Fleckvieh-Welt_147_Internet_FB
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Grußwort<br />
Liebe Rinderhalter und Rinderzüchter,<br />
liebe Kunden und Freunde<br />
der Bayern-Genetik GmbH!<br />
Für bäuerliche Organisationen,<br />
die aktiv in der <strong>Fleckvieh</strong>zucht<br />
tätig sind, stellen<br />
sich seit vielen Jahren immer<br />
dieselben Fragen. Was ist<br />
zu tun, damit der bäuerliche<br />
Einfluss auf die Genetik<br />
gewahrt werden kann?<br />
Welchen ökonomischen und<br />
volkswirtschaftlichen Entwicklungen<br />
muss Rechnung<br />
getragen werden, damit die<br />
<strong>Fleckvieh</strong>zucht ihren Platz<br />
im nationalen oder globalen<br />
Gefüge nicht nur behalten,<br />
sondern noch ausbauen<br />
kann? Welche Stellschrauben<br />
hat die Zucht, um kurzfristig<br />
Änderungen am Markt durchführen<br />
zu können? Die verantwortlichen<br />
Gremien der<br />
Bayern-Genetik diskutieren<br />
diese Themen immer wieder,<br />
durchaus kontrovers, vor<br />
allem seit das genomische<br />
Zeitalter vor mittlerweile sieben<br />
Jahren Einzug gehalten<br />
hat. Ist es gerechtfertigt, den<br />
allgemeinen Zuchtfortschritt<br />
mit jungen, genomisch selektierten<br />
Bullen zu forcieren,<br />
wohl wissend, dass man<br />
damit einzelbetrieblich keine<br />
„gezielte Merkmalsverbesserung“<br />
am Einzeltier (gezielte<br />
Paarung) oder der Herde erzielen<br />
kann. Wird dies eventuell<br />
bei einem hohen Einsatz<br />
von 60 - 80 % genomischer<br />
Jungbullen nivelliert? Sollte<br />
dann heißen, wenn ich ein<br />
Merkmal verbessern möchte,<br />
dann setzt man eben 4 - 5<br />
hoch vorgeschätzte Jungbullen<br />
für dieses Merkmal<br />
ein, einer wird es dann wohl<br />
richten können! Man kann<br />
den Ansatz aber auch global<br />
sehen – Welche Tiere werden<br />
zukünftig für eine effiziente<br />
Milch- und Rindfleischproduktion<br />
gebraucht und welche<br />
Anforderungen bestehen<br />
weltweit in den unterschiedlichen<br />
Haltungssystemen an<br />
die Rindergenetik? Wir sind<br />
felsenfest davon überzeugt,<br />
dass die Rasse <strong>Fleckvieh</strong>,<br />
von uns als „Universal-<br />
Rasse“ bezeichnet, einen<br />
Großteil der Zukunftsfragen<br />
im <strong>Welt</strong>maßstab beantworten<br />
und Zukunftsprobleme<br />
lösen kann. Durch unsere<br />
internationalen Verbindungen<br />
und die Ausrichtung auf globale<br />
Märkte, wissen wir um<br />
die züchterischen Anforderungen<br />
und artikulieren dies<br />
auch gebetsmühlenartig als<br />
einzige Organisation, sowohl<br />
in schriftlicher als auch bildlicher<br />
Form. Dafür erhalten wir<br />
im Gegenzug nicht etwa Lob<br />
sondern Kritik.<br />
Als jüngstes Beispiel, wie<br />
es so nicht passieren darf<br />
oder sollte, sei am Merkmal<br />
Milchfett/Rahm beschrieben,<br />
das mittlerweile nur sehr<br />
knapp am Markt verfügbar<br />
ist. Es ist noch nicht lange<br />
her, da wurde die Zucht von<br />
Experten der Milchwirtschaft<br />
aufgefordert, nicht mehr auf<br />
Fett zu züchten, da dieses<br />
am Markt nicht mehr abgesetzt<br />
werden konnte. In der<br />
Replik betrachtet, waren aber<br />
letztlich immer diejenigen<br />
Betriebe auf der Überholspur,<br />
die dieser Forderung nicht<br />
entsprochen und die auf hohe<br />
Inhaltsstoffe gezüchtet haben<br />
und nicht nur auf Milch-kg.<br />
Die Bayern-Genetik gibt seit<br />
vielen Jahren als züchterisches<br />
Ziel die 8 % Inhaltsstoffe<br />
(ohne Laktose) an, die<br />
eine Kuh haben sollte – ob<br />
nun 4,5 % Fett und 3,5 %<br />
Eiweiß oder umgekehrt, das<br />
spielt keine Rolle. Einfacher<br />
und vielleicht auch plakativer<br />
ausgedrückt – eine Kuh,<br />
mit Zugang zu Maissilage,<br />
sollte in jeder Laktation ihr<br />
Körpergewicht über Fett- und<br />
Eiweiß-kg produziert haben.<br />
Bei unterstellten 750 kg<br />
Körpergewicht und 8 %<br />
Inhaltsstoffen wäre das pro<br />
Jahr eine Milchleistung von<br />
9.375 kg – eine Grünlandkuh<br />
mit vorwiegender Gras- und<br />
Heufütterung und 550 kg<br />
Lebendgewicht bräuchte<br />
dazu eine Milchleistung von<br />
6.875 kg.<br />
René Pijl, ein weltweit<br />
bekannter holländischer<br />
Klauenspezialist und häufiger<br />
Gast bei nationalen und<br />
internationalen Tierarztkongressen,<br />
blickt immer wieder<br />
sehr kritisch auf die Haltung,<br />
Fütterung und Zucht von<br />
Milchkühen. In einem, wie<br />
ich meine, hochinteressanten<br />
Artikel, wobei er auf seine eigene<br />
Formulierungen großen<br />
Wert legt, gibt er Einblicke in<br />
seine Arbeit, seine Erfahrung<br />
und die täglichen Probleme<br />
auf den Betrieben. Gleichzeitig<br />
weist er in diesem Zusammenhang<br />
immer wieder auf<br />
die Verantwortung der Zucht<br />
hin. René ist eben jemand,<br />
der den Finger in die Wunden<br />
legt und immer eine klare<br />
Sprache spricht.<br />
Mit bewährten Bullen die<br />
Herde Stück für Stück<br />
verbessern, dass ist mit den<br />
Vererbern BFG WALFRIED<br />
und BFG VOTARY möglich.<br />
„Wer es mit eigenen Augen<br />
nicht sehen konnte“, dem<br />
sei der Artikel von Schorschi<br />
Müller und Hans Holzer anempfohlen.<br />
Heutzutage gilt in<br />
der Rinderzucht im Zeitalter<br />
der Manipulation am Computer<br />
der Spruch „Selig sind<br />
die Züchter, die sehen wollen<br />
und dann erst glauben“.<br />
Bitte beachten Sie in Ihren<br />
Betrieben, dass Sie die<br />
Linienvielfalt aufrechterhalten.<br />
Wir sehen mit Sorge ein<br />
stetiges Anwachsen weniger<br />
Blutlinien und das langsame<br />
Verschwinden von selteneren<br />
Blutalternativen. Leider hat<br />
das Wechseln der Anfangsbuchstaben<br />
bei Besamungsbullen<br />
bei vielen Landwirten<br />
suggeriert, dass es sich um<br />
eine neue Blutlinie handelt.<br />
Sollte sich dieser Trend verstärken,<br />
so müssen zwangsläufig<br />
Anpaarungsprogramme<br />
das Problem lösen. Ein Anstieg<br />
des Inzuchtkoeffizienten<br />
ist unter allen Umständen<br />
zu vermeiden.<br />
Wir wünschen Ihnen für die<br />
nächsten Monate, dass sich<br />
die Milch- und Rindfleischpreise<br />
weiter erholen bzw. ihr<br />
Niveau halten und das Ihnen<br />
gerade jetzt bewusst wird<br />
– welche Vorteile die nachhaltige<br />
Produktion von Milch,<br />
Fleisch und Nebenprodukten<br />
in einem Tier bietet.<br />
Ihr<br />
Thomas Grupp<br />
FLECKVIEHWELT 2/2017 3