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Ausgabe 02/09 - Siemens Mobility

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ITS magazine<br />

Fachmagazin der Straßenverkehrstechnik I 2/20<strong>09</strong><br />

Traffic Solutions<br />

Bleibt alles anders?<br />

S<br />

Wie die weltweiten Megatrends unsere Anforderungen an Mobilität beeinflussen


Editorial & Inhalt<br />

Inhalt<br />

Im Fokus<br />

4 „Mobilität ist nicht, was Auto -<br />

hersteller darunter verstehen“<br />

Zukunftsforscher Matthias Horx über<br />

die erstaunlichen Parallelen zwischen<br />

biologischer und technologischer<br />

Evolution, die aktuellen globalen<br />

Megatrends und deren Auswirkungen<br />

auf die mobile Gesellschaft<br />

10 Die zehn aktuellen Megatrends<br />

im Überblick<br />

2 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Editorial<br />

04<br />

„Mobilität ist nicht, was Auto hersteller darunter verstehen“<br />

12 Gesunde Mix-Tour<br />

Wie die moderne Landflucht und ein<br />

erweitertes Umweltbewusstsein unsere<br />

Lebensstile, unsere Statussymbole<br />

und damit auch unser Mobilitäts ver -<br />

halten in Zukunft verändern werden<br />

14 Schöne kleine Welt?<br />

Warum die immer engmaschigere<br />

digitale Vernetzung und die extreme<br />

Zunahme mobiler Arbeitsformen<br />

nicht nur berufliche Chancen, sondern<br />

auch soziale Risiken birgt<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

dass alles mit allem zusammenhängt,<br />

ist keine neue Erkenntnis. Genau ge -<br />

nommen ist es fast 250 Jahre her, dass<br />

ihr Gotthold Ephraim Lessing in seiner<br />

„Hamburgischen Dramaturgie“ ein Denk -<br />

mal setzte: „Alles durchkreuzt sich,<br />

alles wechselt mit allem, alles ändert<br />

sich, eines in das andere.“ Zwar hatte<br />

der sächsische Dichter und Denker ausdrücklich<br />

die Natur im Sinn, als er<br />

seine These formulierte – aber wenn<br />

es stimmt, was unser aktueller Inter -<br />

view partner Matthias Horx behauptet,<br />

dann gibt es zwischen der Evolution<br />

von Leben und von Technologie jede<br />

Menge verblüffender Parallelen.<br />

Trends & Events<br />

16 Sicherheit mit Brief und Siegel<br />

Als weltweit erster Anbieter von<br />

Parkscheinautomaten hat <strong>Siemens</strong><br />

<strong>Mobility</strong> das neueste Sicherheits -<br />

zertifikat für die Verarbeitung sensibler<br />

Kreditkarten-Daten erhalten<br />

16 Prima Klima in Birmingham<br />

Nachhaltigkeit in der Verkehrstechnik<br />

war eines der beherrschenden<br />

Themen bei der Logistik- und Trans -<br />

portmesse Traffex vom 21. bis 23.<br />

April 20<strong>09</strong>


Wer in einer zunehmend vernetzten Welt<br />

über die weitere Entwicklung von Mo -<br />

bi lität nachdenkt, der sollte seinen Fo -<br />

kus auch auf solche gesellschaftliche<br />

12<br />

Gesunde Mix-Tour<br />

Partner & Projekte<br />

17 Shortcuts<br />

Aktuelle Projekte im Bereich Straßen<br />

verkehrstechnik aus Abu Dhabi,<br />

Ös terreich und Deutschland<br />

18 „In vorderster Reihe mitmischen“<br />

Salim Handal, General Manager des<br />

<strong>Siemens</strong>-Partners Electro Mechanical<br />

Co. LLC in Abu Dhabi, über die atemberaubende<br />

Entwicklung des größten<br />

Arabischen Emirats und die herausragende<br />

Bedeutung seines Unter -<br />

nehmens für die Mobilität in der<br />

Unteren Golfregion<br />

Strö mungen erweitern, die auf den ersten<br />

Blick nicht allzu viel mit unserem<br />

Thema zu tun haben. Denn längst nicht<br />

bei allen demographischen und sozialen<br />

Tendenzen liegt die Herausforderung für<br />

unsere Transportsysteme so klar auf der<br />

Hand wie etwa bei der Urbanisie rung. Bei<br />

einigen der aktuellen globalen Mega -<br />

trends muss man schon etwas genauer<br />

hinschauen, um zu erahnen, dass sie die<br />

Anforderungen an Mobilität verändern<br />

könnten. Und dennoch werden sie es<br />

tun – der wachsende Einfluss der Frauen<br />

in der Gesellschaft genauso wie die<br />

neuen Formen mobiler Arbeit und unser<br />

erweitertes Verständnis von Ökologie.<br />

Davon zumindest sind die Spezialisten,<br />

14<br />

Schöne kleine Welt?<br />

Wissen & Forschung<br />

20 Trio phänomenal<br />

Die Subsysteme in Fahrzeugen, Infrastruktur<br />

und Zentralen sollen künftig kooperieren<br />

– aber wie wächst zusammen, was<br />

zusammengehört?<br />

Mobilität & Lebensraum<br />

22 Neue Bewegung<br />

Wolf Lotter, Mitbegründer des Wirtschafts -<br />

magazins brand eins, über sein Verständnis<br />

von Mobilität und sein Unver ständnis für die<br />

Fortsetzung der ideologischen Diskussionen<br />

von Gestern<br />

24 Stadt im Fluss<br />

Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamts<br />

in Nürnberg, über die Potenziale der „Opera -<br />

tiven Regionalen Integrierten und Optimierten<br />

Korridorsteuerung“ (ORINOKO)<br />

die in dieser <strong>Ausgabe</strong> des ITS magazines<br />

zu Wort kommen, fest überzeugt. Wenn<br />

Sie also wissen möchten, wie sich Trend-<br />

Guru Matthias Horx und zwei junge<br />

deutsche Wissenschaftler die Zukunft<br />

der Mobilität vorstellen, dann blättern<br />

Sie jetzt einfach um. Ich wünsche Ihnen<br />

viel Spaß bei der Lektüre.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dr. Michael Ostertag<br />

Rubriken<br />

25 Im Seitenspiegel<br />

Nachdenkliches und Quer -<br />

gedachtes über Trends und<br />

Visionen: „Wenn der Trend<br />

im Trend liegt“<br />

26 Profil<br />

Dieter Geiger, Trendscout<br />

bei <strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong>, über<br />

die Chancen und Potenziale<br />

des Satellitennaviga tions -<br />

systems GALILEO: „Mehr<br />

Evolution als Revolution“<br />

28 Impressum<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 3


Im Fokus<br />

„Mobilität ist nicht, was<br />

darunter verstehen“<br />

Interview ■ Zukunftsforscher Matthias<br />

Horx über die er staunlichen Parallelen<br />

zwischen biologischer und technologischer<br />

Evolution, die aktuellen<br />

globalen Megatrends und<br />

deren Auswirkungen auf die<br />

mobile Gesellschaft.<br />

Herr Horx, Sie firmieren als Zukunfts -<br />

forscher, leiten ein Zukunftsinstitut,<br />

schreiben Bücher über die Zukunft –<br />

und trotzdem schicken Sie Menschen,<br />

die Sie um einen Blick in die Zukunft<br />

bitten, manchmal lieber zur Wahr -<br />

sagerin. Wie passt das zusammen?<br />

Ich mache das nur dann, wenn ganz<br />

of fensichtlich falsche Projektionen im<br />

Spiel sind, also wenn mein Gegenüber<br />

von mir präzise Vorhersagen in Bezug<br />

auf sein eigenes, ganz persönliches<br />

Schicksal erwartet. Das nämlich ist in<br />

der Tat ein klassischer Fall für die Kris -<br />

tallkugel – und nicht für die Wissen -<br />

schaft. Die seriöse Zukunftsfor schung<br />

kann und will definitiv keine Aussagen<br />

darüber treffen, wie es einem Einzel-<br />

4 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

nen in 10, 20 oder 50 Jahren geht<br />

und was ihm auf dem Weg dahin so<br />

alles zustößt.<br />

Was kann und will sie dann?<br />

Grundsätzlich bewegt sich die Zukunfts -<br />

forschung auf einer weit höheren als der<br />

individuellen Ebene. Ihre Hauptauf gabe<br />

besteht darin, die Wahrscheinlich keiten<br />

zu berechnen, mit denen dieses oder je -<br />

nes Szenario im Hinblick auf die Entwick -<br />

lung von Gesellschaftsformen, Ökono -<br />

mien oder Technologien eintritt. Dabei<br />

helfen uns vor allem die Analyse und<br />

die Gewichtung von sozialen, kul turellen<br />

und ästhetischen Trends, die in der<br />

Gegenwart stattfinden oder sich zumindest<br />

bereits anbahnen. Wenn man diese<br />

Erkenntnisse so miteinander verknüpft,<br />

dass am Ende ein in sich stimmiges, also<br />

kohärentes System entsteht, lassen sich<br />

meist recht aussagekräftige Antworten<br />

auf konkrete Zukunfts fragen geben.<br />

Der Begriff Trend wird – in den Me dien<br />

genauso wie an Stammtischen – recht<br />

inflationär gebraucht. Exakt definieren<br />

können ihn aber vermut lich die we -<br />

nigs ten. Was macht eine Entwicklung<br />

zum Trend – und was macht einen<br />

Trend zum Megatrend?<br />

Als Trends bezeichnen wir generelle und<br />

großflächige Wandlungsprozesse, die<br />

eingebettet sind in systemische Ver än -<br />

derun gen und sich nicht nur in ein zelnen<br />

Symp tomen bemerkbar machen.


Autohersteller<br />

Je nach Rele vanz, Dauer und Intensität<br />

unterscheiden wir dabei verschiedene<br />

Arten: Der Mega trend ist sozusagen die<br />

Königskategorie. Er hat per Definition<br />

eine Steigerungs-Halb wertszeit von<br />

50 bis 100 Jahren, findet überall auf<br />

der Welt und in allen Lebens bereichen<br />

gleichzeitig statt und erweist sich als<br />

rückschlagsresistent; das heißt, er kann<br />

sich durchaus zwei, drei Jahre lang an -<br />

ders entwickeln, ohne dadurch an<br />

Durch schlagskraft zu verlieren. Getoppt<br />

werden die Megatrends nur noch von<br />

den Meta trends, das sind universelle<br />

Grundregeln und Naturgesetze wie etwa<br />

die Entwick lung zur Komplexität. Auf<br />

den Ebenen darunter finden sich dann<br />

die so genannten soziokulturellen Trends,<br />

„Viele Auftraggeber<br />

erwarten von uns keine<br />

Wahrheiten, sondern<br />

Bestätigungen“<br />

die meist einen Ausgleich von Defiziten<br />

in der gesellschaftlichen Entwicklung<br />

anstreben, ein aktuelles Beispiel dafür<br />

ist etwa die immer häufiger zu beobachtende<br />

Sehn sucht nach Entschleu -<br />

nigung. Kom plettiert wird die Liste von<br />

Konsumenten- und Marketingtrends,<br />

zu dieser Kategorie gehört etwa die<br />

wachsende Bedeutung der Natürlichkeit<br />

in der Ernährung oder auch in der<br />

Kosmetik. »<br />

Trendforscher Horx: „Recht aussagekräftige<br />

Antworten auf konkrete Zukunftsfragen“<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 5


Im Fokus<br />

Begriffe wie Spiritualisierung oder<br />

Ur banisierung tauchen in den Mega -<br />

trend-Rankings mancher Institute auf<br />

und in anderen nicht. Sind die Defini -<br />

tionen vielleicht doch nicht so ganz<br />

eindeutig?<br />

Das ist meines Erachtens keine Frage der<br />

Definitionen, sondern eher der Bewer tung<br />

oder Interpretation – und im Übrigen ein<br />

Streit um des Kaisers Bart, wenn Sie mich<br />

fragen. Unterm Strich geht es doch nicht<br />

darum, ob es jetzt gerade zehn oder zwölf<br />

globale Megatrends gibt. Viel wichtiger ist<br />

es herauszufinden, welche systemi schen<br />

Kräf te wir als treibende oder hemmende<br />

Fak toren berücksichtigen müssen, wenn wir<br />

zum Beispiel über die künftige Ent wick lung<br />

bestimmter Technologien nachdenken.<br />

„Wer ehrlich ist,<br />

holt sich oft eine<br />

blutige Nase“<br />

6 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Reisende mit Headset: „Wir beobachten eine neue Nomadik von Menschen mit mehreren Wohnsitzen“<br />

Kann die Zukunftsforschung tatsächlich<br />

vorhersagen, ob sich eine Innovation<br />

durchsetzen wird oder nicht?<br />

Auf jeden Fall kann sie entscheidend da -<br />

bei helfen, die Chancen realistisch einzuschätzen.<br />

Das Problem ist nur: Die meisten<br />

Mar keting-Verantwortlichen beauftragen<br />

uns nicht, um die Wahrheit zu erfahren,<br />

sondern um sich von uns bestätigen zu<br />

lassen, dass sie ein su pertolles neues<br />

Produkt am Start haben. Mit solchen Ge -<br />

fälligkeits-Prognosen kann man in unserer<br />

Branche jede Menge Geld verdienen. Wenn<br />

man ehrlich ist, holt man sich stattdessen<br />

ziemlich oft eine blutige Nase.<br />

So wie mit Ihren Prognosen in punkto<br />

Bildtelefon?<br />

Dafür bin ich tatsächlich am laufenden<br />

Band verprügelt worden. Es ist ja auch<br />

nicht so schwer zu verstehen, dass die<br />

Telekom mu nikations-Anbieter gerne ein<br />

margenstarkes neues Produkt gehabt hätten<br />

und deshalb immer wieder teure An -<br />

läufe unternahmen, die Bildtelefonie<br />

doch noch zum Hype zu machen. Aber<br />

das konnte einfach nicht funk tionieren,<br />

weil die ganze Idee auf ei nem kapitalen<br />

Miss ver ständnis über das Wesen menschlicher<br />

Kommunikation basiert. Wir benutzen<br />

das Telefon nämlich nicht dazu, um<br />

anderen nahe zu sein, sondern ganz im<br />

Gegenteil: Wir organisieren damit Dis tanz.<br />

Sobald zum Ton auch ein Bild übertragen<br />

würde, könnten wir das nicht mehr. Plötz -<br />

lich müssten wir auf unser Äußeres ach-<br />

Bahnhof Shimbashi in Tokio: „Die Annahme, Mobilität sei etwas Unveränderliches, ist ein Irrtum“


„Nicht alles, was quietscht<br />

und brummt, ist toll“<br />

ten und wo mög lich sogar die Woh nung<br />

aufräumen, bevor wir unseren Chef anrufen.<br />

Telefonieren wäre also mit viel mehr<br />

Stress verbunden. Wer soll das wollen?<br />

Das klingt absolut logisch. Warum<br />

haben die Telekom-Anbieter diese<br />

Zusammen hänge so lange ignoriert?<br />

Weil sie sich, wie so viele Hersteller und<br />

Dienstleister in anderen Branchen auch,<br />

eigentlich nur für ihre Produkte interessieren<br />

und kaum für den Kontext, in dem<br />

sie stehen. Im Bereich Technologie geben<br />

eben meist die Ingenieure den Ton an –<br />

ungefähr nach dem Motto: Wir haben da<br />

eine geniale Lösung, jetzt brauchen wir<br />

eigentlich nur noch ein Problem dazu.<br />

Aber nicht alles, was quietscht und<br />

brummt, ist toll. Selbst technologische<br />

Meisterwerke passen oft nicht – oder<br />

nicht mehr – in die Zeit. Den ken Sie an<br />

die Concorde, die nach meiner Überzeu -<br />

gung nicht an Sicherheits ri si ken oder an<br />

hohen Kerosinpreisen ge storben ist, sondern<br />

an der Erfindung des Laptops. Als<br />

Manager plötzlich im Flug zeug arbeiten<br />

konnten, ohne Aktenberge mitschleppen<br />

zu müssen, entfiel das ökonomische Ar -<br />

gument des Zeitgewinns. Das war der<br />

eigentliche Todesstoß für den schönen<br />

weißen Vogel.<br />

Was die Zukunftsperspektiven der Automobilbranche<br />

angeht, versprühen Sie<br />

ja auch nicht unbedingt ungebremsten<br />

Optimismus?<br />

Concorde, Bildtelefon: „Selbst technische Meister -<br />

werke passen oft nicht – oder nicht mehr – in die Zeit“<br />

Das kann man so nicht sagen. Ich be -<br />

haup te lediglich, dass die Herausforde -<br />

rungen, mit denen sich die Branche konfrontiert<br />

sieht, in Zukunft sicherlich nicht<br />

kleiner werden. Aber die Unter nehmen,<br />

die ihre Hausauf gaben ernst nehmen<br />

und die richtigen Schlüsse daraus ziehen,<br />

haben durch aus Chan cen, die Kurve zu<br />

kriegen. Dazu müssten die Firmen natürlich<br />

zunächst ein mal verstehen, worin<br />

diese Herausfor de run gen wirklich bestehen.<br />

Und den Ein druck hatte ich – jedenfalls<br />

bis kurz vor Beginn der aktuellen<br />

Wirtschaftskrise – noch nicht.<br />

Was müssten die Autohersteller<br />

denn ver stehen, um ihre Probleme<br />

zu meistern? »<br />

Hauptbahnhof in Berlin: „Unsere geänderten Ansprüche an Mobilität werden dazu führen, dass wir ganz neue Fragen stellen“<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 7


Im Fokus<br />

Zum Beispiel, dass Mobilität nicht das ist,<br />

was sie sich darunter vorstellen. Ich werde<br />

das Gefühl nicht los, dass viele der Ver -<br />

antwortlichen noch immer glauben, der<br />

Wunsch nach Mobilität sei etwas absolut<br />

Unveränderliches, ein Wunsch also, der<br />

sich folglich auch auf die immer gleiche<br />

Weise erfüllen lässt. Aber genau da liegt<br />

der große Irrtum: Die Gründe, warum wir<br />

unterwegs sind, haben sich im Lauf unserer<br />

Geschichte immer wieder deutlich ge -<br />

wandelt. Am Anfang waren wir alle No -<br />

ma den, später geriet Mobilität zum Privi -<br />

leg der Aristo kraten und zum Attribut<br />

fahren der Hand werksleute. Mit Beginn<br />

des Industrie zeit alters ging es den Mobi -<br />

len dann vorwiegend darum, persönliche<br />

oder berufliche Vorteile zu erlangen. Und<br />

8 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

„Der steigende Einfluss<br />

der Frauen<br />

wird den Markt ganz<br />

erheblich verändern“<br />

Autosalon in Genf: „Glauben Sie wirklich, dass die Branche die Herausforderung verstanden hat?“<br />

in der aktuellen Wissensgesellschaft ha -<br />

ben wir es mit ei nem vielteiligen Puzzle<br />

an Mo tiven zu tun, das sich gerade jetzt<br />

wieder neu zu sammen setzt. Unter anderem<br />

beobachten wir heu te eine neue<br />

Nomadik von Men schen mit mehreren<br />

Wohnsitzen – oder auch eine veränderte<br />

Form des Tourismus, in der das Erleben<br />

wichtiger wird als das Abhängen.<br />

Und was bedeutet das für unsere An -<br />

sprüche an Mobilität?<br />

Es führt dazu, dass wir ganz neue Fragen<br />

stellen. Früher wollten wir nur wissen:<br />

Wie komme ich von A nach B? Inzwischen<br />

interessieren wir uns auch dafür, wie es<br />

uns ergehen wird auf dieser Reise und<br />

was uns unterwegs über die Fort be we -<br />

gung hinaus an Service geboten wird.<br />

Und auch der Um weltgedanke spielt<br />

natürlich eine immer größere Rolle.<br />

Zumindest das hat sich aber doch<br />

inzwischen auch in der Automobil -<br />

industrie herumgesprochen?<br />

Glauben Sie wirklich? Im Moment leben<br />

die Ingenieure noch ziemlich ungeniert<br />

ihre Fantasien aus und bauen nach wie<br />

vor 250 PS starke und mehrere Tonnen<br />

schwere Wunderwerke an automobiler<br />

Technik. Ich habe mich erst neulich wieder<br />

länger mit einflussreichen Vertretern<br />

der Branche unterhalten und sie gefragt,<br />

wie sie denn auf den steigenden Anteil<br />

weiblicher Auto käufer reagieren. Die<br />

Antwort war so nichts sagend, dass nur<br />

Junge Smart-Fahrerin: „Die Autoindustrie hat den steigenden Anteil<br />

weiblicher Käufer bisher offenbar noch nicht ernst genommen“


Zur Person<br />

Matthias Horx, 54, gilt als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen<br />

Raum. Mit seinem Zukunftsinstitut mit Hauptsitz bei Frankfurt am Main<br />

gründete er zur Jahrtausendwende einen der wichtigsten Think Tanks Mittel euro pas.<br />

Seit Herbst 2007 lehrt er wissenschaftliche Trend- und Zukunfts forschung auch als<br />

Dozent an der Zeppelin-Universität am Bodensee.<br />

Während seiner inzwischen mehr als 25-jährigen publizistischen Karriere war Horx<br />

Redakteur unter anderem bei „Tempo“ und „Die Zeit“ und schrieb zahlreiche Bü cher,<br />

von denen viele zu Bestsellern wurden. Zum Beispiel: „Wie wir leben werden“ und<br />

„Anleitung zum Zukunftsoptimismus“. Sein aktuelles Buch „Technolution – Wie<br />

unsere Zukunft sich entwickelt“ ist 2008 im Campus-Verlag erschienen (ISBN 978-<br />

3-593-38555-6) und liefert eine völlig neue Erklärung dafür, wie Fortschritt entsteht.<br />

Demnach entwickelt sich Technik nicht planmäßig und linear, sondern nach<br />

den eigenständigen Gesetzen der Evolution.<br />

der Schluss blieb: Man hat diese Ent wick -<br />

lung bisher einfach nicht ernst genommen.<br />

Das finde ich gelinde gesagt erstaunlich,<br />

weil der steigende Ein fluss der Frauen,<br />

die ein viel pragmatischeres Verhältnis<br />

zum Auto haben als Männer, den Markt<br />

ganz erheblich verändert.<br />

„Im Moment sind wir<br />

in einer Phase der An -<br />

pas sung an geänderte<br />

Bedingungen“<br />

Mit dem Ergebnis, dass das Auto seinen<br />

Kultstatus verliert?<br />

Ja, der Nimbus verblasst doch bereits.<br />

Und irgendwann im weiteren Verlauf die-<br />

ser Entwicklung brechen die aktuellen<br />

Mar kenstrategien der Hersteller dann<br />

unweigerlich in sich zusammen. Plötzlich<br />

gibt es keine Unterschiede mehr zwischen<br />

einem BMW und einem VW. Dass<br />

die Evolution des Automobils in einer<br />

Übergangsphase ist, zeigt sich nicht zu -<br />

letzt an der radikal wachsenden Arten -<br />

vielfalt. Nachdem jahrzehntelang der<br />

Vorsprung-durch-Technik-Typus die Sze -<br />

nerie beherrschte, erschienen innerhalb<br />

weniger Jahre eine ganze Reihe von Spe -<br />

zies und Subspezies auf der Bild fläche:<br />

Vans, Multivans, Subvans, Com pact Cars,<br />

Offroader, Semiroader und wie sie alle<br />

heißen. Und auch im Bereich der Antriebe<br />

konkurrieren neuerdings die un terschiedlichsten<br />

Konzepte miteinander.<br />

Verschiedene Fahrzeugtypen in einer Hochgarage: „Dass die Evolution des Automobils in einer<br />

Übergangsphase ist, zeigt sich nicht zuletzt an der radikal wachsenden Artenvielfalt“<br />

Charles Darwin hätte seine helle<br />

Freude dran …<br />

Die Evolution von Technologie folgt in<br />

der Tat ziemlich genau den Mustern ihres<br />

na türlichen Vorbilds. Nur dass hier nicht<br />

die Ressourcen von Luft, Wasser und Nah -<br />

rungs mitteln den Ausleseprozess steuern,<br />

sondern Kapital, Wissen, Infrastruktur bil -<br />

dung und menschliches Interesse, aber<br />

auch soziokulturelle Bindungen und Be -<br />

dürfnisse. Und all das läuft – auf unser<br />

Thema bezogen – beinahe zwingend da -<br />

rauf hinaus, dass wir einen neuen Mobi -<br />

litätsmix erleben werden.<br />

Der wie aussehen könnte?<br />

Langstrecken werden mehr denn je zur<br />

Do mäne des Flugzeugs. Auf Mittel stre cken »<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 9


Im Fokus<br />

Die zehn aktuellen Megatrends im Überblick<br />

Nicht jeder Hype ist ein Trend – und nicht jeder Trend ein Megatrend. Experten reservieren<br />

diesen Begriff für weltweite, dauerhafte und messbare Wandlungsprozesse,<br />

die sich sowohl im sozialen und kulturellen wie auch im ökonomischen Bereich beobachten<br />

lassen. Hier die aktuelle Übersicht des Zukunftsinstituts von Matthias Horx:<br />

10 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Individualisierung<br />

Sinkende Abhängigkeiten von traditionellen Nor men<br />

und steigender Wohlstand eröffnen den Menschen in<br />

modernen Gesellschaften mehr Freiheiten und ebnen<br />

damit den Weg zu einer neuen Kultur der Selbst ver -<br />

wirklichung. So entwickelt sich eine neue Vielfalt von<br />

Lebensformen und -stilen, Produkten und Marken.<br />

Female Shift<br />

Der Einfluss von Frauen in Wirtschaft und Gesell schaft,<br />

in Politik, Wissenschaft und Kultur nimmt massiv zu,<br />

was gleichzeitig zu einer nachhaltigen Veränderung<br />

des männlichen Rollenverhaltens führt. Beides wird<br />

in Zukunft Gesellschaften, Märkte und Unternehmen<br />

weiter entscheidend prägen.<br />

Silberne Revolution<br />

Bisher wird die statistische Alterung unserer Gesell -<br />

schaft fast immer negativ bewertet, aber es gibt auch<br />

positive Seiten: In ihrer Selbstwahrnehmung fühlen<br />

sich die Menschen jünger als sie sind. Dieser Trend zum<br />

so genannten Downaging wird die Auswirkun gen des<br />

demographischen Wandels massiv mitbestimmen.<br />

Bildung<br />

Der Wandel von der Industrie- zur Wissensgesell -<br />

schaft macht Bildung zur Schlüsselressource für<br />

wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Lernen<br />

wird damit zu einem vielversprechenden Business,<br />

das einen riesigen Wachstumsmarkt für neue Ge -<br />

schäftsmodelle eröffnet.<br />

New Work<br />

In den kommenden Jahren beschleunigt sich der Ab -<br />

schied von der industriellen Arbeitsorganisation. Fle -<br />

xible, mobile, team- und projektorientierte Arbeitsfor -<br />

men werden massiv zunehmen. Wir stehen an der<br />

Schwelle zur Kreativ-Ökonomie, in der aber auch die<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstärkt eingefordert<br />

wird.<br />

Gesundheit<br />

Schon heute ist der Gesundheitsmarkt einer der<br />

wich tigsten Eckpfeiler der Wirtschaft. Bis 2<strong>02</strong>0 wird<br />

die Nachfrage rund um Ernährung, Körper, Sport<br />

und Lebensqualität weiter rapide steigen. Pro -<br />

aktive Vor sorge und komplementäre Behand -<br />

lungsformen lösen die Symptom bekämpfungs -<br />

medizin ab: Aus Patienten werden Kunden und<br />

gesundheitsbewusste Lifestyle-Konsumenten.<br />

Neo-Ökologie<br />

Der Megatrend umfasst neben klassischen „grünen“<br />

Themen auch die sozial-ökologischen Folgen<br />

unseres Handelns und stellt damit eine markante<br />

Zäsur dar, die unsere Märkte radikal verändern<br />

wird. Einst rein moralische, soziale und ökologische<br />

Fragen ökonomisieren sich. Das Konsumieren<br />

mit gutem Gewissen wird zum Wachstumsmotor.<br />

Connectivity<br />

Die rapide digitale Vernetzung schließt die Kluft<br />

zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />

Moderne Kommunikation avanciert zum globalen<br />

Treiber für wirtschaftliches Wachstum. Internet<br />

und Handy erfüllen andere soziale Funktionen<br />

als bisher: Sie werden zu Alltagsbegleitern und<br />

bilden die Basis für neue Netzwerke und Kon -<br />

sumgewohnheiten.<br />

Globalisierung<br />

Trotz anhaltend negativer Schlagzeilen hat sich<br />

die Globalisierung inzwischen zum Positiven entwickelt:<br />

Entwicklungsländer partizipieren am Han -<br />

del in einer Welt, die gewissermaßen zum Dorf<br />

wird. Neben der wirtschaftlichen zeigt sich immer<br />

mehr auch die ge sellschaftliche Dimension – von<br />

Bildung über Kultur bis hinein in die privaten Be -<br />

ziehungswelten.<br />

Mobilität<br />

Für ganze Volkswirtschaften wie für den Ein -<br />

zelnen wird Mobilität zunehmend wichtiger<br />

und unvermeidbarer. Im selben Maß steigt<br />

auch die Suche nach Mög lichkeiten, Mobili -<br />

tätsanforderungen und -wünsche ökonomisch<br />

und genussvoll umzusetzen. Der Mega trend<br />

wird deshalb weitere Bereiche des Konsum ver -<br />

haltens prägen und neue Nachfragemärkte<br />

erzeugen.


Geschäftsmann im Stadtverkehr: „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Wunsch nach individueller<br />

Mobilität ein tief verankertes menschliches Bedürfnis ist – und immer sein wird“<br />

„Unterschätzen Sie<br />

nicht den Ideen reich -<br />

tum der Techniker“<br />

ab etwa drei, vier Stunden Fahrzeit wird<br />

der Zug eine Renaissance erleben, von<br />

der die Bahn betreiber umso mehr profitieren<br />

können, je attraktiver sie ihre<br />

Angebote gestalten. Damit meine ich<br />

nicht nur die reine Trans portdienstleis -<br />

tung, sondern auch den Ser vice drumherum,<br />

dessen Stellenwert in Zu kunft mit<br />

Sicherheit weiter steigen wird. Einen<br />

Vorgeschmack da rauf bieten schon heute<br />

die modernen Flughäfen und Bahn höfe,<br />

die sich mehr und mehr zu echten Han -<br />

dels- und Dienst leistungszentren entwickeln.<br />

Für das Auto bleibt dann im We -<br />

sentlichen nur noch die Kurzstrecke<br />

übrig. Und dafür brauchen wir natürlich<br />

keine sper rigen und übermotorisierten<br />

Limou si nen mehr, die früher oder später<br />

nur noch ein Nischen seg ment bilden<br />

werden und ihren Platz in den Best -<br />

sellerlisten viel kleineren, wendigeren<br />

und vor allem umwelt freund licheren<br />

Fahr zeu gen überlassen müssen.<br />

Teilen Sie die vereinzelt geäußerte Be -<br />

fürch tung mancher Skeptiker, dass<br />

Auto mobilität am Ende des Erdöl zeit -<br />

alters wieder so teuer werden könnte<br />

wie in ihren Anfangstagen?<br />

Nein. Wer das erwartet, der unterschätzt<br />

nicht nur den Erfindungsreichtum der<br />

Tech niker, der vergisst auch, dass der<br />

Wunsch nach individueller Mobilität ein<br />

tief verankertes menschliches Bedürfnis<br />

ist – und immer sein wird. Im Moment<br />

sind wir einfach in einer Phase der An -<br />

passung an die geänderten Bedingun gen.<br />

Und die Auto mobilhersteller haben meines<br />

Erach tens auf mittlere bis lange Sicht<br />

nur eine Alter native: Entweder sie entwickeln<br />

sich Schritt für Schritt weiter zu<br />

integrierten Mobili täts-Konzernen, die<br />

Produkte und Dienstleis tun gen für alle<br />

Transport-Modi anbieten – oder sie<br />

schrumpfen sich gesund.<br />

Herr Horx, wir danken Ihnen für das<br />

Ge spräch. «<br />

Modellpräsentation auf einer Automesse: „Die Hersteller haben meines Erachtens nur eine Alternative – entweder sie entwickeln sich weiter zu<br />

integrierten Mobilitäts-Konzernen, die Produkte und Dienstleistungen für alle Transport-Modi anbieten, oder sie schrumpfen sich gesund“<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 11


Im Fokus<br />

Elektromobil von GM und Segway, Fahrradfahrer auf einer Rolltreppe: Zur physischen Mobilität kommt in zunehmendem Maß die gedankliche Beweglichkeit<br />

Gesunde Mix-Tour<br />

Mobilität im Zeitalter von Urbanisierung und Neo-Ökologie ■<br />

Moderne Landflucht und erweitertes Umwelt be wusstsein<br />

führen zu einer neuen Vielfalt an Lebensstilen und Status -<br />

symbo len – und damit auch zu nachhaltigen Veränderungen<br />

im Mobilitäts verhalten. Schon allein deshalb wird die<br />

Zukunft multimodal, meint Sascha Baron von der Technischen<br />

Universität Kaisers lautern.<br />

12 its magazine 2/20<strong>09</strong>


Er steckt gewissermaßen in der Zwick -<br />

mühle, der Stadtverkehr zu Beginn des<br />

drit ten Jahrtausends. Einerseits engen<br />

Lärm, Abgase und die Abhängigkeit von<br />

endlichen, fossilen Energieträgern sowohl<br />

die Entwicklungsfähigkeit von Ballungs -<br />

räu men als auch die Bewegungsfreiheit<br />

der in ih nen lebenden Menschen ein. An -<br />

dererseits steht längst außer Frage, dass<br />

sich die Stadt der Zukunft in Zeiten der<br />

Urbanisierung und Re-Urbanisierung – al so<br />

der Rück- und Zuwanderung in die Metro -<br />

polen – noch weiter verdichten wird.<br />

Prestige misst man dann<br />

nicht mehr in PS, sondern<br />

in Miles and More und<br />

bahn.comfort<br />

Und so ganz nebenbei muss sich die verkehrliche<br />

Infrastruktur auch noch auf veränderte<br />

Mobilitätsstile einstellen, wie die<br />

Trendforscher des Zukunftsinstituts prognostizieren:<br />

Für die Jüngeren ist Mo bi lität<br />

gleich „Networking“, Familien se hen darin<br />

zunehmend den „Convenience“-As pekt<br />

und die Älteren ein Synonym für ih ren<br />

„Auf bruch“. Matthias Horx (siehe Inter -<br />

view Sei te 4) nennt zum Megatrend „Neo-<br />

Ökologie“ den Lifestyle of Health and<br />

Sus tainability (LOHAS), also eine Lebens -<br />

ein stellung, bei der Gesundheit und ein<br />

zu kunftsfähiger, bewusster Konsum im<br />

Mittelpunkt stehen.<br />

Der gerade noch als die größte um -<br />

weltpolitische Heraus for de rung für die<br />

Mensch heit titulierte Klima wandel entwickelt<br />

sich in den nächsten 30 Jahren<br />

zur selbstverständlichen Grund lage für<br />

das tägliche Han deln. Parallel dazu wird<br />

es jedoch auch weiterhin die traditionellen<br />

Lebensstile mit den heute typischen<br />

Verhaltensmustern geben.<br />

Aber wie wirkt sich diese neue Vielfalt<br />

an Lebensweisen und die daraus resultierende<br />

Veränderung von Wegelängen und<br />

ihrer zeitlichen und räumlichen Vertei lung<br />

auf die Mobilität von Morgen aus? Neue<br />

Mo bilitätskonzepte werden von den Men -<br />

schen als selbstverständliche Wahlalter -<br />

nati ven ver innerlicht. Generell wird das<br />

Auto als bislang einzig akzeptiertes alltägliches<br />

Fort bewegungsmittel von Ges -<br />

tern sein, die Zukunft gehört einem individuell<br />

gewählten Mix verschiedener<br />

Verkehrs mit tel – die mobile Gesellschaft<br />

wird multimodal. Nicht nur aus ökologischer<br />

Sicht, sondern auch aus rein praktischer:<br />

Denn künftige soziale Beziehungs -<br />

muster sind stadtübergreifend und sogar<br />

international vernetzt.<br />

Virtuell ist die Welt schon heute zu ei -<br />

nem Vorgarten zusammengeschrumpft,<br />

mobile Technologien ermöglichen das<br />

„Netz werken“ zu fast jedem Zeitpunkt.<br />

Privates vermischt sich mit Öffentlichem;<br />

wer früher noch als verrückt eingestuft<br />

worden wäre, entpuppt sich heute als<br />

freisprechend telefonierender Geschäftsoder<br />

Privatmann. Young Globalists be -<br />

richten sich über die ungewöhnlichsten<br />

Reise varianten, wer nur mit einem Ver -<br />

kehrs mittel anreist, kann da bald kaum<br />

noch mithalten: Persönliches Prestige<br />

misst man dann nicht mehr in PS, sondern<br />

in Miles and More und bahn.comfort.<br />

Gleiches gilt für das Pflegen in ternationaler<br />

Netzwerke: Die heute schon virtuell<br />

global Vernetzten wollen natürlich auch<br />

in der realen Welt um den Glo bus ziehen.<br />

Die höheren Reisege schwin digkeiten der<br />

einzelnen Ver kehrs mittel helfen dabei.<br />

Wochenendtrips mit dem Flugzeug<br />

sind wegen geringer Kosten schon heute<br />

keine Seltenheit mehr und werden weiter<br />

zunehmen, die steigende Nachfrage und<br />

knappere Ressourcen erzwingen effizientere<br />

Flugzeugdesigns. Immer mehr Ältere<br />

unternehmen Reisen und Städte trips: Auf<br />

diese Weise tragen sie zu höheren Frei -<br />

zeitverkehrsanteilen im mo torisierten<br />

Individual- aber auch Flug ver kehr bei.<br />

Kinder aus Patchwork fami lien besuchen<br />

regelmäßig ihre Eltern teile, teils quer<br />

durch Deutschland, mehr und mehr auch<br />

europaweit. Partnerschaf ten werden<br />

dank neuer Mobilität immer häufiger<br />

ebenfalls über Distanzen geführt.<br />

Zur Person<br />

Sascha Baron, 29, ist Diplom-Ingenieur für Raum-<br />

und Umweltplanung und seit 2008 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Mobilität<br />

& Verkehr (imove) der Technischen Universität<br />

Kaisers lau tern tätig. Zu seinen aktuellen Schwer -<br />

punktthemen gehören unter anderem die Bereiche<br />

Straßen raum gestaltung und Zukunftsfähige<br />

Mobilität.<br />

Der Fuchsschwanz<br />

der Manta-Generation<br />

macht Platz für den<br />

„ökostrom“-Aufkleber<br />

Generell wird je nach Bedarf das individuell<br />

passende Verkehrsmittel ausgewählt.<br />

Durch den immer unkomplizierteren Zu -<br />

gang ist das auch kein Problem mehr: Wo<br />

früher noch Koffer und Kinder durch Zug -<br />

abteile geschleppt werden mussten, entstehen<br />

künftig ganze Familienzüge und<br />

sorgen für stressfreies gemeinsames Rei -<br />

sen. Auch im Öffentlichen Nahverkehr sind<br />

Wegeverbindungen sowie (Fahrt-)Infor -<br />

mationen vernetzt und in Echtzeit verfügbar.<br />

Der Besitz eines Autos wird weitgehend<br />

überflüssig, im Bedarfsfall stehen<br />

PKW im Rahmen flächendeckender Car-<br />

Sharing-An gebote bereit – auch für Ein -<br />

fachfahrten über das Stadtgebiet hinaus.<br />

Analog zum PS-Kräftemessen der Tra ditionalisten<br />

entdeckt der LOHAS neue Sta -<br />

tussymbole in Form von besonders kreativen<br />

und klimaverträglichen Fort bewegungs -<br />

konzepten. Demnächst erregen originelle<br />

E-Cars mit langem Atem mehr Aufsehen<br />

als übermotorisierte Highspeed-Monster.<br />

Die Ener gie erzeu gung dafür wird ökologisch<br />

sinnvoll sein – Fahrzeuge werden<br />

im Sin ne von Smart-Grid für das Last man<br />

age ment er neuerbarer Energien genutzt.<br />

Der Fuchs schwanz der Manta-Generation<br />

macht Platz für den grünen „ökostrom“-<br />

Aufkleber – nur der fossile Abgas-Junkie<br />

ist noch auf dicken Schlappen unterwegs.<br />

Elek tro vehikel und Fahrräder avancieren<br />

ebenso zu Luxus gü tern und Symbolen für<br />

Individualität wie zuvor die automobilen<br />

Edelmarken. Was heute der Porsche für<br />

die einen ist, mag morgen der Learjet,<br />

das Cannondale-Bike oder das Segway<br />

für die anderen sein – vielleicht sogar im<br />

Porsche-Design.<br />

Nicht mehr allein der Preis spielt eine<br />

Rolle für die Orts- und Verkehrs mit tel wahl,<br />

sondern weitere Aspekte wie Ge sundheit,<br />

Selbstver wirk li chung, Umwelt verträg lich -<br />

keit, Aufent halts qualität, Prestige und<br />

Netz werkpflege werden im Vordergrund<br />

stehen. Auch deshalb wird die Mobilität<br />

von Morgen aufgebrochen und individueller<br />

sein; nicht mehr eindimensional,<br />

sondern weitaus vernetzter und vielfältiger.<br />

Womöglich wird sie auch sauberer –<br />

eben eine postfossile Mobilitätskultur mit<br />

steigender Qualität in der reurbanisierten<br />

Stadt. Denn zur physischen, räumlichen<br />

Mobilität kommt in zunehmendem Maß<br />

auch die gedankliche Beweglichkeit. «<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 13


Im Fokus<br />

14 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Schöne kleine Welt?<br />

Mobilität im Zeitalter von Connectivity und New<br />

Work ■ Dank immer engmaschigerer digitaler<br />

Vernetzung lassen sich selbst komplexe Aufgaben<br />

schon heute an fast jedem beliebigen Ort der Erde<br />

erledigen. Inzwischen ist die mobile Arbeit vom<br />

Privileg zur Selbstverständlichkeit geworden.<br />

Nach Ansicht von Dr. Sven Kesselring von der TU<br />

München birgt das Leben im Transit aber nicht nur<br />

berufliche Chancen, sondern auch soziale Risiken.<br />

Vor ein paar Jahren stieß man beim Zap -<br />

pen oder Surfen öfter mal auf diese kleinen<br />

Werbefilme für On-Demand-Business. In ei -<br />

nem davon führten zwei Manager per Handy<br />

einen leicht befremdlichen Dialog über ir -<br />

gendwelche Warenströme, die schnell um -<br />

gelenkt werden müssen: „Neuer Deal, neue<br />

Ware, neues Timing.“ – „Wir sehen uns in<br />

New York!“ – „Überraschung, wir sehen uns<br />

in L.A.“ – „Over.“ – „Sayonara.“ Danach wird<br />

einer der beiden von seinem Tisch nach barn<br />

in einem Pariser Café ge fragt: „Was gibt’s?“<br />

Schnoddrige Antwort: „Das Übliche.“<br />

Das Übliche? Ist es das, was die Zukunft<br />

der Arbeit bringen wird? Ist das der Trend?<br />

Dass Arbeit immer mobiler wird, dass sie<br />

überall stattfinden kann, egal wie komplex<br />

sie ist? Und die mobilen Arbeiter werden<br />

nichts weiter brauchen als ein entsprechend<br />

hochgerüstetes technisches Gerät?<br />

Den weltweit vernetzten, miniaturisierten<br />

Computer, der alles vereint: Daten-, Kom -<br />

munikations- und Verkehrstechnik. Eine<br />

Catch-all-Technologie, die es erlaubt, nicht<br />

nur seine Arbeit, sondern auch seine privaten<br />

Kontakte und intimen Beziehungen, alle<br />

seine Lieben, immer bei sich zu haben und<br />

im Idealfall auch per Skype oder Instant<br />

Messenger zu erreichen. Am Strand von<br />

Rio de Janeiro sitzen und per Webcam mit<br />

der Familie daheim chatten, während man<br />

gleichzeitig noch die letzten Daten des<br />

Arbeitstages auf den Server der Firma<br />

überträgt: Ist das die Zukunft?<br />

Zur Person<br />

Dr. Sven Kesselring, 42, ist Forschungs-Koordinator der<br />

interdisziplinären Projektgruppe mobil.TUM am Lehr stuhl<br />

für Verkehrstechnik der Technischen Uni versität Mün -<br />

chen. Aktuell beschäftigt sich der promovierte Sozio -<br />

loge unter anderem mit den wichtigsten Netz werk-<br />

Kenn größen intelligenter städtischer Transport systeme<br />

und mit den Auswirkungen erhöhter Mobili täts anfor -<br />

derungen auf das berufliche und private Leben.<br />

Aktuelle Schätzungen<br />

sagen bis 2011 eine<br />

Millarde mobiler Jobs<br />

voraus<br />

Nicht nur die Zukunft, für viele sieht schon die<br />

Gegenwart so oder ähnlich aus. Zwar ist es<br />

meist nicht Ipanema, sondern ir gend ein Ho tel<br />

im chinesischen Hinterland oder auch bloß<br />

ein Rastplatz in der Rhön, wo man die Ergebnisse<br />

des Tages online erfasst und am Handy<br />

mit Kollegen um die Lösung eines Problems<br />

ringt. Aber mobile Arbeit ist längst im großen<br />

Stil angekommen. Die Sozial wis sen schaftler<br />

Norbert Schneider und Ruth Limmer haben<br />

herausgefunden, dass jeder fünfte Vollzeit be -<br />

schäf tig te derzeit aus beruflichen Gründen<br />

mobil ist und ein weiteres Drittel mindestens<br />

einmal im Verlauf des Erwerbslebens mobil<br />

war. Andere Schätzungen sagen voraus, dass<br />

es bis 2011 eine Milliarde mobiler Jobs ge ben<br />

wird, dass bis 2010 rund 20 Prozent aller<br />

Arbeit in Europa und sogar 25 Prozent weltweit<br />

„on the move“ erledigt werden soll.<br />

Damals, als es weder Handys noch WLAN<br />

gab, galt es lange als Privileg, geschäftlich


Vielflieger am Flughafen: Wo mobile Arbeit zum Leitbild wird, da entsteht eine andere Welt als die, die uns vertraut ist<br />

reisen zu dürfen. Es wurde als Auszeich -<br />

nung verstanden, wenn man sich weitgehend<br />

autonom, also aus der direkten<br />

Kontrolle der Vorgesetzten hinausbewegen<br />

durfte. Doch die Zeiten ändern sich<br />

gerade, nicht nur wegen des krisenbedingten<br />

Downgradings in punkto Reisekomfort.<br />

Vor dem Hintergrund der Prognosen ist den<br />

Unternehmen daran gelegen, dem Reisen<br />

das Flair des Besonderen zu nehmen. Im<br />

Zuge der Globalisierung gilt Mobilität zu -<br />

nehmend als normal und selbstverständlich.<br />

Die Forderung nach umfassender Be -<br />

weglichkeit erobert immer mehr Bereiche:<br />

Mobile Laboranten und Buchhalter? Vor<br />

wenigen Jahren noch eine absurde Idee –<br />

heute schon Alltag für viele in der globalen<br />

„networked firm“. Aber was genau ist ei -<br />

gentlich mobile Arbeit? Zunächst einmal<br />

nichts prinzipiell Neues, sondern für Außendienstler,<br />

LKW-Fahrer, Piloten, Schaffner<br />

und viele andere seit jeher beruflicher All -<br />

tag. Durch den Einsatz von Informationsund<br />

Kommunikations-Technologien hat<br />

sich mobile Arbeit allerdings stark verändert.<br />

Laut ECaTT-Norm (Electronic Com -<br />

merce and Telework Trends) ist die Online-<br />

Datenübertragung inzwischen Bestandteil<br />

der Definition. Da mit umfasst der Begriff<br />

neben der Mobi lität von Menschen heute<br />

auch die Mobi lität von Arbeit und ihrer<br />

Inhalte, die als Datenpakete auf die Reise<br />

geschickt werden können.<br />

Auf Dauer gerät die oft<br />

fragile Balance von<br />

Unterwegssein und<br />

Ankommen ins Wanken<br />

Wenn also die Prognosen stimmen und<br />

Arbeit immer mobiler wird, was sind dann<br />

die sozialen Folgen? Die moderne Soziolo -<br />

gie geht davon aus, dass mobiles Arbeiten<br />

die Beziehungen von Menschen tiefgreifend<br />

prägt, verändert und letztlich auch<br />

gefährden kann. Wenn soziale Bedürfnisse<br />

ständig zurücktreten müssen, gerät die oft<br />

fragile Balance von Unterwegssein und<br />

An kommen, von Präsenz und Absenz ins<br />

Wanken. Wie die Menschen ihre hohen<br />

Mobilitätserfordernisse mit ihren sozialen<br />

Netzwerken vereinbaren können, hängt<br />

einerseits davon ab, ob und wie sie strukturell<br />

dabei unterstützt werden. Eine gro -<br />

ße Rolle spielen aber auch ihre individuellen<br />

Mobilitätskompetenzen: die Fähigkeit,<br />

auch über weite Distanzen hinweg gute<br />

und stabile Beziehungen zur Familie, zu<br />

Freunden und Kollegen zu pflegen.<br />

Aber auch wenn die virtuelle soziale<br />

Con nectivity noch so hoch ist: Wer dauerhaft<br />

reist, kann keine verlässlichen familiären<br />

oder freundschaftlichen Hilfeleistun -<br />

gen übernehmen. Wer in Haushalt, Kinder -<br />

betreuung oder bei der Versorgung von<br />

Angehörigen einen aktiven Part übernehmen<br />

will, für den fällt mobile Arbeit als<br />

Karriereweg meist aus. Die Konsequenz<br />

daraus: Der Trend zur mobilen Arbeit birgt<br />

viele Chancen, aber auch viele soziale Ri si -<br />

ken. Eine Gesellschaft, die mobiles Arbeiten<br />

normalisiert und sogar zur Norm macht,<br />

schafft neue Verhältnisse zwischen An we -<br />

senden und Reisenden, Mobilen und Im -<br />

mobilen, zwischen Menschen, die da sind<br />

und solchen, die sich im Transit befinden.<br />

Wo mo bile Arbeit zum Leitbild wird, da entsteht<br />

eine andere Welt als die, die uns vertraut<br />

ist. Eine, in der wir uns zwar ständig<br />

treffen, sich aber die Frage stellt, wann und<br />

wo wir uns tatsächlich begegnen – zumindest,<br />

wenn wir nicht verabredet sind. «<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 15


Trends & Events<br />

Sicherheit mit Brief<br />

und Siegel<br />

PCI-Zertifizierung ■ Als weltweit erster Anbieter von Park scheinauto<br />

maten hat <strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong> das neueste Zertifikat des<br />

Pay ment Card Industry (PCI) Se curi ty Standards Councils er -<br />

halten. Erstmals umgesetzt wurde die Version 1.2 des Pay ment<br />

Appli cation Data Security Standards (PA DSS) bei einer Imple -<br />

men tie rung in Victoria, Kanada. Installationen in Deutsch land<br />

sind in Vorbereitung.<br />

Schon seit Jahren ist Si cherheit bei Parkschein au tomaten ein<br />

wichtiges The ma. Nach dem mechanischen Schutz rückt bei zu -<br />

nehmend bargeldloser Zahlungs ab wick lung immer mehr die Da -<br />

ten sicherheit in den Vorder grund. Um die Sicherheits lücken bei<br />

der Verarbeitung von Magnetstreifen-Kreditkarten zu schlie ßen,<br />

hat das PCI Se curity Standards Council, dem die welt größ ten Kre -<br />

ditkarten unter nehmen angehören, Sicher heits standards für die<br />

Ak zep tanz und Verar beitung von Kredit kartendaten festgelegt.<br />

Handelsunternehmen und Dienstleister, die Kre dit karten-<br />

Trans aktionen elektronisch speichern, übermitteln, oder ab -<br />

wickeln, müssen die Standards in Be zug auf Sicherheits man<br />

agement, Richtlinien, Verfah ren, Netzwerk-Architektur, Soft -<br />

ware-Design und kritische Schutzmechanismen erfüllen.<br />

Halten sie sich nicht daran, können Strafgebühren verhängt,<br />

Ein schränkun gen ausgesprochen oder ihnen letztlich die<br />

Ak zeptanz von Kreditkarten untersagt werden.<br />

In den USA er hal ten inzwischen nur noch Betreiber, die ausschließ<br />

lich PA-DSS-kompatible Soft ware einsetzen, eine PCI-<br />

DSS-Zertifizierung. Entspre chende Vorschriften sind auch für<br />

Europa in naher Zukunft geplant. Für den Parkraum bewirt -<br />

schafter reduzieren sich durch die Nutzung eines derartigen<br />

Online-Systems Risiken durch gefälschte oder gestohlene Kre -<br />

dit kar ten. Die PCI-Zertifizierung minimiert nicht nur die Ri si ken<br />

und Transaktionskosten bei den Dienste an bie tern, sondern<br />

erhöht auch das Vertrauen der Kun den in den Betreiber. « Traffex 20<strong>09</strong> ■ Nachhaltigkeit in der Verkehrs technik war<br />

eines des beherrschenden Themen bei der Traffex 20<strong>09</strong>, die<br />

vom 21. bis 23. April 20<strong>09</strong> in Birmingham stattfand. Des halb<br />

konzentrierte sich das Interesse der Besucher am Mes se stand<br />

von <strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong> nicht nur auf das kontinuierlich wachsende<br />

Angebot im Bereich Enforcement, sondern vor allem<br />

auch auf zwei neue Produkte, die bei der Reduzie rung von<br />

CO2-Emissionen wertvolle Dienste leisten.<br />

Mit dem LED-Signalgeber-Nachrüstset beispielsweise lassen<br />

sich bestehende konventionelle Ampeln besonders einfach und<br />

kostengünstig auf die aktuelle CLS-LED-Technolo gie umstellen.<br />

Damit wird der Kohlendioxid-Ausstoß um bis zu 75 Prozent<br />

reduziert – und das bei einer im Vergleich zu den bekannten<br />

Helios-Signalgebern unverändert brillanten optischen Leistung.<br />

Ebenfalls zum Publikumsmagneten avancierte die neue<br />

Fußgängerlösung ST750 – vor allem aus zwei Gründen: Zum<br />

einen überzeugt die Produktlinie durch die clevere Platzie -<br />

rung des Steuergeräts in einer Bank, was für ein angenehm<br />

aufgeräumtes Stadtbild sorgt. Zum anderen ermöglicht das<br />

jüngste Mitglied der ELV-Familie (Extra Low Voltage) ein<br />

durchgängiges Niedrigstspannungs-Ge samt konzept, mit<br />

dessen Hilfe sich zusätzliche signifikante CO2-Einsparungen erzielen lassen. Dank verbesserter Lam pen überwachung<br />

und erhöhter elektrischer Sicherheit lässt sich die ELV-Tech -<br />

nologie nun bei allen neuen Anlagen einsetzen – ganz<br />

gleich, ob es sich um komplexe Systeme an Kreuzun gen<br />

Safety first: Ein neues Zertifikat sorgt für mehr Datensicherheit<br />

oder um Fußgängerampeln handelt. «<br />

16 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Prima Klima in<br />

Birmingham<br />

Der Umwelt zuliebe: Nachhaltigkeit in der Verkehrstechnik stand auf<br />

der Traffex 20<strong>09</strong> im Fokus


Grünes Licht für<br />

neue Technologie<br />

Innsbruck ■ Die insgesamt 121 Verkehrs -<br />

lichtanlagen der Tiroler Landeshauptstadt<br />

sowie vier weitere in einer angrenzenden<br />

Marktgemeinde werden seit März 20<strong>09</strong> von<br />

dem innovativen Verkehrsrechner system<br />

Sitraffic Scala gesteuert, das für weniger<br />

Staus und damit auch für eine geringere<br />

Um weltbelastung sorgen soll. Gleichzeitig<br />

Moderne Verkehrsinfrastruktur für<br />

die Formel 1-Insel in Abu Dhabi<br />

Yas Island/Al Reem Island ■ Insgesamt<br />

rund 16 Mil lionen Euro investiert das arabische<br />

Emirat Abu Dhabi derzeit in die<br />

verkehrstechnische Erschließung zweier<br />

östlich der eigenen Küste gelegener natürlicher<br />

In seln. Gemeinsam mit <strong>Siemens</strong><br />

<strong>Mobility</strong> errichtet der regiona le Partner<br />

Electro Mechanical Co. LLC (siehe Inter -<br />

view Seite 18) sowohl auf Yas Island wie<br />

auch auf Al Reem Island die komplette<br />

Infra struktur für die moderne Verkehrs -<br />

steue rung – von den Verkehrsrechnern<br />

Sitraffic Scala über Kontrollräume und<br />

Detek toren bis zu insgesamt 70 Licht -<br />

signal anlagen inklusive Controller.<br />

Auf Yas Island entsteht neben Wohn -<br />

komplexen, Hotels und weitläufigen<br />

Sport-, Freizeit- und Hafen anlagen auch<br />

eine neue, dem Stadtkurs in Monaco<br />

nachempfundene Formel 1-Rennstrecke,<br />

auf der im November 20<strong>09</strong> der erste<br />

Große Preis von Abu Dhabi stattfinden<br />

wird. Das Investi tionsvolumen für die<br />

Gesamtentwicklung der Insel wird auf<br />

umgerechnet rund 30 Milliarden Euro<br />

geschätzt. In derselben Größenordnung<br />

liegt das Wohn-, Finanz- und Business-<br />

Projekt Al Reem Island, das nach gegenwärtiger<br />

Planung um 2014 abgeschlossen<br />

sein soll. Besonderes internationales<br />

Interesse erregte die Insel durch die Ein -<br />

richtung einer der ersten Free Zones, in<br />

denen Ausländer Erbpacht grundstücke<br />

erwerben dürfen. «<br />

München ■ Nach erfolgreicher Test ins tal la -<br />

tion haben sich die Verantwortlichen der Isar-<br />

Metropole entschlossen, im Wes ten der Stadt<br />

insgesamt 829 neue Park schein auto maten<br />

vom Typ Sitraffic Sicuro auf zustel len. Im<br />

Vordergrund standen dabei nicht zuletzt wirtschaftliche<br />

Aspekte, sowohl im Hinblick auf<br />

die niedrigen Service- und Fol gekosten als<br />

auch auf die effizienten Be triebsabläufe. Ne -<br />

ben einer komfortablen GPRS-Zentra lisierung<br />

mit Echtzeit über tra gung bieten die Automa -<br />

ten zahlreiche weitere Fea tures, die für eine<br />

vereinfachte Abwick lung sorgen: So wurde<br />

Partner & Projekte<br />

er setzte <strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong> 16 Ampeln am<br />

Süd ring durch LED-Lichtsignal anlagen, die<br />

sich unter anderem durch einen um 93<br />

Prozent geringeren Energie verbrauch auszeichnen.<br />

Nach einem zweiten Modernisie<br />

rungs schritt wird die Steue rung des kompletten<br />

Stadtver kehrs ab Herbst 20<strong>09</strong> durch<br />

adaptive, situa tionsabhängige Verfahren<br />

erfolgen. Das erlaubt dynamisch optimierte<br />

grüne Wel len und die Anpassung der Grün -<br />

zeiten an das je weilige Verkehrsaufkom -<br />

men, das zahlreiche Detektoren permanent<br />

in Echtzeit erfassen. «<br />

Effiziente Parkraumbewirtschaftung per GPRS<br />

Vorfahrt für die<br />

Effizienz: Neben<br />

der komfortablen<br />

GPRS-Zentrali -<br />

sierung bieten<br />

die neuen Auto -<br />

maten zahlreiche<br />

weitere Features,<br />

die für eine vereinfachte<br />

Abwick -<br />

lung sorgen<br />

Gruppenbild mit Damen*: Im März 20<strong>09</strong> ging der<br />

neue Verkehrsrechner in Innsbruck in Betrieb<br />

* Bürgermeister Edgar Kopp (Rum), <strong>Siemens</strong>-Generaldirektorin<br />

Mag. Brigitte Ederer, Bürgermeisterin Hilde Zach, Verkehrs stadtrat<br />

Dipl.-HTL-Ing. Walter Peer, Hofrat Dipl.-Ing. Robert Müller (v.l.n.r.)<br />

Investition in die Zukunft: Die Gesamt -<br />

entwicklung beider Inseln lässt sich das<br />

Emirat rund 60 Milliarden Euro kosten<br />

beispielsweise auf speziellen Wunsch der<br />

bayerischen Lan des hauptstadt ein Barcode -<br />

aus druck für die Geldkassen-Abrechnung<br />

in tegriert, die sich dann besonders schnell<br />

über prüfen lässt. Selbstver ständlich akzeptiert<br />

Sitraffic Sicuro auch die „Geldkarte“ und die<br />

„München-Karte“ als Zahlungs mittel. Weitere<br />

Effizienzvorteile versprechen zum Beispiel die<br />

Tarifanzeige im separaten Display, die Fern -<br />

versorgung von Firm ware, Konfigura tions -<br />

daten und Ticket layouts sowie die automatische<br />

In betriebnahme verschiedener Park -<br />

zonen aus der Zentrale. «<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 17


Partner & Projekte<br />

Nächtliche Skyline in Abu Dhabi: „Die Entwicklung verlief so schnell, dass es manchmal schwer war, den Überblick zu behalten“<br />

Interview ■ Salim Handal,<br />

General Manager des<br />

<strong>Siemens</strong>-Partners Electro<br />

Mechanical Co. LLC in Abu<br />

Dhabi, über die atemberaubende<br />

Entwicklung<br />

des Größ ten der Ver -<br />

einigten Arabischen<br />

Emirate und die he rausragende<br />

Bedeutung<br />

seines Unter nehmens<br />

für die regionale und<br />

interregionale Mobilität<br />

in der gesamten Unteren<br />

Golfregion.<br />

18 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Herr Handal, auf Fotos von Abu Dhabi<br />

aus den mittleren 60er-Jahren sind fast<br />

nur einfache Häuser zu sehen, viele<br />

davon ohne Elektrizität und Kanali sa tion.<br />

Seit Anfang der 80er-Jahre gehört die<br />

Stadt zu den modernsten Metropolen<br />

der Welt. Wie haben die Einwohner<br />

diese rasante Zeitreise erlebt?<br />

Der Wandel vom Fischerdorf zu einer mo -<br />

dernen Stadt innerhalb von nur 15 Jahren<br />

hatte natürlich viel mit dem Schwarzen<br />

Gold zu tun: Anfang der 60er-Jahre be -<br />

gann bekanntlich Abu Dhabis Zeit als<br />

wichtiger Ölexporteur. Tatsächlich verlief<br />

die Entwicklung so schnell, dass die ganze<br />

Stadt wie eine einzige Baustelle wirkte,<br />

weil auch die gesamte Infrastruktur – vom<br />

Stromnetz über Wasser und Abwasser bis<br />

zu den Straßen – neu angelegt werden<br />

musste. Damals war es schwierig, den<br />

Überblick nicht zu verlieren.<br />

Hinter der Entwicklung stand aber von<br />

Beginn an ein klarer Masterplan, der<br />

eine aus damaliger Sicht astronomisch<br />

anmutende Einwohnerzahl von 600.000<br />

vorsah. Welche Maßnahmen waren<br />

darin für die Verkehrsplanung definiert?<br />

Ursprünglich funktionierte das Straßennetz<br />

mit Verkehrskreiseln. Doch schon Mitte der<br />

70er-Jahre zeigte sich, dass lichtsignalgesteuerte<br />

Kreuzungen notwendig waren.<br />

1973 errichtete Electro Mechanical zusammen<br />

mit <strong>Siemens</strong> die ersten Licht signal -<br />

anlagen mit eigenen AU-Controllern. 1977<br />

waren dann schon neun der Kreisel im Stadtzentrum<br />

mit der ersten Generation von GE-N<br />

Electronic-Controllern ausgestattet, die an<br />

voneinander unabhängigen Kreuzungen<br />

arbeiteten. In den späten 70ern wurde die<br />

Beraterfirma DCIL für die Kon zeption der<br />

TRIP-Projekte (Transportation Improvement<br />

Plan) herangezogen. Electro Mechanical und<br />

<strong>Siemens</strong> setzten dann als General unter neh -<br />

mer den TRIP-Vertrag Nr. 12 um, der die<br />

Signalisierung aller auf der Insel gebauten<br />

Kreuzungen umfasste, einschließlich der<br />

innerstädtischen Ver kehrs leitzentrale (UTC).<br />

Inzwischen hat die Stadt die Eine-Mil lion-<br />

Einwohner-Schallmauer durchbrochen und<br />

wächst nun hauptsächlich auf vorgelagerten<br />

Inseln und auf dem Küsten vorland. Wie<br />

steht es um die verkehrliche Anbin dung<br />

der neuen Peripherie an das Zentrum?<br />

In der Tat hat sich der Großraum Abu Dhabi<br />

heute so weit ausgedehnt, dass er auch die<br />

Entwicklung von Khalifa City, Baniyas und<br />

Mussaffah umfasst. Vor unserer Küste gibt<br />

es zahlreiche natürliche Inseln, Koral len riffe<br />

und wunderschöne Mündungs gebiete. Da her<br />

verfolgt die Regierung einen sehr ehrgeizigen<br />

Plan zum Ausbau einiger nahe gelegener<br />

Inseln wie Reem, Saadiyat, Yas Sowa und<br />

Al Raha Beach zu hochmodernen, zweckspezifischen<br />

Zen tren. Die Stadtverwaltung und<br />

das Transport minis terium haben ein um -<br />

fangreiches Pro gramm zum Bau eines mo -<br />

dernen Straßen- und Brückennetzes gestartet,<br />

um all diese Vorstädte zu verbinden.


„In vorderster<br />

Reihe mitmischen“<br />

Bis 2030 soll „Greater Abu Dhabi City“<br />

nach aktuellen Plänen auf 3,1 Millionen<br />

Einwohner weiter wachsen. Das klingt<br />

nach neuen verkehrstechnischen<br />

He rausforderungen – auch für Ihr<br />

Unternehmen?<br />

Electro Mechanical und <strong>Siemens</strong> konnten<br />

bereits Aufträge für über 150 weitere Kreuzungen<br />

und 2 UTC-Systeme gewinnen, die<br />

alle Kreuzungen der neuen Erschließungs -<br />

gebiete und des verbindenden Netzes an<br />

Straßen und Stadtautobahnen abdecken.<br />

Zusammen mit den TRIP-Projekten macht<br />

uns das zum größten Anbieter für den re -<br />

gionalen und interregionalen Mobilitäts -<br />

sektor in der gesamten Unteren Golf-Region.<br />

Die Verkehrstechnik ist aber nicht der<br />

einzige Bereich, dem Sie Ihre wichtige<br />

Rolle bei der Entwicklung der städtischen<br />

Infrastruktur verdanken …<br />

Das stimmt. Inzwischen gelten wir in Abu<br />

Dhabi als unangefochtener Marktführer in<br />

allen Bereichen, in denen wir gemeinsam<br />

mit <strong>Siemens</strong> aktiv sind: nicht nur bei UTC-<br />

Systemen, sondern auch in der Erzeu gung,<br />

Übertragung und Verteilung von Energie,<br />

bei Schutz- und Steuerungsgeräten und<br />

in der Flugfeldbefeuerung. Bei den 22kV-<br />

Mittelspannungsverteilungsanlagen für<br />

die neuen Städtebaugebiete beispielsweise<br />

liegt unser Marktanteil bei 80 Prozent.<br />

Und wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?<br />

Natürlich wollen wir weiterhin in vorderster<br />

Reihe mitmischen und haben dafür auch<br />

bereits alle notwendigen Schritte unternommen.<br />

So ist unsere Belegschaft inzwischen<br />

auf über 350 Mitarbeiter, darunter<br />

120 Ingenieure, angewachsen. Neben der<br />

Produktion von Niederspan nungs schalt -<br />

anlagen und intelligenten MCCs (Motor<br />

Control Center) wurde unser ADPAC-Werk<br />

von der örtlichen Verwaltung auch für die<br />

Herstellung von Steuer- und Schutzkonso -<br />

len sowie Energiezählern zugelassen. Die<br />

ICAD (Industrial City of Abu Dhabi) hat uns<br />

ein Grundstück von 48.000 Quadratme -<br />

tern zugeteilt, wo wir demnächst mit dem<br />

Bau eines neuen Werkes beginnen wollen,<br />

um unsere Produktions- und Engineering-<br />

Kompetenzen auszubauen und unseren<br />

gemeinsamen Kunden die beste Unterstüt -<br />

zung bieten zu können. Dazu gehört auch<br />

die Verdoppelung unserer Fertigungs- und<br />

Montage-Kapazitäten.<br />

Sie arbeiten von Beginn an sehr eng mit<br />

<strong>Siemens</strong> zusammen. Wie genau stellt<br />

sich die Kooperation dar?<br />

Seit der Gründung von Electro Mechanical<br />

verfolgen wir konsequent die Idee einer<br />

strategischen Partnerschaft zum gegenseitigen<br />

Nutzen beider Beteiligten. Mit seinen<br />

hoch qualifizierten Mitarbeitern und seinem<br />

erfahrenen Management bietet Electro<br />

Mechanical seinem Partner <strong>Siemens</strong> ratund<br />

tatkräftige Unterstützung auf allen<br />

Ebenen – und dem lokalen Markt nicht nur<br />

die kostengünstigsten Lösungen in hoher<br />

Qualität, sondern auch einen nachhaltigen<br />

und kompetenten Support direkt vor Ort.<br />

Denn nur aus dauerhaft zufriedenen Kun -<br />

den werden langfristige Kunden – und<br />

genau die sind letztlich die Voraussetzung<br />

für eine Fortsetzung unserer langen Er -<br />

folgsgeschichte.<br />

Herr Handal, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch. «<br />

Electro Mechanical Co. LLC<br />

wurde im Jahr 1971 als exklusiver Agent<br />

der <strong>Siemens</strong> AG in Abu Dhabi gegründet<br />

und befindet sich zu 100 Prozent in lo -<br />

kalem Besitz. Das Unternehmen war und<br />

ist einer der bedeutendsten Akteure beim<br />

rasanten Auf- und Ausbau der gesamten<br />

versorgungs- und verkehrstechnischen<br />

Infrastruktur des größten und bevölkerungsreichsten<br />

Arabischen Emirats. Vom<br />

Headoffice im Al Ghaith Tower aus werden<br />

die Aktivitäten von inzwischen 350<br />

Mit arbeitern an insgesamt sechs Unter -<br />

nehmens stand orten in Abu Dhabi, Mus -<br />

saffah und Al Ain Cities gesteuert. Auf<br />

einem 48.000 Quadratmeter großen<br />

Grundstück in der Industrial City of Abu<br />

Dhabi plant Electro Mechanical den Bau<br />

eines neuen Werks, in dem sämtliche<br />

Produktions- und Engineering-Kompe -<br />

ten zen gebündelt und die derzeit bestehenden<br />

Fertigungs- und Montage-<br />

Kapazitäten verdoppelt werden sollen.<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 19


Wissen & Forschung<br />

Trio phänomenal<br />

Kooperative Systeme (Serie, Teil 2) ■<br />

Mehr Sicherheit, mehr Effizienz, mehr<br />

Komfort: Warum die drei bisher unabhängigen<br />

Subsysteme in Fahrzeugen,<br />

Straßeninfra struktur und Verkehrs -<br />

zentralen künftig gemeinsame Sache<br />

machen sollen, erklärte der erste Teil<br />

der aktuellen ITS magazine-Serie. Aber<br />

wie genau wächst eigentlich zusammen, was<br />

zum Wohl des Autofahrers zusammengehört?<br />

Die Architekten der Mobilität haben in den<br />

vergangenen Jahrzehnten reichlich Pioniergeist<br />

bewiesen: Mit einigen größeren und<br />

vielen kleineren technologischen Revolu -<br />

tio nen ist es ihnen nicht nur gelungen, die<br />

Zahl schwerer Unfälle auf Europas Straßen<br />

zu halbieren, sondern gleichzeitig auch die<br />

rasant anschwellenden Ver kehrs ströme im -<br />

mer effizienter zu kanalisieren. Und in punkto<br />

Fahrkomfort machte die Generation<br />

Golf ebenfalls rasante Fort schritte im<br />

Vergleich zu ihren Ahnen der Käfer-Ära.<br />

So ganz allmählich scheint die innovative<br />

Luft indes dünner zu werden. Echte Quan -<br />

tensprünge jedenfalls sind nach Ansicht<br />

der meisten Experten bei der weiteren<br />

technologischen Entwicklung erst einmal<br />

nicht zu erwarten. Zumindest dann nicht,<br />

wenn die modernen Systeme für Fahrzeu ge<br />

sowie für die straßen- und die zentralenseitige<br />

Infrastruktur wie bisher getrennt<br />

voneinander arbeiten. In Zukunft wird es<br />

deshalb vor allem darum gehen, Brücken<br />

zwischen den Welten zu bauen.<br />

Doch damit die Prozessoren und Sen -<br />

soren in Autos etwa mit den Steuer ge -<br />

räten an Kreuzungen und den integrierten<br />

Rech nern in den Leitzentralen kooperieren<br />

können, müssen die einzelnen<br />

Systeme in einer möglichst ganzheitlichen<br />

Art und Weise um neue Funktio -<br />

nalitäten erweitert werden. Neben innovativen<br />

Technologien in den Bereichen<br />

20 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Kommunikation, Satelli ten or tung, Sen -<br />

sorik und Datenfusion (siehe Kasten)<br />

spielen dabei vor allem auch harmonisierte<br />

Schnittstellen eine Rolle, die die<br />

Systemverantwortlichkeiten nicht verwischen<br />

dürfen. Aktuell laufende europäische<br />

Forschungsprojekte wie CVIS<br />

oder SAFESPOT haben sich zum Ziel<br />

gesetzt, die wichtigsten Schnittstellen<br />

zu definieren.<br />

Car2X betritt technologisches<br />

und organisatorisches<br />

Neuland<br />

Von besonderem Interesse sind hier natürlich<br />

auch die Schnittstellen zu und zwischen<br />

den Kommunikationsmodulen. Im Vorder -<br />

grund steht dabei die europa weite Ver ein -<br />

heitlichung der Protokolle insbesondere<br />

zwischen Fahrzeugen sowie zwischen Fahr -<br />

zeugen und Infrastruktur, um die nahtlose<br />

Datenverarbeitung und damit die konzertierte<br />

Einführung vieler Anwen dungen<br />

und Dienstleistungen zur Opti mierung der<br />

Verkehrssicherheit, der Verkehrseffizienz<br />

und des Komforts zu ermöglichen.<br />

Einen weiteren wichtigen Aspekt bilden<br />

die Datenbasen des Kooperativen Systems.<br />

Latenzzeiten und Kommunikationskosten<br />

sollen möglichst klein gehalten werden.<br />

Dies bedingt die Notwendigkeit, die Daten<br />

im Gesamtsystem so zu verteilen, dass die<br />

lokalen Funktionalitäten immer einen<br />

schnellen und direkten Zugriff auf die<br />

Daten haben, die sie benötigen. Anstelle<br />

einer oder mehrerer großer zentraler<br />

Datenbanken dürfte es also in Koopera -<br />

tiven Systemen wahrscheinlich eine Viel -<br />

zahl von kleineren Datenbanken in Fahr -<br />

zeugen und in straßenseitigen Anlagen<br />

geben. Die darin enthaltenen, eher lokalen<br />

Informationen werden dann erst auf<br />

Anfrage untereinander ausgetauscht.<br />

Die weiter gehenden Entwürfe des<br />

europäischen CVIS Projekts begreifen<br />

das Gesamtsystem sogar als vollständig<br />

verteiltes System, das netzweite intelligente<br />

und sichere Zugriffsmechanismen<br />

bereitstellt und damit im Endeffekt<br />

einen weitgehend freien Markt<br />

für Daten und Diens te bilden würde.<br />

Insgesamt also betritt die mobile Ge -<br />

sellschaft Europas mit der Car2Car-<br />

und Car2Infrastructure-Communication<br />

nicht nur technologisches, sondern<br />

auch organisatorisches Neuland. «<br />

In Teil 3 der Serie im nächsten ITS<br />

magazine erfahren Sie mehr über die<br />

nichttechnischen Herausforderungen und<br />

Chancen, die mit einer Markteinführung<br />

Kooperativer Systeme verbunden sind.


Die technologischen Grundlagen für die Car2X-Communication<br />

Kommunikation<br />

Der Datenaustausch zwischen sich bewegenden Fahrzeugen so wie<br />

zwischen Fahr zeugen und der Infrastruktur erfordert drahtlose<br />

Kommunikation mit besonderen Leistungseigenschaften. Deshalb<br />

werden voraussichtlich zwei verschiedene Technologien in Kom -<br />

bination zum Einsatz kommen: eine spezielle W-LAN Tech nik und<br />

die neuen 3G-Mobilfunktechniken wie UMTS. Die gebührenfreie<br />

W-LAN Technologie ermöglicht die hier nötige, besonders schnelle<br />

Nahbereichs-Kom munikation, die kostenpflichtige 3G-Technik<br />

bietet sich vor allem für die gele gentliche Verbindung von Fahr -<br />

zeugen mit der zentralen Infrastruktur an.<br />

Satellitenortung<br />

Insbesondere für sicherheitsrelevante Applikationen wäre für die<br />

objektspezifische Ortung eine Genauigkeit im Bereich von einem<br />

oder einigen wenigen Metern wünschenswert. Dies ist heute im<br />

städtischen Umfeld aufgrund von Abschat tungen und Reflexio nen<br />

kaum zu erreichen. Deutliche Verbesserung lassen unter anderem<br />

die neuen, interoperablen Satellitenortungssysteme erwarten<br />

(GALILEO, NAVSTAR-GPS, GLONASS), die derzeit implementiert<br />

werden.<br />

Sensorik<br />

Zusätzliche Sensorik in Fahrzeugen oder an der Straße (Video-,<br />

Ra dar-, Laserscanner-Systeme) kann ebenfalls dazu beitragen, noch<br />

bestehende Informa tions lücken zu schließen und die Genauigkeit<br />

von Informationen zu erhöhen. Vor allem Safety-Anwendungen<br />

benötigen oft eine erweiterte Wahrnehmung ihrer Umgebung.<br />

Dies gilt insbesondere auch für die Wahrnehmung von Fuß gän -<br />

gern und Radfahrern, die keine Kommunikations einheiten mit<br />

sich führen und ihre eigene Position nicht mitteilen können.<br />

Datenfusion<br />

Die Integration, Interpretation und Bewertung von Daten aus verschiedenen<br />

Quellen ermöglicht die Ableitung neuer, höherwertiger<br />

Informationen. Dies ist die wesentliche Intelligenzleistung, die<br />

dafür sorgt, dass Kooperative Systeme mehr sind als die Summe<br />

ihrer Teile. So können an Kreuzungen Fahrzeug-generierte Daten<br />

bis hin zu Blinkerzuständen zusammen mit den von der Infra struk -<br />

tur ge lieferten Detektorwerten und Ampelzuständen in einem<br />

Steuerungsgerät verarbeitet werden. Das Ergebnis ist eine verbesserte<br />

und wesentlich detailliertere lo kale Verkehrslage bestim mung<br />

als Grundlage für eine effizientere lokale Steuerung.<br />

Benutzerschnittstelle (HMI)<br />

Kooperative Systeme ermöglichen personalisierte Services, die<br />

viel fältige Infor mationen und Warnungen dem Fahrer übermitteln<br />

oder mit diesem interagieren. Diese Daten gilt es entsprechend<br />

vor gegebener Präferenzen zu filtern und zu priorisieren.<br />

Einerseits darf die Aufmerksamkeit des Fahrers nicht über Ge -<br />

bühr vom un mittelbaren Fahrgeschehen abgelenkt werden,<br />

andererseits müssen zu mindest die wichtigsten Informationen<br />

vermittelt werden. Wahr neh mungs- und Verhaltenspsychologie<br />

spielt hier eine große Rolle.<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 21


Mobilität & Lebensraum<br />

Neue<br />

Bewegung<br />

Essay ■ Auto oder Schiene? Öffentliche<br />

Verkehrsmittel oder Indivi dual verkehr?<br />

Für Wolf Lotter, Mitbegründer und<br />

Redakteur des Wirtschaftsmagazins<br />

brand eins, sind das die ideologischen<br />

Fragen von Gestern. Morgen gilt<br />

das Entweder-oder nicht mehr.<br />

22 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

beobachteten Verkehrs forscher in<br />

New York City ein merkwürdiges Phä no men,<br />

das sie „Gridlock“ nannten. Ein Gridlock ist<br />

die Apokalypse eines Systems, sein Kollaps.<br />

Beim Gridlock stauen sich Autos rund um<br />

einen ganzen Straßenblock herum, eine<br />

„Schlange, die sich in den eigenen Schwanz<br />

beißt“, wie der Wissenschaftsautor James<br />

Gleick schrieb. Beim Gridlock gibt es keine<br />

Bewegung mehr.<br />

Die Entdeckung des Gridlock als Größter<br />

Anzunehmender Ernstfall des Individual ver -<br />

kehrs liegt fast 50 Jahre zurück. Da mals, in<br />

den 60er und auch noch den 70er Jah ren,<br />

wurden utopische Verkehrs kon zep te und<br />

Mobilitätstechnologien für die Zu kunft<br />

entworfen, um den Kollaps zu verhindern.<br />

Dann kam die Ökologie -<br />

bewegung, die Re s sourcen debat te<br />

– und die Utopien wurden wieder<br />

klein. Stau und Stillstand im<br />

Zeit alter der lichtschnellen<br />

Internet-Kommuni kation.<br />

Absurd? Nein. Logisch.<br />

Im Jahr 2007 hat der<br />

britische Verkehrs in for ma -<br />

tions-Dienst Keepmoving<br />

eine Stu die über die Mo -<br />

bilität von Großstädtern<br />

durchgeführt. Wie schnell<br />

– oder genauer: Wie<br />

lang sam, so die For scher -<br />

frage, kommt man in<br />

den Metropolen voran?<br />

Die langsamste Stadt<br />

war dabei London, wo es<br />

mit 19 Stunden kilo me tern<br />

recht gemächlich zu geht.<br />

In Berlin sind es noch 24<br />

Sachen, was in etwa der<br />

Reisegeschwindigkeit einer<br />

Post kutsche zu Beginn des<br />

19. Jahr hun derts entspricht.<br />

Das lahme Tempo lässt sich<br />

aber nicht allein dem Auto in<br />

die Schuhe schieben. Die Keep -<br />

moving-For scher haben einen<br />

Mix aus allen verfügbaren Ver -<br />

kehrs mitteln als Basis für ihre Be -<br />

rechnungen verwendet.<br />

Freie Bewegung ist<br />

ein evolutionäres Mo -<br />

mentum – dagegen<br />

hilft kein Moralin<br />

In Zeiten, in denen alles immer schneller<br />

gehen muss, werden wir also immer langsamer;<br />

so langsam wie zu Beginn der In -<br />

dustrialisierung. Dieser „Rasende Still stand“,


wie der Philosoph Paul Virilio das Phäno -<br />

men nennt, sollte uns bei aller Ehr furcht<br />

vor Tempo und Effizienz eigentlich zu<br />

denken geben. Der Gridlock, die Schlan -<br />

ge, die sich selbst in den Schwanz beißt,<br />

das sind wir selbst. „Positive Rück koppe<br />

lung“ nennen das die Forscher, oder<br />

einfacher gesagt: Wie man in den Wald<br />

hineinruft, so schallt es zurück. Eben<br />

weil alle immer schneller werden wollen,<br />

geht alles immer langsamer. Wo liegt die<br />

Ver nunftgrenze? Beim nächsten Urlaubs -<br />

stau? Bei der Park platzsuche? Beim<br />

Nerven zusammen bruch im Gridlock?<br />

Oder sind wir hier überhaupt auf der<br />

falschen Spur? Und wie geht der Spur -<br />

wechsel? Der Individualverkehr als Land -<br />

plage des modernen Lebens steht seit<br />

lan gem ganz oben auf der Schwarzen<br />

Liste der Weltverbesserer. Allen Umweltund<br />

Ressourcendebatten, jedem Stau<br />

und Zusammenbruch zum Trotz wird<br />

aber gefahren. Sind Menschen unvernünftig?<br />

Kann sein, aber das ist eine ganz<br />

andere Frage. Es liegt in unserer Natur,<br />

dass wir unsere beschränkte Mobilität<br />

immer wieder erweitern wollen. Und<br />

zwar nicht so, wie andere wollen, sondern<br />

so, wie wir es uns vorstellen. Was<br />

bedeutet denn „seinen Horizont erweitern“<br />

anderes als Mobilität? Das Recht<br />

darauf, sich dann zu bewegen, wann<br />

man will – und wohin man will. Freie<br />

Bewegung ist ein evolutionäres Mo men -<br />

tum – dagegen hilft auch kein Mora lin.<br />

Darum sollte man sich hüten, in den<br />

Vertretern des Öffentlichen Verkehrs<br />

die „Vernünftigen“ zu sehen und in den<br />

An hängern individueller Fortbewegung<br />

Leu te, die nur mit dem Gaspedal denken.<br />

We der das eine noch das andere<br />

allein genügt.<br />

Es sind die Extreme der Diskussion,<br />

die den Fortschritt heute lähmen. Das<br />

alte Entweder-oder. Entweder Auto<br />

oder Schie ne. Entweder Umwelt oder<br />

Individual verkehr. Dabei geht es um ein<br />

Sowohl-als-auch. Der Homo faber, der<br />

technische Mensch, hat das Rad nicht<br />

dazu erfunden, um stehenzubleiben.<br />

Mobilität ist weder ein rein individuelles<br />

noch kollektives An liegen. Das sind<br />

Versatzstücke der Ideolo gien aus dem<br />

19. Jahrhundert. Die Loko motive stand<br />

für den Kollektivverkehr, den öffentlichen<br />

Verkehr, an dem alle – klassenüberschreitend<br />

– teilhaben sollten. Für<br />

die Zukunft angeblich. Die Herrschaf ten<br />

hingegen fuhren mit ihren Kutschen.<br />

Der große Irrtum des Kollektivismus<br />

hat immer in der Annahme bestanden,<br />

Ge rechtigkeit sei durch Verzicht erreichen.<br />

Denn die, die im Waggon saßen,<br />

wollten eigentlich auch Kutschen. Im<br />

20. Jahr hundert bekamen sie sie – in<br />

Form bezahlbarer Automobile.<br />

Das Zauberwort lautet<br />

Intermodalität –<br />

aber bitte einfach und<br />

lückenlos<br />

Und der totale Zusammenbruch, immer<br />

wie der prophezeiht, bleibt aus.<br />

Weil schlaue Leit systeme und intelligente<br />

Verkehrs pla nung diskret dafür sorgen,<br />

dass sich die Schlan ge nicht<br />

in den Schwanz beißt. Nur ist das bei<br />

vielen Menschen gar nicht an gekommen.<br />

Es wäre höchste Zeit, dass auch<br />

im öffentlichen Bewusstsein wieder<br />

klar wird, wie wichtig der richtige Mix<br />

aus allen Verkehrs mitteln ist – auch für<br />

Zur Person<br />

Wolf Lotter ist Mitbegründer und<br />

Leitartikler des Wirtschaftsmagazins<br />

brand eins. Seine Einleitungen zu den<br />

Themenschwerpunkten des Magazins<br />

beschreiben den Wandel von der<br />

Industrie- zur Wissensgesellschaft<br />

und stellen Grundsatzfragen. Der<br />

gebürtige Österreicher lebt seit vielen<br />

Jahren in Berlin und Hamburg und ist<br />

ein gefragter Referent und Hörfunk -<br />

kommentator im In- und Ausland.<br />

Auch seine Bücher haben ein großes<br />

Echo gefunden und tragen zu seinem<br />

Ruf als einer der führenden Wirt -<br />

schafts publizisten im deutschsprachigen<br />

Raum bei.<br />

die Sicherung und den Ausbau un seres<br />

Wohl stands. Arbeit, Handel,<br />

Produktion und Bildung – sie alle<br />

verlangen nach Mobilität.<br />

Jeder Deutsche legt im Durch -<br />

schnitt pro Tag 17,7 Kilometer zurück<br />

– das ist eine ganze Menge,<br />

die niemand zu Fuß bewältigen könnte,<br />

der neben Arbeit und Fa -<br />

mi lie auch noch ein wenig schlafen<br />

möchte. Eine komplexe Situation,<br />

die sich letztlich nur durch einen<br />

Varianten reichtum an Verkehrsmitteln<br />

bewältigen lässt. Das Zau berwort<br />

lautet Intermodalität – man fährt<br />

mit dem Verkehrsmittel, das sich<br />

am besten eignet. Das muss einfach<br />

gehen – lückenlos, ohne jeweils ein<br />

eigenes Ticket zu ziehen und große<br />

Umsteige-Prozedu ren. Diese Systeme<br />

zu entwickeln und zu steuern, ist<br />

die wichtigste Aufgabe einer Ge -<br />

sellschaft, die ihre Mobilität erhalten<br />

muss – ihres Wohlstands<br />

wegen.<br />

Mobilität ist Freiheit – gut. Es wird<br />

Zeit, diese Freiheit besser zu nutzen,<br />

und dafür braucht man nicht nur ein<br />

wenig gesunden Menschenverstand,<br />

sondern vor allen Dingen auch die<br />

volle Konzentration auf intermodale<br />

Verkehrskonzepte – kluge Mo delle,<br />

mit denen der Fluss der Bewe gung<br />

aufrechterhalten werden kann. Men -<br />

schen wollen weder Autofahren noch<br />

fliegen, sie wollen nicht im Zug sitzen<br />

oder im Bus – sie wollen sich bewegen,<br />

um ihre Ziele zu erreichen, und<br />

das möglichst punktgenau. Vielfalt,<br />

wie sie auch die Evolution als ihr Prin -<br />

zip auserkoren hat, das ist Zukunft,<br />

das ist Mobilität. Alles andere ist<br />

Mono kultur, die im Gridlock endet. «<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 23


Mobilität & Lebensraum<br />

Testfeld Nürnberg: Im Vordergrund stand die Entwicklung kostengünstiger Technologien und deren intelligente Verknüpfung mit bestehenden Systemen<br />

Stadt im Fluss<br />

ORINOKO ■ Dass die Anfangs buch staben der sperrigen Projektbe -<br />

zeich nung den Namen eines südamerikanischen Stroms ergeben,<br />

mag Zufall sein. Thematisch passend ist es allemal: Denn die in<br />

Nürn berg ge testete „Operative Regionale Integrierte und Opti mierte<br />

Korridor steuerung“ soll den Fluss auf den städtischen Straßen<br />

verbessern. Frank Jülich, Leiter des Verkehrs pla nungs amts der<br />

Frankenmetropole, erläutert die wichtigsten Ergebnisse.<br />

Den ersten Erfolg feierte ORINOKO schon,<br />

bevor es überhaupt richtig losging: Immer -<br />

hin wurde das entsprechende Konzept der<br />

Stadt Nürnberg vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung als eines von<br />

nur sieben Projekten aus über 100 nationalen<br />

Bewerbungen ausgewählt und im<br />

Rahmen der Initiative „Verkehrsmanage -<br />

ment 2010“ gefördert. Was die Entscheider<br />

von der Ef fizienz unseres Testvorhabens<br />

überzeugte, waren vor allem die idealen<br />

Startvoraus setzungen: Zum einen versprach<br />

die Tat sa che, dass das Verkehrs pla nungs -<br />

amt selbst die Projektsteuerung übernahm,<br />

besonders praxisorientierte und<br />

damit reproduzierbare Ergebnisse. Zum<br />

anderen konnten wir mit dem Dynami -<br />

schen Ver kehrsleitsystem Messe/Sta dion/<br />

ARENA (VLS) eine der moderns ten For -<br />

schungs plattformen zur Verfü gung stellen,<br />

die Europa heute zu bieten hat.<br />

24 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

Hinter der Projektbezeichnung „Ope ra ti ve<br />

Regionale Integrierte und Optimierte Korri -<br />

dorsteuerung“ verbirgt sich die Frage, wie<br />

sich vorhandene Infrastrukturen mit Hilfe<br />

neuer Instrumente des Verkehrs man age -<br />

ments besser nutzen lassen. Dass ein aufwändiges<br />

System wie das VLS mit einer Vielzahl<br />

von Messquerschnitten, Wechsel ver -<br />

kehrszeichen und Ampelsteuerungen nicht<br />

einfach auf das gesamte Stadtgebiet zu übertragen<br />

ist, versteht sich von selbst. Des halb<br />

ging es bei ORINOKO vor allem um die Ent -<br />

wicklung möglichst (be triebs-)kostengünstiger<br />

Technologien und deren intelligente<br />

Verknüpfung mit bestehenden Systemen.<br />

Konkrete Projektziele waren unter anderem<br />

die Optimierung von Datenverbund und -über -<br />

tragung sowie der Videodetek tion, der Lichtsignalanlagen-Steuerung<br />

und der individuellen<br />

Verkehrsinformation. Neben dem VLS<br />

und den Positionsmel dun gen von Nah ver -<br />

kehrs-Bussen nutzte ORINOKO mit den In for -<br />

mationen zusätzlich installierter Video ka me ras<br />

und den Floa ting-Car-Daten (FCD) von rund<br />

500 Nürn berger Taxis zwei weitere innovative<br />

Daten quellen zur Ver kehrslageerfassung.<br />

Insbesondere Video -<br />

detektion und W-LAN<br />

ermöglichen erhebliche<br />

Kosteneinsparungen<br />

Wie die Erfahrungswerte nach fast vier Jahren<br />

ORINOKO zeigen, ermöglicht insbesondere<br />

der verstärkte Einsatz der Video detek tion<br />

anstelle von Induktionsschleifen erhebliche<br />

Einsparungen im Bereich der Investitionsund<br />

Betriebskosten. Dasselbe gilt für die<br />

Datenübertragung via W-LAN, die eine bautechnisch<br />

aufwändige Kabel verlegung überflüssig<br />

macht. Die Ergän zung abstrak ter


Messdaten durch Live bil der erleichtert<br />

außerdem die Arbeit der Opera to ren<br />

in der Leitzentrale und der Ingenieu re<br />

im Pla nungs amt. So ließ sich zum<br />

Beispiel auch das extrem hohe Publi -<br />

kums in te resse an unserer berühmten<br />

Eisbärin „Flocke“ im Nürn berger Tier -<br />

garten fast mühelos be wältigen.<br />

Deutlich mehr erwartet haben wir<br />

uns dagegen von der Verwendung der<br />

FCD von rund 500 Nürnberger Taxis. Bei<br />

der detaillierten Analyse dieser Da ten<br />

im Rah men von ORINOKO ergab sich,<br />

dass Dichte und Qualität dieser Infor -<br />

mationen nur auf wenigen, häufig frequentierten<br />

Strecken im städtischen<br />

Straßennetz eine verlässliche Verkehrslageerfassung<br />

erlauben. Selbst der<br />

Nürn berger Ring wird in der Rush hour<br />

lediglich auf Teilabschnitten von mehr<br />

als zehn Taxis pro Stunde befahren, was<br />

als Grundlage für effiziente Steuerungsent<br />

schei dungen natürlich keineswegs<br />

ausreicht. Was die mögliche Verdich -<br />

tung dieser Infor mationen etwa durch<br />

Einsatz einer weiteren Fahrzeugflotte,<br />

durch Erhöhung der Datenrate oder<br />

die Fusion mit alternativen Detektoren<br />

angeht, besteht unseres Erach tens deshalb<br />

noch weiterer Forschungsbedarf.<br />

Basierend auf der eingehenden Be -<br />

wer tung sämtlicher Projektergebnisse<br />

wird in Nürnberg derzeit folgendes Kon -<br />

zept zum Weiterbetrieb der für ORINOKO<br />

entwickelten Systeme diskutiert:<br />

• Videodetektion: Die praxistaugliche<br />

und in Verbindung mit W-LAN, aber<br />

auch mit UMTS kostengünstige<br />

Tech nologie sollte im Stadtgebiet<br />

nicht nur erhalten, sondern kontinuierlich<br />

weiter ausgebaut werden<br />

• Taxi-FCD: Die Messdaten könnten<br />

künf tig, sofern die Dichte erhöht<br />

wird, Informationen für flächendeckende<br />

Qualitätsanalysen liefern –<br />

der Aufbau dieses Netzes ist allerdings<br />

von der Stadtverwaltung derzeit<br />

nicht zu leisten<br />

• Lichtsignalanlagen-Steuerung: Das<br />

aktuelle städtische Konzept, ein intelligenter<br />

Mix aus Zeitautomatik,<br />

verkehrsabhängigen Programmen<br />

und ÖPNV-Beschleunigung, lässt<br />

sich ohne erhebliche Verbesserung<br />

der Infra struktur etwa durch flächendeckende<br />

Detektion nicht mehr<br />

spürbar optimieren.<br />

Weitere Informationen über die Er fah -<br />

rungen der Stadt Nürnberg mit der „Operativen<br />

Regionalen Integrierten und<br />

Optimierten Korridorsteuerung“ gibt<br />

es im Internet auf www.orinoko.info<br />

oder auch höchstpersönlich von<br />

frank.juelich@stadt.nuernberg.de. «<br />

Im Seitenspiegel<br />

Wenn der Trend im Trend liegt<br />

Oft entstehen Trends eher zufällig, selten ab sichtlich,<br />

und manchmal geraten sie schnell wieder in<br />

Vergessen heit. Zum Glück.<br />

Mit dem Trend an sich ist das ja so eine<br />

Sache. Vordenker der Marketingbranche<br />

versuchen, aus so simplen Dingen wie Ra -<br />

sierklingen, Bier oder Bohrmaschinen Kon -<br />

sum trends zu kreieren. Mitunter klappt es.<br />

Meist aber entstehen Trends eher im<br />

Wildwuchs. So wurde die einst kühne<br />

Vorhersage, leichtere Computer lägen im<br />

Trend, tatsächlich Realität: „Computer der<br />

Zukunft“, orakelte ein Technikredakteur<br />

der Zeitschrift „Populäre Mechanik“ im<br />

Jahre 1949, „werden nicht mehr als 1,5<br />

Tonnen wiegen.“ Damit behielt er im Gro -<br />

ßen und Ganzen Recht – es gibt nur wenige<br />

Ausnahmen heute.<br />

Manches moderne Trendgerät hat seinen<br />

Ursprung sogar im Science-Fiction-<br />

Genre. Etwa der winzige Kommunikator,<br />

den Raumschiffkapitän James Tiberius<br />

Kirk und seine „Enterprise“-Crew Mitte der<br />

Sechzigerjahre an bunten Uniform-Triko -<br />

tagen trugen. Mit kleinen Änderungen:<br />

Wer in unseren Tagen etwas zu sagen<br />

hat, tippt lässig an den multifunktionalen<br />

Blue tooth-Ohrstöpsel des Telefons –<br />

und ist blitzschnell mit irgendjemandem<br />

irgendwo auf dem Globus verbunden.<br />

Spock an Brücke: „Bin gleich da.“<br />

Star-Trek-Fans wissen freilich längst,<br />

was auch der amerikanische Kybernetiker<br />

und Zukunftsforscher Herman Kahn ein-<br />

mal erkannte: „Aus der Vergangenheit lernen<br />

kann jeder. Heute kommt es darauf an,<br />

aus der Zukunft zu lernen.“<br />

Schwierig. In Sachen Mobilität gab es<br />

manche Vision, die das Zeug zum ausgewachsenen<br />

Trend hatte und es dann doch<br />

nicht schaffte. In den 70er Jahren beispielsweise<br />

– als sich auf Mutter Erde die<br />

Vision von autogerechten Städten mit<br />

mehr spurigen Straßenschneisen und riesigen<br />

Parkflächen Bahn brach – hatten auch<br />

Voraussagen über künftige intergalaktische<br />

Fortbewegungsmittel Konjunktur. NASA-<br />

Ingenieure planten damals mobile Traban -<br />

ten städte im All: kilometergroße, hoh le<br />

Speichenräder, durch Rotation künstliche<br />

Schwerkraft erzeugend, mit denen Tausen -<br />

de Menschen zur Besiedelung ferner Wel -<br />

ten aufbrechen könnten. Damit sich die<br />

Migranten auf ihrer Rad-Tour durchs Uni -<br />

ver sum wie zuhause fühlen, wollte man<br />

sogar eine Biosphäre installieren und ty -<br />

pisch amerikanische Kleinstadthäuser mit<br />

auf die Reise nehmen. Daraus wurde erstmal<br />

nichts, wie wir wissen. Nicht wirklich<br />

schade drum.<br />

Wann also wird ein Trend wirklich trendy?<br />

„Prognosen“, wusste schon US-Schrift -<br />

steller Mark Twain, „sind eine schwierige<br />

Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft<br />

betreffen.“ «<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 25


Profil<br />

„Mehr Evolution<br />

Herr Geiger, als Spezialist für anwendungsbezogene<br />

Satellitennavigation<br />

sind Sie genau die richtige Instanz,<br />

um die Me dien spekulationen rund<br />

um GALILEO auf ihren Wahrheits -<br />

gehalt zu überprüfen. Eine davon<br />

rankt sich um den Starttermin:<br />

Wird das System tatsächlich 2013 /<br />

2014 fertig?<br />

Ehrlich gesagt: Um das Timing wird<br />

meines Erachtens zu viel Aufhebens<br />

gemacht. Eine weitaus wichtigere<br />

Rolle spielt doch zunächst einmal die<br />

Tat sache, dass die Fi nanzierung des<br />

Pro jekts durch die Euro päi sche Union<br />

inzwischen endgültig gesichert ist.<br />

Um den Zeitplan geht es erst in zweiter<br />

Linie. Im Moment liegt der geplante<br />

Starttermin durchaus noch in Reich -<br />

weite: Die Testsatelliten GIOVE A und<br />

B befinden sich bereits im Orbit, bis<br />

2010 sollen die ersten vier Satelliten<br />

mit voller Funktionali tät folgen. Und<br />

selbst wenn es dann etwas länger als<br />

vorgesehen dauern sollte, bis alle 30<br />

auf ihren Umlaufbahnen in 23.000<br />

Kilometer Höhe sind – das Entschei -<br />

dende ist: GALILEO wird definitiv<br />

kommen und der EU die Technolo -<br />

gieführerschaft in ei ner zentralen<br />

Zukunftsbranche bescheren.<br />

26 its magazine 2/20<strong>09</strong><br />

als Revolution“<br />

Interview ■ Dieter Geiger, Trendscout bei <strong>Siemens</strong><br />

<strong>Mobility</strong>, über die strategischen, wirtschaftlichen<br />

und verkehrsspezifischen Chancen und Potenziale<br />

des europäischen Satellitennavigationssystems GALILEO.<br />

Das führt uns direkt zu einer anderen<br />

skeptischen Frage, die immer wieder<br />

gestellt wird: Braucht Europa wirklich<br />

ein eigenes Satellitennavigations -<br />

system?<br />

Darauf gibt es nun wirklich nur eine mögliche<br />

Antwort – und die heißt: Ja. Als un -<br />

abhängiges, zivil kontrolliertes System hat<br />

GALILEO für Europa zweifellos strategischen<br />

Charakter. Das Projekt unterstreicht<br />

den Anspruch der EU auf Souveränität und<br />

erleichtert den Zugang zu einem gewaltigen<br />

Wachstumsmarkt für Produkte und<br />

Services im Bereich der Satellitennaviga -<br />

tion. Bisher hatte die amerikanische In -<br />

dustrie dank GPS deutliche Wettbewerbs -<br />

vorteile bei der Entwicklung und Vermark -<br />

tung der entsprechenden Endgeräte und<br />

Dienst leistungen.<br />

„Bisher hatte die US-In -<br />

dustrie dank GPS klare<br />

Wettbewerbsvorteile“<br />

Laut Bundesverkehrsminister Wolfgang<br />

Tiefensee soll GALILEO bis 2<strong>02</strong>5 einen<br />

Ge samtmarkt von etwa 400 Milliarden<br />

Euro schaffen. Halten Sie das für realistisch?<br />

Diese Zahlen sind auch von der EU so kommuniziert<br />

worden. Für mich persönlich ist<br />

aber nicht nur der absolute Wert von Be -<br />

deutung, sondern vor allem auch das enorme<br />

Wachstumspotenzial dieser Technolo -<br />

gie, das Experten auf 12 bis 14 Prozent<br />

pro Jahr und damit etwa genauso hoch<br />

einschätzen wie das von so viel zitierten<br />

Zukunftsbranchen wie Erneuerbare Ener -<br />

gien oder Biotechnologie.<br />

Die gigantischen Dimensionen lassen vermuten,<br />

dass GALILEO für ziemlich viele<br />

Anwendungsbereiche in Frage kommt …<br />

So ist es. Wir reden hier in der Tat nicht nur<br />

von einem Satellitennavigationssystem, wir<br />

reden von einer so genannten „enabling<br />

technology“ – von einer Technologie also,<br />

die in gleichartiger Weise in den unterschiedlichsten<br />

Segmenten eingesetzt werden<br />

kann: in der mobilen Kommunikation<br />

und der persönlichen Navigation genauso<br />

wie bei Rettungs- und Securityeinsätzen,<br />

zur Steuerung und zum Netzmanagement<br />

von Fertigungsanlagen ebenso wie bei der<br />

Synchronisierung von Kraftwerken und<br />

industriellen Prozessen. Und nicht zuletzt<br />

profitieren natürlich vor allem auch das<br />

Mobilitäts- und das Logistik-Management<br />

von GALILEO. Denken Sie nur an die On-<br />

Board-Units unserer Tolling-Systeme, an


Dieter Geiger: „Um das Timing wird zu viel Aufhebens gemacht – viel wichtiger ist die gesicherte Finanzierung“<br />

das Tracking und Monitoring von Gütern<br />

und Fahrzeugen oder an das Asset-Man<br />

agement in der Airport-Logistik.<br />

„Generell ist GALILEO<br />

ein Glücksfall für den<br />

Verkehrsbereich“<br />

Welche anwendungsspezifischen<br />

Vor züge bietet GALILEO eigentlich im<br />

direkten Vergleich mit anderen globalen<br />

Satellitennavigationssystemen?<br />

Zum einen ist die Präzision der Positionsund<br />

Zeitsignale absolut einzigartig. Das -<br />

selbe gilt für die Verfügbarkeit. Außerdem<br />

schickt GALILEO als einziges System zu sätzlich<br />

so genannte Integritätssignale mit, die<br />

vor allem für sicherheitskritische An wen -<br />

dungen benötigt werden. Grundsätz lich ist<br />

GALILEO mehr Evolution als Re volution –<br />

aber eine mit echtem Mehr wert.<br />

<strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong> bereitet sich schon seit<br />

Jahren intensiv auf den Start des Sys -<br />

tems vor. Werfen Sie mit uns einen kurzen<br />

Blick in Ihre Innovations-Pipeline?<br />

Die Liste ist viel zu lang, um sie hier komplett<br />

wiederzugeben. Sie reicht von Ko -<br />

operativen Systemen in der Kommunika tion<br />

zwischen Fahrzeugen und Infra struktur<br />

über Ideen für das Flottenmanagement<br />

bei intermodalen Lösungen bis zu verschiedenen<br />

Sicherheitsanwendungen.<br />

Generell sind die erweiterten Funktionen<br />

von GALILEO sicherlich ein Glücksfall für<br />

den Verkehrsbereich mit seinen Trägern<br />

Luft, Wasser, Schiene und Straße.<br />

An einigen dieser Neuentwicklungen ist<br />

die Rheinisch-Westfälische Technische<br />

Hochschule Aachen (RWTH) beteiligt,<br />

mit der Sie ein so genanntes „Business<br />

Opportunity Screening“ durchführen.<br />

Was genau verbirgt sich dahinter?<br />

Das Land Nordrhein-Westfalen wird eine<br />

Testinfrastruktur für GALILEO im bodengebundenen<br />

Verkehr finanzieren und zusammen<br />

mit mehreren Instituten der RWTH<br />

auf bauen. Bei unseren Gesprächen mit<br />

diesen Instituten haben wir diverse An -<br />

wen dungen für den Transport und verschiedene<br />

Logistiksegmente identifiziert,<br />

die im Rahmen der Tests praktisch erprobt<br />

und evaluiert werden sollen. Die entsprechenden<br />

Themen nehmen bereits in den<br />

nächsten Wochen konkrete Formen an.<br />

Herr Geiger, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch. «<br />

Zur Person<br />

Dieter Geiger ist Trendscout bei<br />

<strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong> und im Rahmen dieser<br />

Tätigkeit sowohl als Vorstand des<br />

„Forums für anwendungsbezogene Sa -<br />

tellitennavigation und mobile IT Ba den-<br />

Württemberg“ als auch in mehreren<br />

Verbänden wie BDI, ZVEI, ITS Network<br />

Germany und Bitcom aktiv. In diesen<br />

Gremien wird derzeit unter anderem<br />

über die Aufgabenverteilung zwischen<br />

öffentlichen und privaten Partnern im<br />

Bereich GNSS (Global Navigation Satel -<br />

lite Systems) diskutiert. Außerdem koordiniert<br />

Geiger für <strong>Siemens</strong> <strong>Mobility</strong><br />

zwei Kooperationsprojekte mit BMW: In<br />

einem davon geht es um die Verbesse -<br />

rung der Verkehrsabläufe und die Erhö -<br />

hung der Verkehrssicherheit durch di -<br />

rekte Kommunikation zwischen Fahr -<br />

zeugen und der intelligenten Infra struk -<br />

tur, im anderen um die Entwicklung<br />

und Bereitstellung von Diensten auf<br />

Basis aktueller Verkehrsinformationen.<br />

2/20<strong>09</strong> its magazine 27


www.siemens.de/traffic<br />

IMPRESSUM<br />

ITS magazine · Fachmagazin der <strong>Siemens</strong><br />

Straßenverkehrstechnik/TS<br />

Herausgeber: <strong>Siemens</strong> AG · Industry Sector ·<br />

<strong>Mobility</strong> Division · Traffic Solutions ·<br />

Hofmannstraße 51 · D-81359 München<br />

Redaktionsleitung: Dr. Michael Ostertag<br />

(verantwortlich), Karin Kaindl: <strong>Siemens</strong> I MO TS<br />

Koordination:<br />

Roland Michali: <strong>Siemens</strong> I MO CC Erlangen<br />

Textredaktion: Peter Rosenberger, Philip Wessa ·<br />

www.bfw-tailormade.de · Eberhard Buhl<br />

(„Im Seitenspiegel“)<br />

Fotos: Getty Images S. 1, 6 u., 7 u., 15, 11 u. ·<br />

Achim Graf S. 3 · iStockphoto S. 4/5, 10, 20/21,<br />

22, 24 · Klaus Vyhnalek S. 5 u., 9 o. · picture-alliance<br />

S. 6 o., 7 o., 7 m., 8 o., 12 o. · Corbis S. 8 u.,<br />

9 u., 11 o., 12 u., 18 · Stadt Innsbruck S. 17 o. ·<br />

Photocase.com S. 25 · Wolfgang Schmidt S. 23 ·<br />

Claudia-Christine Baumann S. 27<br />

Konzeption & Gestaltung: Agentur Feedback,<br />

München · www.agentur-feedback.de<br />

Druck: Aumüller Druck, Regensburg<br />

Copyright: © <strong>Siemens</strong> AG 20<strong>09</strong><br />

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung dieser<br />

Unterlage sowie Verwertung ihres Inhalts unzulässig,<br />

soweit nicht ausdrücklich zuge standen!<br />

Technische Änderungen vorbehalten.<br />

Printed in Germany.<br />

Das nächste ITS magazine erscheint<br />

am 15. September 20<strong>09</strong>.<br />

www.siemens.de/traffic<br />

Bestell-Nr. E10003-A810-F38-V1<br />

Dispo-Nr. 22300 · K-Nr. 4653<br />

313614 IF 06<strong>09</strong>5.5

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