Hieke_HERBST 2016
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Österreichische<br />
Kunst<br />
1900 -1970<br />
S E I T 1 9 8 0
Österreichische<br />
Kunst<br />
1900 -1970<br />
Oktober <strong>2016</strong>
ALLE ABGEBILDETEN WERKE SIND VERKÄUFLICH<br />
Maße: Höhe x Breite<br />
Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />
Kunsthandel HIEKE<br />
A-1010 Wien, Grünangergasse 12<br />
Tel./Fax. +43-1-513 32 59<br />
Di – Fr: 10 –13 und 14 –18 Uhr, Sa 10 –13 Uhr<br />
hieke@hieke-art.com<br />
hieke-art.com<br />
Gesamtherstellung: Graphisches Atelier Neumann GmbH · 1120 Wien · Rosenhügelstraße 44 · Tel. +43-1-804 63 13 · e-mail: office@neumannweb.at
Vorwort<br />
Der Kunsthandel <strong>Hieke</strong> blickt auf eine jahrelange, erfolgreiche Kontinuität seines Programms „Österreichische Kunst<br />
1900 –1970“ zurück. Entdeckungen und kunsthistorische Aufarbeitung zu Unrecht vergessener Künstler, neben der<br />
Präsentation von Highlights der Klassischen Moderne, sind Tradition. Der letzte Erfolg war, wie Sie vielleicht wissen,<br />
die Entdeckung von Carl Krall.<br />
Die Begeisterung für Werke der Zwischen- und Nachkriegszeit ist ungebrochen, mitunter wird es manchmal<br />
schwierig, begehrte Sammlerstücke zu ergattern. Ich habe jedoch keine Mühe gescheut und kann Ihnen<br />
wieder eine erlesene Auswahl meiner Favoriten vorlegen und anbieten.<br />
Die Grandes Dames der österreichischen Malerei, Helene Funke und Broncia Koller-Pinell begeistern mit<br />
zwei herausragenden Stilleben. Heinrich Schröder, Meister der Architekturmalerei, überzeugt einmal mehr mit<br />
grandiosen Städtebildern aus dem Jahre 1919 – seltene Highlights der Klassischen Moderne. Eine historische<br />
Besonderheit ist sicherlich die Darstellung der Ferdinandsbrücke am Wiener Donaukanal um 1904 von Richard<br />
Harlfinger, sowie eine Rarität des Art Deco – die entzückende Jazzband von Alfred Hagel.<br />
Postwar wurde dieses Jahr schon mit einem Schwerpunkt bedacht und wird nun punktuell mit Werken von<br />
R. R. Ballabene, Lydia von Spallart, Trude Waehner und André Verlon gezeigt. Hervorzuheben ist die außergewöhnliche<br />
Farbabstraktion von Georg Jung aus dem Jahre 1948.<br />
Einige Werke wurden zur besseren Vorstellung für Sie mit Rahmen abgebildet, um ihre Gesamtwirkung zu<br />
zeigen – ich hoffe, es gefällt Ihnen.<br />
Ich wünsche Ihnen nun wie immer viel Vergnügen beim Durchblättern und freue mich jederzeit über Ihre Anfragen.<br />
Dr. Ursula <strong>Hieke</strong>
Inhalt BALLABENE RUDOLF RAIMUND Abb.: 1, 2<br />
FUNKE HELENE Abb.: 3<br />
HAGEL ALFRED Abb.: 4<br />
HARLFINGER RICHARD Abb.: 5<br />
JUNG GEORG Abb.: 6<br />
KOLLER-PINELL BRONCIA Abb.: 7<br />
KRALL CARL Abb.: 8 –11<br />
KRAUSE HEINRICH Abb.: 12, 13<br />
MEINDL ALFRED Abb.: 14<br />
PÁLFFY PETER Abb.: 15<br />
PÖTSCH IGO Abb.: 16<br />
SCHADE KARL Abb.: 17–19<br />
SCHRÖDER HEINRICH Abb.: 20 – 22<br />
SPALLART LYDIA VON Abb.: 23<br />
STORCH-ALBERTI ANTON JOSEF Abb.: 24 – 26<br />
THIELE OTTO Abb.: 27, 28<br />
VERLON ANDRÉ Abb.: 29, 30<br />
WAEHNER TRUDE Abb.: 31, 32
RUDOLF RAIMUND BALLABENE<br />
Zurndorf 1890 – 1968 Wien<br />
Mit seiner expressiven Malerei und der Darstellung<br />
von Bewegung hat Ballabene eine ganz eigene<br />
Meisterschaft erreicht, die ihn in den internationalen<br />
Kontext der europäischen Kunst stellt. Vor allem seine<br />
figuralen Szenen und Pferdedarstellungen sind von<br />
auffallender Ausdruckskraft und Dynamik. In den 50er<br />
Jahren zeichnete sich in seinem Schaffen ein besonderer<br />
Höhepunkt ab. Sein Spätwerk ab Mitte der 60er<br />
Jahre tendierte verstärkt zur Abstraktion.<br />
Ballabene entstammte einer Prager Patrizierfamilie<br />
und war der jüngste Sohn unter zehn Geschwistern.<br />
Er studierte ab 1909 in Prag und widmete sich neben<br />
der Journalistik und Schauspielkunst der Malerei, auf<br />
die er sich ab den 20er Jahren ausschließlich konzentrierte.<br />
Er wurde als Maler von Prager Motiven<br />
und wirkungsvollen Blumenstilleben bekannt. Durch<br />
den Zweiten Weltkrieg wurde seine künstlerische<br />
Laufbahn ab 1939 mit der Einverleibung der Tschechoslowakei<br />
als Protektorat unterbrochen. 1941 wurden<br />
alle seine Bilder konfisziert und 1943 erhielt er<br />
Berufsverbot.<br />
1945 gelangte er nach Wien und etablierte sich<br />
sehr schnell als Künstler. Diverse Ausstellungen folgten:<br />
1958 Österreichische Staatsdruckerei, Wien, Österreichische<br />
Lesehalle in Zagreb, 1959 Galerie Gurlitt,<br />
München, 1960 National Arts Club, New York,<br />
1991 Landesgalerie Eisenstadt. 1994 wurde das<br />
Werk von R. R. Ballabene vom Kunsthandel <strong>Hieke</strong> entdeckt<br />
und mit einer Ausstellung dem Publikum präsentiert.<br />
Werke in:<br />
Albertina, Wien<br />
Belvedere, Wien<br />
Heeresgeschichtliches Museum, Wien<br />
Landesgalerie Eisenstadt<br />
Museum im Schottenstift, Wien<br />
Abb.: 1<br />
Schachspieler<br />
Öl/Leinwand<br />
40 x 55 cm<br />
Werkverzeichnisnr. 215<br />
Das Schachspiel in Wiener Kaffeehäusern hat Tradition,<br />
schon im 19. Jahrhundert wurde dort Karten und<br />
Schach gespielt. Eines der Zentren für Schachspieler<br />
war das Café Central im Palais Ferstel in der Herrengasse,<br />
auch in den Hinterzimmern der Gasthäuser<br />
wurde gespielt. Diese Herrenrunde hat sich aber<br />
vermutlich erst nach Mitte der 1940er Jahre zu einer<br />
Partie zusammengesetzt. Die gespannte Konzentration<br />
der Spieler und ihrer Beobachter ist von Ballabene<br />
hervorragend getroffen.
RUDOLF RAIMUND BALLABENE<br />
Zurndorf 1890 – 1968 Wien<br />
Abb.: 2<br />
Clown<br />
monogrammiert<br />
Öl/Leinwand<br />
80 x 70 cm<br />
Werkverzeichnisnr. 113<br />
Die Figur des Clowns entwickelte sich aus den Diener-<br />
Figuren der Commedia dell’arte. Ab Beginn des 16.<br />
Jahrhunderts traten Clowns in Pausen englischer Bühnenstücke<br />
zur Unterhaltung der Zuschauer auf. Später<br />
waren Varietés und Zirkusmanegen ihre Bühne. In den<br />
1950er Jahren widmete sich Ballabene diesem Motiv<br />
und stellt die Figur des Clowns in expressiver Gestaltung<br />
dem Betrachter direkt gegenüber. 1968 schrieb<br />
Fritz Zimmermann anlässlich seines Todes: „Von einem<br />
kleinen Kreis echter Freunde abgesehen blieb Ballabene<br />
ein Einsamer und so kann es sein, dass er sich<br />
manchmal fühlte wie jener musizierende Clown.“<br />
Als Akteur im Theater der Malerei hat die Darstellung<br />
von Harlekinen in der Kunstgeschichte des beginnenden<br />
20. Jahrhunderts Tradition, man denke nur an<br />
Werke von Picasso, Degas und Cézanne.
HELENE FUNKE<br />
Chemnitz 1869 – 1957 Wien<br />
Funke zählt, international gesehen, zu den großen<br />
Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie hatte etwa im<br />
Gegensatz zu Paula Modersohn-Becker und Gabriele<br />
Münter bereits zu Lebzeiten Erfolg mit ihren Gemälden,<br />
die schon 1906, 1907 in Paris neben Werken von<br />
Matisse, Derain und Vlaminck ausgestellt waren. Ihr<br />
erstaunlicher Beitrag zum Frühexpressionismus, etwa<br />
zeitgleich mit Egon Schiele, sowie ihr Schaffen im<br />
Spannungsfeld des Fauvismus machen sie zu einer<br />
Klassikerin der Moderne. Schon 1998 konnte der<br />
Kunsthandel <strong>Hieke</strong> die erste Überblicksausstellung ihrer<br />
Werke präsentieren. 2007 wurde ihr Oeuvre mit einer<br />
umfassenden Ausstellung im Lentos, Linz gewürdigt.<br />
Sie studierte an der Münchner Akademie und lebte<br />
anschließend von 1906 bis 1912 in Paris, im selben<br />
Haus, wo Gertrud Stein ihren berühmten Salon<br />
führte und wo sie regen Kontakt zu den Fauves hatte.<br />
Matisse, Derain, Marquet, Vlaminck, Kees van Dongen<br />
wären hier zu nennen. Bereits ab dem Jahre 1904<br />
beteiligte sie sich an Ausstellungen in München, Berlin<br />
und Dresden. 1906 stellte sie ihre Werke im „Salon<br />
d’Automne“, 1907, 1910 und 1911 im „Salon des<br />
Independants“ in Paris aus. In Wien war sie bei Ausstellungen<br />
der Secession, der Kunstschau, im Hagenbund<br />
und im Künstlerhaus mit Werken vertreten. Die<br />
Ausstellung in der Wiener Secession mit der „Freien<br />
Vereinigung“ im Jahr 1919 brachte breiten Erfolg.<br />
1920 wurde das Bild „Musik“ vom österreichischen<br />
Staat angekauft. In den 20er Jahren stellte sie regelmäßig<br />
in Wien aus und erhielt 1928 den Österreichischen<br />
Staatspreis. 1948 fand eine letzte große<br />
Präsentation ihrer Werke in der Galerie Welz statt,<br />
danach geriet sie zusehends in Vergessenheit und<br />
starb in großer Armut. Daher hat ihr bislang zwar<br />
neubewertetes Oeuvre noch immer nicht die Preiskategorie,<br />
die ihr gebührt – auch international gesehen.<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien; Albertina, Wien; Wien Museum;<br />
Lentos, Linz; Kunstsammlungen Chemnitz;<br />
British Museum, London<br />
Abb.: 3<br />
Stilleben mit Melone<br />
signiert<br />
Öl/Holz<br />
67 x 80 cm<br />
Ein absolutes Meisterwerk der Stillebenmalerei um<br />
1918/19, das zudem genial mit einem Landschaftsbild<br />
verbunden ist. Die Künstlerin hebt die dargebotenen<br />
Früchte aus dem Raum alltäglicher Häuslichkeit<br />
und führt den Betrachter von einer Innenraumsituation<br />
weiter in eine traumhafte arkadische Landschaft. Es<br />
ergibt sich dadurch eine seltene, wunderbare Verknüpfung<br />
von Landschafts- und Stillebenmalerei.<br />
Dok.: Helene Funke, Ausstellungskatalog, Lentos Linz, 2007, S 165<br />
Die Malerin Helene Funke, Böhlau, Wien 2011, S 259
ALFRED HAGEL<br />
Wien 1885 – 1945<br />
Alfred Hagel kann als einer der wenigen Künstler<br />
in Österreich gelten, die dem Stil des Art Deco und<br />
der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen sind. Seine Vorliebe<br />
gilt der figuralen Darstellung. Die Themata findet<br />
Hagel großteils in Szenen des Alltags, aber auch im<br />
mythologischen und sozialkritischen Bereich, die er<br />
zumeist humoristisch interpretiert, manchmal geht es<br />
bis zur Karikatur. Etwa eine Zeichnung, die Karl Kraus<br />
während eines Vortrages zeigt (Wien Museum).<br />
Hagel studierte bis 1909 an der Wiener Akademie<br />
und anschließend bei Julius Diez an der Münchner<br />
Akademie. Ab 1913 war er als Illustrator für verschiedene<br />
Bücher und Zeitschriften wie etwa „Die Jugend“<br />
tätig, die Zeitschrift von der sich der Begriff „Jugendstil“<br />
ableitet.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Architekten Paul L. Troost<br />
gestaltete er mehrere Luxusdampfer für den Überseeverkehr<br />
des Bremer Lloyd aus, wie die „Europa“,<br />
„Berlin“, „Sierra Ventana“ und „Columbus“. Ebenso<br />
war er für die „Münchner Vereinigten Werkstätten“<br />
tätig, die ähnlich wie die „Wiener Werkstätte“ eine<br />
Synthese zwischen Kunst und Handwerk anstrebten.<br />
1925 beteiligte er sich an der Ausstellung „30<br />
Münchner Künstler“ im Münchner Kunstverein.<br />
Im Jahre 1930 kehrte der Künstler wieder nach Wien<br />
zurück, wo er mit großem Erfolg bis 1938 tätig war.<br />
Danach arbeitete er, von der Öffentlichkeit abgeschnitten,<br />
nur mehr in Zurückgezogenheit.<br />
Werke in:<br />
Wien Museum<br />
Abb.: 4<br />
Jazzband<br />
signiert<br />
Gouache/Papier<br />
24 x 24 cm<br />
Man sagt der Jazz wäre in New Orleans geboren und<br />
in Chicago und New York aufgewachsen. Auf jeden<br />
Fall trat diese Musikrichtung zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
ihren Siegeszug an. Kein Wunder, dass auch<br />
Hagel dem Jazz in diesem entzückenden Art Deco<br />
Bild seine Referenz erweist. Es ist eine Nachtszene<br />
geschildert, in deren Vordergrund Geiger, Saxophonist<br />
und Schlagzeuger ihre Musik zum Besten geben.<br />
Der Originalrahmen ist zudem von besonderer Raffinesse.
RICHARD HARLFINGER<br />
Mailand 1873 – 1948 Wien<br />
Harlfinger ist Farbdramatiker mit unverwechselbarem<br />
Stil. Die Expressivität seiner Bilder begründet sich<br />
durch aussagekräftige Farbgestaltung, die durch<br />
starke Konturierung eine Überhöhung erfährt.<br />
Der Künstler widmete sich anfänglich dem Portrait.<br />
Seine kunsthistorische Bedeutung liegt aber in der<br />
Landschaftsmalerei, auf die er sich bald konzentrierte.<br />
1892 – 94 besuchte Harlfinger die Malschule Strehblow<br />
an der Wiener Akademie, anschließend studierte<br />
er bis 1899 an der Münchner Akademie bei<br />
Nikolaus Gysis und Carl von Marr. Danach war<br />
er in Mödling tätig. Studienreisen führten ihn in die<br />
Bretagne, nach Schweden, Bielitz und Venedig.<br />
1906 wurde er Mitglied der Wiener Secession und<br />
1917 – 1919 deren Präsident. Ab 1917 unterrichtete<br />
er an der Wiener Frauenakademie. Mitarbeit an der<br />
Ausgestaltung des Rathaus-Kellers in Wien. 1918 war<br />
er Kriegsmaler in Lublin. Er erhielt 1930 den Österreichischen<br />
Staatspreis.<br />
Dem Dichter Robert Musil fielen 1924 bei zwei Secessionsausstellungen<br />
„Landschaften von Richard Harlfinger<br />
dadurch auf, daß sie von einem dominierenden<br />
Totaleindruck aus das Bild geben ... so wie man sie<br />
in Wirklichkeit mit dem Schlag des Entzückens erlebt.“<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien<br />
Wien Museum<br />
Leopold Museum, Wien<br />
NÖ Landesmuseum, St. Pölten<br />
Abb.: 5<br />
Abendstimmung am Donau Canal<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
70 x 107 cm<br />
Das dargestellte Motiv, die Ferdinandsbrücke, ist um<br />
1904 zu datieren, in diesem Jahr brachte Harlfinger<br />
das Bild zu einer Ausstellung in das Wiener Künstlerhaus.<br />
1911 wurde die Ferdinandsbrücke durch eine<br />
eiserne Bogenbrücke ersetzt und 1919 in Schwedenbrücke<br />
umbenannt.<br />
Um die Jahrhundertwende intensivierte sich vor allem<br />
im innenstadtnahen Bereich, unterhalb des neuen<br />
Franz-Josephs-Quais, die Nutzung der Uferzonen.<br />
Es entstanden Promenaden, Flaniermeilen, sogar<br />
fünf Badeschiffe mit Strombädern wurden für die<br />
Bevölkerung errichtet. Aus historischen Quellen ist<br />
anzunehmen, dass der Donaukanal einen ähnlichen<br />
Unterhaltungsfaktor hatte, wie nun auch seit der Jahrtausendwende<br />
wieder. Es ist also nicht überraschend,<br />
dass auch Harlfinger sich diesem neuen „In-Viertel“<br />
widmete.<br />
Dok.: Herbstausstellung 1904, Künstlerhaus Wien
GEORG JUNG<br />
Salzburg 1899 –1957 Wien<br />
Als Maler war Jung Autodidakt. Anfänglich vom Expressionismus<br />
kommend entwickelte der Künstler sehr bald<br />
ein kubistisches Formenvokabular, das besonders von<br />
Licht und Farbwirkungen geprägt war. Ab Ende der<br />
20er Jahre ist sein Beitrag zur Neuen Sachlichkeit<br />
von großer Bedeutung für die österreichische Malerei.<br />
Ebenso gehörte er zur Avantgarde der Postwar Periode.<br />
Von 1924 bis 1938 Mitglied des Hagenbundes.<br />
1935 – 39 übernahm Jung von seinen Eltern die Leitung<br />
des Hotel de l’Europe in Salzburg, das er mit Fresken<br />
und Möbel ausstattete. Die Sonnenuhr am Universitätsgebäude<br />
und ein Fresko in der Franziskanergasse,<br />
Salzburg stammen von ihm. 1939 übersiedelte er nach<br />
Wien und erhielt 1942 Ausstellungsverbot, er galt<br />
damit als entartet.<br />
1945 – 52 Mitglied der Wiener Secession. Große<br />
Bedeutung erlangte Jung mit seinem Beitrag zur abstrakten<br />
Malerei nach 1945. Er beschäftigte sich mit<br />
ungegenständlichen Farbstudien und entwickelte das<br />
„Colormobile“ einen kinetischen Apparat mit sich verändernden<br />
Farbkonstellationen. „Meine Bilder sind also<br />
kleine Farbdramen, deren Berechtigung sich aus der<br />
Natur des farbigen Eindrucks ergibt.“ G. Jung<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien<br />
Albertina, Wien<br />
Leopold Museum, Wien<br />
Museum der Moderne, Salzburg<br />
Neue Galerie der Stadt Linz<br />
Abb.: 6<br />
Grün überbietet sich vor Rot, das sich ins Grau<br />
zurückzieht<br />
signiert<br />
datiert 1948<br />
verso betitelt<br />
Öl/Leinwand<br />
52 x 61 cm<br />
Georg Jungs Malerei nach 1945 gehört zu den<br />
herausragendsten und interessantesten Werken der<br />
abstrakten Kunst in Österreich. Er personifizierte die<br />
einzelnen Farben und ließ sie wie Charaktere miteinander<br />
kommunizieren. Wie im Titel des Bildes<br />
beschrieben, wird die grüne Farbgestaltung im Vordergrund<br />
dramatisiert und den sanfteren Farbklängen<br />
gegenübergestellt. Zu diesem Werk ist die Originalskizze<br />
(9 x 10 cm) erhalten.
BRONCIA KOLLER - PINELL<br />
Sanok/Galizien 1863 – 1934 Oberwaltersdorf<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Koller-Pinell als<br />
bedeutendste Künstlerin des engen Klimtkreises zu<br />
nennen. Sie gilt zudem als Förderin von Egon Schiele.<br />
Durch ihre Auseinandersetzung mit der französischen<br />
Avantgarde sind ihre Werke auch im internationalen<br />
Kontext zu sehen und durchaus vergleichbar etwa mit<br />
Camille Pissarro, André Derain. Auch in den 20er Jahren<br />
ist sie im Zuge der Neuen Sachlichkeit durch Ihre<br />
Bekanntschaft mit Carl Hofer ganz am Puls der Zeit.<br />
Studium bei Josef Raab und Alois Delug in Wien sowie<br />
an der Münchner Akademie. Sie stellte ihre Werke<br />
bereits 1893 im Münchner Glaspalast aus. Ab 1903<br />
wieder in Wien, beginnt ihr sukzessiver Aufstieg in die<br />
malerische Elite Österreichs. In diesen Jahren intensivieren<br />
sich die Kontakte zu den Künstlern der Wiener<br />
Secession und der Wiener Werkstätte. Das Haus der<br />
Kollers in Oberwaltersdorf, von Josef Hoffmann umgebaut<br />
und mit Arbeiten der Wiener Werkstätte ausgestattet,<br />
wird zu einem Zentrum der Künstlergesellschaft,<br />
wo Gustav Klimt, Gustav und Alma Mahler, Josef Hoffmann,<br />
Egon Schiele, Koloman Moser u.v.a. verkehren.<br />
Mit der Ausstellung ihrer Werke bei der Kunstschau<br />
1908 und 1909 hat Kollers Schaffen einen ersten<br />
Höhepunkt erreicht. Ihre fruchtbare Zusammenarbeit mit<br />
dem jungen Shootingstar Heinrich Schröder fällt in die<br />
Zeit von 1906 bis 1912. Eine gemeinsame Ausstellung<br />
mit ihm fand 1911 in der Galerie Miethke, Wien<br />
statt und wurde von Bertha Zuckerkandl beschrieben.<br />
2007 ist ein umfassendes Buch über diese faszinierende<br />
Künstlerin erschienen. 2007/08 wurden ihre<br />
Werke bei der Ausstellung „Wien Paris“ und 2008<br />
bei der Ausstellung „Gustav Klimt und die Kunstschau<br />
1908“ im Belvedere gezeigt. Schon seit<br />
35 Jahren präsentiert der Kunsthandel <strong>Hieke</strong> Werke<br />
B. Kollers. 1991 konnte eine Personale der Künstlerin<br />
gezeigt werden und 1993 folgte eine künstlerische<br />
Gegenüberstellung mit ihrem Malerfreund Schröder.<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien; Albertina Wien; Wien Museum;<br />
Leopold Museum, Wien; Lentos, Linz;<br />
NÖ Landesmuseum, St. Pölten<br />
Abb.: 7<br />
Großes Blumenstilleben<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
92 x 73 cm<br />
Diese herrliche Blütenpracht mit Türkenbundlilien, Flox<br />
und Kornblumen ist ein absoluter Höhepunkt in Kollers<br />
Stillebenmalerei um 1918/20. Die Künstlerin liebte<br />
Blumen. Sie hat sie in ihrem Garten gepflegt und<br />
in ihren wunderbaren Stilleben verewigt. In diesem<br />
üppigen Blumenarrangement ziehen die leuchtenden<br />
Farben der Blüten den Blick sofort auf sich.<br />
Dok.: Diss. S. Baumgartner „Broncia Koller-Pinell“, Salzburg 1989,<br />
Gemälde 146<br />
H. Frais, „Auf den Spuren der Vergangenheit“, Herrengilde<br />
Oberwaltersdorf 1983, S 486
CARL KRALL<br />
Wien 1891 – 1975<br />
Das Werk Kralls stellt einen bedeutenden Beitrag<br />
für die österreichische Malerei der Neuen Sachlichkeit<br />
dar. Ausgehend von der Inspiration durch die<br />
magisch-realistische Variante der Neuen Sachlichkeit<br />
eines Alexander Kanoldt und Georg Schrimpf war<br />
er als Autodidakt stärker an der Realität interessiert<br />
und entwickelte eine kristallklare Schärfe mit zum Teil<br />
leuchtenden Farben in seinen eindrucksvollen Bildern.<br />
Krall begann seine Laufbahn als erfolgreicher Werbegrafiker<br />
mit Entwürfen für Mode- und Kulturzeitschriften<br />
sowie als Plakatdesigner für Zigaretten, Sekt, Theater<br />
und Stummfilm. Ab den 20er Jahren widmete er sich<br />
zusehends der Malerei. 1923 wurde er als Mitglied in<br />
den Albrecht Dürer-Bund aufgenommen. 1938 wurde<br />
er Mitglied des Vereins „Heimische Künstler Klosterneuburgs“<br />
und später Ausstellungsleiter dieser Künstlergruppe.<br />
1944 Ankauf zweier Werke vom Kulturamt<br />
der Stadt Wien, 1947 vom NÖ -Landesmuseum. Von<br />
1945 bis 1956 war er als Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes<br />
an der Wiederherstellung von Werken<br />
in Schönbrunn und Wiener Neustadt beteiligt. Diverse<br />
Sgraffiti in Wien und Mödling stammen von seiner<br />
Hand.<br />
Er beteiligte sich an Ausstellungen in Berlin, Haus der<br />
Kunst, in Wien, Künstlerhaus und Secession. 1933<br />
war er bei der Jahresausstellung des Albrecht Dürer<br />
Bundes in der Zedlitzhalle mit 66 Werken vertreten.<br />
1934 wurden seine Werke bei der „Wettbewerbsausstellung<br />
für den Österreichischen Staatspreis“ und bei<br />
der „Ersten Österreichischen Kunstausstellung 1947“<br />
im Wiener Künstlerhaus präsentiert. 1961 zeigte er<br />
in der Niederösterreichischen Landeskunstausstellung<br />
in Baden sowie 1964 in der Wiener Staatsdruckerei<br />
seine Werke.<br />
1967 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste<br />
um die Republik Österreich.<br />
Werke in:<br />
Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten<br />
Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />
Wienbibliothek im Rathaus, Wien<br />
Abb.: 8<br />
Waldschlag<br />
verso Nachlassstempel<br />
Öl/Leinwand<br />
80 x 62 cm<br />
Von Licht durchflutet überzeugt dieses Waldstück sofort<br />
mit seinem klaren Bildaufbau. Es ist von einer hell/<br />
dunkel Abfolge mit Licht und Schatten geprägt. Die<br />
strenge Vereinfachung der Formen steht im Zeichen<br />
der Neuen Sachlichkeit. Mit den stehenden und liegenden<br />
Baumstämmen erreicht Krall eine fast geometrische<br />
Ordnung, die in ihrer Präzision höchst anziehend<br />
wirkt.
CARL KRALL<br />
Wien 1891 – 1975<br />
Abb.: 9<br />
Ossiachersee<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
40 x 40 cm<br />
Ein atemberaubender Seeblick! Mit starker Tiefenentwicklung<br />
lenkt der Künstler den Blick über diese herrliche<br />
Kärntner Landschaft. Vom Nordufer des Ossiachersees<br />
sieht man in weiter Ferne den Mangart,<br />
einen Gipfel der julischen Alpen, der mit 2677 Meter<br />
an der Grenze zwischen Italien und Slowenien liegt.<br />
Ende der 20er Jahre entstanden, ist das sehr attraktive<br />
Gemälde ein seltenes Beispiel der Neuen Sachlichkeit<br />
in Österreich. Der Ossiachersee war damals ebenso<br />
fashionable und elegant wie der Wörthersee in den<br />
50er Jahren. Bis in die 30er Jahre galt das Grand<br />
Hotel Annenheim als das feudalste Haus am See. Es<br />
wurde eine eigene Haltestelle der Kronprinz-Rudolf-<br />
Bahn errichtet und Hotelgäste, wie etwa Sigmund<br />
Freud und Alban Berg verbrachten ihre Sommer hier.
CARL KRALL<br />
Wien 1891 – 1975<br />
Abb.: 10<br />
Elegante Anglerin II<br />
signiert<br />
datiert 1926<br />
Mischtechnik/Papier<br />
36 x 29 cm<br />
Das sehr amüsante und höchst ungewöhnliche Motiv<br />
erinnert an Abbildungen aus Modezeitschriften, für<br />
die Krall anfänglich als Graphiker tätig war. Die<br />
junge Frau steht auf der Plattform eines Bootes und<br />
wirft beschwingt die Angel aus, an deren Ende ein<br />
kleiner Fisch hängt – der Ruderer blickt erstaunt. Beide<br />
Figuren sind perfekt gestylt – der schicke Badeanzug<br />
mit passendem Turban, sogar das Badetuch ist fein<br />
drapiert. Die phantasievolle und exakte Gestaltung<br />
des Werkes ist feinstes Art Deco.
CARL KRALL<br />
Wien 1891 – 1975<br />
Abb.: 11<br />
Samum<br />
Zigarettenpapier, Zigarettenhülsen, Jac. Schnabl & Co,<br />
Wien XIX<br />
bezeichnet: Reklame Ges. Protos, Wien VII<br />
signiert<br />
Mischtechnik/Karton<br />
28 x 56 cm<br />
Die Marke Samum war in der ganzen K.& K. Monarchie<br />
ein Begriff. Eines der witzigsten Werke von Carl<br />
Krall für dieses Zigarettenpapier zeigt einen Prinzen<br />
und eine Sphinx genüsslich rauchend. Selbst die kleinen<br />
Hieroglyphen halten Zigaretten in ihren Händen.<br />
Jacques Schnabl & Co erzeugte ab 1868 das Zigarettenpapier<br />
Samum in Wien. Um 1908 wurde für diese<br />
Firma eines der ersten Stahlbeton-Industriegebäude<br />
Wiens am Kreilplatz 1 im 19. Bezirk gebaut. Hier<br />
wurde in der Folge nicht nur das Zigarettenpapier,<br />
das im übrigen auch von der Austria Tabak verwendet<br />
wurde hergestellt, sondern auch die Werbeplakate<br />
für diese Produkte – „Samum“ und z. B. auch „Tabu“<br />
gedruckt.
HEINRICH KRAUSE<br />
Wien 1885 – 1983<br />
Krause hat eine sehr markante und zukunftsweisende<br />
Position innerhalb der österreichischen Malerei.<br />
Anfänglich von einer gedeckten Farbigkeit bestimmt,<br />
tendiert seine Malerei zusehends zur Formauflösung.<br />
Ab den 20er Jahren zeigt sich seine ganze Entfaltungsmöglichkeit.<br />
Landschaften, Städteansichten, Stilleben<br />
– alles überzeugt durch seine spontane Gestaltung,<br />
seinen sicheren aber immer lockeren Pinselstrich. Eine<br />
trockene fast kreidige Farbpalette ist für sein Werk<br />
typisch.<br />
Studium an der Wiener Akademie sowie Schüler und<br />
Freund von Albin Egger-Lienz. Er war 1914 bis 1937<br />
Mitglied der Wiener Secession und an zahlreichen<br />
Ausstellungen beteiligt. Z. B. 1919 füllten seine<br />
Werke, Landschaften, figurale Kompositionen, Bildnisse<br />
u.v.a. bei einer Kollektive einen ganzen Raum<br />
der Wiener Secession. Im Anschluss daran erhielt er<br />
den Österreichischen Staatspreis. Später wurde er<br />
Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Neben Ausstellungen<br />
in Wien wurden seine Werke in Rom, London,<br />
Düsseldorf, Graz, Triest, Genua und Bukarest gezeigt.<br />
Die bekanntesten Portraits seiner Hand zeigen Franz<br />
Lehar und Max Mell (Dichterkollege von Hugo von<br />
Hofmannsthal).<br />
Von den zahlreichen Ehrungen sind 1925 und 1940<br />
der Preis der Stadt Wien, 1928, 1937, 1965 der<br />
Österreichische Staatspreis, 1930 die Goldmedaille<br />
der Stadt Graz, 1931 der Reichel-Preis und 1955 der<br />
Goldene Lorbeer des Wiener Künstlerhauses besonders<br />
zu erwähnen.<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien<br />
Wien Museum<br />
Albertina, Wien<br />
Leopold Museum, Wien<br />
Abb.: 12<br />
In Gedanken<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
72 x 53 cm<br />
Sehr charmant und trefflich schildert Krause diese<br />
nachdenkliche Pose eines Dichters. Hauptakzent der<br />
Darstellung liegt auf Gesicht und Händen, die sich<br />
vom dunkel gehaltenen Umfeld stark abheben. Der<br />
expressive Farbauftrag verstärkt die intensive Aura<br />
dieser eleganten Figur, die ganz in schwarz gekleidet<br />
sehr existenzialistisch anmutet.
HEINRICH KRAUSE<br />
Wien 1885 – 1983<br />
Abb.: 13<br />
Nach dem Bade<br />
Öl/Leinwand<br />
78 x 66 cm<br />
Als einer der ersten in der Malerei des 19. Jahrhunderts<br />
ist sicherlich Edgar Degas zu nennen, der<br />
darauf verzichtete ein Idealbild des weiblichen Körpers<br />
zu zeigen und stattdessen Akte die baden, sich<br />
waschen, abtrocknen und kämmen, darstellte. Auch<br />
dieser dominant ins Bild gerückte, attraktive Halbakt<br />
greift gerade zu einem weißen Tuch, aber es ist eine<br />
ruhige, verhaltene Bewegung, die Krause in seinem<br />
Bild festgehalten hat. Nur der Hintergrund ist farblich<br />
sehr dynamisch aufgelockert und weist in einen Garten<br />
oder Wald.
ALBERT MEINDL<br />
Wien 1891–1967 Salzburg<br />
Meindl studierte an der Wiener Akademie und war<br />
anfänglich der traditionellen österreichischen Malerei<br />
des 19. Jahrhunderts verpflichtet. Im Laufe der Zeit<br />
nahm er stilistische Tendenzen des Jugendstils in sein<br />
Werk auf.<br />
Seine Motive fand er in der österreichischen Landschaft<br />
sowie in Stadtansichten, die gerne auch aus<br />
der Vorstadt stammen konnten. Genredarstellungen<br />
wie „Bauernstreit“, „das frierende Ghetto in Mattersburg“<br />
und „Ahasver in Mattersburg“ sind ebenfalls<br />
unter seinen Themen.<br />
Unter Remigius Geyling, der von 1922 bis 1946 Ausstattungschef<br />
des Wiener Burgtheaters war, war er als<br />
Bühnenbildner tätig.<br />
Später lebte er vorwiegend in Salzburg und Fuschl<br />
am See.<br />
Als Mitglied des Österreichischen Künstlerbundes<br />
nahm er an dessen zahlreichen Ausstellungen teil, so<br />
zum Beispiel im Jahre 1926.<br />
Werke in:<br />
Landesmuseum Burgenland, Eisenstadt<br />
Abb.: 14<br />
Abendsonne<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
40 x 47 cm<br />
Das Hauptaugenmerk in diesem sehr markanten<br />
Gemälde ist auf die Ansicht eines Gebirges im Abendrot<br />
gelegt. Die rötliche Färbung der Felsen in der<br />
Abendsonne wird oft als Alpenglühn bezeichnet - ein<br />
faszinierendes Schauspiel der Natur. Die schwungvolle<br />
Wolke gibt dem Bild zusätzlich einen raffinierten<br />
Touch.
PETER PÁLFFY<br />
Seebarn/NÖ 1899 – 1987 Wien<br />
Pálffy gehört der internationalen Avantgarde an. Sein<br />
Schaffen umfasst einen Bogen von expressionistischen<br />
über kubistische zu abstrakten Bestrebungen. 1987<br />
widmete der Kunsthandel <strong>Hieke</strong> dem fast in Vergessenheit<br />
geratenen Künstler eine Personale.<br />
Er studierte von 1921 bis 1923 an der Akademie der<br />
bildenden Künste in München und lebte anschließend<br />
von 1924 bis 1933 in Paris. In Berührung mit der<br />
„école de Paris“ und integriert in das internationale<br />
Kunstgeschehen hatte er bereits 1928 Gelegenheit in<br />
der Galerie Myrbor (Mme.Cuttoli, Freundin von Picasso)<br />
innerhalb einer Kollektivausstellung seine Werke<br />
zu zeigen. Von 1933 bis 1945 arbeitete er in der<br />
Slowakei in Kontakt mit der ungarischen Avantgarde.<br />
Nach dem 2.Weltkrieg lebte Pálffy bis 1962 in Kitzbühel<br />
und anschließend in Wien.<br />
Er wurde 1949 Mitglied des österreichischen „Art<br />
Club“ einer zukunftsweisenden, auf Internationalität<br />
bedachten Künstlergruppierung, die an Bedeutung mit<br />
der Secession der Jahrhundertwende vergleichbar ist.<br />
Nach Auflösung des „Art Club“ 1960 schloss er sich<br />
der Künstlervereinigung „Der Kreis“ an.<br />
Werke in:<br />
Lentos Kunstmuseum, Linz<br />
Slowakische Nationalgalerie Bratislava<br />
Museum Cerveny Kamen Casta<br />
Slowakei (Bibersburg)<br />
Abb.: 15<br />
Herrenhaus<br />
signiert<br />
datiert 1947<br />
Gouache/Papier<br />
25 x 33 cm<br />
Stadtlandschaften und Häuser sind wiederkehrende<br />
Motive in Pálffys verschiedenen Schaffensphasen. Der<br />
Künstler bewohnte Schlösser und Herrenhäuser seiner<br />
Familie, etwa die Burg Cerveny Kamen oder das<br />
Herrenhaus in Smolenice, Slowakei. 1945 musste er<br />
vor der Roten Armee nach Österreich fliehen. Zwei<br />
Jahre nach Kriegsende ist dieses Werk entstanden,<br />
dass sicherlich eine Reminiszenz an die großartigen<br />
Gebäude seiner Jugend darstellt. In die Türen und<br />
Fenster dieses ungewöhnlichen Herrenhauses sind<br />
sehr spezielle, figurale Motive eingefügt.
IGO PÖTSCH<br />
Graz 1884 – 1943 Wien<br />
Pötsch war ein Künstler der österreichischen Zwischenkriegszeit,<br />
dessen Oeuvre zwischen gemäßigtem<br />
Expressionismus und realistischen Tendenzen zu<br />
finden ist. Mit seinen locker und dynamisch gesetzten<br />
Pinselstrichen erreicht er in seinen Werken immer<br />
wieder verblüffende Genauigkeit und sehr effektvolle<br />
Akzente. Seine Vorliebe gilt der Landschafts- und Portraitmalerei.<br />
Er erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Landeskunstschule<br />
Graz als Schüler von Heinrich August<br />
Schwach und Paul Schad-Rossa. 1905 bis 1914<br />
arbeitete er als künstlerischer Leiter der Nußdorfer<br />
Papier- und Blechdruck-Industrie in Wien. Lithographische<br />
Kenntnisse konnte er bei Viktor Mader an der<br />
Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien erwerben.<br />
Von 1922 bis 1928 war er selbst dort als Lehrer<br />
tätig.<br />
Im Jahre 1930 wurde Pötsch Mitglied des Wiener<br />
Künstlerhauses und beteiligte sich bei diversen Ausstellungen<br />
so z.B. waren bei der Ausstellung „Österreichische<br />
Bildniskunst der Gegenwart“ im Künstlerhaus,<br />
Wien 1932 einige Portraits seiner Hand vertreten und<br />
1934 bei der 55. Jahresausstellung präsentierte er 16<br />
Landschaftsaquarelle. Zur 200-Jahrfeier der Haydn-<br />
Gedenkstätte entwarf er 1932 12 Kunstblätter.<br />
1934 erhielt Pötsch den Österreichischen Staatspreis<br />
mit Herbert Boeckl, Wilhelm Thöny und A. P. Gütersloh.<br />
Werke in:<br />
Albertina, Wien<br />
Wien Museum<br />
Österreichische Nationalbank, Wien<br />
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz<br />
Sammlungen in Wien und Graz<br />
Abb.: 16<br />
Der Reichenstein<br />
signiert<br />
datiert 1927<br />
Öl/Holz<br />
70 x 82 cm<br />
Die eindrucksvolle Bergspitze, die hinter einer Alm<br />
gewaltig emporragt ist der Admonter Reichenstein in<br />
den Ennstaler Alpen. Er ist der höchste und östlichste<br />
Berg der Reichensteingruppe, die im Gesäuse in der<br />
Steiermark zu finden ist. Der Gipfel, 2251 m hoch,<br />
ist von extrem steilen Wänden umgeben, wie uns der<br />
Künstler in dieser Ansicht sehr suggestiv spüren lässt.<br />
Das Gemälde wurde laut Vermerk auf der Rückseite<br />
ein Jahr nach seiner Entstehung in der Wiener Secession<br />
sowie 1929 bei Ausstellungen in Prag und<br />
Kopenhagen gezeigt.
KARL SCHADE<br />
Rokytzan/Böhmen 1862 – 1954 Wien<br />
„Was Adalbert Stifter mit dem Wort, das ist er mit der<br />
Farbe.“ So charakterisierte Franz Servaes den Künstler<br />
1932.<br />
Schade widmete sich als Stimmungsimpressionist vor<br />
allem der Landschaftsmalerei. Er war fast das ganze<br />
Jahr in der Natur unterwegs und zog mit seiner Staffelei<br />
von Ort zu Ort. Neben Motiven aus der Wiener<br />
Umgebung und den Landschaften Niederösterreichs<br />
war auch das Salzkammergut Inspiration für seine<br />
Werke. Es war für ihn immer ein Anliegen, die Atmosphäre<br />
in der Natur zu erfassen. Als ein Meister der<br />
zarten Stimmungen war er sehr geschätzt und es ist<br />
immer ein Vergnügen, Werke aus seinem Oeuvre zu<br />
sehen.<br />
1881 Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule<br />
und danach 1882 bis 1885 an der Wiener Akademie.<br />
1889 bis 1890 war er Schüler von Ludwig<br />
Minnigerode. Er wohnte in der Böcklinstraße ganz in<br />
der Nähe des Praters, den er auch öfters dargestellt<br />
hat.<br />
Der Künstler stellte seine Werke in Wien, München,<br />
Brünn und Prag aus. 1932 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen.<br />
1935 fand eine Kollektiv-Ausstellung<br />
mit 70 Werken im Palmenhaus, Burggarten, Wien<br />
statt. „Seine Landschaften wurden geschätzt, erwartet<br />
und – gekauft!“ A.D.<br />
Werke in:<br />
Wien Museum<br />
Moderne Galerie, Prag<br />
Landesmuseum, Brünn<br />
Abb.: 17<br />
Steg über den Halterbach<br />
signiert<br />
verso betitelt<br />
Öl/Leinwand<br />
80 x 111 cm<br />
Der Halterbach entspringt am Fuße der Sophienalpe<br />
in der Nähe der Rieglerhütte, fließt dann entlang der<br />
Hüttelbergstraße und mündet schließlich bei Hütteldorf<br />
in den Wienfluss. Es ist ein Motiv aus dem Wienerwald,<br />
das uns mit einem Blick durch die Bäume zu<br />
einer romantischen, kleinen Brücke leitet.<br />
Die atmosphärisch sehr duftige Gestaltung und die<br />
Harmonie der Farben laden zum Verweilen ein.
KARL SCHADE<br />
Rokytzan/Böhmen 1862 – 1954 Wien<br />
Abb.: 18<br />
Nach dem Regen<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
70 x 80 cm<br />
Immer wieder faszinieren die Gemälde Schades<br />
mit der leidenschaftlichen Stimmung des „sich in der<br />
Natur befinden“, typisch impressionistisch. Einige Pfützen<br />
versickern noch als Spuren des letzten Regens am<br />
Weg, der den Betrachter fast direkt in diese idyllische<br />
Landschaft führt. Hier kann man guter Dinge die Seele<br />
baumeln lassen.
KARL SCHADE<br />
Rokytzan/Böhmen 1862 – 1954 Wien<br />
Abb.: 19<br />
Wolkenstimmung<br />
Öl/Leinwand<br />
80 x 98 cm<br />
Schade wählte für dieses romantische Landschaftsbild<br />
ein sehr eindrucksvolles Naturschauspiel. Hinter<br />
der sanften Anhöhe dieser Hügellandschaft, wahrscheinlich<br />
im Alpenvorland gelegen, türmt sich ein<br />
gewaltiges Wolkenmassiv vom Abendrot der Sonne<br />
beleuchtet. Im Tal hat sich bereits der Schatten über<br />
Wiesen und Wälder gebreitet.
HEINRICH SCHRÖDER<br />
Krefeld/D 1881 – 1941 Innsbruck<br />
Als Architekturmaler hat Schröder eine ganz eigene<br />
Position in der europäischen Kunstgeschichte. „Er<br />
liest im Städtebild, in der bebauten Natur, wie<br />
in einem wohl bekannten Gesicht .... Wesensart<br />
und Lebensart einer Bevölkerung prägen sich<br />
ihm eindeutig im Bauwerk aus ...“ Wagner 1937<br />
Anfänglich stilistisch der Wiener Secession verpflichtet,<br />
greift er ab 1909 Impulse der Schule von<br />
Pont Aven auf. Seine expressionistischen Städtebilder<br />
ab 1915 entstehen gleichzeitig mit den<br />
Werken E. Schieles, A. Waldes. In den 20er und<br />
30er Jahren erreicht sein Schaffen im Zuge der<br />
Neuen Sachlichkeit einen weiteren Höhepunkt.<br />
Studium in Berlin, Weimar und Paris. Ab etwa 1905<br />
stand Schröder in Wien in enger Verbindung mit<br />
der Familie Dr. Hugo Koller. 1908 wurde er in die<br />
berühmte Runde der Klimtgruppe aufgenommen, die<br />
die legendäre Kunstschau 1908 und 1909 organisierte.<br />
1911 folgte eine gemeinsame Ausstellung mit<br />
Broncia Koller-Pinell in der Galerie Miethke, Wien.<br />
1909 – 1914 reiste Schröder nach Frankreich, Bosnien<br />
und Afrika und übersiedelte dann nach München.<br />
Als Mitglied der Münchner Secession war er<br />
bei deren Ausstellungen vertreten, zeigte seine Werke<br />
aber auch 1925 im Wiener Künstlerhaus, 1926 im<br />
Münchner Glaspalast und 1927 bis 1935 bei jährlichen<br />
Ausstellungen des Kunstsalon Heller in München.<br />
Ab 1936 galt er als entartet. Die letzten Jahre<br />
bis zu seinem Tod verbrachte Schröder verarmt in Tirol.<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien<br />
Albertina, Wien<br />
Wien Museum<br />
Leopold Museum, Wien<br />
NÖ Landesmuseum, St. Pölten<br />
Bayrische Staatliche Gemäldesammlung, München<br />
Abb.: 20<br />
Morgat/Bretagne<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
41 x 55 cm<br />
Einst ein kleiner Sardinenhafen wurde Morgat Ende<br />
des 19.Jahrhunderts vom Tourismus entdeckt und zu<br />
einem mondänen Seebad entwickelt. Der Ort war<br />
bekannt für seine wunderbaren Gesteinsformationen<br />
und Grotten. Nach den Römern Finis Terrae - am Ende<br />
der Welt, benannt, liegt Morgat im Westen der Bretagne<br />
im Department Finistère. Zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts, etwa um 1909, wurde Heinrich Schröder<br />
zu diesem schönen Gemälde voll französischem<br />
Charme inspiriert.
HEINRICH SCHRÖDER<br />
Krefeld/D 1881 – 1941 Innsbruck<br />
Abb.: 21<br />
Häuser am Inn (Rattenberg)<br />
signiert<br />
datiert 1919<br />
Öl/Leinwand<br />
80 x 64 cm<br />
Nicht alle Künstler malten in Tirol die Berge. Schröder<br />
zielte in seiner kunsthistorisch höchst bedeutenden<br />
Stadtaufsicht von Rattenberg auf eine expressive, fast<br />
kubistische Charakterisierung. Der Künstler, „der ein<br />
gemildertes kubistisches Analysieren einer Stadtstruktur<br />
im Fall Rattenberg fünf Jahre nach Franz Marc …<br />
erprobte - ein rares Zeugnis des Reagierens sowohl auf<br />
neue Ausdrucksformen als auch auf ein spezifisches<br />
,tirolerisches‘ Gefüge vor dem Motiv.“ K. Sotriffer.<br />
Das Gemälde war bei der ersten Ausstellung der<br />
Künstlergruppe „Der Wassermann“ im Künstlerhaus<br />
Salzburg, 1919, Nr. 171 und im selben Jahr bei der<br />
ersten Ausstellung des Sonderbundes, Haus der jungen<br />
Künstlerschaft, Wien, 1919, Nr. 51 ausgestellt.<br />
Dok: „Tirol von außen“, Ausstellungskatalog des Tiroler Landesmuseums<br />
Ferdinandeum, Innsbruck 1990, S 25, Abb. S 67
HEINRICH SCHRÖDER<br />
Krefeld/D 1881 – 1941 Innsbruck<br />
Abb.: 22<br />
Dorf<br />
signiert<br />
datiert 1919<br />
Öl/Leinwand<br />
70 x 70 cm<br />
Ein fulminantes Highlight der Klassischen Moderne.<br />
Wie Egon Schiele faszinierten den Künstler expressive<br />
Aspekte von Häuser und Stadtmotiven. Das Dorf ist<br />
ganz typisch für Schröders Schaffenszeit um 1919<br />
und sein Interesse an Farb- und Formstrukturen kommt<br />
deutlich zur Geltung. Der Originalrahmen des Bildes<br />
ist sogar erhalten. Laut rückseitigem Vermerk war das<br />
Werk im Besitz von Dr. Hugo Koller, der mit seiner<br />
Frau, der Malerin Broncia Koller-Pinell, mit dem Künstler<br />
eng befreundet war und ihn, überzeugt von seinem<br />
Talent, jahrelang finanziell unterstützte.
LYDIA VON SPALLART<br />
Wien 1898 – 1961<br />
Spallart gehörte in den 20er Jahren in das Spannungsfeld<br />
der berühmten expressionistischen Künstlergruppen<br />
„Sturm“ und „Novembergruppe“. Neben Kontakten<br />
zu Max Pechstein und Lyonel Feininger kann<br />
das Werk Wassily Kandinskys, für ihre künstlerische<br />
Arbeit als Inspiration gelten. Viel weiter noch als z. B.<br />
bei Gabriele Münter geht ihre Auseinandersetzung mit<br />
der Abstraktion. Spallart thematisiert in ihren Farblandschaftskompositionen<br />
auch den geistigen Gehalt der<br />
Farben und ihre Veränderungen durch das Licht und<br />
erreicht darin ebenso spannende Ergebnisse wie Max<br />
Weiler. 1990 präsentierte der Kunsthandel <strong>Hieke</strong> erstmals<br />
in Wien den Nachlass der Künstlerin.<br />
Nach München und Basel lebte Spallart ab 1921 in<br />
der Kunstmetropole Berlin und studierte an der Kunstakademie<br />
bei Arthur Segal und Walter Helbig. Bei<br />
Segal begegnete sie einer Kunstauffassung, die auf<br />
der Farbenlehre Goethes aufbaute.<br />
1923 fand eine erste Ausstellung ihrer Werke in der<br />
Galerie Heller, Berlin statt. 1924 zog sie nach Basel<br />
und heiratete 1926 den Schauspieler Johannes von<br />
Spallart, von dem sie sich aber später wieder trennte.<br />
Ab dem Jahr 1935 arbeitete sie in Ateliergemeinschaft<br />
mit dem Expressionisten Wilhelm Seelig in Berlin.<br />
Unter dem nationalsozialistischen Regime erhielt<br />
Spallart Malverbot und flüchtete in die Schweiz. Nach<br />
dem Krieg lebte sie in Bad Hall in Tirol. 1953 stellte<br />
sie wieder in der Galerie Heller in Berlin aus.<br />
Spallart widmete sich vorwiegend Landschaftsdarstellungen.<br />
In den 30er und 40er Jahren ist ihre Malerei<br />
expressiv, der Bezug zur Gegenständlichkeit bleibt<br />
aber noch vorherrschend. In den 50er Jahren wird die<br />
Tendenz zur Abstraktion immer stärker. Sie entwickelte<br />
einen eigenen Expressionismus, der im Sinne Rudolf<br />
Steiners den geistigen Gehalt der Farben aufspürt und<br />
auf den Betrachter überträgt.<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien<br />
Oesterreichische Nationalbank, Wien<br />
Abb.: 23<br />
Mohnfeld<br />
signiert<br />
datiert 1954<br />
Öl/Leinwand<br />
85 x 55 cm<br />
Werkverzeichnisnr. 1<br />
Es sind vom Sonnenlicht erhellte Naturvisionen, die<br />
Spallart in ihren Landschaftsbildern zum Ausdruck<br />
bringt. Das Mohnfeld ist ganz in den Vordergrund<br />
gerückt und auch die hellen Berge kommen fast<br />
schwebend dem Betrachter entgegen. Der zum Teil<br />
zart durchsichtige Farbauftrag gibt dem Bild eine<br />
zusätzliche Transparenz. In dieser von Licht durchfluteten<br />
Farblandschaftskomposition scheinen die Pflanzen<br />
zu wachsen und werden mit den Bergen zu einem<br />
intensiv-dynamischen Schauspiel.<br />
Dok.: Katalog „Lydia von Spallart“, S 28
ANTON JOSEF STORCH-ALBERTI<br />
Verona 1892 – 1976 Wien<br />
Schon zu Lebzeiten von großem Erfolg und Beliebtheit<br />
begleitet, führten Storch-Albertis weite Reisen durch<br />
ganz Europa. Hans Ankwicz-Kleehoven, der bekannte<br />
Sammler, Archivar und Journalist österreichischer Kunst<br />
nannte ihn „den Maler der europäischen Landschaft“.<br />
1948 zählte er zu den 20 prominentesten Künstlern<br />
Österreichs.<br />
Nach seinem Studium an der Akademie bei Kasimir<br />
Pochwalski begann er seine weiten Studienreisen<br />
durch ganz Europa. Ausstellungen seiner Werke fanden<br />
unter anderen von 1914 bis 1918 im Wiener<br />
Künstlerhaus, in der Secession und im Hagenbund,<br />
ferner in Bozen, Trient, Venedig sowie 1933 in Raab,<br />
1934 in Crikvenica, 1935 in Visby auf der Insel Gotland,<br />
1932 in Zürich, 1937 in Flims statt. In der Ausstellung<br />
„Zermatt und seine Berge“ zeigt er 1930 in<br />
der Kunstgemeinschaft Hofgarten in Wien 60 Bergbilder.<br />
1954 präsentierte er in der Österreichischen<br />
Staatsdruckerei unter dem Thema „Quer durch Europa“<br />
an die 200 Werke aus 18 europäischen Ländern. Die<br />
Wiener Zeitung schrieb am 16.5.1954 über ihn: „Es<br />
ist die Quintessenz von unermüdlichen Wanderfahrten<br />
kreuz und quer durch alle Länder. Wahre Kunst kann<br />
mehr als sprechen, sie kann fesseln und überzeugen.“<br />
Storch-Alberti erhielt 1911 die Ehrenplakette des<br />
Wiener Künstlerhauses, 1914 die Große Goldene<br />
Fügermedaille für Landschaftsmalerei, 1916 den<br />
Rosenbaum-Preis, 1917 den Meisterschulpreis und<br />
1918 den Rom-Preis. Von seiner Hand stammen auch<br />
Portraits z. B. von Luis Trenker, Vilma Degischer, Fritz<br />
Kortner u. a.<br />
Werke in:<br />
Wien Museum<br />
Wiener Diözesanmuseum<br />
NÖ Landesmuseum, St. Pölten<br />
Landesmuseum Klagenfurt<br />
Heimatmuseum Bozen<br />
Wachaumuseum, Weißenkirchen<br />
Heimatmuseum Deutsch-Wagram<br />
Abb.: 24<br />
Almsee, Unberührte Natur<br />
signiert<br />
verso auf Etikett betitelt und datiert 1953<br />
Öl/Leinwand<br />
47 x 77 cm<br />
Der Almsee liegt im oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts<br />
etwa 13 Kilometer südlich von Grünau im<br />
Almtal und steht unter Naturschutz. Der Gebirgssee ist<br />
2,3 km lang und ist Quelle der Alm, die in die Traum<br />
fließt. Ruhig und fast spiegelglatt liegt der See eingebettet<br />
von den bewaldeten Bergen dieser wunderschönen<br />
Gegend. Abgesehen von seiner Schönheit<br />
wurde der Almsee auch durch den Nobelpreisträger<br />
Konrad Lorenz bekannt.
ANTON JOSEF STORCH-ALBERTI<br />
Verona 1892 – 1976 Wien<br />
Abb.: 25<br />
Endstation Sievering<br />
signiert<br />
datiert 1944<br />
Öl/Karton<br />
47 x 60 cm<br />
Stimmungsbild und Zeitdokument zugleich ist diese<br />
Szene bei der Straßenbahnhaltestelle der Endstation<br />
in Sievering. Ganz in der Nähe, in der Bellevuestraße<br />
23, wohnte Storch-Alberti. Mit Freude am Detail<br />
und mit kleinen figuralen Motiven schildert er diesen<br />
beschaulichen Blick in die Vergangenheit, wo zwischen<br />
dem duftigen Geäst der Bäume die Kirche von<br />
Sievering zu sehen ist.
ANTON JOSEF STORCH-ALBERTI<br />
Verona 1892 – 1976 Wien<br />
Abb.: 26<br />
An der Donau (Strudengau)<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
73 x 54 cm<br />
Zwischen Ardagger und Ybbs liegt der Strudengau,<br />
der mit seinen vielen Wasserstrudeln und Untiefen als<br />
der gefährlichste Teil der Donau gilt. Storch-Alberti<br />
zeigt hier ein ganz friedliches Motiv mit Ruderbooten<br />
und Fischern am Wasser, das ruhig und klar dahinfließt.<br />
Am gegenüber liegenden Ufer erhebt sich ein<br />
Berg als Abschluss der Szene und hier sind versteckt<br />
einige Häuser zwischen den Bäumen zu erkennen.
Otto Thiele<br />
Rackitt/Pommern 1870 – 1955 Bonn<br />
Studien bei dem Landschaftsmaler Max Uth sowie bei<br />
dem berühmten norwegischen Maler Adelsteen Normann.<br />
Thiele war ab 1896 Schüler von Lovis Corinth<br />
an der Berliner Königlichen Akademie der Künste. Ab<br />
1906 widmete er sich ausschließlich der Malerei.<br />
Werke in:<br />
Besitz der Stadt Berlin<br />
Seine Landschaftsmotive fand er unter anderen in<br />
Norwegen, Holland, Stockholm, Prag, Madrid und<br />
Venedig.<br />
Bis 1945 war Berlin das Zentrum seines künstlerischen<br />
Schaffens. Neben der Landschaftsmalerei hatte Thiele<br />
eine Vorliebe für Motive von Hafenanlagen, Markthallen<br />
und etwa auch aus dem Dynamowerk von<br />
Siemens-Schuckert in Berlin. Bei dem jährlich stattfindenden<br />
Salon „der Großen Berliner Kunstausstellung“<br />
wurden immer wieder Werke seiner Hand gezeigt, so<br />
in fast allen Jahren von 1901 bis 1927. Eine Ansicht<br />
von Angermünde, die 1917 in der Großen Berliner<br />
Kunstausstellung gezeigt wurde, wurde vom Staat<br />
angekauft.<br />
Viele seiner Gemälde gingen jedoch im 2. Weltkrieg<br />
verloren. 1945 flüchtete das Ehepaar Thiele aus Berlin<br />
und kam nach Egestorf, wo es bis zu Otto Thieles<br />
Tod lebte. In dieser Zeit entstanden viele Ölgemälde,<br />
Aquarelle und Skizzen aus dem Dorf sowie der Heidelandschaft,<br />
ebenso vom Dorfleben. Noch heute befinden<br />
sich viele seiner Werke im Besitz von Egestorfer<br />
Familien. 1995 und 2005 ehrte Egestorf den Künstler<br />
mit Personalen anlässlich seines 40. und 50. Todesjahres<br />
in Dresslers Hus.<br />
Abb.: 27<br />
Erntezeit<br />
signiert<br />
Öl/Leinwand<br />
100 x 125 cm<br />
Die herrlich warme Stimmung des Spätsommers ist in<br />
diesem wunderbaren impressionistischen Monumentalwerk<br />
eingefangen. Thiele zeigt die Fernsicht über<br />
eine grandiose Landschaft von einem erhöhten Standpunkt<br />
aus und lässt so den Betrachter über Felder mit<br />
Strohmänner bis weit in die Ferne blicken. In diesem<br />
Gemälde schwingt auch die Zufriedenheit über eine<br />
ertragreiche Ernte mit.
Otto Thiele<br />
Rackitt/Pommern 1870 – 1955 Bonn<br />
Abb.: 28<br />
Blumenmarkt<br />
signiert<br />
Öl/Karton<br />
50 x 59,5 cm<br />
Der Blumenmarkt in Berlin faszinierte Thiele immer wieder.<br />
Das schimmernde Licht fällt durch die hohen Glasfenster<br />
der Markthalle auf das reichhaltige Blumenmeer<br />
und taucht den ganzen Raum in eine flirrende<br />
Farbenpracht. Die kleinen Staffagefiguren bei den<br />
Blumenständen lassen die Dimensionen dieser gewaltigen<br />
Markthalle erahnen. Der oftmals nur andeutende<br />
Pinselstrich in diesem Gemälde bringt die Phantasie<br />
des Betrachters so richtig in Schwung. In der Großen<br />
Berliner Kunstausstellung waren sowohl 1914 als<br />
auch 1916 Thieles Motive aus der Blumenmarkthalle<br />
ausgestellt.
ANDRÉ VERLON<br />
Zürich 1917 – 1994 Wien<br />
Das Werk Verlons steht sowohl inhaltlich als auch<br />
hinsichtlich seiner Technik als einzigartig da. Er gilt<br />
als philosophisch-moralischer Maler, der als einer der<br />
wenigen Österreicher auch die Zeit des Nationalsozialismus<br />
in seinem Werk aufarbeitete.<br />
Zu Lebzeiten weltweit gewürdigt, bietet sein Werk<br />
eine zeitlose Veranschaulichung des Menschen im<br />
Zwiespalt zwischen Technik, Großstadt, Krieg aber<br />
auch Hoffnung und Zuversicht, mit der selten verwendeten<br />
Technik der Malerei in Kombination mit Collage<br />
und Frottage.<br />
Der Weltenbürger Verlon arbeitete zunächst als Schriftsteller,<br />
dann als Buchhändler und Verleger in Wien.<br />
1933 emigrierte er nach Palästina, wo er einen Verlag<br />
gründete und politisch und publizistisch für die<br />
Befreiung Österreichs tätig war, z. B. gründete er die<br />
„Freie österreichische Bewegung“. 1946 kehrte er<br />
nach Wien zurück. 1961 bis 1971 lebte er in Paris.<br />
1963 gründete er mit A. Berni die Gruppe „Imago“.<br />
Ab 1971 lebte Verlon wieder vorwiegend in Wien.<br />
1958 nimmt Verkauf als Künstler den Namen André<br />
Verlon an und widmet sich ausschließlich der Malerei.<br />
Seit 1958 fanden über 60 Einzelausstellungen in Europa<br />
und den USA statt. Die Österreichische Galerie,<br />
Belvedere widmete dem Künstler 1976 und 1986<br />
Einzelausstellungen, das Museum Moderner Kunst,<br />
Palais Liechtenstein, Wien präsentierte 1984 eine<br />
Personale des Künstler. 1961 nahm er auf Einladung<br />
des Museum of Modern Art New York, neben Picasso,<br />
Oppenheim, Malevich, de Kooning und Duchamp<br />
an der Ausstellung „The Art of Assemblage“ teil.<br />
Mit seiner Frau stiftete er für antifaschistische österreichische<br />
Publizistik den Willy und Helga Verkauf-Verlon<br />
Preis, der vom DÖW vergeben wird.<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien<br />
Museum Moderner Kunst, Wien<br />
Albertina, Wien<br />
Georgia Museum of Arts, Athens, USA<br />
Duling Gallery of Art, Knoxville, USA<br />
Collection des Beaux Arts de la Ville, Paris<br />
Tate Collection, London<br />
Abb.: 29<br />
Construction 12<br />
signiert<br />
Öl/Platte<br />
75 x 75 cm<br />
Großartige Dynamik und Ausdruckskraft gehen von<br />
dieser abstrakten Komposition aus. Der Künstler<br />
arbeitet sich mit Pinselrücken und anderen Gegenständen<br />
durch die Farben und bildet so verschieden<br />
große Farbbahnen, die er quer über das Bild zieht<br />
und anschließend mit roter Farbe akzentuiert. Das<br />
Gemälde war laut rückseitigem Etikett in der Galerie<br />
d’art moderne, Marie Suzanne Feigel, Schweiz ausgestellt.
ANDRÉ VERLON<br />
Zürich 1917 – 1994 Wien<br />
Abb.: 30<br />
Tourbillon<br />
signiert<br />
datiert 1971<br />
Öl/Leinwand<br />
60 x 73 cm<br />
Aus der Welt der Technik stammen diverse Objekte,<br />
Gitter, Verstrebungen und geometrische Formen in<br />
diesem Gemälde. Verlon widmete sich in seinen<br />
Werken immer wieder der Situation des Menschen<br />
in dieser Welt, die er von einer um sich greifenden<br />
Technokratie bedroht sah. Er konfrontierte uns mit den<br />
Gefahren einer Technisierung, die auf die eigentlichen<br />
Bedürfnisse der Menschen vergessen hat. Mit den<br />
verschiedensten Maltechniken, hier auch kombiniert<br />
mit gesprayten Bildstellen, versteht er es sein Anliegen<br />
äußerst expressiv vor Augen zu führen – es ist ein<br />
Anliegen mit ganz aktuellem Bezug.
TRUDE WAEHNER<br />
Wien 1900 –1979<br />
Trude Waehner zählte mit Oskar Kokoschka, Oskar<br />
Strnad und Josef Frank zu den Stützen des Österreichischen<br />
Werkbundes und war im Umfeld des 1929<br />
von Moritz Schlick gegründeten Wiener Kreises zu<br />
finden. Ihre Werke gehören dem internationalen<br />
Kunstterrain an.<br />
Ab 1918 studierte Waehner an der Wiener Graphischen<br />
Lehr- und Versuchsanstalt und an der Kunstgewerbeschule<br />
in Wien. 1928 –1932 war sie Schülerin<br />
von Paul Klee am Bauhaus in Dessau und frequentierte<br />
auch Kurse Wassily Kandinskys, dennoch wandte<br />
sie sich gegenständlichen Themen zu. „Ich hatte das<br />
Bedürfnis mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln<br />
gegen den drohenden Faschismus anzukämpfen und<br />
dies auch in meiner Kunst auszudrücken.“ 1931 ging<br />
sie nach Berlin und war in Kontakt zu Klaus und Erika<br />
Mann, Berthold Brecht, George Grosz und Otto Dix.<br />
Als Antifaschistin floh sie 1933 aus Berlin nach Wien.<br />
1938 wurde ihr Atelier in Wien beschlagnahmt.<br />
So verließ sie aus politischen Gründen ihre Heimat<br />
und übersiedelte nach Amerika, wo sie an mehreren<br />
Hochschulen unterrichtete.<br />
Kollektivausstellungen ihrer Werke fanden in der Bonestell<br />
Gallery 1943 und 1944 sowie 1950 in der<br />
Emmerich Gallery in New York sowie in Stockholm<br />
statt. 1946 kehrte sie nach Wien zurück und zeigte<br />
ihre Arbeiten in den Ausstellungen des Hagenbundes.<br />
1947 übersiedelte sie nach Paris. Danach war sie<br />
zumeist in der Provence, wo sie in Dieulefit ein Bauerngut<br />
besaß, aber auch zeitweise in Paris und Wien<br />
tätig. Zuletzt lebte sie ab 1963 in Venedig. 1964<br />
stellte sie ihre Werke in Haifa, La Galerie Zohar aus.<br />
Werke in:<br />
Wien Museum<br />
Belvedere, Wien<br />
Albertina, Wien<br />
Musée d’Art Moderne, Paris<br />
Museo del’Arte Moderna, Bologna<br />
Abb.: 31<br />
Positano<br />
monogrammiert<br />
Öl/Leinwand<br />
verso Nachlassstempel<br />
51 x 66 cm<br />
„Positano bites deep“ schrieb John Steinbeck Mai<br />
1953 in Harpers Bazaar und bezeichnete Positano<br />
als „den einzigen senkrechten Ort der Welt“. Am<br />
Golf von Salerno, an der Küste von Amalfi gelegen ist<br />
die Stadt eng an den Berg gebaut. Zuerst ein armes<br />
Fischerdorf in der Zeit zwischen 1933 und 1945 Exilort<br />
für zahlreiche deutsche Maler und Schriftsteller. In<br />
den 30er Jahren hielt sich auch Trude Waehner vor<br />
ihrer Emigration in die USA dort auf und malte dieses<br />
nunmehr historische Motiv von Positano. Durch Tourismus<br />
wurde der Ort in den 1950er Jahren weltbekannt.<br />
Neben Steinbeck werden Picasso, Tennessee<br />
Williams, Alberto Moravia aber auch Elizabeth Taylor<br />
und Richard Burton als „Positano-süchtig“ genannt.
TRUDE WAEHNER<br />
Wien 1900 –1979<br />
Abb.: 32<br />
Les Bouleaux (Birken)<br />
verso betitelt<br />
Öl/Leinwand<br />
73 x 54 cm<br />
Ein wunderbares Gemälde aus den 50er Jahren aus<br />
ihrer Zeit in Südfrankreich, wo die Künstlerin in Dieulefit<br />
Sommer und Herbst verbrachte.<br />
Eigentlich ist die Birke ein Baum des Nordens, ihre<br />
weißen Stämme wirken fast bizarr in dieser südlichen<br />
Umgebung, wo die Erde eine leicht rötliche Färbung<br />
hat.
Beratung und Service<br />
Gerne berate ich Sie nicht nur in meiner Galerie,<br />
sondern auch bei Ihnen zu Hause, in Ihrem Büro oder<br />
dort, wo Sie Bilder aufhängen möchten.<br />
Ich gebe Ihnen jedes Kunstwerk für einige Tage zur<br />
Ansicht.<br />
Auch bei Hängung und Dekoration, in Fragen der<br />
Sicherheit, beim Transport und beim Suchen von<br />
Kunstwerken berate ich Sie gerne.<br />
Sollte eine vorhandene Rahmung nicht zusagen,<br />
wird jedes von mir erworbene Kunstwerk nach Ihren<br />
Wünschen gerahmt.<br />
Garantie<br />
Jedes von mir angebotene Kunstwerk ist echt. Dies<br />
wird bei Kauf mit Fotoexpertise und schriftlicher Echtheitsgarantie<br />
bestätigt. Um sicher zu gehen, dass die<br />
Gemälde nicht vermisst oder gestohlen wurden, lege<br />
ich Wert auf die Zusammenarbeit und Kontrolle des<br />
Artlossregisters. Wenn Sie das erworbene Kunstwerk<br />
im Laufe von Jahren nicht mehr besitzen möchten, bitte<br />
ich Sie, es mir zum Tausch oder Rückkauf anzubieten.<br />
Dr. Ursula <strong>Hieke</strong>
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