KREIS OLPE - Sauerländer Heimatbund e.V.
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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />
Wo die Wd/der Woche<br />
"T/^enn es schon ein Wagnis ist, uber emen<br />
''^^^einzelnen Menschen gerecht zu urteilen,<br />
wievielmehr gilt das von vielen! GewiB, das<br />
Volkchen der Kreise Arnsberg, Meschede, Bri-<br />
lon und Olpe, eben die „kurk61nischen Sauer-<br />
lander", hat die gleichgeartete Bergheimat<br />
gemeinsam, die gleiche Geschdchte, es ist im<br />
gleichen religiosenBekenntnisgeeint, es spricht<br />
dieselbe Mundart, die nur geringfiigige Unter-<br />
schiede aufweist, und es hat ein starkes<br />
ZusammengehorigkeitsbewuBtsein, drinnen im<br />
Landchen und drauBen in der Fremde erst<br />
recht. Aber dies „Valkchen der buckligenWelt<br />
ist als Ganzes so schwer zu ifassen wie das<br />
Leben selbst. Mit ein oaar allgemeinen Be-<br />
merkungen ist nidits eetan. Es ist bekannt,<br />
wie sehr eine so geniale Frau, wie Annette es<br />
war, mit ihren AuBerungen iiber die Westfalen<br />
zum Widerspruch gereizt hat. Vom Sauer-<br />
lander meint sie, er sei groB und wohlgebaut,<br />
mutig und besonnen, von ungezwungenem An-<br />
stand, praktischerVefstandessdiarfeund fester<br />
Entschlossenheit. Seine Neigungen seien heftig,<br />
aber wechselnd, ihm fehle der romantische<br />
Anflug und die Phantasie, die sich an groB-<br />
artiger Umgebung zu entwickein pflege Es<br />
ist zu begreifen, daB sich der Sauerlander in<br />
diesem Spiegel nicht in alien Zugen wieder-<br />
erkennt!<br />
Leider ist es so, daB er und sein Land lange<br />
Zeit aus der Feme nicht richtig gesehen wur-<br />
den. Als ich mich vor vierzig Jahren von<br />
meinem Patenonkel, einem Bauern am Rande<br />
der Soester Borde, verabschiedete, um meine<br />
erste Stelle anzutreten, sagte er mit Kopf-<br />
schiitteln und Bedauern: „Diu arme Kai<br />
kummst in dat smachtrige Siuerland un moB<br />
di verfraisen loaten!" Hunger und Frost also<br />
oalten ihm damals noch als die besonderen<br />
kennzeichen einer nur funf Stunden weit ent-<br />
fernten Landschaft seiner Heimatprovmz. Er<br />
war wohl nicht der einzige, der so urteilte. Die<br />
GroBartigkeit der Bergwelt war nur wenigen<br />
bekannt, und von dem Volkstum wuBte man<br />
aus ein paar Schwanken von Friedrich Wil-<br />
helm Grimme. Man belachte sie, ahnte aber<br />
nicht, was an wahrem Menschentum hinter<br />
den Gestalten dieses einzigartigen Kenners<br />
seiner Heimat stand. Man sah zu jener Zeit<br />
wohl auch noch da und dort in den Dorfern<br />
der Ebene einen Handelsmann aus Winterberg,<br />
der Sensen anbot, einen andern mit „hiaten<br />
Ware", sie waren aber schon selten geworden.<br />
Mir selbst waren die Berge aus ein paar<br />
Ferientagen nicht mehr voUig unbekannt, aber<br />
ganzlich unbekannt waren auch mir die Men-<br />
schen. Nun ich mitten in ihnen und unter ihnen<br />
war, erging es mir wie Christoph Columbus:<br />
ich entdeckte staunend und in tiefer Begluckung<br />
eine neue Welt! Es gilt hier nicht, von der<br />
Landschaft zu reden, trotzdem<br />
Heinrich Luhmann<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
halten<br />
— mein Dorf Kirchhundem am<br />
Fufie des Rothaargebirges und<br />
spater ArnSberg gehoren sicher<br />
zu dem Schonsten und Eigen-<br />
willigsten, was das L,andchen<br />
an Dorfern und Stadten her-<br />
vorbrachte, und sie dtirfen fair<br />
viele sprechen. Ich hatte immer<br />
das Bedauern auBern horen, dem Sauer-<br />
lande fehle ein Strom, eine StraBe wie etwa<br />
Rhein und Hellweg, auf denen sich mit dem<br />
Christentum die Kultur des Abendlandes tiefer<br />
ins Innere tragen und bleibende Denkmale<br />
schaffen konnte: ich fand eine Dorfkirche aus<br />
fruher mittelalterlicher Zeit, die mit soviel<br />
edles MaB zeigte, daB sie nicht abgebrochen<br />
werden durfte, als ein Neubau notig wurde.<br />
tJberall sah ich ahnliche uralte Kultstatten —<br />
nicht nur in Worrobach, die an Alter wctol alien<br />
voraus ist und sich mit Soest in die Aufgabe<br />
teilte, das weite Land zu betreuen. Oberall<br />
hatte die Fruhe mit gleicher Verantwortung<br />
gebaut, nicht in der Art der Wehrburgen am<br />
immer bedrohten Hellweg hoben sich hier die<br />
Tiirme, sie glichen sich, den sie umstehenden<br />
Bergen an tind; hoben wie sie den Finger zum<br />
Himmel, ein steinernes Sursum corda. Nicht<br />
allzu weit Kloster Grafschaft, das bis zu Be-<br />
ginn des letzten Jahrhunderts die eigentliche<br />
Schule des kurkolnischen Sauerlands war, die<br />
Hiiterin und Hegerin christlich-aibendlandi-<br />
schen Denkens, Corvey nicht sehr nachstehend.<br />
Was Arnsberg dem Land brachte mit Kloster,<br />
Burg und einem aiten Biirgertum, braucht<br />
hier nicht erwahnt zu werden.<br />
Aber noch einmal das Dorf: ich sah auBer<br />
„meinem" viele von ahnlicher Art. Sie waren<br />
meist so sicher in die Landschaft gestellt wie<br />
die alten Kirchen auch, als seien sie nicht ge-<br />
baut, sondern gewachsen, wie der Fels, der die<br />
Steine fiir sie hergab. Sie leuchteten in dem<br />
WeiB ihrer getunchten Wande, dem Schwarz<br />
ihrer Balken und dem Schieferblau ihrer be-<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
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