ISK Ratgeber als PDF downloaden - Medical Service
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18 HArNWEGSINFEKTIONEN ALTErNATIVEN ZuM INTErMITTIErENDEN KATHETErISMuS 19<br />
uriN aNsäuerN:<br />
Durch L-Methionin kann der Säurewert des Urins ge-<br />
senkt werden. Die Wirkung dieser Ansäuerung ist<br />
jedoch beschränkt, da viele Bakterien unabhängig vom<br />
Säuregrad des Urins leben können. Eine nicht-medi-<br />
kamentöse Alternative zur Ansäuerung ist Apfelessig.<br />
BlaseNspüluNG:<br />
Die regelmäßige Spülung der Blase mit desinfizierenden<br />
Lösungen oder Wasser eignet sich nicht zur Infektvermeidung,<br />
wenn man die Blase durch IK entleert. Bei<br />
Personen mit Dauerkathetern können durch eine<br />
Spülung Ablagerungen und kleine Steine ausgespült<br />
werden und so die Häufigkeit symptomatischer Infekte<br />
eingeschränkt werden.<br />
impfuNG:<br />
Gegen E. coli Keime, sehr häufige Erreger von Harn-<br />
wegsinfekten, existiert eine Schluckimpfung, welche<br />
die Zahl der Infekte reduzieren kann.<br />
HomöopatHiscHe mittel:<br />
Zur Prophylaxe von Harnwegsinfekten ist eine Selbst-<br />
medikation (»homöopathische Hausapotheke«) nicht<br />
zu empfehlen. Generell gilt für homöopathische Medi-<br />
kamente, dass sie, wenn sie gegen eine chronische<br />
Erkrankung (wie Vorbeugung von Harnwegsinfekten)<br />
eingesetzt werden sollen, in die Hände von gut aus-<br />
gebildeten Experten (Homöopathen oder homöopathisch<br />
ausgebildeten Ärzten) gehören: niemand würde sich<br />
sein Antibiotikum ohne Fachkenntnis einfach aus dem<br />
Internet bestellen, und Gleiches gilt auch für homöopathische<br />
Medikamente.<br />
aNtiBiotiKa:<br />
Auch Antibiotika können zur Prophylaxe von Infekten<br />
eingesetzt werden. Die Gabe eines Antibiotikums,<br />
gegen das der aktuelle Keim empfindlich ist, in einer<br />
sehr niedrigen Dosierung über 6 Wochen bis 3 Monate<br />
in einer Einmalgabe am Abend im Anschluss an<br />
die Akutbehandlung ist effektiv, hat aber leider auch<br />
Nebenwirkungen. Eine Alternative besteht in einer Art<br />
Schaukeltherapie, bei der 2 Antibiotika ausgewählt<br />
werden die im Wechsel einmal pro Woche verabreicht<br />
werden (z. B. Med. A jeden Mittwoch in Woche 1,3,5…<br />
etc., Med. B jeden Mittwoch in Woche 2,4,6…).<br />
Durch diese Behandlung werden Resistenzen besser<br />
vermieden und die Belastung durch die Medikamente<br />
ist geringer <strong>als</strong> bei täglicher Einnahme.<br />
alterNatiVeN Zum<br />
iNtermittiereNdeN KatHeterismus<br />
Wenn der IK nicht möglich ist oder nicht gewünscht<br />
wird, muss nicht in jedem Falle ein Dauerkatheter<br />
eingelegt werden.<br />
BlaseNeNtleeruNG<br />
durcH refleXeNtleeruNG<br />
Besonders hoch gelähmte Männer (Tetraplegiker),<br />
welche wegen fehlender Handfunktion den <strong>ISK</strong> nicht<br />
durchführen können, entwickeln häufig eine spastische<br />
Blase. Gelingt es, den Schließmuskel so ruhig<br />
zu stellen, dass er die Blase nicht mehr abdichten<br />
kann, so genügt eine geringe Blasenaktivität, um den<br />
Urin zu entleeren. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass<br />
auch Tetraplegiker die Blase eigenständig entleeren<br />
können. Der Druck, der in diesem Falle zur Entleerung<br />
der Blase erforderlich ist, soll derart gering sein,<br />
dass es auch langfristig zu keinen Nierenschäden<br />
kommt. Die Blasenentleerung wird durch das Reizen<br />
von Reflexzonen, meistens durch Beklopfen des<br />
Unterbauchs, (»Triggern«) ausgelöst.<br />
Häufig muss die Spastik des Schließmuskels durch<br />
eine Schließmuskelkerbung (Sphinkterotomie)<br />
gesenkt werden, um einen drucklosen Urinabfluss<br />
zu gewährleisten. Hierbei wird bei einer Blasen-<br />
spiegelung der ringförmige Schließmuskel an einer<br />
Stelle eingekerbt. Somit kann sich der Muskel nicht<br />
mehr effektiv zusammenziehen, der Urin kann drucklos<br />
abfließen. Die meisten Patienten benötigen bei dieser<br />
Form der Blasenentleerung wegen unkontrollierbarem<br />
Urinabgang ein Kondomurinal. Daher wird das Ver-<br />
fahren ausschließlich bei Männern durchgeführt.<br />
presseN<br />
Bei schlaff gelähmter Blase und Schließmuskel<br />
gelingt es manchen Menschen, durch die Bauchpresse<br />
oder mit den Händen die Blase auszupressen<br />
(Credé-Manöver). Diese Methode schadet<br />
der Harnblase, weil unnatürlich hoher Druck auf die<br />
Blase und den Schließmuskel einwirkt und diese<br />
Organe schädigt. Zudem kann Urin zu den Nieren<br />
zurückgepresst werden.<br />
operatiVe eiNGriffe am steueruNGssystem<br />
des uNtereN HarNtraKts<br />
Alle bisher angesprochenen Behandlungen werden an<br />
der Blase durchgeführt. Da die eigentliche Störung<br />
nicht an der Blase, sondern an den Nerven entstanden<br />
ist, ist es logisch, dass man sich der Behandlung<br />
des Steuerungssystems zuwendet. Hierzu sind soge-<br />
nannte »Blasenschrittmacher« entwickelt worden.<br />
Unter diesem Begriff werden oft zwei völlig unterschied-<br />
liche Operationsverfahren zusammengefasst, die sich<br />
stark voneinander unterscheiden: die sakrale Neuromodulation<br />
und die Deafferentation mit Implantation<br />
eines Vorderwurzelstimulators.<br />
saKrale NeuromodulatioN<br />
Als »Neuromodulation« bezeichnet man eine Beeinflussung<br />
intakter, jedoch nicht normal funktionierender<br />
Nerven. Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Neuromodulation sind somit nach heutiger Kenntnis<br />
noch erhaltene Nervenverbindungen zwischen Blase<br />
und Gehirn. Daher ist die Technik bei Patienten mit<br />
einer kompletten Querschnittlähmung nicht anwendbar.