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O7 Daun Oktober 2017

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tungen tun, wozu sie kein Werkzeug brauchen“, sagt<br />

Borsch. Also: Stecker einstecken oder rausziehen.<br />

Die frisch gestrichene Farbe an der Wand hält nur auf<br />

wenigen Quadratzentimetern und gibt der Wohnung<br />

ein Aussehen, das niemand wirklich gewollt haben<br />

kann? Der Putz bröckelt von der Wand und die abgehängte<br />

Decke macht einen Abgang? Kein Zweifel: da<br />

waren Laien am Werk. Thomas Müller und Christian<br />

Müsseler, beide Maler- und Lackierer-Meister, kennen<br />

all diese Fälle zur Genüge aus<br />

eigener Erfahrung.<br />

Was die Laien falsch machen?<br />

„Sie probieren sich zuerst aus<br />

und rufen uns danach erst an.<br />

Besser wäre, sie würden zuerst<br />

anrufen, sich beraten lassen<br />

und danach Hand anlegen“,<br />

sagt Müller. Untergründe<br />

werden falsch beurteilt, der<br />

Laie ist sich weder über das<br />

Material noch über chemische<br />

und physikalische Folgen seines<br />

Handelns bewusst. Wenn<br />

dann der Fachmann gerufen<br />

wird, dann wird es meist<br />

richtig teuer: „Ganz oft ist es<br />

der Kalkputz, der mit Dispersionsfarbe<br />

aus dem Baumarkt<br />

gestrichen wird. Dann ist der<br />

tolle Putz im Eimer.“ Kalkputz<br />

ist teuer, denn er ist atmungsaktiv<br />

und schimmelresistent.<br />

Wenn dann kunststoffhaltige<br />

Dispersion gestrichen wird,<br />

sind die teuren Poren zu. Irreparabel,<br />

sagt der Fachmann.<br />

Auch der Kauf von Billigartikeln<br />

mache meist keinen Sinn. „Das fängt bei der<br />

Lasur aus dem Baumarkt an. Die kostet vielleicht nur<br />

zehn Euro, hat aber so viel Wassergehalt, dass fünf<br />

oder sechs Mal getrocknet und wieder gestrichen<br />

werden muss“, sagt Müller. Besser hätte man die<br />

Profi-Lasur besorgt, die auf den ersten Blick etwas<br />

teurer ist, aber auch deutlich mehr Pigmente enthält.<br />

Dann reichen nämlich zwei Anstriche. Und wer<br />

einen Laminatboden verlegen möchte, muss wissen,<br />

dass dieser auf Temperatur reagiert. Deshalb ist ein<br />

Abstand von einem Zentimeter von jeder Wand bei<br />

der Verlegung angezeigt. Dann macht der Boden<br />

auch keine Welle. Und wer eine hohe Decke mittels<br />

16<br />

Zuerst anfragen und dann erst Hand anlegen. Thomas Müller<br />

und Christian Müsseler sind jederzeit bereit, Laien einen<br />

guten Rat zu geben.<br />

Stefan Annen, Meister des Heizungs- und Sanitär-Gewerbes,<br />

hat Verständnis dafür, dass Menschen selbst Hand anlegen<br />

wollen. Aber wenn Laien die Gasleitung verlegen, fühlt<br />

er sich wie im Werner-Comic.<br />

Rigipsplatten abhängen möchte, der darf sich bei<br />

der Unterkonstruktion niemals auf eine vorhandene<br />

Balkenlage verlassen: „50 Zentimeter Abstand bei der<br />

Befestigung an der Unterkonstruktion dürfen nicht<br />

überschritten werden.“<br />

Stefan Annen, Meister des Heizungs- und Sanitär-<br />

Gewerbes und Inhaber von Annen-SHK in Nerdlen,<br />

fühlt sich im realen Leben manchmal, als wäre er<br />

mitten im Werner-Comic. Zum Beispiel dann, wenn<br />

Laien versuchen, einen Heizkörper<br />

aufzuhängen und am<br />

Ende das Wasser tropft. Oder<br />

wenn sie beim Versuch die<br />

Billigarmatur anzuschließen<br />

das Haus unter Wasser setzen.<br />

Manchmal wollen sie nur ein<br />

Ventil an einer bestehenden<br />

Leitung tauschen und drehen<br />

diese dabei kaputt. Aber damit<br />

nicht genug: Der Laie riskiert<br />

oft genug sogar sein Leben, um<br />

ein paar Euro beim Hausbau<br />

zu sparen. Kürzlich hatte ein<br />

Hausbesitzer ihn gerufen,<br />

um seine Gasleitung Marke<br />

Eigenbau zu präsentieren: „Der<br />

Mann hatte Teile eingebaut,<br />

die nicht für die Gasleitung,<br />

sondern nur für die Wasserleitung<br />

zugelassen waren. Von<br />

uns wollte er eine Unterschrift<br />

dafür haben, dass wir als<br />

Fachunternehmen die Leitung<br />

eingebaut hätten. Damit würden<br />

wir für die Folgen seines<br />

Tuns haften.“<br />

Für den Einbau einer neuen<br />

Gasleitung benötigt man eine Fachunternehmer-<br />

Bescheinigung und die kann nur ein Meisterbetrieb<br />

erteilen, der die Erlaubnis dazu hat. Annen wollte<br />

seine Erlaubnis aber lieber behalten und kann es<br />

heute noch nicht fassen: „Da gehen wir keinen<br />

Kompromiss ein.“ Dabei sei nicht jeder Laie unfähig,<br />

selbst Hand anzulegen, er hat sogar Laien erlebt, die<br />

einem Handwerker durchaus das Wasser reichen<br />

konnten. Aber mindestens ebenso viele überschätzen<br />

sich völlig. Und die sollten von allen Gas-, Öl- und<br />

Abgasleitungen die Finger lassen.

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