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09/2017

Fritz + Fränzi

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Digital & Medial<br />

Tipps für Eltern<br />

• Vorbild sein und nicht selber ständig<br />

am Smartphone kleben.<br />

• Smartphoneregeln aufstellen, zum<br />

Beispiel: Am Esstisch und nachts im<br />

Kinder-/Jugendzimmer haben die<br />

Geräte nichts verloren.<br />

• Smartphonezeiten festlegen: Sara<br />

Signer empfiehlt, dass Jugendliche<br />

allerhöchstens die Hälfte der freien Zeit<br />

ausserhalb der Schule mit Medien<br />

verbringen – und in der anderen Zeit<br />

mit Bewegung an der frischen Luft<br />

einen Ausgleich schaffen sollten.<br />

• Primarschulkinder sollten auf keinen<br />

Fall mehr als 20 Minuten pro Tag am<br />

Smartphone hängen.<br />

• Kinder beobachten: Wie nutzen sie das<br />

Smartphone und wie geht es ihnen<br />

dabei? Ist das mobile Gerät Stoppuhr<br />

beim Joggen oder Metronom beim<br />

Klavierüben? Oder geht es einfach nur<br />

um (sinnlose) Game-Apps?<br />

• So spät wie möglich ein eigenes Gerät<br />

für die Kinder anschaffen, frühestens<br />

am Ende der Primarschulzeit, besser<br />

erst ab 13, 14 Jahren.<br />

• Eingreifen, wenn das Gefühl entsteht,<br />

dass das Smartphone Aktivitäten wie<br />

Sport, das Üben eines Instruments<br />

oder Hobbys mit Freunden verdrängt.<br />

• Das Smartphone sollte nie dazu<br />

genutzt werden, ein Kind<br />

ruhigzustellen, damit man selber seine<br />

Ruhe hat.<br />

• Das Warten und das Verlieren gezielt<br />

mit Kindern trainieren – in der realen<br />

Welt.<br />

>>> fiehlt Eltern den Selbstversuch.<br />

Seiner Meinung nach sollten<br />

sie sich selbst ein paar Spiele herunterladen,<br />

sie ausprobieren und sich<br />

möglicherweise selbst dabei ertappen,<br />

wie schwer man davon loskommt.<br />

Das schadet langfristig<br />

Unabhängig von den eigenen Erfahren<br />

sollten Mütter und Väter ihre<br />

Kinder beim Umgang mit dem<br />

Smartphone genau beobachten, rät<br />

Lehrer und Autor Philippe Wampfler.<br />

Eltern sollten sich fragen: Was<br />

passiert da, wie reagiert das Kind,<br />

wenn es am Gerät sitzt? Und wenn<br />

sie das Gefühl haben, dass die Kinder<br />

auch eine halbe oder ganze Stunde<br />

nach der Smartphonezeit noch<br />

gereizt sind (weil sie zurück in die<br />

virtuelle Welt möchten), sollten<br />

Die Frustrationstoleranz muss<br />

genauso trainiert werden<br />

wie die Sprungkraft, um Hürden<br />

überwinden zu können.<br />

Mütter und Väter das Gespräch<br />

suchen und den Kindern erklären:<br />

«Das schadet euch langfristig!» Die<br />

intensive Nutzung falle häufig mit<br />

der Pubertät zusammen, deshalb sei<br />

in vielen Fällen schwer zu sagen, ob<br />

Entwicklungen und Verhaltensmuster<br />

hormonell beeinflusst oder dem<br />

Smartphone zuzuschreiben seien.<br />

Wampfler glaubt: «Das Smartphone<br />

kann etwas verstärken, das es<br />

ohnehin schon gibt, aber reiner Auslöser<br />

ist es wahrscheinlich selten.»<br />

Mit Verweis auf eine Studie von Jon<br />

D. Elhai aus dem vergangenen Jahr<br />

erklärt Wampfler: «Ich gehe davon<br />

aus, dass eine tiefe Frustrationstoleranz<br />

zu einer intensiveren Smartphonenutzung<br />

führt, sie umgekehrt<br />

aber davon auch verstärkt wird.»<br />

Zudem könne intensive Smartphonenutzung<br />

eine Reihe psychischer<br />

Probleme verstärken.<br />

Klare Regeln einführen<br />

Kindern die mobilen Geräte deshalb<br />

komplett vorzuenthalten, hält<br />

Wampfler jedoch für realitätsfern.<br />

Er fordert allerdings klare Regeln:<br />

«Die Smartphonenutzung muss<br />

geübt und dosiert eingesetzt werden.»<br />

Bütikofer findet es in diesem<br />

Zusammenhang wichtig, dass «die<br />

Absprachen auf Vertrauen basie-<br />

ren». Einfach nur den Stecker zu<br />

ziehen, also das WLAN zu blockieren,<br />

hält er für eine Bankrotterklärung.<br />

«Sprechen Sie mit Ihren Töchtern<br />

und Söhnen von klein auf über<br />

die Gefahren und das Suchtpotenzial<br />

– und darüber, wie wichtig eine<br />

hohe Frustrationstoleranz ist.» Letztere<br />

müsse genauso trainiert werden<br />

wie die Sprungkraft. Nur wer übe,<br />

könne die Fähigkeit entwickeln,<br />

Hürden zu überwinden. Und diese<br />

Hürden wüchsen im Laufe des<br />

Lebens.<br />

Die Frustrationstoleranz sinkt<br />

Genau diese Hürden werden es sein,<br />

die Mädchen und Jungen dazu zwingen,<br />

Frust, Enttäuschungen und<br />

Rückschläge auszuhalten – in der<br />

Schule, im Arbeitsleben, in Beziehungen.<br />

Deshalb glaubt Sara Signer<br />

auch nicht, dass eine dem Smartphone<br />

geschuldete niedrigere Frustrationstoleranz<br />

für ganze Generationen<br />

in der Katastrophe endet. Die<br />

Gesellschaft werde die Jugendlichen<br />

dazu zwingen, sich zu integrieren,<br />

glaubt Signer. Nur könnte das für<br />

viele ein schmerzhafter und anstrengender<br />

Prozess sein. Und daran sei<br />

das Smartphone nicht unschuldig.<br />

Einige Hirnforscher sind der<br />

Überzeugung, dass Teile unseres<br />

78 September <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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