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SPORT<br />
90,614%<br />
Sönke<br />
Rothenberger, 22,<br />
war zum zweiten<br />
Mal bei einem<br />
Championat der<br />
Senioren dabei und<br />
gewann mit Cosmo<br />
Mannschafts-Gold<br />
und Einzel- sowie<br />
Kür-Silber. „In der<br />
Weltspitze angekommen“,<br />
kommentierte<br />
Bundestrainerin<br />
Monica<br />
Theodorescu.<br />
Valegros Erben<br />
Valegro ist Vergangenheit, Weihegold die Gegenwart<br />
und Cosmo ist die Zukunft. „Ich möchte gegen<br />
die Besten der Welt reiten“, sagte Isabell Werth auf<br />
die Frage, ob sie froh sei, dass Charlotte Dujardin im<br />
vergangenen Jahr ihr Top-Pferd aus dem Sport verabschiedet<br />
hat. Sie scheut keine Konkurrenz. Warum<br />
auch? Isabell Werth ist Prüfungsreiterin par excellence.<br />
Ihr neuer Herausforderer aus dem eigenen<br />
Land, Sönke Rothenberger, meinte, man habe ihm<br />
einmal gesagt, Dressurreiten sei wie Tellerjonglieren<br />
im Zirkus. Alle Lektionen müssten auf gleichhohem<br />
Niveau geritten werden. „Isabell Werth kann das<br />
toll, bei mir schleichen sich noch immer Fehler ein“,<br />
sagte er – und ritt tags darauf prompt die beste<br />
Prüfung seiner bisherigen Karriere. Die Kür.<br />
Wenn Pferd und Reiter mit der Musik spielen, die<br />
Lektionen auf jeden Ton abstimmen und dabei Ausdruck<br />
in jede Bewegung bringen, hat dies etwas<br />
von Tanzen. Als vorletzter Starter in der Kür brachte<br />
Sönke Rothenberger dieses Zusammenspiel mit seinem<br />
zehnjährigen KWPN-Wallach Cosmo auf den<br />
Punkt. Zu einem eigens von Cees Slings zusammengestellten<br />
Stück, angelehnt an die Musik aus dem<br />
Film „Stirb langsam“, das nicht wie manch andere<br />
Kür aus aneinandergereihten, abgehackten Sequenzen<br />
passend zu jeder Gangart bestand, sondern eine<br />
Gesamtkomposition bildete. Nur eine kleine Störung<br />
am Ende der Galoppverstärkung, ansonsten<br />
jonglierte Sönke Rothenberger alle Teller so gekonnt<br />
oben, dass das Publikum Gänsehaut bekam und<br />
schon seine Schlusslinie mit Standing Ovations begleitete.<br />
90,614 Prozent. Tags zuvor hatte der<br />
22-Jährige bereits Silber im Special gewonnen. Sollte<br />
es nun Gold werden? Mit 90 Prozent hatte es bis<br />
dato noch immer zum Titel gereicht.<br />
Doch Isabell Werth und die zwölfjährige Weihegold<br />
OLD – tags zuvor verdiente Sieger im Special<br />
– kämpften. Ein Kampf, der nicht wie beim Boxen<br />
mit Fäusten oder beim Marathon mit Selbstüberwindung<br />
ausgetragen wurde, sondern mit Präzision.<br />
„Das war die beste Prüfung ihrer bisherigen Karriere“,<br />
sagte Isabell Werth im Anschluss über ihr Pferd,<br />
das vor allem Piaffe und Passage an jeder Stelle des<br />
Vierecks taktrein, kadenziert und dabei so unaufgeregt<br />
darbot, dass es einfach nur locker-leicht aussah.<br />
Ihre 90,982 Prozent hatten Goldstatus. Und obwohl<br />
es weiß Gott nicht die erste EM-Medaille war, flossen<br />
bei Isabell Werth die Tränen in der Siegerehrung.<br />
Sönke Rothenberger lachte glücklich und<br />
meinte, seine Silbermedaille hätte eindeutig einen<br />
Goldrand. Die Revanche wird kommen. Und<br />
bleibt spannender denn je. Auch ohne Valegro.<br />
><br />
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REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>10</strong>/<strong>2017</strong> 35