ADAC Urlaub Juli-Ausgabe 2017, Württemberg
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Brot in Meyer’s Bageri, Kaffee bei den<br />
Brownsville Roasters und alles um<br />
den dänischen Klassiker SmØrrebrØd<br />
im Open Rye. Wer verlangt in diesem<br />
üppigen Gourmettempel noch nach<br />
Pancakes? Also ich nicht.<br />
Die nächsten Stunden verbringen<br />
wir am Times Square und Umgebung.<br />
Experten-Tipp<br />
„Hast du einmal<br />
in New York gelebt,<br />
ist kein anderer<br />
Ort gut genug.“<br />
Christine Schönfuß aus dem <strong>ADAC</strong> Reisebüro in<br />
Gera über die schönsten Ausblicke auf New York<br />
Einen traumhaften Ausblick über die ganze Stadt hat man<br />
von der Aussichtsplattform „Top of the Rock“ im Rockefeller<br />
Center (30 Rockefeller Plaza). Besuchen Sie die Plattform<br />
eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, wenn die<br />
Wolkenkratzer die Stadt in der Dämmerung langsam in ein<br />
glitzerndes Lichtermeer verwandeln. Wunderschön ist auch<br />
eine Bootstour um Manhattan mit der Circle Line (Abfahrt<br />
ab Pier 83 West). Hierbei genießen Sie ganz entspannt vom<br />
Wasser aus zwei Stunden lang tolle Blicke auf die Skyline<br />
und sind der Freiheitsstatue und der Brooklyn Bridge ganz<br />
nah. Den Abend lassen Sie dann in einer Rooftop-Bar über<br />
den Dächern New Yorks ausklingen. Mein Favorit: die Bar<br />
230 Fifth mit schöner Außenterrasse und Blick auf das<br />
Empire State Building (230 Fifth Avenue).<br />
<strong>ADAC</strong> Reiseinfos zu den USA:<br />
bit.ly/1p9WqUu<br />
Video „NY für Fortgeschrittene“:<br />
bit.ly/2qf1DuX<br />
John Steinbeck,<br />
US-Schriftsteller (1902–1968)<br />
Brooklyn<br />
Im Stadtteil<br />
Williamsburg<br />
tummeln sich<br />
heute Künstler<br />
und Hipster<br />
Seite<br />
scannen,<br />
mehr<br />
erfahren<br />
Überrascht muss Jordy zur Kenntnis<br />
nehmen, dass sich auch hier am<br />
Broadway etwas getan hat. Am Times<br />
Square selbst nicht – da brummt und<br />
kreiselt es, wie ich das aus dem Fernsehen<br />
kenne. Wände aus Menschen<br />
ziehen an mir vorbei, 1000 Geräusche<br />
und Bilder pro Sekunde sind zu<br />
verarbeiten. Es ist ein wenig so, als<br />
taumelte man schwerelos in einem<br />
3-D-Film mal hier-, mal dorthin und<br />
versuchte, irgendwie den Überblick<br />
zu behalten. „Normal“ findet Jordy<br />
dieses Chaos, erstaunlich allerdings,<br />
was er im Erdgeschoss des ehemaligen<br />
„New York Times“-Gebäudes entdeckt.<br />
Hier hat kürzlich Gullivers Gate<br />
eröffnet, eine Miniaturwunderwelt auf<br />
über 2000 Quadratmetern. 36 Dollar<br />
kostet es, sich eine 3D-Nachbildung<br />
des Times Squares anzusehen oder<br />
eines der anderen 300 Miniaturgebäude.<br />
Wer nicht genug Zeit hat,<br />
um sich in New York alles live anzusehen,<br />
gewinnt hier tolle Eindrücke.<br />
Wo wir schon am Broadway sind,<br />
wage ich es, nach neuen Musicals zu<br />
fragen. „Geh doch in ‚Cats‘“ lästert<br />
Jordy. „Sehr witzig!“ Doch der Mann<br />
winkt ab. „Kein Schmäh. Die haben<br />
das tatsächlich neu inszeniert. Hatte<br />
2016 Premiere und ist ein Mega-Erfolg.“<br />
Amüsante Idee. Den Inbegriff<br />
des Broadway-Musicals, der 1982 gelauncht<br />
und nach 7485 Vorstellungen<br />
abgesetzt wurde, noch einmal neu<br />
aufzulegen, hat Chuzpe. „Was hat sich<br />
denn verändert?“ Jordy zuckt mit den<br />
Schultern. „Die Kritiker sagen, nicht<br />
viel.“ Ich entscheide mich also lieber<br />
für „The Price“ mit Danny de Vito.<br />
Traumblick auf Manhattan<br />
Unseren ersten Tag beschließen wir<br />
auf der Upper West Side bei den<br />
White Gold Butchers, einem Zwitter<br />
aus Fleischerei und Bistro, in dem<br />
eingeweihte Anzugträger neben Teds<br />
mit Tolle und einer Gruppe Lesben<br />
mit Undercut sitzen, die ich normalerweise<br />
im Lager der Veganer verortet<br />
hätte. New York ist kein guter Ort für<br />
alberne Vorurteile. Wir sitzen wie die<br />
Statisten aus einem Fassbinder-Film<br />
bei grandiosen Steaks unter einem<br />
goldenen Rinderkopf – selten so<br />
originell (und gut) Fleisch gegessen.<br />
Der nächste Morgen startet mit<br />
einem Ausflug nach Governors Island.<br />
Dort bietet der neue Park „The Hill“<br />
auf künstlichen Hügeln atemberaubende<br />
Blicke auf den Hafen, die Freiheitsstatue<br />
und Lower Manhattan.<br />
Ich zücke mein Handy und knipse<br />
den Speicher mit Fotos von New<br />
Yorks Skyline voll. Danach besuchen<br />
wir, klar, das 9/11-Memorial mit den<br />
rund um Wasserbecken laufenden<br />
Bronzetafeln, auf denen die Namen<br />
fast aller 3000 Opfer der Anschläge<br />
vom 11. September 2001 eingraviert<br />
wurden – ein bewegendes Mahnmal.<br />
Gegen Mittag bugsiert mich Jordy<br />
dann in die altehrwürdige (um nicht<br />
zu sagen: rumpelige) New Yorker<br />
U-Bahn. „Jetzt gucken wir uns Brooklyn<br />
an.“ Wobei ich wissen müsse, dass<br />
Brooklyn – wäre es eigenständig –<br />
mit 2,5 Millionen Einwohnern die<br />
viertgrößte Stadt der USA sei. „Mal<br />
eben schauen, was es da zu sehen gibt,<br />
ist keine Option.“ Wir steuern zuerst<br />
das Viertel Park Slope an. Er zeigt mir<br />
den Prospect Park, grüner Rückzugsort<br />
der Besserverdiener. Auffällig viele<br />
Hundebesitzer führen Weimaraner<br />
und Rhodesian Ridgebacks an der<br />
Leine; junge Mütter mit lustigen<br />
bunten Mützen schieben Bugaboos<br />
vor sich her wie einen Hochschulabschluss.<br />
Und da vorne in einem der<br />
gediegenen Brownstone-Stadthäuser<br />
in ihrem rötlich-braunen Schokoladenlook<br />
lebt auch Paul Auster, der<br />
Weise von Brooklyn und Autor der<br />
legendären „New York“-Trilogie.<br />
Wir schlendern ziellos auf der<br />
7th Avenue mit seinen vielen Cafés<br />
und Boutiquen und landen schließlich<br />
auf dem wunderbaren Down to<br />
Earth Farmer’s Market, auf dem die<br />
angebotenen Gemüse so roh und<br />
Bushwick<br />
Das Trendviertel<br />
lässt<br />
sich prima mit<br />
dem Fahrrad<br />
erkunden<br />
New-York-<br />
Nostalgie<br />
Der museale<br />
Luna Park auf<br />
Coney Island<br />
war Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
eine<br />
der größten<br />
Vergnügungsattraktionen<br />
der Stadt<br />
unbehandelt aussehen, als wären sie<br />
erst am Morgen aus einem saftigen<br />
Feld auf dem Land gerupft worden.<br />
Später in Williamsburg – wo wir<br />
auf eine kraushaarig-buschbärtige<br />
Gemeinde aus gentrifizierten Lebensund<br />
echten Künstlern treffen – spazieren<br />
wir an der Waterfront mit ihrer<br />
unverstellten Sicht auf die Skyline<br />
von Manhattan entlang und besuchen<br />
den besten Floh-, Fashion- und<br />
Designermarkt in ganz New York<br />
(sagt Jordy): den Artists & Fleas Market<br />
in einer Halle in der 7th Street.<br />
Nach einer Kaffeepause im berühmten<br />
Blue Bottle Coffee um die<br />
Ecke schaffen wir es dann tatsächlich<br />
noch nach Bushwick. Das Viertel ist<br />
heute so, wie Williamsburg vor zehn<br />
Jahren mal war, nämlich arm, alternativ<br />
und „the coolest place on earth“.<br />
Das behauptet ausnahmsweise mal<br />
nicht Jordy, sondern die „New York<br />
Times“. Die örtlichen Graffiti kann<br />
man sich in einer „Graffiti & Street<br />
Art“-Tour erklären lassen (www.freetoursbyfoot.com),<br />
um dann darüber<br />
im inoffiziellen Vereinsheim der<br />
Szene, dem AP Café, zu debattieren.<br />
Am frühen Abend hängt uns der<br />
Magen in den Kniekehlen. „Lust auf<br />
Pizza?“, fragt Jordy. „Hier gibt’s die<br />
beste zum Budget-Tarif.“ Warum<br />
nicht. Wobei das Roberta’s nicht<br />
gerade vertrauenserweckend wirkt.<br />
Die Pizzeria residiert in einer ehemaligen<br />
Garage in Bushwick, innen<br />
ein weiß gekachelter Raum, der mit<br />
bunten Lichterkerzen und dunklem<br />
New York Inspiration<br />
Mobiliar der Gemütlichkeit einer<br />
Vereinskneipe im Sauerländischen<br />
nacheifert. Und das ist noch eine<br />
freundliche Einschätzung. Was<br />
dann aber dampfend auf den Tisch<br />
kommt, treibt Pizzafreunden die<br />
Freudentränen in die Augen. Das<br />
konsequente „Nur lokale Zutaten“-<br />
Konzept hat es geschafft, den Laden<br />
zu einer Institution zu machen – sogar<br />
Bill und Hillary Clinton waren<br />
hier schon zu Gast.<br />
Vom letzten Punkt auf meiner<br />
„Must do“-Liste wollte Jordy erst<br />
nichts wissen: der Luna Park auf Coney<br />
Island? Ein heruntergekommener<br />
Rummel in einer miesen Gegend.<br />
Umso überraschender dann sein<br />
Wunsch, nach der Pizza doch noch<br />
dorthin zu fahren. Da hatte sich wohl<br />
jemand informiert. Okay, den kuriosmusealen<br />
Vergnügungspark sehe ich<br />
nur von Weitem. Doch das ist nicht<br />
schlimm, denn stattdessen führt<br />
mich Jordy zum Ford Amphitheater<br />
am Coney Island Boardwalk, einem<br />
neuen Theater mit dem dazugehörigen<br />
Seaside Park. Obwohl gerade<br />
kein Konzert auf der Bühne stattfindet,<br />
wimmelt es im Park von Leuten.<br />
Die übliche Mischung aus Bongo<br />
und Ballspiel, fröhlichen Kinderstimmen<br />
und wabernden Grilldünsten:<br />
New Yorker Outdoor-Vibe vom<br />
Feinsten. Das Einzige, was an diesem<br />
Abend stört, ist der Gedanke, dass es<br />
in New York immer gefühlt 25 andere<br />
Orte gibt, an denen man gerade in diesem<br />
Moment auch gern sein würde.<br />
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