28.06.2017 Aufrufe

ADAC Urlaub Juli-Ausgabe 2017, Württemberg

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Brot in Meyer’s Bageri, Kaffee bei den<br />

Brownsville Roasters und alles um<br />

den dänischen Klassiker SmØrrebrØd<br />

im Open Rye. Wer verlangt in diesem<br />

üppigen Gourmettempel noch nach<br />

Pancakes? Also ich nicht.<br />

Die nächsten Stunden verbringen<br />

wir am Times Square und Umgebung.<br />

Experten-Tipp<br />

„Hast du einmal<br />

in New York gelebt,<br />

ist kein anderer<br />

Ort gut genug.“<br />

Christine Schönfuß aus dem <strong>ADAC</strong> Reisebüro in<br />

Gera über die schönsten Ausblicke auf New York<br />

Einen traumhaften Ausblick über die ganze Stadt hat man<br />

von der Aussichtsplattform „Top of the Rock“ im Rockefeller<br />

Center (30 Rockefeller Plaza). Besuchen Sie die Plattform<br />

eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, wenn die<br />

Wolkenkratzer die Stadt in der Dämmerung langsam in ein<br />

glitzerndes Lichtermeer verwandeln. Wunderschön ist auch<br />

eine Bootstour um Manhattan mit der Circle Line (Abfahrt<br />

ab Pier 83 West). Hierbei genießen Sie ganz entspannt vom<br />

Wasser aus zwei Stunden lang tolle Blicke auf die Skyline<br />

und sind der Freiheitsstatue und der Brooklyn Bridge ganz<br />

nah. Den Abend lassen Sie dann in einer Rooftop-Bar über<br />

den Dächern New Yorks ausklingen. Mein Favorit: die Bar<br />

230 Fifth mit schöner Außenterrasse und Blick auf das<br />

Empire State Building (230 Fifth Avenue).<br />

<strong>ADAC</strong> Reiseinfos zu den USA:<br />

bit.ly/1p9WqUu<br />

Video „NY für Fortgeschrittene“:<br />

bit.ly/2qf1DuX<br />

John Steinbeck,<br />

US-Schriftsteller (1902–1968)<br />

Brooklyn<br />

Im Stadtteil<br />

Williamsburg<br />

tummeln sich<br />

heute Künstler<br />

und Hipster<br />

Seite<br />

scannen,<br />

mehr<br />

erfahren<br />

Überrascht muss Jordy zur Kenntnis<br />

nehmen, dass sich auch hier am<br />

Broadway etwas getan hat. Am Times<br />

Square selbst nicht – da brummt und<br />

kreiselt es, wie ich das aus dem Fernsehen<br />

kenne. Wände aus Menschen<br />

ziehen an mir vorbei, 1000 Geräusche<br />

und Bilder pro Sekunde sind zu<br />

verarbeiten. Es ist ein wenig so, als<br />

taumelte man schwerelos in einem<br />

3-D-Film mal hier-, mal dorthin und<br />

versuchte, irgendwie den Überblick<br />

zu behalten. „Normal“ findet Jordy<br />

dieses Chaos, erstaunlich allerdings,<br />

was er im Erdgeschoss des ehemaligen<br />

„New York Times“-Gebäudes entdeckt.<br />

Hier hat kürzlich Gullivers Gate<br />

eröffnet, eine Miniaturwunderwelt auf<br />

über 2000 Quadratmetern. 36 Dollar<br />

kostet es, sich eine 3D-Nachbildung<br />

des Times Squares anzusehen oder<br />

eines der anderen 300 Miniaturgebäude.<br />

Wer nicht genug Zeit hat,<br />

um sich in New York alles live anzusehen,<br />

gewinnt hier tolle Eindrücke.<br />

Wo wir schon am Broadway sind,<br />

wage ich es, nach neuen Musicals zu<br />

fragen. „Geh doch in ‚Cats‘“ lästert<br />

Jordy. „Sehr witzig!“ Doch der Mann<br />

winkt ab. „Kein Schmäh. Die haben<br />

das tatsächlich neu inszeniert. Hatte<br />

2016 Premiere und ist ein Mega-Erfolg.“<br />

Amüsante Idee. Den Inbegriff<br />

des Broadway-Musicals, der 1982 gelauncht<br />

und nach 7485 Vorstellungen<br />

abgesetzt wurde, noch einmal neu<br />

aufzulegen, hat Chuzpe. „Was hat sich<br />

denn verändert?“ Jordy zuckt mit den<br />

Schultern. „Die Kritiker sagen, nicht<br />

viel.“ Ich entscheide mich also lieber<br />

für „The Price“ mit Danny de Vito.<br />

Traumblick auf Manhattan<br />

Unseren ersten Tag beschließen wir<br />

auf der Upper West Side bei den<br />

White Gold Butchers, einem Zwitter<br />

aus Fleischerei und Bistro, in dem<br />

eingeweihte Anzugträger neben Teds<br />

mit Tolle und einer Gruppe Lesben<br />

mit Undercut sitzen, die ich normalerweise<br />

im Lager der Veganer verortet<br />

hätte. New York ist kein guter Ort für<br />

alberne Vorurteile. Wir sitzen wie die<br />

Statisten aus einem Fassbinder-Film<br />

bei grandiosen Steaks unter einem<br />

goldenen Rinderkopf – selten so<br />

originell (und gut) Fleisch gegessen.<br />

Der nächste Morgen startet mit<br />

einem Ausflug nach Governors Island.<br />

Dort bietet der neue Park „The Hill“<br />

auf künstlichen Hügeln atemberaubende<br />

Blicke auf den Hafen, die Freiheitsstatue<br />

und Lower Manhattan.<br />

Ich zücke mein Handy und knipse<br />

den Speicher mit Fotos von New<br />

Yorks Skyline voll. Danach besuchen<br />

wir, klar, das 9/11-Memorial mit den<br />

rund um Wasserbecken laufenden<br />

Bronzetafeln, auf denen die Namen<br />

fast aller 3000 Opfer der Anschläge<br />

vom 11. September 2001 eingraviert<br />

wurden – ein bewegendes Mahnmal.<br />

Gegen Mittag bugsiert mich Jordy<br />

dann in die altehrwürdige (um nicht<br />

zu sagen: rumpelige) New Yorker<br />

U-Bahn. „Jetzt gucken wir uns Brooklyn<br />

an.“ Wobei ich wissen müsse, dass<br />

Brooklyn – wäre es eigenständig –<br />

mit 2,5 Millionen Einwohnern die<br />

viertgrößte Stadt der USA sei. „Mal<br />

eben schauen, was es da zu sehen gibt,<br />

ist keine Option.“ Wir steuern zuerst<br />

das Viertel Park Slope an. Er zeigt mir<br />

den Prospect Park, grüner Rückzugsort<br />

der Besserverdiener. Auffällig viele<br />

Hundebesitzer führen Weimaraner<br />

und Rhodesian Ridgebacks an der<br />

Leine; junge Mütter mit lustigen<br />

bunten Mützen schieben Bugaboos<br />

vor sich her wie einen Hochschulabschluss.<br />

Und da vorne in einem der<br />

gediegenen Brownstone-Stadthäuser<br />

in ihrem rötlich-braunen Schokoladenlook<br />

lebt auch Paul Auster, der<br />

Weise von Brooklyn und Autor der<br />

legendären „New York“-Trilogie.<br />

Wir schlendern ziellos auf der<br />

7th Avenue mit seinen vielen Cafés<br />

und Boutiquen und landen schließlich<br />

auf dem wunderbaren Down to<br />

Earth Farmer’s Market, auf dem die<br />

angebotenen Gemüse so roh und<br />

Bushwick<br />

Das Trendviertel<br />

lässt<br />

sich prima mit<br />

dem Fahrrad<br />

erkunden<br />

New-York-<br />

Nostalgie<br />

Der museale<br />

Luna Park auf<br />

Coney Island<br />

war Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

eine<br />

der größten<br />

Vergnügungsattraktionen<br />

der Stadt<br />

unbehandelt aussehen, als wären sie<br />

erst am Morgen aus einem saftigen<br />

Feld auf dem Land gerupft worden.<br />

Später in Williamsburg – wo wir<br />

auf eine kraushaarig-buschbärtige<br />

Gemeinde aus gentrifizierten Lebensund<br />

echten Künstlern treffen – spazieren<br />

wir an der Waterfront mit ihrer<br />

unverstellten Sicht auf die Skyline<br />

von Manhattan entlang und besuchen<br />

den besten Floh-, Fashion- und<br />

Designermarkt in ganz New York<br />

(sagt Jordy): den Artists & Fleas Market<br />

in einer Halle in der 7th Street.<br />

Nach einer Kaffeepause im berühmten<br />

Blue Bottle Coffee um die<br />

Ecke schaffen wir es dann tatsächlich<br />

noch nach Bushwick. Das Viertel ist<br />

heute so, wie Williamsburg vor zehn<br />

Jahren mal war, nämlich arm, alternativ<br />

und „the coolest place on earth“.<br />

Das behauptet ausnahmsweise mal<br />

nicht Jordy, sondern die „New York<br />

Times“. Die örtlichen Graffiti kann<br />

man sich in einer „Graffiti & Street<br />

Art“-Tour erklären lassen (www.freetoursbyfoot.com),<br />

um dann darüber<br />

im inoffiziellen Vereinsheim der<br />

Szene, dem AP Café, zu debattieren.<br />

Am frühen Abend hängt uns der<br />

Magen in den Kniekehlen. „Lust auf<br />

Pizza?“, fragt Jordy. „Hier gibt’s die<br />

beste zum Budget-Tarif.“ Warum<br />

nicht. Wobei das Roberta’s nicht<br />

gerade vertrauenserweckend wirkt.<br />

Die Pizzeria residiert in einer ehemaligen<br />

Garage in Bushwick, innen<br />

ein weiß gekachelter Raum, der mit<br />

bunten Lichterkerzen und dunklem<br />

New York Inspiration<br />

Mobiliar der Gemütlichkeit einer<br />

Vereinskneipe im Sauerländischen<br />

nacheifert. Und das ist noch eine<br />

freundliche Einschätzung. Was<br />

dann aber dampfend auf den Tisch<br />

kommt, treibt Pizzafreunden die<br />

Freudentränen in die Augen. Das<br />

konsequente „Nur lokale Zutaten“-<br />

Konzept hat es geschafft, den Laden<br />

zu einer Institution zu machen – sogar<br />

Bill und Hillary Clinton waren<br />

hier schon zu Gast.<br />

Vom letzten Punkt auf meiner<br />

„Must do“-Liste wollte Jordy erst<br />

nichts wissen: der Luna Park auf Coney<br />

Island? Ein heruntergekommener<br />

Rummel in einer miesen Gegend.<br />

Umso überraschender dann sein<br />

Wunsch, nach der Pizza doch noch<br />

dorthin zu fahren. Da hatte sich wohl<br />

jemand informiert. Okay, den kuriosmusealen<br />

Vergnügungspark sehe ich<br />

nur von Weitem. Doch das ist nicht<br />

schlimm, denn stattdessen führt<br />

mich Jordy zum Ford Amphitheater<br />

am Coney Island Boardwalk, einem<br />

neuen Theater mit dem dazugehörigen<br />

Seaside Park. Obwohl gerade<br />

kein Konzert auf der Bühne stattfindet,<br />

wimmelt es im Park von Leuten.<br />

Die übliche Mischung aus Bongo<br />

und Ballspiel, fröhlichen Kinderstimmen<br />

und wabernden Grilldünsten:<br />

New Yorker Outdoor-Vibe vom<br />

Feinsten. Das Einzige, was an diesem<br />

Abend stört, ist der Gedanke, dass es<br />

in New York immer gefühlt 25 andere<br />

Orte gibt, an denen man gerade in diesem<br />

Moment auch gern sein würde.<br />

18 4/<strong>2017</strong> 4/<strong>2017</strong> 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!