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KREIS OLPE - Sauerländer Heimatbund e.V.

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gfB<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

zu werden, wie z. B. die Barenhoihle bei Lu-<br />

denscheid, die uber 1500 Meter lange Hardt-<br />

hohle bei Wuppertal-Barmen und die zahl-<br />

reichen Hohlen des Lenne-, Honne- undFret-<br />

tertales.<br />

Die langste Hohle Deutschlands<br />

Deutschlands ausgedehnteste Hdhle liegt<br />

ebenfaUs im rhedinisch-westfaiischen Kalk-<br />

steingebiet: Es dst die in gedogisdier und<br />

zoologischer Binsidit gleich' bedeutuogsvolle<br />

und eigenartige K il u t e r t h 6 h 1 e ibei Voerde-<br />

Miispe. Ihr Name erkiart sdch aus lUute<br />

(Klumpen), womit der Berg gemeint ist. iSie<br />

ist keine eigentliche Tropfsteinhohle — einiige<br />

fpiiher vorhanden gewesene Gebilde haben<br />

Frevlenhande vernichtet — sondern ein aus-<br />

gedehntes, weit verzweigtes Labyrinth von<br />

Geh- und Kriechlhanden, von denen bis jetzt<br />

uber dreitandert erkundet sind. Immerhin<br />

i'st die Kluterthohle die laegste Deutschlands.<br />

Sie enthalt zwanzig groBere und kleine Seen;<br />

drei Bache schicken ihr Waisser auf langen<br />

Wegen durch das Labyrintih.<br />

pern Geologen wie Zoologen ibietet die<br />

Hohile manche andere Merkwurdigkeiten. Zato-<br />

reiche Koraltenarten, einzelne bis zu dreiBig<br />

Zentimeter Durchmesser, linden sich in den<br />

Versteinerunigen. Der Zooiloge ist erstaunt,<br />

uber 158 verschiedene Arten kennenzuiernen,<br />

darunter auch den vorhin genannten augen-<br />

losen, schneeweiBen Hohlenlkretas. — Aus der<br />

jiinigeren Geschdchte der Hoihle sei erwahnt,<br />

daB wahrend der trudisessischen Unruhen<br />

und des DreiBdgjahrigen Kriieges die Bewoh-<br />

ner der Umigebaung dorthin geifloihen sind. Im<br />

groBten Raum der Hohle, der etwa zwanzig<br />

Meter lang und zehn Meter breit ist, haben<br />

Geistliche im Jahre 1586 fiir die protestan-<br />

tischen Fluchtlinge Gottesdienst abgehalten,<br />

woran nodi die Bezeichnungen „Kdrche" und<br />

,.Kanjzel" erinnern. Wie fast aile Hohlen, steht<br />

auch die Kluterthohle unter Naturschutz.<br />

Hoffnung vieler Asthmakranken<br />

Wahrend des Banibenkrieges, als viele<br />

Ennepetaler in die Kluterthohle ifliichteten,<br />

landen Asthmakranke unerwartet Linderung.<br />

Dies fuhrte zu systematischen wissenschaft-<br />

lichen Untersuchunjgen, deren Engebnis bis<br />

jetzt in der Welt einmalig dasteht: Der<br />

Kohlensauregehalt betragt das acht- bis zehn-<br />

lache der AiuBenluft, und die inaturliche Ra-<br />

dioaktivitat liegt zehn Prozent hoher als<br />

drauBen. Hinzu kommt die hohe Luftfeuchtig-<br />

keit (95 prozent) mit praktisch fehlendem<br />

Staub und geringem Kochsalzigehalt. Die Tem-<br />

Peratur betragt im Sommer und Winter gleich-<br />

maBig io,4 Grad. Viele Asthmakranke erziel-<br />

ten wesentliche Erleichterung und anhaltende<br />

Bessenung, selbst Dauerheilunigen sollen zu<br />

verzeichnen sein.<br />

Siedlungshohlen<br />

Zahlreiche offene Hohlen, die an Beng-<br />

hangen und FluBufern ins Freie miinden, sind<br />

schon im Eiszeitalter sichtbar gewesen und<br />

von streifenden Jagern und Fischern gefun-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

den und bewohnt worden, vor allem im<br />

Honne- und Lennetal, aber auch im Warstei-<br />

ner Gebiet und anderwarts. Man nennt sie<br />

W o h n - Oder Kulturhohlen, auch Sied-<br />

lungshohlen.<br />

Ein Irrtum aber ist's, anzunehmen, die pra-<br />

historischen Menschen hatten nur in Hotoilen<br />

gewohnt. Wir kennen in Deutschland bis jetzt<br />

mehr Freiland-Fundplatze als Hohlensta-<br />

tionen. Sie bezeugen, daB auch der Eiszeit-<br />

mensch eine lichte, warme Raststation im<br />

Freien einer dunklen und feuchten HOhlen-<br />

wohnung vorgezogen hat, die er aber als<br />

Standplatz hodischatzte. Dann wohnte er je-<br />

doch nicht, wie oft langenommen wird, hiinten<br />

in der Hohle, sondern am Eingang und arbei-<br />

tete oft vor der Hohle. Der Hohlenraum<br />

selbst bot ihm wirksamen Schutz gegen alle<br />

Gefahren, die ihm von Tieren und fremden<br />

Horden tmd durch die Unbilden der Witterung<br />

drohten. Darum hat der vongeschichtliche<br />

Mensch zu alien Zeiten die Hohlen gem be-<br />

nutzt und sie fiir langere Zeit Kum Aufenthalt<br />

Oder zur Zentralstation gewahit.<br />

Das Leben der vorgeschichtlichen Menschen<br />

Durch irgentwelche Umstande, meistens<br />

durch Naturtoatastrophen, sind die Bewohner<br />

dann oft gezwungen worden, ihre Siedlungs-<br />

und Arbeitsplatze fluchtartig aufzugeben,<br />

viele ihrer handwerklichen Erzeugnisse zu-<br />

riicklassend. Diese haben unter dem Schutze<br />

der sich dariiber gelagerten iSchichten viele<br />

Jahrtausende liiberdauert und sich bis in die<br />

heutige Zeit erhalten, vor allem die unver-<br />

ganglichen, wie z. B. Stein- und Bronzegerate,<br />

TongefaBscherben, unter besonders giinstigen<br />

Erhaltungsibeddngungen sogar Knochen und<br />

knocheme Gerate. Die Kultuiihohlen bieten<br />

daher dem Palaoarchaologen geeignete For-<br />

schungsmoglichkeiten; sie liefern eindrucks-<br />

voUe Zeugnisse, die es ihim ermoglichen, ein<br />

Bild zu gewinnen vom Leben' des ur- und<br />

vorgeschichtlichen Menschen und die groBen<br />

Entwicklungslinien der menschlichen Kultur<br />

uberhaupt zu erkennen.<br />

Arbeitsplatz der Neandertaler in Balve<br />

Obschon die Zahl der isauerlandischen K\il-<br />

turhOhlen recht groB ist, sind der breiten<br />

Offentlichkeit nur weniige b^kanntgeworden.<br />

am meisten wohi die iBalver Hohle. Als groBte<br />

offene Gebirgshalle DeutschlandB ist sie zu-<br />

gleich auch die hervorragendst^ deutsche<br />

Siedlungshohle liiberlhaupt.<br />

rhr Wert fu^^ die Vorgeschichtsforschung sei<br />

kurz dahin zuisammengefafit, daB in ihren<br />

Fundschichten handwerkliche Geratschaften<br />

aus acht verschiedenen Entwicfclunigastuifen<br />

der menschlichen Kultur eingeschlossen lagen.<br />

Besonders fundreich waren die altpaiaolithi-<br />

schen Schichten, durch deren Entdeckung es<br />

moglich geworden ist, die wirkliche Bedeu-<br />

tung der Balver Hoihe als einen der hervor-<br />

ragendsten Industrieplatze der NeandertM-<br />

menschen und als ihre wichtigste Verbin-<br />

dungsstation zwischen Mittel- und West-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

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