DIG MAG 1_2017_5777
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Aktuell<br />
Statements zur Gesprächsabsage<br />
in Jerusalem<br />
Fotos: Günther Lübbers<br />
»Es scheint hier ein Kommunikationsproblem gegeben zu<br />
haben. Sigmar Gabriel hat inhaltlich keine neue Position<br />
bezogen. Die Haltung der Bundesregierung zur Siedlungspolitik<br />
war immer kritischdistanziert. Die israelische Seite scheint das<br />
Treffen mit den Kritikern dieser Politik als gezielte Provokation<br />
empfunden zu haben. So etwas hätte man im Vorfeld ausräumen<br />
können. Ich hoffe, dass nicht wegen solcher nebensächlichen<br />
Aspekte das sehr gute Verhältnis zwischen unseren<br />
Ländern dauerhaft leiden muss.«<br />
Hellmut Königshaus<br />
Präsident der DeutschIsraelischen Gesellschaft e.V.<br />
»Ich hätte mir mehr Fingerspitzengefühl des Ministers<br />
gewünscht. Es ist Tradition, bei Besuchen im Ausland<br />
mit regierungskritischen Organisationen zu sprechen. Das ist<br />
auch gut so. Aber hier vermisse ich Sorgfalt bei der Auswahl.<br />
Denn kritisch ist nicht gleich kritisch. »Breaking the Silence«<br />
prangert an, legt aber seine Quellen nicht offen. Damit können<br />
israelische Behörden die Vorwürfe und Anschuldigungen nicht<br />
überprüfen. Die juristische Aufarbeitung der behaupteten<br />
Vorfälle wird damit unmöglich gemacht. Und es stellt sich die<br />
Frage nach der Glaubwürdigkeit. Diese NGO erhält nun durch<br />
das Gespräch mit dem Außenminister einen Ritterschlag.<br />
Deshalb verstehe ich die Kritik der israelischen Seite. Zudem<br />
hat die Bezeichnung der Situation in Hebron als Apartheitsregime<br />
durch Minister Gabriel im Jahr 2012 sicherlich nicht zur<br />
Vertrauensbildung beigetragen. Dennoch wäre ein Absage<br />
des Treffens bedauerlich. Der israelische Ministerpräsident<br />
Netanjahu würde die Möglichkeit verpassen, seine Sicht der<br />
Dinge zu erläutern.«<br />
Gitta Connemann MdB<br />
Stellvertretende Vorsitzende der<br />
DeutschIsraelischen Parlamentariergruppe und<br />
Vizepräsidentin der DeutschIsraelischen Gesellschaft<br />
Solidaritätsdemonstration zum Jom haSikaron<br />
Am 30. April setzte auf Initiative des Jungen Forums eine Gruppe<br />
von Berlinerinnen und Berlinern vor dem Brandenburger<br />
Tor ein sichtbares Zeichen für die deutschisraelische Freundschaft.<br />
Mit Israelfahnen und Transparenten demonstrierten die<br />
Teilnehmer für die jüdische Demokratie und forderten von der<br />
deutschen Gesellschaft und Regierung eine klare Prioritätensetzung<br />
in der Nahostpolitik. Kurz vor Beginn des Jom haSikaron,<br />
des Gedenktages für die gefallenen israelischen Soldaten und<br />
Opfer des Terrorismus, war es ihnen ein besonderes Anliegen,<br />
einen Kontrapunkt zur diplomatischen Verstimmung der<br />
vorherigen Woche zu setzen. Diese folgte einem Treffen des<br />
deutschen Außenministers Gabriel mit Organisationen, welche<br />
nach Einschätzung Jerusalems »zur Kriminalisierung israelischer<br />
Soldaten« aufrufen. »Unsere Armee ist die moralischste<br />
der ganzen Welt. Es ist eine Armee, die aus unseren Kindern besteht«,<br />
hatte Reuven Rivlin, der Staatspräsident Israels, Ga briel<br />
bei deren Treffen erklärt. Es ist dem Jungen Forum wichtig zu<br />
zeigen, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die darum<br />
wissen.<br />
Die Demonstranten forderten klare Prioritäten in<br />
der Nahostpolitik.<br />
Foto: Junges Forum Berlin<br />
6 | <strong>DIG</strong> <strong>MAG</strong>AZIN Nr. 1 <strong>2017</strong>/<strong>5777</strong>