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ADAC Urlaub Juli-Ausgabe 2017, Württemberg

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sie angegriffen wurden, barfuß. Sah<br />

mit dem Schloss Scone Palace nicht<br />

nur ein weiteres Schloss, sondern auch<br />

die Krönungsstätte der schottischen<br />

Könige. Schritt über das Feld von<br />

Culloden in dem Bewusstsein, dass<br />

hier die Jakobiten von den Engländern<br />

vernichtend geschlagen worden<br />

waren, was letztlich den Untergang<br />

der traditionellen schottischen Kultur<br />

und der machtvollen Clan-Chefs<br />

besiegelte und das vordem selbstständige<br />

Land in das britische Königreich<br />

eingliederte. Oder sah die pechschwarzen<br />

Hauswände und -dächer<br />

in einer der mehr als hundert Whisky-Destillen,<br />

die täglich vier Millionen<br />

Flaschen produzieren: Das<br />

Dunkle wird „Angel’s share“ genannt,<br />

der Schluck für die Engel, ist aber<br />

in Wahrheit ein Pilz, der sich an den<br />

alkoholischen Verdunstungen labt.<br />

Whisky wurde auch im Souvenir-<br />

Shop von Loch Ness verkauft, angeblich<br />

hilft er dabei, das Ungeheuer zu<br />

sehen. Was für eine Überraschung, wir<br />

sahen es nicht, nicht einmal doppelt.<br />

Urquhart<br />

Castle<br />

Von der<br />

Burgruine am<br />

Loch Ness hält<br />

man nach Nessie<br />

Ausschau<br />

Whisky<br />

Das Nationalgetränk<br />

der<br />

Schotten. Da<br />

gehört ein<br />

Distilleriebesuch<br />

natürlich<br />

zum<br />

Pflichtprogramm<br />

Ausreichend Freizeit für Walfahrten,<br />

Seekayak in Oban und,<br />

natürlich, Pub-Besuche kam hinzu.<br />

Aber wahrhaft beeindruckend war<br />

die Menschenleere, wenn auch nicht<br />

Mückenleere (siehe Seite 29). „Wenn<br />

du in den Highlands lebst“, sagt<br />

Stuart Cattanach, Besitzer der Isle of<br />

Mull Soap Company im plüschigen<br />

Fischerstädtchen Tobermory, die unter<br />

anderem Whisky-Seife von Hand<br />

produziert, „redest du nach sechs<br />

Monaten mit dir selbst. Nach einem<br />

Jahr mit den Schafen. Und nach zwei<br />

Jahren reden die Schafe auch mit dir.“<br />

Knackiges Glasgow<br />

Schließlich Glasgow. Auf Gälisch heißt<br />

das geliebter grüner Ort, es sieht aber<br />

nicht danach aus. Schottlands größte<br />

Stadt am Fluss Clyde musste seit den<br />

1960er-Jahren einen wirtschaftlichen<br />

Niedergang verkraften, Stahlwerke,<br />

Kohleminen und Motorwerke wurden<br />

geschlossen, Massenarbeitslosigkeit<br />

und Zerfall waren die Folge. Der<br />

Stadt ging das Geld aus, eine geplante<br />

Grundsanierung wurde gestoppt.<br />

Was sich heute, wo sich Glasgow<br />

als Kunst- und Design-Hochburg<br />

prächtig erholt hat, in einem eigenwilligen<br />

Stadtbild präsentiert. Das<br />

Nebeneinander aus gotischen Kathedralen<br />

des 13. Jahrhunderts, viktorianischen<br />

Gebäuden, Jugendstil<br />

von Charles Rennie Mackintosh,<br />

Art Déco, Beton-Brutalismus der<br />

1970er und modernen Bauten von<br />

Sir Norman Foster und Zaha Hadid<br />

– manchmal in ein und demselben<br />

eklektischen Straßenzug – wirbelt<br />

den Kopf gehörig durch.<br />

Glasgow ist dabei härter als Edinburgh,<br />

nicht so niedlich. Das West<br />

End mit Universität und Galerien ist<br />

der hippe, lässige Part, das East End<br />

mit dem Wochenend-Flohmarkt<br />

Barras, der Wellpark-Brauerei und<br />

dem Friedhof ehrlicher, ruppiger.<br />

Der Humor aber ist allgegenwärtig,<br />

bei kunstvollen Graffitis und freundlichen<br />

Gesprächen, in Speisekarten<br />

oder Spelunken. Und am offensichtlichsten<br />

vielleicht bei dem Denkmal<br />

des reitenden Duke of Wellington<br />

vor der Gallery of Modern Art im<br />

Zentrum. Der Reiter des Monuments<br />

trägt inzwischen Tag und Nacht ein<br />

orange-weiß gestreiftes Verkehrshütchen<br />

– und manchmal auch sein<br />

Zossen. Einst ein wieder und wieder<br />

wiederholter Scherz betrunkener Studenten,<br />

entschied die Stadt schließlich,<br />

sich die 10.000 jährlichen Pfund<br />

für das Entfernen zu sparen – und,<br />

boing, hatte Glasgow ein neues<br />

Markenzeichen.<br />

Wobei es sich in Glasgow lohnt,<br />

Orte jenseits der touristischen Pfade<br />

zu entdecken. Ein Sonnenuntergang<br />

auf einer der Brücken über dem Clyde,<br />

die danach beleuchtet werden … Die<br />

malerischen Hinterhöfe der Ruthven<br />

Lane … Die vielen grünen Parks, welche<br />

der Stadt das Grau austreiben …<br />

Das Finale<br />

Welche Stadt die tollere ist, Glasgow<br />

oder Edinburgh? Nun, Edinburgh<br />

ist überschaubarer, künstlerischer,<br />

reservierter – ein zauberhaftes Dorf,<br />

in dem man automatisch fit wird.<br />

Glasgow ist freundlicher, vergnügungssüchtiger,<br />

überraschender –<br />

eine moderne Großstadt, in der man<br />

selbst Schokoriegel frittiert. Andererseits:<br />

„Trainspotting“, der moderne<br />

Schottland-Film schlechthin, wurde<br />

fast komplett in Glasgow gedreht,<br />

spielt aber in Edinburgh. Und beide<br />

Rivalen boten uns Postkarten<br />

an, auf denen stand, dass das<br />

Beste an der anderen Stadt jener<br />

Zug ist, der in die eigene fährt.<br />

Eine Zugfahrt dauert übrigens<br />

45 Minuten. Remis demnach.<br />

Und zwischendurch in die<br />

Highlands …<br />

Humor haben sie<br />

Der Duke of Wellington<br />

vor der Gallery of<br />

Modern Art in Glasgow<br />

Experten-Tipp<br />

Denise Falcone aus dem <strong>ADAC</strong> Reisebüro in<br />

Stuttgart über ihre Highlights in Edinburgh<br />

Unternehmen Sie in Edinburgh unbedingt einen Ausflug<br />

auf den Arthur’s Seat, den 251 Meter hohen Hausberg der<br />

Stadt. Von oben genießen Sie eine tolle Aussicht auf Edinburgh,<br />

das Meer und das Hinterland. Spannend ist eine der<br />

vielfach angebotenen „Ghost“-Touren. Edinburgh ist auch<br />

eine sehr unheimliche Stadt – lassen Sie sich überraschen.<br />

In der „The Scotch Whisky Experience“ tauchen Sie in die<br />

Geheimnisse des Scotch ein. In der nachgebauten Brennerei<br />

erfahren Sie alles über die Herstellung des schottischen<br />

Nationalgetränks. Höhepunkt ist die größte Scotch-Whisky-<br />

Sammlung der Welt mit fast 3500 Flaschen. Sehenswert,<br />

auch für Kinder, ist das faszinierende und kostenlose<br />

Nationalmuseum. Hier gibt es über 20.000 Exponate zu<br />

bestaunen, vom Pottwal-Skelett bis hin zu Flugzeugen.<br />

Und: Probieren Sie frittierte Marsriegel – eine Spezialität.<br />

<strong>ADAC</strong> Reiseinfos zu Schottland:<br />

bit.ly/2q63iaU<br />

Video „Der Mythos der Highlands“:<br />

bit.ly/2q6izsj<br />

Seite<br />

scannen,<br />

mehr<br />

erfahren<br />

Als es zurückging, hatten wir natürlich<br />

Souvenirs dabei. Eine CD der<br />

Red Hot Chilli Pipers, mit einer Dudelsackversion<br />

von „Seven Nation<br />

Army“. Eine Flasche zehn Jahre alten<br />

Springbank, süß, salzig, eichig – plus<br />

Pipette für ein, zwei Tropfen Wasser<br />

zum Öffnen der Geschmacksoberfläche.<br />

Eine gigantische Faltkarte,<br />

die zeigt, welches Karo zu welchem<br />

Clan gehört. Klischees, schon klar.<br />

Wie sagt das schottische<br />

Sprichwort? Jeder hält seinen<br />

eigenen Teich für den Ozean.<br />

Autor Helmut Ziegler ist nicht<br />

unter die Imker gegangen. Das<br />

Kopfnetz hielt lästige Mücken ab<br />

Angebote<br />

In Glasgow<br />

ABode Hotel<br />

Großzügige Zimmer erwarten Sie in diesem<br />

Hotel im Herzen der Stadt, nur wenige<br />

Gehminuten von den Sehenswürdigkeiten,<br />

Pubs und Einkaufsmöglichkeiten entfernt.<br />

ab 48 € / p. P. und Nacht im DZ /<br />

Eigenanreise<br />

Veranstalter: Jahn Reisen<br />

In Edinburgh<br />

Waldorf Astoria<br />

Das historische Luxushotel überzeugt mit<br />

elegantem, modernem Design, Spa und<br />

Hallenbad sowie bester Lage vor der beeindruckenden<br />

Kulisse des Edinburgh Castle.<br />

ab 118 € / p. P. und Nacht im Deluxe<br />

Zimmer mit Frühstück / Eigenanreise<br />

Veranstalter: DERTOUR<br />

In Edinburgh<br />

Jurys Inn Hotel<br />

Günstig und gut übernachten Sie in diesem<br />

modernen Stadthotel in zentraler Lage.<br />

Restaurants und Sehenswürdigkeiten liegen<br />

in fußläufiger Entfernung.<br />

ab 68 € / p. P. und Nacht im DZ /<br />

Eigenanreise<br />

Veranstalter: ITS<br />

Weitere Angebote finden Sie unter<br />

28 4/<strong>2017</strong><br />

Änderungen vorbehalten. Beratung und Buchung<br />

in Ihrem <strong>ADAC</strong> Reisebüro siehe Seite 49.

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