Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 04|17
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Emmaus | 19<br />
CityFarm – Gemüseernte im Winter<br />
Erstmals bin ich im Jahr 2008 in meiner Auszeit in Neuseeland auf den Amerikaner<br />
Eliot Coleman gestoßen. Er baut im relativ kalten US-Bundestaat Maine Gemüse im<br />
Gewächshaus an – im Winter und ohne Heizung …<br />
von Hans Kogler<br />
Fotos: Kogler<br />
Einige Jahre später sah ich diese Idee<br />
am Zinsenhof – <strong>der</strong> Außenstelle <strong>der</strong><br />
Gartenbauschule Schönbrunn – verwirklicht.<br />
Vor fast zwei Jahren war dann<br />
<strong>der</strong> alte Folientunnel <strong>der</strong> CityFarm endgültig<br />
kaputt, und wir errichteten nach<br />
diesen Kriterien ein mo<strong>der</strong>nes fahrbares<br />
Gewächshaus. Es bedeckt eine Fläche von<br />
300 m 2 , steht auf Schienen und kann von<br />
einem Traktor zu drei Positionen verschoben<br />
werden.<br />
Wie ist Gemüseanbau und -ernte im Winter<br />
ohne Heizung möglich?<br />
Im September säen wir frostharte Salate<br />
wie Vogerl- und Asiasalate sowie Spinat,<br />
Radieschen, Winterzwiebel etc. an. Im<br />
Herbst wachsen die Kulturen noch gut<br />
an, unser Rollhaus wird dann im Oktober<br />
vor Frostbeginn darüber geschoben. Im<br />
Winter gefrieren diese frostverträglichen<br />
Kulturen nachts, tagsüber steigt die Temperatur<br />
durch die Sonneneinstrahlung<br />
zumeist stark an. Die Salate tauen unbeschadet<br />
auf und werden geerntet. So ist<br />
nicht nur für Vitamine gesorgt, son<strong>der</strong>n<br />
auch für genügend Winterarbeit in <strong>der</strong><br />
vegetationsarmen Zeit.<br />
Im zeitigen Frühjahr werden dann frühe<br />
Kopfsalatsorten und Kohlrabi vorgezogen<br />
und bereits im März ausgepflanzt.<br />
Das Rollhaus wird über diese Fläche verschoben.<br />
Durch den Schutz und die damit<br />
verbundene Sammlung <strong>der</strong> Sonneneinstrahlung<br />
sind die ersten Salate bereits<br />
ab April reif.<br />
Am dritten Standort des Rollhauses kommen<br />
ab Mai die ebenfalls von uns vorgezogenen<br />
Sommerkulturen wie Paradeiser,<br />
Paprika, Pfefferoni, Melanzani, Gurken<br />
etc. in die Erde. Das Gewächshaus wird<br />
erneut verschoben und bleibt hier solange<br />
stehen, bis wie<strong>der</strong> die Winterkulturen<br />
eine geschützte Umgebung brauchen –<br />
<strong>der</strong> Kreislauf beginnt von vorne.<br />
Durch das Versetzen des Rollhauses im<br />
Jahresverlauf entsteht eine Fruchtfolge.<br />
Dieser Fruchtwechsel und natürliche Bewässerung<br />
auf <strong>der</strong> gerade nicht genutzten<br />
Fläche sorgen für ein gesün<strong>der</strong>es<br />
Wachstum <strong>der</strong> Kulturpflanzen.<br />
So versorgt das Team <strong>der</strong> CityFarm die<br />
eigene Betriebsküche fast das ganze Jahr<br />
und wenn größere Erntemengen anfallen<br />
auch an<strong>der</strong>e Emmaus-Betriebsküchen.<br />
Hans Kogler ist Bereichsleiterstellvertreter<br />
<strong>der</strong> Emmaus CityFarm.