BOLD TRAVEL No.08
EXPLORE THE NORTH: CAMPING AM POLARKREIS | IM GESPRÄCH: SAMUEL L. JACKSON | HAWAII: 24 STUNDEN BIG ISLAND | ISRAEL | THAILAND: ARTGERECHT | MAURITIUS | ROADTRIP: OMAN
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LIFESTYLE | IM GESPRÄCH<br />
<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE | 11<br />
meinten Drama. Außerdem finde ich es immer<br />
wichtig, dass man als Zuschauer auch für<br />
solche Figuren etwas übrig hat. Gerade wenn<br />
ich besonders verachtenswerte Figuren spiele –<br />
so wie zum Beispiel damals in „Jackie Brown“,<br />
versuche ich denen auch irgendwie was Sympathisches<br />
abzugewinnen. So dass man zwar<br />
keinen Zweifel daran hat, dass man da ein echt<br />
gefährliches Arschloch vor sich hat. Aber sich<br />
trotzdem vorstellen kann, dass es ganz cool und<br />
lustig sein könnte, mit ihm abzuhängen.<br />
Lustig geht es ja in „The Killer’s Bodyguard“<br />
auf jeden Fall zu. In welcher Szene mussten<br />
Sie am meisten lachen?<br />
Wenn man mit Ryan Reynolds dreht, passiert<br />
einem das natürlich öfter. Aber das absurdeste<br />
war vermutlich, mit einer Gruppe singender<br />
Nonnen in einem Bus zu sitzen. Die Szene<br />
mit Lionel Richies „Hello“ hat auch viel Spaß<br />
gemacht. Den Song hatte ich mir extra für den<br />
Film gewünscht – und deswegen sogar persönlich<br />
bei Lionel angerufen. Dass wir das Lied<br />
dann ausgerechnet für eine große Kneipenprügelei<br />
einsetzen, habe ich ihm natürlich nicht<br />
verraten.<br />
Apropos Prügelei: Haben Sie eigentlich den<br />
Ehrgeiz, so viele Stunts wie möglich selber zu<br />
machen?<br />
Wenn es nicht unbedingt sein muss, eigentlich<br />
nicht. Ich habe seit vielen Jahren meinen<br />
persönlichen Stuntman. Kiante Elam ist zwar<br />
jünger als ich, aber sieht mir einigermaßen<br />
ähnlich. Und er kommt aus einer echten<br />
Stuntfamilie. Sein Vater war einer der ersten<br />
schwarzen Stuntmen überhaupt, und seine<br />
Brüder sind nun auch in dem Business. Außer<br />
Kiante hatte ich dieses Mal auch noch einen<br />
Kerl namens Remy als Unterstützung, der all<br />
die Parkour-Sachen übernehmen konnte. Denn<br />
einen Salto kann ja nun wirklich niemand von<br />
mir verlangen.<br />
In „The Killer’s Bodyguard“ ist Ryan<br />
Reynolds Ihr Beschützer. Haben Sie in echt<br />
auch einen ständigen Bodyguard?<br />
Nur bei Bedarf. Die meiste Zeit kann ich gut<br />
darauf verzichten. Am meisten gebrauchen<br />
könnte ich einen Bodyguard eigentlich immer,<br />
wenn ich in Deutschland bin. Nirgends sind die<br />
Autogrammjäger aggressiver drauf.<br />
Ist das schon das Brenzligste, was Sie bisher<br />
erlebt haben?<br />
Richtig Schiss hatte ich, als ich das erste Mal<br />
nach Johannesburg kam. Das war kurz nach<br />
dem Ende der Apartheid – und damals ging<br />
es in Südafrika ein bisschen zu wie im Wilden<br />
Westen. Am Flughafen holten mich fünf Kerle<br />
mit einem kugelsicher gepanzerten Auto ab, die<br />
für meine Sicherheit zuständig sein sollten. Ihre<br />
erste Ansage war: Wenn wir versuchen, dich<br />
zu Boden zu werfen, leiste keinen Widerstand.<br />
What the fuck? Ich sollte doch eigentlich nur<br />
ein bisschen Pressearbeit machen und wusste<br />
plötzlich gar nicht mehr, wie mir geschieht.<br />
Heute gelten Sie längst als „King of Cool“.<br />
Lebt es sich eigentlich gut als die personifizierte<br />
Coolness?<br />
Ich will mich zumindest nicht beschweren. Im<br />
Laufe der Zeit habe ich mich an dieses Label<br />
gewöhnt. Und es gibt ja wahrlich schlimmere<br />
Images. In meinem eigenen Leben habe ich<br />
mich allerdings noch nie als sonderlich cool<br />
empfunden. Außer es ist cool, dass ich weiß,<br />
wer ich bin, was ich kann und kein Blatt vor<br />
den Mund nehme. Dieses Image ist aber eher<br />
einer jener Fälle, wo einen die Öffentlichkeit<br />
gleichsetzt mit den Rollen, die man spielt.<br />
Mich stört das aber, wie gesagt, nicht sonderlich,<br />
deswegen muss ich auch nicht auf Teufel<br />
komm raus dagegen ankämpfen.<br />
Wann fing das denn eigentlich an, dass Sie<br />
als cool galten?<br />
Das verdanke ich wohl in erster Linie Tarantinos<br />
„Pulp Fiction“ beziehungsweise meiner<br />
Rolle darin. Vorher war ich einfach nur einer<br />
von vielen Schauspielern. Aber dieser Jules<br />
Winnfield war nun einmal ein verdammt<br />
cooler Motherf**ker. Seine Körpersprache,<br />
sein Aussehen, sein Sätze – da entstand beim<br />
Publikum ein bestimmtes Bild. Und danach<br />
kamen noch ein paar weitere Filme, in denen<br />
ich lässige oder unerschütterliche Kerle gespielt<br />
habe, also hat sich das verfestigt.<br />
Sind Sie nun auf diesen Typ Mann für immer<br />
festgelegt?<br />
Eigentlich nicht, auch wenn man ihn mir vielleicht<br />
besonders oft anträgt; und ich spiele<br />
nicht ausschließlich Männer, die immer alles<br />
im Griff haben – durch nichts aus der Ruhe<br />
zu bringen sind. Denken Sie an „The Champ“,<br />
da spiele ich einen Obdachlosen, der auf der<br />
Straße lebt. In „187 – Eine tödliche Zahl“ war<br />
ich damals einen Lehrer ohne das geringste<br />
bisschen Selbstbewusstsein, und in „Black<br />
Snake Moan“ ein alternder Gitarrist. Das sind<br />
eben nur nicht die Filme, mit denen mich die<br />
meisten Menschen assoziieren.