ISK Ratgeber als PDF downloaden - Medical Service
ISK Ratgeber als PDF downloaden - Medical Service
ISK Ratgeber als PDF downloaden - Medical Service
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG BEHANDLuNG DEr BLASENFuNKTIONSSTöruNG 15<br />
Hände und Harnröhrenmündung werden gereinigt<br />
(gewaschen) und mit einem Desinfektionsmittel<br />
desinfiziert.<br />
Es sollte für jede Katheterisierung ein steriler<br />
Katheter verwendet werden. Beim Einführen darf<br />
der Teil des Katheters, der in Harnröhre und<br />
Blase eingeführt wird, auf keinen Fall mit angefasst<br />
werden oder mit der Umgebung in Kontakt kom-<br />
men (sogenannte Non-Touch-Technik). Dies kann<br />
auch durch einen Katheterismus aus der Hülle<br />
erreicht werden: der Katheter wird in der Hülle ge-<br />
lassen und dort während des Vorschiebens fest-<br />
gehalten. Im Zweifel lieber einen Katheter verwerfen<br />
und den Vorgang mit einem neuen Katheter wieder-<br />
holen!<br />
Wenn möglich, sollte immer dem <strong>ISK</strong> der Vorzug<br />
gegeben werden, da beim Selbstkatheterismus<br />
weniger Verletzungen der Harnröhre und weniger<br />
Harnwegsinfekte auftreten <strong>als</strong> beim Fremdkathe-<br />
terismus. Außerdem schafft der Fremdkatheterismus<br />
Abhängigkeiten von anderen Personen und ist oft<br />
logistisch schwierig.<br />
Die normale Blasenfüllmenge (400 - 500 ml) sollte<br />
nicht überschritten werden. Bei zu seltener<br />
Katheterisierung oder Überdehnung der Harnblase<br />
steigt die Infekthäufigkeit.<br />
Die verwendeten Katheter sollten nicht zu dick<br />
sein, um die Harnröhre nicht zu verletzen.<br />
Allerdings erhöhen auch zu dünne, spitze Katheter<br />
das Verletzungsrisiko, außerdem dauert es sehr<br />
lange, bis der Urin über einen extrem dünnen Ka-<br />
theter aus der Blase abgeflossen ist.<br />
Bei Erwachsenen haben sich Katheter mit einer<br />
Größe von 12-14 Charrière (3 Charrière = 1 mm)<br />
bewährt.<br />
erlerNeN der tecHNiK<br />
Klinische Untersuchungen zeigen, dass geschulte Pa-<br />
tienten kaum Verletzungen der Harnröhre befürchten<br />
müssen und weniger Infekte haben <strong>als</strong> Patienten, die<br />
mit der Technik nicht gut vertraut sind. Daher ist eine<br />
sorgfältige Schulung entscheidend für eine geringe<br />
Komplikationsrate und eine langfristige Zufriedenheit<br />
mit dem Verfahren.<br />
Diese Schulungen können z. B. in einem Spezialzentrum<br />
für Querschnittgelähmte durchgeführt werden.<br />
Es existieren verschiedene Hilfsmittel, z. B. Beinsprei-<br />
zer bei starker Spastik der Oberschenkel, Spiegelsys-<br />
teme, An- und Ausziehhilfen der Hose, Katheterführungshilfen<br />
bei eingeschränkter Handfunktion etc.,<br />
die bei einer ausführlichen Schulung vorgestellt werden.<br />
Sie können in gewissen Fällen den Katheterismus<br />
deutlich erleichtern.<br />
Im Rahmen einer Schulung sollte auf die individuellen<br />
Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden.<br />
Dabei geht es neben der Vermittlung der Technik<br />
auch darum, Ängste und Unsicherheiten abzubauen.<br />
Einige Personen stellen erst beim praktischen Üben<br />
fest, dass das Katheterisieren auch bei erhaltener<br />
Restsensibilität meist schmerzlos möglich ist. Speziell<br />
verpackte Katheter ermöglichen das diskrete Mit-<br />
führen auch mehrerer Exemplare in der Hand- oder<br />
Hosentasche, so dass der befürchtete Transportaufwand<br />
kleiner <strong>als</strong> gedacht ist. Für das Katheterisieren<br />
am Arbeitsplatz oder im Urlaub stehen Katheter mit in-<br />
tegriertem Auffangbeutel zur Verfügung. Wichtig<br />
ist, daran zu denken, jeweils genügend Katheter mit-<br />
zunehmen.<br />
KatHetermaterial<br />
Es existiert heute eine Vielzahl verschiedener Katheter,<br />
die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden.<br />
Grundsätzlich unterscheidet man beschichtete,<br />
gleitfähige (hydrophile) Katheter von Kathetern, die<br />
mit Hilfe eines sterilen Gleitgels eingeführt werden.<br />
Heute bieten fast alle Hersteller hydrophile Katheter<br />
an, weil diese bessere Gleiteigenschaften haben und<br />
somit weniger Verletzungsrisiken für die Harnröhre zu<br />
haben scheinen. Zudem sind sie einfacher zu handhaben,<br />
weil kein zusätzliches Gleitgel erforderlich ist.<br />
Dennoch gibt es bestimmte Situationen, in denen<br />
die Verwendung von Gleitgel Vorteile haben kann.<br />
Ein weiterer grundsätzlicher Unterschied ist die<br />
Katheterlänge. Es existieren kurze Katheter für<br />
Frauen und längere Katheter für Männer. In letzter<br />
Zeit sind verschiedene »ultrakurze« Katheter für<br />
Frauen entwickelt worden, die wegen ihrer geringen<br />
Größe sehr diskret mitgeführt werden können.<br />
Allerdings sind diese Modelle nicht für alle Frauen ge-<br />
eignet. Wenn die Oberschenkel nicht gut abspreizbar<br />
sind, kann ein solcher Katheter unter Umständen zu<br />
kurz sein, um die Blase vollständig zu entleeren; es<br />
verbleibt trotz Katheterismus Restharn.<br />
Aufgrund der deutlich längeren Harnröhre benötigen<br />
Männer einen längeren Katheter. Es existieren ge-<br />
rade Katheterspitzen und gebogene, sog. Tiemannspitzen.<br />
Letztere sind z. B. bei Männern mit einer<br />
Prostatavergrößerung besser geeignet, um die Krümm-<br />
ungen der männlichen Harnröhre zu überwinden.<br />
Verschiedene Arten von<br />
Katheter-Köpfen:<br />
Ergothan-Kopf<br />
Nelaton-Kopf<br />
Tiemann-Kopf<br />
Die Technik des IK wird von den Betroffenen für<br />
eine lange, unbestimmte Zeit mehrfach täglich<br />
verwendet; daher müssen die Katheter gewisse<br />
Qualitätsanforderungen erfüllen, um Sicherheit<br />
auch bei langfristiger Anwendung zu garantieren.<br />
Die Verpackung sollte gebrauchsfertig und auch bei<br />
eingeschränkter Handfunktion einfach zu öffnen sein.<br />
Die Öffnungen im Katheter, über die der Urin abläuft,<br />
die sogenannten Katheteraugen, sollten abgerundet<br />
und geglättet sein, um keine Verletzungen zu verur-<br />
sachen. Die Beschichtung sollte ihre Gleitfähigkeit<br />
während der Anwendung nicht verlieren – man sollte<br />
den Katheter, auch wenn die Entleerung etwas länger<br />
dauert, genauso einfach herausziehen wie einführen<br />
können.<br />
Es gibt heute keinen einzigen Katheter, der sich für alle<br />
Personen in jeder Lage <strong>als</strong> der beste Katheter er-<br />
wiesen hat. Jede Person sollte die Möglichkeit bekommen,<br />
verschiedene Modelle zu testen. Nur so kann<br />
man prüfen, ob der Katheter, die Beschichtung und<br />
die Verpackung so beschaffen sind, dass sie lang-<br />
fristig einfach, bequem und sicher zu handhaben sind.<br />
Katheterauge in der Vergrößerung. Hier ein Beispiel eines innen<br />
und außen weich abgerundeten Auges (SafetyCat ® ).