der niedrigere<br />
Energiezustand bevorzugt: Es springen<br />
mehr <strong>Spins</strong> in den Zustand niedrigerer<br />
Energie (E–) als zur höheren Energie (E+).<br />
Dieser Aufbau der Magnetisierung dauert<br />
eine gewisse Zeit. Wenn er zu Ende<br />
gekommen ist, ist ein festes Verhältnis<br />
zwischen beiden Niveaus erreicht, das<br />
Ensemble ist im energetischen<br />
Gleichgewicht.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Sie werden sich vielleicht fragen: Wenn es<br />
im Magnetfeld mehr <strong>Spins</strong> mit niedrigerer<br />
Energie gibt, dann ist die Gesamtenergie<br />
des Spinensembles doch gesunken?<br />
Richtig! Die Protonen existieren nicht<br />
alleine im leeren Raum. Sie sind von<br />
einem Atomverband umgeben, auch<br />
GITTER genannt. Die Protonen geben<br />
während des Aufbaus der Magnetisierung<br />
tatsächlich Energie an das Gitter ab. Das<br />
Spinensemble »kühlt ab«, wie ein warmer<br />
Löffel, den man in ein Glas kaltes Wasser<br />
taucht.<br />
Diese »Abkühlung« im Gitter ist die tiefere<br />
Ursache für die Magnetisierung des<br />
Spinensembles in einem Magnetfeld.<br />
Das energetische<br />
Gleichgewicht<br />
zwischen beiden<br />
Niveaus ist tatsächlich<br />
dynamisch:<br />
Unter anderem<br />
springen die <strong>Spins</strong><br />
paarweise von Auf<br />
nach Ab <strong>und</strong><br />
umgekehrt (sie<br />
machen »Flip-Flop«).<br />
Das Verhältnis<br />
zwischen Auf- <strong>und</strong><br />
Ab-<strong>Spins</strong> bleibt dabei<br />
konstant – <strong>und</strong> damit<br />
die nach außen<br />
wirksame<br />
Magnetisierung.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
35<br />
Eine kleine Überschussrechnung<br />
Wir haben gesehen: Die kleine Mehrheit der<br />
Aufwärts-<strong>Spins</strong> ist der Überschuss, der die<br />
Magnetisierung eines Ensembles in Feldrichtung<br />
ergibt. Wie groß ist denn die Zahl der Überschuss-<br />
<strong>Spins</strong>?<br />
Die Anzahl der Überschuss-<strong>Spins</strong> hängt von<br />
mehreren Faktoren ab:<br />
• Sie wächst mit der Zahl der Protonen in einer<br />
Volumeneinheit, also der PROTONENDICHTE.<br />
• Sie wächst mit der Stärke des äußeren<br />
Magnetfeldes.<br />
• Sie sinkt mit steigender Temperatur.<br />
Bei Körpertemperatur <strong>und</strong> einer Feldstärke von<br />
1 Tesla (ca. 20 000 mal stärker als das Erdmagnetfeld)<br />
gibt es unter 1 Million Protonen nur etwa<br />
6 Überschuss-<strong>Spins</strong>, das sind 0,0006 %.<br />
In Prozent lässt sich das nur mit vielen Nullen nach<br />
dem Komma ausdrücken. Verhältnisse im Bereich<br />
1 zu 1 Million nennt man auch PARTS PER MILLION<br />
(ppm). Wir können also einfacher sagen: Bei 1 Tesla<br />
beträgt der Anteil der Überschuss-<strong>Spins</strong> etwa 6 ppm.<br />
Protonen<br />
Überschuss-<strong>Spins</strong><br />
Die Zahl der Überschuss-<strong>Spins</strong> ist somit relativ klein.<br />
Dass dennoch ein messbarer Effekt zustande<br />
kommt, liegt an der großen Zahl von Wasserstoffprotonen<br />
im menschlichen Körper.<br />
Beispiel: Unser Voxel von 1 mm Kantenlänge fasst<br />
1 Kubikmillimeter Wasser, das ist 1 Mikroliter. Dieses<br />
Volumen enthält ungefähr 6,7⋅10 19 Wasserstoffprotonen.<br />
Bei 1 Tesla entstehen etwa 6 ppm<br />
Überschuss-<strong>Spins</strong>. Das heißt: R<strong>und</strong> 400 Billionen<br />
kleine Spinmagnete m addieren sich zur makroskopischen<br />
Magnetisierung M.
So entsteht die Magnetisierung<br />
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Wenn der menschliche Körper einem<br />
starken Magnetfeld ausgesetzt wird,<br />
entsteht im Gewebe eine schwache<br />
Magnetisierung in Richtung der<br />
Feldlinien.<br />
Ursache sind die im Gewebe wirkenden<br />
Kernspins. Die <strong>Spins</strong> richten sich mit dem<br />
Magnetfeld aus, allerdings ungleich<br />
verteilt.<br />
Die meisten Kernspins heben sich<br />
gegenseitig auf. Die Überschuss-<strong>Spins</strong><br />
ergeben in ihrer Summe die nach außen<br />
wirksame Magnetisierung.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Auf den Punkt gebracht Sehr diskret <strong>und</strong> dennoch kontinuierlich ...<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Unser Modell der Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong> ist<br />
noch unvollständig. Es erklärt die<br />
Entstehung der Magnetisierung längs der<br />
Feldlinien, nicht aber, wie diese <strong>Spins</strong> ein<br />
MR-Signal erzeugen können. Daher<br />
werden wir dieses Modell verfeinern<br />
müssen.<br />
Zugegebenermaßen haben wir die<br />
Verhältnisse im Magnetfeld etwas<br />
vereinfacht. Die einzelnen <strong>Spins</strong> sind<br />
keineswegs – auch wenn das manchmal<br />
geglaubt wird – streng Auf oder Ab<br />
ausgerichtet. Aus quantenmechanischen<br />
Gründen nehmen die Protonen eine<br />
Überlagerung ihrer beiden Spinzustände<br />
ein (erst bei einer Beobachtung bzw. einer<br />
Messung springt ein Spin definitiv in den<br />
Auf- oder Ab-Zustand).<br />
Vergleichen Sie dies<br />
mit der Gangschaltung<br />
eines<br />
Autos. Obwohl Sie<br />
beim Fahren immer<br />
in genau einen Gang<br />
schalten (oder die<br />
Automatik tut das),<br />
ändert sich die<br />
Geschwindigkeit des<br />
Autos kontinuierlich.<br />
Ebenso der Spin des<br />
Protons: Er besitzt<br />
genau zwei diskrete<br />
Eigenzustände Auf<br />
<strong>und</strong> Ab, doch kann<br />
kontinuierlich quer<br />
dazu stehen.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
37<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />
Sie haben gesehen, dass die Spinmagnete sich völlig anders verhalten, als<br />
gewöhnliche Stabmagnete, die sich im Magnetfeld in genau einer Richtung<br />
orientieren würden. Spinmagnete wären deshalb als Kompassnadeln<br />
unzuverlässig. Doch sie haben eine Besonderheit, welche die Magnetresonanz<br />
ermöglicht: sie schwingen.<br />
Ein Spielzeugkreisel<br />
Wissen Sie noch, wie Sie mit einem<br />
Spielzeugkreisel gespielt haben? Wenn<br />
Sie den rotierenden Kreisel anstießen,<br />
kippte er ein wenig zur Seite. Er fiel aber<br />
nicht um, sondern begann zu »kegeln«.<br />
So ist die Bewegung eines Kreisels: Seine<br />
Drehachse beschreibt einen Kegel um die<br />
Richtung der Schwerkraft.<br />
Diese Art der Bewegung nennt man<br />
PRÄZESSION.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Magnetische Kreisel im Körper<br />
Und so ist die Bewegung eines <strong>Spins</strong>:<br />
Wenn ein Spin einem Magnetfeld<br />
ausgesetzt ist, muss er ebenso wie ein<br />
Kreisel um die Richtung des Feldes einen<br />
Kegel ausführen. Der Spinmagnet verhält<br />
sich wie ein magnetischer Kreisel. Das ist<br />
die SPINPRÄZESSION.<br />
Beachten Sie bitte, dass nicht das Proton<br />
selbst kreiselt, sondern nur sein Spin bzw.<br />
Spinmagnet (m). Um dies zu unterstreichen,<br />
lassen wir die Kugel endgültig<br />
verschwinden...
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
39<br />
Radiofrequenzen im Magnetfeld<br />
Die Geschwindigkeit, mit der ein Spin um<br />
eine äußere Feldrichtung kreiselt, seine ➔<br />
Frequenz, ist für die Magnetresonanz von<br />
großer Bedeutung. Sie hängt ab<br />
• vom Kerntyp <strong>und</strong><br />
• von der Stärke des angelegten<br />
Magnetfeldes.<br />
Je stärker das Magnetfeld ist, um so<br />
schneller ist das Kreiseln der <strong>Spins</strong>. In<br />
einem Magnetfeld von 1 Tesla ist die<br />
Kreiselfrequenz der Kernspins genau<br />
doppelt so hoch wie in einem 0,5 Tesla-<br />
Feld.<br />
Diese Kreiselfrequenz der <strong>Spins</strong> nennt<br />
man auch LARMORFREQUENZ.<br />
Welche Bedeutung hat die Larmorfrequenz<br />
für die Magnetische Resonanz?<br />
Der Clou ist:<br />
Ebenso wie Funk- oder Radiosignale kann<br />
man Signale von einer Gruppe von<br />
Spinkreiseln empfangen, wenn man<br />
hierzu die technischen Voraussetzungen<br />
schafft.<br />
Zu diesem Zweck muss die Technik des<br />
MR-Gerätes auf die Larmorfrequenz der<br />
<strong>Spins</strong> abgestimmt sein. Ungefähr so, wie<br />
Sie den Abstimmknopf eines Radiogerätes<br />
drehen, um einen bestimmten Sender zu<br />
empfangen.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Zwischen Berg <strong>und</strong> Tal<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />
Von Frequenzen, Drehzahlen <strong>und</strong><br />
Sinuskurven<br />
Was ist eine FREQUENZ? Das ist sozusagen<br />
die »Drehzahl« einer periodischen<br />
Bewegung.<br />
Sie kennen das von Ihrem Fahrzeug,<br />
wenn Sie einen Blick auf den Drehzahlmesser<br />
werfen. Der Drehzahlmesser zeigt<br />
beispielsweise 3 000 Umdrehungen pro<br />
Minute an. Das ist nichts anderes als eine<br />
Frequenz.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
3 000 U/min sind dasselbe wie 50 Umdrehungen<br />
pro Sek<strong>und</strong>e. Für Umdrehung pro<br />
Sek<strong>und</strong>e verwendet man auch die Einheit<br />
HERTZ (Hz), in diesem Fall beträgt die<br />
Frequenz also 50 Hz.<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Umdrehungen können wir auf einer<br />
Zeitachse darstellen. So erhalten wir eine<br />
Wellenlinie mit »Bergen« <strong>und</strong> »Tälern«.<br />
Das ist eine SINUSKURVE. Eine Schwingung<br />
doppelter Frequenz stellen wir durch eine<br />
entsprechend gestauchte Sinuskurve dar.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
41<br />
Präzession präzise gefasst<br />
Die Larmorfrequenz ω wächst proportional<br />
mit dem Magnetfeld B. Es gilt die<br />
Formel:<br />
ω = γ B<br />
(Den konstanten Faktor γ nennt man das<br />
»gyromagnetische Verhältnis« der<br />
Atomkerne.)<br />
Im Erdmagnetfeld präzedieren die <strong>Spins</strong><br />
relativ langsam, mit etwa 2 000 Hz<br />
(2 kHz.)<br />
Die Spinpräzession ist bei den hohen<br />
Feldstärken der MR-Geräte hochfrequent.<br />
Das bedeutet, die <strong>Spins</strong> präzedieren in der<br />
Sek<strong>und</strong>e mit mehreren Millionen<br />
Schwingungen.<br />
Bei 1,0 Tesla beträgt die Larmorfrequenz<br />
der Wasserstoffprotonen etwa 42 MHz,<br />
bei 1,5 Tesla 63 MHz. Eine solche Schwingungsfrequenz<br />
im Megahertz-Bereich<br />
haben auch Radiowellen (UKW bzw. FM).<br />
Da die Stärke des Magnetfeldes des Tomographen<br />
bekannt ist, kennt man auch die<br />
Larmorfrequenz der Protonenspins. Das<br />
MR-Gerät wird auf diese Frequenz<br />
abgestimmt. Die verwendeten HF-Spulen<br />
bauen sozusagen eine »Funkverbindung«<br />
mit den <strong>Spins</strong> auf.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Die xy-Ebene kommt ins Spiel<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />
Lassen Sie uns für das Folgende eine<br />
kleine »Sprachregelung« vereinbaren:<br />
In einem üblichen xyz-Koordinatensystem<br />
legen wir per definitionem die Z-ACHSE in<br />
die Richtung des Magnetfeldes.<br />
Die Ebene quer zu den Feldlinien nennen<br />
wir die XY-EBENE.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
43<br />
Im Gr<strong>und</strong>zustand: Völlig außer Phase<br />
Konzentrieren wir uns auf die Überschuss-<br />
<strong>Spins</strong> eines Ensembles. Wir stellen sie<br />
vereinfacht als ein kreiselndes »Sixpack«<br />
dar. Alle <strong>Spins</strong> präzedieren mit gleicher<br />
Frequenz um die Richtung des äußeren<br />
Magnetfeldes – allerdings nicht im<br />
Gleichklang, sondern völlig zufällig<br />
orientiert.<br />
Anders gesagt: Die <strong>Spins</strong> besitzen alle die<br />
gleiche Frequenz, aber ihre ➔ Phasenlagen<br />
sind völlig beliebig. Daher heben<br />
sich ihre Komponenten quer zum Magnetfeld,<br />
also parallel zur xy-Ebene, statistisch<br />
auf. Wir beobachten nur unsere konstante<br />
Magnetisierung M längs der z-Achse.<br />
Solange die <strong>Spins</strong> solcherart außer Phase<br />
schwingen, geben sie kein nach außen<br />
beobachtbares Signal ab.<br />
Fassen wir zusammen. Das ist der GRUNDZUSTAND<br />
der Kernspins im Magnetfeld:<br />
1. Die Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong> sind im energetischen<br />
Gleichgewicht, die Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die<br />
konstante Magnetisierung.<br />
2. Die <strong>Spins</strong> präzedieren außer Phase, ihre Wirkung<br />
in der xy-Ebene ist Null.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Wie spät ist es?<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />
Über Phasen, Uhrzeiger <strong>und</strong> Jetlags<br />
Eine PHASE ist so etwas wie die Winkelrichtung<br />
eines Uhrzeigers. Sie gibt die<br />
zeitliche Verschiebung einer Schwingung<br />
oder Drehung gegenüber einer anderen<br />
an.<br />
Wenn Ihre Uhr eine St<strong>und</strong>e »vorgehen«<br />
würde, hätte sie eine »Phasenverschiebung«<br />
von 1 St<strong>und</strong>e gegenüber der<br />
Ortszeit. Das können Sie korrigieren,<br />
indem Sie Ihre Uhr richtig stellen. Der<br />
kleine Zeiger bewegt sich dabei um 30°<br />
zurück. Die Zeitverschiebung zwischen<br />
San Francisco <strong>und</strong> New York von<br />
3 St<strong>und</strong>en ist dagegen von dauerhafter<br />
Natur. Über große Entfernungen können<br />
Sie diese zeitliche Phasenverschiebung<br />
nach einem Flug als »Jetlag« spüren. Die<br />
meisten Schwingungen wie z.B.<br />
Radiowellen enthalten solche »Jetlags«.<br />
Wie Sie später sehen werden, nutzt man<br />
gezielt Frequenz- <strong>und</strong> Phasenverschiebungen<br />
zur Erzeugung eines<br />
MR-Bildes aus.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
45<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
In einem Magnetfeld präzedieren die<br />
<strong>Spins</strong> wie Kreisel um die Achse der<br />
Feldrichtung.<br />
Die Präzessionsfrequenz der Spinvektoren<br />
hängt von der Stärke des angelegten<br />
Magnetfeldes ab. Bei den verwendeten<br />
Feldstärken liegt sie im hochfrequenten<br />
Radiowellenbereich.<br />
Im Gr<strong>und</strong>zustand sind Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong><br />
im energetischen Gleichgewicht, die<br />
Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die konstante<br />
Magnetisierung längs der z-Achse. Die<br />
<strong>Spins</strong> präzedieren außer Phase, ihre<br />
Magnetvektoren heben sich quer zum<br />
Feld (xy-Ebene) gegenseitig auf.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
ZUR DISKUSSION<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />
Quantenmechanische Unbestimmtheit<br />
Unser Vektormodell des <strong>Spins</strong><br />
kennzeichnet einen Spin in einem<br />
überlagerten Zustand von Auf <strong>und</strong> Ab,<br />
der Querzustände zulässt.<br />
Der Querzustand eines <strong>Spins</strong> ist<br />
unbestimmt, wenn man seine<br />
z-Komponente kennt, <strong>und</strong> umgekehrt.<br />
Wegen des Unbestimmtheitscharakters<br />
der Spinzustände arbeitet die Quantenmechanik<br />
mit den Erwartungswerten von<br />
Spinoperatoren. Der Erwartungswert ist<br />
der im Mittel zu erwartende Wert über<br />
eine lange Messreihe. Er verhält sich<br />
glücklicherweise im Magnetfeld wie ein<br />
präzidierender Vektor. Dies ermöglicht<br />
unsere veranschaulichende Darstellung.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
47<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Im Gr<strong>und</strong>zustand kreiseln die <strong>Spins</strong> im Magnetfeld <strong>und</strong> halten ein energetisches<br />
Gleichgewicht aufrecht. Dies erzeugt eine konstante Magnetisierung im Körper.<br />
Das Wesen der Magnetresonanz besteht darin, die Magnetisierung aus ihrer<br />
Ruhelage auszulenken, indem man gezielt das Gleichgewicht der <strong>Spins</strong> stört.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Magnetische Frisbee-Scheiben<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Wie bringt man die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht,<br />
ändert ihre Auf-Ab-Verteilung, ihre Phasenlagen,<br />
ihre Orientierung?<br />
Beispielsweise, indem man sie durch eine Magnetwelle<br />
anregt. Die Welle ist kurz <strong>und</strong> hochfrequent<br />
(HF), darum nennt man sie ➔ HF-Puls.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Wie soll man sich einen HF-Puls<br />
vorstellen? Denken Sie beispielsweise an<br />
eine magnetische Frisbee-Scheibe,<br />
die plötzlich quer durch das statische<br />
Magnetfeld fliegt.<br />
Was macht die Frisbee-Scheibe? Sie wirkt<br />
als rotierender Magnet, der gezielt das<br />
homogene Magnetfeld stört.<br />
Der HF-Puls<br />
Die modernen,<br />
zur MR-Bildgebung<br />
verwendeten<br />
HF-Spulen senden<br />
einen HF-Puls als<br />
zirkular polarisierte<br />
Welle. Diese enthält<br />
ein rotierendes<br />
Magnetfeld.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
49<br />
Die Magnetische Resonanzbedingung<br />
Wieso »stört« der HF-Puls die <strong>Spins</strong>?<br />
Wenn er die »falsche« Frequenz hat,<br />
überhaupt nicht.<br />
Entscheidend ist: Um die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen zu können, muss<br />
der HF-Puls in ➔ Resonanz mit den <strong>Spins</strong><br />
sein. Das heißt, der rotierende Magnet<br />
muss sich genauso schnell drehen wie die<br />
magnetischen Spinkreisel.<br />
Diese Resonanzbedingung bedeutet<br />
physikalisch:<br />
Die Schwingfrequenz des HF-Pulses muss<br />
mit der Larmorfrequenz der <strong>Spins</strong><br />
übereinstimmen.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Im Einklang sein<br />
Stimmgabeln in Resonanz<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Die Resonanzanregung bei MR können<br />
wir mit der Schwingung von Stimmgabeln<br />
vergleichen. Eine angeschlagene<br />
Stimmgabel beginnt zu schwingen <strong>und</strong><br />
erzeugt einen bestimmten Ton. Die<br />
Tonhöhe entspricht der Schwingfrequenz<br />
der akustischen Welle.<br />
Eine zweite Stimmgabel wird genau dann<br />
durch die Schallwelle in Schwingung<br />
versetzt, wenn ihre Eigenfrequenz mit der<br />
Frequenz der akustischen Welle, also der<br />
Tonhöhe, übereinstimmt: Die beiden<br />
Stimmgabeln sind in RESONANZ.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
51<br />
Im Gleichtakt mit dem Spinkarussell<br />
Was geschieht nun genau bei der Magnetresonanz?<br />
Behelfen wir uns zunächst wieder mit einer<br />
anschaulichen Analogie.<br />
Stellen Sie sich bitte vor, »Sie sind« der rotierende<br />
Magnet (d.h. der HF-Puls). Nun müssen Sie unbedingt<br />
mit den kreiselnden <strong>Spins</strong> in Resonanz treten.<br />
Hierzu laufen Sie um das Spinkarussell <strong>und</strong> werfen<br />
Steine in eine rotierende »Spinwaage«. Sie haben<br />
nur begrenzte Zeit. Wenn Sie zu schnell oder zu langsam<br />
um das Spinkarussell laufen, gerät die Sache<br />
außer Tritt. Dann können Sie immer nur nach einer<br />
kompletten Umdrehung die Waage wieder einholen<br />
<strong>und</strong> einen Stein hineinwerfen. Wenn Sie dagegen im<br />
Gleichtritt mit der Spinwaage laufen, können Sie die<br />
ganze Zeit Steine in die Waagschale füllen.<br />
»Steter Tropfen höhlt den Stein«: Die Spinwaage gerät<br />
aus dem Gleichgewicht. Wir sehen die Magnetisierung<br />
einfach umkippen.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Pulse <strong>und</strong> Kippwinkel<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Die Magnetisierung wird um so weiter kippen <strong>und</strong><br />
umklappen, je stärker die Energie des anregenden<br />
HF-Pulses ist. Den Endwinkel der Kippung nennt<br />
man den KIPPWINKEL oder Flipwinkel (α).<br />
Ein 180°-PULS klappt die<br />
Magnetisierung in die ➔<br />
entgegengesetzte<br />
Richtung der z-Achse.<br />
Ein 90°-PULS kippt<br />
die Magnetisierung<br />
genau in die<br />
➔ xy-Ebene.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
53<br />
ZUR DISKUSSION<br />
180° – Der Handstand der Überschuss-<strong>Spins</strong><br />
Wie stellt sich das Kippen der<br />
Magnetisierung aus der Sicht der <strong>Spins</strong><br />
dar? Versetzen wir uns in die Lage der<br />
<strong>Spins</strong>.<br />
Zur Erklärung der Wirkung des<br />
180°-Pulses erlauben wir uns ein<br />
vereinfachtes Bild.<br />
Angenommen, »Sie sind« einer der<br />
Überschuss-<strong>Spins</strong> unseres »Sixpacks«.<br />
Der HF-Puls überträgt Energie auf Sie,<br />
<strong>und</strong> »zwar so gehörig, dass Sie einen<br />
Handstand machen«.<br />
Vor dem 180°-Puls
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Nach dem 180°-Puls<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
So auch die <strong>Spins</strong>: sie »flippen«, d.h. sie<br />
springen vom Auf-Zustand in den energiereicheren<br />
Ab-Zustand. (Der Handstand ist<br />
der labilere <strong>und</strong> energiereichere Zustand.)<br />
Nach einem 180°-Puls sind alle<br />
Überschuss-<strong>Spins</strong> vom Auf-Zustand in den<br />
Ab-Zustand gesprungen.<br />
Die Magnetisierung zeigt nun in die<br />
Gegenrichtung.<br />
Wie sich später zeigt, ist auch für das<br />
Spinensemble dieser Zustand der labilere.<br />
Es wird wieder in das energetische<br />
Gleichgewicht zurückkehren.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
55<br />
90° – Phasen in Gleichklang bringen<br />
Durch einen 90°-Puls entsteht eine<br />
Magnetisierung in Querrichtung, in der<br />
xy-Ebene. Hier reicht unser Bild der<br />
flippenden <strong>Spins</strong> nicht aus. Wir müssen<br />
etwas genauer hinschauen.<br />
Solange der HF-Puls andauert, wirken<br />
zwei Magnetfelder zugleich: das statische<br />
Feld <strong>und</strong> kurzzeitig das rotierende<br />
HF-Feld. Durch einen Trick können wir das<br />
statische Feld verschwinden lassen:<br />
Wir begeben uns mit den <strong>Spins</strong> auf das<br />
Spinkarussell. Hier »spüren« die <strong>Spins</strong><br />
effektiv nur noch das rotierende HF-Feld<br />
(den Frisbee-<strong>Magnete</strong>n). Da es in<br />
Resonanz mit den <strong>Spins</strong> rotiert, erscheint<br />
seine Achse für die <strong>Spins</strong> statisch (sie zeigt<br />
in unserem Beispiel nach vorne). Wie<br />
reagieren die <strong>Spins</strong> auf diesen Magnetvektor?<br />
Natürlich, sie präzidieren um<br />
dessen Wirkungsachse.<br />
Die ursprüngliche Längsmagnetisierung<br />
in z-Richtung wird so durch einen 90°-Puls<br />
in die xy-Ebene verteilt. Heben sich die<br />
xy-Komponenten der <strong>Spins</strong> nun wieder<br />
wegen Phasenungleichheit auf?<br />
Vor dem 90°− Puls<br />
Am Ende des 90°°−<br />
Pulses<br />
Sicher nicht, denn dann wäre am Ende eines<br />
90°<br />
-Pulses die Magnetisierung in allen Richtungen<br />
Null.<br />
Unser Bild demonstriert jedoch: Die xy-Komponenten<br />
der <strong>Spins</strong> zeigen nicht mehr »wild« in alle<br />
Richtungen, sondern weitgehend in die gleiche<br />
Richtung (in unserem Beispiel nach rechts).
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Der 90°<br />
-Puls bringt die Phasen der <strong>Spins</strong><br />
also in Gleichklang. Nach dem gemeinsamen<br />
Kreiseln der Spinvektoren um die<br />
Achse des HF-Pulses konzentrieren sie<br />
sich in horizontaler Richtung. Es ist<br />
ungefähr so, als hätte sich das ganze<br />
Sixpack nach rechts »gelegt«.<br />
Nun sind die z-Komponenten der<br />
einzelnen <strong>Spins</strong> unbestimmt. Über das<br />
gesamte Ensemble heben sie sich<br />
statistisch auf. Die Längsmagnetisierung<br />
ist Null.<br />
Nach dem Puls spüren die <strong>Spins</strong> nur noch<br />
das statische Magnetfeld <strong>und</strong> kreiseln<br />
weiter um die z-Achse. Da sie phasenkohärent<br />
präzedieren, erzeugen sie in<br />
Summe eine Magnetisierung in der<br />
xy-Ebene, eine Quermagnetisierung,<br />
die<br />
genauso groß ist wie die ursprüngliche<br />
Längsmagnetisierung. Die Magnetisierung<br />
ist um 90°<br />
gekippt.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht<br />
Nach dem 90°-Puls
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
57<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Ein HF-Puls bringt das Spinensemble aus<br />
dem Gleichgewicht. Er muss hierzu die<br />
Resonanzbedingung erfüllen: Die<br />
Schwingfrequenz des HF-Pulses muss mit<br />
der Larmorfrequenz der <strong>Spins</strong> übereinstimmen.<br />
Ein 90°<br />
-Puls kippt die Magnetisierung in<br />
die xy-Ebene. Ein 180°<br />
-Puls klappt die<br />
Magnetisierung in die entgegengesetzte<br />
Richtung der z-Achse.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal<br />
entsteht
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
59<br />
Wie das MR-Signal entsteht<br />
Gestört durch einen HF-Puls kippt die Magnetisierung <strong>und</strong> erzeugt eine<br />
Komponente in der xy-Ebene. Lassen Sie uns nun betrachten, wie die<br />
umgeklappte Magnetisierung ein Signal erzeugen kann.<br />
Die Magnetisierung zerlegen<br />
Wir können die Magnetisierung wie einen<br />
Vektor in zwei zueinander senkrechte<br />
Komponenten zerlegen:<br />
Die LÄNGSMAGNETISIERUNG Mz<br />
ist der<br />
Anteil des Vektors in Richtung der<br />
z-Achse, also entlang des äußeren<br />
Magnetfelds.<br />
Die QUERMAGNETISIERUNG Mxy<br />
ist die<br />
Komponente des Vektors, die in der<br />
xy-Ebene um das äußere Magnetfeld<br />
rotiert. Wie schnell rotiert sie? Die<br />
rotierende Quermagnetisierung ist die<br />
Summe der Spinvektoren, die in gleicher<br />
Phase in der xy-Ebene kreiseln – mit der<br />
Larmorfrequenz. Also rotiert auch die<br />
Quermagnetisierung mit der Larmorfrequenz.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Die Quermagnetisierung erzeugt das MR-Signal<br />
Die Quermagnetisierung wirkt wie ein rotierender<br />
Magnet. Man kann eine Spule in dieses rotierende<br />
Magnetfeld bringen. Es erzeugt naturgemäß in der<br />
Spule eine ➔ elektrische Spannung.<br />
Der zeitliche Verlauf dieser Spannung ist das<br />
MR-SIGNAL.<br />
Das MR-Signal ist um so stärker, je<br />
größer die Quermagnetisierung ist. Es fällt relativ<br />
schnell ab.<br />
Da die Quermagnetisierung nach dem Ende des<br />
HF-Pulses<br />
• frei rotiert,<br />
•<br />
•<br />
dabei ein Signal induziert <strong>und</strong><br />
wieder abfällt,<br />
nennt man dieses MR-Signal den FREIEN<br />
INDUKTIONSABFALL,<br />
kurz FID (free induction decay).<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal entsteht<br />
Den Gr<strong>und</strong> für den Signalabfall erläutern wir im<br />
nächsten Kapitel.
1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />
61<br />
Die Spannung wächst<br />
Wissenswertes über die elektromagnetische Induktion<br />
Aus der Elektrotechnik ist bekannt: Ein<br />
sich in seiner Stärke oder Richtung<br />
änderndes Magnetfeld erzeugt in einer<br />
Spule eine elektrische Spannung. Das ist<br />
die elektromagnetische Induktion.<br />
Wir nutzen die Induktion im Alltag häufig. In einem<br />
Fahrraddynamo beispielsweise rotiert ein durch das<br />
Rad angetriebener Magnet. Damit ändert sich<br />
ständig die Richtung seines Magnetfelds. Diese<br />
Magnetfeldänderung erzeugt (induziert) in der<br />
Dynamospule eine elektrische Spannung. Es kann<br />
ein Strom fließen, der die Fahrradlampe leuchten<br />
lässt. Je schneller der Dynamomagnet rotiert, um so<br />
höher ist die induzierte Spannung, <strong>und</strong> um so heller<br />
leuchtet die Fahrradlampe.
Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />
Magnetisierung<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />
Magnetfeld<br />
Sie haben gesehen, wie eine zunächst<br />
unmagnetische Probe in einem statischen<br />
Magnetfeld magnetisiert wird. Aus<br />
energetischen Gründen baut sich in<br />
Richtung des äußeren Feldes eine<br />
Magnetisierung auf.<br />
Das energetische Gleichgewicht ist<br />
dynamisch:<br />
Die einzelnen Kernspins<br />
wechseln spontan ihren Energiezustand.<br />
Die Gesamtzahl der Überschuss-<strong>Spins</strong><br />
bleibt jedoch gleich <strong>und</strong> hält somit die<br />
konstante Magnetisierung aufrecht.<br />
Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />
Gleichgewicht bringen<br />
Wie das MR-Signal entsteht<br />
Ein HF-Puls bringt das Spinensemble<br />
aus seinem ursprünglichen Gleichgewicht.<br />
Nach dem Ende eines 90°<br />
-Pulses ist<br />
die Längsmagnetisierung in die<br />
xy-Ebene gekippt. Sie rotiert als<br />
Quermagnetisierung mit der<br />
Larmorfrequenz.<br />
Die rotierende Quermagnetisierung<br />
erzeugt das MR-Signal, das schnell<br />
wieder ab fällt (FID).
263
Relaxation verstehen<br />
Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T1)<br />
Über<br />
Spinerholung<br />
<strong>und</strong> Echos<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T2)<br />
Das Spinecho (T2<br />
*) Das Gradientenecho<br />
Nach einem 90°-Puls ist die<br />
Längsmagnetisierung Null, sie rotiert als<br />
Quermagnetisierung in der xy-Ebene.<br />
Bleibt dieser Zustand bestehen? Nein.<br />
Die Quermagnetisierung geht relativ schnell<br />
wieder verloren, deshalb fällt das MR-Signal ab.<br />
Wir werden sehen, dass die Längsmagneti-<br />
sierung nach dem 90°-Puls wieder zu ihrer alten<br />
Größe anwächst – so, »als wäre nichts<br />
geschehen«.<br />
Diesen Vorgang nennt man RELAXATION.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
65<br />
Relaxation verstehen<br />
Nach jeder Störung durch einen HF-Puls nehmen die <strong>Spins</strong> wieder ihren<br />
Gr<strong>und</strong>zustand ein, sie »erholen« sich. Wir werden feststellen, dass wir diese<br />
RELAXATION durch zwei voneinander unabhängige Prozesse beschreiben können,<br />
indem wir Längsmagnetisierung <strong>und</strong> Quermagnetisierung getrennt betrachten.<br />
Längs <strong>und</strong> Quer<br />
Man könnte glauben, wenn die<br />
Quermagnetisierung zerfällt <strong>und</strong> die<br />
Längsmagnetisierung sich wieder<br />
aufbaut, dann bedeutet dies: Die<br />
Magnetisierung, sich selbst überlassen,<br />
kippt wieder in die z-Richtung zurück ...<br />
Das stimmt jedoch nicht.<br />
Die Quermagnetisierung Mxy zerfällt<br />
schneller, als die Längsmagnetisierung Mz sich wieder aufbaut. Beide Prozesse<br />
verlaufen ➔ exponentiell.<br />
Der Aufbau der Längsmagnetisierung<br />
dauert eine gewisse Zeit (T1 ). Innerhalb<br />
kürzerer Zeit ist die Quermagnetisierung<br />
schon verschw<strong>und</strong>en (T2 ).
Relaxation verstehen<br />
Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Eine fallende Kiste<br />
Vergleichen wir dies mit einer fallenden<br />
Kiste. Wenn man sie von einem hohen<br />
Turm aus abwirft, fällt sie mit wachsender<br />
Geschwindigkeit auf den Erdboden<br />
nieder. Ursache ist die Schwerkraft der<br />
Erde. So weit so gut.<br />
Wenn man die Kiste von einem Flugzeug<br />
aus abwirft, wirken zwei »Kräfte«<br />
zugleich: 1. die Schwerkraft, 2. die<br />
Bewegungsenergie in Flugrichtung.<br />
Die tatsächliche Bewegung der Kiste<br />
ist eine Überlagerung der beiden<br />
voneinander unabhängigen<br />
Bewegungen. Während die Kiste immer<br />
tiefer fällt, fliegt sie kaum noch in<br />
Flugrichtung weiter.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
67<br />
Bergauf <strong>und</strong> bergab<br />
Zinseszins <strong>und</strong> exponentielles Wachstum<br />
Viele natürliche <strong>und</strong> soziale Prozesse<br />
haben einen mathematisch einfachen<br />
Verlauf: sie sind EXPONENTIELL. Die<br />
Vermehrung von Bakterien, die Abnahme<br />
radioaktiver Strahlung, der Zinseszins, all<br />
dies verläuft exponentiell. So auch die<br />
Spinerholung. Gr<strong>und</strong> genug, sich damit<br />
zu beschäftigen.<br />
Der Zinseszins ist ein Beispiel für<br />
ungebremstes Wachstum. Angenommen,<br />
Sie besitzen Aktien oder Fonds im Wert<br />
von 10 000 Euro, die im Schnitt mit 10 %<br />
verzinst sind. Dann ist Ihr Vermögen nach<br />
10 Jahren auf etwa 26 000 Euro<br />
gewachsen, nach 20 Jahren auf<br />
67 000 Euro, nach 50 Jahren beträgt es<br />
ganze 1,2 Millionen Euro.
Relaxation verstehen<br />
Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Ein Beispiel für exponentielle Abnahme<br />
ist eine Währungsinflation. Stellen Sie<br />
sich vor, Sie hätten 100 000 Euro Bargeld,<br />
<strong>und</strong> die Inflationsrate betrüge satte 10 %.<br />
Dann wäre Ihr Geld nach 10 Jahren nur<br />
noch etwa 34 000 Euro wert, nach<br />
20 Jahren etwa 12 000 Euro <strong>und</strong> nach<br />
50 Jahren ist Ihr Geld praktisch wertlos.<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
69<br />
Was ist eine Relaxation?<br />
Eine RELAXATION ist ein dynamischer<br />
Prozess: Ein System kehrt aus einem<br />
Nichtgleichgewichtszustand in sein<br />
Gleichgewicht zurück.<br />
Der Verlauf bremst ab, bis ein<br />
Sättigungswert erreicht ist:<br />
Die Relaxation ist um so stärker,<br />
je weiter das System noch im<br />
Nichtgleichgewicht ist. Je näher das<br />
Gleichgewicht bzw. die Wachstumsgrenze<br />
rückt, um so schwächer wird die Relaxation<br />
(die Kurve flacht mit der Zeit ab).<br />
Ungefähr so, wie ein gespanntes<br />
Gummiband weniger stark zurückschnellt,<br />
wenn es weniger gespannt ist.<br />
Nichtgleichgewicht<br />
Gleichgewicht<br />
Wenn die Relaxation exponentiell verläuft, kann man sie<br />
durch ihre ZEITKONSTANTE T beschreiben:<br />
Nach der Zeit T ist die relaxierende Größe auf etwa 63 %<br />
ihres Endwerts angewachsen. Nach 2T beträgt sie bereits<br />
86 %, nach 3T etwa 95 % des Endwerts. Nach der Zeit 5T ist<br />
der Prozess fast ganz abgeschlossen <strong>und</strong> der<br />
Gleichgewichtszustand erreicht.
Relaxation verstehen<br />
Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Bergab geht ‘s schneller als bergauf<br />
Fassen wir zusammen: Während die Längsmagnetisierung<br />
sich aufbaut, zerfällt die Quermagnetisierung.<br />
Die Quermagnetisierung nimmt wesentlich rascher ab,<br />
als die Längsmagnetisierung anwächst.<br />
Die Zeitkonstanten heißen T 1 <strong>und</strong> T 2 .<br />
Längs – Bergauf – T1 Quer – Bergab – T2 Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Die T2-Konstante ist also im Normalfall<br />
bedeutend kürzer als die T1-Konstante.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
71<br />
Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1)<br />
Nach einer gewissen Zeit erholt sich die Längsmagnetisierung wieder vollständig von der<br />
Störung durch den HF-Puls. Das Spinensemble strebt im statischen Magnetfeld seinem<br />
energetischen Gleichgewichtszustand zu.<br />
Zurück in den Gleichgewichtszustand<br />
Der Aufbau der Längsmagnetisierung ist ein<br />
exponentieller Prozess. Das ist die<br />
LÄNGSRELAXATION. Ihre Zeitkonstante nennt<br />
man T1 .<br />
Nach Ablauf der Zeit T1 ist die<br />
Längsmagnetisierung Mz auf etwa 63 % ihres<br />
Endwerts angewachsen. Nach 5 mal T1 hat<br />
sie sich vollständig aufgebaut.<br />
Ist die Zeitkonstante T1 überall gleich? Im<br />
gesamten Körper, für alle Gewebe? Nein, zum<br />
Glück nicht. Die T1-Konstante hängt vom<br />
betroffenen Gewebe ab, sie ist gewebespezifisch.
Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1 )<br />
Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
T 1 -Konstanten unter der Lupe<br />
Verschiedene Gewebearten zeigen unterschiedliche<br />
Relaxationszeiten. Dies ist der Schlüssel zu dem großen<br />
Bildkontrast, der mit MR erreicht werden kann.<br />
Fett<br />
weiße Substanz<br />
graue Substanz<br />
Liquor<br />
Wie die Tabelle zeigt, ist die T1-Konstante auch<br />
feldstärkeabhängig.<br />
T1-Konstanten (in ms)<br />
0,2 Tesla 1,0 Tesla 1,5 Tesla<br />
Fett 240<br />
Muskel 370 730 863<br />
Weiße Substanz 388 680 783<br />
Graue Substanz 492 809 917<br />
Liquor 1400 2500 3000<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Wieso geschieht dies?<br />
Die Energie der angeregten <strong>Spins</strong> geht durch<br />
Wechselwirkung mit dem ➔ Gitter wieder verloren.<br />
Einfache Merkregel:<br />
Fett hat kurzes T1 ,<br />
Wasser hat langes T1 .
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
ZUR DISKUSSION<br />
73<br />
Die Spin-Gitter-Relaxation<br />
Die Protonen wechseln<br />
ihren Spinzustand bei<br />
Resonanz. Wodurch<br />
springen sie nach Ende<br />
des HF-Pulses wieder ins<br />
Gleichgewicht zurück?<br />
Tatsächlich »spüren« die<br />
Protonen permanent<br />
lokal schwankende<br />
Magnetfelder, die durch<br />
die Molekularbewegung<br />
hervorgerufen werden<br />
(»magnetisches Rauschen«).<br />
Diese winzigen<br />
Magnetfeldschwankungen<br />
überlagern das<br />
äußere Magnetfeld. Den<br />
stärksten Einfluss haben<br />
jene magnetischen Feldschwankungen,<br />
die mit<br />
dem Kreiseln (Larmorfrequenz)<br />
der Protonen<br />
übereinstimmen <strong>und</strong><br />
quer zum Hauptfeld<br />
schwingen. Sie wirken<br />
wie kleine HF-Pulse <strong>und</strong><br />
lassen die <strong>Spins</strong><br />
»flippen«.<br />
Fett<br />
weiße Substanz<br />
graue Substanz<br />
Liquor
Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1 )<br />
Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Die Umgebung eines Protons besteht oft<br />
aus größeren Molekülen (Lipide) <strong>und</strong><br />
Makromolekülen (Proteine).<br />
Wasserstoffprotonen innerhalb eines<br />
relativ gering beweglichen Fettmoleküls<br />
ebenso wie Protonen, die an Protein<br />
angelagert sind, spüren die lokalen<br />
Feldschwankungen stark: Sie wechseln<br />
schnell ihren Spinzustand. Fettgewebe<br />
beispielsweise zeigt daher eine relativ<br />
kurze T1-Relaxation. In Flüssigkeiten ist die Molekularbewegung<br />
des Wassers bedeutend<br />
schneller als die meisten Feldschwankungen.<br />
<strong>Resonanzen</strong> mit<br />
schwingenden Magnetfeldern sind<br />
seltener <strong>und</strong> schwächer: Die Protonen<br />
wechseln nicht so schnell ihren<br />
Spinzustand. Reines Wasser <strong>und</strong> die<br />
Gehirnflüssigkeit (Liquor) zeigen daher<br />
eine relativ lange T1-Relaxation. Woher kommen die Feldschwankungen?<br />
Sie entstehen durch magnetische<br />
Dipolfelder von ungepaarten Elektronen<br />
<strong>und</strong> anderen Kernen.<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Wieso »Spin-Gitter-Relaxation«? Die<br />
Umgebung eines Protons nennt man<br />
»Gitter«, auch bei Flüssigkeiten, obwohl<br />
ursprünglich die Gitterstrukturen in<br />
Festkörpern gemeint sind. Da das<br />
Spinensemble während der<br />
Längsrelaxation Energie an das Gitter<br />
abgibt, nennt man den T1-Prozess auch<br />
SPIN-GITTER-RELAXATION. Dieser Prozess<br />
findet nicht nur nach der Störung durch<br />
einen HF-Puls statt, sondern bereits beim<br />
Aufbau der Längsmagnetisierung,<br />
nachdem der Patient in das Magnetfeld<br />
gebracht wurde.<br />
Wir haben gezeigt: Die T1-Konstante hängt von der Größe der Gewebemoleküle,<br />
ihrer Mobilität <strong>und</strong> der Art ihrer<br />
Umgebung ab. Sie gibt an, wie schnell ein<br />
Spinensemble innerhalb eines bestimmten<br />
Gewebes seine überschüssige<br />
magnetische Energie an das Gitter<br />
abgeben kann.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
75<br />
Ein Vorgeschmack auf den T 1 -Kontrast<br />
Da verschiedene Gewebetypen<br />
unterschiedliche T1-Relaxationen zeigen,<br />
kann die MR-Bildgebung diese<br />
Unterschiede als Bildkontrast darstellen.<br />
Wie dies genau geschieht, erläutern wir in<br />
einem folgenden Kapitel.<br />
Dies ist der diagnostische Nutzen:<br />
Pathologisches Gewebe besitzt eine<br />
andere Wasserkonzentration als das<br />
umgebende Gewebe <strong>und</strong> damit andere<br />
Relaxationskonstanten. Die Relaxationsunterschiede<br />
werden als Kontrast im<br />
MR-Bild sichtbar.<br />
T 1<br />
Im T1-Kontrast erscheint<br />
Liquor dunkel
Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1 )<br />
Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Nach einer Störung kehrt das<br />
Spinensemble in sein energetisches<br />
Gleichgewicht zurück. Die<br />
Längsmagnetisierung baut sich in<br />
wenigen Sek<strong>und</strong>en wieder vollständig<br />
auf. Dieser Vorgang ist die<br />
Längsrelaxation.<br />
Die Längsrelaxation folgt einem<br />
exponentiellen Wachstumsverlauf, der<br />
durch die Zeitkonstante T1 charakterisiert<br />
ist. T1 ist ein Maß für den Aufbau der<br />
Längsmagnetisierung.<br />
Die T1-Konstante ist gewebeabhängig.<br />
Diese Eigenschaft wird für den Kontrast<br />
im MR-Bild ausgenutzt.<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Ursache für die T1-Relaxation sind lokale<br />
Magnetfeldschwankungen, die durch die<br />
Molekularbewegung hervorgerufen<br />
werden. Am stärksten wirken<br />
Magnetfeldschwingungen im Bereich der<br />
Larmorfrequenz. Unter ihrem Einfluss<br />
wechseln die Protonen ihren Spinzustand.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
77<br />
Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2)<br />
Nach einem 90°-Puls entsteht eine rotierende Quermagnetisierung, die das<br />
MR-Signal erzeugt. Dieses Signal, der Freie Induktionszerfall (FID), klingt schnell<br />
wieder ab. Das heißt, die Quermagnetisierung geht wieder verloren.<br />
Offensichtlich geraten die <strong>Spins</strong> wieder außer Phase.<br />
Die <strong>Spins</strong> geraten außer Phase<br />
Direkt nach<br />
dem HF-Puls<br />
kreiseln die <strong>Spins</strong><br />
phasenkohärent,<br />
sie verhalten sich wie<br />
ein einziger großer<br />
Magnet, der in der<br />
xy-Ebene rotiert.<br />
Wegen<br />
unvermeidlicher<br />
Wechselwirkungen<br />
geht die Kohärenz<br />
zwischen den<br />
kreiselnden <strong>Spins</strong><br />
wieder verloren.<br />
Die <strong>Spins</strong> geraten<br />
außer Phase, die<br />
Quermagnetisierung<br />
nimmt ab.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />
Für das Verständnis der MR-Bildgebung ist<br />
dieser Vorgang gr<strong>und</strong>legend: Die <strong>Spins</strong><br />
DEPHASIEREN, d.h. die rotierende<br />
Quermagnetisierung wird wieder in ihre<br />
einzelnen Spinmagnete »aufgefächert«<br />
<strong>und</strong> daher immer kleiner. Das MR-Signal<br />
klingt exponentiell ab.<br />
Das ist die QUERRELAXATION. Ihre<br />
Zeitkonstante nennt man T2 . Wie wir<br />
später sehen werden, ist diese Zeit nur<br />
ideal. Praktisch fällt der FID schneller ab.<br />
Die Phasenkohärenz der <strong>Spins</strong> ist nach der<br />
Zeit T2 auf ca. 37 % gesunken, nach 2 mal<br />
T2 auf ca. 14 % <strong>und</strong> nach 5 mal T2 ist sie<br />
fast vollständig verschw<strong>und</strong>en.<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Zum Beispiel Wettläufer ...<br />
Wir können dies<br />
mit einer Gruppe von<br />
Wettläufern vergleichen.<br />
Während des Starts sind<br />
sie noch auf einer Linie.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
79<br />
Nach dem Start laufen die Wettläufer wegen ihrer<br />
unterschiedlichen Geschwindigkeiten immer weiter<br />
auseinander. Als Zuschauer stellen Sie fest, dass die<br />
auf der Startlinie noch vorhandene Ordnung unter<br />
den Läufern – sagen wir ruhig Kohärenz – während<br />
des Rennens schnell verloren geht.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
T 2 -Konstanten unter der Lupe<br />
Fett<br />
weiße Substanz<br />
Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />
Auch die Zeitkonstante T 2 ist gewebespezifisch.<br />
Liquor<br />
graue Substanz<br />
Die T2-Konstanten sind weitgehend unabhängig<br />
von der Feldstärke.<br />
T2-Konstanten (in ms)<br />
Fett 84<br />
Muskel 47<br />
Weiße Substanz 92<br />
Graue Substanz 101<br />
Liquor 1400<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Es gilt das gleiche<br />
wie bei der T1-Konstante: Fett hat kurzes T2 ,<br />
Wasser hat langes T2 .
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
81<br />
Was ist bei der Querrelaxation anders?<br />
Die Relaxationsprozesse, die die Zunahme<br />
der Längsmagnetisierung bestimmen,<br />
führen auch zum Abfall der Quermagnetisierung<br />
(vergleichbar der<br />
fallenden Kiste, die auf jeden Fall der<br />
Schwerkraft unterworfen ist). Da die<br />
Quermagnetisierung schneller abnimmt,<br />
als die Längsmagnetisierung zunimmt,<br />
muss ihrem Zerfall ein weiterer<br />
Mechanismus zugr<strong>und</strong>e liegen (die Kiste<br />
wird zusätzlich mit der Geschwindigkeit<br />
des Flugzeugs abgeworfen).<br />
Die Zusatzprozesse sind vor allem ➔ Spin-<br />
Spin-Wechselwirkungen innerhalb des<br />
Ensembles.<br />
ZUR DISKUSSION<br />
Die Spin–Spin-Relaxation<br />
Obwohl die Wechselwirkung zwischen den <strong>Spins</strong> nicht<br />
die einzige Ursache für die Querrelaxation ist, hat sich<br />
der Begriff SPIN-SPIN-RELAXATION eingebürgert.<br />
Wie dargestellt, sind schwankende Magnetfelder in der<br />
Nähe der Larmorfrequenz verantwortlich dafür, dass die<br />
Protonen ihre Spinzustände ändern. Dies ist die Ursache<br />
für die Längsrelaxation. Sie hat auch ihre Querwirkung:<br />
Beim Ändern eines Spinzustandes geht stets auch die<br />
Phase verloren. Flippende <strong>Spins</strong> verlieren ihre Phasenkohärenz,<br />
die Spinkreisel beginnen zu dephasieren. Das<br />
heißt, die dynamischen Prozesse der Längsrelaxation<br />
verursachen auch die Querrelaxation.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />
Darüberhinaus ändert der Wechsel eines<br />
Spinzustandes das lokale Feld um einen<br />
kleinen Betrag. Die z-Komponente des<br />
<strong>Spins</strong> zeigt ja nun in die Gegenrichtung.<br />
Benachbarte Protonen spüren dann eine<br />
lokale Magnetfeldänderung in z-Richtung,<br />
die etwa 1 Millitesla beträgt.<br />
Was bedeutet dies für die <strong>Spins</strong>? Wenn das<br />
statische Magnetfeld lokale Unterschiede<br />
aufweist, sind auch die Kreiselfrequenzen<br />
(Präzession) in diesem Bereich<br />
unterschiedlich. Die Präzessionsfrequenzen<br />
der angeregten <strong>Spins</strong> streuen<br />
aus diesem Gr<strong>und</strong>e um etwa 40 kHz um<br />
die normale Larmorfrequenz.<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Die kreiselnden Spinmagnete geraten<br />
wegen dieser leicht unterschiedlichen<br />
Präzessionsfrequenzen zusätzlich außer<br />
Tritt. Wie unterschiedlich schnelle<br />
Wettläufer, die auseinander laufen. Ihre<br />
gemeinsame Wirkung wird schwächer<br />
<strong>und</strong> verschwindet, noch ehe sich die<br />
Längsmagnetisierung wieder aufgebaut<br />
hat.<br />
Innerhalb eines Voxels können<br />
unterschiedliche Gewebetypen<br />
zusammentreffen. Die Querrelaxation ist<br />
dann das Ergebnis einer komplexen<br />
Zusammenwirkung <strong>und</strong> lässt sich nur<br />
noch sehr angenähert durch eine simple<br />
Exponentialkurve beschreiben.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
83<br />
Ein Vorgeschmack auf den T 2 -Kontrast<br />
Da verschiedene Gewebetypen<br />
unterschiedliche T2-Relaxationen zeigen,<br />
kann die MR-Bildgebung diese<br />
Unterschiede als Bildkontrast darstellen.<br />
Wie dies genau geschieht, erläutern wir in<br />
einem folgenden Kapitel.<br />
T 2<br />
T 1<br />
Im T2-Kontrast erscheint Liquor<br />
hell, im<br />
Gegensatz zum<br />
T1-Kontrast.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />
Unmittelbar nach der Anregung durch<br />
einen HF-Puls verlassen die Kernspins den<br />
angeregten Zustand wieder <strong>und</strong> kehren in<br />
ihren Gr<strong>und</strong>zustand zurück:<br />
1. Es entsteht wieder das energetische<br />
Gleichgewicht zwischen Auf- <strong>und</strong> Ab-<br />
<strong>Spins</strong>, die Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die<br />
Längsmagnetisierung.<br />
2. Die <strong>Spins</strong> kreiseln wieder außer Phase,<br />
so dass keine Quermagnetisierung<br />
beobachtbar ist.<br />
Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />
Die Querrelaxation folgt einer<br />
exponentiellen Abklingkurve, die durch<br />
die Zeitkonstante T2 charakterisiert ist.<br />
T2 ist ein Maß für die Dephasierung der<br />
Kernspins.<br />
Auch die T2-Konstante ist gewebeabhängig<br />
<strong>und</strong> trägt zum Kontrast im Bild bei.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
85<br />
Das Spinecho (T 2*)<br />
Das MR-Signal ist abgeklungen, die Quermagnetisierung scheint zerfallen.<br />
Doch nun kommt der magische Augenblick: Wir holen das MR-Signal zurück.<br />
Durch einen Trick erzeugen wir ein Spinecho.<br />
Der wahre Zerfall des FID<br />
Die rotierende Quermagnetisierung<br />
erzeugt in einer Spule<br />
das MR-Signal (FID). Eigentlich<br />
könnten wir erwarten, dass es<br />
mit der Konstante T2 abfällt.<br />
Tatsächlich fällt der FID wesentlich<br />
schneller ab, mit einer kürzeren<br />
effektiven Zeitkonstante T2 *.<br />
Warum ist das so?<br />
Das statische Magnetfeld, das die <strong>Spins</strong><br />
spüren, ist keineswegs überall gleich, es<br />
ist INHOMOGEN. Im Gegensatz zu den<br />
Prozessen, die den T2-Abfall verursachen,<br />
haben wir es hier mit rein statischen<br />
Magnetfeldunterschieden zu tun, die<br />
räumlich <strong>und</strong> zeitlich konstant sind.<br />
Es sind vor allem lokale Feldvariationen, die durch<br />
den Körper des Patienten verursacht werden, <strong>und</strong><br />
technische Inhomogenitäten des <strong>Magnete</strong>n.<br />
Diese statischen Magnetfeldunterschiede tragen<br />
zusätzlich zur Auffächerung der <strong>Spins</strong> bei: Sie<br />
dephasieren schneller als die T2-Relaxation.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Der Umkehrtrick<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Wozu kümmern wir uns dann<br />
überhaupt um die T2-Konstante? Die Phasenkohärenz der <strong>Spins</strong><br />
scheint doch schon in der T2 *-Zeit<br />
unwiderruflich zerstört.<br />
Doch das ist ein Irrtum.<br />
Erinnern Sie sich an unsere auseinanderlaufenden<br />
Wettläufer? Wir können<br />
sie wieder in Reihe bringen:<br />
Nach einer bestimmten Zeitspanne<br />
sollen alle Läufer einen Umkehrbefehl<br />
erhalten – das heißt, sich um 180°<br />
drehen <strong>und</strong> zurücklaufen.<br />
Das Spinecho (T 2 *)<br />
Das Gradientenecho
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
87<br />
Die Ersten werden die Letzten sein ...<br />
Die schnellsten Läufer sind nun die<br />
letzten. Vorausgesetzt, sie behalten ihre<br />
Laufgeschwindigkeit exakt bei, werden<br />
sie nach der gleichen Zeitspanne die<br />
langsameren Läufer genau auf der<br />
Startlinie wieder eingeholt haben. Fast<br />
wie in einem Film, der rückwärts gelaufen<br />
ist.<br />
Als Zuschauer hätten Sie möglicherweise<br />
geglaubt, dass die auf der Startlinie noch<br />
vorhanden gewesene Ordnung während<br />
des Rennens völlig verloren gegangen sei.<br />
Nun können Sie feststellen, dass die<br />
Ordnung durch den Umkehrtrick<br />
wiederhergestellt ist. Wir erleben ein<br />
»Echo« des Starts.<br />
Echo
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
<strong>Spins</strong> wie ein Omelett wenden<br />
Da die statischen<br />
Magnetfeldunterschiede räumlich <strong>und</strong><br />
zeitlich konstant sind, können wir ihren<br />
Einfluss ebenfalls durch einen<br />
Umkehrtrick rückgängig machen.<br />
Wir machen es nicht exakt wie bei den<br />
Läufern, denn dann müssten wir das<br />
ganze Magnetfeld umpolen (die <strong>Spins</strong><br />
würden in umgekehrter Richtung<br />
kreiseln).<br />
Statt dessen geben wir den Umkehrbefehl<br />
durch einen 180°-Puls! Durch den<br />
180°-Puls werden die <strong>Spins</strong> sozusagen<br />
wie ein »Omelett gewendet«: Die<br />
Phasenreihenfolge der <strong>Spins</strong> wird dabei<br />
umkehrt, die Kreiselrichtung bleibt gleich.<br />
Das Spinecho (T 2 *)<br />
Das Gradientenecho<br />
Resultat: Die schnelleren Spinkreisel (1) liegen jetzt<br />
hinter den langsameren (3) – <strong>und</strong> holen sie wieder<br />
ein ...
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
89<br />
Hier kommt das Echo<br />
Das also ist der Effekt des 180°-Pulses:<br />
Die auseinander-gelaufenen <strong>Spins</strong><br />
geraten wieder in Phase, <strong>und</strong> es entsteht<br />
ein neues MR-Signal – das SPINECHO.<br />
Der 180°-Puls wird nach der Laufzeit τ<br />
hinter dem 90°-Puls geschaltet. Das<br />
Spinecho-Signal steigt zunächst an <strong>und</strong><br />
erreicht nach der doppelten Laufzeit (2τ)<br />
sein Maximum. Diesen Zeitraum nennt<br />
man die ECHOZEIT (TE). Das Spinecho fällt<br />
danach wieder ab.<br />
Spinecho
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Echos hintereinander packen<br />
Wenn wir mehrere 180°-Pulse<br />
hintereinander folgen lassen,<br />
entstehen mehrere Spinechos,<br />
erzeugt durch eine MULTIECHO-<br />
SEQUENZ. Die Amplitude der<br />
Echos ist kleiner als die des FID.<br />
Je größer die Echozeit ist,<br />
desto kleiner wird das Echo.<br />
Das können wir so lange wiederholen,<br />
bis die Quermagnetisierung durch die<br />
T2-Relaxation unwiederholbar<br />
verloren gegangen ist.<br />
Wichtig: Das Spinecho-Signal selbst<br />
nimmt mit T2 * ab, seine Stärke<br />
(Amplitude, Maximum) jedoch mit T2 .<br />
Allgemein gilt:<br />
T2 * < T2 < T1 Das Spinecho (T 2 *)<br />
Das Gradientenecho<br />
Da der FID gleich nach dem 90°-Puls abfällt, lässt<br />
sich seine Stärke schlecht messen. Daher verwendet<br />
man bevorzugt die Echos zur Bildgebung.
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
91<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Der FID fällt mit der sehr kurzen<br />
Zeitkonstanten T2 * ab. Ursache für den<br />
schnellen Abfall sind statische<br />
Magnetfeldunterschiede, die räumlich<br />
<strong>und</strong> zeitlich konstant sind. Sie lassen die<br />
<strong>Spins</strong> rasch dephasieren.<br />
Durch einen 180°-Puls können wir das<br />
MR-Signal wieder zurückholen. Das ist das<br />
Spinecho.<br />
Durch mehrere 180°-Pulse hintereinander<br />
erzeugen wir mehrfache Echos. Das ist so<br />
lange möglich, wie die T2-Relaxation noch<br />
anhält.<br />
Es gilt:<br />
T2 * < T2 < T1 Die Stärke des FIDs lässt sich schlecht<br />
messen. Daher werden Echos für die<br />
Bildgebung bevorzugt.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Das Spinecho (T 2 *)<br />
Das Gradientenecho
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
93<br />
Das Gradientenecho<br />
Ein Echo des FIDs kann man auf mehrere Arten erzeugen.<br />
Die MR-Bildgebungstechnik kennt zwei gr<strong>und</strong>legende Verfahren. Das Spinecho<br />
haben wir bereits kennengelernt. Nun werden wir seinen »Bruder« betrachten:<br />
das Gradientenecho.<br />
Das Magnetfeld ändern<br />
Angenommen, wir verzichten auf den<br />
umkehrenden 180°-Puls. Dann gibt es<br />
natürlich auch kein Spinecho. Wie<br />
erhalten wir dennoch ein MR-Signal?<br />
Direkt nach dem HF-Puls ändern wir das<br />
Magnetfeld so, dass es in einer Richtung<br />
kleiner wird, in der Gegenrichtung größer.<br />
Diese Änderung nennt man einen ➔<br />
Gradienten.<br />
Die ursprüngliche Feldstärke (B0 ) ist nur<br />
noch an einer Stelle erhalten, »vor« <strong>und</strong><br />
»nach« dieser Stelle ist die Feldstärke<br />
kleiner bzw. größer. Wie Sie noch wissen,<br />
ist die Kreiselfrequenz der <strong>Spins</strong> direkt<br />
proportional zur Feldstärke: Die <strong>Spins</strong><br />
kreiseln nun längs der Feldänderung<br />
verschieden schnell.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Steigende Felder<br />
Was ist ein Gradient?<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Ein Gradient ist eine Steigung,<br />
vergleichbar der Steigung einer<br />
Straße. Mathematisch<br />
betrachtet, definiert ein<br />
Gradient die Stärke <strong>und</strong> die<br />
Richtung der Veränderung<br />
einer Größe im Raum.<br />
Auf die MR-Technik<br />
übertragen:<br />
Ein MAGNETISCHER<br />
FELDGRADIENT ist eine<br />
Änderung des Magnetfeldes in<br />
einer bestimmten Richtung,<br />
eine lineare Zunahme oder<br />
Abnahme.<br />
Das Spinecho (T 2 *)<br />
Das Gradientenecho
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
95<br />
Ein Echo einmal anders<br />
Durch einen Gradienten (–) direkt<br />
nach dem HF-Puls werden die<br />
Kreiselfrequenzen der <strong>Spins</strong> künstlich<br />
aufgefächert. Da sie nun verschieden<br />
schnell kreiseln, geraten sie schneller<br />
außer Phase, sie werden DEPHASIERT.<br />
Der FID wird so bedeutend schneller<br />
zerstört, als er auf natürliche Weise<br />
abfallen würde.<br />
Durch einen umgepolten Gradienten (+)<br />
werden die <strong>Spins</strong> wieder in Phase<br />
gebracht, REPHASIERT. Wir messen ein<br />
Echo während des Wiederaufbaus des<br />
FID. Weil man dieses Echo durch<br />
Gradienten erzeugt, nennt man es<br />
GRADIENTENECHO.<br />
Gradientenecho
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Wenig Zeit für die Echozeit<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Das Spinecho (T 2 *)<br />
Die Echozeit TE muss bei einer Gradientenecho-<br />
Sequenz wesentlich kürzer sein als bei der Spinecho-<br />
Technik. Warum?<br />
Bei der Gradientenecho-Technik fällt der 180°-Puls<br />
weg. Das heißt, im Gegensatz zur Spinecho-Technik<br />
machen wir die statischen T2 *-Dephasierungsmechanismen<br />
nicht rückgängig. Statt dessen<br />
zerstören wir durch Gradientenpulse schnell den FID<br />
<strong>und</strong> bauen ihn wieder auf, alles innerhalb des<br />
T2 *-Abfalls.<br />
Die Echozeit für ein Gradientenecho muss also in die<br />
T2*-Zeit hineinpassen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist die<br />
Gradientenecho-Technik schneller als die Spinecho-<br />
Technik.<br />
Das Gradientenecho
2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />
97<br />
Kippwinkel verringern<br />
Wenn man Gradientenechos erzeugt,<br />
verwendet man für den anregenden<br />
HF-Puls gewöhnlich kleinere Kippwinkel<br />
als 90°. Das hat einen großen Vorteil,<br />
weil man auf diese Weise stärkere Signale<br />
erhält <strong>und</strong> zusätzlich die Messzeit<br />
verkürzen kann.<br />
Warum dies so ist, erläutern wir im<br />
Abschnitt über Gradientenecho-<br />
Sequenzen.
Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />
baut<br />
sich auf (T 1 )<br />
Die Quermagnetisierung<br />
zerfällt (T 2 )<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Durch Schalten von gegenpoligen<br />
Gradientenpulsen erzeugt man ein<br />
Gradientenecho.<br />
Die Echozeit muss kurz sein, denn das<br />
Gradientenecho lässt sich nur innerhalb<br />
des T2 *-Zerfalls erzeugen.<br />
Das Spinecho (T 2 *)<br />
Die Gradientenecho-Technik ist schneller<br />
als die Spinecho-Technik.<br />
Das Gradientenecho
399
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Vom Signal<br />
zum Bild<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Im einfachen MR-Experiment erhalten wir ein<br />
einfaches MR-Signal, sei es als FID, als Spinecho<br />
oder als Gradientenecho. Dieses Signal ist die<br />
Summe aller Kernspinresonanzen im gesamten<br />
Körper.<br />
Wir besitzen keine räumliche Zuordnung <strong>und</strong><br />
können daher nicht zwischen verschiedenen<br />
Gewebestrukturen unterscheiden.<br />
Uns interessiert jedoch: Wie erzeugen wir aus<br />
dem MR-Signal ein Bild, das räumliche<br />
Strukturen als unterschiedliche Grauwerte<br />
darstellt?
3 Vom Signal zum Bild<br />
101<br />
Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />
Gr<strong>und</strong>legend für die Erzeugung eines MR-Bildes ist eine räumliche Zuordnung<br />
einzelner MR-Signale, welche die jeweilige anatomische Struktur wiederspiegeln.<br />
Die übliche Methode ist, das Magnetfeld räumlich zu variieren. Die Kernspins<br />
besitzen dann an unterschiedlichen Positionen unterschiedliche<br />
Präzessionsfrequenzen: Die Magnetresonanz ist räumlich differenziert.<br />
Der Trick mit den Gradienten<br />
In der medizinischen Bildgebung möchten wir<br />
Schnittbilder des menschlichen Körpers in<br />
bestimmten Schichtpositionen aufnehmen.<br />
Wir benötigen daher eine Methode, um MR-Signale<br />
räumlich zu differenzieren. Dies erreichen wir auf<br />
raffinierte Weise: durch Schalten von Gradienten.<br />
Sie wissen bereits: Ein GRADIENT ist eine<br />
Änderung des Magnetfeldes in einer<br />
bestimmten Richtung.
Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Wie erzeugt man einen Gradienten?<br />
Sobald durch einen kreisförmigen Leiter oder eine<br />
Spule ein elektrischer Strom fließt, entsteht ein<br />
magnetisches Feld. Wenn man die Richtung des<br />
Stromes umkehrt, wechselt auch die Richtung des<br />
Magnetfelds.<br />
Im Tomographen werden jeweils paarweise in x-, y-<br />
<strong>und</strong> z-Richtung GRADIENTENSPULEN betrieben mit<br />
• gleicher Stromstärke,<br />
• jedoch gegensinniger Polung.<br />
Die eine Spule erhöht das statische Magnetfeld, die<br />
gegenüberliegende Spule verringert es. Das<br />
Magnetfeld mit der ursprünglichen Stärke B0 wird<br />
hierdurch linear verändert, vergleichbar der<br />
Steigung einer Straße.
3 Vom Signal zum Bild<br />
103<br />
So wirkt der Gradient<br />
Erinnern Sie sich noch an die Wirkung<br />
eines Gradienten? Lassen Sie es uns kurz<br />
wiederholen, denn dies ist gr<strong>und</strong>legend<br />
für das Verständnis der MR-Bildgebung.<br />
Im normalen Magnetfeld ist die Feldstärke<br />
überall gleich groß (B0 ), daher besitzen<br />
alle Protonenspins die gleiche<br />
Kreiselfrequenz ω0 , proportional zur<br />
Feldstärke. Die Magnetresonanz ist<br />
überall gleich.<br />
Durch einen Gradienten steigt das<br />
Magnetfeld linear an. Entsprechend ist die<br />
Präzession der Kernspins in dieser<br />
Richtung verschieden, die <strong>Spins</strong> kreiseln<br />
hier langsamer, dort schneller. Sie zeigen<br />
daher bei verschiedenen Frequenzen<br />
Resonanz.<br />
überall gleich<br />
Gradient<br />
langsamer wie bisher<br />
schneller
Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
So bestimmen wir eine Schichtposition<br />
Nehmen wir als Beispiel eine Schicht innerhalb der<br />
xy-Ebene, also senkrecht zur z-Achse. Falls der<br />
Patient in Rücken- oder Bauchlage längs der z-Achse<br />
im <strong>Magnete</strong>n liegt, ist das eine transversale Schicht.
3 Vom Signal zum Bild<br />
105<br />
Zur Auswahl der Schicht wird zeitgleich zum HF-Puls<br />
ein Gradient in z-Richtung geschaltet. Das ist der<br />
SCHICHTSELEKTIONSGRADIENT (GS). Nun hat nur noch an der Stelle z0 das Feld die<br />
ursprüngliche Stärke B0 . Wenn der HF-Puls nur die<br />
Frequenz ω0 besitzen würde, würde er nur die <strong>Spins</strong><br />
an der Resonanzstelle z0 anregen. Das ist genau die<br />
gewählte SCHICHTPOSITION.<br />
Das reicht allerdings noch nicht. Wir erhalten so<br />
zwar eine »Schicht«, aber ohne Dicke. Die Schicht<br />
wäre hauchdünn <strong>und</strong> das Signal zu schwach, weil<br />
nur wenige Protonen in diesem dünnen Bereich<br />
angeregt werden. Wir benötigen also eine gewisse<br />
Auflösung in z-Richtung, das ist die SCHICHTDICKE.<br />
Wie erreichen wir das?<br />
Das homogene<br />
statische Magnetfeld<br />
hat die Stärke B0 .<br />
Die zugehörige<br />
Larmorfrequenz der<br />
Protonen ist ω0.
Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Wir wählen die Schichtdicke<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Der anregende HF-Puls erhält um seine<br />
Mittenfrequenz ω0 herum eine bestimmte<br />
BANDBREITE von Nachbarfrequenzen (∆ω0). Auf diese<br />
Weise kann er den gewünschten Bereich der<br />
Schichtdicke anregen (∆z0 ).<br />
Alternative: Bei vorgegebener Bandbreite des<br />
anregenden HF-Pulses kann die Schichtdicke auch<br />
über die Stärke des Gradienten verändert werden.<br />
Ein steileres Gradientenfeld (a) erzeugt eine<br />
dünnere Schicht (∆za ), ein schwächeres<br />
Gradientenfeld (b) eine dickere (∆zb ).<br />
Wie auch immer: Die SCHICHT ist der definierte<br />
Resonanzbereich der Kernspins. Außerhalb der<br />
Schicht werden die <strong>Spins</strong> überhaupt nicht durch den<br />
HF-Puls angeregt. Eine Quermagnetisierung (<strong>und</strong><br />
damit ein MR-Signal) entsteht nur innerhalb der<br />
gewählten Schicht.
3 Vom Signal zum Bild<br />
107<br />
Der große Vorteil der Gradiententechnik<br />
Dank der Gradienten können wir in der<br />
MR-Bildgebung Schichtebenen beliebig im<br />
Raum positionieren.<br />
Das MR-System hat drei Paare von<br />
Gradientenspulen längs der Raumachsen x, y<br />
<strong>und</strong> z. Für eine sagittale Schicht muss man<br />
den x-Gradienten schalten, für eine koronare<br />
Schicht den y-Gradienten.<br />
SCHRÄGE SCHICHTEN (oblique Schichten)<br />
erhalten wir durch das gleichzeitige Schalten<br />
mehrerer Gradienten. Ihre Wirkung wird<br />
dann überlagert. Eine einfach-schräge<br />
Schicht erhalten wir durch zwei Gradienten,<br />
beispielsweise in z- <strong>und</strong> y-Richtung, für eine<br />
doppelt-schräge Schicht werden alle drei<br />
Gradienten gleichzeitig geschaltet.
Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Durch Schalten von Gradienten können<br />
wir beliebige Schichtebenen<br />
positionieren.<br />
Durch den Schichtselektionsgradienten<br />
wird im Raum eine Schicht erzeugt, in<br />
dem die Kernspins Resonanz zeigen.<br />
Außerhalb der Schicht bleiben die<br />
Kernspins vom HF-Puls unbeeinflusst.
3 Vom Signal zum Bild<br />
109<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
Nun kommt der spannendste Abschnitt. Wie entsteht aus der Schicht das Bild?<br />
Wichtig für das Verständnis der MR-Bildgebung ist: Durch den Messvorgang wird<br />
nicht das Bild direkt gewonnen. Vielmehr werden aus den empfangenen<br />
MR-Signalen zunächst ROHDATEN erzeugt. Aus diesen Rohdaten berechnet der<br />
Computer das Bild. Lassen Sie uns diesen Weg Schritt für Schritt verfolgen.<br />
Das MR-Bild unter der Lupe<br />
Das MR-Bild besteht aus vielen einzelnen<br />
Bildelementen, auch PIXEL (picture<br />
elements) genannt. Diese Anordnung<br />
nennen wir die BILDMATRIX. Jedes Pixel der<br />
Bildmatrix besitzt einen bestimmten<br />
Grauwert. Insgesamt betrachtet ergibt<br />
diese Grauwertmatrix eine bildliche<br />
Darstellung.<br />
Die Pixel im Bild repräsentieren die VOXEL<br />
in der Schicht.<br />
Je mehr Pixel ein Bild hat, um so mehr<br />
Bildinformationen besitzt es, d.h. um so<br />
schärfer <strong>und</strong> detailreicher ist das Bild.<br />
Mehr Pixel bzw. Voxel bedeuten also eine<br />
höhere AUFLÖSUNG.<br />
Pixel<br />
Voxel
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Das Bildgebungsproblem<br />
Unser Bildgebungsproblem besteht darin,<br />
für jedes einzelne Voxel in der Schicht<br />
eine Signalinformation zu erhalten, die<br />
den Grauwert des zugehörigen Pixels<br />
erzeugen kann.<br />
Angenommen, wir möchten ein<br />
Tomogramm mit der MATRIXGRÖSSE<br />
256 × 256 Pixel erzeugen. Dann<br />
benötigen wir in Bildhöhe <strong>und</strong> -breite<br />
jeweils eine Differenzierung des Signals<br />
mit 256 verschiedenen Werten, also aus<br />
65 536 Voxeln!<br />
Wie macht man das?
3 Vom Signal zum Bild<br />
111<br />
Das Bild eines Streifens<br />
Zur Vereinfachung stellen wir uns<br />
zunächst vor, wir würden kein<br />
2-dimensionales Bild aufnehmen,<br />
sondern nur einen Voxelstreifen,<br />
beispielsweise längs der x-Achse. Er soll<br />
256 Voxel enthalten (in der Grafik auf 8<br />
verkürzt).<br />
Die Signalwerte lassen sich dann wie folgt<br />
unterscheiden. Wir schalten während der<br />
Messung des Echos einen Gradienten in<br />
x-Richtung. Was passiert?<br />
Die Spinensembles der einzelnen Voxels<br />
präzedieren längs der x-Achse mit<br />
steigender Frequenz. Das ist die<br />
FREQUENZKODIERUNG. Der zugehörige<br />
Gradient heißt FREQUENZKODIERGRADIENT<br />
(GF). Das Echo ist dann ein Gemisch der Signale aller angeregten<br />
<strong>Spins</strong> längs der x-Achse. Bei einer Auflösung von<br />
256 Voxeln enthält das Echo 256 Frequenzen<br />
ineinandergemischt – wie ein Klang, der aus<br />
256 verschiedenen Tönen besteht. Was nützt das?<br />
Echo<br />
HF-Puls<br />
Frequenzkodierung
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
HF-Puls<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Fourier Transformation<br />
Frequenzkodierung<br />
Mit einem vielseitigen mathematischen<br />
Verfahren – der ➔ Fourier-Transformation –<br />
lassen sich diese unterschiedlichen Frequenzen<br />
wieder herausfiltern.<br />
Die Fourier-Transformation berechnet für jede<br />
Frequenz die zugehörige Signalstärke (in der<br />
Grafik dargestellt durch die Linienhöhen). Die<br />
einzelnen Frequenzen werden ihrem<br />
Entstehungsort auf der x-Achse wieder<br />
zugeordnet. Die jeweilige Signalstärke bestimmt<br />
den Grauwert des zugehörigen Pixels.<br />
Wollten wir nur einen Streifen darstellen, hätten<br />
wir unser Bildgebungsproblem schon gelöst.
3 Vom Signal zum Bild<br />
113<br />
Fourier-Transformation <strong>und</strong> Signalgemische<br />
Fast alle natürlichen <strong>und</strong> technisch<br />
erzeugten Signale bestehen aus einem<br />
Gemisch von Schwingungen verschiedener<br />
Frequenzen.<br />
Wie soll man sich ein Signalgemisch<br />
vorstellen? Links sehen sie drei Sinuswellen,<br />
die überlagert werden. Das Ergebnis ist ein<br />
völlig neues Schwingungsbild.<br />
Insbesondere können wir eine vorgegebene<br />
Struktur aus einem »Baukasten« von<br />
Sinuswellen zusammensetzen. Je mehr<br />
Wellen wir verwenden, um so feiner wird das<br />
Ergebnis. Das unten dargestellte Profil ist das<br />
Ergebnis der Überlagerung von<br />
32 Sinuskurven.
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Was ist nun die Fourier-Transformation?<br />
Lassen Sie sich nicht von dem mathematischtechnischen<br />
Begriff abschrecken: Jeder Schall setzt<br />
sich aus vielen Tonhöhen zusammen, die Ihr<br />
Gehörsinn einzeln herausfiltern kann. Das ist bereits<br />
eine natürliche Fourier-Transformation!<br />
Ebenso ist weißes Licht ein Gemisch aus Licht<br />
unterschiedlicher Wellenlängen bzw. Frequenzen.<br />
Ein Prisma zerlegt dieses Gemisch in ein farbiges<br />
Spektrum – das sind die Regenbogenfarben.<br />
Die Fourier-Transformation ordnet einer Struktur/<br />
einem Signal die einzelnen Wellen/Frequenzen zu,<br />
aus denen es sich zusammensetzt. Dies nennt man<br />
sein SPEKTRUM.
3 Vom Signal zum Bild<br />
115<br />
Vom Streifen zum Bild<br />
Nun könnte man auf die Idee kommen, den gleichen<br />
Frequenzkodiertrick in der y-Richtung anzuwenden,<br />
um so ein 2-dimensionales Bild zu kodieren. Dann<br />
könnten aber zwei verschiedene Voxel die gleiche<br />
Frequenz besitzen <strong>und</strong> wären ununterscheidbar. Wir<br />
müssen also einen anderen Weg gehen.<br />
In der Zeit zwischen dem HF-Puls <strong>und</strong> dem Echo wird<br />
kurzzeitig ein Gradient in y-Richtung geschaltet<br />
Dadurch präzedieren die <strong>Spins</strong> kurzzeitig<br />
verschieden schnell. Nachdem der Gradient wieder<br />
abgeschaltet ist, besitzen die <strong>Spins</strong> längs der y-Achse<br />
verschiedene Phasenlagen.<br />
Dieser Vorgang ist die PHASENKODIERUNG. Der<br />
zugehörige Gradient heißt PHASENKODIERGRADIENT<br />
(GP ).<br />
Welchen Sinn macht das?<br />
Phase<br />
Frequenz
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Mit der Fourier-Transformation kann man<br />
auch diese Phasenlagen wieder herausfiltern.<br />
Das funktioniert allerdings nur, wenn wir für<br />
die 256 verschiedenen y-Werte der<br />
Messmatrix 256 Echos mit unterschiedlicher<br />
Phasenkodierung erzeugen. In diesem Fall<br />
sind das 256 PHASENKODIERSCHRITTE. Für eine<br />
Matrix mit 256 × 256 Pixel müssen wir also<br />
die Pulssequenz 256 mal wiederholen!<br />
Zeile für Zeile wird so eine ROHDATENMATRIX<br />
mit den Echos aufgefüllt (in der Grafik auf 8<br />
verkürzt).<br />
Diese Anordnung der Rohdaten nennt man<br />
auch den k-RAUM (ein Begriff aus der<br />
Wellenphysik).<br />
... ... ... 256 mal
3 Vom Signal zum Bild<br />
117<br />
So funktioniert der k-Raum<br />
Lassen Sie uns betrachten, was es mit<br />
dem mysteriösen k-Raum auf sich hat. Die<br />
Achsen kx <strong>und</strong> ky des k-Raums bezeichnen<br />
sogenannte ORTSFREQUENZEN. Was soll<br />
man sich darunter vorstellen?<br />
Ebenso wie sich eine zeitliche<br />
Schwingung aus Wellen verschiedener<br />
Frequenzen zusammensetzt, lässt sich ein<br />
Bild aus räumlichen Streifenmustern<br />
komponieren! Das ist keine Analogie,<br />
sondern Tatsache.<br />
Der Rohdatenwert im k-Raum gibt an,<br />
ob <strong>und</strong> wie stark ein bestimmtes<br />
Streifenmuster zum Bild beiträgt. Ein<br />
grobes Streifenmuster hat eine geringe<br />
Ortsfrequenz (nahe beim Mittelpunkt),<br />
ein feines Streifenmuster hat eine hohe<br />
Ortsfrequenz (weiter außen).
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Hier nur ein ganz einfaches Beispiel zur<br />
Veranschaulichung. Schon die einfache<br />
Überlagerung des waagerechten <strong>und</strong> des<br />
senkrechten Streifenmusters erzeugt ein<br />
komplexeres Grauwertmuster. Sie können sich<br />
sicher vorstellen, dass durch die gewichtete<br />
Überlagerung von Streifenmustern verschiedener<br />
Ortsfrequenzen ein komplexes Bild dargestellt wird.<br />
(Erinnern Sie sich an das Profil aus<br />
Sinusschwingungen? siehe Seite 113)<br />
Genau dies macht die 2-DIMENSIONALE<br />
FOURIER-TRANSFORMATION. Sie berechnet aus<br />
den Rohdatenwerten im k-Raum, also den<br />
Gewichtungen der Streifenmuster, die<br />
Grauwertverteilung im Bild <strong>und</strong> ordnet jedem<br />
Pixel den zugehörigen Grauwert zu.<br />
k-Raum Bildraum<br />
Fourier Transformation
3 Vom Signal zum Bild<br />
119<br />
Rohdaten <strong>und</strong> Bilddaten gegenübergestellt<br />
Sie haben gesehen: Einem Punkt im k-Raum<br />
der Rohdaten entspricht keineswegs ein Pixel<br />
im Bild, jedenfalls nicht direkt.<br />
Vielmehr enthält jeder Teil der<br />
Rohdatenmatrix Informationen des<br />
gesamten Bildes – vergleichbar einem<br />
Hologramm.<br />
Die MITTLEREN ROHDATEN bestimmen die<br />
grobe Struktur <strong>und</strong> den Kontrast im Bild.<br />
Die ÄUSSEREN ROHDATEN liefern<br />
Informationen über Ränder,<br />
Kantenübergänge, Umrisse im Bild, also über<br />
feinere Strukturen, <strong>und</strong> bestimmen letztlich<br />
die Auflösung. Sie enthalten fast keine<br />
Informationen über den Gewebekontrast.
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die<br />
Pulssequenz<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Durch die MR-Bildgebungstechnik<br />
wird nicht das Bild direkt gemessen,<br />
sondern es wird eine Messmatrix mit<br />
Rohdaten gefüllt.<br />
Zur Lokalisierung der einzelnen Voxel<br />
werden Phasenkodiergradient <strong>und</strong><br />
Frequenzkodiergradient geschaltet.<br />
Die Messmatrix verhält sich wie<br />
ein k-Raum von Ortsfrequenzen.<br />
Jede Ortsfrequenz entspricht einem<br />
bestimmten Streifenmuster.<br />
Durch eine 2-dimensionale<br />
Fouriertransformation wird aus den<br />
Rohdaten das MR-Bild berechnet.
3 Vom Signal zum Bild<br />
121<br />
Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />
Nun besitzen wir endlich alle Bausteine, um eine Pulssequenz zu verstehen.<br />
Der gr<strong>und</strong>legende Ablauf einer Sequenz ist: HF-Anregung der <strong>Spins</strong> <strong>und</strong><br />
Schichtselektion, Phasenkodierung, Frequenzkodierung <strong>und</strong> Auslesen des Echos.<br />
Das Pulsdiagramm<br />
Als Beispiel wählen wir eine Spinecho-<br />
Sequenz. Sie besteht aus dem 90°-Puls,<br />
gefolgt von einem 180°-Puls, der in der<br />
Echozeit TE das Spinecho erzeugt.<br />
Diese Pulsfolge wird mit der<br />
WIEDERHOLZEIT TR wiederholt, <strong>und</strong> zwar so<br />
oft, wie der k-Raum mit Echos gefüllt wird.<br />
Die Anzahl der Phasenkodierschritte,<br />
sprich der Rohdatenzeilen, entspricht der<br />
Anzahl der Wiederholungen der Sequenz.<br />
Die Auflösung des Bildes in<br />
Phasenkodierrichtung bestimmt also<br />
weitgehend die Messzeit.<br />
Messzeit = N P × TR<br />
(N P : Anzahl der Phasenkodierschritte)<br />
Spinecho
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Die Schichtselektion<br />
Zeitgleich mit dem 90°-Puls wird der<br />
Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />
SCHICHTSELEKTIONSGRADIENT GS geschaltet (Balken<br />
nach oben). Damit wird die Schicht ausgewählt.<br />
Was bedeutet der zusätzliche Balken nach unten<br />
bei GS ? Durch den Gradienten sind die Spinphasen<br />
längs der Schichtdicke aufgefächert (dephasiert).<br />
Man muss dies durch einen umgekehrten<br />
Gradienten halber Zeitdauer wieder kompensieren<br />
(Rephasierungsgradient).<br />
Während des 180°-Pulses wird wieder der<br />
Schichtselektionsgradient geschaltet, damit der<br />
180°-Puls nur auf die <strong>Spins</strong> der zuvor angeregten<br />
Schicht wirkt.<br />
Spinecho
3 Vom Signal zum Bild<br />
123<br />
Die Phasenkodierung<br />
Zwischen Schichtselektion <strong>und</strong> Spinecho<br />
wird kurzzeitig der PHASENKODIER-<br />
GRADIENT GP geschaltet. Er prägt den <strong>Spins</strong><br />
unterschiedliche Phasenlagen auf.<br />
Für eine Matrix mit 256 Spalten <strong>und</strong><br />
256 Zeilen wird das Schaltschema der<br />
Spinecho-Sequenz 256 mal mit der<br />
Wiederholzeit TR wiederholt – mit jeweils<br />
schrittweise wachsenden Phasenkodiergradienten.<br />
Häufig werden die Phasenkodierschritte<br />
in den Pulsdiagrammen durch eine<br />
Vielzahl waagerechter Linien im Balken<br />
abgekürzt, welche die unterschiedliche<br />
Stärke – positiv wie negativ – darstellen.<br />
Spinecho
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Die Frequenzkodierung<br />
Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />
Während des Spinechos wirkt der<br />
Frequenzkodiergradient GF (zweiter langer Balken).<br />
Da das Spinecho während dieser Zeit »ausgelesen«<br />
wird, nennt man den Gradienten auch den<br />
AUSLESEGRADIENTEN.<br />
Durch den bloßen Auslesegradienten würde die<br />
Spinpräzession in Richtung der Frequenzkodierung<br />
unerwünschterweise aufgefächert. Während des<br />
Echozeitpunktes TE wären die <strong>Spins</strong> dephasiert, <strong>und</strong><br />
es gäbe gar kein Spinecho. Dieses Problem kann<br />
man durch einen zusätzlichen Gradienten umgehen.<br />
Vor dem Auslesen können die <strong>Spins</strong> von einem<br />
Gradienten umgekehrter Polarität <strong>und</strong> halber Zeitdauer<br />
wie der Auslesegradient zunächst dephasiert<br />
werden (Dephasierungsgradient). Durch diesen<br />
Trick wird der Auslesegradient die <strong>Spins</strong> wieder<br />
rephasieren, <strong>und</strong> zwar so, dass alle <strong>Spins</strong> in der Mitte<br />
des Ausleseintervalls zum Zeitpunkt des maximalen<br />
Spinechos wieder in Phase sind. Wenn, wie in<br />
unserem Beispiel, der Dephasierungsgradient vor<br />
dem 180°-Puls geschaltet wird, hat er die gleiche<br />
Polarität wie der Auslesegradient. Denn der<br />
180°-Puls kehrt die Phase der <strong>Spins</strong> ja selbst um.<br />
Spinecho
3 Vom Signal zum Bild<br />
125<br />
Wir messen mehrere Schichten auf einmal<br />
Die Echozeit TE ist stets bedeutend kürzer als die<br />
Wiederholzeit TR. Im Zeitintervall zwischen dem<br />
Auslesen des letzten Echos <strong>und</strong> dem nächsten<br />
HF-Puls können wir daher weitere Schichten<br />
anregen (im Beispiel z1 bis z4). So erhalten wir eine<br />
MEHRSCHICHTSEQUENZ.<br />
Durch diese Verschachtelung erhalten wir alle<br />
notwendigen Schichten für eine<br />
Untersuchungsregion während einer Messung.
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
So erzeugen wir 3D-Daten<br />
Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />
Schnellere Sequenzen wie z.B. die Gradientenecho-<br />
Sequenzen bieten einen Vorteil: Sie ermöglichen es,<br />
aufgr<strong>und</strong> der kurzen Wiederholzeit 3D-Datensätze<br />
zu erzeugen, aus denen sich dreidimensionale<br />
Darstellungen rekonstruieren lassen.<br />
Unterschiedliche Phasenlagen lassen sich räumlich<br />
eindeutig zuordnen. Das ist das Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />
Phasenkodierung. Eine Phasenkodierung können<br />
wir zusätzlich in die Richtung der Schichtselektion<br />
legen (in unserem Beispiel z). Dann haben wir eine<br />
3D-BILDGEBUNG.<br />
Durch die zusätzliche Phasenkodierung senkrecht<br />
zur Bildebene <strong>und</strong> lückenlose Aufnahme erhalten<br />
wir eine Information über ein räumliches Volumen<br />
(3D-BLOCK, SLAB). Die Ebenen dieses Volumens<br />
heißen auch PARTITIONEN.
3 Vom Signal zum Bild<br />
127<br />
Aus dem durch die 3D-Messung erzeugten<br />
Datensatz kann die Nachverarbeitungs-Software<br />
räumliche Ansichten rekonstruieren.
Die Schichten, aus<br />
denen die Bilder<br />
kommen<br />
Ein Spaziergang durch<br />
den k-Raum<br />
Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />
Das Prinzip der MR-Bildgebung<br />
Durch Schalten von Gradienten gewinnen<br />
wir das Signalgemisch für ein Schnittbild<br />
in zwei Schritten:<br />
• Wir regen nur die <strong>Spins</strong> innerhalb einer<br />
bestimmten Schicht an<br />
(Schichtselektion).<br />
• Anschließend erfassen wir durch<br />
Frequenz- <strong>und</strong> Phasenkodierung in der<br />
Schicht eine 2D-Messmatrix.<br />
Mit Hilfe einer 2-dimensionalen Fourier-<br />
Transformation rekonstruiert das<br />
MR-System aus den gemessenen<br />
Rohdaten das MR-Bild.
412
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenechos<br />
Der große<br />
Spielraum der<br />
Kontraste<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Die Qualität des Bildkontrastes ist<br />
entscheidend für die diagnostische Relevanz<br />
eines medizinischen Bildes. Die MR-Bildgebung<br />
ist einzigartig in ihren Möglichkeiten,<br />
den Bildkontrast zu kontrollieren, <strong>und</strong> erweitert<br />
somit die diagnostischen Möglichkeiten.<br />
Die Kunst der MR-Anwendung liegt in der<br />
geschickten Wahl der Pulssequenz <strong>und</strong> in der<br />
Kombination der Messparameter.<br />
In diesem Kapitel stellen wir die wichtigsten<br />
Pulssequenzen <strong>und</strong> Kontrasttypen dar.<br />
Der Anhang dieses Kapitels bietet einen kurzen<br />
Einblick in die MR-Spektroskopie.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
131<br />
Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />
Am Beispiel einer Spinecho-Sequenz können wir die drei wichtigsten<br />
Kontrasttypen der MR-Bildgebung zeigen: T1-Kontrast, T2-Kontrast <strong>und</strong><br />
Protonendichte-Kontrast. Alle drei Kontrastanteile tragen mehr oder weniger<br />
zum Bildkontrast bei, doch üblicherweise ist einer kontrastbestimmend.<br />
Die Hervorhebung eines Kontrastanteils nennen wir GEWICHTUNG.<br />
Was bestimmt den Bildkontrast?<br />
Wie erhalten wir im Bild einen möglichst<br />
großen KONTRAST zwischen unterschiedlichen<br />
Gewebetypen? Die Quermagnetisierungen<br />
müssen räumlich verschieden<br />
sein. Dort, wo das Bild helle Pixel zeigt, ist<br />
das Signal stärker, schwächere Signale<br />
ergeben dunklere Pixel.<br />
Wovon hängt die Signalstärke ab? Sicher<br />
von der Protonendichte im jeweiligen<br />
Voxel: Je mehr Protonen zur Magnetisierung<br />
beitragen, um so stärker ist das<br />
Signal.<br />
Noch wichtiger für die medizinische<br />
Diagnostik ist jedoch der Einfluss der<br />
beiden Relaxationskonstanten T1 <strong>und</strong> T2 auf den Bildkontrast.
Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />
TE <strong>und</strong> TR<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Erinnern Sie sich an den Ablauf der Spinecho-<br />
Sequenz? Auf einen 90°-Puls folgt nach der<br />
Zeitspanne τ ein 180°-Puls. Es entsteht nach der<br />
Echozeit TE = 2τ ein Spinecho.<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Diese Pulsfolge 90°–180° muss so oft wiederholt<br />
werden, bis alle Phasenkodierschritte der<br />
Messmatrix gemessen sind (z.B. 256 mal). Den<br />
zeitlichen Abstand der Wiederholungen nennt man<br />
die REPETITIONSZEIT TR (oder auch Wiederholzeit).<br />
TE <strong>und</strong> TR sind die wichtigsten Parameter zur<br />
Kontraststeuerung einer Spinecho-Sequenz.<br />
Lassen Sie uns verfolgen, wie sich diese beiden<br />
Zeitparameter auf den Bildkontrast auswirken.<br />
τ τ<br />
Spinecho
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
133<br />
Protonendichte-Kontrast<br />
Wir betrachten im folgenden drei<br />
unterschiedliche Gewebetypen (1, 2, 3)<br />
mit verschiedenen Relaxationszeiten.<br />
Direkt nach dem 90°-Puls beginnt die<br />
Längsrelaxation. Die Längsmagnetisierungen<br />
Mz der drei Gewebe wachsen<br />
unterschiedlich schnell wieder an.<br />
Ihre Maximalwerte entsprechen den<br />
PROTONENDICHTEN, also der Anzahl der<br />
Wasserstoffprotonen pro Volumeneinheit.<br />
Durch einen wiederholten 90°-Puls<br />
nach der Zeit TR werden die aktuellen<br />
Längsmagnetisierungen in Quermagnetisierungen<br />
Mxy überführt <strong>und</strong><br />
erzeugen Signalanteile unterschiedlicher<br />
Stärke.<br />
TR lang TE kurz<br />
PD-Kontrast
Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Wenn wir die Wiederholzeit TR genügend lang<br />
wählen, hängt der Signalunterschied der Gewebe<br />
nach einem wiederholten 90°-Puls wegen der fast<br />
vollständigen Längsrelaxation vor allem von den<br />
Protonendichten der Gewebe ab.<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Wenn wir daher die Echos kurz nach den<br />
wiederholten 90°-Pulsen erzeugen, also mit kurzer<br />
Echozeit TE, erhalten wir ein protonendichtegewichtetes<br />
Bild (abgekürzt PD).<br />
In der Praxis wählt man das TR einer Spinecho-<br />
Sequenz selten länger als 2 bis 3 Sek<strong>und</strong>en.<br />
Gewebetypen mit langer T1-Konstante, z.B. Liquor,<br />
sind dann allerdings noch längst nicht vollständig<br />
erholt.<br />
PROTONENDICHTE-KONTRAST<br />
TR lang – TE kurz<br />
Protonendichte-<br />
Kontrast:<br />
TR lang (2 500 ms)<br />
TE kurz (15 ms)<br />
Je größer die<br />
Protonendichte eines<br />
Gewebetyps, um so<br />
heller erscheint es im<br />
PD-Bild.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
135<br />
T 2 -Kontrast<br />
Bleiben wir bei der langen Wiederholzeit<br />
TR. Was geschieht, wenn wir nun auch die<br />
Echozeit TE lang wählen?<br />
Die Signalkurven nehmen wegen der<br />
T2-Relaxation ab <strong>und</strong> kreuzen sich. Der<br />
Einfluss der Protonendichten geht verloren.<br />
Mit wachsender Echozeit laufen die<br />
Signale wieder auseinander, nun kommt<br />
der Einfluss der T2-Relaxation ins Spiel.<br />
Wir erhalten ein T2-GEWICHTETES Bild.<br />
Die Signalstärke der Spinechos hängt<br />
typischerweise vom T2-Abfall ab.<br />
TR lang<br />
TE lang<br />
T2-Kontrast
Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Der Bildvergleich zeigt das Verhalten des<br />
T2-Kontrastes bei anwachsender Echozeit TE.<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Mit wachsender Echozeit tritt der Einfluss der<br />
Protonendichte in den Hintergr<strong>und</strong>. Der T2-Kontrast hängt stark vom gewählten TE ab. Das optimale TE<br />
eines T2-gewichteten Bildes ist ein Mittelwert aus<br />
den T2-Konstanten der darzustellenden Gewebe<br />
(hier zwischen 80 ms <strong>und</strong> 100 ms).<br />
Bei allzu langer Echozeit (letztes Bild) ist der Zerfall<br />
der Quermagnetisierungen so weit fortgeschritten,<br />
dass der Signalanteil mancher Gewebearten im<br />
unvermeidlichen Signalrauschen untergeht.<br />
T 2-KONTRAST<br />
TR lang – TE lang<br />
60 ms<br />
90 ms<br />
120 ms<br />
Bildvergleich zum<br />
T2-Kontrast: TR lang (2 500 ms)<br />
TE anwachsend<br />
Liquor mit langem T2 erscheint hell im<br />
T2-gewichteten Bild.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
137<br />
T 1 -Kontrast<br />
Was geschieht, wenn wir eine kurze<br />
Wiederholzeit TR wählen, so dass die<br />
T1-Relaxation noch lange nicht zu Ende<br />
gekommen ist? Dann sind die Signale<br />
natürlich schwächer <strong>und</strong> der Kontrast<br />
nimmt mit wachsender Echozeit schnell<br />
ab. Wir müssen daher auch die Echozeit<br />
TE so kurz wie möglich wählen.<br />
Das kurze TR blendet den Einfluss der<br />
Protonendichten aus, das kurze TE den<br />
Einfluss der T2-Relaxationen. Der<br />
Unterschied in den Signalstärken hängt<br />
weitgehend von den vorherigen<br />
Längsmagnetisierungen ab, also von den<br />
T1-Relaxationen der Gewebe: Wir erhalten<br />
ein T1-GEWICHTETES Bild.<br />
TR kurz<br />
T 1 -Kontrast<br />
TE kurz
Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />
T 1-KONTRAST<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
TR kurz – TE kurz<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Der Bildvergleich zeigt weitgehenden T1-Kontrast, wenn sowohl TR als auch TE kurz sind.<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Bei längeren Echozeiten nimmt nicht nur der<br />
T1-Kontrast sehr stark ab, sondern auch das<br />
messbare Signal. Die Kombination von kurzer<br />
Wiederholzeit <strong>und</strong> langer Echozeit ist offensichtlich<br />
unbrauchbar.<br />
Normale Weichteilgewebe unterscheiden sich nur<br />
gering in den Protonendichten. Sie zeigen jedoch<br />
unterschiedliche T1-Relaxationen. Daher eignet sich<br />
die T1-gewichtete Bildgebung gut zur anatomischen<br />
Darstellung.<br />
15 ms<br />
60 ms<br />
90 ms<br />
120 ms<br />
Bildvergleich zum<br />
T1-Kontrast: TR kurz (500 ms)<br />
TE anwachsend<br />
Liquor mit langem T1 erscheint dunkel im<br />
T1-gewichteten Bild.<br />
Das optimale TR<br />
entspricht ungefähr der<br />
durchschnittlichen<br />
T1-Konstante der<br />
darzustellenden<br />
Gewebetypen, bei 1,0<br />
bis 1,5 Tesla zwischen<br />
400 ms <strong>und</strong> 600 ms.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
139<br />
Mehrfachechos messen<br />
Mit einer MULTIECHO-SEQUENZ können wir<br />
zwei oder mehr Spinechos erzeugen. Die<br />
Signalstärke der Echos nimmt mit der<br />
T2-Relaxation ab. Über diesen Signalabfall<br />
können wir aus den Daten ein reines<br />
T2-BILD berechnen, ohne T1-Anteile. Ebenso können wir aus den Signalstärken<br />
mehrerer Spinecho-Messungen mit<br />
unterschiedlicher Wiederholzeit TR,<br />
jedoch gleich kurzer Echozeit TE, ein<br />
reines T1-BILD berechnen.<br />
Mit einer DOPPELECHO-SEQUENZ (z.B.<br />
TE1 = 15 ms <strong>und</strong> TE2 = 90 ms) erhalten<br />
wir sowohl das Protonendichte-Bild als<br />
auch das T2-gewichtete Bild aus einer<br />
einzigen Messung.<br />
1<br />
2 3
Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Der Bildvergleich zeigt die drei wichtigen<br />
Kombinationen von TR <strong>und</strong> TE <strong>und</strong> ihre<br />
resultierenden Kontrastgewichtungen:<br />
• T1-Kontrast (TR kurz, TE kurz)<br />
• T2-Kontrast (TR lang, TE lang)<br />
• Protonendichte-Kontrast (TR lang, TE kurz)<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
In der Spinecho-Bildgebung sind die Wirkungen von<br />
T1 <strong>und</strong> T2 gegensätzlich: Gewebe mit längerem T1 erscheint dunkler im T1-gewichteten Bild, Gewebe<br />
mit längerem T2 erscheint heller.<br />
TR<br />
PD T2<br />
T1<br />
kurz lang<br />
lang<br />
kurz<br />
TE
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
141<br />
Kontraste mit Inversion Recovery<br />
Die Inversion-Recovery-Sequenz ist eine Spinecho-Sequenz mit vorgeschaltetem<br />
180°-Puls. In der MR-Technik verwendet man häufig PRÄPARATIONSPULSE vor der<br />
eigentlichen Sequenz. Wir wollen betrachten, wie man auf diese Weise den<br />
Bildkontrast manipulieren kann.<br />
Erst Invertierung, dann Erholung<br />
Die INVERSION-RECOVERY-SEQUENZ (IR)<br />
besitzt die typische Pulsfolge 180°–90°–<br />
180°. Die Längsmagnetisierungen<br />
werden zunächst durch den<br />
180°-PRÄPARATIONSPULS in die<br />
Gegenrichtung umgeklappt – invertiert.<br />
Dabei werden natürlich keine<br />
Quermagnetisierungen erzeugt <strong>und</strong><br />
somit auch kein MR-Signal.<br />
Das Intervall zwischen 180°-Puls <strong>und</strong><br />
90°-Anregungspuls wird INVERSIONSZEIT TI<br />
genannt. Innerhalb dieses Zeitraums<br />
erholen sich die Längsmagnetisierungen.<br />
Durch den anregenden 90°-Puls werden<br />
die augenblicklichen Längsmagnetisierungen<br />
in Quermagnetisierungen<br />
umgewandelt.<br />
Spinecho
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit Inversion Recovery<br />
Stark im T 1 -Kontrast<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Während die Stärke der Spinecho-Sequenz im<br />
T2-Kontrast liegt, erzeugt die Inversion-Recovery-<br />
Sequenz einen höheren T1-Kontrast. Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Da die Längsmagnetisierungen bei der IR-Sequenz<br />
wegen der Invertierung aus dem negativen Bereich<br />
relaxieren, dauert die T1-Relaxation länger. Durch<br />
den versetzten Nulldurchgang bei verschiedenen<br />
Gewebearten entsteht eine größere Aufspaltung der<br />
Kurven <strong>und</strong> dadurch der höhere T1-Kontrast. Wir<br />
optimieren nun den Kontrast durch die Wahl der<br />
Inversionszeit TI.<br />
Wir können die IR-Sequenz benutzen, um auch<br />
kleinste T1-Kontraste, z.B. im Gehirn von<br />
Neugeborenen, darzustellen. Nachteil ist die längere<br />
Messzeit. Außerdem misst man – je nach Wahl von TI<br />
– weniger Schichten als mit der T1-gewichteten Spinecho-Technik.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
143<br />
Grau in Grau <strong>und</strong> Nullsignal<br />
Betrachten wir die Kurven der<br />
Längsrelaxation für einen besonderen<br />
Fall. TI ist so gewählt, dass das schneller<br />
relaxierende Gewebe (a) bereits den<br />
Nulldurchgang passiert hat, das<br />
langsamer relaxierende Gewebe (b)<br />
jedoch noch nicht.<br />
Falls nur der Betrag der Signale in den<br />
Bildkontrast eingeht, kann er sehr<br />
verwirrend sein. Denn er unterscheidet<br />
nicht zwischen positiven <strong>und</strong> negativen<br />
Längsmagnetisierungen. Gewebearten<br />
mit unterschiedlichen T1-Konstanten würden mit gleichem Grauwert<br />
dargestellt werden!<br />
!<br />
a<br />
b
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Der Bildvergleich zeigt den Einfluss der<br />
Inversionszeit TI auf den Kontrast im Gehirn.<br />
Die Signale von weißer bzw. grauer Gehirnmasse<br />
können verschwinden.<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
100 ms<br />
200 ms<br />
300 ms<br />
400 ms<br />
Bildvergleich zum<br />
Kontrast mit<br />
Inversion-Recovery:<br />
TI anwachsend<br />
Das Signal von weißer<br />
Gehirnmasse nimmt bei<br />
größer werdender<br />
Inversionszeit TI ab <strong>und</strong><br />
erreicht bei TI = 300 ms<br />
seinen Nulldurchgang.<br />
Bei TI = 400 ms hat das<br />
Signal der grauen<br />
Gehirnmasse (mit<br />
längerem T1 ) seinen<br />
Nulldurchgang erreicht,<br />
während das Signal der<br />
weißen Gehirnmasse<br />
wieder ansteigt.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
145<br />
T 1 -Kontrast auf voller Breite<br />
Wie können wir den Kontrast zwischen<br />
unterschiedlichen Gewebetypen<br />
garantieren? Indem wir die Orientierung<br />
der Längsmagnetisierungen<br />
berücksichtigen.<br />
Die positiven <strong>und</strong> negativen<br />
Längsmagnetisierungen werden ja durch<br />
den 90°-Anregungspuls in<br />
Quermagnetisierungen mit 180°<br />
Phasendifferenz übergeführt. Wenn wir<br />
bei der Bildrekonstruktion neben dem<br />
Betrag auch diese Phasenlage der Signale<br />
berücksichtigen, können wir die Signale<br />
wieder den ursprünglich positiven oder<br />
negativen Längsmagnetisierungen<br />
zuordnen. Damit wird der T1-Kontrast auf<br />
seiner vollen Breite wiedergegeben.
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Diese Technik, durch Phasenrekonstruktion<br />
die wahren Positionslagen der<br />
Längsmagnetisierungen zu berücksichtigen,<br />
heißt auch TRUE INVERSION-RECOVERY. Sie<br />
findet ihre Anwendung vor allem in der<br />
Pädiatrie.<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Der Bildhintergr<strong>und</strong>,<br />
üblicherweise schwarz,<br />
wird bei<br />
phasensensitiver<br />
Rekonstruktion mit<br />
mittlerem Grauwert<br />
dargestellt.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
147<br />
Additiver T 1- <strong>und</strong> T 2-Kontrast<br />
Sie erinnern sich an die Spinecho-<br />
Bildgebung: Gewebe mit längerem T1 erscheint dunkler im Bild, Gewebe mit<br />
längerem T2 erscheint heller. T1 <strong>und</strong> T2 wirken also gegeneinander.<br />
Mit einer kurzen Inversionszeit erzielt<br />
die Inversion-Recovery-Technik einen<br />
eigentümlichen Kontrast: additive T1- <strong>und</strong> T2-Wichtung. (Diese Sequenz<br />
nennt man STIR = Short TI Inversion<br />
Recovery).<br />
Gewebe mit langem T1 (b, c) haben in<br />
diesem Fall noch negative Längsmagnetisierungen.<br />
Sie erzeugen nach<br />
dem anregenden 90°-Puls die<br />
stärkeren Signale (T1-Anteil). Mit<br />
längerer Echozeit wird der Kontrast<br />
noch verstärkt (T2-Anteil). T1- <strong>und</strong><br />
T2-Effekt summieren sich also.
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Im T1-gewichteten Bild erscheint Fett sehr<br />
hell. Dies führt oft zu Überstrahlungen <strong>und</strong><br />
Bewegungsartefakten.<br />
Idealerweise wählen wir TI so, dass Fett mit<br />
dem kürzesten T1 gerade den Nulldurchgang<br />
der Längsmagnetisierung erreicht hat (a).<br />
TI muss hierzu 0,69 T1 betragen. Hierdurch<br />
wird das Fettsignal unterdrückt (TI = 180 ms<br />
bei 1,5 Tesla <strong>und</strong> TI = 160 ms bei 1,0 Tesla).<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
STIR-Bildbeispiel:<br />
Das Fettsignal ist im<br />
Bereich der Orbita<br />
unterdrückt. Der<br />
Sehnerv lässt sich<br />
exzellent abgrenzen.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
149<br />
Kontraste mit Gradientenechos<br />
Je weiter man die Wiederholzeit TR einer Spinecho-Sequenz verringert,<br />
desto weniger Zeit bleibt für die T1-Relaxation: Die Spinechos werden schwach.<br />
Mit einem Kippwinkel kleiner als 90° kann man das MR-Signal wieder erhöhen<br />
<strong>und</strong> darüberhinaus die Messzeit verkürzen. Hierzu verwendet man<br />
Gradientenechos.<br />
Wiederholzeit verkürzen ohne Signalverlust<br />
Was geschieht, wenn der Kippwinkel α<br />
einer Pulssequenz kleiner als 90° ist? Es<br />
wirkt dann nicht die gesamte verfügbare<br />
Magnetisierung M in der xy-Ebene,<br />
sondern nur ein Teil wird in eine<br />
Quermagnetisierung Mxy umgewandelt.<br />
Andererseits wird die Längsmagnetisierung<br />
nach einem solchen α-PULS nicht<br />
Null, sondern hat weiterhin einen, wenn<br />
auch verringerten, Betrag Mz .<br />
Beispielsweise erzeugt ein HF-Puls mit<br />
einem Kippwinkel von 20° eine schon<br />
ausreichend hohe Quermagnetisierung<br />
von 34 % des Maximalwerts. Die verbleibende<br />
Längsmagnetisierung beträgt in<br />
diesem Fall 94 % ihres Maximalwerts.<br />
Dies erlaubt sehr kurze Wiederholzeiten:<br />
die Messzeit wird stark reduziert.<br />
Beim nächsten Puls steht also wieder eine<br />
hohe Längsmagnetisierung zur<br />
Verfügung. Bei sehr kurzer Wiederholzeit<br />
(kleiner als T1 ) wird daher mit einem<br />
20°-Puls ein stärkeres MR-Signal erzeugt,<br />
als mit einem 90°-Puls!
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Optimaler Kippwinkel <strong>und</strong> Steady State<br />
Kontraste mit Gradientenechos<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
Für einen Gewebetyp mit einem bestimmten T1 entsteht ein maximales Signal bei einem definierten<br />
Kippwinkel, dem sogenannten ERNST-WINKEL. Dieser<br />
optimale Kippwinkel hängt von der gewählten<br />
Wiederholzeit TR ab.<br />
Sie wissen, dass die Längsmagnetisierung sich um so<br />
schneller erholt, je kleiner sie ist (exponentieller<br />
Wachstumsprozess). Nach jedem Kippen um den<br />
Winkel α wird die verbleibende Längsmagnetisierung<br />
kleiner als zuvor (bei 20° also 94 % von 94 %<br />
usw.). Sie erholt sich dann jedoch jeweils um so<br />
schneller. Nach wiederholten α-Pulsen entsteht ein<br />
Gleichgewicht zwischen diesen beiden gegensätzlichen<br />
Tendenzen: Die Längsmagnetisierung<br />
bleibt nach jedem Puls gleich groß. Dieser<br />
Gleichgewichtszustand heißt auch STEADY STATE.
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
151<br />
Quermagnetisierung zerstören (FLASH) ...<br />
Bei sehr kurzer Wiederholzeit TR besteht<br />
jeweils vor dem Einstrahlen der<br />
wiederholten α-Pulse noch eine restliche<br />
Quermagnetisierung.<br />
Die FLASH-Sequenz arbeitet mit dem<br />
Steady State der Längsmagnetisierung.<br />
Die verbleibende Quermagnetisierung vor<br />
dem wiederholten α-Puls wird durch<br />
starke Gradientenpulse zerstört.<br />
FLASH ist die Abkürzung für Fast Low<br />
Angle Shot.<br />
Gradientenecho
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Die Kontrastmechanismen einer<br />
Gradientenecho-Sequenz sind<br />
reichhaltiger als bei der Spinecho-Technik<br />
<strong>und</strong> sehr komplex. Mit einer FLASH-<br />
Sequenz können wir folgende Kontraste<br />
erzeugen.<br />
• T1-Kontrast: TR kurz (40–150 ms)<br />
TE kurz (5–10 ms)<br />
α mittel bis groß (40°–80°)<br />
• T2 *-Kontrast:<br />
TR lang (500 ms)<br />
TE relativ lang (18–40 ms)<br />
α klein (5°–20°)<br />
• Protonendichte-Kontrast:<br />
TR lang (500 ms)<br />
TE kurz<br />
α klein (5°–20°)<br />
Kontraste mit Gradientenechos<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
T1<br />
T2*<br />
PD<br />
Bildvergleich der<br />
FLASH-Kontraste
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
153<br />
... oder Quermagnetisierung nutzen (FISP)<br />
Die FISP-Sequenz nutzt den Steady State<br />
der verbleibenden Quermagnetisierung.<br />
Um eine gleichbleibende Quermagnetisierung<br />
zu erhalten, werden die<br />
dephasierenden Gradienten in<br />
Phasenkodierrichtung (GP ) nach dem<br />
Echo durch umgekehrt gepolte<br />
Gradienten wieder kompensiert.<br />
FISP ist die Abkürzung für Fast Imaging<br />
with Steady-state Precession.<br />
Gradientenecho<br />
Der negative α-Puls (–α) deutet an, dass die Magnetisierung<br />
bei FISP jeweils nach der Wiederholzeit TR abwechselnd in die<br />
entgegengesetzte Richtung gekippt wird.
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Die Längsmagnetisierung hängt von T1 ab, die Quermagnetisierung von T2 *.<br />
Der Kontrast bei FISP ist eine Funktion des<br />
Verhältnisses von T1 zu T2 * <strong>und</strong> im<br />
wesentlichen von TR unabhängig.<br />
• T1 /T2 *-Kontrast:<br />
TR kurz<br />
TE kurz<br />
α mittel<br />
Die Wiederholzeit TR sollte so kurz wie<br />
möglich gewählt werden. Bei langem TR<br />
verhält sich FISP wie FLASH.<br />
Kontraste mit Gradientenechos<br />
Anhang: Eine kurze<br />
Visite in der<br />
MR-Spektroskopie<br />
T1/T2*<br />
Kontrast mit FISP 3D
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
155<br />
Anhang: Eine kurze Visite in der MR-Spektroskopie<br />
Zum Ende des Kapitels über Kontraste möchten wir kurz eine andere,<br />
ursprünglich ältere, MR-Technik darstellen, die mittlerweile klinisch genutzt wird:<br />
die MR-Spektroskopie. Wir beschränken uns hier auf die einfachste Methode, dem<br />
Einzelvolumenverfahren bei Wasserstoffprotonen (Single Voxel Spectroscopy,<br />
SVS).<br />
Vom FID zum Peak<br />
In der MR-Spektroskopie wird das<br />
MR-Signal, wie in der MR-Bildgebung<br />
auch, als Funktion der Zeit gemessen:<br />
der FID, eine schnell abnehmende<br />
Hochfrequenzschwingung. Neben dem<br />
FID werden auch Echosignale benutzt.<br />
Durch eine einfache Fourier-<br />
Transformation wird diese Schwingung in<br />
eine Darstellung ihrer Frequenzanteile<br />
überführt. Das ist das SPEKTRUM.<br />
Diese Transformation ist eine eindeutige<br />
Überführung des Signals aus dem<br />
ZEITBEREICH in den FREQUENZBEREICH.<br />
Zeitbereich<br />
Fourier Transformation<br />
Frequenzbereich
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Wenn das Signal idealerweise nur eine Frequenz<br />
trägt (Sinusschwingung), besteht das zugehörige<br />
Spektrum nur aus einer feinen SPEKTRALLINIE<br />
(Resonanzlinie) an der zugehörigen Frequenz.<br />
Wegen des Signalabfalls verbreitert sich bei MR die<br />
Resonanzlinie zu einem PEAK.<br />
Der Peak repräsentiert die Resonanzfrequenz im<br />
gemessenen Voxel. Das Interessante daran ist: Die<br />
Fläche unter dem Peak ist proportional der Anzahl<br />
der signalgebenden Kerne (hier also der Protonendichte).<br />
Anhang: Eine kurze Visite in der MR-Spektroskopie
4 Der große Spielraum der Kontraste<br />
157<br />
Die Chemische Verschiebung<br />
In fast allen Biomolekülen sind mehrere<br />
Wasserstoffatome an verschiedenen<br />
Positionen geb<strong>und</strong>en. Verschiedene<br />
Positionen bedeuten unterschiedliche<br />
chemische <strong>und</strong> damit meist auch<br />
unterschiedliche magnetische<br />
Umgebungen. Das lokale Magnetfeld ist<br />
reduziert bzw. erhöht, die Resonanzfrequenzen<br />
der geb<strong>und</strong>enen Protonen<br />
liegen etwas niedriger oder höher als die<br />
typische Larmorfrequenz. Daher können<br />
die Kerne eines Moleküls mehrere<br />
Resonanzlinien liefern.<br />
Diese Aufspaltung der Resonanzfrequenzen<br />
nennen wir CHEMISCHE<br />
VERSCHIEBUNG. Denn sie zeigt sich an einer<br />
Verschiebung der zugehörigen<br />
Resonanzlinien im gemessenen<br />
Spektrum.<br />
Dank der chemischen Verschiebung<br />
können wir Molekülbausteine, Moleküle<br />
<strong>und</strong> Substanzen voneinander<br />
unterscheiden.<br />
Beispiel Methanol (CH3OH): Das Verhältnis der<br />
Peakflächen beträgt 3:1. Dadurch lassen sich die Peaks<br />
entweder der Hydroxylgruppe (OH) oder den<br />
3 gleichwertigen Wasserstoffatomen der Methylgruppe<br />
(CH3 ) zuordnen.<br />
Das Maß der chemischen Verschiebung drückt man in δppm aus (ppm = parts per million). δppm = –1,5 bedeutet,<br />
die Frequenz der OH-Gruppe ist um 1,5 millionstel<br />
verringert (bei 40 MHz Larmorfrequenz also um 60 kHz).
Spinechos <strong>und</strong><br />
Kontrastgewichtungen<br />
Kontraste mit<br />
Inversion Recovery<br />
Kontraste mit<br />
Gradientenchos<br />
Die Feinaufspaltung der Resonanzlinien<br />
Nicht alle Kerne liefern einfache Resonanzlinien<br />
(Singuletts). Einige Kerne weisen eine charakteristische<br />
Feinaufspaltung der Linien auf, wie Tripletts oder<br />
Quartetts. Ursache hierfür ist eine magnetische<br />
Wechselwirkung der Kerne untereinander, die sogenannte<br />
SPIN–SPIN-KOPPLUNG.<br />
Anhang: Eine kurze Visite in der MR-Spektroskopie<br />
In der Praxis benutzt<br />
man zum Vergleich<br />
von Spektren nicht<br />
die Peakflächen<br />
selbst, sondern<br />
relative Signalintensitäten.<br />
Mit ihrer Hilfe kann<br />
man an Patienten<br />
gemessene Spektren<br />
in ges<strong>und</strong>em <strong>und</strong><br />
pathologischem<br />
Gewebe vergleichen.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
Die schnelle<br />
Bildgebung<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />
Parallele<br />
Akquisitionstechniken<br />
Dank der ultraschnellen Bildgebung<br />
liegt die Messzeit einer Schicht heute im<br />
Subsek<strong>und</strong>enbereich. Um die Bildgebung mit<br />
MR zu beschleunigen, werden vor allem die<br />
bekannten Spinecho- <strong>und</strong> Gradientenecho-<br />
Techniken zeitlich optimiert. Eine verbreitete<br />
Methode ist, die bestehende Messmatrix<br />
schneller mit Echos aufzufüllen als in der<br />
konventionellen Technik. Wir zeigen im<br />
folgenden zwei typische Repräsentanten dieser<br />
Methode: TurboSE <strong>und</strong> EPI.<br />
Neu <strong>und</strong> herausragend sind die Parallelen<br />
Akquisitionstechniken. Sie optimieren die<br />
Auffüllung der Messmatrix räumlich. Hierzu<br />
verwendet man parallel die MR-Signale aus<br />
mehreren Spulenelementen.
5 Die schnelle Bildgebung<br />
161<br />
Turbo-Messung mit Turbo-Spinechos<br />
Turbo-Spinecho-Sequenzen (TurboSE) verkürzen deutlich die Messzeit. Sie haben<br />
die konventionelle Spinecho-Technik weitgehend ersetzt. In der Zeit, in der eine<br />
Spinecho-Sequenz ein einziges Echo aufnimmt, erzeugt eine TurboSE-Sequenz<br />
eine ganze Serie von Echos.<br />
Schneller geht’s mit dem Echozug<br />
Wie beschleunigt eine TurboSE-Sequenz<br />
die Messung? Sie erzeugt pro<br />
90°-Anregung nicht nur ein Spinecho,<br />
sondern eine ganze Serie von Echos:<br />
einen ECHOZUG.<br />
Jedes Echo des Echozuges erhält eine<br />
andere Phasenkodierung (GP ) <strong>und</strong> füllt<br />
eine Zeile der Rohdatenmatrix.<br />
Die Länge des Echozuges bestimmt den<br />
maximalen Zeitgewinn. Das ist der<br />
TURBOFAKTOR (z.B. 7 oder 15).<br />
Der Bildkontrast wird im wesentlichen<br />
durch das mittlere Echo bestimmt, bei<br />
dem der Phasenkodiergradient null ist.<br />
Der zeitliche Abstand zwischen 90°-Puls<br />
<strong>und</strong> mittlerem Echo ist die EFFEKTIVE<br />
ECHOZEIT TE eff.
Turbo-Messung mit Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
Segmentierter k-Raum<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />
Parallele<br />
Akquisitionstechniken<br />
Wie wird die Rohdatenmatrix einer<br />
TurboSE-Sequenz gefüllt? Für eine Matrix<br />
255 × 256 benötigt man bei einem<br />
Echozug von 15 Echos nur 255/15 =<br />
17 Anregungen. Statt 255 mal muss die<br />
Sequenz also nur 17 mal wiederholt<br />
werden.<br />
Der k-Raum wird hierzu SEGMENTIERT:<br />
Innerhalb der Wiederholzeit TR wird nicht<br />
wie bei der konventionellen Technik nur<br />
eine Rohdatenzeile aufgenommen,<br />
sondern eine ganze Serie.<br />
Beispielsweise besteht der k-Raum aus<br />
15 Segmenten (= Turbofaktor) mit je<br />
17 Zeilen. Die Gesamtzahl der Zeilen ist<br />
ein ganzzahliges Vielfaches der<br />
Echoanzahl (15 × 17 = 255).<br />
Mit jeder Messung werden die<br />
Rohdatenzeilen also segmentweise<br />
aufgefüllt, wie bei einem »Kamm«. Dieses<br />
»Kämmen« muss in unserem Beispiel<br />
17 mal wiederholt werden.<br />
15 Echos<br />
1 Segment<br />
17 Zeilen = Zahl der Anregungen
5 Die schnelle Bildgebung<br />
163<br />
T 2 -Bildgebung mit TurboSE<br />
TurboSE-Sequenzen werden überwiegend in der<br />
T2-gewichteten Bildgebung verwendet. Der<br />
auffallendste Unterschied zur Spinecho-Technik ist<br />
das helle Fettsignal selbst in stark T2-gewichteten Bildern. (T1-gewichtete TurboSE-Sequenzen werden<br />
zum Beispiel zur Aufnahme der Wirbelsäule<br />
benutzt.)<br />
Je länger der Echozug bei festem TR, um so kürzer ist<br />
die Messzeit. Dann können wir simultan nur weniger<br />
Schichten aufnehmen. Auch ist der T2-Zerfall stärker.<br />
Dies kann die Auflösung in Phasenkodierrichtung<br />
verringern, besonders bei Geweben mit kurzem T2 .<br />
Um das Auffinden auch kleiner Hämorrhagien z.B.<br />
im Gehirn zu sichern, verwendet man zur<br />
Kontrastverbesserung ein längeres TR <strong>und</strong> eine<br />
höhere Auflösung. Die Messzeitverkürzung ist dann<br />
zwar mit beispielsweise Faktor 6 geringer als der<br />
Turbofaktor von 15, aber immer noch eine<br />
signifikante Beschleunigung.<br />
TurboSE-Sequenzen bieten einen besseren Kontrast<br />
zwischen weißer <strong>und</strong> grauer Gehirnsubstanz.<br />
Gerade im neuroradiologischen Bereich möchte<br />
man nicht mehr auf die hochauflösenden<br />
Möglichkeiten einer TurboSE-Sequenz verzichten.<br />
Bildvergleich T 2 -Spinecho<br />
T 2 -Turbo-Spinecho
Turbo-Messung mit Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />
Parallele<br />
Akquisitionstechniken<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Eine TurboSE-Sequenz erzeugt eine<br />
Serie von Spinechos je Anregung.<br />
Das ist der Echozug.<br />
Der k-Raum ist segmentiert. Bei einem<br />
Echozug von beispielsweise 15 Echos<br />
(= Turbofaktor) benötigt man nur<br />
noch 17 Anregungspulse. Auf diese<br />
Weise wird die Messzeit signifikant<br />
verkürzt.<br />
TurboSE-Sequenzen werden<br />
vorwiegend in der T2-gewichteten Bildgebung eingesetzt.<br />
Ausblick<br />
Eine Weiterentwicklung<br />
der<br />
TurboSE-Technik<br />
bietet die Kombination<br />
mit einem<br />
Inversionspuls<br />
(Turbo Inversion<br />
Recovery, TIR), die<br />
Kombination mit<br />
Half-Fourier-<br />
Bildgebung (Half<br />
Fourier Acquired<br />
Single Shot Turbo<br />
Spin Echo, HASTE)<br />
oder der zusätzliche<br />
Einbau von<br />
Gradientenechos<br />
(Turbo Gradient Spin<br />
Echo, TurboGSE).
5 Die schnelle Bildgebung<br />
165<br />
Ultraschnell mit Echoplanarer Bildgebung (EPI)<br />
Die Echoplanare Bildgebung (EPI, Echoplanar Imaging) ist die zur Zeit schnellste<br />
MR-Bildgebungstechnik. Geschwindigkeit ist ihr Hauptmerkmal. In der gleichen<br />
Zeit, in der eine konventionelle schnelle Pulssequenz ein einziges Bild erzeugt,<br />
nimmt EPI eine ganze Serie von Bildern auf.<br />
Nur ein Schuss ...<br />
EPI ist ein EINZELSCHUSS-VERFAHREN<br />
(Single Shot). Das heißt, eine EPI-Sequenz<br />
verwendet zur Messung eines ganzen<br />
Bildes nur noch einen einzigen<br />
Anregungspuls.<br />
Der Auslesegradient wird bipolar<br />
geschaltet. Er erzeugt innerhalb des FIDs<br />
einen vollständigen Echozug von<br />
ansteigenden <strong>und</strong> abfallenden<br />
Gradientenechos mit wechselnden<br />
Vorzeichen. Die Anzahl der<br />
Gradientenechos ergibt den EPI-FAKTOR.<br />
Wegen des schnellen T2 *-Abfalls des FIDs<br />
bleibt zur Erzeugung der Echos nur etwa<br />
100 ms Zeit. Daher wird das Auslesen im<br />
allgemeinen auf 64 bis 128 Echos<br />
beschränkt.<br />
Die EPI-Matrix ist somit zwischen 64 × 64<br />
<strong>und</strong> 128 × 128 groß, entsprechend<br />
beträgt der EPI-Faktor 64 bis 128.<br />
Die EFFEKTIVE ECHOZEIT TEeff fällt mit dem<br />
Signalmaximum zusammen.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit Echoplanarer Bildgebung (EPI)<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />
Parallele<br />
Akquisitionstechniken<br />
Zwischen den einzelnen Gradientenechos<br />
wird der Phasenkodiergradient kurz<br />
geschaltet, um in die nächste Rohdatenzeile<br />
zu gelangen (»Blips«). Die Messmatrix<br />
wird im »Zick-Zack« abgetastet<br />
(mäanderförmig).<br />
Auf diese Weise können wir mit<br />
EPI-Sequenzen diagnostische Bilder in nur<br />
50 bis 100 Millisek<strong>und</strong>en aufnehmen.<br />
Diese Bilder sind völlig frei von<br />
Bewegungsartefakten. Daher eignet sich<br />
EPI zum Beispiel zur Untersuchung<br />
dynamischer Vorgänge <strong>und</strong> zur<br />
diffusionsgewichteten Bildgebung,<br />
welche Bewegung in molekularer<br />
Größenordnung darstellt.<br />
Anwendung findet EPI vor allem in der<br />
Diffusion <strong>und</strong> Hirnperfusion <strong>und</strong> in der<br />
funktionellen Neurobildgebung (BOLD<br />
Imaging).
5 Die schnelle Bildgebung<br />
167<br />
Kontraste mit Single-Shot-EPI<br />
EPI ist im Gr<strong>und</strong>e ein Auslesemodul.<br />
Das EPI-Sequenzschema lässt sich mit beliebigen<br />
Präparationspulsen kombinieren (Spinecho,<br />
Inversion Recovery u.a.). Auf diese Weise können wir<br />
mit EPI-Sequenzen vielfältige Kontraste erzielen. Da<br />
die Echos mit T2 * abfallen, besitzen die Bilder immer<br />
auch einen T2 *-Anteil, der je nach Gr<strong>und</strong>kontrast<br />
unterschiedlich stark ins Gewicht fällt.<br />
Als Einzelschussverfahren (single shot) zeigt EPI<br />
keinerlei T1-Kontrast. EPI-FID-SEQUENZEN erzeugen einen guten<br />
T2 *-Kontrast, der mit der Echozeit zunimmt.<br />
EPI-SPINECHO-SEQUENZEN verhalten sich wie<br />
konventionelle Spinecho-Sequenzen mit unendlich<br />
langem TR. Langes T2 ergibt scharfe Bilder. Bei<br />
Gewebe mit kurzem T2 kann das Bild unschärfer<br />
sein.<br />
Bildvergleich: Starker Diffusionskontrast, schwacher<br />
Diffusionskontrast<br />
EPI-DIFFUSIONSSEQUENZEN besitzen zusätzliche<br />
Diffusionsgradienten. Sie reagieren sensitiv auf<br />
molekulare Bewegung. Sie machen die<br />
Selbstdiffusion von Wasser in Gewebe sichtbar.<br />
Der Vorteil der ultraschnellen EPI-Messung:<br />
Körperbewegungen werden eingefroren, welche bei<br />
konventionellen Sequenzen Artefakte erzeugen<br />
würden, die den Diffusionskontrast überblenden.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit Echoplanarer Bildgebung (EPI)<br />
Segmentierte EPI-Sequenzen<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />
Parallele<br />
Akquisitionstechniken<br />
Single-Shot EPI-Sequenzen reagieren sehr<br />
empfindlich auf sogenannte »Offresonanz-Effekte«.<br />
OFFRESONANZ bedeutet, dass <strong>Spins</strong> außerhalb der<br />
angeregten Schicht zum MR-Signal beitragen. Dies<br />
kann zu Artefakten im Bild führen.<br />
Messtechnisch zeigt sich dieser Effekt als eine<br />
Verschiebung der Rohdaten in Phasenkodierrichtung.<br />
Diese Datenverschiebung wächst mit dem<br />
Echoabstand (Echo Spacing) <strong>und</strong> der Länge des<br />
Echozuges.<br />
Durch eine segmentierte Abtastung der Messmatrix<br />
(wie im vorherigen Kapitel zu TurboSE erläutert)<br />
wird der Echozug verkürzt. Die Verschiebung in<br />
Phasenkodierrichtung wird verringert <strong>und</strong> damit der<br />
sichtbare Artefakt reduziert.<br />
Bildvergleich: Single-Shot EPI-Bild mit<br />
Verzerrungsartefakt, das segmentierte EPI-Bild<br />
(rechts) zeigt eine deutliche Reduktion der<br />
Verzerrungen im Bereich der Augen
5 Die schnelle Bildgebung<br />
169<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />
Die Geschwindigkeit der MR-Bildgebung wird durch die Phasenkodierung begrenzt.<br />
Schnelle Pulssequenzen erreichen ihre Schnelligkeit vor allem durch zeitlich<br />
optimierte Gradientenpulse. Die maximal möglichen Schaltraten der Gradienten sind<br />
ein limitierender Faktor. Zur weiteren Steigerung der Geschwindigkeit gehen wir<br />
neue Wege: Parallele Datenakquisition mit mehreren Spulen.<br />
Nicht sequenziell ...<br />
Die üblichen schnellen Pulssequenzen<br />
nehmen ihre Daten SEQUENZIELL auf:<br />
sie füllen zeilenweise den k-Raum mit<br />
Rohdaten (vergleichbar der Arbeitsweise<br />
eines Faxgerätes). Jede einzelne Zeile<br />
benötigt eine separate Anwendung von<br />
Gradientenpulsen. Vor allem der<br />
Phasenkodiergradient stellt den zeitlichen<br />
Engpass dar.<br />
Beispiel: Um Bewegungsartefakte zu<br />
vermeiden, muss der Patient bei einer<br />
konventionellen Herzuntersuchung für<br />
jede Aufnahme etwa 20 Sek<strong>und</strong>en den<br />
Atem anhalten. Einem herzkranken<br />
Patienten ist dies oft nicht möglich.<br />
Die bisher dargestellten MR-Techniken<br />
stoßen hier an ihre Grenzen.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
... sondern parallel<br />
Möchten Sie uns bei einem Gedankenexperiment<br />
folgen? Eine HF-Spule ist ein Empfänger für die<br />
MR-Signale. Angenommen, wir würden statt einer<br />
einzigen Spule so viele räumlich angeordnete<br />
Empfänger benutzen können, wie wir Auflösung in<br />
Phasenkodierrichtung benötigen (grob vergleichbar<br />
der Arbeitsweise einer modernen Digitalkamera).<br />
Dann müssten wir eine Pulssequenz nicht<br />
wiederholen, sondern könnten vollständig auf die<br />
Phasenkodierung verzichten. Die Messzeitverkürzung<br />
wäre erheblich. Doch dies ist noch<br />
Zukunftsmusik.<br />
Im modernen klinischen Einsatz sind PARALLELE<br />
AKQUISITIONSTECHNIKEN (PAT), die mehrere<br />
Empfänger simultan verwenden (z.B. 4, 6 oder 8).<br />
Diese Anordnung mehrerer Spulenelemente nennt<br />
man ein ARRAY. ➔ Arrays werden bereits in der<br />
sequenziellen Bildgebung verwendet.<br />
In der parallelen Akquisitionstechnik dienen die<br />
Spulenelemente eines Arrays dazu, die Anzahl der<br />
Phasenkodierschritte zu verringern <strong>und</strong> damit die<br />
Messzeit zu verkürzen. Der Beschleunigungsfaktor<br />
(PAT-FAKTOR) beträgt 2 bis 4.<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />
Das Prinzip der Arraybildgebung<br />
Die übliche Arraytechnik nimmt für jedes<br />
Spulenelement ein Arraybild auf (im Beispiel: 4).<br />
Die so entstandenen Arraybilder werden anschließend<br />
zum Gesamtbild kombiniert. Wir erreichen so eine<br />
größere Abdeckung des zu untersuchenden<br />
Körperbereichs – bei unveränderter Messzeit.
5 Die schnelle Bildgebung<br />
171<br />
Spulenkodierung ergänzt Gradientenkodierung<br />
Die Parallelen Akquisitionstechniken<br />
verwenden das Konzept des Spulenarrays.<br />
Gegenüber der üblichen Arraytechnik<br />
nutzen sie die geometrischen<br />
Eigenschaften der Arrayspulen:<br />
Die räumliche Anordnung der einzelnen<br />
Spulenelemente liefert eine zusätzliche<br />
Information über die Herkunft der<br />
MR-Signale.<br />
Wenn die Spulenelemente in Richtung der<br />
Phasenkodierung angeordnet sind,<br />
können wir diese zusätzliche Information<br />
nutzen, um auf einen Teil der zeitaufwendigen<br />
Phasenkodierschritte zu<br />
verzichten. Anders gesagt, ergänzen wir<br />
die Ortskodierung über die Gradienten<br />
durch eine Kodierung über die Spulen.<br />
Die zwei wesentlichen Verfahren sind<br />
SENSE <strong>und</strong> SMASH. Sie unterscheiden sich<br />
dadurch, dass SENSE auf den Bilddaten,<br />
SMASH auf den Rohdaten operiert.<br />
Die Eigenschaften von SENSE <strong>und</strong> SMASH<br />
sind etwas verschieden. Es hängt von der<br />
jeweiligen Applikation, der verwendeten<br />
Spule <strong>und</strong> der Schichtorientierung ab,<br />
welches Verfahren die besseren<br />
Ergebnisse liefert.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
iPAT: Die <strong>Siemens</strong>-Lösung<br />
Die <strong>Siemens</strong>-spezifische Implementierung der<br />
Parallelen Akquisitionstechniken heißt iPAT<br />
(integrated Parallel Acquisition Techniques).<br />
iPAT erlaubt entweder höhere Geschwindigkeit bei<br />
gleicher Bildauflösung oder höhere Auflösung bei<br />
gleicher Messzeit.<br />
Die verkürzte Messzeit ist bei zeitkritischen<br />
Untersuchungen besonders wertvoll<br />
(Herzbildgebung in Echtzeit, kontrastverstärkte<br />
Angiographie, Perfusionsmessung).<br />
Die Echozüge einer EPI-Sequenz werden verkürzt.<br />
Dies verbessert die Bildqualität, vermindert<br />
Verschmierungen <strong>und</strong> Verzerrungen im Bild.<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />
Dynamische MR-Angiographie mit iPAT.<br />
Jeder einzelne 3D-Datensatz wurde in nur etwa<br />
2 Sek<strong>und</strong>en gemessen. Mit fre<strong>und</strong>licher<br />
Genehmigung der Northwestern University,<br />
Illinois.
5 Die schnelle Bildgebung<br />
173<br />
SENSE: Reduzieren <strong>und</strong> somit überfalten<br />
Der SENSE-Algorithmus (Sensitivity<br />
Encoding) rekonstruiert das MR-Bild aus<br />
den Bilddaten der einzelnen<br />
Spulenelemente.<br />
Bei der Messung werden jeweils mehrere<br />
Phasenkodierschritte übersprungen.<br />
Beispielsweise wird nur jede<br />
2. Rohdatenzeile mit einem Echo gefüllt.<br />
Dies ist nichts anderes als eine Messung<br />
mit reduziertem ➔ Messfeld. Das<br />
reduzierte Bild eines Spulenelements<br />
zeigt dann periodische Überfaltungen aus<br />
Bereichen außerhalb des Messfelds –<br />
ungefähr so, als würden Sie einen Diafilm<br />
mehrmals falten.<br />
Dieses Verhalten ergibt sich prinzipiell aus<br />
der Periodizität der angewandten Fourier-<br />
Technik (Frequenz- <strong>und</strong> Phasenkodierung):<br />
Jedes Pixel im reduzierten<br />
Bild ist eine Überlagerung von Pixeln eines<br />
gefalteten Gesamtbildes.<br />
Normal<br />
Reduziert<br />
Das reduzierte Bild eines Phantoms zeigt periodische<br />
Überfaltungen aus den Bereichen außerhalb des Messfelds.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
Messfeld, Auflösung <strong>und</strong> Abtastrate<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />
Das MESSFELD (FOV, Field of View) ist der Ausschnitt in der gemessenen<br />
Schicht, der im Bild dargestellt werden soll, z.B. 25 cm × 25 cm. Bei einer<br />
Matrix von 256 × 256 Pixeln hat jeder Pixel etwa 1 mm Kantenlänge.<br />
Dies entspricht der maximalen AUFLÖSUNG im Bild.<br />
Die ABTASTRATE ist der Kehrwert des Messfelds:<br />
∆k = 1/FOV<br />
In diesem Fall 1/25 cm. Das ist ein Phasenkodierschritt<br />
in der Einheit der Ortsfrequenz.<br />
Wenn wir die Schritte, also die Abtastrate<br />
vergrößern, dabei die Auflösung<br />
beibehalten, wird das Messfeld entsprechend<br />
verkleinert (in der Grafik um Faktor 2).<br />
Würden wir dagegen das FOV beibehalten,<br />
würde die Auflösung im Bild in Richtung der<br />
Phasenkodierung zwangsweise verringert.
5 Die schnelle Bildgebung<br />
175<br />
SENSE: Überfalten <strong>und</strong> entfalten<br />
Das ist der Unterschied zum gefalteten<br />
Diafilm: Da ein Spulenelement nicht<br />
homogen ist, sondern ein räumliches<br />
SENSITIVITÄTSPROFIL besitzt, sind die<br />
Überfaltungspixel nicht alle gleich stark<br />
im Bild vertreten, sondern mit der<br />
örtlichen Spulensensitivität gewichtet.<br />
Wir fragen uns: Wie finden wir aus einem<br />
überfalteten Bild das ungefaltete<br />
Gesamtbild?<br />
Wenn wir nur ein einziges überfaltetes<br />
Bild besitzen, ist eine eindeutige<br />
Entfaltung nicht möglich. Wir können die<br />
Überfaltung allenfalls durch ➔<br />
Oversampling vermeiden. Wenn wir<br />
dagegen über mehrere Spulen parallel<br />
mehrere überfaltete Bilder messen,<br />
können wir die Überfaltungen über einen<br />
Rechentrick wieder rückgängig machen.<br />
Das ist die Gr<strong>und</strong>idee des SENSE-<br />
Algorithmus. Die Implementation des<br />
SENSE-Algorithmus bei <strong>Siemens</strong> heißt<br />
mSENSE (modified SENSE).<br />
Spulenprofil<br />
Eine Spule misst<br />
überfaltete Pixel<br />
Der gleiche Pixel<br />
über zwei Spulen<br />
gemessen
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
Der SENSE-Algorithmus berechnet aus den<br />
einzelnen Überfaltungsbildern das ungefaltete<br />
Gesamtbild. Hierzu werden Pixel für Pixel in den<br />
reduzierten Bildern die Signalanteile aus den<br />
einzelnen Raumpositionen separiert.<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />
Überfaltung <strong>und</strong> Oversampling<br />
Ein vertrauter Artefakt: Wenn das<br />
Messfeld kleiner gewählt wurde<br />
als die Objektgröße, sind<br />
ÜBERFALTUNGEN von Strukturen<br />
außerhalb des Messfelds im Bild zu<br />
sehen.<br />
Durch Erhöhung der Abtastrate<br />
(OVERSAMPLING) können wir den<br />
Überfaltungseffekt eliminieren<br />
(Beispiel: 512 statt 256).<br />
Bildvergleich<br />
zur<br />
Überfaltung<br />
Prinzip des<br />
Oversampling
5 Die schnelle Bildgebung<br />
177<br />
SMASH: Harmonische im k-Raum<br />
Im Gegensatz zu SENSE rekonstruiert<br />
SMASH (Simultaneous Acquisition of<br />
Spatial Harmonics) das MR-Bild aus den<br />
Rohdaten. Auch hier werden zunächst wie<br />
bei SENSE Phasenkodierschritte übersprungen.<br />
Die fehlenden Rohdatenzeilen<br />
werden aber durch einen funktionalen<br />
Trick ergänzt.<br />
Erinnern Sie sich: Die Werte im k-Raum<br />
sind Ortsfrequenzen, sie entsprechen<br />
Streifenmustern im Bild. Die Streifenmuster<br />
sind nichts anderes als periodisch im<br />
Messobjekt wiederkehrende Strukturen,<br />
genau genommen räumliche Wellenmuster.<br />
Die Phasenkodierung erzeugt tatsächlich<br />
solche Wellenmuster der Spinphasen.<br />
Angenommen, eine Empfangsspule hätte<br />
ein Spulenprofil, das genau solch einem<br />
Wellenmuster entspricht, wäre der entsprechende<br />
Phasenkodierschritt unnötig.<br />
Statt der Phasenkodierung könnte man<br />
theoretisch auch – wenn dies technisch<br />
möglich wäre – ein welliges Spulenprofil<br />
schrittweise steigern. Dies hätte den<br />
gleichen Effekt.<br />
Harmonische
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
Es lässt sich zeigen: Wenn eine Empfangsspule ein<br />
Spulenprofil in Form einer Sinuskurve über das<br />
Messfeld aufweist, entspricht diese Sensitivität<br />
genau einem Phasenkodierschritt. In Anlehnung an<br />
die akustischen Wellen nennt man dieses Profil auch<br />
die 1. HARMONISCHE. Eine Sinuskurve mit doppelter<br />
Frequenz ist dann die 2. Harmonische (sozusagen<br />
»eine Oktave höher«). Dies entspricht dem<br />
doppelten Phasenkodierschritt usw.<br />
Das Raffinierte an der SMASH-Technik ist, dass wir<br />
diese räumlichen Harmonischen durch gewichtete<br />
Überlagerungen der Spulenprofile eines Arrays<br />
erzeugen können! Mit jeder dieser Harmonischen<br />
lässt sich ein künstliches Echo synthetisieren <strong>und</strong> so<br />
die fehlende Rohdatenzeile füllen. Wir benötigen<br />
lediglich 4 Harmonische, um die jeweils 4 fehlenden<br />
Phasenkodierschritte zu ergänzen.<br />
Die Weiterentwicklung des SMASH-Algorithmus<br />
durch <strong>Siemens</strong> heißt GRAPPA (Generalized<br />
Autocalibrating Partially Parallel Acquisition).<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />
0. Harmonische<br />
1. Harmonische
5 Die schnelle Bildgebung<br />
179<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Mit iPAT werden Phasenkodierschritte<br />
übersprungen <strong>und</strong> auf diese Weise die<br />
Messzeit verkürzt. Dies entspricht im Prinzip<br />
der Aufnahme eines reduzierten Messfelds in<br />
der konventionellen Bildgebung.<br />
Mit Hilfe der einzelnen Spulenprofile<br />
werden die fehlenden Kodierungen ergänzt,<br />
entweder im Bildraum oder bereits im<br />
k-Raum.<br />
mSENSE<br />
Jedes einzelne Spulenelement erzeugt nach<br />
Fourier-Transformation der Rohdaten ein<br />
überfaltetes Bild. Aus den<br />
Überfaltungsbildern wird das Ergebnisbild<br />
durch den mSENSE-Algorithmus<br />
rekonstruiert.<br />
GRAPPA (SMASH)<br />
Man wendet zunächst den GRAPPA-<br />
Algorithmus auf die unterabgetasteten<br />
Rohdaten an <strong>und</strong> erzeugt einen<br />
vervollständigten Rohdatensatz mit Hilfe<br />
synthetischer Echos. Aus diesen Rohdaten<br />
wird durch Fourier-Transformation das<br />
MR-Bild rekonstruiert.
Turbo-Messung mit<br />
Turbo-Spinechos<br />
Ultraschnell mit<br />
Echoplanarer<br />
Bildgebung (EPI)<br />
SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken
6181
System-Bauweisen Die System-<br />
Komponenten<br />
MR-Systeme<br />
<strong>und</strong> ihre<br />
Komponenten<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Die klinische Praxis kennt eine Vielzahl<br />
leistungsfähiger Kernspintomographen<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
unterschiedlicher technischer Ausführung.<br />
Wir können diese leicht nach der System-<br />
Bauweise unterscheiden.<br />
Unabhängig von der Bauweise <strong>und</strong><br />
anderer Unterscheidungsmerkmale besitzen<br />
alle MR-Systeme wesentliche gemeinsame<br />
Komponenten.<br />
Die Bauweisen <strong>und</strong> Komponenten von<br />
MR-Systemen sind Gegenstand dieses Kapitels.
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
183<br />
System-Bauweisen<br />
Eine einfache Einteilung der gegenwärtigen MR-Systeme bietet die<br />
System-Bauweise. Wir unterscheiden zwischen röhrenförmigen Systemen,<br />
offenen Systemen <strong>und</strong> Spezialsystemen.<br />
Röhrenförmige Systeme<br />
Bei einem röhrenförmigen System wird<br />
das Magnetfeld innerhalb einer Röhre<br />
erzeugt, der MAGNETRÖHRE. Röhrenförmige<br />
Systeme sind GANZKÖRPER-<br />
SYSTEME, es lassen sich alle Regionen des<br />
Körpers untersuchen.<br />
Vorteilhaft an dieser Bauweise ist das<br />
starke Magnetfeld mit einer hohen<br />
Homogenität. Nachteilig ist der<br />
eingeschränkte Raum: Patienten liegen<br />
während der Untersuchung in der Röhre.<br />
Sie können sich eingeengt <strong>und</strong> unwohl,<br />
Kinder zusätzlich alleingelassen fühlen.<br />
Operative Eingriffe bei laufender<br />
MR-Untersuchung sind möglich, wenn<br />
der Patient wieder ein Stück aus dem<br />
<strong>Magnete</strong>n herausgefahren wird.
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Offene Systeme<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Die Nachteile der röhrenförmigen<br />
Systeme führten dazu, neue Wegen zu<br />
beschreiten, um offene, patientenzugänglichere<br />
Systeme zu bauen. Sie<br />
ermöglichen ebenso wie die<br />
röhrenförmigen Systeme die<br />
Untersuchung aller Körperregionen.<br />
Offene Systeme eignen sich darüber<br />
hinaus vor allem für interventionelle<br />
Verfahren <strong>und</strong> beispielsweise für<br />
Bewegungsstudien der Gelenke.<br />
Bis zu drei Seiten werden bei offenen<br />
Systemen für einen direkten Zugang offen<br />
gehalten. Durch ihre Bauweise besitzen<br />
sie in den meisten Fällen eine geringere<br />
Feldstärke <strong>und</strong> geringere Homogenität als<br />
röhrenförmige Systeme.<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
185<br />
Spezialsysteme<br />
Im klinischen Bereich werden<br />
Spezialsysteme überwiegend für<br />
Untersuchungen an den Extremitäten <strong>und</strong><br />
Gelenken verwendet.<br />
Klinische Spezialsysteme besitzen eine<br />
auf ihre Einsatzbereiche beschränkte,<br />
meist niedrige Feldstärke.<br />
Weitere Spezialsysteme werden in der<br />
Forschung verwendet (z.B. Hochfeldsysteme<br />
mit kleiner Röhre für Tierexperimente<br />
<strong>und</strong><br />
Probenuntersuchungen).
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
187<br />
Die System-Komponenten<br />
Gehen wir zunächst vom Messprinzip aus. Einem homogenen statischen<br />
Magnetfeld werden zur Bildgebung magnetische Feldgradienten <strong>und</strong> HF-Pulse<br />
überlagert. Das typische MR-System besteht aus drei Komponenten oder<br />
Subsystemen: dem Hauptfeld-<strong>Magnete</strong>n, dem Gradientensystem <strong>und</strong> dem<br />
Hochfrequenzsystem.<br />
Das Magnetsystem<br />
Die Komponenten des Magnetsystems<br />
sind im Untersuchungsraum angeordnet.<br />
Der Raum ist gegen störende magnetische<br />
<strong>und</strong> hochfrequente Strahlung von außen<br />
abgeschirmt. Ebenso verhindert die<br />
Abschirmung, dass die durch das<br />
Magnetsystem verursachten Magnet- <strong>und</strong><br />
Hochfrequenzfelder Geräte oder<br />
Gegenstände außerhalb des<br />
Untersuchungsraums beeinflussen<br />
können. Störungen von Funk- <strong>und</strong><br />
Radiokanälen werden vermieden,<br />
empfindliche Geräte sind geschützt.<br />
Das Computersystem<br />
Um MR-Bilder von hoher Qualität<br />
erzeugen <strong>und</strong> auswerten zu können,<br />
müssen die drei Subsysteme gesteuert<br />
<strong>und</strong> die gemessenen Ergebnisse<br />
visualisiert werden. Hierzu dient ein<br />
leistungsfähiges Computersystem. Es<br />
umfasst:<br />
• den Bildrechner,<br />
• den Steuerrechner mit Konsole <strong>und</strong><br />
• die Steuer- <strong>und</strong> Auswertungssoftware.<br />
Magnet mit Patientenliege<br />
Gradientensystem<br />
Hochfrequenzsystem<br />
Computersystem<br />
Bedien- <strong>und</strong> Auswertkonsole
Die System-Komponenten<br />
System-Bauweisen Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
G<br />
HF<br />
C<br />
HF-Spulen<br />
Gradienten-<br />
Spulen<br />
Empfangsverstärker<br />
Sendeverstärker<br />
Steuerrechner<br />
Bildrechner<br />
senden<br />
empfangen<br />
x<br />
y<br />
z<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Datensicherung<br />
Zur weiteren Nachbearbeitung <strong>und</strong><br />
Auswertung dient die Dokumentation<br />
<strong>und</strong> Datensicherung der Ergebnisse, je<br />
nach Aufgabenstellung als Kurzzeit- oder<br />
Langzeitspeicherung. Sie erfolgt:<br />
• auf Festplatten des Steuerrechners<br />
• im Archivsystem<br />
• auf externen Medien<br />
(analog <strong>und</strong> digital)
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
189<br />
Der Hauptfeld-Magnet<br />
Das zur MR-Bildgebung benötigte homogene Magnetfeld wird durch einen starken<br />
<strong>Magnete</strong>n erzeugt. Dieser Magnet ist die wichtigste <strong>und</strong> zugleich kostspieligste<br />
Komponente des MR-Systems.<br />
Magnetfeldtypen<br />
Heute werden vor allem zwei Typen von<br />
<strong>Magnete</strong>n eingesetzt:<br />
• Permanentmagnete mit einer<br />
magnetischen Induktion<br />
(»Feldstärke«) zwischen 0,01 <strong>und</strong><br />
0,35 Tesla <strong>und</strong><br />
• supraleitende <strong>Magnete</strong>, die Feldstärken<br />
von 0,5 bis 3,0 Tesla erreichen<br />
(für Forschungssysteme auch bis 7 T<br />
<strong>und</strong> mehr)<br />
Normalleitende Elektromagnete werden<br />
heute kaum noch verwendet.
Der Hauptfeld-Magnet<br />
System-Bauweisen Die System-<br />
Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
Komponenten<br />
System<br />
Permanentmagnete<br />
Permanentmagnete bestehen aus<br />
großen Blöcken einer ferromagnetischen<br />
Legierung, z.B. in der Form eines<br />
Hufeisenmagneten (C-Form).<br />
Die Polschuhe liegen über bzw. unter dem<br />
Patienten. In den Polschuhen ist das<br />
Material des Permanentmagneten<br />
eingebaut. Das Hauptfeld liegt somit<br />
senkrecht zur langen Körperachse. Auf<br />
diese Weise wird ein kleiner Polschuhabstand<br />
<strong>und</strong> damit eine hohe<br />
Feldhomogenität erzielt. Diese Form<br />
erlaubt den Einsatz bei offenen Systemen,<br />
z.B. MAGNETOM Concerto.<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
Permanentmagnete besitzen ein<br />
dauerhaftes Magnetfeld. Sie benötigen<br />
eine stabile Betriebstemperatur, damit ein<br />
ausreichend hohes homogenes Feld<br />
garantiert werden kann. Da es sich nicht<br />
um Elektromagneten handelt, sind die<br />
Betriebskosten eines Permanentmagneten<br />
gering. Allerdings ist die<br />
erreichbare Feldstärke auf unter 0,5 Tesla<br />
begrenzt.
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
191<br />
Supraleitende <strong>Magnete</strong><br />
Ein supraleitender Magnet ist ein<br />
Elektromagnet. Sein starkes Magnetfeld<br />
wird durch große stromdurchflossene<br />
Spulen erzeugt. Der Leiterdraht der<br />
Spulen besteht nicht wie üblich aus<br />
Kupfer, sondern aus einer tiefgekühlten<br />
Niob-Titan-Legierung, die in Kupfer<br />
eingebettet ist. Als Kühlmittel verwendet<br />
man flüssiges Helium, eventuell zur<br />
Vorkühlung flüssigen Stickstoff.<br />
Supraleitende <strong>Magnete</strong> werden<br />
vorwiegend für röhrenförmige Systeme<br />
verwendet. Das Magnetfeld liegt dabei in<br />
der Spulenmitte einer Röhre, parallel zur<br />
langen Körperachse.<br />
Gegenüber einem gewöhnlichen Elektromagneten muss<br />
ein supraleitender Magnet lediglich einmal bis zur<br />
gewünschten Feldstärke mit Strom geladen werden.<br />
Zur Aufrechterhaltung des Feldes benötigt er anschließend<br />
keine weitere Stromzufuhr.
Der Hauptfeld-Magnet<br />
System-Bauweisen Die System-<br />
Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
Komponenten<br />
System<br />
Was bedeutet supraleitend?<br />
Bei gewöhnlichen Temperaturen besitzt<br />
jeder elektrischer Leiter einen<br />
Widerstand. Elektrischer Strom, der in<br />
einem solchen Leiter fließt, würde ohne<br />
ständigen Energienachschub abklingen.<br />
Supraleiter dagegen setzen dem<br />
elektrischen Strom bei sehr tiefen<br />
Temperaturen nahe dem absoluten<br />
Nullpunkt (0 Kelvin = –273 °C) keinen<br />
Widerstand mehr entgegen. Ein einmalig<br />
eingespeister Strom kann über sehr lange<br />
Zeit – über Jahre hinweg – mit konstant<br />
hoher Stromstärke fließen (über<br />
400 Ampere), ohne dass er weitere<br />
zugeführte elektrische Leistung benötigt.<br />
Hierzu muss der Leiter ständig auf tiefen<br />
Temperaturen gehalten werden.<br />
Supraleitende <strong>Magnete</strong> in Röhrenform<br />
erreichen Feldstärken von mehr als<br />
7 Tesla (Hochfeld-Systeme). Es gibt auch<br />
supraleitende <strong>Magnete</strong> für offene<br />
Systeme bis 1 Tesla Feldstärke.<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
193<br />
Ultra-Hochfeld-<strong>Magnete</strong><br />
Die derzeit optimale Feldstärke für die<br />
klinische Bildgebung liegt bei 1,5 Tesla.<br />
Mittlerweile sind auch röhrenförmige<br />
Systeme mit einer Feldstärke von bis zu<br />
3 Tesla im klinischen Einsatz.<br />
Diese Ultra-Hochfeld-Systeme bringen<br />
folgende Vorteile mit sich:<br />
• Höhere Bildqualität durch ein besseres<br />
Signal-zu-Rausch-Verhältnis<br />
• Kürzere Messzeiten minimieren<br />
Bewegungsartefakte <strong>und</strong> verkürzen die<br />
Untersuchungen<br />
• Höhere Auflösungen erlauben<br />
detailreichere Aufnahmen<br />
• Prozesse auf Molekular-Ebene können<br />
besser sichtbar gemacht werden<br />
(Molecular Imaging)<br />
MR-Systeme mit einer Feldstärke von 7 bis<br />
8 Tesla <strong>und</strong> mehr bilden heute die obere<br />
Grenze. Sie dienen zur Zeit nur zu<br />
Forschungszwecken.
Der Hauptfeld-Magnet<br />
System-Bauweisen Die System-<br />
Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
Komponenten<br />
System<br />
Die Shimmung des Hauptfelds<br />
Wichtigstes Qualitätskriterium für einen <strong>Magnete</strong>n<br />
ist die Homogenität seines Hauptfeldes.<br />
Inhomogenitäten verfälschen die Ortskodierung<br />
<strong>und</strong> damit die Schichtgeometrie: Das MR-Bild zeigt<br />
dann Verzerrungen in der Schichtebene oder<br />
Verwerfungen der Schichtebene.<br />
Um diese Bildfehler zu verhindern, muss das<br />
Magnetsystem homogenisiert werden. Zu diesem<br />
Zweck wird der Magnet in mehreren Stufen<br />
»geshimmt«. Nach der Vorgehensweise<br />
unterscheidet man zwischen passivem <strong>und</strong> aktivem<br />
Shim:<br />
PASSIVER SHIM: Man bringt hierzu kleine Eisenplatten<br />
so im <strong>Magnete</strong>n an, dass inhomogene Bereiche <strong>und</strong><br />
Verzerrungen des Magnetfelds ausgeglichen<br />
werden. Abweichungen auf Gr<strong>und</strong> von Fertigungstoleranzen<br />
werden kompensiert <strong>und</strong> das System an<br />
die örtlichen Gegebenheiten angepasst.<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
AKTIVER SHIM: Hierzu dienen mehrere auf einem<br />
Shimrohr im <strong>Magnete</strong>n angebrachte SHIM-SPULEN.<br />
Zum Shimmen justiert man kleine statische Ströme<br />
mit unterschiedlicher Amplitude <strong>und</strong> Polarität.<br />
Hierdurch werden kleine Magnetfelder erzeugt,<br />
welche auch geringe Inhomogenitäten des<br />
Hauptfeldes kompensieren. Störungen des<br />
Magnetfelds durch den Patienten selbst werden<br />
eliminiert.<br />
Beim aktiven Shim kann man verschiedene<br />
Verfahren anwenden, beispielsweise:<br />
• 3D-SHIM: Das Shim-Volumen wird auf den<br />
Untersuchungsbereich eingegrenzt. Nur in<br />
diesem Bereich erfolgt die Optimierung der<br />
Homogenität.<br />
• INTERAKTIVER SHIM: Shimströme werden<br />
individuell für eine gewählte HF-Pulssequenz<br />
eingestellt <strong>und</strong> optimiert (Anwendung in der<br />
Spektroskopie).<br />
Bei supraleitenden <strong>Magnete</strong>n variiert das Hauptfeld<br />
nach dem Shimmen um weniger als 4 ppm (parts<br />
per million) innerhalb des Messfeldes (meist etwa<br />
50 cm Durchmesser).
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
195<br />
Das Gradientensystem<br />
Die MR-Anlage besitzt drei Gradienten-Spulenanordnungen für alle drei<br />
Raumrichtungen (x, y <strong>und</strong> z). Die Gradientenspulen erzeugen kein permanentes<br />
Magnetfeld, sondern werden kurzzeitig während der Untersuchung zugeschaltet.<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Die Gradientenspulen werden von<br />
speziellen Netzgeräten angetrieben, den<br />
GRADIENTENVERSTÄRKERN. Leistungsfähige<br />
Gradientenverstärker müssen Ströme bis<br />
zu 500 Ampere mit hoher Genauigkeit<br />
<strong>und</strong> Stabilität in extrem kurzen Zeiten<br />
schalten. Hierbei wirken starke<br />
mechanische Kräfte auf die<br />
Gradientenspulen (wie bei einem<br />
Lautsprecher). Das ist der Gr<strong>und</strong> für das<br />
typische Klopfgeräusch während der<br />
Messung. Durch geeignete Maßnahmen<br />
werden diese Geräusche gedämpft.<br />
Die Leistungsfähigkeit eines<br />
Gradientensystems wird durch die<br />
maximale Amplitude (maximale Leistung)<br />
<strong>und</strong> minimale Anstiegszeit, in der sie<br />
erreicht wird, charakterisiert. Aus beiden<br />
Angaben lässt sich die ANSTIEGSRATE<br />
berechnen. Diese Kennzahl wird auch als<br />
SR (SLEW RATE) bezeichnet. Sie ermöglicht<br />
einen schnellen Vergleich der<br />
Leistungsfähigkeit von Gradientensystemen.
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Das Gradientensystem<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
Haupt-Magnetfeld maximale Amplitude Anstiegszeit<br />
Anstiegsrate, SR<br />
(in Millitesla/Meter) (in Millisek<strong>und</strong>en) (in Tesla/Meter/Sek<strong>und</strong>e)<br />
Hochfeld (1–2 T) 20–40 mT/m 0,4–0,2 ms 50–200 T/m/s<br />
Ultra-Hochfeld (3 T) 40 mT/m 0,1 ms 200–400 T/m/s<br />
Gradientensystem-Familie<br />
MR-Systeme kann man durch ein Upgrade des<br />
bestehenden Gradientensystems auf ein höheres<br />
Leistungsniveau bringen. Die Gradientensystem-<br />
Familie Maestro-Class von <strong>Siemens</strong> umfasst vier<br />
austauschbare Spulensysteme:<br />
• Ultra (SR: 50)<br />
• Sprint (SR: 75)<br />
• Quantum (SR: 125)<br />
• Sonata (SR: 200)<br />
Bei gestiegenen Ansprüchen an ein vorhandenes<br />
MR-System ist der Upgrade des Gradientensystems<br />
eine kostengünstige Lösung. Die teuerste<br />
Komponente des Systems, den Hauptfeld-<br />
<strong>Magnete</strong>n, kann man weiterhin verwenden.
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
197<br />
Das Hochfrequenz-System<br />
Die Kernspins des Körpergewebes werden durch gepulste magnetische<br />
Hochfrequenz-Felder angeregt. Diese HF-Pulse werden gesendet, das von den<br />
<strong>Spins</strong> abgegebene MR-Signal muss empfangen werden. Hierzu dient das<br />
Hochfrequenz-System des Kernspintomographen.<br />
Übersicht Die HF-Antennen (Spulen)<br />
Das HF-System einer MR-Anlage besteht<br />
aus<br />
• den HF-Antennen (Spulen),<br />
• dem HF-Sendeverstärker<br />
(inkl. Pulserzeugung),<br />
• dem HF-Empfangsverstärker.<br />
Die zur Resonanzanregung verwendeten<br />
Sende- <strong>und</strong> Empfangsantennen nennt<br />
man SPULEN oder auch Resonatoren. Die<br />
Spulen können unterschiedlichste Größe<br />
<strong>und</strong> Form besitzen.<br />
Eine KÖRPERSPULE ist in das MR-System<br />
fest integriert <strong>und</strong> übernimmt die<br />
Funktion eines Ganzkörper-<br />
Antennensystems. Die Körperspule<br />
besitzt ein großes Messfeld.
System-Bauweisen<br />
Sonderspulen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Je nach untersuchtem Körperbereich schließt man<br />
zusätzliche SONDERSPULEN an <strong>und</strong> positioniert sie<br />
lokal am Körper des Patienten. Die Form einer<br />
Sonderspule ist auf das jeweilige Einsatzgebiet<br />
abgestimmt.<br />
Der FÜLLFAKTOR, das Verhältnis zwischen dem<br />
empfindlichen Volumen der Spule <strong>und</strong> dem vom<br />
Patienten ausgefüllten Teil, soll möglichst groß sein.<br />
Der Wirkungsgrad einer Spule wird dadurch erhöht.<br />
Das Hochfrequenz-System<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
Homogenität des HF-Feldes<br />
Bei einer Sendespule ist die Homogenität des<br />
HF-Feldes im Anregungsvolumen ein wichtiges<br />
Qualitätskriterium. Alle betroffenen Atomkerne<br />
sollen die gleiche Anregung erfahren. Bei Hauptfeld-<br />
<strong>Magnete</strong>n mit axialer horizontaler Feldachse<br />
erreicht man die Homogenität des HF-Feldes am<br />
besten mit sattel- oder zylinderförmigen Spulen.<br />
Signal <strong>und</strong> Rauschen<br />
Eine HF-Empfangsspule empfängt nicht nur das<br />
gewünschte MR-Signal, sondern auch ein<br />
unvermeidbares RAUSCHEN. Ursache ist vor allem die<br />
Brownsche Molekularbewegung innerhalb der<br />
gemessenen Probe, sprich im Patienten. Der<br />
Rauschanteil hängt vorwiegend von der<br />
Spulengröße ab. Je größer eine Spule ist, um so<br />
mehr Rauschen empfängt sie. Kleine lokale Spulen<br />
haben daher prinzipiell ein besseres<br />
Signal-zu-Rausch-Verhältnis, allerdings bei<br />
entsprechend kleinerem Messfeld.
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
199<br />
LP- <strong>und</strong> CP-Spulen Arrayspulen, Integrated Panoramic Array (IPA)<br />
HF-Wellen sind in der Regel POLARISIERT,<br />
d.h. sie schwingen in einer Ebene.<br />
Je nach Art der Polarisation spricht man<br />
von<br />
• LP-Spulen (Linearly Polarized) oder<br />
• CP-Spulen (Circularly Polarized)<br />
Eine CP-Spule erreicht ein besseres<br />
Signal-zu-Rausch-Verhältnis als eine<br />
LP-Spule.<br />
Zur Untersuchung größerer Messbereiche<br />
verwendet man Arrayspulen. Sie vereinen ein hohes<br />
Signal-zu-Rausch-Verhältnis mit den Messfeldern<br />
großer Spulen. Arrayspulen besitzen hierzu mehrere<br />
unabhängige kleinere Spulenelemente, die sich<br />
entsprechend der Untersuchungsanordnung<br />
kombinieren lassen.<br />
<strong>Siemens</strong> hat dieses System zum Integrated<br />
Panoramic Array (IPA) weiterentwickelt. Mit IPA<br />
können je nach System bis zu 16 unabhängige<br />
CP-Spulenelemente gleichzeitig geschaltet werden.<br />
Hierdurch lassen sich verschiedene Körperregionen<br />
(z.B. Kopf, Hals <strong>und</strong> Wirbelsäule) ohne aufwendigen<br />
Spulenwechsel in einer einzigen Messung<br />
untersuchen. Die Untersuchungsdauer je Patient<br />
wird deutlich gesenkt.
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Das Hochfrequenz-System<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung<br />
Der HF-Sendeverstärker Der HF-Empfangsverstärker<br />
Die Anforderungen an den HF-Sender sind<br />
hoch: Er muss während des gesamten<br />
Messvorgangs Sequenzen von HF-Pulsen<br />
wechselnder Mittenfrequenz <strong>und</strong><br />
Bandbreite präzise senden. Die<br />
Verstärkung erfolgt deshalb in zwei<br />
Stufen:<br />
• der Vorverstärker erzeugt die Signale,<br />
• der Sendeverstärker bringt die Signale<br />
auf ihre erforderliche Stärke.<br />
Nach dem Empfang wird das sehr<br />
schwache MR-Signal in einem sehr<br />
rauscharmen Verstärker verstärkt, bevor<br />
es digitalisiert <strong>und</strong> weiterverarbeitet wird.<br />
Das Signal ist um so besser, je stärker <strong>und</strong><br />
klarer es von der Spule empfangen wird.<br />
Die Signalstärke hängt unter anderem<br />
vom angeregten Volumen in der<br />
Empfangsspule <strong>und</strong> vom Abstand zum<br />
Messobjekt ab.
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
201<br />
Das Computersystem<br />
Das Computersystem wurde früher in einem eigenen Raum untergebracht.<br />
Heute sind die Einzelteile so kompakt, dass sie meist innerhalb des Bedienraums<br />
in Containern unter dem Tisch Platz finden.<br />
Der Bildrechner<br />
Bevor das verstärkte MR-Signal zur<br />
Bildberechnung weiterverarbeitet werden<br />
kann, muss es digitalisiert werden. Ein<br />
ANALOG-DIGITAL-WANDLER rechnet das<br />
analoge Signal in digitale Einzelwerte mit<br />
sehr feinen Abstufungen um: Es wird zu<br />
festen Zeitpunkten im Abstand von<br />
weniger als Mikrosek<strong>und</strong>en abgetastet.<br />
Erst mit diesen digitalisierten Messwerten<br />
kann das Computersystem arbeiten.<br />
Die Rekonstruktion eines MR-Bildes mit<br />
Hilfe der 2-dimensionalen Fourier-<br />
Transformation ist ein sehr rechenintensiver<br />
Prozess. Pro Sek<strong>und</strong>e kann ein<br />
moderner Bildrechner ca. 100 Bilder mit<br />
einer Matrix von 256 × 256 Bildpunkten<br />
rekonstruieren.<br />
Um die Leistungsfähigkeit des Prozessors<br />
voll auszuschöpfen, müssen die anderen<br />
Komponenten des Bildrechners<br />
entsprechend dimensioniert sein. Der<br />
Hauptspeicher (RAM) liegt deshalb im<br />
Gigabyte-Bereich <strong>und</strong> die Rohdaten für die<br />
Bilder werden auf schnellen Festplatten<br />
mit einer hohen Gesamtkapazität<br />
abgelegt.
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Der Steuerrechner<br />
Der Steuerrechner kontrolliert <strong>und</strong> überwacht<br />
das gesamte System (Dateneingabe, Messablauf,<br />
Bilddarstellung).<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Der Steuerrechner ist ein leistungsfähiger<br />
Mehrzweckcomputer. Um die unterschiedlichen,<br />
oft auch parallelen Aufgaben rasch abarbeiten zu<br />
können, besitzt er mehrere Prozessoren der<br />
neuesten Generation. Der Steuerrechner bestimmt<br />
letztendlich die Schnelligkeit, mit der das System auf<br />
Benutzerkommandos <strong>und</strong> Dateneingaben reagiert.<br />
Ein leistungsfähiger Steuerrechner erlaubt die<br />
gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Aufgaben<br />
(Multi-Tasking). So kann der Anwender<br />
beispielsweise während einer laufenden Messung<br />
bereits die ersten Ergebnisse am Bildschirm<br />
beurteilen <strong>und</strong> bearbeiten.<br />
Das Computersystem<br />
Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
203<br />
Die Steuer- <strong>und</strong> Auswertungssoftware<br />
Für das gesamte System benötigt man eine<br />
leistungsfähige Steuer- <strong>und</strong> Auswertungssoftware.<br />
Sie ist die Schnittstelle zwischen MR-System <strong>und</strong><br />
Benutzer. Die Software ist modular aufgebaut <strong>und</strong><br />
enthält:<br />
• die Patientenverwaltung,<br />
• die Organisation <strong>und</strong> Steuerung des Messsystems,<br />
• die Messdatenerfassung <strong>und</strong> -verarbeitung,<br />
• die Darstellung von Bilddaten,<br />
• die Bildnachverarbeitung,<br />
• die Dokumentation <strong>und</strong> Sicherung von Bilddaten.<br />
Ergonomische Benutzeroberflächen <strong>und</strong> einfache<br />
Bedienbarkeit sorgen für eine hohe Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit.<br />
Die Steuersoftware übernimmt die Organisation <strong>und</strong><br />
Steuerung des Messsystems. Dies umfasst neben<br />
automatischen Funktionen wie dem 3D-Shim auch<br />
integrierte Messprogramme. Sie bieten dem<br />
Benutzer die Möglichkeit, mitgelieferte<br />
Messprotokolle aufzurufen, die optimal auf die<br />
geplante Untersuchung abgestimmt sind. Sie<br />
können auch modifiziert <strong>und</strong> für den weiteren<br />
Gebrauch abgespeichert werden.<br />
Die Auswertungssoftware bietet dem Benutzer die Möglichkeit,<br />
bereits während der Untersuchung die gewonnenen Bilder zu<br />
bearbeiten <strong>und</strong> auszuwerten. Abgespeicherte Bilder kann man zu<br />
jedem beliebigen Zeitpunkt wieder aufrufen <strong>und</strong> nachbearbeiten.
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung umfassen<br />
• Fensterung: Wahl der Bildfensterweite <strong>und</strong> -lage,<br />
automatische Kontrastoptimierung, etc.<br />
• Automatischer Kinoablauf: Bilder können so rasch<br />
durchblättert werden, dass ein filmischer Ablauf<br />
entsteht.<br />
• Statistische Auswertung: Flächenbestimmungen,<br />
Abstands- <strong>und</strong> Winkelmessung, etc.<br />
• 2D-Nachverarbeitung: Spiegelung,<br />
Bildbeschriftung, Bildvergrößerung <strong>und</strong><br />
-verschiebung, etc.<br />
• 3D-Nachverarbeitung: Ansichten in jeder<br />
Richtung, 3D-Darstellung von Oberflächen, etc.<br />
• Dynamische Auswertung: Addition von Bildern,<br />
Auswertung von Kontrastmittelstudien,<br />
Berechnung von T1 /T2-Bildern u.a.<br />
Anwender können neue Auswertungsmöglichkeiten<br />
durch Aktualisierung der Software nutzen oder<br />
optional zusätzlich erwerben.<br />
Das Computersystem<br />
Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
205<br />
Integriertes Postprocessing (Inline)<br />
Die Inline-Technologie bietet Echtzeitverarbeitung<br />
während der Bildrekonstruktion.<br />
• Bildsubtraktion<br />
• MIP (Minimum Intensity Projection)<br />
• Standardabweichung<br />
• Originalbilder speichern<br />
• Diffusionsbildgebung, Berechnung von:<br />
Trace-gewichteten Bildern, ADC Maps (Apparent<br />
Diffusion Coefficient), Global Bolus Plot (GBP),<br />
Time-to-Peak (TTP), relatives cerebrales<br />
Blutvolumen (relCBV)<br />
• BOLD-Bildgebung (Blood Oxygen Level<br />
Dependent): Z-Score (t-Test)-Berechnung,<br />
Räumlicher Filter, ART (Advanced Retrospective<br />
Technique) für vollautomatische retrospektive<br />
Bewegungskorrektur<br />
Spezialauswertungen<br />
Die moderne Auswertungssoftware bietet<br />
zahlreiche Möglichkeiten für spezielle<br />
Auswertungen.<br />
• MPR (Multiplanare Rekonstruktion)<br />
• MIP<br />
• MR-Spektroskopie incl. Metabolitenbilder <strong>und</strong><br />
spektrale Übersichtskarten<br />
• Auswertung von Zeitabhängigkeiten<br />
(MTT = Mean Transit Time, Mean Curve)<br />
• SSD (Surface Shaded Display)<br />
• 3D-VRT (Volume Rendering Technique)<br />
• Bildfusion<br />
• Vessel View<br />
• BOLD-Auswertung<br />
• Neuro-Perfusionsauswertung (TTP, relMTT u.a.)<br />
• Bildfilter<br />
• Argus: Auswertung der Herzfunktionen,<br />
Flussquantifizierung, Auswertung von<br />
Zeitabhängigkeiten
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Das Computersystem<br />
Dokumentation <strong>und</strong><br />
Datensicherung
6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />
207<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Datensicherung<br />
Die Fortschritte in der digitalen Technik ermöglichen eine schnelle <strong>und</strong><br />
umfangreiche Speicherung von Daten. Die MR-Bildgebung mit ihrer<br />
datenintensiven Bildbearbeitung <strong>und</strong> -archivierung profitiert im hohen Maße von<br />
dieser Entwicklung.<br />
Die Festplatte Das Archivsystem<br />
Der Auswertungsrechner besitzt für die<br />
Speicherung der Bilddaten eine separate<br />
Festplatte. Sie dient zur Zwischenspeicherung<br />
der Bilder während der<br />
Bearbeitung. Die in den letzten Jahren<br />
gestiegene Kapazität der Festplatten<br />
ermöglicht heute eine Speicherung von<br />
ca. 100 000 Bildern mit einer Matrix von<br />
256 × 256 Bildpunkten. Dadurch können<br />
Bilder für die Nachbearbeitung auch<br />
mehrere Tage dort belassen werden, es<br />
steht weiterhin genügend Speicherplatz<br />
für neue Untersuchungen zur Verfügung.<br />
Trotzdem sollte die Festplatte des<br />
Auswertungsrechners nur für die<br />
Kurzzeitspeicherung verwendet werden.<br />
Für die Langzeitspeicherung werden die Bilddaten archiviert.<br />
Hierzu werden sie auf CD <strong>und</strong> künftig auf DVD gebrannt. Auf<br />
eine CD passen bis zu 4 000 Bilder mit einer Matrix von<br />
256 × 256 Bildpunkten, eine DVD fasst bis zu 52 000 Bilder<br />
gleicher Matrix.<br />
Eine Jukebox ermöglicht eine einfache Verwaltung der auf CD<br />
oder DVD archivierten Bilder. Dieses externe System ist an das<br />
Computersystem angeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> umfasst sowohl<br />
Aufbewahrungs- wie Abspielsystem. Auch das Brennen der<br />
CDs erfolgt innerhalb der Jukebox. Das Fassungsvermögen<br />
beträgt bis zu 150 CDs oder 255 DVDs. Eine solch große<br />
Datenmenge erfordert eine automatische Registrierung <strong>und</strong><br />
Indizierung. Ein Softwaremodul übernimmt diese Funktion<br />
<strong>und</strong> ermöglicht dem Anwender ein schnelles Auffinden der<br />
gespeicherten Bilddaten.
System-Bauweisen<br />
Die System-<br />
Komponenten<br />
Externe Medien<br />
Je nach Einzelfall kann es notwendig werden,<br />
Bilddaten auf externe Medien auszugeben.<br />
Als digitale Träger kann man Einzel-CDs bespielen.<br />
Durch die zunehmende Vernetzung über das<br />
Internet <strong>und</strong> medizinische Netzwerke wird dies<br />
jedoch immer seltener notwendig.<br />
Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />
System<br />
Da nicht immer ein Computersystem zur Verfügung<br />
steht, um die digitalen Bildträger auszuwerten,<br />
können die gewonnenen MR-Bilder auch auf<br />
analoge Medien ausgegeben werden:<br />
• Röntgenfilm: Eine an das System angeschlossene<br />
Laserkamera belichtet die Bilder mit hoher<br />
Auflösung auf Röntgenfilm.<br />
• Papier: Mit einem Laserdrucker werden<br />
Papierausdrucke hergestellt. Sie haben eine<br />
geringere Auflösung als Röntgenfilme <strong>und</strong> sind<br />
deshalb für Auswertungen weniger geeignet.<br />
DICOM<br />
Das Computersystem<br />
DICOM (Digital Imaging and Communication in<br />
Medicine) ist ein Standard für den elektronischen<br />
Datenaustausch von medizinischen Bildern. Dieser<br />
Standard ermöglicht die Kommunikation zwischen<br />
Geräten verschiedener Hersteller.<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Datensicherung
7209
Statische Magnetfelder Zeitlich veränderliche<br />
Magnetfelder<br />
(Gradienten)<br />
Hochfrequenzfelder<br />
Umwelteinflüsse<br />
<strong>und</strong> biologische<br />
Wirkungen<br />
Nach heutigen Wissen stellen<br />
MR-Untersuchungen bei bestimmungsgemäßer<br />
Anwendung keine Gefährdung des Patienten<br />
dar. Die Untersuchungen sind ohne Risiko<br />
wiederholbar.<br />
Dennoch sind einige Bedingungen zu<br />
berücksichtigen, um eine Beeinträchtigung<br />
von Menschen <strong>und</strong> Geräten zu vermeiden.<br />
Als Gefährdungsbereiche können wir<br />
unterscheiden: Das statische Magnetfeld,<br />
die zeitlich veränderlichen Magnetfelder<br />
(Gradientenfelder) <strong>und</strong> das angewandte<br />
Hochfrequenzfeld.
7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />
211<br />
Statische Magnetfelder<br />
Das starke statische Magnetfeld eines Kernspintomographen dient dazu, die<br />
Kernspins des zu untersuchenden Gewebes auszurichten. Das starke Feld<br />
beeinflusst nicht nur das Gewebe, sondern jegliches magnetisierbares Material,<br />
das in Magnetnähe gebracht wird.<br />
Biologische Wirkungen<br />
Seit Einführung der MR-Tomographie<br />
wurden eine Reihe von Untersuchungen<br />
zur biologischen Wirksamkeit des<br />
statischen Magnetfeldes durchgeführt.<br />
Genannte Wirkungen sind z.B.<br />
Schwindelgefühle, Übelkeit <strong>und</strong><br />
metallischer Geschmack. Die meisten<br />
dieser Effekte treten erst bei Feldstärken<br />
oberhalb von 3 Tesla auf. Sie sind<br />
Kurzzeiteffekte, d.h. sie treten<br />
ausschließlich im Magnetfeld oder kurz<br />
nach Verlassen des Feldes auf. Biologische<br />
Langzeitbeeinflussungen wurden bis<br />
heute nicht beobachtet.<br />
Nach bisherigem Erkenntnisstand sind<br />
Untersuchungen bei statischen Magnetfeldern<br />
bis 4 T ohne Langzeitwirkung.<br />
Im Magnetfeld wird die Verteilung der beim EKG<br />
abgeleiteten Oberflächenströme verändert<br />
(Magnetohydrodynamischer Effekt). Dies hat<br />
keine Auswirkung auf die Herzfunktion, sondern<br />
lediglich auf das beobachtete EKG-Signal.
Statische Magnetfelder<br />
Zeitlich veränderliche<br />
Magnetfelder<br />
(Gradienten)<br />
Hochfrequenzfelder<br />
Magnetische Einflüsse auf Geräte <strong>und</strong> Materialien<br />
Magnetisierbare Materialien wie z.B. Eisen werden<br />
vom Feld des MR-<strong>Magnete</strong>n angezogen. Dies ist eine<br />
potenzielle Gefährdung des Patienten oder des<br />
Bedienpersonals. Die auftretenden Kräfte können<br />
erheblich sein, auch größere Eisenmassen werden<br />
angezogen <strong>und</strong> zum <strong>Magnete</strong>n hin beschleunigt.<br />
Die Kraftwirkung ist proportional zur Masse.<br />
Mögliche Metallteile im Patienten bilden ebenfalls<br />
Gefährdungspotenzial. Metallsplitter, Clips,<br />
Schrauben oder Injektionsnadeln können durch<br />
magnetische Kräfte im Körper bewegt werden.<br />
Besonders kritisch sind elektrische Implantate wie<br />
Herzschrittmacher, aber auch Hörgeräte.<br />
Die Sicherheitsgrenze für Herzschrittmacher ist in<br />
nationalen <strong>und</strong> internationalen Empfehlungen <strong>und</strong><br />
Normen auf eine Feldstärke von 0,5 mT festgelegt.<br />
Hörgeräte können im starken Magnetfeld<br />
funktionell beeinträchtigt werden.<br />
In jedem Fall ist der Patient vor der<br />
MR-Untersuchung zu befragen. Im Zweifelsfall<br />
soll man auf andere Verfahren ausweichen.<br />
Die Funktionsfähigkeit von mechanischen<br />
Geräten <strong>und</strong> elektrischen Komponenten ist in<br />
Magnetnähe nicht gesichert. Wegen der<br />
magnetischen Streufelder kann die Funktion von<br />
Uhren, Beatmungsgeräten <strong>und</strong> Überwachungsgeräten,<br />
Infusionspumpen <strong>und</strong> anderen Geräten<br />
gestört werden. Dies gilt auch für Computer <strong>und</strong><br />
magnetische Datenträger. Die Codierung von<br />
Scheckkarten kann in Magnetnähe gelöscht<br />
werden.
7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />
213<br />
Wirkung des Streufelds<br />
Die heute verwendeten <strong>Magnete</strong> von<br />
MR-Ganzkörper-Tomographen haben<br />
typische Feldstärken von bis zu 1,5 Tesla,<br />
in einigen Fällen mehr als 7 Tesla. Die<br />
MR-<strong>Magnete</strong> erzeugen nicht nur das<br />
gewünschte Sollfeld im Untersuchungsbereich,<br />
sondern auch ein STREUFELD<br />
außerhalb des <strong>Magnete</strong>n. Die Stärke des<br />
Streufeldes <strong>und</strong> dessen räumliche<br />
Verteilung hängt von der Bauart des<br />
<strong>Magnete</strong>n, seiner Größe <strong>und</strong> der<br />
Gr<strong>und</strong>feldstärke ab.
Statische Magnetfelder<br />
Zeitlich veränderliche<br />
Magnetfelder<br />
(Gradienten)<br />
Hochfrequenzfelder<br />
Die Abschirmung des Streufelds<br />
Ein Vorteil der Permanentmagnete ist das geringe<br />
Streufeld, da das System in der Regel mit einer<br />
Flussrückführung betrieben wird <strong>und</strong> weitgehend<br />
selbstabschirmend ist.<br />
Bei supraleitenden <strong>Magnete</strong>n wird das Streufeld<br />
durch zusätzliche Maßnahmen abgeschirmt, um die<br />
äußere Sicherheitszone zu begrenzen.<br />
Heute verwendet man vornehmlich die AKTIVE<br />
ABSCHIRMUNG: Auf den felderzeugenden Spulen sind<br />
gegensinnig weitere supraleitende Spulen<br />
aufgewickelt, die das Streufeld weitgehend<br />
kompensieren.
7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />
215<br />
Zeitlich veränderliche Magnetfelder (Gradienten)<br />
Neben dem statischen Magnetfeld werden bei MR-Untersuchungen zeitlich<br />
veränderliche Gradientenfelder eingesetzt. Diese erzeugen in leitenden<br />
Materialien, also auch im menschlichen Körper, elektrische Spannungen <strong>und</strong><br />
Ströme (Induktionsgesetz). Diese Ströme sind sehr klein <strong>und</strong> stellen in der Regel<br />
keine Gefährdung, z.B. für das Herz, dar.<br />
Physiologische Stimulation<br />
Ab bestimmten Schwellwerten für<br />
Anstiegszeit <strong>und</strong> Amplitude der<br />
Gradientenfelder können die induzierten<br />
Spannungen so groß werden, dass an<br />
Nervenbahnen elektrische Reize<br />
ausgelöst werden (periphere<br />
Nervenstimulation), wodurch die<br />
versorgten Muskelfasern unwillkürlich<br />
kontrahieren. Dies ist nicht ges<strong>und</strong>heitsgefährdend,<br />
jedoch für den Patienten<br />
mitunter unangenehm.<br />
Im Sicherheitsstandard für MR-Geräte IEC EN<br />
60601-2-33 werden maximale Feldänderungen<br />
in Abhängigkeit von der Schaltdauer definiert.<br />
Sie liegen in der Größenordnung von 40 T/s bei<br />
schnellen Sequenzen (bei einer Schaltdauer von<br />
beispielsweise 400 µs).<br />
Mit den heute üblichen Bildgebungsmethoden<br />
werden diese Schwellwerte normalerweise nicht<br />
überschritten. Lediglich bei den extrem<br />
schnellen Gradientenschaltungen mit EPI kann<br />
der Stimulationseffekt auftreten. Zur Sicherheit<br />
werden die Gradientenpulse begrenzt.
Zeitlich veränderliche Magnetfelder (Gradienten)<br />
Statische Magnetfelder Hochfrequenzfelder<br />
Herzschrittmacher<br />
Herzschrittmacher sind auch hinsichtlich<br />
der Gradientenfelder als kritisch zu<br />
betrachten. Die schnell geschalteten<br />
Gradientenpulse können die Steuerung<br />
<strong>und</strong> Programmierung von Schrittmachern<br />
negativ beeinflussen.<br />
Lärm<br />
Das schnelle Schalten der<br />
Gradientenfelder erzeugt Lärm im<br />
MR-Gerät. Je nach Anlagentyp <strong>und</strong> Art<br />
der Messung sind Maßnahmen zum<br />
Gehörschutz zu treffen.
7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />
217<br />
Hochfrequenzfelder<br />
Die bei der Magnetresonanz verwendeten elektromagnetischen<br />
Hochfrequenzfelder liegen im Frequenzbereich von Radiowellen.<br />
Es sind drei Sicherheitsaspekte zu beachten: Gewebeerwärmung, Störung<br />
anderer Geräte <strong>und</strong> Störungen von außen.<br />
Gewebeerwärmung<br />
Hochfrequente elektromagnetische<br />
Wellen erzeugen in elektrisch leitfähigen<br />
Geweben elektrische Ströme <strong>und</strong> regen<br />
Moleküle im Gewebe zu Schwingungen<br />
an, was zu Gewebeerwärmungen führt.<br />
Die Temperaturerhöhung ist im<br />
allgemeinen geringer als 1 °C.<br />
Die SPEZIFISCHE ABSORPTIONSRATE (SAR) ist<br />
die pro Zeiteinheit <strong>und</strong> Kilogramm<br />
Körpergewicht absorbierte HF-Leistung.<br />
Zur Sicherheit wird geräteseitig die in den<br />
Körper eingestrahlte HF-Leistung überwacht<br />
<strong>und</strong> die mögliche SAR begrenzt. Die<br />
IEC-Grenzwerte betragen 4 W/kg<br />
(Ganzkörper) <strong>und</strong> 8 W/kg (Teilkörper).<br />
Im Bereich von HF-Spulen können im<br />
Resonanzfall Feldüberhöhungen auftreten, was<br />
durch entsprechende, geräteseitige<br />
Entkopplungsmaßnahmen abgefangen werden<br />
muss. Besondere Vorsicht ist bei<br />
Untersuchungen im Bereich der Augen<br />
anzuwenden.<br />
In nahe beim Patienten geführten Kabeln (z.B.<br />
EKG-Kabel) oder in metallischen Implantaten<br />
kann das Hochfrequenzfeld ebenfalls<br />
Wechselströme induzieren, die zu lokalen<br />
Erwärmungen führen können.<br />
Gerätespezifische Hinweise soll man daher<br />
immer beachten.
Statische Magnetfelder Zeitlich veränderliche<br />
Magnetfelder<br />
(Gradienten)<br />
Hochfrequenzfelder<br />
Interferenzen mit anderen Geräten<br />
Das von den Sendespulen abgestrahlte<br />
HF-Feld kann auch in Fremdgeräte<br />
einkoppeln <strong>und</strong> zu Störungen führen.<br />
Umgekehrt können externe Störungen<br />
(z.B. durch R<strong>und</strong>funksender, Mobiltelefone,<br />
elektronische Steuerungen,<br />
Elektromotoren) Störsignale in das<br />
MR-System einstrahlen <strong>und</strong> die<br />
Bildqualität verschlechtern.<br />
Für einen entsprechenden Schutz in<br />
beiden Richtungen werden<br />
MR-Tomographen in HF-dichten Kabinen<br />
aus leitenden Materialien installiert<br />
(FARADAY’SCHE KÄFIGE).
Index<br />
219<br />
Index<br />
A<br />
Abschirmung<br />
Aktiv 214<br />
Abtastrate 174<br />
Abwärts-Spin<br />
Addition<br />
34<br />
Vektoren 25<br />
Aktive Abschirmung 214<br />
Aktiver Shim 194<br />
Analog-Digital-Wandler 201<br />
Anstiegsrate 195<br />
Array 170<br />
Arrayspulen 199<br />
Auflösung 109, 174<br />
Aufwärts-Spin<br />
Auslesegradient<br />
siehe auch<br />
34<br />
Frequenzkodiergradient 124<br />
Äußere Rohdaten 119<br />
Auswertungssoftware 203<br />
B<br />
Bandbreite 106<br />
Bildmatrix 109<br />
Bildrechner 201<br />
C<br />
Chemische Verschiebung 157<br />
Computersystem 187, 201<br />
D<br />
Datensicherung 188, 207<br />
Dephasierung 78, 95<br />
DICOM 208<br />
Diffusionssequenzen (EPI) 167<br />
Dokumentation 188, 207<br />
Doppelecho-Sequenz 139<br />
E<br />
Echozeit TE 89<br />
Echozug 161<br />
Effektive Echozeit TEeff 161, 165<br />
Einzelschuss-Verfahren 165<br />
Ensemble<br />
EPI (Echoplanar Imaging)<br />
29<br />
Diffusionssequenzen 167<br />
FID-Sequenzen 167<br />
Spinecho-Sequenzen 167<br />
EPI-Faktor 165<br />
Ernst-Winkel 150<br />
Exponentieller Verlauf 67
F<br />
Faraday’sche Käfige 218<br />
Feldgradient 94<br />
Feldlinien 32<br />
Feldstärke 32<br />
FID 60<br />
FISP 153<br />
FLASH 151<br />
Flipwinkel 52<br />
Fourier-Transformation 113, 118<br />
FoV 174<br />
Freier Induktionsabfall 60<br />
Frequenz 40<br />
Bandbreite 106<br />
Frequenzbereich 155<br />
Frequenzkodiergradient GF 111<br />
Frequenzkodierung 111<br />
Füllfaktor 198<br />
G<br />
Ganzkörper-Systeme 183<br />
Gewichtung 131<br />
GF (Frequenzkodiergradient) 111<br />
Gitter 34<br />
GP (Phasenkodiergradient) 115, 123<br />
Gradient 94, 101<br />
Gradientenecho 95<br />
Gradientenspulen 102<br />
Gradientensystem 195<br />
Gradientenverstärker 195<br />
GRAPPA<br />
Gr<strong>und</strong>zustand<br />
178<br />
Kernspin 43<br />
GS (Schichtselektionsgradient) 105, 122<br />
H<br />
Hertz 40<br />
Herzschrittmacher 216<br />
HF-Puls 48<br />
180° 52<br />
90° 52<br />
HF-System 197<br />
Homogenes Magnetfeld 32<br />
I<br />
Inhomogenes Magnetfeld<br />
Integrated Panoramic Array<br />
85<br />
(IPA)<br />
Integrierte Parallele<br />
199<br />
Akquistionstechniken 172<br />
Interaktiver Shim 194<br />
Inversion-Recovery-Sequenz 141
Index<br />
221<br />
Inversionszeit TI<br />
IPA<br />
141<br />
(Integrated Panoramic Array) 199<br />
iPAT 172<br />
K<br />
Kernspin 27<br />
Kernteilchen 27<br />
Kippwinkel<br />
Komponenten<br />
52<br />
Vektoren 26<br />
Kontrast 131<br />
Koordinatensystem 26<br />
xy-Ebene 42<br />
z-Achse 42<br />
Körperspule 197<br />
k-Raum 116<br />
Segmentiert 162<br />
L<br />
Ladung<br />
Proton 24<br />
Längsmagnetisierung Mz 59<br />
Längsrelaxation 71<br />
Larmorfrequenz 39<br />
M<br />
Magnetfeld 32<br />
Homogen 32<br />
Inhomogen 85<br />
Statisch 32<br />
Magnetische Feldlinien 32<br />
Magnetische Feldstärke 32<br />
Magnetischer Feldgradient 94<br />
Magnetisches Moment 24<br />
Magnetisierung 33<br />
Magnetröhre 183<br />
Magnetsystem 187<br />
Matrixgrösse 110<br />
Mehrschichtsequenz 125<br />
Messfeld 174<br />
Mittlere Rohdaten 119<br />
MR-Signal 60<br />
mSENSE 175<br />
Multiecho-Sequenz 90, 139<br />
Mxy (Quermagnetisierung) 59<br />
Mz (Längsmagnetisierung) 59<br />
N<br />
Neutron 24
O<br />
Oblique Schichten 107<br />
Offresonanz 168<br />
Ortsfrequenz 117<br />
Oversampling 176<br />
P<br />
Partitionen 126<br />
parts per million 35<br />
Passiver Shim 194<br />
PAT-Faktor 170<br />
Pauli-Ausschließungsprinzip 28<br />
Peak 156<br />
Permanentmagnet<br />
Pfeil<br />
190<br />
Vektordarstellung 25<br />
Phase 44<br />
Phasenkodiergradient GP 115, 123<br />
Phasenkodierschritte 116<br />
Phasenkodierung 115<br />
Physiologische Stimulation 215<br />
Pixel 109<br />
Polarisierung 199<br />
Präparationspuls 141<br />
Präzession 37<br />
Proton 21<br />
Ladung 24<br />
Protonendichte 35, 133<br />
Protonendichte-Kontrast 134<br />
Q<br />
Quermagnetisierung Mxy 59<br />
Querrelaxation 78<br />
R<br />
Rauschen 198<br />
Relaxation<br />
Repetitionszeit TR<br />
65, 69<br />
siehe auch Wiederholzeit 132<br />
Rephasierung 95<br />
Resonanz 50<br />
Rohdaten 109<br />
Äußere 119<br />
Mittlere 119<br />
Rohdatenmatrix 116<br />
S<br />
SAR<br />
(Spezifische Absorptionsrate) 217<br />
Schicht 106
Index<br />
223<br />
Schichtdicke<br />
Schichten<br />
105<br />
Schräg 107<br />
Schichtposition 105<br />
Schichtselektionsgradient GS 105, 122<br />
Schräge Schichten 107<br />
Segmentierter k-Raum 162<br />
SENSE 173<br />
Sensitivitätsprofil<br />
Shim<br />
175<br />
Aktiv 194<br />
Interaktiv 194<br />
Passiv 194<br />
3D 194<br />
Shim-Spulen 194<br />
Single-Shot 165<br />
Sinuskurve 40<br />
Slab 126<br />
Slew Rate 195<br />
SMASH 177<br />
Sonderspulen 198<br />
Spektrallinie 156<br />
Spektrum<br />
Spezifische Absorptionsrate<br />
114, 155<br />
(SAR) 217<br />
Spin 21<br />
Spinecho 89<br />
Spinensemble 29<br />
Spin-Gitter-Relaxation 73<br />
Spinmagnet 23<br />
Spinpräzession<br />
<strong>Spins</strong><br />
38<br />
Dephasierung 78, 95<br />
Rephasierung 95<br />
Spin-Spin-Kopplung 158<br />
Spin-Spin-Relaxation 81<br />
Spulen 197<br />
Polarisierung 199<br />
SR (Slew Rate) 195<br />
Statisches Magnetfeld 32<br />
Steady State 150<br />
Steuerrechner 202<br />
Steuersoftware 203<br />
Streufeld 213<br />
Supraleitender Magnet 191<br />
T<br />
TE (Echozeit) 89<br />
TEeff (effektive Echozeit) 161, 165<br />
TI (Inversionszeit) 141<br />
TR (Wiederholzeit) 121<br />
True Inversion-Recovery 146<br />
Turbofaktor 161
T1 (Längsrelaxation) 71<br />
T1-Bild 139<br />
T1-gewichtetes Bild 137<br />
T1-Kontrast 138<br />
T2 (Querrelaxation) 78<br />
T2-Bild 139<br />
T2-gewichtetes Bild 135<br />
T2-Kontrast 136<br />
U<br />
Überfaltungen 176<br />
Überschuss-<strong>Spins</strong> 33<br />
Ultra-Hochfeld-Magnet 193<br />
V<br />
Vektoren 25<br />
Addition 25<br />
Darstellung 25<br />
Komponenten 26<br />
Voxel 29, 109<br />
W<br />
Wiederholzeit TR 121<br />
X<br />
xy-Ebene<br />
Koordinatensystem 42<br />
Z<br />
z-Achse<br />
Koordinatensystem 42<br />
Zeitbereich 155<br />
Zeitkonstante 69<br />
Nummerisch<br />
180°-Puls<br />
2-dimensionale<br />
52<br />
Fourier-Transformation 118<br />
3D-Bildgebung 126<br />
3D-Block 126<br />
3D-Shim 194<br />
90°-Puls 52
Text <strong>und</strong> Redaktion:<br />
Alexander Hendrix<br />
Visuelles Design:<br />
Jacqueline Krempe
<strong>Siemens</strong> AG Medical Solutions<br />
Magnetresonanztomographie<br />
Henkestr. 127, D-91052 Erlangen<br />
Deutschland<br />
Telefon: ++49 9131 84-0<br />
Internet: <strong>Siemens</strong>Medical.com<br />
Bestellnr.: A91100-M2200-M705-1<br />
Printed in Germany<br />
CCA: XXX