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Credit Suisse bulletin, 2001/01

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ECONOMIC RESEARCH<br />

Walter Metzler, Economic Research<br />

«In der Schweiz bleibt der Konsum<br />

trotz des allgemein rauheren<br />

Wirtschaftsklimas auf Expansionskurs.»<br />

in Euroland hat aber inzwischen genügend<br />

Eigendynamik gewonnen, um nicht aus<br />

der Bahn geworfen zu werden. Diese Faktoren<br />

sprechen für ein robustes Wachstum<br />

in Euroland:<br />

– Die Arbeitslosigkeit ist so tief wie seit<br />

Jahren nicht mehr. Die Konsumstimmung<br />

ist gut.<br />

– Die Steuern sinken in den nächsten<br />

drei Jahren um je 0,5 Prozent des<br />

Sozialprodukts.<br />

– In Europa spielt das Börsengeschehen<br />

bei den privaten Haushalten eine geringere<br />

Rolle als in den USA. Rückschläge<br />

wiegen deshalb weniger schwer für<br />

das Konsumverhalten.<br />

– Die europäischen Unternehmen werden<br />

ihre Investitionen in neue Technologien<br />

verstärken, um international<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

– Die Staaten stehen nicht mehr unter<br />

dem harten Sparzwang wie vor der Einführung<br />

des Euro.<br />

– Die Ausfuhren in die USA machen nur<br />

rund 2,5 Prozent des Sozialprodukts aus.<br />

EZB bleibt konservativ<br />

Der Rückgang des Ölpreises wirkt sich<br />

auch in Europa stimulierend aus. Dagegen<br />

dämpft die Aufwertung des Euro das<br />

Exportgeschäft mit den USA. Solange die<br />

USA wachstumsmässig hinter Euroland<br />

zurückbleiben, wird der Euro weiter an<br />

Statur gewinnen. Damit verbessert sich<br />

der Teuerungsverlauf, war das Aufflammen<br />

der Inflation doch wesentlich auf die<br />

Energie- und Importpreise zurückzuführen.<br />

Die Europäische Zentralbank (EZB) kann<br />

in diesem Umfeld Zinssenkungen ins<br />

Auge fassen. Das im Vergleich zu den<br />

USA robustere Wachstum zwingt sie aber<br />

nicht zur Eile. Auch die noch junge Erholung<br />

des Euro wird die EZB mit Lockerungsschritten<br />

noch bis in den Sommer<br />

zuwarten lassen.<br />

Japan bereitet Sorgen<br />

Keinen positiven Beitrag zur Weltwirtschaft<br />

leistet seit vielen Jahren die einstige<br />

Vorzeigewirtschaft Japan. Eine Trendwende<br />

ist nicht abzusehen. Das Ausmass<br />

der Deflation wird von den offiziellen<br />

Statistiken unterschätzt; sie verleitet die<br />

durch die ungewohnt hohe Arbeitslosigkeit<br />

verunsicherten Konsumenten zum<br />

Abwarten. Für den hoch verschuldeten<br />

Staat erhöht die Deflation die reale Schuldenbelastung<br />

zusätzlich. Trotz historisch<br />

tiefen Zinssätzen schreckt sie Privatpersonen<br />

von der Kreditaufnahme ab.<br />

Die lebhaften Investitionen in die neuen<br />

Technologien und das billigere Rohöl sind<br />

die einzigen Lichtblicke für das stark vom<br />

Öl abhängige Japan. Diese positiven Impulse<br />

sind allein aber zu schwach. Not tut<br />

damit ein mutiger Befreiungsschlag im<br />

Bereich der Reform- oder Wechselkurspolitik.<br />

Die Aussichten darauf sind allerdings<br />

gering.<br />

Die Schweiz ist gut aufgehoben<br />

Die Schweizer Wirtschaft reagiert sensibel<br />

auf Schwankungen in der Weltwirtschaft,<br />

weil die Exporte über 40 Prozent des<br />

Sozialprodukts ausmachen. Im Vergleich<br />

zu Euroland ist auch die Ausrichtung auf<br />

die USA mit rund fünf Prozent der gesamten<br />

Wertschöpfung etwa doppelt so hoch.<br />

Die Schweizer Wirtschaft wird also von der<br />

Abkühlung an den amerikanischen Absatzmärkten<br />

berührt, da sich auch der<br />

Wechselkurs zum Dollar ungünstig entwickelt<br />

hat.<br />

Entscheidend für die schweizerische<br />

Konjunktur sind jedoch die Tendenzen in<br />

Euroland, wohin rund zwei Drittel der<br />

Exporte gehen. Die Schweiz profitiert<br />

dieses Jahr von der höheren Stabilität der<br />

europäischen Konjunktur. Darüber hinaus<br />

stützen die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt<br />

und die Steuersenkungen in den<br />

Kantonen und Gemeinden die Einkommen.<br />

Der Konsum bleibt damit auf Expansionskurs.<br />

SNB behält ruhige Hand<br />

Ähnlich wie die EZB steht die Schweizerische<br />

Nationalbank (SNB) damit nicht<br />

unter unmittelbarem Handlungsdruck.<br />

Erst nachdem sich zeigt, dass sich der<br />

inflationäre Druck in Grenzen hält und die<br />

Wirtschaft auf einen gemässigteren Expansionspfad<br />

einschwenkt, wird die SNB<br />

die Zinsen senken. Dies nicht zuletzt auch<br />

deshalb, um eine Aufwertung des Frankens<br />

gegenüber dem Euro zu vermeiden.<br />

Die detaillierten Prognosen zur internationalen<br />

und zur Schweizer Konjunktur sowie zu<br />

den Finanzmärkten finden Sie auf den Seiten<br />

53 und 57.<br />

Walter Metzler, Telefon <strong>01</strong> 333 32 83<br />

walter.metzler@credit-suisse.ch<br />

Credit Suisse<br />

Bulletin 1|<strong>01</strong><br />

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