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Mehr als nur Kleidung Global Investor, 01/2016 Credit Suisse

Mehr als nur Kleidung
Global Investor, 01/2016
Credit Suisse

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Global Investor 1.<strong>16</strong>, Mai 20<strong>16</strong><br />

Expertenwissen für Anlagekunden der Credit Suisse<br />

INVESTMENT SOLUTIONS & PRODUCTS<br />

Mode<br />

Mehr als nur Kleidung<br />

Julie Saussier Modeunternehmen können eine attraktive Anlage sein –<br />

wenn die nötige Vorsicht waltet. Kurt Zihlmann Wie beeinflusst Technologie<br />

die Mode? Claudia Banz Nicht nur Glanz und Glamour: Fast <strong>Fashion</strong> hat<br />

ihren Preis. Christian Schindler Wie E-Commerce die Lieferkette verändert.


Bitte beachten Sie die wichtigen Angaben und Informationen im Anhang im Dokument «Disclosures»<br />

CS steht im geschäftlichen Kontakt mit Unternehmen, die in diesen Research-Berichten behandelt werden,<br />

oder strebt geschäftliche Beziehungen mit diesen an. Anleger sollten sich daher bewusst sein, dass<br />

CS möglicherweise in einem Interessenkonflikt steht, der sich auf die Objektivität dieses Berichts auswirken<br />

könnte. Anleger sollten bei ihrer Investmententscheidung diesen Bericht daher nur als einen von mehreren<br />

Faktoren berücksichtigen. Informationen zu den mit Anlagen in die hierin behandelten Wertschriften<br />

verbundenen Risiken finden Sie unter folgender Adresse: https://research.credit-suisse.com/riskdisclosure


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 03<br />

Verantwortlich für die Koordination<br />

der Schwerpunktthemen dieser Ausgabe<br />

PATRICIA FEUBLI stiess 2013 zur<br />

Credit Suisse. Sie ist Senior Economist im<br />

International Wealth Management für<br />

Schweizer Branchenana lysen. Davor war<br />

sie Research Associate an der Universität<br />

Zürich und Re search Fellow an der<br />

Stanford University. Sie hat einen Doktortitel<br />

in Wirtschafts wissenschaften der<br />

Universität Zürich.<br />

JONATHAN HORLACHER ist Financial<br />

Analyst im International Wealth Management<br />

der Credit Suisse. Er ist auf gesamtwirtschaftliche<br />

Themen, Mega trends und<br />

nachhaltige Investitionen spezialisiert<br />

und hat zahlreiche Publika tionen zu diesen<br />

Bereichen verfasst. Er ist Chartered<br />

Financial Analyst (CFA) und hat einen<br />

Master of Science der Barcelona Graduate<br />

School of Economics. Bevor er zur<br />

Credit Suisse stiess, war er Volkswirt bei<br />

der Schweizerischen Nationalbank.<br />

ULRICH KAISER ist als Senior<br />

Financial Analyst im International Wealth<br />

Management der Credit Suisse<br />

für die Analyse des Technologiesektors<br />

zuständig. Er stiess 1993 zur Credit<br />

Suisse und verfügt über 28 Jahre Erfahrung<br />

im Wertpapier- und Bankengeschäft.<br />

Er hat einen Master of Economics der<br />

­Universität Konstanz und ist Certified<br />

European Financial Analyst (CEFA).<br />

JULIE SAUSSIER ist als Senior<br />

Research Analyst im Global Equity Team<br />

für die Analyse des Nicht-Basiskonsumgütersektors<br />

zuständig. Sie arbeitet seit<br />

13 Jahren als Research-Analystin und<br />

stiess 2015 zur Credit Suisse. Sie hat<br />

einen Master in Business and Management<br />

der Université Paris-Dauphine und<br />

einen Master in Corporate Finance der EM<br />

Lyon Business School, Frankreich, und<br />

sie ist Chartered Financial Analyst (CFA).<br />

Giles Keating<br />

Vice Chairman of Investment Solutions & Products<br />

and Deputy Global CIO<br />

Die typischen Errungenschaften kapitalistischer Produktion sind billige<br />

Kleidung, billige Baumwolle und Kunstseide – keine Verbesserun gen,<br />

die Reichen viel bedeuten würden. Königin Elisabeth I. hatte schon<br />

Seidenstrümpfe. Die Leistung des Kapitalismus ist nicht, noch mehr<br />

Seidenstrümpfe für Königinnen zu erzeugen, sondern sie für Fabrikarbeiterinnen<br />

erschwinglich zu machen. (Frei nach Joseph Schumpeter:<br />

«Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie», 1942)<br />

Schumpeter verwendet bei seiner Beschreibung von Innovation im<br />

kapi talistischen Entwicklungsprozess nicht zufällig ein Beispiel aus<br />

der Modeindustrie. Es veranschaulicht, wie sich die globalen Konsumtrends<br />

entwickeln: Bei steigenden Einkommen werden Luxus güter,<br />

die der Oberklasse vorbehalten waren, für alle er schwinglich. Die<br />

Vermarktung bringt Mode überallhin, wobei die Labels heute oft mit<br />

Prominenten werben. In einer nächsten Phase, in der wir uns offenbar<br />

gerade befinden, geht der Trend wieder zurück zu mehr Individualität.<br />

Ein Beweis dafür sind die jungen, innova tiven Designer, die wir in<br />

dieser Ausgabe vorstellen. Die Mode industrie ist auch Inbegriff der<br />

globalisierten Produktion: Manchesters Textilin dustrie war im 18. Jahrhundert<br />

die Wiege der industriellen Revolution. Heute erinnern Standorte<br />

wie Sabhar in Bangladesch an William Blakes «satanische Fabriken».<br />

Zum Glück treten Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker<br />

den Schattenseiten der Globalisierung nun entgegen: Sie sind dabei,<br />

die Umwelt- und Arbeitsstan dards zu verbessern. Der Global Investor<br />

lässt wichtige Akteure dieses Transformationsprozesses zu Wort kommen.<br />

Zudem präsentiert er richtungsweisende Innovationen wie den<br />

3D-Druck, die ganz neue Mög lich keiten für die individuelle Gestaltung<br />

und Produktion von Mode eröffnen, sowie den E-Commerce, der<br />

Lieferketten und Vertriebs wege von Grund auf verändert. Schliesslich<br />

bietet Mode eine einzigartige Plattform für neue und innovative Firmen.<br />

Einige entwickeln sich schrittweise und selbstfinanziert zu globalen<br />

Players, andere beschaffen sich am Kapital markt die Mittel für eine<br />

schnelle Expansion. Deshalb sind – ob in Italien oder in Nigeria – viele<br />

namhafte Labels an der Börse notiert, andere dagegen in Privatbesitz.<br />

Das schnelllebige Modegeschäft hält nicht nur die Models auf<br />

den Laufstegen, sondern auch die Anleger auf Trab.<br />

Nach 30 Jahren, in denen ich das Privileg und die Freude hatte,<br />

bei der Credit Suisse zu arbeiten, und nach 12 Jahren als Herausgeber<br />

des Global Investor verabschiede ich mich und hoffe, dass Ihnen<br />

auch dieser Global Investor auf unterhaltsame Weise interessante<br />

Anlageideen vermittelt.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 04<br />

TEXT: REBECCA ARNOLD Historikerin, The Courtauld Institute of Art<br />

Rebecca<br />

Arnold<br />

ist Oak-Foundation-<br />

Dozentin in<br />

History of Dress and<br />

Textiles am Courtauld<br />

Institute of Art in<br />

London. Sie lehrt zum<br />

Thema Mode im<br />

20. und 21. Jahrhundert<br />

und hat diverse<br />

Bücher und Beiträge<br />

verfasst, darunter<br />

«The American Look:<br />

<strong>Fashion</strong>, Sportswear<br />

and the Image of<br />

Women in 1930s and<br />

1940s New York»<br />

(2009).<br />

Scheinbar zusammenhangslose<br />

Entwicklungen standen am Anfang<br />

der modernen Modebranche im<br />

17. Jahrhundert. Louis XIV förderte einerseits<br />

den Handel mit französischen Luxusgütern<br />

und machte Paris damit zur Drehscheibe für<br />

auserlesene, handgemachte Designprodukte,<br />

die in der Oberschicht sehr gesucht waren.<br />

Andererseits setzten die Erfindungen zur Verbesserung<br />

der britischen Textilproduktion<br />

die industrielle Revolution in Gang. Dadurch<br />

beschleunigte und steigerte sich die Modeherstellung<br />

in den folgenden Jahrhunderten<br />

stark. Zwei Kräfte waren also im Spiel – eine,<br />

die sich auf den indivi duellen Stil konzentrierte;<br />

die andere, die kollektive durch Kleider<br />

von der Stange gemachte Identitäten schuf.<br />

EINZUG DES MARKETINGS<br />

Diese Veränderungen reichten indes nicht aus,<br />

um ein vollumfänglich funktionsfähiges<br />

Modesystem zu generieren – es sind nicht nur<br />

die Kleider allein, die eine Branche entstehen<br />

lassen, sondern auch ihre Präsentation und<br />

ihr Vertrieb. Im 17. Jahrhundert gab es zwar<br />

Mode illustrationen, die ersten Modemagazine<br />

wurden aber erst in den 1770er-Jahren regelmässig<br />

publiziert. Sie enthielten handgezeichnete<br />

Modebilder und Kolumnen, die das Outfit<br />

von Prominenten an gesellschaftlichen<br />

Anlässen beschrieben. Publikationen wie<br />

«The Ladies Magazine» trugen zur Verbreitung<br />

detaillierter Modeinformationen bei und<br />

inspirierten Frauen dazu, modebewusst aufzutreten<br />

und bei ihren Schneidern Kleider zu<br />

bestellen, die sich an die gesehenen Designs<br />

anlehnten. Damals schickten die einflussreichsten<br />

Pariser Designer jede Saison zwei<br />

Puppen in die kleineren Städte Europas, um<br />

ihre jüngsten Arbeiten vorzustellen. Eines<br />

dieser sogenannten Mannequins trug extravagante<br />

Kreationen für den Abend, das andere<br />

Kleider in einem einfacheren Stil für den Tag.<br />

Die Damen der Gesellschaft pflegten ihren<br />

Familien und Freunden auch in Briefen die<br />

Kleider zu beschreiben, die sie auf ihren Reisen<br />

gesehen hatten, was zur Verbreitung neuer<br />

Modetrends beitrug. Textilproduzenten, und<br />

im 19. Jahr hundert zunehmend auch Hersteller<br />

von Konfektionswaren, bedienten ein erwartungsvolles<br />

Publikum. Die frühesten Konfektionskleider<br />

waren einfach und funk tional –


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 05<br />

wie etwa ab dem 17. Jahrhundert jene für Seeleute<br />

und Sklaven. Im späteren 19. Jahrhundert<br />

hielten aber auch elegantere Designs Einzug<br />

in die immer populäreren Kaufhäuser.<br />

Inhalt<br />

EINFLÜSSE ÜBER DEN ATLANTIK<br />

Erneut waren es zwei voneinander unabhängige<br />

Entwicklungen, die dem Modegeschäft<br />

ab den 1850er-Jahren Auftrieb gaben. In<br />

Frankreich verschmolz der Engländer Charles<br />

Frederick Worth Kunst und Kommerz in seinem<br />

einflussreichen Modehaus, das auch die<br />

Kaiserin Eugénie zu seinen Kundinnen zählte.<br />

So etablierte sich die Pariser Haute Couture<br />

als Zentrum für neue Stile und Luxus. In<br />

Amerika benötigten derweil unzählige Soldaten<br />

wegen des Bürgerkriegs Uniformen. Somit<br />

waren dort standardisierte Grössen und<br />

Know-how für die Konzeption und Herstellung<br />

in grossem Stil gefragt.<br />

MODE FÜR DIE MASSEN<br />

Wie schon im 17. Jahrhundert waren erneut<br />

Impulse seitens des Luxusgüterhandels und<br />

der Industrie nötig, um das globale, vielschichtige<br />

Modegeschäft des 20. Jahrhunderts<br />

entstehen zu lassen. Als um 1920 zunehmend<br />

Kaufhausketten aufkamen, konnte die<br />

Modebranche das Potenzial von Kleidern ab<br />

der Stange vollumfänglich ausschöpfen. Von<br />

Holly wood beeinflusste Trends sowie Modezeichnungen<br />

von Georges Lepape und Fotografien<br />

von Edward Steichen verbreiteten im<br />

Windschatten des Booms der visuellen und<br />

populären Kultur die neusten Stilrichtungen<br />

rund um den Erdball. Modeschöpfer wie<br />

Coco Chanel verliehen der Branche Glamour<br />

mit ihren vom Sport inspirierten, einfachen<br />

und chicen Kreationen. Diese Couturiers<br />

bewirkten, dass ihr Stil international kopiert<br />

wurde. Die Entwicklungen wurden von einer<br />

immer professionelleren In frastruktur von<br />

der Produktion bis zur Werbung unterstützt.<br />

Auf diesen Fundamenten entstand die globalisierte<br />

Modebranche, die wir heute kennen. In<br />

den letzten 30 Jahren hat sich dieser Prozess<br />

beschleunigt und auf zahlreiche Zentren<br />

ausgebreitet. Die Produktion wird heute ausgelagert,<br />

Städte von Rio bis Mumbai veranstalten<br />

Fa shion Weeks, um ihren einheimischen<br />

Talenten ein Schaufenster<br />

zu bieten. Soziale<br />

Medien und<br />

E-Commerce eröffnen<br />

zudem neue<br />

Möglichkeiten,<br />

um Mode zu erfahren<br />

und zu verkaufen.<br />

Global Investor 1.<strong>16</strong><br />

28<br />

Mode verkauft Träume<br />

Mode kann faszinierend sein, aber auch –<br />

je nach Standpunkt – für Nervosität<br />

sorgen. Roger Tredre gibt Einblick in die<br />

Mode industrie.<br />

30<br />

Aufstieg und Fall von Modefirmen<br />

Der Draht seilakt «Lieferkette»: Julie<br />

Saussier erklärt, warum diese entscheidend<br />

ist, um in der Modebranche<br />

langfristig Erfolg zu haben.<br />

34<br />

Die Evolution ist im Gange<br />

China tut sich mit dem Aufbau eines<br />

eigenen Modesektors schwer. Selina Sia<br />

untersucht die Faktoren, die dem Land<br />

dabei im Wege stehen.<br />

36<br />

Der globale Bekleidungsmarkt<br />

Der Einzelhandelsmarkt war im letzten<br />

Jahr 1.378 Billionen US-Dollar wert. Die<br />

Infografik gibt Antworten auf die grossen<br />

Fragen zum Markt.<br />

38<br />

Weniger ist mehr<br />

Claudia Banz beschäftigt sich mit dem<br />

Teil der Modeindustrie, der meist im<br />

Verborgenen bleibt – die dunkle und<br />

unschöne Seite, wo Fabrikarbeiter und<br />

Umwelt das Nachsehen haben.<br />

41<br />

Handschlag der Hoffnung<br />

Die Bekleidungs- und Textilindustrie folgt<br />

dem Ruf nach Nachhaltigkeit. Wir haben<br />

mit Emanuel Büchlin über die jüngsten<br />

Entwicklungen gesprochen.<br />

44<br />

Digitalisierung beeinflusst<br />

die Mode und wie wir einkaufen<br />

Ulrich Kaiser untersucht die Auswirkungen<br />

der allgegenwärtigen Digitalisierung auf<br />

die Modeindustrie.<br />

46<br />

«Kleider müssen<br />

eine Seele haben»<br />

Handwerkskunst trifft auf digitale<br />

Technologie: Kurt Zihlmann spricht über<br />

das Zusammenspiel von Technologie,<br />

Materialien, Herstellungsverfahren und<br />

Emotionen.<br />

48<br />

Ein Exempel der digitalen Ära<br />

Die Globalisierung und die digitale<br />

Revolution haben Christian Schindler<br />

zufolge die weltweite Lieferkette<br />

komplett verändert.<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

06 Milch<br />

08 Digitaldruck<br />

59 Design ohne Abfall<br />

61 Färben ohne Wasser<br />

NEUE MÄRKTE<br />

07 Kinder<br />

11 Männer<br />

14 Indien<br />

15 Sport<br />

22 50+<br />

24 Lieferkette<br />

26 Werbung<br />

STANDPUNKTE ZU MODETRENDS<br />

10 Vassilis Zidianakis<br />

17 Ali Ansari<br />

27 Mason Jung<br />

33 Ellen Sideri<br />

53 Forrest Jessee<br />

58 Valérie Lamontagne<br />

REVOLUTION<br />

12 Bluejeans<br />

JUNGE DESIGNER<br />

13 Avenue 32<br />

52 Vfiles<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

<strong>16</strong> Virtuelle Models<br />

23 Selbstreparierende Stoffe<br />

51 3D-Druck<br />

60 Wearables<br />

62 Farbverändernde Stoffe<br />

DIE HÖHENFLÜGE UND DURST-<br />

STRECKEN VON MODEIMPERIEN<br />

18 Teil I: Lanvin<br />

54 Teil II: Prada<br />

64 Disclaimer


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 06<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

TRAGBARE<br />

ROHSTOFFE<br />

Auf der Suche nach<br />

nachhaltiger Kleidung<br />

könnten sogar Nahrungsmittel<br />

eine Rolle<br />

spielen. Das von der<br />

Mikrobiologin und<br />

Designerin Anke<br />

Domaske gegründete<br />

deutsche<br />

Unternehmen QMilk<br />

gewinnt aus saurer<br />

Kuhmilch seidenähnliche<br />

Fasern,<br />

die herkömmlichen<br />

Fasern beigemischt<br />

werden können und<br />

die Qualität verbessern.<br />

Essi Johanna<br />

Glomb und Rasa<br />

Weber vom Berliner<br />

Design-Studio Blond<br />

& Bieber produzieren<br />

mithilfe von Mikroalgen<br />

eine «biologische<br />

Farbpalette»<br />

zum Einfärben von<br />

Kleidern. Sie haben<br />

ihren eigenen Drucker<br />

gebaut, um die<br />

Farben auf die Textilien<br />

zu bringen (siehe<br />

QR-Code unten).<br />

Algenfarben verändern<br />

sich, wenn sie<br />

dem Licht ausgesetzt<br />

sind. Aber das ist<br />

ja auch Teil ihres<br />

Charmes. Das Startup<br />

Modern Meadow geht<br />

noch einen Schritt<br />

weiter und entwickelt<br />

eine natürliche Alternative<br />

zu Leder, die<br />

auf tierischen Zellen<br />

und Gewebe basiert<br />

und ohne Schlachten<br />

auskommt.<br />

✖<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

NACHHALTIGKEIT AUF<br />

DEN SEITEN 38 UND 41<br />

Über den oben stehenden<br />

QR-Code sehen Sie<br />

im Video, wie Designer<br />

zum Bedrucken von<br />

Modetextilien umweltfreundliche<br />

Algenpigmente<br />

einsetzen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 07<br />

NEUE MÄRKTE<br />

KINDER<br />

Kürzlich hat Karl<br />

Lagerfeld eine Kids-<br />

Linie gestartet.<br />

Labels wie Dior,<br />

Burberry und Ralph<br />

Lauren führen schon<br />

länger Kollek tionen<br />

für Kinder. Mit Prominenten,<br />

die ihre Kinder<br />

wie Miniversionen<br />

von sich selbst kleiden,<br />

sorgen sie für<br />

Aufmerksamkeit in<br />

den Medien. Burberry<br />

zeigt auch oft Kinder<br />

in seiner Werbung.<br />

Wir sehen darin eher<br />

eine Marketingmassnahme,<br />

die auf sämtliche<br />

Bedürfnisse<br />

der exklusiven Kundschaft<br />

zielt und auch<br />

von Medien aufgenommen<br />

wird. Die<br />

Looks von Harper<br />

Beckham, der vierjährigen<br />

Tochter von<br />

David und Victoria<br />

Beckham, ist bereits<br />

Thema eines Blogs.<br />

Harper hat zudem<br />

mehrere Millionen<br />

Fans auf Instagram.<br />

Es gibt auch reine<br />

Kindermarken, wie<br />

das französische<br />

Label Bonpoint, das<br />

weltweit zu den<br />

beliebtesten Marken<br />

für Kinder zählt.<br />

Bonpoint feierte 2015<br />

sein 40-jähriges<br />

Bestehen und präsentierte<br />

seine erste<br />

«Couture»-Kollektion.<br />

Bereits seit acht<br />

Jahren veranstaltet<br />

das Unternehmen<br />

Modeshows. Es verfügt<br />

über ein Team,<br />

das unter der Leitung<br />

der Kreativ direktorin<br />

Musterteile für vier<br />

Kollektionen pro Jahr<br />

anfertigt. Bonpoint<br />

hat nun auch nach<br />

Asien expandiert und<br />

vertreibt Kollektionen<br />

weltweit. Michelle<br />

Obama wurde in Paris<br />

fotografiert, wie sie<br />

mit ihren Töchtern ein<br />

Bonpoint-Geschäft<br />

besucht. Kate Moss<br />

liess für ihre Hochzeit<br />

2011 alle Brautjungfern<br />

in Bonpoint<br />

kleiden. Das Label<br />

wurde 2007 von<br />

Européenne de Participations<br />

Industrielles<br />

(EPI) übernommen<br />

und kam damals<br />

auf einen Umsatz<br />

von rund 40 Millionen<br />

Euro. <strong>Fashion</strong>-Anbieter<br />

wie Zara verwandeln<br />

ebenfalls Kinderkleidung<br />

in trendige<br />

Modeartikel und<br />

kopieren Luxusmarken<br />

wie Bonpoint<br />

oder erwachsenere<br />

Looks – ein lohnendes<br />

Geschäft.<br />

✖<br />

MEHR ZU MARKEN<br />

UND MÄRKTEN AUF<br />

SEITE 30


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 08<br />

Über diesen QR-Code<br />

können Sie ein Interview<br />

mit Mary Katrantzou<br />

zu den Auswirkungen<br />

des Digitaldrucks<br />

anschauen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 09<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

BITTE<br />

DRUCKEN!<br />

Vergessen Sie Pünktchen,<br />

Streifen und<br />

Blättermotive. Nun<br />

kommen die digitalen<br />

Stoffdrucke, die eher<br />

Kunstwerken gleichen.<br />

Mit dem in den<br />

1980er-Jahren entwickel<br />

ten digitalen<br />

Druck verfahren<br />

werden ähnlich wie<br />

beim Bedrucken von<br />

Papier ganze Bilder<br />

auf ein Stück Stoff<br />

gebracht. Einige<br />

Designer verwenden<br />

urbane Motive, die<br />

sie mit der iPhone-<br />

Kamera eingefangen<br />

haben. Die Drucktechnik<br />

ist nachhaltiger<br />

(wasser spa render)<br />

und nicht so<br />

arbeitsaufwändig<br />

wie der traditionelle<br />

Siebdruck. Die digitalen<br />

Drucke sind<br />

zwar noch nicht lange<br />

fester Bestandteil der<br />

Modeshows, haben<br />

aber die Begeisterung<br />

für Drucke neu entfacht.<br />

Zu den Pionieren<br />

gehören der verstorbene<br />

Alexander<br />

McQueen, dessen<br />

Kollektion Plato’s<br />

Atlantis mit den<br />

schuppig-schlangenhaften<br />

Druckmotiven<br />

2010 für Furore sorgte,<br />

Mary Katrantzou<br />

mit ihren «hyperrealen»<br />

Prints sowie<br />

Bruno Basso und<br />

Christopher Brooke<br />

mit wegweisenden<br />

schrillen Drucken.<br />

✖<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

NACHHALTIGKEIT AUF DEN<br />

SEITEN 38 UND 41


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 10<br />

STANDPUNKTE<br />

ZU MODETRENDS<br />

1/6<br />

V . A . S . S . I . L . I . S<br />

Z . I . D . I . A . N . A . K . I . S<br />

ist ein griechischer Künstler, Kurator und Artistic Director von Atopos cvc.<br />

Er hat Ethnologie und Anthropologie sowie Geschichte und Zivilisation an der École<br />

des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris studiert.<br />

Welche globalen Trends (etwa<br />

Digitalisierung) beeinflussen Ihrer<br />

Meinung nach zurzeit die Mode und<br />

den Modemarkt?<br />

Meines Erachtens ist das Thema<br />

Geschlecht und Sexualität einer der<br />

wichtigsten Trends. Der androgyne<br />

Look ist mehr als nur eine kurzlebige<br />

Modeerscheinung, zumal die geschlechtliche<br />

Zweideutigkeit, entweder<br />

als Identität oder Lifestyle, die<br />

Mode enorm stark beeinflusst hat.<br />

Inwiefern verändern diese Trends<br />

die Mode und den Modemarkt?<br />

In vielen Fällen entwerfen Designer<br />

ausschliesslich Männermode, die aber<br />

oftmals auch von mode- und selbstbewussten<br />

Frauen getragen wird. Ein<br />

Beispiel hierfür ist der britische<br />

Modeschöpfer Craig Green, einer der<br />

Favoriten von Atopos. Unser Praktikant<br />

Jonny Seven hat mich zudem<br />

auf Vetements und Hood By Air<br />

hingewiesen, zwei Labels, welche die<br />

Grenzen zwischen Weiblichkeit und<br />

Männlichkeit verwischen. Das bedeutet<br />

natürlich nicht, dass Kollektionen<br />

oder Labels für Frauen überflüssig<br />

werden, die Trends und der Modemarkt<br />

haben sich jedoch sicherlich in<br />

vielerlei Hinsicht verändert.<br />

Woher schöpfen Sie die Inspiration<br />

für Ihre Designs und Kollektionen?<br />

Ich bin in erster Linie Künstler und<br />

Kurator, nicht Modeschöpfer. Ich<br />

überlasse die Inspiration für Kollektionen<br />

daher anderen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 11<br />

NEUE MÄRKTE<br />

MÄNNER<br />

Modemarken haben<br />

üblicherweise Frauen<br />

im Visier. Doch es<br />

gibt durchaus erfolgreiche<br />

Konzepte, bei<br />

denen die Männerkollektion<br />

den Anfangspunkt<br />

markiert –<br />

Hugo Boss etwa,<br />

der erst 1998 eine<br />

Kollektion für Damen<br />

herausbrachte. Das<br />

Frauen modegeschäft<br />

des Unternehmens<br />

macht bis heute nur<br />

zehn Prozent des<br />

Umsatzes aus. Auch<br />

Tom Ford, ehemals<br />

Designer bei Gucci,<br />

präsentierte 2006<br />

zuerst eine eigene<br />

Kollektion für Männer,<br />

die Linie für Frauen<br />

kam später dazu.<br />

Berluti, der zu LVMH<br />

gehörende Hersteller<br />

hochwer tiger Herrenschuhe,<br />

lancierte vor<br />

einigen Jahren eine<br />

Konfek tionslinie. Das<br />

Label erwirtschaftete<br />

2011 einen Umsatz<br />

von 30 Millionen Euro.<br />

Nach dem Ausbau des<br />

Angebots und des<br />

globalen Ladennetzwerks<br />

kamen mehr<br />

als 100 Millionen Euro<br />

hinzu. Die London<br />

Collections Men, ein<br />

halbjährlicher Event<br />

mit exklusivem Fokus<br />

auf britische Herrenmode,<br />

existiert seit<br />

2012. Die Show zieht<br />

Journalisten und<br />

Käufer aus 50 Ländern<br />

an. New York<br />

widmet den Männern<br />

seit Juli 2015 eine<br />

Modewoche. Laut<br />

dem CEO des British<br />

<strong>Fashion</strong> Council, dem<br />

Männermode-Pendant<br />

der London <strong>Fashion</strong><br />

Week, ist der globale<br />

Markt für Herren mittlerweile<br />

440 Milliarden<br />

US-Dollar schwer.<br />

✖<br />

MEHR ZU MARKEN<br />

UND MÄRKTEN AUF<br />

SEITE 30


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 12<br />

REVOLUTION<br />

BLUEJEANS<br />

Heute zahlen wir<br />

locker mehr als<br />

200 US-Dollar für eine<br />

Jeans. Ursprünglich<br />

wurde Denim für<br />

Arbeiterkleidung benutzt.<br />

1873 verstärkte<br />

Levi Strauss & Co.<br />

diese mit Nieten. Im<br />

20. Jahrhundert wurde<br />

die Jeans zum Inbegriff<br />

gesellschaftlicher<br />

Rebellion: In den<br />

50ern wurde sie von<br />

Motorrad-Gangs, in<br />

den 60ern von Hippies<br />

getragen. In den<br />

70er-Jahren eroberte<br />

sie die Massen. Zum<br />

Statussymbol wurde<br />

sie durch das Logo<br />

von Calvin Klein<br />

auf der Gesässtasche.<br />

Anna Wintour,<br />

«Vogue»- Chefredaktorin,<br />

bildete 1988<br />

ein Model in einer<br />

Stonewashed Jeans<br />

auf dem Cover ab,<br />

der Aufstieg in die<br />

Haute Couture war<br />

geschafft. Die<br />

Vielseitigkeit hat die<br />

Jeans zum Modeklassiker<br />

gemacht.<br />

Weltweit, so Euromonitor<br />

International,<br />

wurden 2015 über<br />

drei Milliarden Jeans<br />

verkauft. Die fünf<br />

grössten Märkte sind<br />

die USA, China,<br />

Brasilien, Russland<br />

und Indien.<br />

✖<br />

MEHR ZU DIESEM<br />

THEMA FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 34<br />

Denim – Modeklassiker mit<br />

grosser Preisspanne in USD<br />

Quelle: fitnyc.edu, levistrauss.com<br />

Zara Zigaretten-<br />

Jeans mit<br />

mittel hohem 49.90<br />

Bund <br />

Levi’s 711<br />

Röhrenjeans<br />

(Modell 78<br />

Lone Wolf) <br />

J Brand 23110<br />

Maria in<br />

188<br />

After Dark <br />

Victoria Beckham<br />

Super Skinny<br />

313<br />

Jeans <br />

Chimala<br />

Cropped Jeans<br />

mit japanischer 435<br />

Webkante<br />

in Light Wash


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 13<br />

JUNGE DESIGNER<br />

AVENUE FÜR<br />

AUFSTEIGER<br />

Avenue 32 ist eine<br />

Onlineplattform für<br />

Luxusmode. Sie bietet<br />

etablierten Desi gnern<br />

und jungen Talenten<br />

die Möglichkeit, ihre<br />

Kollektionen unter<br />

einem «Dach» zu<br />

verkaufen, und vereint<br />

das Renommee<br />

bekannter Labels<br />

mit der Frische aufstrebender<br />

Künstler.<br />

Das Unternehmen<br />

besorgt Logistik<br />

und Fotografie,<br />

die Modeschöpfer<br />

behalten jedoch die<br />

Kontrolle über ihre<br />

Verkäufe. Statt Teile<br />

ihrer Kollektion an<br />

Avenue 32 zu veräussern,<br />

bezahlen die<br />

Designer eine Kommission<br />

für jedes<br />

Stück, das über die<br />

Plattform Absatz<br />

findet. Dies reduziert<br />

das Risiko, dass<br />

Avenue 32 auf unverkauften<br />

Kollektionen<br />

sitzen bleibt, und<br />

erlaubt es dem Unternehmen,<br />

Mode von<br />

noch unbekannten<br />

Künstlern zu präsentieren.<br />

«Viele Magazine<br />

wie ‹Vogue›<br />

stellen nur Designer<br />

vor, deren Teile bei<br />

einem Händler für den<br />

Verkauf an die Kunden<br />

verfügbar sind»,<br />

erläutert Roberta<br />

Benteler, die Gründerin<br />

von Avenue 32.<br />

✖ AVENUE32.COM<br />

Anzahl mit dieser Website<br />

verlinkter Sites<br />

Quelle: alexa.com<br />

Avenue32.com971<br />

net-a-porter.com 12772<br />

chanel.com 10937


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 14<br />

NEUE MÄRKTE<br />

INDIENS<br />

MODE­<br />

INDUSTRIE<br />

FLORIERT<br />

Eine günstige Demografie<br />

und steigende<br />

Einkommen erhöhen<br />

die Nachfrage nach<br />

Bekleidung im High-<br />

End-Segment. Das<br />

dürfte die indische<br />

Modeindustrie beflügeln.<br />

Die Branche<br />

orientiert sich an<br />

westlichen Trends.<br />

Viele erfolgreiche<br />

einheimische Labels<br />

wie Franco Leone und<br />

American Swan kopieren<br />

daher ausländische<br />

Brands und Stile<br />

oder erwerben Lizenzen<br />

für ausländische<br />

Marken. Indien profitiert<br />

von qualifizierten<br />

Niedriglohnarbeitern<br />

und einer Fülle an Rohstoffen.<br />

Die Branche<br />

ist stark fragmentiert<br />

und der Einzelhandel<br />

wenig organisiert.<br />

Aditya Birla <strong>Fashion</strong>,<br />

eine schnell wachsende<br />

Markenkleiderfirma,<br />

stärkte die<br />

Markt führerschaft<br />

über eine Konsolidierung<br />

bei ihren Brands<br />

im unteren Preissegment<br />

und nahm<br />

später erstklassige<br />

interna tionale Labels<br />

ins Angebot auf. Raymond<br />

hat als grösster<br />

Produzent von Markentextilien<br />

und Anzügen<br />

ein weitreichendes<br />

V e r t r i e b sn e t z a u f -<br />

gebaut und Brands<br />

übernommen. Das<br />

Unterwäscheunternehmen<br />

Page Industries<br />

konnte dank<br />

seiner Lizenznahmen<br />

stark wachsen. Mehrere<br />

internationale<br />

Unternehmen wie<br />

Marks & Spencer, Zara,<br />

Benetton und Tommy<br />

Hilfiger sind in Indien<br />

bereits gut etabliert.<br />

✖<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

GLOBALISIERUNG<br />

DER MODE AUF DEN<br />

SEITEN 30 UND 34


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 15<br />

NEUE MÄRKTE<br />

SPORT<br />

Viele beliebte Modemarken<br />

wie Ralph<br />

Lauren und Hugo Boss<br />

hatten eigene Sportbekleidungs<br />

linien.<br />

Uniqlo hat einen<br />

Tennisspieler als weltweiten<br />

Markenbotschafter<br />

engagiert,<br />

um sich als ultimative<br />

Marke für Funktionsbekleidung<br />

zu positionieren.<br />

Dieser Trend<br />

ist selbst im Luxussegment<br />

zu beobachten,<br />

wo Tom Ford<br />

eine eigene Sportlinie<br />

entwickelt, damit<br />

er mit seiner Marke<br />

ein noch grös seres<br />

Publikum erreicht.<br />

Auf den Laufstegen<br />

tragen derzeit viele<br />

Models Turnschuhe<br />

und die Nachfrage<br />

nach Designer­ Sneakers<br />

steigt. Sport<br />

als Lifestyle ist ein<br />

anhaltender Trend,<br />

den Modelabels gewinnbringend<br />

nut ­<br />

zen dürften. Marken<br />

wie Adidas setzen<br />

bei der Entwicklung<br />

ihrer sport lichen<br />

Kollek tionen auch auf<br />

Desi gner wie Yohji<br />

Yamamoto oder Stella<br />

McCartney. Der Luxuskonzern<br />

Kering übernahm<br />

Puma 2007<br />

und wollte die Marke<br />

im Sport-Life style­<br />

Bereich etablieren.<br />

Für Puma begann<br />

jedoch eine schwierige<br />

Phase, weil ihre<br />

Turnschuhe in der<br />

Modewelt übermässig<br />

präsent waren.<br />

✖<br />

MEHR ZU MARKEN<br />

UND MÄRKTEN AUF<br />

SEITE 30


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — <strong>16</strong><br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

VIRTUELLE<br />

MODELS FÜR<br />

KLEIDER, DIE<br />

GARANTIERT<br />

PASSEN<br />

Vielleicht werden Sie<br />

nie zum Mond fliegen<br />

oder im Meer mit<br />

Delfinen schwimmen.<br />

Aber wenn die virtuelle<br />

Realität (VR) hält,<br />

was sie verspricht,<br />

werden Sie bald<br />

ande re Dinge tun, die<br />

Sie nie für möglich<br />

gehalten hätten: etwa<br />

der Mittelpunkt einer<br />

Modeschau sein,<br />

bequem von zu Hause<br />

aus. In der VR-<strong>Fashion</strong>-<br />

Demo (siehe QR Code<br />

unten) kön nen Sie<br />

vir tuell Kleider an<br />

Models auf dem Laufsteg<br />

betrachten. Die<br />

Idee ist, dass Nutzer<br />

3D- Scans von sich<br />

importieren und so<br />

sehen können, wie<br />

Kleidungsstücke an<br />

ihrem Körper wirken.<br />

Weiter wäre denkbar,<br />

den Nutzer­ Avatar<br />

mit Heatmaps zu versehen.<br />

Diese würden<br />

anzeigen, wo ein<br />

Kleidungsstück zu eng<br />

ist oder zu locker<br />

sitzt. Wenn Ihnen nicht<br />

gefällt, was Sie sehen,<br />

oder das Kleidungsstück<br />

nicht passt,<br />

kor rigieren Sie es<br />

oder wählen einen<br />

anderen Schnitt. Zum<br />

Schluss brauchen Sie<br />

nur noch auf «Kaufen»<br />

zu klicken und schon<br />

wird das passgenaue<br />

Kleidungsstück<br />

produziert und per<br />

Post verschickt.<br />

✖<br />

MEHR ZUR VIRTUELLEN<br />

UMKLEIDEKABINE<br />

AUF SEITE 44<br />

Ein garantierter Logenplatz<br />

bei der VR-Modeschau<br />

mit dem oben<br />

stehenden QR-Code.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 17<br />

STANDPUNKTE<br />

ZU MODETRENDS<br />

2/6<br />

A . L . I<br />

A . N . S . A . R . I<br />

ist ein deutsch-persischer Modedesigner, Produktmanager und Trendscout.<br />

Sein Ziel: Er möchte sein Wissen, seine Erfahrung und sein Know-how teilen und so das<br />

kreative Bewusstsein in Unternehmen und akademischen Institutionen fördern.<br />

Welche globalen Trends (etwa<br />

Digitalisierung) beeinflussen Ihrer<br />

Meinung nach zurzeit die Mode und<br />

den Modemarkt?<br />

Die digitale Technologie hat sich in<br />

nur gerade zwei Jahrzehnten rasant<br />

entwickelt. Das hat die heutige<br />

Mode und die weltweiten Modemärkte<br />

sehr stark beeinflusst.<br />

Man kommt nicht mehr daran<br />

vorbei – ein «must have», ein «must<br />

do», ein «must follow». Dabei steht<br />

dies im Widerspruch zum menschlichen<br />

Bedürfnis, innezuhalten und<br />

sich Zeit zu nehmen, um Erfahrungen<br />

zu sammeln, daraus zu lernen und<br />

daran zu wachsen.<br />

Den goldenen Mittelweg zu finden,<br />

wird immer schwieriger. Entweder<br />

man ist in oder out, ein Dazwischen<br />

gibt es nicht. Wir schaffen uns<br />

unsere Zukunft im Hier und Jetzt,<br />

wir warten nicht, bis sie sich zur<br />

rechten Zeit zeigt.<br />

Dank dieser Beschleunigungskraft<br />

können wir uns die verschiedenen<br />

Zukunftskonzepte schon heute in den<br />

buntesten Farben ausmalen. Die<br />

Produktentwicklung in der Modeindustrie<br />

trägt diesem Trend in<br />

jeder Phase Rechnung – angefangen<br />

bei der Inspiration und Konzepterstellung,<br />

über die Beschaffung, die<br />

Entwicklung von Prototypen und<br />

die Präsentation bis hin zu Produktion<br />

und Lieferung.<br />

Inwiefern verändern diese Trends<br />

die Mode und den Modemarkt?<br />

Einige Trends entstehen aus diesem<br />

Versuch, völlig auf das Mittelmass<br />

verzichten zu wollen.<br />

Das Handwerk und die Do-it-yourself-Kultur<br />

sind Ausdruck unseres<br />

Strebens, uns schöpferisch zu verwirklichen,<br />

während wir im Team eine<br />

Idee oder ein Produkt im vor gege benen<br />

Zeitrahmen und Umfeld mit<br />

innovativen Tools und digitalen Technologien<br />

entwickeln.<br />

Eine Gegenbewegung gründet im<br />

Bedürfnis nach Tiefe und Sinnhaftigkeit.<br />

Aufmerksamkeit, Spiritualität<br />

und Reflexion ermöglichen eine Reise<br />

ins Ich, die Kraft und innere Einkehr<br />

bietet. Menschen achten vermehrt auf<br />

ihren Rhythmus und erleben die<br />

Urkraft der Natur, sind offen für die<br />

Elemente und lassen sich inspirieren<br />

von ihrer natürlichen Vielfalt. Sie<br />

suchen eine neue Orientierung.<br />

Auch Zerstreuung und Unterhaltung<br />

sind ein Thema. Es wird mehr Zeit<br />

damit verbracht, aus dem Hamsterrad<br />

auszubrechen als mit Arbeit.<br />

In der Kunst verkörpert der Absurdismus<br />

diesen Trend, der Ansatz vereint<br />

Gegensätze in einem abstrakten<br />

Kunst werk. In der Mode werden<br />

Trends kombiniert, die keine Gemeinsam<br />

keiten haben und auf andere<br />

Mate rialien, Farben, Schnitte und<br />

kreative Ausdrucksweisen setzen.<br />

Woher schöpfen Sie die Inspiration<br />

für Ihre Designs und Kollektionen?<br />

Ich beobachte den Rhythmus des<br />

urbanen Alltags, passe mich ihm<br />

an oder entfliehe ihm. Ich reise in<br />

internationale Metropolen, aber auch<br />

aufs Land.<br />

Ich ändere meinen Blickwinkel,<br />

indem ich mich dem Puls der Zeit<br />

anpasse und mich ihm regelmässig<br />

wieder entziehe. Ich nehme das<br />

Gleich gewicht des Lebens, die Extreme,<br />

alle scheinbar unwichtigen Dinge<br />

mit allen Sinnen wahr.<br />

Ich recherchiere im Internet nach<br />

der Vielschichtigkeit von Kulturgemeinschaften.<br />

Dabei dienen Architektur,<br />

Kunst, Musik, Literatur,<br />

Journalis mus und Design als mehrschichtiges<br />

Abbild des Alltags.<br />

Ich beobachte den gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Wandel bei der<br />

jungen und älteren Generation. Vor<br />

allem aber nehme ich mir Auszeiten in<br />

der Natur, um die Flut von Eindrücken,<br />

die bei meiner Trendforschung<br />

über mich hereinbricht, zu ordnen, zu<br />

verarbeiten und zu verstehen.<br />

✖ ALIANSARI.DE


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 18<br />

Unverwechselbar<br />

Lanvin. Das Pariser<br />

Musée des Arts<br />

Décoratifs zeigt einen<br />

Nachbau der von<br />

Rateau für Jeanne<br />

Lanvin designten<br />

Privatwohnung.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 19<br />

DIE HÖHENFLÜGE UND DURSTSTRECKEN VON MODEIMPERIEN – TEIL I<br />

LANVIN AUF<br />

DER SUCHE<br />

NACH DEM «JE<br />

NE SAIS QUOI»<br />

VERGANGENER<br />

ZEITEN<br />

Fast ein Jahrhundert lang wurde das französische Modehaus Lanvin für seine Modekreationen, Parfüms sowie Interieurs<br />

gefeiert. Seit den 1960er-Jahren hat Lanvin etwas an Prestige verloren. Das Unternehmen, das von einer Französin<br />

aus Liebe zu ihrer Tochter gegründet wurde, befindet sich heute in den Händen einer Investorin aus Taiwan. Werden wir<br />

eine Renaissance erleben?


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 20<br />

TEXT VON JULIA REA<br />

Mutter-Tochter-Silhouette:<br />

Das kultträchtige<br />

Lanvin- Logo ziert dieses<br />

Parfüm flakon aus den<br />

1930er-Jahren.<br />

Lanvin ist das älteste noch aktive Modehaus<br />

Frankreichs. Dem Unternehmen gelingt<br />

der Spagat zwischen den Design-Traditionen<br />

seines einzigartigen Erbes und der<br />

Notwendigkeit eines modernen Ansatzes. Die Philosophie<br />

besteht darin, nicht nur auf die formellen<br />

Aspekte von Mode, sondern auf sämtliche Nuancen<br />

eines Lifestyles einzugehen. Dabei schöpft das<br />

Modehaus aus Kunst, Exotik, Farben und Kultur.<br />

Die Gründerin des Unternehmens, Jeanne Lanvin<br />

(1867–1946), begann ihre Designer-Karriere<br />

1883 als Hutmacherin. Nach der Ausbildung in den<br />

Salons von Madame Félix und Suzanne Talbot gründete<br />

sie 1889 ihren eigenen Hutsalon in der Rue du<br />

Faubourg Saint-Honoré in Paris. Nach ihrer Heirat<br />

mit dem italienischen Grafen Emilio di Pietro 1895<br />

begann sie, Kleider für ihre Tochter Marguerite Marie-Blanche<br />

zu entwerfen und zu nähen. Voller Begeisterung<br />

gaben Lanvins Freunde und Kunden die<br />

schönen Kleider auch für ihre eigenen Kinder in<br />

Auftrag. Der grosse Erfolg und die riesige Nachfrage<br />

brachten Lanvin 1909 dazu, eine Damenmodelinie<br />

zu entwerfen. Kurz darauf wurde sie in die<br />

Chambre Syndicale de la Haute Couture, den prestigeträchtigen<br />

Verband der Pariser Haute Couture,<br />

aufgenommen. Damit erhielt sie formell den Status<br />

einer Couturière und festigte Macht und Einfluss in<br />

der Modewelt des frühen 20. Jahrhunderts.<br />

In den 1920ern baute Lanvin ihr Design-Imperium<br />

weiter aus. Hinzu kamen Herrenmode, Sportbekleidung,<br />

Kosmetik, Interieur, Lingerie und eine<br />

Pelzabteilung. Darin spiegelt sich ihre Philosophie<br />

wider, dass Mode nicht nur reine Zierde ist, sondern<br />

den gesamten Lifestyle umfasst. Im Jahr 1924 wurde<br />

die erfolgreiche Parfümsparte Lanvin Parfums<br />

gegründet. Verkaufsschlager waren unter anderem<br />

«My Sin» (1925) und der unverkennbare Duft von<br />

«Arpège» (1927), der von der Liebe ihrer Tochter zur<br />

Musik inspiriert wurde.<br />

Die innige Beziehung zwischen Lanvin und ihrer<br />

einzigen Tochter steht im Mittelpunkt der Marke<br />

und ihrer Identität – vor allem durch das Logo mit<br />

der Silhouette einer Mutter und ihrer Tochter. Es<br />

entstand nach einem Foto von Jeanne und Marguerite<br />

von 1907 und ziert noch heute alle Produkte<br />

von Lanvin. Auch die Wahl eines intensiven Blautons<br />

als charakteristische Markenfarbe war persönlich<br />

motiviert. Jeanne Lanvins Inspirationsquelle war ein<br />

Fresko von Fra Angelico in Florenz. Das kräftige<br />

Lavendelblau floss fortan in die Gestaltung von<br />

Parfümflakons, Verpackungen, Mode und Interieur<br />

ein – und auch in ihre eigene Pariser Wohnung.<br />

Lanvin entwickelte weitere markentypische<br />

Farbtöne wie «Velazquez-Grün» und «Polignac-Rosa».<br />

In Nanterre gründete sie 1923 eine eigene Färberei.<br />

Auf ihren Reisen und als leidenschaftliche<br />

Antiquitäten- und Kunstsammlerin liess sie sich von<br />

orientalischen Stickereien, japanischen Kimonos,<br />

luxuriösem Samt sowie paillettenbesetzten Stoffen<br />

und Motiven inspirieren, die aus einem exotischen<br />

Kulturerbe schöpfen. Lanvin stand der Art-Déco-Bewegung<br />

sehr nahe. Berühmt wurde sie für ihre zarten,<br />

aber mit handgemachten Details üppig verzierten<br />

Kleider in hellklaren Farben, deren luftige<br />

Stoffe und gute Passform zum Symbol für die Befreiung<br />

der Frau vom Korsett wurden.<br />

AUFSTIEG UND FALL<br />

Lanvin wurde 1937 Vorsitzende des Haute-Couture-Komitees<br />

der Pariser Weltausstellung. Zwei<br />

Jahre später vertrat sie Paris auf der Weltausstellung<br />

in New York. Während des Zweiten Weltkriegs<br />

gehörte sie zu mehreren Couture-Häusern, die ihr<br />

Geschäft trotz strikter Materialregulierungen und<br />

finanzieller Unsicherheit weiterbetrieben. Nach der<br />

Besetzung von Paris durch die Deutschen plante<br />

sie mit Modeschöpfern wie Elsa Schiaparelli und<br />

Cristobal Balenciaga, ihr Unternehmen in Biarritz<br />

wieder aufzubauen und ihre Produkte in die USA<br />

zu exportieren. Doch dann kapitulierte Frankreich.<br />

Es kam zu einer Exportsperre, der Plan scheiterte.<br />

Nach Lanvins Tod 1946 ging das Unternehmen<br />

an Tochter Marguerite über, die seit vier Jahren eng<br />

in die Geschäftsführung eingebunden war. Als sie<br />

1958 starb, kam ihr Cousin Yves Lanvin an die Reihe.<br />

Es begann eine Phase, in der das Modehaus ein<br />

relatives Schattendasein fristete. Verschärft wurde<br />

dies in den 1960ern noch durch den Aufstieg von<br />

Prêt-à-porter-Labels wie Yves Saint Laurent, die<br />

den Markt fest in der Hand hatten. Lanvins langjährige<br />

Couture-Kunden blieben dem Modehaus zwar<br />

treu, doch Lanvins Ästhetik und Geschäftsstruktur<br />

wurden immer unzeitgemässer und reizloser.<br />

LANVIN ALS ÜBERNAHMEKANDIDAT<br />

Lanvin blieb bis 1971 ein selbstfinanziertes Familienunternehmen.<br />

Dann übernahm der amerikanische<br />

Pharmakonzern Squibb die Kosmetiksparte.<br />

Jeanne Lanvin (geborene Jeanne-Marie<br />

Lanvin), 1867–1946. Die legendäre<br />

französische Modedesignerin bei der<br />

Durchsicht von Entwürfen in ihrem Atelier.<br />

Obwohl Lanvin heute noch für<br />

seine Parfüms bekannt ist, geht das Label<br />

ursprünglich auf die herausragenden<br />

Couture-Fertigkeiten seiner Gründerin<br />

Jeanne Lanvin zurück. Hier ein<br />

romantisches, bodenlanges Brautkleid<br />

in geripptem Voile mit passendem<br />

Hut. Beide wurden von ihr entworfen.<br />

Squibb war aber enttäuscht, wie sich Lanvin angesichts<br />

der steigenden Konkurrenz anderer namhafter<br />

Kosmetikunternehmen entwickelte. 1979 kaufte<br />

sich Lanvin die Unabhängigkeit zurück. Das<br />

Unternehmen hatte weiterhin Mühe, sein zunehmend<br />

angestaubtes Image wieder aufzupolieren.<br />

Nach einem Verlust von 17.5 Millionen US-Dollar<br />

1988 erwarb die britische Bank Midland, die heute<br />

zur HSBC gehört, einen bedeutenden Anteil. Trotz<br />

eines Gewinns von 53 Millionen US-Dollar nach der<br />

Umstrukturierung blieb die Marke weitgehend erfolglos.<br />

Die erste Kollektion, die der Designer<br />

Claude Montana für das Label entwarf, wurde von<br />

der Modepresse zerrissen. Ein Jahr später verkaufte<br />

Midland seine Anteile an Orcofi, eine Investment-Gruppe<br />

der Familie Vuitton. Der führende<br />

Kosmetikriese L’Oréal startete 1994 die Übernahme<br />

von Lanvin. Die anfängliche Beteiligung von 50 Prozent<br />

wurde 1995 auf 66 Prozent und 1996 schliess-<br />

Jeanne Lanvin war berühmt für<br />

ihre Kleider aus zarten, luftigen Stoffen<br />

in hellklaren Farben und mit üppigen<br />

handgenähten Verzierungen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 21<br />

lich auf 100 Prozent erhöht. Lanvin wurde 2001 nach<br />

der Übernahme durch die Investorengruppe Harmonie<br />

S.A. wieder privatisiert.<br />

Unter der Leitung von Harmonie wurde 2001<br />

Alber Elbaz Kreativdirektor des Labels. Er hatte<br />

bereits für Guy Laroche und Yves Saint Laurent<br />

gearbeitet. Bei Lanvin konnte er sich selbst verwirklichen.<br />

Seine Kollektionen begeisterten von Anfang<br />

an. Elbaz verband Luxus mit Weiblichkeit und machte<br />

Lanvin zu einem Label, das Tradition und Moderne<br />

in sich vereint. Im Bewusstsein des einzigartigen<br />

Erbes von Lanvin verwendete er klassische Schnitte<br />

für seine Damen- und Herrenkollektionen, die er<br />

aber mit unerwarteten Stoffkombinationen und<br />

Silhouetten aufpeppte. Übergrosser Modeschmuck,<br />

Abendroben in federleichter Eleganz und farbenfrohe<br />

Muster brachten Elbaz das Prädikat «Liebling<br />

aller Frauen» ein, wie ihn Suzy Menkes von «Vogue<br />

International» betitelte, und festigten die Beliebtheit<br />

und den Einfluss des Labels.<br />

c<br />

Laufstegmodel auf<br />

Lanvins Prêt-à-porter-<br />

Show für die Herbst/<br />

Winter-Saison 2013<br />

auf der Pariser<br />

<strong>Fashion</strong> Week am<br />

28. Februar 2013.<br />

KOOPERATION MIT H&M<br />

2010 gab die Modekette H&M erneut eine Kooperation<br />

mit einem Luxusdesigner bekannt – dieses<br />

Mal mit Lanvin. Kooperationen zwischen dem<br />

Designer- und dem Massenmarkt galten als ein<br />

wirksames und für beide Seiten einträgliches<br />

Vertriebs- und Marketingmittel. Beispiele dafür sind<br />

Valentinos Kollektion für Gap und die langjährige<br />

Zusammenarbeit zwischen Stella McCartney und<br />

Adidas. H&Ms erste Kooperation – eine limitierte<br />

Kollektion von Chanel-Designer Karl Lagerfeld<br />

2004 – brachte ein monatliches Umsatzplus von<br />

24 Prozent. Das durchschnittliche Budget eines<br />

H&M-Kunden, der Massenkleider teils für unter<br />

zehn US-Dollar bekommt, unterscheidet sich aber<br />

erheblich von den Preisen, die eine Luxusmarke<br />

verlangen muss, um ihre höhere Qualität und Passform<br />

sicherzustellen. Deshalb blieb bei späteren<br />

Kooperationen mit Jimmy Choo und Roberto Cavalli<br />

ein solches Umsatzwachstum aus. Lanvins limitierte<br />

Kollektion mit farbenfrohen Cocktail-Kleidern<br />

und ausgefallenen Accessoires, die bis zu 350<br />

US-Dollar kosteten, war dagegen erfolgreicher. Sie<br />

war in Grossbritannien innerhalb weniger Stunden<br />

ausverkauft. Damals erzielte das Unternehmen in<br />

einem Monat einen weltweiten Umsatzanstieg von<br />

acht Prozent. Elbaz hatte zuvor immer eisern behauptet,<br />

er würde «niemals eine Kollektion für den<br />

Massenmarkt produzieren». Nun erklärte er: «H&M<br />

hat sich mit der Idee an mich gewandt, den Traum,<br />

den wir bei Lanvin geschaffen haben, für ein grösseres<br />

Publikum umzusetzen und nicht nur einige<br />

Kleider zu einem günstigeren Preis anzubieten …<br />

Mich reizte die Idee, H&M eine luxuriöse Note zu<br />

verleihen, anstatt Lanvin an die breite Öffentlichkeit<br />

zu bringen.» Lanvins Erfolg ebnete H&M den Weg<br />

für weitere erfolgreiche Kooperationen mit Versace<br />

(2011), Isabel Marant (2013) und Balmain (2015).<br />

EIN NEUES ZEITALTER BRICHT AN<br />

Im Oktober 2015 verliess Elbaz das Modehaus Lanvin<br />

völlig überraschend. In einer öffentlichen Stellungnahme<br />

wurde bestätigt, dass ihm «auf Beschluss<br />

der Mehrheitsaktionärin» Shaw-Lan Wang<br />

von Harmonie S.A. gekündigt worden sei. Die langjährige<br />

Tätigkeit des Designers als Kreativdirektor<br />

war zweifelsohne von Erfolg gekrönt. Er brachte<br />

frischen Wind in die Ästhetik des Modehauses und<br />

gewann hochkarätige Fans wie Michelle Obama und<br />

Nicole Kidman. Im Jahr 2014 schätzte das Unternehmen<br />

seinen Umsatz auf 321 Millionen US-Dollar.<br />

Allerdings hatte das anfänglich so schnelle Wachstum<br />

mittlerweile an Fahrt verloren. Spekulationen<br />

zufolge bemühte sich Shaw-Lan Wang – sehr zum<br />

Designer Alber Elbaz<br />

auf der Haute- Couture-<br />

Show «Lanvin for<br />

H&M» im New Yorker<br />

Hotel The Pierre<br />

am 18. November 2010.<br />

Leidwesen von Elbaz – um zusätzliche finanzielle<br />

Unterstützung einer grösseren Luxusgruppe. In<br />

seiner Stellungnahme betonte Elbaz jedoch, dass<br />

er mit dem, was er in den 14 Jahren für die Marke<br />

erreicht habe, zufrieden sei: «Gemeinsam haben<br />

wir uns den kreativen Herausforderungen von Lanvin<br />

gestellt, dem Modehaus wieder zu seinem alten<br />

Glanz verholfen und ihm seinen rechtmässigen<br />

Platz unter Frankreichs führenden Luxus-Modehäusern<br />

zurückgegeben.» Im März 20<strong>16</strong> ernannte Lanvin<br />

Bouchra Jarrar, eine französische Modedesignerin,<br />

die für Balenciaga und Christian Lacroix<br />

gearbeitet hatte, zur neuen Kreativdirektorin. Jarrar<br />

muss nun das Team umstrukturieren und dafür sorgen,<br />

dass wieder Ruhe einkehrt. Nach Elbaz’ Ausstieg<br />

hatten die 330 Mitarbeiter von Lanvin zu<br />

Streik- und Protestaktionen aufgerufen. Sie forderten<br />

ein Treffen mit der in Taiwan lebenden Eigentümerin,<br />

um über die Wiedereinstellung von Elbaz zu<br />

verhandeln. Die finanzielle und designerische Zukunft<br />

Lanvins hängt somit davon ab, ob es Jarrar<br />

gelingen wird, das Image des Labels wieder aufzupolieren,<br />

den Umsatzrückgang aufzuhalten und den<br />

Kunden einen frischen, neuen Stil zu präsentieren.<br />

ZAHLEN<br />

UND<br />

FAKTEN<br />

Lanvin erzielte 2014 einen<br />

Umsatz von EUR 206 Mio.<br />

Aufschlüsselung in %<br />

Quelle: reuters.com, wwd.com<br />

30%<br />

Einzelhandel<br />

70%<br />

Grosshandel


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 22<br />

NEUE MÄRKTE<br />

50+<br />

Viele berühmte<br />

Frauen über 50 kleiden<br />

sich und leben,<br />

als wären sie immer<br />

noch in den Dreissigern.<br />

Gleich wohl<br />

igno riert die Modewelt<br />

die Frau über<br />

50 nicht mehr. Es gibt<br />

heute Schnitte, die<br />

weder zu kurz noch zu<br />

eng sind und auch<br />

nicht zu viel Haut zeigen.<br />

Tina Knowles,<br />

die Mutter von Beyoncé,<br />

lancierte 2010<br />

bei Walmart eine<br />

Mode linie für Frauen<br />

über 50. 2015 präsentierte<br />

die aus dem<br />

TV-Tagesprogramm<br />

bekannte, mondäne<br />

britische TV-Mode ratorin<br />

Lorraine Kelly<br />

ihre erste laufsteg ­<br />

ins pirierte Kleiderlinie<br />

50+, die sie für<br />

JD Williams, ein auf<br />

Übergrössen ausgerichtetes<br />

Modehaus,<br />

entworfen hat. Der<br />

britische Modemarkt<br />

für Frauen über 50<br />

hat einen Wert von<br />

2.5 Milliarden Pfund<br />

pro Saison und wächst<br />

rasch. Doch bis jetzt<br />

haben trend orientierte<br />

Einzelhändler<br />

wie Zara und H&M<br />

noch keine zielgruppenspez­ifischen<br />

Linien<br />

ent worfen, was darauf<br />

hindeutet, dass 50+<br />

wohl ein Nischenmarkt<br />

bleiben wird.<br />

✖<br />

MEHR ZU MARKEN<br />

UND MÄRKTEN AUF<br />

SEITE 30


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 23<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

STOFFE, DIE<br />

SICH SELBST<br />

REPARIEREN<br />

Sie haben keine Lust<br />

mehr, Löcher in den<br />

Kleidern Ihrer Kinder<br />

zu stopfen? Geben<br />

Sie nicht auf, es gibt<br />

eine Lösung für Ihr<br />

Problem! Stoffe, die<br />

sich automatisch<br />

selbst reparieren, gehören<br />

zurzeit zu den<br />

viel versprechendsten<br />

Entwicklungen der<br />

gesamten Textilbranche.<br />

Smarte Stoffe<br />

mit der Fähigkeit zur<br />

«Selbstheilung»<br />

können letztlich zu<br />

langlebigen Produkten<br />

führen, die praktisch<br />

keine Pflege und<br />

weniger Ressourcen<br />

für Produktionsinfrastruktur<br />

benötigen.<br />

Sich selbst heilende<br />

Textilien sind eine<br />

verblüffende Erfindung,<br />

die auf diversen<br />

Ansätzen basieren.<br />

So können zum Beispiel<br />

nanotechnologische<br />

Strukturen<br />

selbstheilende<br />

Wirkstoffe abgeben<br />

(reversible Vernetzungen).<br />

Andere Ansätze<br />

basieren auf dem<br />

«Formgedächtniseffekt»,<br />

der Nanopartikelmigration,<br />

der<br />

Elektrohydrodynamik,<br />

der Leitfähigkeit und<br />

der sogenannten<br />

Co-Deposition.<br />

✖<br />

WEITERE INFOR­<br />

MATIONEN ZU E-TEXTILIEN<br />

AUF SEITE 44<br />

Über den oben stehenden<br />

QR-Code erfahren<br />

Sie mehr zu selbstheilenden<br />

Stoffen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 24


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 25<br />

Vor dem Hintergrund<br />

einer Just-in-Time-<br />

Lagerbewirtschaftung<br />

ist ein effizientes<br />

Manage ment der<br />

Lieferkette bei Fast<br />

<strong>Fashion</strong> un abdingbar.<br />

✖ MEHR ZUM THEMA AUF<br />

DEN SEITEN 30 UND 48


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 26<br />

NEUE MÄRKTE<br />

VIEL MEHR<br />

ALS NUR EIN<br />

HÜBSCHES<br />

GESICHT<br />

In den letzten Jahr en<br />

waren in der Modewerb<br />

u n g i m m e r h ä ufi g e r<br />

Prominente zu sehen.<br />

Egal ob Chanel, Louis<br />

Vuitton oder Burberry –<br />

das Image von Berühmt<br />

heiten repräsentiert<br />

für uns eine Marke<br />

besser, als es die<br />

spezifisch be worbenen<br />

Gegenstände<br />

selbst können. Die<br />

Unternehmen be werben<br />

so nicht nur ihre<br />

neusten Pro dukte,<br />

sondern vermitteln<br />

über den entfachten<br />

Medienhype auch,<br />

wofür ihre Marke steht.<br />

Als Michail Gorbatschow<br />

für Louis Vuitton<br />

warb, erreichte man<br />

jene Art von Aufmerksamkeit<br />

und Begeisterung,<br />

die heute als<br />

Gradmesser für Er folg<br />

gilt. Dass Kate Moss<br />

oder Cara Delevingne<br />

häufig in der Modewerbung<br />

eingesetzt<br />

werden, hat mehr mit<br />

der Art zu tun, wie<br />

sie Kun dinnen und<br />

Kunden inspirieren.<br />

Die Prominenten sind<br />

sich des Mecha nismus<br />

bewusst und nutzen<br />

ihn, um ihre eigenen<br />

Mode linien voranzubrin<br />

gen. So designt<br />

Kate Moss für das britische<br />

Label Topshop.<br />

Beyoncé hat ihre eigene<br />

Linie und Vic toria<br />

Beck ham schaffte<br />

den Sprung von der<br />

Sängerin zur einfluss ­<br />

reichen Designerin.<br />

✖ MEHR ZUM THEMA<br />

WERBUNG UND MARKETING<br />

AUF SEITE 30


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 27<br />

STANDPUNKTE<br />

ZU MODETRENDS<br />

3 /6<br />

M . A . S . O . N<br />

J . U . N . G<br />

ist Modedesigner in London. Seine konzeptionellen Projekte sind Teil<br />

von Ausstellungen und Installationen. Kürzlich etwa wurden sie im Museum<br />

Boijmans Van Beuningen und im Dover Street Market Ginza gezeigt. Er ist Dozent<br />

an der Universität Brighton und Gasttutor am Royal College of Art.<br />

Welche globalen Trends (etwa<br />

Digitalisierung) beeinflussen Ihrer<br />

Meinung nach zurzeit die Mode und<br />

den Modemarkt?<br />

Die Populärkultur und der Amateurismus.<br />

Durch die Entwicklung<br />

der Onlinekultur in den letzten zehn<br />

Jahren wurde die Welt eng vernetzt,<br />

alles lässt sich einfach und mit<br />

grosser Reichweite verbreiten. Alles,<br />

was viele Follower hat, ist von kommerziellem<br />

Wert. Popularität ist<br />

in der heutigen Gesellschaft ein<br />

Gradmesser für Erfolg.<br />

Um einen hohen Bekanntheitsgrad<br />

zu erreichen, müssen die Dinge<br />

einfach und auch für Menschen<br />

ohne Fachwissen nachvollziehbar<br />

sein. Dadurch verschwimmen die<br />

Grenzen zwischen «Amateurismus»<br />

und «Professionalität». Diese Entwicklung<br />

ist einerseits positiv zu<br />

beur teilen, kann aber auch bedrohliche<br />

Züge annehmen, wenn unreife<br />

Ansichten oder Halbwissen von den<br />

Massen geteilt werden. So gibt es<br />

viele einflussreiche Blogger und<br />

Stars, die Designer geworden sind,<br />

ohne ihr Metier zu beherrschen.<br />

Inwiefern verändern diese Trends<br />

die Mode und den Modemarkt?<br />

Das Streben nach Popularität hat zu<br />

einer Vereinheitlichung und Demokratisierung<br />

der Werte, Meinungen<br />

und sogar der Ästhetik geführt.<br />

Besonders in der Mode unter scheiden<br />

sich Kollektionen und Designs kaum<br />

noch. Marken setzen deshalb intensiv<br />

auf Public Relations.<br />

Als natürliche Gegenreaktion steigt<br />

die Nachfrage nach individuellem<br />

und originellem Design und echter<br />

Qualität. Hier kommen Modelabels<br />

ins Spiel, die sich mit ihren Ideen und<br />

Ansätzen von der Masse abheben<br />

und – so hoffe ich – nach und nach<br />

Einfluss auf den Massengeschmack<br />

nehmen werden.<br />

Woher schöpfen Sie die Inspiration<br />

für Ihre Designs und Kollektionen?<br />

Aus meinen eigenen Erfahrungen<br />

und den damit verbundenen Gedanken<br />

und Empfindungen. Hauptinspirationsquelle<br />

für meine Kreationen<br />

ist die «Selbstbeschränkung». Dabei<br />

habe ich mich vor allem an unserer<br />

männlichen Bekleidungskultur<br />

orientiert, die durch massgeschneiderte<br />

Sakkos und andere Konventionen<br />

geprägt ist.<br />

Ich greife gerne auf das Mittel<br />

der Ironie zurück, um meine Vorstellungen<br />

auf subtile und satirische<br />

Weise zu transportieren. So versuche<br />

ich, meine Aversion gegen Uniformität<br />

durch die Schönheit meiner<br />

Entwürfe zum Ausdruck zu bringen.<br />

✖ MASONJUNG.COM


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 28<br />

INTERVIEW VON <strong>GI</strong>SELLE WEISS freie Autorin<br />

<strong>GI</strong>SELLE WEISS Inwiefern unterscheidet sich<br />

die Modeindustrie von anderen Branchen?<br />

ROGER TREDRE Mode setzt sich über<br />

die meisten Regeln der Geschäftswelt<br />

hinweg. Früher versuchten die Unternehmen,<br />

beim Entwerfen der Kollektionen und beim<br />

Verkauf der Mode einen McKinsey-Ansatz<br />

zu fahren. Das hat nicht funktioniert. Heute<br />

ermöglichen es E-Commerce, Big Data<br />

und komplizierte Algorithmen, den Verbraucher<br />

besser zu verstehen, aber eine grosse<br />

Unbekannte gibt es immer. Und genau<br />

das macht Mode so faszinierend. Diese<br />

Ungewissheit kann aber bei den Menschen,<br />

die in dieser Branche arbeiten, auch für<br />

Nervosität sorgen.<br />

Sie haben Mode einmal als treibende<br />

Kraft der modernen Konsumkultur<br />

bezeichnet. Warum?<br />

ROGER TREDRE Im Jahr 2000 war<br />

ich Chefredakteur der Onlinetrendagentur<br />

WGSN. Wir stellten fest, dass sich unser<br />

Service nicht nur für die Modeindustrie<br />

selbst eignet, sondern für sämtliche Pro-<br />

MODEINDUSTRIE<br />

MODE<br />

VERKAUFT<br />

TRÄUME<br />

Gespannt erwarten Branchenbeobachter das Unerwartete.<br />

Dabei geht es aber nicht mehr nur um Mode. Auch bei Designund<br />

Herstellungs verfahren gibt es immer wieder Neues. Grossen<br />

Einfluss haben zurzeit E-Commerce, Modeblogger und Fast<br />

<strong>Fashion</strong>. Roger Tredre gibt Einblicke in ein riskantes Business.<br />

Einen Anzug von Dolce & Gabbana mit<br />

einem Botticelli-Motiv.<br />

Wer oder was beeinflusst die Mode?<br />

ROGER TREDRE Es gibt viele verschiedene<br />

Einflussfaktoren. Das wichtigste Event<br />

der Branche, das die Trends für die nächste<br />

Saison vorgibt, ist die Messe Première<br />

Vision. Zwei Mal im Jahr strömen Modeschöpfer<br />

aller Art nach Paris, um die neuen<br />

Stoffe und Farben der führenden und<br />

einflussreichsten Hersteller in Europa und<br />

rund um den Globus kennenzulernen.<br />

Was passiert, wenn die Markteinführung<br />

eines neuen Produkts kurz bevorsteht?<br />

ROGER TREDRE Dann läuft die Marketingmaschinerie<br />

auf Hochtouren. Bei Mode<br />

geht es darum, Träume zu verkaufen. Deshalb<br />

investieren Modeunternehmen viel Geld<br />

in Marketing und Werbung, was mittlerweile<br />

ganz neue Dimensionen angenommen hat.<br />

Neben reichlich Süssholzraspeln muss man<br />

sich gut mit Modebloggern stellen, Stars<br />

sponsern, damit diese die eigene Mode<br />

tragen, und Designern exorbitante Summen<br />

zahlen, damit sie auf dem Laufsteg Spektakuläres<br />

präsentieren, das die Fantasie<br />

anregt und Träume verkauft. Die Kunden<br />

werden zwar nicht gleich am nächsten Tag in<br />

die Geschäfte rennen, um eine 2000-Euro-<br />

Jacke zu kaufen, die sie gerade auf dem<br />

Laufsteg gesehen haben. Aber Modefans,<br />

ob jung oder alt, die über das nötige Kleingeld<br />

verfügen, werden den dazugehörenden<br />

Duft bei der nächsten Gelegenheit im Duty-<br />

Free-Bereich kaufen. Oder sie leisten sich<br />

die Tasche oder die Schuhe. Bestseller sind<br />

Accessoires und Parfum.<br />

Wie würden Sie – mal abgesehen von dieser<br />

vergleichsweise betuchten Klientel – das<br />

Zusammenwirken von Modemachern<br />

und Verbrauchern bei der Gestaltung von<br />

Mode beschreiben?<br />

ROGER TREDRE Verbraucher haben<br />

dank des Internets und der Möglichkeit,<br />

über den «Like»- oder «Dislike»-Button ihr<br />

Urteil zu fällen, mehr Macht als je zuvor.<br />

Sie nutzen die traditionellen Geschäfte nur<br />

noch als Showroom, schauen sich um,<br />

probieren etwas an und schiessen davon<br />

Fotos, die sie dann ihren Freunden zeigen.<br />

An schliessend gehen sie nach Hause und<br />

kaufen die Kleider im Internet zu einem<br />

günstigeren Preis. Gleichzeitig ist nichts<br />

so spannend wie ein schöner Laden, da<br />

können sich Onlineanbieter wie Net-a-<br />

Porter oder ASOS in Grossbritannien noch<br />

so anstrengen. Deshalb rüstet der Einzelhandel<br />

mit Cafés, einem höheren Erlebnisduktkategorien,<br />

die im weiteren Sinne mit<br />

Mode zu tun haben. Vor Kurzem verglich<br />

Apple-CEO Tim Cook die Tätigkeit von Apple<br />

mit der Arbeit eines Modeunternehmens<br />

und sprach dabei über die Wichtigkeit des<br />

Designs. Technologie ist die am schnellsten<br />

wachsende Produktkategorie der Welt.<br />

Daher ist der Einfluss der Mode auf diesen<br />

Bereich besonders faszinierend. Wenn man<br />

weiss, wie Mode funktioniert, kann man<br />

dieses Wissen auch allgemeiner auf andere<br />

Branchen wie beispielsweise Autos, Nahrungsmittel<br />

und den Einzelhandel anwenden.<br />

Auch die breite Öffentlichkeit hat das<br />

Thema Mode für sich entdeckt.<br />

ROGER TREDRE Das stimmt. Ich war<br />

gestern hier in London im Victoria & Albert<br />

Museum, wo kürzlich eine Ausstellung über<br />

den Renaissance-Künstler Sandro Botticelli –<br />

«Botticelli Reimagined» – eröffnet wurde.<br />

Ich erwartete, dort vor allem viele berühmte<br />

Meisterwerke bewundern zu können, die<br />

vor 500 Jahren entstanden sind. Aber was<br />

sah ich gleich im ersten Ausstellungsraum?


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 29<br />

faktor und Flagship stores mit Vorzeigecharakter<br />

auf.<br />

Wie beeinflusst die Entwicklung<br />

des Massenmarktes das Luxussegment?<br />

ROGER TREDRE Das Luxussegment<br />

steht unter dem Konkurrenzdruck des<br />

Massensegments, das mittlerweile auch<br />

höherwertige Stoffe verarbeitet und trendbewusste<br />

Mode entwirft. Es ist inzwischen<br />

sogar in der Lage, handgefertigte Elemente<br />

«Verbraucher haben<br />

dank des Internets<br />

und der Möglichkeit,<br />

über den ‹Like›- oder<br />

‹Dislike›-Button ihr<br />

Urteil zu fällen, mehr<br />

Macht als je zuvor.»<br />

einfliessen zu lassen, was ja zuvor ein Alleinstellungsmerkmal<br />

des Luxussektors war.<br />

Luxusmarken sind jedoch auch Life style-<br />

Marken und sich dessen sehr wohl bewusst.<br />

Und sie wollen ein Stück des Kuchens vom<br />

Massenmarkt abbekommen. Häufig war daher<br />

in den letzten Jahren der Begriff «Masstige»<br />

zu hören, der sich aus den Wörtern<br />

Massenmarkt und Prestige zusammensetzt.<br />

1992 schrieben Sie, dass die Unsicherheit<br />

weltweit viele wilde Geister in der Branche<br />

ausgebremst habe. Was war da los?<br />

ROGER TREDRE In Japan – damals ein<br />

wichtiger Exportmarkt für Luxusmode –<br />

verlor das Wachstum an Fahrt. Man suchte<br />

nach neuen Wachstumsquellen und fand<br />

sie in China. Es dauerte aber noch rund<br />

zehn Jahre, bis China die Entwicklung zeigte,<br />

die man sich erhofft hatte.<br />

Welchen Herausforderungen sieht sich<br />

die Modeindustrie gegenüber?<br />

ROGER TREDRE Die wichtigste Frage,<br />

die sich die Branche derzeit stellt, lautet:<br />

Muss der Modezyklus geändert werden? In<br />

den späten 1990er-Jahren führte Inditex, die<br />

spanische Muttergesellschaft von Zara, das<br />

Konzept Fast <strong>Fashion</strong> ein. Dabei werden<br />

die Modeläden fast wöchentlich mit neuen<br />

Produkten bestückt. Dies stellte die Modebranche<br />

vor eine grosse Herausforderung,<br />

da alle Akteure – Unternehmen, Designer<br />

und Hersteller – sofort nachziehen mussten.<br />

Und heute?<br />

ROGER TREDRE Mittlerweile ist es so<br />

weit, dass einige Luxusanbieter wie Burberry<br />

Roger Tredre<br />

ist Pathway Leader im Bereich Modejournalismus<br />

(MA <strong>Fashion</strong> Communication)<br />

am Central Saint Martins College der<br />

Kunsthochschule London (University of<br />

the Arts London) und Senior Consultant<br />

der Beijing Academy of Creative Arts. Von<br />

1999 bis 2007 war er Chefredakteur des<br />

Worth Global Style Network (wgsn.com),<br />

der Onlinetrendforschungsagentur für die<br />

internationale Modeindustrie.<br />

(vor allem auf der Londoner <strong>Fashion</strong> Week)<br />

ein «See now/Buy now»-Konzept für ihre<br />

Modenschauen planen. Kunden sollen<br />

die Show live im Netz verfolgen und im<br />

Anschluss gleich bestellen können.<br />

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es dazu kommen wird?<br />

ROGER TREDRE Wird dieses Konzept<br />

branchenweit umgesetzt, müssen die<br />

Produktionsprozesse komplett verändert<br />

werden. Ich glaube nicht, dass es dazu<br />

kommt. Viele grosse kontinentaleuropäische<br />

Marken haben gesagt, dass es sich um<br />

eine Spielerei handle. Die Idee der Modebranche,<br />

Träume zu verkaufen, erhalte<br />

ihren Reiz und Zauber nämlich auch dadurch,<br />

dass man die Kollektion während der<br />

Modenschau bereits zu sehen bekomme,<br />

dann aber noch warten müsse, bis man das<br />

Objekt der Begierde endlich kaufen kann.<br />

Besteht ein nennenswerter Unterschied<br />

zwischen Mode und Bekleidung?<br />

ROGER TREDRE Bekleidung funktioniert<br />

nicht ohne Mode. Bekleidung an<br />

sich umfasst doch nur Basic-Teile. Nehmen<br />

wir mal das Beispiel von Uniqlo, einem<br />

japanischen Einzelhändler mit grossen<br />

Ambitionen, der in den letzten Jahren einen<br />

kometenhaften Aufstieg hingelegt hat. Bei<br />

seinem Markteintritt in Grossbritannien<br />

war er ausschliesslich auf Bekleidung ausgerichtet.<br />

Hatte man ein Teil gekauft, war<br />

man auf sehr lange Zeit erstmal versorgt.<br />

Das Unternehmen erkannte aber, dass<br />

Bekleidung ohne einen Funken Mode<br />

uninteressant ist. Seitdem arbeitet Uniqlo<br />

mit einer Reihe von Designern zusammen,<br />

um sein Angebot an Basics mit einem<br />

Modeelement aufzupeppen.<br />

Wie ist das gesellschaftliche Verständnis<br />

oder auch Missverständnis von Mode?<br />

ROGER TREDRE Schenkt man der<br />

Filmkomödie «Zoolander» Glauben, tummeln<br />

sich in der Modebranche nur skurrile Typen,<br />

die unablässig Champagner schlürfen,<br />

Drogen nehmen und sich ständig völlig<br />

daneben benehmen. Von aussen betrachtet<br />

ist die Laufstegsaison wahnsinnig glamourös.<br />

Hinter den Kulissen gibt es jedoch<br />

viele Menschen, die extrem hart arbeiten.<br />

Es beeindruckt mich immer wieder aufs<br />

Neue, mit wie viel Engagement und Ausdauer<br />

sie sich ihrer Arbeit in der Modeindustrie<br />

widmen. Wenn man weiss, wie<br />

Mode funktioniert, kann man dieses Wissen<br />

auch allgemeiner auf andere Branchen<br />

wie beispielsweise Autos, Nahrungsmittel<br />

und den Einzelhandel anwenden.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 30<br />

MANAGEMENT DER LIEFERKETTE<br />

AUFSTIEG<br />

UND FALL<br />

VON<br />

MODE-<br />

FIRMEN<br />

Alles dreht sich um die Schlüsselfaktoren Angebot und Nachfrage. Für den<br />

langfristigen Erfolg müssen Modeunternehmen ihre Lieferkette und<br />

ihre Vertriebskanäle effizient organisieren und dabei das Image ihrer Marken – jenes<br />

der verkauften Kleider oder des Unternehmens selbst – sorgfältig pflegen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 31<br />

Marken sind oft nur kurzlebige<br />

Modeerscheinungen. Modefirmen<br />

sind jedoch mit Markenläden<br />

– wenn auch nicht<br />

mit Markenprodukten – zu langfristigem, weltweitem<br />

Erfolg gelangt. Der Schlüssel hierzu<br />

liegt in der Effizienz ihrer Lieferketten.<br />

Die Bedeutung der Lieferkette<br />

Zara (im Besitz von Inditex), und in geringerem<br />

Masse auch H&M sind Modehäuser, deren<br />

Läden – im Gegensatz zu ihren Kleidern – markengeschützt<br />

sind. Sie verkaufen Mode. Zara<br />

hat in der Modewelt mit seiner schnellen Lieferkette<br />

für Unruhe gesorgt. Sie erlaubt es<br />

dem Unternehmen, das Risiko kurzfristiger<br />

Modetrends zu reduzieren und seine Kleider<br />

ohne Abschlag abzusetzen, was Zara rentabel<br />

und wertvoll macht.<br />

Bisher hatten Modefirmen Kollektionen<br />

entworfen, Prototypen hergestellt, diese in<br />

die (meist ausgelagerte) Massenproduktion<br />

geschickt und dann die Läden beliefert – ein<br />

Prozess, der gut ein Jahr dauerte. Bis die<br />

Produkte schliesslich in den Verkauf gelangten,<br />

hatte das Unternehmen vielleicht den<br />

jüngsten Modetrend der Saison verpasst. Die<br />

Bestände mussten dennoch beworben und<br />

verkauft werden, weil die Aufträge für den<br />

Grossteil der Kollektion bereits an die Lieferanten<br />

ergangen waren. Dieser Prozess wird<br />

als «Push System» bezeichnet. Weitere Informationen<br />

zur Lieferkette auf Seite 48<br />

Zara hat die Lieferkette grundlegend neu<br />

erfunden: Für die Modetrends der kommenden<br />

Saison wartet die Firma erst die <strong>Fashion</strong><br />

Shows der exklusiven Modelabels ab (üblicherweise<br />

rund sechs Monate vor Beginn der<br />

Saison). Erst dann entwirft und produziert<br />

Zara Kleider in ihren Fabriken am Hauptsitz<br />

in Spanien; diese werden innerhalb weniger<br />

Wochen an die Läden ausgeliefert. Die Lieferkette<br />

und alle Läden sind im Besitz von Zara.<br />

Die Läden melden, was sich verkauft und was<br />

nicht. Das erlaubt Zara, nur herzustellen, was<br />

auch nachgefragt wird. Seine Designer sehen<br />

sich auf der Strasse oder in Internet-Blogs<br />

nach neuer Mode um, sodass sich die Kollektion<br />

im Verlauf der Saison weiterentwickeln<br />

kann. Mit diesem flexiblen Modell lassen sich<br />

modische Fehler sowie Verkäufe mit Abschlag<br />

vermeiden.<br />

Die Konkurrenz zieht nach<br />

Sämtliche Modehäuser, von Benetton und<br />

Vögele bis hin zu den edlen Modemarken,<br />

waren gezwungen, von diesem Modell zu lernen<br />

und ihre Lieferketten entsprechend anzupassen.<br />

Auch die Firma H&M, die in Schweden<br />

entwirft, die Produktion jedoch zwecks<br />

Reduktion der Kosten nach Asien auslagert,<br />

musste sich weiterentwickeln. Bei H&M steht<br />

zwar der Preis stärker im Zentrum als die Mode,<br />

aber die Produktion wurde dennoch näher<br />

an den Absatzmarkt zurückgebracht, um<br />

schneller zu sein. Für Aufträge, die weiterhin<br />

nach Asien vergeben werden, verlangt H&M<br />

kürzere Liefertermine. Die Firma hat zudem<br />

Capsule Collections – einmalige und streng<br />

limitierte Kollektionen – mit renommierten<br />

Modeschöpfern entwickelt, um das Kundeninteresse<br />

an H&M anzufachen.<br />

Der japanische Einzelhändler Uniqlo, der<br />

2005 von Fast Retailing übernommen wurde,<br />

betreibt ein hervorragendes Lagerbestands­<br />

Kontrollsystem und bringt damit die richtigen<br />

Produkte zur richtigen Zeit an den richtigen<br />

Ort. Indes verfügt Uniqlo nur über wenige<br />

Designs, die tendenziell einfacher und praktischer<br />

sind als jene von Zara oder H&M. Die<br />

Firma produziert ihre Kleider in Japan, lagert<br />

aber gewisse Arbeiten nach China aus. Uniqlo<br />

organisiert Sportanlässe, um Interesse für<br />

seine Marke zu generieren, und hat Tennisass<br />

Novak Djokovic als globalen Markenbotschafter<br />

engagiert.<br />

Exklusivere Modemarken haben derweil<br />

tendenziell weniger effiziente Lieferketten und<br />

geringere Volumen, was die Generierung von<br />

Renditen erschwert. Die vielversprechendsten<br />

Akteure werden oft von grossen Luxusgüterkonzernen<br />

akquiriert, die ihre Verhandlungsmacht<br />

in Bezug auf Werbung oder Immobilien<br />

für bessere Renditen nutzen.<br />

Luxusgüterfirmen setzen ihre Produkte<br />

mit Erfolg weltweit ab, doch auch Modeunternehmen<br />

erreichen mittlerweile globale Reichweite.<br />

H&M hat seine Wurzeln in Schweden<br />

und hat in Nordeuropa seinen Durchbruch<br />

gefeiert. Inzwischen hat H&M aber erfolgreich<br />

nach Südeuropa, China und in die USA expandiert.<br />

Dank globaler Wachstumschancen<br />

kann die Firma die Zahl ihrer Läden jährlich<br />

um 10 Prozent steigern. Zara verbuchte seine<br />

ersten Erfolge in Südeuropa und Lateinamerika,<br />

stiess später nach Asien, Russland und<br />

in andere Schwellenländer vor und ist nun<br />

auch in den USA präsent. Auch Zara erhöht<br />

die Zahl seiner Läden um 8 bis 10 Prozent<br />

pro Jahr. Inditex ist zum weltweit grössten<br />

Bekleidungsunternehmen avanciert, das einen<br />

Umsatz von über 20 Milliarden Euro erzielt<br />

und eine Markt kapitalisierung von 90 Milliarden<br />

Euro erreicht hat. H&M generiert einen<br />

Umsatz von rund 20 Milliarden Euro und weist<br />

eine Marktkapitalisierung von 50 Mil liarden<br />

Euro auf. Beide Unternehmen haben nur in<br />

einigen wenigen Märkten einen Anteil von<br />

über 5 Prozent. Siehe auch den Beitrag über<br />

Mode in Indien auf Seite 14<br />

Die Tücken des Erfolgs<br />

Obschon erfolgreiche Geschäftsmodelle existieren,<br />

gab es in der Geschichte der Mode auch<br />

Misserfolge. Einer der häufigsten Fehler ist<br />

übermässige Präsenz: Unter dem neuen CEO<br />

Michael Jeffries wurde Abercrombie & Fitch<br />

in den 1990er-Jahren zur Topmarke für Teenager.<br />

Läden mit lauter Musik und auf einer<br />

Bühne tanzenden Teens, Parfümduft und ein<br />

populäres Logo wurden weltweit zum Erfolg.<br />

Aber das Logo war übermässig präsent und<br />

verlor seinen «Teen Appeal» – die Kunden<br />

wendeten sich ab. Das Unternehmen bemüht<br />

sich nun schon seit fünf Jahren, seiner<br />

Weltweit grösste<br />

Bekleidungseinzelhändler<br />

Beide Firmen hatten bis 2010 eine ähnliche<br />

Marktkapitalisierung; danach stieg die von Inditex<br />

(Zara) steiler, während jene von H&M weiterhin<br />

mit dem bisherigen Tempo zunahm. Quelle: Bloomberg<br />

in Mrd. Euro<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Mai 01<br />

Marktkapitalisierung Inditex<br />

Marktkapitalisierung H&M<br />

Mai 05 Mai 10 Mai 15


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 32<br />

Marke neues Leben einzuhauchen.<br />

Siehe<br />

auch den Beitrag zu Marketing und Werbung<br />

im Modegeschäft auf Seite 26<br />

Ein ähnliches Schicksal erfuhr der US-<br />

Modeschöpfer Michael Kors. Die Marke Kors<br />

gehörte vor wenigen Jahren noch zu den<br />

Wachstumsspitzenreitern, Kors-Handtaschen<br />

waren sehr gefragt. Auf der Erfolgswelle baute<br />

das Unternehmen sein Ladennetz aggressiv<br />

aus und entwickelte eine breitere Produktpalette.<br />

Kors ging Ende 2 011 mit einem<br />

Aktienkurs von 24 US-Dollar an die Börse.<br />

Aufstieg und Fall<br />

von Abercrombie & Fitch<br />

Die Aktie von Abercrombie & Fitch durchlief in den<br />

letzten Jahren eine Berg- und Talfahrt. Sie erholte<br />

sich von einem starken Einbruch im Jahr 2009,<br />

bevor sie sich erneut auf eine dreijährige Talfahrt<br />

begab. Quelle: Bloomberg<br />

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die künftige<br />

Entwicklung. Die Wertentwicklung kann von Provisionen, Gebühren oder anderen<br />

Kosten sowie von Wechselkursschwankungen beeinflusst werden.<br />

in USD<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Jan<br />

97<br />

Jan<br />

00<br />

Jan<br />

03<br />

Jan<br />

06<br />

Aktienkurs Abercrombie & Fitch<br />

Jan<br />

09<br />

Jan<br />

12<br />

Jan<br />

15<br />

Wertschöpfung bei Burberry<br />

Die Marktkapitalisierung stieg zwischen 2002<br />

und 2008 relativ flach, versiebenfachte sich dann<br />

aber in den folgenden drei Jahren. Sie erreichte<br />

2014 bei knapp über 8 Milliarden Pfund ihren<br />

Zenit und gab 2015 wieder nach. Quelle: Bloomberg<br />

in Mrd. GBP<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Jul<br />

02<br />

Jul<br />

04<br />

Jul<br />

06<br />

Jul<br />

08<br />

Marktkapitalisierung Burberry<br />

Jul<br />

10<br />

Jul<br />

12<br />

Jul<br />

14<br />

Die Aktie erreichte im Sommer 2014 bei fast<br />

100 US-Dollar ihren Zenit. Doch auch diese<br />

Marke wuchs zu stark und wurde übertrieben<br />

präsent – zulasten von Beliebtheit und Umsätzen.<br />

Mittlerweile notieren die Michael­<br />

Kors-Aktien so tief wie seit Jahren nicht mehr.<br />

Die Firma schliesst Läden, setzt weniger auf<br />

Logoprodukte und fokussiert auf das Premiumsegment,<br />

um ihren früheren Glanz zurückzugewinnen.<br />

Der Erfolg einer Marke liegt in ihrer<br />

Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit.<br />

Hermès ist ein gutes Beispiel für eine konservativ<br />

bewirtschaftete und expandierende<br />

Marke, die mit ein Grund dafür ist, dass das<br />

Unternehmen eine der höchsten Bewertungen<br />

im Luxusgütersektor aufweist. Die 1984<br />

entworfene Birkin-Handtasche gehört nach<br />

wie vor zu den – sogar von <strong>Fashion</strong>istas –<br />

gesuchtesten Accessoires. Das Geheimnis<br />

ihrer Langlebigkeit: eine Warteliste von bis zu<br />

sechs Jahren, um das Stück zu kaufen!<br />

Burberry ist ein hervorragendes Beispiel<br />

für eine «abgenutzte» Marke, der die neue CEO<br />

Rose Marie Bravo zwischen 1997 und 2000<br />

zu neuem Glanz verhalf. In der Folge wurde<br />

das Check-Muster von Burberry-Produkten<br />

durch britische Fussballfans aber überexponiert,<br />

und überall tauchten billige Kopien auf.<br />

Doch unter dem Designer Christopher Bailey<br />

wurde die Marke ab 2001 frisch positio niert<br />

und zu einer modischen Luxusmarke erhoben.<br />

Das Logo wurde subtiler und wieder beliebter.<br />

Werbespots mit Kate Moss definierten das<br />

Image der Marke neu. Das Spektrum wurde<br />

um margenstärkere Accessoires, Duftstoffe<br />

und Babybekleidung erweitert. Der Umsatz<br />

stieg von 200 Millionen Pfund im Jahr 1997<br />

auf zuletzt 6 Milliarden Pfund. Doch nicht<br />

jeder Marke ist es möglich, in neue Produktkategorien<br />

vorzustossen. Weitere Informationen<br />

zu neuen Märkten für Kinder, Männer,<br />

Sport und 50+ auf den Seiten 07, 11, 15 und 22<br />

Fazit: Es kann sich durchaus lohnen, in<br />

Modeunternehmen zu investieren, sofern diese<br />

auf einer erfolgreichen Modewelle reiten, konservativ<br />

geführt sind oder sich von einem Rückschlag<br />

erholen. Wer jedoch einer langfristigen<br />

Underperformance vorbeugen will, muss auf<br />

übermässig hohe Investitionen und Markenmüdigkeit<br />

achten und die Lieferkette hinter<br />

dem Geschäfts modell genau analysieren.<br />

Verkäufe ohne Abschläge sind der Schlüssel<br />

zu profitablem Wachstum. Die Globalisierung<br />

bietet erfolgreichen Unternehmen grossartige<br />

Wachstumschancen.<br />

Wir danken Nandeep Karande von Credit Suisse Business Analytics (India)<br />

für seinen Beitrag zu diesem Artikel.<br />

Kors: Wie gewonnen …<br />

Der Kurs der Kors-Aktie verdoppelte sich in den<br />

Jahren 2012 und 2013 und stieg 2014 weiter.<br />

Auf den Höchststand des Titels dieses exklusiven<br />

Modeschöpfers folgte aber ein ebenso steiler<br />

Kurseinbruch, nachdem die Marke zu aggressiv<br />

gewachsen war und an übermässiger Präsenz litt.<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die künftige<br />

Entwicklung. Die Wertentwicklung kann von Provisionen, Gebühren oder anderen<br />

Kosten sowie von Wechselkursschwankungen beeinflusst werden.<br />

in USD<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Dez 11 Dez 12 Dez 13 Dez 14 Dez 15<br />

Aktienkurs Michael Kors<br />

Julie Saussier<br />

ist als Senior Equity Research Analyst<br />

bei Credit Suisse Investment Solutions<br />

und Products für den Sektor Nicht-<br />

Basiskonsum güter zuständig. Sie<br />

arbeitet seit 14 Jahren als Research­<br />

Analystin und stiess 2015 zu Credit<br />

Suisse. Sie hat einen Master in Business<br />

and Management der Université<br />

Paris-Dauphine und einen Master in<br />

Corporate Finance der EM Lyon<br />

Business School, Frankreich. Sie ist<br />

Chartered Financial Analyst (CFA).


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 33<br />

STANDPUNKTE<br />

ZU MODETRENDS<br />

4 /6<br />

E . L . L . E . N<br />

S . I . D . E . R . I<br />

ist Gründerin und Geschäftsführerin von ESP Trendlab. Das Trendlab<br />

ist eine Sparte der Trendforschungs- und -beratungsagentur<br />

Ellen Sideri Partnership in New York und spürt für über 1000 führende<br />

Marken weltweit bahnbrechende Designtrends auf und analysiert sie.<br />

Welche globalen Trends (etwa<br />

Digi talisierung) beeinflussen<br />

Ihrer Meinung nach die Mode und<br />

den Modemarkt?<br />

Der freie Informationsfluss und die<br />

allgemeine technologische Entwicklung<br />

verändern alles, auch den<br />

weltweiten Modemarkt. Dieser Dynamik<br />

können sich auch früher etablierte<br />

Systeme nicht entziehen. Aktuell<br />

ist eine regelrecht Establishmentfeind<br />

liche Bewegung zu beobachten,<br />

nicht nur in der Politik. In Frage<br />

gestellt sind auch Publikationen,<br />

Presse und Medien, Arbeitsweisen,<br />

Ehe, Familienplanung, Sexualität,<br />

Medizin, Gesundheitswesen, Fitness,<br />

Ernährung und vieles mehr. Wir<br />

stehen am Anfang einer neuen Ära,<br />

wie in den 1960er- und 1970er-Jahren,<br />

als mit der Vergangenheit gebrochen<br />

wurde. Zeiten wie diese verändern<br />

unser Leben für immer. Man braucht<br />

keine hellseherischen Fähigkeiten<br />

zu haben, um zu erkennen, dass eine<br />

Zeit des Wandels angebrochen ist.<br />

Wir alle können es fühlen.<br />

Inwiefern verändern diese Trends<br />

die Mode und den Modemarkt?<br />

Aus all diesen Herausforderungen<br />

erwachsen neue Methoden und<br />

Ideen, neue Lebensstile und auch<br />

neue Möglichkeiten für Design, das<br />

seiner Zeit voraus ist. Der Technologieboom,<br />

3D-Design, funktionale<br />

Mode, neue Stoff- und Materialoptionen,<br />

saisonunabhängiges<br />

Design und Onlineshopping sind<br />

erst die ersten Anzeichen des grossen<br />

Wandels der Modeindustrie. Die<br />

Zukunft hält noch viel mehr bereit.<br />

Woher schöpfen Sie die Inspiration<br />

für Ihre Designs und Kollektionen?<br />

Als Trendforscher betrachten wir<br />

viele Inspirationsquellen: Laufsteg,<br />

Trends im Einzelhandel, Farben<br />

und Design, Kunst, Medien und Popkultur.<br />

Ebenso im Auge behalten<br />

wir Designentwicklungen ausserhalb<br />

der Modeindustrie, wie zum Beispiel<br />

technologische, wissenschaftliche<br />

und architektonische Trends oder<br />

religiöse Strömungen. Ein aufmerksamer<br />

Beobachter kann daraus<br />

wichtige Hinweise auf Veränderungen<br />

ableiten. Wenn wir zudem das Gesamtbild<br />

nicht aus den Augen verlieren,<br />

lassen sich Konsum- und Kulturtrends,<br />

politische Bewegungen, Lifestyles<br />

und andere Strömungen erkennen,<br />

die die Welt auf viel höherer<br />

Ebene beeinflussen. Der Wunsch nach<br />

Freiheit, die globale Erwärmung, fairer<br />

Handel und die Schwellenländer haben<br />

Einfluss auf uns alle. Wir berücksichtigen<br />

alles bei unserer Arbeit und<br />

lassen uns davon anregen.<br />

✖ ESPTRENDLAB.COM


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 34<br />

MODE IN CHINA<br />

DIE<br />

EVOLUTION<br />

IST<br />

IM GANGE<br />

Chinas Fertigungssektor floriert, aber im Einzelhandel lässt der Erfolg auf sich warten –<br />

insbesondere in der inländischen Modebranche. Die Konsumenten<br />

bevorzugen ausländische Marken, Belieferung und Vertrieb können problematisch sein,<br />

der Markt ist stark fragmentiert und natürlich auch hart umkämpft.<br />

Die Produkte aus dem Fertigungssektor sind in China<br />

ausgereifter als diejenigen im Einzelhandel, weil die<br />

Entwicklung des chinesischen Einzelhandelsmarkts im<br />

Vergleich zum vorgelagerten Fertigungssektor recht<br />

spät einsetzte. Die chinesischen Bekleidungsproduzenten beliefern<br />

nicht nur ihr eigenes Land, sondern seit den 1970er-Jahren auch<br />

die gesamte übrige Welt. Als Erstausrüster (OEM) und Original-<br />

Design-Produzenten (ODM) bedienen sie sowohl den Massenmarkt<br />

wie auch das Hochpreissegment mit ihren Erzeugnissen und Markenprodukten.<br />

Die Jeans als Beispiel auf Seite 12 Für Walmart produzieren<br />

in China über 10 000 Lieferanten; das Unternehmen lässt somit<br />

den Grossteil seiner Waren, einschliesslich Kleider, in China herstellen.<br />

Auch andere auf den Massenmarkt ausgerichtete Brands wie<br />

Gap, Levi’s, H&M oder Uniqlo lassen einen Teil ihrer Mode in China<br />

produzieren. Dasselbe galt in den vergangenen Jahren aber auch für<br />

Luxusmarken wie Armani, Bally, Dolce & Gabbana, Marc Jacobs und<br />

Prada. Die Markenmode von Unternehmen wie Ports 1961, die in<br />

China entworfen und produziert wird, schaffte es gar bis an die <strong>Fashion</strong><br />

Weeks in New York, Paris und Mailand. Doch trotz des anerkannten<br />

handwerklichen Könnens und der Fertigungskompetenzen<br />

scheint der chinesische Einzelhandel immer noch nicht über genügend<br />

eigene landesweit präsente Modelabels zu verfügen – und das vor<br />

allem im Luxussegment, wo ausländische Marken dominieren.<br />

Im Einzelhandel für Markenmode war die Konkurrenz in den<br />

1990er-Jahren vor allem bei der Konfektionsware gross. Damals standen<br />

noch Preise und Material und weniger Stil und Farben im Vordergrund.<br />

Marken wie Giordano und Bossini nutzten die modernen<br />

Produktionsstandorte und gingen zu einer bedarfsorientierten Produktlieferung<br />

an die Verkaufsstellen über, womit Lagerbestände und<br />

Kosten tief gehalten wurden, um preislich wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Diese Unternehmen bauten ihre Geschäftstätigkeit im Heimmarkt<br />

China meist auf den eigenen, im Ausland gemachten Produkterfahrungen<br />

auf, was für eine gewisse Zeit auch funktionierte. Allerdings<br />

gelang es ihnen nicht, ihr Einzelhandelsnetzwerk schnell genug aus-


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 35<br />

zubauen. Die Gründe waren unter anderem stark fragmentierte Lieferketten<br />

und die unstrukturierte Einzelhandelsbranche. Mehr zu den<br />

Modelieferketten auf Seite 48 Die operativen Herausforderungen<br />

liessen die Gewinne dieser Einzelhandelsketten, die ohnehin schon<br />

mit kleinen Margen zu kämpfen hatten, rasch dahinschmelzen.<br />

Der Wettbewerb verschärft sich<br />

Mit dem steigenden Konsumwachstum der vergangenen 20 Jahre hat<br />

sich der Wettbewerb im Einzelhandel verschärft, insbesondere nachdem<br />

China 2001 WTO-Mitglied wurde. Geprägt wird dieser Wettbewerb<br />

sowohl durch inländische Einzelhändler, die mittlerweile selbst produzieren,<br />

als auch durch neue Marktteilnehmer aus dem Ausland. Die<br />

«Der chinesische Einzelhandel<br />

scheint immer noch nicht<br />

über genügend eigene landesweit<br />

präsente Modelabels zu<br />

verfügen – und das vor allem<br />

im Luxussegment.»<br />

Sportbekleidungsmarken Anta, Dongxiang und Lining sowie die Männermodemarken<br />

Lilang und Septwolves sind inländische Einzelhändler,<br />

die ihre Waren selbst produzieren. Die meisten dieser Marken kamen<br />

erst nach 2007/08 an die Börse. Sie betreiben selbst Geschäfte und<br />

sind auch im Grosshandel verankert, um so innerhalb kürzerer Zeit mehr<br />

Marktanteile zu erlangen. Da im umfangreichen und unstrukturierten<br />

Grosshandelssystem eine eigene Lagerbewirtschaftung jedoch nicht<br />

möglich ist, gerieten die Produktumsätze der meisten dieser Marken<br />

2011 und 2012 unter Druck. Damals erreichte das Umsatzwachstum<br />

im chinesischen Einzelhandel zum letzten Mal einen Höhepunkt. Mehr<br />

zu Herren- und Sportbekleidung auf den Seiten 11 und 15<br />

Egal ob Massen- oder Luxusware – zu den neuen ausländischen<br />

Marktteilnehmern im Mode-Einzelhandel zählen die meisten internationalen<br />

Brands wie Abercrombie & Fitch, H&M, Tommy Hilfiger, Uniqlo<br />

und Zara sowie auch Armani, Burberry, Chanel, Hermès, Louis<br />

Vuitton oder Prada. Um das Markenbewusstsein zu steigern, hat die<br />

Mehrheit der internationalen Marken in China ihre Vorzeigeläden in<br />

den sogenannten «First-Tier»-Städten eröffnet, die punkto Bevölkerungszahl<br />

und Wohlstand über dem Durchschnitt liegen. Da sämtliche<br />

Medien- und zahlreiche Unterhaltungskonzerne in Peking beheimatet<br />

sind, finden dort auch oft die bedeutendsten Modeschauen statt.<br />

Mehr zu Modemarketing und Werbung auf Seite 26 Im Gegensatz zu<br />

Peking, wo bei Modeanlässen vor allem die Medienwirksamkeit im<br />

Zentrum steht, ist Schanghai die eigentliche Modemetropole Chinas.<br />

Die meisten internationalen Marken sind dort mit mehr als einem<br />

Geschäft in den Einkaufsmeilen und Shoppingcentern vertreten, während<br />

man die kleinen Marken und lokalen Designer eher in den altehrwürdigen<br />

Quartieren findet. An der seit 2003 jährlich stattfindenden<br />

Shanghai <strong>Fashion</strong> Week präsentieren führende Designer sowie neue<br />

Talente ihre Produkte und versuchen, ein Gespür für den chinesischen<br />

Markt zu bekommen.<br />

Da die internationalen Modemarken das Luxussegment in China<br />

dominieren, konzentriert sich die Mehrheit der einheimischen Modeunternehmen<br />

auf das Massengeschäft, um so den direkten Wettbewerb<br />

mit diesen starken Marken zu meiden. Weil ihnen aber die<br />

Erfahrung als Einzelhandelskette fehlt, konnten die meisten bislang<br />

keine genügend starke Markentreue aufbauen, um in China die kritische<br />

Masse zu erreichen. Daher verfügt keiner dieser Anbieter über<br />

hohe Marktanteile im inländischen Mode-Einzelhandel. Bei den lokalen<br />

Handelsketten, die so stark gewachsen sind, dass sie sich im mittleren<br />

bis oberen Marktsegment einen Namen machen konnten – wie<br />

etwa Esprit und Ports 1961 –, handelt es sich vorwiegend um übernommene<br />

ausländische Marken: Esprit wurde 1968 in Kalifornien und<br />

Ports 1961 im gleichen Jahr in Toronto gegründet. China ist von<br />

unterschiedlichen geografischen Gegebenheiten und vielen Kulturen<br />

in verschiedenen Provinzen geprägt. Zudem ist der Wohlstand in China<br />

ungleich verteilt. Daher kann es für Konsumgütermarken schwierig<br />

sein, in diesem hart umkämpften Markt überregionale Bedeutung<br />

zu erlangen. Eine der auffälligsten Eigenschaften des chinesischen<br />

Einzelhandels ist die Fragmentierung, die auch in weiten Teilen der<br />

vorgelagerten Lieferkette eine Rolle spielt.<br />

Eine Nische finden<br />

In den letzten zehn Jahren tauchten auch Nischendesigner auf, die<br />

mit Entschlossenheit ihre Marken aufbauen – neben der Massenmode,<br />

die für die Einzelhandelsketten produziert wird. Sie setzen dabei<br />

auf den Wohlstandseffekt bei den Konsumenten, der aufgrund des<br />

anhaltenden Wirtschaftswachstums entstanden ist. Diese Designer<br />

halten die typischen traditionellen Stickereien hoch und beziehen<br />

diese in ihre Entwürfe ein, was Zeit und Können in der Herstellung<br />

voraussetzt. Daher ist auch fast keiner von ihnen in der Massenproduktion<br />

tätig. Ma Ke, die persönliche Designerin der First Lady Peng<br />

Liyuan, ist ein Paradebeispiel für eine solche Nischendesignerin. Ihr<br />

Label Wuyong erlangte fast so viel Berühmtheit wie sie selbst: Im<br />

staatlichen Fernsehen waren die Kleider der First Lady, die sie bei<br />

Staatsbesuchen im Ausland trug, zur Hauptsendezeit sichtbar. Guo<br />

Pei ist eine weitere Designerin, die sich mit ihren fernöstlich angehauchten<br />

und oft mit aufwendigen Stickereien versehenen Kollektionen<br />

einen Namen gemacht hat.<br />

Da mittlerweile vor allem in den Megastädten wie Peking und<br />

Schanghai das Interesse an grossen internationalen Marken nachlässt,<br />

steigt die Nachfrage nach innovativerer und authentischerer Mode.<br />

Dies könnte das Wachstum bezahlbarer Nischenprodukte künftig<br />

begünstigen. Für einen Vergleich mit dem indischen Modemarkt siehe<br />

Seite 14<br />

«In den letzten zehn Jahren<br />

tauchten auch Nischendesigner<br />

auf, die mit Entschlossenheit<br />

ihre Marken aufbauen – neben<br />

der Massenmode der Einzelhandelsketten.»<br />

Selina Sia<br />

Head of Greater China Equity Research<br />

+852 2841 4036<br />

selina.sia@credit-suisse.com


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 36<br />

1.378<br />

Billi nen<br />

Globaler Bekleidungs-<br />

Retailmarkt, 2015<br />

2015 betrug der Umsatz im globalen<br />

Bekleidungs-Einzelhandelsmarkt<br />

1.378 Billionen US-Dollar, was<br />

dem Bruttoinlandprodukt Spaniens<br />

(2014) entsprach.<br />

Quelle: Marketline, Weltbank<br />

USD<br />

3.3<br />

3.7 Mrd. USD<br />

ABERCROMBIE & FITCH USA<br />

8.2 Mrd. USD<br />

PVH USA<br />

Mrd. USD<br />

AMERICAN EAGLE<br />

OUTFITTERS USA<br />

6.2 Mrd. USD<br />

NEXT<br />

GROSSBRITANIEN<br />

7.6 Mrd. USD<br />

RALPH LAUREN USA<br />

11.4 Mrd. USD<br />

LIMITED BRANDS USA<br />

USA 11.07%<br />

20.3 Mrd. USD<br />

ZARA SPANIEN<br />

Die weltweit<br />

grössten<br />

Mode-Einzelhändler,<br />

2014<br />

Sechs der zehn weltweit<br />

grössten Private-Label-<br />

Retailer (d. h. von Anbietern,<br />

die die gesamte<br />

Wertschöpfungskette von<br />

der Produktion bis zum<br />

Einzelhandel abdecken)<br />

sind US-Firmen. Zusammen<br />

erzielten sie 2014<br />

einen Umsatz von<br />

51 Milliarden US-Dollar.<br />

GAP, der grösste USamerikanische<br />

Private-<br />

Label-Retailer und die<br />

globale Nummer drei,<br />

war für ein Drittel dieses<br />

Betrags verantwortlich.<br />

Quelle: Fast Retailing<br />

13.9 Mrd. USD<br />

UNIQLO JAPAN<br />

<strong>16</strong>.4 Mrd. USD<br />

GAP USA<br />

17.9 Mrd. USD<br />

H&M SCHWEDEN<br />

15 %<br />

Aufstieg der Schwellenländer<br />

Die Modebranche profitiert vom steigenden<br />

Wohlstand der Mittelklassen in Schwellenländern.<br />

1996 waren H&M-Läden nur in Europa zu<br />

finden. 2014 generierte H&M 15% des Umsatzes<br />

in Schwellenländern. Quelle: H&M<br />

Grossbritannien 7.5%<br />

%<br />

des Gesamtumsatzes<br />

von<br />

H&M, 2014<br />

Frankreich 6.92%<br />

Schweden 4.8%<br />

Niederlande 4.1%<br />

Italien 3.94%<br />

Spanien 3.78%<br />

Schweiz 3.7%<br />

Belgien 2.2%<br />

Übrige 8.3%<br />

Deutschland 19.8%<br />

Norwegen 3.0%<br />

Österreich 2.9%<br />

Dänemark 2.8%


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 37<br />

E-Commerce wird wichtiger<br />

Mit der Digitalisierung hat der E-Commerce in den letzten Jahren rasant an<br />

Bedeutung gewonnen und wird dies auch künftig tun. Konventionelle Läden<br />

werden aber nicht verschwinden. Der Einzelhandel wird künftig ein Modell<br />

nutzen, das für Verkauf und Interaktion mit den Kunden nahtlos zwischen<br />

Online- und Offline-Kanälen hin- und herwechselt. Quelle: US Census Bureau<br />

Nachhaltigkeit lohnt sich<br />

Konsumenten erwarten von Firmen immer öfter, dass sie soziale Verantwortung<br />

übernehmen, rezyklierte Materialien einsetzen oder in Projekte<br />

gegen Armut oder Ausbeutung investieren. Für Unternehmen können<br />

sich Investitionen in Nachhaltigkeit lohnen: Konsumenten sind zunehmend<br />

bereit, für nachhaltige Produkte mehr zu bezahlen. Quelle: Nielsen<br />

300<br />

25%<br />

70<br />

60<br />

250<br />

20%<br />

50<br />

40<br />

30<br />

200<br />

15%<br />

20<br />

10<br />

150<br />

0<br />

100<br />

50<br />

10%<br />

5%<br />

Asien-<br />

Pazifik<br />

Naher<br />

Osten/ Afrika<br />

Lateinamerika<br />

Nordamerika<br />

2011 2014<br />

Anteil Antwortende, die bereit sind, für Produkte/Dienstleistungen sozial<br />

verantwortlicher Firmen mehr zu bezahlen<br />

Europa<br />

0<br />

in Mrd.<br />

USD<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

0%<br />

2014 <br />

Anteil Konsumenten, die in den letzten sechs Monaten mindestens ein(e)<br />

Produkt/Dienstleistung von einer sozial verantwortlichen Firma gekauft haben<br />

China 38.6%<br />

EU 25.6%<br />

US-Gesamteinzelhandelsumsatz<br />

mit Kleidern/<br />

Accessoires,<br />

in Mrd. USD<br />

%<br />

Anteil an weltweiten<br />

Bekleidungsexporten<br />

Anteil E-Commerce<br />

an US-Gesamteinzelhandelsumsatz<br />

mit Kleidern/Accessoires,<br />

in %<br />

Führende Bekleidungsexporteure,<br />

2013<br />

China und die Europäische Union sind mit einem Anteil<br />

von fast zwei Dritteln an den globalen Kleiderexporten<br />

die beiden weltweit wichtigsten Exporteure. 2013 zählte<br />

die europäische Textilindustrie rund 185 000 Unternehmen<br />

mit 1.7 Millionen Angestellten. Die wichtigsten<br />

Akteure sind Deutschland und Portugal.<br />

Quelle: Welthandelsorganisation, Weltbank, Eurostat, Europäische Kommission<br />

Bangladesch 5.1%<br />

Vietnam 3.7%<br />

Indien 3.7%<br />

Türkei 3.3%<br />

Übrige 20%<br />

Demografische Alterung könnte<br />

Modebranche bremsen<br />

Die Gesamtausgaben der US-Haushalte für Bekleidung sind von 1990 bis<br />

2014 gestiegen, was sich positiv auf das Wachstum des Modemarkts<br />

auswirkte. Weil ältere Menschen jedoch weniger für Kleider ausgeben als<br />

junge, könnte die demografische Alterung die Expansion des Modemarkts<br />

in den letzten Jahren gebremst haben und dies auch künftig tun.<br />

Quelle: US Consumer Expenditure Survey, US Bureau of Labor Statistics, US Bureau of Economic Analysis<br />

Durchschnittliche jährliche US-Haushaltsausgaben für Bekleidung<br />

nach Alter der Referenzperson, bereinigt um Preisveränderungen<br />

2500<br />

2250<br />

2000<br />

1750<br />

1500<br />

1250<br />

1000<br />

750<br />

500<br />

250<br />

0<br />

in<br />

USD<br />

1990<br />

2014<br />

unter<br />

25 25–34 35–44 45–54 55–64 65–74<br />

1990 gaben<br />

Haushalte mit<br />

einer Referenzperson<br />

im Alter<br />

von unter 25<br />

Jahren mehr für<br />

Bekleidung aus<br />

als solche mit<br />

einer Referenzperson<br />

im Alter<br />

von 65 bis 74.<br />

2014 war dies<br />

umgekehrt.<br />

Die Ausgaben<br />

sind in Haushalten<br />

mit einer<br />

Referenzperson<br />

im Alter von 35<br />

bis 44 Jahren<br />

am höchsten.<br />

2014 gaben<br />

diese Haushalte<br />

durchschnittlich<br />

2250 US-Dollar<br />

aus (1990: 2287<br />

US-Dollar).<br />

Die Durchschnittsausgaben<br />

stiegen<br />

von 961 US-<br />

Dollar (1990) auf<br />

1417 US-Dollar<br />

p. a. (2014). Dies<br />

ist immer noch<br />

833 US-Dollar<br />

weniger als ein<br />

Haushalt mit<br />

Referenzperson<br />

im Alter von 35<br />

bis 44 Jahren.<br />

75 und<br />

älter


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 38<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

WENIGER<br />

IST<br />

MEHR<br />

Mode gibt ein gutes Gefühl. Sie macht seriös, chic oder sexy.<br />

Sie zeigt, dass wir mit der Zeit gehen. Was heute alle wollen,<br />

ist morgen out. Den Preis zahlen oft die Arbeiter in Produktionsländern<br />

und die Umwelt. Das Museum für Kunst und Gewerbe<br />

Hamburg widmet der dunklen Seite der Mode eine Ausstellung.<br />

INTERVIEW VON JONATHAN HORLACHER Credit Suisse<br />

Auf welche Problembereiche<br />

sind Sie gestossen?<br />

CLAUDIA BANZ Ein wichtiges Thema<br />

ist die Ökologie. Zum Beispiel werden entlang<br />

der textilen Kette – also von der Ressource<br />

bis zum Recycling oder Downcycling –<br />

etwa 20 000 verschiedene Chemikalien eingesetzt.<br />

Damit gehört die Textilindustrie<br />

zu den sieben grossen umweltverschmutzenden<br />

Industrien.<br />

Welche ökologischen Probleme sehen Sie<br />

sonst noch?<br />

CLAUDIA BANZ Wasser spielt in jeder<br />

Hinsicht eine bedeutende Rolle. Einerseits<br />

die Verschwendung von Wasser, weil<br />

die Ressourcen sehr viel Wasser benötigen.<br />

Dies betrifft vor allem die Baumwolle,<br />

aber auch die Tierwolle, denn die Nutztiere<br />

brauchen Trinkwasser und sie brauchen<br />

Weideflächen, die wiederum Wasser benötigen.<br />

Andererseits die verschmutzten<br />

Abwässer, die durch den bereits erwähnten<br />

Einsatz unzähliger Chemikalien bei der<br />

Herstellung von Textilien entstehen. Wir<br />

müssen uns bewusst sein, dass wir mit dem<br />

Import von Kleidung durch die Hintertür<br />

Chemikalien nach Europa holen, die in der<br />

EU durch REACH (Registration, Evaluation,<br />

Authorisation and Restriction of Chemicals)<br />

eigentlich verboten sind, in den asiatischen<br />

Produktionsländern hingegen nicht.<br />

Wie steht es um den Arbeitsschutz?<br />

CLAUDIA BANZ In Ländern wie Bangladesch,<br />

Vietnam oder Indonesien sind<br />

die Textil- und Bekleidungsindustrie tragende<br />

Säulen der Wirtschaft. Es ist nicht im<br />

JONATHAN HORLACHER Letztes Jahr<br />

kuratierten Sie die Ausstellung «Fast<br />

F a s h i o n . Die Schattenseiten der Mode».<br />

Was waren Ihre Beweggründe?<br />

CLAUDIA BANZ Wir verstehen uns<br />

sowohl als Mode- wie auch als Designmuseum.<br />

Als 2013 dieser schreckliche<br />

Unfall in Bangladesch passierte und die<br />

Textilfabrik Rana Plaza einstürzte, waren<br />

wir uns einig, dass wir uns mit diesem<br />

Thema auseinandersetzen müssen.<br />

Was schwebte Ihnen vor?<br />

CLAUDIA BANZ Von Anfang an wollten<br />

wir keine klassische Modeausstellung<br />

machen, sondern, wie bei uns üblich, einen<br />

kritischen Designdiskurs führen. Und da<br />

wird auch immer nach den Produktionsbedingungen<br />

und nach Aspekten der Nachhaltigkeit<br />

gefragt. So entstand die Idee,<br />

jene Seite von Mode zu thema tisieren, die<br />

normalerweise gerade nicht im Vordergrund<br />

steht, die nicht glamouröse Seite.<br />

«Wir müssen uns<br />

bewusst sein, dass wir<br />

mit dem Import von<br />

Kleidung durch die<br />

Hintertür Chemikalien<br />

nach Europa holen,<br />

die in der EU verboten<br />

sind.»<br />

Interesse der Politik und teilweise sogar<br />

verboten, dass sich die Arbeiterinnen<br />

und Arbeiter gewerkschaftlich organisieren<br />

und zum Beispiel einen Mindestlohn einfordern.<br />

Denn dadurch würde sich das Risiko<br />

erhöhen, dass die ganze Karawane weiterzieht,<br />

an einen Ort, wo sich Kleidung<br />

noch billiger produzieren lässt, etwa Myanmar<br />

oder Äthiopien, überhaupt ganz Afrika.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 39<br />

Die meisten Branchen durchlaufen in<br />

ihrer Geschichte einen Prozess von einer<br />

«schmutzigen» hin zu einer aufgeklärteren<br />

und weniger verschmutzenden Produktion.<br />

Warum sollte das bei der Modebranche<br />

anders sein?<br />

CLAUDIA BANZ Ein Hemmnis ist<br />

mög licherweise, dass es sich bei der<br />

Textilindus trie um eine sogenannte Pionierindustrie<br />

handelt. Das heisst, man kann mit<br />

relativ geringem Aufwand ein Business<br />

aufbauen. Es reicht, ein paar Nähmaschinen<br />

in eine Halle zu stellen. Die positive Kehrseite<br />

davon: Die Textilindustrie gibt vielen<br />

Menschen die Möglichkeit, zu arbeiten<br />

und ein bisschen Geld zu verdienen, gerade<br />

auch den Frauen. Auch wird für mehr<br />

Sicherheitsstandards gekämpft, aber wie<br />

wir alle wissen, geht es am Ende doch<br />

immer um den Profit.<br />

Wer ist für die Exzesse der Massenmode<br />

verantwortlich?<br />

CLAUDIA BANZ Das ist eine sehr<br />

grosse Frage, die sich nicht auf die Schnelle<br />

beantworten lässt. Für mich sind vier<br />

Parteien relevant: die Produzenten beziehungsweise<br />

die Unternehmer, die Politiker,<br />

die Designer und natürlich haben auch die<br />

Konsumenten eine grosse Verantwortung.<br />

Der Konsument sollte seine Macht wesentlich<br />

stärker nutzen. Etwa, indem er mit<br />

den Füssen abstimmt, wie man im Englischen<br />

so schön sagt, und nicht in jenen<br />

Läden einkauft, die keine nachhaltigen<br />

Produkte führen. Für mich stehen nicht nur<br />

die Unternehmen in der Pflicht, sondern<br />

jeder trägt eine gewisse Mitschuld.<br />

Bei der Verantwortung der Konsumenten<br />

geht es vor allem um den Preis der<br />

Kleidung. Ist nachhaltig und günstig<br />

in Ihren Augen ein Gegensatz?<br />

CLAUDIA BANZ In unserer Ausstellung<br />

sind wir genau dieser Frage auch nachgegangen,<br />

warum Kleidung so günstig sein<br />

kann. Es ist ein Trugschluss, dass sich<br />

die Mode zwingendermassen verteuert,<br />

wenn die Löhne erhöht werden. Die Lohn-,<br />

Produktions- und Transportkosten machen<br />

bei der Kleidung nur einen sehr kleinen<br />

Teil des Endpreises aus. Den grössten Anteil<br />

haben Marketing und Profit. Es geht also<br />

vor allem um die Gewinnspanne. Insofern<br />

schliessen sich Nachhaltigkeit und günstige<br />

Preise meiner Meinung nach nicht aus.<br />

Doch man muss wirtschaftlich umdenken<br />

und genau das ist ein Problem.<br />

Gilt das für günstige Massenware wie<br />

auch für Luxusmode?<br />

Dr. Claudia Banz<br />

Die promovierte Kunsthistorikerin und<br />

Autorin zahlreicher Publikationen ist<br />

seit 2011 Leiterin der Sammlung Kunst<br />

und Design im Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg. Zuvor war sie<br />

Kuratorin an international renommierten<br />

Museen, etwa den Staatlichen Museen<br />

zu Berlin, den Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden und dem Museum<br />

Kunstpalast in Düsseldorf.<br />

CLAUDIA BANZ Unsere Recherche hat<br />

gezeigt, dass zum Beispiel in Bangladesch<br />

in derselben Fabrik T-Shirts für die billige<br />

«Fast <strong>Fashion</strong>» und für Modeunternehmen<br />

aus dem oberen Preissegment gefertigt<br />

werden. Eine traurige Erkenntnis.<br />

Unterdessen messe die Luxusgüterindustrie<br />

dem Thema Nachhaltigkeit mehr<br />

Bedeutung zu, war kürzlich in der «New<br />

York Times» zu lesen. Stimmen Sie zu?<br />

CLAUDIA BANZ Ja, grundsätzlich setzen<br />

sich die Unternehmen immer stärker für<br />

«Grundsätzlich setzen<br />

sich die Unternehmen<br />

immer stärker für<br />

Transparenz ein.»<br />

Transparenz ein und in diesem Zusammenhang<br />

auch für eine nachhaltige Produktion<br />

auf allen Stufen der textilen Wertschöpfungskette.<br />

Mit dem Ziel «sauberere» Stoffe zu<br />

verwenden, das Arbeitsumfeld sicherer<br />

zu gestalten und den Klimawandel zu<br />

berücksichtigen, werden sogar sogenannte<br />

Direktoren für Nachhaltigkeit»<br />

eingestellt …<br />

CLAUDIA BANZ Wie ernsthaft diese<br />

Bemühungen tatsächlich sind, lässt<br />

sich wohl erst in etwa fünf Jahren beurteilen.<br />

Dann kann man Zwischenbilanz ziehen.<br />

Nicht zu vergessen ist auch, dass Nachhaltigkeit<br />

unterdessen zum Lifestyle gehört.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

CLAUDIA BANZ Das Marketing hat<br />

längst erkannt, dass sich mit Nachhaltigkeit<br />

oder auch mit vermeintlich nachhaltig<br />

produ zierten Produkten viel Geld verdienen<br />

lässt. Es hört sich immer gut an, wenn<br />

ein Kleidungsstück «nachhaltig produziert»<br />

ist, doch leider taugen die wenigsten<br />

Güte siegel wirklich etwas. Aber wenn<br />

Nachhaltigkeit heute bei vielen zum Lifestyle<br />

gehört – und Mode ist ja ein wichtiger<br />

Bereich des Lifestyle –, dann würde sich<br />

das Modebusiness perfekt eignen, um<br />

mittelfristig eine echte nachhaltige Produktion<br />

zu schaffen. Das Wissen ist da, die<br />

Möglichkeiten sind da, es geht nur darum,<br />

ob die Unternehmen tatsächlich daran<br />

interessiert sind, das durchzusetzen.<br />

Wenn von Nachhaltigkeit die Rede ist,<br />

geht es dann vor allem um die Produktionsbedingungen<br />

oder um die Materialien?


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 40<br />

CLAUDIA BANZ Um alles. Um nachhaltige<br />

Materialien, nachhaltige Produktion<br />

und natürlich auch um die soziale Nachhaltigkeit,<br />

also eine faire Entlöhnung.<br />

Aber nachhaltige Mode hat auch den Ruf,<br />

ein bisschen handgestrickt zu sein, oder?<br />

CLAUDIA BANZ Tatsächlich kommen<br />

schnell Erinnerungen an die 1970er-Jahre<br />

auf, Jute statt Plastik. Dadurch wird dieser<br />

Modezweig in die Aschenbrödel-Ecke<br />

gedrängt. Zu Unrecht, es hat sich viel getan.<br />

Zum Beispiel?<br />

CLAUDIA BANZ Im Rahmen der Berliner<br />

<strong>Fashion</strong> Week gibt es seit 2006 den<br />

Greenshowroom. Dort wird offensichtlich,<br />

dass beim Look die nachhaltige Mode<br />

der ursprünglichen Mode in nichts nachsteht.<br />

Ausserdem wird an den Modehochschulen<br />

das Thema Nachhaltigkeit<br />

immer<br />

stärker in die Ausbildung<br />

integriert.<br />

Das ist eine sehr<br />

erfreuliche Entwicklung,<br />

denn auch<br />

die Designer haben<br />

eine Verantwortung.<br />

Steht Mode<br />

nicht ohnehin im<br />

Widerspruch<br />

zu Nachhaltigkeit?<br />

Immerhin benötigt<br />

sie im Vergleich zur<br />

überlebensnotwendigen Kleidung<br />

zusätzliche Ressourcen und<br />

Arbeitsleistung.<br />

CLAUDIA BANZ Die Notwendigkeit,<br />

sich zu kleiden, und den Wunsch, dabei<br />

modisch auszusehen und daher permanent<br />

zu konsumieren, also Mode und Kapitalismus,<br />

das haben grosse Soziologen wie<br />

Werner Sombart seit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

immer zusammen gedacht.<br />

Aber natürlich müssen wir uns die Frage<br />

stellen: Wie wichtig ist Mode überhaupt? Ist<br />

sie nicht eigentlich überflüssig?<br />

Fragen, die sich vor allem die<br />

Gesellschaftstellen muss, oder?<br />

CLAUDIA BANZ Tatsächlich ist auch ein<br />

Umdenken seitens der Designer angesagt,<br />

und dieses Umdenken muss sich dann<br />

wieder in der Gesellschaft verbreiten. Gerade<br />

im Hinblick auf die «Fast <strong>Fashion</strong>»,<br />

die fast alle zehn Tage eine neue Kollektion<br />

herausbringt, müssen wir entscheiden:<br />

Wie viel brauche ich wirklich?<br />

Es werden laufend neue Bedürfnisse<br />

geschaffen.<br />

«Wir sind<br />

der Frage<br />

nachgegangen,<br />

warum Kleidung<br />

so günstig<br />

sein kann.»<br />

CLAUDIA BANZ Ja, umso wichtiger ist<br />

die Frage, ob ich jeden Monat ein komplett<br />

neues Outfit brauche. Die Devise könnte<br />

auch heissen: Weniger ist mehr! Die<br />

bekannte niederländische Trendforscherin<br />

Li Edelkoort sagte einmal: «Mode ist tot.»<br />

Damit hat sie ihre Kollegen sehr schockiert.<br />

Ihrer Meinung nach müssten die Designer<br />

wieder mehr über Bekleidung und weniger<br />

über Mode nachdenken.<br />

«Mangel und Überfluss» war auch<br />

ein Thema der Ausstellung. Was haben<br />

Sie gezeigt?<br />

CLAUDIA BANZ Wir haben veranschaulicht,<br />

wie viel Kleidung wir kaufen und<br />

wie viel wir entsorgen. In Deutschland beispielsweise<br />

beträgt der Neukonsum pro<br />

Person jährlich 27 Kilogramm, gleichzeitig<br />

werden knapp 15 Kilo<br />

Kleidung entsorgt.<br />

Im europäischen<br />

Durchschnitt sind es<br />

20 Kilo Neukonsum<br />

gegenüber knapp<br />

8 Kilo Altkleidung.<br />

Was passiert<br />

mit den<br />

Altkleidern?<br />

CLAUDIA BANZ<br />

Die Entsorgung ist<br />

inzwischen zu einem<br />

globalen Handel geworden.<br />

Eindrücklich<br />

zeigt das der wunderbare Film «Unravel»<br />

von Meghna Gupta. Darin geht es um<br />

Panipat, eine Stadt nördlich von Delhi, wo<br />

sich der weltweit grösste Sammelplatz<br />

für Altkleidung befindet. In Panipat findet<br />

Downcycling im grossen Stil statt. Noch<br />

tragfähige Secondhandkleidung wird zu<br />

billigsten Hilfsdecken verarbeitet.<br />

Wie Sie bereits gesagt haben: Die<br />

dunkle Seite der Mode geht uns alle etwas<br />

an. Welche Reaktionen der<br />

Ausstellungsbesucher haben Sie am<br />

meisten überrascht?<br />

CLAUDIA BANZ Das Feedback war<br />

durchwegs extrem positiv. Am meisten<br />

beeindruckt hat mich jedoch eine ältere<br />

Dame. Sie war sehr berührt von der Ausstellung,<br />

vor allem vom Schicksal der Textilarbeiterinnen,<br />

die sehr wenig verdienen.<br />

Deshalb hat sie zusammen mit Freundinnen<br />

rund 70 000 Euro gesammelt und einer<br />

NGO gespendet, die sich dafür einsetzt,<br />

die sozialen Bedingungen der Textilarbeiterinnen<br />

zu verbessern. Das hat mich ganz<br />

enorm beeindruckt und gefreut.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 41<br />

NACHHALTIGE BAUMWOLLE<br />

Wie durstig Baumwollpflanzen sind, zeigt der Aralsee. Seit Mitte des<br />

20. Jahrhunderts wurde ihm Wasser für die künstliche Bewässerung<br />

riesiger Anbauflächen in Kasachstan und Usbekistan entnommen.<br />

Seit 1960 hat der Aralsee 85 Prozent seiner Fläche und mehr als<br />

90 Prozent des Volumens verloren. Heute ist der einst viertgrösste<br />

Binnensee der Welt eine Salzwüste. Die Austrocknung des Sees gilt<br />

als eine der grössten vom Menschen verursachten Umwelt-<br />

HAND-<br />

SCHLAG<br />

DER<br />

HOFFNUNG<br />

Heute ist nachhaltig produzierte Mode chic und angesagt. Davon profitieren<br />

die Kunden im Laden und die Baumwollbauern auf dem Feld. Dass sich damit<br />

auch Geld verdienen lässt, zeigen kleine Labels und grosse Detailhändler.<br />

TEXT RUTH HAFEN freie Autorin<br />

Kaum etwas lassen wir so nahe an unseren Körper wie<br />

Baumwolle. Sie ist das Rohmaterial für 40 bis 50 Prozent<br />

aller Textilien und die wichtigste natürliche Faser.<br />

Verglichen mit synthetischen Fasern ist sie sehr saugfähig<br />

und kann bis zu 65 Prozent ihres Gewichts an Wasser aufnehmen.<br />

Stoffe aus Baumwolle gelten als hautfreundlich und wenig aller gen.<br />

So positiv die Eigenschaften der Baumwollfaser sind, so problematisch<br />

ist ihre Gewinnung. Das grösste Problem: der Wasserverbrauch. WWF<br />

Global bezeichnet Baumwolle neben Reis, Zuckerrohr und Weizen als<br />

«thirsty crop», als durstige Pflanze. Der WWF rechnet vor, dass für<br />

ein Kilo Baumwolle (ergibt etwa ein T-Shirt und eine Jeans) mehr als<br />

20000 Liter Wasser verbraucht werden. Auch der Verbrauch von<br />

Insektiziden und Pestiziden ist beachtlich: Obwohl Baumwolle auf nur<br />

etwa 2.4 Prozent der weltweiten Landwirtschaftsfläche angebaut wird,<br />

kommen hier 24 Prozent der weltweiten Insektizide und 11 Prozent<br />

der Pestizide zum Einsatz. Diese wiederum verschmutzen das Grundwasser<br />

und bedrohen die Gesundheit der Menschen. Mehr dazu,<br />

wie man druckt statt färbt und so Millionen Liter Wasser spart, lesen Sie<br />

auf Seite 61<br />

Vom Aralsee zur Salzwüste


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 42<br />

katastrophen. Angesichts dieser beunruhigenden Fakten erstaunt<br />

es nicht, dass immer mehr Konsumenten und Hersteller sich für<br />

ökologische und nachhaltige Produkte einsetzen. Eine davon ist die<br />

Amerikanerin Yael Aflalo. Aflalo, Exmodel, Designerin und CEO von<br />

Reformation, einem 2009 von ihr gegründeten «seltenen Hybrid aus<br />

Fast <strong>Fashion</strong> und Nachhaltigkeit» («Forbes»), beschreibt in einem<br />

Gastbeitrag auf time.com den Moment ihres Umdenkens: eine Fabrikbesichtigung<br />

in China, wo sie die dortigen Arbeits- und Umweltbedingungen<br />

erlebte. Als sie dann noch herausfand, wie viel Wasser es<br />

für ein einziges T-Shirt braucht, beschloss sie, ihre Kleider fortan<br />

nachhaltig fertigen zu lassen. Das Motto ihrer Marke: «Wir machen<br />

hammer Kleider, ohne dabei die Umwelt zu erschlagen» (We make<br />

killer clothes that don’t kill the environment). Das Unternehmen generierte<br />

2014 einen Umsatz von 25 Millionen US-Dollar und zählt zu<br />

seinen Kundinnen It-Girls wie Taylor Swift oder Rihanna. Noch besser:<br />

Supermodel Karlie Kloss zählte zu den Investorinnen in der zweiten,<br />

12-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde des Unternehmens, die im<br />

April 2015 über die Bühne ging. Über weitere umweltschonende<br />

Ansätze bei der Kleiderproduktion lesen Sie auf Seite 59<br />

Mit Biobaumwolle zum Marktführer<br />

Ein Schweizer Beispiel zeigt, dass Nachhaltigkeit auch bei Grossen<br />

wichtig ist. Das Coop-Label Naturaline besteht seit 1993, seit 1995<br />

wird nur Biobaumwolle verwendet. Nachdem Coop in der Schweiz im<br />

Bereich Food mit dem Label Naturaplan Pionierarbeit geleistet hatte,<br />

folgte Oecoplan beim Non-Food mit Reinigungsprodukten und Hygieneartikeln.<br />

Schon beim Start von Naturaline war klar, dass man mit einem<br />

Partner, der Remei AG, zusammenarbeiten würde. Diese produziert<br />

nachhaltige Textilien aus Biobaumwolle und organisiert von der Masstabelle<br />

bis zur Lieferung den ganzen Prozess. Besiegelt wurde die<br />

Kooperation symbolträchtig per Handschlag auf einem indischen<br />

Baumwollfeld. Später kam noch Tansania als Lieferant hinzu. Aber<br />

wieso überhaupt Baumwolle? Emanuel Büchlin, Einkaufsleiter Textil<br />

Standards<br />

bioRe-Standard = Das Textil-Label zeichnet Bio -<br />

baumwoll-Textilien der Schweizer Firma Remei AG<br />

aus. Der Standard regelt die Weiterverarbeitung<br />

der Biobaumwolle aus den eigenen Anbauprojekten<br />

in Indien und Tansania.<br />

SA 8000 = Der Sozialstandard Social Accountability<br />

8000 wurde 1997/98 von der US-NGO Social<br />

Accountability International (SAI) auf Basis der internationalen<br />

Menschenrechtskonvention und der<br />

Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

IAO (ILO) entwickelt. Er ist eine international verbreitete<br />

Zerti fizierungsnorm mit einer Reihe strenger<br />

Standards, unter anderem der Einführung menschenwürdiger<br />

Arbeitsbedingungen, Vereinigungsfreiheit<br />

und dem Verbot von Kinderarbeit und Diskriminierung.<br />

Der SA 8000 überprüft die Einhaltung sozialer<br />

Mindeststandards in produzierenden Unternehmen<br />

und verantwortet weltweit die Zertifizierung von<br />

Fabriken, die durch unabhängige Zertifizierungsorganisationen<br />

realisiert wird.<br />

Quelle: Lexikon der Nachhaltigkeit<br />

Unternehmensporträts<br />

Coop = Gegründet als Genossenschaft 1864, 1969<br />

umbenannt in Coop. Die Coop-Gruppe ist das grösste<br />

Detail- und Grosshandelsunternehmen der Schweiz.<br />

Dazu gehören Detailhandels unternehmen in der<br />

Schweiz sowie Grosshandels- und Produktionsunternehmen<br />

im In- und Ausland. Gesamtumsatz Gruppe<br />

2015: CHF 26.9 Mrd.<br />

bioRe ® Stiftung = Gegründet 1997. Fördert bio lo gische<br />

und biodynamische Landwirtschaft. Unterstützt<br />

bedürftige Bauernfamilien in Ländern des Südens.<br />

bioRe India Ltd und bioRe Tanzania Ltd arbeiten direkt<br />

mit den Baumwollbauern zusammen.<br />

Reformation = Gegründet 2009. Fast <strong>Fashion</strong> aus<br />

nachhaltigen Stoffen, teils Neukreationen auf Basis von<br />

Vintagekleidern. Umsatz 2014: USD 25 Mio.<br />

Remei AG = Gegründet 1983, Sitz im schweizerischen<br />

Rotkreuz. Produziert nachhaltige Textilien aus<br />

Biobaumwolle. Umsatz 2014/2015: CHF 23.1 Mio.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 43<br />

bei Coop: «Jährlich werden weltweit unglaubliche 25 Millionen Tonnen<br />

Baumwolle angepflanzt – ein Drittel aller Textilfasern. Bei den Naturfasern<br />

bringt es die Baumwolle auf 75 Prozent. Zwischen 70 und<br />

80 Prozent unserer Produkte sind aus Baumwolle.» Daraus erwächst<br />

dem Unternehmen eine ökologische und soziale Verantwortung. Und<br />

wieso gerade Tansania? «Tansania ist ein relativ wichtiges Land im<br />

Baumwollanbau, aber vor allem ist die Produktion dort zu 100 Prozent<br />

gentechfrei. Naturaline will gentechfreie Kleidung produzieren. Sowohl<br />

aus Tansania wie auch aus Indien haben wir Baumwolle, die nach dem<br />

nachhaltigen bioRe-Standard angebaut und verarbeitet wird. In Indien<br />

wird das Thema Gentech allmählich zum Problem, weil dort weit<br />

über 97 Prozent der Baumwolle gentechnisch verändert ist.» Auf den<br />

Feldern der Stiftung bioRe, von der die Remei AG ihre Baumwolle<br />

«Angesichts der beunruhigenden<br />

Fakten erstaunt es nicht, dass<br />

sich immer mehr Konsumenten<br />

und Hersteller für nachhaltige<br />

Produkte einsetzen.»<br />

beziehe, werde im Unterschied zur herkömmlichen Baumwollproduktion<br />

auch die Fruchtfolge betrieben – also zwischen Baumwolle und<br />

Chili oder Mais abgewechselt, was dem Boden zugutekomme und<br />

immer mehr Anhänger finde, so Büchlin. Ausserdem lege Coop Wert<br />

darauf, einen möglichst grossen Teil des Herstellungsprozesses im<br />

Land selber zu behalten. Die Produkte würden dann auf dem Seeweg<br />

in die Schweiz in die Endproduktion geliefert, fügt er an.<br />

Neben ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten beinhaltet<br />

Nachhaltigkeit auch den sozialen Aspekt, der für Coop ebenso wichtig<br />

ist. Momentan arbeiten im Coop-Baumwolleprojekt auf den Feldern<br />

von Indien und Tansania etwa 7000 Bauern, eine Zahl, die Büchlin<br />

nicht ohne Stolz erwähnt. «Wir stellen auch in der textilen Kette den<br />

Mensch in den Vordergrund. Deshalb wollen wir bei der Verarbeitung<br />

von Textilien die Umweltbelastung minimieren und die Gesundheit der<br />

Arbeitenden sichern. Wir bestehen darauf, dass sämtliche Kernnormen<br />

der ILO eingehalten werden. Um für Coop Naturaline produzieren zu<br />

dürfen, müssen Textilverarbeitungsunternehmen mindestens «Business<br />

Social Compliance Initiative»-auditiert sein und mittelfristig<br />

die SA-8000-Zertifizierung erreichen. Mit der Kontrolle haben wir ein<br />

externes Unternehmen beauftragt.»<br />

Frauen treiben die Entwicklung<br />

Immer mehr Konsumentinnen machen sich Gedanken darüber, woher<br />

ihre Nahrung und ihre Bekleidung kommen und wie diese das Klima<br />

beeinflussen. Bewegungen wie Slow Food oder Veganismus sind der<br />

beste Beweis dafür. Und die Kunden sind heute vermehrt bereit, für<br />

fair Produziertes mehr zu zahlen. Büchlin definiert die Naturaline-Kernzielgruppe<br />

denn auch als «modebewusste, moderne Frau, die Wert<br />

darauf legt, wie etwas verarbeitet wurde». Coop setzt im Marketing<br />

auf ein bekanntes Schweizer Gesicht: Ex-Miss-Schweiz Melanie<br />

Winiger ist seit 2008 Markenbotschafterin für Naturaline, seit 2014<br />

kreiert sie selbst für das Label «bequeme Mode für Menschen, die<br />

ihren eigenen Stil haben und denen eine umweltgerechte, faire Pro-<br />

Emanuel Büchlin<br />

arbeitet seit über 20 Jahren bei Coop.<br />

Als Einkaufsleiter Textil definiert er<br />

die strategischen Vorgaben für den<br />

Einkauf und setzt sie in Kontakt mit<br />

Geschäftspartnern, Behörden, Verbänden<br />

und NGOs um. Er ist Mitbegründer<br />

und operativer Leiter von Coop Naturaline<br />

und steuert diese für Coop sehr<br />

wichtige Erfolgsposition. Seit 2013 ist<br />

er Stiftungsrat der BioRe-Stiftung.<br />

duktion wichtig ist». Winigers erklärtes Ziel ist es, faire und ökologische<br />

Mode aus der «Seide-Wolle-Bast-Ecke» herauszuführen.<br />

Als Naturaline in den Markt eintrat, musste Coop diese Produkte<br />

noch subventionieren. Sie hätten, so Büchlin, «diese Artikel in einer<br />

Vollkostenrechnung so nicht auf den Markt bringen können. Das ist<br />

heute anders. Heute sind wir absolut konkurrenzfähig. Wir befinden<br />

uns in einer mittleren Preislage, aber unsere ökologisch und fair produzierten<br />

Produkte bleiben 20 bis 25 Prozent teurer».<br />

Büchlin ortet in der Schweiz Wachstumspotenzial für Naturaline.<br />

Liegt der Jahresumsatz mit Naturaline-Produkten derzeit noch bei<br />

60 Millionen Schweizer Franken, plant der Grossverteiler bis 2020<br />

einen Sprung auf 100 Millionen. Um das zu erreichen, will Coop die<br />

Produktpalette zusammen mit der Remei AG internationalisieren. Ein<br />

Blick in die Naturaline-Strategie 2025 zeigt, dass Coop auch weiterhin<br />

auf den Schwerpunkt Baumwolle setzt, auch wenn Mischungen<br />

mit Modal und anderen Viskosefasern durchaus Potenzial attestiert<br />

wird. Eine weitere Linie mit zertifizierter Bioseide ist bereits lanciert.<br />

Was können andere Branchen von der Mode- und Textilbranche<br />

lernen, wenn es um Nachhaltigkeit geht? Für Emanuel Büchlin sind<br />

das vorwiegend folgende Aspekte: ressourcenschonende Prozesse,<br />

Menschenrechte und Mitarbeiterzufriedenheit entlang der ganzen Wertschöpfungskette.<br />

Yael Afl alo fordert, dass Unternehmen Nachhaltigkeit<br />

nicht als zusätzliches Plus betrachten, sondern als Standard. Den von<br />

Kunden gerne geforderten Konsumverzicht erachtet sie als unrealistisch.<br />

Sie fi ndet, den Anforderungen der Nachhaltigkeit nachzukommen, sei<br />

Sache der Unternehmen.<br />

Dieser Artikel basiert auf einem Interview mit Emanuel Büchlin.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 44<br />

TECHNO-TEXTILIEN<br />

DI<strong>GI</strong>TALISIERUNG<br />

BEEINFLUSST<br />

DIE MODE<br />

UND WIE WIR<br />

EINKAUFEN<br />

Bisher ging es vor allem um den Look. Wohlbefinden war nur ein psychologisches Nebenprodukt<br />

eines erfolgreich projizierten Images. Mit dem Einzug smarter Kleider und Textilien erhält das<br />

«gute Feeling» eine völlig neue Bedeutung im Bereich Gesundheit und Wellness. Die Modebranche<br />

hat die Integration moderner Technologien spät aufgegriffen. Jetzt stehen wir aber am Anfang<br />

der vielleicht ultimativen Verschmelzung von Form und Funktion.<br />

Dass sich Technologie auf die Mode auswirkt, ist alles<br />

andere als eine neue Erkenntnis. In der Geschichte der<br />

Bekleidungs- und Textiltechnologie gab es zahlreiche<br />

grössere Veränderungen in der Herstellung und im<br />

Vertrieb. Zu den Innovationen zählen Kunstfasern wie Polyester, Nylon<br />

und Vinyl sowie Erfindungen wie der Reissverschluss und Velcro –<br />

oder Gore-Tex, das 1969 erfunden wurde bei der Forschung im Chemiesektor.<br />

Heute wird Mode zunehmend von der Digitalisierung der<br />

Gesellschaft und Wirtschaft beeinflusst. Ein Beispiel sind in Bekleidung<br />

eingearbeitete Radio-Frequency-Identifica tion-Chips (RFID), mit denen<br />

sich der Weg der Kleider von der Produktion bis in den Laden<br />

verfolgen lässt und die belegen, dass man tatsächlich einen Markenartikel<br />

und nicht eine billige Fälschung erstanden hat. Dank RFID<br />

lassen sich verlegte Kleidungsstücke zudem einfach wiederfinden.<br />

Modebranche integriert neue Technologien nicht schnell genug<br />

Heute eröffnet die Vereinbarkeit von Technologie und Mode unzählige<br />

Möglichkeiten und eine Vision für die Zukunft, die vom E-Einzelhandel<br />

über E-Textilien bis hin zu «intelligenten», in 3D-Druck gefertigten Stoffen<br />

reicht. In der Produktion kommt bereits Computerdesign zum Einsatz<br />

und an Modeschauen oder in Onlinevideos werden schon Prototypen<br />

von 3D-Druck-Kleidern gezeigt. Francis Bitonti, ein New Yorker<br />

Pionier der digitalen Mode, hat sich jüngst auf den Einsatz modernster<br />

Herstellungstechniken für Mode, Schmuck und Accessoires konzentriert<br />

und unter anderem ein 3D-Druck-Kleid für Dita von Teese<br />

und ein Paar gedruckte Schuhe produziert. Er macht kein Geheimnis<br />

daraus, dass die konventionelle Modebranche seines Erachtens neue<br />

Technologien zu langsam aufgreift. Mehr zu 3D-Druck-Kleidern auf<br />

Seite 51<br />

Der E-Commerce ist bereits gut etabliert, könnte nun aber nochmals<br />

Auftrieb erhalten. Ersatzstücke wie Unterwäsche und Jeans<br />

werden bereits via Internet erworben – oft wegen tieferer Preise und,<br />

in geringerem Umfang, wegen der Zeitersparnis. Der Ablauf ist ganz<br />

einfach, vor allem wenn Sie Ihre Grösse kennen. Was aber, wenn Sie<br />

eine spezifische Marke oder sogar ein massgeschneidertes Teil<br />

möchten? Dafür gibt es bald eine Lösung: Lassen Sie Ihren Körper


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 45<br />

einscannen und benutzen Sie Ihre Masse bei Ihrem Besuch im<br />

Onlineshop. Die gekauften Stücke werden anschliessend direkt zu<br />

Ihnen nach Hause geliefert.<br />

Robo-Mannequins mit Ihren Körpermassen<br />

Ein Pionier der innovativen Biorobotik ist das 2010 gegründete Unternehmen<br />

Fits.me, das im Juli 2015 von Rakuten Inc., einem global<br />

führenden E-Commerce-Akteur, übernommen wurde. Die Firma erregt<br />

zurzeit viel Aufmerksamkeit, nachdem sie eine Partnerschaft mit dem<br />

Einzelhändler Hawes & Curtis eingegangen ist. Ihre «virtuelle Umkleidekabine»<br />

trägt zur Lösung des grössten Problems im E-Commerce<br />

mit Bekleidung bei – nämlich, dass Kunden die Kleider vor dem Kauf<br />

nicht anprobieren können. Das wandlungsfähige Robo-Mannequin der<br />

Website macht sich Ihre Körpermasse und -form zu eigen und führt<br />

Ihnen die gewählten Stücke vor. So sehen Sie 1:1, wie sie Ihnen passen<br />

würden. Die Site ist derart erfolgreich, dass sich die Bekleidungsumsätze<br />

des deutschen Online-Einzelhändlers Quelle verdreifachten,<br />

während die Zahl der Rücksendungen um 28 Prozent fiel. Ein Blick<br />

in die virtuelle Umkleidekabine auf Seite <strong>16</strong><br />

Revolutionäre E-Textilien<br />

Eine weitere Revolution ist die Entwicklung von E-Textilien oder Smart<br />

Textiles. Sie integrieren digitale Komponenten, die dem Träger Zusatznutzen<br />

bieten. Rebeccah Pailes-Friedman vom Pratt Institute<br />

definierte sie wie folgt in einem Gespräch mit Rebecca Gaddis, publiziert<br />

am 7. Mai 2014 auf der Forbes-Website: «Intelligente Textilien<br />

sind revolutionär, weil sie viele funktionale Eigenschaften haben, die<br />

traditionellen Stoffen abgehen. Sie kommunizieren, passen sich an,<br />

leiten Strom und können sogar wachsen.»<br />

Therapeutische Textilien sind ein Beispiel hierzu. Die Haut ist das<br />

einzige Körperorgan, das direkt mit unseren Kleidern in Kontakt<br />

kommt. Da der Hautkontakt über längere Zeiträume erfolgt, brächten<br />

uns Textilien, welche die Haut oder sogar den Körper heilen oder<br />

schützen, einen klaren Zusatznutzen. Therapeutische Stoffe eröffnen<br />

neue Ansätze und gewinnen dank ihrer vielen Vorteile und positiven<br />

« Heute eröffnet die Vereinbarkeit<br />

von Technologie und Mode<br />

unzählige Möglichkeiten und<br />

eine Vision für die Zukunft,<br />

die vom E-Einzelhandel bis hin<br />

zu E-Textilien reicht. »<br />

Ihre Unterwäsche liegt Ihnen am nächsten, weshalb Sie sie beim Kauf<br />

wohl mit besonderer Sorgfalt auswählen. Künftig werden Sie dies<br />

noch selektiver tun, denn Unterwäsche und weitere Kleidungsstücke<br />

können viel mehr, als nur ein Gefühl von Tragekomfort und Gut-angezogen-Sein<br />

zu generieren. Statt eines Blicks in den Spiegel können<br />

Sie Ihre Kleider fragen, wie es Ihnen heute geht. Ihre Unterwäsche<br />

kann Ihnen beispielsweise signalisieren, wenn eine Krankheit im Anzug<br />

ist – noch bevor Sie dies spüren. Oder sie kann andere informieren,<br />

wenn Sie hingefallen sind, oder Ihrem Arzt die Diagnose und Behandlung<br />

von Krankheiten erleichtern. Die nächste Generation tragbarer<br />

Technologien zielt darauf ab, Sensoren in Ihre Kleider einzubetten,<br />

sodass Sie sich nur anzuziehen brauchen, um Ihre Gesundheit zu<br />

überwachen.<br />

« Intelligente Textilien sind<br />

revolutionär, weil sie viele<br />

funktionale Eigenschaften haben,<br />

die traditionellen Stoffen abgehen.<br />

Sie kommunizieren, passen<br />

sich an, leiten Strom und können<br />

sogar wachsen. »<br />

Diese gesundheitlichen Funktionen haben viel gemeinsam mit<br />

denen für sportliche und Trainingsaktivitäten. Allgemein besteht die<br />

Idee darin, dass die Informationen zur physischen Verfassung des<br />

Trägers – wie etwa Puls, Körpertemperatur, Biochemie und körperliche<br />

Aktivitäten – erfasst und gespeichert oder kontinuierlich an eine<br />

Klinik übermittelt werden, um die Überwachung Ihrer Gesundheit zu<br />

erleichtern. Dies erlaubt es Menschen mit chronischen Krankheiten,<br />

ihre Gesundheit Schritt für Schritt zu verbessern. Chronisch Kranke<br />

könnten so statt in einem Krankenhaus zu Hause bleiben, ohne dass<br />

eine qualitativ gute Überwachung ihres Gesundheitszustands dadurch<br />

beeinträchtigt würde. Wie funktioniert das? Textilien werden mit<br />

smarten sensorbestückten Fasern durchwebt. T-Shirts, Shorts und<br />

Unterwäsche mit leitenden oder optischen Sensoren können ein umfassenderes<br />

Spektrum an Körpersignalen viel sensibler erfassen als<br />

steife Sensoren auf Clips und Armbändern. Mehr zu tragbarer Technologie<br />

auf Seite 60<br />

Technologische Fortschritte werden unsere Wahrnehmung von<br />

Mode und folglich unsere Einkaufsgewohnheiten verändern. Je<br />

schneller wir uns an diese Innovationen und Erfindungen gewöhnen,<br />

desto besser. Doch keine Angst: Zu guter Letzt werden wir wohl<br />

weiterhin vor allem modische – wenn auch aus anderen Materialien<br />

bestehende – Kleider tragen.<br />

Resultate langsam an Bedeutung. Eine Beschichtung von Textilien<br />

mit Kräuterextrakten kann beispielsweise heilend wirken. Derartige<br />

Stoffe können substanziell zur Linderung von Stress, zur Regeneration<br />

der Haut, zur Behandlung von Hautkrankheiten und sogar zu<br />

einem besseren Schlaf beitragen.<br />

Ihre Unterwäsche signalisiert, wenn Sie sich nicht gut fühlen<br />

Ulrich Kaiser<br />

Research Analyst<br />

+41 44 334 56 49<br />

ulrich.kaiser@credit-suisse.com


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 46<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

«KLEIDER<br />

MÜSSEN<br />

EINE SEELE<br />

HABEN»<br />

Mit neuen Materialien, Drucktechniken und Verkaufswegen<br />

wälzen die digitalen Technologien die Modeindustrie um.<br />

Vor allem erhöhen sie das Produktionstempo. Doch Designer und<br />

Konsumenten suchen in der Mode immer auch die Emotion.<br />

Und dazu braucht es Handwerk, Erfahrung und Zeit.<br />

INTERVIEW VON ULRICH KAISER Credit Suisse UND ZOE ARNOLD Autorin<br />

ULRICH KAISER UND ZOE ARNOLD<br />

Vor zehn Jahren wurde uns prophezeit,<br />

dass wir Mobiltelefone bald über die<br />

Kleidung aufladen können. Heute sind wir<br />

immer noch auf der Suche nach der<br />

nächsten Steckdose. Hat die Modeindustrie<br />

die digitale Revolution verschlafen?<br />

KURT ZIHLMANN Gerade bei den intelligenten<br />

Materialien hat sich sehr viel getan!<br />

Textilien, die als Sonnenkollektoren wirken<br />

und Licht in Energie umwandeln können,<br />

sind immer noch eine Herausforderung.<br />

Einerseits in technischer Hinsicht, weil die<br />

Funktionalität der Gewebe durch den<br />

Verarbeitungsprozess, das heisst durch das<br />

Zuschneiden und Vernähen, nicht beeinträchtigt<br />

werden soll. Anderseits stellt sich beim<br />

Design die Frage, wie technisch die Bekleidung<br />

aussehen darf. Sind wir bereit, Kleidung<br />

wie bei Raumschiff Enterprise zu tragen?<br />

Was sind die Trends?<br />

KURT ZIHLMANN Wir unterscheiden<br />

zwischen Funktionsbekleidung und Mode.<br />

In der funktionellen Sport- und Schutzbekleidung<br />

wird an Materialien geforscht, die<br />

Sicherheit geben, wärmen, kühlen oder<br />

vor UV-Strahlung schützen. Spannend ist<br />

auch die Rolle, die Kleider künftig in der<br />

Medizin übernehmen könnten. Die Schweizer<br />

Firma Schöller etwa arbeitet an Textilien,<br />

die Wirkstoffe an den Körper abgeben können.<br />

Und in der Mode?<br />

KURT ZIHLMANN Das ist schwieriger<br />

abzuschätzen. Es wird wohl eher um Textilien<br />

«Sind wir bereit,<br />

Kleidung wie bei<br />

Raumschiff Enterprise<br />

zu tragen?»<br />

gehen, die sich in der Haptik, also der Art,<br />

wie sie sich anfühlen, in der Formgebung<br />

und der Farbigkeit verändern können. Stellen<br />

Sie sich vor, Sie besitzen ein Kleidungsstück,<br />

dessen Farbe oder Musterung Sie<br />

nach Lust und Laune steuern können!<br />

Wo ausser bei den Materialien haben<br />

die neuen Technologien der Modeindustrie<br />

bereits konkreten Nutzen gebracht?<br />

KURT ZIHLMANN Der grösste Entwicklungssprung<br />

fand in der Produktion beim<br />

Zuschnitt statt. In den 1980er-Jahren wurde<br />

die C-Technik aus der Flugzeugindustrie<br />

übernommen, wo es um einen möglichst<br />

präzisen Zuschnitt des Blechs ging, um<br />

Material und Geld zu sparen. Auf dieser Basis<br />

wurden verschiedene Automaten entwickelt,<br />

die mit Messer, Laser oder Wasser Textilien<br />

schnell und genau zuschneiden können.<br />

Heute ist ihr Einsatz eine Selbstverständlichkeit<br />

– es wird kaum noch von Hand<br />

zugeschnitten. Einen riesigen Fortschritt<br />

gab es auch im Digitaldruck. Während früher<br />

pro Muster 100 Meter Stoff gewoben<br />

werden mussten, damit es sich kostenmässig<br />

lohnte, können heute wenige Meter<br />

gedruckt werden.<br />

Die Technik als Kostenfaktor?<br />

KURT ZIHLMANN Nicht nur, der Digitaldruck<br />

stärkt auch die Individualisierung.<br />

Kleine Unternehmen erhalten einen neuen<br />

Zugang zu Bemusterungen und Stoffen, da<br />

fast alle Materialien in sehr kurzer Zeit<br />

bedruckt werden können. Diese Technik<br />

beeinflusst auch die verschiedenen Berufsfelder.<br />

Ursprünglich entwarf der Textildesigner<br />

die Stoffe, heute kann sie der Modedesigner<br />

aktiv mitgestalten. So entstehen neue<br />

fruchtbare Schnittstellen zwischen den<br />

Beteiligten. Und es gibt spannende Kooperationen<br />

mit Künstlern. Die Kunst ist ohnehin<br />

ein Inspirationsfeld für die Mode …<br />

… etwa wenn man an Iris van Herpens<br />

Kleider aus dem 3D-Drucker denkt,<br />

die mehr Kunstwerk denn tragbare<br />

Mode sind. Welche Vorteile bringt der<br />

3D-Druck der Modeindustrie?<br />

KURT ZIHLMANN In der Kreation lässt<br />

sich mit neuen Formen und Volumen experi-


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 47<br />

Kurt Zihlmann<br />

Der Leiter des Instituts Mode-Design<br />

an der Hochschule für Gestaltung<br />

und Kunst FHNW in Basel ist Professor<br />

für Produkt entwicklung und spezialisiert<br />

auf die Gestaltungs- und Produktionsprozesse<br />

neuer Technologien. Er legt<br />

Wert darauf, dass die digitalen Technologien<br />

situativ eingesetzt werden,<br />

ohne die handwerk lichen Fertigkeiten<br />

zu vernachlässigen.<br />

mentieren. Ausserdem kann in gewissen<br />

Fällen der Prototyp eines Kleidungsstückes<br />

oder von Accessoires ausgedruckt anstatt<br />

genäht oder anderweitig gefertigt werden.<br />

Im Moment ist die Palette an druckbaren<br />

Materialien aber noch sehr eingeschränkt.<br />

Es können mehrheitlich Kunststoffe gedruckt<br />

werden, eher starre Materialien, die<br />

man nicht unbedingt anziehen möchte –<br />

das wird sich aber bald ändern.<br />

Und wie steht es um die Kosten?<br />

KURT ZIHLMANN Qualitativ hochstehender<br />

3D-Druck ist noch sehr teuer,<br />

zwischen 150 000 und 250 000 Euro. Die<br />

Drucker sind im Unterhalt sehr intensiv,<br />

das Material ist teuer und hat eine kurze Verfallszeit.<br />

Sobald es jedoch Materialien gibt,<br />

die attraktiver zum Anfassen sind, wird<br />

der 3D-Druck interessanter werden – vor<br />

allem für schnell produzierte Massenware bei<br />

Accessoires und Schmuck. Sportschuhhersteller<br />

verwenden diese Technik seit einigen<br />

Jahren für Prototypen und setzen sie<br />

unterdessen auch in der Serienproduktion ein<br />

für einzelne Komponenten, etwa die Sohlen.<br />

Kann ich meine Sneakers irgendwann zu<br />

Hause ausdrucken?<br />

KURT ZIHLMANN Die Schwierigkeit<br />

liegt auch hier in den Materialien. Ein Sneaker<br />

besteht aus rund 20 verschiedenen<br />

Komponenten, etwa atmungsaktiven Hightechmaterialien,<br />

Verschlüssen und so weiter.<br />

In den nächsten Jahren wird es kaum<br />

möglich sein, Materialien dieser Komplexität<br />

zu drucken. Einen einfachen Kunststoffstiefel<br />

für den Garten werden Sie hingegen sicherlich<br />

drucken können, sobald die Geräte<br />

eine vernünftige Geschwindigkeit, einen<br />

entsprechenden Bauraum und Preis haben.<br />

Das Produktionstempo ist aber durch die<br />

neuen Technologien gestiegen?<br />

KURT ZIHLMANN Eindeutig. Auch die<br />

3D-Visualisierung, die immer stärker eingesetzt<br />

wird, erhöht die Geschwindigkeit.<br />

Dank ihr können Schnitte überprüft, Materialien<br />

simuliert und auch mal ein bis zwei<br />

Prototypen übersprungen werden. Ausserdem<br />

ist sie ein Hilfsmittel in der Kommunikation<br />

zwischen den Produktionsstätten<br />

und Ländern. Designer stellen so sicher,<br />

dass die in Asien entwickelten Schnitte ihren<br />

Entwürfen entsprechen.<br />

Aber auch diese Technologie ist<br />

nur ein Hilfsmittel und ersetzt keine<br />

herkömmlichen Arbeitsschritte.<br />

KURT ZIHLMANN Ja, denn in der<br />

Mode zählt vor allem die Haptik – wie sich<br />

etwas anfühlt – und ich kann keinen Bildschirm<br />

berühren, um zu beurteilen, ob sich<br />

ein Material am Körper gut anfühlt und nicht<br />

nur gut aussieht. Kleider haben eine Seele,<br />

und die Designer wollen diese Seele spüren.<br />

Sie wollen die Kleider in die Hand nehmen,<br />

sehen, wie sich ein Mensch darin bewegt,<br />

wollen das Modell fragen können, ob<br />

es sich in einem Kleidungsstück wohl fühlt.<br />

Zumindest bei der Vermarktung hat die<br />

digitale Technologie eine neue<br />

Ausgangslage geschaffen. Was bedeuten<br />

Webshops für die Modeindustrie?<br />

KURT ZIHLMANN Wie bei anderen<br />

Konsumgütern lassen sich die Kunden oft<br />

im Laden beraten und probieren die Kleider<br />

an, bestellen dann aber online beim günstigsten<br />

Anbieter. Das ist eine knall harte<br />

Situation. Oder die Kunden bestellen im<br />

Webshop und schicken nach der Anprobe<br />

zu Hause die unerwünschte Ware zurück.<br />

Dieser ökologische Unsinn macht mich<br />

nachdenklich. Anderseits eröffnen Webshops<br />

den jungen Designern tolle Möglichkeiten,<br />

indem sie ihnen rasch und einfach<br />

Zugang zum Markt gewähren, etwa über die<br />

Londoner Plattform «Not Just A Label».<br />

Wie verändern Bodyscanner<br />

das Shoppingerlebnis?<br />

KURT ZIHLMANN Diese Geräte waren<br />

vor 20 Jahren ein Hype, haben sich aber<br />

nicht durchgesetzt. Wenn jemand in den<br />

Laden kommt und ein massgeschneidertes<br />

Kleidungsstück wünscht, ist das ein bedeutender<br />

Moment. Der Kunde möchte mit<br />

dem Verkäufer in Kontakt treten, beim<br />

Massnehmen kommt es wie beim Coiffeur zu<br />

Körperkontakt, oft werden vertrauliche Dinge<br />

beredet. Der Bodyscanner ist keine Alternative.<br />

Die meisten wollen nicht halbnackt in<br />

eine solche Maschine stehen. Auch weil der<br />

Zeitgewinn gegenüber dem Massnehmen<br />

von Hand minim ist – für einen gut sitzenden<br />

Anzug reichen bereits etwa 15 Masse.<br />

Sie plädieren dafür, den Wert des Handwerks<br />

hochzuhalten. Wie machen<br />

Sie Ihre Studenten technologisch fit für<br />

den zukünftigen Markt?<br />

KURT ZIHLMANN Unseren Studenten<br />

stehen selbstverständlich alle neuen<br />

Technologien zur Verfügung, vom 3D-Drucker<br />

bis zu Spezialmaschinen für den<br />

Materialzuschnitt. Mir persönlich ist aber<br />

wichtig, dass nicht die Technologie das Konzept<br />

bestimmt, sondern das Konzept die<br />

passende Technologie nach sich zieht. Technologien<br />

sind nur Werkzeuge, am Schluss<br />

zählt das Objekt respektive das Kleid, das<br />

vom Menschen getragen wird.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 48<br />

WESENTLICHE ÄNDERUNGEN<br />

EIN<br />

EXEMPEL<br />

DER<br />

DI<strong>GI</strong>TALEN<br />

ÄRA<br />

Was sind die Folgen der geopolitischen Entwicklungen, der Globalisierung und<br />

des voranschreitenden digitalen Zeitalters, also von E-Commerce, Big Data<br />

und sozialen Medien? Die weltweite Modeindustrie, deren gesamte Lieferkette<br />

sich derzeit im Umbruch befindet, liefert Antworten.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 49<br />

Die Modeindustrie verfügt über<br />

eine recht lange und komplexe<br />

Lieferkette – angefangen<br />

bei der Herstellung von<br />

(natürlichen und künstlichen) Textilfasern und<br />

der Garnerzeugung, über die Flächenbildung<br />

und Textilveredelung bis hin zu Konfektion,<br />

Design und Vertrieb. Bis vor Kurzem war die<br />

Modeindustrie noch eher «lokal» aufgestellt.<br />

Die meisten Textilien und Kleider wurden in<br />

der Nähe des jeweiligen Endverbrauchermarkts<br />

entworfen und hergestellt. Mode für<br />

Europäer wurde in Europa und/oder den unmittelbaren<br />

Randstaaten wie der Türkei und<br />

Nordafrika produziert; Gleiches galt für Nordund<br />

Südamerika, Asien und Australien.<br />

Seit Ende der 1990er- und den ersten Nuller-Jahren<br />

hat die Modeindustrie weltweit mit<br />

strukturellen und einschneidenden Veränderungen<br />

zu kämpfen, die mit unterschiedlichen<br />

Faktoren zusammenhängen, die oft sogar<br />

miteinander verbunden sind: der globalen<br />

wirtschaftlichen Integration (Globalisierung),<br />

dem technologischen Fortschritt (E-Commerce,<br />

Digitalisierung) und dem Streben nach<br />

(sozialer und ökologischer) Nachhaltigkeit.<br />

Globalisierung<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine<br />

neue Welle der Globalisierung. Internationale<br />

Institutionen wie der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) und der Vorgänger der heutigen<br />

Welthandelsorganisation (WTO), das Allgemeine<br />

Zoll- und Handelsabkommen (GATT), wurden<br />

ins Leben gerufen. Damit sollten weltweit<br />

grenzüberschreitende Investitionen und der<br />

internationale Handel mit Gütern und Dienstleistungen<br />

erleichtert werden. Daneben wurde<br />

auch die regionale wirtschaftliche Integration<br />

vorangetrieben. So errichtete Europa die Europäische<br />

Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), den<br />

Vorläufer der Europäischen Union (EU), und<br />

die Europäische Freihandelszone (EFTA); in<br />

Nordamerika trat das Nordamerikanische<br />

Freihandelsabkommen (NAFTA) in Kraft.<br />

Der WTO-Beitritt Chinas 2001 und das<br />

Auslaufen des Multifaserabkommens (MFA)<br />

Ende 2004, das von 1974 bis 2004 den globalen<br />

Handel mit Textilien und Bekleidung<br />

geregelt hatte, beschleunigte diese Entwicklung<br />

und brachte für die Modeindustrie einschneidende<br />

Veränderungen. Das Abkommen<br />

sah Quoten für Exporte von Entwicklungs- in<br />

Industrieländer vor, die nach 2004 wegfielen.<br />

Allerdings wurde der Textil- und Bekleidungshandel<br />

den regulären Zollbestimmungen der<br />

WTO unterstellt. Chinas Beitritt zur WTO markierte<br />

einen weiteren Einschnitt. Auf einen<br />

Schlag wurde ein Land mit rund 1.3 Milliarden<br />

Einwohnern Teil der Weltwirtschaft.<br />

Diese Entwicklungen hatten für die Lieferkette<br />

der Modeindustrie Folgen. Von einem<br />

Tag auf den anderen waren enorm viele hoch<br />

motivierte Arbeitskräfte zu viel tieferen Kosten<br />

verfügbar. Immer mehr Einzelhändler und<br />

Modemarken kauften rund um den Globus in<br />

Asien und vor allem in China ein. 1990 exportierte<br />

China Textilien und Bekleidung für <strong>16</strong>.89<br />

Milliarden US- Dollar (8 Prozent der weltweiten<br />

Textil- und Bekleidungsexporte). 2000 beliefen<br />

sich diese Exporte auf 52.21 Milliarden<br />

US-Dollar (15 Prozent der globalen Textil- und<br />

Bekleidungsexporte). Angaben der WTO zufolge<br />

stiegen die chinesischen Textil- und<br />

Bekleidungsexporte bis 2014 auf 298.27 Milliarden<br />

US-Dollar, was einem globalen Anteil<br />

von 38 Prozent entspricht.<br />

Gemäss den «International Textile Machinery<br />

Shipment Statistics» (2015) der International<br />

Textile Manufacturers Federation sind<br />

die Investitionen in neue Textilmaschinen in<br />

China in den letzten zehn Jahren sprunghaft<br />

angestiegen. 2000 machten Investitionen der<br />

chine sischen Textilindustrie in neue Spinn-,<br />

Texturier-, Web- und Strickmaschinen rund<br />

20 Prozent der weltweiten Investitionen aus.<br />

In den Jahren darauf kletterte der Anteil bei<br />

Spinnmaschinen auf 50 bis 60 Prozent, bei<br />

Texturiermaschinen auf 60 bis 80 Prozent, bei<br />

Webmaschinen auf 60 bis 75 Prozent, bei<br />

Rundstrickmaschinen auf 60 bis 75 Prozent<br />

und bei Flachstrickmaschinen auf 40 bis<br />

80 Pro zent. Seit 2004 wurde also jedes Jahr<br />

im Durchschnitt mehr als die Hälfte aller<br />

neuen Textilmaschinen in China installiert.<br />

Technologischer Fortschritt<br />

Mit der Verbreitung des Internets in den<br />

1990er-Jahren, immer mehr Internetnutzern<br />

und der wachsenden Geschwindigkeit in den<br />

Folgejahren ergaben sich ganz neue Möglichkeiten.<br />

Plötzlich konnte man im Internet nicht<br />

nur Produkte und Dienstleistungen präsentieren,<br />

sondern auch zunehmend online bestellen.<br />

Anfangs schien der Onlinehandel auf<br />

ein paar wenige Produktekategorien wie Bücher,<br />

DVDs und CDs beschränkt zu sein. Das<br />

hat sich jedoch grundlegend geändert. Dank<br />

des stetigen und massiven technologischen<br />

Fortschritts in den letzten 15 Jahren, der<br />

Smartphones, Touchscreens, Apps, 3D-Animationen<br />

und elektronische Zahlungssysteme<br />

hervorgebracht hat, können nun Produkte und<br />

Dienstleistungen aller Art über das Internet<br />

gekauft werden – auch Textilien und Kleider.<br />

2013 veröffentlichte «Euromonitor International»<br />

einen Bericht über den weltweiten Vertrieb<br />

von Bekleidung und die Performance des<br />

Bekleidungsmarkts. Er zeigt, dass der Onlinebekleidungshandel<br />

2007 nur drei Prozent<br />

aller Einzelhandelsumsätze ausmachte. 2012<br />

hatte sich der Anteil verdoppelt und wies im<br />

Vergleich zu anderen Kanälen wie Fachgeschäften,<br />

Kaufhäusern und Lebensmitteleinzelhändlern<br />

die höchste Wachstumsrate auf.<br />

Dabei gilt es darauf hinzuweisen, dass der<br />

Onlineeinzelhandel in Asien, vor allem China,<br />

einen rasanten Zuwachs verzeichnet. Einem<br />

Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge<br />

brach Alibaba, das grösste Internetportal<br />

Chinas, im letzten Jahr am Single Day<br />

(11. November) mit einem Umsatz von 14.3 Milliarden<br />

US-Dollar in China alle Rekorde. Es war<br />

der umsatzstärkste Onlineeinkaufstag weltweit.<br />

Wertmässig entspricht dies der Summe,<br />

die US-Bürger bei Onlinekäufen am Black<br />

Friday und Cyber Monday zusammengenommen<br />

ausgeben. Die Absatzzahlen lagen noch<br />

höher. In der Vergangenheit war E-Commerce<br />

auf PCs und Laptops beschränkt. Heute<br />

Gelieferte Kurzstapelspindeln 2000 bis 2014<br />

Chinas WTO-Beitritt im Jahr 2001 bescherte der Textilproduktion in China – und folglich auch den<br />

dafür benötigten Investitionen in neue Textilmaschinen – unmittelbar und dauerhaft Auftrieb. Quelle: ITMF<br />

in Mio.<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Weltweit<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014<br />

China


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 50<br />

sind dank Smartphones und anderen mobilen<br />

Geräten mit Internetzugang Suchanfragen<br />

und Onlinebestellungen selbst von unterwegs<br />

aus möglich (M-Commerce). Auch einen anderen<br />

Vertriebskanal haben Einzelhändler derzeit<br />

im Visier: den «S-Commerce», den Vertrieb<br />

über die sozialen Medien. Die Modeindustrie<br />

passt sich stetig an die technologischen Veränderungen<br />

an. Die meisten Anbieter haben<br />

eine Multikanalstrategie entwickelt, bei der die<br />

Modeprodukte auf verschiedenen Wegen offund<br />

online zum Verkauf angeboten werden.<br />

Diese neuen technologischen Möglichkeiten<br />

rund ums Internet hatten auch andere<br />

Folgen. Neue Marken waren nicht mehr unbedingt<br />

auf klassische Vertriebskanäle angewiesen.<br />

Ein Internetshop reichte aus. In der<br />

Folge sind in den letzten Jahren zahlreiche<br />

neue Marken auf den Markt gekommen. Den<br />

Kunden steht somit ein vielfältigeres Produktangebot<br />

zur Verfügung und auch die Kaufparameter<br />

können sie zunehmend selbst festlegen.<br />

Neue Technologien wie Digitaldruck,<br />

digitale Showrooms und Körperscanner haben<br />

zusammen mit dem E-Commerce eine kundenorientierte<br />

Massenfertigung, das sogenannte<br />

Mass Customization, ermöglicht. Kunden können<br />

von diesen neuen Technologien profitieren<br />

und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene<br />

Produkte online bestellen.<br />

Ein weiterer bedeutender Trend ist die<br />

digitale Funktionalisierung der Modeindustrie,<br />

die unter dem Begriff «Wearables» Einzug<br />

gehalten hat. Textilien und Bekleidung werden<br />

beispielsweise in der Gesundheits- und Sportindustrie<br />

zusehends für die Gewinnung und<br />

Analyse von Big Data genutzt. Die Digitalisierung<br />

führt somit zu einer stärkeren Zusammenarbeit<br />

zwischen den Sektoren. In der<br />

Modeindustrie stellt die Digitalisierung, deren<br />

zentraler Bestandteil der E-Commerce ist,<br />

einen Megatrend dar, der viele Herausforderungen,<br />

aber auch zahlreiche Chancen birgt.<br />

Nutzniesser werden jene Modeunternehmen<br />

sein, die neue Technologien rasch annehmen<br />

und effizient umsetzen sowie entsprechende<br />

Geschäftsmodelle entwickeln.<br />

Streben nach Nachhaltigkeit<br />

Die globale wirtschaftliche Integration und die<br />

neuen Technologien wurden von Regierungen<br />

respektive Unternehmen vorangetrieben.<br />

Nachhaltigkeit ist dagegen ein Megatrend,<br />

der aus der Wahrnehmung der – anfangs nur<br />

wenigen – Verbraucher resultiert, dass wirtschaftliche<br />

Globalisierung und technischer<br />

Fortschritt mit dem Missachten der jeweiligen<br />

sozialen und ökologischen Bedingungen einhergehen.<br />

Daraufhin begannen in den<br />

1990er-Jahren einige Mode-Einzelhändler und<br />

-marken, Produkte zu entwickeln und herzustellen,<br />

die bestimmte soziale und/oder ökologische<br />

Kriterien erfüllen. Mittlerweile versetzen<br />

die möglichen negativen Auswirkungen<br />

des globalen Wandels auch die breite Öffentlichkeit<br />

in Besorgnis. Daher ist Nachhaltigkeit<br />

zu einem wichtigen Thema geworden, dem<br />

sich auch die Modeindustrie stellen muss.<br />

Zusammenhänge und Widersprüche<br />

Auf die Lieferkette in der Modeindustrie wirken<br />

viele Kräfte, die sich gegenseitig beeinflussen<br />

und häufig auch im Widerspruch zueinander<br />

stehen. Die verstärkte Globalisierung<br />

und die Entwicklung und Verbreitung des<br />

E-Commerce verschaffen der Modeindustrie<br />

und ihren Kunden mehr und kostengünstigere<br />

Alternativen. Zwar freuen sich die Kunden<br />

über das breitere Angebot, die attraktiven<br />

Preise und gute Dienstleistungen, doch sie<br />

beginnen auch, stärker auf Nachhaltigkeit bei<br />

der Herstellung, dem Transport und der Wiederverwertung<br />

der Produkte zu achten. Den<br />

Verbrauchern bereiten die negativen sozialen<br />

und ökologischen Aspekte immer mehr Kopfzerbrechen.<br />

Sie fordern bei ihren Einkäufen<br />

mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit.<br />

Dies wiederum bietet den Unternehmen, die<br />

bereits Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte legen,<br />

neue Chancen. Im Vorteil sind zunehmend<br />

diejenigen, bei denen Produktion und<br />

Beschaffung in der Nähe der jeweiligen Endverbrauchermärkte<br />

stattfinden. Die Verbraucher<br />

haben heute die Möglichkeit, sich via<br />

soziale Medien über Hersteller und Produkte<br />

zu informieren, Kommentare abzugeben und<br />

entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Dies<br />

wirkt sich erheblich auf das Image, die Glaubwürdigkeit<br />

und letztlich auch auf die Ertragskraft<br />

der Modeindustrie aus.<br />

Der Verbraucher gibt den Ton an<br />

Durch das Internet im Allgemeinen und den<br />

E-Commerce im Besonderen befindet sich<br />

die gesamte Lieferkette in der Modeindustrie<br />

weiterhin im Umbruch. Vor 25 Jahren hatten<br />

in der Modebranche vor allem die Hersteller,<br />

Einzelhändler und Designer das Sagen. Mittlerweile<br />

steht die Branche hauptsächlich unter<br />

dem Einfluss der Verbraucher und neuer<br />

digitaler Technologien aller Art. So war die<br />

Idee eines Körperscanners vor gerade einmal<br />

zehn Jahren noch völlig abwegig. Heutzutage<br />

können Kunden im Geschäft oder auch im<br />

Onlineshop digitale (Passform-)Technologien<br />

wie Körperscanner verwenden, um Kleidung<br />

anzuprobieren oder deren Grösse, Passform<br />

oder Stil zu überprüfen. Ausserdem haben die<br />

Verbraucher zunehmend die Möglichkeit, ihre<br />

eigenen Kleidungsstücke zu entwerfen, indem<br />

sie einfach online die gewünschten Stoffe,<br />

Farben, Muster und Stile auswählen.<br />

Andererseits erhalten kleine, neue oder<br />

nach ethischen Grundsätzen arbeitende Modelabels<br />

erst mithilfe dieser digitalen Technologien<br />

Zugang zu den weltweiten Märkten.<br />

Durch ihren Einsatz verringern sich die Kosten<br />

kleiner Produktionsmengen und vor allem die<br />

Herstellungskosten für massgeschneiderte<br />

Produkte. Diese neuen digitalen Technologien<br />

führen entlang der gesamten Lieferkette –<br />

angefangen von der Herstellung bis hin zum<br />

Vertrieb – zu einer weitaus stärker diversifizierten<br />

und fragmentierten Textil- und Modeindustrie.<br />

Die Modeindustrie steht zweifelsohne<br />

erst am Anfang dieser neuen digitalen Ära.<br />

Sie wird sich diesen fortwährenden Veränderungen<br />

weiter anpassen müssen.<br />

Dr. Christian Schindler<br />

Nach Abschluss des Diplomstudiengangs<br />

Wirtschaftswissenschaften an<br />

der Universität Fribourg/Schweiz 1994<br />

war er bis 1998 persönlicher Referent<br />

zweier Politiker im deutschen Bundestag;<br />

danach arbeitete er für den<br />

Bundesverband Grosshandel, Aussenhandel,<br />

Dienstleistungen e.V. Später<br />

promovierte er am Institut für Wirtschaftspolitik<br />

an der Universität zu<br />

Köln. 2004 wurde er Volkswirt bei der<br />

International Textile Manufacturers<br />

Federation, 2006 deren Direktor. Seit<br />

2007 ist er General direktor.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 51<br />

Über den oben stehenden<br />

QR-Code erfahren<br />

Sie mehr zu den<br />

3D-Druck-Kleidern.<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

MODE AUS<br />

DEM 3D-<br />

DRUCKER<br />

Möchten Sie Ihre<br />

Kleider und Schuhe<br />

selbst entwerfen und/<br />

oder herstellen? Willkommen<br />

in der Welt<br />

des 3D-Drucks für<br />

Mode, und Tschüss<br />

Textilien aus traditionellen<br />

Stoffen! So<br />

einleuchtend die Idee<br />

auch klingt, die Realität<br />

ist komplexer.<br />

Noch ist der 3D-<br />

Druck bei der Mode<br />

nicht so revolutionär,<br />

wie das theoretisch<br />

möglich wäre. Zu<br />

gross sind die Hin dernisse.<br />

Eines davon ist<br />

die beschränkte Zahl<br />

druckbarer Materialien<br />

oder Stoffe, ein<br />

weiteres die Dauer<br />

des Druckprozesses<br />

selbst. Wir glauben<br />

daher, dass der<br />

3D-Druck keine Alternative<br />

zur traditionellen<br />

Herstellung<br />

von Kleidern bieten<br />

dürfte, sondern sie<br />

ergänzen wird. Viele<br />

Designer wie auch<br />

Iris van Herpen setzen<br />

bereits heute<br />

3D-Technologie ein.<br />

Marken wie Adidas<br />

und Nike experimentieren<br />

mit gedruckten,<br />

auf die Bedürfnisse<br />

des einzelnen Kunden<br />

zugeschnittenen<br />

Schuhen. Das könnte<br />

unseres Erachtens zu<br />

einem Markt werden.<br />

Firmen, die diesen<br />

Trend nutzen möchten,<br />

müssen aber<br />

zuerst ihre Geschäftsstrategie<br />

anpassen.<br />

Das Schneidern von<br />

Kleidern mithilfe von<br />

Robotern in Läden<br />

oder via Internet<br />

scheint dagegen noch<br />

eine eher futuristische<br />

Entwicklung.<br />

✖<br />

WEITERE INFOR-<br />

MATIONEN ZU NEUEN<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>EN FÜR DIE<br />

KLEIDERHERSTELLUNG<br />

AUF SEITE 44


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 52<br />

JUNGE DESIGNER<br />

TALENTE IM<br />

SPOTLIGHT<br />

Auf der Plattform<br />

Vfiles können junge<br />

Modedesigner, Fotografen,<br />

Make-up-<br />

Künstler, Hairstylisten,<br />

Models und<br />

Musiker ihr Profil<br />

generieren und dem<br />

Publikum ihre Arbeit<br />

vorstellen. Im Onlineund<br />

im konventionellen<br />

Shop verkauft<br />

Vfiles ihre Werke.<br />

Zudem können sich<br />

die Künstler für die<br />

inoffiziellen Vfiles-<br />

Runways anlässlich<br />

der halbjährlichen<br />

New York <strong>Fashion</strong><br />

Week bewerben (für<br />

Herbst/Winter 20<strong>16</strong><br />

gingen 1000 Bewerbungen<br />

ein). Die<br />

Onlinegemeinde,<br />

das Vfiles-Team und<br />

Mentoren (etwa der<br />

Designdirektor der<br />

Calvin-Klein-Männermode)<br />

wählen die<br />

Modeschöpfer aus,<br />

die ihre Kollektionen<br />

zeigen dürfen. Die<br />

Modeschauen werden<br />

durch Crowdfunding<br />

finanziert und inklusive<br />

Stylisten und<br />

Künstlern von Vfiles<br />

organisiert. Der<br />

A n l a s s « S o m m e r<br />

20<strong>16</strong>» zog über 600<br />

internationale Journalisten,<br />

Stars und<br />

Vfiles- Akteure an.<br />

«Mein Ziel ist es, die<br />

Wahrnehmung von<br />

Mode im Publikum für<br />

immer zu verändern»,<br />

meint dazu Julie Anne<br />

Quay, die Gründerin<br />

von Vfiles.<br />

✖ VFILES.COM


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 53<br />

STANDPUNKTE<br />

ZU MODETRENDS<br />

5/6<br />

F . O . R . R . E . S . T<br />

J . E . S . S . E . E<br />

ist Designer, Pädagoge und Gründer des Forrest Jessee Studio,<br />

das in Zusammenarbeit mit Institutionen und Künstlern Erzeugnisse<br />

aus dem Digital- und Printbereich herstellt.<br />

Welche globalen Trends (etwa<br />

Digitalisierung) beeinflussen Ihrer<br />

Meinung nach zurzeit die Mode und<br />

den Modemarkt?<br />

Die Produktionsmethoden in der<br />

Mode industrie haben sich in den letzten<br />

zehn bis fünfzehn Jahren grundlegend<br />

verändert. Individualisierte<br />

Massenfertigung ist mittlerweile für<br />

alle Designer eine Option, auch wenn<br />

sie sich nicht unbedingt in ihrer<br />

Arbeit niederschlägt. Das digitale<br />

Zeitalter hat gerade erst begonnen,<br />

in meinen Augen sehen wir erst die<br />

Spitze des Eisbergs. Wir befinden uns<br />

praktisch am Anfang einer neuen<br />

Epoche, vergleichbar mit der Bronzezeit<br />

oder der industriellen Revolution,<br />

die mehrere Generationen andauern<br />

wird. Designer haben digitale Tools<br />

gerade erst für sich entdeckt, wissen<br />

sie aber noch nicht voll zu nutzen.<br />

Das digitale Zeitalter ist so schlagartig<br />

über uns hereingebrochen, dass<br />

wir seine revolutionäre Wirkung auf<br />

Design, Produktion und Konsum<br />

noch gar nicht richtig erfassen können.<br />

Aktuell wird vor allem experimentiert,<br />

um die Grenzen des Möglichen<br />

auszuloten und sich nach und<br />

nach über das künftige Potenzial klar<br />

zu werden. Ich beobachte viel Gebastel,<br />

viele Erfolge und Fehler. Designer<br />

sollten sich risikofreudig zeigen und<br />

auch mal Dinge auspro bieren, die<br />

ihnen zunächst unge wöhn lich oder<br />

seltsam erscheinen.<br />

Inwiefern verändern diese Trends<br />

die Mode und den Modemarkt?<br />

Die in meinen Augen interessantesten<br />

Designer unserer Zeit haben sich<br />

von dem 120 Jahre alten Modell der<br />

Pariser Laufstegmode abgewandt.<br />

Mode wurde viele Jahre lang nur über<br />

die Laufstege definiert und so zum<br />

blossen Trendbarometer degradiert.<br />

Designer, die sich davon distanzieren,<br />

geben ihrer Mode eine ganz neue<br />

Funktionalität, die saisonale Trends<br />

überdauert. Mithilfe von digitalen<br />

Tools, die im Printdesign, in der<br />

Architektur, in der Bildhauerei, in<br />

der Fotografie und in vielen anderen<br />

Disziplinen zum Einsatz kommen,<br />

lässt sich eine Brücke zur Mode<br />

schlagen, die zur Entstehung ganz<br />

neuer Typologien führen könnte.<br />

Woher schöpfen Sie die Inspiration<br />

für Ihre Designs und Kollektionen?<br />

Als studierter Architekt basieren<br />

alle meine Projekte auf einem interdiszi<br />

plinären Ansatz. Mein Raumverständnis<br />

ergibt sich zum Teil aus<br />

dem Blickwinkel anderer Fachbereiche.<br />

Ich muss an die Grenzen<br />

meines Wissens gehen, um mehr<br />

verstehen zu können. Ich würde deshalb<br />

sagen, dass ich einen grossen<br />

Teil meiner Inspiration aus anderen<br />

Bereichen des Designs schöpfe.<br />

✖ FORRESTJESSEE.COM


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 54<br />

Im Allerheiligsten des<br />

Prada <strong>Fashion</strong> Store in<br />

New York. Das Design<br />

von Rem Koolhaas ist<br />

wichtiger Teil des einzigartigen<br />

Einkaufserlebnisses<br />

bei Prada.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 55<br />

DIE HÖHENFLÜGE UND DURSTSTRECKEN VON MODEIMPERIEN – TEIL II<br />

EINE FAMILIEN­<br />

DYNASTIE –<br />

GANZ OHNE<br />

KLISCHEES<br />

Unter der Leitung von Miuccia Prada, die ursprünglich gar nicht in das Geschäft einsteigen wollte,<br />

und ihrem Ehemann Patrizio Bertelli wurde Prada weltweit zum Inbegriff für Schlichtheit und<br />

Luxus sowie Innovation und Klassik. Diese auf den ersten Blick nicht kompatiblen Attribute bestimmen<br />

Pradas Look, der verführerisch schlicht, gelegentlich aber auch subversiv ist.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 56<br />

TEXT VON JULIA REA<br />

Das Konzeptionelle stand schon immer<br />

im Mittelpunkt von Pradas Philosophie<br />

und Ästhetik. Mit ihrem intellektuellen<br />

Ansatz bei Design und Präsentation<br />

machte die 1949 geborene Designerin Miuccia Prada<br />

das Mailänder Luxuslederwarengeschäft ihrer Familie<br />

zu einer mächtigen und einflussreichen globa len<br />

Modemarke. Prada distanziert sich von der konventionellen<br />

Idee oberflächlicher Schönheit ihrer Zeitgenossen.<br />

Sie schöpft aus ihrem Interesse für<br />

Kunst, Film und allgemeine Kultur, um Weiblichkeit<br />

intelligent und facettenreich in Szene zu setzen.<br />

Das Prada-Imperium begann als Geschäft für<br />

Luxustaschen und -koffer, das Miuccias Grossvater<br />

Mario Prada 1913 in der exklusiven Galleria Vittorio<br />

Emanuele II in Mailand eröffnete. Das Unternehmen<br />

wurde 1919 zum königlichen Hoflieferanten ernannt<br />

und durfte das Wappen und das Motiv des Achterknotens<br />

des Hauses Savoyen tragen. Beides spiegelt<br />

sich noch heute im Logo des Unternehmens wider.<br />

Miuccia Prada wollte erst nicht in das Familienunternehmen<br />

einsteigen, das von ihrer Mutter Luisa<br />

nach Marios Tod im Jahr 1958 übernommen worden<br />

war. Sie promovierte in Politikwissenschaften an<br />

der Universität Mailand und machte anschliessend<br />

eine Ausbildung zur Pantomimin. Ihre Liebe zur<br />

Mode hat wenig mit ihrem Designerbe zu tun, vielmehr<br />

experimentierte sie gerne mit ihrer eigenen<br />

Kleidung, wobei sie stets Sinn für Individualität<br />

bewies. Dem «Independent» erklärte sie 2015: «Alles<br />

begann auf einer sehr persönlichen Ebene … Meine<br />

Liebe zur Kleidung fand ich immer akzeptabel, doch<br />

Miuccia Prada lehnt die konventionelle<br />

Vorstellung oberflächlicher Schönheit strikt ab.<br />

In ihr Design fliesst ein intellektuelles und<br />

facettenreiches Bild von Weiblichkeit ein.<br />

ich wollte nie ins Modegeschäft<br />

einsteigen.»<br />

Trotz fehlender Ambitionen<br />

trat Miuccia 1978<br />

an die Spitze von Prada.<br />

Sie wollte die Ästhetik der<br />

Marke modernisieren und<br />

neu interpretieren, wobei<br />

sie aktuelle Trends ignorierte.<br />

Prada möchte nicht<br />

nur originell sein und mit<br />

Konventionen brechen –<br />

sie besteht darauf: «Zu<br />

häufig tue ich etwas nicht,<br />

weil es bereits jemand<br />

anderes getan hat.» 1987<br />

heiratete sie den Lederwarenunternehmer<br />

Patrizio<br />

Bertelli, den sie 1977 auf<br />

einer Messe kennengelernt<br />

hatte. Kurz nach ihrem damaligen<br />

Treffen kam er zu<br />

Prada, um die Unternehmensstruktur<br />

zu modernisieren.<br />

Mittlerweile teilen<br />

sie sich als Co-Geschäftsführer die Leitung des<br />

Unternehmens. Sie zählen damit zu den mächtigsten<br />

Paaren in der Mode- und Geschäftswelt. Als<br />

Miuccia das Unternehmen erbte, lag der Umsatz<br />

bei 450 000 US-Dollar. Mit der Übernahme der<br />

Finanzgeschäfte durch Bertelli erhielt Prada die<br />

nötige Zeit, um sich der Perfektionierung der neuen<br />

Ästhetik zu widmen.<br />

NEUE ÄSTHETIK – NEUE MARKE<br />

1985 brachte Prada ihre erste erfolgreiche Taschenkollektion<br />

auf den Markt: Schlichte, zweckmässige<br />

Handtaschen und Rucksäcke aus schwarzem Nylon,<br />

die Synthetikstoffen neuen Glamour verliehen. Diese<br />

Taschen waren das Gegenteil der mit Logos<br />

überladenen Accessoires, die in den 1980er-Jahren<br />

so beliebt waren. Sie zeichneten sich durch ihren<br />

ganz eigenen Minimalismus aus, und das dreieckige<br />

Metall-Logo von Prada war dezent platziert. Die<br />

zugrunde liegende Philosophie sollte nach und<br />

nach den gesamten Designstil von Prada prägen.<br />

Klare Linien wurden mit innovativen, in Italien hergestellten<br />

Stoffen kombiniert, um Luxus und Tragbarkeit<br />

zu vereinen. Obwohl die Produkte grossen<br />

Anklang fanden, war der finanzielle Erfolg anfangs<br />

gering. Hohe Preise, gepaart mit minimaler Werbung<br />

und interner Finanzierung, veranlassten Prada<br />

und Bertelli, Grosshandelsverträge mit exklusiven<br />

Kaufhäusern und Boutiquen abzuschliessen.<br />

Ihre erste Prêt-à-porter-Damenkollektion stiess<br />

1988 auf wenig Begeisterung. Die Kritiker verspotteten<br />

die vermeintliche Farblosigkeit und den Minimalismus<br />

der vorwiegend schwarzen Modelinie.<br />

Damals war Prada dank der umsichtigen Expansionsstrategie<br />

Bertellis schon eine international<br />

anerkannte Marke. Bevor Prada in Asien und den USA<br />

Fuss fasste, wurden in europäischen Einkaufsmetropolen<br />

wie Mailand, Madrid und Paris Boutiquen<br />

eröffnet. Die klaren, aber weiblichen Linien und die<br />

funktionalen Schnitte der Kollektion erhöhten die<br />

Popularität der Marke. Für eine neue Generation<br />

von aktiven, modernen Frauen wurde das Label zu<br />

einem Objekt der Begierde. Sein minimalistischer<br />

Stil war in den schrillen 1980er-Jahren, in denen<br />

Luxus gerne üppig gezeigt wurde, revolutionär. Das<br />

war der Auftakt für Prada, weiter eigene Trends zu<br />

setzen, statt nur die jeweiligen Modetrends neu zu<br />

interpretieren. Es setzte eine Gegenbewegung ein,<br />

die Mode als Wohlstands- und Statussymbol verpönte.<br />

Irgendwie gelang es Prada, die Stimmung<br />

Prada hat eine Leidenschaft für zeitgenössische Kunst,<br />

Design und Architektur. Pradas Epicenter in Tokio,<br />

das von den Architekten Herzog & de Meuron entworfen<br />

wurde, strebt eine Symbiose aus Kultur und Konsum an.<br />

einer Generation einzufangen, die auf der Suche<br />

nach einem intellektuelleren Verständnis weiblicher<br />

Schönheit war. 1993 folgten Herren- und Sportkollektionen,<br />

die für einen dezenteren Bekleidungsstil<br />

standen. Sie zeichneten sich durch dunkle Farben<br />

und typisch italienische Details aus: Poloshirts aus<br />

Strick, Jacken mit weiten Ärmeln und spitze Schuhe.<br />

Pradas innovative Handwerkskunst brachte<br />

neue moderne Klassiker hervor.<br />

Im Jahr 1993 führte Prada nach ihrer ersten<br />

Herrenkollektion ein zweites Damenmode-Label<br />

ein. Dessen Bezeichnung Miu Miu geht auf den<br />

Kosenamen der italienischen Modedesignerin zurück.<br />

Das Label ist verspielter, für eine jüngere<br />

Zielgruppe gedacht und preisgünstiger. Mit wild<br />

gemusterten Kleidern, pastellfarbenen Handtaschen,<br />

reich verzierten Schuhen und Modeschmuck<br />

im Rokokostil verbindet Miu Miu Nostalgie und<br />

Moderne zu einem originellen Konzept. Als Gesichter<br />

für die Werbekampagnen von Miu Miu wählte<br />

Prada junge Schauspielerinnen wie Kirsten Dunst,<br />

um – häufig mit einem guten Schuss Ironie – ein<br />

verspieltes Bild von Weiblichkeit zu transportieren.<br />

BETEILIGUNGSPORTFOLIO WÄCHST STETIG<br />

In den späten 1990ern wollte Prada ein Portfolio<br />

aus führenden Luxusmarken wie LVMH und der<br />

Gucci­ Gruppe aufbauen. Eine Beteiligung an der<br />

Gucci­ Gruppe im Jahr 1997 liess unter Branchenanalysten<br />

Spekulationen aufkommen, dass Bertelli<br />

eine Übernahme der Gruppe plane. Dem war nicht<br />

so. Bald folgten jedoch Beteiligungen an Marken<br />

Die Mailänder Fondazione Prada fördert<br />

Ideen und das kreative Schaffen von<br />

Künstlern, Architekten und Wissenschaftlern.<br />

Damit soll der Gesellschaft der Wert<br />

von Kultur nähergebracht werden.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 57<br />

wie Helmut Lang, Fendi, Jil Sander (1999 für 100<br />

Millionen US­ Dollar) und dem englischen Schuhhersteller<br />

Church’s. Prada verkaufte 2001 seinen<br />

25.5-Prozent-Anteil an Fendi für 225 Millionen US­<br />

Dollar an LVMH, um die Schulden von total 1.2 Milliarden<br />

Pfund abzubauen, die sich durch die vielen<br />

Anteilskäufe angehäuft hatten. 2006 verkaufte<br />

Prada auch die Beteiligungen an Helmut Lang und<br />

Jil Sander sowie einen 45-Prozent-Anteil an Church’s.<br />

2011 ging Prada mit 20 Prozent seiner Anteile an die<br />

Hongkonger Börse. Zur Prada Group zählen heute<br />

die Brands Miu Miu, Church’s und Car Shoe – Erfinder<br />

des Mokassins mit der durch Gumminoppen<br />

versehenen Sohle speziell für Autofahrer. Im März<br />

2014 übernahm Prada 80 Prozent der Firma Angelo<br />

Marchesi, dem Mutterunternehmen der Konditorei<br />

«Pasticceria Marchesi», um die Entwicklung der<br />

berühmten Marke weiter voranzutreiben. 2015 wurde<br />

an der Via Monte Napoleone ein zweites Geschäft<br />

eröffnet.<br />

Diese Beteiligungen prägen die Unternehmensstruktur.<br />

Pradas und Bertellis kreative Vision basiert<br />

dagegen auf ihrer Leidenschaft für zeitgenössische<br />

Kunst, Architektur und Film. Die Fondazione Prada<br />

wurde 1993 gegründet, um die Ideen und das kreative<br />

Schaffen von Filmemachern und Intellektuellen<br />

zu fördern. In den letzten 20 Jahren veranstaltete die<br />

Stiftung neben Filmfestivals, Tanzveranstaltungen<br />

und Konferenzen über 60 Projekte, darunter Einzel-,<br />

Gruppen- und Sonderausstellungen sowie auch<br />

wissenschaftliche Ausstellungen in Städten wie<br />

Mailand, Venedig, Tokio, Paris und London. In ihrem<br />

Strategiepapier schreibt die Stiftung: «Wir sind der<br />

Meinung, dass Kultur nicht nur äusserst nützlich<br />

und notwendig, sondern auch attraktiv und fesselnd<br />

ist. Kultur soll uns durch den Alltag begleiten und<br />

verstehen helfen, wie wir und die Welt uns verändern.»<br />

2011 eröffnete die Fondazione Prada in der<br />

Ca’ Corner della Regina, einem spektakulären Palazzo<br />

am Canal Grande in Venedig, Ausstellungsräume<br />

und weihte 2015 einen neuen von OMA<br />

gestalteten Kultur-Campus ein. Damit wollte die<br />

Stiftung den Kunstbegriff erweitern und so den<br />

Austausch neuer Ideen ermöglichen und kulturelle<br />

Impulse setzen.<br />

PRADA FESTIGT KULTURELLE BEDEUTUNG<br />

Prada war 2012 Gegenstand einer grossen Modeausstellung<br />

mit dem Namen «Schiaparelli and Prada:<br />

Impossible Conversations», die vom Metropolitan<br />

Museum of Art in New York veranstaltet wurde. Die<br />

Ausstellung war als ein imaginärer Dialog zwischen<br />

Miuccia Prada und der verstorbenen Modeschöpferin<br />

Elsa Schiaparelli inszeniert. Berühmt war Pradas<br />

Landsfrau für ihre avantgardistische Vision und dafür,<br />

dass sie sich stark vom Surrealismus inspirieren<br />

liess. Beide wollten die konventionelle Vorstellung<br />

von Schönheit in ihrem als «Ugly Chic» bekannt gewordenen<br />

Stil auflösen. Prada erklärte in einem Interview:<br />

«Mode fördert Schönheitsklischees, die ich<br />

jedoch brechen möchte. Ein wichtiger Aspekt meiner<br />

Arbeit ist es zu erforschen, was Schönheit heute<br />

wirklich bedeutet.» In diesem Punkt sind sich beide<br />

Modeschöpferinnen einig. Beide sind für ihren hohen<br />

Anspruch und ihre gelegentlich schwierigen Charaktere<br />

bekannt. Und sie lehnen beide aufoktroyierte<br />

Vorstellungen von Stil, Schönheit, Weiblichkeit oder<br />

Sexualität strikt ab. Schiaparellis Designmerkmale<br />

finden sich häufig in Pradas eigenen Entwürfen wieder.<br />

Prada lässt sich nämlich von dem spritzigen<br />

Konzept der Modeschöpferin, das comic artige Muster<br />

und freche Motive umfasst, sowie ihrer Anti-<br />

Mode-Haltung nur allzu gerne inspirieren.<br />

Im Jahr 2012 fand zwischen Prada und dem<br />

britischen Künstler Damien Hirst eine kreative<br />

Egal, ob auf dem Laufsteg der Prada-Modeschau<br />

in Mailand oder auf dem roten<br />

Teppich bei der Oscar-Verleihung – Prada<br />

zieht immer alle Blicke auf sich.<br />

Zusammenarbeit statt, bei der Schiaparellis Ästhetik<br />

besonders deutlich zum Ausdruck kam. Im Rahmen<br />

dieses «Entomology»-Projekts wurden 20 exklusive<br />

Handtaschen hergestellt und für einen<br />

guten Zweck versteigert. Die Taschen in der legendären<br />

Prada-Form wurden dabei jeweils mit echten,<br />

schmuckbesetzten Käfern verziert. Miuccia ging, wie<br />

es ihre Art ist, an diese limitierte Kollektion subversiv<br />

heran: «Ich sagte: ‹Hört mal, ich möchte keine<br />

Tasche entwerfen.› Deshalb sorgte ich dafür, dass<br />

sie so abscheulich wurden, dass keine Frau sie jemals<br />

anfassen würde.» Die Taschen waren jedoch<br />

schnell ausverkauft und wurden von der Modepresse<br />

gefeiert. Eigentlich keine Überraschung, wenn<br />

man bedenkt, dass 80 Prozent von Pradas Umsatz<br />

2011 von Lederaccessoires stammten.<br />

In regelmässigen Kooperationen mit Fotografen<br />

und Regisseuren wie Steven Meisel und Glen<br />

Luchford entstanden zudem legendäre Werbefotos<br />

und Kurzfilme. Dadurch erhielt Pradas Design eine<br />

kulturelle Dimension. 2013 kam zudem die Neuadaptation<br />

von «Der grosse Gatsby» unter der Regie<br />

von Baz Luhrmann in die Kinos. Prada entwarf<br />

mehrere der Filmroben, wodurch ihre moderne<br />

Neuinterpretation von Weiblichkeit noch einen<br />

grös seren Stellenwert erhielt. Trotz gelegentlicher<br />

Kritik am Design und Phasen finanzieller Schwierigkeiten<br />

gehört Prada weiterhin zu den einflussreichsten<br />

und weltweit erfolgreichsten Modemarken<br />

unserer Zeit. Sie schöpft ihre Stärke aus einer<br />

Kombination von Schlichtheit und Luxus sowie<br />

Innovation und Klassik, sodass sich die Grenzen<br />

zwischen Konzeptionellem und Kommerziellem<br />

unablässig verwischen.<br />

Prada war 2012<br />

Gegenstand der grossen<br />

Modeausstellung<br />

«Schiaparelli and<br />

Prada: Impossible<br />

Conversations», die<br />

vom Costume Institute<br />

des Metropolitan<br />

Museum of Art in<br />

New York veranstaltet<br />

wurde. Hier eine der<br />

Installationen.<br />

ZAHLEN<br />

UND<br />

FAKTEN<br />

Prada erzielte 2015 einen<br />

Umsatz von EUR 3.55 Mrd.<br />

(einschliesslich Grosshandel,<br />

Einzelhandel und<br />

Lizenzeinnahmen).<br />

Aufteilung des Einzelhandelsumsatzes<br />

2015<br />

nach Region in Mio. EUR<br />

Quelle: pradagroup.com<br />

403.7<br />

Japan<br />

410.8<br />

Amerika<br />

103.5<br />

Naher Osten<br />

1080.0<br />

Ferner<br />

Osten<br />

1060.0<br />

Europa<br />

Aufteilung des Einzelhandelsumsatzes<br />

2015<br />

nach Produkt in Mio. EUR<br />

Quelle: pradagroup.com<br />

537.5<br />

Schuhe<br />

541.6<br />

Prêt-à-porter<br />

1920.0<br />

Lederwaren


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 58<br />

STANDPUNKTE<br />

ZU MODETRENDS<br />

6/6<br />

V . A . L . É . R . I . E<br />

L . A . M . O . N . T . A . G . N . E<br />

ist eine französisch-kanadische Künstlerin/Designerin und PhD-Stipendiatin an der Concordia<br />

University in Montreal, wo sie im Bereich «Performative Kleidung: Körper, Mode und<br />

Technologien» forscht und an der Abteilung Design und Computerkunst lehrt. Sie ist die Eigentümerin<br />

und Designerin von 3lectromode, einem Wearable-Electronics-Atelier mit Sitz in Montreal.<br />

Welche globalen Trends (etwa<br />

Digitalisierung) beeinflussen Ihrer<br />

Meinung nach zurzeit die Mode und<br />

den Modemarkt?<br />

Herstellung<br />

• 3D-Druck (Hard, Soft und Zero Waste)<br />

• On-Demand-Herstellung<br />

• Kundenspezifische Anpassung<br />

• Produktion vor Ort<br />

• DIY (Ikea-Konzept für Kleidung)<br />

• Upcycling / Recycling / Reparatur<br />

(Petit h)<br />

• Reduziertes Waschen (Sofortdesinfektion<br />

durch Luft/Sonne etc.)<br />

• Nahtlose Design-to-House-Technologie<br />

(integrierte Telekommunikation /<br />

erneuerbare Energie)<br />

Verkauf und Vertrieb<br />

• Showrooms mit integrierter<br />

Direktlieferung nach Hause<br />

(keine Tütenschlepperei mehr)<br />

• 3D-Körperscanning / 3D-Avatare<br />

(übertragbar von Laden zu Laden)<br />

• Vom Onlinelaufsteg direkt<br />

bestellen<br />

• Suchalgorithmen für Streetwear-<br />

Fotos (sofort kaufen, was ein<br />

anderer trägt)<br />

• «Reale» Werbung: Instagram-<br />

Botschafter<br />

• Mode als (Gemeinschafts-)<br />

Erlebnis vs. traditionelle<br />

Produktverkaufsmodelle<br />

Inwiefern verändern diese Trends<br />

die Mode und den Modemarkt?<br />

• Weniger Konsum<br />

• Konsum nach Mass<br />

• Konsum und Teilen<br />

• Direktkonsum (ab Laufsteg)<br />

• Verbraucher als Designer<br />

• Kollektiver Konsum P2P<br />

(keine Unternehmen)<br />

In der Mode wird es künftig weniger um<br />

den Konsum als um das Erlebnis gehen.<br />

Den Anstoss dazu wird eine radikale<br />

Umkehr der Beziehung zwischen Kunden<br />

und Unternehmen geben. Co-kreative<br />

Bereiche, Technologien und Applikationen<br />

werden dem Kunden neue Plattformen<br />

bieten, um massgeschneiderte<br />

Entwürfe «on demand» zu erstellen.<br />

Als Nächstes wird die Offenlegung von<br />

Produktionsketten und des Herstellungsprozesses<br />

folgen. Denn wo und wie Dinge<br />

produziert werden, gewinnt genauso an<br />

Bedeutung wie die CO2-Bilanz entlang<br />

des gesamten Produktlebenszyklus. Die<br />

stofflichen und geschichtlichen Transformationen<br />

von Objekten werden zu<br />

einem wesentlichen Bestandteil unserer<br />

Erfahrung mit ihnen – wir kennen<br />

dann die Herkunft der Materialien, die<br />

Herstellung und die Auswirkungen. Dabei<br />

werden auch wir unsere Spuren in der<br />

Geschichte der Objekte hinterlassen und<br />

so ihre zukünftige Verwendung mitprägen.<br />

Mode und Technologie werden<br />

zu einem kontinuierlichen Prozess, der<br />

über Zeit und Raum kommuniziert wird.<br />

Woher schöpfen Sie die Inspiration<br />

für Ihre Designs und Kollektionen?<br />

• Geschichte<br />

• Literatur<br />

• Poesie<br />

• Kunst<br />

• Musik<br />

• Politik<br />

Kunst und Geschichte sind die grösste<br />

Inspiration für die Modewelt. Mode, die<br />

im Vakuum des Augenblicks lebt, ist<br />

gefährlich, weil sie auch als politische<br />

Kraft fungiert – hinsichtlich Geschlecht,<br />

Rasse, Macht und Ökonomie – und wir<br />

können diese Kraft nutzen, um für<br />

Veränderungen zu sorgen. Mode steht<br />

auch immer im Spannungsfeld zwischen<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />

Mein Vater und ich diskutierten früher<br />

oft darüber, wie die Zukunft wohl<br />

aussehen wird: so wie in Terry Gilliams<br />

«Brazil» (1985) oder Ridley Scotts «Blade<br />

Runner» (1982). Für mich ist sie inzwischen<br />

beides: absurd und dystopisch,<br />

leicht und schwer, in die Zukunft und in<br />

die Vergangenheit gerichtet, zeitlos und<br />

ironisch, schön und hässlich, belanglos<br />

und überaus wichtig.<br />

✖ 3LECTROMODE.COM


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 59<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

DESIGN<br />

O H N E<br />

ABFALL<br />

Der japanische Kimono<br />

und der indische<br />

Sari sind Gewänder<br />

von betörender<br />

Schön heit. Da sie<br />

aus einem einzigen<br />

Stück Stoff produziert<br />

werden, gibt es kaum<br />

Abfall. Nun wollen<br />

Designer dasselbe<br />

Prinzip auf die Produktion<br />

von anderen<br />

Kleidern übertragen.<br />

Mit dem sogenannten<br />

Zero-Waste-Design<br />

sollen die gemäss<br />

Schätzungen der<br />

Bekleidungsindustrie<br />

anfallenden 15 bis<br />

20 Prozent Abfall<br />

vermieden werden.<br />

Wie? Indem die<br />

einzelnen Elemente<br />

eines Schnittmusters<br />

wie Puzzleteile auf<br />

dem Stoff verteilt<br />

werden, sodass kein<br />

Platz verschwendet<br />

wird. Und indem<br />

Stoffe anstatt zugeschnitten<br />

vermehrt<br />

drapiert verarbeitet<br />

weren. Fallen doch<br />

Reste an, sollen sie<br />

als Dekoration weiterverarbeitet<br />

werden.<br />

Bei der vom indischen<br />

Designer Siddhartha<br />

Upadhyaya entwickelten<br />

«Direct Pattern<br />

on Loom»-Technik<br />

werden die einzelnen<br />

Stücke sogar direkt<br />

auf einem Jacquard-<br />

Webstuhl gewoben –<br />

auslegen, anzeichnen<br />

und zuschneiden ist<br />

nicht mehr nötig.<br />

✖<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

NACHHALTIGKEIT AUF DEN<br />

SEITEN 38 UND 41<br />

Über diesen QR-Code<br />

können Sie ein Video<br />

mit der Anleitung für<br />

eine abfallfreie Modeproduktion<br />

anschauen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 60<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

WEARABLES<br />

ALS TEIL DER<br />

KLEIDUNG<br />

Wearables – tragbare<br />

Technologie – haben<br />

in der Mode längst<br />

ihren Platz gefunden.<br />

Das, weil viele<br />

Menschen ein Mobilgerät<br />

(vor allem ein<br />

Smart phone) benutzen,<br />

sich das Kosten-<br />

Leistungs- Verhältnis<br />

verbessert hat,<br />

verschiedene Softwares<br />

aufeinander<br />

abgestimmt sind und<br />

neue Apps sowie<br />

Geschäftsmodelle<br />

entwickelt wurden.<br />

Wearables verwandeln<br />

sich rasch von schwierig<br />

zu hand habenden<br />

Geräten mit nur einer<br />

Funktion zu multifunktionalen,<br />

intelligenten<br />

Geräten. Wir<br />

sehen ein Potenzial<br />

von 40 bis 50 Milliarden<br />

US-Dollar. Die<br />

Bekleidungsbranche<br />

hat Wearables schon<br />

früh eingeführt, zu<br />

Beginn in Form von<br />

Armbanduhren,<br />

jüngst aber auch mit<br />

Fitnesskontrollgeräten<br />

wie dem Fitbit.<br />

Damit sollen Kunden<br />

an Sport- und Fitnessmarken<br />

gebunden<br />

werden, was einem<br />

Potenzial zur Kanniba<br />

lisierung des<br />

Uhren markts in der<br />

Höhe von 56 Milliarden<br />

US-Dollar<br />

entspricht. In Zukunft<br />

werden Kleider unsere<br />

Körper als Energiequelle<br />

nutzen, um<br />

Smartphones und<br />

Tablets aufzuladen –<br />

falls es diese Geräte<br />

dann noch gibt.<br />

Smarte Textilien, die<br />

kinetische Energie<br />

zur Stromerzeugung<br />

nutzen, werden bereits<br />

heute in Modeartikel<br />

integriert.<br />

✖<br />

WEITERE INFOR-<br />

MATIONEN ZU TRAGBAREN<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>EN AUF<br />

SEITE 44<br />

Je mehr Computerprodukte<br />

in Gebrauch sind, desto<br />

grösser könnte die Akzeptanz<br />

von Wearables sein.<br />

Quelle: Unternehmensangaben,<br />

Schätzungen Credit Suisse, Anzahl<br />

Geräte weltweit, die mit Wearables<br />

verbunden werden könnten<br />

3 000 000<br />

2 500 000<br />

2 000 000<br />

1 500 000<br />

1 000 000<br />

500 000<br />

0<br />

2010 2015E<br />

Smartphones<br />

Mobile PCs<br />

Tablets


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 61<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

FÄRBEN<br />

O H N E<br />

WA S S E R<br />

Das Färben von Textilien<br />

braucht sehr<br />

viel Wasser, ein Kilogramm<br />

Baumwolle<br />

zum Beispiel benötigt<br />

60 bis 80 Liter. Gemäss<br />

dem EU Retail<br />

Forum for Sustainability<br />

gehen 20 Prozent<br />

des verschmutzten<br />

Frisch wassers in der<br />

Indus trie auf das<br />

Konto der Textilfärbung<br />

und -behandlung.<br />

Es erstaunt<br />

daher nicht, dass<br />

wasserscho nende<br />

Alternativen gesucht<br />

werden. Ein Unternehmen<br />

namens<br />

ColorZen etwa hat<br />

einen Weg gefunden,<br />

die Molekülstruktur<br />

von Baumwolle zu<br />

verändern und so<br />

­effizienter und mit<br />

weniger Wassereinsatz<br />

zu färben. Mit<br />

dem von Debs Textile<br />

Corporation entwickelten<br />

AirDye, bei<br />

dem die Färbe mittel<br />

mit Maschinen auf<br />

Polyestergewebe<br />

gedruckt werden,<br />

sinkt der Wasserverbrauch<br />

um bis<br />

zu 95 Prozent. Und<br />

das niederländische<br />

Unternehmen DyeCoo<br />

verwendet in einem<br />

Hochdruckverfahren<br />

flüssiges CO 2 , um<br />

so die Farbe ganz<br />

ohne Wasser in das<br />

Polyestergewebe<br />

zu bringen.<br />

✖<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

NACHHALTIGKEIT AUF DEN<br />

SEITEN 38 UND 41<br />

Über diesen QR-Code<br />

können Sie ein Video<br />

zu einem inno vativen<br />

Textilfärbe verfahren<br />

ohne Wasser anschauen.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 62<br />

TECHNOLO<strong>GI</strong>E<br />

STOFFE, DIE<br />

IHRE FARBE<br />

ÄNDERN<br />

Auf dem Weg zu<br />

einem wichtigen Treffen<br />

stellen Sie fest,<br />

dass Ihre Jacke nicht<br />

zu Ihrer Hose passt.<br />

Es ist zu spät, um<br />

sich umzuziehen.<br />

Kein Problem! Sie<br />

berühren Ihre Jacke<br />

oder pfeifen ein<br />

Lied – und wie<br />

von Zauberhand<br />

verändert sich die<br />

Farbe. Das klingt<br />

verrückt, ist aber<br />

möglich – dank<br />

«Chromosonic», einer<br />

Erfindung der ungarischen<br />

Designerin<br />

Judit Eszter Karpati.<br />

Diese elektronische<br />

Textilie reagiert auf<br />

Berührung und Töne,<br />

indem sie Farbe und<br />

Muster ändert. Andere<br />

intelligente Textilien<br />

können leuchten.<br />

Einige dieser Stoffe<br />

gewinnen Energie aus<br />

der Umwelt, indem<br />

sie Vibrationen, Töne,<br />

Hitze oder ultraviolette<br />

Strahlung nutzen.<br />

Etwas, das im Inneren<br />

eines Gebäudes<br />

weiss ist, ändert am<br />

Tageslicht die Farbe.<br />

Medienkünstlerin und<br />

Designerin Amy Winter,<br />

die Frau hinter<br />

der Marke Rainbow<br />

Winters, arbeitet bereits<br />

seit mehreren<br />

Jahren mit solch<br />

smarten Textilien.<br />

✖<br />

WEITERE INFOR­<br />

MATIONEN ZU E-TEXTILIEN<br />

AUF SEITE 44<br />

Mit dem oben stehenden<br />

QR-Code können<br />

Sie mehr über farbverändernde<br />

Mate rialien<br />

erfahren.


GLOBAL INVESTOR 1.<strong>16</strong> — 63<br />

Autoren<br />

Patricia Feubli<br />

Research Analyst.........................................................<br />

patricia.feubli@credit-suisse.com..................................<br />

+41 44 333 68 71........................................................<br />

Patricia Feubli stiess 2013 zur Credit Suisse. Sie ist Senior<br />

Economist im International Wealth Management für<br />

Schweizer Branchenana lysen. Davor war sie Research<br />

Associate an der Universität Zürich und Re search Fellow<br />

an der Stanford University. Sie hat einen Doktortitel in<br />

Wirtschafts wissenschaften der Universität Zürich.<br />

> Seiten 10, 13, <strong>16</strong>, 27, 33, 36–37, 41–43, 48–50, 52–53, 58<br />

Jonathan Horlacher<br />

Research Analyst.........................................................<br />

jonathan.horlacher@credit-suisse.com..........................<br />

+41 44 332 80 17........................................................<br />

Jonathan Horlacher ist Financial Analyst im International<br />

Wealth Management der Credit Suisse. Er ist auf gesamtwirtschaftliche<br />

Themen, Mega trends und nach haltige<br />

Investitionen spezialisiert und hat zahlreiche Publika tionen<br />

zu diesen Bereichen verfasst. Er ist Chartered Financial<br />

Analyst (CFA) und hat einen Master of Science der<br />

Barcelona Graduate School of Economics. Bevor er zur<br />

Credit Suisse stiess, war er Volkswirt bei der Schweizerischen<br />

Nationalbank. > Seiten 08–09, 12, 38–43, 59, 61<br />

Julie Saussier<br />

Research Analyst.........................................................<br />

julie.saussier-clement@credit-suisse.com......................<br />

+41 44 333 12 56.......................................................<br />

Julie Saussier ist als Senior Research Analyst im Global<br />

Equity Team für die Analyse des Nicht-Basiskonsumgütersektors<br />

zuständig. Sie arbeitet seit 13 Jahren als<br />

Research-Analystin und stiess 2015 zur Credit Suisse.<br />

Sie hat einen Master in Business and Management<br />

der Université Paris Dauphine und einen Master in Corporate<br />

Finance der EM Lyon Business School, Frankreich,<br />

und sie ist Chartered Financial Analyst (CFA).<br />

> Seiten 07, 11, 15, 22, 26, 30–32<br />

Selina Sia<br />

Head of Greater China Equity Research.........................<br />

selina.sia@credit-suisse.com........................................<br />

+852 2841 4036.........................................................<br />

Selina Sia kam 2015 als Head of Greater China Equity<br />

Research zur Credit Suisse. Sie verfügt über mehr als<br />

20 Jahre Erfahrung als Analystin für die Aktienmärkte<br />

Hongkongs und Chinas. Sie hat einen Bachelor of<br />

Business Administration der University of Washington<br />

mit Schwerpunkt auf Accounting and Finance, und sie<br />

ist Certified Public Accountant (CPA). > Seiten 14, 34–35<br />

Ulrich Kaiser<br />

Research Analyst.........................................................<br />

ulrich.kaiser@credit-suisse.com....................................<br />

+41 44 334 56 49.......................................................<br />

Ulrich Kaiser ist als Senior Financial Analyst im International<br />

Wealth Management der Credit Suisse für die<br />

Analyse des Technologiesektors zuständig. Er stiess<br />

1993 zur Credit Suisse und verfügt über 28 Jahre<br />

Erfahrung im Wertpapier- und Bankengeschäft. Er hat<br />

einen Master of Economics der Universität Konstanz<br />

und ist Certified European Financial Analyst (CEFA).<br />

> Seiten 17, 23, 44–47, 51, 60, 62<br />

Giles Keating<br />

Vice Chairman of Investment Solutions & Products<br />

and Deputy Global CIO.................................................<br />

giles.keating@credit-suisse.com...................................<br />

+41 44 332 22 33.......................................................<br />

Giles Keating ist Vice Chairman of Investment Solutions &<br />

Products, Deputy Global Chief Investment Officer und<br />

Vizevorsitzender des Anlage komitees. Er arbeitet seit<br />

1986 bei der Credit Suisse. Giles Keating war Research<br />

Fellow an der London Business School und hat Abschlüsse<br />

der London School of Economics und der University<br />

of Oxford, Grossbritannien, wo er als Honorary Fellow<br />

amtet. Er ist Vorsitzender von Tech4All und techfortrade,<br />

die Armut durch den Einsatz von Technologie verringern<br />

wollen. > Seite 03


Risikowarnung<br />

Jede Anlage ist mit Risiken verbunden, insbesondere in Bezug auf Wert- und Renditeschwankungen.<br />

Sind Anlagen in einer anderen Währung als Ihrer Basiswährung denominiert, können<br />

Wechselkursschwankungen den Wert, den Kurs oder die Rendite nachteilig beeinflussen.<br />

Informationen zu den mit Anlagen in die hierin behandelten Wertpapiere verbundenen Risiken<br />

finden Sie unter folgender Adresse:<br />

https://research.credit-suisse.com/riskdisclosure<br />

Dieser Bericht kann Informationen über Anlagen, die mit besonderen Risiken verbunden sind,<br />

enthalten. Bevor Sie eine Anlageentscheidung auf der Grundlage dieses Berichts treffen,<br />

sollten Sie sich durch Ihren unabhängigen Anlageberater bezüglich notwendiger Erläuterungen<br />

zum Inhalt dieses Berichts beraten lassen. Zusätzliche Informationen erhalten Sie ausserdem<br />

in der Broschüre «Besondere Risiken im Effektenhandel», die Sie bei der Schweizerischen<br />

Bankiervereinigung erhalten.<br />

Kurs, Wert und Ertrag der in diesem Bericht beschriebenen Wertpapiere oder Finanzinstrumente<br />

können sowohl steigen als auch fallen. Der Wert von Wertpapieren und Finanzinstrumenten<br />

unterliegt Schwankungen von Kassa- bzw. Termin- und Wechselkursen sowie der<br />

Entwicklung von wirtschaftlichen Indikatoren, der Bonität von Emittenten oder Referenz-Emittenten<br />

usw. Diese Schwankungen und Entwicklungen können sich sowohl vorteilhaft als auch<br />

nachteilig auf den Ertrag bzw. den Kurs der betreffenden Papiere oder Instrumente auswirken.<br />

Beim Kauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten können Sie aufgrund von Schwankungen<br />

der Börsenkurse oder anderer finanzieller Indizes usw. einen Verlust oder einen den investierten<br />

Betrag übersteigenden Verlust erleiden. Dieses Risiko betrifft insbesondere Anleger in Wertpapiere<br />

wie beispielsweise ADRs, deren Wert von Wechselkursschwankungen beeinflusst wird.<br />

Provisionssätze für Maklergeschäfte entsprechen den zwischen der CS und dem Anleger<br />

vereinbarten Sätzen. Bei Transaktionen, die als Abkommen zwischen selbstständigen Händlern/Kommittenten<br />

(Principal-to-principal-Basis) zwischen der Credit Suisse und dem Anleger<br />

abgeschlossen werden, entspricht der Kauf- bzw. Verkaufspreis der Gesamtvergütung. Auf<br />

Principal-to-principal-Basis durchgeführte Transaktionen, einschliesslich ausserbörslicher<br />

(OTC) Transaktionen mit Derivaten, werden als Kauf-/Geldkurs oder Verkaufs-/Briefkurs<br />

angegeben, wobei zwischen diesen Kursangaben eine Differenz (Spread) bestehen kann.<br />

Gebühren für Transaktionen werden vor dem Handel gemäss den geltenden Gesetzen und<br />

Bestimmungen vereinbart. Bitte konsultieren Sie vor einem Kauf die handelsvorbereitende<br />

Dokumentation, in der Sie eine Erläuterung der Risiken und Provisionen usw. der jeweiligen<br />

Wertpapiere oder Finanzinstrumente finden.<br />

Bei strukturierten Wertpapieren handelt es sich um komplexe Anlageinstrumente, die<br />

typischerweise ein erhöhtes Risiko aufweisen. Diese Produkte richten sich ausschliesslich<br />

an erfahrene und informierte Anleger, die alle mit der entsprechenden Anlage verbundenen<br />

Risiken verstehen und akzeptieren. Der Marktwert von strukturierten Wertpapieren wird durch<br />

wirtschaftliche, finanzielle und politische Faktoren beeinflusst (insbesondere Spot- und Forward-Zinsen<br />

sowie Wechselkurse), ebenso durch Faktoren wie Laufzeit, Marktkonditionen,<br />

Volatilität oder Bonität des Emittenten bzw. von Referenzemittenten. Anleger, die den Erwerb<br />

strukturierter Produkte erwägen, sollten das betreffende Produkt eigenständig prüfen und<br />

analysieren und ihre eigenen Berater zu den mit dem geplanten Erwerb verbundenen Risiken<br />

konsultieren.<br />

Einige der in diesem Bericht behandelten Produkte weisen ein erhöhtes Mass an Volatilität<br />

auf. Anlagen mit erhöhter Volatilität können starken Wertschwankungen unterliegen, die<br />

zu Verlusten bei einer Realisierung der betreffenden Anlage führen können. Derartige Verluste<br />

können dem Wert der ursprünglichen Anlage entsprechen. Bei bestimmten Investments<br />

können die erlittenen Verluste den Wert der ursprünglichen Anlage sogar übersteigen. In<br />

einem solchen Fall müssen Sie die erlittenen Verluste durch zusätzliche Zahlungen decken.<br />

Die Rendite auf ein Investment kann fluktuieren, und gegebenenfalls wird ein Teil des für die<br />

ursprüngliche Anlage gezahlten Betrags für die Zahlung der Rendite verwendet. Bestimmte<br />

Investments können gegebenenfalls nicht ohne weiteres realisiert werden, und der Verkauf<br />

bzw. die Realisierung der betreffenden Instrumente kann sich als schwierig erweisen. Ebenso<br />

kann es sich als schwierig erweisen, zuverlässige Informationen zum Wert eines Investments<br />

oder den damit verbundenen Risiken zu erlangen. Bitte wenden Sie sich bei Fragen an Ihren<br />

Relationship Manager.<br />

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für eine zukünftige Wertentwicklung.<br />

Die Wertentwicklung kann durch Provisionen, Gebühren oder andere Kosten sowie<br />

durch Wechselkursschwankungen beeinflusst werden.<br />

Finanzmarktrisiken<br />

Historische Renditen und Finanzmarktszenarien sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.<br />

Der Preis und der Wert der hierin erwähnten Anlagen und alle daraus resultierenden Erträge<br />

können sinken, steigen oder schwanken. Die Performance in der Vergangenheit ist kein<br />

Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Sind Anlagen in einer anderen Währung als Ihrer<br />

Basiswährung denominiert, können Wechselkursschwankungen den Wert, den Kurs oder die<br />

Rendite nachteilig beeinflussen. Sie sollten, soweit Sie eine Beratung für erforderlich halten,<br />

Berater konsultieren, die Sie bei dieser Entscheidung unterstützen.<br />

Anlagen werden möglicherweise nicht öffentlich oder nur an einem eingeschränkten Sekundärmarkt<br />

gehandelt. Ist ein Sekundärmarkt vorhanden, kann der Kurs, zu dem die Anlagen<br />

an diesem Markt gehandelt werden oder die Liquidität bzw. Illiquidität des Marktes nicht<br />

vorhergesagt werden.<br />

Schwellenmärkte<br />

In Fällen, in denen sich dieser Bericht auf Schwellenmärkte bezieht, weisen wir Sie darauf<br />

hin, dass mit Anlagen und Transaktionen in verschiedenen Anlagekategorien von oder in<br />

Zusammenhang oder Verbindung mit Emittenten und Schuldnern, die in Schwellenländern<br />

gegründet, stationiert oder hauptsächlich geschäftlich tätig sind, Unsicherheiten und Risiken<br />

verbunden sind. Anlagen im Zusammenhang mit Schwellenländern können als spekulativ<br />

betrachtet werden; ihre Kurse neigen zu einer weit höheren Volatilität als die der stärker<br />

entwickelten Länder der Welt. Anlagen in Schwellenmärkten sollten nur von versierten Anlegern<br />

oder von erfahrenen Fachleuten getätigt werden, die über eigenständiges Wissen über<br />

die betreffenden Märkte sowie die Kompetenz verfügen, die verschiedenen Risiken, die solche<br />

Anlagen bergen, zu berücksichtigen und abzuwägen und ausreichende finanzielle Ressourcen<br />

zur Verfügung haben, um die erheblichen Risiken des Anlageausfalls solcher Anlagen zu<br />

tragen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die Risiken, die sich aus Anlagen in Schwellenmärkten<br />

ergeben, und Ihre Portfolio-Strukturierung zu steuern. Bezüglich der unterschiedlichen<br />

Risiken und Faktoren, die es bei Anlagen in Schwellenmärkten zu berücksichtigen gilt, sollten<br />

Sie sich von Ihren eigenen Beratern beraten lassen.<br />

Alternative Anlagen<br />

Hedge-Fonds unterliegen nicht den zahlreichen Bestimmungen zum Schutz von Anlegern, die<br />

für regulierte und zugelassene gemeinsame Anlagen gelten; Hedge-Fonds-Manager sind<br />

weitgehend unreguliert. Hedge-Fonds sind nicht auf eine bestimmte Zurückhaltung bei Anlagen<br />

oder Handelsstrategie beschränkt und versuchen, in den unterschiedlichsten Märkten<br />

Gewinne zu erzielen, indem sie auf Fremdfinanzierung, Derivate und komplexe, spekulative<br />

Anlagestrategien setzen, die das Risiko eines Anlageausfalls erhöhen können.<br />

Rohstofftransaktionen bergen ein hohes Mass an Risiko und sind für viele Privatanleger<br />

möglicherweise ungeeignet. Marktbewegungen können zu erheblichen Verlusten oder sogar<br />

zu einem Totalverlust führen.<br />

Anleger in Immobilien sind Liquiditäts-, Fremdwährungs- und anderen Risiken ausgesetzt,<br />

einschliesslich konjunktureller Risiken, Vermietungsrisiken und solcher, die sich aus den<br />

Gegebenheiten des lokalen Marktes, der Umwelt und Änderungen der Gesetzeslage ergeben.<br />

Zins- und Ausfallrisiken<br />

Die Werthaltigkeit einer Anleihe hängt von der Bonität des Emittenten bzw. des Garanten ab.<br />

Sie kann sich während der Laufzeit der Anleihe ändern. Bei Insolvenz des Emittenten und/oder<br />

Garanten der Anleihe ist die Anleihe oder der aus der Anleihe resultierender Ertrag nicht garantiert<br />

und Sie erhalten die ursprüngliche Anlage möglicherweise nicht oder nur teilweise zurück.<br />

Offenlegungen<br />

Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von der Abteilung Research der<br />

Division International Wealth Management der CS am angegebenen Datum erstellt und können<br />

sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Aufgrund unterschiedlicher Bewertungskriterien<br />

können die in diesem Bericht geäusserten Ansichten über einen bestimmten Titel von Ansichten<br />

und Beurteilungen des Credit Suisse Research Department der Division Investment Banking<br />

abweichen oder diesen widersprechen.<br />

Artikelbeiträge von Anlagestrategen sind keine Research-Berichte. Anlagestrategen<br />

gehören nicht dem CS Research Department an. Die CS verfügt über Weisungen, die sicherstellen,<br />

dass das Research Department unabhängig ist. Dies schliesst Weisungen zu Handelsbeschränkungen<br />

für bestimmte Wertschriften vor der Veröffentlichung von Research-Berichten<br />

ein. Diese Weisungen gelten nicht für Anlagestrategen.<br />

Die CS lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung dieses Berichts ab, es sei<br />

denn, dieser Haftungsausschluss steht im Widerspruch zu einer Haftung, die sich aus bestimmten,<br />

für die CS geltenden Statuten und Regelungen ergibt. Dieser Bericht ist kein Ersatz<br />

für eine unabhängige Beurteilung. Die CS hat möglicherweise eine Handelsidee zu diesem<br />

Wertpapier veröffentlicht oder wird dies möglicherweise in Zukunft tun. Handelsideen sind<br />

kurzfristige Handelsempfehlungen, die auf Marktereignissen und Katalysatoren basieren,<br />

wohingegen Unternehmensempfehlungen Anlageempfehlungen darstellen, die auf dem erwarteten<br />

Gesamtertrag im 6- bis 12-Monats-Horizont basieren, gemäss der Definition im<br />

Disclosure-Anhang. Da Handelsideen und Unternehmensempfehlungen auf unterschiedlichen<br />

Annahmen und Analysemethoden basieren, könnten die Handelsideen von den Unternehmensempfehlungen<br />

abweichen. Ausserdem hat die CS möglicherweise andere Berichte veröffentlicht<br />

oder wird möglicherweise Berichte veröffentlichen, die im Widerspruch zu dem<br />

vorliegenden Bericht stehen oder zu anderen Schlussfolgerungen gelangen. Diese Berichte<br />

spiegeln die verschiedenen Annahmen, Einschätzungen und Analysemethoden wider, auf<br />

denen sie basieren, und die CS ist in keiner Weise verpflichtet, sicherzustellen, dass der<br />

Empfänger Kenntnis von anderen entsprechenden Berichten erhält.<br />

Bestätigung der Analysten<br />

Alle in diesem Bericht aufgeführten Analysten bestätigen hiermit, dass die in diesem Bericht<br />

geäusserten Ansichten über Unternehmen und deren Wertschriften mit ihren persönlichen<br />

Ansichten über sämtliche hier analysierten Unternehmen und Wertschriften übereinstimmen.<br />

Die Analysten bestätigen darüber hinaus, dass eine bereits erhaltene oder zukünftige Vergütung<br />

in keiner Art und Weise direkt oder indirekt mit den in diesem Bericht ausgedrückten<br />

Empfehlungen oder Ansichten in Verbindung steht.<br />

Die in diesem Bericht erwähnten Knowledge Process Outsourcing Analysten (KPO-Analysten)<br />

sind bei der Credit Suisse Business Analytics (India) Private Limited angestellt<br />

Wichtige Angaben<br />

Die CS veröffentlicht Research-Berichte nach eigenem Ermessen. Dabei bezieht sie sich auf<br />

Entwicklungen in den analysierten Unternehmen, im Sektor oder Markt, die für die im Bericht<br />

geäusserten Meinungen und Ansichten wesentlich sein können. Die CS veröffentlicht ausschliesslich<br />

unparteiische, unabhängige, eindeutige, faire und nicht irreführende Anlagestudien.<br />

Der für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Credit Suisse verbindliche Code of Conduct<br />

ist online unter folgender Adresse abrufbar:<br />

http://www.credit-suisse.com/governance/en/code_of_conduct.html<br />

Weitere Informationen finden Sie im Dokument «Unabhängigkeit der Finanzanalyse» unter<br />

folgender Adresse:<br />

https://www.credit-suisse.com/legal/pb_research/independence_en.pdf<br />

Die Vergütung der für diesen Research-Bericht verantwortlichen Analysten setzt sich aus<br />

verschiedenen Faktoren zusammen, darunter aus dem Umsatz der CS. Einen Teil dieses<br />

Umsatzes erwirtschaftet die Credit Suisse im Bereich Investment Banking.<br />

Zusätzliche Angaben<br />

Vereinigtes Königreich: Weitere Informationen zu Angaben über den Bereich Fixed Income<br />

erhalten Kunden der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe)<br />

Limited unter der Telefonnummer +41 44 333 33 99.<br />

Indien: Unter der Adresse http://www.credit-suisse.com/in/researchdisclosure finden<br />

sich weitere Offenlegungen, die gemäss Securities And Exchange Board of India (Research<br />

Analysts) Regulations, 2014, vorgeschrieben sind. Die Credit Suisse könnte Interessen in<br />

Bezug auf die im vorliegend Bericht genannten Unternehmen haben. Die Research-Berichte<br />

der Credit Suisse sind auch unter https://investment.credit-suisse.com/ abrufbar.<br />

Informationen zu rechtlichen Hinweisen und Offenlegungen bezüglich der von Credit Suisse<br />

Investment Banking beurteilten Unternehmen, die in diesem Bericht erwähnt wurden, finden<br />

Sie auf der Seite «Disclosure» der Investment Banking Division unter folgender Adresse:<br />

https://rave.credit-suisse.com/disclosures<br />

Weitere Informationen wie Angaben im Zusammenhang mit anderen Emittenten finden<br />

Sie auf der der Seite «Disclosure» der International Wealth Management Division unter<br />

folgender Adresse:<br />

https://www.credit-suisse.com/disclosure<br />

Allgemeiner Haftungsausschluss/Wichtige Information<br />

Der vorliegende Bericht ist nicht für die Verbreitung an oder die Nutzung durch natürliche<br />

oder juristische Personen bestimmt, die Bürger eines Landes sind oder in einem Land ihren


Wohnsitz bzw. ihren Gesellschaftssitz haben, in dem die Verbreitung, Veröffentlichung,<br />

Bereitstellung oder Nutzung dieser Informationen geltende Gesetze oder Vorschriften ver letzen<br />

würde oder in dem CS Registrierungs- oder Zulassungspflichten erfüllen müssten.<br />

In diesem Bericht bezieht sich CS auf die Schweizer Bank Credit Suisse AG oder ihre Tochterund<br />

verbundenen Unternehmen. Weitere Informationen über die Organisationsstruktur finden<br />

sich unter folgender Adresse:<br />

http://www.credit-suisse.com/<br />

KEINE VERBREITUNG, AUFFORDERUNG ODER BERATUNG: Diese Publikation dient ausschliesslich<br />

zur Information und Veranschaulichung sowie zur Nutzung durch Sie. Sie ist<br />

weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zur Zeichnung oder zum<br />

Erwerb von Wertschriften oder anderen Finanzinstrumenten. Alle Informationen, auch Tatsachen,<br />

Meinungen oder Zitate, sind unter Umständen gekürzt oder zusammengefasst und<br />

beziehen sich auf den Stand am Tag der Erstellung des Dokuments. Bei den in diesem Bericht<br />

enthaltenen Informationen handelt es sich lediglich um allgemeine Marktkommentare und in<br />

keiner Weise um eine regulierte Finanzberatung bzw. Rechts-, Steuer- oder andere regulierte<br />

Finanzdienstleistungen. Den finanziellen Zielen, Verhältnissen und Bedürfnissen einzelner<br />

Personen wird keine Rechnung getragen. Diese müssen indes berücksichtigt werden, bevor<br />

eine Anlageentscheidung getroffen wird. Bevor Sie eine Anlageentscheidung auf der Grundlage<br />

dieses Berichts treffen, sollten Sie sich durch Ihren unabhängigen Anlageberater bezüglich<br />

notwendiger Erläuterungen zum Inhalt dieses Berichts beraten lassen. Dieser Bericht<br />

bringt lediglich die Einschätzungen und Meinungen der CS zum Zeitpunkt der Erstellung des<br />

Dokuments zum Ausdruck und bezieht sich nicht auf das Datum, an dem Sie die Informationen<br />

erhalten oder darauf zugreifen. In diesem Bericht enthaltene Einschätzungen und Ansichten<br />

können sich von den durch andere CS-Departments geäusserten unterscheiden und können<br />

sich jederzeit ohne Ankündigung oder die Verpflichtung zur Aktualisierung andern. Die CS ist<br />

nicht verpflichtet sicherzustellen, dass solche Aktualisierungen zu Ihrer Kenntnis gelangen.<br />

PROGNOSEN & SCHÄTZUNGEN: Vergangene Wertentwicklungen sollten weder als Hinweis<br />

noch als Garantie für zukünftige Ergebnisse aufgefasst werden, noch besteht eine ausdrückliche<br />

oder implizierte Gewährleistung für künftige Wertentwicklungen. Soweit dieser Bericht<br />

Aussagen über künftige Wertentwicklungen enthält, sind diese Aussagen zukunftsgerichtet<br />

und bergen daher diverse Risiken und Ungewissheiten. Ist nichts anderes vermerkt, sind alle<br />

Zahlen ungeprüft. Sämtliche hierin erwähnten Bewertungen unterliegen den CS-Richtlinien<br />

und -Verfahren zur Bewertung. KONFLIKTE: Die CS behält sich das Recht vor, alle in dieser<br />

Publikation unter Umständen enthaltenen Fehler zu korrigieren. Die Credit Suisse, ihre verbundenen<br />

Unternehmen und/oder deren Mitarbeitende halten möglicherweise Positionen oder<br />

Bestände, haben andere materielle Interessen oder tätigen Geschäfte mit hierin erwähnten<br />

Wertschriften oder Optionen auf diese Wertschriften oder tätigen andere damit verbundene<br />

Anlagen und steigern oder verringern diese Anlagen von Zeit zu Zeit. Die CS bietet den<br />

hierin erwähnten Unternehmen oder Emittenten möglicherweise in erheblichem Umfang<br />

Beratungs- oder Anlagedienstleistungen in Bezug auf die in dieser Publikation aufgeführten<br />

Anlagen oder damit verbundene Anlagen oder hat dies in den vergangenen zwölf Monaten<br />

getan. Einige hierin aufgeführte Anlagen werden von einem Unternehmen der CS oder einem<br />

mit der CS verbundenen Unternehmen angeboten oder die CS ist der einzige Market Maker<br />

für diese Anlagen. Die CS ist involviert in zahlreiche Geschäfte, die mit dem genannten<br />

Unternehmen in Zusammenhang stehen. Zu diesen Geschäften gehören unter anderem spezialisierter<br />

Handel, Risikoarbitrage, Market Making und anderer Eigenhandel. BESTEUERUNG:<br />

Diese Publikation enthält keinerlei Anlage-, Rechts-, Bilanz- oder Steuerberatung. Die CS<br />

berät nicht hinsichtlich der steuerlichen Konsequenzen von Anlagen und empfiehlt Anlegern,<br />

einen unabhängigen Steuerberater zu konsultieren. Die Steuersätze und Bemessungsgrundlagen<br />

hängen von persönlichen Umständen ab und können sich jederzeit ändern. QUELLEN:<br />

Die in diesem Bericht enthaltenen Informationen und Meinungen stammen aus oder basieren<br />

auf Quellen, die von CS als zuverlässig erachtet werden; dennoch garantiert die CS weder<br />

deren Richtigkeit noch deren Vollständigkeit. Die CS lehnt jede Haftung für Verluste ab, die<br />

aufgrund der Verwendung dieses Berichts entstehen. WEBSITES: Der Bericht kann Internet-Adressen<br />

oder die entsprechenden Hyperlinks zu Websites beinhalten. Die CS hat die<br />

Inhalte der Websites, auf die Bezug genommen wird, nicht überprüft und übernimmt keine<br />

Verantwortung für deren Inhalte, es sei denn, es handelt sich um eigenes Website-Material<br />

der CS. Die Adressen und Hyperlinks (einschliesslich Adressen und Hyperlinks zu dem eigenen<br />

Website-Material der CS) werden nur als als praktische Hilfe und Information für Sie<br />

veröffentlicht, und die Inhalte der Websites, auf die verwiesen wird, sind keinesfalls Bestandteil<br />

des vorliegenden Berichts. Der Besuch der Websites oder die Nutzung von Links aus<br />

diesem Bericht oder der Website der CS erfolgen auf Ihr eigenes Risiko.<br />

Distribution von Research-Berichten<br />

Sofern hier nicht anders vermerkt, wurde dieser Bericht von der Schweizer Bank Credit Suisse<br />

AG erstellt und publiziert, die der Zulassung und Regulierung durch die Eidgenössische<br />

Finanzmarktaufsicht untersteht. Australien: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG,<br />

Sydney Branch (CSSB) (ABN 17 061 700 712 AFSL 226896), ausschliesslich an «Wholesale»-Kunden,<br />

definiert nach s761G des Corporations Act 2001, verteilt. CSSB übernimmt<br />

keine Gewähr, noch macht sie Zusicherungen zur Wertentwicklung der in diesem Bericht<br />

erwähnten Finanzprodukte. Bahrain: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG, Bahrain<br />

Branch, verteilt, die über eine Zulassung der Central Bank of Bahrain (CBB) als Investment<br />

Firm Category 2 verfügt und von dieser reguliert wird. Die Adresse der Credit Suisse AG,<br />

Bahrain Branch, lautet Level 22, East Tower, Bahrain World Trade Centre, Manama, Königreich<br />

Bahrain. Dubai: Diese Informationen werden von der Credit Suisse AG, Dubai Branch, verteilt,<br />

die über eine ordnungsgemässe Lizenz der Dubai Financial Services Authority (DFSA) verfügt<br />

und unter deren Aufsicht steht. Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen in diesem Zusammenhang<br />

richten sich ausschliesslich an professionelle Kunden oder Vertragsparteien<br />

gemäss Definition der DFSA und sind für keinerlei andere Personen bestimmt. Die Adresse<br />

der Credit Suisse AG (DIFC Branch) lautet Level 9 East, The Gate Building, DIFC, Dubai,<br />

Vereinigte Arabische Emirate. Frankreich: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Luxembourg)<br />

S.A,, Succursale en France verteilt, die von der Autorité de Contrôle Prudentiel et de<br />

Résolution (ACPR) als Anlagedienstleister zugelassen ist. Die Credit Suisse (Luxembourg)<br />

S.A., Succursale en France wird von der Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution und<br />

der Autorité des Marchés Financiers überwacht und reguliert. Gibraltar: Dieser Bericht wird<br />

von der Credit Suisse (Gibraltar) Limited vertrieben. Die Credit Suisse (Gibraltar) Limited ist<br />

eine unabhängige Gesellschaft, die zu 100% im Besitz der Credit Suisse ist. Sie untersteht<br />

der Regulierung der Gibraltar Financial Services Commission. Guernsey: Dieser Bericht wird<br />

von der Credit Suisse (Channel Islands) Limited verteilt, einem rechtlich unabhängigen<br />

Unternehmen, das in Guernsey unter der Nummer 15197 und unter der Anschrift Helvetia<br />

Court, Les Echelons, South Esplanade, St Peter Port, Guernsey, eingetragen ist. Die Credit<br />

Suisse (Channel Islands) Limited ist zu 100% im Besitz der Credit Suisse AG. Sie wird von<br />

der Guernsey Financial Services Commission überwacht. Der jeweils aktuelle testierte Jahresabschluss<br />

ist auf Anfrage erhältlich. Hongkong: Der vorliegende Bericht wird in Hongkong<br />

von der Credit Suisse AG, Hong Kong Branch, herausgegeben. Die Credit Suisse AG, Hong<br />

Kong Branch, ist als «Authorized Institution» der Aufsicht der Hong Kong Monetary Authority<br />

unterstellt und ist ein eingetragenes Institut nach Massgabe der «Securities and Futures<br />

Ordinance» (Chapter 571 der gesetzlichen Vorschriften Hongkongs). Indien: Der Vertrieb des<br />

vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse Securities (India) Private Limited («Credit<br />

Suisse India», CIN-Nr. U67120MH1996PTC104392), die vom Securities and Exchange Board<br />

of India (SEBI) unter den SEBI-Registrierungsnummern INB230970637, INF230970637,<br />

INB010970631, INF010970631 und INP000002478 sowie der folgenden Geschäftsadresse:<br />

9th Floor, Ceejay House, Plot F, Shivsagar Estate, Dr. Annie Besant Road, Worli, Mumbai<br />

400 018, Indien, Tel. +91-22 6777 3777, beaufsichtigt wird. Italien: Dieser Bericht wird in<br />

Italien einerseits von der Credit Suisse (Italy) S.p.A., einer gemäss italienischem Recht<br />

gegründeten und registrierten Bank, die der Aufsicht und Kontrolle durch die Banca d’Italia<br />

und CONSOB untersteht, sowie andererseits von der Credit Suisse AG, einer Schweizerischen<br />

Bank mit Lizenz zur Erbringung von Bank- und Finanzdienstleistungen in Italien, verteilt.<br />

Japan: Dieser Bericht wird von Credit Suisse Securities (Japan) Limited, Financial Instruments<br />

Dealer, Director-General of Kanto Local Finance Bureau (Kinsho) No.66, Mitglied der Japan<br />

Securities Dealers Association, Financial Futures Association of Japan, Japan Investment<br />

Advisers Association und Type II Financial Instruments Firms Association, ausschliesslich in<br />

Japan verteilt. Credit Suisse Securities (Japan) Limited wird diesen Bericht nicht ausserhalb<br />

Japans verteilen oder in Länder ausserhalb Japans weiterleiten. Jersey: Der Vertrieb des<br />

vorliegenden Berichts erfolgt durch die (Channel Islands) Limited, Jersey Branch, die von der<br />

Jersey Financial Services Commission hinsichtlich der Durchführung von Anlagegeschäften<br />

beaufsichtigt wird. Die Geschäftsadresse der Credit Suisse (Channel Islands) Limited, Jersey<br />

Branch, in Jersey lautet: TradeWind House, 22 Esplanade, St Helier, Jersey JE4 5WU. Libanon:<br />

Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse (Lebanon) Finance<br />

SAL (CSLF), ein Finanzinstitut, das durch die Central Bank of Lebanon (CBL) reguliert wird<br />

und unter der Lizenzierungsnummer 42 als Finanzinstitut eingetragen ist. Für die Credit Suisse<br />

(Lebanon) Finance SAL gelten die gesetzlichen und regulatorischen Bestimmungen der CBL<br />

sowie die Gesetze und Entscheidungen der Capital Markets Authority of Lebanon (CMA). Die<br />

CSLF ist eine Tochtergesellschaft der Credit Suisse AG und gehört zur Credit Suisse Group<br />

(CS). Die CMA übernimmt keinerlei Verantwortung für die im vorliegenden Bericht enthaltenen<br />

inhaltlichen Informationen, wie z.B. deren Richtigkeit oder Vollständigkeit. Die Haftung für<br />

den Inhalt dieses Berichts liegt beim Herausgeber, seinen Direktoren oder anderen Personen,<br />

wie z.B. Experten, deren Meinungen mit ihrer Zustimmung Eingang in diesen Bericht gefunden<br />

haben. Darüber hinaus hat die CMA auch nicht beurteilt, ob die hierin erwähnten Anlagen für<br />

einen bestimmten Anleger oder Anlegertyp geeignet sind. Anlagen in Finanzmärkte können<br />

mit einem hohen Ausmass an Komplexität und Risiko einhergehen und sind möglicherweise<br />

nicht für alle Anleger geeignet. Die CSLF prüft die Eignung dieser Anlage auf Basis von<br />

Infor mationen, die der Anleger der CSLF zugestellt hat, und in Übereinstimmung mit den<br />

internen Richtlinien und Prozessen der Credit Suisse. Es gilt als vereinbart, dass sämtliche<br />

Mitteilungen und Dokumentationen der CS und/oder der CSLF in Englisch erfolgen bzw.<br />

abgefasst werden. Indem er einer Anlage in das Produkt zustimmt, bestätigt der Anleger,<br />

dass er gegen die Verwendung der englischen Sprache nichts einzuwenden hat. Luxemburg:<br />

Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Luxembourg) S.A. verteilt. Diese ist eine luxemburgische<br />

Bank, die über eine Zulassung der Commission de Surveillance du Secteur Financier<br />

(CSSF) verfügt und von dieser reguliert wird. Katar: Diese Information wird von der<br />

Credit Suisse (Qatar) L.L.C verteilt, die über eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde für den<br />

Finanzplatz Katar (QFCRA) verfügt und von dieser reguliert wird (QFC Nr. 00005). Alle<br />

Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen im Zusammenhang mit diesem Bericht sind nur<br />

für Geschäftskunden oder Vertragspartner (wie in den Regeln und Vorschriften der Aufsichtsbehörde<br />

für den Finanzplatz Katar (QFCRA) definiert) zugänglich. Zu dieser Kategorie gehören<br />

auch Personen mit einem liquiden Vermögen von über USD 1 Mio., die eine Einstufung als<br />

Geschäftskunden wünschen und die über genügend Kenntnisse, Erfahrung und Verständnis<br />

des Finanzwesens verfügen, um sich an solchen Produkten und/oder Dienstleistungen zu<br />

beteiligen. Singapur: Dieser Bericht wurde zur Verteilung in Singapur ausschliesslich an institutionelle<br />

Anleger, zugelassene Anleger und erfahrene Anleger (wie jeweils in den Financial<br />

Advisers Regulations definiert) erstellt und herausgegeben und wird von der Credit Suisse<br />

AG, Singapore Branch, auch an ausländische Anleger (gemäss Definition in den Financial<br />

Advisers Regulations) verteilt. Die Credit Suisse AG, Singapore Branch, ist gemäss den<br />

Bestimmungen der Vorschrift 32C der Financial Advisers Regulations berechtigt, Berichte,<br />

die durch ihre ausländischen oder verbundenen Unternehmen erstellt wurden, zu verteilen.<br />

Für Fragen, die sich aus diesem Bericht ergeben oder die damit in Verbindung stehen,<br />

wenden sich Leser aus Singapur bitte an die Credit Suisse AG, Singapore Branch, unter<br />

+65-6212-2000. In Bezug auf Finanzberatungsdienstleistungen, die Sie von der Credit Suisse<br />

AG, Singapore Branch, erhalten, entbindet Ihr Status als institutioneller Anleger, zugelassener<br />

Anleger, erfahrener Anleger oder ausländischer Anleger die Credit Suisse AG, Singapore<br />

Branch, von der Verpflichtung bestimmte Anforderungen des Financial Advisers Act, Chapter<br />

110 in Singapur (das «FAA»), der Financial Advisers Regulation sowie der entsprechenden<br />

Hinweise und Richtlinien, die hierzu erlassen wurden, zu erfüllen. Spanien: Dieser Bericht<br />

wird in Spanien von der Credit Suisse AG, Sucursal en España, verteilt. Diese ist ein durch<br />

die Banco de España autorisiertes Unternehmen (Registernummer 1460). Thailand: Der<br />

Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse Securities (Thailand)<br />

Limited, die von der Securities and Exchange Commission, Thailand, beaufsichtigt wird und<br />

unter der Adresse 990 Abdulrahim Place Building, 27/F, Rama IV Road, Silom, Bangrak,<br />

Bangkok, Tel. 0-2614-6000, eingetragen ist. Vereinigtes Königreich: Dieser Bericht wurde<br />

von der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe) Limited herausgegeben.<br />

Die Credit Suisse Securities (Europe) Limited und die Credit Suisse (UK) Limited<br />

verfügen beide über eine Zulassung der Prudential Regulation Authority und stehen unter der<br />

Aufsicht der Financial Conduct Authority und Prudential Regulation Authority. Sie sind der<br />

Credit Suisse zugehörige, aber rechtlich unabhängige Gesellschaften. Der Schutz privater<br />

Kunden durch die Financial Conduct Authority und/oder Prudential Regulation Authority gilt<br />

nicht für Investments oder Dienstleistungen, die durch eine Person ausserhalb des Vereinigten<br />

Königreichs angeboten werden. Das Financial Services Compensation Scheme gilt nicht,<br />

wenn der Emittent seine Verpflichtungen nicht erfüllt.Sofern es im Vereinigten Königreich<br />

verteilt wird oder zu Auswirkungen im Vereinigten Königreich führen könnte, stellt dieses<br />

Dokument eine von der Credit Suisse (UK) Limited genehmigte Finanzwerbung dar. Die<br />

Credit Suisse (UK) Limited ist durch die Prudential Regulation Authority zugelassen und wird<br />

hinsichtlich der Durchführung von Anlagegeschäften im Vereinigten Königreich durch die<br />

Financial Conduct Authority und die Prudential Regulation Authority beaufsichtigt. Der eingetragene<br />

Geschäftssitz der Credit Suisse (UK) Limited ist Five Cabot Square, London, E14 4QR.<br />

Bitte beachten Sie, dass die Vorschriften des britischen Financial Services and Markets Act<br />

2000 zum Schutz von Privatanlegern für Sie nicht gelten und dass Sie keinen Anspruch auf<br />

Entschädigungen haben, die Anspruchsberechtigten («Eligible Claimants») im Rahmen des<br />

britischen Financial Services Compensation Scheme möglicherweise zur Verfügung gestellt<br />

werden. Die steuerliche Behandlung hängt von der individuellen Situation des einzelnen Kunden<br />

ab und kann sich künftig ändern.<br />

USA: WEDER DIESER BERICHT NOCH KOPIEN DAVON DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN<br />

STAATEN VERSANDT, DORTHIN MITGENOMMEN ODER AN US-PERSONEN ABGEGEBEN<br />

WERDEN (IM SINNE DER REGULIERUNGSVORSCHRIFTEN GEMÄSS US SECURITIES ACT<br />

VON 1933, IN SEINER GÜLTIGEN FASSUNG).<br />

Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder<br />

vollständig noch auszugsweise vervielfältigt werden. Copyright © 20<strong>16</strong> Credit Suisse Group<br />

AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.<br />

<strong>16</strong>C030A_R


Impressum<br />

Credit Suisse AG, Investment Solutions & Products,<br />

Postfach 300, CH-8070 Zürich<br />

Herausgeber<br />

Giles Keating<br />

Redaktion<br />

Patricia Feubli, Jonathan Horlacher, Ulrich Kaiser, Julie Saussier<br />

Redaktionsschluss<br />

21. April 20<strong>16</strong><br />

Produktionsmanagement<br />

Manuel Moser<br />

Konzept<br />

C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />

Design und Realisierung<br />

C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />

Benno Delvai, Angélique El Morabit, Monika Häfliger,<br />

Samira Moschettini, Ursina Völlm, Nadia Bucher,<br />

Rahel Schwarzentruber (Projektmanagement)<br />

Redaktionsleitung<br />

C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />

Giselle Weiss<br />

Redaktionelle Mitarbeit<br />

C3 Creative Code and Content Schweiz AG<br />

Zoe Arnold, Carola Bächi, Ruth Hafen, Catherine McLean,<br />

Manuel Moser, Robin Scott<br />

Fotografie<br />

George Doyle/Getty Images (Cover), Junaid Rashid/Getty Images<br />

(S. 02/67), Lukas Olfe/blond&bieber (S. 06), Blend Images –<br />

King Lawrence/Getty Images (S. 07), François Guillot/Getty<br />

Images (S. 08-09), Daniel Zuchnik/Getty Images (S. 11), Dejan/<br />

Getty Images (S. 12), Avenue 32 PR (S. 13), Chirag Wakaskar/<br />

Getty Images (S. 14), Arun Nevader/Getty Images (S. 15),<br />

Yoshikazu Tsuno/Staff/Getty Images (S. <strong>16</strong>), Massimo Listri/<br />

Corbis (S. 18), Apic/Hulton Archive/ullstein bild/Adolph de Meyer/<br />

Getty Images (S. 20), Pascal Le Segretain/Jamie McCarthy/<br />

Getty Images (S. 21), Andreas Kuehn/Getty Images (S. 22), Saahil<br />

Jain/EyeEm/Getty Images (S. 23), Jon Riley/Getty Images<br />

(S. 24-25), Bloomberg/Getty Images (S. 26), picture alliance<br />

(S. 51), Alexandra Gavillet (S. 52), View Pictures/Getty Images<br />

(S. 54), contrasto/dukas (S. 56), Boening/Zenit/laif (S. 56),<br />

Stefania D’Alessandro/Getty Images (S. 56), Emmanuel Dunand/<br />

Getty Images (S. 57), Chris Moore/Catwalking/Getty Images<br />

(S. 57), Dorling Kindersley/Getty Images (S. 59), Daniel Zuchnik/<br />

Getty Images (S. 60), Vivien Killilea/Getty Images (S. 61),<br />

Amy Winters PR (S. 62), Mutatio Shoes, Design: Francis Bitonti,<br />

Oriana Layendecker (Backcover)<br />

Illustrationen<br />

Jessine Hein (Seiten 03, 29, 32, 39, 43, 47, 50)<br />

Druck<br />

gdz AG, Zürich<br />

Kopien dieser Publikation können Sie bei Ihrem Kundenberater<br />

bestellen; Mitarbeiter kontaktieren hierfür direkt den MyShop.<br />

Die vorliegende Publikation ist auf dem Internet verfügbar:<br />

www.credit-suisse.com/globalinvestor<br />

Intranet-Zugang für Mitarbeiter der Credit Suisse Group:<br />

http://research.csintra.net<br />

Das internationale Research stützt sich auf das globale Netzwerk<br />

der Vertretungen der Credit Suisse.<br />

PERFORMANCE<br />

neutral<br />

Drucksache<br />

No. 01-<strong>16</strong>-585618 – www.myclimate.org<br />

© myclimate – The Climate Protection Partnership


Expertenwissen für Investoren<br />

www.credit-suisse.com/globalinvestor<br />

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<strong>GI</strong>D 1546101 / 075340 D

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