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heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Sein Wappen ist bisher nicht bekannt. Doch kamen diese<br />

Adelskennzeichen um 1150 in Mode, da ja das Gesicht durch<br />

den Helm verdeckt und unkenntlich war. Weil dann im 13.<br />

Jahrhundert die Herren von Lichtenstein, Holnstein, Melchingen,<br />

Gomaringen, Benzingen, Kiferli von Gammertingen<br />

(diese seit 1292 bekannt) das gleiche Wappen führten,<br />

nämlich in blauem Schildfeld einen weißen Schwanenflügel<br />

(einige auch einen Doppelflügel oder »Flug«), dürfen alle als<br />

Mitglieder eines einzigen Geschlechts angesehen werden.<br />

Doch stammten die »Melchinger« aus Wurmlingen b. Rottenburg<br />

8 . Ob auch Landolf von Nufiron schon zu obiger<br />

Gruppe gehörte, läßt sich wohl niemals absolut nachweisen.<br />

Sein »von« zeigte damals nur den Wohnort, noch nicht einen<br />

Familiennamen an. Etwa von 1240 an scheint es anders<br />

geworden zu sein: Das »von« zeigte den Namen, nicht mehr<br />

den Wohnsitz an. Vier Brüder: Gero, Gebhard, Swiger (oder<br />

Sweniger) und Ludwig von Lichtenstein sind 1243 nachzuweisen<br />

12 . Vermutlicher Gründer oder Namengeber des<br />

(alten) Lichtensteins ob Hönau ist Ludwig v. L., der laut<br />

OA-Beschreibung Reutlingen im Jahre 1263 in dortiger<br />

Gegend Lehen des Klosters Weißenau (b. Ravensburg) vom<br />

vorausgehenden Leheninhaber, dem Ritter Walther von Pfullingen,<br />

erhielt.<br />

Ein Lutz (Ludwig) von Lichtenstein, bisher in Boll am Zoller<br />

begütert 13 , erwarb im Jahre 1350 (Neckar-)Hausen bei Sulz<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Zur Deutung von Familien- und Übernamen<br />

Bei sehr vielen alten Familiennamen, die bis ins 13. Jahrhundert<br />

zurückreichen können, lassen sich die maßgeblichen<br />

Umstände nicht rekonstruieren oder auch nur vermuten,<br />

welche zur Bildung der Namen führten. Vorher waren<br />

praktisch nur Ruf- oder Vornamen üblich. Ums Jahr 1500<br />

waren manche Namen noch nicht fest und konnten wechseln.<br />

Verhältnismäßig einfach ist die Deutung von berufs- und<br />

Herkunftsnamen (Beck, Schneider = Sutor = Sauter =<br />

Schuster, Schmied, Maier als Bauer etc. Melchinger, Salmendinger,<br />

Kaibacher, Hirlinger, Straubinger etc.) oder alte Vorbzw.<br />

Taufnamen (Rudolf, Buck = Burkart, Walter, Heinrich<br />

und Heinzelmann, Konrad u. Konzelmann, Dietrich mit<br />

Dietz (Diet = Volk!), Dietmann, Dieter). Ganz schwierig ist<br />

oft eine Erklärung der vielen Spott- und Ubernamen, deren<br />

Veranlassung nicht mehr bekannt ist. Oft war Anlaß eine<br />

zufällige komisch klingende Äußerung oder Redensart bzw.<br />

ein Schimpfwort, die zum Beinamen führten. Einer der<br />

»schnell« sagte, statt des schwäbischen »schneall«, hieß von<br />

da an samt seinen Nachkommen »der Schnell«. Ein anderer<br />

sagte »Boodel« (o wie in schwäbisch Draht) statt »Budel« zur<br />

Kindermilchflasche: und seine Familie erhielt diesen Namen.<br />

Darum bleibt es töricht, sich über solche Zunamen aus der<br />

Vergangenheit oder Neuzeit zu ärgern. Die Einwohner bzw.<br />

Familien von Jungingen im Killertal haben, wie man weiß,<br />

fast alle solche Beinamen, teils bekannter, teils unbekannter<br />

Herkunft. Aber sie sind klug genug zu wissen: je mehr man<br />

sich über solche »aufgetriebenen« Benennungen aufregen<br />

würde, umso langlebiger und zäher würden sie bleiben. Es<br />

wird erzählt: Ein Einwohner habe sich gerühmt, er sei der<br />

»Oa(n)zig« d. h. Einzige, der noch keinen Beinamen habe,<br />

und prompt wurde er »der Oa(n)zig« geheißen. Auch Beispiele<br />

aus neuer Zeit liegen vor: In Ringingen brachte ein vom<br />

Militärdienst heimkehrender Sebastian Daigger um 1860 statt<br />

des allgemein üblichen Mutzen (kurze Joppe) die Bezeichnung<br />

»Kittel« ins Dorf und seiner Familie ist bis heute dieser<br />

Zuname als Hausbezeichnung geblieben, während die<br />

Mutzen längst vergessen sind. Der Witwer Dominikus<br />

28<br />

und übertrug seinen Namen Lichtenstein dorthin 14 . Sein<br />

Zweig überlebte alle übrigen. Als letzter seines Geschlechts<br />

fiel der Fähnrich Anton von Lichtenstein im Kampf für<br />

Kaiser und Reich im Jahre 1688 in Ungarn.<br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Zingeler-Buck, Zollerische Schlösser, Burgen und Burgruinen in<br />

Schwaben (zugleich Jahresgabe des Hohenzollerischen<br />

<strong>Geschichtsverein</strong>s), Verlag F. Eberhard, Berlin 1905, 144 Seiten.<br />

2<br />

Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds, hrsg. von König<br />

u. Müller, Stuttgart 1941.<br />

3<br />

Hohenz. Heimat 1981, 23.<br />

4<br />

Mitt. Hohenz. 26, 1892, 9-24.<br />

5<br />

Mitt. Hohenz. 31, 1897, 137.<br />

6<br />

Zoller<strong>heimat</strong> 1937, 81 f., und Hohenz. Heimat 1962, 30.<br />

7<br />

Protokolle im Staatsarchiv Sigmaringen.<br />

8<br />

Mitt. Hohenz. 18 (1899), 2ff.<br />

9<br />

Hohenz. Heimat 1972, 7, irrig 135.<br />

10<br />

Ebd., 1965, 26, und H. M. Schwarzmaier, Königtum, Adel und<br />

Klöster zwischen Iiier und Lech, Augsburg 1961: Exkurs Ronsberg,<br />

S. 173 f.<br />

11<br />

Stammburg Lichtenstein bei Neufra: Hohenz. Heimat 1973, 36.<br />

12<br />

Ebd. und OA-Beschr. Reutlingen II, 191, Jansch, Bernloch-<br />

Honau, an Ludwig von Lichtenstein.<br />

13<br />

Urkunde des Klosters Stetten-Hechingen: Nr. 93: Hohenz. Jah-<br />

resheft 1955 Anhang.<br />

14 Mitt. Hohenz. 31, 1897, 130-136.<br />

Emele, dessen Vorfahr Johann E. als Schmied um 1690 aus<br />

Salmendingen herüberkam, heiratete im Ringingen im Jahre<br />

1770 eine Magdalena Dietz, Tochter des Killian D. (im Haus<br />

4 an Hälschloch), und des letzteren Taufname klingt heute<br />

noch bei den Nachkommen nach: eine ganz natürliche Sache,<br />

die keinen Verdruß bereiten kann. Ähnlich saß ebendort in<br />

Haus 98 im Gäßle um 1658 ein Kaspar Kipf und 1679 ein<br />

Andreas Rhein, dessen Witwe Walburga 1686 den Bräutigam<br />

Kaspar Hipp aus Salmendingen herüberholte, bei dessen<br />

Nachkommen und Garten der Hausname Kipf bis heute<br />

hängen blieb. Den Beinamen Schweizer tragen einige Ringinger<br />

Familien als Abkömmlinge des Franz Xaver Dieter des<br />

Matthä, der vom Ausland zurück im Jahr 1789 die Braut<br />

Anna Maria Voglin aus dem schweizerischen Landschlacht<br />

ehelichte und dann in zweiter Ehe eine Apollonia Dietz des<br />

hiesigen Veit, während der Voglin Kinder früh starben.<br />

Viele Namen wie Kaiser, König, Herzog, Fürst, Teufel,<br />

Engel, Ritter, Graf, ja sogar Herrgott etc. reichen auf ehemalige<br />

Rollenträger bei Mysterien- und Volksspielen früherer<br />

Zeit zurück. Noch anfangs unseres Jahrhunderts zog ein<br />

Familienglied der Beck, die in Ringingen schon 1579 saßen,<br />

von hier mit dem Beinamen »Pater« nach Hechingen und um<br />

1920 der letzte Beck namens Karl mit dem Beinamen »Prinz«<br />

(den ich selbst noch Theater spielen sah) nach Weißweil<br />

(Waldshut), wo er 1960 starb. Ähnliche Bildungen dürften<br />

überall vorgekommen sein, die uns Heutigen »spanisch«<br />

vorkommen und rätselhaft erscheinen.<br />

Die Ahlinger, in Ringingen seit 1817 von Bittelschieß, haben<br />

den Namen nach einem der beiden Alling (Bayern) oder<br />

Ailingen b. Friedrichshafen. Die Bitzer gehen auf das Dorf<br />

Bitz zurück. Bei Ringingen gibt es eine Flur Bitze am<br />

östlichen Ortsausgang »bi zune« = beim (Dorf)Zaun. Die<br />

Deuringer hängen wohl mit (Ober-)Teuringen b. Friedrichshafen<br />

zusammen, das 746 Türinga hieß, verwandt mit den<br />

Türingern. Die Dieringer dagegen weisen irgendwie auf die

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