Fleckvieh-Welt_147_Internet_FB
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Klauengesundheit<br />
Immer ist sie in Verzug von<br />
6 bis 12 Monaten zum<br />
Schlechten und zum Guten.<br />
Wird N betrachtet bei Kühen<br />
und Erstkalbinnen ist festzustellen<br />
das 2/3 aller Kühe<br />
Erstkalbinnen sind. Die Remontierungsrate<br />
muss hierdurch<br />
schon hoch sein.<br />
Die visuelle Stellung<br />
Zunächst gilt es ein uraltes<br />
Wissen zu beachten: Von<br />
der Seite betrachtet sollte<br />
vom Sitzbeinhöcker über das<br />
Sprunggelenk zu den Spitzen<br />
der Afterklauen eine<br />
gerade senkrechte Linie<br />
gezogen werden können. Ist<br />
dies der Fall, ist gleichzeitig<br />
auch der Rücken gerade. Die<br />
Kuh trägt ihren Kopf oben<br />
und der Hals ist ungefähr auf<br />
einer Linie mit dem Rücken.<br />
Von hinten gesehen dürfen<br />
die Sprunggelenke (Hacken)<br />
nicht zueinander zeigen.<br />
Übrigens kann dieser Stellungsfehler<br />
durch einen<br />
korrekteren Klauenschnitt<br />
meistens angepasst werden.<br />
Kuhhässigkeit wird zum<br />
Teil durch eine zu hoch entwickelte<br />
Außenklaue hervorgerufen.<br />
Stimmt die Bein- und Klauenstellung,<br />
strahlt das Tier<br />
eine gewisse Aktivität aus.<br />
Wenn nun auch die Hinterklauen<br />
beim Laufen in die<br />
Spur der Vorderklauen treten,<br />
ist die <strong>Welt</strong> für das Tier<br />
und selbstverständlich für<br />
uns vollkommen in Ordnung.<br />
Wird der Rücken krummer,<br />
schiebt die Kuh die Hinterbeine<br />
beim Stehen und Gehen<br />
unter sich und wird<br />
säbelbeinig. Die Schritte<br />
werden kürzer.<br />
Bei Säbelbeinigkeit verlagert<br />
sich das Gewicht, das auf<br />
der Sohle ruht, im Hornschuh<br />
weiter nach hinten.<br />
Landet das Bein mit der<br />
Klaue auf dem Boden, setzt<br />
die Kuh erst mit dem hinteren<br />
Drittel der Sohle auf und<br />
klappt danach mit dem Rest<br />
der Sohle, vordere Zweidrittel,<br />
nach vorne. Sie rollt<br />
nicht ab. Der hintere Rand<br />
des Klauenbeines, wo die<br />
tiefe Beugesehne sich anschließt,<br />
gerät hierdurch in<br />
große Gefahr. Die Zerrung in<br />
diesem Bereich äußert sich<br />
auch in der Zone der hornbildenden<br />
Zellen - wiederum in<br />
der Gefahrenzone, weil hier<br />
der Übergang vom Sohlenhorn<br />
zum Ballenhorn zu<br />
finden ist. Zwei verschiedene<br />
Strukturen mit unterschiedlichen<br />
Wachstumsverfahren.<br />
Und das Ballenhorn<br />
wächst nicht, auch nicht<br />
unter Druck, in der Stärke.<br />
Die Lederhaut mit ihrer<br />
Schicht von hornbildenden<br />
Zellen wird gezerrt und verursacht<br />
so „Unruhe“ im<br />
Sohlenhorn. Eine schlechte<br />
Haftung zwischen den Zellen<br />
ist vorprogrammiert.<br />
Von hinten auf die Beine<br />
geschaut, zeigt sich eine<br />
andere Version. Die Außenklaue<br />
ist so oder so schon<br />
mehr gefährdet. Der<br />
schwankende Bewegungsablauf<br />
in Kombination mit<br />
einer harten Auftrittsfläche<br />
regt das Wachstum vermehrt<br />
an. Ist dieser negative<br />
Kreis schon aktiv, wird die<br />
Problematik noch schneller<br />
wachsen. Bei Säbelbeinigkeit<br />
entsteht ein noch extremerer<br />
Druck auf das Ballengebiet<br />
der äußeren Klaue.<br />
Das Ballenhorn wächst nicht<br />
in der Stärke, das davorliel<br />
Weiche Fessel, niedrige Trachten, vermehrtes Sohlenhorn in der<br />
Zehenspitze und nur eine scheinbar zu lange Dorsalwand.<br />
gende Sohlenhorn dagegen<br />
wohl. Ungleichmäßige Verhältnisse<br />
sind vorprogrammiert.<br />
Gleichzeitig findet ein<br />
Wachstum in der Zehenspitze<br />
statt, welches durch eine<br />
unnormale Belastung nicht<br />
mehr im normalen Verhältnis<br />
steht. Also wächst im Vergleich<br />
zum Abrieb an anderen<br />
Sohlenteilen der gleiche<br />
Hornschuh, entsteht zu viel<br />
Horn in der Zehenspitze.<br />
Weiche Fessel,<br />
kleiner Klauenwinkel<br />
Schiebt die Kuh ihre Hintergliedmaßen<br />
weiter unter<br />
sich, wird sie nicht nur säbelbeinig,<br />
ihr Klauenwinkel<br />
wird hierdurch auch kleiner.<br />
Automatisch wird auch die<br />
Fessel weicher. Man spricht<br />
von „niedrigen Trachten“.<br />
Die Fesselbeuge ist näher<br />
an der Erde und dadurch in<br />
unseren modernen Haltungsformen<br />
viel schneller in<br />
Kontakt mit Kot, durch den<br />
die Kuh sich zwangsläufig<br />
bewegen muss. Es sei<br />
denn, sie bewegt sich auf<br />
der Wiese. Ein kleinerer<br />
Klauenwinkel bedeutet nicht<br />
gleichzeitig eine längere Dorsalwand.<br />
Die hintere Innenklaue<br />
gibt die letztendliche<br />
Höhe des Ballens vor. Gemeint<br />
ist die Trachtenhöhe.<br />
Aber die Sohlenfläche wird<br />
länger. Hierdurch ist auch<br />
nach dem Klauenschnitt<br />
nicht gewährleistet, dass<br />
eine steilere Klaue entsteht.<br />
Die HF-Kuh ist durch Zucht<br />
bewusst mit weicheren<br />
Fesseln ausgestattet. Hüten<br />
wir uns also, auch bei anderen<br />
Kuh-Rassen dieses Phänomen<br />
heranzuzüchten.<br />
Nicht zu vergessen: zu geringer<br />
Schwefelanteil im<br />
Grundfutter kann ebenfalls<br />
niedrige Trachten verursachen.<br />
Ist die Innenklaue nicht ausreichend<br />
hoch, ist die Kuh<br />
extrem gefährdet, wenn sich<br />
an der äußeren Klaue ein<br />
(Hornschuh-)Problem anbahnt.<br />
Wir probieren hier<br />
gegenzusteuern und bei<br />
Lahmheit an der Außenklaue<br />
einen Klotz an der Innenklaue<br />
anzubringen. Hierdurch<br />
wird der Klauenwinkel<br />
nicht anders, es sei denn,<br />
der Klotz wird extrem weit<br />
vorne angebracht. Das bringt<br />
wiederrum die Gefahr mit<br />
sich, dass die Klaue beim<br />
Auftreten nach hinten kippt.<br />
FLECKVIEHWELT 2/2017 9