Deutsches Turnfest - Bayerischer Turnspiel- Verband
Deutsches Turnfest - Bayerischer Turnspiel- Verband
Deutsches Turnfest - Bayerischer Turnspiel- Verband
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Leserbriefe<br />
Viele werden verwundert sein, warum man über die vergangene<br />
Saison bzw. einen ganz bestimmten Spieltag in<br />
der Bayernliga noch einmal nachdenken sollte - schließlich<br />
ist die Spielrunde doch schon lange abgeschlossen.<br />
Ich halte es aber für notwendig, dass möglichst viele FaustballspielerInnen<br />
über ein Ereignis und in Zusammenhang<br />
damit über unser bestehendes Regelwerk in einem besonderen<br />
Punkt intensiv nachdenken.<br />
Beim Januar - Spieltag in Schweinheim ereignete sich folgender<br />
Unfall:<br />
Im Spiel zwischen dem Gastgeber TVS und seinem Kontrahenten<br />
blieb der Angriffsspieler Andreas Schwarzer nach<br />
der Ausführung seines Aufschlags wie gewohnt zwischen<br />
der 3-m-Linie und der Mittellinie stehen, um eventuell den<br />
Angriff der gegnerischen Mannschaft blocken zu können.<br />
Da der etatmäßige Angreifer des Gegners bereits einen<br />
Ballkontakt hatte, wollte der hinter ihm positionierte Abwehrspieler<br />
den nah an das Band zugespielten Ball zurückschlagen.<br />
A. Schwarzer, der mehr als 15 Jahre in der Bayernliga bzw.<br />
Zweiten Bundesliga Erfahrung mit derartigen Blocksituationen<br />
gesammelt hat, sprang wie gewohnt zum Block hoch.<br />
Der gegnerische Abwehrspieler hingegen, der erst seine<br />
zweite Saison in der höchsten bayerischen Spielklasse -<br />
zudem als Abwehrspieler – bestritt, lief schnell aus mehr<br />
als acht Meter Entfernung an den Ball heran. Sein Absprung<br />
erfolgte in einer Art Hoch- Weitsprung direkt auf den sich<br />
ihm gegenüber befindlichen Blocksspieler A. Schwarzer zu.<br />
Nachdem er den Ball geschlagen hatte, landete der Angreifer<br />
ca. einen Meter im gegnerischen Feld und traf dort<br />
unseren Angreifer, der nach seiner Blockaktion gerade wieder<br />
am Boden stand, mit fast gestrecktem Bein so unglücklich<br />
an der Innenseite des linken Kniegelenks, dass dieser<br />
sofort zu Boden fiel und verletzt liegen blieb. Die spätere<br />
Untersuchung am selben Tag im Klinikum Aschaffenburg<br />
ergab, dass sich die vermutete Kreuzbandverletzung als<br />
komplizierter Tibiakopfbruch entpuppte. Dies bedeutete für<br />
ihn eine sofortige Operation, bei der sogar Knochenmaterial<br />
aus der Hüfte entnommen werden musste, um die zusätzlich<br />
eingedrückte Gelenkfläche des Schienbeinkopfes<br />
neu formen zu können. Die ca. 3-4 cm lange und 0,3 - 0,5<br />
cm breite Bruchstelle des Schienbeinkopfes musste mit<br />
mehreren Schrauben fixiert werden. Ein zweiwöchiger Klinikaufenthalt<br />
und eine anschließende Arbeitsunfähigkeit<br />
von sieben Wochen waren die direkten Folgen. Eventuelle<br />
Langzeitfolgen sind bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />
abzusehen. Ob A. Schwarzer wieder auf einem Faustballplatz<br />
als Spieler zu sehen sein wird, bleibt abzuwarten.<br />
Worin ist nun der Grund für diese doch ungewöhnlich<br />
schwere Verletzung bei einem Faustballspiel durch einen<br />
gegnerischen Spieler zu suchen?<br />
Zum einen ist hier wohl die mangelnde Erfahrung und das<br />
fehlende Einschätzungsvermögen des die Verletzung ver-<br />
4<br />
Ein ganz „normaler“ Spieltag?!<br />
Schwere Verletzung beim Faustball – muss das sein?<br />
ursachenden Spielers für solche Blocksituationen anzuführen.<br />
Die Hauptursache ist jedoch meiner Ansicht nach im<br />
nicht präzise formulierten Regelwerk zu suchen. Diesen<br />
Sachverhalt bemängele ich schon seit langem, da ich persönlich<br />
schon einige Male die unliebsame Erfahrung machen<br />
musste, dass mich gegnerische Angriffsspieler in<br />
meiner Spielfeldhälfte „angesprungen“ haben. Der angreifende<br />
Spieler hat nach althergebrachtem Regelwerk und<br />
weitläufiger Meinung immer noch das Recht, nach oder<br />
mit der Ausführung des Angriffsschlages das gegnerische<br />
Feld zu betreten oder „auszulaufen“. Vielen Spielern ist hierbei<br />
nicht bewusst, dass auch der Blockspieler ein Recht<br />
hat – nämlich das Recht, das Spielfeld unverletzt verlassen<br />
zu können, ohne vom gegnerischen Angreifer „über<br />
den Haufen gerannt“ worden zu sein.<br />
Eine dahingehende Regeländerung, dass das Spielfeld des<br />
Gegners in jeder Situation absolut tabu ist, scheint mir angesichts<br />
dieses schweren Unfalls unumgänglich geworden<br />
zu sein. Erschwerend hinzu kommt bei solchen Situationen,<br />
wie auch in Schweinheim geschehen, dass der<br />
Schiedsrichter in solchen Fällen meist für den Angreifer<br />
entscheidet. Von F. Ehrhard (TV Haibach), einem A-<br />
Schiedsrichter mit langjähriger Erfahrung, wurde mir jedoch<br />
bestätigt, dass auch bei dem momentan bestehenden Regelwerk<br />
in einer solchen Blocksituation für den Blockspieler<br />
entschieden werden muss. Aber auch eine Punktentscheidung<br />
für den TV Schweinheim hätte die Verletzung<br />
von A. Schwarzer nicht verhindern oder ungeschehen machen<br />
können.<br />
Hier hilft nur eine umgehende Regeländerung, die ein Betreten<br />
des gegnerischen Spielfeldes während eines laufenden<br />
Spielzuges untersagt, sowie ein Umdenken aller Spieler<br />
hin auf ein verantwortungsvolles und Situationsangepasstes<br />
Verhalten bei derartigen Spielsituationen, um unsere<br />
im Grunde sehr faire Sportart von solch schwerwiegenden<br />
Verletzungen frei zu halten.<br />
(Anmerkung: Lächerlich erscheinen mir hier - auch schon<br />
des Öfteren in der Bayernliga - gegen eine Mannschaft getroffene<br />
Entscheidungen, wenn ein vom Spielgeschehen/<br />
Ball mindestens fünf Meter entfernt stehender Spieler mit<br />
dem Fuß auf der Mittellinie oder eventuell eine Fußlänge<br />
im gegnerischen Feld steht. Die Begründung lautete hier<br />
immer „unerlaubtes Verweilen im gegnerischen Spielfeld“!)<br />
Um ein solches Paradoxon im Regelwerk abzuschaffen,<br />
möchte ich alle verantwortungsbewusst denkenden und auf<br />
sportlich faires sowie verletzungsfreies Spielgeschehen bedachten<br />
FaustballerInnen bitten, über die bestehende Form<br />
des Regelwerkes nachzudenken und sich für eine o.g. Änderung<br />
der Regeln in diesem Punkt einzusetzen.<br />
Denn: Wir alle sind nur Freizeitsportler, die als Idealisten<br />
ihren Sport ausüben wollen – aber am nächsten<br />
Tag wieder unversehrt ihrer Arbeit nachgehen müssen!<br />
T. Krenz (TV Schweinheim)