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Mit einem solchen Schiffstyp,<br />

Zomp genannt, wurden auf der Berkel<br />

die verschiedensten Waren bis in die<br />

Niederlande transportiert. Solch ein Zomp<br />

konnte eine Warenlast von bis zu<br />

8,5 Tonnen befördern. Die Zompen fuhren<br />

nicht nur auf der Berkel, sondern auch<br />

auf Issel und Vechte. Für diese Flüsse, die<br />

wenig Wasser führten und an ihren<br />

tiefsten Stellen lediglich fünf Meter tief<br />

waren, erwiesen sich diese Boote<br />

als ideal. (Foto: StArchiv Coesfeld)<br />

Auf den ersten<br />

»Berkel-Aktionstagen« im Jahr 2014<br />

wurden zahlreiche Ideen zur<br />

Gestaltung der Berkel und des Schlossparks<br />

eingebracht. Hierzu gehörte<br />

auch die Idee einer Furt, die dieser Junge<br />

anstieß. (Foto: SWUP GmbH)<br />

nung des Teilprojekts UrbaneBER-<br />

KEL verantwortlich ist, und schließlich<br />

die M&O Garten- und Landschaftsbau<br />

GmbH, die die Arbeiten<br />

durchführte und den Park in ein<br />

strahlendes Erlebnis verwandelte.<br />

Auch die zahlreichen Anregungen<br />

der Bürgerinnen und Bürger reicherten<br />

die Neugestaltung an –<br />

und nicht zuletzt die Geschichte<br />

der Stadt selbst.<br />

»Das Thema ›Berkelzompen‹<br />

ist in der Geschichte immer interessant<br />

gewesen«, erklärt der Landschaftsarchitekt<br />

und Stadtplaner<br />

Matthias Franke vom Berliner<br />

Unternehmen SWUP GmbH, das<br />

für die Planung des Teilprojekts<br />

UrbaneBERKEL und somit für die<br />

Gestaltung des Schlossparks verantwortlich<br />

ist. »Uns spielte in die<br />

Hände, dass die niederländische<br />

Schriftstellerin Evelien van Dort das<br />

Kinderbuch ›Berkelboot vermisst‹<br />

geschrieben hatte. Ich griff die Idee<br />

rund um den Opa Berkelbonk auf<br />

und konstruierte eine Geschichte,<br />

in der er auf seiner letzten Fahrt<br />

berkelabwärts am Walkenbrückentor<br />

in einen Strudel gerät, der<br />

Zomp leckschlägt und im Schlosspark<br />

dann auf Grund läuft und zerbricht.<br />

Die Nonnen aus der Liebfrauengemeinde<br />

nehmen ihn auf<br />

und pflegen ihn gesund. Zum Dank<br />

kümmert er sich dann um den<br />

Schlosspark, hält ihn sauber und<br />

baut aus den Resten seines Schiffes<br />

für die Kinder diese Spielgeräte.<br />

Aus dem Steuerrad fertigt er ein<br />

Gerät zum Trainieren der Schultermuskulatur,<br />

und zur Freude der<br />

Kinder erzeugt es bei jeder Bewegung<br />

durch Luftdruck punktuell<br />

kleine Sprudel, die aus der Berkelsohle<br />

quellen. Aus dem großen<br />

Mast baut er eine Wippe und aus<br />

dem Tank seines Schiffes eine<br />

Schaukel. Dabei mussten wir eine<br />

Vorgabe des Gestaltungsrats der<br />

Stadt Coesfeld berücksichtigen,<br />

dass der Schlosspark eben nicht<br />

wie ein klassischer Spielplatz aussehen<br />

sollte. Zugleich haben wir<br />

mit diesen Spielgeräten auch die<br />

Idee eines Mehrgenerationenplatzes<br />

umgesetzt, denn sie sind für<br />

Jung und Alt gleichermaßen geeignet.<br />

Außerdem konnte ich mir<br />

Standardspielgeräte im Schlosspark<br />

nur schwerlich vorstellen.<br />

Daher wählten wir ganz bewusst<br />

solch spezielle Spielgeräte aus, die<br />

es nicht ›von der Stange‹ gibt, sondern<br />

für den Coesfelder Schlosspark<br />

eigens angefertigt wurden.<br />

Sie sind somit Unikate«, so der<br />

Landschaftsarchitekt.<br />

Wenn auch die Figur des Opa<br />

Berkelbonk reine Fiktion ist, so ist<br />

der Hintergrund durchaus real. Die<br />

Berkel war einst ein Fluss, der zum<br />

Verschiffen von Waren diente und<br />

somit das westliche Münsterland<br />

mit den Niederlanden als Handelsroute<br />

verband: »Wenn man den<br />

Güterlisten der Berkel-Kompanien<br />

Glauben schenken darf, dann wurden<br />

sogar Sandsteine in Richtung<br />

der Niederlande transportiert. Mit<br />

einem Wagen wurden sie zunächst<br />

aus den Baumbergen nach Coesfeld<br />

gebracht und von dort mit<br />

dem Zompen transportiert«, so<br />

Franke.<br />

Am 5. März 1774 legte das erste<br />

Schiff mit holländischen Waren an<br />

der Ölmühle vor Coesfeld an. Bei<br />

dieser Mühle wird es sich um die<br />

heutige »Ahlers Mühle« gehandelt<br />

haben. Auch der Name des Schiffers<br />

ist überliefert: Johann Bernhard<br />

Klashaus aus Stadtlohn. Dessen<br />

Zomp maß 40 Fuß in der Länge<br />

und fünf Fuß in der Breite, führt<br />

eine Seite zur Stadtgeschichte des<br />

Coesfelder Stadtarchivs aus. Wenn<br />

man so möchte, war Coesfeld einst<br />

eine Hafenstadt.<br />

Diese Geschichte der Berkel<br />

schien mit der Zeit aus dem Blick<br />

vieler Bürger – nicht nur in Coesfeld<br />

– verschwunden zu sein.<br />

»Früher war die Berkel für die<br />

Menschen erlebbar. Nicht nur<br />

durch die Schifffahrt, sondern eben<br />

auch durch die zahlreichen Mühlen<br />

und durch die Verfärbungen des<br />

Wassers, die von den verschiedenen<br />

Gerbereien verursacht wurden<br />

und dazu führten, dass wir noch<br />

heute bei der Umgestaltung der<br />

Berkel Reste von Arsen finden. Wir<br />

wollen den Fluss in der Innenstadt<br />

wieder erfahrbar machen. Dazu<br />

zählt, dass wir die Ufer des Flusses<br />

so gestalten, dass man auch wieder<br />

an die Berkel herankommt, denn<br />

sie war ja teilweise eingezäunt oder<br />

an manchen Stellen so sehr bewachsen,<br />

dass man sie im Sommer<br />

gar nicht mehr sehen konnte. Und<br />

so ist sie dann über all die Jahre<br />

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