wasistlos Bad Füssing Magazin November 2016
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AUSFLUG NACH..<br />
RömerMuseum Kastell Boiotro<br />
RömerMuseum Kastell Boiotro Seit vorgeschichtlicher Zeit ist Passau geprägt von seiner Lage an den Flüssen<br />
Donau, Inn und Ilz. Die verbindende Kraft der Wasserläufe als Schiffahrtsweg im Zusammenspiel mit ihrer<br />
trennenden Eigenschaft als Grenzfluß machten den Ort in allen Geschichtsepochen zum Brennpunkt sowohl<br />
wirtschaftlicher als auch strategischer Interessen.<br />
Zur Zeit der Römer bildete hier die Donau die Nordgrenze des Imperium Romanum, am Inn grenzten die römischen<br />
Provinzen Raetia und Noricum aneinander. Insgesamt fünf Befestigungswerke entstanden im Lauf von<br />
rund 400 Jahren römischer Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Stadt Passau. Entsprechend zahlreich sind<br />
die im Boden vorhandenen Mauerreste, entsprechend vielgestaltig auch die zu Tage geförderten Fundstücke.<br />
Für die „Stadtarchäologie“ – als Wissenschaftszweig ebenso wie als Behörde zu verstehen – gibt es hier viel zu<br />
tun; Ergebnisse dieser Arbeit präsentiert das RömerMuseum Kastell Boiotro.<br />
Architektonisch verwoben mit den Resten des südlich vom Inn liegenden Kastells nutzt das Museum die Gunst<br />
der Lage: bereits im Außenbereich bieten kleine, fernglasartige Geräte eine Überblendung der heute sichtbaren<br />
Reste mit einer virtuellen Rekonstruktion der einstigen Bauten. Seine Fortsetzung findet dieses Konzept in einem<br />
zentralen Mauerstück im Treppenhaus, dessen Bauabschnitte und Zeitzuordnungen mittels interaktiver Lichtinstallation<br />
abgefragt werden können. Ein animierter Film, basierend auf einer aufwendigen Digitalrekonstruktion,<br />
erlaubt den leichten Zugang zum Verständnis der räumlichen Gegebenheiten. Fast schon überbordend ist auch<br />
die übrige Ausstattung mit interaktiven Gerätschaften der digitalen Erkenntnisvermittlung – doch deren Nutzung<br />
ist freiwillig, und auch der die analoge Information bevorzugende Rezipient wird bestens versorgt mit anschaulichen<br />
Karten, einem riesigen Modell des Kastells, Bodengraphiken und wohldurchdachten Wandtexten.<br />
Kernstück eines archäologischen Museums sind und bleiben indes die Exponate; aus dem riesigen Fundus<br />
wurden nicht nur die schönsten – Götterstatuetten, Zierbeschläge, Goldschmuck – sondern auch solche ausgewählt,<br />
die einen Einblick in das Alltagsleben der einfachen Bürger und Soldaten gewähren: die Scherbe eines<br />
Mörsers beispielsweise, beschriftet mit (übersetzt) „Mörser“ ... und dem Kaufpreis, also wohl die Vorführware<br />
eines Geschirrhändlers. Neben der wissenschaftlich korrekten Beschriftung mit Fundort und Zuordnung sind<br />
die gezeigten Gegenstände eingebettet in erklärendes Beiwerk; bei der genannten Mörserscherbe findet sich<br />
beispielsweise eine „Preisliste”, die den Kaufpreis des Küchengeräts zum Anlaß nimmt für eine allgemeine<br />
Darstellung des Kaufkraftgefüges jener Zeit. So werden „trockene“ Gegenstände zu Ausgangspunkten einer<br />
erkenntnisreichen Zeitreise.<br />
Das gelungene vielschichtige Ineinander von schutzwürdigen antiken Bauresten mit moderner Architektur und<br />
Ausstellungtechnik bedingt leider viele Treppen und Geschoßebenen – Barrierefreiheit ist hier leider nicht gegeben.<br />
Für jene allerdings, die Treppen steigen können: die Ausstellung ist jede Stufe wert – per aspera ad astra.<br />
gth<br />
RömerMuseum Kastell Boiotro Geöffnet noch bis 15. <strong>November</strong>, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 16 Uhr. Lederergasse<br />
43–45, Passau, Tel.0851/34769 www.stadtarchaeologie.de<br />
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