21.08.2017 Aufrufe

HEINZ MAGAZIN WUPPERTAL 03-2017

HEINZ Magazin März 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

HEINZ Magazin März 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Umgang mit dem kühlen Nass hat sich verändert. Wir nutzen<br />

Wasser. Wir verbrauchen es. Es ist Wärmflaschenfüllmittel, Sommergeselle<br />

und Nudelweichmacher. Wir nutzen all seine Privilegien und<br />

wissen, da bleiben Reste – Abwasser. Auch um dieses kümmern wir<br />

uns und halten es von Gewässern fern. Die Ruhr ist nun wieder sauberer.<br />

Auch dank des Projektes „Sichere Ruhr“. 2012 kam es im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Gang. Wesentliches<br />

Ziel war die Verbesserung der Wasserqualität. Also schon da begann<br />

sich das Bewusstsein zu ändern. So heißt es im Mission Statement des<br />

Projektes: „Nachdem der Mensch seiner wichtigsten Wasserressource<br />

in den letzten Jahren kaum Aufmerksamkeit geschenkt hat, wendet er<br />

sich heute weltweit wieder seinen Flüssen zu. Ob München, Berlin, Paris<br />

oder Kopenhagen, der Trend geht in den Metropolen zur Rückkehr<br />

zum naturnahen Lebensraum in urbaner Umgebung.“ Einiges wurde<br />

erreicht und da half natürlich auch die europäische Wasserrahmenrichtlinie.<br />

Laut dieser sollen die Gewässer wieder zu Lebensadern der<br />

Natur werden und alle Flüsse, Seen und Küstengewässer im Jahre 2027<br />

wieder in einem guten Zustand sein.<br />

150 Jahre Industrie- und Bergbaugeschichte und dichte Besiedlung<br />

haben deutliche Spuren hinterlassen. Da sind Mammut-Projekte nötig.<br />

Solche wie die große Vorreiterin – die Emscher-Renaturierung. Renaturierung<br />

bedeutet grob, Flüssen wieder freien Lauf zu lassen. Die<br />

Emscher wurde während der Industrialisierung in ein gerades Bett gepresst<br />

und vom Fluss zum miefenden Abwasserkanal. Seit Jahren wird<br />

nun ein naturnaher Zustand wiederhergestellt. Das Projekt stürmt voran.<br />

Nach und nach werden die Abwasserkanäle unter die Erde verlegt.<br />

Darüber fließt die Emscher wieder rein und klar. Und in ihr kreucht und<br />

fleucht es wieder: Die Emschergroppe vermehrt sich. Bachflohkrebse<br />

und grabende Eintagsfliege fühlen sich pudelwohl und seltene Libellenarten<br />

sind auch wieder da. Auch oben, neben dem Wasser ist viel<br />

los. Zum Beispiel in Bottrop, am Kirchschemmsbach. Dieser Abschnitt<br />

wurde von der Emschergenossenschaft bereits umgestaltet. Obwohl<br />

das Wetter noch usselig ist, ist viel Betrieb. Louis flitzt mit seinem Laufrad<br />

vorweg. Seine Mutter Nadine Kujawski ist direkt hinter ihm. Sie erinnert<br />

sich, wie es einmal war: „Den Geruch kann man kaum vergessen.<br />

Köttelbecke haben wir immer gesagt. Als Kind wusste ich gar nicht,<br />

dass das mal ein Fluss war.“ Und Nadine schätzt, was sie nun hat: „Viel<br />

schöner als an den Straßen vorbei, geht’s hier. Eine schöne Abkürzung.“<br />

Und da spricht sie das an, was das Wasser mitten in den Städten noch<br />

bieten kann: Aufenthaltspotenzial. Die Gewässer werden nicht nur für<br />

Kleintiere zum Lebensraum. Auch die Anwohner profitieren und bekommen<br />

mitten im Wohnviertel ein wenig Erholung.<br />

Stadtgesichter verändern sich. Im Sauseschritt entstehen Radwege<br />

am Wasser von Emscher, Ruhr und Wupper. Auch in Wuppertal. Aufenthalte<br />

am Wasser glichen in der Vergangenheit mehr Hinterhofromantik.<br />

Versteckt und kaum beachtet, hinter den ganzen Bauten, floss die Wupper.<br />

Und in den Köpfen tummelten sich die Erzählungen der älteren<br />

Generationen, dass das Wasser entweder schwarz oder auch mal bunt<br />

war. Was nun nach Einhornhype in Regenbogenbegleitung anmutet,<br />

war damals Folge der Textilindustrie, wurden doch einst die Abwässer<br />

der Textilfärbung eingeleitet. Das ist Geschichte. Auch die Wupper wird<br />

wieder zum Blickfang. Der Wupperverband renaturiert emsig: Immer<br />

mehr Zugänge zum Ufer kommen hinzu, Steine lockern das Flussbett<br />

auf und die Wupper wird mehr und mehr ein Fluss zum Anfassen.<br />

Neben den großen Renaturierungsvorhaben gibt es auch Projekte,<br />

die noch weiterdenken, die das Abwasser von unseren Gewässern nicht<br />

nur fernhalten, sondern nutzen. Gereinigtes Abwasser immer wieder<br />

einzusetzen als Brauchwasser, statt es wie bisher in den Fluss einzuleiten,<br />

ist Ziel des Forschungsprojekts MULTI-ReUse am Mülheimer IWW<br />

Zentrum Wasser. Das Projekt sieht Abwasser als Rohstoff an, nicht mehr<br />

als Reststoff. „Es hat dann zwar nicht unbedingt Trinkwasserqualität,<br />

eignet sich aber nach einer weiteren Reinigung durchaus für industrielle<br />

oder landwirtschaftliche Zwecke“, betont Projektkoordinatorin<br />

Barbara Zimmermann. Und das spart Wasser und schont den Grundwasserpegel.<br />

Nun ist es an der Zeit, darauf anzustoßen, dass so viel<br />

passiert. Mit Wasser natürlich. www.tag-des-wassers.com<br />

Julia Sandforth<br />

Starte Dein<br />

eigenes Business<br />

Anmelden und durchstarten<br />

www.senkrechtstarter.de<br />

Gefördert durch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!