2017 Sommer / LEBENSHILFE FREISING / TAUSENDFÜSSLER-MAGAZIN

GESCHWISTERNETZ – EIN NETZ
FÜR ERWACHSENE GESCHWISTER
Menschen mit einem Bruder oder einer Schwester mit
Behinderung oder chronischer Krankheit haben häufig
einen Wunsch: Ich will darüber reden, ohne viel erklären
zu müssen. Deshalb rief die Bundesvereinigung Lebenshilfe
Anfang 2016 das GeschwisterNetz ins Leben. Es ist
ein soziales Netzwerk, das erwachsene Geschwister verbinden,
unterstützen und stärken soll. Über 300 Nutzer
haben sich seit der Gründung schon registriert. Die Themen
im GeschwisterNetz sind vielfältig: Es geht sowohl
um rechtliche Fragen zum Behindertentestament und zu
dem Betreuungsrecht als auch um emotionale Themen:
• Meine Eltern sind mit der Versorgung meines Geschwisters
überfordert. Wo gibt es Beratung?
• Wo bekomme ich eine Übersicht über Freizeitangebote
für Menschen mit Behinderung?
• Mein Geschwister würde gerne in den Urlaub fahren.
Wo finden wir Angebote für Reisen und Freizeiten?
• Wo kann mein Geschwister arbeiten? Was für Alternativen
zur Werkstatt gibt es?
• Wie und wo kann mein Geschwister leben, wenn unsere
Eltern sich nicht mehr kümmern können?
• Auf welche Vergünstigungen im öffentlichen Nahund
Fernverkehr hat mein Geschwister ein Recht?
• Wo bekomme ich Informationen zu geeigneten
Ärzten und Kliniken für mein Geschwister?
• Auf welche Unterstützungsleistungen hat mein Geschwister
ein Recht?
• Ich will die Betreuung meines Geschwisters übernehmen.
Wer kann mich beraten?
• Wie können unsere Eltern auch nach ihrem Tod finanziell
für meinen Bruder/ meine Schwester sorgen?
• Ich bin der Betreuer meines Geschwisters. Gibt es
Probleme, wenn wir unsere Eltern beerben?
Die Besonderheiten des Lebenshilfe-GeschwisterNetzes
überzeugte die Jury des Förderpreises FamilienBande:
„Das Projekt „GeschwisterNetz“ wurde unter Einbeziehung
von Geschwistern entwickelt – das merkt man
an der Funktionalität und an der unmittelbaren Hilfe,
die sich durch die Nutzung ergibt. Diese Online-Plattform
ist ein sehr persönliches Netzwerk. Schnell wird
hier das Geben und Nehmen sichtbar, eine Win-Win-
Situation, was alle funktionierenden Netzwerke auszeichnet.“
Der Jury gefiehl besonders die Einfachheit
der Vernetzung und deren große Reichweite, der breite
Raum für weitere Themen, die von den Teilnehmern
selbst gesteuert werden. „Das ist basisdemokratisch
bei größtmöglicher Partizipation der Betroffenen.“
>> Internet: www.geschwisternetz.de
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4. Geschwister-Meeting
Vorträge-Workshops-Abendprogramm
vom 13.-15.10.2017
in Köln, Bürgerhaus Stollwerck
Wir wollen selber bestimmen!
Ausschuss der SelbstvertreterInnen hat Diskussionspapier vorgelegt
Die meisten Menschen wollen so selbstbestimmt wie
möglich leben. Menschen mit Behinderungen brauchen
dazu oft auch Unterstützung. Doch wo hört Hilfe
auf und wo fängt Bevormundung an? Darüber hat der
Ausschuss Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter
der Lebenshilfe Bayern intensiv diskutiert. Seine Positionen
dazu hat er im März 2017 in einem Diskussionspapier
vorgelegt.
Die Mitglieder des Ausschusses, darunter Manuela
Mühlhammer aus Freising, hatten sich in mehreren
Sitzungen mit Selbstbestimmung und Bevormundung
beschäftigt. Vor allem die Lebensbereiche Arbeiten
und Wohnen wurden dabei unter die Lupe
genommen. Ein Ergebnis: „Im Privatleben, insbesondere
beim Wohnen, wollen wir so viel wie möglich
selbst bestimmen!“ Die gesammelten Positionen des
Ausschusses wurden vom Vorstand der Lebenshilfe
Bayern verabschiedet. Sie sind in einfacher Sprache
gehalten und sollen als Diskussion-Grundlage dienen.
8 // HAUPTSACHE – DAS THEMA