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Taxi Times DACH - September 2017

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SEPTEMBER <strong>2017</strong> 4,80 €<br />

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D – A – CH<br />

€<br />

24/7<br />

TARIFPFLICHT<br />

BETRIEBSPFLICHT<br />

BEFÖRDERUNGSPFLICHT<br />

ORTSKUNDE<br />

TAXIREGELN NACH DER WAHL<br />

WOCHEN DER WAHRHEIT<br />

<strong>Taxi</strong>konferenz in Wien<br />

DIE LIBERALE<br />

GEFAHR IN EUROPA<br />

Tarifdiskussion in Bremen<br />

FRAUEN-NACHT-TAXI UND<br />

WINKER-TARIF<br />

Diesel-Diskussion in Deutschland<br />

UMWELTPRÄMIEN<br />

UND LISTEN


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INHALT<br />

WAHL NACH<br />

DEM LETZTEN<br />

SATZ<br />

Es folgen die Wochen der<br />

Wahrheit. Die Bundestagswahl<br />

ist gelaufen.<br />

Wenn Sie diese Ausgabe<br />

in den Händen halten,<br />

wissen Sie, wer das Rennen<br />

gemacht hat. Als wir<br />

den letzten Satz formuliert hatten und die Druckdatei in<br />

die treuen Hände unserer Druckerei gegeben haben, war<br />

der 24. <strong>September</strong> noch ein Tag in der Zukunft. Über ein<br />

Ergebnis der Wahl konnten wir in dieser Ausgabe also<br />

nicht mehr berichten. Welche Folgen diese Wahl für die<br />

Zukunft des <strong>Taxi</strong>gewerbes unabhängig vom Ausgang<br />

haben kann, zeigen wir Ihnen ab Seite 4.<br />

Ganz egal, wer nun in den nächsten vier Jahren<br />

Deutschland regieren wird. Die Änderung des Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) wird auf der To-do-Liste<br />

ziemlich weit oben stehen. Was nicht zwangsläufig heißen<br />

wird, dass es zur Chefsache der stärksten Partei werden<br />

wird. Vielleicht verkümmert die geforderte digitale<br />

Anpassung des PBefG tatsächlich zum Sandkastenspiel<br />

innerhalb der nächsten Koalitionsvereinbarungen. Dann<br />

hätte BZP-Präsident Michael Müller mit seiner Theorie<br />

recht behalten, dass man solche Themen lieber den kleinen<br />

Parteien überlässt.<br />

Wir dürfen nicht zulassen, dass Bundespolitiker wider<br />

besseren Wissens (oder weil sie es tatsächlich nicht besser<br />

wissen?) dem <strong>Taxi</strong> als Teil des öffentlichen Personenverkehrs<br />

die Existenzgrundlage entziehen. Es geht<br />

nämlich nicht darum, denjenigen Tür und Tor zu öffnen,<br />

die am lautesten und einflussreichsten die beste digitale<br />

Technik zu haben glauben.<br />

Es geht darum, dass Mobilität mit dem <strong>Taxi</strong>, ob in der<br />

Stadt oder auf dem Land, immer eine verlässliche, bezahlbare<br />

und sichere Säule unserer Gesellschaft bleibt.<br />

Diese sozialpolitisch so wichtige Säule durch eine<br />

kluge und lobbyfreie Gesetzgebung zu bewahren, ist eine<br />

Herkulesaufgabe. Mal sehen, wer in den nächsten Wochen<br />

der Wahrheit die politische Weitsicht an den Tag legt, die<br />

dafür notwendig ist.<br />

INHALT<br />

WAHL IN DEUTSCHLAND<br />

5 Was Parteien demnächst beim <strong>Taxi</strong> ändern wollen<br />

8 Das <strong>Taxi</strong>-Gutachten der Grünen<br />

TAXIZENTRALEN<br />

11 Share-<strong>Taxi</strong>: Wer führt Regie?<br />

12 Kongress in Wien: Die liberale Gefahr<br />

14 taxi.eu-Payment: Die globale Abrechnung<br />

ZU BESUCH IN BREMEN<br />

16 (<strong>Taxi</strong>-)Fakten zur Werder-Hansestadt<br />

17 <strong>Taxi</strong>verleih: Neustart mit bekannter Hotline<br />

18 Frauen-Nacht-<strong>Taxi</strong> und Winker-Tarif:<br />

Ein emotionaler Antrag<br />

Kundenservice<br />

20 Digitales Entertainment: Unterhaltung im <strong>Taxi</strong><br />

ANTRIEB + INTERNATIONAL<br />

23 Funkeinbau: Nur noch anstecken<br />

24 Umweltprämien: <strong>Taxi</strong>rabatte bei VW<br />

25 Schadstoffe: Umweltliste fast ohne <strong>Taxi</strong>s<br />

26 Elektro-<strong>Taxi</strong>: Das grüne London-Cab<br />

28 Uber wirkt: US-<strong>Taxi</strong>betriebe in der Schuldenfalle<br />

GASTKOMMENTARE<br />

32 Versicherungsärger: Kosten der <strong>Taxi</strong>-Umrüstung<br />

33 Versorgungsengpass: Alles Plauen, oder was?<br />

34 Impressum<br />

Berlin<br />

KFZ-Teile Discount<br />

für <strong>Taxi</strong>betriebe<br />

FOTO: Intax MONTAGE: Raufeld Medien<br />

Jürgen Hartmann<br />

(Chefredakteur)<br />

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TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong><br />

3


WAHL IN DEUTSCHLAND<br />

NEWSTICKER<br />

SPD WILL ANPASSUNG AN<br />

DIE DIGITALE REALITÄT<br />

Das Gutachten des wissenschaftlichen Beirats<br />

des Bundesverkehrsministeriums, in<br />

dem die Freigabe der <strong>Taxi</strong>preise gefordert<br />

wird, wird von der SPD-Bundestagsfraktion<br />

„äußerst kritisch“ gesehen. In einem<br />

Schreiben an den BZP vom Juni <strong>2017</strong> wird<br />

beanstandet, dass mit der Aufhebung der<br />

<strong>Taxi</strong>tarife automatisch auch eine Aufhebung<br />

der Beförderungspflicht impliziert sei.<br />

Allerdings gibt auch die SPD in diesem<br />

Schreiben klar zu erkennen, dass das Personenbeförderungsgesetz<br />

an die digitale<br />

Realität angepasst werden sollte. jh<br />

AUSSTIEG AUS<br />

DER ÄRA DES<br />

VERBRENNERMOTORS<br />

Wie lange dürfen <strong>Taxi</strong>unternehmer noch<br />

einen Diesel fahren? Die Diskussion darüber,<br />

ob und wann ein staatliches Zulassungsverbot<br />

von Verbrennermotoren per<br />

Gesetz verabschiedet wird, verlief während<br />

des Wahlkampfes nur sehr zaghaft. Die<br />

Grünen können sich nicht so recht einig<br />

werden. Cem Özdemir forderte ein Verbot<br />

ab 2030, aber Winfried Kretschmann, der<br />

grüne Ministerpräsident aus dem Autobauerländle<br />

laviert. Selbst Markus Söder<br />

von der CSU überholte die Grünen auf der<br />

linken Spur und schlug 2020 vor – dann<br />

ruderte die CSU zurück, denn auch in<br />

Bayern verdient man gut am Verbrennungsmotor.<br />

Die rund 800 000 Arbeitsplätze der<br />

heimischen Automobilindustrie hatte wohl<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Blick,<br />

als sie sich sowohl von einem Verbot von<br />

Verbren nungsmotoren wie auch von einer<br />

Quote für Elektro autos verabschiedete.<br />

Dennoch erwarte sie einen exponentiellen<br />

Anstieg moderner Antriebs formen und<br />

hoffe, dass die deutsche Autoindustrie nicht<br />

den Anschluss an asiatische Märkte verlöre.<br />

<br />

prh<br />

Beeindruckende Einigkeit: Mit rund 2 000 Berliner <strong>Taxi</strong>s demonstrierte<br />

das Berliner <strong>Taxi</strong>gewerbe gegen geplante Änderungen des PBefG.<br />

TAXI-DEMO SETZT<br />

EIN ERSTES SIGNAL<br />

Mit einer Sternfahrt zum Brandenburger Tor haben rund 2 000 Berliner<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer elf Tage vor der Bundestagswahl gegen allzu radi kale<br />

Änderungen des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) demonstriert.<br />

„Die Vorschläge der einzelnen Parteien reichen von moderater<br />

Anpassung bis zur völligen Deregulierung“, warnt das Berliner <strong>Taxi</strong>gremium<br />

in einer Presseerklärung. Gerade Letzteres führe aber zu<br />

fatalen Auswirkungen für die Verbraucher.<br />

Während der Abschlusskundgebung hoben Leszek Nadolski von<br />

der Berliner <strong>Taxi</strong>-Innung und Ertan Ucar von <strong>Taxi</strong> Deutschland<br />

Berlin e. V. die Verlässlichkeit der <strong>Taxi</strong>s hervor, die zu jeder Uhrzeit<br />

zu gesetzlich definierten Fahrpreisen die Mobilität überall in Deutschland<br />

sichern. Hermann Waldner, Vizepräsident des BZP, kritisierte<br />

die von der Politik handstreichartig vorgenommene Abschaffung der<br />

Ortskundeprüfung für Mietwagen. Auf einen „Wettbewerb der Nullqualifikation“<br />

wolle man sich nicht einlassen.<br />

Ertan Ucar bedankte sich bei den 2000 Berliner <strong>Taxi</strong>unternehmern<br />

und -fahrern für deren Teilnahme an der Demonstration. „Berliner<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer haben mit der Demo heute ein erstes Signal an die Politiker<br />

im Bundestag gesendet. Wenn Sie uns nicht hören, dann sind wir<br />

einmal pro Monat auf der Straße. Wenn das auch nicht reicht, sind<br />

wir einmal pro Woche auf der Straße. Und wenn das auch nicht reicht,<br />

sind wir jeden Tag auf der Straße.“<br />

jh<br />

Die Regionalausgabe <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> Berlin wird in ihrer Oktober-Ausgabe<br />

ausführlich über die <strong>Taxi</strong>-Demo berichten.<br />

BUNDESREGIERUNG PLANT<br />

GLEICHE WETTBEWERBS-<br />

BEDINGUNGEN<br />

Die bisherige Bundesregierung aus CDU und SPD hat im Juli <strong>2017</strong> zum<br />

Bericht der Monopolkommission aus dem Jahr 2016 Stellung bezogen.<br />

Die Kommission hatte sich darin für eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) und gegen ein Verbot oder zu restriktive<br />

Beschränkungen von neuen Diensten ausgesprochen. Die Bundesregierung<br />

merkte dazu an, dass es aus wettbewerblicher Sicht wichtig<br />

sei, Wettbewerbsverzerrungen zwischen traditionellen und neuen<br />

Anbietern aufgrund asymmetrischer Regulierung zu vermeiden.<br />

Ziel einer Überprüfung des bestehenden Regulierungsrahmens<br />

sollte es sein, „ein Level-Playing-Field zwischen traditionellen Anbietern<br />

und neuen Diensten der Sharing Economy zu schaffen“. Und<br />

weiter: „Dabei kann es auch geboten sein, die neuen Dienste bestehender<br />

notwendiger Regulierung zu unterwerfen, etwa in Bezug auf<br />

qualitative Mindestanforderungen oder Sicherheitsvorschriften.“ jh<br />

FOTOS: Fotolia / Fotohansel, Wilfried Hochfeld<br />

4<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


WAHL IN DEUTSCHLAND<br />

WOCHEN DER<br />

WAHRHEIT<br />

Wie positioniert sich eine neue<br />

Bundesregierung bei der angekündigten<br />

Änderung des Personenbeförderungsgesetzes?<br />

Der Verbraucherschutz<br />

muss auf jeden Fall erhalten werden.<br />

FOTO: commons.wikimedia / <strong>Times</strong><br />

Die kontinuierliche Lobbyarbeit<br />

von Uber, Clever Shuttle & Co<br />

zeigt Wirkung. Parteiübergreifend<br />

las sen sämtliche Volksparteien keinen<br />

Zweifel daran, dass eine Veränderung des<br />

PBefG auf der politischen To-do-Liste der<br />

nächsten Legislaturperiode ziemlich weit<br />

oben steht. Unter den Stichwörten „Digitalisierung“<br />

und „Level Playing Field“ sollen<br />

Regula rien so umgestaltet werden, dass im<br />

Bereich der Personenbeförderung künftig<br />

auch alle fremdkapitalfinanzierten Anbieter<br />

mitspielen können. Nach dem Prinzip<br />

der für alle geltenden gleichen Wettbewerbsbedingungen.<br />

Diese Forderung kam zu Beginn der<br />

Diskussionen vor allen von den Uber­<br />

Verantwortlichen. Inzwischen hört man sie<br />

auch aus dem Munde vieler Gewerbevertreter<br />

aus der <strong>Taxi</strong>branche. Dabei geht es<br />

längst nicht mehr um die Frage, ob eine<br />

Änderung des PBefG nötig ist, sondern in<br />

welchen Punkten sie nötig ist. Schadensbegrenzung<br />

aus Sicht das <strong>Taxi</strong>gewerbes,<br />

Schadensbegrenzung aber auch für den<br />

Fahrgast, denn das PBefG ist ein Verbraucherschutzgesetz.<br />

Genau das kann man gar<br />

nicht oft genug wiederholen. Es geht um<br />

Preissicherheit und 24/7-Verfügbarkeit für<br />

den Fahrgast. Das muss jedem Politiker, der<br />

sich mit der Personenbeförderung beschäftigt,<br />

mantramäßig ins Bewusstsein geimpft<br />

werden. Vor allen Dingen bei denen, die<br />

aus parteiideolgischen Gründen am liebsten<br />

eine Deregulierung wollen.<br />

DIE DREI SÄULEN<br />

Der BZP hat die fünf Parteien CDU/CSU,<br />

SPD, Grüne, Linke und FDP vor der Wahl<br />

mit sechs Fragen zum <strong>Taxi</strong>gewerbe konfrontiert.<br />

Deren Antworten (Auszüge daraus<br />

auf Seite 6 bis 7) wirken auf den ersten<br />

Blick wie die große Einigkeit. Ja, alle wollen<br />

an der Tarif-, Beförderungs- und<br />

Betriebspflicht, den drei Säulen des PBefG,<br />

festhalten. Ja, alle wollen die klare Trennung<br />

zwischen <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />

erhalten. Und ja, es wollen sich auch<br />

alle Parteien für die Einführung von Entgeltgrenzen<br />

für Mitfahrgelegenheiten<br />

einsetzen.<br />

Das klingt alles nach der großen Einigkeit<br />

und als müsste man sich keine Sorgen<br />

um den Verbraucherschutz machen. Doch<br />

bei genauerer Lektüre der Antworten wird<br />

schnell klar, wer sich als Wolf im Schafspelz<br />

gibt. Alle Parteien geben sehr deutlich<br />

zu erkennen, dass eine Änderung des<br />

PBefG nötig sein wird. Und bei der FDP<br />

dürfte sie besonders deregulierend und<br />

wohlwollend für Uber ausfallen.<br />

Nicht zuletzt deshalb bezeichnet BZP-<br />

Präsident Michael Müller eine künftige<br />

Koalition zwischen CDU und FDP als „worst<br />

case“, die aus <strong>Taxi</strong>sicht schlechteste aller<br />

möglichen politischen Verbindungen.<br />

Müller befürchtet, dass in Koalitionsvereinbarungen<br />

zwischen diesen Parteien hinsichtlich<br />

neuer <strong>Taxi</strong>regularien eher die<br />

Vorstellungen des kleinen Partners auftauchen<br />

werden. Die CDU werde ihre Vorstellungen<br />

bei den großen Themen Finanzen,<br />

Sicherheit und Flüchtlingspolitik durchsetzen.<br />

„Der kleine Koalitionspartner kann<br />

sich bei den kleinen Themen im Sandkasten<br />

austoben“, sagte Müller bei einer<br />

<strong>Taxi</strong>konferenz in Wien.<br />

Die nächsten Wochen der Wahrheit werden<br />

zeigen, wie und mit welcher Geschwindigkeit<br />

eine neue Bundesregierung den<br />

Stein einer PBefG-Novellierung ins Rollen<br />

bringt. Noch nie war es so wichtig, Augen<br />

und Ohren offen zu halten, um schnell und<br />

wirksam gegenzusteuern. <br />

jh<br />

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WAHL IN DEUTSCHLAND<br />

1. Wird Ihre<br />

Partei die<br />

klare Trennung<br />

zwischen <strong>Taxi</strong>und<br />

Mietwagenverkehr<br />

erhalten?<br />

CDU und CSU sprechen<br />

sich weiterhin für eine klare<br />

Abgrenzung zwischen <strong>Taxi</strong>s und<br />

Mietwagen aus.<br />

2. Wird sich Ihre<br />

Partei für die<br />

Einführung von<br />

Entgeltgrenzen<br />

für Mitfahrgelegenheiten<br />

einsetzen?<br />

Der BZP-Vorschlag einer rechtssicher<br />

definierten Abgrenzung<br />

von privatem Mitfahren und<br />

gewerblicher Beförderung durch<br />

fixe Entgeltgrenzen wird von uns<br />

unterstützt.<br />

LOGOS: CDU/CSU, SPD, FDP, Die Grünen, Die Linke<br />

Wir sehen derzeit auch weiterhin<br />

eine klare Trennung zwischen<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverkehr als<br />

geboten an. Die Rückkehrpflicht<br />

könnte aber zumindest modifiziert<br />

werden.<br />

Die Einführung einer Entgeltgrenze<br />

für Mitfahrgelegenheiten könnte<br />

durchaus zielführend sein und ist<br />

aus unserer Sicht zu prüfen.<br />

Ja. Wir sind für eine Koexistenz von<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagen gewerbe.<br />

Die teilweise geforderte Abschaffung<br />

der Rückkehrpflicht wird<br />

aus bestimmten Kreisen als<br />

„Konkurrenzvermeidungsklausel“<br />

diskreditiert. Allerdings ist dies<br />

die entscheidende Regelung zur<br />

Abgrenzung beider Gewerbezweige.<br />

Würde sie abgeschafft,<br />

könnte der Mietwagenbetreiber<br />

praktisch wie ein <strong>Taxi</strong> unterwegs<br />

sein, ohne dass er der Betriebs-,<br />

Beförderungs- und Tarifpflicht<br />

unterliegt. Denkbar wäre aber eine<br />

Modifizierung der Rückkehrpflicht.<br />

Entgeltgrenzen für Mitfahrgelegenheiten<br />

gibt es schon heute.<br />

Rein private Mitfahr gelegenheiten<br />

sehen wir nicht als Konkurrenz<br />

zum <strong>Taxi</strong>. Wer privat eine Mitfahrgelegenheit<br />

anbietet, sollte ein<br />

Entgelt bekommen können,<br />

das sich an den tatsächlich<br />

entstan denen Kosten der Fahrt<br />

orientiert. Gewinnerzielung bleibt<br />

ausgeschlossen.<br />

Die nach dem Personenbeförderungsgesetz<br />

zulässige „Gefälligkeitsmitnahme“<br />

muss von der<br />

„gewerblichen Personenbeförderung“<br />

eindeutig abgegrenzt<br />

werden. Es fehlt also eine bundeseinheitliche<br />

Lösung. Diese kann<br />

das Bundesverkehrsministerium<br />

als Verordnungsgeber schnell<br />

schaffen, indem es die maximal<br />

zulässigen Erlöse in Cent je Kilometer<br />

festlegt. Als Bemessungsgrundlage<br />

sind die Betriebskosten<br />

und deren Entwicklung (zyklische<br />

Überprüfung) heranzuziehen.<br />

Weiterhin sollte der Bund in der<br />

notwendigen Verordnung regeln,<br />

dass die Anschaffungskosten der<br />

Fahrzeuge nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Ja. Wir wollen die Trennung<br />

zwischen Mietwagen mit Fahrern<br />

und Taxen erhalten. Mietwagen mit<br />

Fahrern, die geringeren Anforderungen<br />

als Taxen unterliegen,<br />

können das flächendeckende<br />

Angebot mit Taxen untergraben,<br />

wenn sie zum „Rosinenpicken“<br />

führen und Taxen eine wichtige<br />

Einnahmequelle entginge. Anderen<br />

Möglichkeiten zur Abgrenzung als<br />

der Rückkehrpflicht zum Betriebssitz<br />

stehen wir offen gegenüber,<br />

weil diese aus Umweltsicht<br />

nachteilig ist.<br />

Ja. Wie die Erfahrungen mit<br />

Uber gezeigt haben, benötigt es<br />

dringendst einer klaren Abgrenzung<br />

zwischen dem gewerblichen<br />

Verkehr u. a. durch Taxen und dem<br />

nicht gewerblichen Mitnehmen<br />

bzw. dem Ride-Sharing. Dieses<br />

begrüßen wir durchaus, weil es die<br />

Umweltbelastungen des Straßenverkehrs<br />

mindert. Was aber nicht<br />

geht, sind angeblich gemeinwirtschaftlich<br />

sinnvolle Angebote, die<br />

die Konten von Großinvestoren<br />

füllen. Die Entgeltgrenzen für<br />

die Mitnahme müssen deswegen<br />

eindeutig geregelt werden und<br />

dabei muss verhindert werden,<br />

dass Fahrten nur für die Mitnahme<br />

angeboten werden, es also keine<br />

echte Mitnahme ist. Die zulässigen<br />

Sätze sind somit angesichts<br />

der Möglichkeit der Mitnahme<br />

mehrerer Personen also niedrig zu<br />

halten, 30 Cent pro Kilometer sind<br />

hierbei für uns das Maximum.<br />

6 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


WAHL IN DEUTSCHLAND<br />

3. Wird Ihre<br />

Partei an<br />

Betriebspflicht,<br />

Beförderungspflicht<br />

und<br />

Tarifpflicht festhalten,<br />

um die<br />

Verlässlichkeit<br />

der Personenbeförderung<br />

zu<br />

erhalten?<br />

4. Was wird<br />

Ihre Partei<br />

tun, um die<br />

mittelstän disch<br />

organi sierte<br />

<strong>Taxi</strong>branche vor<br />

Preisdumping<br />

und unfairer<br />

Konkurrenz zu<br />

schützen?<br />

CDU und CSU werden an<br />

Betriebs-, Beförderungs- und<br />

Tarifpflicht des <strong>Taxi</strong>s festhalten.<br />

Auch bei einem modernisierten<br />

Rechtsrahmen für die Personenbeförderung<br />

muss der ÖPNV<br />

der Daseinsvorsorge gerecht<br />

werden, hier gehört das <strong>Taxi</strong><br />

zwingend dazu.<br />

Für CDU und CSU ist klar, dass<br />

gleiche Regeln für alle gelten<br />

müssen, die in der kommerziellen<br />

Personenbeförderung tätig sind.<br />

Deshalb wollen wir prüfen, welche<br />

gesetzlichen Regelungen ge -<br />

än dert werden müssen, um diese<br />

neuen Beförderungsmodelle<br />

zu ermöglichen, ohne den Wett -<br />

be werb zu verzerren. Wir sehen<br />

die Notwendigkeit, dass <strong>Taxi</strong> -<br />

angebote wesentlicher Bestandteil<br />

von inter netbasierten Mobilitäts -<br />

plattformen sein müssen,<br />

um attraktive verkehrs mittelübergreifende<br />

Mobi lität anbieten<br />

zu können.<br />

Der SPD ist die Verlässlichkeit<br />

wichtig. Ja, wir möchten diese drei<br />

Säulen auch weiterhin gewahrt<br />

wissen. <strong>Taxi</strong>s sind Teil des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs und<br />

erfüllen damit einen Beitrag zur<br />

Daseinsvorsorge. Daher sehen wir<br />

auch das <strong>Taxi</strong>markt-Gutachten<br />

des Wissenschaftlichen Beirates<br />

des Bundesverkehrsministeriums<br />

kritisch, laut welchem mit einem<br />

flexiblen Preismechanismus auf<br />

Angebot- und Nachfrageschwankungen<br />

reagiert und die Preise<br />

entsprechend zeitnah angepasst<br />

werden sollen. Damit zielt der<br />

Beirat zudem auf die Aufhebung<br />

der Beförderungspflicht, was wir<br />

nicht gutheißen können.<br />

In vielen Branchen fordern sog.<br />

„Sharing-Plattformen“ etablierte<br />

Marktteilnehmer heraus. Die neuen<br />

Geschäftsmodelle müssen nicht<br />

unbedingt und immer als Gefahr<br />

für traditionelle Unternehmen<br />

gesehen werden. Jedoch zeigen<br />

sich insbesondere in Bezug auf<br />

sozialpolitische Fragestellungen<br />

eine Reihe von Risiken. Deshalb<br />

muss die Politik die richtigen<br />

Rahmenbedingungen setzen,<br />

damit die Share Economy möglichst<br />

vielen Menschen zugutekommt,<br />

ohne etablierte Branchen<br />

zu gefährden. Regelun gen, die<br />

dem Schutz des öffent lichen<br />

Interesses dienen, wie etwa<br />

dem Verbraucher-, Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz, müssen beachtet<br />

werden und im Interesse eines<br />

fairen Wettbewerbs genauso auf<br />

neue Anbieter übertragen werden.<br />

Ja. Im ÖPNV und somit auch im<br />

<strong>Taxi</strong>bereich soll es bei Betriebs-,<br />

Beförderungs- und Tarifpflicht<br />

bleiben. Das Personenbeförderungsrecht<br />

wollen wir aber für<br />

neue Beförderungskonzepte<br />

öffnen. Dabei müssen faire Wettbewerbsbedingungen<br />

für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

gewährleistet werden.<br />

Wenn neue Marktakteure wie Uber<br />

etablierte Branchen wie das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

herausfordern, wollen wir<br />

fairen Wettbewerb herstellen. Das<br />

wollen wir durch die Befreiung des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes von bürokratischem<br />

Ballast und durch die Einführung<br />

sozialer Mindeststandards bei Uber<br />

erreichen. Unnötige Hürden, die<br />

einen Preis- und Qualitätswettbewerb<br />

zwischen den Angeboten<br />

verhindern, sollen schrittweise<br />

auslaufen. Wettbewerb funktioniert<br />

freilich nur auf der Basis<br />

fairer Regeln im Gewerbe- und<br />

Arbeitsrecht. Geltendes Recht<br />

muss auch durchgesetzt werden.<br />

Hierzu braucht es eine leistungsfähige<br />

Gewerbeaufsicht, von der<br />

auch die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche<br />

profitiert.<br />

An das <strong>Taxi</strong> als elementarer<br />

Bestandteil des öffentlichen<br />

Verkehrs sind die Anforderungen<br />

der Betriebs-, Beförderungs- und<br />

Tarifpflicht anzulegen. Die Besonderheiten<br />

des <strong>Taxi</strong>markts machen<br />

eine Preisregulierung erforderlich,<br />

sodass eine Abschaffung der Tarifpflicht<br />

für uns nicht auf der Agenda<br />

steht. Bei der Betriebspflicht<br />

sucht der Fahrgast im ländlichen<br />

Raum den […] „Rund-um-die-<br />

Uhr-Service“ des <strong>Taxi</strong>verkehrs<br />

in Großstädten und Ballungsräumen<br />

vergebens. […] Wenn der<br />

<strong>Taxi</strong>verkehr in ländlichen Regionen<br />

wieder ein wichtiger Bestandteil<br />

der Alltagsmobilität werden<br />

soll, brauchen wir Lösungen zur<br />

Absicherung der Betriebspflicht.<br />

Eine Möglichkeit wäre die Ausschreibung<br />

„erweiterter Betriebspflichten“.<br />

Wir wollen, dass es im<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe auch künftig auskömmliche<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

gibt. Einem weiteren<br />

Abwärtstrend bei Sozialstandards<br />

oder gar Sozialdumping wer den<br />

wir nicht den Weg bereiten. Bisher<br />

ist unklar, welche Potenziale Ride-<br />

Selling bietet und welche Folgen<br />

damit in Bezug auf das Mobilitätsverhalten,<br />

den Modal Split sowie<br />

andere öffentliche Interessen<br />

verbunden sind. Der Rechtsrahmen<br />

sollte also zunächst Experimente<br />

zulassen. Eine dauerhafte<br />

Zulassung neuer Angebote darf<br />

aber nur erfolgen, wenn negative<br />

Auswirkungen auf das öffentliche<br />

Verkehrsinteresse (z. B. Verkehrssicherheit,<br />

Flächenbedarf<br />

des ruhenden Verkehrs oder<br />

Klima- und Umweltverträglichkeit)<br />

ausgeschlossen werden bzw. diese<br />

durch Auflagen vermieden werden<br />

können.<br />

Ja. Betriebs- und Beförderungspflicht<br />

halten wir für zentral, um<br />

die flächendeckende Versorgung<br />

durch Taxen für alle zu gewährleisten.<br />

Würde es beispielsweise<br />

zulässig sein, sich auf bestimmte<br />

lukrative Strecken oder Fahr gäste<br />

zu konzentrieren, dann wäre dies<br />

gefährdet. Die Tarifpflicht bietet<br />

darüber hinaus allen <strong>Taxi</strong>unternehmern<br />

ein Mindestmaß an<br />

Einkommenssicherheit, verhindert<br />

Preisdumping zulasten kleiner<br />

Unternehmen und ermöglicht die<br />

Zahlung des Mindestlohns.<br />

Durch Digitalisierung und Automatisierung<br />

wird sich der Straßenverkehr<br />

erheblich wandeln, mit<br />

großen Chancen und Risiken. Es<br />

ist davon auszugehen, dass sich<br />

insbesondere durch Mitfahr-Apps<br />

die Grenzen zwischen öffentlichem<br />

und privatem Verkehr verwischen<br />

werden. Spätestens mit autonom<br />

fahrenden Fahrzeugen sind der<br />

Fantasie von Verkehrsangeboten<br />

kaum noch Grenzen gesetzt. Wir<br />

wollen den Wandel so gestalten,<br />

dass er sowohl eine bessere<br />

Mobilität ermöglicht, als auch die<br />

Umweltbelastungen des Verkehrs<br />

drastisch senkt, durch mehr öffentlichen<br />

Verkehr, durch mehr geteiltes<br />

Fahren. Was wir aber nicht<br />

wollen, sind Profite für Uber & Co.,<br />

die zum Niedergang des öffentlichen<br />

Verkehrs und der <strong>Taxi</strong>branche<br />

führen. Taxen spielen für uns auch<br />

in der Zukunft eine große Rolle, die<br />

Branche muss sich aber frühzeitig<br />

auf den Wandel einstellen.<br />

TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong> 7


WAHL IN DEUTSCHLAND<br />

DIE GRÜNEN<br />

WOLLEN<br />

MOBILITÄT<br />

FÜR ALLE<br />

Alle Welt zerpflückt das PBefG nach Gutdünken. Die Grünen im<br />

Bundestag haben sich die Mühe gemacht zu schauen, was da drin steht,<br />

und was die vielfach geforderten Änderungen bewirken würden.<br />

Zu diesem Zweck hat der Grünen­<br />

Bundestagsabgeordnete Stephan<br />

Kühn im Namen seiner Bundestagsfraktion<br />

ein Rechtsgutachten in Auftrag<br />

gegeben. Dieses Gutachten mit dem<br />

Titel „Reformbedarf PBefG – Rechtsrahmen<br />

für Mobilitätsangebote mit flexibler Bedienung<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

des Bedarfs in Räumen und für Zeiten mit<br />

schwacher Nachfrage“ ist Anfang Juni<br />

einem kleinen Kreis von Experten vorgestellt<br />

worden und könnte in der kommenden<br />

Legislaturperiode die Basis für eine<br />

sachliche Diskussion über sinnvolle Verbesserungen<br />

des PBefG sein.<br />

STADT UND LAND FUNKTIO-<br />

NIEREN UNTERSCHIEDLICH<br />

Kühn witzelte, um das Personenbeförderungsrecht<br />

zu verstehen, bräuchte man ein<br />

abgeschlossenes Jurastudium. Dabei lässt<br />

sich dessen eigentlicher Zweck in einer<br />

Kernthese zusammenfassen: Das PBefG<br />

gewährleistet bezahlbare Mobilität für alle<br />

Stephan Kühn, Mitglied des Bundestags.<br />

als Daseinsvorsorge. Es dient dem Schutz<br />

der Verbraucher und nicht dem Schutz<br />

alteingesessener Verkehrsträger vor unliebsamer<br />

Konkurrenz, wie gerne behauptet<br />

wird. Wer öffentlichen Personen nah ­<br />

verkehr an jedem Ort, zu jeder Zeit, zu<br />

überschaubaren Preisen und somit als<br />

„Daseins vorsorge für alle“ haben will, muss<br />

»Auf der<br />

‚fernmündlichen‘<br />

Übermittlung von<br />

Fahraufträgen<br />

zu bestehen,<br />

ist antiquiert.«<br />

diesen Verkehr regulieren und darf ihn<br />

nicht nur den Kräften des Marktes überlassen.<br />

Mit explodierenden Preisen bei starker<br />

Nachfrage und gar keinem Angebot bei<br />

geringer Nachfrage kann keine sozial verträgliche<br />

Mobilität sichergestellt werden.<br />

In Ballungsräumen funktioniert der<br />

ÖPNV mit dem bestehenden PBefG ganz<br />

gut. Allenfalls muss bei einer eventuellen<br />

Reform geprüft werden, ob es intelligentere<br />

wirtschaftlichere Lösungen behindert.<br />

Überhaupt muss bei der Zulassung neuer<br />

Verkehrsformen darauf geachtet werden,<br />

ob sie das Mobilitätsangebot tatsächlich<br />

verbessern. Oder nur bestehende Strukturen<br />

zerstören, um das Geschäft in die eigene<br />

Tasche umzuleiten.<br />

Im ländlichen Raum sieht es anders aus.<br />

Dort ist die allgemeine, flächendeckende<br />

Mobilität zu jeder Zeit unter den bestehenden<br />

Regeln kaum wirtschaftlich darstellbar.<br />

Ob hier mit anderen Regeln oder schlicht<br />

mit mehr öffentlichem Geld Verbesserungen<br />

erzielt werden können, darüber soll<br />

nachgedacht werden.<br />

DAS TAXIGEWERBE WÜRDE<br />

ZUGRUNDE GEHEN<br />

Anpassungen des PBefG an moderne Gegebenheiten<br />

werden als sinnvoll erachtet. Auf<br />

der „fernmündlichen“ Übermittlung von<br />

Fahraufträgen zu bestehen, ist in Zeiten,<br />

wo jeder einen Computer mit umfassenden<br />

Fähigkeiten in der Tasche bei sich trägt,<br />

antiquiert. Wenn jedoch das Rückkehrgebot<br />

für Mietwagen isoliert aufgehoben würde,<br />

wäre die Unterscheidung zwischen <strong>Taxi</strong>s<br />

und Mietwagen dahin. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe mit<br />

seiner Betriebspflicht, Beförderungspflicht<br />

und Tarifpflicht würde zugrunde gehen,<br />

wenn sich Mietwagen ohne diese Anforderungen<br />

überall bereithalten dürften.<br />

Als wenig sinnvoll wird die Experimentierklausel<br />

im PBefG erachtet. Danach<br />

dürfen neue Dinge, die im Gesetz nicht vorgesehen<br />

sind, unter bestimmten Umständen<br />

erprobt werden, müssen aber nach vier<br />

Jahren wieder beendet werden, selbst im<br />

Erfolgsfall.<br />

Aber Achtung! Mit einer irgendwie gearteten<br />

Öffnungsklausel, wen auch immer zu<br />

ermächtigen, irgendwelche „Innovationen“<br />

dauerhaft zu erlauben, wäre das Einfallstor<br />

für die jungen, dynamischen Erneuerer, die<br />

gerade mit und ohne Disruptionsgeheul in<br />

das Personenbeförderungsgeschäft drängen.<br />

Da muss eine klare Überprüfung eingebaut<br />

sein, ob die Neuerungen den ÖPNV<br />

tatsächlich verbessern und nicht dem Sinn<br />

und Zweck des Gesetzes widersprechen –<br />

nämlich Verbraucherschutz und mobile<br />

Daseinsvorsorge für alle. <br />

wh<br />

MONTAGE: Raufeld Medien FOTO: Stephan Kühn<br />

8 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


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TAXIZENTRALEN<br />

NEWSTICKER<br />

„Gemeinsam sind wir stark!“ Mit diesem Motto wehrten sich die Mitglieder des<br />

Kölner <strong>Taxi</strong> Rufs schon mehrmals erfolgreich gegen mytaxi.<br />

RABATTAKTION<br />

ABERMALS VERBOTEN<br />

Johann Pape<br />

TUE GUTES UND<br />

SPRICH DARÜBER<br />

Um dieses Sprichwort in die Tat<br />

umzusetzen, leistet sich die <strong>Taxi</strong>zentrale<br />

Hallo <strong>Taxi</strong> 3811 in Hannover<br />

seit geraumer Zeit den PR-Profi Axel<br />

Emmert. Er versorgt die regionale<br />

Presse regelmäßig mit positiven Meldungen<br />

über die <strong>Taxi</strong>zentrale. Nach<br />

dem Sturmtief „Paul“ im Juni konnte<br />

man beispielsweise darüber informieren,<br />

dass während der stürmischen<br />

Stunden das <strong>Taxi</strong> zuverlässig<br />

und zum verlässlichen Tarif die Mobilität<br />

aufrechterhielt, während Bahn,<br />

Flugverkehr und ÖPNV ihre Ange bote<br />

teilweise ganz einstellen mussten.<br />

Für positive Schlagzeilen sorgt auch<br />

ein Oldtimer-<strong>Taxi</strong>, das die Zentrale<br />

Brautpaaren zur Verfügung stellt.<br />

Paare, die sich das Jawort geben, setzen<br />

auf Verlässlichkeit – und das <strong>Taxi</strong><br />

fährt Braut und Bräutigam an diesem<br />

Tag „verlässlich ins Glück“.<br />

Auch die Mitteilung über personelle<br />

Veränderungen innerhalb der<br />

<strong>Taxi</strong>zentrale verknüpft Hallo <strong>Taxi</strong><br />

medien wirksam mit mahnenden<br />

Worten an die Wettbewerber Uber<br />

und mytaxi und an die Politik: „Wenn<br />

Mitbewerber unter den gleichen<br />

Bedingungen wie wir antreten, dann<br />

sehe ich sehr gute Chancen, dass wir<br />

uns gegen diese Konkurrenz behaupten.<br />

Doch leider untergraben beide<br />

Unternehmen die <strong>Taxi</strong>tarife und die<br />

behördlichen und gesetzlichen Vorgaben,<br />

an die wir uns zu halten<br />

haben, um unsere Fahrgäste sicher,<br />

verlässlich und fair an ihr Ziel zu<br />

bringen“, sagte der neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Johann Pape. „Das ist<br />

Wettbewerbsverzerrung.“ jh<br />

Das Landgericht Köln hat im August eine einstweilige Verfügung zugelassen und<br />

somit eine Gutscheinaktion des App-Vermittlers mytaxi nachträglich als nicht<br />

korrekt bewertet. Geklagt hatte die Kölner Zentrale <strong>Taxi</strong> Ruf.<br />

Während der zwischen dem 10. und 23. Juli stattfindenden Aktion durften Fahrgäste<br />

in 23 deutschen Städten einmalig einen Gutschein im Wert von 15 Euro<br />

einlösen. Der Gutscheincode konnte innerhalb der App aktiviert werden, war<br />

aber nur bei bargeldloser Zahlung einlösbar. mytaxi hatte – anders als noch bei<br />

früheren Rabattaktionen – den Gutschein für allgemeingültig erklärt. Er konnte<br />

somit von den Fahrgästen auch dann eingereicht werden, wenn die Fahrten in<br />

<strong>Taxi</strong>s anderer Zentralen bzw. unabhängiger <strong>Taxi</strong>unternehmer durchgeführt wurden,<br />

wofür dann allerdings ein sehr kompliziertes Verfahren notwendig war.<br />

Für die Verantwortlichen des <strong>Taxi</strong> Rufs Köln e. G. stellte diese Aktion trotz der<br />

Ausweitung auf alle Fahrgäste einen unlauteren Wettbewerb dar, weshalb man<br />

beim Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen mytaxi eingereicht<br />

hatte. „15 Euro bedeutet, dass es bei manchen Fahrten einen Rabatt von 100 Prozent<br />

gibt. Dabei hatten in früheren Urteilen die Richter schon einen 50­ prozentigen<br />

Rabatt untersagt“, argumentiert Vorstandssprecher Aleksandar Dragicevic gegenüber<br />

der „Kölnischen Rundschau“.<br />

Dem schloss sich wenige Wochen später auch das Landgericht an. Das Gericht<br />

sieht in der Erstattung von bis zu 15 Euro für eine Fahrt einen Verstoß gegen das<br />

Wettbewerbsrecht, weil bei einem solch hohen Preisnachlass eben kein wirtschaftlicher<br />

Fahrpreis mehr erhoben werde.<br />

In der eigentlichen Sache kam die Verfügung zu spät, denn die angeprangerte<br />

Gutscheinaktion war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder beendet. Trotzdem<br />

könnte sie für künftige Gutschein aktionen Signalwirkung haben, auch wenn der<br />

aktuelle Fall nur für Köln und keine der anderen 22 Städte gilt.<br />

jh<br />

POSITIVES FAZIT EINER<br />

FREMDVERMITTLUNG<br />

Als „beste unternehmerische Entscheidung der letzten Jahre“ bezeichnete der<br />

Lüneburger <strong>Taxi</strong>unternehmer Bernd Röhlig seinen Entschluss, die eigene <strong>Taxi</strong>vermittlung<br />

künftig über das Callcenter einer großen Funkzentrale in Hamburg<br />

(Hansa-Funk) abzuwickeln. Am Rande des <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> Herbstseminars zählte<br />

Röhlig die Vorteile auf: „Wir konnten unsere Auftragsannahme mit maximal zwei<br />

Personen besetzen. Wurde einer krank, musste ich ran und andere wichtige<br />

Arbeiten blieben liegen. Wenn viel los war oder der Disponent eine langwierige<br />

Vorbestellung aufnehmen musste, hingen wichtige Ad-hoc-Bestellungen in der<br />

Warteschleife. Bei Hansa-Funk sind dagegen genügend Annahmeplätze vorhanden.<br />

Die Kosten für die Mitvermittlung werden pauschal berechnet. Sie bewegen<br />

sich in dem Bereich, den wir auch für Personalkosten unserer Disponenten aufwenden<br />

mussten.“<br />

jh<br />

FOTOS: Hallo <strong>Taxi</strong>, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

10<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


TAXIZENTRALEN<br />

WENN DREI<br />

SICH STREITEN<br />

Das »geteilte« <strong>Taxi</strong> wird kommen.<br />

Die Frage ist nur, wer dabei Regie führt.<br />

Die Zentralen stehen in den Startlöchern.<br />

Deutlich zu erkennen: Mit Clever Shuttle dringt auch<br />

die Bahn in den Markt der individuellen Personenbeförderung<br />

ein. Durch Sharing wird es preisgünstiger.<br />

FOTO: Clever Shuttle<br />

Die Zeit drängt aus Sicht der Zentralen.<br />

Das wurde Anfang <strong>September</strong><br />

deutlich, als innerhalb weniger<br />

Tage sowohl der taxifremde Anbieter<br />

Clever Shuttle als auch der mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

agierende Vermittler mytaxi neue<br />

Initiativen vorstellten. Clever Shuttle, ein<br />

Unternehmen, an dem die Deutsche Bahn<br />

mit 21 Prozent beteiligt ist, hat seine<br />

Sharing-App nach Berlin, Leipzig und München<br />

jetzt auch in Hamburg gelauncht. Falls<br />

ähnliche Touren zustande kommen, werden<br />

mehrere Fahrgäste gemeinsam transportiert.<br />

Der bis zu 40 Prozent günstigere<br />

Fahrpreis steht fest, auch wenn keine Fahrgemeinschaft<br />

zustande kommt.<br />

Fahrzeuge von Clever Shuttle haben eine<br />

Mietwagenkonzession. Laut Gesetz können<br />

mit Mietwagen keine Sammel touren angeboten<br />

werden, da dies als unzulässige<br />

„Einzelplatzvermietung“ gilt. Die Politik<br />

hat für Clever Shuttle aber eine Ausnahmegenehmigung<br />

gewährt, was aufgrund der<br />

unbestrittenen personellen Verquickungen<br />

zwischen der Bahn und dem Verkehrsministerium<br />

nicht verwundert, zum anderen<br />

aber auch in der Tatsache begründet ist,<br />

dass dort aus schließlich Elektro fahrzeuge<br />

zum Einsatz kommen. Was gut für die<br />

Umwelt ist, erlaubt auch freiere gesetzliche<br />

Interpretationen.<br />

In Hamburg fahren beispielsweise zehn<br />

Wasserstofffahrzeuge. Damit lassen sich<br />

allerdings kaum flächendeckende Ange bote<br />

bewerkstelligen. Das beruhigt (noch) das örtliche<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe, das wiederum mit einer<br />

ei genen Lösung in den Startlöchern sitzt.<br />

SHARE-TAXI IM TROCKENVERSUCH<br />

Speziell in Hamburg werden derzeit von der<br />

Hansa-Funk-<strong>Taxi</strong>zentrale im Trockenversuch<br />

die Parameter zur Vermittlung und<br />

Durchführung von geteilten <strong>Taxi</strong>fahrten<br />

(Share-<strong>Taxi</strong>) getestet. „Wir werden dort<br />

beweisen, dass das Thema Share im <strong>Taxi</strong>bereich<br />

nicht ganz so einfach ist, wie sich<br />

das manche Start-ups vorstellen“, verspricht<br />

Robert Abel von FMS, wo man die<br />

Funktion bereits in den aktuellen App­<br />

Relaunch integriert hat.<br />

„Zu berücksichtigen sind etliche Parameter<br />

– wie beispielsweise auf Fahrgastseite<br />

die zwingende Eingabe des Fahrtziels bei<br />

der App-Bestellung, ein Vorbestellungszeitfenster<br />

von etwa 20 Minuten und die Teilnahme<br />

am <strong>Taxi</strong>-Payment, damit im Falle<br />

eines Nichtantretens der Fahrt nach der<br />

Vermittlung eine vorher vereinbarte<br />

Stornogebühr abgebucht werden kann.“<br />

Auch der Fahrer muss das System unterstützen:<br />

Bei jeder Abholadresse bzw. bei<br />

jedem Ausstiegspunkt ist die manuelle Eingabe<br />

des aktuellen Taxameterpreises notwendig.<br />

Danach ist das System automatisch<br />

in der Lage, die jeweiligen Kostenanteile pro<br />

Fahrgast zu berechnen.<br />

All dies erfordert einen immensen<br />

Programmierungs- und Entwicklungsaufwand,<br />

den man bei mytaxi, dem Konkurrenten<br />

der <strong>Taxi</strong>zentralen, offensichtlich auch<br />

schon in Angriff genommen hat. Unter dem<br />

Namen „match“ sollen auch über die<br />

mytaxi ­App geteilte Touren gebucht werden<br />

können, allerdings zunächst einmal nur in<br />

Warschau. Für Deutschland ist ein Start in<br />

einigen Monaten vorgesehen. Die <strong>Taxi</strong>zentralen<br />

haben also noch einen Entwicklungsvorsprung.<br />

<br />

jh


TAXIZENTRALEN<br />

Viele leere Stühle:<br />

Der <strong>Taxi</strong>zentralenkongress<br />

im Juni<br />

hätte mehr Teilnehmer<br />

verdient gehabt.<br />

DIE LIBERALE GEFAHR<br />

Um eine Aufweichung der Gesetze auf europäischer Ebene zu<br />

verhindern, leistet sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe sogar zwei Lobbyisten.<br />

Anfang Juni hatte die Wiener <strong>Taxi</strong>zentrale<br />

40100 zur <strong>Taxi</strong>konferenz<br />

eingeladen. Neben etlichen Leitern<br />

diverser FMS-Zentralen (am Tag vorher<br />

fand das Eurocab-Treffen statt) waren<br />

auch die Verantwortlichen anderer <strong>Taxi</strong>zentralen<br />

anwesend – wenn auch bei Weitem<br />

nicht in der Anzahl, wie es der<br />

Kongress eigentlich verdient gehabt hätte.<br />

Schließlich schufen die dort gehaltenen<br />

Vorträge die Basis für das eigentliche Motto<br />

der Veranstaltung. „Wir sitzen alle im selben<br />

Boot“, appellierte Gastgeber Leo Müllner,<br />

Geschäftsführer von 40100, an die<br />

Teilnehmer, die Chance zum Netzwerken<br />

zu nutzen und sich über die Erfahrungen<br />

der Branche mit den neuen digitalen Wettbewerbern<br />

in den einzelnen Ländern auszutauschen.<br />

Diese Erfahrungen sind von Land zu<br />

Land vielfältig, das wurde während der Vorträge<br />

sehr deutlich. Auffällig dabei, dass<br />

Schwachstellen in den jeweiligen Regularien<br />

von digitalen Wettbewerbern sofort<br />

ausgenutzt wurden. In der Schweiz beispielsweise<br />

ist die Personenbeförderung<br />

zwar ein Bundesgesetz, die Umsetzung und<br />

weitere Definitionen liegen allerdings in<br />

der Verantwortung der Kantone, teilweise<br />

sogar bei den Gemeinden. Das führt sowohl<br />

zu unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen<br />

bei der Lizenz- und <strong>Taxi</strong>scheinerteilung<br />

als auch zu sehr unterschiedlichen<br />

Tarifen.<br />

HÖCHSTPREIS WAR DIE<br />

BASIS FÜR UBER<br />

Letzteres ist sogar innerhalb einer Gemeinde<br />

nicht einheitlich, wie das Beispiel Zürich<br />

zeigt. Dort hatte man vor zwei Jahren entschieden,<br />

beim <strong>Taxi</strong>tarif einen Höchstpreis<br />

festzulegen. Die beiden großen <strong>Taxi</strong>zentralen<br />

haben sich daraufhin entschlossen,<br />

beim alten Preis zu bleiben. Alle anderen<br />

sind auf den Höchstpreis gegangen, der<br />

etwa 25 Prozent höher ist. Das hat dazu<br />

geführt, dass Kunden für identische Fahrtstrecken<br />

unterschiedliche Preise bezahlen<br />

mussten, was diese natürlich nicht verstanden<br />

haben. „Das war die Basis für Uber“,<br />

analysiert André Küttel, Geschäftsführer<br />

der dortigen Zentrale 7x7, und nimmt dabei<br />

auch die <strong>Taxi</strong>kollegen mit in die Verantwortung:<br />

„Jede Fahrt, die zum Höchsttarif<br />

gemacht wird, ist eine schlechte Fahrt, weil<br />

der Preis zu hoch ist. <strong>Taxi</strong>halter in Zürich<br />

haben das nicht realisiert, sie denken zu<br />

kurzfristig.“<br />

In Österreich strebt man das Einheitsgewerbe<br />

an. Die Abgrenzung zwischen Mietwagen<br />

und <strong>Taxi</strong> wurde de facto aufgehoben,<br />

berichtet der <strong>Taxi</strong>-Fachspartenobmann<br />

Erwin Leitner. Mietwagen dürfen in Österreich<br />

eigentlich nur geschlossene Personengruppen<br />

fahren, beispielsweise Schüler.<br />

Seit der Verfassungsgerichtshof im Februar<br />

2016 allerdings die Doppelverwendung<br />

wieder zugelassen hat, können Fahrzeuge<br />

sowohl als <strong>Taxi</strong> als auch als Mietwagen eingesetzt<br />

werden. „Damit ist unkontrollierbar,<br />

in welcher Funktion das Fahrzeug unterwegs<br />

war“, sagt Leitner.<br />

Gastgeber Leo Müllner, <strong>Taxi</strong> 40100 in Wien.<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

12<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


TAXIZENTRALEN<br />

Nicht nur deshalb denkt man in der Alpenrepublik<br />

über ein Einheitsgewerbe nach:<br />

Es soll keine Mietwagen mehr geben, nur<br />

mehr <strong>Taxi</strong>s. „Unsere Fachgruppe hat den<br />

Auftrag zu Verhandlungen mit den Ministerien<br />

bekommen“, berichtet Leitner. Auf<br />

Beamtenebene konnte man bei ersten<br />

Gesprächen schon den Willen zur Änderung<br />

erkennen. Nach den Bundeswahlen<br />

wird man sehen, ob auch auf politischer<br />

Ebene Zustimmung zu erwarten ist.<br />

Wenige Wochen vor Österreich wird in<br />

Deutschland gewählt und es gilt als sicher,<br />

dass eine Änderung des dortigen Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) in der nächsten<br />

Legislaturperiode vorgesehen ist. Die<br />

Vorschläge der Parteien reichen von smarten<br />

Anpassungen bis zu umfassender<br />

Liberalisierung. Für Letzteres steht in<br />

Deutschland die FDP, deren Regierungsbeteiligung<br />

zusammen mit der CDU von BZP-<br />

Präsident Michael Müller als Worst Case für<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe bezeichnet wird. Ein offizieller<br />

Vertreter von Uber ist Mitglied im<br />

Bundesvorstand der FDP. „Das lässt nicht<br />

unbedingt Gutes ahnen“, warnt Müller.<br />

Bisher konnte ein sehr strenges PBefG<br />

vor Uber & Co schützen, doch die Schwachstelle<br />

aus deutscher Sicht liegt darin, dass<br />

einzelne Regelungen auch in der Fahrerlaubnisverordnung<br />

(FeV) und in der<br />

BOKraft (Regelungen zur Fahrzeugausstattung)<br />

definiert sind. Kleinste Änderungen<br />

in diesen Verordnungen lassen sich schnell<br />

beschließen und sie können fatale Auswirkungen<br />

haben. So wie jüngst der Beschluss,<br />

durch eine Änderung eines Halbsatzes in<br />

der FeV die Ortskundeprüfung für Mietwagenfahrer<br />

komplett abzuschaffen. Für Mietwagenunternehmer<br />

wird es jetzt um<br />

einiges leichter, Fahrer zu finden. Die Aufträge<br />

generiert man über die Uber-App. Die<br />

Lobbyarbeit hat gefruchtet.<br />

„Schätzungsweise 240 Lobbyisten hat<br />

Uber europaweit engagiert, das <strong>Taxi</strong>­<br />

gewerbe hat zwei“, berichtet Professor Karl<br />

Jurka in Wien von sehr ungleichen Voraussetzungen.<br />

Jurka ist einer der beiden Lobbyisten,<br />

die von fünf <strong>Taxi</strong>zentralen in Wien,<br />

Berlin, Frankfurt und München engagiert<br />

wurden. Ihre Aufgabe ist es, in Brüssel bei<br />

den dort tätigen Kommissionsmitgliedern<br />

und Europaparlamentariern aufzuklären.<br />

„In Brüssel fahren zwar viele Politiker <strong>Taxi</strong>,<br />

aber sie wissen nichts über das Gewerbe“,<br />

sagt Anna Kasten, die Kollegin von Jurka.<br />

Karl Jurka und Anna Kasten leisten Aufklärungsarbeit in Brüssel.<br />

WARTEN AUF DEN GERICHTSHOF<br />

Eine Veranstaltung zu Jahresbeginn, zu der<br />

die österreichische Botschaft eingeladen<br />

hatte, sei gut besucht und positiv aufgenommen<br />

worden, berichten beide. Das<br />

plane man zu wiederholen. Innerhalb der<br />

EU warte man derzeit auf das Urteil des<br />

Europäischen Gerichtshof EuGH. Dort wird<br />

Ende <strong>2017</strong> entschieden, ob Uber als Vermittlungsdienstleister<br />

eingestuft wird und<br />

damit den nationalen Gesetzen zur Personenbeförderung<br />

unterliegt.<br />

Umfangreiche personenbeförderungsrechtliche<br />

Änderungen seien auf europäischer<br />

Ebene nicht vor 2019 zu erwarten,<br />

schätzen Jurka und Kasten, warnen aber<br />

gleichzeitig davor, sich darauf allzu sehr zu<br />

verlassen. „Brüssel hat immer Modeentwicklungen“,<br />

berichtet Jurka. Aktuell<br />

ist die digitale Wirtschaft Modethema Nummer<br />

eins. „Was man digital machen kann,<br />

wird gemacht.“<br />

Es gelte auch, die politischen Veränderungen<br />

in Nationalstaaten zu beobachten.<br />

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron<br />

ist ein Wirtschaftsliberaler und in Deutschland<br />

könnte ein FDP-Politiker das Wirtschaftsministerium<br />

übernehmen. „In<br />

Brüssel sind die Beamten bei Uber gegen<br />

ihren eigenen Willen gebremst worden“,<br />

blickt Jurka hinter die politischen Kulissen.<br />

Während man Uber-Vertreter regelmäßig<br />

und gerne empfange, weigere man sich<br />

beharrlich, mit jemanden aus der <strong>Taxi</strong>branche<br />

ins Gespräch zu kommen. „Die aus den<br />

Ländern verordnete Ruhe bis 2019 könnte<br />

sich nach den Wahlen ändern, wenn zu<br />

viele Liberale an die Macht kommen.“<br />

Das <strong>Taxi</strong>gewerbe muss sich auf nationaler<br />

Ebene politisch noch viel mehr vernetzen<br />

und es muss seine Erkenntnisse und<br />

Erfahrungen auf internationaler Ebene austauschen.<br />

Das Ziel muss sein, eine „Rückkoppelung<br />

in den Nationalprozess“ zu<br />

erreichen, empfiehlt Jurka. Regelungen zur<br />

Personenbeförderung müssen in der<br />

Gesetzgebungshoheit der Nationalstaaten<br />

bleiben. <br />

jh<br />

LIBERALISIERUNG UND HÖCHSTPREISE<br />

Wie würde ein freier <strong>Taxi</strong>markt funktionieren? Der Blick in die<br />

Niederlande und nach Dänemark zeigt, dass totale Liberalisierung<br />

und Höchstpreise nicht der Weisheit letzter Schluss<br />

sind. In Dänemark haben die Behörden Maximum-Preise festgelegt.<br />

Die Branche kann sich dadurch an Ausschreibungen<br />

beteiligen, konkurriert dort aber mit öffentlichen und privaten<br />

Organisationen um Schüler-, Kranken- und Seniorenfahrten.<br />

Uber hat seinen Dienst aufgrund zahlreicher Strafverfahren<br />

mittlerweile in Dänemark eingestellt, hatte aber bis dahin<br />

dem <strong>Taxi</strong>gewerbe bis zu 40 Prozent Umsatz weggenommen.<br />

In den Niederlanden wurde schon im Jahr 2000 der <strong>Taxi</strong>markt<br />

komplett liberalisiert, maßgeblich mit der Intention,<br />

dass die bestehenden Kräfte des Marktes entfaltet würden,<br />

die Qualität steigen und die Preise durch den Wettbewerb<br />

fallen würden. Unglücklicherweise lief das nicht wie geplant,<br />

weil die niederländische Regierung beschloss, einen Maximal-Fahrpreis<br />

zu installieren, um sicherzugehen, dass die<br />

Fahrgäste nicht abgezockt würden, wenn sie ein <strong>Taxi</strong> nehmen.<br />

Das bedeutete, dass alle <strong>Taxi</strong>unternehmen in den Niederlanden<br />

sich an den Maximalfahrpreis anpassten und so kein<br />

Wettbewerb über den Preis erreicht wurde.<br />

Inzwischen hat man die Kontrolllücke in Form eines als TTO<br />

bezeichneten Zusammenschlusses von mindestens 100 anerkannten<br />

<strong>Taxi</strong>fahrern und 50 <strong>Taxi</strong>s geschlossen. Die Mitglieder<br />

des TTO kontrollieren und disziplinieren ihre Kollegen, bevor<br />

die lokalen Behörden es tun. <br />

prh<br />

TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong><br />

13


TAXIZENTRALEN<br />

DIE GLOBALE<br />

ABRECHNUNG<br />

Eine Kooperation mit einem internationalen<br />

Payment-Dienstleister<br />

erleichtert die Abwicklung und<br />

Abrechnung von bargeldlosen<br />

Zahlungen für die <strong>Taxi</strong>zentralen.<br />

Was beim fms-Anwendertreffen<br />

Eurocab in Wien bereits<br />

angekündigt war, wurde<br />

Ende August durch eine gemeinsame<br />

Presse erklärung der neuen Partner offiziell.<br />

Die gesamten Online-Zahlungen<br />

der App von taxi.eu werden künftig über<br />

das Unternehmen Wirecard abgewickelt,<br />

einem Anbieter von Payment- und Internet-Technologie.<br />

Dessen Managing Director<br />

Roland Toch erklärt die Vorteile aus Kundensicht:<br />

„Immer mehr Menschen setzen<br />

bei Buchungen jeglicher Art auf Apps. Wir<br />

freuen uns, taxi.eu dabei zu unterstützen,<br />

eine digitale Komplettlösung für Kunden<br />

anzubieten, die echte Mehrwerte bringt:<br />

Indem sie mobil ein <strong>Taxi</strong> bestellen und<br />

europaweit bargeldlos und bequem mit<br />

dem Smartphone bezahlen können, fällt<br />

für sie der sonst manuelle und zusätzliche<br />

Schritt des Bezahlens weg – eine Entwicklung,<br />

die zeigt, wie wichtig M-Commerce<br />

ist. Für die <strong>Taxi</strong>-Zentralen ist es außerdem<br />

ein großer Vorteil, dass sie die Zahlungen<br />

nun direkt erhalten und dies nicht über<br />

Dritte abgewickelt wird.“<br />

Letzteres führte bisher bei einigen <strong>Taxi</strong>zentralen<br />

dazu, dass zwar über die App<br />

ein <strong>Taxi</strong> bestellt werden konnte, die Zahlungen<br />

allerdings noch über andere Kommunikationskanäle<br />

abgewickelt wurden.<br />

Claudia Ploszanski von Wirecard sprach<br />

beim Eurocab-Treffen von einem „Medienbruch“.<br />

„Wer übers Smartphone bestellt,<br />

sollte auch den Prozess inklusive Bezahlung<br />

über das Smartphone beenden“, machte<br />

sie den Chefs der <strong>Taxi</strong>zentralen deutlich.<br />

Doch das ist nicht so einfach:<br />

fms Systems, über<br />

dessen App die Kreditkartenzahlung<br />

abgewickelt<br />

wird, ist eigentlich nicht<br />

der Leistungserbringer.<br />

Das sind die einzelnen<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen als Fahrtenvermittler<br />

bzw. die<br />

<strong>Taxi</strong>betriebe als Fahrtenausführende.<br />

DREIECKS-VERHÄLTNIS<br />

Ein kompliziertes Dreiecksverhältnis, das<br />

aus Sicht des Kunden keine Rolle spielen<br />

darf. Nutzer der taxi.eu-App können auf<br />

über 65 000 angeschlossene Fahrzeuge in<br />

mehr als 100 europäischen Städten zurückgreifen.<br />

Diese Einheitlichkeit muss sich<br />

auch beim Payment bemerkbar machen.<br />

Entscheidend ist, dass der Fahrgast als Nutzer<br />

der taxi.eu-App seine Kreditkartendaten<br />

zur Nutzung des Payments einmalig<br />

eingibt und diese Funktion dann überall<br />

nutzen kann, egal ob in Wien, Berlin,<br />

Genf oder Rotterdam. Also benötigt es eine<br />

Lösung, bei der allen Zentralen eine große<br />

Auswahl an internationalen und regionalen<br />

Zahlungsmitteln mit einem Vertrag, einer<br />

Bank und einer Auszahlungsstelle angeboten<br />

wird. Wirecard ermöglicht neben der<br />

Zahlungsabwicklung der klassischen Kreditkarten<br />

wie Master oder Visa auch die<br />

Einbindung regional relevanter Zahlungsmittel,<br />

wie zum Beispiel iDEAL in den Niederlanden,<br />

und verbindet so „die Lösungen<br />

eines Technologieunternehmens (FMS) mit<br />

den Lösungen eines Bankinstituts“, sagt<br />

Ploszanski. „Wenn der Kunde seine Zahlungsdaten<br />

eingibt, werden diese an wirecard<br />

übergeben und dort gespeichert. FMS<br />

bekommt eine ID zurück, welche die Kreditkartennummer<br />

ersetzt; dadurch kann man<br />

keine Rückschlüsse auf die KK-ID ziehen.<br />

Mit dieser ID ist es möglich, die Kreditkarten<br />

sicher zwischen den <strong>Taxi</strong>zentralen hinund<br />

herzuschicken.“<br />

Der Kunde kann also sicher sein, dass<br />

seine Kreditkartendaten nicht in 20 europäischen<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen oder gar bei den<br />

Unternehmern gespeichert sind, sondern<br />

nur an einer Stelle.<br />

GUTSCHRIFT BEI DEN<br />

TAXIZENTRALEN<br />

„Wir waren auf der Suche nach einem<br />

erfahrenen Zahlungsanbieter, um Bezahlungen<br />

direkt und sicher über die taxi.eu-<br />

App aus einer Hand abwickeln zu lassen“,<br />

sagt FMS-Geschäftsführer Michael Weiss.<br />

„Hauptaugenmerk legten wir auf die Anforderungen<br />

und Bedürfnisse unserer Fahrgäste<br />

sowie unserer kooperierenden<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen in ganz Europa.“<br />

FOTOS: taxi.eu, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

14 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


TAXIZENTRALEN<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

leicht gemacht!<br />

Inkl. Prüfungstipps<br />

»Wer übers Smartphone<br />

bestellt, sollte auch<br />

den Prozess inklusive<br />

Bezahlung über das<br />

Smartphone beenden.«<br />

Claudia Ploszanski, Wirecard<br />

Fachkunde und Prüfung -<br />

Lehrbuch und<br />

Nachschlagewerk<br />

chla<br />

Das Lehrbuch dient angehenden ende<br />

<strong>Taxi</strong>-und Mietwagenunternehmern<br />

als<br />

Leitfaden für die Vorbereitung zur<br />

Fachkundeprüfung vor der Industrie- und Handelskammer.<br />

Es entspricht im Aufbau dem Katalog der<br />

Sachgebiete der Berufszugangsverordnung.<br />

Softcover, 16,8 x 24 cm, 221 Seiten, 10. Auflage <strong>2017</strong><br />

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34,00 € ohne MwSt. I 36,38 € inkl. MwSt.<br />

OPTIMALE<br />

ERGÄNZUNG<br />

Bei Letzteren werden die Beträge aus den<br />

Payment-Zahlungen gutgeschrieben. Sie<br />

können über ein von Wirecard zur Verfügung<br />

gestelltes Online-Portal verwaltet<br />

und bearbeitet werden. Vorher ist aber die<br />

Registrierung der <strong>Taxi</strong>zentrale bei Wirecard<br />

notwendig, was vor allen bei Zentralen<br />

in Deutschland aufgrund der strengen<br />

BaFin-Anforderungen eine Herausforderung<br />

mit viel Papierkram darstellt. Mit<br />

einem zweiseitigen Formular (Setup-Sheet)<br />

werden die wichtigsten Unternehmensdaten<br />

der Zentralen einmalig abgefragt.<br />

Darüber hinaus müssen PCI - und SEQ-Fragebögen<br />

ausgefüllt werden – woran schon<br />

mancher gescheitert ist.<br />

Wirecard verspricht den Zentralenleitern<br />

hier Hilfestellung durch eine Support-Hotline,<br />

die „nur dazu da ist, um<br />

durch diesen Fragebogen zu leiten“, beruhigt<br />

Ploszanski und hofft, dass dadurch<br />

die letzten Hürden genommen werden<br />

können, um die Payment-Funktion der<br />

taxi.eu-App einheitlich und flächendeckend<br />

verfügbar zu machen. Gerade im<br />

Wettbewerb mit mytaxi ist das ein wichtiger<br />

Faktor. <br />

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Fachkunde und Prüfung - Prüfungstest<br />

Dieses Buch beinhaltet 3 komplette Übungstests. Die<br />

Fragen und Fallstudien sind in Umfang, Themen und Art<br />

den offiziellen Prüfungen vor der IHK vergleichbar. Mit<br />

Hilfe der Punktebewertung und der Lösungen<br />

im Anhang<br />

kann der Prüfungskandidat seinen Wissensstand und<br />

seine bisherige Lernleistung überprüfen.<br />

Softcover, 21 x 27,9 cm, 56 Seiten, 6. Auflage 2016<br />

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TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong> 15


www.taxi-times.taxi<br />

BESUCH IN BREMEN<br />

216 <strong>Taxi</strong>unternehmen betreiben 540 <strong>Taxi</strong>s in Bremen.<br />

Mietwagen gibt es 142, betrieben von 28 Unternehmen.<br />

zu Besuch in<br />

Bremen<br />

540<br />

6<br />

Von Bremen aus wird seit gut einem<br />

Jahr die Vermietung von sofort<br />

einsatzfähigen Leihtaxis organisiert.<br />

Dabei stehen 40 <strong>Taxi</strong>s und sechs<br />

9<br />

Fahrzeuge mit Rolli-Ausstattung zur<br />

Verfügung. Verteilt werden die <strong>Taxi</strong>s über neun<br />

Außenstationen. Wo die liegen und warum eine<br />

jahrzehntelang bekannte<br />

Leihtaxi-Hotline die<br />

Basis für das Bremer<br />

40<br />

Unternehmen bildet,<br />

berichten wir auf<br />

Seite 17.<br />

Beförderungsentgelte<br />

für Personen<br />

im Stadtgebiet Bremen<br />

Grundpreis: 3,50 €<br />

1. Stufe (1. bis 4. km)<br />

jeweils 2,15 €<br />

2. Stufe (ab 5. bis 9. km)<br />

jeweils 1,90 €<br />

3. Stufe (ab 10. km)<br />

jeweils 1,50 €<br />

(voraussichtlich ab 09.10.<strong>2017</strong>)<br />

Akzeptanz von KK ab sofort<br />

verbindlich vorgeschrieben<br />

Wartezeit:<br />

28 € pro Stunde<br />

Großraum-<br />

Pauschal zuschlag<br />

ab der 5. Person: 7 €<br />

Winketarif:<br />

Fixpreis 7 € für<br />

drei Kilometer<br />

550 000<br />

Exakt 557 464 Einwohner hatte Bremen Ende 2015.<br />

TAXI-RUF BREMEN 14 0 14<br />

www.taxi-bremen.de<br />

Abonnent von <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>: Seit 2016<br />

Vorstand: Fred Buchholz, Ingo Heuermann,<br />

Ralph Kämena<br />

Angeschlossene Fahrzeuge: 463<br />

Anzahl <strong>Taxi</strong>unternehmer: 202<br />

Monatlicher Funkbeitrag pro Fahrzeug:<br />

Mitglieder: 240 Euro netto pro Fahrzeug<br />

+ einmalig 11 Euro Mitgliedsbeitrag<br />

pro Betrieb<br />

Vertragspartner: 287 Euro netto während<br />

der ersten fünf Jahre, danach pro Jahr<br />

251 Euro; nach fünf Jahren als Vertragspartner<br />

darf man Mitglied werden.<br />

Vermittlungssystem: gefos<br />

90 %<br />

Neun von zehn<br />

Bremer <strong>Taxi</strong>s<br />

sind der dortigen<br />

Zentrale, dem <strong>Taxi</strong>ruf Bremen eG, angeschlossen. Dessen<br />

aktueller Vorsitzender Fred Buchholz wurde im Jahr 2007<br />

als Nachfolger von Hans Meißner zum Präsidenten des <strong>Taxi</strong>-<br />

Bundesverbands BZP gewählt. Seinen Rücktritt im Herbst 2011<br />

begründete Buchholz mit dem zeitlichen Interessenkonflikt<br />

zwischen seiner ehrenamtlichen Funktion als Bundesvorsitzender<br />

und seinen Tätigkeiten für die Bremer <strong>Taxi</strong>zentrale.<br />

TAXI ROLAND GMBH<br />

www.14433.de<br />

Abonnent von <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>: nein<br />

Geschäftsführer: Klaus + Volker Hartjen<br />

Angeschlossene Fahrzeuge:<br />

65 firmen eigene Fahrzeuge<br />

Vermittlungssystem: <strong>Taxi</strong>.de<br />

Stand aller Angaben: <strong>September</strong> <strong>2017</strong><br />

Wer in Bremen ein <strong>Taxi</strong> von der<br />

Straße heranwinkt und maximal<br />

drei Kilometer damit fährt, muss in<br />

Zukunft eine Pauschale von sieben<br />

Euro bezahlen. Wartezeit wird nicht<br />

berechnet. Bei wem und warum<br />

die Einführung dieses Winke-Tarifs<br />

in der Kritik stand und wieso man<br />

ursprünglich auf den bisherigen<br />

für<br />

Frauen-Nacht-Tarif verzichten wollte,<br />

beschreiben wir auf Seite 18.<br />

7<br />

3<br />

GRAFIK: Raufeld Medien<br />

16 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


BESUCH IN BREMEN<br />

NEUSTART MIT<br />

BEKANNTER<br />

HOTLINE<br />

Mit neuer Konstellation und<br />

verändertem Konzept wird nach<br />

der Insolvenz von TRP an<br />

der Idee eines bundesweiten<br />

<strong>Taxi</strong>verleihs festgehalten.<br />

Wer die seit Jahren<br />

etablierte Leihtaxi-Hotline<br />

0180 222 12 22 anwählt,<br />

landet jetzt bei Torsten Fette.<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Unfälle mit Totalschaden oder auch ein unerwarteter Defekt<br />

am <strong>Taxi</strong> sind für viele <strong>Taxi</strong>unternehmer der Worst Case.<br />

Fest gebuchte Krankenfahrten, regelmäßige Flughafentransfers<br />

oder das jährliche Schützenfest erlauben keinen Ausfall<br />

des Fahrzeugs. Mal ganz davon abgesehen, dass ja auch das<br />

Personal weiterhin bezahlt werden muss. Für solche Fälle greift<br />

ein <strong>Taxi</strong>unternehmer gerne auf die Angebote von Leihtaxis zurück.<br />

Davon gibt es einige – wie beispielsweise Czernig im Osten, das<br />

<strong>Taxi</strong> Zentrum Brandenburg oder Much in Bad Tölz.<br />

Die größte deutschlandweite Streuung hatte das Unternehmen<br />

<strong>Taxi</strong> Rent Partner (TRP), das mit insgesamt 16 Station in ganz<br />

Deutschland immer innerhalb weniger Stunden ein sofort einsatzfähiges<br />

Ersatztaxi zur Verfügung stellen konnte – bis im Jahr<br />

2016 Insolvenz angemeldet werden musste.<br />

Torsten Fette, Betreiber einer Umrüstfirma und eines regionalen<br />

<strong>Taxi</strong>verleihs in Bremen, war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub im<br />

Allgäu. Da war der Weg zum Insolvenzverwalter nach Augsburg<br />

nicht weit und die Einigung über die Übernahme der im <strong>Taxi</strong>markt<br />

eingeführten TRP-Telefonnummer schnell erzielt. Diese Hotline<br />

(0180 222 12 22) bildete dann das Fundament für den Neustart.<br />

Fette hatte mit der Weinhöppel GbR aus Hannover noch einen<br />

Partner ins Boot geholt und mit diesem die eigene GmbH in die<br />

FTS <strong>Taxi</strong>-Rent GmbH umgewandelt.<br />

IM VERLEIH SIND AUCH ROLLTAXIS<br />

Am Anfang standen zwölf Leihtaxis zur Verfügung, einige verbliebene<br />

Stationen – deren Leiter bereit waren, unter dem neuen<br />

Konzept weiterzumachen – und eben jene Telefonnummer, „von<br />

der wir nicht wussten, ob die noch im Bewusstsein der <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

ist“, erzählt Fette während des <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> Besuchs<br />

in der Bremer Station.<br />

War sie aber – und die zwölf Leihtaxis wurden „richtig<br />

gequält“. Mittlerweile sind es 40 Fahrzeuge inklusive sechs Rolli­<br />

<strong>Taxi</strong>s, verteilt auf nur noch neun Stationen, die sich hauptsächlich<br />

im norddeutschen Bereich befinden. Die südlichste Station ist<br />

Hanau in Hessen, Much in Bayern ist Kooperationspartner. Diese<br />

Reduzierung ist Teil der neuen Konzeption. Man beliefert nach<br />

wie vor bundesweit, deckt aber nicht mehr alle Leistungsfelder<br />

ab. Unfallersatztaxi ja, Mobilitätsersatz nur bedingt. Letzterer<br />

wird von den Händlern im Falle eines Fahrzeugdefekts gewährt<br />

und hat aus Sicht Fettes unkalkulierbare Laufzeiten.<br />

Reduzieren will Fette auch die Zahl der Gerichtsprozesse mit<br />

den zahlungsunwilligen Kfz-Versicherern, indem die Vermiettarife<br />

unterhalb der sonst bei Vollabtretungen üblichen Preisen liegen.<br />

Den <strong>Taxi</strong>betrieben kommt man entgegen, indem man bis<br />

zur Erstattung der Leihkosten oder bis zu einem möglichen<br />

Prozessbeginn noch nicht bezahlen muss. Voraussetzung dafür<br />

ist allerdings, dass man auf einen Anwalt zurückgreift, den FTS<br />

empfiehlt. Das sind dann Experten, die gegenüber den meist<br />

unwissenden Sachbearbeitern der Versicherungsgesellschaften<br />

die richtigen Argumente vorbringen, warum ein Leihtaxi andere<br />

Kosten verursacht als ein herkömmlicher Pkw – weil man eben<br />

auch nach einem Unfall die Krankenfahrten, Flughafentransfers<br />

und Fahrten zum Schützenfest in einem zugelassen <strong>Taxi</strong> durchführen<br />

muss. Und weil man gerade dafür fertig ausgerüstete<br />

Leihtaxis benötigt. <br />

jh<br />

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BESUCH IN BREMEN<br />

EIN EMOTIONAL<br />

DISKUTIERTER<br />

TARIFANTRAG<br />

In Bremen sollte das bisherige »Frauen-Nacht-<strong>Taxi</strong>«<br />

abgeschafft und eine Kurzstreckenpauschale<br />

als sogenannter »Winker-Tarif« eingeführt werden.<br />

Nur eines davon ging durch.<br />

Zur Begründung des Antrages auf<br />

eine Tariferhöhung von 5,5 Prozent<br />

gibt die Bremer Gewerbevertretung,<br />

sprich die Fachvereinigung<br />

Personenverkehr, gestiegene Kosten an. Der<br />

Mindest lohn sei angehoben worden, ebenso<br />

die Werk stattpreise bei Mercedes-Benz und<br />

der Anschaffungspreis der E-Klasse von<br />

Mercedes. Während die Genehmigungsbehörde<br />

das Vorhaben bereits jetzt gutheißt<br />

und auch seitens der Parteien keine<br />

Einwände geäußert wurden, stößt es bei<br />

der Fahrervertretung IG Bremer <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

nicht auf Gegenliebe.<br />

„Der Mindestlohn wird nur auf dem<br />

Papier bezahlt, in Wirklichkeit bekommen<br />

die <strong>Taxi</strong>fahrer eine Umsatzbeteiligung“,<br />

moniert der IG-Vorstand Marco Bark. Der<br />

gezahlte Lohn würde dann durch den<br />

Mindest stundenlohn geteilt, um auf der<br />

Abrechnung auf ordnungsgemäße Werte zu<br />

kommen. Gegen eine Tariferhöhung sei er<br />

trotzdem, denn trotz steigender <strong>Taxi</strong> preise<br />

sei der Umsatz gleich geblieben. Fahrgäste<br />

blieben nach der letzten Erhöhung einfach<br />

weg. „Mit weiteren Preiserhöhungen<br />

auf den anhaltenden Umsatzrückgang zu<br />

reagieren, ist widersinnig.“<br />

Den Kunden würde mit der geplanten<br />

Anhebung eine durchschnittliche Fahrt<br />

von vier Kilome tern ohne verkehrsbedingte<br />

Wartezeit 3,03 Euro pro gefahrenem Kilometer<br />

kosten. Für Großraumtaxis würde<br />

die Preissteigerung sogar 15 Prozent auf<br />

einer solchen Strecke bedeuten. „Das ist<br />

doch total überzogen. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

muss erst seine Hausaufgaben machen.<br />

Es werden zu viele <strong>Taxi</strong>s gleichzeitig eingesetzt,<br />

das ist der Grund für die schlechte<br />

Wirtschaftlichkeit. Unsere Standzeiten<br />

zwischen den Touren sind viel zu lang,“<br />

stellt Bark fest.<br />

»Das ist ein<br />

inakzeptabler<br />

frauenpolitischer<br />

Rückschritt.«<br />

Claudia Bernhard,<br />

Fraktion Die Linke in Bremen<br />

Er beruft sich dabei auf ein Gutachten der<br />

Experten von Linne & Krause, demzufolge<br />

es zu viele <strong>Taxi</strong>s in Bremen gibt. Schwarze<br />

Schafe, die Schwarzarbeit betreiben und<br />

Steuern hinterziehen, gäbe es auch in<br />

Bremen mehr als genug. Bark möchte, dass<br />

diese „vom Markt verschwinden und Platz<br />

machen für ehrliche Unternehmer,“ die freiwillig<br />

ein Fiskaltaxameter einsetzen.<br />

Damit spielt er den Ball der Genehmigungsbehörde<br />

zu, doch die agieren wie fast<br />

alle Aufsichtsstellen in Deutschland. Mangels<br />

Personal und auch mangels rechtlich<br />

eindeutiger Grundlagen scheut man davor<br />

zurück, den Einbau eines Fiskaltaxameters<br />

zwingend zu fordern – so wie in Hamburg<br />

und Berlin.<br />

Doch genau der Blick in diese beiden<br />

Städte zeigt, dass eine solche Verpflichtung<br />

alleine nicht ausreichend ist. In Berlin war<br />

dazu eine Personalaufstockung, eine enge<br />

Kooperation mit der Finanzbehörde und<br />

vor allem der politische Wille der Stadtregierung<br />

notwendig. In Bremen sind die<br />

Parteien für diese Thematik nicht sensibilisiert.<br />

Stattdessen meldete man sich über die<br />

Presse lautstark zur geplanten Abschaffung<br />

des „Frauen-Nacht-<strong>Taxi</strong>s“ zu Wort. Es<br />

sollte wegen geringer Nachfrage eingestellt<br />

werden. Die Gesamtzahl der von der einen<br />

großen Zentrale in Bremen – dem <strong>Taxi</strong>-Ruf,<br />

welchem 90 Prozent aller <strong>Taxi</strong>s angeschlossen<br />

sind – vermittelten Fahrten sei insgesamt<br />

stark zurückgegangen, heißt es als<br />

offizielle Begründung. Der Frauen-Nacht-<br />

<strong>Taxi</strong>-Tarif werde laut Aussage der IG Bremer<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer rege von Frauen genutzt – und<br />

zwar nicht, wie eigentlich vorgesehen, über<br />

telefonische Bestellung, sondern auch am<br />

<strong>Taxi</strong>platz. Der Rückgang der Bestellungen<br />

des Frauen-<strong>Taxi</strong>s entspräche dem Rückgang<br />

aller Touren.<br />

Unisono äußerten sich auch die Parteien<br />

– bis auf die FDP – in der Bremer Tageszeitung<br />

„Weser Kurier“ negativ über die<br />

Abschaffungspläne des Rabatts. Claudia<br />

Bernhard von der Fraktion Die Linke<br />

spricht in einer Presseerklärung gar von<br />

einem „inakzeptablen frauenpolitischen<br />

Rückschritt,“ der revidiert werden müsse.<br />

„Die Idee, dass ein Sondertarif für zufällig<br />

FOTOS: Fotolia / Yeko Photo Studio, IG Bremer <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

18 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


BESUCH IN BREMEN<br />

vorbeikommende <strong>Taxi</strong>s Sicherheit für<br />

Frauen schafft, ist absurd.“<br />

Was bei dieser Empörungswelle allerdings<br />

zu kurz kam: Der Rabatt dieser<br />

Nachtfahrten wird einzig und allein vom<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe getragen. „Es war der Wunsch<br />

unserer Mitglieder, das Frauen-Nacht-<br />

<strong>Taxi</strong> einzustellen“, sagt Ingo Heuermann,<br />

Vorstandsmitglied der Bremer Fachvereinigung<br />

Personenverkehr sowie des Bremer<br />

<strong>Taxi</strong>-Rufs, gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>. Und<br />

ergänzt: „Mindestlohn und Einzelaufzeichnungspflicht<br />

und die damit verbundenen<br />

Mehrkosten lassen keinen Spielraum mehr<br />

für Vergünstigungen. Eine finanzielle Beteiligung<br />

der Stadt Bremen war damals wie<br />

heute politisch nicht durchsetzbar.“<br />

Heuermann verweist auf eine Abstimmung<br />

der Mitgliederversammlung. Diese<br />

wiederum wird von <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

Jendrik Huning kri tisiert. „Es haben nur 58<br />

von circa 200 Bremer <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />

überhaupt an der Abstimmung teilgenommen.<br />

Das sind 29 Prozent.“ Außerdem<br />

habe man erst zur Abstimmung aufgerufen,<br />

nachdem der Antrag schon eingereicht<br />

worden sei. „Dort wiederum wurde auch<br />

lange und kon trovers um den Winker-Tarif<br />

diskutiert“, berichtet Huning.<br />

Dieser Tarif sieht vor, dass Fahrgäste, die<br />

ein <strong>Taxi</strong> ohne Bestellung vom Straßen rand<br />

heranwinken, eine Pauschale von sieben<br />

Euro für eine Strecke von bis zu drei Kilometern<br />

zahlen sollen – ohne Bezahlung von<br />

Wartezeiten. Der vierte Kilometer kostet<br />

5,10 Euro, weil innerhalb eines Kilometers<br />

nach Überschreiten der drei Kilometer der<br />

Normaltarif eingeholt wird, also 12,10 Euro<br />

statt 7,00 Euro.<br />

„WINKER-TARIF“ ALS KOMPENSA-<br />

TION FÜR „FRAUEN-NACHT-TAXI“<br />

Heuermann sieht in diesem Tarif auch eine<br />

Kompensation für die Frauen, während die<br />

IG <strong>Taxi</strong>fahrer auch diesen Teil des Tarifantrags<br />

kritisiert. Berechnungen zufolge<br />

müssten Frauen für eine Vier-Kilometer-<br />

Strecke selbst beim Winker-Tarif immer<br />

noch 35 Prozent mehr bezahlen als beim<br />

jetzigen Frauen-Nacht-Tarif, argumentiert<br />

Bark. Der Tarif sei selbst für den Kunden<br />

nicht zu verstehen, da die ersten 1,6 Kilometer<br />

teurer würden als bisher und der<br />

Fahrgast genau Bescheid wissen müsse,<br />

auf welchen Strecken er wirklich spart.<br />

„Das ist zu viel verlangt und überfordert<br />

unsere Kunden“, sagte Bark. Auch für den<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer sei er schlecht kalkulierbar, da<br />

Marko Bark, Bremer <strong>Taxi</strong>fahrer.<br />

die Wartezeit überhaupt nicht berech net<br />

würde und so Verzögerungen durch den<br />

Berufsverkehr den Lohn drücken. Die Fachvereinigung<br />

Personenverkehr und die FDP<br />

möchten den Winker-Tarif, weil sie sich<br />

mehr Umsatz durch einen Rabatt erhoffen.<br />

Auch hier wird das Gutachten von Linne &<br />

Krause herangezogen. Die Experten schlagen<br />

darin vor, dass ein Rabatt auf Kurzstrecken<br />

das Geschäft beleben könnte.<br />

Entscheiden mussten letztendlich die<br />

Bremer Stadtpolitiker. Sie stimmten für die<br />

Erhöhung und den Winker-Tarif, aber gegen<br />

die Abschaffung des Frauen-Nacht-Tarifs.<br />

Nach viel theoretischem Für und Wider<br />

wird nun die Praxis zeigen, welche Bedenken<br />

zum Tragen kommen. jh, prh<br />

Damit fahren Sie gut<br />

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KUNDENSERVICE<br />

TAXIdo-Display<br />

auf der<br />

Rückenlehne des<br />

Vordersitzes.<br />

THEATER-TIPP IM TAXI<br />

Die Versorgung mit digitaler Werbung ist beinahe flächendeckend.<br />

Jetzt soll sie auch im <strong>Taxi</strong> für die Fahrgäste Einzug halten.<br />

Schlaue Displays machen’s möglich.<br />

Über digital gesteuerte Dachwerbung auf dem <strong>Taxi</strong> und<br />

ihre technischen Möglichkeiten haben wir bereits<br />

berichtet. Das Gleiche geht auch innen: im Fahrgastraum.<br />

Displays werden an der Kopfstütze oder auf der Konsole zwischen<br />

den Vordersitzen im Blickfeld der Fahrgäste angebracht. Über<br />

eine Internet verbindung können darauf alle möglichen<br />

Infotainment­ Programme abgespielt werden.<br />

Mithilfe eines Ad-Servers, GPS-Technologie sowie eines entsprechend<br />

schlau programmierten Algorithmus ist eine standort- und<br />

zeitbezogene Information möglich – und es kann sogar das Wetter<br />

und die Temperatur einbezogen werden. Fährt das <strong>Taxi</strong> beispielsweise<br />

am Stadttheater vorbei, kann im Info­ Display der<br />

Name des aktuellen Stücks angezeigt werden und ob noch Karten<br />

verfügbar sind.<br />

NEUE TECHNIK BELEBT ALTE KONZEPTE<br />

Die Idee ist nicht neu. Werbung im <strong>Taxi</strong> ist so alt wie das<br />

<strong>Taxi</strong> selbst. Es begann mit Flyern und anderem<br />

Werbematerial in Taschen an den Rückenlehnen,<br />

Aufklebern und bedruckten Überzügen an den<br />

Kopfstützen. Dann kamen die ersten Bildschirme,<br />

anfangs mit Abspielgeräten im Auto.<br />

Die Hardware war sehr teuer, digitale Übertragungswege<br />

zu langsam. Das hat sich im<br />

Lauf der Zeit geändert. Monitore und Datenübertragung<br />

per Handyfunk kosten nicht<br />

mehr die Welt, und ihre Möglichkeiten,<br />

Werbung gezielt und individuell gesteuert<br />

abzuspielen, sind enorm.<br />

Das Programm, welches darauf übertragen wird,<br />

wird als „gehobenes Infotainment“ bezeichnet:<br />

Nachrichten, Wetterberichte, Filmtrailer und direkte<br />

Werbung im Verhältnis 1:5 in Form von bildfüllenden<br />

Clips oder eingeblendeten Bannern und Laufschriftbändern.<br />

Das ist so ähnlich wie das U-Bahn-Fernsehen im<br />

öffentlichen Nahverkehr – nur schöner. In den Zügen läuft den<br />

ganzen Tag dasselbe Programm in Dauerschleife. Das <strong>Taxi</strong>­<br />

Fernsehen passt sich Zeit und Ort an und wird aktuell von einer<br />

Redaktion betreut.<br />

Semih Stöcker,<br />

Geschäftsführer<br />

von fleet ad.<br />

BEZAHLUNG AUF NIVEAU DER AUSSENWERBUNG<br />

Für Werber ist das alles hochinteressant, kostensparend<br />

für die einen und einträglich für die anderen. Und<br />

was hat der <strong>Taxi</strong>unternehmer davon? Das Bezahlmodell<br />

sieht einen monatlichen Sockelbetrag<br />

plus Extra zahlungen für zeitlich begrenzte<br />

Kampagnen vor. Im Großen und Ganzen<br />

bewegt sich das Honorar auf dem Niveau<br />

von Außenflächenwerbung. Mit dem Unterschied,<br />

dass man im Innenraum den Kunden<br />

einen Mehrwert bietet. Sofern er diesen will.<br />

Oft hat der Fahrgast während der <strong>Taxi</strong>fahrt<br />

auch nichts Besseres zu tun. Das Tablet habe<br />

einen kommunikativen Nutzen, weil es zusätzlichen<br />

Gesprächsstoff biete, berichten die Anbieter<br />

vom Feedback der Kunden und der <strong>Taxi</strong>fahrer.<br />

Der Markt ist umkämpft. Drei Anbieter buhlen<br />

derzeit um teilnehmende <strong>Taxi</strong>betriebe. Die Firma<br />

fleet ad hat ihren Sitz in Köln. Nach dem Start mit<br />

200 <strong>Taxi</strong>s in der Domstadt vermarktet man nach eigenen Angaben<br />

inzwischen 2 000 <strong>Taxi</strong>s in 15 deutschen Großstädten. Bis Jahresende<br />

sollen es 5 000 sein. In jeder Stadt will man zunächst zehn<br />

Prozent der bestehenden <strong>Taxi</strong>flotte mit Infotainment­ Systemen<br />

ausrüsten.<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong>do, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>, adscab, fleetad<br />

20<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


KUNDENSERVICE<br />

Das Display von IAT mit gepolstertem Rahmen auf<br />

der Rückenlehne des Beifahrersitzes.<br />

Der Anbieter fleed ad baut die Displays<br />

zwischen die Vordersitze.<br />

Die Zehn-Zoll-Bildschirme sind zwischen den Sitzen integriert,<br />

die Installation braucht nur wenige Minuten und kann auch vom<br />

Fahrer nachts deinstalliert werden. Das interaktive Programm<br />

stammt von Kooperationspartnern wie Sky Deutschland, n-tv oder<br />

RTL. Die Fahrgäste können einen kostenlosen Hotspot nutzen.<br />

Namhafte Kunden haben bereits Kampagnen realisiert – darunter<br />

die Telekom, HRS, Spotify, Eurowings oder HERE. Technologische<br />

und inhaltliche Ausbaustufen sind in Planung. Last, but not least<br />

können <strong>Taxi</strong>unternehmen die Geräte auch für Eigenwerbung<br />

kostenfrei – inklusive ihrer Kontaktdaten – nutzen.<br />

Die Firma IAT – Innovative Advertising Technologies GmbH hat<br />

die ersten Monitore in Berliner <strong>Taxi</strong>s eingebaut. Dabei handelt es<br />

sich um Flachbildschirmgeräte hoher Qualität. Den Einbau hinter<br />

der Kopfstützte des Beifahrersitzes hat eine autorisierte Fachwerkstatt<br />

übernommen (geht schnell). Der Rahmen des Geräts ist<br />

gepolstert, damit sich niemand daran verletzt. Man hat an alles<br />

gedacht. Die Kosten trägt die Betreiberfirma.<br />

Der Fahrgast kann per Touchscreen die Lautstärke verändern<br />

und einzelne Beiträge anhalten, um sie länger zu betrachten – und<br />

das Ding ausschalten, wenn er keine Lust mehr hat. Das „ADsCaB“-<br />

Gerät erkennt, ob jemand davor sitzt oder nicht und schaltet sich<br />

entsprechend ein und aus.<br />

Keine leichte Aufgabe, denn im Vergleich zur Medienwerbung in<br />

Fernsehen, Funk und Print ist die Frequenz (Kundenkontakt pro<br />

Einsatz) oberflächlich betrachtet gering. Die Besonderheit liegt<br />

allerdings nicht in der Frequenz, sondern in der Qualität der Kontakte<br />

bei gleichzeitiger Streuverlustreduzierung, betonen die<br />

Betreiber einheitlich. Und verweisen auf die Win-win-Situation<br />

beider Seiten. Nicht nur aufgrund der finanziellen Beteiligung an<br />

den Werbemaßnahmen – sondern auch, weil man damit die Attraktivität<br />

des <strong>Taxi</strong>s für den Kunden erhöht. In Zeiten zahlreicher<br />

Wettbewerber sicherlich kein unerhebliches Argument. jh + wh<br />

Die Fahrtenvermittlung, mit der<br />

Sie wirklich mehr Geld verdienen!<br />

POSITIVE FAHRERBEFRAGUNGEN<br />

Die Erprobungsphase wird von IAT intensiv betreut. Befragungen<br />

im Frühjahr <strong>2017</strong> haben ergeben, dass sich die <strong>Taxi</strong>fahrer von den<br />

Darbietungen des Geräts nicht gestört fühlen. Im Gegenteil – die<br />

Fahrgäste hätten immer gleich ein Gesprächsthema, was die Atmosphäre<br />

im <strong>Taxi</strong> merklich entspannt. Abschalten kommt nur selten<br />

vor. Alle sind hochgradig zufrieden, sagt die IAT-Studie.<br />

In München wird ein ähnliches System über die Firma TAXIdo.<br />

tV vermarktet. Beteiligt ist daran der regionale Telekommunikationsanbieter<br />

M-net und die PREX Programmatic Exchange, hinter<br />

der Mediaplus und Plan.Net sowie der DSP-Anbieter Active Agent<br />

und Ströer SSP stehen. Dieses Firmengeflecht bespielt eigentlich<br />

öffentliche Bildschirme in Flughäfen, Bahnhöfen und dergleichen.<br />

Das <strong>Taxi</strong> mit seiner vermeintlich zahlungskräftigen Kundschaft<br />

wurde gerade neu entdeckt.<br />

Allen Anbietern ist gemein, dass sie auf mehreren Hochzeiten<br />

gleichzeitig tanzen. Für die Entwicklung und Bereitstellung des<br />

technischen Equip ments mussten sie viel Geld ausgeben. Dann<br />

müssen die Anlagen bespielt werden. Programm muss erstellt<br />

werden, und zwar kontinuierlich neu. Auf die Akquise von Werbekunden<br />

wird am meisten Energie verwendet. Sie bringen das Geld.<br />

TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong> 21<br />

GÜNSTIG - Kosten der Zentrale reduzieren<br />

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ANTRIEB<br />

NEWSTICKER<br />

ERSTES CHINESISCHES<br />

ELEKTRO-TAXI FÄHRT<br />

DURCH REGENSBURG<br />

Ein <strong>Taxi</strong> unternehmen aus Regensburg hat<br />

das erste Elektrotaxi des chinesischen Herstellers<br />

BYD in Betrieb genommen. An den<br />

Schnellladestationen kann das Modell mit<br />

bis zu 40 Kilowatt (kW) geladen werden.<br />

Damit ermöglicht bereits die Zwischenladung<br />

von einer halben Stunde weitere 100<br />

Kilometer Reichweite, eine Vollladung für<br />

400 Kilometer Reichweite wird in zwei<br />

Stunden erreicht.<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer Manfred Hetznegger<br />

bestätigt die Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs:<br />

„Ein <strong>Taxi</strong> fährt bei uns im Jahr rund<br />

100 000 Kilometer. Die Stromrechnung<br />

dieses Fahrzeugs liegt im Monat mit Tagesund<br />

Nachtschicht bei ca. 350 Euro. Ein<br />

Dieselfahrzeug verbraucht im selben<br />

Zeit raum Sprit für rund 600 Euro.“ Als<br />

Ge neralimporteur für BYD fungiert das<br />

Deggendorfer Unternehmen Fenecon. nu<br />

Deutschlands erstes BYD-<strong>Taxi</strong> fährt in<br />

Regensburg.<br />

DAIMLERS ROBOTER-<br />

TAXIS SCHON FRÜHER<br />

EINSATZBEREIT?<br />

Weltweit gibt es ein Wettrennen der Autokonzerne<br />

um die neue Technologie, die nicht<br />

nur das <strong>Taxi</strong>gewerbe tiefgreifend verändern<br />

wird. Bereits schon in sechs Jahren könnten<br />

die ersten Roboter-<strong>Taxi</strong>s in Deutschland verfügbar<br />

sein. Bosch arbeitet fieberhaft in<br />

Kooperation mit Daimler an einem fahrerlosen<br />

<strong>Taxi</strong>. Dessen Marktreife war vor zwei<br />

Jahren noch für 2030 vorge sehen. Mittlerweile<br />

will Bosch die ersten Roboter-<strong>Taxi</strong>s<br />

2025 auf die Straßen schicken.<br />

Bevor die Roboterfahrzeuge durch die<br />

Gegend kurven können, müssen aber<br />

immer noch die rechtlichen Hürden ge nommen<br />

und Fragen – wie beispielsweise die<br />

der Haftung oder hinsichtlich der Gefahr<br />

von Hackerangriffen – geklärt werden. Bis<br />

dahin bleibt jede neue Ankündigung nur<br />

eins: Eine Steige rung des Aktienkurses<br />

und des Un ter neh mens wertes. nu + prh<br />

Pro Jahr werden bei Bosch 400 Millionen Euro in die Elektromobilität<br />

investiert. Schwerpunkt sind dabei Forschung und Entwicklung im<br />

Bereich Batterie.<br />

BOSCH ERWÄGT DEUTSCHE<br />

BATTERIEZELLENPRODUKTION<br />

Bislang werden die einzelnen Zellen, aus denen Akkumulatoren deutscher<br />

Elektrofahrzeuge bestehen, nur von asiatischen Herstellern<br />

gefertigt. Der Automobilzulieferer Bosch möchte dies ändern und<br />

erwägt in die Batteriezellenproduktion für Elektroautos einzusteigen.<br />

Eine eigene wettbewerbsfähige Batteriezellenproduktion ist momentan<br />

energieaufwändig und damit sehr kostenintensiv. Bosch müsse<br />

nun – laut Volkmar Denner, dem Leiter des Technikkonzerns – „etwas<br />

in der Zellchemie finden“, um sich von den asiatischen Herstellern<br />

abzuheben. Außerdem sollen die neuartigen Zellen in bereits<br />

bestehenden Batteriefabriken verarbeitbar sein.<br />

Forscher und Entwickler hätten bereits ihre Arbeit aufgenommen.<br />

Hersteller und Zulieferer feilen erste Details aus. Die endgültige Entscheidung,<br />

ob man in die Produktion einsteige, soll Ende diesen oder<br />

Anfang nächsten Jahres fallen. Auch die Gewerkschaften befürworten<br />

eine Produktion in Deutschland. Der Gewinn würde geschmälert,<br />

wenn das teure Herzstück der Elektroautos aus dem Ausland eingekauft<br />

werden müsse.<br />

nu + prh<br />

BZP FORDERT RUNDEN TISCH<br />

In einer Pressemitteilung nahm der Deutsche <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband<br />

(BZP) zum Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart Stellung.<br />

Das Gericht hatte der Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen<br />

das Land Baden-Württemberg in vollem Umfang stattgegeben. „Das<br />

Verkehrsverbot verstößt nicht gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit,<br />

weil der Gesundheitsschutz höher zu gewichten ist als<br />

das Recht auf Eigentum und die allgemeine Handlungsfreiheit der<br />

vom Verbot betroffenen Kraftfahrzeugeigentümer“, so der Vorsitzende<br />

Richter Wolfgang Kern in der Urteilsbegründung.<br />

Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hänge mit dem Urteilsspruch sprichwörtlich in<br />

der Luft, moniert dagegen Thomas Grätz, Geschäftsführer des BZP.<br />

„Für dauerhafte und saubere Mobilität benötigen wir die Unterstützung<br />

von Bund, Ländern und Kommunen. Wir brauchen Rechtssicherheit,<br />

um 365 Tage lang 24 Stunden überall für unsere Kunden unsere<br />

Dienstleistung zu erbringen. Das Gewerbe benötigt langfristig ver ­<br />

läss liche Rahmenbedingungen. Wir wollen die Mobilität für alle ge ­<br />

währ leisten und fordern dazu einen runden Tisch mit Politikern, Vertretern<br />

der Wirtschaft und des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes.“ nu<br />

FOTOS: Fenecon, Bosch<br />

22<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


ANTRIEB<br />

Mit „MirrorLink“ werden<br />

die Fahrtaufträge<br />

im Display der B-Klasse<br />

angezeigt.<br />

BESTELLCODE<br />

»LINK TAXI«<br />

In Mercedes- und VW-Modellen lassen sich künftig bestimmte<br />

Funkgeräte innerhalb von zehn Minuten einbauen. Die Aufträge<br />

der <strong>Taxi</strong>zentrale werden im Display des Fahrzeugs abgebildet.<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Die Funkwerkstätten dürfte das weniger freuen, die <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

dagegen umso mehr: Die für die Teilnahme<br />

an der Funk vermittlung notwendigen Geräte können künftig<br />

nur noch über ein Adapter kabel angesteckt werden, ohne dass<br />

vorher das halbe Auto auseinandergenommen werden muss.<br />

Plug ’n’ Play genügt und schon sind alle Geräte miteinander vernetzt.<br />

Die Fahrzeugverkabelung selbst ist nämlich bereits vom<br />

Hersteller verbaut und kann im Rahmen des <strong>Taxi</strong>pakets beim Fahrzeugkauf<br />

gleich mitbestellt werden. Sowohl der Volkswagen­<br />

Konzern mit seinen Sparten Pkw und Nutzfahrzeuge als auch<br />

Mercedes haben dafür spezielle Codes in der Preisliste. VW nennt<br />

das Feature „Vernetztes <strong>Taxi</strong>“, bei Mercedes heißt das „Mercedes<br />

Benz Link <strong>Taxi</strong>“. Es wird unter anderem für die Modelle Passat,<br />

Touran, Golf Plus und Caddy angeboten. Bei Mercedes sind die E­<br />

und die B-Klasse verbunden.<br />

Möglich wurde dies durch eine Kooperation zwischen den beiden<br />

Fahrzeugherstellern und fms. Von Letzterem werden die Geräte<br />

und passenden Adapterkabel geliefert. „Unser fms-SmartHUBX<br />

muss lediglich in den dafür vorgesehenen Port gesteckt werden“,<br />

erläutert Geschäftsführer Michael Weiss. Die Übertragung der<br />

Der für die Funkverbindung notwendige SmartHUBX ist bei dieser<br />

B-Klasse im Handschuhfach verbaut. Das Adapterkabel muss nur<br />

angesteckt werden.<br />

Displaydaten erfolgt via Smartphone auf das Fahrzeugdisplay. „Mit<br />

Plug ’n’ Play lassen sich dann alle anderen Geräte wie PIN Pad und<br />

Drucker anstecken. Dazu vernetzen wir den fms-SmartHUBX mit<br />

dem Taxameter und ermöglichen den Anschluss an CiA 447.“<br />

Diese Lösung ist derzeit nur für <strong>Taxi</strong>unternehmer sinnvoll, die an<br />

einer Zentrale mit Auftragsvermittlung über das fms-Vermittlungssystem<br />

angeschlossen sind. Der Systemanbieter wird diese Funktionalität<br />

zukünftig über die Open Dispatch Initiative (ODI) auch<br />

für <strong>Taxi</strong>unternehmer anderer Vermittlungshersteller zugänglich<br />

machen.<br />

AUFTRAG ÜBER DIE HEADUNIT<br />

Für die Auftragsvermittlung wird damit ausschließlich die Headunit<br />

der Fahrzeuge genutzt. Der Auftrag und alle sonstigen Informationen<br />

erscheinen in den Fahrzeugdisplays und sind über die<br />

Bedienelemente des Fahrzeugs steuerbar. Vorbei sind damit die<br />

Zeiten, in denen die Vermittlungs-Hardware in der Mittelkonsole<br />

unten oder im Bereich der Lüftungsdüsen angebracht werden<br />

musste. „Das war nicht ideal“, berichten <strong>Taxi</strong>unternehmen. „Die<br />

Fahrer waren wegen der zu tief eingebauten Geräte während des<br />

Lesens der Aufträge vom Verkehrsgeschehen abgelenkt.“ In der<br />

fms-Variante „carConnect“ sind die Adressen und Auftragsinfos<br />

nun im Blickbereich des Fahrers – je nachdem, wo die Hersteller<br />

ihre Displays platziert haben. Die bisher rund dreistündige Einbauzeit<br />

reduziert sich jetzt auf 10 bis 30 Minuten.<br />

„Um diese Lösung für den Einsatz im <strong>Taxi</strong> zu ermöglichen, muss<br />

man tief in die Sicherheitsrichtlinien der Automobilhersteller eintauchen“,<br />

beschreibt Weiss das Entwicklungsverfahren. „Bei<br />

Mercedes mussten wir uns mit den verschiedensten Abteilungen<br />

abstimmen, ehe wir die Zertifizierung bekommen haben.“ Die Vernetzung<br />

mit CiA 447 erspart eine separate Zusatzverkabelung für<br />

die Taxameteranbindung zur Übernahme von Fahrtdatensatz oder<br />

den Besetztstatus. Außerdem kann das fms-System damit das <strong>Taxi</strong>schild<br />

steuern: Sobald ein Auftrag angenommen wird, schaltet sich<br />

die Dachleuchte automatisch ab. Die Vernetzung mit dem fahrzeugeigenen<br />

<strong>Taxi</strong>-Alarm ist darüber ebenfalls sichergestellt. jh<br />

TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong><br />

23


ANTRIEB<br />

Zukunftsprämie für den Erdgas-Caddy: VW gewährt einen<br />

zusätzlichen Nachlass über 5. 000 Euro.<br />

Toyota nennt seine Vergünstigung „Eintauschbonus“. Er gilt für<br />

Gewerbekunden – aber trotzdem nicht für das <strong>Taxi</strong>.<br />

MIT PRÄMIEN GEGEN<br />

DAS DIESEL-DILEMMA<br />

Volkswagen lockt mit seinen Umwelt- und Zukunftsprämien auch<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe – während Toyota die Branche links liegen lässt.<br />

Der Volkswagen-Konzern gewährt<br />

bis Jahresende nicht mehr nur die<br />

gängigen <strong>Taxi</strong>konditionen, sondern<br />

setzt eine Umwelt- und Zukunftsprämie<br />

on top. Sie gilt für den Tausch eines alten<br />

Diesel modells. Der Neuwagen muss bis<br />

spätestens 31. Dezember <strong>2017</strong> bestellt und<br />

bis spätestens 30. Juni 2018 zugelassen<br />

werden. Davon profitieren auch Fans des<br />

Erdgasantriebs: Für Käufer eines Erdgasmodells<br />

Caddy TGI gibt’s eine Zukunftsprämie<br />

in Höhe von 5 000 Euro.<br />

Wer trotz der aktuellen Dieseldebatten<br />

und drohender Fahrverbote weiterhin auf<br />

ein Dieselmodell der Marke Euro 6 vertraut,<br />

bekommt bei VW auch auf neue Dieselfahrzeuge<br />

eine als „Umwelt prämie“ deklarierte<br />

Vergünstigung. Diese liegt beim Touran<br />

bei 6 000 Euro. Käufern eines Passat oder<br />

Sharan wird jeweils 8 000 Euro Umweltprämie<br />

gewährt. Über 4 000 Euro dürfen sich<br />

Käufer eines Caddy Life freuen. Für den<br />

Multivan gibt es sogar 10 000 Euro Prämie.<br />

ALTFAHRZEUG MUSS<br />

VERSCHROTTET WERDEN<br />

Experten raten, beim Kauf eines Dieselmodells<br />

darauf zu achten, ob dieses Modell<br />

bereits den neuen Euro-6d-Motor hat, der<br />

im Vergleich zum bisherigen Euro 6 sauberer<br />

sein soll. Während die Euro-6-Norm<br />

80 Mil ligramm NOx pro Kilometer vorsieht,<br />

sind bei der Norm Euro-6d-Temp<br />

im RDE-Messver fahren maximal 168 Milligramm<br />

erlaubt. Fahrzeuge mit Euro 6d<br />

nutzen zudem Abgasreinigungsinstanzen,<br />

die näher am Motor platziert sind. Dadurch<br />

lassen sich die Abgastemperaturen leichter<br />

in den Griff bekommen. So verlockend<br />

die Angebote auch klingen mögen, vor<br />

dem Kauf empfiehlt es sich, die jeweiligen<br />

Bedingungen genau unter die Lupe zu nehmen.<br />

Diese sehen beispielsweise vor, dass<br />

das Fahrzeug nachweislich verschrottet<br />

werden muss oder die Prämien nur gewährt<br />

werden, wenn es sich um ein Fahrzeug der<br />

Abgasstandards Euro 1 bis Euro 4 (entspricht<br />

einer maximalen Erstzulassung bis<br />

zum 31. Dezember 2011) handelt.<br />

Umtauschprämien gewähren mittlerweile<br />

etliche Fahrzeughersteller – jedoch<br />

sind diese meist nur für Privatkunden gültig.<br />

Toyota hat seine Umtauschprämie über<br />

2000 Euro brutto kürzlich für Gewerbekunden<br />

erweitert, um dann das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

doch wieder auszuschließen. <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

fühlen sich durch diese Entscheidung<br />

regelrecht vor den Kopf gestoßen. nu<br />

Bei den ausgewiesenen Beträgen handelt es<br />

sich um Bruttopreise.<br />

ZWEI MILLIONEN EURO FÜR MÜNCHNER E-TAXIS<br />

Auch die Politik nimmt Geld in die Hand, um eine Umweltwende<br />

zu beschleunigen. Mit zwei Millionen Euro will die<br />

Stadt München den Umstieg auf Elektro-<strong>Taxi</strong>s ankurbeln.<br />

Jeder <strong>Taxi</strong>unternehmer erhält 20 Cent pro Besetztkilometer<br />

eines nach dem 1. Janaur <strong>2017</strong> zugelassenen Elektro- oder<br />

Wasserstoff-<strong>Taxi</strong>s. Dieser Zuschuss wird maximal drei Jahre<br />

bzw. solange gewährt, bis 40 Prozent des Anschaffungs preises<br />

erreicht sind oder – nach dem „Windhundprin zip“ – der Fördertopf<br />

der bewilligten Summe ausgeschöpft ist. Das Gesundheitsreferat<br />

hat ausgerechnet, dass man damit 170, also rund<br />

fünf Prozent aller Münchner <strong>Taxi</strong>s fördern kann. Neben den<br />

klar definierten Antrieben<br />

(Elektro bzw. Wasserstoff,<br />

kein Hybrid oder Plug-in mit<br />

Range- Extendern) stellt die<br />

Stadt weitere Bedingungen.<br />

So muss beispielsweise ein<br />

Fiskaltaxameter mit INSIKA-<br />

Um in München E-<strong>Taxi</strong>s zu etablieren,<br />

macht die Stadt Geld locker.<br />

Verfahren verbaut sein und die Datenübertragung ist auch<br />

dann noch verpflichtend, wenn die Fördersumme bereits ausgeschöpft<br />

ist. An jedem geförderten E-<strong>Taxi</strong> muss zudem eine<br />

Außenwerbung an den Türen angebracht sein. <br />

jh/nu<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>, Intax<br />

24<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


ANTRIEB<br />

WAS AUS DEM AUSPUFF<br />

KOMMT, INTERESSIERT<br />

NUR WENIGE<br />

In einer kürzlich vorgestellten Liste mit umweltverträglichen Autos<br />

taucht nur ein Modell auf, das auch als <strong>Taxi</strong> eingesetzt wird.<br />

Dieselmodelle fehlen komplett.<br />

FOTOS: Intax, Wilfried Hochfeld<br />

Der Verkehrsclub Deutschland<br />

(VCD) hat Anfang <strong>September</strong> seine<br />

neue Liste mit umweltverträglichen<br />

Autos vorgestellt. Mit 34 Pkw ist sie<br />

recht kurz, die Aufnahmekriterien waren<br />

sehr streng: CO2-Ausstoß unter 150 g/km,<br />

kein Diesel (wegen der real hohen NOx-<br />

Werte), kein Benzin-Direkteinspritzer ohne<br />

Partikelfilter (wegen der Feinstaubpartikel),<br />

geringe Fahrgeräusche. Damit sind<br />

schon mal fast alle gegenwärtig produzierten<br />

Autos ausgeschlossen. Hinzu kommt,<br />

dass reale Messwerte von der Straße<br />

zugrunde gelegt werden, die von vielen<br />

Herstellern nicht preisgegeben werden,<br />

falls sie überhaupt vorliegen.<br />

So kommt es, dass es nur sechs Benzin-<br />

Elektro-Hybride, fünf Erdgas-Pkw, 13 Benziner<br />

und zehn Elektroautos auf die Liste<br />

geschafft haben. Die Hybridmodelle sind<br />

alle von Toyota bzw. Lexus. Die CNG-Autos<br />

sind die kleinen Modelle von VW und Audi.<br />

Der VW Caddy steht nicht drauf. Ihm ist<br />

sein Status als Nutzfahrzeug zum Verhängnis<br />

geworden. Der VCD beschäftigt sich nur<br />

mit Pkw. Skoda hat keine Straßenmesswerte<br />

preisgegeben. Deshalb wird der CNG<br />

Octavia nicht erwähnt.<br />

Die Benziner sind allesamt Kleinwagen<br />

von PSA (Citroën, Peugeot), Renault, Toyota<br />

Eines der wenigen taxitauglichen<br />

Modelle auf der VCD-Umweltliste ist<br />

der Toyota Prius+.<br />

Presserummel: In Zeiten des Diesel-Dilemmas ist das mediale Interesse an der Präsentation<br />

der VCD-Umweltliste besonders groß.<br />

und der VW up! ist als einziges deutsches<br />

Produkt aufgeführt. Die erwähnten E-Autos<br />

sind ebenfalls klein bis maximal Golf-Format.<br />

Tesla passt dem VCD nicht ins Umweltkonzept<br />

und steht auch nicht auf der Liste.<br />

TESLA PASST NICHT INS<br />

UMWELTKONZEPT<br />

Alles in allem propagiert der VCD kleine<br />

Autos mit geringem Verbrauch und/oder<br />

alternativem Antrieb und macht sich damit<br />

zum radikalen Verfechter einer schnellen<br />

Verkehrswende. Das kommt nicht nur in<br />

der geringen Anzahl empfohlener Autos<br />

zum Ausdruck, sondern auch in den begleitenden<br />

Statements seines Vorstands. Die<br />

Autoindustrie – allen voran die deutsche –<br />

und die deutsche Politik werden heftig<br />

angegriffen. Die Industrie mogelt sich um<br />

zu lasche Grenzwerte herum, täuscht die<br />

Verbraucher, baut Verbesserungen, die<br />

sofort ohne große Kosten möglich wären,<br />

beharrlich nicht ein, verkauft immer noch<br />

Autos, die vielleicht schon bald nicht mehr<br />

überall fahren dürfen, usw. – und die Politik<br />

lässt das alles zu und unternimmt nichts<br />

Wirksames für eine schnelle Verbesserung.<br />

Autokauf ist und bleibt auf absehbare<br />

Zeit riskant. Wer jetzt eins von seinen Listenautos<br />

kauft, ist vor Fahrverboten relativ<br />

sicher, sagt der VCD. Dem <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

nützt das wenig. Von den Listenautos<br />

ist nur der Toyota Prius+ wirklich gut geeignet.<br />

Andere umweltfreundliche und geeignete<br />

Modelle ohne das Risiko von baldigen<br />

Fahrverboten müssen wir uns selbst<br />

suchen. Der aktuelle Mercedes E 220d hätte<br />

es übrigens fast auf die VCD-Liste geschafft.<br />

Leider verbraucht er auf der Straße insgesamt<br />

zu viel. wh<br />

TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong><br />

25


ANTRIEB<br />

Eher eine „kleine<br />

Limousine“, die<br />

sich dennoch am<br />

Design des FX3,<br />

FX4 und TX4<br />

orientiert.<br />

AUS DIESEL<br />

<br />

WIRD ELEKTRIK<br />

Der Hersteller des klassischen London- <strong>Taxi</strong>s hat im Juli Details zum<br />

komplett neu motorisierten Modell enthüllt und dazu auch gleich einen<br />

Großabnehmer außerhalb Englands präsentiert.<br />

Es scheint, als käme nur ein <strong>Taxi</strong> für Londons Ultra Low<br />

Emission Zone (ULEZ), die im Januar 2018 eingeführt wird,<br />

infrage – auch wenn Nissan immer noch versucht, mit der<br />

Konkurrenz mitzuhalten. Bei einer Veranstaltung im historischen<br />

Londoner Hafenviertel stellte das Unternehmen London Electric<br />

Vehicle Company (LEVC) – das bisher unter dem Namen London<br />

<strong>Taxi</strong> Company (LTC) bekannt war – in diesem Sommer das neue<br />

London-<strong>Taxi</strong> mit Elektromotor vor.<br />

Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Name des neuen Modells<br />

enthüllt. Traditionsgemäß enthält es das TX und lautet nun<br />

TX eCity. Das Unternehmen lenkte zudem die Aufmerksamkeit<br />

auf seine internationalen Bestrebungen und gab bekannt, von<br />

RMC mit der Lieferung von 225 TX-eCity-Fahrzeugen beauftragt<br />

worden zu sein. RMC – eines der größten <strong>Taxi</strong>unternehmen und<br />

gleichzeitig einer der größten Mobilitätsanbieter der Niederlande<br />

mit Sitz in Rotterdam – wird darüber hinaus als Importeur für die<br />

Beneluxstaaten fungieren. Die Fahrzeuge werden Anfang 2018<br />

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ausgeliefert und von dem Amsterdamer Verkehrsdienstleister AOV,<br />

der derzeit bei RMC unter Vertrag ist, für das Befördern von Menschen<br />

mit eingeschränkter Mobilität eingesetzt.<br />

UNTERSTÜTZUNG DURCH EINEN BENZINMOTOR<br />

In der finalen Version des neuen London-<strong>Taxi</strong>s wird ein hoch entwickelter<br />

Elektromotor mit einem sogenannten „Range Extender“<br />

kombiniert, einem als „Reichweitenverlängerer“ fungierenden<br />

Verbrennungsmotor, der während der Fahrt als Generator dient.<br />

Dank dieser Technologie hat der TX eCity eine Reichweite von<br />

über 600 km, von denen er knapp über 100 Kilometer völlig<br />

emissionsfrei zurücklegt.<br />

Bei der Diskussion über die Vorteile, die der TX eCity für die<br />

Fahrer mit sich bringt, sagte Chris Gubbey, der Geschäftsführer<br />

von LEVC: „Dank unsere jahrzehntelangen Erfahrung als Hersteller<br />

des London-<strong>Taxi</strong>s, das mittlerweile Kultstatus erreicht hat,<br />

wissen wir am besten, was im Bereich der gewerblichen Personenbeförderung<br />

gefragt ist. Mit dem erstklassigen Design und<br />

modernster Konstruktionstechnik aus Großbritannien sowie aufgrund<br />

des technischen Know-hows unseres Schwesterunternehmens<br />

Volvo werden unsere Fahrzeuge dazu beitragen, das<br />

Stadtleben zukunftsweisend zu verändern. Verglichen mit unserem<br />

Dieselmodell, das derzeit noch im Einsatz ist, sparen <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

mit dem TX eCity jede Woche 130 Euro an Treibstoffkosten.“<br />

LEVC will den TX eCity noch dieses Jahr auf den Markt bringen.<br />

Die Tests, bei denen das neue Modell schon der extremen<br />

Hitze in der Wüste in Arizona und den eisigen Temperaturen am<br />

nördlichen Polarkreis ausgesetzt wurde, sind in der finalen Phase.<br />

Probefahrten – sowohl für Fahrer als auch Fahrgäste – sind für<br />

Oktober angedacht. Eine große Nachfrage erwartet LEVC vor allem<br />

in London, wo der TX eCity auf den Markt gebracht wird. Doch von<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> geführte Interviews zeigen, dass Londons <strong>Taxi</strong> fahrer<br />

nicht ganz so begeistert von dem neuen Modell sind. „Erst mal<br />

FOTOS: LEVC<br />

26 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


ANTRIEB<br />

Aus der bisherigen London <strong>Taxi</strong> Company (LTC)<br />

wurde jetzt LEVC.<br />

Der künftige Arbeitsplatz eines Londoner <strong>Taxi</strong>fahrers präsentiert<br />

sich sehr modern.<br />

abwarten, was der Wagen kostet. Momentan wird über einen Preis<br />

von 60 000 Pfund (63 000 Euro) spekuliert. Tja, und man selbst<br />

hat dann nur einen TX4 oder einen Mercedes Vito zu ver kaufen,<br />

die dank der neuen Umweltzonen, in denen Dieselautos nicht mehr<br />

fahren dürfen, auf dem Londoner Markt nichts mehr wert sind.“<br />

WERTVERFALL DER BISHERIGEN LONDON-TAXIS<br />

Chris Gubbey, der Geschäftsführer von LEVC, traf folgende Aussage,<br />

ohne genauere Angaben zu dem Preis des TX eCity zu<br />

machen: „London nimmt bei der Einführung von strikten Maßnahmen<br />

zur Senkung der Emissionen von <strong>Taxi</strong>s und Kleinbussen eine<br />

Vorreiterrolle ein. Wir gehen davon aus, dass Elektrofahrzeuge in<br />

ein paar Jahren in der gewerblichen Personenbeförderung nicht<br />

nur weite Verbreitung gefunden haben, sondern sogar von Städten<br />

auf der ganzen Welt gesetzlich vorgeschrieben sein werden, was<br />

LEVC weltweit vielversprechende Möglichkeiten eröffnet.“<br />

Mit nach vorne gerichtetem Blick verabschiedete sich LTC nicht<br />

nur von dem Namen TX5, sondern stellte sich bei der Veranstaltung<br />

im Londoner Hafenviertel auch als LEVC neu vor und unternimmt<br />

so den nächsten Schritt auf dem Weg hin zu einem<br />

zukunftsorientierteren Unternehmen. LEVC ist eine hundertprozentige<br />

Tochtergesellschaft des chinesischen Automobilherstellers<br />

Geely, der insgesamt 325 Millionen Pfund (365,5 Millionen Euro)<br />

in das Unternehmen investiert hat. LEVC hat es sich zum Ziel<br />

gemacht, auf der ganzen Welt zum <strong>Taxi</strong> lieferanten Nummer eins<br />

zu werden. „Heute ist ein bedeutender Tag für unser Unternehmen,<br />

für Städte auf der ganzen Welt, für die Umwelt und die Luft,<br />

die wir atmen, und natürlich auch für die <strong>Taxi</strong>fahrer“, sagte Chris<br />

Gubbey. „Der Start von LEVC als weltweit erster Elektrofahrzeughersteller,<br />

der sich ausschließlich auf die Produktion von Fahrzeugen<br />

für die gewerbliche Personenbeförderung konzentriert, ist ein<br />

Zeugnis für Großbritanniens Pionierarbeit.“ wf<br />

VIEL NEUES HINTER TRADITIONELLEM DESIGN<br />

Das London-<strong>Taxi</strong>-Modell FX3 wurde 1948 von den in<br />

Coventry ansässigen Unternehmen Mann & Overton, Carbodies<br />

und Austin (später unter dem Namen London <strong>Taxi</strong><br />

Company bekannt) in Zusammenarbeit hergestellt und<br />

setzt seit jeher den Design-Standard für alle nachfolgenden<br />

London-<strong>Taxi</strong>s. Der TX eCity, LEVCs neues Elektroauto, vereint<br />

die Erfahrung des Unternehmens als <strong>Taxi</strong>-Hersteller mit<br />

bewährtem Elektroantrieb und modernsten Werkstoffen.<br />

Durch das Beibehalten des traditionellen Designs – angefangen<br />

bei dem FX3 über den FX4 (1958) und der TX-Serie<br />

(ab 1997) – entstand eine Kombination aus Tradition und<br />

Moderne. Der typische rechteckige Kühlergrill und die kreisrunden<br />

Scheinwerfer wurden durch das runde Tagfahrlicht,<br />

eine schlichte Linienführung und einen in den Kühlergrill<br />

eingepassten Chromrahmen in ein deutlich zeitgemäßeres<br />

Design integriert. Die hinteren Türen, die im 90-Grad-Winkel<br />

aufschwingen, bieten mehr Platz zum Ein- und Aussteigen<br />

und erinnern an einen 1930er Austin Saloon, von dem das<br />

neue Design auch zum Teil inspiriert wurde. <br />

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INTERNATIONAL<br />

TAXIUNTERNEHMER IN<br />

DER SCHULDENFALLE<br />

Ubers »disruptive« Marktmacht belastet in den USA auch den Bankensektor.<br />

Gegen amerikanische <strong>Taxi</strong>unternehmen laufen erbarmungslose<br />

Zwangsvollstreckungen.<br />

Durch den Wertverfall<br />

amerikanischer <strong>Taxi</strong>konzessio<br />

nen geraten auch<br />

Banken in Bedrängnis.<br />

Der Werteverfall der <strong>Taxi</strong>lizenzen bei gleichzeitig sinkenden<br />

Umsätzen führt mittlerweile zu einer Bankenkrise mit<br />

so zialen Verwerfungen. Das „Credit Union Journal“ berichtete<br />

kürzlich, dass die Genossenschaftsbanken Montauk, Melrose<br />

und Lomto aus New York und Chicago von der Banken aufsicht unter<br />

Zwangsverwaltung gestellt wurden. Weitere Banken sind von der<br />

Krise betroffen, die der „Financial <strong>Times</strong>“ zufolge in einem bedenklichen<br />

Umfang Kredite an <strong>Taxi</strong>unternehmen im Portfolio haben.<br />

Sie haben jeweils <strong>Taxi</strong>unternehmen in dreistelliger Millionenhöhe<br />

finanziert. Die Geldverleiher treiben nun ihre Kredite ein.<br />

„ABC News“ aus Minnesota schreibt, dass die Kapital dienste<br />

vieler Kreditnehmer deren Einnahmen auffräßen. Es bleibe kaum<br />

etwas zum Überleben. Marcelino Hervias, ein Einwanderer aus<br />

Peru, kaufte seine <strong>Taxi</strong>konzession 1990 für 120 000 Dollar. Damals<br />

ging auch die Bank davon aus, dass er die Lizenz für zwei Millionen<br />

Dollar verkaufen könne, wenn er in Rente gehen würde. Von dem<br />

jährlich steigenden Marktwert seiner Lizenz bezahlte der Einwanderer<br />

die Ausbildung seiner Tochter und den Jahresurlaub. Jetzt<br />

muss der 58-Jährige bis zu 16 Stunden täglich arbeiten, um über<br />

die Runden zu kommen. Seine Verbindlichkeiten übersteigen den<br />

Wert seiner Konzession um ein Vielfaches.<br />

PFÄNDUNG DER KONZESSION UND DES HAUSES<br />

Der heute 76-jährige Constant Granville kaufte seine <strong>Taxi</strong>-Lizenz<br />

für 102 000 Dollar. Das war 1987. Heute habe er Schulden in Höhe<br />

von 300 000 Dollar. Er hätte wohl vorher verkaufen können, als der<br />

Wert seiner Konzession um die 500 000 lag. Allerdings entscheidet<br />

letztendlich die Bank eines potenziellen Käufers, wie viel sie<br />

bereit ist, für die Konzession zu verleihen. Und das verkompliziert<br />

die Suche nach einem Nachfolger. Granville verkaufte nicht, bis<br />

er krank wurde und nun über einen Arbeits vermittler <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

einstellen musste. Die Melrose-Bank droht dem Mann nicht nur<br />

dessen <strong>Taxi</strong> samt Konzession zu pfänden, sondern auch sein Haus.<br />

Das Kreditinstitut Melrose wurde im Februar von der Bankenaufsicht<br />

unter Zwangsverwaltung gestellt. Dessen Stapel fauler<br />

<strong>Taxi</strong>kredite ist von 155 Millionen Dollar im Dezember 2016 auf<br />

371 Millionen im Frühjahr gewachsen. Die 94 Jahre alte New Yorker<br />

Institution hat 3 100 <strong>Taxi</strong>s finanziert – ein Großteil ihres Gesamtvolumens<br />

und ist von der Insolvenz bedroht.<br />

Uber ist wohl nicht allein schuld. Die Preisentwicklung bei den<br />

<strong>Taxi</strong>konzessionen sei auch eine Blase gewesen, bestätigen Experten<br />

der „Financial <strong>Times</strong>“. Kritiker sagen, die Banken und ihre staatlichen<br />

Zwangsverwalter gingen rücksichtslos vor, wenn sie von<br />

ihren Schuldnern die volle Begleichung heutiger Schulden verlangen<br />

und sie mit der Pfändung ihrer privaten Wohn häuser bedrohen.<br />

28 ZWANGSVOLLSTRECKUNGEN IN CHICAGO<br />

Auch Lomto und Montauk stehen unter der Zwangsverwaltung<br />

der Bankenaufsicht und müssen nun zusehen, ihre Verluste durch<br />

andere Geschäftszweige und durch Geldeintreiben zu minimieren.<br />

Die in Chicago ansässige Montauk wurde im April von einem<br />

Konkurrenten übernommen und kann bislang ihre schlechten<br />

Kredite ver dünnen. Die Anzahl der Zwangsvollstreckungen gegen<br />

<strong>Taxi</strong>unter nehmen in Chicago ist auf 28 in diesem Jahr angestiegen,<br />

berichten die „Chicago Tribune“ und „ABC News“ aus St. Paul.<br />

Lomto, 1936 in New York von <strong>Taxi</strong>unternehmern gegründet, saß<br />

im Frühjahr 2016 auf fälligen, aber unbezahlten Krediten im Wert<br />

von knapp drei Milli onen Dollar. Ende des Jahres waren es bereits<br />

6,4 und im Früh jahr <strong>2017</strong> sogar 22,4 Millio nen Dollar. Lomto hat<br />

nun zwei <strong>Taxi</strong>gesellschaften in Chicago den weiteren Betrieb gerichtlich<br />

verbieten lassen. Damit soll verhindert werden, dass im Falle<br />

eines Unfalls der Wert der Fahrzeuge noch weiter sinkt. Die kleine<br />

MONTAGE: Raufeld Medien (Fotos: Fotolia) FOTO: Ken Lund<br />

28<br />

SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


INTERNATIONAL<br />

NEWSTICKER<br />

FBI ERMITTELT<br />

GEGEN UBER<br />

United States Courthouse, Chicago.<br />

Bank geht auch gegen viele <strong>Taxi</strong>unternehmer in New York vor. Per<br />

gerichtlichen Verfügungen fordert sie die Rückgabe von Konzessionen<br />

und Fahrzeugen, um diese auf eigene Rechnung weiter zu<br />

betreiben, oder lässt den Weiterverkauf oder die Überschreibung<br />

von <strong>Taxi</strong>lizenzen gerichtlich verbieten, damit sich die Schuldner<br />

nicht mittellos aus dem Staub machen.<br />

Damit aber nicht genug, denn es sind auch größere Banken<br />

betroffen, wenngleich in geringerem Umfang. Auch ohne staatliche<br />

Zwangsverwaltung werden die Geldhäuser nun ihre Kreditausfälle<br />

minimieren und kompensieren müssen. Bei Capital One stieg die<br />

Summe nicht zurückgezahlter Darlehen innerhalb des letzten Jahres<br />

von 168 auf 228 Millionen Dollar. Es ist nicht bekannt, wie viele<br />

davon aus dem <strong>Taxi</strong>sektor kommen. Signatures Außenstände stiegen<br />

sogar von 53 auf 403 Millionen Dollar, laut „Financial <strong>Times</strong>“<br />

hauptsächlich aufgrund von <strong>Taxi</strong> krediten.<br />

LANGE ARBEITSZEITEN<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer mit nur einer Lizenz sähen jetzt noch längeren<br />

Arbeitstagen entgegen, um ihre Kredite abzuzahlen. Und am Ende<br />

würden auch ihnen Privatinsolvenz und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen<br />

drohen, schrieb Bhairavi Desai, der Leiter der <strong>Taxi</strong>fahrergewerkschaft<br />

von New York, in der „Chicago Tribune“. Die<br />

Sharing-Economy – wie etwa Uber und Lyft – hat „Vollzeitstellen<br />

für Fachkräfte in prekäre, schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse<br />

verwandelt. Es ist ein ruinöser Wettkampf innerhalb einer Arbei ­<br />

terschaft, die bereits zuvor an der Armutsgrenze existierte.“ <br />

<br />

prh<br />

Laut US-Medienberichten ermittelt<br />

das FBI gegen Uber wegen des<br />

Einsatzes einer Software, die es<br />

ermöglicht, in die Rechner des Konkurrenzunternehmens<br />

Lyft einzudringen<br />

und deren Fahrer zu<br />

verfolgen.<br />

Ein Lyft-Fahrer aus San Francisco<br />

brachte den Verdacht eines<br />

mutmaß lichen Verstoßes mittels<br />

Spionage programm bei Gericht vor.<br />

Das Programm „Hell“ (auf Deutsch<br />

„Hölle“) simuliert Kundenidentitäten<br />

und meldet sich in Lyfts System<br />

an. Dadurch bekommt es Zugang zu<br />

den Personalnummern und Standorten<br />

von bis zu acht Lyft-Fahrern<br />

gleich zeitig je gefälschtem Kundenkonto.<br />

Die Bewegungsdaten der Fahrer<br />

wer den dann aufgezeichnet.<br />

Der Abgleich der Spionagedaten<br />

mit Ubers eigenen legal gewonnenen<br />

Daten erlaube es anschließend,<br />

Fah rer zu identifizieren, die für<br />

beide Unternehmen gleichzeitig<br />

arbeiten. Uber versuche dann, die<br />

Fahrer zu einer exklusiven Mitarbeit<br />

zu bewe gen. In der eingereichten<br />

Klage heißt es einleitend, dass<br />

dadurch Lyfts Angebot an verfügbaren<br />

Wagen geschwächt werde, die<br />

Kunden abspringen würden und<br />

somit der Verdienst sowohl der<br />

Firma als auch bei den Fahrern<br />

gemindert würde. Laut Klage verstieße<br />

die Software gegen das amerikanische<br />

Gesetz zum Schutz der<br />

elektronischen Kommu nikation, den<br />

„Wiretap Act“.<br />

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TAXI INTERNATIONAL<br />

Von Tallinn (Estland) aus<br />

erobert <strong>Taxi</strong>fy den Markt<br />

in Osteuropa und Afrika. In<br />

London ist es schwieriger.<br />

FEHLSTART<br />

IN LONDON<br />

Der Billig-Anbieter aus Estland, <strong>Taxi</strong>fy, hatte seinen Start in<br />

London mit Pauken und Trompeten angekündigt, wurde aber durch<br />

die Genehmigungsbehörde TfL binnen drei Tagen gestoppt.<br />

Das ausgespähte Schlupfloch zur Umgehung von Gesetzen<br />

erwies sich doch als zu eng, berichten verschiedene Medien.<br />

Der Fahrtenvermittler versuchte angeblich seit April,<br />

bei der Behörde Transport for London (TfL) eine Betriebsgenehmigung<br />

zu erhalten. <strong>Taxi</strong>fy stellte sein Geschäft als „Flottenmanagement“<br />

dar, das gegen eine „geringe Gebühr“ Vermittlungs-Software<br />

zur Verfügung stelle. Aber die britischen Beamten brauchten den<br />

Estländern für die Prüfung offenbar zu lange. Also kaufte man<br />

kurzerhand eine in London ansässige <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenfirma,<br />

die bereits eine Genehmigung hatte. Dann sollte die Vermittlung<br />

mit der Software beginnen, und schon hätte man – so der Plan<br />

der Strategen von <strong>Taxi</strong>fy – eine Freikarte für den Start in London.<br />

Die <strong>Taxi</strong>-Gewerkschaft GMB, die sich bereits gegen Uber erfolgreich<br />

wehrte, intervenierte. Sie beschwerte sich bei der TfL über<br />

das Vorgehen. Es sei mit dem Gesetz nicht in Einklang zu bringen<br />

und verschleiere die wahre Tätigkeit als <strong>Taxi</strong>unternehmen. Als<br />

solches müsse <strong>Taxi</strong>fy nachweisen, dass es den sicheren Betrieb<br />

gewährleisten könne.<br />

»NUR« 20 PROZENT<br />

<strong>Taxi</strong>fy ist in 18 Ländern, hauptsächlich in Osteuropa und<br />

Afrika, vertreten. Das Konzept sieht vor, sowohl das örtliche<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe als auch Uber zu unterbieten. Die Fahrer sollen<br />

gleichzeitig „nur“ 20 Prozent des Fahrpreises als Vermittlungsgebühr<br />

an <strong>Taxi</strong>fy zahlen.<br />

Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen 2,5 Millionen<br />

Kunden und wird unter anderem von Didi Chuxing finanziert.<br />

<br />

prh<br />

MODELL DER SELBSTSTÄNDIGEN FAHRER<br />

In Wahrheit beruht <strong>Taxi</strong>fys Geschäftsmodell darauf, dass deren<br />

Fahrer ähnlich wie bei Uber selbstständig tätig werden. In einer<br />

schriftlichen Stellungnahme rühmte sich der App-Betreiber, in<br />

drei Tagen hätten sich 3 000 Fahrer und 30 000 Kunden angemeldet.<br />

Das zeige „den großen Bedarf und die große Beliebtheit des<br />

Angebots“. Gleichzeitig behauptet <strong>Taxi</strong>fy, es wolle nur mit bereits<br />

genehmigten <strong>Taxi</strong>s oder Mietwagen zusammenarbeiten.<br />

Ein TfL-Sprecher gab schließlich bekannt, dass das Unternehmen<br />

keine Genehmigung als <strong>Taxi</strong>- oder Mietwagenunternehmen hätte.<br />

<strong>Taxi</strong>fy reagierte verärgert: Man sei „sehr frustriert“. TfL sei die<br />

„feindlichste Behörde,“ die ihnen je begegnet sei, wird der Geschäftsführer<br />

Markus Villig im „Business Insider“ zitiert. <br />

prh<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong>fy<br />

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Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

TAXI SEPTEMBER / <strong>2017</strong><br />

31


GASTKOMMENTAR<br />

Totalschaden: Bei der fiktiven<br />

Berechnung des Wiederbeschaffungswerts<br />

wollte<br />

die Versicherung die<br />

Umrüstkosten nicht bezahlen.<br />

OHNE UMRÜSTUNG<br />

KEIN RECHTMÄSSIGES TAXI<br />

Muss die gegnerische Versicherung bei der Schadensbewertung<br />

die Umbaukosten zu einem <strong>Taxi</strong> bezahlen? Zu dieser Frage<br />

äußerte sich kürzlich der BGH.<br />

Wenn ein Schaden fiktiv auf Grundlage des Sachverständigengutachtens<br />

abgerechnet wird, heißt es vom<br />

Versicherer: „Die Kosten sind nicht angefallen.“ Den<br />

Geschädigten bleibt dann oft nur noch die Klage, wie in einem vom<br />

Bundesgerichtshof (BGH) mit Urteil vom 23. Mai <strong>2017</strong> entschiedenen<br />

Verfahren (Az.: VI ZR 9/17), bei dem es um die Erstattung<br />

fiktiver Umrüstkosten bei einem <strong>Taxi</strong> ging.<br />

Das <strong>Taxi</strong> des Geschädigten erlitt im August 2013 einen<br />

Unfallschaden. Die Haftung des Unfallgegners war eindeutig<br />

und der Geschädigte machte die Kosten der<br />

Ersatzbeschaffung auf fiktiver Grundlage geltend. Das<br />

Sachverständigengutachten bezifferte die Reparaturkosten<br />

auf ca. 4 600 Euro, die der Ersatzbeschaffung<br />

auf 2 800 Euro - allerdings ohne <strong>Taxi</strong>ausrüstung. Für<br />

die Umrüstung veranschlagte es nochmals ca. 1 800<br />

Euro. Der Versicherer erstattete die Kosten der Ersatzbeschaffung,<br />

verweigerte aber die fiktiv abgerechneten<br />

Umrüstungskosten. Dem Geschädigten blieb keine<br />

andere Möglichkeit, als den Versicherer zu verklagen.<br />

Das Amtsgericht gab der Klage überwiegend statt,<br />

wies sie jedoch bezüglich der Umrüstkosten ab. Der<br />

Versicherer legte Berufung zum Landgericht ein, das<br />

weitere Positionen kürzte und die Anschlussberufung<br />

des Geschädigten zurückwies.<br />

FÜR TAXIS BESTEHT KEIN GEBRAUCHT-<br />

WAGENMARKT<br />

Zur Begründung hieß es, bei einem wirtschaftlichen Totalschaden<br />

beschränke sich der Ersatz auf den ermittelten Wiederbeschaffungsaufwand<br />

(Wiederbeschaffungswert abzüglich Restwert). Da<br />

kein Gebrauchtwagenmarkt für <strong>Taxi</strong>s bestehe, sei eine Wiederherstellung<br />

des vorherigen Zustands unmöglich und der Wiederbeschaffungswert<br />

der geeignete Maßstab für die Entschädigung.<br />

Zudem würden Umrüstungskosten zu einer Entschädigung oberhalb<br />

von 130 Prozent des Wiederbeschaffungswertes führen und<br />

seien daher nicht erstattungsfähig. Die <strong>Taxi</strong>-Eigenschaft des<br />

beschädigten Fahrzeugs sei im Wiederbeschaffungswert bereits<br />

berücksichtigt. „Die Umrüstungskosten sind [...] nach allge meiner<br />

Lebenserfahrung als abgeschrieben anzusehen.“<br />

Der Geschädigte gab sich damit nicht zufrieden und ging in<br />

die Revision zum Bundesgerichtshof (BGH). Der BGH stimmte dem<br />

Landgericht darin zu, dass bei einer fiktiven Ersatzbeschaffung<br />

nur die Wiederbeschaffungskosten zu ersetzen seien, führte aber<br />

aus, dass es dem Begriff des Wiederbeschaffungswertes eine<br />

falsche Bedeutung beigemessen habe.<br />

Für den BGH war entscheidend, dass das Ersatzfahrzeug<br />

auch ohne Weiteres wieder als <strong>Taxi</strong> einsetzbar sein<br />

müsse. Fehle es an einem entsprechenden Markt, sei<br />

der „höhere Preis, den der Geschädigte beim Kauf<br />

eines gleichwertigen Fahrzeugs aufwenden müsste“ –<br />

einschließlich der Umrüstungskosten – maßgeblich.<br />

Juristisch spricht man von „Naturalrestitution“.<br />

Schließlich geht es bei der Umrüstung um den<br />

„Einbau“ einer „durch Rechtsverordnung (BOKraft)<br />

vorgeschriebenen besonderen Ausrüstung“, ohne die<br />

ein Einsatz als <strong>Taxi</strong> nicht möglich wäre. Folglich heißt<br />

es: „Die Umrüstung macht die Naturalrestitution<br />

damit überhaupt erst möglich.“<br />

Da das Landgericht weder die Erforderlichkeit der<br />

Umrüstungskosten noch Erwägungen zum Abzug „neu<br />

für alt“ in seine Entscheidung einbezogen hatte, war<br />

dem BGH eine abschließende Entscheidung verwehrt.<br />

Er verwies die Angelegenheit an das Landgericht zurück,<br />

das sich nun mit diesen Aspekten befassen muss.<br />

FAZIT: Dass Versicherer nach Schema F kürzen, ohne die<br />

Besonderheiten des Schadens zu berücksichtigen, ist bekannt.<br />

Die Folge ist, dass derjenige, der vollständig entschädigt werden<br />

will, seine Ansprüche oftmals mit anwaltlicher Unterstützung<br />

gerichtlich durchsetzen muss. Um nicht auf Ansprüche zu verzichten,<br />

empfiehlt sich die frühe Einschaltung eines Rechtsanwalts.<br />

Die Rechtsanwälte der ETL Kanzlei Voigt stehen Ihnen mit<br />

Rat und Erfahrung gerne zur Seite.<br />

Von Rechtsanwalt Dr. Wolf-Henning Hammer und Rechtsanwältin<br />

Anita Ciszewski, Kanzlei Voigt Rechtsanwalts GmbH, Dortmund,<br />

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über ganz Deutschland verteilt.<br />

FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

32 SEPTEMBER / <strong>2017</strong> TAXI


GASTKOMMENTAR<br />

PLAUENER SPITZE –<br />

ODER WAS?<br />

In der Stadt der Spitzen herrscht Flaute –<br />

zumindest nachts, wenn zu wenig <strong>Taxi</strong>s zur<br />

Verfügung stehen. Die Behörde drängt auf die<br />

Bereitstellungspflicht. Das reicht aber nicht.<br />

FOTOS: Fotolia / euthymia, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

Es wirkte wie ein „Schwarzer Peter“-<br />

Spiel, als die Medien vor einiger Zeit<br />

über den nächtlichen <strong>Taxi</strong>mangel<br />

und die teilweise damit verbundenen unzumutbaren<br />

Wartezeiten in Plauen berichteten<br />

und den Schuldigen dafür suchten.<br />

Solches ist offensichtlich nicht nur in der<br />

beschaulichen Vogtlandgemeinde Plauen,<br />

der heimlichen Hauptstadt der berühmten<br />

Spitzenstickereien, sondern auch anderswo<br />

in der Republik zu beobachten.<br />

Spätestens seit Einführung des Mindestlohns<br />

muss selbstverständlich jeder <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

seinen Fahrzeug- und<br />

Personaleinsatz an dem Kriterium der<br />

betriebswirtschaftlichen Plausibilität ausrichten<br />

– entsprechende Umsätze und<br />

Gewinne müssen zu erwarten und zu erzielen<br />

sein. Dies ist allerdings mancherorts<br />

während der Nachtzeit nahezu unmöglich,<br />

da schlicht weg die Nachfrage fehlt.<br />

Und Bereitstellungspflicht im Sinne<br />

des § 21 PBefG bedeutet nun mal gerade<br />

nicht einen Dienst an 365 Tagen und über<br />

24 Stunden pro Tag. Und darin liegt die<br />

Krux: Zwischen dem, was der Kunde einerseits<br />

wie selbstverständlich erwartet, und<br />

dem, was ein <strong>Taxi</strong>unternehmen oder ein<br />

Zusammenschluss solcher Unterneh men<br />

tatsächlich leisten kann, besteht ein Unterschied.<br />

Dieser muss von allen, so weit wie<br />

möglich, im Interesse der Kunden und der<br />

Unternehmen beseitigt werden.<br />

Da hilft es wenig, wenn Genehmigungsbehörde<br />

und Unternehmer jeweils auf die<br />

Untätigkeit des anderen verweisen. „Ein<br />

Bock alleine stößt nicht“, sagt der Volksmund.<br />

Und statt übereinander sollte man<br />

miteinander reden und mal klarstellen,<br />

wer, was, wie tun kann. Die Behörde kann<br />

im Rahmen der durch § 47 PBefG verliehenen<br />

Befugnisse im Rahmen der <strong>Taxi</strong>ordnung<br />

durch eine Definition der<br />

Bereitstellungs– und Betriebspflicht die<br />

Betriebszeiten festlegen. Sie könnte aber<br />

auch im Rahmen der Tarifordnung Anreize<br />

schaffen, Fahrten zur Nachtzeit attraktiver<br />

zu vergüten.<br />

Denkbar ist möglicherweise auch die<br />

Aufstellung eines Dienstplans, der aber<br />

nach dem Gesetzeswortlaut lediglich in<br />

„Sonderfällen“ in Betracht kommt, etwa<br />

wegen eines hohen Beförderungsaufkommens<br />

bei Großveranstaltungen. Die <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />

sollten auf dieser Basis<br />

selbst prüfen, ob es Ihnen nicht möglich<br />

ist, mit solch behördlicher Hilfe eine<br />

Mindestversorgung herbeizuführen, was<br />

bei der Anzahl der vorhandenen <strong>Taxi</strong>s<br />

sicherlich gelingen könnte. Denn wenn<br />

die Gemeinde zusätzlichen Bedarf für die<br />

Vergabe neuer Genehmigungen sieht, sind<br />

Axel Ulmer ist ausgebildeter Volljurist mit Schwerpunkt<br />

Verwaltungsrecht / PBefG und fungiert als<br />

Unternehmensberater für die Ulmer Consulting UG<br />

in Kaiserslautern.<br />

wir schnell wieder bei der Diskussion, ob<br />

zu viele Konzessionen eine Gefährdung<br />

der Funktionsfähigkeit des Gewerbes nach<br />

sich zieht.<br />

Also alle gemeinsam an den Tisch, das<br />

„Schwarze Peter“-Spiel beiseitelegen und<br />

Lösungen suchen, damit auch in Plauen<br />

oder anderswo nicht weiter über die Verlässlichkeit<br />

des Gewerbes diskutiert<br />

werden muss und die Ergänzungsfunktion<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes zum klassischen ÖPNV<br />

auch wahrgenommen wird.<br />

Diskussionen und „Schwarzer Peter“­ Spiele<br />

schaden dem <strong>Taxi</strong>gewerbe und sind Wasser<br />

auf die Mühlen derjenigen, die ihr Heil in<br />

der Digitalisierung und Deregulierung<br />

suchen. <br />

au<br />

DIE TAXI TIMES APP<br />

DIE TAXIWELT IN IHRER HAND<br />

Mit der <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> App haben Sie Zugriff auf alle Neuigkeiten aus der<br />

<strong>Taxi</strong>welt. Wir versorgen Sie mit allem Wissenswerten und das topaktuell.<br />

Die Nachrichten sind in Deutsch, Englisch und Türkisch abrufbar. Die<br />

App gibt es zum kostenlosen Download für iOS und Android.


MEDIEN<br />

TROJANER BEI<br />

TAXI-APPS<br />

Eine Pressemeldung eines<br />

Virenschutzanbieters erweckte<br />

den Eindruck, in schlecht<br />

gesicherten <strong>Taxi</strong>-Apps würden<br />

Trojaner die Daten von<br />

Kreditkarten abgreifen. Das war<br />

mehr Marketing als Wahrheit.<br />

FOTO: Fotolia / maicasaa<br />

Eine Weiterentwicklung des Mobile-<br />

Banking-Trojaners Faketoken weite<br />

sich über Russland nach Europa aus.<br />

Neues Ziel seien Nutzerdaten aus <strong>Taxi</strong>-Apps.<br />

Davor warnte das Unternehmen Kaspersky<br />

in einer Pressmeldung,<br />

Der Trojaner nutzt laut Kaspersky dieselbe<br />

Oberfläche wie die App. Dadurch<br />

ist er vom Originalfenster nicht zu unterscheiden.<br />

Will der Anwender die betroffene<br />

<strong>Taxi</strong>-App nutzen, kann der Trojaner den<br />

Kunden dazu auffordern, seine Kreditkarteninformationen<br />

neu einzugeben. Da der<br />

Kunde als Absender dieser Aufforderung<br />

die <strong>Taxi</strong>-App seines Vertrauens vermutet,<br />

wird er diese Informationen dann preisgeben.<br />

Sie landen dann aber nicht beim App-<br />

Anbieter, sondern auf irgendeinem illegalen<br />

Server, wo sie missbräuchlich genutzt<br />

oder an Dritte weiterverkauft werden. Aktuell<br />

hat sich der Trojaner laut Kaspersky in<br />

Russland bei den <strong>Taxi</strong>-Apps von Yandex,<br />

Uber und Gett ausgebreitet, die „Geografie<br />

der Attacken“ kann sich aber ausweiten.<br />

„Entwickler solcher Dienste sollten<br />

damit beginnen, mehr Aufmerksam auf<br />

den Schutz ihrer Nutzer zu legen.“<br />

Das liest sich, als seien die Apps für<br />

Trojaner offen wie ein Scheunentor. Auf<br />

Nachfrage von <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> wurde diese<br />

Unterstellung aber von allen Anbietern<br />

zurückgewiesen. „Die Behauptung stimmt<br />

so nicht“, antwortete beispielsweise ein<br />

Pressesprecher von mytaxi. „Wir haben<br />

bereits in der Vergangenheit an Technologien<br />

zur Erkennung von sogenannten<br />

Overlays gearbeitet, die in dem aktuellen<br />

Fall durch den Trojaner ausgenutzt werden.<br />

Dieses Technologie kommt jetzt zum<br />

Einsatz und hilft Nutzern bei der Identifikation<br />

des Trojaners.“ Seit Beginn dieses<br />

Jahres würden im Unternehmen Kollegen<br />

arbeiten, die sich nur um das Thema Security<br />

kümmern.<br />

DATENSCHUTZ HAT PRIORITÄT<br />

Ganz ähnlich sehen das auch Stefan Straub<br />

und Markus Becker bei deren App Cab4me.<br />

„Wir weisen darauf hin, dass bei der Entwicklung<br />

der <strong>Taxi</strong>-Bestell-App cab4me<br />

Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit<br />

schon immer professionell und mit<br />

hoher Priorität behandelt wurden.“ Man<br />

werde bei den nächsten cab4me-Releases<br />

weiterentwickelte Sicherheitsmaßnahmen<br />

zum Schutz der Nutzer umsetzen.<br />

Auch taxi.eu nimmt den Schutz der Kundendaten<br />

sehr ernst. „Wir arbeiten beständig<br />

daran, die Systemsicherheit auf dem<br />

aktuell hohen Level zu halten und ständig<br />

weiter zu erhöhen“, betont Jürgen Habringer,<br />

Kommunikationschef von fms Systems,<br />

gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>. „Nach den uns aktuell<br />

vorliegenden Informationen, gibt es aufgrund<br />

unserer Schutzmaßnahmen keinen<br />

Fall von Identitätsdiebstahl bei taxi.eu.<br />

Kurz und knapp reagiert Dieter Schlenker<br />

von <strong>Taxi</strong> Deutschland auf solche Unterstellungen.<br />

Bei <strong>Taxi</strong> Deutschland werden<br />

an keiner Stelle Daten von Kreditkarten<br />

abgefragt, sagte er gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>.<br />

Alle Anbieter wiesen bei ihren Antworten<br />

darauf hin, wer hinter solchen<br />

Warnungen steckt. „Anbieter von Virenschutzsystemen<br />

haben ein massives<br />

Eigeninteresse daran, ihre Produkte zu verkaufen.<br />

Pressemeldungen dieser Art sind<br />

daher auch als verkaufsfördernde Maßnahme<br />

zu sehen.“ <br />

jh<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag<br />

taxi-times Verlags GmbH<br />

Frankfurter Ring 193 a<br />

80807 München, Deutschland<br />

Telefon: +49 (0)89/14838791,<br />

Fax: +49 (0)89/14838789<br />

E-Mail: info@taxi-times.taxi,<br />

Internet: www.taxi-times.taxi<br />

Geschäftsführung: Jürgen Hartmann<br />

Bankverbindung<br />

Stadtsparkasse München<br />

BLZ 70150000, Kontonummer 1003173828<br />

IBAN: DE89701500001003173828<br />

BIC: SSKMDEMM<br />

UST-ID: DE293535109<br />

Handelsregister: Amtsgericht München<br />

HRB 209524<br />

Redaktion (redaktion@taxi-times.taxi)<br />

Wim Faber (wf),Simon Günnewig (sg),<br />

Jürgen Hartmann (jh, V.i.S.d.P.),<br />

Wilfried Hochfeld (wh); Philipp Rohde (prh),<br />

Nicola Urban (nu)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

RA Dr. Wolf-Henning Hammer, Axel Ulmer<br />

Grafik & Produktion<br />

Katja Stellert (Artdirektion),<br />

Martina Jacob<br />

Raufeld Medien GmbH<br />

Paul-Lincke-Ufer 42/43, 10999 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30/ 695665936<br />

Anzeigenleitung, Online-Verkauf, Vertrieb<br />

Elke Gersdorf, e.gersdorf@taxi-times.taxi<br />

Telefon: +49 (0)89/14838792,<br />

Fax: +49 (0)89/14838789<br />

Druck<br />

Chroma Druckerei<br />

Przemysłowa 5, 68-200 Żary, Polen<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> <strong>DACH</strong> erscheint<br />

seit 2016 in Kooperation mit<br />

Erscheinungsweise 6 x pro Jahr<br />

Heftpreis: 4,80 €, Jahres-Abo: 35 €<br />

ISSN-Nr.: 2367-3834<br />

Weitere <strong>Taxi</strong>-Magazine aus dem <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong> Verlag:<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> Berlin<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> München<br />

34 JULI / <strong>2017</strong> TAXI


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1<br />

Das beste <strong>Taxi</strong> <strong>2017</strong>, taxi heute 07/<strong>2017</strong>, SEAT Alhambra in der Gesamtwertung. 2 <strong>Taxi</strong> des Jahres <strong>2017</strong>, taxi heute 07/<strong>2017</strong>, SEAT Alhambra in der Kategorie SUV/Van, Bewertung: Funktionalität.<br />

3<br />

Firmenauto des Jahres 2016, Firmenauto 06/<strong>2017</strong>, SEAT Alhambra in der Kategorie „Bestes Importfahrzeug, Maxivans“. 4 Beinhaltet Folierung, Taxameter-/Wegstreckenzähler- und Funk-Vorrüstung<br />

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