KREIS OLPE - Sauerländer Heimatbund e.V.

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Sauerländer Heimatbund De Suerländer Burschen in langen, weiBen Hemden oder auch Manteln mit glanzendem Flitter und Kronen aus Goldpapier. Balthasar und Melchior, weiB von Gesic±it, tragen Konigsstabe, der scbwarze Kaspar aber eine Stange rait einem drehbaren holzernen Stern. Sie zieihen von Haus zu Haus und singen ein uraltes Dreikonigslied, oft aber mit Zusatzen neueren Datums vermehrt, und nach Empfang der Gabe die sogenannte Ab- singung, worin sie dem Haus und seinem Herrn alles erdenkliche Heii und Gute wiin- schen. Trotz ihrer ikoniglichen Majestat haben sie einen namenlosen Respekt vor Polizei- dienern und Gendarmen, welche nur Bettelei Oder gefahrliche Unsitte darin ertolicken — wiederum, weii selbst der Sdmee brennt, wenn's die Herren haben wollen" —, und lau- fen vor einem roten Kragen, soweit sie kommen konnen, dafi der StraBenkot an den weiBen Hemden hochaufspritzt." Sternsinger zogen im Jahr 1608 schon von Endorf bis Arnsberg, um von den „ryiken Patroiners in duser Stadt" eine Gabe zu holen. Nachfolgend ein sauerliindisches Dreikonigs- lied, das man noch in vielen Dorlern — mit kleinen Abwandlumgen — kennt, und wo man es vergessen hat, sollte man es zur Pflege alten Brauchtums wieder lernen: SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund De' Hillgen Drei Konige met iahrem Staarn, Se' giet sik op de Stocker un seiket dlan Haarn; Ett schnigget un schlackert; et fruiset un knap- Lotrs'chniggen, lott schlackern, et dait uB nix; Vey singet und hollet uifi dapper un fix. De' leiwe Herr well alles belaonen, Mit Gluck un Siaggen un himmlische Kraonen. Doch laiwe Luie, bat keyk' ey sau spaih? Grundehrlik datt sin vey doch alle drai! Driimme well vey uch uisen Namen seggen, Dann war ey auk sieker Raspackt fuar us hewwen: Ik' Kasper, ik hewwe kein Placksken witt, Dian schoinen Jungfern gefall ik nitt, Doch wenne ey mey wellt bey Nacht bekeyken, Dann loot ik akkrot arre uisses Gleyken. Ik' Kunig Melcher, sinn witt un feyn, Finner kann siker ain Graf nit seyn! Sau feyn gewasken un feyn gekammt, Datt alles taum giillenen Rocke stemmt. Ik' haite Balzer, un schluore sao mett, Ik' sin nit aisk', un sin nitt nett; Ik' duittele ummer sao achter dian andern, Well aok taum Hilligen Lanne wandern. Taum HiUigen Lanne iBt ower nau weyt, Ett giet nao manchmol Aweteyt, Un Geld konn vey nitt vam Tiune bnaken, Driim my vey mittlaidige Luie anspnaken. Dai reyken Patroiners in diuser Stadt, Vey denket, dai giet us 'ne ./tpwer'S dai batt. Vey singet taum Danke und driagget den Staarn Un gruifiet uch alle dian laiwen Haarn. Kleine Dreikonigssinger © Copyright Sauerlander Heimatbund 39
Sauerländer Heimatbund De Suerländer Das idyllische er mir die Geschichte erzahlt hat, demist der Mund nicht mehr warm, und das ist schade genug, er hatte sie mir sonst selber schreiben miissen und er wiirde schon sein Wort darauf geiben, daB sie wahr ist. Und in der Tat, erfinden, nein, das kann so was keiner. Es war also in den Jahren, wo der Bekenner- bischof Konrad Martin von Paderborn nodi nicht „festgesetzt" war. Der KultuDkampf ging aber schon auf hoihen Touren. iZu der Zeit residierte in einem der kleinen Stadtchen des Sauerlandes ein Pfarrer — es tut nicht not, daB man seinen Namen wisse -^, der nun nicht gerade ein Kampfhahn war, aber dodi allzeit Mut genug hatte, fiir seine Sache zu stehen, ganz einerlei, w^as etwa Bismarck dazu sagen wiirde. Der fand wun eines Morgens bei seiner Post auch einen neuen Hirtenbrief des Bischofs, ibei dessen 'Lesung er ein paarmal wohlgefallig den Mund spitzte und einmal sogar einen resoliuten Pflff loslieB und zugleich mit ge- •kuwwelter Faust derart auf den Tisch hieb, daiB Kathrin, seine Haushaiterin, ibesorgt f ragen kam, ob und was sich etwa getan hatte. Pfarrer Lodegast — wir wollen ihn mal so nennen — machte eine Gebarde, die deutlich sagte, sie solle sich keine iSorge machen. Ka- thrin aber kannte ihren Herrn zu 'gut und wuBte daher, daB nur ein bifichen Geduld dazu gehore, um eines iguten Tages dodi zu erfahren, was ihn hatte so laut werden lassen. Und richtig waren noch ndcht ganze vierzehn Tage vergangen, da verlas der Herr in beiden Messen einen Hirtenbrief, daB nun Kathrin ihrerseits auch aus Plasier auf die Kirchen- bank hatte hauen mogen. „0 Herr Pastor, das is aber einen", lieB sie verlauten, als sie dem Pfarrer dSn Fruhstiickstisch deckte. „Wer?" fragte der Bischof. „Nu, der Bischof", flog es Kathrin heraus. „Ho", schmunzelte Hoch- wiirden, „lafi dich warnen und mengeliere dich nicht zwisdien die Kirchenvater! Im iibrigen hoff ich, daB alles igut geht!" „Wieso?" woUte Kathrin wissen. Darauf blieb der Pfarrer die Antwort schuidig. Hatte er ihr auch sagen sollen, daB er etwas Verbotenes getan hatte? Das wiirde sie wohl noch friih genug erfahren. Und richtig, es waren noch keine drei Tage vergangen, da saB der zustandige Amtsrichter dem Herrn Pfarrer gegeniiber, aber nicht um ein Plauderstiindchen mit ihm zu halten, wie er es haufig tat, er war sozusagen amtlich da. „Hm, dumme Sache, ich komme wegen des ver- botenen Hirtenschreiibens. Es ist angezeigt worden, dafi Sie entgegen dem staatlichen Ver- bot und seiner Strafandrohung die toischofliche Verlautbarung am letzten Sonntag doch ver- lesen hatten. Ich weiB nichts davon, denn ich war in der Nachbarschaft, wo ich Pate sein 40 xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx ^GEFANGNISl XXXXXXXXXXXXXXXXXX xxxxxxxxxxxxxxxxxx © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Kulturkampfgeschichte aus dem Sauerlande Von Johannes Hatzfeld (t) muBte. Aber ich nehme natiirlich an, daB der Denunziant ein verlcgener Bursche ist. Es wiirde mich beruhigen, wenn Sie mir das ver- sichern konnten." Der Pfarrer kicherte erst in sich hinein und bekannte sich dann frank und frei zu seinem Ungehorsam. Das war nun offenbar dem Gerichtsherrn gar nicht lieb und es mochte wohl eine vorher iitoerlegte Briicke sein, die er ihm jetzt baute, um ihn vor dem Schlim=msten zu bewahren. Er wollte wissen: „Aber nicht wahr, Herr Pfarrer, diesen einen Satz —na ja, Sie wissen ja wohl —, den haben Sie doch sidier auagelassen." „Ausgelassen?" fast emport kam das heraus, „bewahre, was der Bischof vorschreibt, das wird auch vor- gelesen, grundsatzlich und immer, und darum auch diesmal, basta." Na, damit war denn die Katze rundum aus dem Sack. Denn, dafi der Pastor vor Gericht sich nicht auf Winkelziige verlegen wiirde, das war mal sicher, und dann ... Kurzum, die : Sache nahm ihren Lauf, und unser Gerichtsrat selber war es, der seinen Pastor und Freund nach dem Gesetz — nicht nach dem Recht — zu vier Wochen Festung verknurren muBte. Der Pastor muBte damit wohl nicht ge- rechnet, sich aber vielmehr auf etwas gefaBt gemacht haben, was mit Geld w^are abzu- madien gewesen. Als er sich knapp vom ersten Schreck hatte erholen konnen, flng er denn auch lebhaft an zu protestieren: „Ne, ne, aber ne, da muB ich aufs bestimmteste erklaren, das geht einfach nicht, aber ganiz und gar nicht." „Wie", wollte das hohe Gericht da wissen, „warum denn nicht? Sind Sie etwa der Meinung, Sie seien nicht haftfahig? Oder warum soU das ganz und gar nicht gehen? Ich bitte um Verzeihung, daB ich das erst klarstellen muB." Dabei strich sich der Gerichtsrat iiber die Stirne weg, well ihm ob dem selt- samen casus, hinter dem wer weiB stecken konnte (vielleicht gar eine Revolte der treuen Gemeinde seines lieben Pfarrers und Freun- des), heiB geworden war. Heilige Justitia! „Klarstellen? Nun natiirlich", gab der De- linquent zu, „und ich mochte dann wissen, ob ich keinen Grund habe, der sich horen laBt und Gewicht hat!" „Und der ware?" „Einfach der, dafi ich in einem fremden Bette ndcht schlafen kann", sagte der Pastor und nickte so freund- lich dazu, wie wenn er einem kleinen Kinde was klargemacht hatte. Nun, das war ein Fall, wie er sicher seit Adam/s Zeiten noch in keinem Gerichtssaale vorgekommen war! Und er war so verbliiffend, daB der hohe Vorsitzende einen hellen Lacher nicht verbeiBen konnte. Er besann sich aber gleich wieder auf den Ernst der Sache, legte zunachst erst mal sein Gesicht wieder in die
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