ISK Ratgeber als PDF downloaden - Medical Service
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EDV-Nr. 400098<br />
Alle Angaben entsprechen dem Kenntnisstand der Drucklegung.<br />
Technische Änderungen vorbehalten. Stand: 03/2011<br />
Care at hand<br />
ratGeBer<br />
QuerscHNittläHmuNG & uroloGie
2 INHALT VOrWOrT 3<br />
iNHalt<br />
Vorwort 3<br />
Grundlagen 4<br />
Ziele der urologischen Betreuung 6<br />
Neuro-urologische diagnostik<br />
untersuchungsverfahren 6<br />
Bildgebende untersuchungen 7<br />
funktionsdiagnostik 8<br />
laboruntersuchungen 9<br />
Nierenfunktionsuntersuchungen 9<br />
Behandlung der Blasenfunktionsstörung 10<br />
drucksenkung in der Harnblase 11<br />
entleerung der Harnblase 12<br />
Harnwegsinfektionen 16<br />
Klinische Zeichen 16<br />
alternativen zum intermittierenden<br />
Katheterismus 19<br />
inkontinenz 22<br />
Neue trends bei der Behandlung<br />
der Blasenfunktionsstörung 23<br />
sexualität bei Querschnittlähmung 24<br />
weiterführende literatur 26<br />
miktionsprotokoll 27<br />
Homecare urologie produkte 28<br />
wichtige adressen/selbsthilfegruppen 31<br />
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Vorwort<br />
Nahezu alle Personen mit einer Rückenmarksverletzung<br />
leiden unter Blasenfunktionsstörungen. Je nach<br />
Ausprägung können diese eine ernsthafte Bedrohung<br />
für die Nierenfunktion darstellen und/oder die<br />
Lebensqualität massiv einschränken. So stellten Nieren-<br />
funktionsstörungen lange Zeit die häufigste Todesur-<br />
sache bei Querschnittgelähmten dar. In den letzten<br />
30 Jahren konnte durch Fortschritte der neuro-urolo-<br />
gischen Diagnostik und Therapie die Gefahr einer<br />
Nierenfunktionsschädigung drastisch reduziert werden,<br />
so dass die Mehrzahl der Querschnittgelähmten<br />
heute eine nahezu normale Lebenserwartung hat.<br />
Dennoch begleiten urologische Probleme die Betroffenen<br />
lebenslang. Nach Abschluss der ersten Reha-<br />
bilitationsphase sind Probleme mit der Blasenfunktion<br />
der häufigste Grund für einen Querschnittgelähmten,<br />
einen Arzt aufzusuchen. Daher sind ein Verständnis der<br />
Prinzipien der Blasenfunktionsstörung sowie die<br />
Kenntnis der Möglichkeiten und Grenzen der urologischen<br />
Versorgung extrem wichtig. Der vorliegende<br />
<strong>Ratgeber</strong> soll die häufigsten Probleme bei dem Manage-<br />
ment der Blasenfunktionsstörung ansprechen und<br />
Basisinformationen liefern, um im Dialog mit den be-<br />
handelnden Urologen gemeinsam eine individuelle<br />
Einstellung der Blasenfunktionsstörung unter bestmög-<br />
lichem Erhalt der Lebensqualität zu erreichen.<br />
Prof. Dr. med. Jürgen Pannek, Chefarzt Neuro-Urologie<br />
Schweizer Paraplegiker Zentrum, Nottwil
4 GruNDLAGEN GruNDLAGEN 5<br />
GruNdlaGeN<br />
Unser Harntrakt wird in einen oberen und einen<br />
unteren Abschnitt unterteilt. Der obere Harntrakt<br />
besteht aus den Nieren und den Harnleitern, zum<br />
unteren Harntrakt gehören die Harnblase (Detrusor),<br />
der Schließmuskel (Sphinkter), die Harnröhre, und beim<br />
Mann auch die Vorsteherdrüse (Prostata). Die Nieren<br />
produzieren den Urin, der über die Harnleiter in die<br />
Harnblase transportiert wird. Der untere Harntrakt<br />
hat zwei Aufgaben: Urinspeicherung und Blasenentleerung.<br />
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, müssen nicht<br />
nur die einzelnen Organe intakt sein, sondern deren<br />
Zusammenspiel muss kontrolliert und koordiniert wer-<br />
den. Diese Funktionen werden vom Nervensystem<br />
wahrgenommen.<br />
HarNtraKt Bei fraueN HarNtraKt Bei mäNNerN<br />
Nierenbecken<br />
Harnleiter<br />
Blase<br />
Blasenh<strong>als</strong><br />
Harnröhre<br />
Harnröhrenmündung<br />
Das Nervensystem empfängt Impulse aus der Blase<br />
(z. B. den aktuellen Füllungszustand), leitet diese<br />
Informationen über die Nerven im kleinen Becken ins<br />
Rückenmark und von hier aus in den Hirnstamm.<br />
Hier werden die verschiedenen eingehenden Infor-<br />
mationen verschaltet und von Zentren im Großhirn<br />
kontrolliert und gesteuert.<br />
Die Arbeitsanweisungen gehen den umgekehrten Weg<br />
(Hirnstamm – Rückenmark – Nerven im kleinen<br />
Becken) zum unteren Harntrakt zurück und lösen die<br />
gewünschten Aktionen aus. Somit sind die Zentren<br />
für die willkürliche Kontrolle (Großhirn) und für die<br />
Koordination der eingehenden Signale (Hirnstamm)<br />
oberhalb des Rückenmarks gelegen.<br />
Prostata<br />
äußerer Schließmuskel<br />
Penis<br />
Gesund verlaufende<br />
Nervenimpulse<br />
im Rückenmark<br />
Harnblase<br />
Gesundes Nervensystem (links) und unterbrochenes Nervensystem (rechts).<br />
Durch eine Rückenmarkschädigung werden die Ver-<br />
bindungen zwischen Harntrakt und den Kontrollzentren<br />
im Schädel ganz oder teilweise unterbrochen.<br />
Im Rückenmark existieren zwei Reflexzentren, welche<br />
die Blasenimpulse zwar umschalten, aber nicht ko-<br />
ordinieren können; ein oberes und ein unteres Zentrum.<br />
Wenn diejenigen Reflexzentren im Rückenmark, die<br />
unterhalb der Verletzung gelegen sind, die Kontrolle<br />
übernehmen, entsteht eine unkoordinierte Aktivität<br />
von Blase und Schließmuskel.<br />
Bei einer Verletzung unterhalb des unteren Zentrums<br />
sind die beiden Organe vollständig vom Nervensystem<br />
abgekoppelt und funktionieren gar nicht. Bei einer<br />
Verletzung oberhalb des unteren Zentrums entfallen<br />
die beruhigenden Impulse auf den Blasenmuskel, dafür<br />
sendet das Rückenmark unkoordinierte Stimulationsimpulse<br />
an den unteren Harntrakt.<br />
Die Blase wird bereits bei geringen Füllmengen aktiv.<br />
Oft wird gleichzeitig der Schließmuskel angespannt.<br />
Somit versucht die Blase, den Urin herauszupressen,<br />
während gleichzeitig der Schließmuskel den Weg<br />
Rückenmark-<br />
schädigung<br />
zusperrt. Durch den hohen Druck, dem der Urin aus-<br />
gesetzt ist, entstehen Folgeschäden. Nierenschäden<br />
entstehen, wenn der Abfluss von Urin aus den Nieren<br />
behindert wird oder Urin zu den Nieren zurückgepresst<br />
wird; an der Blase kommt es durch die dauerhafte<br />
Überaktivität zu muskulären Schäden.<br />
Eine mögliche sichtbare Folge ist ein unwillkürlicher<br />
Urinverlust (Inkontinenz) weil in einem nicht vor-<br />
hersehbaren Moment der Druck in der Blase so stark<br />
wird, dass der Urin gegen den Widerstand des<br />
Schließmuskels herausgepresst wird.<br />
Koordinationsstörungen des unteren Harntrakts treten<br />
besonders oft und extrem stark ausgeprägt nach einer<br />
Rückenmarkschädigung (durch Verletzung oder ange-<br />
boren = Spina bifida oder Meningomyelozele) auf.<br />
Prinzipiell können jedoch alle Störungen des Nerven-<br />
systems (z. B. bei Multipler Sklerose, Diabetes mellitus,<br />
nach Bandscheibenvorfällen usw.) zu Blasenfunktions-<br />
störungen führen.
6 ZIELE DEr urOLOGISCHEN BETrEuuNG | NEurO-urOLOGISCHE DIAGNOSTIK NEurO-urOLOGISCHE DIAGNOSTIK 7<br />
Ziele der uroloGiscHeN BetreuuNG<br />
Ziele jeder urologischen Therapie sind Schutz der<br />
Nierenfunktion und bestmöglicher Erhalt der<br />
Lebensqualität. Dazu gehören eine gewollte Blasenentleerung<br />
und Kontinenz (kein unwillkürlicher<br />
Urinverlust). Auch die Behandlung von Sexualfunk-<br />
tionsstörungen und Fertilitätsstörungen sind Be-<br />
standteil der urologischen Betreuung.<br />
Urologie ist eigentlich ein chirurgisches Fach. Bei der<br />
Behandlung von neurogenen Blasenfunktionsstörungen<br />
Neuro-uroloGiscHe diaGNostiK<br />
Die Art der Blasenfunktionsstörung, die sich bei einer<br />
querschnittgelähmten Person entwickelt, ist von<br />
vielen Faktoren abhängig: komplette oder inkomplette<br />
Lähmung, Höhe der Verletzung, Dauer der Schädigung,<br />
andere Erkrankungen (z. B. Diabetes, Verletzungen<br />
im kleinen Becken, Schädel-Hirn-Trauma). Offensichtlich<br />
spielen jedoch auch Faktoren, die uns heute<br />
nicht vollständig bekannt sind, eine Rolle, denn man<br />
kann anhand der genannten Faktoren nicht voraus-<br />
wird jedoch primär kein erkranktes Organ operiert,<br />
sondern die Folgen einer Funktionsstörung an sich<br />
gesunder Organe behandelt. Dies erfordert eine an-<br />
dere Qualifikation.<br />
Urologen, die sich auf die Behandlung von Blasenfunktionsstörungen,<br />
Sexualfunktionsstörungen und<br />
Fertilitätsstörungen, die durch Schädigung des<br />
Nervensystems hervorgerufen werden, spezialisiert<br />
haben, werden <strong>als</strong> Neuro-Urologen bezeichnet.<br />
sehen, welche Form der Blasenfunktionsstörung sich<br />
entwickeln wird. Zudem unterliegen Blasenfunktionsstörungen<br />
einer dynamischen Veränderung; im<br />
Laufe der Zeit kann sich die Funktionsstörung<br />
verändern. Da weniger <strong>als</strong> ein Drittel der Betroffenen<br />
eine Veränderung durch Symptome (z. B. Inkontinenz,<br />
Harnwegsinfekte, Spastik, Entleerungsprobleme)<br />
bemerkt, sind regelmäßige neuro-urologische Kontrollen<br />
erforderlich.<br />
In der Frühphase nach der Verletzung sollte die<br />
erste Untersuchung nach ca. 6 Wochen erfolgen,<br />
eine Kontrolle nach 3 Monaten. Die weiteren Termine<br />
sind abhängig von den erhobenen Befunden und<br />
dem individuellen Risikoprofil. In der Regel sollte eine<br />
Kontrolluntersuchung alle 1 bis 2 Jahre durchge-<br />
führt werden, bei stabilen Verhältnissen kann dieses<br />
Intervall verlängert werden.<br />
uNtersucHuNGsVerfaHreN<br />
Eine typische Erstuntersuchung umfasst ein aus-<br />
führliches Gespräch (Anamnese), eine körperliche<br />
Untersuchung, eine Urinuntersuchung, eine Sonographie<br />
von Nieren und Blase sowie eine Video-Urodynamik.<br />
Ob weitere Untersuchungen notwendig werden,<br />
ergibt sich aus den Ergebnissen dieser »Basisabklärung«.<br />
Zusätzlich sollte die Nierenfunktion mittels Blut-<br />
und Urinuntersuchungen oder durch eine Nierenfunktionsuntersuchung<br />
(nuklearmedizinische Clearance-Untersuchung)<br />
bestimmt werden.<br />
Was bedeuten diese Fachbegriffe im Einzelnen?<br />
aNamNese<br />
In einem Gespräch zwischen Neuro-Urologen und Be-<br />
troffenem wird genau erfasst, durch welche Technik<br />
und wie oft die Blase entleert wird, ob und wie die Bla-<br />
senfüllung wahrgenommen wird, ob Probleme mit<br />
der Blasenfunktion (z. B. Inkontinenz, Harnwegsinfekte,<br />
Probleme beim Katheterisieren) aufgetreten sind,<br />
welche Medikamente eingenommen werden und wie<br />
zufrieden die Person mit der aktuellen Behandlung ist.<br />
Die Auswirkung der Blasenprobleme auf die Lebens-<br />
qualität kann z. B. mit Hilfe von Fragebögen erfasst<br />
werden. Auch die Form der Darmentleerung und die<br />
Sexualfunktion sowie ein eventuell bestehender<br />
Kinderwunsch sollten miteinander diskutiert werden.<br />
Da sich viele der angesprochenen Punkte zwischen<br />
zwei Kontrolluntersuchungen verändern können, ist<br />
es extrem wichtig, dass diese Gespräche regelmäßig<br />
bei jeder Kontrolluntersuchung erfolgen.<br />
Weil zwischen den Kontrolluntersuchungen meist<br />
mehrere Monate oder Jahre liegen, ist es sinnvoll,<br />
zuhause ein Protokoll über die Häufigkeit von Harnwegsinfekten<br />
zu führen und sich eventuelle Fragen<br />
aufzuschreiben.<br />
BildGeBeNde uNtersucHuNGeN<br />
ultrascHall (soNoGrapHie)<br />
Durch Ultraschall kann ohne Strahlenbelastung Lage<br />
und Aussehen von Nieren und Blase beurteilt werden.<br />
Die Technik kann Steine in den Harnwegen, eine<br />
Abflussstörung (= Harnstauung), Narben am Nieren-<br />
gewebe oder Nierentumore nachweisen. Bei gefüllter<br />
Blase können Steine oder Tumore gefunden werden.<br />
Zudem kann mittels Sonographie einfach und schnell<br />
der nach Entleerung verbliebene Urin (Restharn)<br />
bestimmt werden. Durch spezielle Sonden, die in den<br />
Enddarm eingeführt werden, können bei besonderen<br />
Fragestellungen auch die Größe und das Aussehen<br />
der Prostata sonographisch bestimmt werden.<br />
Ultraschall kann zwar das Aussehen, aber nicht die<br />
Funktion der Nieren erfassen. Daher ist neben dem<br />
Ultraschall noch eine Bestimmung der Nierenfunktion<br />
(siehe folgende Seite) erforderlich.<br />
Ultraschallbild der Harnblase mit Restharn.<br />
Bildquelle: SPZ Nottwil
8 NEurO-urOLOGISCHE DIAGNOSTIK NEurO-urOLOGISCHE DIAGNOSTIK 9<br />
röNtGeNdarstelluNG der HarNröHre<br />
mit KoNtrastmittel (uretHroGrapHie)<br />
Durch Einbringen von Kontrastmittel<br />
in die männliche Harnröhre<br />
können Verengungen,<br />
Narben oder Verletzungen der<br />
Harnröhre dargestellt werden.<br />
Bei Frauen ist diese Untersuchung<br />
nur in sehr seltenen<br />
Ausnahmen erforderlich. Eine<br />
Kontrastmittelallergie ist kein<br />
Hinderungsgrund für diese<br />
Untersuchung.<br />
fuNKtioNsdiaGNostiK<br />
Video-urodyNamiK<br />
(röNtGeNZystomaNometrie)<br />
Die Video-Urodynamik (Blasendruckmessung), auch<br />
<strong>als</strong> Röntgenzystomanometrie bezeichnet, erlaubt<br />
es, die Funktion der Harnblase zu überprüfen und<br />
gleichzeitig zu prüfen, ob Urin zu den Nieren zurückfließt<br />
(Reflux). Dazu wird über die Harnröhre ein<br />
Druckmesskatheter in die Harnblase eingebracht und<br />
die Blase langsam mit sterilem Kontrastmittel gefüllt.<br />
Auswertungsprotokoll Video-Urodynamik<br />
Bildquelle: SPZ Nottwil Bildquelle: SPZ Nottwil<br />
Damit die Druckmessung nicht von Druckschwankungen<br />
im Bauchraum verfälscht wird, misst ein weicher<br />
Katheter gleichzeitig die Druckwerte im Enddarm. Zu-<br />
sätzlich registrieren Klebeelektroden die Muskelakti-<br />
vität des Schließmuskels. Die Strahlenbelastung ist<br />
bei den modernen Röntgenanlagen sehr gering.<br />
Durch die kontinuierliche Messung der Druckverhältnisse<br />
in der Harnblase während Füllung und Entleerung<br />
in Kombination mit der Prüfung auf Reflux erlaubt<br />
die Messung <strong>als</strong> einziges Verfahren eine genaue<br />
Klassifizierung der Blasenfunktionsstörung und eine<br />
Risikoabschätzung für die Nierenfunktion.<br />
Nicht bei jeder Kontrolluntersuchung muss die Bla-<br />
sendruckmessung mit einer Röntgenuntersuchung<br />
kombiniert werden. Die Untersuchung ohne Röntgen<br />
wird <strong>als</strong> Urodynamik oder Zystomanometrie bezeichnet.<br />
BlaseNspieGeluNG (ZystosKopie)<br />
Mit der Zystoskopie wird das Innere der Harnröhre und<br />
der Harnblase direkt inspiziert. Dazu wird ein dünnes<br />
optisches Gerät durch die Harnröhre in die Harnblase<br />
geschoben. Dadurch werden die Innenwände von<br />
Harnblase und Harnröhre sichtbar. Narben, Steine, Tu-<br />
more, Entzündungsherde und andere krankhafte<br />
Veränderungen werden direkt erkannt. Durch diese<br />
Sichtprüfung werden Veränderungen frühzeitig dia-<br />
gnostiziert, die durch andere bildgebende Verfahren<br />
nicht feststellbar sind.<br />
Die heutige Technologie bietet flexible Instrumente,<br />
die auch bei Patienten mit erhaltener Wahrnehmung<br />
in Blase und Harnröhre nicht mehr Beschwerden <strong>als</strong><br />
ein dünner Katheter verursachen.<br />
Bildquelle: SPZ Nottwil<br />
laBoruNtersucHuNGeN<br />
uriNuNtersucHuNG<br />
Eine Urinuntersuchung kann mit einem Teststreifen<br />
oder unter dem Mikroskop erfolgen. Der Teststreifen<br />
ist eher <strong>als</strong> grober Test geeignet. Eine genaue Untersuchung<br />
erfordert die Zählung der weißen und<br />
roten Blutkörperchen unter dem Mikroskop sowie eine<br />
Prüfung, ob Bakterien im Urin vorhanden sind.<br />
Bei positivem Bakteriennachweis wird eine Urinkultur<br />
angelegt. Dabei werden die Bakterien im<br />
Labor genau klassifiziert und das passende Antibiotikum<br />
getestet.<br />
NiereNfuNKtioNs-<br />
uNtersucHuNGeN<br />
BlutuNtersucHuNG<br />
Blutuntersuchungen zur Bestimmung der Nierenfunktion<br />
sind bei querschnittgelähmten Personen<br />
sehr unzuverlässig, weil die Berechnung der Nierenfunktion<br />
von einer Muskelmasse einer nicht ge-<br />
lähmten Person ausgeht.<br />
Da die Muskulatur nach Querschnittlähmung<br />
sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, sind<br />
die Werte oft ungenau.<br />
KomBiNierte Blut- uNd uriNuNtersucHuNG<br />
Durch die kombinierte Untersuchung von Ausscheidungsprodukten<br />
in Blut und Urin kann die Genauig-<br />
keit der Blutuntersuchung stark verbessert werden.<br />
Zur Durchführung ist jedoch eine genaue Sammlung<br />
des Urins über 12 Stunden erforderlich, was bei<br />
Teststreifen zur Urinuntersuchung.<br />
ambulanten Kontrollen häufig technisch schwer zu<br />
realisieren ist.<br />
fuNKtioNssZiNtiGrapHie der NiereN<br />
Diese Untersuchung ist das genaueste Verfahren zur<br />
Messung der Nierenfunktion. Dabei wird ein radio-<br />
aktives Medikament in die Vene gespritzt und anschließend<br />
die Verteilung der Radioaktivität über den Nieren<br />
gemessen. Die verabreichte Radioaktivität bzw. Strah-<br />
lung ist extrem gering.<br />
Idealerweise werden Blut- und Urinuntersuchung<br />
und Funktionsszintigraphie im Wechsel eingesetzt,<br />
so dass die Untersuchung mit radioaktiven Stoffen<br />
höchstens alle 2-5 Jahre erforderlich ist.
10 BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG 11<br />
BeHaNdluNG der BlaseNfuNKtioNsstöruNG<br />
spastisch<br />
schlaff/areflexiv<br />
Formen der neurogenen Blasenfunktionsstörung<br />
Durch die neuro-urologische Untersuchung lassen<br />
sich die Blasenfunktionsstörungen genau erfassen<br />
und in Risikogruppen einteilen. Grundsätzlich kann<br />
man zwischen »schlaffer« und »spastischer« Blasenfunktionsstörung<br />
unterscheiden. Bei der schlaffen<br />
Blasenfunktionsstörung sind Blasenmuskel und<br />
Schließmuskel funktionslos, bei der spastischen Form<br />
sind beide Muskel überaktiv und arbeiten unkon-<br />
trolliert gegeneinander. Eine Gefährdung der Nieren<br />
besteht immer dann, wenn bereits während der<br />
Füllung der Harnblase ein hoher Innendruck in der<br />
Harnblase besteht. Daher stellt die »spastische«<br />
Blasenfunktionsstörung ein größeres Risiko für die<br />
Nierenfunktion dar <strong>als</strong> die »schlaffe« Lähmung.<br />
Weitere Risikofaktoren für die Nierenfunktion sind<br />
ein Zurückfließen von Urin zu den Nieren (Reflux),<br />
eine Abflussbehinderung des Urins in die Blase (wenn<br />
Blase<br />
Schließmuskel<br />
der Druck in der Blase höher ist <strong>als</strong> in den Nieren,<br />
kann der Urin nicht abfließen und staut sich in den<br />
Nieren) und ein Verlust der Blasenelastizität. Hoher<br />
Blutdruck und dadurch ausgelöste Kopfschmerzen<br />
(»autonome Dysregulation«) können ebenfalls ein<br />
Warnsignal sein, das seine Ursache im Harntrakt hat.<br />
Zudem kann eine Blasenüberaktivität auch zur In-<br />
kontinenz führen.<br />
Um die genannten Komplikationen zu vermeiden,<br />
wäre eine komplette Wiederherstellung der Nervensteuerung<br />
der Harnblase ideal. Leider ist dies bis<br />
heute nicht möglich. Daher beschränkt sich die urologische<br />
Behandlung darauf, die Nieren dadurch zu<br />
schützen, indem die Drucke in der Blase ausreichend<br />
gesenkt werden.<br />
drucKseNKuNG iN der<br />
HarNBlase<br />
mediKameNtöse BeHaNdluNG<br />
Wenn die Blasenmuskulatur überaktiv ist, kommt<br />
es bereits bei geringer Füllmenge zu unwillkürlichen,<br />
nicht steuerbaren Kontraktionen, auch <strong>als</strong><br />
Blasenspastik bezeichnet.<br />
Eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten<br />
Anticholinergika, auch <strong>als</strong> Antimuskarinika bezeich-<br />
net, kann diese Blasenaktivität unterdrücken, indem<br />
die Nervenenden direkt an der Blasenmuskulatur<br />
blockiert werden. Aktuell stehen verschiedene Medi-<br />
kamente zur Verfügung, z. B. das Darifenacin<br />
(Handelsname: Emselex ® ), Fesoterodin (Handelsname:<br />
Toviaz ® ), Oxybutynin (Handelsname: Dridase ® , Lyrinel ® ;<br />
<strong>als</strong> Pflaster: Kentera ® ), Propiverin (Handelsname:<br />
Mictonorm ® ), Solifenacin (Handelsname: Vesikur ® ),<br />
Tolterodin (Handelsname: Detrusitol ® ) und das Tro-<br />
spiumchlorid (Handelsname: z. B. Spasmex ® , Urivesc ® ).<br />
Diese Medikamente wirken nach demselben Prinzip,<br />
sind jedoch chemisch unterschiedlich aufgebaut.<br />
Weil diese Medikamente nicht nur in der Blase, sondern<br />
auch an anderen Organen Nervenenden blockieren,<br />
können sie unerwünschte Wirkungen hervorrufen (z. B.<br />
Mundtrockenheit, Darmträgheit). Da Menschen unter-<br />
schiedlich auf Medikamente reagieren, muss daher<br />
für jeden Betroffenen das Präparat mit der individuell<br />
besten Wirkung und Verträglichkeit sorg-<br />
fältig bestimmt werden.<br />
BotuliNumtoXiN a<br />
Falls die Medikamente nicht ausreichend wirken oder<br />
nicht vertragen werden, besteht die Möglichkeit einer<br />
Injektion von Botulinumtoxin A (z. B. Botox ® ) in die<br />
Harnblasenmuskulatur. Dieses Medikament wird über<br />
eine Blasenspiegelung direkt in die Blasenmusku-<br />
Botulinumtoxin-Injektion<br />
latur injiziert und wirkt fast ausschließlich in der Blase.<br />
Daher sind Nebenwirkungen extrem selten, zudem<br />
wirkt das Mittel sehr stark und kann bessere Effekte<br />
<strong>als</strong> die Medikamentengabe erzielen. Die Wirkung<br />
ist zeitlich begrenzt, so dass die Behandlung alle 6-9<br />
Monate wiederholt werden muss. Da die Behandlung<br />
über eine Blasenspiegelung erfolgt, kann eine lokale<br />
Betäubung oder Narkose notwendig werden. Das Medi-<br />
kament wird zwar seit mehr <strong>als</strong> 10 Jahren eingesetzt,<br />
ist aber bis heute für die Behandlung der Blasenfunktionsstörung<br />
nicht zugelassen, was Probleme mit<br />
der Kostenerstattung machen kann.<br />
operatiVe tHerapie<br />
Wenn bereits eine starke Vernarbung der Blasenmuskulatur<br />
oder ein Verlust der Dehnfähigkeit des<br />
Blasenmuskels eingetreten ist, kann durch die oben<br />
genannten Maßnahmen keine Drucksenkung in der<br />
Blase mehr erreicht werden. In diesen Fällen muss<br />
die Blase mittels Dünndarmanteilen vergrößert werden.<br />
Dabei wird über einen Bauchschnitt ein Teil der<br />
geschädigten Harnblase entfernt und ein Stück Dünndarm<br />
auf den verbleibenden Teil der Blase aufgesetzt.<br />
Dünndarm ist sehr elastisch und führt daher zu<br />
einer Vergrößerung, aber auch zu einer verbesserten<br />
Dehnfähigkeit der Blase.<br />
Bildquelle: SPZ Nottwil
12 BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG 13<br />
eNtleeruNG der HarNBlase<br />
Wenn es durch eines der zuvor genannten Verfahren<br />
gelungen ist, die Blasenaktivität zu dämpfen,<br />
<strong>als</strong>o aus einer »spastischen« eine »schlaffe« Blase<br />
zu machen, sind die Nieren geschützt.<br />
Bei Patienten, die bereits von vornherein eine schlaffe<br />
Blasenlähmung haben, sind derartige Behandlungen<br />
unnötig. Allerdings kann sich eine schlaffe Blase nicht<br />
selber entleeren. Daher wird eine technische Unterstützung<br />
der Blasenentleerung notwendig.<br />
dauerKatHeter<br />
Anfangs erscheint die Ableitung über einen Dauerkatheter<br />
durch die Harnröhre recht praktisch, weil sie<br />
keine weiteren Maßnahmen erfordert. Die Verwendung<br />
eines Harnröhren-Dauerkatheters über einen längeren<br />
Zeitraum ist jedoch die schlechteste aller Mög-<br />
lichkeiten. Dauerkatheter führen, unabhängig von<br />
der Trinkmenge und der Katheterpflege, innerhalb<br />
weniger Wochen zur Besiedelung des Urins mit<br />
Bakterien. Das Risiko für Entzündungen von Blase,<br />
Nieren, Prostata und Hoden steigt deutlich. Es ent-<br />
stehen durch den chronischen Reiz kleine Kristalle, die<br />
den Katheter verstopfen oder zu Blasensteinen führen.<br />
Bei einer langjährigen Verwendung können sich eine<br />
Schrumpfblase und sogar bösartige Blasentumore<br />
entwickeln. Daher ist ein Harnröhren-Dauerkatheter<br />
nur in Ausnahmefällen für einen kurzen Zeitraum,<br />
wie z. B. nach urologischen Operationen oder während<br />
einer Flugreise, sinnvoll.<br />
suprapuBiscHer fistelKatHeter (spf)<br />
Das ist ein Dauerkatheter, der mittels einer Punktion<br />
durch die Bauchdecke zwischen Schambein und<br />
Nabel in die Harnblase eingelegt wird. Im Vergleich<br />
zum Dauerkatheter durch die Harnröhre verursacht<br />
der SPF seltener Komplikationen. Blasenentzündungen,<br />
Blasensteine und Verstopfungen des Katheters<br />
durch Kristalle können jedoch auch beim SPF auftreten.<br />
Kann eine langfristige Katheterversorgung nicht<br />
vermieden werden, ist der SPF die bessere Wahl.<br />
eiNmalKatHeterismus<br />
(iNtermittiereNder KatHeterismus)<br />
Dauerkatheter Suprapubischer Fistelkatheter Intermittierender Katheterismus<br />
»Intermittierend« bedeutet »immer wiederkehrend«.<br />
Beim intermittierenden Katheterismus (IK) wird<br />
die Harnblase in bestimmten Abständen durch einen<br />
Einmalkatheter entleert. Die Entleerungsfrequenz<br />
entspricht ungefähr der Häufigkeit der Blasenentleerung<br />
einer nicht querschnittgelähmten Person, <strong>als</strong>o<br />
je nach Trinkmenge 4-5-mal pro Tag. Patienten, die<br />
den Harndrang wahrnehmen, richten sich nach dem<br />
Dranggefühl; Personen ohne Harndrang richten sich<br />
nach der seit der letzten Entleerung verstrichenen Zeit.<br />
Der IK wird von der betroffenen Person selbst (inter-<br />
mittierender Selbstkatheterismus: <strong>ISK</strong>) oder durch<br />
eine andere Person, z. B. Angehörige, Pflegepersonal<br />
(intermittierender Fremdkatheterismus: IFK) durch-<br />
geführt. Die Harnblase wird mit diesem Verfahren<br />
drucklos und restharnfrei geleert. Dies schützt einer-<br />
seits die Nierenfunktion, verringert darüber hinaus<br />
auch die Häufigkeit von Blasenentzündungen.<br />
Viele Patienten werden durch den IK kontinent. Ein<br />
weiterer Vorteil: das Verfahren ist nicht mit dauerhaften<br />
Veränderungen verbunden; bei veränderter Situation<br />
kann das Verfahren jederzeit verlassen werden, ohne<br />
dass Folgeschäden entstanden sind.<br />
VoraussetZuNGeN<br />
Die Technik des IK ist nicht für jeden Patienten gleich<br />
gut geeignet. Es müssen bestimmte Voraussetzungen<br />
seitens der Blasenfunktion, aber auch seitens der Ge-<br />
samtsituation der Betroffenen gegeben sein.<br />
Unbedingte Voraussetzung sind Verständnis und<br />
vor allem Motivation, die Technik durchführen zu<br />
wollen. Die betroffene Person sollte in der Lage sein,<br />
die Grundsätze der Technik und die Konsequenzen<br />
eines unregelmässig durchgeführten IK zu verstehen.<br />
Die Handfunktion muss soweit erhalten sein, dass ein<br />
An- und Auskleiden soweit möglich ist, dass die<br />
Harnröhre zugänglich ist. Sollte dies im Sitzen nicht<br />
möglich sein, ist ein schnell und problemlos durch-<br />
zuführender Transfer Voraussetzung für diese Technik.<br />
Zudem muss für den <strong>ISK</strong> die Handfunktion soweit<br />
erhalten sein, dass der Katheter (mit oder ohne Hilfs-<br />
mittel) selbstständig gehandhabt werden kann.<br />
Es muss ausreichend Platz zum Ablegen der Materia-<br />
lien und zur Durchführung des IK vorhanden sein.<br />
Anatomische Veränderungen oder Harnröhrenverletzungen<br />
können den IK unmöglich machen.<br />
Die Spastik der Harnblase muss ausreichend ge-<br />
dämpft sein; die Kapazität der Blase sollte<br />
400 - 500 ml betragen.<br />
KompliKatioNeN<br />
Mögliche Komplikationen des Katheterisierens sind<br />
Harnröhrenverletzungen und Harnwegsinfekte,<br />
die durch das Einbringen von Bakterien beim Kathe-<br />
terisieren hervorgerufen werden. Diese können<br />
jedoch durch eine entsprechende Technik vermieden<br />
werden. Es ist extrem wichtig, beim Katheterisieren<br />
bestimmte Grundregeln strikt einzuhalten:
14 BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG 15<br />
Hände und Harnröhrenmündung werden gereinigt<br />
(gewaschen) und mit einem Desinfektionsmittel<br />
desinfiziert.<br />
Es sollte für jede Katheterisierung ein steriler<br />
Katheter verwendet werden. Beim Einführen darf<br />
der Teil des Katheters, der in Harnröhre und<br />
Blase eingeführt wird, auf keinen Fall mit angefasst<br />
werden oder mit der Umgebung in Kontakt kom-<br />
men (sogenannte Non-Touch-Technik). Dies kann<br />
auch durch einen Katheterismus aus der Hülle<br />
erreicht werden: der Katheter wird in der Hülle ge-<br />
lassen und dort während des Vorschiebens fest-<br />
gehalten. Im Zweifel lieber einen Katheter verwerfen<br />
und den Vorgang mit einem neuen Katheter wieder-<br />
holen!<br />
Wenn möglich, sollte immer dem <strong>ISK</strong> der Vorzug<br />
gegeben werden, da beim Selbstkatheterismus<br />
weniger Verletzungen der Harnröhre und weniger<br />
Harnwegsinfekte auftreten <strong>als</strong> beim Fremdkathe-<br />
terismus. Außerdem schafft der Fremdkatheterismus<br />
Abhängigkeiten von anderen Personen und ist oft<br />
logistisch schwierig.<br />
Die normale Blasenfüllmenge (400 - 500 ml) sollte<br />
nicht überschritten werden. Bei zu seltener<br />
Katheterisierung oder Überdehnung der Harnblase<br />
steigt die Infekthäufigkeit.<br />
Die verwendeten Katheter sollten nicht zu dick<br />
sein, um die Harnröhre nicht zu verletzen.<br />
Allerdings erhöhen auch zu dünne, spitze Katheter<br />
das Verletzungsrisiko, außerdem dauert es sehr<br />
lange, bis der Urin über einen extrem dünnen Ka-<br />
theter aus der Blase abgeflossen ist.<br />
Bei Erwachsenen haben sich Katheter mit einer<br />
Größe von 12-14 Charrière (3 Charrière = 1 mm)<br />
bewährt.<br />
erlerNeN der tecHNiK<br />
Klinische Untersuchungen zeigen, dass geschulte Pa-<br />
tienten kaum Verletzungen der Harnröhre befürchten<br />
müssen und weniger Infekte haben <strong>als</strong> Patienten, die<br />
mit der Technik nicht gut vertraut sind. Daher ist eine<br />
sorgfältige Schulung entscheidend für eine geringe<br />
Komplikationsrate und eine langfristige Zufriedenheit<br />
mit dem Verfahren.<br />
Diese Schulungen können z. B. in einem Spezialzentrum<br />
für Querschnittgelähmte durchgeführt werden.<br />
Es existieren verschiedene Hilfsmittel, z. B. Beinsprei-<br />
zer bei starker Spastik der Oberschenkel, Spiegelsys-<br />
teme, An- und Ausziehhilfen der Hose, Katheterführungshilfen<br />
bei eingeschränkter Handfunktion etc.,<br />
die bei einer ausführlichen Schulung vorgestellt werden.<br />
Sie können in gewissen Fällen den Katheterismus<br />
deutlich erleichtern.<br />
Im Rahmen einer Schulung sollte auf die individuellen<br />
Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden.<br />
Dabei geht es neben der Vermittlung der Technik<br />
auch darum, Ängste und Unsicherheiten abzubauen.<br />
Einige Personen stellen erst beim praktischen Üben<br />
fest, dass das Katheterisieren auch bei erhaltener<br />
Restsensibilität meist schmerzlos möglich ist. Speziell<br />
verpackte Katheter ermöglichen das diskrete Mit-<br />
führen auch mehrerer Exemplare in der Hand- oder<br />
Hosentasche, so dass der befürchtete Transportaufwand<br />
kleiner <strong>als</strong> gedacht ist. Für das Katheterisieren<br />
am Arbeitsplatz oder im Urlaub stehen Katheter mit in-<br />
tegriertem Auffangbeutel zur Verfügung. Wichtig<br />
ist, daran zu denken, jeweils genügend Katheter mit-<br />
zunehmen.<br />
KatHetermaterial<br />
Es existiert heute eine Vielzahl verschiedener Katheter,<br />
die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden.<br />
Grundsätzlich unterscheidet man beschichtete,<br />
gleitfähige (hydrophile) Katheter von Kathetern, die<br />
mit Hilfe eines sterilen Gleitgels eingeführt werden.<br />
Heute bieten fast alle Hersteller hydrophile Katheter<br />
an, weil diese bessere Gleiteigenschaften haben und<br />
somit weniger Verletzungsrisiken für die Harnröhre zu<br />
haben scheinen. Zudem sind sie einfacher zu handhaben,<br />
weil kein zusätzliches Gleitgel erforderlich ist.<br />
Dennoch gibt es bestimmte Situationen, in denen<br />
die Verwendung von Gleitgel Vorteile haben kann.<br />
Ein weiterer grundsätzlicher Unterschied ist die<br />
Katheterlänge. Es existieren kurze Katheter für<br />
Frauen und längere Katheter für Männer. In letzter<br />
Zeit sind verschiedene »ultrakurze« Katheter für<br />
Frauen entwickelt worden, die wegen ihrer geringen<br />
Größe sehr diskret mitgeführt werden können.<br />
Allerdings sind diese Modelle nicht für alle Frauen ge-<br />
eignet. Wenn die Oberschenkel nicht gut abspreizbar<br />
sind, kann ein solcher Katheter unter Umständen zu<br />
kurz sein, um die Blase vollständig zu entleeren; es<br />
verbleibt trotz Katheterismus Restharn.<br />
Aufgrund der deutlich längeren Harnröhre benötigen<br />
Männer einen längeren Katheter. Es existieren ge-<br />
rade Katheterspitzen und gebogene, sog. Tiemannspitzen.<br />
Letztere sind z. B. bei Männern mit einer<br />
Prostatavergrößerung besser geeignet, um die Krümm-<br />
ungen der männlichen Harnröhre zu überwinden.<br />
Verschiedene Arten von<br />
Katheter-Köpfen:<br />
Ergothan-Kopf<br />
Nelaton-Kopf<br />
Tiemann-Kopf<br />
Die Technik des IK wird von den Betroffenen für<br />
eine lange, unbestimmte Zeit mehrfach täglich<br />
verwendet; daher müssen die Katheter gewisse<br />
Qualitätsanforderungen erfüllen, um Sicherheit<br />
auch bei langfristiger Anwendung zu garantieren.<br />
Die Verpackung sollte gebrauchsfertig und auch bei<br />
eingeschränkter Handfunktion einfach zu öffnen sein.<br />
Die Öffnungen im Katheter, über die der Urin abläuft,<br />
die sogenannten Katheteraugen, sollten abgerundet<br />
und geglättet sein, um keine Verletzungen zu verur-<br />
sachen. Die Beschichtung sollte ihre Gleitfähigkeit<br />
während der Anwendung nicht verlieren – man sollte<br />
den Katheter, auch wenn die Entleerung etwas länger<br />
dauert, genauso einfach herausziehen wie einführen<br />
können.<br />
Es gibt heute keinen einzigen Katheter, der sich für alle<br />
Personen in jeder Lage <strong>als</strong> der beste Katheter er-<br />
wiesen hat. Jede Person sollte die Möglichkeit bekommen,<br />
verschiedene Modelle zu testen. Nur so kann<br />
man prüfen, ob der Katheter, die Beschichtung und<br />
die Verpackung so beschaffen sind, dass sie lang-<br />
fristig einfach, bequem und sicher zu handhaben sind.<br />
Katheterauge in der Vergrößerung. Hier ein Beispiel eines innen<br />
und außen weich abgerundeten Auges (SafetyCat ® ).
16 HArNWEGSINFEKTIONEN HArNWEGSINFEKTIONEN 17<br />
HarNweGsiNfeKtioNeN<br />
Wenn sich in den Harnwegen (Harnblase, Harnröhre,<br />
Niere und Prostata) Bakterien (oder andere Mikroor-<br />
ganismen) vermehren, bezeichnet man dies <strong>als</strong> Keim-<br />
besiedelung. Da diese Mikroorganismen die Schleimhäute<br />
angreifen, rufen sie eine Abwehrreaktion des<br />
Körpers hervor. Deshalb gelangen weiße und eventuell<br />
rote Blutkörperchen in den Urin. Sobald eine Keimbesiedelung<br />
klinische Symptome hervorruft, wird sie<br />
<strong>als</strong> Harnwegsentzündung bezeichnet. Besonders<br />
gefährlich ist eine Nierenbeckenentzündung, da Ent-<br />
zündungen der Nieren ein schweres Krankheitsbild<br />
mit Schüttelfrost und Fieber hervorrufen, darüber hinaus<br />
auch Narben am Nierengewebe hinterlassen können.<br />
Harnwegsinfektionen treten bei Querschnittgelähmten<br />
gehäuft auf. Restharn, eine nicht ausreichend<br />
behandelte Blasenspastik und der Katheterismus<br />
stellen Risikofaktoren für Infekte dar. Dabei ist<br />
das Infektrisiko bei Dauerkathetern um ein Vielfaches<br />
größer <strong>als</strong> beim IK.<br />
KliNiscHe ZeicHeN<br />
Nicht jede Keimbesiedelung der Harnblase muss<br />
behandelt werden. Daher ist es auch nicht sinnvoll,<br />
regelmäßig den Urin, z. B. mit Teststreifen, zu<br />
kontrollieren, wenn man keine Beschwerden hat.<br />
Klinische Zeichen eines Harnwegsinfektes können<br />
Fieber ohne andere Ursache, neu aufgetretener un-<br />
freiwilliger Urinverlust, plötzliche Verkleinerung der<br />
Blasenkapazität, Schmerzen im Unterbauch und der<br />
Harnröhre, verstärkte Spastik, allgemeines Unwohlsein<br />
oder Leistungsverlust sein. Fieber deutet auf<br />
eine ausgeprägte Entzündung hin, die im Extremfall<br />
bis zur Blutvergiftung oder Nierenschädigung fortschreiten<br />
kann und daher dringend und schnell weiter<br />
abgeklärt werden muss.<br />
Ein veränderter Geruch des Urins oder trüber Urin<br />
können erste Zeichen eines Harnwegsinfekts sein,<br />
müssen jedoch <strong>als</strong> alleinige Symptome nicht behandelt<br />
werden, wenn sie die Betroffenen nicht massiv be-<br />
einträchtigen.<br />
diaGNostiK<br />
Bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt sollte der Urin<br />
mittels Teststreifen oder besser durch eine Unter-<br />
suchung mit dem Mikroskop (Urinsediment) untersucht<br />
werden. Finden sich Bakterien und weiße Blut-<br />
körperchen (die Abwehrzellen des Körpers; vermehrte<br />
weiße Blutkörperchen im Urin zeigen an, dass der<br />
Körper die Bakterien bekämpft; bei Nachweis von Bak-<br />
terien ohne weiße Blutkörperchen kann man von<br />
einem »friedlichen Nebeneinander« ausgehen) wird<br />
eine Urinkultur angelegt, um die Art der Bakterien<br />
und die Antibiotika zu ermitteln, gegen die diese Keime<br />
empfindlich sind.<br />
erweiterte diaGNostiK<br />
Bei schweren, fieberhaften Harnwegsinfekten oder<br />
bei immer wiederkehrenden (rezidivierenden) Infekten<br />
sollte zum Ausschluss einer Organbeteiligung immer<br />
eine körperliche Untersuchung und eine Ultraschalluntersuchung<br />
von Nieren, Blase und beim Mann<br />
gegebenenfalls auch der Prostata erfolgen.<br />
BeHaNdluNG<br />
Die Behandlung des akuten Harnwegsinfektes hängt<br />
von dessen Stärke ab. Infekte ohne Fieber und mit<br />
nur wenig Beschwerden können mit einer erhöhten<br />
Trinkmenge (> 1,5 Liter/Tag) behandelt werden.<br />
Auch Preiselbeersaft oder – tabletten sind eine Thera-<br />
piemöglichkeit. Weitere pflanzliche Behandlungsmöglichkeiten<br />
sind der Bärentraubenblättertee, den<br />
man jedoch nur über eine gewisse Zeit und nicht in<br />
zu hohen Dosen (nicht mehr <strong>als</strong> 3 Tassen/Tag) zu sich<br />
nehmen sollte, und eine Mischung aus Kapuzinerkresse<br />
und Meerrettich. Auch homöopathische Medi-<br />
kamente stellen eine Alternative da, man sollte sich<br />
in diesem Fall jedoch von einem gut ausgebildeten<br />
Homöopathen beraten lassen und auf eine Selbst-<br />
medikation verzichten.<br />
Standardbehandlung ist die Therapie mit Antibiotika.<br />
Ein Antibiotikum ist ein Medikament, das im Körper<br />
die Bakterien tötet bzw. ihr Wachstum und ihre Ver-<br />
mehrung so stark verhindert, dass sie sich nicht<br />
mehr ausbreiten können. Nicht alle Bakterien sind<br />
gegen alle Antibiotika sensibel. Daher sollte vor jeder<br />
Therapie eine Keimtestung erfolgen, um zu wissen,<br />
welches Antibiotikum verabreicht werden muss. Eine<br />
Behandlung sollte bei nicht fieberhaften Infekten<br />
5-7 Tage, bei fieberhaften Infekten 10-14 Tage lang<br />
durchgeführt werden. In dringenden Fällen kann<br />
die Behandlung bereits vor Eingang der Keimbestimmung<br />
begonnen werden. Sollte sich dann im Ergeb-<br />
nis zeigen, dass die Bakterien durch dieses Antibiotikum<br />
nicht absterben, muss gegebenenfalls ein Wechsel<br />
des Präparates erfolgen.<br />
Antibiotika sind nicht in der Lage, zwischen von<br />
außen eingedrungenen Erregern und den körpereigenen<br />
Bakterien zu unterscheiden. Daher können<br />
Antibiotika Nebenwirkungen wie Durchfall (durch das<br />
Absterben der schützenden Darmbakterien) oder<br />
Pilzbefall von Scheide, Penis, Mundraum oder Darm<br />
(ebenfalls durch das Vernichten der Standortflora)<br />
hervorrufen. Bakterien können es lernen, sich gegen<br />
bestimmte Antibiotika zu schützen. Zudem kann<br />
man gegen Antibiotika Allergien entwickeln. Da Aller-<br />
gien im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein<br />
können, sollte man sich bei bekannter Allergie einen<br />
Allergiepass ausstellen lassen und diesen bei dem<br />
behandelnden Arzt vorlegen.<br />
Ohne Zweifel sind Antibiotika extrem wichtige Medi-<br />
kamente, um uns Menschen das Überleben von<br />
Infektionskrankheiten zu ermöglichen – ohne sie<br />
wären viele Krankheiten nicht behandelbar.<br />
Gefährlich ist ein zu breiter Einsatz dieser Medikamente.<br />
Unnötig gegebene Antibiotika provozieren die<br />
Entstehung unempfindlicher (resistenter) Keime, die<br />
nur noch erschwert zu behandeln sind; zudem können<br />
sie Nebenwirkungen haben. Daher sollten Antibiotika<br />
gezielt und sparsam eingesetzt werden.<br />
immer wiederKeHreNde/reZidiViereNde<br />
HarNweGseNtZüNduNGeN<br />
Ab vier Harnwegsentzündungen pro Jahr spricht<br />
man von rezidivierenden Infekten. Da diese Infekte<br />
belastend und subjektiv störend sind, sollte ab dieser<br />
Infekthäufigkeit eine Vorbeugung (Prophylaxe)<br />
diskutiert werden.<br />
propHylaXe<br />
Bevor eine Prophylaxe eingeleitet wird, sollten zunächst<br />
alle Ursachen abgeklärt werden, die häufige Harnwegsinfekte<br />
begünstigen: eine schlecht eingestellte<br />
Blasenspastik, Steine oder Fremdkörper in den Harn-<br />
wegen, eine chronische Prostataentzündung und eine<br />
nicht perfekte Kathetertechnik. Bei Patienten, die<br />
nicht mittels Katheterismus entleeren, stellt Resturin<br />
eine Infektquelle dar.<br />
Sind diese Faktoren ausgeschlossen, bestehen<br />
folgende Prophylaxemöglichkeiten:<br />
pflaNZlicHe mediKameNte:<br />
Eine Möglichkeit ist die regelmäßige Einnahme einer<br />
Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich.<br />
Bei extrem hoher Dosierung und langer Einnahme sind<br />
selten Nebenwirkungen (Leberschäden) möglich.<br />
Preiselbeer- oder Cranberry-Produkte können ebenfalls<br />
die Häufigkeit von Harnwegsinfekten reduzieren,<br />
aber sie scheinen nur bei bestimmten Bakterienarten<br />
(z. B. E. coli) zu wirken. Gleiches gilt für einen Zucker<br />
(D-Mannose) der im Urin Bakterien bindet und diese in-<br />
aktiviert. Die Wirkung der sogenannten »Blasen- und<br />
Nierentees« ist nicht nachgewiesen.
18 HArNWEGSINFEKTIONEN ALTErNATIVEN ZuM INTErMITTIErENDEN KATHETErISMuS 19<br />
uriN aNsäuerN:<br />
Durch L-Methionin kann der Säurewert des Urins ge-<br />
senkt werden. Die Wirkung dieser Ansäuerung ist<br />
jedoch beschränkt, da viele Bakterien unabhängig vom<br />
Säuregrad des Urins leben können. Eine nicht-medi-<br />
kamentöse Alternative zur Ansäuerung ist Apfelessig.<br />
BlaseNspüluNG:<br />
Die regelmäßige Spülung der Blase mit desinfizierenden<br />
Lösungen oder Wasser eignet sich nicht zur Infektvermeidung,<br />
wenn man die Blase durch IK entleert. Bei<br />
Personen mit Dauerkathetern können durch eine<br />
Spülung Ablagerungen und kleine Steine ausgespült<br />
werden und so die Häufigkeit symptomatischer Infekte<br />
eingeschränkt werden.<br />
impfuNG:<br />
Gegen E. coli Keime, sehr häufige Erreger von Harn-<br />
wegsinfekten, existiert eine Schluckimpfung, welche<br />
die Zahl der Infekte reduzieren kann.<br />
HomöopatHiscHe mittel:<br />
Zur Prophylaxe von Harnwegsinfekten ist eine Selbst-<br />
medikation (»homöopathische Hausapotheke«) nicht<br />
zu empfehlen. Generell gilt für homöopathische Medi-<br />
kamente, dass sie, wenn sie gegen eine chronische<br />
Erkrankung (wie Vorbeugung von Harnwegsinfekten)<br />
eingesetzt werden sollen, in die Hände von gut aus-<br />
gebildeten Experten (Homöopathen oder homöopathisch<br />
ausgebildeten Ärzten) gehören: niemand würde sich<br />
sein Antibiotikum ohne Fachkenntnis einfach aus dem<br />
Internet bestellen, und Gleiches gilt auch für homöopathische<br />
Medikamente.<br />
aNtiBiotiKa:<br />
Auch Antibiotika können zur Prophylaxe von Infekten<br />
eingesetzt werden. Die Gabe eines Antibiotikums,<br />
gegen das der aktuelle Keim empfindlich ist, in einer<br />
sehr niedrigen Dosierung über 6 Wochen bis 3 Monate<br />
in einer Einmalgabe am Abend im Anschluss an<br />
die Akutbehandlung ist effektiv, hat aber leider auch<br />
Nebenwirkungen. Eine Alternative besteht in einer Art<br />
Schaukeltherapie, bei der 2 Antibiotika ausgewählt<br />
werden die im Wechsel einmal pro Woche verabreicht<br />
werden (z. B. Med. A jeden Mittwoch in Woche 1,3,5…<br />
etc., Med. B jeden Mittwoch in Woche 2,4,6…).<br />
Durch diese Behandlung werden Resistenzen besser<br />
vermieden und die Belastung durch die Medikamente<br />
ist geringer <strong>als</strong> bei täglicher Einnahme.<br />
alterNatiVeN Zum<br />
iNtermittiereNdeN KatHeterismus<br />
Wenn der IK nicht möglich ist oder nicht gewünscht<br />
wird, muss nicht in jedem Falle ein Dauerkatheter<br />
eingelegt werden.<br />
BlaseNeNtleeruNG<br />
durcH refleXeNtleeruNG<br />
Besonders hoch gelähmte Männer (Tetraplegiker),<br />
welche wegen fehlender Handfunktion den <strong>ISK</strong> nicht<br />
durchführen können, entwickeln häufig eine spastische<br />
Blase. Gelingt es, den Schließmuskel so ruhig<br />
zu stellen, dass er die Blase nicht mehr abdichten<br />
kann, so genügt eine geringe Blasenaktivität, um den<br />
Urin zu entleeren. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass<br />
auch Tetraplegiker die Blase eigenständig entleeren<br />
können. Der Druck, der in diesem Falle zur Entleerung<br />
der Blase erforderlich ist, soll derart gering sein,<br />
dass es auch langfristig zu keinen Nierenschäden<br />
kommt. Die Blasenentleerung wird durch das Reizen<br />
von Reflexzonen, meistens durch Beklopfen des<br />
Unterbauchs, (»Triggern«) ausgelöst.<br />
Häufig muss die Spastik des Schließmuskels durch<br />
eine Schließmuskelkerbung (Sphinkterotomie)<br />
gesenkt werden, um einen drucklosen Urinabfluss<br />
zu gewährleisten. Hierbei wird bei einer Blasen-<br />
spiegelung der ringförmige Schließmuskel an einer<br />
Stelle eingekerbt. Somit kann sich der Muskel nicht<br />
mehr effektiv zusammenziehen, der Urin kann drucklos<br />
abfließen. Die meisten Patienten benötigen bei dieser<br />
Form der Blasenentleerung wegen unkontrollierbarem<br />
Urinabgang ein Kondomurinal. Daher wird das Ver-<br />
fahren ausschließlich bei Männern durchgeführt.<br />
presseN<br />
Bei schlaff gelähmter Blase und Schließmuskel<br />
gelingt es manchen Menschen, durch die Bauchpresse<br />
oder mit den Händen die Blase auszupressen<br />
(Credé-Manöver). Diese Methode schadet<br />
der Harnblase, weil unnatürlich hoher Druck auf die<br />
Blase und den Schließmuskel einwirkt und diese<br />
Organe schädigt. Zudem kann Urin zu den Nieren<br />
zurückgepresst werden.<br />
operatiVe eiNGriffe am steueruNGssystem<br />
des uNtereN HarNtraKts<br />
Alle bisher angesprochenen Behandlungen werden an<br />
der Blase durchgeführt. Da die eigentliche Störung<br />
nicht an der Blase, sondern an den Nerven entstanden<br />
ist, ist es logisch, dass man sich der Behandlung<br />
des Steuerungssystems zuwendet. Hierzu sind soge-<br />
nannte »Blasenschrittmacher« entwickelt worden.<br />
Unter diesem Begriff werden oft zwei völlig unterschied-<br />
liche Operationsverfahren zusammengefasst, die sich<br />
stark voneinander unterscheiden: die sakrale Neuromodulation<br />
und die Deafferentation mit Implantation<br />
eines Vorderwurzelstimulators.<br />
saKrale NeuromodulatioN<br />
Als »Neuromodulation« bezeichnet man eine Beeinflussung<br />
intakter, jedoch nicht normal funktionierender<br />
Nerven. Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Neuromodulation sind somit nach heutiger Kenntnis<br />
noch erhaltene Nervenverbindungen zwischen Blase<br />
und Gehirn. Daher ist die Technik bei Patienten mit<br />
einer kompletten Querschnittlähmung nicht anwendbar.
20 ALTErNATIVEN ZuM INTErMITTIErENDEN KATHETErISMuS ALTErNATIVEN ZuM INTErMITTIErENDEN KATHETErISMuS 21<br />
Das Prinzip besteht darin, durch gezielte, permanente<br />
Impulse auf die Nervenbahnen die Verbindungen<br />
zwischen Gehirn und Blase zu beeinflussen (ähnlich<br />
wie ein Herzschrittmacher die Herzfrequenz steuert).<br />
Dabei werden bei einer Blasenspastik die blasenstimulierenden<br />
Impulse unterdrückt und so die Über-<br />
aktivität gedämpft. Bei schlaffer Blase wird der Schließ-<br />
muskel entspannt und die Blase aktiviert, um eine<br />
Entleerung über die Harnröhre zu ermöglichen. Bei<br />
der minimal invasiven Operation werden Elektroden<br />
am Kreuzbein an die zur Blase führenden Sakralnerven<br />
angebracht. Diese Nerven werden durch einen Im-<br />
pulsgeber mit integrierter Batterie gesteuert. Da dieses<br />
Gerät mit Dauerstimulation arbeitet, muss die Batterie<br />
nach durchschnittlich etwa 5 Jahren ausgetauscht<br />
werden. Dieser Austausch ist durch einen kleinen<br />
Eingriff problemlos möglich.<br />
deaffereNtatioN uNd VorderwurZel-<br />
stimulatioN (»BriNdley-scHrittmacHer«,<br />
sdaf/sars)<br />
Nach einer kompletten Querschnittlähmung im Brust-<br />
oder H<strong>als</strong>bereich entwickelt sich eine Reflexaktivität<br />
(Spastik) der Blase, die zu unkontrollierten Entleerungen<br />
führt. Bei der Operation werden die sensiblen<br />
(Empfindungen leitenden) Sakralnerven und damit<br />
der Reflexbogen, der für die unkontrollierte Blasenaktivität<br />
verantwortlich ist, durchtrennt. Dadurch<br />
erhält das Blasenzentrum im unteren Rückenmark keine<br />
aktivierenden Impulse mehr. Folglich treten keine<br />
Blasenkontraktionen mehr auf. Gleichzeitig werden auch<br />
die Reflexe des autonomen Nervensystems wie<br />
Schwitzen, Gänsehaut, Blutdruckanstieg und Kopf-<br />
schmerzen bei voller Blase unterdrückt. Diese Durchtrennung<br />
der Nervenfasern, die eine Blasenspastik<br />
auslösen, ist der wichtigste Schritt dieser Operation,<br />
weil dadurch die Blase ruhig gestellt wird.<br />
Die motorischen (Aktivität auslösenden) Sakralnerven<br />
bleiben intakt und können über Elektroden stimuliert<br />
werden. Diese werden mit einem kleinen Empfänger<br />
verbunden, der im Unterhautgewebe der Bauchregion<br />
implantiert wird. Mit einer Sendeantenne, die bei<br />
Bedarf über den Empfänger gehalten wird, kann die<br />
Blase aktiviert und entleert werden. So kann die<br />
ruhig gestellte Blase »auf Knopfdruck« kontrolliert<br />
entleert werden. Die Harnblase erhält <strong>als</strong>o ihr ursprüngliches<br />
Speichervermögen wieder und kann<br />
wieder willkürlich durch Stimulation entleert werden,<br />
wenn Zeit und Ort passen.<br />
Um die motorischen und sensiblen Nerven sicher<br />
trennen zu können, ist eine Durchtrennung innerhalb<br />
des Rückenmarks erforderlich. Deshalb wird dieses<br />
Verfahren ausschließlich bei kompletter Querschnittlähmung<br />
durchgeführt. Nicht geeignet ist das Ver-<br />
fahren bei inkompletten Lähmungen und angeborener<br />
Querschnittlähmung.<br />
Im Gegensatz zur Neuromodulation, bei der die Ner-<br />
venfunktion dauerhaft durch permanente Stromabgabe<br />
beeinflusst wird, werden die Nerven bei die-<br />
sem Verfahren nur zur Entleerung durch eine<br />
kurzfristige Stromgabe aktiviert. Die Energie für diese<br />
Stimulation stammt aus dem Patientensteuergerät,<br />
eine implantierte Batterie ist bei diesem Verfahren<br />
nicht notwendig. Entwickelt wurde diese Operation<br />
in Großbritannien von Professor Giles Brindley.<br />
Die Erfolgsquote beträgt ca. 90% (bezgl. der Blasenfunktion).<br />
Die technische Lebenserwartung des<br />
Implantats beträgt (mindestens) 25 Jahre, bei einem<br />
Ausfall des Implantats kann ein Austausch vorge-<br />
nommen werden. Durch entsprechend unterschiedliche<br />
Reizung verschiedener Nerven kann neben der Bla-<br />
senentleerung meistens auch der Enddarm entleert<br />
werden. Durch die Implantation eines Vorderwurzelstimulators<br />
kann somit die willkürliche Entleerung<br />
der Harnblase und des Darms erzielt werden und gleich-<br />
zeitig Kontinenz erreicht werden. Zusätzlich wird<br />
das Risiko für Nierenschäden erheblich vermindert<br />
und die Häufigkeit von Harnwegsinfekten deutlich<br />
herabgesetzt, wodurch die Lebenserwartung eines Quer-<br />
schnittgelähmten verlängert wird. Für hoch Gelähmte<br />
bedeutet die Implantation eines Vorderwurzelstimu-<br />
lators die Unabhängigkeit von Hilfspersonen, die<br />
Lebensqualität wird deutlich verbessert.<br />
Da bei der Operation Nerven durchtrennt und somit<br />
dauerhaft zerstört werden, ist der Eingriff unumkehrbar.<br />
Nach Möglichkeit sollte deshalb die Operation erst,<br />
nachdem alle nicht operativen Behandlungsmöglichkeiten<br />
erfolglos ausgeschöpft sind, durchgeführt<br />
werden. Frühester Zeitpunkt zur Operation ist ein<br />
Jahr nach dem Unfall.<br />
KoNdomuriNal<br />
Bei einem Teil der Betroffenen ist der Schließmuskel<br />
nach Querschnittlähmung derart schwach, dass<br />
bereits bei geringer körperlicher Belastung, z. B. Hus-<br />
ten, Lagewechsel, Aufstützen im Rollstuhl, Urin<br />
über die Harnröhre abfließt. Dies kann ein gewollter<br />
Effekt sein, z. B. nach Sphinkterotomie, oder <strong>als</strong><br />
Folge einer schlaffen Schließmuskellähmung auftreten.<br />
Bei Männern ist in diesem Fall eine Versorgung<br />
mit einem sogenannten Kondomurinal möglich. Nach<br />
Sphinkterotomie ermöglicht die Versorgung mit<br />
einem Kondomurinal die Entleerung der Blase durch<br />
»Triggern«, ohne dabei permanent Vorlagen oder<br />
Einlagen zu benötigen.<br />
Ein Kondomurinal sieht aus wie ein normales Kondom,<br />
hat aber am Ende ein Loch und eine Befestigungsmöglichkeit<br />
für einen Urinablaufbeutel. Das Kondom<br />
wird über den Penis gezogen und fixiert. Hierzu<br />
können sowohl selbstklebende Modelle <strong>als</strong> auch Kondome,<br />
die mit Klebstoff oder einem Klebestreifen<br />
befestigt werden, benutzt werden.<br />
Ein Kondomurinal wird meist <strong>als</strong> Dauerversorgung ein-<br />
gesetzt. Daher ist es extrem wichtig, dass auch bei<br />
langfristigem Gebrauch keine Hautschäden auftreten.<br />
Urinalkondome und Urinablaufbeutel<br />
Bei der Auswahl des passenden Kondoms müssen<br />
daher folgende Punkte berücksichtigt werden:<br />
Das Kondom sollte keine Hautallergien hervorrufen<br />
(z. B. keine Latexhaltigen Produkte)<br />
Das Kleben sollte einfach zu handhaben, sicher<br />
und hautfreundlich sein; dabei ist es egal, ob<br />
selbstklebende Kondome oder zusätzlicher Klebstoff<br />
verwendet wird; man sollte möglichst mehrere<br />
Varianten testen.<br />
Die Kondomgröße muss sorgfältig ausgemessen<br />
und angepasst werden. Zu große Kondome<br />
haften nicht gut, zu enge Kondome verursachen<br />
Hautschädigungen und Durchblutungsstörungen<br />
mit nachfolgend z. T. schweren Schäden am Penis.<br />
Probleme mit der Kondomversorgung können bei feh-<br />
lender Reflexerektion (Probleme, das Kondom zu<br />
befestigen), chronischen Hautschäden, reflexartigem<br />
Zurückziehen des Penis (Kondom wird abgestreift)<br />
oder durch Verkleinerung der Klebefläche (»Schrumpf-<br />
penis«) entstehen.<br />
Bei Frauen ist dieses Verfahren aus anatomischen Grün-<br />
den nicht einsetzbar; bisher gibt es auch keine<br />
Alternative, die bei Frauen eine ähnlich sichere Form<br />
der Inkontinenzversorgung ermöglicht.
Bildquelle:<br />
SPZ Nottwil<br />
22 INKONTINENZ NEuE TrENDS BEI DEr BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG 23<br />
Die Harninkontinenz, <strong>als</strong>o der ungewollte, nicht kon-<br />
trollierbare Abgang von Urin, stellt ein medizinisches<br />
und soziales Problem dar. Eine Inkontinenz<br />
kann zu Hautveränderungen (Pilzbefall, Entzündung)<br />
führen und Druckstellen verursachen; zudem wirken<br />
sich Geruchsbelästigung, die Notwendigkeit, In-<br />
kontinenzhilfsmittel benutzen zu müssen und die<br />
daraus entstehende Unsicherheit extrem negativ<br />
auf die Lebensqualität aus. Viele Betroffene ziehen<br />
sich wegen der Inkontinenz aus dem sozialen<br />
Leben zurück.<br />
Inkontinenz kann einmal <strong>als</strong> Folge einer überaktiven<br />
Blase auftreten, die den Urin durch den eigentlich<br />
intakten Schließmuskel presst. Diese Form der Inkonti-<br />
nenz bezeichnet man <strong>als</strong> Dranginkontinenz bzw.<br />
bei Querschnittgelähmten <strong>als</strong> Reflexinkontinenz.<br />
Sie lässt sich durch eine Ruhigstellung der Blasenspastik<br />
behandeln.<br />
Eine weitere Form ist die<br />
Belastungsinkontinenz.<br />
Ursache ist ein zu schwacher<br />
Schließmuskel. Auch bei<br />
völlig ruhiger Blase kann es<br />
beim Husten, Niesen, beim<br />
Transfer oder beim Sport<br />
zum Urinverlust kommen,<br />
weil der schlaffe Schließmus-<br />
kel die zusätzliche Belastung<br />
nicht bewältigen kann.<br />
Eine Belastungsinkontinenz<br />
lässt sich oft nur operativ,<br />
z. B. durch das Einbringen<br />
eines künstlichen Schließmuskels<br />
oder durch die Ein-<br />
lage eines spannungsfreien<br />
Bands unter die Harnröhre<br />
behandeln.<br />
Bei einem künstlichen Schließmuskel wird eine Plastik-<br />
manschette um den Blasenausgang gelegt, die<br />
Reservoir<br />
iNKoNtiNeNZ Neue treNds Bei der BeHaNdluNG der<br />
Blase<br />
BlaseNfuNKtioNsstöruNG<br />
Künstl. Schließmuskel <strong>als</strong><br />
Röntgenaufnahme<br />
Künstlicher Schließmuskel nach Scott<br />
Schließmuskelmanschette<br />
Pumpballon<br />
mit einem Ballon und einer Pumpe verbunden sind.<br />
Alle Anteile werden in den Körper eingebracht; die<br />
Pumpe liegt in dem Hodenfach bzw. in den großen<br />
Schamlippen, um von außen bedienbar zu sein. Die<br />
mit Flüssigkeit gefüllte Manschette sorgt dafür, dass<br />
kein Urinverlust auftritt. Bei der Blasenentleerung<br />
wird die Manschette mit der Pumpe entleert; nach ei-<br />
nigen Minuten füllt sich die Manschette automatisch<br />
wieder mit Flüssigkeit, die Blase ist wieder »dicht«.<br />
Risiken der Operation sind die typischen Komplikationen<br />
jedes Eingriffs, bei dem Fremdkörper eingebracht<br />
werden: ein Materialdefekt sowie die Infektion<br />
des Implantats. Bei etwa 30 % der Patienten muss<br />
innerhalb von 5 Jahren ein zweites Mal operiert werden.<br />
Die spannungsfreien Bänder werden über einen kleinen<br />
Hautschnitt um den unteren Teil der Harnröhre ge-<br />
legt und unterstützen die Funktion des Schließmuskels.<br />
Die Operation ist wesentlich kleiner, aber der Eingriff<br />
ist seltener erfolgreich <strong>als</strong> der künstliche Schließmuskel.<br />
Zudem gibt es das Verfahren erst kurze Zeit;<br />
Erfahrungen bei Querschnittgelähmten gibt es kaum.<br />
Da beide Inkontinenzformen auch gemeinsam auftreten<br />
können, ist unbedingte Voraussetzung einer erfolgreichen<br />
Behandlung, zunächst genau zu prüfen, welche<br />
Form der Inkontinenz vorliegt. Eine f<strong>als</strong>che Therapie<br />
ist nicht nur frustrierend, sondern birgt auch medizinische<br />
Risiken bis zur Nierenfunktionsschädigung.<br />
In den letzen Jahren sind viele Versuche unternommen<br />
worden, die Querschnittlähmung zu beseitigen.<br />
Trotz aller Bemühungen sind weder Stammzell-<br />
therapien noch Transplantationen von Nerven (z. B.<br />
von der Nasenschleimhaut) oder medikamentöse<br />
Therapien (z. B. Anti-NOGO A) so erfolgreich gewesen,<br />
dass sie in absehbarer Zeit eine klinische<br />
Behandlungsmöglichkeit darstellen werden.<br />
Daher hat sich die Forschung auf die Wiederherstellung<br />
der Blasenfunktion konzentriert. Eine Zeit lang machte<br />
ein Verfahren Furore, bei dem Nerven aus dem Brustkorbbereich<br />
auf die Blasennerven aufgenäht wurden,<br />
um so die verletzten Nerven zu »überbrücken«. Die sehr<br />
guten Resultate des Erfinders dieser Technik haben<br />
einer kritischen Überprüfung nicht standgehalten, so<br />
dass diese Technik sich nicht durchgesetzt hat.<br />
Eine frühzeitige elektrische Reizung durch die Implan-<br />
tation von Elektroden im Kreuzbeinbereich, wie bei<br />
der sakralen Neuromodulation, hat bei einer sehr klei-<br />
nen Gruppe von Betroffenen die Ausbildung einer<br />
Blasenspastik verhindern können. Diese Ergebnisse<br />
sind jedoch bisher noch von keiner anderen Forscher-<br />
gruppe bestätigt worden.<br />
In den letzten Monaten konnte eine Arbeitsgruppe<br />
durch die laparoskopische (Bauchspiegelung) Einbringung<br />
von Elektroden die Blasenspastik unterdrücken<br />
und zusätzlich bei voller Blase die Entleerung<br />
unterstützen. Bis heute sind erst 6 Patienten nach dieser<br />
Technik operiert worden, so dass erst weitere Ergebnisse<br />
abgewartet werden müssen, bevor man dieses<br />
Verfahren beurteilen kann.<br />
Erfreulich ist jedoch in jedem Fall, dass nach einer<br />
langen Zeit ohne Weiterentwicklungen nun neue<br />
Verfahren zur Behandlung der Blasenfunktionsstörung<br />
bei Querschnittlähmung entwickelt und getestet<br />
werden, die das Potential besitzen, die Situation der<br />
Betroffenen wesentlich zu verbessern.
24 SEXuALITÄT BEI QuErSCHNITTLÄHMuNG SEXuALITÄT BEI QuErSCHNITTLÄHMuNG 25<br />
seXualität Bei QuerscHNittläHmuNG<br />
Die Nervenversorgung des Genitales läuft über die-<br />
selben Nerven wie diejenige der Blase; besteht <strong>als</strong>o<br />
eine Blasenlähmung, muss auch mit einer Störung<br />
der Sexualfunktion gerechnet werden.<br />
Zu Sexualfunktionsstörungen gehören Störungen der<br />
Wahrnehmung, der Orgasmusfähigkeit und der<br />
Fruchtbarkeit. Bei Frauen kann zusätzlich die Befeuch-<br />
tung der Scheide, beim Mann die Gliedversteifung<br />
und der Samenerguss gestört sein.<br />
orGasmusfäHiGKeit<br />
Bei sensibel inkompletten Lähmungen können Orgas-<br />
musgefühle den früheren Empfindungen entsprechen.<br />
Querschnittgelähmte Menschen spüren die physische<br />
Sensation im Genitalbereich und Beckenbereich<br />
allerdings nicht mehr so intensiv wie vor Eintritt der<br />
Lähmung. Der Orgasmus wird entweder verändert<br />
wahrgenommen, beispielsweise durch ein Wohl- oder<br />
Wärmegefühl im Becken, überhaupt nicht empfunden,<br />
oder <strong>als</strong> unangenehm wahrgenommen, beispielsweise<br />
durch das Auftreten einer Bein- und Bauchspastik<br />
oder einer autonomen Dysreflexie. Die rhythmischen,<br />
unwillkürlichen Muskelkontraktionen, die beim<br />
Orgasmus auftreten, können nach Eintritt einer Quer-<br />
schnittlähmung länger anhalten und von den Be-<br />
troffenen <strong>als</strong> unangenehm empfunden werden. Bei einer<br />
Querschnittlähmung oberhalb Th12 gehen einem<br />
Orgasmus oft spastische Reaktionen in den Beinen<br />
voraus. Außerdem vergeht mehr Zeit bis der Orgasmus<br />
erreicht wird <strong>als</strong> vor Eintritt der Lähmung.<br />
Frauen berichten von einem Orgasmus, den sie <strong>als</strong><br />
»Para-Orgasmus« beschreiben. Dies bedeutet, dass<br />
der Orgasmus, den sie erleben, sich von dem genitalen<br />
Orgasmus unterscheidet und eine ganz eigene Qualität<br />
hat. Es kann eine Kombination aus körperlichen Emp-<br />
findungen, emotionaler Reaktion, Erinnerungen, Phan-<br />
tasien, und visuellen und /oder auditiven Stimulationen<br />
sein und somit mehr eine ganzheitliche Körpererfahrung<br />
sein.<br />
waHrNeHmuNG<br />
Bis heute existiert kein etabliertes Verfahren, die Wahr-<br />
nehmung von Berührungen im gelähmten Bereich<br />
wiederherzustellen. Viele Betroffene berichten, dass<br />
sie im Laufe der Zeit durch gemeinsames Experi-<br />
mentieren Areale im nicht gelähmten Teil ihres Körpers<br />
<strong>als</strong> erogene Zonen entdeckt haben. Hier sind Mut<br />
und Experimentierfreudigkeit gefragt.<br />
BefeucHtuNG der scHeide<br />
Bei Frauen mit kompletter, hoher Querschnittlähmung<br />
kann die Vagina durch direktes Stimulieren befeuchtet<br />
werden. Dieser Vorgang wird <strong>als</strong> Reflexlubrifikation<br />
bezeichnet. Frauen mit kompletter, tiefer Querschnittlähmung<br />
haben keine Reflexlubrifikation, können<br />
ihre Vagina aber teilweise psychogen befeuchten.<br />
Bei mangelnder Befeuchtung der Scheide können<br />
Gleitmittel (Öle, Vaseline oder Gleitmittel auf Wasser-<br />
basis) verwendet werden.<br />
GliedVersteifuNG<br />
Bei Männern mit einer Querschnittlähmung kann prin-<br />
zipiell eine psychogene Erektion auftreten, wenn<br />
die Querschnittlähmung unterhalb Th 11 bis L2 liegt,<br />
auch wenn die sakralen Wurzeln oder das sakrale<br />
Rückenmark zerstört sind. Wie stark die psychogene<br />
Komponente und wie stark die direkte Stimulation<br />
benötigt wird, ist individuell verschieden und altersab-<br />
hängig. Zu einer Reflexerektion kann es kommen,<br />
wenn die sakralen Wurzeln und das sakrale Rückenmark<br />
intakt sind. Bei der Reflexerektion wird durch<br />
direkte Reizung des Genitales eine Stimulation des<br />
sakralen Rückenmarks erzeugt. Eine Reflexerektion<br />
ist nur bei einer Querschnittlähmung oberhalb Th 11<br />
möglich. Da das Signal vom Gehirn fehlt, muss an-<br />
haltend stimuliert werden, um die Erektion zu erhalten.<br />
Sie ist beim Mann oft ungenügend und dauert zu<br />
kurz für Geschlechtsverkehr.<br />
Bei nicht ausreichender Gliedversteifung wählen<br />
aufgrund der einfachen Handhabung fast alle<br />
Männer die medikamentöse Therapie <strong>als</strong> Erstbehandlung.<br />
Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5-Hemmer) sind<br />
Medikamente, welche die Gliedversteifung unterstützen<br />
(Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil). Sie sind bei<br />
circa 2/3 der Betroffenen erfolgreich. Obwohl die<br />
Medikamente aus der gleichen Stoffgruppe stammen,<br />
wirken sie ähnlich, aber nicht gleich. Daher sollten<br />
alle 3 Medikamente getestet werden, bevor man eine<br />
andere Therapieform wählt. Tadalafil unterscheidet<br />
sich von den beiden anderen Präparaten durch ein<br />
längeres Wirkfenster (36 Stunden im Vergleich zu<br />
4-5 Stunden). Wichtig ist, dass diese Medikamente auf<br />
keinen Fall mit bestimmten blutdrucksenkenden<br />
Medikamenten (Nitro-Präparate) zusammen genommen<br />
werden dürfen, weil eine lebensbedrohliche Minderdurchblutung<br />
des Herzens entstehen kann. Weitere<br />
mögliche Nebenwirkungen aller Präparate sind Kopf-<br />
schmerzen, Übelkeit, und vorübergehende Veränderungen<br />
des Farbsehens. Wenn diese Medikamente<br />
nicht ausreichend wirken oder Kontraindikationen be-<br />
stehen, kann die Injektion eines Medikaments (Alprostadil)<br />
mit einer Spritze direkt in das Glied (Schwell-<br />
körper-Autoinjektion = SKAT-Methode) oder <strong>als</strong><br />
Tablette in die Harnröhre (MUSE) erfolgen. Die SKAT-<br />
Methode ist meist wesentlich erfolgreicher <strong>als</strong> das<br />
MUSE-Verfahren.<br />
Da diese Medikamente sehr zuverlässig wirken, ist in<br />
aller Regel eine Penisprothese nicht erforderlich,<br />
zumal sie bei Patienten mit Querschnittlähmung<br />
wegen der verminderten Sensibilität auch besonders<br />
gefährdet für Perforationen ist. Wichtig ist, dass alle<br />
genannten Methoden lediglich die Gliedversteifung,<br />
nicht das Empfinden oder die Lust zum Geschlechtsverkehr<br />
beeinflussen.<br />
sameNerGuss<br />
Nach Querschnittlähmung kann der Samenerguss<br />
zu früh stattfinden, gar nicht auslösbar sein oder<br />
sich in die Blase entleeren. Bei einem zu frühen Sa-<br />
menerguss kann man mit einer leicht betäubenden<br />
Creme auf der Eichel oder durch Medikamente eine<br />
Besserung erzielen.<br />
Bei einem Samenerguss in die Blase kann man eben-<br />
falls einen medikamentösen Behandlungsversuch<br />
unternehmen (z. B. Midodrin). Bei ausbleibendem Er-<br />
folg können die Spermien, z. B. zur Befruchtung, aus<br />
dem Urin gewonnen werden.<br />
Bei ausbleibendem Ejakulat ist eine Elektrostimulation<br />
zur Samengewinnung möglich. Diese kann durch<br />
eine Art Vibrostimulation erreicht werden; bei fehlen-<br />
dem Erfolg kann eine Elektrostimulation durch eine<br />
in den Enddarm eingeführte Sonde versucht werden.<br />
Die beiden Verfahren sind nur unabhängig vom<br />
Geschlechtsverkehr durchführbar und dienen lediglich<br />
der Samengewinnung für eine Befruchtung;<br />
besonders das letztgenannte Verfahren kann mit er-<br />
heblichen Nebenwirkungen (Blutdruckkrise, massive<br />
Spastik, Schmerzen) einhergehen und sollte nur<br />
unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
26 SEXuALITÄT BEI QuErSCHNITTLÄHMuNG | WEITErFüHrENDE LITErATur MIKTIONSPrOTOKOLL 27<br />
fertilität (frucHtBarKeit)<br />
fertilität der frau<br />
Nach einer Rückenmarksverletzung kann die Regel-<br />
blutung zunächst einige Monate ausbleiben, um<br />
dann von selbst wiederzukommen. Eine Schwangerschaft<br />
ist daher genauso wie bei jeder nicht ge-<br />
lähmten Frau möglich. Deshalb muss man auch für<br />
Empfängnisverhütung sorgen, wenn man keine Kinder<br />
bekommen will. Grundsätzlich kommen zur Verhütung<br />
die Pille oder die Spirale (»IUP«) in Frage, ein<br />
Diaphragma (eine Kappe auf dem Muttermund) ist<br />
weniger zuverlässig. Einige Medikamente zur Unterdrückung<br />
der Blasenspastik sind in der Schwangerschaft<br />
nicht zugelassen. Daher sollte jede Schwangere<br />
mit Blasenfunktionsstörung, die medikamentös<br />
behandelt werden muss, unbedingt so früh wie möglich<br />
einen Urologen kontaktieren.<br />
Gegen Ende der Schwangerschaft können bei verminderter<br />
Sensibilität die Eröffnungswehen unbemerkt<br />
bleiben. Ein Kaiserschnitt ist nicht häufiger notwendig<br />
<strong>als</strong> bei Nicht-Gelähmten. Bei hohen Lähmungen kann<br />
weiterfüHreNde literatur<br />
NeuroGeNe BlaseNfuNKtioNsstöruNG,<br />
NeuroGeNe seXu<strong>als</strong>töruNG.<br />
Herausgeber: M. Stöhrer, H. Madersbacher,<br />
H. Palmtag, Springer-Verlag, 1997<br />
uroloGie (HarNweGe, darm, seXualität).<br />
Fragen und Antworten zur urologischen Situation.<br />
Prof. Dr. A. Gross, ASbH-<strong>Ratgeber</strong> 12<br />
KiNderwuNscH.<br />
F. H. Fischl, Verlag für Medizin und Wirtschaft, 1995<br />
maNual. Neuro-uroloGie uNd<br />
QuerscHNittläHmuNG.<br />
Farco-Pharma GmbH, Köln 2003<br />
es während der Geburt zu extremen Blutdruckanstiegen<br />
kommen. Diese Blutdruckkrisen sprechen gut auf<br />
Nifedipin an.<br />
fertilität Beim maNN<br />
Bei Männern mit Querschnittlähmung ist die Samen-<br />
qualität aus letztlich nicht vollständig geklärten<br />
Gründen etwas schlechter <strong>als</strong> bei nicht gelähmten<br />
Männern. Allerdings scheint die Spermaqualität über<br />
viele Jahre konstant zu bleiben, so dass ein Einfrieren<br />
von Sperma direkt nach der Lähmung nicht sinnvoll ist.<br />
Da bei den meisten Männern kein spontaner Samenerguss<br />
auftritt, sondern die Samen durch Stimulation<br />
oder extrem selten auch durch eine Operation direkt<br />
aus dem Hoden entnommen werden müssen, kommen<br />
häufig Methoden der assistierten Befruchtung zum<br />
Einsatz. Die Möglichkeit, den gewonnen Samen z. B.<br />
mit einer Spritze in den Muttermund einzubringen,<br />
ist nur selten erfolgreich, daher werden in den meisten<br />
Fällen die Techniken der In-vitro-Fertilisation (ge-<br />
zieltes Einbringen eines Spermiums in die Eizelle im<br />
Labor) verwendet. Die Erfolgsraten betragen ca. 25 %.<br />
seXualität uNd BeHiNderuNG.<br />
Herausgeber: Hans-Peter Färbe,<br />
Attempto Verlag, 1998<br />
yes, you caN!<br />
Herausgeber: M. C. Hammond, Paralyzed<br />
Veterans of America, 1989<br />
© MEDICAL SERVICE 2011<br />
Die medizinischen Informationen wurden uns freundlicherweise<br />
von Herrn Prof. Dr. med. Jürgen Pannek zur Verfügung ge-<br />
stellt. Änderungen aufgrund neuerer medizinischer Kenntnisse<br />
sind vorbehalten. Die vorliegende Broschüre dient lediglich<br />
<strong>als</strong> <strong>Ratgeber</strong> und ersetzt keinen Arztbesuch oder medizinische<br />
Behandlung.<br />
Bitte fragen Sie, bei medizinischen Problemen, immer Ihren Arzt.<br />
MEDICAL SERVICE kann keine Haftung für die Richtigkeit oder<br />
Vollständigkeit der in dieser Broschüre gemachten Angaben über-<br />
nehmen.<br />
miKtioNsprotoKoll<br />
Name: datum:<br />
Zeit trinkmenge urinmenge Nasse trockene Bemerkungen<br />
Vorlage Vorlage<br />
summe<br />
Diese Tabelle können Sie einfach <strong>als</strong> Kopiervorlage verwenden.<br />
medical serVice GmbH • A Teleflex Company • Luisenstraße 8<br />
75378 Bad Liebenzell • info@medical-service.de • www.medical-service.de
28 HOMECArE urOLOGIE PrODuKTE HOMECArE urOLOGIE PrODuKTE 29<br />
Homecare uroloGie produKte<br />
Liquick ® pLus<br />
hydrophiLes kathetersystem<br />
Liquick ® Plus ist unsere jüngste Entwicklung aus dem Bereich der hydrophilen Produkte. Das<br />
integrierte Sachet mit Kochsalzlösung macht die Anwendung noch unkomplizierter. Ein einfacher<br />
Druck genügt und der Katheter wird mit der Kochsalzlösung benetzt und somit gleitfähig. Einmal<br />
angewendet und fest verschlossen, kann Liquick ® Plus diskret entleert und entsorgt werden.<br />
Liquick ® BASE<br />
hydrophiLES kAthEtErSyStEm<br />
Liquick ® Base ist das moderne, flexible Kompaktprodukt aus unserer Reihe der hydrophilen<br />
Kathetersysteme. Praktisches Handling, besonders schnelle Anwendung und reduzierte<br />
Verpackung standen bei der Entwicklung des Liquick ® Base im Fokus. Der SafetyCat ® Sicher-<br />
heitskatheter und das Sachet mit steriler Kochsalzlösung befinden sich zusammen in einer<br />
Umverpackung. Die praktische blaue Schutzhülle erlaubt zudem die berührungsfreie und<br />
damit aseptische Anwendung.<br />
Libero PLus<br />
geL-basiertes Kathetersystem<br />
Beim Libero Plus ist neben dem Katheterkanal das Gel-Sachet integriert, wodurch eine schnelle und ein-<br />
fache Benetzung der Katheteroberfläche ermöglicht wird. Natürlich haben wir den Libero Plus so kon-<br />
zipiert, dass er auch in der kleinsten Tasche Platz findet. Die praktische Graduierung auf dem Auffangbeutel<br />
ermöglicht zudem mit einem Blick eine einfache Kontrolle der Urinmenge.<br />
Mobile Sl<br />
gel-baSierteS KatheterSySteM<br />
Schnelligkeit und eine umweltfreundliche Verpackung zeichnen unser<br />
gel-basiertes System Mobile SL aus. Das integrierte Gleitmittel lässt sich<br />
durch einfachen Druck öffnen und ermöglicht eine besonders schnelle<br />
Benetzung des SafetyCat ® Sicherheitskatheters – und das selbstverständlich<br />
berührungsfrei. Zudem ist Mobile SL bewusst kompakt und ohne zusätzliche<br />
Umverpackung konzipiert. Ein Vorteil für Sie und für die Umwelt!
30 HOMECArE urOLOGIE PrODuKTE HOMECArE urOLOGIE PrODuKTE 31<br />
Urinalkondome & BeinBeUtel<br />
Speziell für männliche Anwender haben wir zwei neue Produkte im Portfolio: Die latex-<br />
freien Urinalkondome für den Einmalgebrauch sind dank ihrer patentierten Beschichtung<br />
selbstklebend und garantieren so unkomplizierten Tragekomfort. Die Urinalkondome<br />
können ganz einfach über den Univers<strong>als</strong>tufenkonnektor an die Beinbeutel ange-<br />
schlossen werden: Alle Beinbeutel sind mit einer besonders hautfreundlichen Rückseite<br />
ausgestattet. Hautirritationen werden damit vermieden.<br />
wicHtiGe adresseN/selBstHilfeGruppeN<br />
deutscHlaNd<br />
arbeitsgemeinschaft spina bifida<br />
und Hydrocephalus (asBH) e.V.<br />
Bundesverband<br />
Grafenhof 5<br />
44137 Dortmund<br />
Telefon 0231 861050-0<br />
Fax 0231 861050-50<br />
www.asbh.de<br />
deutsche multiple sklerose<br />
Gesellschaft – Bundesverband e.V.<br />
Küsterstraße 8<br />
30519 Hannover<br />
Telefon 0511 96834-0<br />
Fax 0511 96834-50<br />
www.dmsg.de<br />
dVet – fachverband stoma<br />
und inkontinenz e.V.<br />
Werner Droste, Vorsitzender<br />
Postfach 1351<br />
59371 Selm<br />
Telefon 02592 973141<br />
Fax 02592 973142<br />
www.dvet.de<br />
fördergemeinschaft der<br />
Querschnittgelähmten<br />
in deutschland e.V.<br />
Silcherstraße 15<br />
67591 Mölsheim<br />
Telefon 06243 5256<br />
Fax 06243 905920<br />
www.fgq.de<br />
inkontinenz-selbsthilfe e.V.<br />
Kirchgasse 9<br />
35305 Grünberg<br />
Telefon 06401 225350<br />
Fax 06401 225352<br />
www.inkontinenz-selbsthilfe.com<br />
deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.<br />
Geschäftstelle<br />
Friedrich-Ebert-Straße 124<br />
34119 Kassel<br />
Telefon 0561 780604<br />
Fax 0561 776770<br />
www.kontinenz-gesellschaft.de<br />
deutscher rollstuhl-sportverband e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Friedrich-Alfred-Straße 10<br />
47055 Duisburg<br />
Telefon 0203 7174-180<br />
Fax 0203 7174-181<br />
www.rollstuhlsport.de<br />
deutsche ilco e. V.<br />
Thomas-Mann-Straße 40<br />
53111 Bonn<br />
Telefon 0228 338894-50<br />
Fax 0228 338894-75<br />
www.ilco.de<br />
scHweiZ<br />
schweizer paraplegiker Vereinigung<br />
Kantonsstrasse 40<br />
6207 Nottwill<br />
Telefon +41 41 9395400<br />
Fax +41 41 9395409<br />
www.spv.ch<br />
schweizerische Vereinigung<br />
spina Bifida und Hydrocephalus<br />
Geschäftstelle<br />
Schulrain 3<br />
6276 Hohenrain<br />
Telefon +41 41 9103428<br />
Fax +41 41 9100015<br />
www.spina-hydro.ch<br />
schweizerische multiple sklerose<br />
Gesellschaft<br />
Josefstrasse 129<br />
8031 Zürich<br />
Telefon +41 43 4444343<br />
Fax +41 43 4444344<br />
www.multiplesklerose.ch<br />
österreicH<br />
Verband der Querschnittgelähmten<br />
österreichs<br />
Sahulkastraße 3/Stiege 9/R 10<br />
1100 Wien<br />
Telefon + Fax +43 1 6168678<br />
www.vqo.at<br />
sBH - spina Bifida & Hydrocephalus<br />
österreich<br />
Goldlackgasse 10<br />
1220 Wien<br />
Mobil +43 680 1202119<br />
www.sbho.at<br />
multiple sklerose Gesellschaft wien<br />
Beratungszentrum<br />
Hern<strong>als</strong>er Hauptstraße 15-17<br />
1170 Wien<br />
Telefon +43 1 409 2669<br />
Fax +43 1 409 2669-20<br />
www.msges.at<br />
selbsthilfegruppe Harn u.<br />
stuhlinkontinenz – dachverband der<br />
oö selbsthilfegruppen<br />
Schwarzspanierstraße 15/3/1<br />
1090 Wien<br />
Telefon 0810 100455<br />
(Beratungstelefon zum Ortstarif)<br />
www.inkontinenz.at<br />
SafetyCat ®<br />
SiCherheitSkatheter<br />
Unsere speziell entwickelten, patentierten SoftCat-Augen<br />
(SCE = Soft Cat Eyes) sind nicht nur außen sondern<br />
auch innen weich abgerundet und minimieren<br />
das Verletzungsrisiko.<br />
die Basis eNtscHeidet<br />
Bitte freimachen,<br />
falls<br />
Marke<br />
zur Hand.<br />
Bitte senden Sie mir unverbindlich Infomaterial zu.<br />
Name | Vorname<br />
Die flexible Form des Ergothan-<br />
Kopfes passt sich optimal jeder<br />
Bewegung an und gleitet leicht und scho-<br />
nend in die Blase.<br />
Um sicher katheterisieren zu können, ist es wichtig, dass alle<br />
Produkte einem gleichbleibend hohen Standard entsprechen.<br />
Alle unsere Produkte sind mit dem SafetyCat ® Sicherheitska-<br />
theter ausgestattet.<br />
Straße | Hausnummer<br />
<strong>ISK</strong>-ratgeber 2011<br />
PLZ | Ort<br />
MEDICAL SErVICE GmbH<br />
Luisenstraße 8<br />
75378 Bad Liebenzell<br />
Telefon<br />
für eine schnelle Bearbeitung, beantworten sie bitte nachstehende frage zum datenschutz. Vielen dank!<br />
Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir personenbezogenen Angaben (insbesondere Name, Kontaktadresse,<br />
Angaben zum Krankheitsbild, sowie zu gewünschten Produkten und <strong>Service</strong>leistungen) von der<br />
MEDICAL SErVICE GmbH erhoben und gespeichert werden dürfen, um mich per Post, Telefon oder E-Mail über<br />
Medizinprodukte zu informieren, an Marktforschungsbefragungen teilnehmen zu lassen und Angebote von<br />
der MEDICAL SErVICE GmbH zu erhalten. Mein Einverständnis bezieht sich ausdrücklich auch auf die Erhebung<br />
und Speicherung meiner Gesundheitsdaten. Sofern erforderlich, können diese Daten auch innerhalb des<br />
unternehmens im In- und Ausland unter Beachtung datenschutzrechtlicher Bestimmungen übermittelt werden.<br />
Diese Einverständniserklärung ist jederzeit postalisch, telefonisch, per Fax oder E-Mail widerrufbar.<br />
Ja, ich bin einverstanden<br />
Nein, ich bin nicht einverstanden Datum, unterschrift