Wirtschaftszeitung_21082017
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GELD &GESCHÄFT 23<br />
Für Investoren<br />
interessant<br />
Prof. Dr. Vallée sieht die Self-Storage-Zukunft sehr positiv<br />
Self Storage 4.0: Aves-Projektmanager Ingo Schmidt bedient die Tore der Lagerboxen via<br />
Fernsteuerung.<br />
Foto: Maike Harhues<br />
Gute Lage ist<br />
das Aund O<br />
Große Anlagen bieten bis zu 1000 Mieteinheiten.<br />
Storage-Parks bis zu 300 Einheiten<br />
sind gut digital zu managen,<br />
auch die Einheiten<br />
werden mittlerweile online<br />
gebucht“, erläutert Christian<br />
Lohmann. Der Hamburger ist Vorsitzender<br />
des Verbandes Deutscher Self-Storage-Unternehmen<br />
e.V. und Geschäftsführer<br />
eines der bundesweit führenden<br />
Selfstorage-Betreiber mit 22 Parks in<br />
Deutschland. „Wir haben aber auch Self-<br />
Storage-Einrichtungen mit 1000 Einheiten,<br />
das klappt vom Handling gar nicht<br />
ohne einen Mitarbeiter vorOrt“, schildert<br />
er.Die Betreiber von117 Standorten von<br />
bundesweit 200 Storage-Parks sind in<br />
Lohmanns Verband: „Die anderenwollen<br />
nicht oder haben bei einer Qualitätsprüfung<br />
vor Ort unseren hohen Standard<br />
nicht erfüllt“, erklärt der Verbandsvorsitzende.<br />
Zusammen mit seinen Verbandskollegen<br />
hat Lohmann ein Self-Storage-Gütesiegel<br />
entwickelt, das Qualitätsmerkmale wie<br />
Sauberkeit, Sicherheit, Trockenheit und<br />
Frostfreiheit, räumliche Nähe zum Kunden<br />
sowie fl<br />
exible Miet- und Zugangszeitengarantiert.<br />
Mit besonderem Fokus auf<br />
Sicherheit: „Es ist schon gut, wenn ein Sicherheitsdienst<br />
beauftragt ist, den Park<br />
im Auge zu behalten, und es einen Einbruchmelder<br />
gibt.“ Denn aus Erfahrung<br />
weiß Lohmann: „Die Kunden vertrauen<br />
uns nicht nur Dingevon monetärem Wert<br />
an,manchmal ist der ideelle Wert dessen,<br />
was sie einlagern, viel höher“, resümiert<br />
der Unternehmer.Und plaudert aus dem<br />
Nähkästchen: „Eine 92-jährigeDame hat<br />
ihre gesamte Box für das Lagern von bestickten<br />
Tischdecken und Bettwäsche genutzt,<br />
die sie auf der Flucht aus Ostpreußen<br />
retten konnte.“<br />
Letztendlich sei aber auch die Lage, wenn<br />
vor allem Privatleute die Kunden bilden,<br />
das Aund O: „Ganz wichtig ist uns, die<br />
Self-Storage-Anlage höchstens drei, vier<br />
Kilometer vom Wohngebiet und nicht in<br />
irgendeinem Gewerbegebiet jwd zu errichten.<br />
Mittlerweile ist es ganz schön<br />
schwer,guteGrundstückezufinden“, berichtet<br />
Lohmann. Denn im Storage-Bereich<br />
sieht der Verbandsvorsitzendenoch<br />
längst keine Marktsättigung.<br />
Und auch Aves expandiert: Den nächsten<br />
Drive-up-Storage-Park baut das Hamburger<br />
Unternehmen in Dresden, zwei bis<br />
drei weitere pro Jahr sind deutschlandweit<br />
geplant. Maike Harhues<br />
Die Self-Storage-Branche erlebt<br />
kräftige Zuwachsraten,<br />
weil in Deutschland<br />
der Bedarf steigt, resümiert<br />
Prof. Dr. Franz Vallée,<br />
Sprecher des Vorstands beim Institut<br />
für Prozessmanagement und Digitale<br />
Transformation(IPD) der Fachhochschule<br />
Münster, Leiter des dortigen Masterstudiengangs<br />
Logistik sowie Gründer<br />
und Gesellschafter VuP GmbH –Vallée<br />
und Partner, Beratung für Logistik und<br />
IT,imGespräch mit unserer Autorin Maike<br />
Harhues.Dadie Baukosten niedrig liegen,<br />
sich aber trotzdem relativ hohe Mietenerzielen<br />
lassen, sind Self- Storage-Anlagen<br />
auch für Investoren interessant, erklärt<br />
der Experte.<br />
Der Anteil deutscher Self-Storage-<br />
Standorte am europäischen Gesamtvolumen<br />
soll laut Angaben des<br />
Branchen-Verbandes bei lediglich<br />
5,5 Prozent liegen, obwohl Deutschland<br />
von der Wirtschaftskraft und<br />
Demografie her ganz weit vorne<br />
liegt in Europa. Ist Deutschland<br />
trotz Zuwachsraten in den letzten<br />
Jahren auf diesem Gebiet noch ein<br />
Entwicklungsland?<br />
Franz Vallée: Im Self-Storage-Kontext<br />
hat Deutschland in der TatnochNachholbedarf.<br />
Als das Konzept vorgut 30 Jahren<br />
aus den USAnach Europa kam, hat es zunächst<br />
in Ländern wie Großbritannien,<br />
Frankreich oder Niederlanden Anklang<br />
gefunden. Im europäischen Vergleich<br />
holt Deutschland jetzt allerdings stark<br />
auf, da für die Anzahl deutscher Self-Storage-Einrichtungen<br />
ein jährliches Wachstum<br />
von 25Prozent prognostiziert wird.<br />
Wie sieht die Kapazitätsauslastung<br />
deutscher Self-Storage-Anbieter<br />
aus?<br />
Vallée: EinGroßteil der um die 100Self-<br />
Storage-Anlagen in Deutschland ist bereitsvoll<br />
ausgelastet. Bei neu errichteten<br />
Anlagen dauert es nur drei bis vier Jahre,<br />
bis 90 Prozent der Lagerfl<br />
äche vermietet<br />
sind. Daraus resultiert auchdie hohe Anzahl<br />
an neu erbauten Anlagen.<br />
Wielässt sich die ansteigende Nachfrage<br />
nach fl<br />
exiblen und ständig<br />
verfügbaren Lagerkapazitäten erklären,<br />
die beispielsweise Umzugsunternehmen<br />
und Speditionen<br />
schon seit Langem anbieten?<br />
Vallée: Zunächst einmal ist das auf die<br />
steigende Mobilität insbesondere der<br />
jungen Bevölkerung zurückzuführen, die<br />
dadurch selbst in<br />
Partnerschaften<br />
mehrere Hausstände<br />
aufb<br />
aut. Außerdem<br />
führt die voranschreitende<br />
Urbanisierung, gekoppelt<br />
mit hohen<br />
Mietpreisen in<br />
Großstädten wie<br />
München oder<br />
Hamburg, dazu,<br />
dass sich Mieter<br />
durchschnittlich Prof. Dr. Franz Vallée<br />
weniger Quadratmeter<br />
leisten können als vorher.<br />
Richtetsich Self Storage im Schwerpunkt<br />
an Privatleute, die Puffer-<br />
Flächen benötigen, oder fragen<br />
auch Unternehmen diesen Service<br />
nach?<br />
Vallée: Unternehmen machen ungefähr<br />
ein Drittel des Umsatzes von Self-Storage-Anlagen<br />
aus. Dabei handelt es sich<br />
meist um Kleinunternehmer, die kein<br />
eigenes Lager betreiben oder nur über geringe<br />
Lagerkapazitäten verfügen. Typische<br />
Kunden sind beispielsweise Unternehmen,<br />
die ihre Saisonware einlagern.<br />
Auch die Lagerung vonAkten ist ein typischer<br />
Anwendungsfall. Bei komplexen<br />
Logistikanforderungen, z.B. bei der Lagerung<br />
vonGefahrstoffen oder vonLebensmitteln,<br />
müssen allerdings andereLösungen<br />
gefunden werden.<br />
Wasmachtesfür institutionelle Anleger<br />
attraktiv, inSelf-Storage-Liegenschaften<br />
zuinvestieren?<br />
Vallée: Im Vergleich zu anderen Gewerbeimmobilien<br />
sind die Baukosten sehr<br />
gering und es können trotzdem beachtliche<br />
Mieten vonumdie 10 Europro Quadratmeter<br />
erzielt werden, in Großstädten<br />
sogar mehr.Das Modell scheint so attraktiv<br />
zu sein, dass sogar Kleinanleger in<br />
Self-Storage-Anlagen investieren.<br />
Worauf müssen Kunden achten,<br />
wenn sie sich vertraglich aneinen<br />
Self-Storage-Anbieter binden?<br />
Vallée: Bei langfristigen Verträgen mit<br />
einem Self-Storage-Anbieter sollte man<br />
auf kurze Kündigungsfristen achten. Das<br />
ist beim Self Storage aber eher die Regel<br />
als die Ausnahme. Bei langen Vertragsverhältnissen<br />
ist es dann immer eine Abwägung<br />
zwischen Kostenvorteilen und<br />
der nötigen Flexibilität. Außerdem ist es<br />
wichtig, sich im Vorhinein bezüglich des<br />
Versicherungsschutzes zuinformieren.<br />
Zweckmäßig? Repräsentativ? Ausgeklügelt.<br />
Ihr Gebäude muss gut aussehen und auf<br />
lange Sicht allen Anforderungen Ihrer Betriebsabläufe<br />
gerecht werden. Ob Energiekosten,<br />
Entwässerung oder zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten<br />
–wir planen von Anfang an die<br />
Zukunft ein. Gut, wenn jemand mitdenkt.<br />
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