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Volkskrankheiten - UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

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Medizin und Wissenschaft<br />

Sprechstunde für Säuglinge<br />

mit Schädelasymmetrien<br />

Seit 1992 wird Eltern empfohlen, ihre Babys auf dem Rücken zu lagern. Damit<br />

konnte der plötzliche Kindstod reduziert werden, drastisch gestiegen ist die Zahl<br />

lagebedingter schiefer Säuglingsköpfchen, die oft mit einer seitlichen Abflachung<br />

des Hinterkopfes (Plagiocephalus) einhergeht.<br />

„Jonne Henrik hat ein schiefes<br />

Köpfchen. Er hat sich mehrmals<br />

im Geburtskanal gedreht“, erzählt<br />

die Mutter Marieke Paulsen,<br />

die mit ihrem vier Monate alten<br />

Säugling zur Erstuntersuchung die<br />

Cranio-Sprechstunde der Klinik für<br />

Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie,<br />

Campus Kiel, besucht. Die Klinik<br />

unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Jörg<br />

Wiltfang hat einen Messplatz zur<br />

Schädelvermessung etabliert. Mit<br />

einer speziellen Fototechnik, der<br />

Fotogrammetrie, wird ein exaktes<br />

Abbild des kindlichen Kopfes<br />

erstellt. „Sein Köpfchen ist nicht<br />

extrem asymmetrisch, die Eltern<br />

sollten das Baby bis zur nächsten<br />

Kontrolluntersuchung in vier Wochen<br />

seitlich lagern“, diagnostiziert<br />

Dr. Christian Roßmann, der Leiter<br />

der Sprechstunde.<br />

Bei frühzeitiger Diagnostik und<br />

Therapie sind Schädelasymmetrien<br />

sehr gut behandelbar. Wenn<br />

tagsüber mit kontrollierter Bauch-<br />

oder Seitenlage, Krankengymnastik,<br />

Manualmedizin oder ärztlicher<br />

Osteopathie bis zum sechsten<br />

Lebensmonat kein Erfolg erzielt<br />

wird, kann eine Helmtherapie<br />

notwendig sein. Dabei wird ein<br />

Helm angepasst. Er soll helfen,<br />

dass der Kopf eine symmetrische<br />

Form einnimmt. Der Helm wird<br />

23 Stunden am Tag bis zu sechs<br />

Monate lang getragen und der<br />

Fortschritt regelmäßig kontrolliert.<br />

„Eine Schädelasymmetrie sollte<br />

auf jeden Fall behandelt werden,<br />

da sie für das Baby in dessen<br />

weiterer Entwicklung eine krankhafte<br />

Bedeutung haben kann“, rät<br />

Dr. Klaus Dörhage.<br />

Der 47-jährige niedergelassene<br />

Allgemeinmediziner und ärztliche<br />

Osteopath war es auch, der in<br />

Kooperation mit anderen niedergelassenen<br />

Ärzten und der Klinik für<br />

Zahn-, Mund-und Kieferchirurgie,<br />

Campus Kiel, 2007 eine Studie<br />

zu diesem Thema initiierte. 120<br />

Babys werden derzeit von 15 niedergelassenen<br />

Kinderärzten- und<br />

orthopäden, Manualmedizinern<br />

und ärztlichen Osteopathen aus<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> und Hamburg<br />

in Abständen von zwei Monaten<br />

ein Jahr lang untersucht. „Es wäre<br />

schön, wenn noch mehr Babys an<br />

der Studie teilnehmen würden“,<br />

wünscht sich Dr. Klaus Dörhage.<br />

Bettina Krohn<br />

Weitere Informationen:<br />

Cranio-Sprechstunde:<br />

Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie<br />

Campus Kiel<br />

Tel.: 0431 597- 27 66<br />

Mittwoch 8.00 bis 13.00 Uhr<br />

Mutter Marieke Paulsen setzt Söhnchen<br />

Jonne Henrik den Helm auf. Fotos: bk<br />

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