12.12.2012 Aufrufe

Magnete, Spins und Resonanzen - Siemens Healthcare

Magnete, Spins und Resonanzen - Siemens Healthcare

Magnete, Spins und Resonanzen - Siemens Healthcare

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong> <strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong><br />

Eine Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Magnetresonanztomographie


<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong> <strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong>


<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong> <strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong><br />

Eine Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Magnetresonanztomographie


© <strong>Siemens</strong> AG 2003<br />

All rights reserved<br />

<strong>Siemens</strong> Medical Solutions<br />

Magnetresonanztomographie<br />

Erlangen


Eine kleine Reise durch die MR-Physik 19<br />

Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos 63<br />

Vom Signal zum Bild 99<br />

Der große Spielraum der Kontraste 129<br />

Die schnelle Bildgebung 159<br />

MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten 181<br />

Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen 209<br />

MR-Highlights 1<br />

Index


<strong>Magnete</strong>, <strong>Spins</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Resonanzen</strong><br />

Begleiten Sie uns in die faszinierende<br />

Welt der modernen MR-Bildgebung!<br />

Diese Broschüre ist vor allem jenen<br />

Radiologen <strong>und</strong> MTAs gewidmet, welche<br />

die Magnetresonanztomographie klinisch<br />

anwenden, <strong>und</strong> natürlich allen Fachärzten <strong>und</strong><br />

Praktikern, die eine mögliche Anwendung planen.<br />

Darüberhinaus möge diese Broschüre allen<br />

Interessierten ein leicht verständliches<br />

Einstiegswerk sein.<br />

Wir wünschen Ihnen eine lehrreiche <strong>und</strong><br />

angenehme Lektüre.<br />

<strong>Siemens</strong> Medical Solutions


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR-Highlights<br />

MR in der<br />

Gastroenterologie<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

3<br />

Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß<br />

MR ist eine nichtinvasive Bildgebungstechnik. Primärer Anwendungsbereich<br />

ist die Darstellung der Morphologie, der Gewebestrukturen in einer Serie von<br />

Schnittbildern durch den Körper.<br />

Die Vorteile der MR-Bildgebung<br />

Die MR-Bildgebung zeichnet sich durch<br />

drei große Vorzüge aus:<br />

• hervorragender Weichteilkontrast mit<br />

hoher Bildauflösung<br />

• Darstellung mehrerer Schichten <strong>und</strong><br />

schräge Schnittführung<br />

• keine ionisierende Strahlung<br />

Mit modernen MR-Systemen lässt sich der<br />

gesamte Körper schnell von Kopf bis Fuß<br />

untersuchen. Beispielsweise ist eine<br />

Aufnahme der vollständigen Wirbelsäule<br />

in nur zwei Schritten möglich.<br />

Möglich gemacht wird dies durch die<br />

Besonderheiten der MAGNETOM Familie<br />

von <strong>Siemens</strong>. Diese Geräte besitzen ein<br />

einzigartiges Spulenkonzept, das<br />

Integrated Panoramic Array (IPA).<br />

In Kombination mit der automatischen<br />

Tischverschiebung (Integrated Panoramic<br />

Positioning – IPP) erlaubt das MR-<br />

System die schnelle Darstellung großer<br />

Volumina.


Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

Die MR-Bildgebung ermöglicht<br />

Bildkontraste, die aus der Kombination<br />

mehrerer Parameter resultieren. Das sind<br />

• die Dichte der angeregten Kernspins,<br />

vor allem Wasserstoffprotonen,<br />

• die Relaxationszeiten für<br />

Magnetisierungen der untersuchten<br />

Gewebe<br />

• <strong>und</strong> diverse weitere<br />

Kontrastmechanismen.<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Die unterschiedlichen MR-Kontraste<br />

unterstützen bei der Gewebecharakterisierung<br />

<strong>und</strong> erlauben so eine<br />

präzise Bef<strong>und</strong>ung.<br />

Hochauflösende MR-Bilder mit kleinem<br />

Bildfeld (Field of View) zeigen exzellente<br />

anatomische Details.<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

5<br />

Umfassende Bildgebung des Herzens<br />

Die Kardiovaskuläre MR-Bildgebung (CMR) profitiert besonders von der Stärke<br />

der Magnetresonanztomographie, Schnittbilder beliebiger Orientierung mit<br />

hoher räumlicher <strong>und</strong> zeitlicher Auflösung zu erzeugen. Voraussetzung für eine<br />

aussagekräftige Darstellung sind leistungsfähige Gradienten, hervorragende<br />

Pulssequenzen <strong>und</strong> eine robuste, schnelle Hardware.<br />

Die MR-Bildgebung des Herzens<br />

liefert ausgezeichnete morphologische<br />

Darstellungen.<br />

Darüberhinaus bietet sie vielseitige<br />

Informationen über die Funktion des<br />

Herzmuskels, wie Vitalität, Auswurfvolumen,<br />

Perfusion, Wandbewegung oder<br />

Klappenfunktion.


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Die MR-Bildgebung bietet kontrastmittel-unterstützte Methoden<br />

zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Zur Visualisierung der<br />

Koronararterien stehen kontrastmittelfreie Methoden zur Verfügung<br />

(sog. TrueFISP- <strong>und</strong> Dark-Blood-Techniken).<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

7<br />

Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß<br />

Die kontrastverstärkte MR-Angiographie hat große<br />

Fortschritte gemacht.<br />

Durch das Zusammenspiel von starken Gradienten,<br />

schnellen MR-Systemen <strong>und</strong> Care-Bolus wird ein sehr guter<br />

Kontrast bei optimalem Kontrastmittelverbrauch erzielt.


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Kontrastverstärkte<br />

MR-Angiographie<br />

unter Verwendung<br />

starker Gradienten,<br />

iPAT (integrated<br />

Parallel Acquisition<br />

Techniques) <strong>und</strong><br />

Arrayspulen.<br />

Eine exzellente<br />

Detailzeichnung der<br />

Blutgefäße wird in<br />

nur wenigen<br />

Sek<strong>und</strong>en Messzeit<br />

erreicht.<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

9<br />

MR in der Gastroenterologie<br />

Die MR-Bildgebung hat auch Einzug in die Gastroenterologie genommen.<br />

Neue einzigartige Pulssequenzen von <strong>Siemens</strong><br />

wie 3D VIBE (Volume Interpolated Breathhold<br />

Exam) ermöglichen sowohl die Darstellung<br />

anatomischer Details als auch dynamische<br />

angiographische Information.<br />

3D VIBE mit fecal tagging wird extensiv in der<br />

MR-Colonographie angewendet.


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR in der Gastroenterologie<br />

Neue Techniken wie iPAT (integrated Parallel<br />

Acquisition Techniques) <strong>und</strong> PACE<br />

(Prospective Acquisition CorrEction)<br />

beschleunigen die Untersuchung <strong>und</strong> helfen,<br />

Bewegungsartefakte zu reduzieren.<br />

Durch die Nachverarbeitung von<br />

3D-Datensätzen gewinnt man Ansichten in<br />

der virtuellen Endoskopie.<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

11<br />

Orthopädie in der MR<br />

Hochauflösende Darstellung von Gelenken <strong>und</strong> Gelenkspalten<br />

Hochauflösende Bilder mit gutem Kontrast sind die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eine präzise Bef<strong>und</strong>ung. Hierzu kommen<br />

einzigartige Pulstechniken zur Anwendung, wie<br />

3D DESS (Double Echo Steady State) <strong>und</strong> MEDIC (Multi<br />

Echo Data Image Combination).


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

Orthopädie in der MR<br />

Durch eine spezifische<br />

Wasseranregung der interessierenden<br />

Region wird das störende Fettsignal<br />

unterdrückt.<br />

MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

13<br />

MR in der Neurologie <strong>und</strong> umfassende schnelle Diagnostik<br />

Eine revolutionäre Anwendung der<br />

Magnetresonanztomographie ist die<br />

funktionelle Neurobildgebung.<br />

Die Inline-Technologie ermöglicht die<br />

automatische Berechnung <strong>und</strong><br />

Überlagerung von t-Test (Z-Score)-Bildern<br />

auf anatomischen EPI-Bildern.<br />

ART (vollautomatische<br />

Bewegungskorrektur) <strong>und</strong> räumliche<br />

Filterung helfen dabei, akkurate<br />

Ergebnisse zu erzielen.


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

Die moderne Technik ermöglicht die kompakte<br />

Darstellung von Mosaikbildern, nützlich<br />

beispielsweise zur OP-Planung.<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

MR in der Neurologie<br />

Orthopädie in der MR Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Protonen-Spektroskopie


MR-Highlights<br />

15<br />

Diffusions- <strong>und</strong> Perfusionsbildgebung<br />

Die Diffusionsbildgebung mit Single-Shot-EPI-Sequenzen bietet 16 verschiedene b-Werte mit einem<br />

2<br />

maximalen b-Wert von 10 000 s/mm . Das integrierte Postprocessing (Inline) errechnet ADC-Karten<br />

(Apparent Diffusion Coefficient) <strong>und</strong> Trace-gewichtete Bilder vollautomatisch.


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

Diffusions- <strong>und</strong> Perfusionsbildgebung<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Protonen-Spektroskopie<br />

Perfusionsbildgebung mit Inline-Berechnung von Global Bolus Plot (GBP), Time-to-Peak<br />

Map (TTP) <strong>und</strong> Percentage-of-Baseline-at-Peak (PBP). Die Inline-Berechnung macht die<br />

neurologische Untersuchung zu einer schnellen Sache.


MR-Highlights<br />

17<br />

Protonen-Spektroskopie<br />

Die MR-Spektroskopie ermöglicht die biochemische Quantifizierung<br />

zusätzlich zur Bildgebung.<br />

Die klinische MR-Spektroskopie ist mittlerweile<br />

einfach geworden.<br />

Die moderne Spektroskopietechnik verwendet neue<br />

Pulssequenzen mit kürzeren Echozeiten. Die neue<br />

Auswertungssoftware bietet unter anderem farbige<br />

Metabolitenbilder <strong>und</strong> spektrale Übersichtskarten.


Morphologie im Detail –<br />

von Kopf bis Fuß<br />

Umfassende Bildgebung<br />

des Herzens<br />

Kontrastverstärkte<br />

Angiographie von Kopf<br />

bis Fuß<br />

MR in der<br />

Gastrtoenterologie<br />

Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- <strong>und</strong><br />

Perfusionsbildgebung<br />

Protonen-Spektroskopie


119


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Eine kleine<br />

Reise durch die<br />

MR-Physik<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Wie funktioniert eine MR-Untersuchung?<br />

Verfolgen wir den Vorgang bei einem Patienten.<br />

Er wird im Kernspintomographen einem starken<br />

Magnetfeld ausgesetzt. Im Verlauf der<br />

Untersuchung werden magnetische Reaktionen<br />

in seinem Körper hervorgerufen, die zu einem<br />

messbaren Signal führen.<br />

Um diese Reaktionen zu verstehen, möchten wir<br />

mit Ihnen eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

unternehmen. Sie werden den KERNSPIN als den<br />

»Verantwortlichen« für diese moderne<br />

Bildgebungstechnik kennenlernen <strong>und</strong> das<br />

Wesen der MAGNETRESONANZ (MR) verstehen.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

21<br />

Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />

Kernspintomographie <strong>und</strong> Magnetresonanz: Die Worte sagen es schon.<br />

Wir werden uns mit dem Kernspin beschäftigen <strong>und</strong> mit seinen magnetischen<br />

Wirkungen. Betrachten wir daher zu Beginn unserer Reise die Atomkerne im<br />

Körper. Aller Anfang ist schwer. Lassen Sie uns die Dinge einfach angehen.<br />

Am einfachsten ist der Wasserstoff Protonen <strong>und</strong> Billardkugeln<br />

Die Atome der chemischen Elemente<br />

bestehen bekanntlich aus einem<br />

Atomkern <strong>und</strong> einer Elektronenhülle.<br />

Wasserstoff ist das häufigste Element <strong>und</strong><br />

besitzt den einfachsten Atomkern:<br />

Er besteht nur aus einem einzigen, positiv<br />

geladenen, PROTON.<br />

Die Magnetresonanztomographie nutzt<br />

zur Bildgebung die magnetischen<br />

Eigenschaften der Wasserstoffprotonen.<br />

Wasserstoff bietet zwei Vorteile:<br />

1. Er ist elementarer Bestandteil von<br />

Wasser <strong>und</strong> Fett <strong>und</strong> damit das häufigste<br />

Element im menschlichen Körper.<br />

2. Er ist der für die Magnetresonanz<br />

empfindlichste Bestandteil im Körper.<br />

Was macht die Wasserstoffprotonen für<br />

die Magnetresonanztomographie<br />

nutzbar?<br />

Die Protonen besitzen eine<br />

charakteristische Eigenschaft: den Spin.<br />

Der SPIN ist eine rein ➔ quantenmechanische<br />

Eigenschaft atomarer<br />

Teilchen. Um uns dieser Eigenschaft zu<br />

nähern, stellen wir uns vor, wir könnten<br />

das Proton <strong>und</strong> seinen Spin »sehen«.<br />

Dann können Sie sich den Spin etwa so<br />

veranschaulichen:<br />

• als Drall einer Billardkugel,<br />

• als Rotation der Erde um ihre Achse,<br />

• als Kreiseln eines Spielzeugkreisels.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />

So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Das Eigentümliche am Spin<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Sie können sich zunächst vorstellen, ein<br />

Proton würde wie eine Billardkugel um<br />

seine eigene Achse wirbeln.<br />

Das Eigentümliche am Spin eines<br />

atomaren Teilchens ist: Er bleibt immer<br />

gleich.<br />

Es variiert lediglich die Achsenrichtung.<br />

Ein weiterer Unterschied zur<br />

Billardkugel: Der Spin kommt nie zum<br />

Stillstand, er ist dem Teilchen eigen.<br />

Warum beschäftigen wir uns mit dem<br />

Spin?<br />

Der Spin ist die tiefere Ursache für die<br />

Fähigkeit zur Magnetresonanz: Ein<br />

Atomkern mit Spin ist stets magnetisch.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Klassische Physik oder Quantenphysik<br />

Unser Modell des <strong>Spins</strong> als »Rotation«<br />

einer Kugel ist natürlich nur eine<br />

Analogie. Sie ist nicht auf alle atomaren<br />

Teilchen <strong>und</strong> nicht auf alle Ausprägungen<br />

des <strong>Spins</strong> anwendbar.<br />

Frei von jeder Analogie gilt: Der Spin ist<br />

ein Maß für den Quantenzustand eines<br />

atomaren Teilchens. Dieser lässt sich<br />

durch komplexe Zustandsvektoren präzise<br />

definieren. Sie müssen jedoch nicht die<br />

Quantenmechanik studiert haben, um die<br />

Magnetresonanztomographie zu<br />

verstehen oder zu nutzen.<br />

Die MR-Bildgebung<br />

nutzt keineswegs die<br />

einzelnen <strong>Spins</strong>,<br />

sondern ihr<br />

kollektives Verhalten.<br />

Zum Glück führt dies<br />

zu anschaulichen<br />

Modellen, die wir<br />

hier verwenden<br />

wollen. Erlauben Sie<br />

uns daher, in dieser<br />

Einführung<br />

vereinfachte Modelle<br />

heranzuziehen, ohne<br />

die Realität allzusehr<br />

zu »verbiegen«.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

23<br />

Stabmagnet <strong>und</strong> Spinmagnet<br />

Wir stellten fest: Ein Atomkern mit Spin ist<br />

stets magnetisch. Wie kann die<br />

Protonenkugel magnetisch sein?<br />

Obwohl der Spin die quantenmechanische<br />

Eigenschaft par excellence<br />

ist, können wir ihm ein einfaches Modell<br />

geben. Betrachten wir hierzu einen<br />

Stabmagneten. Er besitzt bekanntlich<br />

einen magnetischen Nordpol N <strong>und</strong> einen<br />

Südpol S.<br />

Nehmen wir an, das Proton verhält sich<br />

wie ein winziger Stabmagnet. (Das ist<br />

eine nicht ganz zutreffende Vereinfachung,<br />

wie wir später sehen werden.)<br />

Nun haben wir den Kernspin mit seiner<br />

untrennbaren magnetischen Kraft<br />

verknüpft. Diese magnetische Kraft<br />

nennen wir den SPINMAGNETEN.<br />

Man kann sich vorstellen,<br />

dass die ➔<br />

rotierende Ladung<br />

des Protons den<br />

Spinmagnetismus<br />

erzeugt.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />

So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

<strong>Spins</strong> haben immer eine Richtung<br />

<strong>Spins</strong> wirken stets in irgendeine Richtung.<br />

Das legt nahe, unseren Spinmagneten als<br />

einen ➔ Vektor zu betrachten, eine<br />

gerichtete Größe im Raum. Die willkürlich<br />

gewählte Richtung des Spinmagneten<br />

verläuft vom magnetischen Südpol zum<br />

Nordpol (dargestellt durch den blauen<br />

Pfeil).<br />

Natürlich ist nicht das Proton selbst ein<br />

Vektor, sondern sein Spin bzw. seine<br />

magnetische Wirkung.<br />

Wir werden im folgenden nicht die<br />

Protonen selbst betrachten, sondern stets<br />

ihre gekoppelten Eigenschaften: Spin <strong>und</strong><br />

Magnetismus. Das ist damit gemeint,<br />

wenn wir »Spinmagnet« sagen.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Die Sache mit der rotierenden Ladung<br />

Die klassische Schulphysik betrachtet die<br />

elektrische LADUNG des Protons als<br />

Ursache für seine magnetische Wirkung:<br />

Bekanntlich ist eine bewegte Ladung<br />

nichts anderes als ein elektrischer Strom.<br />

Ein elektrischer Strom wiederum erzeugt<br />

stets ein zugehöriges Magnetfeld.<br />

Insbesondere erzeugt eine rotierende<br />

Ladung stets eine magnetische Wirkung<br />

in Richtung der Drehachse. Diese<br />

magnetische Kraft nennt man<br />

MAGNETISCHES MOMENT.<br />

Im Unterschied zum Proton hat das<br />

elektrisch neutrale NEUTRON keine<br />

Ladung. Es besitzt dennoch einen Spin<br />

<strong>und</strong> ist daher für die Magnetresonanz<br />

nutzbar.<br />

Eine nach außen<br />

wirksame elektrische<br />

Ladung ist somit<br />

keine Voraussetzung<br />

für den Magnetismus<br />

eines Teilchens.<br />

Tatsächlich kann<br />

man in der<br />

modernen Theorie<br />

der Elementarteilchen<br />

(Quarks)<br />

auch umgekehrt den<br />

Magnetismus als<br />

Ursache der<br />

elektrischen Ladung<br />

postulieren.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

25<br />

Hauptsache, die Richtung stimmt<br />

Das Wichtigste über Vektoren <strong>und</strong> Pfeile<br />

Möchten Sie noch einmal rekapitulieren,<br />

was VEKTOREN sind?<br />

Viele physikalische Größen, wie<br />

Temperatur oder Masse, sind ungerichtet.<br />

Das heißt, sie sind durch Betrag <strong>und</strong><br />

Einheit ausreichend gekennzeichnet<br />

(z.B. 21 Grad Celsius, 5 Kilogramm).<br />

Der Spinmagnetismus ist eine gerichtete<br />

Größe. Der Betrag des Magnetismus allein<br />

verrät uns noch nicht seine Wirkung, wir<br />

müssen auch seine Richtung kennen.<br />

Es gibt eine Vielzahl physikalischer<br />

Größen, bei denen die räumliche<br />

Orientierung wichtig ist (z.B. Kraft oder<br />

Geschwindigkeit). Diese Größen kann<br />

man durch Vektoren veranschaulichen.<br />

Ein Vektor lässt sich leicht durch einen<br />

PFEIL darstellen. Die Richtung des Pfeils<br />

entspricht der Orientierung der<br />

Vektorgröße, die Länge des Pfeils<br />

entspricht ihrem Betrag.<br />

Vektorgrößen lassen sich RÄUMLICH<br />

ADDIEREN.<br />

Dabei muss man die Richtung<br />

berücksichtigen. Anschaulich geht das<br />

durch Verknüpfen der Pfeile.<br />

Falls die Pfeile genau in die gleiche<br />

Richtung zeigen, ergibt sich der Betrag<br />

der Vektorsumme einfach als Summe der<br />

Beträge (hier: a+<br />

a).


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />

So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Vektoren gleichen Betrags, aber<br />

entgegengesetzter Richtung,<br />

KOMPENSIEREN sich: a–<br />

a = 0.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Ebenso wie addieren, kann man Vektoren<br />

auch wieder zerlegen. Man kann<br />

insbesondere jeden Vektor in<br />

voneinander unabhängige KOMPONENTEN<br />

zerlegen. Das sind die Projektionen des<br />

Pfeils auf vorgegebene Achsen im Raum,<br />

auf das KOORDINATENSYSTEM.<br />

In unserem Beispiel besteht der<br />

Summenvektor a+<br />

b senkrecht aus a <strong>und</strong><br />

waagerecht aus b.<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Bitte verwechseln Sie<br />

nicht Vektor <strong>und</strong><br />

Pfeil. Ein Vektor ist<br />

ein mathematisches<br />

Modell für eine<br />

physikalische<br />

Erscheinung. Ein<br />

Pfeil ist nur eine<br />

visuelle Darstellung<br />

eines Vektors.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

27<br />

Welche Kerne sind für die Magnetresonanz nutzbar?<br />

Wir haben den Spin der Wasserstoffprotonen<br />

betrachtet. Schauen wir uns nun<br />

die Atomkerne anderer Elemente an.<br />

Die KERNTEILCHEN eines Atoms sind die<br />

Protonen <strong>und</strong> Neutronen. Sie besitzen<br />

jeweils ihren eigenen Spin.<br />

Atomkerne mit einer ungeraden Anzahl<br />

von Kernteilchen besitzen einen<br />

resultierenden Spin, den KERNSPIN.<br />

Beispiele sind Kohlenstoff 13 C, Fluor 19 F,<br />

Natrium 23Na oder Phosphor 31P. Zwei<br />

Drittel der in der Natur vorkommenden<br />

Isotope besitzen einen resultierenden<br />

Kernspin <strong>und</strong> sind damit für die<br />

Magnetresonanz nutzbar.<br />

Atomkerne mit sowohl<br />

einer geraden Anzahl<br />

von Protonen als auch<br />

Neutronen besitzen<br />

keinen resultierenden<br />

Kernspin. Sie sind<br />

magnetisch neutral.<br />

Beispiele sind<br />

Sauerstoff 16 O<br />

(8 Protonen,<br />

8 Neutronen) oder<br />

Kohlenstoff 12 C<br />

(6 Protonen,<br />

6 Neutronen). Diese<br />

Isotope sind für die<br />

Magnetresonanztomographie<br />

nicht nutzbar.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong><br />

So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Der Kernspin ist die tiefere Ursache für die<br />

Fähigkeit zur Magnetresonanz: Ein<br />

Atomkern mit Spin ist stets magnetisch.<br />

Der Spin ist eine gerichtete Größe. <strong>Spins</strong><br />

addieren sich wie Vektoren räumlich.<br />

Zwei Drittel der in der Natur vorkommenden<br />

Atomkerne besitzen einen<br />

Kernspin, so auch der Wasserstoff. Sie<br />

sind für die Magnetresonanztomographie<br />

prinzipiell nutzbar.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Wie entsteht der Kernspin?<br />

Zwei identische Teilchen können<br />

innerhalb des Atomkerns nicht im<br />

gleichen Zustand sein. Sie müssen ihre<br />

Spinorientierungen antiparallel<br />

ausrichten <strong>und</strong> kompensieren sich somit<br />

paarweise zu Null. Ein solches<br />

»Tanzpärchen« wird also nach außen<br />

unsichtbar. Diese Regel der Natur nennt<br />

man das PAULI-AUSSCHLIESSUNGS-PRINZIP.<br />

Die »Einzeltänzer« erzeugen den<br />

Kernspin.<br />

Wie Sie erkennen können, entspricht der<br />

Kernspin als resultierende Größe einzelner<br />

<strong>Spins</strong> keiner »Rotation« des Atomkerns als<br />

solchen. Diese Überlegung gilt streng<br />

genommen auch für das einzelne Proton,<br />

denn dessen Spin resultiert, wie man<br />

heute weiß, aus seiner inneren Struktur<br />

(Quarks <strong>und</strong> Gluonen).


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

29<br />

So entsteht die Magnetisierung<br />

Wie wir gesehen haben, können wir uns Protonen <strong>und</strong> Atomkerne, die einen<br />

Kernspin besitzen, vereinfacht als Spinmagnete vorstellen. Was nützt uns diese<br />

Modellvorstellung? Wir können nun erklären, wie sich diese Spinmagnete im<br />

Magnetfeld des Kernspintomographen ausrichten <strong>und</strong> eine Magnetisierung im<br />

Körper des Patienten erzeugen.<br />

Spinensembles <strong>und</strong> Voxels<br />

Natürlich messen wir bei der Magnetresonanztomographie<br />

nicht die Wirkung<br />

jedes einzelnen <strong>Spins</strong> im Körper, sondern<br />

stets ein ganzes Ensemble von <strong>Spins</strong>.<br />

Ein ENSEMBLE ist die Gesamtheit aller<br />

Protonenspins innerhalb eines<br />

betrachteten Volumenelements, auch<br />

VOXEL genannt. Ein solches Voxel könnte<br />

ein kleiner Würfel von 1 mm Kantenlänge<br />

sein.<br />

Betrachten wir also im folgenden ein<br />

Voxel im Körpergewebe des Patienten<br />

genauer <strong>und</strong> schauen wir uns an, wie sich<br />

das zugehörige Spinensemble verhält.


So entsteht die Magnetisierung<br />

Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Das Spinensemble im feldfreien Raum<br />

Man erhält die Wirkung des Ensembles<br />

durch räumliche Addition der einzelnen<br />

Spinvektoren.<br />

Im ➔ feldfreien Raum, also ohne äußeres<br />

Magnetfeld, sind die einzelnen <strong>Spins</strong><br />

völlig zufällig orientiert. In der<br />

Gesamtwirkung kompensieren sie sich<br />

vollständig: Ihre <strong>Spins</strong> heben sich<br />

gegenseitig auf. Daher wirkt das<br />

Ensemble nach außen unmagnetisch.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Gibt es überhaupt einen feldfreien Raum?<br />

Offen gesagt: Die völlig zufällige<br />

Orientierung der <strong>Spins</strong> gilt nur im absolut<br />

feldfreien Raum. Tatsächlich »spüren« die<br />

Protonen stets das Erdmagnetfeld.<br />

Es ist zwar etwa 20 000fach schwächer als<br />

ein MR-Magnet, dennoch ist es wirksam.<br />

Das heißt, unser Ensemble wird schon<br />

außerhalb des Kernspintomographen<br />

magnetisch beeinflusst, wenn auch sehr<br />

schwach.<br />

Magnetresonanz ist daher auch im<br />

Erdmagnetfeld prinzipiell möglich (z.B.<br />

zur Entdeckung unterirdischer Ölfelder).<br />

Zur klinischen Bildgebung allerdings sind<br />

zehntausendfach stärkere Magnetfelder<br />

unabdingbar. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum<br />

ein zu untersuchender Patient im starken<br />

Magnetfeld des MR-<strong>Magnete</strong>n gelagert<br />

wird.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

31<br />

Das Spinensemble im Magnetfeld<br />

Bringen wir den Patienten in das ➔<br />

Magnetfeld des Kernspintomographen.<br />

Was geschieht nun? Wir konzentrieren uns<br />

weiterhin auf ein kleines Voxel innerhalb<br />

seines Gewebes.<br />

Betrachten wir die Spinorientierungen längs<br />

der Feldlinien. Nun sehen wir, dass ein<br />

Spinmagnet sich doch völlig anders verhält<br />

als ein »anständiger« Stabmagnet.<br />

Stabmagnete würden sich brav wie<br />

Kompassnadeln parallel zum Magnetfeld<br />

ausrichten.<br />

Die Spinmagnete dagegen spielen<br />

»verrückt«: Sie richten sich teils mit dem Feld<br />

als auch gegen das Feld aus, sowohl parallel<br />

als auch antiparallel.


So entsteht die Magnetisierung<br />

Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Was Sie über ein Magnetfeld wissen sollten<br />

Jedes Magnetfeld besitzt eine<br />

Kraftwirkung auf magnetische <strong>und</strong><br />

magnetisierbare Teilchen, also auch auf<br />

Spinmagnete. Die Verteilung dieser<br />

Kraftwirkung symbolisiert man durch<br />

magnetische FELDLINIEN.<br />

Die Stärke dieser Kraft an jedem Ort des<br />

Raumes nennt man »magnetische<br />

Induktion«. In der MR-Technik hat sich der<br />

Begriff MAGNETISCHE FELDSTÄRKE<br />

eingebürgert. Ihre Einheit beträgt 1 Tesla,<br />

das ist etwa 20 000 mal so stark wie das<br />

Magnetfeld der Erde.<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Ein Magnetfeld, das überall die gleiche<br />

Feldstärke besitzt, nennt man HOMOGEN.<br />

Die Feldlinien eines homogenen Feldes<br />

zeichnet man konsequenterweise als<br />

parallele Geraden. Ein Magnetfeld, das<br />

sich nicht ändert, nennt man STATISCH.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

33<br />

Die Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die Magnetisierung<br />

Das statische Magnetfeld erzeugt im<br />

Körpergewebe eine Vorzugsrichtung der<br />

<strong>Spins</strong> parallel <strong>und</strong> antiparallel zu den<br />

Feldlinien: ➔ Spin Auf <strong>und</strong> Spin Ab<br />

sind die beiden bevorzugten<br />

Spinorientierungen im Magnetfeld.<br />

Das Verhältnis der Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong><br />

beträgt nicht 50:50, sonst würden sich die<br />

<strong>Spins</strong> weiterhin gegenseitig aufheben.<br />

Statt dessen finden wir eine – wenn auch<br />

sehr kleine – Mehrheit von ÜBERSCHUSS-<br />

SPINS, die »aufwärts« zeigen. <strong>Spins</strong>, die<br />

»abwärts« zeigen, sind in der Minderheit.<br />

Die überschüssigen Spinmagnete (m)<br />

addieren sich zu einer nach außen<br />

wirksamen makroskopischen Wirkung –<br />

die MAGNETISIERUNG (M) des Ensembles.<br />

Diese Magnetisierung ist sehr schwach<br />

(Paramagnetismus), verglichen mit dem<br />

wohlbekannten Magnetismus des Eisens<br />

(Ferromagnetismus).<br />

Nebenbei sei bemerkt: Durch das Magnetfeld<br />

werden nicht nur die Protonen des Wasserstoffs<br />

beeinflusst, sondern alle Atomkerne mit <strong>Spins</strong>,<br />

ebenso die Elektronen. Wir beschränken uns hier der<br />

Einfachheit halber auf die für die MR-Bildgebung<br />

relevanten Wasserstoffprotonen.


So entsteht die Magnetisierung<br />

Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Spin auf – Spin ab<br />

Ursache der Magnetisierung des<br />

Ensembles ist eine Energieaufspaltung<br />

der <strong>Spins</strong> im Magnetfeld. Den zwei<br />

Spinorientierungen Auf <strong>und</strong> Ab<br />

entsprechen zwei unterschiedliche<br />

Energiezustände. Ein AUFWÄRTS-SPIN hat<br />

eine niedrigere Energie (E–) als im<br />

feldfreien Raum (E), ein ABWÄRTS-SPIN hat<br />

eine höhere Energie (E+).<br />

Vergleichen Sie diese Quantisierung mit<br />

dem Stufenschalter bei einem Mixer. Man<br />

kann die Geschwindigkeit nicht kontinuierlich<br />

verändern, sondern nur in<br />

Sprüngen.<br />

Im Magnetfeld ist der niedrigere<br />

Energiezustand bevorzugt: Es springen<br />

mehr <strong>Spins</strong> in den Zustand niedrigerer<br />

Energie (E–) als zur höheren Energie (E+).<br />

Dieser Aufbau der Magnetisierung dauert<br />

eine gewisse Zeit. Wenn er zu Ende<br />

gekommen ist, ist ein festes Verhältnis<br />

zwischen beiden Niveaus erreicht, das<br />

Ensemble ist im energetischen<br />

Gleichgewicht.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Sie werden sich vielleicht fragen: Wenn es<br />

im Magnetfeld mehr <strong>Spins</strong> mit niedrigerer<br />

Energie gibt, dann ist die Gesamtenergie<br />

des Spinensembles doch gesunken?<br />

Richtig! Die Protonen existieren nicht<br />

alleine im leeren Raum. Sie sind von<br />

einem Atomverband umgeben, auch<br />

GITTER genannt. Die Protonen geben<br />

während des Aufbaus der Magnetisierung<br />

tatsächlich Energie an das Gitter ab. Das<br />

Spinensemble »kühlt ab«, wie ein warmer<br />

Löffel, den man in ein Glas kaltes Wasser<br />

taucht.<br />

Diese »Abkühlung« im Gitter ist die tiefere<br />

Ursache für die Magnetisierung des<br />

Spinensembles in einem Magnetfeld.<br />

Das energetische<br />

Gleichgewicht<br />

zwischen beiden<br />

Niveaus ist tatsächlich<br />

dynamisch:<br />

Unter anderem<br />

springen die <strong>Spins</strong><br />

paarweise von Auf<br />

nach Ab <strong>und</strong><br />

umgekehrt (sie<br />

machen »Flip-Flop«).<br />

Das Verhältnis<br />

zwischen Auf- <strong>und</strong><br />

Ab-<strong>Spins</strong> bleibt dabei<br />

konstant – <strong>und</strong> damit<br />

die nach außen<br />

wirksame<br />

Magnetisierung.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

35<br />

Eine kleine Überschussrechnung<br />

Wir haben gesehen: Die kleine Mehrheit der<br />

Aufwärts-<strong>Spins</strong> ist der Überschuss, der die<br />

Magnetisierung eines Ensembles in Feldrichtung<br />

ergibt. Wie groß ist denn die Zahl der Überschuss-<br />

<strong>Spins</strong>?<br />

Die Anzahl der Überschuss-<strong>Spins</strong> hängt von<br />

mehreren Faktoren ab:<br />

• Sie wächst mit der Zahl der Protonen in einer<br />

Volumeneinheit, also der PROTONENDICHTE.<br />

• Sie wächst mit der Stärke des äußeren<br />

Magnetfeldes.<br />

• Sie sinkt mit steigender Temperatur.<br />

Bei Körpertemperatur <strong>und</strong> einer Feldstärke von<br />

1 Tesla (ca. 20 000 mal stärker als das Erdmagnetfeld)<br />

gibt es unter 1 Million Protonen nur etwa<br />

6 Überschuss-<strong>Spins</strong>, das sind 0,0006 %.<br />

In Prozent lässt sich das nur mit vielen Nullen nach<br />

dem Komma ausdrücken. Verhältnisse im Bereich<br />

1 zu 1 Million nennt man auch PARTS PER MILLION<br />

(ppm). Wir können also einfacher sagen: Bei 1 Tesla<br />

beträgt der Anteil der Überschuss-<strong>Spins</strong> etwa 6 ppm.<br />

Protonen<br />

Überschuss-<strong>Spins</strong><br />

Die Zahl der Überschuss-<strong>Spins</strong> ist somit relativ klein.<br />

Dass dennoch ein messbarer Effekt zustande<br />

kommt, liegt an der großen Zahl von Wasserstoffprotonen<br />

im menschlichen Körper.<br />

Beispiel: Unser Voxel von 1 mm Kantenlänge fasst<br />

1 Kubikmillimeter Wasser, das ist 1 Mikroliter. Dieses<br />

Volumen enthält ungefähr 6,7⋅10 19 Wasserstoffprotonen.<br />

Bei 1 Tesla entstehen etwa 6 ppm<br />

Überschuss-<strong>Spins</strong>. Das heißt: R<strong>und</strong> 400 Billionen<br />

kleine Spinmagnete m addieren sich zur makroskopischen<br />

Magnetisierung M.


So entsteht die Magnetisierung<br />

Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> <strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Wenn der menschliche Körper einem<br />

starken Magnetfeld ausgesetzt wird,<br />

entsteht im Gewebe eine schwache<br />

Magnetisierung in Richtung der<br />

Feldlinien.<br />

Ursache sind die im Gewebe wirkenden<br />

Kernspins. Die <strong>Spins</strong> richten sich mit dem<br />

Magnetfeld aus, allerdings ungleich<br />

verteilt.<br />

Die meisten Kernspins heben sich<br />

gegenseitig auf. Die Überschuss-<strong>Spins</strong><br />

ergeben in ihrer Summe die nach außen<br />

wirksame Magnetisierung.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Auf den Punkt gebracht Sehr diskret <strong>und</strong> dennoch kontinuierlich ...<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Unser Modell der Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong> ist<br />

noch unvollständig. Es erklärt die<br />

Entstehung der Magnetisierung längs der<br />

Feldlinien, nicht aber, wie diese <strong>Spins</strong> ein<br />

MR-Signal erzeugen können. Daher<br />

werden wir dieses Modell verfeinern<br />

müssen.<br />

Zugegebenermaßen haben wir die<br />

Verhältnisse im Magnetfeld etwas<br />

vereinfacht. Die einzelnen <strong>Spins</strong> sind<br />

keineswegs – auch wenn das manchmal<br />

geglaubt wird – streng Auf oder Ab<br />

ausgerichtet. Aus quantenmechanischen<br />

Gründen nehmen die Protonen eine<br />

Überlagerung ihrer beiden Spinzustände<br />

ein (erst bei einer Beobachtung bzw. einer<br />

Messung springt ein Spin definitiv in den<br />

Auf- oder Ab-Zustand).<br />

Vergleichen Sie dies<br />

mit der Gangschaltung<br />

eines<br />

Autos. Obwohl Sie<br />

beim Fahren immer<br />

in genau einen Gang<br />

schalten (oder die<br />

Automatik tut das),<br />

ändert sich die<br />

Geschwindigkeit des<br />

Autos kontinuierlich.<br />

Ebenso der Spin des<br />

Protons: Er besitzt<br />

genau zwei diskrete<br />

Eigenzustände Auf<br />

<strong>und</strong> Ab, doch kann<br />

kontinuierlich quer<br />

dazu stehen.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

37<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />

Sie haben gesehen, dass die Spinmagnete sich völlig anders verhalten, als<br />

gewöhnliche Stabmagnete, die sich im Magnetfeld in genau einer Richtung<br />

orientieren würden. Spinmagnete wären deshalb als Kompassnadeln<br />

unzuverlässig. Doch sie haben eine Besonderheit, welche die Magnetresonanz<br />

ermöglicht: sie schwingen.<br />

Ein Spielzeugkreisel<br />

Wissen Sie noch, wie Sie mit einem<br />

Spielzeugkreisel gespielt haben? Wenn<br />

Sie den rotierenden Kreisel anstießen,<br />

kippte er ein wenig zur Seite. Er fiel aber<br />

nicht um, sondern begann zu »kegeln«.<br />

So ist die Bewegung eines Kreisels: Seine<br />

Drehachse beschreibt einen Kegel um die<br />

Richtung der Schwerkraft.<br />

Diese Art der Bewegung nennt man<br />

PRÄZESSION.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Magnetische Kreisel im Körper<br />

Und so ist die Bewegung eines <strong>Spins</strong>:<br />

Wenn ein Spin einem Magnetfeld<br />

ausgesetzt ist, muss er ebenso wie ein<br />

Kreisel um die Richtung des Feldes einen<br />

Kegel ausführen. Der Spinmagnet verhält<br />

sich wie ein magnetischer Kreisel. Das ist<br />

die SPINPRÄZESSION.<br />

Beachten Sie bitte, dass nicht das Proton<br />

selbst kreiselt, sondern nur sein Spin bzw.<br />

Spinmagnet (m). Um dies zu unterstreichen,<br />

lassen wir die Kugel endgültig<br />

verschwinden...


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

39<br />

Radiofrequenzen im Magnetfeld<br />

Die Geschwindigkeit, mit der ein Spin um<br />

eine äußere Feldrichtung kreiselt, seine ➔<br />

Frequenz, ist für die Magnetresonanz von<br />

großer Bedeutung. Sie hängt ab<br />

• vom Kerntyp <strong>und</strong><br />

• von der Stärke des angelegten<br />

Magnetfeldes.<br />

Je stärker das Magnetfeld ist, um so<br />

schneller ist das Kreiseln der <strong>Spins</strong>. In<br />

einem Magnetfeld von 1 Tesla ist die<br />

Kreiselfrequenz der Kernspins genau<br />

doppelt so hoch wie in einem 0,5 Tesla-<br />

Feld.<br />

Diese Kreiselfrequenz der <strong>Spins</strong> nennt<br />

man auch LARMORFREQUENZ.<br />

Welche Bedeutung hat die Larmorfrequenz<br />

für die Magnetische Resonanz?<br />

Der Clou ist:<br />

Ebenso wie Funk- oder Radiosignale kann<br />

man Signale von einer Gruppe von<br />

Spinkreiseln empfangen, wenn man<br />

hierzu die technischen Voraussetzungen<br />

schafft.<br />

Zu diesem Zweck muss die Technik des<br />

MR-Gerätes auf die Larmorfrequenz der<br />

<strong>Spins</strong> abgestimmt sein. Ungefähr so, wie<br />

Sie den Abstimmknopf eines Radiogerätes<br />

drehen, um einen bestimmten Sender zu<br />

empfangen.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Zwischen Berg <strong>und</strong> Tal<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />

Von Frequenzen, Drehzahlen <strong>und</strong><br />

Sinuskurven<br />

Was ist eine FREQUENZ? Das ist sozusagen<br />

die »Drehzahl« einer periodischen<br />

Bewegung.<br />

Sie kennen das von Ihrem Fahrzeug,<br />

wenn Sie einen Blick auf den Drehzahlmesser<br />

werfen. Der Drehzahlmesser zeigt<br />

beispielsweise 3 000 Umdrehungen pro<br />

Minute an. Das ist nichts anderes als eine<br />

Frequenz.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

3 000 U/min sind dasselbe wie 50 Umdrehungen<br />

pro Sek<strong>und</strong>e. Für Umdrehung pro<br />

Sek<strong>und</strong>e verwendet man auch die Einheit<br />

HERTZ (Hz), in diesem Fall beträgt die<br />

Frequenz also 50 Hz.<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Umdrehungen können wir auf einer<br />

Zeitachse darstellen. So erhalten wir eine<br />

Wellenlinie mit »Bergen« <strong>und</strong> »Tälern«.<br />

Das ist eine SINUSKURVE. Eine Schwingung<br />

doppelter Frequenz stellen wir durch eine<br />

entsprechend gestauchte Sinuskurve dar.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

41<br />

Präzession präzise gefasst<br />

Die Larmorfrequenz ω wächst proportional<br />

mit dem Magnetfeld B. Es gilt die<br />

Formel:<br />

ω = γ B<br />

(Den konstanten Faktor γ nennt man das<br />

»gyromagnetische Verhältnis« der<br />

Atomkerne.)<br />

Im Erdmagnetfeld präzedieren die <strong>Spins</strong><br />

relativ langsam, mit etwa 2 000 Hz<br />

(2 kHz.)<br />

Die Spinpräzession ist bei den hohen<br />

Feldstärken der MR-Geräte hochfrequent.<br />

Das bedeutet, die <strong>Spins</strong> präzedieren in der<br />

Sek<strong>und</strong>e mit mehreren Millionen<br />

Schwingungen.<br />

Bei 1,0 Tesla beträgt die Larmorfrequenz<br />

der Wasserstoffprotonen etwa 42 MHz,<br />

bei 1,5 Tesla 63 MHz. Eine solche Schwingungsfrequenz<br />

im Megahertz-Bereich<br />

haben auch Radiowellen (UKW bzw. FM).<br />

Da die Stärke des Magnetfeldes des Tomographen<br />

bekannt ist, kennt man auch die<br />

Larmorfrequenz der Protonenspins. Das<br />

MR-Gerät wird auf diese Frequenz<br />

abgestimmt. Die verwendeten HF-Spulen<br />

bauen sozusagen eine »Funkverbindung«<br />

mit den <strong>Spins</strong> auf.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Die xy-Ebene kommt ins Spiel<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />

Lassen Sie uns für das Folgende eine<br />

kleine »Sprachregelung« vereinbaren:<br />

In einem üblichen xyz-Koordinatensystem<br />

legen wir per definitionem die Z-ACHSE in<br />

die Richtung des Magnetfeldes.<br />

Die Ebene quer zu den Feldlinien nennen<br />

wir die XY-EBENE.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

43<br />

Im Gr<strong>und</strong>zustand: Völlig außer Phase<br />

Konzentrieren wir uns auf die Überschuss-<br />

<strong>Spins</strong> eines Ensembles. Wir stellen sie<br />

vereinfacht als ein kreiselndes »Sixpack«<br />

dar. Alle <strong>Spins</strong> präzedieren mit gleicher<br />

Frequenz um die Richtung des äußeren<br />

Magnetfeldes – allerdings nicht im<br />

Gleichklang, sondern völlig zufällig<br />

orientiert.<br />

Anders gesagt: Die <strong>Spins</strong> besitzen alle die<br />

gleiche Frequenz, aber ihre ➔ Phasenlagen<br />

sind völlig beliebig. Daher heben<br />

sich ihre Komponenten quer zum Magnetfeld,<br />

also parallel zur xy-Ebene, statistisch<br />

auf. Wir beobachten nur unsere konstante<br />

Magnetisierung M längs der z-Achse.<br />

Solange die <strong>Spins</strong> solcherart außer Phase<br />

schwingen, geben sie kein nach außen<br />

beobachtbares Signal ab.<br />

Fassen wir zusammen. Das ist der GRUNDZUSTAND<br />

der Kernspins im Magnetfeld:<br />

1. Die Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong> sind im energetischen<br />

Gleichgewicht, die Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die<br />

konstante Magnetisierung.<br />

2. Die <strong>Spins</strong> präzedieren außer Phase, ihre Wirkung<br />

in der xy-Ebene ist Null.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Wie spät ist es?<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />

Über Phasen, Uhrzeiger <strong>und</strong> Jetlags<br />

Eine PHASE ist so etwas wie die Winkelrichtung<br />

eines Uhrzeigers. Sie gibt die<br />

zeitliche Verschiebung einer Schwingung<br />

oder Drehung gegenüber einer anderen<br />

an.<br />

Wenn Ihre Uhr eine St<strong>und</strong>e »vorgehen«<br />

würde, hätte sie eine »Phasenverschiebung«<br />

von 1 St<strong>und</strong>e gegenüber der<br />

Ortszeit. Das können Sie korrigieren,<br />

indem Sie Ihre Uhr richtig stellen. Der<br />

kleine Zeiger bewegt sich dabei um 30°<br />

zurück. Die Zeitverschiebung zwischen<br />

San Francisco <strong>und</strong> New York von<br />

3 St<strong>und</strong>en ist dagegen von dauerhafter<br />

Natur. Über große Entfernungen können<br />

Sie diese zeitliche Phasenverschiebung<br />

nach einem Flug als »Jetlag« spüren. Die<br />

meisten Schwingungen wie z.B.<br />

Radiowellen enthalten solche »Jetlags«.<br />

Wie Sie später sehen werden, nutzt man<br />

gezielt Frequenz- <strong>und</strong> Phasenverschiebungen<br />

zur Erzeugung eines<br />

MR-Bildes aus.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

45<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

In einem Magnetfeld präzedieren die<br />

<strong>Spins</strong> wie Kreisel um die Achse der<br />

Feldrichtung.<br />

Die Präzessionsfrequenz der Spinvektoren<br />

hängt von der Stärke des angelegten<br />

Magnetfeldes ab. Bei den verwendeten<br />

Feldstärken liegt sie im hochfrequenten<br />

Radiowellenbereich.<br />

Im Gr<strong>und</strong>zustand sind Auf- <strong>und</strong> Ab-<strong>Spins</strong><br />

im energetischen Gleichgewicht, die<br />

Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die konstante<br />

Magnetisierung längs der z-Achse. Die<br />

<strong>Spins</strong> präzedieren außer Phase, ihre<br />

Magnetvektoren heben sich quer zum<br />

Feld (xy-Ebene) gegenseitig auf.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

ZUR DISKUSSION<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im Magnetfeld<br />

Quantenmechanische Unbestimmtheit<br />

Unser Vektormodell des <strong>Spins</strong><br />

kennzeichnet einen Spin in einem<br />

überlagerten Zustand von Auf <strong>und</strong> Ab,<br />

der Querzustände zulässt.<br />

Der Querzustand eines <strong>Spins</strong> ist<br />

unbestimmt, wenn man seine<br />

z-Komponente kennt, <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Wegen des Unbestimmtheitscharakters<br />

der Spinzustände arbeitet die Quantenmechanik<br />

mit den Erwartungswerten von<br />

Spinoperatoren. Der Erwartungswert ist<br />

der im Mittel zu erwartende Wert über<br />

eine lange Messreihe. Er verhält sich<br />

glücklicherweise im Magnetfeld wie ein<br />

präzidierender Vektor. Dies ermöglicht<br />

unsere veranschaulichende Darstellung.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

47<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Im Gr<strong>und</strong>zustand kreiseln die <strong>Spins</strong> im Magnetfeld <strong>und</strong> halten ein energetisches<br />

Gleichgewicht aufrecht. Dies erzeugt eine konstante Magnetisierung im Körper.<br />

Das Wesen der Magnetresonanz besteht darin, die Magnetisierung aus ihrer<br />

Ruhelage auszulenken, indem man gezielt das Gleichgewicht der <strong>Spins</strong> stört.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Magnetische Frisbee-Scheiben<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Wie bringt man die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht,<br />

ändert ihre Auf-Ab-Verteilung, ihre Phasenlagen,<br />

ihre Orientierung?<br />

Beispielsweise, indem man sie durch eine Magnetwelle<br />

anregt. Die Welle ist kurz <strong>und</strong> hochfrequent<br />

(HF), darum nennt man sie ➔ HF-Puls.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Wie soll man sich einen HF-Puls<br />

vorstellen? Denken Sie beispielsweise an<br />

eine magnetische Frisbee-Scheibe,<br />

die plötzlich quer durch das statische<br />

Magnetfeld fliegt.<br />

Was macht die Frisbee-Scheibe? Sie wirkt<br />

als rotierender Magnet, der gezielt das<br />

homogene Magnetfeld stört.<br />

Der HF-Puls<br />

Die modernen,<br />

zur MR-Bildgebung<br />

verwendeten<br />

HF-Spulen senden<br />

einen HF-Puls als<br />

zirkular polarisierte<br />

Welle. Diese enthält<br />

ein rotierendes<br />

Magnetfeld.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

49<br />

Die Magnetische Resonanzbedingung<br />

Wieso »stört« der HF-Puls die <strong>Spins</strong>?<br />

Wenn er die »falsche« Frequenz hat,<br />

überhaupt nicht.<br />

Entscheidend ist: Um die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen zu können, muss<br />

der HF-Puls in ➔ Resonanz mit den <strong>Spins</strong><br />

sein. Das heißt, der rotierende Magnet<br />

muss sich genauso schnell drehen wie die<br />

magnetischen Spinkreisel.<br />

Diese Resonanzbedingung bedeutet<br />

physikalisch:<br />

Die Schwingfrequenz des HF-Pulses muss<br />

mit der Larmorfrequenz der <strong>Spins</strong><br />

übereinstimmen.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Im Einklang sein<br />

Stimmgabeln in Resonanz<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Die Resonanzanregung bei MR können<br />

wir mit der Schwingung von Stimmgabeln<br />

vergleichen. Eine angeschlagene<br />

Stimmgabel beginnt zu schwingen <strong>und</strong><br />

erzeugt einen bestimmten Ton. Die<br />

Tonhöhe entspricht der Schwingfrequenz<br />

der akustischen Welle.<br />

Eine zweite Stimmgabel wird genau dann<br />

durch die Schallwelle in Schwingung<br />

versetzt, wenn ihre Eigenfrequenz mit der<br />

Frequenz der akustischen Welle, also der<br />

Tonhöhe, übereinstimmt: Die beiden<br />

Stimmgabeln sind in RESONANZ.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

51<br />

Im Gleichtakt mit dem Spinkarussell<br />

Was geschieht nun genau bei der Magnetresonanz?<br />

Behelfen wir uns zunächst wieder mit einer<br />

anschaulichen Analogie.<br />

Stellen Sie sich bitte vor, »Sie sind« der rotierende<br />

Magnet (d.h. der HF-Puls). Nun müssen Sie unbedingt<br />

mit den kreiselnden <strong>Spins</strong> in Resonanz treten.<br />

Hierzu laufen Sie um das Spinkarussell <strong>und</strong> werfen<br />

Steine in eine rotierende »Spinwaage«. Sie haben<br />

nur begrenzte Zeit. Wenn Sie zu schnell oder zu langsam<br />

um das Spinkarussell laufen, gerät die Sache<br />

außer Tritt. Dann können Sie immer nur nach einer<br />

kompletten Umdrehung die Waage wieder einholen<br />

<strong>und</strong> einen Stein hineinwerfen. Wenn Sie dagegen im<br />

Gleichtritt mit der Spinwaage laufen, können Sie die<br />

ganze Zeit Steine in die Waagschale füllen.<br />

»Steter Tropfen höhlt den Stein«: Die Spinwaage gerät<br />

aus dem Gleichgewicht. Wir sehen die Magnetisierung<br />

einfach umkippen.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Pulse <strong>und</strong> Kippwinkel<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Die Magnetisierung wird um so weiter kippen <strong>und</strong><br />

umklappen, je stärker die Energie des anregenden<br />

HF-Pulses ist. Den Endwinkel der Kippung nennt<br />

man den KIPPWINKEL oder Flipwinkel (α).<br />

Ein 180°-PULS klappt die<br />

Magnetisierung in die ➔<br />

entgegengesetzte<br />

Richtung der z-Achse.<br />

Ein 90°-PULS kippt<br />

die Magnetisierung<br />

genau in die<br />

➔ xy-Ebene.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

53<br />

ZUR DISKUSSION<br />

180° – Der Handstand der Überschuss-<strong>Spins</strong><br />

Wie stellt sich das Kippen der<br />

Magnetisierung aus der Sicht der <strong>Spins</strong><br />

dar? Versetzen wir uns in die Lage der<br />

<strong>Spins</strong>.<br />

Zur Erklärung der Wirkung des<br />

180°-Pulses erlauben wir uns ein<br />

vereinfachtes Bild.<br />

Angenommen, »Sie sind« einer der<br />

Überschuss-<strong>Spins</strong> unseres »Sixpacks«.<br />

Der HF-Puls überträgt Energie auf Sie,<br />

<strong>und</strong> »zwar so gehörig, dass Sie einen<br />

Handstand machen«.<br />

Vor dem 180°-Puls


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Nach dem 180°-Puls<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

So auch die <strong>Spins</strong>: sie »flippen«, d.h. sie<br />

springen vom Auf-Zustand in den energiereicheren<br />

Ab-Zustand. (Der Handstand ist<br />

der labilere <strong>und</strong> energiereichere Zustand.)<br />

Nach einem 180°-Puls sind alle<br />

Überschuss-<strong>Spins</strong> vom Auf-Zustand in den<br />

Ab-Zustand gesprungen.<br />

Die Magnetisierung zeigt nun in die<br />

Gegenrichtung.<br />

Wie sich später zeigt, ist auch für das<br />

Spinensemble dieser Zustand der labilere.<br />

Es wird wieder in das energetische<br />

Gleichgewicht zurückkehren.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

55<br />

90° – Phasen in Gleichklang bringen<br />

Durch einen 90°-Puls entsteht eine<br />

Magnetisierung in Querrichtung, in der<br />

xy-Ebene. Hier reicht unser Bild der<br />

flippenden <strong>Spins</strong> nicht aus. Wir müssen<br />

etwas genauer hinschauen.<br />

Solange der HF-Puls andauert, wirken<br />

zwei Magnetfelder zugleich: das statische<br />

Feld <strong>und</strong> kurzzeitig das rotierende<br />

HF-Feld. Durch einen Trick können wir das<br />

statische Feld verschwinden lassen:<br />

Wir begeben uns mit den <strong>Spins</strong> auf das<br />

Spinkarussell. Hier »spüren« die <strong>Spins</strong><br />

effektiv nur noch das rotierende HF-Feld<br />

(den Frisbee-<strong>Magnete</strong>n). Da es in<br />

Resonanz mit den <strong>Spins</strong> rotiert, erscheint<br />

seine Achse für die <strong>Spins</strong> statisch (sie zeigt<br />

in unserem Beispiel nach vorne). Wie<br />

reagieren die <strong>Spins</strong> auf diesen Magnetvektor?<br />

Natürlich, sie präzidieren um<br />

dessen Wirkungsachse.<br />

Die ursprüngliche Längsmagnetisierung<br />

in z-Richtung wird so durch einen 90°-Puls<br />

in die xy-Ebene verteilt. Heben sich die<br />

xy-Komponenten der <strong>Spins</strong> nun wieder<br />

wegen Phasenungleichheit auf?<br />

Vor dem 90°− Puls<br />

Am Ende des 90°°−<br />

Pulses<br />

Sicher nicht, denn dann wäre am Ende eines<br />

90°<br />

-Pulses die Magnetisierung in allen Richtungen<br />

Null.<br />

Unser Bild demonstriert jedoch: Die xy-Komponenten<br />

der <strong>Spins</strong> zeigen nicht mehr »wild« in alle<br />

Richtungen, sondern weitgehend in die gleiche<br />

Richtung (in unserem Beispiel nach rechts).


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Der 90°<br />

-Puls bringt die Phasen der <strong>Spins</strong><br />

also in Gleichklang. Nach dem gemeinsamen<br />

Kreiseln der Spinvektoren um die<br />

Achse des HF-Pulses konzentrieren sie<br />

sich in horizontaler Richtung. Es ist<br />

ungefähr so, als hätte sich das ganze<br />

Sixpack nach rechts »gelegt«.<br />

Nun sind die z-Komponenten der<br />

einzelnen <strong>Spins</strong> unbestimmt. Über das<br />

gesamte Ensemble heben sie sich<br />

statistisch auf. Die Längsmagnetisierung<br />

ist Null.<br />

Nach dem Puls spüren die <strong>Spins</strong> nur noch<br />

das statische Magnetfeld <strong>und</strong> kreiseln<br />

weiter um die z-Achse. Da sie phasenkohärent<br />

präzedieren, erzeugen sie in<br />

Summe eine Magnetisierung in der<br />

xy-Ebene, eine Quermagnetisierung,<br />

die<br />

genauso groß ist wie die ursprüngliche<br />

Längsmagnetisierung. Die Magnetisierung<br />

ist um 90°<br />

gekippt.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht<br />

Nach dem 90°-Puls


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

57<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Ein HF-Puls bringt das Spinensemble aus<br />

dem Gleichgewicht. Er muss hierzu die<br />

Resonanzbedingung erfüllen: Die<br />

Schwingfrequenz des HF-Pulses muss mit<br />

der Larmorfrequenz der <strong>Spins</strong> übereinstimmen.<br />

Ein 90°<br />

-Puls kippt die Magnetisierung in<br />

die xy-Ebene. Ein 180°<br />

-Puls klappt die<br />

Magnetisierung in die entgegengesetzte<br />

Richtung der z-Achse.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal<br />

entsteht


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

59<br />

Wie das MR-Signal entsteht<br />

Gestört durch einen HF-Puls kippt die Magnetisierung <strong>und</strong> erzeugt eine<br />

Komponente in der xy-Ebene. Lassen Sie uns nun betrachten, wie die<br />

umgeklappte Magnetisierung ein Signal erzeugen kann.<br />

Die Magnetisierung zerlegen<br />

Wir können die Magnetisierung wie einen<br />

Vektor in zwei zueinander senkrechte<br />

Komponenten zerlegen:<br />

Die LÄNGSMAGNETISIERUNG Mz<br />

ist der<br />

Anteil des Vektors in Richtung der<br />

z-Achse, also entlang des äußeren<br />

Magnetfelds.<br />

Die QUERMAGNETISIERUNG Mxy<br />

ist die<br />

Komponente des Vektors, die in der<br />

xy-Ebene um das äußere Magnetfeld<br />

rotiert. Wie schnell rotiert sie? Die<br />

rotierende Quermagnetisierung ist die<br />

Summe der Spinvektoren, die in gleicher<br />

Phase in der xy-Ebene kreiseln – mit der<br />

Larmorfrequenz. Also rotiert auch die<br />

Quermagnetisierung mit der Larmorfrequenz.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Die Quermagnetisierung erzeugt das MR-Signal<br />

Die Quermagnetisierung wirkt wie ein rotierender<br />

Magnet. Man kann eine Spule in dieses rotierende<br />

Magnetfeld bringen. Es erzeugt naturgemäß in der<br />

Spule eine ➔ elektrische Spannung.<br />

Der zeitliche Verlauf dieser Spannung ist das<br />

MR-SIGNAL.<br />

Das MR-Signal ist um so stärker, je<br />

größer die Quermagnetisierung ist. Es fällt relativ<br />

schnell ab.<br />

Da die Quermagnetisierung nach dem Ende des<br />

HF-Pulses<br />

• frei rotiert,<br />

•<br />

•<br />

dabei ein Signal induziert <strong>und</strong><br />

wieder abfällt,<br />

nennt man dieses MR-Signal den FREIEN<br />

INDUKTIONSABFALL,<br />

kurz FID (free induction decay).<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal entsteht<br />

Den Gr<strong>und</strong> für den Signalabfall erläutern wir im<br />

nächsten Kapitel.


1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik<br />

61<br />

Die Spannung wächst<br />

Wissenswertes über die elektromagnetische Induktion<br />

Aus der Elektrotechnik ist bekannt: Ein<br />

sich in seiner Stärke oder Richtung<br />

änderndes Magnetfeld erzeugt in einer<br />

Spule eine elektrische Spannung. Das ist<br />

die elektromagnetische Induktion.<br />

Wir nutzen die Induktion im Alltag häufig. In einem<br />

Fahrraddynamo beispielsweise rotiert ein durch das<br />

Rad angetriebener Magnet. Damit ändert sich<br />

ständig die Richtung seines Magnetfelds. Diese<br />

Magnetfeldänderung erzeugt (induziert) in der<br />

Dynamospule eine elektrische Spannung. Es kann<br />

ein Strom fließen, der die Fahrradlampe leuchten<br />

lässt. Je schneller der Dynamomagnet rotiert, um so<br />

höher ist die induzierte Spannung, <strong>und</strong> um so heller<br />

leuchtet die Fahrradlampe.


Atomkerne <strong>und</strong> <strong>Spins</strong> So entsteht die<br />

Magnetisierung<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Spins</strong>chwingungen im<br />

Magnetfeld<br />

Sie haben gesehen, wie eine zunächst<br />

unmagnetische Probe in einem statischen<br />

Magnetfeld magnetisiert wird. Aus<br />

energetischen Gründen baut sich in<br />

Richtung des äußeren Feldes eine<br />

Magnetisierung auf.<br />

Das energetische Gleichgewicht ist<br />

dynamisch:<br />

Die einzelnen Kernspins<br />

wechseln spontan ihren Energiezustand.<br />

Die Gesamtzahl der Überschuss-<strong>Spins</strong><br />

bleibt jedoch gleich <strong>und</strong> hält somit die<br />

konstante Magnetisierung aufrecht.<br />

Die <strong>Spins</strong> aus dem<br />

Gleichgewicht bringen<br />

Wie das MR-Signal entsteht<br />

Ein HF-Puls bringt das Spinensemble<br />

aus seinem ursprünglichen Gleichgewicht.<br />

Nach dem Ende eines 90°<br />

-Pulses ist<br />

die Längsmagnetisierung in die<br />

xy-Ebene gekippt. Sie rotiert als<br />

Quermagnetisierung mit der<br />

Larmorfrequenz.<br />

Die rotierende Quermagnetisierung<br />

erzeugt das MR-Signal, das schnell<br />

wieder ab fällt (FID).


263


Relaxation verstehen<br />

Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T1)<br />

Über<br />

Spinerholung<br />

<strong>und</strong> Echos<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T2)<br />

Das Spinecho (T2<br />

*) Das Gradientenecho<br />

Nach einem 90°-Puls ist die<br />

Längsmagnetisierung Null, sie rotiert als<br />

Quermagnetisierung in der xy-Ebene.<br />

Bleibt dieser Zustand bestehen? Nein.<br />

Die Quermagnetisierung geht relativ schnell<br />

wieder verloren, deshalb fällt das MR-Signal ab.<br />

Wir werden sehen, dass die Längsmagneti-<br />

sierung nach dem 90°-Puls wieder zu ihrer alten<br />

Größe anwächst – so, »als wäre nichts<br />

geschehen«.<br />

Diesen Vorgang nennt man RELAXATION.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

65<br />

Relaxation verstehen<br />

Nach jeder Störung durch einen HF-Puls nehmen die <strong>Spins</strong> wieder ihren<br />

Gr<strong>und</strong>zustand ein, sie »erholen« sich. Wir werden feststellen, dass wir diese<br />

RELAXATION durch zwei voneinander unabhängige Prozesse beschreiben können,<br />

indem wir Längsmagnetisierung <strong>und</strong> Quermagnetisierung getrennt betrachten.<br />

Längs <strong>und</strong> Quer<br />

Man könnte glauben, wenn die<br />

Quermagnetisierung zerfällt <strong>und</strong> die<br />

Längsmagnetisierung sich wieder<br />

aufbaut, dann bedeutet dies: Die<br />

Magnetisierung, sich selbst überlassen,<br />

kippt wieder in die z-Richtung zurück ...<br />

Das stimmt jedoch nicht.<br />

Die Quermagnetisierung Mxy zerfällt<br />

schneller, als die Längsmagnetisierung Mz sich wieder aufbaut. Beide Prozesse<br />

verlaufen ➔ exponentiell.<br />

Der Aufbau der Längsmagnetisierung<br />

dauert eine gewisse Zeit (T1 ). Innerhalb<br />

kürzerer Zeit ist die Quermagnetisierung<br />

schon verschw<strong>und</strong>en (T2 ).


Relaxation verstehen<br />

Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Eine fallende Kiste<br />

Vergleichen wir dies mit einer fallenden<br />

Kiste. Wenn man sie von einem hohen<br />

Turm aus abwirft, fällt sie mit wachsender<br />

Geschwindigkeit auf den Erdboden<br />

nieder. Ursache ist die Schwerkraft der<br />

Erde. So weit so gut.<br />

Wenn man die Kiste von einem Flugzeug<br />

aus abwirft, wirken zwei »Kräfte«<br />

zugleich: 1. die Schwerkraft, 2. die<br />

Bewegungsenergie in Flugrichtung.<br />

Die tatsächliche Bewegung der Kiste<br />

ist eine Überlagerung der beiden<br />

voneinander unabhängigen<br />

Bewegungen. Während die Kiste immer<br />

tiefer fällt, fliegt sie kaum noch in<br />

Flugrichtung weiter.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

67<br />

Bergauf <strong>und</strong> bergab<br />

Zinseszins <strong>und</strong> exponentielles Wachstum<br />

Viele natürliche <strong>und</strong> soziale Prozesse<br />

haben einen mathematisch einfachen<br />

Verlauf: sie sind EXPONENTIELL. Die<br />

Vermehrung von Bakterien, die Abnahme<br />

radioaktiver Strahlung, der Zinseszins, all<br />

dies verläuft exponentiell. So auch die<br />

Spinerholung. Gr<strong>und</strong> genug, sich damit<br />

zu beschäftigen.<br />

Der Zinseszins ist ein Beispiel für<br />

ungebremstes Wachstum. Angenommen,<br />

Sie besitzen Aktien oder Fonds im Wert<br />

von 10 000 Euro, die im Schnitt mit 10 %<br />

verzinst sind. Dann ist Ihr Vermögen nach<br />

10 Jahren auf etwa 26 000 Euro<br />

gewachsen, nach 20 Jahren auf<br />

67 000 Euro, nach 50 Jahren beträgt es<br />

ganze 1,2 Millionen Euro.


Relaxation verstehen<br />

Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Ein Beispiel für exponentielle Abnahme<br />

ist eine Währungsinflation. Stellen Sie<br />

sich vor, Sie hätten 100 000 Euro Bargeld,<br />

<strong>und</strong> die Inflationsrate betrüge satte 10 %.<br />

Dann wäre Ihr Geld nach 10 Jahren nur<br />

noch etwa 34 000 Euro wert, nach<br />

20 Jahren etwa 12 000 Euro <strong>und</strong> nach<br />

50 Jahren ist Ihr Geld praktisch wertlos.<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

69<br />

Was ist eine Relaxation?<br />

Eine RELAXATION ist ein dynamischer<br />

Prozess: Ein System kehrt aus einem<br />

Nichtgleichgewichtszustand in sein<br />

Gleichgewicht zurück.<br />

Der Verlauf bremst ab, bis ein<br />

Sättigungswert erreicht ist:<br />

Die Relaxation ist um so stärker,<br />

je weiter das System noch im<br />

Nichtgleichgewicht ist. Je näher das<br />

Gleichgewicht bzw. die Wachstumsgrenze<br />

rückt, um so schwächer wird die Relaxation<br />

(die Kurve flacht mit der Zeit ab).<br />

Ungefähr so, wie ein gespanntes<br />

Gummiband weniger stark zurückschnellt,<br />

wenn es weniger gespannt ist.<br />

Nichtgleichgewicht<br />

Gleichgewicht<br />

Wenn die Relaxation exponentiell verläuft, kann man sie<br />

durch ihre ZEITKONSTANTE T beschreiben:<br />

Nach der Zeit T ist die relaxierende Größe auf etwa 63 %<br />

ihres Endwerts angewachsen. Nach 2T beträgt sie bereits<br />

86 %, nach 3T etwa 95 % des Endwerts. Nach der Zeit 5T ist<br />

der Prozess fast ganz abgeschlossen <strong>und</strong> der<br />

Gleichgewichtszustand erreicht.


Relaxation verstehen<br />

Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Bergab geht ‘s schneller als bergauf<br />

Fassen wir zusammen: Während die Längsmagnetisierung<br />

sich aufbaut, zerfällt die Quermagnetisierung.<br />

Die Quermagnetisierung nimmt wesentlich rascher ab,<br />

als die Längsmagnetisierung anwächst.<br />

Die Zeitkonstanten heißen T 1 <strong>und</strong> T 2 .<br />

Längs – Bergauf – T1 Quer – Bergab – T2 Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Die T2-Konstante ist also im Normalfall<br />

bedeutend kürzer als die T1-Konstante.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

71<br />

Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1)<br />

Nach einer gewissen Zeit erholt sich die Längsmagnetisierung wieder vollständig von der<br />

Störung durch den HF-Puls. Das Spinensemble strebt im statischen Magnetfeld seinem<br />

energetischen Gleichgewichtszustand zu.<br />

Zurück in den Gleichgewichtszustand<br />

Der Aufbau der Längsmagnetisierung ist ein<br />

exponentieller Prozess. Das ist die<br />

LÄNGSRELAXATION. Ihre Zeitkonstante nennt<br />

man T1 .<br />

Nach Ablauf der Zeit T1 ist die<br />

Längsmagnetisierung Mz auf etwa 63 % ihres<br />

Endwerts angewachsen. Nach 5 mal T1 hat<br />

sie sich vollständig aufgebaut.<br />

Ist die Zeitkonstante T1 überall gleich? Im<br />

gesamten Körper, für alle Gewebe? Nein, zum<br />

Glück nicht. Die T1-Konstante hängt vom<br />

betroffenen Gewebe ab, sie ist gewebespezifisch.


Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1 )<br />

Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

T 1 -Konstanten unter der Lupe<br />

Verschiedene Gewebearten zeigen unterschiedliche<br />

Relaxationszeiten. Dies ist der Schlüssel zu dem großen<br />

Bildkontrast, der mit MR erreicht werden kann.<br />

Fett<br />

weiße Substanz<br />

graue Substanz<br />

Liquor<br />

Wie die Tabelle zeigt, ist die T1-Konstante auch<br />

feldstärkeabhängig.<br />

T1-Konstanten (in ms)<br />

0,2 Tesla 1,0 Tesla 1,5 Tesla<br />

Fett 240<br />

Muskel 370 730 863<br />

Weiße Substanz 388 680 783<br />

Graue Substanz 492 809 917<br />

Liquor 1400 2500 3000<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Wieso geschieht dies?<br />

Die Energie der angeregten <strong>Spins</strong> geht durch<br />

Wechselwirkung mit dem ➔ Gitter wieder verloren.<br />

Einfache Merkregel:<br />

Fett hat kurzes T1 ,<br />

Wasser hat langes T1 .


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

ZUR DISKUSSION<br />

73<br />

Die Spin-Gitter-Relaxation<br />

Die Protonen wechseln<br />

ihren Spinzustand bei<br />

Resonanz. Wodurch<br />

springen sie nach Ende<br />

des HF-Pulses wieder ins<br />

Gleichgewicht zurück?<br />

Tatsächlich »spüren« die<br />

Protonen permanent<br />

lokal schwankende<br />

Magnetfelder, die durch<br />

die Molekularbewegung<br />

hervorgerufen werden<br />

(»magnetisches Rauschen«).<br />

Diese winzigen<br />

Magnetfeldschwankungen<br />

überlagern das<br />

äußere Magnetfeld. Den<br />

stärksten Einfluss haben<br />

jene magnetischen Feldschwankungen,<br />

die mit<br />

dem Kreiseln (Larmorfrequenz)<br />

der Protonen<br />

übereinstimmen <strong>und</strong><br />

quer zum Hauptfeld<br />

schwingen. Sie wirken<br />

wie kleine HF-Pulse <strong>und</strong><br />

lassen die <strong>Spins</strong><br />

»flippen«.<br />

Fett<br />

weiße Substanz<br />

graue Substanz<br />

Liquor


Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1 )<br />

Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Die Umgebung eines Protons besteht oft<br />

aus größeren Molekülen (Lipide) <strong>und</strong><br />

Makromolekülen (Proteine).<br />

Wasserstoffprotonen innerhalb eines<br />

relativ gering beweglichen Fettmoleküls<br />

ebenso wie Protonen, die an Protein<br />

angelagert sind, spüren die lokalen<br />

Feldschwankungen stark: Sie wechseln<br />

schnell ihren Spinzustand. Fettgewebe<br />

beispielsweise zeigt daher eine relativ<br />

kurze T1-Relaxation. In Flüssigkeiten ist die Molekularbewegung<br />

des Wassers bedeutend<br />

schneller als die meisten Feldschwankungen.<br />

<strong>Resonanzen</strong> mit<br />

schwingenden Magnetfeldern sind<br />

seltener <strong>und</strong> schwächer: Die Protonen<br />

wechseln nicht so schnell ihren<br />

Spinzustand. Reines Wasser <strong>und</strong> die<br />

Gehirnflüssigkeit (Liquor) zeigen daher<br />

eine relativ lange T1-Relaxation. Woher kommen die Feldschwankungen?<br />

Sie entstehen durch magnetische<br />

Dipolfelder von ungepaarten Elektronen<br />

<strong>und</strong> anderen Kernen.<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Wieso »Spin-Gitter-Relaxation«? Die<br />

Umgebung eines Protons nennt man<br />

»Gitter«, auch bei Flüssigkeiten, obwohl<br />

ursprünglich die Gitterstrukturen in<br />

Festkörpern gemeint sind. Da das<br />

Spinensemble während der<br />

Längsrelaxation Energie an das Gitter<br />

abgibt, nennt man den T1-Prozess auch<br />

SPIN-GITTER-RELAXATION. Dieser Prozess<br />

findet nicht nur nach der Störung durch<br />

einen HF-Puls statt, sondern bereits beim<br />

Aufbau der Längsmagnetisierung,<br />

nachdem der Patient in das Magnetfeld<br />

gebracht wurde.<br />

Wir haben gezeigt: Die T1-Konstante hängt von der Größe der Gewebemoleküle,<br />

ihrer Mobilität <strong>und</strong> der Art ihrer<br />

Umgebung ab. Sie gibt an, wie schnell ein<br />

Spinensemble innerhalb eines bestimmten<br />

Gewebes seine überschüssige<br />

magnetische Energie an das Gitter<br />

abgeben kann.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

75<br />

Ein Vorgeschmack auf den T 1 -Kontrast<br />

Da verschiedene Gewebetypen<br />

unterschiedliche T1-Relaxationen zeigen,<br />

kann die MR-Bildgebung diese<br />

Unterschiede als Bildkontrast darstellen.<br />

Wie dies genau geschieht, erläutern wir in<br />

einem folgenden Kapitel.<br />

Dies ist der diagnostische Nutzen:<br />

Pathologisches Gewebe besitzt eine<br />

andere Wasserkonzentration als das<br />

umgebende Gewebe <strong>und</strong> damit andere<br />

Relaxationskonstanten. Die Relaxationsunterschiede<br />

werden als Kontrast im<br />

MR-Bild sichtbar.<br />

T 1<br />

Im T1-Kontrast erscheint<br />

Liquor dunkel


Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T 1 )<br />

Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Nach einer Störung kehrt das<br />

Spinensemble in sein energetisches<br />

Gleichgewicht zurück. Die<br />

Längsmagnetisierung baut sich in<br />

wenigen Sek<strong>und</strong>en wieder vollständig<br />

auf. Dieser Vorgang ist die<br />

Längsrelaxation.<br />

Die Längsrelaxation folgt einem<br />

exponentiellen Wachstumsverlauf, der<br />

durch die Zeitkonstante T1 charakterisiert<br />

ist. T1 ist ein Maß für den Aufbau der<br />

Längsmagnetisierung.<br />

Die T1-Konstante ist gewebeabhängig.<br />

Diese Eigenschaft wird für den Kontrast<br />

im MR-Bild ausgenutzt.<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Ursache für die T1-Relaxation sind lokale<br />

Magnetfeldschwankungen, die durch die<br />

Molekularbewegung hervorgerufen<br />

werden. Am stärksten wirken<br />

Magnetfeldschwingungen im Bereich der<br />

Larmorfrequenz. Unter ihrem Einfluss<br />

wechseln die Protonen ihren Spinzustand.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

77<br />

Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2)<br />

Nach einem 90°-Puls entsteht eine rotierende Quermagnetisierung, die das<br />

MR-Signal erzeugt. Dieses Signal, der Freie Induktionszerfall (FID), klingt schnell<br />

wieder ab. Das heißt, die Quermagnetisierung geht wieder verloren.<br />

Offensichtlich geraten die <strong>Spins</strong> wieder außer Phase.<br />

Die <strong>Spins</strong> geraten außer Phase<br />

Direkt nach<br />

dem HF-Puls<br />

kreiseln die <strong>Spins</strong><br />

phasenkohärent,<br />

sie verhalten sich wie<br />

ein einziger großer<br />

Magnet, der in der<br />

xy-Ebene rotiert.<br />

Wegen<br />

unvermeidlicher<br />

Wechselwirkungen<br />

geht die Kohärenz<br />

zwischen den<br />

kreiselnden <strong>Spins</strong><br />

wieder verloren.<br />

Die <strong>Spins</strong> geraten<br />

außer Phase, die<br />

Quermagnetisierung<br />

nimmt ab.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />

Für das Verständnis der MR-Bildgebung ist<br />

dieser Vorgang gr<strong>und</strong>legend: Die <strong>Spins</strong><br />

DEPHASIEREN, d.h. die rotierende<br />

Quermagnetisierung wird wieder in ihre<br />

einzelnen Spinmagnete »aufgefächert«<br />

<strong>und</strong> daher immer kleiner. Das MR-Signal<br />

klingt exponentiell ab.<br />

Das ist die QUERRELAXATION. Ihre<br />

Zeitkonstante nennt man T2 . Wie wir<br />

später sehen werden, ist diese Zeit nur<br />

ideal. Praktisch fällt der FID schneller ab.<br />

Die Phasenkohärenz der <strong>Spins</strong> ist nach der<br />

Zeit T2 auf ca. 37 % gesunken, nach 2 mal<br />

T2 auf ca. 14 % <strong>und</strong> nach 5 mal T2 ist sie<br />

fast vollständig verschw<strong>und</strong>en.<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Zum Beispiel Wettläufer ...<br />

Wir können dies<br />

mit einer Gruppe von<br />

Wettläufern vergleichen.<br />

Während des Starts sind<br />

sie noch auf einer Linie.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

79<br />

Nach dem Start laufen die Wettläufer wegen ihrer<br />

unterschiedlichen Geschwindigkeiten immer weiter<br />

auseinander. Als Zuschauer stellen Sie fest, dass die<br />

auf der Startlinie noch vorhandene Ordnung unter<br />

den Läufern – sagen wir ruhig Kohärenz – während<br />

des Rennens schnell verloren geht.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

T 2 -Konstanten unter der Lupe<br />

Fett<br />

weiße Substanz<br />

Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />

Auch die Zeitkonstante T 2 ist gewebespezifisch.<br />

Liquor<br />

graue Substanz<br />

Die T2-Konstanten sind weitgehend unabhängig<br />

von der Feldstärke.<br />

T2-Konstanten (in ms)<br />

Fett 84<br />

Muskel 47<br />

Weiße Substanz 92<br />

Graue Substanz 101<br />

Liquor 1400<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Es gilt das gleiche<br />

wie bei der T1-Konstante: Fett hat kurzes T2 ,<br />

Wasser hat langes T2 .


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

81<br />

Was ist bei der Querrelaxation anders?<br />

Die Relaxationsprozesse, die die Zunahme<br />

der Längsmagnetisierung bestimmen,<br />

führen auch zum Abfall der Quermagnetisierung<br />

(vergleichbar der<br />

fallenden Kiste, die auf jeden Fall der<br />

Schwerkraft unterworfen ist). Da die<br />

Quermagnetisierung schneller abnimmt,<br />

als die Längsmagnetisierung zunimmt,<br />

muss ihrem Zerfall ein weiterer<br />

Mechanismus zugr<strong>und</strong>e liegen (die Kiste<br />

wird zusätzlich mit der Geschwindigkeit<br />

des Flugzeugs abgeworfen).<br />

Die Zusatzprozesse sind vor allem ➔ Spin-<br />

Spin-Wechselwirkungen innerhalb des<br />

Ensembles.<br />

ZUR DISKUSSION<br />

Die Spin–Spin-Relaxation<br />

Obwohl die Wechselwirkung zwischen den <strong>Spins</strong> nicht<br />

die einzige Ursache für die Querrelaxation ist, hat sich<br />

der Begriff SPIN-SPIN-RELAXATION eingebürgert.<br />

Wie dargestellt, sind schwankende Magnetfelder in der<br />

Nähe der Larmorfrequenz verantwortlich dafür, dass die<br />

Protonen ihre Spinzustände ändern. Dies ist die Ursache<br />

für die Längsrelaxation. Sie hat auch ihre Querwirkung:<br />

Beim Ändern eines Spinzustandes geht stets auch die<br />

Phase verloren. Flippende <strong>Spins</strong> verlieren ihre Phasenkohärenz,<br />

die Spinkreisel beginnen zu dephasieren. Das<br />

heißt, die dynamischen Prozesse der Längsrelaxation<br />

verursachen auch die Querrelaxation.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />

Darüberhinaus ändert der Wechsel eines<br />

Spinzustandes das lokale Feld um einen<br />

kleinen Betrag. Die z-Komponente des<br />

<strong>Spins</strong> zeigt ja nun in die Gegenrichtung.<br />

Benachbarte Protonen spüren dann eine<br />

lokale Magnetfeldänderung in z-Richtung,<br />

die etwa 1 Millitesla beträgt.<br />

Was bedeutet dies für die <strong>Spins</strong>? Wenn das<br />

statische Magnetfeld lokale Unterschiede<br />

aufweist, sind auch die Kreiselfrequenzen<br />

(Präzession) in diesem Bereich<br />

unterschiedlich. Die Präzessionsfrequenzen<br />

der angeregten <strong>Spins</strong> streuen<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e um etwa 40 kHz um<br />

die normale Larmorfrequenz.<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Die kreiselnden Spinmagnete geraten<br />

wegen dieser leicht unterschiedlichen<br />

Präzessionsfrequenzen zusätzlich außer<br />

Tritt. Wie unterschiedlich schnelle<br />

Wettläufer, die auseinander laufen. Ihre<br />

gemeinsame Wirkung wird schwächer<br />

<strong>und</strong> verschwindet, noch ehe sich die<br />

Längsmagnetisierung wieder aufgebaut<br />

hat.<br />

Innerhalb eines Voxels können<br />

unterschiedliche Gewebetypen<br />

zusammentreffen. Die Querrelaxation ist<br />

dann das Ergebnis einer komplexen<br />

Zusammenwirkung <strong>und</strong> lässt sich nur<br />

noch sehr angenähert durch eine simple<br />

Exponentialkurve beschreiben.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

83<br />

Ein Vorgeschmack auf den T 2 -Kontrast<br />

Da verschiedene Gewebetypen<br />

unterschiedliche T2-Relaxationen zeigen,<br />

kann die MR-Bildgebung diese<br />

Unterschiede als Bildkontrast darstellen.<br />

Wie dies genau geschieht, erläutern wir in<br />

einem folgenden Kapitel.<br />

T 2<br />

T 1<br />

Im T2-Kontrast erscheint Liquor<br />

hell, im<br />

Gegensatz zum<br />

T1-Kontrast.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Die Quermagnetisierung zerfällt (T 2 )<br />

Unmittelbar nach der Anregung durch<br />

einen HF-Puls verlassen die Kernspins den<br />

angeregten Zustand wieder <strong>und</strong> kehren in<br />

ihren Gr<strong>und</strong>zustand zurück:<br />

1. Es entsteht wieder das energetische<br />

Gleichgewicht zwischen Auf- <strong>und</strong> Ab-<br />

<strong>Spins</strong>, die Überschuss-<strong>Spins</strong> erzeugen die<br />

Längsmagnetisierung.<br />

2. Die <strong>Spins</strong> kreiseln wieder außer Phase,<br />

so dass keine Quermagnetisierung<br />

beobachtbar ist.<br />

Das Spinecho (T 2 *) Das Gradientenecho<br />

Die Querrelaxation folgt einer<br />

exponentiellen Abklingkurve, die durch<br />

die Zeitkonstante T2 charakterisiert ist.<br />

T2 ist ein Maß für die Dephasierung der<br />

Kernspins.<br />

Auch die T2-Konstante ist gewebeabhängig<br />

<strong>und</strong> trägt zum Kontrast im Bild bei.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

85<br />

Das Spinecho (T 2*)<br />

Das MR-Signal ist abgeklungen, die Quermagnetisierung scheint zerfallen.<br />

Doch nun kommt der magische Augenblick: Wir holen das MR-Signal zurück.<br />

Durch einen Trick erzeugen wir ein Spinecho.<br />

Der wahre Zerfall des FID<br />

Die rotierende Quermagnetisierung<br />

erzeugt in einer Spule<br />

das MR-Signal (FID). Eigentlich<br />

könnten wir erwarten, dass es<br />

mit der Konstante T2 abfällt.<br />

Tatsächlich fällt der FID wesentlich<br />

schneller ab, mit einer kürzeren<br />

effektiven Zeitkonstante T2 *.<br />

Warum ist das so?<br />

Das statische Magnetfeld, das die <strong>Spins</strong><br />

spüren, ist keineswegs überall gleich, es<br />

ist INHOMOGEN. Im Gegensatz zu den<br />

Prozessen, die den T2-Abfall verursachen,<br />

haben wir es hier mit rein statischen<br />

Magnetfeldunterschieden zu tun, die<br />

räumlich <strong>und</strong> zeitlich konstant sind.<br />

Es sind vor allem lokale Feldvariationen, die durch<br />

den Körper des Patienten verursacht werden, <strong>und</strong><br />

technische Inhomogenitäten des <strong>Magnete</strong>n.<br />

Diese statischen Magnetfeldunterschiede tragen<br />

zusätzlich zur Auffächerung der <strong>Spins</strong> bei: Sie<br />

dephasieren schneller als die T2-Relaxation.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Der Umkehrtrick<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Wozu kümmern wir uns dann<br />

überhaupt um die T2-Konstante? Die Phasenkohärenz der <strong>Spins</strong><br />

scheint doch schon in der T2 *-Zeit<br />

unwiderruflich zerstört.<br />

Doch das ist ein Irrtum.<br />

Erinnern Sie sich an unsere auseinanderlaufenden<br />

Wettläufer? Wir können<br />

sie wieder in Reihe bringen:<br />

Nach einer bestimmten Zeitspanne<br />

sollen alle Läufer einen Umkehrbefehl<br />

erhalten – das heißt, sich um 180°<br />

drehen <strong>und</strong> zurücklaufen.<br />

Das Spinecho (T 2 *)<br />

Das Gradientenecho


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

87<br />

Die Ersten werden die Letzten sein ...<br />

Die schnellsten Läufer sind nun die<br />

letzten. Vorausgesetzt, sie behalten ihre<br />

Laufgeschwindigkeit exakt bei, werden<br />

sie nach der gleichen Zeitspanne die<br />

langsameren Läufer genau auf der<br />

Startlinie wieder eingeholt haben. Fast<br />

wie in einem Film, der rückwärts gelaufen<br />

ist.<br />

Als Zuschauer hätten Sie möglicherweise<br />

geglaubt, dass die auf der Startlinie noch<br />

vorhanden gewesene Ordnung während<br />

des Rennens völlig verloren gegangen sei.<br />

Nun können Sie feststellen, dass die<br />

Ordnung durch den Umkehrtrick<br />

wiederhergestellt ist. Wir erleben ein<br />

»Echo« des Starts.<br />

Echo


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

<strong>Spins</strong> wie ein Omelett wenden<br />

Da die statischen<br />

Magnetfeldunterschiede räumlich <strong>und</strong><br />

zeitlich konstant sind, können wir ihren<br />

Einfluss ebenfalls durch einen<br />

Umkehrtrick rückgängig machen.<br />

Wir machen es nicht exakt wie bei den<br />

Läufern, denn dann müssten wir das<br />

ganze Magnetfeld umpolen (die <strong>Spins</strong><br />

würden in umgekehrter Richtung<br />

kreiseln).<br />

Statt dessen geben wir den Umkehrbefehl<br />

durch einen 180°-Puls! Durch den<br />

180°-Puls werden die <strong>Spins</strong> sozusagen<br />

wie ein »Omelett gewendet«: Die<br />

Phasenreihenfolge der <strong>Spins</strong> wird dabei<br />

umkehrt, die Kreiselrichtung bleibt gleich.<br />

Das Spinecho (T 2 *)<br />

Das Gradientenecho<br />

Resultat: Die schnelleren Spinkreisel (1) liegen jetzt<br />

hinter den langsameren (3) – <strong>und</strong> holen sie wieder<br />

ein ...


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

89<br />

Hier kommt das Echo<br />

Das also ist der Effekt des 180°-Pulses:<br />

Die auseinander-gelaufenen <strong>Spins</strong><br />

geraten wieder in Phase, <strong>und</strong> es entsteht<br />

ein neues MR-Signal – das SPINECHO.<br />

Der 180°-Puls wird nach der Laufzeit τ<br />

hinter dem 90°-Puls geschaltet. Das<br />

Spinecho-Signal steigt zunächst an <strong>und</strong><br />

erreicht nach der doppelten Laufzeit (2τ)<br />

sein Maximum. Diesen Zeitraum nennt<br />

man die ECHOZEIT (TE). Das Spinecho fällt<br />

danach wieder ab.<br />

Spinecho


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Echos hintereinander packen<br />

Wenn wir mehrere 180°-Pulse<br />

hintereinander folgen lassen,<br />

entstehen mehrere Spinechos,<br />

erzeugt durch eine MULTIECHO-<br />

SEQUENZ. Die Amplitude der<br />

Echos ist kleiner als die des FID.<br />

Je größer die Echozeit ist,<br />

desto kleiner wird das Echo.<br />

Das können wir so lange wiederholen,<br />

bis die Quermagnetisierung durch die<br />

T2-Relaxation unwiederholbar<br />

verloren gegangen ist.<br />

Wichtig: Das Spinecho-Signal selbst<br />

nimmt mit T2 * ab, seine Stärke<br />

(Amplitude, Maximum) jedoch mit T2 .<br />

Allgemein gilt:<br />

T2 * < T2 < T1 Das Spinecho (T 2 *)<br />

Das Gradientenecho<br />

Da der FID gleich nach dem 90°-Puls abfällt, lässt<br />

sich seine Stärke schlecht messen. Daher verwendet<br />

man bevorzugt die Echos zur Bildgebung.


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

91<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Der FID fällt mit der sehr kurzen<br />

Zeitkonstanten T2 * ab. Ursache für den<br />

schnellen Abfall sind statische<br />

Magnetfeldunterschiede, die räumlich<br />

<strong>und</strong> zeitlich konstant sind. Sie lassen die<br />

<strong>Spins</strong> rasch dephasieren.<br />

Durch einen 180°-Puls können wir das<br />

MR-Signal wieder zurückholen. Das ist das<br />

Spinecho.<br />

Durch mehrere 180°-Pulse hintereinander<br />

erzeugen wir mehrfache Echos. Das ist so<br />

lange möglich, wie die T2-Relaxation noch<br />

anhält.<br />

Es gilt:<br />

T2 * < T2 < T1 Die Stärke des FIDs lässt sich schlecht<br />

messen. Daher werden Echos für die<br />

Bildgebung bevorzugt.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Das Spinecho (T 2 *)<br />

Das Gradientenecho


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

93<br />

Das Gradientenecho<br />

Ein Echo des FIDs kann man auf mehrere Arten erzeugen.<br />

Die MR-Bildgebungstechnik kennt zwei gr<strong>und</strong>legende Verfahren. Das Spinecho<br />

haben wir bereits kennengelernt. Nun werden wir seinen »Bruder« betrachten:<br />

das Gradientenecho.<br />

Das Magnetfeld ändern<br />

Angenommen, wir verzichten auf den<br />

umkehrenden 180°-Puls. Dann gibt es<br />

natürlich auch kein Spinecho. Wie<br />

erhalten wir dennoch ein MR-Signal?<br />

Direkt nach dem HF-Puls ändern wir das<br />

Magnetfeld so, dass es in einer Richtung<br />

kleiner wird, in der Gegenrichtung größer.<br />

Diese Änderung nennt man einen ➔<br />

Gradienten.<br />

Die ursprüngliche Feldstärke (B0 ) ist nur<br />

noch an einer Stelle erhalten, »vor« <strong>und</strong><br />

»nach« dieser Stelle ist die Feldstärke<br />

kleiner bzw. größer. Wie Sie noch wissen,<br />

ist die Kreiselfrequenz der <strong>Spins</strong> direkt<br />

proportional zur Feldstärke: Die <strong>Spins</strong><br />

kreiseln nun längs der Feldänderung<br />

verschieden schnell.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Steigende Felder<br />

Was ist ein Gradient?<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Ein Gradient ist eine Steigung,<br />

vergleichbar der Steigung einer<br />

Straße. Mathematisch<br />

betrachtet, definiert ein<br />

Gradient die Stärke <strong>und</strong> die<br />

Richtung der Veränderung<br />

einer Größe im Raum.<br />

Auf die MR-Technik<br />

übertragen:<br />

Ein MAGNETISCHER<br />

FELDGRADIENT ist eine<br />

Änderung des Magnetfeldes in<br />

einer bestimmten Richtung,<br />

eine lineare Zunahme oder<br />

Abnahme.<br />

Das Spinecho (T 2 *)<br />

Das Gradientenecho


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

95<br />

Ein Echo einmal anders<br />

Durch einen Gradienten (–) direkt<br />

nach dem HF-Puls werden die<br />

Kreiselfrequenzen der <strong>Spins</strong> künstlich<br />

aufgefächert. Da sie nun verschieden<br />

schnell kreiseln, geraten sie schneller<br />

außer Phase, sie werden DEPHASIERT.<br />

Der FID wird so bedeutend schneller<br />

zerstört, als er auf natürliche Weise<br />

abfallen würde.<br />

Durch einen umgepolten Gradienten (+)<br />

werden die <strong>Spins</strong> wieder in Phase<br />

gebracht, REPHASIERT. Wir messen ein<br />

Echo während des Wiederaufbaus des<br />

FID. Weil man dieses Echo durch<br />

Gradienten erzeugt, nennt man es<br />

GRADIENTENECHO.<br />

Gradientenecho


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Wenig Zeit für die Echozeit<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Das Spinecho (T 2 *)<br />

Die Echozeit TE muss bei einer Gradientenecho-<br />

Sequenz wesentlich kürzer sein als bei der Spinecho-<br />

Technik. Warum?<br />

Bei der Gradientenecho-Technik fällt der 180°-Puls<br />

weg. Das heißt, im Gegensatz zur Spinecho-Technik<br />

machen wir die statischen T2 *-Dephasierungsmechanismen<br />

nicht rückgängig. Statt dessen<br />

zerstören wir durch Gradientenpulse schnell den FID<br />

<strong>und</strong> bauen ihn wieder auf, alles innerhalb des<br />

T2 *-Abfalls.<br />

Die Echozeit für ein Gradientenecho muss also in die<br />

T2*-Zeit hineinpassen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist die<br />

Gradientenecho-Technik schneller als die Spinecho-<br />

Technik.<br />

Das Gradientenecho


2 Über Spinerholung <strong>und</strong> Echos<br />

97<br />

Kippwinkel verringern<br />

Wenn man Gradientenechos erzeugt,<br />

verwendet man für den anregenden<br />

HF-Puls gewöhnlich kleinere Kippwinkel<br />

als 90°. Das hat einen großen Vorteil,<br />

weil man auf diese Weise stärkere Signale<br />

erhält <strong>und</strong> zusätzlich die Messzeit<br />

verkürzen kann.<br />

Warum dies so ist, erläutern wir im<br />

Abschnitt über Gradientenecho-<br />

Sequenzen.


Relaxation verstehen Die Längsmagnetisierung<br />

baut<br />

sich auf (T 1 )<br />

Die Quermagnetisierung<br />

zerfällt (T 2 )<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Durch Schalten von gegenpoligen<br />

Gradientenpulsen erzeugt man ein<br />

Gradientenecho.<br />

Die Echozeit muss kurz sein, denn das<br />

Gradientenecho lässt sich nur innerhalb<br />

des T2 *-Zerfalls erzeugen.<br />

Das Spinecho (T 2 *)<br />

Die Gradientenecho-Technik ist schneller<br />

als die Spinecho-Technik.<br />

Das Gradientenecho


399


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Vom Signal<br />

zum Bild<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Im einfachen MR-Experiment erhalten wir ein<br />

einfaches MR-Signal, sei es als FID, als Spinecho<br />

oder als Gradientenecho. Dieses Signal ist die<br />

Summe aller Kernspinresonanzen im gesamten<br />

Körper.<br />

Wir besitzen keine räumliche Zuordnung <strong>und</strong><br />

können daher nicht zwischen verschiedenen<br />

Gewebestrukturen unterscheiden.<br />

Uns interessiert jedoch: Wie erzeugen wir aus<br />

dem MR-Signal ein Bild, das räumliche<br />

Strukturen als unterschiedliche Grauwerte<br />

darstellt?


3 Vom Signal zum Bild<br />

101<br />

Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />

Gr<strong>und</strong>legend für die Erzeugung eines MR-Bildes ist eine räumliche Zuordnung<br />

einzelner MR-Signale, welche die jeweilige anatomische Struktur wiederspiegeln.<br />

Die übliche Methode ist, das Magnetfeld räumlich zu variieren. Die Kernspins<br />

besitzen dann an unterschiedlichen Positionen unterschiedliche<br />

Präzessionsfrequenzen: Die Magnetresonanz ist räumlich differenziert.<br />

Der Trick mit den Gradienten<br />

In der medizinischen Bildgebung möchten wir<br />

Schnittbilder des menschlichen Körpers in<br />

bestimmten Schichtpositionen aufnehmen.<br />

Wir benötigen daher eine Methode, um MR-Signale<br />

räumlich zu differenzieren. Dies erreichen wir auf<br />

raffinierte Weise: durch Schalten von Gradienten.<br />

Sie wissen bereits: Ein GRADIENT ist eine<br />

Änderung des Magnetfeldes in einer<br />

bestimmten Richtung.


Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Wie erzeugt man einen Gradienten?<br />

Sobald durch einen kreisförmigen Leiter oder eine<br />

Spule ein elektrischer Strom fließt, entsteht ein<br />

magnetisches Feld. Wenn man die Richtung des<br />

Stromes umkehrt, wechselt auch die Richtung des<br />

Magnetfelds.<br />

Im Tomographen werden jeweils paarweise in x-, y-<br />

<strong>und</strong> z-Richtung GRADIENTENSPULEN betrieben mit<br />

• gleicher Stromstärke,<br />

• jedoch gegensinniger Polung.<br />

Die eine Spule erhöht das statische Magnetfeld, die<br />

gegenüberliegende Spule verringert es. Das<br />

Magnetfeld mit der ursprünglichen Stärke B0 wird<br />

hierdurch linear verändert, vergleichbar der<br />

Steigung einer Straße.


3 Vom Signal zum Bild<br />

103<br />

So wirkt der Gradient<br />

Erinnern Sie sich noch an die Wirkung<br />

eines Gradienten? Lassen Sie es uns kurz<br />

wiederholen, denn dies ist gr<strong>und</strong>legend<br />

für das Verständnis der MR-Bildgebung.<br />

Im normalen Magnetfeld ist die Feldstärke<br />

überall gleich groß (B0 ), daher besitzen<br />

alle Protonenspins die gleiche<br />

Kreiselfrequenz ω0 , proportional zur<br />

Feldstärke. Die Magnetresonanz ist<br />

überall gleich.<br />

Durch einen Gradienten steigt das<br />

Magnetfeld linear an. Entsprechend ist die<br />

Präzession der Kernspins in dieser<br />

Richtung verschieden, die <strong>Spins</strong> kreiseln<br />

hier langsamer, dort schneller. Sie zeigen<br />

daher bei verschiedenen Frequenzen<br />

Resonanz.<br />

überall gleich<br />

Gradient<br />

langsamer wie bisher<br />

schneller


Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

So bestimmen wir eine Schichtposition<br />

Nehmen wir als Beispiel eine Schicht innerhalb der<br />

xy-Ebene, also senkrecht zur z-Achse. Falls der<br />

Patient in Rücken- oder Bauchlage längs der z-Achse<br />

im <strong>Magnete</strong>n liegt, ist das eine transversale Schicht.


3 Vom Signal zum Bild<br />

105<br />

Zur Auswahl der Schicht wird zeitgleich zum HF-Puls<br />

ein Gradient in z-Richtung geschaltet. Das ist der<br />

SCHICHTSELEKTIONSGRADIENT (GS). Nun hat nur noch an der Stelle z0 das Feld die<br />

ursprüngliche Stärke B0 . Wenn der HF-Puls nur die<br />

Frequenz ω0 besitzen würde, würde er nur die <strong>Spins</strong><br />

an der Resonanzstelle z0 anregen. Das ist genau die<br />

gewählte SCHICHTPOSITION.<br />

Das reicht allerdings noch nicht. Wir erhalten so<br />

zwar eine »Schicht«, aber ohne Dicke. Die Schicht<br />

wäre hauchdünn <strong>und</strong> das Signal zu schwach, weil<br />

nur wenige Protonen in diesem dünnen Bereich<br />

angeregt werden. Wir benötigen also eine gewisse<br />

Auflösung in z-Richtung, das ist die SCHICHTDICKE.<br />

Wie erreichen wir das?<br />

Das homogene<br />

statische Magnetfeld<br />

hat die Stärke B0 .<br />

Die zugehörige<br />

Larmorfrequenz der<br />

Protonen ist ω0.


Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Wir wählen die Schichtdicke<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Der anregende HF-Puls erhält um seine<br />

Mittenfrequenz ω0 herum eine bestimmte<br />

BANDBREITE von Nachbarfrequenzen (∆ω0). Auf diese<br />

Weise kann er den gewünschten Bereich der<br />

Schichtdicke anregen (∆z0 ).<br />

Alternative: Bei vorgegebener Bandbreite des<br />

anregenden HF-Pulses kann die Schichtdicke auch<br />

über die Stärke des Gradienten verändert werden.<br />

Ein steileres Gradientenfeld (a) erzeugt eine<br />

dünnere Schicht (∆za ), ein schwächeres<br />

Gradientenfeld (b) eine dickere (∆zb ).<br />

Wie auch immer: Die SCHICHT ist der definierte<br />

Resonanzbereich der Kernspins. Außerhalb der<br />

Schicht werden die <strong>Spins</strong> überhaupt nicht durch den<br />

HF-Puls angeregt. Eine Quermagnetisierung (<strong>und</strong><br />

damit ein MR-Signal) entsteht nur innerhalb der<br />

gewählten Schicht.


3 Vom Signal zum Bild<br />

107<br />

Der große Vorteil der Gradiententechnik<br />

Dank der Gradienten können wir in der<br />

MR-Bildgebung Schichtebenen beliebig im<br />

Raum positionieren.<br />

Das MR-System hat drei Paare von<br />

Gradientenspulen längs der Raumachsen x, y<br />

<strong>und</strong> z. Für eine sagittale Schicht muss man<br />

den x-Gradienten schalten, für eine koronare<br />

Schicht den y-Gradienten.<br />

SCHRÄGE SCHICHTEN (oblique Schichten)<br />

erhalten wir durch das gleichzeitige Schalten<br />

mehrerer Gradienten. Ihre Wirkung wird<br />

dann überlagert. Eine einfach-schräge<br />

Schicht erhalten wir durch zwei Gradienten,<br />

beispielsweise in z- <strong>und</strong> y-Richtung, für eine<br />

doppelt-schräge Schicht werden alle drei<br />

Gradienten gleichzeitig geschaltet.


Die Schichten, aus denen die Bilder kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Durch Schalten von Gradienten können<br />

wir beliebige Schichtebenen<br />

positionieren.<br />

Durch den Schichtselektionsgradienten<br />

wird im Raum eine Schicht erzeugt, in<br />

dem die Kernspins Resonanz zeigen.<br />

Außerhalb der Schicht bleiben die<br />

Kernspins vom HF-Puls unbeeinflusst.


3 Vom Signal zum Bild<br />

109<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

Nun kommt der spannendste Abschnitt. Wie entsteht aus der Schicht das Bild?<br />

Wichtig für das Verständnis der MR-Bildgebung ist: Durch den Messvorgang wird<br />

nicht das Bild direkt gewonnen. Vielmehr werden aus den empfangenen<br />

MR-Signalen zunächst ROHDATEN erzeugt. Aus diesen Rohdaten berechnet der<br />

Computer das Bild. Lassen Sie uns diesen Weg Schritt für Schritt verfolgen.<br />

Das MR-Bild unter der Lupe<br />

Das MR-Bild besteht aus vielen einzelnen<br />

Bildelementen, auch PIXEL (picture<br />

elements) genannt. Diese Anordnung<br />

nennen wir die BILDMATRIX. Jedes Pixel der<br />

Bildmatrix besitzt einen bestimmten<br />

Grauwert. Insgesamt betrachtet ergibt<br />

diese Grauwertmatrix eine bildliche<br />

Darstellung.<br />

Die Pixel im Bild repräsentieren die VOXEL<br />

in der Schicht.<br />

Je mehr Pixel ein Bild hat, um so mehr<br />

Bildinformationen besitzt es, d.h. um so<br />

schärfer <strong>und</strong> detailreicher ist das Bild.<br />

Mehr Pixel bzw. Voxel bedeuten also eine<br />

höhere AUFLÖSUNG.<br />

Pixel<br />

Voxel


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Das Bildgebungsproblem<br />

Unser Bildgebungsproblem besteht darin,<br />

für jedes einzelne Voxel in der Schicht<br />

eine Signalinformation zu erhalten, die<br />

den Grauwert des zugehörigen Pixels<br />

erzeugen kann.<br />

Angenommen, wir möchten ein<br />

Tomogramm mit der MATRIXGRÖSSE<br />

256 × 256 Pixel erzeugen. Dann<br />

benötigen wir in Bildhöhe <strong>und</strong> -breite<br />

jeweils eine Differenzierung des Signals<br />

mit 256 verschiedenen Werten, also aus<br />

65 536 Voxeln!<br />

Wie macht man das?


3 Vom Signal zum Bild<br />

111<br />

Das Bild eines Streifens<br />

Zur Vereinfachung stellen wir uns<br />

zunächst vor, wir würden kein<br />

2-dimensionales Bild aufnehmen,<br />

sondern nur einen Voxelstreifen,<br />

beispielsweise längs der x-Achse. Er soll<br />

256 Voxel enthalten (in der Grafik auf 8<br />

verkürzt).<br />

Die Signalwerte lassen sich dann wie folgt<br />

unterscheiden. Wir schalten während der<br />

Messung des Echos einen Gradienten in<br />

x-Richtung. Was passiert?<br />

Die Spinensembles der einzelnen Voxels<br />

präzedieren längs der x-Achse mit<br />

steigender Frequenz. Das ist die<br />

FREQUENZKODIERUNG. Der zugehörige<br />

Gradient heißt FREQUENZKODIERGRADIENT<br />

(GF). Das Echo ist dann ein Gemisch der Signale aller angeregten<br />

<strong>Spins</strong> längs der x-Achse. Bei einer Auflösung von<br />

256 Voxeln enthält das Echo 256 Frequenzen<br />

ineinandergemischt – wie ein Klang, der aus<br />

256 verschiedenen Tönen besteht. Was nützt das?<br />

Echo<br />

HF-Puls<br />

Frequenzkodierung


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

HF-Puls<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Fourier Transformation<br />

Frequenzkodierung<br />

Mit einem vielseitigen mathematischen<br />

Verfahren – der ➔ Fourier-Transformation –<br />

lassen sich diese unterschiedlichen Frequenzen<br />

wieder herausfiltern.<br />

Die Fourier-Transformation berechnet für jede<br />

Frequenz die zugehörige Signalstärke (in der<br />

Grafik dargestellt durch die Linienhöhen). Die<br />

einzelnen Frequenzen werden ihrem<br />

Entstehungsort auf der x-Achse wieder<br />

zugeordnet. Die jeweilige Signalstärke bestimmt<br />

den Grauwert des zugehörigen Pixels.<br />

Wollten wir nur einen Streifen darstellen, hätten<br />

wir unser Bildgebungsproblem schon gelöst.


3 Vom Signal zum Bild<br />

113<br />

Fourier-Transformation <strong>und</strong> Signalgemische<br />

Fast alle natürlichen <strong>und</strong> technisch<br />

erzeugten Signale bestehen aus einem<br />

Gemisch von Schwingungen verschiedener<br />

Frequenzen.<br />

Wie soll man sich ein Signalgemisch<br />

vorstellen? Links sehen sie drei Sinuswellen,<br />

die überlagert werden. Das Ergebnis ist ein<br />

völlig neues Schwingungsbild.<br />

Insbesondere können wir eine vorgegebene<br />

Struktur aus einem »Baukasten« von<br />

Sinuswellen zusammensetzen. Je mehr<br />

Wellen wir verwenden, um so feiner wird das<br />

Ergebnis. Das unten dargestellte Profil ist das<br />

Ergebnis der Überlagerung von<br />

32 Sinuskurven.


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Was ist nun die Fourier-Transformation?<br />

Lassen Sie sich nicht von dem mathematischtechnischen<br />

Begriff abschrecken: Jeder Schall setzt<br />

sich aus vielen Tonhöhen zusammen, die Ihr<br />

Gehörsinn einzeln herausfiltern kann. Das ist bereits<br />

eine natürliche Fourier-Transformation!<br />

Ebenso ist weißes Licht ein Gemisch aus Licht<br />

unterschiedlicher Wellenlängen bzw. Frequenzen.<br />

Ein Prisma zerlegt dieses Gemisch in ein farbiges<br />

Spektrum – das sind die Regenbogenfarben.<br />

Die Fourier-Transformation ordnet einer Struktur/<br />

einem Signal die einzelnen Wellen/Frequenzen zu,<br />

aus denen es sich zusammensetzt. Dies nennt man<br />

sein SPEKTRUM.


3 Vom Signal zum Bild<br />

115<br />

Vom Streifen zum Bild<br />

Nun könnte man auf die Idee kommen, den gleichen<br />

Frequenzkodiertrick in der y-Richtung anzuwenden,<br />

um so ein 2-dimensionales Bild zu kodieren. Dann<br />

könnten aber zwei verschiedene Voxel die gleiche<br />

Frequenz besitzen <strong>und</strong> wären ununterscheidbar. Wir<br />

müssen also einen anderen Weg gehen.<br />

In der Zeit zwischen dem HF-Puls <strong>und</strong> dem Echo wird<br />

kurzzeitig ein Gradient in y-Richtung geschaltet<br />

Dadurch präzedieren die <strong>Spins</strong> kurzzeitig<br />

verschieden schnell. Nachdem der Gradient wieder<br />

abgeschaltet ist, besitzen die <strong>Spins</strong> längs der y-Achse<br />

verschiedene Phasenlagen.<br />

Dieser Vorgang ist die PHASENKODIERUNG. Der<br />

zugehörige Gradient heißt PHASENKODIERGRADIENT<br />

(GP ).<br />

Welchen Sinn macht das?<br />

Phase<br />

Frequenz


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Mit der Fourier-Transformation kann man<br />

auch diese Phasenlagen wieder herausfiltern.<br />

Das funktioniert allerdings nur, wenn wir für<br />

die 256 verschiedenen y-Werte der<br />

Messmatrix 256 Echos mit unterschiedlicher<br />

Phasenkodierung erzeugen. In diesem Fall<br />

sind das 256 PHASENKODIERSCHRITTE. Für eine<br />

Matrix mit 256 × 256 Pixel müssen wir also<br />

die Pulssequenz 256 mal wiederholen!<br />

Zeile für Zeile wird so eine ROHDATENMATRIX<br />

mit den Echos aufgefüllt (in der Grafik auf 8<br />

verkürzt).<br />

Diese Anordnung der Rohdaten nennt man<br />

auch den k-RAUM (ein Begriff aus der<br />

Wellenphysik).<br />

... ... ... 256 mal


3 Vom Signal zum Bild<br />

117<br />

So funktioniert der k-Raum<br />

Lassen Sie uns betrachten, was es mit<br />

dem mysteriösen k-Raum auf sich hat. Die<br />

Achsen kx <strong>und</strong> ky des k-Raums bezeichnen<br />

sogenannte ORTSFREQUENZEN. Was soll<br />

man sich darunter vorstellen?<br />

Ebenso wie sich eine zeitliche<br />

Schwingung aus Wellen verschiedener<br />

Frequenzen zusammensetzt, lässt sich ein<br />

Bild aus räumlichen Streifenmustern<br />

komponieren! Das ist keine Analogie,<br />

sondern Tatsache.<br />

Der Rohdatenwert im k-Raum gibt an,<br />

ob <strong>und</strong> wie stark ein bestimmtes<br />

Streifenmuster zum Bild beiträgt. Ein<br />

grobes Streifenmuster hat eine geringe<br />

Ortsfrequenz (nahe beim Mittelpunkt),<br />

ein feines Streifenmuster hat eine hohe<br />

Ortsfrequenz (weiter außen).


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Hier nur ein ganz einfaches Beispiel zur<br />

Veranschaulichung. Schon die einfache<br />

Überlagerung des waagerechten <strong>und</strong> des<br />

senkrechten Streifenmusters erzeugt ein<br />

komplexeres Grauwertmuster. Sie können sich<br />

sicher vorstellen, dass durch die gewichtete<br />

Überlagerung von Streifenmustern verschiedener<br />

Ortsfrequenzen ein komplexes Bild dargestellt wird.<br />

(Erinnern Sie sich an das Profil aus<br />

Sinusschwingungen? siehe Seite 113)<br />

Genau dies macht die 2-DIMENSIONALE<br />

FOURIER-TRANSFORMATION. Sie berechnet aus<br />

den Rohdatenwerten im k-Raum, also den<br />

Gewichtungen der Streifenmuster, die<br />

Grauwertverteilung im Bild <strong>und</strong> ordnet jedem<br />

Pixel den zugehörigen Grauwert zu.<br />

k-Raum Bildraum<br />

Fourier Transformation


3 Vom Signal zum Bild<br />

119<br />

Rohdaten <strong>und</strong> Bilddaten gegenübergestellt<br />

Sie haben gesehen: Einem Punkt im k-Raum<br />

der Rohdaten entspricht keineswegs ein Pixel<br />

im Bild, jedenfalls nicht direkt.<br />

Vielmehr enthält jeder Teil der<br />

Rohdatenmatrix Informationen des<br />

gesamten Bildes – vergleichbar einem<br />

Hologramm.<br />

Die MITTLEREN ROHDATEN bestimmen die<br />

grobe Struktur <strong>und</strong> den Kontrast im Bild.<br />

Die ÄUSSEREN ROHDATEN liefern<br />

Informationen über Ränder,<br />

Kantenübergänge, Umrisse im Bild, also über<br />

feinere Strukturen, <strong>und</strong> bestimmen letztlich<br />

die Auflösung. Sie enthalten fast keine<br />

Informationen über den Gewebekontrast.


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die<br />

Pulssequenz<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Durch die MR-Bildgebungstechnik<br />

wird nicht das Bild direkt gemessen,<br />

sondern es wird eine Messmatrix mit<br />

Rohdaten gefüllt.<br />

Zur Lokalisierung der einzelnen Voxel<br />

werden Phasenkodiergradient <strong>und</strong><br />

Frequenzkodiergradient geschaltet.<br />

Die Messmatrix verhält sich wie<br />

ein k-Raum von Ortsfrequenzen.<br />

Jede Ortsfrequenz entspricht einem<br />

bestimmten Streifenmuster.<br />

Durch eine 2-dimensionale<br />

Fouriertransformation wird aus den<br />

Rohdaten das MR-Bild berechnet.


3 Vom Signal zum Bild<br />

121<br />

Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />

Nun besitzen wir endlich alle Bausteine, um eine Pulssequenz zu verstehen.<br />

Der gr<strong>und</strong>legende Ablauf einer Sequenz ist: HF-Anregung der <strong>Spins</strong> <strong>und</strong><br />

Schichtselektion, Phasenkodierung, Frequenzkodierung <strong>und</strong> Auslesen des Echos.<br />

Das Pulsdiagramm<br />

Als Beispiel wählen wir eine Spinecho-<br />

Sequenz. Sie besteht aus dem 90°-Puls,<br />

gefolgt von einem 180°-Puls, der in der<br />

Echozeit TE das Spinecho erzeugt.<br />

Diese Pulsfolge wird mit der<br />

WIEDERHOLZEIT TR wiederholt, <strong>und</strong> zwar so<br />

oft, wie der k-Raum mit Echos gefüllt wird.<br />

Die Anzahl der Phasenkodierschritte,<br />

sprich der Rohdatenzeilen, entspricht der<br />

Anzahl der Wiederholungen der Sequenz.<br />

Die Auflösung des Bildes in<br />

Phasenkodierrichtung bestimmt also<br />

weitgehend die Messzeit.<br />

Messzeit = N P × TR<br />

(N P : Anzahl der Phasenkodierschritte)<br />

Spinecho


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Die Schichtselektion<br />

Zeitgleich mit dem 90°-Puls wird der<br />

Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />

SCHICHTSELEKTIONSGRADIENT GS geschaltet (Balken<br />

nach oben). Damit wird die Schicht ausgewählt.<br />

Was bedeutet der zusätzliche Balken nach unten<br />

bei GS ? Durch den Gradienten sind die Spinphasen<br />

längs der Schichtdicke aufgefächert (dephasiert).<br />

Man muss dies durch einen umgekehrten<br />

Gradienten halber Zeitdauer wieder kompensieren<br />

(Rephasierungsgradient).<br />

Während des 180°-Pulses wird wieder der<br />

Schichtselektionsgradient geschaltet, damit der<br />

180°-Puls nur auf die <strong>Spins</strong> der zuvor angeregten<br />

Schicht wirkt.<br />

Spinecho


3 Vom Signal zum Bild<br />

123<br />

Die Phasenkodierung<br />

Zwischen Schichtselektion <strong>und</strong> Spinecho<br />

wird kurzzeitig der PHASENKODIER-<br />

GRADIENT GP geschaltet. Er prägt den <strong>Spins</strong><br />

unterschiedliche Phasenlagen auf.<br />

Für eine Matrix mit 256 Spalten <strong>und</strong><br />

256 Zeilen wird das Schaltschema der<br />

Spinecho-Sequenz 256 mal mit der<br />

Wiederholzeit TR wiederholt – mit jeweils<br />

schrittweise wachsenden Phasenkodiergradienten.<br />

Häufig werden die Phasenkodierschritte<br />

in den Pulsdiagrammen durch eine<br />

Vielzahl waagerechter Linien im Balken<br />

abgekürzt, welche die unterschiedliche<br />

Stärke – positiv wie negativ – darstellen.<br />

Spinecho


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Die Frequenzkodierung<br />

Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />

Während des Spinechos wirkt der<br />

Frequenzkodiergradient GF (zweiter langer Balken).<br />

Da das Spinecho während dieser Zeit »ausgelesen«<br />

wird, nennt man den Gradienten auch den<br />

AUSLESEGRADIENTEN.<br />

Durch den bloßen Auslesegradienten würde die<br />

Spinpräzession in Richtung der Frequenzkodierung<br />

unerwünschterweise aufgefächert. Während des<br />

Echozeitpunktes TE wären die <strong>Spins</strong> dephasiert, <strong>und</strong><br />

es gäbe gar kein Spinecho. Dieses Problem kann<br />

man durch einen zusätzlichen Gradienten umgehen.<br />

Vor dem Auslesen können die <strong>Spins</strong> von einem<br />

Gradienten umgekehrter Polarität <strong>und</strong> halber Zeitdauer<br />

wie der Auslesegradient zunächst dephasiert<br />

werden (Dephasierungsgradient). Durch diesen<br />

Trick wird der Auslesegradient die <strong>Spins</strong> wieder<br />

rephasieren, <strong>und</strong> zwar so, dass alle <strong>Spins</strong> in der Mitte<br />

des Ausleseintervalls zum Zeitpunkt des maximalen<br />

Spinechos wieder in Phase sind. Wenn, wie in<br />

unserem Beispiel, der Dephasierungsgradient vor<br />

dem 180°-Puls geschaltet wird, hat er die gleiche<br />

Polarität wie der Auslesegradient. Denn der<br />

180°-Puls kehrt die Phase der <strong>Spins</strong> ja selbst um.<br />

Spinecho


3 Vom Signal zum Bild<br />

125<br />

Wir messen mehrere Schichten auf einmal<br />

Die Echozeit TE ist stets bedeutend kürzer als die<br />

Wiederholzeit TR. Im Zeitintervall zwischen dem<br />

Auslesen des letzten Echos <strong>und</strong> dem nächsten<br />

HF-Puls können wir daher weitere Schichten<br />

anregen (im Beispiel z1 bis z4). So erhalten wir eine<br />

MEHRSCHICHTSEQUENZ.<br />

Durch diese Verschachtelung erhalten wir alle<br />

notwendigen Schichten für eine<br />

Untersuchungsregion während einer Messung.


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

So erzeugen wir 3D-Daten<br />

Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />

Schnellere Sequenzen wie z.B. die Gradientenecho-<br />

Sequenzen bieten einen Vorteil: Sie ermöglichen es,<br />

aufgr<strong>und</strong> der kurzen Wiederholzeit 3D-Datensätze<br />

zu erzeugen, aus denen sich dreidimensionale<br />

Darstellungen rekonstruieren lassen.<br />

Unterschiedliche Phasenlagen lassen sich räumlich<br />

eindeutig zuordnen. Das ist das Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />

Phasenkodierung. Eine Phasenkodierung können<br />

wir zusätzlich in die Richtung der Schichtselektion<br />

legen (in unserem Beispiel z). Dann haben wir eine<br />

3D-BILDGEBUNG.<br />

Durch die zusätzliche Phasenkodierung senkrecht<br />

zur Bildebene <strong>und</strong> lückenlose Aufnahme erhalten<br />

wir eine Information über ein räumliches Volumen<br />

(3D-BLOCK, SLAB). Die Ebenen dieses Volumens<br />

heißen auch PARTITIONEN.


3 Vom Signal zum Bild<br />

127<br />

Aus dem durch die 3D-Messung erzeugten<br />

Datensatz kann die Nachverarbeitungs-Software<br />

räumliche Ansichten rekonstruieren.


Die Schichten, aus<br />

denen die Bilder<br />

kommen<br />

Ein Spaziergang durch<br />

den k-Raum<br />

Vorgestellt: Die Pulssequenz<br />

Das Prinzip der MR-Bildgebung<br />

Durch Schalten von Gradienten gewinnen<br />

wir das Signalgemisch für ein Schnittbild<br />

in zwei Schritten:<br />

• Wir regen nur die <strong>Spins</strong> innerhalb einer<br />

bestimmten Schicht an<br />

(Schichtselektion).<br />

• Anschließend erfassen wir durch<br />

Frequenz- <strong>und</strong> Phasenkodierung in der<br />

Schicht eine 2D-Messmatrix.<br />

Mit Hilfe einer 2-dimensionalen Fourier-<br />

Transformation rekonstruiert das<br />

MR-System aus den gemessenen<br />

Rohdaten das MR-Bild.


412


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenechos<br />

Der große<br />

Spielraum der<br />

Kontraste<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Die Qualität des Bildkontrastes ist<br />

entscheidend für die diagnostische Relevanz<br />

eines medizinischen Bildes. Die MR-Bildgebung<br />

ist einzigartig in ihren Möglichkeiten,<br />

den Bildkontrast zu kontrollieren, <strong>und</strong> erweitert<br />

somit die diagnostischen Möglichkeiten.<br />

Die Kunst der MR-Anwendung liegt in der<br />

geschickten Wahl der Pulssequenz <strong>und</strong> in der<br />

Kombination der Messparameter.<br />

In diesem Kapitel stellen wir die wichtigsten<br />

Pulssequenzen <strong>und</strong> Kontrasttypen dar.<br />

Der Anhang dieses Kapitels bietet einen kurzen<br />

Einblick in die MR-Spektroskopie.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

131<br />

Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />

Am Beispiel einer Spinecho-Sequenz können wir die drei wichtigsten<br />

Kontrasttypen der MR-Bildgebung zeigen: T1-Kontrast, T2-Kontrast <strong>und</strong><br />

Protonendichte-Kontrast. Alle drei Kontrastanteile tragen mehr oder weniger<br />

zum Bildkontrast bei, doch üblicherweise ist einer kontrastbestimmend.<br />

Die Hervorhebung eines Kontrastanteils nennen wir GEWICHTUNG.<br />

Was bestimmt den Bildkontrast?<br />

Wie erhalten wir im Bild einen möglichst<br />

großen KONTRAST zwischen unterschiedlichen<br />

Gewebetypen? Die Quermagnetisierungen<br />

müssen räumlich verschieden<br />

sein. Dort, wo das Bild helle Pixel zeigt, ist<br />

das Signal stärker, schwächere Signale<br />

ergeben dunklere Pixel.<br />

Wovon hängt die Signalstärke ab? Sicher<br />

von der Protonendichte im jeweiligen<br />

Voxel: Je mehr Protonen zur Magnetisierung<br />

beitragen, um so stärker ist das<br />

Signal.<br />

Noch wichtiger für die medizinische<br />

Diagnostik ist jedoch der Einfluss der<br />

beiden Relaxationskonstanten T1 <strong>und</strong> T2 auf den Bildkontrast.


Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />

TE <strong>und</strong> TR<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Erinnern Sie sich an den Ablauf der Spinecho-<br />

Sequenz? Auf einen 90°-Puls folgt nach der<br />

Zeitspanne τ ein 180°-Puls. Es entsteht nach der<br />

Echozeit TE = 2τ ein Spinecho.<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Diese Pulsfolge 90°–180° muss so oft wiederholt<br />

werden, bis alle Phasenkodierschritte der<br />

Messmatrix gemessen sind (z.B. 256 mal). Den<br />

zeitlichen Abstand der Wiederholungen nennt man<br />

die REPETITIONSZEIT TR (oder auch Wiederholzeit).<br />

TE <strong>und</strong> TR sind die wichtigsten Parameter zur<br />

Kontraststeuerung einer Spinecho-Sequenz.<br />

Lassen Sie uns verfolgen, wie sich diese beiden<br />

Zeitparameter auf den Bildkontrast auswirken.<br />

τ τ<br />

Spinecho


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

133<br />

Protonendichte-Kontrast<br />

Wir betrachten im folgenden drei<br />

unterschiedliche Gewebetypen (1, 2, 3)<br />

mit verschiedenen Relaxationszeiten.<br />

Direkt nach dem 90°-Puls beginnt die<br />

Längsrelaxation. Die Längsmagnetisierungen<br />

Mz der drei Gewebe wachsen<br />

unterschiedlich schnell wieder an.<br />

Ihre Maximalwerte entsprechen den<br />

PROTONENDICHTEN, also der Anzahl der<br />

Wasserstoffprotonen pro Volumeneinheit.<br />

Durch einen wiederholten 90°-Puls<br />

nach der Zeit TR werden die aktuellen<br />

Längsmagnetisierungen in Quermagnetisierungen<br />

Mxy überführt <strong>und</strong><br />

erzeugen Signalanteile unterschiedlicher<br />

Stärke.<br />

TR lang TE kurz<br />

PD-Kontrast


Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Wenn wir die Wiederholzeit TR genügend lang<br />

wählen, hängt der Signalunterschied der Gewebe<br />

nach einem wiederholten 90°-Puls wegen der fast<br />

vollständigen Längsrelaxation vor allem von den<br />

Protonendichten der Gewebe ab.<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Wenn wir daher die Echos kurz nach den<br />

wiederholten 90°-Pulsen erzeugen, also mit kurzer<br />

Echozeit TE, erhalten wir ein protonendichtegewichtetes<br />

Bild (abgekürzt PD).<br />

In der Praxis wählt man das TR einer Spinecho-<br />

Sequenz selten länger als 2 bis 3 Sek<strong>und</strong>en.<br />

Gewebetypen mit langer T1-Konstante, z.B. Liquor,<br />

sind dann allerdings noch längst nicht vollständig<br />

erholt.<br />

PROTONENDICHTE-KONTRAST<br />

TR lang – TE kurz<br />

Protonendichte-<br />

Kontrast:<br />

TR lang (2 500 ms)<br />

TE kurz (15 ms)<br />

Je größer die<br />

Protonendichte eines<br />

Gewebetyps, um so<br />

heller erscheint es im<br />

PD-Bild.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

135<br />

T 2 -Kontrast<br />

Bleiben wir bei der langen Wiederholzeit<br />

TR. Was geschieht, wenn wir nun auch die<br />

Echozeit TE lang wählen?<br />

Die Signalkurven nehmen wegen der<br />

T2-Relaxation ab <strong>und</strong> kreuzen sich. Der<br />

Einfluss der Protonendichten geht verloren.<br />

Mit wachsender Echozeit laufen die<br />

Signale wieder auseinander, nun kommt<br />

der Einfluss der T2-Relaxation ins Spiel.<br />

Wir erhalten ein T2-GEWICHTETES Bild.<br />

Die Signalstärke der Spinechos hängt<br />

typischerweise vom T2-Abfall ab.<br />

TR lang<br />

TE lang<br />

T2-Kontrast


Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Der Bildvergleich zeigt das Verhalten des<br />

T2-Kontrastes bei anwachsender Echozeit TE.<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Mit wachsender Echozeit tritt der Einfluss der<br />

Protonendichte in den Hintergr<strong>und</strong>. Der T2-Kontrast hängt stark vom gewählten TE ab. Das optimale TE<br />

eines T2-gewichteten Bildes ist ein Mittelwert aus<br />

den T2-Konstanten der darzustellenden Gewebe<br />

(hier zwischen 80 ms <strong>und</strong> 100 ms).<br />

Bei allzu langer Echozeit (letztes Bild) ist der Zerfall<br />

der Quermagnetisierungen so weit fortgeschritten,<br />

dass der Signalanteil mancher Gewebearten im<br />

unvermeidlichen Signalrauschen untergeht.<br />

T 2-KONTRAST<br />

TR lang – TE lang<br />

60 ms<br />

90 ms<br />

120 ms<br />

Bildvergleich zum<br />

T2-Kontrast: TR lang (2 500 ms)<br />

TE anwachsend<br />

Liquor mit langem T2 erscheint hell im<br />

T2-gewichteten Bild.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

137<br />

T 1 -Kontrast<br />

Was geschieht, wenn wir eine kurze<br />

Wiederholzeit TR wählen, so dass die<br />

T1-Relaxation noch lange nicht zu Ende<br />

gekommen ist? Dann sind die Signale<br />

natürlich schwächer <strong>und</strong> der Kontrast<br />

nimmt mit wachsender Echozeit schnell<br />

ab. Wir müssen daher auch die Echozeit<br />

TE so kurz wie möglich wählen.<br />

Das kurze TR blendet den Einfluss der<br />

Protonendichten aus, das kurze TE den<br />

Einfluss der T2-Relaxationen. Der<br />

Unterschied in den Signalstärken hängt<br />

weitgehend von den vorherigen<br />

Längsmagnetisierungen ab, also von den<br />

T1-Relaxationen der Gewebe: Wir erhalten<br />

ein T1-GEWICHTETES Bild.<br />

TR kurz<br />

T 1 -Kontrast<br />

TE kurz


Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />

T 1-KONTRAST<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

TR kurz – TE kurz<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Der Bildvergleich zeigt weitgehenden T1-Kontrast, wenn sowohl TR als auch TE kurz sind.<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Bei längeren Echozeiten nimmt nicht nur der<br />

T1-Kontrast sehr stark ab, sondern auch das<br />

messbare Signal. Die Kombination von kurzer<br />

Wiederholzeit <strong>und</strong> langer Echozeit ist offensichtlich<br />

unbrauchbar.<br />

Normale Weichteilgewebe unterscheiden sich nur<br />

gering in den Protonendichten. Sie zeigen jedoch<br />

unterschiedliche T1-Relaxationen. Daher eignet sich<br />

die T1-gewichtete Bildgebung gut zur anatomischen<br />

Darstellung.<br />

15 ms<br />

60 ms<br />

90 ms<br />

120 ms<br />

Bildvergleich zum<br />

T1-Kontrast: TR kurz (500 ms)<br />

TE anwachsend<br />

Liquor mit langem T1 erscheint dunkel im<br />

T1-gewichteten Bild.<br />

Das optimale TR<br />

entspricht ungefähr der<br />

durchschnittlichen<br />

T1-Konstante der<br />

darzustellenden<br />

Gewebetypen, bei 1,0<br />

bis 1,5 Tesla zwischen<br />

400 ms <strong>und</strong> 600 ms.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

139<br />

Mehrfachechos messen<br />

Mit einer MULTIECHO-SEQUENZ können wir<br />

zwei oder mehr Spinechos erzeugen. Die<br />

Signalstärke der Echos nimmt mit der<br />

T2-Relaxation ab. Über diesen Signalabfall<br />

können wir aus den Daten ein reines<br />

T2-BILD berechnen, ohne T1-Anteile. Ebenso können wir aus den Signalstärken<br />

mehrerer Spinecho-Messungen mit<br />

unterschiedlicher Wiederholzeit TR,<br />

jedoch gleich kurzer Echozeit TE, ein<br />

reines T1-BILD berechnen.<br />

Mit einer DOPPELECHO-SEQUENZ (z.B.<br />

TE1 = 15 ms <strong>und</strong> TE2 = 90 ms) erhalten<br />

wir sowohl das Protonendichte-Bild als<br />

auch das T2-gewichtete Bild aus einer<br />

einzigen Messung.<br />

1<br />

2 3


Spinechos <strong>und</strong> Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Der Bildvergleich zeigt die drei wichtigen<br />

Kombinationen von TR <strong>und</strong> TE <strong>und</strong> ihre<br />

resultierenden Kontrastgewichtungen:<br />

• T1-Kontrast (TR kurz, TE kurz)<br />

• T2-Kontrast (TR lang, TE lang)<br />

• Protonendichte-Kontrast (TR lang, TE kurz)<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

In der Spinecho-Bildgebung sind die Wirkungen von<br />

T1 <strong>und</strong> T2 gegensätzlich: Gewebe mit längerem T1 erscheint dunkler im T1-gewichteten Bild, Gewebe<br />

mit längerem T2 erscheint heller.<br />

TR<br />

PD T2<br />

T1<br />

kurz lang<br />

lang<br />

kurz<br />

TE


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

141<br />

Kontraste mit Inversion Recovery<br />

Die Inversion-Recovery-Sequenz ist eine Spinecho-Sequenz mit vorgeschaltetem<br />

180°-Puls. In der MR-Technik verwendet man häufig PRÄPARATIONSPULSE vor der<br />

eigentlichen Sequenz. Wir wollen betrachten, wie man auf diese Weise den<br />

Bildkontrast manipulieren kann.<br />

Erst Invertierung, dann Erholung<br />

Die INVERSION-RECOVERY-SEQUENZ (IR)<br />

besitzt die typische Pulsfolge 180°–90°–<br />

180°. Die Längsmagnetisierungen<br />

werden zunächst durch den<br />

180°-PRÄPARATIONSPULS in die<br />

Gegenrichtung umgeklappt – invertiert.<br />

Dabei werden natürlich keine<br />

Quermagnetisierungen erzeugt <strong>und</strong><br />

somit auch kein MR-Signal.<br />

Das Intervall zwischen 180°-Puls <strong>und</strong><br />

90°-Anregungspuls wird INVERSIONSZEIT TI<br />

genannt. Innerhalb dieses Zeitraums<br />

erholen sich die Längsmagnetisierungen.<br />

Durch den anregenden 90°-Puls werden<br />

die augenblicklichen Längsmagnetisierungen<br />

in Quermagnetisierungen<br />

umgewandelt.<br />

Spinecho


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit Inversion Recovery<br />

Stark im T 1 -Kontrast<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Während die Stärke der Spinecho-Sequenz im<br />

T2-Kontrast liegt, erzeugt die Inversion-Recovery-<br />

Sequenz einen höheren T1-Kontrast. Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Da die Längsmagnetisierungen bei der IR-Sequenz<br />

wegen der Invertierung aus dem negativen Bereich<br />

relaxieren, dauert die T1-Relaxation länger. Durch<br />

den versetzten Nulldurchgang bei verschiedenen<br />

Gewebearten entsteht eine größere Aufspaltung der<br />

Kurven <strong>und</strong> dadurch der höhere T1-Kontrast. Wir<br />

optimieren nun den Kontrast durch die Wahl der<br />

Inversionszeit TI.<br />

Wir können die IR-Sequenz benutzen, um auch<br />

kleinste T1-Kontraste, z.B. im Gehirn von<br />

Neugeborenen, darzustellen. Nachteil ist die längere<br />

Messzeit. Außerdem misst man – je nach Wahl von TI<br />

– weniger Schichten als mit der T1-gewichteten Spinecho-Technik.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

143<br />

Grau in Grau <strong>und</strong> Nullsignal<br />

Betrachten wir die Kurven der<br />

Längsrelaxation für einen besonderen<br />

Fall. TI ist so gewählt, dass das schneller<br />

relaxierende Gewebe (a) bereits den<br />

Nulldurchgang passiert hat, das<br />

langsamer relaxierende Gewebe (b)<br />

jedoch noch nicht.<br />

Falls nur der Betrag der Signale in den<br />

Bildkontrast eingeht, kann er sehr<br />

verwirrend sein. Denn er unterscheidet<br />

nicht zwischen positiven <strong>und</strong> negativen<br />

Längsmagnetisierungen. Gewebearten<br />

mit unterschiedlichen T1-Konstanten würden mit gleichem Grauwert<br />

dargestellt werden!<br />

!<br />

a<br />

b


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Der Bildvergleich zeigt den Einfluss der<br />

Inversionszeit TI auf den Kontrast im Gehirn.<br />

Die Signale von weißer bzw. grauer Gehirnmasse<br />

können verschwinden.<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

100 ms<br />

200 ms<br />

300 ms<br />

400 ms<br />

Bildvergleich zum<br />

Kontrast mit<br />

Inversion-Recovery:<br />

TI anwachsend<br />

Das Signal von weißer<br />

Gehirnmasse nimmt bei<br />

größer werdender<br />

Inversionszeit TI ab <strong>und</strong><br />

erreicht bei TI = 300 ms<br />

seinen Nulldurchgang.<br />

Bei TI = 400 ms hat das<br />

Signal der grauen<br />

Gehirnmasse (mit<br />

längerem T1 ) seinen<br />

Nulldurchgang erreicht,<br />

während das Signal der<br />

weißen Gehirnmasse<br />

wieder ansteigt.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

145<br />

T 1 -Kontrast auf voller Breite<br />

Wie können wir den Kontrast zwischen<br />

unterschiedlichen Gewebetypen<br />

garantieren? Indem wir die Orientierung<br />

der Längsmagnetisierungen<br />

berücksichtigen.<br />

Die positiven <strong>und</strong> negativen<br />

Längsmagnetisierungen werden ja durch<br />

den 90°-Anregungspuls in<br />

Quermagnetisierungen mit 180°<br />

Phasendifferenz übergeführt. Wenn wir<br />

bei der Bildrekonstruktion neben dem<br />

Betrag auch diese Phasenlage der Signale<br />

berücksichtigen, können wir die Signale<br />

wieder den ursprünglich positiven oder<br />

negativen Längsmagnetisierungen<br />

zuordnen. Damit wird der T1-Kontrast auf<br />

seiner vollen Breite wiedergegeben.


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Diese Technik, durch Phasenrekonstruktion<br />

die wahren Positionslagen der<br />

Längsmagnetisierungen zu berücksichtigen,<br />

heißt auch TRUE INVERSION-RECOVERY. Sie<br />

findet ihre Anwendung vor allem in der<br />

Pädiatrie.<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Der Bildhintergr<strong>und</strong>,<br />

üblicherweise schwarz,<br />

wird bei<br />

phasensensitiver<br />

Rekonstruktion mit<br />

mittlerem Grauwert<br />

dargestellt.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

147<br />

Additiver T 1- <strong>und</strong> T 2-Kontrast<br />

Sie erinnern sich an die Spinecho-<br />

Bildgebung: Gewebe mit längerem T1 erscheint dunkler im Bild, Gewebe mit<br />

längerem T2 erscheint heller. T1 <strong>und</strong> T2 wirken also gegeneinander.<br />

Mit einer kurzen Inversionszeit erzielt<br />

die Inversion-Recovery-Technik einen<br />

eigentümlichen Kontrast: additive T1- <strong>und</strong> T2-Wichtung. (Diese Sequenz<br />

nennt man STIR = Short TI Inversion<br />

Recovery).<br />

Gewebe mit langem T1 (b, c) haben in<br />

diesem Fall noch negative Längsmagnetisierungen.<br />

Sie erzeugen nach<br />

dem anregenden 90°-Puls die<br />

stärkeren Signale (T1-Anteil). Mit<br />

längerer Echozeit wird der Kontrast<br />

noch verstärkt (T2-Anteil). T1- <strong>und</strong><br />

T2-Effekt summieren sich also.


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Im T1-gewichteten Bild erscheint Fett sehr<br />

hell. Dies führt oft zu Überstrahlungen <strong>und</strong><br />

Bewegungsartefakten.<br />

Idealerweise wählen wir TI so, dass Fett mit<br />

dem kürzesten T1 gerade den Nulldurchgang<br />

der Längsmagnetisierung erreicht hat (a).<br />

TI muss hierzu 0,69 T1 betragen. Hierdurch<br />

wird das Fettsignal unterdrückt (TI = 180 ms<br />

bei 1,5 Tesla <strong>und</strong> TI = 160 ms bei 1,0 Tesla).<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

STIR-Bildbeispiel:<br />

Das Fettsignal ist im<br />

Bereich der Orbita<br />

unterdrückt. Der<br />

Sehnerv lässt sich<br />

exzellent abgrenzen.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

149<br />

Kontraste mit Gradientenechos<br />

Je weiter man die Wiederholzeit TR einer Spinecho-Sequenz verringert,<br />

desto weniger Zeit bleibt für die T1-Relaxation: Die Spinechos werden schwach.<br />

Mit einem Kippwinkel kleiner als 90° kann man das MR-Signal wieder erhöhen<br />

<strong>und</strong> darüberhinaus die Messzeit verkürzen. Hierzu verwendet man<br />

Gradientenechos.<br />

Wiederholzeit verkürzen ohne Signalverlust<br />

Was geschieht, wenn der Kippwinkel α<br />

einer Pulssequenz kleiner als 90° ist? Es<br />

wirkt dann nicht die gesamte verfügbare<br />

Magnetisierung M in der xy-Ebene,<br />

sondern nur ein Teil wird in eine<br />

Quermagnetisierung Mxy umgewandelt.<br />

Andererseits wird die Längsmagnetisierung<br />

nach einem solchen α-PULS nicht<br />

Null, sondern hat weiterhin einen, wenn<br />

auch verringerten, Betrag Mz .<br />

Beispielsweise erzeugt ein HF-Puls mit<br />

einem Kippwinkel von 20° eine schon<br />

ausreichend hohe Quermagnetisierung<br />

von 34 % des Maximalwerts. Die verbleibende<br />

Längsmagnetisierung beträgt in<br />

diesem Fall 94 % ihres Maximalwerts.<br />

Dies erlaubt sehr kurze Wiederholzeiten:<br />

die Messzeit wird stark reduziert.<br />

Beim nächsten Puls steht also wieder eine<br />

hohe Längsmagnetisierung zur<br />

Verfügung. Bei sehr kurzer Wiederholzeit<br />

(kleiner als T1 ) wird daher mit einem<br />

20°-Puls ein stärkeres MR-Signal erzeugt,<br />

als mit einem 90°-Puls!


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Optimaler Kippwinkel <strong>und</strong> Steady State<br />

Kontraste mit Gradientenechos<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

Für einen Gewebetyp mit einem bestimmten T1 entsteht ein maximales Signal bei einem definierten<br />

Kippwinkel, dem sogenannten ERNST-WINKEL. Dieser<br />

optimale Kippwinkel hängt von der gewählten<br />

Wiederholzeit TR ab.<br />

Sie wissen, dass die Längsmagnetisierung sich um so<br />

schneller erholt, je kleiner sie ist (exponentieller<br />

Wachstumsprozess). Nach jedem Kippen um den<br />

Winkel α wird die verbleibende Längsmagnetisierung<br />

kleiner als zuvor (bei 20° also 94 % von 94 %<br />

usw.). Sie erholt sich dann jedoch jeweils um so<br />

schneller. Nach wiederholten α-Pulsen entsteht ein<br />

Gleichgewicht zwischen diesen beiden gegensätzlichen<br />

Tendenzen: Die Längsmagnetisierung<br />

bleibt nach jedem Puls gleich groß. Dieser<br />

Gleichgewichtszustand heißt auch STEADY STATE.


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

151<br />

Quermagnetisierung zerstören (FLASH) ...<br />

Bei sehr kurzer Wiederholzeit TR besteht<br />

jeweils vor dem Einstrahlen der<br />

wiederholten α-Pulse noch eine restliche<br />

Quermagnetisierung.<br />

Die FLASH-Sequenz arbeitet mit dem<br />

Steady State der Längsmagnetisierung.<br />

Die verbleibende Quermagnetisierung vor<br />

dem wiederholten α-Puls wird durch<br />

starke Gradientenpulse zerstört.<br />

FLASH ist die Abkürzung für Fast Low<br />

Angle Shot.<br />

Gradientenecho


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Die Kontrastmechanismen einer<br />

Gradientenecho-Sequenz sind<br />

reichhaltiger als bei der Spinecho-Technik<br />

<strong>und</strong> sehr komplex. Mit einer FLASH-<br />

Sequenz können wir folgende Kontraste<br />

erzeugen.<br />

• T1-Kontrast: TR kurz (40–150 ms)<br />

TE kurz (5–10 ms)<br />

α mittel bis groß (40°–80°)<br />

• T2 *-Kontrast:<br />

TR lang (500 ms)<br />

TE relativ lang (18–40 ms)<br />

α klein (5°–20°)<br />

• Protonendichte-Kontrast:<br />

TR lang (500 ms)<br />

TE kurz<br />

α klein (5°–20°)<br />

Kontraste mit Gradientenechos<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

T1<br />

T2*<br />

PD<br />

Bildvergleich der<br />

FLASH-Kontraste


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

153<br />

... oder Quermagnetisierung nutzen (FISP)<br />

Die FISP-Sequenz nutzt den Steady State<br />

der verbleibenden Quermagnetisierung.<br />

Um eine gleichbleibende Quermagnetisierung<br />

zu erhalten, werden die<br />

dephasierenden Gradienten in<br />

Phasenkodierrichtung (GP ) nach dem<br />

Echo durch umgekehrt gepolte<br />

Gradienten wieder kompensiert.<br />

FISP ist die Abkürzung für Fast Imaging<br />

with Steady-state Precession.<br />

Gradientenecho<br />

Der negative α-Puls (–α) deutet an, dass die Magnetisierung<br />

bei FISP jeweils nach der Wiederholzeit TR abwechselnd in die<br />

entgegengesetzte Richtung gekippt wird.


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Die Längsmagnetisierung hängt von T1 ab, die Quermagnetisierung von T2 *.<br />

Der Kontrast bei FISP ist eine Funktion des<br />

Verhältnisses von T1 zu T2 * <strong>und</strong> im<br />

wesentlichen von TR unabhängig.<br />

• T1 /T2 *-Kontrast:<br />

TR kurz<br />

TE kurz<br />

α mittel<br />

Die Wiederholzeit TR sollte so kurz wie<br />

möglich gewählt werden. Bei langem TR<br />

verhält sich FISP wie FLASH.<br />

Kontraste mit Gradientenechos<br />

Anhang: Eine kurze<br />

Visite in der<br />

MR-Spektroskopie<br />

T1/T2*<br />

Kontrast mit FISP 3D


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

155<br />

Anhang: Eine kurze Visite in der MR-Spektroskopie<br />

Zum Ende des Kapitels über Kontraste möchten wir kurz eine andere,<br />

ursprünglich ältere, MR-Technik darstellen, die mittlerweile klinisch genutzt wird:<br />

die MR-Spektroskopie. Wir beschränken uns hier auf die einfachste Methode, dem<br />

Einzelvolumenverfahren bei Wasserstoffprotonen (Single Voxel Spectroscopy,<br />

SVS).<br />

Vom FID zum Peak<br />

In der MR-Spektroskopie wird das<br />

MR-Signal, wie in der MR-Bildgebung<br />

auch, als Funktion der Zeit gemessen:<br />

der FID, eine schnell abnehmende<br />

Hochfrequenzschwingung. Neben dem<br />

FID werden auch Echosignale benutzt.<br />

Durch eine einfache Fourier-<br />

Transformation wird diese Schwingung in<br />

eine Darstellung ihrer Frequenzanteile<br />

überführt. Das ist das SPEKTRUM.<br />

Diese Transformation ist eine eindeutige<br />

Überführung des Signals aus dem<br />

ZEITBEREICH in den FREQUENZBEREICH.<br />

Zeitbereich<br />

Fourier Transformation<br />

Frequenzbereich


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Wenn das Signal idealerweise nur eine Frequenz<br />

trägt (Sinusschwingung), besteht das zugehörige<br />

Spektrum nur aus einer feinen SPEKTRALLINIE<br />

(Resonanzlinie) an der zugehörigen Frequenz.<br />

Wegen des Signalabfalls verbreitert sich bei MR die<br />

Resonanzlinie zu einem PEAK.<br />

Der Peak repräsentiert die Resonanzfrequenz im<br />

gemessenen Voxel. Das Interessante daran ist: Die<br />

Fläche unter dem Peak ist proportional der Anzahl<br />

der signalgebenden Kerne (hier also der Protonendichte).<br />

Anhang: Eine kurze Visite in der MR-Spektroskopie


4 Der große Spielraum der Kontraste<br />

157<br />

Die Chemische Verschiebung<br />

In fast allen Biomolekülen sind mehrere<br />

Wasserstoffatome an verschiedenen<br />

Positionen geb<strong>und</strong>en. Verschiedene<br />

Positionen bedeuten unterschiedliche<br />

chemische <strong>und</strong> damit meist auch<br />

unterschiedliche magnetische<br />

Umgebungen. Das lokale Magnetfeld ist<br />

reduziert bzw. erhöht, die Resonanzfrequenzen<br />

der geb<strong>und</strong>enen Protonen<br />

liegen etwas niedriger oder höher als die<br />

typische Larmorfrequenz. Daher können<br />

die Kerne eines Moleküls mehrere<br />

Resonanzlinien liefern.<br />

Diese Aufspaltung der Resonanzfrequenzen<br />

nennen wir CHEMISCHE<br />

VERSCHIEBUNG. Denn sie zeigt sich an einer<br />

Verschiebung der zugehörigen<br />

Resonanzlinien im gemessenen<br />

Spektrum.<br />

Dank der chemischen Verschiebung<br />

können wir Molekülbausteine, Moleküle<br />

<strong>und</strong> Substanzen voneinander<br />

unterscheiden.<br />

Beispiel Methanol (CH3OH): Das Verhältnis der<br />

Peakflächen beträgt 3:1. Dadurch lassen sich die Peaks<br />

entweder der Hydroxylgruppe (OH) oder den<br />

3 gleichwertigen Wasserstoffatomen der Methylgruppe<br />

(CH3 ) zuordnen.<br />

Das Maß der chemischen Verschiebung drückt man in δppm aus (ppm = parts per million). δppm = –1,5 bedeutet,<br />

die Frequenz der OH-Gruppe ist um 1,5 millionstel<br />

verringert (bei 40 MHz Larmorfrequenz also um 60 kHz).


Spinechos <strong>und</strong><br />

Kontrastgewichtungen<br />

Kontraste mit<br />

Inversion Recovery<br />

Kontraste mit<br />

Gradientenchos<br />

Die Feinaufspaltung der Resonanzlinien<br />

Nicht alle Kerne liefern einfache Resonanzlinien<br />

(Singuletts). Einige Kerne weisen eine charakteristische<br />

Feinaufspaltung der Linien auf, wie Tripletts oder<br />

Quartetts. Ursache hierfür ist eine magnetische<br />

Wechselwirkung der Kerne untereinander, die sogenannte<br />

SPIN–SPIN-KOPPLUNG.<br />

Anhang: Eine kurze Visite in der MR-Spektroskopie<br />

In der Praxis benutzt<br />

man zum Vergleich<br />

von Spektren nicht<br />

die Peakflächen<br />

selbst, sondern<br />

relative Signalintensitäten.<br />

Mit ihrer Hilfe kann<br />

man an Patienten<br />

gemessene Spektren<br />

in ges<strong>und</strong>em <strong>und</strong><br />

pathologischem<br />

Gewebe vergleichen.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

Die schnelle<br />

Bildgebung<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />

Parallele<br />

Akquisitionstechniken<br />

Dank der ultraschnellen Bildgebung<br />

liegt die Messzeit einer Schicht heute im<br />

Subsek<strong>und</strong>enbereich. Um die Bildgebung mit<br />

MR zu beschleunigen, werden vor allem die<br />

bekannten Spinecho- <strong>und</strong> Gradientenecho-<br />

Techniken zeitlich optimiert. Eine verbreitete<br />

Methode ist, die bestehende Messmatrix<br />

schneller mit Echos aufzufüllen als in der<br />

konventionellen Technik. Wir zeigen im<br />

folgenden zwei typische Repräsentanten dieser<br />

Methode: TurboSE <strong>und</strong> EPI.<br />

Neu <strong>und</strong> herausragend sind die Parallelen<br />

Akquisitionstechniken. Sie optimieren die<br />

Auffüllung der Messmatrix räumlich. Hierzu<br />

verwendet man parallel die MR-Signale aus<br />

mehreren Spulenelementen.


5 Die schnelle Bildgebung<br />

161<br />

Turbo-Messung mit Turbo-Spinechos<br />

Turbo-Spinecho-Sequenzen (TurboSE) verkürzen deutlich die Messzeit. Sie haben<br />

die konventionelle Spinecho-Technik weitgehend ersetzt. In der Zeit, in der eine<br />

Spinecho-Sequenz ein einziges Echo aufnimmt, erzeugt eine TurboSE-Sequenz<br />

eine ganze Serie von Echos.<br />

Schneller geht’s mit dem Echozug<br />

Wie beschleunigt eine TurboSE-Sequenz<br />

die Messung? Sie erzeugt pro<br />

90°-Anregung nicht nur ein Spinecho,<br />

sondern eine ganze Serie von Echos:<br />

einen ECHOZUG.<br />

Jedes Echo des Echozuges erhält eine<br />

andere Phasenkodierung (GP ) <strong>und</strong> füllt<br />

eine Zeile der Rohdatenmatrix.<br />

Die Länge des Echozuges bestimmt den<br />

maximalen Zeitgewinn. Das ist der<br />

TURBOFAKTOR (z.B. 7 oder 15).<br />

Der Bildkontrast wird im wesentlichen<br />

durch das mittlere Echo bestimmt, bei<br />

dem der Phasenkodiergradient null ist.<br />

Der zeitliche Abstand zwischen 90°-Puls<br />

<strong>und</strong> mittlerem Echo ist die EFFEKTIVE<br />

ECHOZEIT TE eff.


Turbo-Messung mit Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

Segmentierter k-Raum<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />

Parallele<br />

Akquisitionstechniken<br />

Wie wird die Rohdatenmatrix einer<br />

TurboSE-Sequenz gefüllt? Für eine Matrix<br />

255 × 256 benötigt man bei einem<br />

Echozug von 15 Echos nur 255/15 =<br />

17 Anregungen. Statt 255 mal muss die<br />

Sequenz also nur 17 mal wiederholt<br />

werden.<br />

Der k-Raum wird hierzu SEGMENTIERT:<br />

Innerhalb der Wiederholzeit TR wird nicht<br />

wie bei der konventionellen Technik nur<br />

eine Rohdatenzeile aufgenommen,<br />

sondern eine ganze Serie.<br />

Beispielsweise besteht der k-Raum aus<br />

15 Segmenten (= Turbofaktor) mit je<br />

17 Zeilen. Die Gesamtzahl der Zeilen ist<br />

ein ganzzahliges Vielfaches der<br />

Echoanzahl (15 × 17 = 255).<br />

Mit jeder Messung werden die<br />

Rohdatenzeilen also segmentweise<br />

aufgefüllt, wie bei einem »Kamm«. Dieses<br />

»Kämmen« muss in unserem Beispiel<br />

17 mal wiederholt werden.<br />

15 Echos<br />

1 Segment<br />

17 Zeilen = Zahl der Anregungen


5 Die schnelle Bildgebung<br />

163<br />

T 2 -Bildgebung mit TurboSE<br />

TurboSE-Sequenzen werden überwiegend in der<br />

T2-gewichteten Bildgebung verwendet. Der<br />

auffallendste Unterschied zur Spinecho-Technik ist<br />

das helle Fettsignal selbst in stark T2-gewichteten Bildern. (T1-gewichtete TurboSE-Sequenzen werden<br />

zum Beispiel zur Aufnahme der Wirbelsäule<br />

benutzt.)<br />

Je länger der Echozug bei festem TR, um so kürzer ist<br />

die Messzeit. Dann können wir simultan nur weniger<br />

Schichten aufnehmen. Auch ist der T2-Zerfall stärker.<br />

Dies kann die Auflösung in Phasenkodierrichtung<br />

verringern, besonders bei Geweben mit kurzem T2 .<br />

Um das Auffinden auch kleiner Hämorrhagien z.B.<br />

im Gehirn zu sichern, verwendet man zur<br />

Kontrastverbesserung ein längeres TR <strong>und</strong> eine<br />

höhere Auflösung. Die Messzeitverkürzung ist dann<br />

zwar mit beispielsweise Faktor 6 geringer als der<br />

Turbofaktor von 15, aber immer noch eine<br />

signifikante Beschleunigung.<br />

TurboSE-Sequenzen bieten einen besseren Kontrast<br />

zwischen weißer <strong>und</strong> grauer Gehirnsubstanz.<br />

Gerade im neuroradiologischen Bereich möchte<br />

man nicht mehr auf die hochauflösenden<br />

Möglichkeiten einer TurboSE-Sequenz verzichten.<br />

Bildvergleich T 2 -Spinecho<br />

T 2 -Turbo-Spinecho


Turbo-Messung mit Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />

Parallele<br />

Akquisitionstechniken<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Eine TurboSE-Sequenz erzeugt eine<br />

Serie von Spinechos je Anregung.<br />

Das ist der Echozug.<br />

Der k-Raum ist segmentiert. Bei einem<br />

Echozug von beispielsweise 15 Echos<br />

(= Turbofaktor) benötigt man nur<br />

noch 17 Anregungspulse. Auf diese<br />

Weise wird die Messzeit signifikant<br />

verkürzt.<br />

TurboSE-Sequenzen werden<br />

vorwiegend in der T2-gewichteten Bildgebung eingesetzt.<br />

Ausblick<br />

Eine Weiterentwicklung<br />

der<br />

TurboSE-Technik<br />

bietet die Kombination<br />

mit einem<br />

Inversionspuls<br />

(Turbo Inversion<br />

Recovery, TIR), die<br />

Kombination mit<br />

Half-Fourier-<br />

Bildgebung (Half<br />

Fourier Acquired<br />

Single Shot Turbo<br />

Spin Echo, HASTE)<br />

oder der zusätzliche<br />

Einbau von<br />

Gradientenechos<br />

(Turbo Gradient Spin<br />

Echo, TurboGSE).


5 Die schnelle Bildgebung<br />

165<br />

Ultraschnell mit Echoplanarer Bildgebung (EPI)<br />

Die Echoplanare Bildgebung (EPI, Echoplanar Imaging) ist die zur Zeit schnellste<br />

MR-Bildgebungstechnik. Geschwindigkeit ist ihr Hauptmerkmal. In der gleichen<br />

Zeit, in der eine konventionelle schnelle Pulssequenz ein einziges Bild erzeugt,<br />

nimmt EPI eine ganze Serie von Bildern auf.<br />

Nur ein Schuss ...<br />

EPI ist ein EINZELSCHUSS-VERFAHREN<br />

(Single Shot). Das heißt, eine EPI-Sequenz<br />

verwendet zur Messung eines ganzen<br />

Bildes nur noch einen einzigen<br />

Anregungspuls.<br />

Der Auslesegradient wird bipolar<br />

geschaltet. Er erzeugt innerhalb des FIDs<br />

einen vollständigen Echozug von<br />

ansteigenden <strong>und</strong> abfallenden<br />

Gradientenechos mit wechselnden<br />

Vorzeichen. Die Anzahl der<br />

Gradientenechos ergibt den EPI-FAKTOR.<br />

Wegen des schnellen T2 *-Abfalls des FIDs<br />

bleibt zur Erzeugung der Echos nur etwa<br />

100 ms Zeit. Daher wird das Auslesen im<br />

allgemeinen auf 64 bis 128 Echos<br />

beschränkt.<br />

Die EPI-Matrix ist somit zwischen 64 × 64<br />

<strong>und</strong> 128 × 128 groß, entsprechend<br />

beträgt der EPI-Faktor 64 bis 128.<br />

Die EFFEKTIVE ECHOZEIT TEeff fällt mit dem<br />

Signalmaximum zusammen.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit Echoplanarer Bildgebung (EPI)<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />

Parallele<br />

Akquisitionstechniken<br />

Zwischen den einzelnen Gradientenechos<br />

wird der Phasenkodiergradient kurz<br />

geschaltet, um in die nächste Rohdatenzeile<br />

zu gelangen (»Blips«). Die Messmatrix<br />

wird im »Zick-Zack« abgetastet<br />

(mäanderförmig).<br />

Auf diese Weise können wir mit<br />

EPI-Sequenzen diagnostische Bilder in nur<br />

50 bis 100 Millisek<strong>und</strong>en aufnehmen.<br />

Diese Bilder sind völlig frei von<br />

Bewegungsartefakten. Daher eignet sich<br />

EPI zum Beispiel zur Untersuchung<br />

dynamischer Vorgänge <strong>und</strong> zur<br />

diffusionsgewichteten Bildgebung,<br />

welche Bewegung in molekularer<br />

Größenordnung darstellt.<br />

Anwendung findet EPI vor allem in der<br />

Diffusion <strong>und</strong> Hirnperfusion <strong>und</strong> in der<br />

funktionellen Neurobildgebung (BOLD<br />

Imaging).


5 Die schnelle Bildgebung<br />

167<br />

Kontraste mit Single-Shot-EPI<br />

EPI ist im Gr<strong>und</strong>e ein Auslesemodul.<br />

Das EPI-Sequenzschema lässt sich mit beliebigen<br />

Präparationspulsen kombinieren (Spinecho,<br />

Inversion Recovery u.a.). Auf diese Weise können wir<br />

mit EPI-Sequenzen vielfältige Kontraste erzielen. Da<br />

die Echos mit T2 * abfallen, besitzen die Bilder immer<br />

auch einen T2 *-Anteil, der je nach Gr<strong>und</strong>kontrast<br />

unterschiedlich stark ins Gewicht fällt.<br />

Als Einzelschussverfahren (single shot) zeigt EPI<br />

keinerlei T1-Kontrast. EPI-FID-SEQUENZEN erzeugen einen guten<br />

T2 *-Kontrast, der mit der Echozeit zunimmt.<br />

EPI-SPINECHO-SEQUENZEN verhalten sich wie<br />

konventionelle Spinecho-Sequenzen mit unendlich<br />

langem TR. Langes T2 ergibt scharfe Bilder. Bei<br />

Gewebe mit kurzem T2 kann das Bild unschärfer<br />

sein.<br />

Bildvergleich: Starker Diffusionskontrast, schwacher<br />

Diffusionskontrast<br />

EPI-DIFFUSIONSSEQUENZEN besitzen zusätzliche<br />

Diffusionsgradienten. Sie reagieren sensitiv auf<br />

molekulare Bewegung. Sie machen die<br />

Selbstdiffusion von Wasser in Gewebe sichtbar.<br />

Der Vorteil der ultraschnellen EPI-Messung:<br />

Körperbewegungen werden eingefroren, welche bei<br />

konventionellen Sequenzen Artefakte erzeugen<br />

würden, die den Diffusionskontrast überblenden.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit Echoplanarer Bildgebung (EPI)<br />

Segmentierte EPI-Sequenzen<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE:<br />

Parallele<br />

Akquisitionstechniken<br />

Single-Shot EPI-Sequenzen reagieren sehr<br />

empfindlich auf sogenannte »Offresonanz-Effekte«.<br />

OFFRESONANZ bedeutet, dass <strong>Spins</strong> außerhalb der<br />

angeregten Schicht zum MR-Signal beitragen. Dies<br />

kann zu Artefakten im Bild führen.<br />

Messtechnisch zeigt sich dieser Effekt als eine<br />

Verschiebung der Rohdaten in Phasenkodierrichtung.<br />

Diese Datenverschiebung wächst mit dem<br />

Echoabstand (Echo Spacing) <strong>und</strong> der Länge des<br />

Echozuges.<br />

Durch eine segmentierte Abtastung der Messmatrix<br />

(wie im vorherigen Kapitel zu TurboSE erläutert)<br />

wird der Echozug verkürzt. Die Verschiebung in<br />

Phasenkodierrichtung wird verringert <strong>und</strong> damit der<br />

sichtbare Artefakt reduziert.<br />

Bildvergleich: Single-Shot EPI-Bild mit<br />

Verzerrungsartefakt, das segmentierte EPI-Bild<br />

(rechts) zeigt eine deutliche Reduktion der<br />

Verzerrungen im Bereich der Augen


5 Die schnelle Bildgebung<br />

169<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />

Die Geschwindigkeit der MR-Bildgebung wird durch die Phasenkodierung begrenzt.<br />

Schnelle Pulssequenzen erreichen ihre Schnelligkeit vor allem durch zeitlich<br />

optimierte Gradientenpulse. Die maximal möglichen Schaltraten der Gradienten sind<br />

ein limitierender Faktor. Zur weiteren Steigerung der Geschwindigkeit gehen wir<br />

neue Wege: Parallele Datenakquisition mit mehreren Spulen.<br />

Nicht sequenziell ...<br />

Die üblichen schnellen Pulssequenzen<br />

nehmen ihre Daten SEQUENZIELL auf:<br />

sie füllen zeilenweise den k-Raum mit<br />

Rohdaten (vergleichbar der Arbeitsweise<br />

eines Faxgerätes). Jede einzelne Zeile<br />

benötigt eine separate Anwendung von<br />

Gradientenpulsen. Vor allem der<br />

Phasenkodiergradient stellt den zeitlichen<br />

Engpass dar.<br />

Beispiel: Um Bewegungsartefakte zu<br />

vermeiden, muss der Patient bei einer<br />

konventionellen Herzuntersuchung für<br />

jede Aufnahme etwa 20 Sek<strong>und</strong>en den<br />

Atem anhalten. Einem herzkranken<br />

Patienten ist dies oft nicht möglich.<br />

Die bisher dargestellten MR-Techniken<br />

stoßen hier an ihre Grenzen.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

... sondern parallel<br />

Möchten Sie uns bei einem Gedankenexperiment<br />

folgen? Eine HF-Spule ist ein Empfänger für die<br />

MR-Signale. Angenommen, wir würden statt einer<br />

einzigen Spule so viele räumlich angeordnete<br />

Empfänger benutzen können, wie wir Auflösung in<br />

Phasenkodierrichtung benötigen (grob vergleichbar<br />

der Arbeitsweise einer modernen Digitalkamera).<br />

Dann müssten wir eine Pulssequenz nicht<br />

wiederholen, sondern könnten vollständig auf die<br />

Phasenkodierung verzichten. Die Messzeitverkürzung<br />

wäre erheblich. Doch dies ist noch<br />

Zukunftsmusik.<br />

Im modernen klinischen Einsatz sind PARALLELE<br />

AKQUISITIONSTECHNIKEN (PAT), die mehrere<br />

Empfänger simultan verwenden (z.B. 4, 6 oder 8).<br />

Diese Anordnung mehrerer Spulenelemente nennt<br />

man ein ARRAY. ➔ Arrays werden bereits in der<br />

sequenziellen Bildgebung verwendet.<br />

In der parallelen Akquisitionstechnik dienen die<br />

Spulenelemente eines Arrays dazu, die Anzahl der<br />

Phasenkodierschritte zu verringern <strong>und</strong> damit die<br />

Messzeit zu verkürzen. Der Beschleunigungsfaktor<br />

(PAT-FAKTOR) beträgt 2 bis 4.<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />

Das Prinzip der Arraybildgebung<br />

Die übliche Arraytechnik nimmt für jedes<br />

Spulenelement ein Arraybild auf (im Beispiel: 4).<br />

Die so entstandenen Arraybilder werden anschließend<br />

zum Gesamtbild kombiniert. Wir erreichen so eine<br />

größere Abdeckung des zu untersuchenden<br />

Körperbereichs – bei unveränderter Messzeit.


5 Die schnelle Bildgebung<br />

171<br />

Spulenkodierung ergänzt Gradientenkodierung<br />

Die Parallelen Akquisitionstechniken<br />

verwenden das Konzept des Spulenarrays.<br />

Gegenüber der üblichen Arraytechnik<br />

nutzen sie die geometrischen<br />

Eigenschaften der Arrayspulen:<br />

Die räumliche Anordnung der einzelnen<br />

Spulenelemente liefert eine zusätzliche<br />

Information über die Herkunft der<br />

MR-Signale.<br />

Wenn die Spulenelemente in Richtung der<br />

Phasenkodierung angeordnet sind,<br />

können wir diese zusätzliche Information<br />

nutzen, um auf einen Teil der zeitaufwendigen<br />

Phasenkodierschritte zu<br />

verzichten. Anders gesagt, ergänzen wir<br />

die Ortskodierung über die Gradienten<br />

durch eine Kodierung über die Spulen.<br />

Die zwei wesentlichen Verfahren sind<br />

SENSE <strong>und</strong> SMASH. Sie unterscheiden sich<br />

dadurch, dass SENSE auf den Bilddaten,<br />

SMASH auf den Rohdaten operiert.<br />

Die Eigenschaften von SENSE <strong>und</strong> SMASH<br />

sind etwas verschieden. Es hängt von der<br />

jeweiligen Applikation, der verwendeten<br />

Spule <strong>und</strong> der Schichtorientierung ab,<br />

welches Verfahren die besseren<br />

Ergebnisse liefert.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

iPAT: Die <strong>Siemens</strong>-Lösung<br />

Die <strong>Siemens</strong>-spezifische Implementierung der<br />

Parallelen Akquisitionstechniken heißt iPAT<br />

(integrated Parallel Acquisition Techniques).<br />

iPAT erlaubt entweder höhere Geschwindigkeit bei<br />

gleicher Bildauflösung oder höhere Auflösung bei<br />

gleicher Messzeit.<br />

Die verkürzte Messzeit ist bei zeitkritischen<br />

Untersuchungen besonders wertvoll<br />

(Herzbildgebung in Echtzeit, kontrastverstärkte<br />

Angiographie, Perfusionsmessung).<br />

Die Echozüge einer EPI-Sequenz werden verkürzt.<br />

Dies verbessert die Bildqualität, vermindert<br />

Verschmierungen <strong>und</strong> Verzerrungen im Bild.<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />

Dynamische MR-Angiographie mit iPAT.<br />

Jeder einzelne 3D-Datensatz wurde in nur etwa<br />

2 Sek<strong>und</strong>en gemessen. Mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Genehmigung der Northwestern University,<br />

Illinois.


5 Die schnelle Bildgebung<br />

173<br />

SENSE: Reduzieren <strong>und</strong> somit überfalten<br />

Der SENSE-Algorithmus (Sensitivity<br />

Encoding) rekonstruiert das MR-Bild aus<br />

den Bilddaten der einzelnen<br />

Spulenelemente.<br />

Bei der Messung werden jeweils mehrere<br />

Phasenkodierschritte übersprungen.<br />

Beispielsweise wird nur jede<br />

2. Rohdatenzeile mit einem Echo gefüllt.<br />

Dies ist nichts anderes als eine Messung<br />

mit reduziertem ➔ Messfeld. Das<br />

reduzierte Bild eines Spulenelements<br />

zeigt dann periodische Überfaltungen aus<br />

Bereichen außerhalb des Messfelds –<br />

ungefähr so, als würden Sie einen Diafilm<br />

mehrmals falten.<br />

Dieses Verhalten ergibt sich prinzipiell aus<br />

der Periodizität der angewandten Fourier-<br />

Technik (Frequenz- <strong>und</strong> Phasenkodierung):<br />

Jedes Pixel im reduzierten<br />

Bild ist eine Überlagerung von Pixeln eines<br />

gefalteten Gesamtbildes.<br />

Normal<br />

Reduziert<br />

Das reduzierte Bild eines Phantoms zeigt periodische<br />

Überfaltungen aus den Bereichen außerhalb des Messfelds.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

Messfeld, Auflösung <strong>und</strong> Abtastrate<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />

Das MESSFELD (FOV, Field of View) ist der Ausschnitt in der gemessenen<br />

Schicht, der im Bild dargestellt werden soll, z.B. 25 cm × 25 cm. Bei einer<br />

Matrix von 256 × 256 Pixeln hat jeder Pixel etwa 1 mm Kantenlänge.<br />

Dies entspricht der maximalen AUFLÖSUNG im Bild.<br />

Die ABTASTRATE ist der Kehrwert des Messfelds:<br />

∆k = 1/FOV<br />

In diesem Fall 1/25 cm. Das ist ein Phasenkodierschritt<br />

in der Einheit der Ortsfrequenz.<br />

Wenn wir die Schritte, also die Abtastrate<br />

vergrößern, dabei die Auflösung<br />

beibehalten, wird das Messfeld entsprechend<br />

verkleinert (in der Grafik um Faktor 2).<br />

Würden wir dagegen das FOV beibehalten,<br />

würde die Auflösung im Bild in Richtung der<br />

Phasenkodierung zwangsweise verringert.


5 Die schnelle Bildgebung<br />

175<br />

SENSE: Überfalten <strong>und</strong> entfalten<br />

Das ist der Unterschied zum gefalteten<br />

Diafilm: Da ein Spulenelement nicht<br />

homogen ist, sondern ein räumliches<br />

SENSITIVITÄTSPROFIL besitzt, sind die<br />

Überfaltungspixel nicht alle gleich stark<br />

im Bild vertreten, sondern mit der<br />

örtlichen Spulensensitivität gewichtet.<br />

Wir fragen uns: Wie finden wir aus einem<br />

überfalteten Bild das ungefaltete<br />

Gesamtbild?<br />

Wenn wir nur ein einziges überfaltetes<br />

Bild besitzen, ist eine eindeutige<br />

Entfaltung nicht möglich. Wir können die<br />

Überfaltung allenfalls durch ➔<br />

Oversampling vermeiden. Wenn wir<br />

dagegen über mehrere Spulen parallel<br />

mehrere überfaltete Bilder messen,<br />

können wir die Überfaltungen über einen<br />

Rechentrick wieder rückgängig machen.<br />

Das ist die Gr<strong>und</strong>idee des SENSE-<br />

Algorithmus. Die Implementation des<br />

SENSE-Algorithmus bei <strong>Siemens</strong> heißt<br />

mSENSE (modified SENSE).<br />

Spulenprofil<br />

Eine Spule misst<br />

überfaltete Pixel<br />

Der gleiche Pixel<br />

über zwei Spulen<br />

gemessen


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

Der SENSE-Algorithmus berechnet aus den<br />

einzelnen Überfaltungsbildern das ungefaltete<br />

Gesamtbild. Hierzu werden Pixel für Pixel in den<br />

reduzierten Bildern die Signalanteile aus den<br />

einzelnen Raumpositionen separiert.<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />

Überfaltung <strong>und</strong> Oversampling<br />

Ein vertrauter Artefakt: Wenn das<br />

Messfeld kleiner gewählt wurde<br />

als die Objektgröße, sind<br />

ÜBERFALTUNGEN von Strukturen<br />

außerhalb des Messfelds im Bild zu<br />

sehen.<br />

Durch Erhöhung der Abtastrate<br />

(OVERSAMPLING) können wir den<br />

Überfaltungseffekt eliminieren<br />

(Beispiel: 512 statt 256).<br />

Bildvergleich<br />

zur<br />

Überfaltung<br />

Prinzip des<br />

Oversampling


5 Die schnelle Bildgebung<br />

177<br />

SMASH: Harmonische im k-Raum<br />

Im Gegensatz zu SENSE rekonstruiert<br />

SMASH (Simultaneous Acquisition of<br />

Spatial Harmonics) das MR-Bild aus den<br />

Rohdaten. Auch hier werden zunächst wie<br />

bei SENSE Phasenkodierschritte übersprungen.<br />

Die fehlenden Rohdatenzeilen<br />

werden aber durch einen funktionalen<br />

Trick ergänzt.<br />

Erinnern Sie sich: Die Werte im k-Raum<br />

sind Ortsfrequenzen, sie entsprechen<br />

Streifenmustern im Bild. Die Streifenmuster<br />

sind nichts anderes als periodisch im<br />

Messobjekt wiederkehrende Strukturen,<br />

genau genommen räumliche Wellenmuster.<br />

Die Phasenkodierung erzeugt tatsächlich<br />

solche Wellenmuster der Spinphasen.<br />

Angenommen, eine Empfangsspule hätte<br />

ein Spulenprofil, das genau solch einem<br />

Wellenmuster entspricht, wäre der entsprechende<br />

Phasenkodierschritt unnötig.<br />

Statt der Phasenkodierung könnte man<br />

theoretisch auch – wenn dies technisch<br />

möglich wäre – ein welliges Spulenprofil<br />

schrittweise steigern. Dies hätte den<br />

gleichen Effekt.<br />

Harmonische


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

Es lässt sich zeigen: Wenn eine Empfangsspule ein<br />

Spulenprofil in Form einer Sinuskurve über das<br />

Messfeld aufweist, entspricht diese Sensitivität<br />

genau einem Phasenkodierschritt. In Anlehnung an<br />

die akustischen Wellen nennt man dieses Profil auch<br />

die 1. HARMONISCHE. Eine Sinuskurve mit doppelter<br />

Frequenz ist dann die 2. Harmonische (sozusagen<br />

»eine Oktave höher«). Dies entspricht dem<br />

doppelten Phasenkodierschritt usw.<br />

Das Raffinierte an der SMASH-Technik ist, dass wir<br />

diese räumlichen Harmonischen durch gewichtete<br />

Überlagerungen der Spulenprofile eines Arrays<br />

erzeugen können! Mit jeder dieser Harmonischen<br />

lässt sich ein künstliches Echo synthetisieren <strong>und</strong> so<br />

die fehlende Rohdatenzeile füllen. Wir benötigen<br />

lediglich 4 Harmonische, um die jeweils 4 fehlenden<br />

Phasenkodierschritte zu ergänzen.<br />

Die Weiterentwicklung des SMASH-Algorithmus<br />

durch <strong>Siemens</strong> heißt GRAPPA (Generalized<br />

Autocalibrating Partially Parallel Acquisition).<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken<br />

0. Harmonische<br />

1. Harmonische


5 Die schnelle Bildgebung<br />

179<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Mit iPAT werden Phasenkodierschritte<br />

übersprungen <strong>und</strong> auf diese Weise die<br />

Messzeit verkürzt. Dies entspricht im Prinzip<br />

der Aufnahme eines reduzierten Messfelds in<br />

der konventionellen Bildgebung.<br />

Mit Hilfe der einzelnen Spulenprofile<br />

werden die fehlenden Kodierungen ergänzt,<br />

entweder im Bildraum oder bereits im<br />

k-Raum.<br />

mSENSE<br />

Jedes einzelne Spulenelement erzeugt nach<br />

Fourier-Transformation der Rohdaten ein<br />

überfaltetes Bild. Aus den<br />

Überfaltungsbildern wird das Ergebnisbild<br />

durch den mSENSE-Algorithmus<br />

rekonstruiert.<br />

GRAPPA (SMASH)<br />

Man wendet zunächst den GRAPPA-<br />

Algorithmus auf die unterabgetasteten<br />

Rohdaten an <strong>und</strong> erzeugt einen<br />

vervollständigten Rohdatensatz mit Hilfe<br />

synthetischer Echos. Aus diesen Rohdaten<br />

wird durch Fourier-Transformation das<br />

MR-Bild rekonstruiert.


Turbo-Messung mit<br />

Turbo-Spinechos<br />

Ultraschnell mit<br />

Echoplanarer<br />

Bildgebung (EPI)<br />

SMASH <strong>und</strong> SENSE: Parallele Akquisitionstechniken


6181


System-Bauweisen Die System-<br />

Komponenten<br />

MR-Systeme<br />

<strong>und</strong> ihre<br />

Komponenten<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Die klinische Praxis kennt eine Vielzahl<br />

leistungsfähiger Kernspintomographen<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

unterschiedlicher technischer Ausführung.<br />

Wir können diese leicht nach der System-<br />

Bauweise unterscheiden.<br />

Unabhängig von der Bauweise <strong>und</strong><br />

anderer Unterscheidungsmerkmale besitzen<br />

alle MR-Systeme wesentliche gemeinsame<br />

Komponenten.<br />

Die Bauweisen <strong>und</strong> Komponenten von<br />

MR-Systemen sind Gegenstand dieses Kapitels.


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

183<br />

System-Bauweisen<br />

Eine einfache Einteilung der gegenwärtigen MR-Systeme bietet die<br />

System-Bauweise. Wir unterscheiden zwischen röhrenförmigen Systemen,<br />

offenen Systemen <strong>und</strong> Spezialsystemen.<br />

Röhrenförmige Systeme<br />

Bei einem röhrenförmigen System wird<br />

das Magnetfeld innerhalb einer Röhre<br />

erzeugt, der MAGNETRÖHRE. Röhrenförmige<br />

Systeme sind GANZKÖRPER-<br />

SYSTEME, es lassen sich alle Regionen des<br />

Körpers untersuchen.<br />

Vorteilhaft an dieser Bauweise ist das<br />

starke Magnetfeld mit einer hohen<br />

Homogenität. Nachteilig ist der<br />

eingeschränkte Raum: Patienten liegen<br />

während der Untersuchung in der Röhre.<br />

Sie können sich eingeengt <strong>und</strong> unwohl,<br />

Kinder zusätzlich alleingelassen fühlen.<br />

Operative Eingriffe bei laufender<br />

MR-Untersuchung sind möglich, wenn<br />

der Patient wieder ein Stück aus dem<br />

<strong>Magnete</strong>n herausgefahren wird.


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Offene Systeme<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Die Nachteile der röhrenförmigen<br />

Systeme führten dazu, neue Wegen zu<br />

beschreiten, um offene, patientenzugänglichere<br />

Systeme zu bauen. Sie<br />

ermöglichen ebenso wie die<br />

röhrenförmigen Systeme die<br />

Untersuchung aller Körperregionen.<br />

Offene Systeme eignen sich darüber<br />

hinaus vor allem für interventionelle<br />

Verfahren <strong>und</strong> beispielsweise für<br />

Bewegungsstudien der Gelenke.<br />

Bis zu drei Seiten werden bei offenen<br />

Systemen für einen direkten Zugang offen<br />

gehalten. Durch ihre Bauweise besitzen<br />

sie in den meisten Fällen eine geringere<br />

Feldstärke <strong>und</strong> geringere Homogenität als<br />

röhrenförmige Systeme.<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

185<br />

Spezialsysteme<br />

Im klinischen Bereich werden<br />

Spezialsysteme überwiegend für<br />

Untersuchungen an den Extremitäten <strong>und</strong><br />

Gelenken verwendet.<br />

Klinische Spezialsysteme besitzen eine<br />

auf ihre Einsatzbereiche beschränkte,<br />

meist niedrige Feldstärke.<br />

Weitere Spezialsysteme werden in der<br />

Forschung verwendet (z.B. Hochfeldsysteme<br />

mit kleiner Röhre für Tierexperimente<br />

<strong>und</strong><br />

Probenuntersuchungen).


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

187<br />

Die System-Komponenten<br />

Gehen wir zunächst vom Messprinzip aus. Einem homogenen statischen<br />

Magnetfeld werden zur Bildgebung magnetische Feldgradienten <strong>und</strong> HF-Pulse<br />

überlagert. Das typische MR-System besteht aus drei Komponenten oder<br />

Subsystemen: dem Hauptfeld-<strong>Magnete</strong>n, dem Gradientensystem <strong>und</strong> dem<br />

Hochfrequenzsystem.<br />

Das Magnetsystem<br />

Die Komponenten des Magnetsystems<br />

sind im Untersuchungsraum angeordnet.<br />

Der Raum ist gegen störende magnetische<br />

<strong>und</strong> hochfrequente Strahlung von außen<br />

abgeschirmt. Ebenso verhindert die<br />

Abschirmung, dass die durch das<br />

Magnetsystem verursachten Magnet- <strong>und</strong><br />

Hochfrequenzfelder Geräte oder<br />

Gegenstände außerhalb des<br />

Untersuchungsraums beeinflussen<br />

können. Störungen von Funk- <strong>und</strong><br />

Radiokanälen werden vermieden,<br />

empfindliche Geräte sind geschützt.<br />

Das Computersystem<br />

Um MR-Bilder von hoher Qualität<br />

erzeugen <strong>und</strong> auswerten zu können,<br />

müssen die drei Subsysteme gesteuert<br />

<strong>und</strong> die gemessenen Ergebnisse<br />

visualisiert werden. Hierzu dient ein<br />

leistungsfähiges Computersystem. Es<br />

umfasst:<br />

• den Bildrechner,<br />

• den Steuerrechner mit Konsole <strong>und</strong><br />

• die Steuer- <strong>und</strong> Auswertungssoftware.<br />

Magnet mit Patientenliege<br />

Gradientensystem<br />

Hochfrequenzsystem<br />

Computersystem<br />

Bedien- <strong>und</strong> Auswertkonsole


Die System-Komponenten<br />

System-Bauweisen Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

G<br />

HF<br />

C<br />

HF-Spulen<br />

Gradienten-<br />

Spulen<br />

Empfangsverstärker<br />

Sendeverstärker<br />

Steuerrechner<br />

Bildrechner<br />

senden<br />

empfangen<br />

x<br />

y<br />

z<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Datensicherung<br />

Zur weiteren Nachbearbeitung <strong>und</strong><br />

Auswertung dient die Dokumentation<br />

<strong>und</strong> Datensicherung der Ergebnisse, je<br />

nach Aufgabenstellung als Kurzzeit- oder<br />

Langzeitspeicherung. Sie erfolgt:<br />

• auf Festplatten des Steuerrechners<br />

• im Archivsystem<br />

• auf externen Medien<br />

(analog <strong>und</strong> digital)


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

189<br />

Der Hauptfeld-Magnet<br />

Das zur MR-Bildgebung benötigte homogene Magnetfeld wird durch einen starken<br />

<strong>Magnete</strong>n erzeugt. Dieser Magnet ist die wichtigste <strong>und</strong> zugleich kostspieligste<br />

Komponente des MR-Systems.<br />

Magnetfeldtypen<br />

Heute werden vor allem zwei Typen von<br />

<strong>Magnete</strong>n eingesetzt:<br />

• Permanentmagnete mit einer<br />

magnetischen Induktion<br />

(»Feldstärke«) zwischen 0,01 <strong>und</strong><br />

0,35 Tesla <strong>und</strong><br />

• supraleitende <strong>Magnete</strong>, die Feldstärken<br />

von 0,5 bis 3,0 Tesla erreichen<br />

(für Forschungssysteme auch bis 7 T<br />

<strong>und</strong> mehr)<br />

Normalleitende Elektromagnete werden<br />

heute kaum noch verwendet.


Der Hauptfeld-Magnet<br />

System-Bauweisen Die System-<br />

Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

Komponenten<br />

System<br />

Permanentmagnete<br />

Permanentmagnete bestehen aus<br />

großen Blöcken einer ferromagnetischen<br />

Legierung, z.B. in der Form eines<br />

Hufeisenmagneten (C-Form).<br />

Die Polschuhe liegen über bzw. unter dem<br />

Patienten. In den Polschuhen ist das<br />

Material des Permanentmagneten<br />

eingebaut. Das Hauptfeld liegt somit<br />

senkrecht zur langen Körperachse. Auf<br />

diese Weise wird ein kleiner Polschuhabstand<br />

<strong>und</strong> damit eine hohe<br />

Feldhomogenität erzielt. Diese Form<br />

erlaubt den Einsatz bei offenen Systemen,<br />

z.B. MAGNETOM Concerto.<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

Permanentmagnete besitzen ein<br />

dauerhaftes Magnetfeld. Sie benötigen<br />

eine stabile Betriebstemperatur, damit ein<br />

ausreichend hohes homogenes Feld<br />

garantiert werden kann. Da es sich nicht<br />

um Elektromagneten handelt, sind die<br />

Betriebskosten eines Permanentmagneten<br />

gering. Allerdings ist die<br />

erreichbare Feldstärke auf unter 0,5 Tesla<br />

begrenzt.


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

191<br />

Supraleitende <strong>Magnete</strong><br />

Ein supraleitender Magnet ist ein<br />

Elektromagnet. Sein starkes Magnetfeld<br />

wird durch große stromdurchflossene<br />

Spulen erzeugt. Der Leiterdraht der<br />

Spulen besteht nicht wie üblich aus<br />

Kupfer, sondern aus einer tiefgekühlten<br />

Niob-Titan-Legierung, die in Kupfer<br />

eingebettet ist. Als Kühlmittel verwendet<br />

man flüssiges Helium, eventuell zur<br />

Vorkühlung flüssigen Stickstoff.<br />

Supraleitende <strong>Magnete</strong> werden<br />

vorwiegend für röhrenförmige Systeme<br />

verwendet. Das Magnetfeld liegt dabei in<br />

der Spulenmitte einer Röhre, parallel zur<br />

langen Körperachse.<br />

Gegenüber einem gewöhnlichen Elektromagneten muss<br />

ein supraleitender Magnet lediglich einmal bis zur<br />

gewünschten Feldstärke mit Strom geladen werden.<br />

Zur Aufrechterhaltung des Feldes benötigt er anschließend<br />

keine weitere Stromzufuhr.


Der Hauptfeld-Magnet<br />

System-Bauweisen Die System-<br />

Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

Komponenten<br />

System<br />

Was bedeutet supraleitend?<br />

Bei gewöhnlichen Temperaturen besitzt<br />

jeder elektrischer Leiter einen<br />

Widerstand. Elektrischer Strom, der in<br />

einem solchen Leiter fließt, würde ohne<br />

ständigen Energienachschub abklingen.<br />

Supraleiter dagegen setzen dem<br />

elektrischen Strom bei sehr tiefen<br />

Temperaturen nahe dem absoluten<br />

Nullpunkt (0 Kelvin = –273 °C) keinen<br />

Widerstand mehr entgegen. Ein einmalig<br />

eingespeister Strom kann über sehr lange<br />

Zeit – über Jahre hinweg – mit konstant<br />

hoher Stromstärke fließen (über<br />

400 Ampere), ohne dass er weitere<br />

zugeführte elektrische Leistung benötigt.<br />

Hierzu muss der Leiter ständig auf tiefen<br />

Temperaturen gehalten werden.<br />

Supraleitende <strong>Magnete</strong> in Röhrenform<br />

erreichen Feldstärken von mehr als<br />

7 Tesla (Hochfeld-Systeme). Es gibt auch<br />

supraleitende <strong>Magnete</strong> für offene<br />

Systeme bis 1 Tesla Feldstärke.<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

193<br />

Ultra-Hochfeld-<strong>Magnete</strong><br />

Die derzeit optimale Feldstärke für die<br />

klinische Bildgebung liegt bei 1,5 Tesla.<br />

Mittlerweile sind auch röhrenförmige<br />

Systeme mit einer Feldstärke von bis zu<br />

3 Tesla im klinischen Einsatz.<br />

Diese Ultra-Hochfeld-Systeme bringen<br />

folgende Vorteile mit sich:<br />

• Höhere Bildqualität durch ein besseres<br />

Signal-zu-Rausch-Verhältnis<br />

• Kürzere Messzeiten minimieren<br />

Bewegungsartefakte <strong>und</strong> verkürzen die<br />

Untersuchungen<br />

• Höhere Auflösungen erlauben<br />

detailreichere Aufnahmen<br />

• Prozesse auf Molekular-Ebene können<br />

besser sichtbar gemacht werden<br />

(Molecular Imaging)<br />

MR-Systeme mit einer Feldstärke von 7 bis<br />

8 Tesla <strong>und</strong> mehr bilden heute die obere<br />

Grenze. Sie dienen zur Zeit nur zu<br />

Forschungszwecken.


Der Hauptfeld-Magnet<br />

System-Bauweisen Die System-<br />

Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

Komponenten<br />

System<br />

Die Shimmung des Hauptfelds<br />

Wichtigstes Qualitätskriterium für einen <strong>Magnete</strong>n<br />

ist die Homogenität seines Hauptfeldes.<br />

Inhomogenitäten verfälschen die Ortskodierung<br />

<strong>und</strong> damit die Schichtgeometrie: Das MR-Bild zeigt<br />

dann Verzerrungen in der Schichtebene oder<br />

Verwerfungen der Schichtebene.<br />

Um diese Bildfehler zu verhindern, muss das<br />

Magnetsystem homogenisiert werden. Zu diesem<br />

Zweck wird der Magnet in mehreren Stufen<br />

»geshimmt«. Nach der Vorgehensweise<br />

unterscheidet man zwischen passivem <strong>und</strong> aktivem<br />

Shim:<br />

PASSIVER SHIM: Man bringt hierzu kleine Eisenplatten<br />

so im <strong>Magnete</strong>n an, dass inhomogene Bereiche <strong>und</strong><br />

Verzerrungen des Magnetfelds ausgeglichen<br />

werden. Abweichungen auf Gr<strong>und</strong> von Fertigungstoleranzen<br />

werden kompensiert <strong>und</strong> das System an<br />

die örtlichen Gegebenheiten angepasst.<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

AKTIVER SHIM: Hierzu dienen mehrere auf einem<br />

Shimrohr im <strong>Magnete</strong>n angebrachte SHIM-SPULEN.<br />

Zum Shimmen justiert man kleine statische Ströme<br />

mit unterschiedlicher Amplitude <strong>und</strong> Polarität.<br />

Hierdurch werden kleine Magnetfelder erzeugt,<br />

welche auch geringe Inhomogenitäten des<br />

Hauptfeldes kompensieren. Störungen des<br />

Magnetfelds durch den Patienten selbst werden<br />

eliminiert.<br />

Beim aktiven Shim kann man verschiedene<br />

Verfahren anwenden, beispielsweise:<br />

• 3D-SHIM: Das Shim-Volumen wird auf den<br />

Untersuchungsbereich eingegrenzt. Nur in<br />

diesem Bereich erfolgt die Optimierung der<br />

Homogenität.<br />

• INTERAKTIVER SHIM: Shimströme werden<br />

individuell für eine gewählte HF-Pulssequenz<br />

eingestellt <strong>und</strong> optimiert (Anwendung in der<br />

Spektroskopie).<br />

Bei supraleitenden <strong>Magnete</strong>n variiert das Hauptfeld<br />

nach dem Shimmen um weniger als 4 ppm (parts<br />

per million) innerhalb des Messfeldes (meist etwa<br />

50 cm Durchmesser).


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

195<br />

Das Gradientensystem<br />

Die MR-Anlage besitzt drei Gradienten-Spulenanordnungen für alle drei<br />

Raumrichtungen (x, y <strong>und</strong> z). Die Gradientenspulen erzeugen kein permanentes<br />

Magnetfeld, sondern werden kurzzeitig während der Untersuchung zugeschaltet.<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Die Gradientenspulen werden von<br />

speziellen Netzgeräten angetrieben, den<br />

GRADIENTENVERSTÄRKERN. Leistungsfähige<br />

Gradientenverstärker müssen Ströme bis<br />

zu 500 Ampere mit hoher Genauigkeit<br />

<strong>und</strong> Stabilität in extrem kurzen Zeiten<br />

schalten. Hierbei wirken starke<br />

mechanische Kräfte auf die<br />

Gradientenspulen (wie bei einem<br />

Lautsprecher). Das ist der Gr<strong>und</strong> für das<br />

typische Klopfgeräusch während der<br />

Messung. Durch geeignete Maßnahmen<br />

werden diese Geräusche gedämpft.<br />

Die Leistungsfähigkeit eines<br />

Gradientensystems wird durch die<br />

maximale Amplitude (maximale Leistung)<br />

<strong>und</strong> minimale Anstiegszeit, in der sie<br />

erreicht wird, charakterisiert. Aus beiden<br />

Angaben lässt sich die ANSTIEGSRATE<br />

berechnen. Diese Kennzahl wird auch als<br />

SR (SLEW RATE) bezeichnet. Sie ermöglicht<br />

einen schnellen Vergleich der<br />

Leistungsfähigkeit von Gradientensystemen.


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Das Gradientensystem<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

Haupt-Magnetfeld maximale Amplitude Anstiegszeit<br />

Anstiegsrate, SR<br />

(in Millitesla/Meter) (in Millisek<strong>und</strong>en) (in Tesla/Meter/Sek<strong>und</strong>e)<br />

Hochfeld (1–2 T) 20–40 mT/m 0,4–0,2 ms 50–200 T/m/s<br />

Ultra-Hochfeld (3 T) 40 mT/m 0,1 ms 200–400 T/m/s<br />

Gradientensystem-Familie<br />

MR-Systeme kann man durch ein Upgrade des<br />

bestehenden Gradientensystems auf ein höheres<br />

Leistungsniveau bringen. Die Gradientensystem-<br />

Familie Maestro-Class von <strong>Siemens</strong> umfasst vier<br />

austauschbare Spulensysteme:<br />

• Ultra (SR: 50)<br />

• Sprint (SR: 75)<br />

• Quantum (SR: 125)<br />

• Sonata (SR: 200)<br />

Bei gestiegenen Ansprüchen an ein vorhandenes<br />

MR-System ist der Upgrade des Gradientensystems<br />

eine kostengünstige Lösung. Die teuerste<br />

Komponente des Systems, den Hauptfeld-<br />

<strong>Magnete</strong>n, kann man weiterhin verwenden.


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

197<br />

Das Hochfrequenz-System<br />

Die Kernspins des Körpergewebes werden durch gepulste magnetische<br />

Hochfrequenz-Felder angeregt. Diese HF-Pulse werden gesendet, das von den<br />

<strong>Spins</strong> abgegebene MR-Signal muss empfangen werden. Hierzu dient das<br />

Hochfrequenz-System des Kernspintomographen.<br />

Übersicht Die HF-Antennen (Spulen)<br />

Das HF-System einer MR-Anlage besteht<br />

aus<br />

• den HF-Antennen (Spulen),<br />

• dem HF-Sendeverstärker<br />

(inkl. Pulserzeugung),<br />

• dem HF-Empfangsverstärker.<br />

Die zur Resonanzanregung verwendeten<br />

Sende- <strong>und</strong> Empfangsantennen nennt<br />

man SPULEN oder auch Resonatoren. Die<br />

Spulen können unterschiedlichste Größe<br />

<strong>und</strong> Form besitzen.<br />

Eine KÖRPERSPULE ist in das MR-System<br />

fest integriert <strong>und</strong> übernimmt die<br />

Funktion eines Ganzkörper-<br />

Antennensystems. Die Körperspule<br />

besitzt ein großes Messfeld.


System-Bauweisen<br />

Sonderspulen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Je nach untersuchtem Körperbereich schließt man<br />

zusätzliche SONDERSPULEN an <strong>und</strong> positioniert sie<br />

lokal am Körper des Patienten. Die Form einer<br />

Sonderspule ist auf das jeweilige Einsatzgebiet<br />

abgestimmt.<br />

Der FÜLLFAKTOR, das Verhältnis zwischen dem<br />

empfindlichen Volumen der Spule <strong>und</strong> dem vom<br />

Patienten ausgefüllten Teil, soll möglichst groß sein.<br />

Der Wirkungsgrad einer Spule wird dadurch erhöht.<br />

Das Hochfrequenz-System<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

Homogenität des HF-Feldes<br />

Bei einer Sendespule ist die Homogenität des<br />

HF-Feldes im Anregungsvolumen ein wichtiges<br />

Qualitätskriterium. Alle betroffenen Atomkerne<br />

sollen die gleiche Anregung erfahren. Bei Hauptfeld-<br />

<strong>Magnete</strong>n mit axialer horizontaler Feldachse<br />

erreicht man die Homogenität des HF-Feldes am<br />

besten mit sattel- oder zylinderförmigen Spulen.<br />

Signal <strong>und</strong> Rauschen<br />

Eine HF-Empfangsspule empfängt nicht nur das<br />

gewünschte MR-Signal, sondern auch ein<br />

unvermeidbares RAUSCHEN. Ursache ist vor allem die<br />

Brownsche Molekularbewegung innerhalb der<br />

gemessenen Probe, sprich im Patienten. Der<br />

Rauschanteil hängt vorwiegend von der<br />

Spulengröße ab. Je größer eine Spule ist, um so<br />

mehr Rauschen empfängt sie. Kleine lokale Spulen<br />

haben daher prinzipiell ein besseres<br />

Signal-zu-Rausch-Verhältnis, allerdings bei<br />

entsprechend kleinerem Messfeld.


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

199<br />

LP- <strong>und</strong> CP-Spulen Arrayspulen, Integrated Panoramic Array (IPA)<br />

HF-Wellen sind in der Regel POLARISIERT,<br />

d.h. sie schwingen in einer Ebene.<br />

Je nach Art der Polarisation spricht man<br />

von<br />

• LP-Spulen (Linearly Polarized) oder<br />

• CP-Spulen (Circularly Polarized)<br />

Eine CP-Spule erreicht ein besseres<br />

Signal-zu-Rausch-Verhältnis als eine<br />

LP-Spule.<br />

Zur Untersuchung größerer Messbereiche<br />

verwendet man Arrayspulen. Sie vereinen ein hohes<br />

Signal-zu-Rausch-Verhältnis mit den Messfeldern<br />

großer Spulen. Arrayspulen besitzen hierzu mehrere<br />

unabhängige kleinere Spulenelemente, die sich<br />

entsprechend der Untersuchungsanordnung<br />

kombinieren lassen.<br />

<strong>Siemens</strong> hat dieses System zum Integrated<br />

Panoramic Array (IPA) weiterentwickelt. Mit IPA<br />

können je nach System bis zu 16 unabhängige<br />

CP-Spulenelemente gleichzeitig geschaltet werden.<br />

Hierdurch lassen sich verschiedene Körperregionen<br />

(z.B. Kopf, Hals <strong>und</strong> Wirbelsäule) ohne aufwendigen<br />

Spulenwechsel in einer einzigen Messung<br />

untersuchen. Die Untersuchungsdauer je Patient<br />

wird deutlich gesenkt.


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Das Hochfrequenz-System<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Computersystem Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung<br />

Der HF-Sendeverstärker Der HF-Empfangsverstärker<br />

Die Anforderungen an den HF-Sender sind<br />

hoch: Er muss während des gesamten<br />

Messvorgangs Sequenzen von HF-Pulsen<br />

wechselnder Mittenfrequenz <strong>und</strong><br />

Bandbreite präzise senden. Die<br />

Verstärkung erfolgt deshalb in zwei<br />

Stufen:<br />

• der Vorverstärker erzeugt die Signale,<br />

• der Sendeverstärker bringt die Signale<br />

auf ihre erforderliche Stärke.<br />

Nach dem Empfang wird das sehr<br />

schwache MR-Signal in einem sehr<br />

rauscharmen Verstärker verstärkt, bevor<br />

es digitalisiert <strong>und</strong> weiterverarbeitet wird.<br />

Das Signal ist um so besser, je stärker <strong>und</strong><br />

klarer es von der Spule empfangen wird.<br />

Die Signalstärke hängt unter anderem<br />

vom angeregten Volumen in der<br />

Empfangsspule <strong>und</strong> vom Abstand zum<br />

Messobjekt ab.


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

201<br />

Das Computersystem<br />

Das Computersystem wurde früher in einem eigenen Raum untergebracht.<br />

Heute sind die Einzelteile so kompakt, dass sie meist innerhalb des Bedienraums<br />

in Containern unter dem Tisch Platz finden.<br />

Der Bildrechner<br />

Bevor das verstärkte MR-Signal zur<br />

Bildberechnung weiterverarbeitet werden<br />

kann, muss es digitalisiert werden. Ein<br />

ANALOG-DIGITAL-WANDLER rechnet das<br />

analoge Signal in digitale Einzelwerte mit<br />

sehr feinen Abstufungen um: Es wird zu<br />

festen Zeitpunkten im Abstand von<br />

weniger als Mikrosek<strong>und</strong>en abgetastet.<br />

Erst mit diesen digitalisierten Messwerten<br />

kann das Computersystem arbeiten.<br />

Die Rekonstruktion eines MR-Bildes mit<br />

Hilfe der 2-dimensionalen Fourier-<br />

Transformation ist ein sehr rechenintensiver<br />

Prozess. Pro Sek<strong>und</strong>e kann ein<br />

moderner Bildrechner ca. 100 Bilder mit<br />

einer Matrix von 256 × 256 Bildpunkten<br />

rekonstruieren.<br />

Um die Leistungsfähigkeit des Prozessors<br />

voll auszuschöpfen, müssen die anderen<br />

Komponenten des Bildrechners<br />

entsprechend dimensioniert sein. Der<br />

Hauptspeicher (RAM) liegt deshalb im<br />

Gigabyte-Bereich <strong>und</strong> die Rohdaten für die<br />

Bilder werden auf schnellen Festplatten<br />

mit einer hohen Gesamtkapazität<br />

abgelegt.


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Der Steuerrechner<br />

Der Steuerrechner kontrolliert <strong>und</strong> überwacht<br />

das gesamte System (Dateneingabe, Messablauf,<br />

Bilddarstellung).<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Der Steuerrechner ist ein leistungsfähiger<br />

Mehrzweckcomputer. Um die unterschiedlichen,<br />

oft auch parallelen Aufgaben rasch abarbeiten zu<br />

können, besitzt er mehrere Prozessoren der<br />

neuesten Generation. Der Steuerrechner bestimmt<br />

letztendlich die Schnelligkeit, mit der das System auf<br />

Benutzerkommandos <strong>und</strong> Dateneingaben reagiert.<br />

Ein leistungsfähiger Steuerrechner erlaubt die<br />

gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Aufgaben<br />

(Multi-Tasking). So kann der Anwender<br />

beispielsweise während einer laufenden Messung<br />

bereits die ersten Ergebnisse am Bildschirm<br />

beurteilen <strong>und</strong> bearbeiten.<br />

Das Computersystem<br />

Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

203<br />

Die Steuer- <strong>und</strong> Auswertungssoftware<br />

Für das gesamte System benötigt man eine<br />

leistungsfähige Steuer- <strong>und</strong> Auswertungssoftware.<br />

Sie ist die Schnittstelle zwischen MR-System <strong>und</strong><br />

Benutzer. Die Software ist modular aufgebaut <strong>und</strong><br />

enthält:<br />

• die Patientenverwaltung,<br />

• die Organisation <strong>und</strong> Steuerung des Messsystems,<br />

• die Messdatenerfassung <strong>und</strong> -verarbeitung,<br />

• die Darstellung von Bilddaten,<br />

• die Bildnachverarbeitung,<br />

• die Dokumentation <strong>und</strong> Sicherung von Bilddaten.<br />

Ergonomische Benutzeroberflächen <strong>und</strong> einfache<br />

Bedienbarkeit sorgen für eine hohe Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit.<br />

Die Steuersoftware übernimmt die Organisation <strong>und</strong><br />

Steuerung des Messsystems. Dies umfasst neben<br />

automatischen Funktionen wie dem 3D-Shim auch<br />

integrierte Messprogramme. Sie bieten dem<br />

Benutzer die Möglichkeit, mitgelieferte<br />

Messprotokolle aufzurufen, die optimal auf die<br />

geplante Untersuchung abgestimmt sind. Sie<br />

können auch modifiziert <strong>und</strong> für den weiteren<br />

Gebrauch abgespeichert werden.<br />

Die Auswertungssoftware bietet dem Benutzer die Möglichkeit,<br />

bereits während der Untersuchung die gewonnenen Bilder zu<br />

bearbeiten <strong>und</strong> auszuwerten. Abgespeicherte Bilder kann man zu<br />

jedem beliebigen Zeitpunkt wieder aufrufen <strong>und</strong> nachbearbeiten.


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung umfassen<br />

• Fensterung: Wahl der Bildfensterweite <strong>und</strong> -lage,<br />

automatische Kontrastoptimierung, etc.<br />

• Automatischer Kinoablauf: Bilder können so rasch<br />

durchblättert werden, dass ein filmischer Ablauf<br />

entsteht.<br />

• Statistische Auswertung: Flächenbestimmungen,<br />

Abstands- <strong>und</strong> Winkelmessung, etc.<br />

• 2D-Nachverarbeitung: Spiegelung,<br />

Bildbeschriftung, Bildvergrößerung <strong>und</strong><br />

-verschiebung, etc.<br />

• 3D-Nachverarbeitung: Ansichten in jeder<br />

Richtung, 3D-Darstellung von Oberflächen, etc.<br />

• Dynamische Auswertung: Addition von Bildern,<br />

Auswertung von Kontrastmittelstudien,<br />

Berechnung von T1 /T2-Bildern u.a.<br />

Anwender können neue Auswertungsmöglichkeiten<br />

durch Aktualisierung der Software nutzen oder<br />

optional zusätzlich erwerben.<br />

Das Computersystem<br />

Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

205<br />

Integriertes Postprocessing (Inline)<br />

Die Inline-Technologie bietet Echtzeitverarbeitung<br />

während der Bildrekonstruktion.<br />

• Bildsubtraktion<br />

• MIP (Minimum Intensity Projection)<br />

• Standardabweichung<br />

• Originalbilder speichern<br />

• Diffusionsbildgebung, Berechnung von:<br />

Trace-gewichteten Bildern, ADC Maps (Apparent<br />

Diffusion Coefficient), Global Bolus Plot (GBP),<br />

Time-to-Peak (TTP), relatives cerebrales<br />

Blutvolumen (relCBV)<br />

• BOLD-Bildgebung (Blood Oxygen Level<br />

Dependent): Z-Score (t-Test)-Berechnung,<br />

Räumlicher Filter, ART (Advanced Retrospective<br />

Technique) für vollautomatische retrospektive<br />

Bewegungskorrektur<br />

Spezialauswertungen<br />

Die moderne Auswertungssoftware bietet<br />

zahlreiche Möglichkeiten für spezielle<br />

Auswertungen.<br />

• MPR (Multiplanare Rekonstruktion)<br />

• MIP<br />

• MR-Spektroskopie incl. Metabolitenbilder <strong>und</strong><br />

spektrale Übersichtskarten<br />

• Auswertung von Zeitabhängigkeiten<br />

(MTT = Mean Transit Time, Mean Curve)<br />

• SSD (Surface Shaded Display)<br />

• 3D-VRT (Volume Rendering Technique)<br />

• Bildfusion<br />

• Vessel View<br />

• BOLD-Auswertung<br />

• Neuro-Perfusionsauswertung (TTP, relMTT u.a.)<br />

• Bildfilter<br />

• Argus: Auswertung der Herzfunktionen,<br />

Flussquantifizierung, Auswertung von<br />

Zeitabhängigkeiten


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Das Computersystem<br />

Dokumentation <strong>und</strong><br />

Datensicherung


6 MR-Systeme <strong>und</strong> ihre Komponenten<br />

207<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Datensicherung<br />

Die Fortschritte in der digitalen Technik ermöglichen eine schnelle <strong>und</strong><br />

umfangreiche Speicherung von Daten. Die MR-Bildgebung mit ihrer<br />

datenintensiven Bildbearbeitung <strong>und</strong> -archivierung profitiert im hohen Maße von<br />

dieser Entwicklung.<br />

Die Festplatte Das Archivsystem<br />

Der Auswertungsrechner besitzt für die<br />

Speicherung der Bilddaten eine separate<br />

Festplatte. Sie dient zur Zwischenspeicherung<br />

der Bilder während der<br />

Bearbeitung. Die in den letzten Jahren<br />

gestiegene Kapazität der Festplatten<br />

ermöglicht heute eine Speicherung von<br />

ca. 100 000 Bildern mit einer Matrix von<br />

256 × 256 Bildpunkten. Dadurch können<br />

Bilder für die Nachbearbeitung auch<br />

mehrere Tage dort belassen werden, es<br />

steht weiterhin genügend Speicherplatz<br />

für neue Untersuchungen zur Verfügung.<br />

Trotzdem sollte die Festplatte des<br />

Auswertungsrechners nur für die<br />

Kurzzeitspeicherung verwendet werden.<br />

Für die Langzeitspeicherung werden die Bilddaten archiviert.<br />

Hierzu werden sie auf CD <strong>und</strong> künftig auf DVD gebrannt. Auf<br />

eine CD passen bis zu 4 000 Bilder mit einer Matrix von<br />

256 × 256 Bildpunkten, eine DVD fasst bis zu 52 000 Bilder<br />

gleicher Matrix.<br />

Eine Jukebox ermöglicht eine einfache Verwaltung der auf CD<br />

oder DVD archivierten Bilder. Dieses externe System ist an das<br />

Computersystem angeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> umfasst sowohl<br />

Aufbewahrungs- wie Abspielsystem. Auch das Brennen der<br />

CDs erfolgt innerhalb der Jukebox. Das Fassungsvermögen<br />

beträgt bis zu 150 CDs oder 255 DVDs. Eine solch große<br />

Datenmenge erfordert eine automatische Registrierung <strong>und</strong><br />

Indizierung. Ein Softwaremodul übernimmt diese Funktion<br />

<strong>und</strong> ermöglicht dem Anwender ein schnelles Auffinden der<br />

gespeicherten Bilddaten.


System-Bauweisen<br />

Die System-<br />

Komponenten<br />

Externe Medien<br />

Je nach Einzelfall kann es notwendig werden,<br />

Bilddaten auf externe Medien auszugeben.<br />

Als digitale Träger kann man Einzel-CDs bespielen.<br />

Durch die zunehmende Vernetzung über das<br />

Internet <strong>und</strong> medizinische Netzwerke wird dies<br />

jedoch immer seltener notwendig.<br />

Der Hauptfeld-Magnet Das Gradientensystem Das Hochfrequenz-<br />

System<br />

Da nicht immer ein Computersystem zur Verfügung<br />

steht, um die digitalen Bildträger auszuwerten,<br />

können die gewonnenen MR-Bilder auch auf<br />

analoge Medien ausgegeben werden:<br />

• Röntgenfilm: Eine an das System angeschlossene<br />

Laserkamera belichtet die Bilder mit hoher<br />

Auflösung auf Röntgenfilm.<br />

• Papier: Mit einem Laserdrucker werden<br />

Papierausdrucke hergestellt. Sie haben eine<br />

geringere Auflösung als Röntgenfilme <strong>und</strong> sind<br />

deshalb für Auswertungen weniger geeignet.<br />

DICOM<br />

Das Computersystem<br />

DICOM (Digital Imaging and Communication in<br />

Medicine) ist ein Standard für den elektronischen<br />

Datenaustausch von medizinischen Bildern. Dieser<br />

Standard ermöglicht die Kommunikation zwischen<br />

Geräten verschiedener Hersteller.<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Datensicherung


7209


Statische Magnetfelder Zeitlich veränderliche<br />

Magnetfelder<br />

(Gradienten)<br />

Hochfrequenzfelder<br />

Umwelteinflüsse<br />

<strong>und</strong> biologische<br />

Wirkungen<br />

Nach heutigen Wissen stellen<br />

MR-Untersuchungen bei bestimmungsgemäßer<br />

Anwendung keine Gefährdung des Patienten<br />

dar. Die Untersuchungen sind ohne Risiko<br />

wiederholbar.<br />

Dennoch sind einige Bedingungen zu<br />

berücksichtigen, um eine Beeinträchtigung<br />

von Menschen <strong>und</strong> Geräten zu vermeiden.<br />

Als Gefährdungsbereiche können wir<br />

unterscheiden: Das statische Magnetfeld,<br />

die zeitlich veränderlichen Magnetfelder<br />

(Gradientenfelder) <strong>und</strong> das angewandte<br />

Hochfrequenzfeld.


7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />

211<br />

Statische Magnetfelder<br />

Das starke statische Magnetfeld eines Kernspintomographen dient dazu, die<br />

Kernspins des zu untersuchenden Gewebes auszurichten. Das starke Feld<br />

beeinflusst nicht nur das Gewebe, sondern jegliches magnetisierbares Material,<br />

das in Magnetnähe gebracht wird.<br />

Biologische Wirkungen<br />

Seit Einführung der MR-Tomographie<br />

wurden eine Reihe von Untersuchungen<br />

zur biologischen Wirksamkeit des<br />

statischen Magnetfeldes durchgeführt.<br />

Genannte Wirkungen sind z.B.<br />

Schwindelgefühle, Übelkeit <strong>und</strong><br />

metallischer Geschmack. Die meisten<br />

dieser Effekte treten erst bei Feldstärken<br />

oberhalb von 3 Tesla auf. Sie sind<br />

Kurzzeiteffekte, d.h. sie treten<br />

ausschließlich im Magnetfeld oder kurz<br />

nach Verlassen des Feldes auf. Biologische<br />

Langzeitbeeinflussungen wurden bis<br />

heute nicht beobachtet.<br />

Nach bisherigem Erkenntnisstand sind<br />

Untersuchungen bei statischen Magnetfeldern<br />

bis 4 T ohne Langzeitwirkung.<br />

Im Magnetfeld wird die Verteilung der beim EKG<br />

abgeleiteten Oberflächenströme verändert<br />

(Magnetohydrodynamischer Effekt). Dies hat<br />

keine Auswirkung auf die Herzfunktion, sondern<br />

lediglich auf das beobachtete EKG-Signal.


Statische Magnetfelder<br />

Zeitlich veränderliche<br />

Magnetfelder<br />

(Gradienten)<br />

Hochfrequenzfelder<br />

Magnetische Einflüsse auf Geräte <strong>und</strong> Materialien<br />

Magnetisierbare Materialien wie z.B. Eisen werden<br />

vom Feld des MR-<strong>Magnete</strong>n angezogen. Dies ist eine<br />

potenzielle Gefährdung des Patienten oder des<br />

Bedienpersonals. Die auftretenden Kräfte können<br />

erheblich sein, auch größere Eisenmassen werden<br />

angezogen <strong>und</strong> zum <strong>Magnete</strong>n hin beschleunigt.<br />

Die Kraftwirkung ist proportional zur Masse.<br />

Mögliche Metallteile im Patienten bilden ebenfalls<br />

Gefährdungspotenzial. Metallsplitter, Clips,<br />

Schrauben oder Injektionsnadeln können durch<br />

magnetische Kräfte im Körper bewegt werden.<br />

Besonders kritisch sind elektrische Implantate wie<br />

Herzschrittmacher, aber auch Hörgeräte.<br />

Die Sicherheitsgrenze für Herzschrittmacher ist in<br />

nationalen <strong>und</strong> internationalen Empfehlungen <strong>und</strong><br />

Normen auf eine Feldstärke von 0,5 mT festgelegt.<br />

Hörgeräte können im starken Magnetfeld<br />

funktionell beeinträchtigt werden.<br />

In jedem Fall ist der Patient vor der<br />

MR-Untersuchung zu befragen. Im Zweifelsfall<br />

soll man auf andere Verfahren ausweichen.<br />

Die Funktionsfähigkeit von mechanischen<br />

Geräten <strong>und</strong> elektrischen Komponenten ist in<br />

Magnetnähe nicht gesichert. Wegen der<br />

magnetischen Streufelder kann die Funktion von<br />

Uhren, Beatmungsgeräten <strong>und</strong> Überwachungsgeräten,<br />

Infusionspumpen <strong>und</strong> anderen Geräten<br />

gestört werden. Dies gilt auch für Computer <strong>und</strong><br />

magnetische Datenträger. Die Codierung von<br />

Scheckkarten kann in Magnetnähe gelöscht<br />

werden.


7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />

213<br />

Wirkung des Streufelds<br />

Die heute verwendeten <strong>Magnete</strong> von<br />

MR-Ganzkörper-Tomographen haben<br />

typische Feldstärken von bis zu 1,5 Tesla,<br />

in einigen Fällen mehr als 7 Tesla. Die<br />

MR-<strong>Magnete</strong> erzeugen nicht nur das<br />

gewünschte Sollfeld im Untersuchungsbereich,<br />

sondern auch ein STREUFELD<br />

außerhalb des <strong>Magnete</strong>n. Die Stärke des<br />

Streufeldes <strong>und</strong> dessen räumliche<br />

Verteilung hängt von der Bauart des<br />

<strong>Magnete</strong>n, seiner Größe <strong>und</strong> der<br />

Gr<strong>und</strong>feldstärke ab.


Statische Magnetfelder<br />

Zeitlich veränderliche<br />

Magnetfelder<br />

(Gradienten)<br />

Hochfrequenzfelder<br />

Die Abschirmung des Streufelds<br />

Ein Vorteil der Permanentmagnete ist das geringe<br />

Streufeld, da das System in der Regel mit einer<br />

Flussrückführung betrieben wird <strong>und</strong> weitgehend<br />

selbstabschirmend ist.<br />

Bei supraleitenden <strong>Magnete</strong>n wird das Streufeld<br />

durch zusätzliche Maßnahmen abgeschirmt, um die<br />

äußere Sicherheitszone zu begrenzen.<br />

Heute verwendet man vornehmlich die AKTIVE<br />

ABSCHIRMUNG: Auf den felderzeugenden Spulen sind<br />

gegensinnig weitere supraleitende Spulen<br />

aufgewickelt, die das Streufeld weitgehend<br />

kompensieren.


7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />

215<br />

Zeitlich veränderliche Magnetfelder (Gradienten)<br />

Neben dem statischen Magnetfeld werden bei MR-Untersuchungen zeitlich<br />

veränderliche Gradientenfelder eingesetzt. Diese erzeugen in leitenden<br />

Materialien, also auch im menschlichen Körper, elektrische Spannungen <strong>und</strong><br />

Ströme (Induktionsgesetz). Diese Ströme sind sehr klein <strong>und</strong> stellen in der Regel<br />

keine Gefährdung, z.B. für das Herz, dar.<br />

Physiologische Stimulation<br />

Ab bestimmten Schwellwerten für<br />

Anstiegszeit <strong>und</strong> Amplitude der<br />

Gradientenfelder können die induzierten<br />

Spannungen so groß werden, dass an<br />

Nervenbahnen elektrische Reize<br />

ausgelöst werden (periphere<br />

Nervenstimulation), wodurch die<br />

versorgten Muskelfasern unwillkürlich<br />

kontrahieren. Dies ist nicht ges<strong>und</strong>heitsgefährdend,<br />

jedoch für den Patienten<br />

mitunter unangenehm.<br />

Im Sicherheitsstandard für MR-Geräte IEC EN<br />

60601-2-33 werden maximale Feldänderungen<br />

in Abhängigkeit von der Schaltdauer definiert.<br />

Sie liegen in der Größenordnung von 40 T/s bei<br />

schnellen Sequenzen (bei einer Schaltdauer von<br />

beispielsweise 400 µs).<br />

Mit den heute üblichen Bildgebungsmethoden<br />

werden diese Schwellwerte normalerweise nicht<br />

überschritten. Lediglich bei den extrem<br />

schnellen Gradientenschaltungen mit EPI kann<br />

der Stimulationseffekt auftreten. Zur Sicherheit<br />

werden die Gradientenpulse begrenzt.


Zeitlich veränderliche Magnetfelder (Gradienten)<br />

Statische Magnetfelder Hochfrequenzfelder<br />

Herzschrittmacher<br />

Herzschrittmacher sind auch hinsichtlich<br />

der Gradientenfelder als kritisch zu<br />

betrachten. Die schnell geschalteten<br />

Gradientenpulse können die Steuerung<br />

<strong>und</strong> Programmierung von Schrittmachern<br />

negativ beeinflussen.<br />

Lärm<br />

Das schnelle Schalten der<br />

Gradientenfelder erzeugt Lärm im<br />

MR-Gerät. Je nach Anlagentyp <strong>und</strong> Art<br />

der Messung sind Maßnahmen zum<br />

Gehörschutz zu treffen.


7 Umwelteinflüsse <strong>und</strong> biologische Wirkungen<br />

217<br />

Hochfrequenzfelder<br />

Die bei der Magnetresonanz verwendeten elektromagnetischen<br />

Hochfrequenzfelder liegen im Frequenzbereich von Radiowellen.<br />

Es sind drei Sicherheitsaspekte zu beachten: Gewebeerwärmung, Störung<br />

anderer Geräte <strong>und</strong> Störungen von außen.<br />

Gewebeerwärmung<br />

Hochfrequente elektromagnetische<br />

Wellen erzeugen in elektrisch leitfähigen<br />

Geweben elektrische Ströme <strong>und</strong> regen<br />

Moleküle im Gewebe zu Schwingungen<br />

an, was zu Gewebeerwärmungen führt.<br />

Die Temperaturerhöhung ist im<br />

allgemeinen geringer als 1 °C.<br />

Die SPEZIFISCHE ABSORPTIONSRATE (SAR) ist<br />

die pro Zeiteinheit <strong>und</strong> Kilogramm<br />

Körpergewicht absorbierte HF-Leistung.<br />

Zur Sicherheit wird geräteseitig die in den<br />

Körper eingestrahlte HF-Leistung überwacht<br />

<strong>und</strong> die mögliche SAR begrenzt. Die<br />

IEC-Grenzwerte betragen 4 W/kg<br />

(Ganzkörper) <strong>und</strong> 8 W/kg (Teilkörper).<br />

Im Bereich von HF-Spulen können im<br />

Resonanzfall Feldüberhöhungen auftreten, was<br />

durch entsprechende, geräteseitige<br />

Entkopplungsmaßnahmen abgefangen werden<br />

muss. Besondere Vorsicht ist bei<br />

Untersuchungen im Bereich der Augen<br />

anzuwenden.<br />

In nahe beim Patienten geführten Kabeln (z.B.<br />

EKG-Kabel) oder in metallischen Implantaten<br />

kann das Hochfrequenzfeld ebenfalls<br />

Wechselströme induzieren, die zu lokalen<br />

Erwärmungen führen können.<br />

Gerätespezifische Hinweise soll man daher<br />

immer beachten.


Statische Magnetfelder Zeitlich veränderliche<br />

Magnetfelder<br />

(Gradienten)<br />

Hochfrequenzfelder<br />

Interferenzen mit anderen Geräten<br />

Das von den Sendespulen abgestrahlte<br />

HF-Feld kann auch in Fremdgeräte<br />

einkoppeln <strong>und</strong> zu Störungen führen.<br />

Umgekehrt können externe Störungen<br />

(z.B. durch R<strong>und</strong>funksender, Mobiltelefone,<br />

elektronische Steuerungen,<br />

Elektromotoren) Störsignale in das<br />

MR-System einstrahlen <strong>und</strong> die<br />

Bildqualität verschlechtern.<br />

Für einen entsprechenden Schutz in<br />

beiden Richtungen werden<br />

MR-Tomographen in HF-dichten Kabinen<br />

aus leitenden Materialien installiert<br />

(FARADAY’SCHE KÄFIGE).


Index<br />

219<br />

Index<br />

A<br />

Abschirmung<br />

Aktiv 214<br />

Abtastrate 174<br />

Abwärts-Spin<br />

Addition<br />

34<br />

Vektoren 25<br />

Aktive Abschirmung 214<br />

Aktiver Shim 194<br />

Analog-Digital-Wandler 201<br />

Anstiegsrate 195<br />

Array 170<br />

Arrayspulen 199<br />

Auflösung 109, 174<br />

Aufwärts-Spin<br />

Auslesegradient<br />

siehe auch<br />

34<br />

Frequenzkodiergradient 124<br />

Äußere Rohdaten 119<br />

Auswertungssoftware 203<br />

B<br />

Bandbreite 106<br />

Bildmatrix 109<br />

Bildrechner 201<br />

C<br />

Chemische Verschiebung 157<br />

Computersystem 187, 201<br />

D<br />

Datensicherung 188, 207<br />

Dephasierung 78, 95<br />

DICOM 208<br />

Diffusionssequenzen (EPI) 167<br />

Dokumentation 188, 207<br />

Doppelecho-Sequenz 139<br />

E<br />

Echozeit TE 89<br />

Echozug 161<br />

Effektive Echozeit TEeff 161, 165<br />

Einzelschuss-Verfahren 165<br />

Ensemble<br />

EPI (Echoplanar Imaging)<br />

29<br />

Diffusionssequenzen 167<br />

FID-Sequenzen 167<br />

Spinecho-Sequenzen 167<br />

EPI-Faktor 165<br />

Ernst-Winkel 150<br />

Exponentieller Verlauf 67


F<br />

Faraday’sche Käfige 218<br />

Feldgradient 94<br />

Feldlinien 32<br />

Feldstärke 32<br />

FID 60<br />

FISP 153<br />

FLASH 151<br />

Flipwinkel 52<br />

Fourier-Transformation 113, 118<br />

FoV 174<br />

Freier Induktionsabfall 60<br />

Frequenz 40<br />

Bandbreite 106<br />

Frequenzbereich 155<br />

Frequenzkodiergradient GF 111<br />

Frequenzkodierung 111<br />

Füllfaktor 198<br />

G<br />

Ganzkörper-Systeme 183<br />

Gewichtung 131<br />

GF (Frequenzkodiergradient) 111<br />

Gitter 34<br />

GP (Phasenkodiergradient) 115, 123<br />

Gradient 94, 101<br />

Gradientenecho 95<br />

Gradientenspulen 102<br />

Gradientensystem 195<br />

Gradientenverstärker 195<br />

GRAPPA<br />

Gr<strong>und</strong>zustand<br />

178<br />

Kernspin 43<br />

GS (Schichtselektionsgradient) 105, 122<br />

H<br />

Hertz 40<br />

Herzschrittmacher 216<br />

HF-Puls 48<br />

180° 52<br />

90° 52<br />

HF-System 197<br />

Homogenes Magnetfeld 32<br />

I<br />

Inhomogenes Magnetfeld<br />

Integrated Panoramic Array<br />

85<br />

(IPA)<br />

Integrierte Parallele<br />

199<br />

Akquistionstechniken 172<br />

Interaktiver Shim 194<br />

Inversion-Recovery-Sequenz 141


Index<br />

221<br />

Inversionszeit TI<br />

IPA<br />

141<br />

(Integrated Panoramic Array) 199<br />

iPAT 172<br />

K<br />

Kernspin 27<br />

Kernteilchen 27<br />

Kippwinkel<br />

Komponenten<br />

52<br />

Vektoren 26<br />

Kontrast 131<br />

Koordinatensystem 26<br />

xy-Ebene 42<br />

z-Achse 42<br />

Körperspule 197<br />

k-Raum 116<br />

Segmentiert 162<br />

L<br />

Ladung<br />

Proton 24<br />

Längsmagnetisierung Mz 59<br />

Längsrelaxation 71<br />

Larmorfrequenz 39<br />

M<br />

Magnetfeld 32<br />

Homogen 32<br />

Inhomogen 85<br />

Statisch 32<br />

Magnetische Feldlinien 32<br />

Magnetische Feldstärke 32<br />

Magnetischer Feldgradient 94<br />

Magnetisches Moment 24<br />

Magnetisierung 33<br />

Magnetröhre 183<br />

Magnetsystem 187<br />

Matrixgrösse 110<br />

Mehrschichtsequenz 125<br />

Messfeld 174<br />

Mittlere Rohdaten 119<br />

MR-Signal 60<br />

mSENSE 175<br />

Multiecho-Sequenz 90, 139<br />

Mxy (Quermagnetisierung) 59<br />

Mz (Längsmagnetisierung) 59<br />

N<br />

Neutron 24


O<br />

Oblique Schichten 107<br />

Offresonanz 168<br />

Ortsfrequenz 117<br />

Oversampling 176<br />

P<br />

Partitionen 126<br />

parts per million 35<br />

Passiver Shim 194<br />

PAT-Faktor 170<br />

Pauli-Ausschließungsprinzip 28<br />

Peak 156<br />

Permanentmagnet<br />

Pfeil<br />

190<br />

Vektordarstellung 25<br />

Phase 44<br />

Phasenkodiergradient GP 115, 123<br />

Phasenkodierschritte 116<br />

Phasenkodierung 115<br />

Physiologische Stimulation 215<br />

Pixel 109<br />

Polarisierung 199<br />

Präparationspuls 141<br />

Präzession 37<br />

Proton 21<br />

Ladung 24<br />

Protonendichte 35, 133<br />

Protonendichte-Kontrast 134<br />

Q<br />

Quermagnetisierung Mxy 59<br />

Querrelaxation 78<br />

R<br />

Rauschen 198<br />

Relaxation<br />

Repetitionszeit TR<br />

65, 69<br />

siehe auch Wiederholzeit 132<br />

Rephasierung 95<br />

Resonanz 50<br />

Rohdaten 109<br />

Äußere 119<br />

Mittlere 119<br />

Rohdatenmatrix 116<br />

S<br />

SAR<br />

(Spezifische Absorptionsrate) 217<br />

Schicht 106


Index<br />

223<br />

Schichtdicke<br />

Schichten<br />

105<br />

Schräg 107<br />

Schichtposition 105<br />

Schichtselektionsgradient GS 105, 122<br />

Schräge Schichten 107<br />

Segmentierter k-Raum 162<br />

SENSE 173<br />

Sensitivitätsprofil<br />

Shim<br />

175<br />

Aktiv 194<br />

Interaktiv 194<br />

Passiv 194<br />

3D 194<br />

Shim-Spulen 194<br />

Single-Shot 165<br />

Sinuskurve 40<br />

Slab 126<br />

Slew Rate 195<br />

SMASH 177<br />

Sonderspulen 198<br />

Spektrallinie 156<br />

Spektrum<br />

Spezifische Absorptionsrate<br />

114, 155<br />

(SAR) 217<br />

Spin 21<br />

Spinecho 89<br />

Spinensemble 29<br />

Spin-Gitter-Relaxation 73<br />

Spinmagnet 23<br />

Spinpräzession<br />

<strong>Spins</strong><br />

38<br />

Dephasierung 78, 95<br />

Rephasierung 95<br />

Spin-Spin-Kopplung 158<br />

Spin-Spin-Relaxation 81<br />

Spulen 197<br />

Polarisierung 199<br />

SR (Slew Rate) 195<br />

Statisches Magnetfeld 32<br />

Steady State 150<br />

Steuerrechner 202<br />

Steuersoftware 203<br />

Streufeld 213<br />

Supraleitender Magnet 191<br />

T<br />

TE (Echozeit) 89<br />

TEeff (effektive Echozeit) 161, 165<br />

TI (Inversionszeit) 141<br />

TR (Wiederholzeit) 121<br />

True Inversion-Recovery 146<br />

Turbofaktor 161


T1 (Längsrelaxation) 71<br />

T1-Bild 139<br />

T1-gewichtetes Bild 137<br />

T1-Kontrast 138<br />

T2 (Querrelaxation) 78<br />

T2-Bild 139<br />

T2-gewichtetes Bild 135<br />

T2-Kontrast 136<br />

U<br />

Überfaltungen 176<br />

Überschuss-<strong>Spins</strong> 33<br />

Ultra-Hochfeld-Magnet 193<br />

V<br />

Vektoren 25<br />

Addition 25<br />

Darstellung 25<br />

Komponenten 26<br />

Voxel 29, 109<br />

W<br />

Wiederholzeit TR 121<br />

X<br />

xy-Ebene<br />

Koordinatensystem 42<br />

Z<br />

z-Achse<br />

Koordinatensystem 42<br />

Zeitbereich 155<br />

Zeitkonstante 69<br />

Nummerisch<br />

180°-Puls<br />

2-dimensionale<br />

52<br />

Fourier-Transformation 118<br />

3D-Bildgebung 126<br />

3D-Block 126<br />

3D-Shim 194<br />

90°-Puls 52


Text <strong>und</strong> Redaktion:<br />

Alexander Hendrix<br />

Visuelles Design:<br />

Jacqueline Krempe


<strong>Siemens</strong> AG Medical Solutions<br />

Magnetresonanztomographie<br />

Henkestr. 127, D-91052 Erlangen<br />

Deutschland<br />

Telefon: ++49 9131 84-0<br />

Internet: <strong>Siemens</strong>Medical.com<br />

Bestellnr.: A91100-M2200-M705-1<br />

Printed in Germany<br />

CCA: XXX

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!