ReiterRevue-10-2017

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UNSERE EXPERTEN FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT Dr. Kathrin Irgang Die Tierärztin hat sich auf Fütterungsberatung spezialisiert und ist Co- Autorin des Buches „Pferdefütterung nach Maß“, das im Cadmos-Verlag erschienen ist. Dr. Hans-Peter Karp Der Geschäftsführer des Futtermittelherstellers Derby hat den Ratgeber „Gesunde Pferdefütterung“ veröffentlicht. Rob Krabbenborg Der Produktmanager ist für den Futtermittelhersteller Pavo im Einsatz. Seit 1968 gibt es die Marke, die sich auf Pferdefutter spezialisiert hat. Fütterung der Zukunft Die Schwäche der Stärke TEXT: ULRIKE BLETZER FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT Dr. Heike Maroske Die Ernährungsberaterin für Pferdefütterung hält Vorträge und gibt Seminare zum Thema. Sie hat an der Entwicklung von Ergänzungs- und Mineralfuttermitteln mitgewirkt. Dr. Anne Mößeler Die unabhängige Ernährungsberaterin hat 15 Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Spezialistin für Pferdefütterung am Institut für Tierernährung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover gearbeitet. FOTO: FOTOLIA FOTO: PRIVAT Prof. Dr. Jürgen Zentek Der Ernährungs- Spezialist für Tiere ist Leiter des Instituts für Tierernährung an der Freien Universität Berlin. 50 REITER REVUE INTERNATIONAL 10/2017
THEMA DES MONATS Low Carb ist nicht nur in der menschlichen Ernährung auf dem Vormarsch. Stärkefrei heißt getreidefrei. Das gilt auch für die Pferdefütterung. Tickt in Hafer und anderen Getreidesorten etwa eine Zeitbombe? Alles über den aktuellen Stand der Kraftfutterforschung. GETREIDEFREI FOTO: FOTOLIA Getreide wird in fünf bis zehn Jahren eine viel kleinere Rolle in der Pferdefütterung spielen als heute. Davon bin ich überzeugt“, sagt Rob Krabbenborg, Produktmanager beim Futtermittelhersteller Pavo. Eine krasse Aussage, die darauf schließen lässt, dass sich derzeit einiges in der Pferdefutter-Forschung tut. Der Grund für diese Prognose: Getreide enthält je nach Sorte bis zu 60 Prozent Stärke. Und die ist grundsätzlich zwar wertvoll, weil sie das Pferd mit lebensnotwendiger Energie beliefert und als Treibstoff die Muskeln in Schwung bringt. Der Haken an der Sache ist nur: Der Stoffwechsel des Pferdes ist von Natur aus nicht darauf ausgerichtet, hohe Mengen stärkereicher Futtermittel zu verwerten. Das ist nicht neu, doch wird es in der Futterherstellung immer mehr berücksichtigt. Wohin also geht die Reise in der Entwicklung? Zum Hintergrund: Anders als bei vielen anderen Tierarten produziert die Bauchspeicheldrüse des Pferdes nur wenig Amylase – jenes Verdauungsenzym, das es braucht, um im Dünndarm Stärke und andere Kohlenhydrate aufzuspalten. Die Folge: Stärke, die der Dünndarm nicht abbaut, wandert weiter in den Dickdarm. Dort kurbelt sie oft genug die Vermehrung von Milchsäurebakterien und anderen stärkefermentierenden Bakterien an. Der ph-Wert im Darm sinkt, es kommt zu einer Übersäuerung und zum massenhaften Absterben von Zellulose verdauenden Bakterien – ein Prozess, bei dem wiederum Toxine freigesetzt werden, die beispielsweise Hufrehe oder Koliken auslösen können. Und nicht nur das: Bereits im Magen droht Stärke mit besagter Eigenschaft, die Milchsäureproduktion anzukurbeln, zur Gefahr zu werden. Denn überschüssige Säure greift die Magenschleimhaut an, womit sie Magengeschwüren Vorschub leistet. „Neueren Studien zufolge haben 50 Prozent aller Sportpferde kleinere oder größere Magengeschwüre. Das ist viel mehr, als man bisher angenommen hat“, schildert Rob Krabbenborg das Ausmaß des Problems, zu dem sicherlich nicht nur, aber eben auch zu stärkereiches Kraftfutter beiträgt. Wie vorbeugen? Um Magenschleimhautschäden und Fermentationsstörungen im Dickdarm zu vermeiden, so die Faustregel, sollte die Stärkemenge maximal ein Gramm pro Kilogramm Pferde-Körpergewicht und Mahlzeit betragen. Obst und Gemüse im Trog Womit eines der wichtigsten Themen der aktuellen Pferdefütterungs-Forschung umrissen wäre. „Ein Schwerpunkt liegt auf der Stärkeverdaulichkeit, der Geschwindigkeit der Glukosefreisetzung und auf der Frage, wie es sich vermeiden lässt, dass Pferde über das Kraftfutter zu viele schnell verfügbare Kohlenhydrate aufnehmen“, sagt Professor Jürgen Zentek, Leiter des Instituts für Tierernährung an der Freien Universität Berlin. Auch die Futtermittelhersteller setzen sich mit dieser Problematik auseinander, nahezu alle Firmen bieten mittlerweile getreidefreie Mischfutter und Müslis an. Woraus diese Produkte bestehen? Zu den gängigen Komponenten zählen zerkleinertes Heu, Luzerne und Grünmehl, aber auch Obst- und Gemüsezusätze wie Karotten-, Rote-Beeteund Rübenschnitzel. Sonnenblumenkerne, Leinund andere Ölsamen, Schwarzkümmel, Johannisbrot, Apfeltrester und Bierhefe findet man ebenfalls häufig darin, um nur einige Beispiele aus … > REITER REVUE INTERNATIONAL 10/2017 51
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