29.09.2017 Aufrufe

Fleckvieh-Welt_147_Internet_FB

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Grußwort<br />

Liebe Rinderhalter und Rinderzüchter,<br />

liebe Kunden und Freunde<br />

der Bayern-Genetik GmbH!<br />

Für bäuerliche Organisationen,<br />

die aktiv in der <strong>Fleckvieh</strong>zucht<br />

tätig sind, stellen<br />

sich seit vielen Jahren immer<br />

dieselben Fragen. Was ist<br />

zu tun, damit der bäuerliche<br />

Einfluss auf die Genetik<br />

gewahrt werden kann?<br />

Welchen ökonomischen und<br />

volkswirtschaftlichen Entwicklungen<br />

muss Rechnung<br />

getragen werden, damit die<br />

<strong>Fleckvieh</strong>zucht ihren Platz<br />

im nationalen oder globalen<br />

Gefüge nicht nur behalten,<br />

sondern noch ausbauen<br />

kann? Welche Stellschrauben<br />

hat die Zucht, um kurzfristig<br />

Änderungen am Markt durchführen<br />

zu können? Die verantwortlichen<br />

Gremien der<br />

Bayern-Genetik diskutieren<br />

diese Themen immer wieder,<br />

durchaus kontrovers, vor<br />

allem seit das genomische<br />

Zeitalter vor mittlerweile sieben<br />

Jahren Einzug gehalten<br />

hat. Ist es gerechtfertigt, den<br />

allgemeinen Zuchtfortschritt<br />

mit jungen, genomisch selektierten<br />

Bullen zu forcieren,<br />

wohl wissend, dass man<br />

damit einzelbetrieblich keine<br />

„gezielte Merkmalsverbesserung“<br />

am Einzeltier (gezielte<br />

Paarung) oder der Herde erzielen<br />

kann. Wird dies eventuell<br />

bei einem hohen Einsatz<br />

von 60 - 80 % genomischer<br />

Jungbullen nivelliert? Sollte<br />

dann heißen, wenn ich ein<br />

Merkmal verbessern möchte,<br />

dann setzt man eben 4 - 5<br />

hoch vorgeschätzte Jungbullen<br />

für dieses Merkmal<br />

ein, einer wird es dann wohl<br />

richten können! Man kann<br />

den Ansatz aber auch global<br />

sehen – Welche Tiere werden<br />

zukünftig für eine effiziente<br />

Milch- und Rindfleischproduktion<br />

gebraucht und welche<br />

Anforderungen bestehen<br />

weltweit in den unterschiedlichen<br />

Haltungssystemen an<br />

die Rindergenetik? Wir sind<br />

felsenfest davon überzeugt,<br />

dass die Rasse <strong>Fleckvieh</strong>,<br />

von uns als „Universal-<br />

Rasse“ bezeichnet, einen<br />

Großteil der Zukunftsfragen<br />

im <strong>Welt</strong>maßstab beantworten<br />

und Zukunftsprobleme<br />

lösen kann. Durch unsere<br />

internationalen Verbindungen<br />

und die Ausrichtung auf globale<br />

Märkte, wissen wir um<br />

die züchterischen Anforderungen<br />

und artikulieren dies<br />

auch gebetsmühlenartig als<br />

einzige Organisation, sowohl<br />

in schriftlicher als auch bildlicher<br />

Form. Dafür erhalten wir<br />

im Gegenzug nicht etwa Lob<br />

sondern Kritik.<br />

Als jüngstes Beispiel, wie<br />

es so nicht passieren darf<br />

oder sollte, sei am Merkmal<br />

Milchfett/Rahm beschrieben,<br />

das mittlerweile nur sehr<br />

knapp am Markt verfügbar<br />

ist. Es ist noch nicht lange<br />

her, da wurde die Zucht von<br />

Experten der Milchwirtschaft<br />

aufgefordert, nicht mehr auf<br />

Fett zu züchten, da dieses<br />

am Markt nicht mehr abgesetzt<br />

werden konnte. In der<br />

Replik betrachtet, waren aber<br />

letztlich immer diejenigen<br />

Betriebe auf der Überholspur,<br />

die dieser Forderung nicht<br />

entsprochen und die auf hohe<br />

Inhaltsstoffe gezüchtet haben<br />

und nicht nur auf Milch-kg.<br />

Die Bayern-Genetik gibt seit<br />

vielen Jahren als züchterisches<br />

Ziel die 8 % Inhaltsstoffe<br />

(ohne Laktose) an, die<br />

eine Kuh haben sollte – ob<br />

nun 4,5 % Fett und 3,5 %<br />

Eiweiß oder umgekehrt, das<br />

spielt keine Rolle. Einfacher<br />

und vielleicht auch plakativer<br />

ausgedrückt – eine Kuh,<br />

mit Zugang zu Maissilage,<br />

sollte in jeder Laktation ihr<br />

Körpergewicht über Fett- und<br />

Eiweiß-kg produziert haben.<br />

Bei unterstellten 750 kg<br />

Körpergewicht und 8 %<br />

Inhaltsstoffen wäre das pro<br />

Jahr eine Milchleistung von<br />

9.375 kg – eine Grünlandkuh<br />

mit vorwiegender Gras- und<br />

Heufütterung und 550 kg<br />

Lebendgewicht bräuchte<br />

dazu eine Milchleistung von<br />

6.875 kg.<br />

René Pijl, ein weltweit<br />

bekannter holländischer<br />

Klauenspezialist und häufiger<br />

Gast bei nationalen und<br />

internationalen Tierarztkongressen,<br />

blickt immer wieder<br />

sehr kritisch auf die Haltung,<br />

Fütterung und Zucht von<br />

Milchkühen. In einem, wie<br />

ich meine, hochinteressanten<br />

Artikel, wobei er auf seine eigene<br />

Formulierungen großen<br />

Wert legt, gibt er Einblicke in<br />

seine Arbeit, seine Erfahrung<br />

und die täglichen Probleme<br />

auf den Betrieben. Gleichzeitig<br />

weist er in diesem Zusammenhang<br />

immer wieder auf<br />

die Verantwortung der Zucht<br />

hin. René ist eben jemand,<br />

der den Finger in die Wunden<br />

legt und immer eine klare<br />

Sprache spricht.<br />

Mit bewährten Bullen die<br />

Herde Stück für Stück<br />

verbessern, dass ist mit den<br />

Vererbern BFG WALFRIED<br />

und BFG VOTARY möglich.<br />

„Wer es mit eigenen Augen<br />

nicht sehen konnte“, dem<br />

sei der Artikel von Schorschi<br />

Müller und Hans Holzer anempfohlen.<br />

Heutzutage gilt in<br />

der Rinderzucht im Zeitalter<br />

der Manipulation am Computer<br />

der Spruch „Selig sind<br />

die Züchter, die sehen wollen<br />

und dann erst glauben“.<br />

Bitte beachten Sie in Ihren<br />

Betrieben, dass Sie die<br />

Linienvielfalt aufrechterhalten.<br />

Wir sehen mit Sorge ein<br />

stetiges Anwachsen weniger<br />

Blutlinien und das langsame<br />

Verschwinden von selteneren<br />

Blutalternativen. Leider hat<br />

das Wechseln der Anfangsbuchstaben<br />

bei Besamungsbullen<br />

bei vielen Landwirten<br />

suggeriert, dass es sich um<br />

eine neue Blutlinie handelt.<br />

Sollte sich dieser Trend verstärken,<br />

so müssen zwangsläufig<br />

Anpaarungsprogramme<br />

das Problem lösen. Ein Anstieg<br />

des Inzuchtkoeffizienten<br />

ist unter allen Umständen<br />

zu vermeiden.<br />

Wir wünschen Ihnen für die<br />

nächsten Monate, dass sich<br />

die Milch- und Rindfleischpreise<br />

weiter erholen bzw. ihr<br />

Niveau halten und das Ihnen<br />

gerade jetzt bewusst wird<br />

– welche Vorteile die nachhaltige<br />

Produktion von Milch,<br />

Fleisch und Nebenprodukten<br />

in einem Tier bietet.<br />

Ihr<br />

Thomas Grupp<br />

FLECKVIEHWELT 2/2017 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!