s'Magazin usm Ländle, 24. September 2017
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LITERATUR<br />
FORTSETZUNG<br />
werden –außer eines der Bücher wird<br />
geradewieder mal verfilmt.<br />
Zu etwas anderem. Ich weiß aus zuverlässiger<br />
Quelle, dass Sie eine Vorliebe<br />
für eine älterebritische Dame haben.<br />
Sie meinen Miss Marple, ja. Miss<br />
Marple hat meine Kindheit wie eine<br />
großmütterliche Figur begleitet. Wäre<br />
sie bei der Türe hereinmarschiert<br />
und hätte zu mir gesagt: „Kommjetzt<br />
mit!“ –ich wäre sofort mit ihr gegangen.<br />
Jemand, dem ich mich blind anvertraut<br />
hätte. Eine so gar nicht ambivalente<br />
Figur, das gefällt mir. Und<br />
ich kann nicht genug davon bekommen.<br />
Wie auch von Sherlock-Holmes-Filmen<br />
mit Basil Rathbone<br />
nicht.<br />
Sitzt ein Psychologe am Tisch, achten<br />
die anderen oft darauf, nicht zu viel<br />
über sich preiszugeben. An zweiter<br />
Stelle in dieser Reihe stehen die<br />
Schriftsteller ...<br />
... weil man aufpassen muss, dass<br />
man nicht im nächsten Theaterstück<br />
verwurschtet wird.<br />
Genau.<br />
Ja, diese Gefahr besteht natürlich.<br />
Kann ich nurbestätigen.<br />
Wie genau beobachten Sie Ihr Umfeld?<br />
Ichstelle mir die Figurenoft aus Charaktereigenschaften<br />
zusammen, die<br />
ich bei anderen sehe. Allerdings muss<br />
man die Figuren erst bühnentauglich<br />
machen, meist sind die Menschen<br />
nicht archetypisch genug – zumindest<br />
nichtfür eine Komödie.<br />
Sie haben die HTL für Elektrotechnik<br />
besucht,inNiederösterreich gibt es ein<br />
Elektrounternehmen, das von einem<br />
Ing. Wolfgang Mörth geführt wird.<br />
Führen Sie ein Doppelleben?<br />
Ja, aber nicht dieses. Ich weiß von<br />
Ing. Wolfgang Mörth, es gibt auch<br />
einen Maler mit diesemNamen.Verwechslungen<br />
kamen auch schon vor.<br />
Ein Stichwort zu Ihrem tatsächlichen<br />
Doppelleben?<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren 1958 in Bregenz,1991<br />
Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb,Mitherausgeber<br />
der Literaturzeitschrift<br />
„miromente“, Dokumentarfilmer,zahlreiche<br />
Auszeichnungen,<br />
lebt in Bregenz.<br />
·········································································································································<br />
Gerne, aber das muss unter uns bleiben.<br />
Ich habe vor 20 Jahren im Lotto<br />
gewonnen, wahnsinnig viel Geld, ein<br />
Dreifach-Jackpot.<br />
Wirklich? Sie schwindeln!<br />
Das ist die Frage, nicht wahr? In der<br />
ersten Ausgabe der„miromente“ (Literaturmagazin,<br />
Anm.) wurde eine<br />
Geschichte von mir veröffentlicht,<br />
unter einem Pseudonym.Dahabe ich<br />
gestanden, dass ich Lotto-Millionär<br />
bin. Aber wir, die Herausgeber, haben<br />
so getan, als wäre das eine Story von<br />
einem Fremden. Damals dachten<br />
dann einige meiner Freunde tatsächlich,<br />
dass die Geschichte stimmt.<br />
SpeziellzweiMenschen sind sich immer<br />
noch nicht sicher, ob es nicht<br />
doch stimmen könnte –und ich lasse<br />
sie weiterhinimDunkeln.<br />
Nicht nur diese beiden.<br />
Ja, ich kann die Geschichte wirklich<br />
sehr überzeugend erzählen. Sogar<br />
jetzt, nachdem ich zugegeben habe,<br />
dass es nicht stimmt. Aber klar, natürlich<br />
tue ich nun so, als wäre es<br />
doch nichtwahr –aber es ist wahr. Es<br />
istjaso: Ich führeein Leben, vondem<br />
niemand sorecht weiß, wie genau ich<br />
zu Geld komme. Das war damals<br />
auch schon so. Ich scheine alles zu<br />
haben, sitze aber den ganzen Tag nur<br />
im Café herum. Dafragt man sich<br />
doch: Was macht dereigentlich?<br />
Haben Sie Bettelbriefebekommen?<br />
Ich hätte Bettelbriefe bekommen,<br />
hätten die Menschen gewusst, dass<br />
ich reich bin. Aber in dem Moment,<br />
in dem du die letzte Kugel fallen<br />
siehst, hast dusofort einen Impuls:<br />
Es allen zu erzählen, ein großes Fest<br />
zu machen. Der zweite Impuls ist:<br />
Was passiert dann mit meinen<br />
Freundschaften, mit meiner Beziehung?<br />
Es gibt nur zwei Möglichkeiten:<br />
Das große Fest machen und<br />
schauen, was passiert, oder du sagst<br />
es niemandem, absolut niemandem,<br />
nicht mal deinen besten Freunden –<br />
und versuchst, das Leben so normal<br />
wiemöglich weiterzuleben –ohne dir<br />
etwasanmerken zu lassen.<br />
Ist das gelungen?<br />
Es ist schwierig, so weiterzuleben,<br />
wie es immer war. Man ist ja versucht,<br />
mal auf den Putz zu hauen,<br />
vielleicht einegroße Reise zu machen<br />
–aber eine dreimonatige Abwesenheit<br />
kannst du ja nicht argumentieren.<br />
Nun, Siemerken,die Geschichte<br />
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