Kaiserlich Erleben, Ausgabe 1/2017

24 GENUSS
Michael Merkle, Vorsitzender des Breisacher Imkervereins, im Gespräch
Wie ein großes Aufatmen
Bienen machen viel Arbeit – aber sein Hobby möchte Michael Merkle dennoch niemals missen.
Denn nirgendwo kann der 58-Jährige so gut Abstand gewinnen und zur Ruhe kommen wie bei seinen
Bienenvölkern in den Rheinauen bei Breisach. Seit Sommer 2015 ist der engagierte Hobbyimker
Erster Vorsitzender des Imkervereins Breisach.
Herr Merkle, die Winterpause
der Bienen am Kaiserstuhl ist
beendet – wie geht das vor sich?
Gibt es eine Art Startsignal und
alle fliegen auf einmal los?
Das Startsignal gibt die Natur.
Wenn die Temperaturen steigen
und die ersten Pollen fliegen, dann
hat die Biene den Drang Nahrung
zu holen und wird aktiv. Die Traube
um die Königin herum geht auf,
die ersten Bienen fliegen raus und
gucken, ob es schon Nahrung gibt.
Falls ja, zeigen sie das bei ihrer
Rückkehr mit dem Bienentanz:
Sie stellen sich auf die Vorderfüße
und signalisieren mit ihrem
Hinterteil „Da gibt es Nahrung“.
Dann fliegen 100 Bienen in genau
diese Richtung und wollen
die Nahrung sammeln und nach
Hause bringen.
Wann starten Sie mit Ihrer Arbeit
als Imker?
Die beginnt schon vorher, noch im
Winter. Da muss ich kontrollieren,
ob der Futtervorrat – die Bienen
werden für den Winter mit Zuckerwasser
gefüttert – noch ausreicht,
und eventuell nachfüttern. Ganz
vorsichtig, ohne dass die Traube
aus Arbeiterbienen auseinandergeht.
Denn wenn das passiert und
die Bienen bei kalter Witterung
hinausfliegen, dann sterben sie.
Außerdem muss ich sie gegen die
Varroa-Milbe behandeln.
Und wann können Sie mit der
Ernte beginnen?
Sobald die Waben mit Honig gefüllt
und verdeckelt sind, kann ich
ernten und den Honig schleudern.
Das geht so bis in den Juli; ab Ende
Juli kann ich damit beginnen, die
Bienenvölker schon wieder auf
den Winter vorbereiten, denn im
August gibt es hier in Süddeutschland
nicht mehr ausreichend Blüten.
Dann muss ich schauen: Ist
ein Bienenvolk stark genug, um
durch den kalten Winter zu kommen?
Falls nicht, kann ich ein
Volk mit einem anderen vereinen,
um zum Beispiel aus zwei kleinen
Völkern ein starkes zu machen. So
sichere ich das Überleben.
Welche Bedingungen finden die
Bienen hier vor? Auf der Website
des Imkervereins Breisach steht
„Bee happy!“ – sind sie happy?
Ja natürlich! Die klimatischen Bedingungen,
die milden Winter und
das früh einsetzende Frühjahr,
sind sehr gut für Bienen. Deswegen
sind nicht nur wir mit unseren Völkern
hier ansässig, sondern viele
Imker kommen von außerhalb, um
ihre Bienen bei uns überwintern
zu lassen. Es gibt in Deutschland
zum Beispiel einen Großimker mit
um die 6.000 Bienenvölkern, der
lässt 200 bis 300 davon auf der
Gemarkung Breisach überwintern.
Die zunehmende Bienendichte ist
allerdings ein Problem, denn da-
Kaiserlich erleben · 01/2017