DIG MAG 1_2017_5777
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Frankfurter Buchmesse<br />
Gut, dass wir dabei waren<br />
Wer schon einmal auf einer Messe war, kennt das: Massen von Menschen, die sich durch die<br />
schier endlosen Gänge entlang der Stände bewegen. Trockene Luft, die einen dazu bringt, doch<br />
das kleine Fläschchen Gerolsteiner zum Messepreis von vier Euro zu kaufen. Zittrige Beine am<br />
Ende des Messetages, wenn endlich vor den Hallen ein Sitzplatz ergattert werden konnte.<br />
Das erste kühle Bier in der mit Messebesuchern gefüllten Bar und die Erkenntnis, dass hier in<br />
der Erschöpfung keiner alleine ist.<br />
D<br />
ie Erfahrung, als Aussteller auf<br />
einer Messe zu sein, weicht bloß<br />
gering davon ab. Vielleicht wäre<br />
noch eine Anekdote zu den Afterworkpartys<br />
zu nennen, aber das ist gar nicht<br />
nötig, wenn man die DeutschIsraelische<br />
Gesellschaft auf der Buchmesse vertritt.<br />
Durch die Möglichkeit des direkten Austauschs<br />
mit einem Kaleidoskop an Charakteren<br />
kommt der DeutschIsraelische<br />
Handlungsreisende aus dem Schwärmen<br />
nicht mehr heraus.<br />
Vorfreude in Halle 3.1<br />
Es war wie die Ruhe vor dem Sturm, die<br />
sich am ersten Morgen um die Stände<br />
der für die Besucher noch geschlossenen<br />
Messe legt. Staubsaugergeräusche.<br />
Im Hintergrund stimmt jemand seinen<br />
Flügel. Die Stände – meist noch verhüllt<br />
mit Bettlaken. Der <strong>DIG</strong>Stand glänzt. Das<br />
Aufbauen am Vortag war anstrengend<br />
gewesen. Die Mühe hat sich gelohnt.<br />
Vorfreude. Wir stehen gegenüber des<br />
Deutschlandfunks. Kein einfacher<br />
Nachbar, ist einem als Israelfreund doch<br />
immer klar, dass die Berichterstattung<br />
der ÖffentlichRechtlichen Sendeanstalten<br />
eine gewisse Schieflage hat. Die<br />
räumliche Nähe hat aber zum Ergebnis,<br />
dass viele interessante Interviewpartner<br />
unsere Anwesenheit zumindest<br />
bemerken. Hermann van Veen wird uns<br />
besuchen. Ansonsten ist die Umgebung<br />
unauffällig. Wir sind in der Halle, die den<br />
Themenbereich »Bildung« beherbergt:<br />
neben Schulbuchverlagen und Zeitun<br />
gen auch Notizbücher und das, was der<br />
Rheinländer unter »Nippes« versteht.<br />
Echte Freunde<br />
Es sind vor allem die Besucher, die diese<br />
Buchmesse zu einem nahezu unvergesslichen<br />
Erlebnis machen werden.<br />
Optimistisch stimmen mich die vielen<br />
Menschen, die mit strahlenden Augen<br />
auf unseren Stand zukommen und mit<br />
einem lautstarken »Shalom« den ersten<br />
Kontakt aufnehmen. Darunter sind nicht<br />
nur Deutsche, sondern auch Russen, Iraner,<br />
Schweden, Italiener, Amerikaner und<br />
erfreulicherweise auch Israelis. Sie alle<br />
beginnen das Gespräch mehr oder minder<br />
ähnlich: »I love Israel!« Und bei jedem<br />
einzelnen Mal überträgt sich etwas von<br />
dem Lächeln der neugierigen Gäste auf<br />
unsere manchmal auch erschöpften<br />
Gesichter. Visitenkarten werden ausgetauscht,<br />
Infomaterial wird ausgegeben.<br />
Kugelschreiber, Broschüren, Magazine,<br />
Salz aus dem Toten Meer, Kaffeebecher,<br />
Beutel und Anstecker. Sie alle verteilen<br />
sich in den Händen der vorbeiziehenden<br />
Besucher; teilweise in Klassenstärke,<br />
denn auch einige Lehrer kommen hier<br />
am Stand vorbei und interessieren sich<br />
für unsere Arbeit, freuen sich, dass wir<br />
vor Ort sind. Das ist auch so ein Ding:<br />
Das Israelbild im bundesdeutschen Unterricht<br />
bereitet immer größere Sorgen<br />
und ist einer der wohl wichtigsten Gründe,<br />
hier auf der Messe aktive Präsenz zu<br />
zeigen. Es wird gelacht, verhandelt, mehr<br />
Moriz Golombek, Barbara Hoffs und<br />
Stephan Fichtner am Stand der <strong>DIG</strong><br />
auf der Frankfurter Buchmesse 2016.<br />
Fotos: Julia Malcher<br />
42 | <strong>DIG</strong> <strong>MAG</strong>AZIN Nr. 1 <strong>2017</strong>/<strong>5777</strong>