bpdigital_4_2017
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Mit einem solchen Schiffstyp,<br />
Zomp genannt, wurden auf der Berkel<br />
die verschiedensten Waren bis in die<br />
Niederlande transportiert. Solch ein Zomp<br />
konnte eine Warenlast von bis zu<br />
8,5 Tonnen befördern. Die Zompen fuhren<br />
nicht nur auf der Berkel, sondern auch<br />
auf Issel und Vechte. Für diese Flüsse, die<br />
wenig Wasser führten und an ihren<br />
tiefsten Stellen lediglich fünf Meter tief<br />
waren, erwiesen sich diese Boote<br />
als ideal. (Foto: StArchiv Coesfeld)<br />
Auf den ersten<br />
»Berkel-Aktionstagen« im Jahr 2014<br />
wurden zahlreiche Ideen zur<br />
Gestaltung der Berkel und des Schlossparks<br />
eingebracht. Hierzu gehörte<br />
auch die Idee einer Furt, die dieser Junge<br />
anstieß. (Foto: SWUP GmbH)<br />
nung des Teilprojekts UrbaneBER-<br />
KEL verantwortlich ist, und schließlich<br />
die M&O Garten- und Landschaftsbau<br />
GmbH, die die Arbeiten<br />
durchführte und den Park in ein<br />
strahlendes Erlebnis verwandelte.<br />
Auch die zahlreichen Anregungen<br />
der Bürgerinnen und Bürger reicherten<br />
die Neugestaltung an –<br />
und nicht zuletzt die Geschichte<br />
der Stadt selbst.<br />
»Das Thema ›Berkelzompen‹<br />
ist in der Geschichte immer interessant<br />
gewesen«, erklärt der Landschaftsarchitekt<br />
und Stadtplaner<br />
Matthias Franke vom Berliner<br />
Unternehmen SWUP GmbH, das<br />
für die Planung des Teilprojekts<br />
UrbaneBERKEL und somit für die<br />
Gestaltung des Schlossparks verantwortlich<br />
ist. »Uns spielte in die<br />
Hände, dass die niederländische<br />
Schriftstellerin Evelien van Dort das<br />
Kinderbuch ›Berkelboot vermisst‹<br />
geschrieben hatte. Ich griff die Idee<br />
rund um den Opa Berkelbonk auf<br />
und konstruierte eine Geschichte,<br />
in der er auf seiner letzten Fahrt<br />
berkelabwärts am Walkenbrückentor<br />
in einen Strudel gerät, der<br />
Zomp leckschlägt und im Schlosspark<br />
dann auf Grund läuft und zerbricht.<br />
Die Nonnen aus der Liebfrauengemeinde<br />
nehmen ihn auf<br />
und pflegen ihn gesund. Zum Dank<br />
kümmert er sich dann um den<br />
Schlosspark, hält ihn sauber und<br />
baut aus den Resten seines Schiffes<br />
für die Kinder diese Spielgeräte.<br />
Aus dem Steuerrad fertigt er ein<br />
Gerät zum Trainieren der Schultermuskulatur,<br />
und zur Freude der<br />
Kinder erzeugt es bei jeder Bewegung<br />
durch Luftdruck punktuell<br />
kleine Sprudel, die aus der Berkelsohle<br />
quellen. Aus dem großen<br />
Mast baut er eine Wippe und aus<br />
dem Tank seines Schiffes eine<br />
Schaukel. Dabei mussten wir eine<br />
Vorgabe des Gestaltungsrats der<br />
Stadt Coesfeld berücksichtigen,<br />
dass der Schlosspark eben nicht<br />
wie ein klassischer Spielplatz aussehen<br />
sollte. Zugleich haben wir<br />
mit diesen Spielgeräten auch die<br />
Idee eines Mehrgenerationenplatzes<br />
umgesetzt, denn sie sind für<br />
Jung und Alt gleichermaßen geeignet.<br />
Außerdem konnte ich mir<br />
Standardspielgeräte im Schlosspark<br />
nur schwerlich vorstellen.<br />
Daher wählten wir ganz bewusst<br />
solch spezielle Spielgeräte aus, die<br />
es nicht ›von der Stange‹ gibt, sondern<br />
für den Coesfelder Schlosspark<br />
eigens angefertigt wurden.<br />
Sie sind somit Unikate«, so der<br />
Landschaftsarchitekt.<br />
Wenn auch die Figur des Opa<br />
Berkelbonk reine Fiktion ist, so ist<br />
der Hintergrund durchaus real. Die<br />
Berkel war einst ein Fluss, der zum<br />
Verschiffen von Waren diente und<br />
somit das westliche Münsterland<br />
mit den Niederlanden als Handelsroute<br />
verband: »Wenn man den<br />
Güterlisten der Berkel-Kompanien<br />
Glauben schenken darf, dann wurden<br />
sogar Sandsteine in Richtung<br />
der Niederlande transportiert. Mit<br />
einem Wagen wurden sie zunächst<br />
aus den Baumbergen nach Coesfeld<br />
gebracht und von dort mit<br />
dem Zompen transportiert«, so<br />
Franke.<br />
Am 5. März 1774 legte das erste<br />
Schiff mit holländischen Waren an<br />
der Ölmühle vor Coesfeld an. Bei<br />
dieser Mühle wird es sich um die<br />
heutige »Ahlers Mühle« gehandelt<br />
haben. Auch der Name des Schiffers<br />
ist überliefert: Johann Bernhard<br />
Klashaus aus Stadtlohn. Dessen<br />
Zomp maß 40 Fuß in der Länge<br />
und fünf Fuß in der Breite, führt<br />
eine Seite zur Stadtgeschichte des<br />
Coesfelder Stadtarchivs aus. Wenn<br />
man so möchte, war Coesfeld einst<br />
eine Hafenstadt.<br />
Diese Geschichte der Berkel<br />
schien mit der Zeit aus dem Blick<br />
vieler Bürger – nicht nur in Coesfeld<br />
– verschwunden zu sein.<br />
»Früher war die Berkel für die<br />
Menschen erlebbar. Nicht nur<br />
durch die Schifffahrt, sondern eben<br />
auch durch die zahlreichen Mühlen<br />
und durch die Verfärbungen des<br />
Wassers, die von den verschiedenen<br />
Gerbereien verursacht wurden<br />
und dazu führten, dass wir noch<br />
heute bei der Umgestaltung der<br />
Berkel Reste von Arsen finden. Wir<br />
wollen den Fluss in der Innenstadt<br />
wieder erfahrbar machen. Dazu<br />
zählt, dass wir die Ufer des Flusses<br />
so gestalten, dass man auch wieder<br />
an die Berkel herankommt, denn<br />
sie war ja teilweise eingezäunt oder<br />
an manchen Stellen so sehr bewachsen,<br />
dass man sie im Sommer<br />
gar nicht mehr sehen konnte. Und<br />
so ist sie dann über all die Jahre<br />
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