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heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Den Chorfrauen gelang es nie, Gerichts- oder Herrschaftsrechte<br />

zu erwerben. Das Stift selbst wie auch seine Besitzungen<br />

waren dem jeweiligen Ortsherren bzw. dem Landesherren<br />

unterworfen. Inzigkofen zählte bis zur Aufhebung zu<br />

den landsässigen Stiften, die in engster Abhängigkeit vom<br />

Landesherren lebten.<br />

Die Ausstattung<br />

Die Erstausstattung der Klause war wahrscheinlich sehr<br />

bescheiden. In den ersten Jahrzehnten gelang es den Frauen<br />

jedoch, durch Kauf und Schenkungen Liegenschaften und<br />

Einkünfte zu erhalten. Da der größte Teil der Liegenschaften<br />

durch Schenkungen oder im Rahmen der Mitgift der neueintretenden<br />

Frauen hereinkam, hatte die Klause und dann das<br />

Stift kaum Einfluß auf die regionale Verteilung. Die Urbare<br />

von 1466 und 1469 nennen Höfe in 15 Orten als Stiftsbesitz,<br />

hinzu kommen Weingärten in Sipplingen und Zehnten in<br />

Inzigkofen. Bemerkenswert ist die regionale Verteilung der<br />

Höfe. Abgesehen von dem Besitz in Egelfingen und Sipplingen<br />

liegt er in einer sich von Menningen, Ablach und<br />

Krauchenwies nach Nordosten ziehenden bis nach Daugendorf<br />

und Unlingen reichenden Zone. Emerkingen lag am<br />

weitesten ab und ist dann auch verkauft worden. Der Schwerpunkt<br />

der Höfe lag zwischen Blochingen-Günzkofen-Wangen<br />

und Krauchenwies, d. h. in der Göge.<br />

In den folgenden Jahrhunderten änderte sich dieser Schwerpunkt<br />

nicht, auch nicht, als 1595 Graf Karl II. von Hohenzollern-Sigmaringen<br />

das Kloster Hedingen auflöste und den<br />

Besitz an Inzigkofen überwies.<br />

Neben den Einkünften aus den Höfen stützten sich die<br />

Chorfrauen vor allem auf Einkünfte aus Kapitalien. Durch<br />

Jahrtagschenkungen, die Aussteuer der Chorfrauen und<br />

HUBERT STEKELER<br />

Spenden von Gläubigen kamen im Lauf der Jahrhunderte<br />

beträchtliche Summen zusammen, die vor allem an die umliegenden<br />

Adelshäuser gegen Zins verliehen wurden.<br />

Die Verwaltung<br />

Die Vertretung der Chorfrauen in rechtlichen und gerichtlichen<br />

Angelegenheiten erfolgte durch den Schutzvogt. Die<br />

innere Verwaltung wurde von den Chorfrauen und Laienschwestern<br />

selbst vorgenommen. Die Pröpstin, die Priorin,<br />

die Schaffnerin und eine weitere Schwester stellten das oberste<br />

Gremium, die Ratsschwestern, dar, die kleinere Dinge<br />

allein entscheiden konnten. Alles andere mußte vom gesamten<br />

Konvent beraten und entschieden werden.<br />

Die Chorfrauen waren in den Verwaltungsdingen vielfach<br />

überfordert. Daher war das Stift immer auf außenstehende<br />

Kleriker oder Laien angewiesen, die sich im kirchlichen oder<br />

weltlichen Recht auskannten. Oft hing es auch von der<br />

Einstellung des Beichtvaters ab, was in die Wege geleitet<br />

wurde. So ist es eindeutig dem Einfluß des Beichtvaters<br />

zuzuschreiben, das 1505 die Meister Hans und Jakob aus<br />

Veringen einen neuen Hochaltar herstellten.<br />

Für die Chorfrauen waren Recht und Verwaltung jedoch<br />

immer nur ein Hilfsmittel, um Zustände herzustellen, die ein<br />

gottesfürchtiges Leben ermöglichten. Die Chorfrauen verließen<br />

nie den Weg der Gottesfürchtigkeit und ließen sich nie<br />

hinreißen, ihren materiellen Wohlstand zu mißbrauchen.<br />

Bezeichnend für diese Einstellung ist ein Zitat aus der Chronik.<br />

Als die Chorfrauen nach dem 30jährigen Krieg Kirchensilber<br />

verkaufen mußten, stellt die Chronistin fest: »... dan<br />

wür nach Rath der Geistlichen lieber ein rechte Ordnung in<br />

dem Closter als ein Silber auf dem Altar haben wollen«.<br />

Der gewaltsame Tod des Thalheimer Jägers Hans Jacob Legerlurz<br />

Im Hohenzollerisch-Sigmaringischen Dorfe Thalheim sorgte<br />

im Sommer 1686 ein im Nachbarorte Buchheim geschehener<br />

Totschlag wohl für viel Aufregung und Gesprächsstoff. Am<br />

Sonntag, den 22. Juni 1686 fand im Gründelbuch, einem dem<br />

Kloster Salem gehörigen Hof in der Herrschaft Enzberg,<br />

heute der Schäferhof (Gmde. Buchheim) genannt, ein Tanzund<br />

Schießfest statt. Dieses Fest schien auf die Bewohner der<br />

umliegenden Ortschaften eine große Anziehungskraft auszuüben.<br />

Allein von Thalheim waren mindestens 8 Männer<br />

und Burschen auf dem Fest anzutreffen. Einmal der Thalheimer<br />

Jäger Hans Jacob Legerlurz, dann die ca. 40jährigen<br />

Niclas Stöckle, Matheis Koch und Jacob Häse, sowie Adam<br />

Boos und sein 16jähriger Sohn Michel samt seinem gleichalterigen<br />

Kameraden Georg Fischer. Mit dabei war auch Johannes<br />

Schüele von Worndorf, der Knecht von Adam Boos. Am<br />

Abend dieses denkwürdigen Tages geschah es nun, daß der<br />

Thalheimer Jäger Hans Jacob Legerlurz auf dem Heimweg<br />

vom Gründelbuch durch seine Begleiter unter unglücklichen<br />

Umständen zu Tode kam.<br />

Was war geschehen? Aus den über 60seitigen Verhörprotokollen<br />

des Sigmaringer Jägermeisters und seines Sekretärs läßt<br />

sich folgender Vorgang rekonstruieren. Die genannten Thalheimer<br />

scheinen gemeinsam nach dem Mittagessen nach<br />

Gründelbuch marschiert zu sein. Dort sind sie gegen 13.00<br />

Uhr angekommen. Das Fest war schon voll im Gange, es<br />

wurde bereits getanzt und auf die Scheiben geschossen. Auch<br />

die Thalheimer stürzten sich nun ins Festvergnügen. Sie<br />

tranken Bier, tanzten und schössen auf die Scheiben. Im<br />

36<br />

Laufe des Nachmittags scheint nun dem Jäger Legerlurz das<br />

Bier zu Kopfe gestiegen zu sein, denn er fing allerorten<br />

Händel an. Zunächst geriet er mit dem Jäger von Langenstein<br />

wegen des Waidwerks in Streit. Sie beschimpften einander<br />

»Reißjäger«, was wohl soviel wie Wilderer bedeutet. Danach<br />

kam es zu einer größeren Auseinandersetzung mit dem<br />

Liptinger Jäger Hans Pfeter, der den Thalheimer im Laufe des<br />

Streits zum Duell forderte. Darauf wollte sich Legerlurz aber<br />

scheinbar doch nicht einlassen. Stattdessen beschimpfte er die<br />

Worndorfer Buben, die ihm jedoch nur gut zuredeten, er<br />

solle die Ruhe bewahren, und sich ihm weiter nicht annahmen.<br />

Gegen Abend legte er sich dann auch noch mit den<br />

anwesenden Bauersleuten an.<br />

Als die Thalheimer Gruppe nun am späten Abend aufbrechen<br />

wollte, vermißte Hans Jacob Legerlurz seinen Jägerhut, den<br />

er zuvor unter seinem Rock versteckt hatte, um den Abwehrmaßnahmen<br />

seiner Mitstreiter zu begegnen. Diese eigene<br />

Vorsichtsmaßnahme war dem Jäger in seinem jetzt recht<br />

trunkenen Zustand nicht mehr bewußt. Er fürchtete ob dieser<br />

vermeintlichen Schande um seinen Dienst und beschuldigte<br />

den Wirt, er habe ihm seinen Hut gestohlen, was dieser<br />

natürlich verneinte. Legerlurz schwor nun lautstark, daß ihn<br />

das Wetter und der Donner auf der Stelle erschlagen möge,<br />

und er allen Sakramenten verlustig sein möge, wenn er den<br />

Wirt treffe und ihn dann nicht für diesen Diebstahl erschießen<br />

werde. Unter Ausstoßen von weiteren Drohungen und Flüchen<br />

scheint er nun gegen Buchheim gerannt zu sein, da er<br />

bemerkte, daß die anderen Thalheimer dem Gezetere leidig

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