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Humankapital

Credit Suisse bulletin, 2000/05

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ECONOMIC RESEARCH<br />

das Einschränken von Wechselkursrisiken.<br />

In der Industrie spielen auch Energieund<br />

Rohstoffpreise eine Rolle. Diesen<br />

Vorteilen stehen Nachteile gegenüber:<br />

Auslandinvestitionen können kostspielige<br />

Abenteuer werden, denn oft stossen die<br />

Mutterunternehmen in unbekannte Märkte<br />

vor und werden mit anderen Firmenkulturen<br />

sowie anderen Wirtschafts- und<br />

Rechtssystemen konfrontiert.<br />

Länder rangeln um Anleger<br />

Zahlreiche Länder buhlen heute mit der<br />

Verbesserung ihrer Standortbedingungen<br />

um die Gunst der Anleger. Wichtige Standortfaktoren<br />

sind unter anderem eine stabile<br />

Geld- und Fiskalpolitik, das Gewährleisten<br />

von Planungssicherheit durch Rechtssicherheit<br />

sowie Deregulierung, Liberalisierung<br />

und Privatisierungen. Entscheidend<br />

sind aber auch flexible Arbeitsmärkte, die<br />

Bildungs- und Innovationspolitik und die<br />

Liberalisierung des Kapitalverkehrs.<br />

Direktinvestitionen bringen einen Wissenstransfer<br />

mit sich, was die Qualität des<br />

<strong>Humankapital</strong>s hebt sowie die Wettbewerbs-<br />

und Exportfähigkeit stärkt. Sie<br />

sind eine Stütze des Wirtschaftswachstums,<br />

der Kaufkraft und der Zukunftssicherung.<br />

Und sie ziehen eine Verbesserung<br />

der Infrastruktur nach sich, was in<br />

weniger entwickelten Volkswirtschaften<br />

von grosser Bedeutung ist.<br />

Mögliche Nachteile der Direktinvestitionen<br />

sind beispielsweise das Ausnutzen von<br />

tieferen Arbeitnehmer- und Umweltschutzstandards,<br />

was die gesellschaftliche Akzeptanz<br />

von Direktinvestitionen mindert.<br />

Die betroffenen Länder argumentieren<br />

hier, dass die tieferen Standards für sie<br />

wichtige komparative Vorteile sind, ohne<br />

die sie die dringend benötigten Investitionen<br />

noch weniger anziehen könnten.<br />

Investitionen beeinflussen die Ressourcenallokation,<br />

fördern Innovation, aber<br />

auch Produktionsverlagerungen sowie<br />

den Aufstieg und den Niedergang von Unternehmen<br />

und Branchen. Das verändert<br />

die Märkte. Die Anpassungskosten für<br />

Gesellschaft und Politik sind der Preis<br />

für diesen Wettbewerb zwischen den<br />

Ressourcen, Unternehmen und Volkswirtschaften.<br />

Die Effekte von FDI sind schwierig zu<br />

beziffern und von Land zu Land verschieden.<br />

Die Auswirkungen auf Beschäftigung,<br />

Handel oder Kapitalverkehrsbilanz<br />

sind nicht eindeutig, da sich oft gegenläufige<br />

Tendenzen kompensieren. So kann<br />

der Bau einer Fabrik neue Arbeitsplätze<br />

schaffen. Falls damit bestehende Betriebe<br />

vom Markt verdrängt werden, gehen<br />

jedoch gleichzeitig Arbeitsplätze verloren.<br />

Wer weiss zudem, ob sich die Arbeitsplätze<br />

längerfristig hätten erhalten<br />

lassen, wenn die Investition ausgeblieben<br />

wäre ?<br />

Der Versuch, die Auswirkungen von<br />

amerikanischen Direktinvestitionen in Mexiko<br />

zwischen 1992 und 2000 zu ermitteln,<br />

liefert Argumentationsstoff für Befürworter<br />

wie Gegner gleichermassen. Die Untersuchungsergebnisse<br />

variieren zwischen<br />

490 000 abgebauten und netto 170 000<br />

neu in den USA geschaffenen Arbeitsplätzen.<br />

Diversifizieren ist angesagt<br />

Auch die grenzüberschreitenden Portfolioinvestitionen<br />

(PFI) haben in den letzten<br />

Jahren stark zugenommen. Sie beliefen<br />

sich 1998 weltweit auf rund 940 Milliarden<br />

Dollar, im Vergleich zu rund 220 Milliarden<br />

im Jahr 1990. Damit übertrafen sie die FDI<br />

um etwa 50 Prozent.<br />

Aus Investorensicht dienen Portfolioinvestitionen<br />

der Diversifizierung von Anlageportefeuilles<br />

und nicht der strategischen<br />

Beteiligung an Drittfirmen. Kauft<br />

jemand mehr als zehn Prozent der Aktien<br />

eines Unternehmens, sind meist strategische<br />

Überlegungen im Spiel; man spricht<br />

von Direktinvestitionen. Werden unter<br />

zehn Prozent erworben, handelt es sich<br />

um eine Portfolioinvestition.<br />

PFI erfüllen eine wichtige Diversifikationsfunktion.<br />

Firmen können dank den internationalen<br />

Finanzmärkten ihre Finanzierungsstruktur<br />

besser optimieren und<br />

sind nicht mehr von einer kleinen Zahl<br />

von Investoren abhängig. Anleger können<br />

allerdings ihre PFI rasch umschichten und<br />

ihr Engagement in einer Volkswirtschaft<br />

schlagartig reduzieren, wenn die Voraus-<br />

DIREKTINVESTITIONEN HEBEN AB<br />

Im globalen Dorf legen die Direktinvestitionen deutlich stärker zu als die Exporte.<br />

FDI, Exporte, BIP weltweit<br />

(indexiert, 1992=100)<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Quelle: IMF, UN<br />

FDI, Foreign Direct Investment<br />

Exporte<br />

BIP real, Bruttoinlandprodukt<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998<br />

323<br />

145<br />

122<br />

49<br />

CREDIT SUISSE BULLETIN 5 |00

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