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aus der gemeindestube - Marktgemeinde Sillian

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Ein stummer Zeuge <strong>aus</strong> dunkler Kriegszeit<br />

Manche sind wohl darüber hinweggestiegen, einige sind vielleicht<br />

darauf herumgetrampelt auf jenem seltsamen rostigen<br />

Blechgebilde, das halb von Berggras umwachsen und vom<br />

Frauenbach im „Ober Troge“ viele Jahre umspült wurde.<br />

Das Geheimnis dieser durch die Zeiten braun angelaufenen<br />

Blechmasse werden nur wenige kennen, aber <strong>der</strong> Berg- und<br />

Geschichtsfreund Gerhard Holzer hat glücklicherweise erklärende<br />

Erinnerungen zu diesem düsteren „Bodenbewohner“.<br />

Fundstelle in Ober Troge.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Errichtung des <strong>Sillian</strong>er Heimatsteiges zum Helm<br />

hinauf beschloss Herr Holzer, die Geschichte dieser tankartigen<br />

Blechtonne zu erforschen. Aber schon vor ca. 50 Jahren,<br />

damals ein kleiner Bub, prägte sich Gerhard das Aussehen,<br />

die Farbe und Lage des schiffartigen Tanks, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> wenig<br />

begangenen Gegend am nördlichen Fuß des Helms einmal zu<br />

liegen gekommen war, genau ein. Immer wie<strong>der</strong> zog es ihn mit<br />

seinem älteren Bru<strong>der</strong> zu <strong>der</strong> Stelle mit dem Tank und sie umrundeten<br />

und begutachteten kritisch das fremde Ding. Schon<br />

<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> wusste aber, dass es sich um einen amerikanischen<br />

Fliegertank handeln müsste, ohne dass aber damals genauere<br />

Informationen allgemein von Interesse gewesen wären bzw.<br />

auch nur schwer zu bekommen waren.<br />

Gerhard Holzer an <strong>der</strong> Fundstelle.<br />

Die neueste Untersuchung dieser halb im Wasser dahinrostenden<br />

Blechblase hat mit Hilfe des Internets nun eine eindeutige<br />

Identifizierung des besagten Objektes ermöglicht.<br />

Es handelt sich dabei um die lei<strong>der</strong> zerfallenden Teile eines<br />

amerikanischen Zusatztanks (drop tank). Die kleinen amerikanischen<br />

Begleitjäger namens Mustang p51, Lightning p-38,<br />

und Thun<strong>der</strong>bolt p-47 brauchten unter ihren Flügeln 2 solcher<br />

Zusatztanks für sehr lange Flugstrecken und starteten zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Großbomber B24, B17 mit ihnen zugleich weit<br />

unten im südlichen Italien zum Angriff. Auch als Tiefflieger<br />

brachten diese amerikanischen Jäger uns in unseren Tälern<br />

Seite 29 • Dezember 2010<br />

das Unheil des 2. Weltkriegs näher, als einziges Beispiel sei<br />

hier die Zerstörung <strong>der</strong> Asthöfe bei <strong>Sillian</strong> durch Tiefflieger<br />

erwähnt.<br />

P-38-Lightning.<br />

Bei <strong>der</strong> Bergung <strong>aus</strong> dem Sumpfboden konnten bedauerlicherweise<br />

keinerlei Kennziffern mehr auf <strong>der</strong> Oberfläche entdeckt<br />

werden. Man hätte dar<strong>aus</strong> den Tank einer bestimmten<br />

Fliegergruppe zuordnen können, sicher aber ist, dass dieser<br />

Zusatztank zu einem doppelrümpfigen amerikanischen Lightning<br />

- Flieger gehört hatte. Nach dem Aufbrauchen des Treibstoffes<br />

im Zusatztank wurde dieser einfach als unnötiger Ballast<br />

abgeworfen. Nur im Falle eines Angriffs durch deutsche<br />

Jäger wurde zur Erhöhung <strong>der</strong> eigenen Flugwendigkeit auch<br />

<strong>der</strong> volle Tank <strong>aus</strong>geklinkt. Es gibt mehrere Berichte über die<br />

Zweitverwendung leerer Tanks am Boden. Einmal hat man damals<br />

die Benzinfeuerzeuge mit den Spritresten <strong>aus</strong> dem Tank<br />

aufgefüllt, die schiffchenartigen Halbschalen wurden zum<br />

Heuziehen von <strong>der</strong> Alm verwendet, auch kleine motorbetrieben<br />

Untersätze wurden dar<strong>aus</strong> gebastelt. Ursprünglich war das<br />

Tankblech <strong>aus</strong> Aluminium, dann <strong>aus</strong> Eisen und zuletzt auch<br />

<strong>aus</strong> einem zähen, kartonartigem Material.<br />

Was könnte<br />

mit dem rostigenSkelett<br />

dieses<br />

ehemaligen<br />

Zusatztankes<br />

g e s c h e h e n .<br />

Er ist jedenfalls<br />

vor <strong>der</strong><br />

endgültigen<br />

Z e r s t ö r u n g<br />

durch Boden<br />

und Wasser<br />

entrissen<br />

worden und<br />

Lockheed-P-38J-Lightning.<br />

wartet jetzt von einer Plane geschützt auf eine neue Funktion<br />

als historisches Fund- und Erinnerungsobjekt <strong>aus</strong> dunklen<br />

Kriegstagen. Vielleicht findet dieses Kriegsrelikt einmal einen<br />

Platz am Heimatsteig und kann von <strong>der</strong> Vergänglichkeit alles<br />

Irdischen Zeugnis geben. Es lässt sich nicht mehr sagen, wann<br />

und durch wen <strong>der</strong> Tank abgeworfen wurde. Falls jemand von<br />

ähnlichen Funden erzählen kann, möge er dies bitte in <strong>der</strong> Redaktion<br />

melden.<br />

Keine chronologische Verbindung dieses Geschehens gibt es<br />

zum Absprung von 10 amerikanischen Fliegersoldaten („Piloten“)<br />

im Raum Kartisch-<strong>Sillian</strong>-Helm am 29. Dezember 1944.<br />

Diese stürzten sich <strong>aus</strong> einem brennenden B24 Bomber, <strong>der</strong><br />

wie die an<strong>der</strong>en auch, für Langstreckenflüge keine Zusatztanks<br />

benötigte. Aber das ist eine an<strong>der</strong>e Geschichte.<br />

Text: Roland Domanig / Gerhard Holzer (OeAV)<br />

CHRONIK

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