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18 INKONTINENz DArMENTLEEruNG | SEXuALITÄT BEI MuLTIPLE SKLErOSE 19<br />
Risiken der Operation sind die typischen Komplikationen<br />
jedes Eingriffs, bei dem Fremdkörper eingebracht<br />
werden: So kann ein Materialdefekt auftreten,<br />
sowie die Infektion des Implantats. Etwa 30 % der<br />
Patienten muss innerhalb von 5 Jahren ein zweites Mal<br />
operiert werden.<br />
Die Burch, Fazienzügelplastik und künstliche Bänder<br />
werden über einen kleinen Hautschnitt und je nach<br />
Methode durch einen Schnitt in der Scheide gelegt.<br />
Wenn die Diagnostik sorgfältig erfolgt ist, haben alle<br />
OP-Methoden eine gute Erfolgsrate.<br />
Da beide Inkontinenzformen auch gemeinsam auftreten<br />
können, ist unbedingte Voraussetzung einer<br />
erfolgreichen Behandlung, zunächst genau zu prüfen,<br />
welche Form der Inkontinenz vorliegt. Nicht selten<br />
werden dann OP und medikamentöse Therapie kombiniert.<br />
Eine f<strong>als</strong>che Therapie ist dabei nicht nur frus-<br />
trierend, sondern birgt auch medizinische Risiken bis<br />
hin zur Nierenfunktionsschädigung.<br />
Urinalkondome und Urinablaufbeutel<br />
Bei medikamentös nicht behandelbaren Formen der<br />
Reflexinkontinenz kommen die Botulinumtoxin-<br />
Einspritzung in den Blasenmuskel bzw. eine Neuro-<br />
modulation infrage. Auch hier ist die sorgfältige<br />
urodynamische Diagnostik Voraussetzung.<br />
Hilfsmittel für HarNiNKoNtiNeNZ<br />
Dabei handelt es sich um Urinauffangsysteme. Effektive<br />
Urinauffangsysteme gibt es nur für Männer, sogenannte<br />
Kondom-Klebe-Urinale. Neuerdings gibt es auch<br />
eine spezielle Unterhose mit eingearbeitetem Auffangsystem,<br />
das lange Zeit ohne Geruchsbelästigung<br />
benutzt werden kann.<br />
Die Harninkontinenz bei Frauen kann, bis eine der oben<br />
genannten definitiven Therapien erfolgt ist, nur mit<br />
Windeln »versorgt« werden. Effektive Urinauffangsys-<br />
teme gibt es nicht. Wenn Windeln mit einem Rezept<br />
verordnet werden, ist für die Kostenübernahme durch<br />
die Krankenkassen eine »Zusatzdiagnose« (z. B. Haut-<br />
schäden durch Inkontinenz« oder »zur Teilnahme am<br />
öffentlichen Leben«) erforderlich.<br />
darmeNtleeruNG<br />
Bei <strong>MS</strong> kann es parallel – aufgrund der in vielen<br />
Teilen ähnlichen Nervenstörung – zu einer<br />
chronischen Verstopfung (Obstipation) kommen.<br />
Eine ausgewogene Therapie mit Ballaststoffen, die<br />
regelmäßig eingenommen werden, ist deshalb<br />
wichtig. Konventionelle Abführmittel sind dagegen<br />
nicht für den Dauergebrauch, sondern nur für<br />
besondere Einzelfälle bestimmt, da sie bei Dauereinnahme<br />
zu einer Schädigung des Darmes führen,<br />
und damit das Gegenteil dessen bewirken, wozu sie<br />
dienen sollten.<br />
Die Nervenversorgung des Genitales läuft über die-<br />
selben Nerven wie diejenige der Blase; besteht <strong>als</strong>o<br />
eine Blasenlähmung, muss auch mit einer Störung der<br />
Sexualfunktion gerechnet werden.<br />
Zu Sexualfunktionsstörungen gehören Störungen der<br />
Wahrnehmung, der Orgasmusfähigkeit und der Frucht-<br />
barkeit. Bei Frauen kann zusätzlich die Befeuchtung<br />
der Scheide, beim Mann die Gliedversteifung und der<br />
Samenerguss gestört sein.<br />
BefeucHtuNG der scHeide<br />
Bei mangelnder Befeuchtung der Scheide können Gleit-<br />
mittel (Öle, z. B. Olivenöl extra virgine; Vaseline<br />
oder Gleitmittel auf Wasserbasis) verwendet werden.<br />
sameNerGuss<br />
Bei einem zu frühen Samenerguss kann man mit einer<br />
leicht betäubenden Creme auf der Eichel oder durch<br />
Medikamente eine Besserung erzielen.<br />
Wird eine lokal betäubende Creme (z. B. Emla ® ) eine<br />
Stunde vorher aufgetragen, hat sie eine zuverlässige<br />
Wirkung.<br />
Hilfsmittel für stuHl-iNKoNtiNeNZ<br />
seXualität Bei multiple sKlerose<br />
Wenn nicht eine völlig schlaffe Lähmung des Beckenbodens<br />
und damit des Schließmuskels vorliegt,<br />
kann ein Versuch mit sogenannten »Anal-Tampons«<br />
gemacht werden. Diese entfalten sich im Enddarm<br />
und verschließen ihn. Besser jedoch ist eine Beeinflus-<br />
sung durch Quellstoffe und andere darmbeeinflussen-<br />
de Stoffe. Diese müssen meist individuell ausprobiert<br />
werden.<br />
Je nach Detailbefund gibt es auch operative Maßnahmen,<br />
wozu auch die Neuromodulation gehört.<br />
Auch bestimmte Psychopharmaka sind wirksam, sie<br />
weisen jedoch eine hohe Rate an Nebenwirkungen<br />
auf. Ferner kann man mit Priligy ® eine Verzögerung<br />
des Samenergusses herbeiführen. Das Stopp-Start-<br />
Squeeze-Training kann ebenfalls hilfreich sein, braucht<br />
aber etwas Übung.<br />
Bei einem Samenerguss in die Blase kann man eben-<br />
falls einen medikamentösen Behandlungsversuch<br />
unternehmen (z. B. Midodrin).<br />
Bei ausbleibendem Erfolg können die Spermien, z. B.<br />
zur Befruchtung, aus dem Urin gewonnen werden.<br />
Bei ausbleibendem Ejakulat ist eine Elektrostimulation<br />
zur Samengewinnung möglich. Diese kann durch eine<br />
Art Vibrostimulation erreicht werden; bei fehlendem<br />
Erfolg kann eine Elektrostimulation durch eine in den<br />
Enddarm eingeführte Sonde versucht werden. Die bei-<br />
den Verfahren sind nur unabhängig vom Geschlechtsverkehr<br />
durchführbar und dienen lediglich der Samen-<br />
gewinnung für eine Befruchtung; besonders das<br />
letztgenannte Verfahren kann mit erheblichen Nebenwirkungen<br />
(Blutdruckkrise, massive Spastik, Schmerzen)<br />
einhergehen und sollte nur unter ärztlicher Kont-<br />
rolle erfolgen.