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2 . <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong><br />
<strong>Magazin</strong> für die Sauerländer Lebensart<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>Meschede</strong>,<br />
<strong>Bestwig</strong> und Umgebung<br />
www.woll-magazin.de, 3,- U<br />
EIN KRAFTORT IN STOCKHAUSEN<br />
Therapiereiten - gut für Mensch und Tier<br />
AHNENFORSCHUNG IN NUTTLAR<br />
Fest verwurzelt in der Heimat<br />
DER „PAUSENHOF“ IN FREIENOHL<br />
Wenn Bürger anpacken<br />
DER SEHER<br />
AUS MESCHEDE<br />
Eine Sage um<br />
Peter Schlinkert<br />
...und vieles<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 1
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2 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>Meschede</strong>,<br />
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<strong>Magazin</strong> für die Sauerländer Lebensart<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
EDITORIAL<br />
Für das <strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Meschede</strong>, <strong>Bestwig</strong> und Umgebung<br />
suchen wir eine/n engagierte/n Medienberater/in<br />
in Voll- oder Teilzeit.<br />
Was man dazu braucht? Den nötigen „Biss“, Spaß am Telefonieren<br />
und an Kundenbesuchen, ein souveränes, freundliches Auftreten<br />
sowie Stärke im Abschluss.<br />
Was wir bieten? Die Möglichkeit zur Umsetzung eigener Ideen, ein<br />
tolles Team sowie Festgehalt plus faire, ungedeckelte Provisionen.<br />
<strong>Magazin</strong> für die Sauerländer Lebensart<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
2 . <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong><br />
SAUERLAND<br />
<strong>WOLL</strong><br />
<strong>Magazin</strong> für die Sauerländer Lebensart<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
EIN KRAFTORT IN STOCKHAUSEN<br />
Therapiereiten - gut für Mensch und Tier<br />
AHNENFORSCHUNG IN NUTTLAR<br />
Fest verwurzelt in der Heimat<br />
DER „PAUSENHOF“ IN FREIENOHL<br />
Wenn Bürger anpacken<br />
DER SEHER<br />
AUS MESCHEDE<br />
Eine Sage um<br />
Peter Schlinkert<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>Meschede</strong>,<br />
<strong>Bestwig</strong> und Umgebung<br />
www.wo l-magazin.de, 3,- U<br />
MEDIENBERATER/IN<br />
Print/Online<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Bewerbungen bitte an:<br />
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Herr Dirk Bannenberg<br />
Stiftsplatz 6<br />
59872 <strong>Meschede</strong><br />
Tel. 0291/9080-183<br />
karriere@BauLokal.de<br />
Kalt wird es im Sauerländer <strong>Winter</strong> - allerdings nur bei den<br />
Aussentemperaturen. Muckelig warm wird es Ihnen hoffentlich<br />
beim Lesen der zweiten <strong>WOLL</strong> <strong>Ausgabe</strong> für <strong>Meschede</strong>,<br />
<strong>Bestwig</strong> und Umgebung.<br />
Zunächst möchten wir uns bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />
zutiefst bedanken: Danke für das herzliche und positive wie<br />
auch kritische Feedback auf das erste <strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> speziell<br />
für <strong>Meschede</strong> und <strong>Bestwig</strong>. Ihre Tipps und Anregungen haben<br />
uns richtig angespornt, noch mehr interessante Geschichten und<br />
schöne Bilder rund um unsere Heimat zu erstellen und hier zu<br />
veröffentlichen.<br />
Ein Team aus mittlerweile 17 Redakteuren, Fotografen, Grafikern<br />
und Anzeigenleuten sind für Sie unterwegs, um über<br />
Worte, Orte, Land und Leute zu berichten. Zum Beispiel über<br />
einen besonderen Kraftort in Stockhausen (Seite 8), über unsere<br />
heimische Theaterszene (Seite 50), über eine junge Jägerin<br />
aus Freienohl (Seite 42) oder auch über die Ahnenforschung in<br />
Nuttlar (Seite 14). Haben Sie Fragen, Ideen oder Anregungen für<br />
uns? Auf Ihre Nachricht freuen wir uns, gerne per E-Mail unter<br />
redaktion@woll-meschede-bestwig.de<br />
Und nun: Eine gute Zeit beim Lesen!<br />
WO L <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 1<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 3
<strong>Magazin</strong> für <strong>Meschede</strong>, <strong>Bestwig</strong> und Umgebung<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
AUSGABE 2 • WINTER <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong><br />
08<br />
14<br />
39 22<br />
71<br />
50 32<br />
08 Ein Kraftort in Stockhausen<br />
14 Fest verwurzelt mit Nuttlar<br />
19 Mit dem Langstock durch<br />
<strong>Meschede</strong><br />
22 Hasse Chehört?<br />
23 <strong>WOLL</strong> Geschenkideen<br />
28 Eine Band aus Uppsala<br />
32 <strong>Winter</strong>sport in <strong>Meschede</strong> und<br />
<strong>Bestwig</strong><br />
38 <strong>Winter</strong>gedicht<br />
39 Freienohler „Pausenhof“<br />
42 Die Jagd wird weiblicher<br />
46 Neues vom betablogr: Echt jetzt?<br />
50 Rein ins Theater<br />
54 Kuhgeflüster<br />
56 „Kultur Pur“ in <strong>Bestwig</strong><br />
62 Zukunft in Heinrichsthal-<br />
Wehrstapel<br />
66 Köstlichkeiten des Sauerlandes<br />
69 Silberrausch im Hochsauerland<br />
71 Ramsbeck früher und heute<br />
72 Gefangenschaft beim IS<br />
76 Innenstädte unter Artenschutz<br />
78 Portrait Ortsvorsteherin Adelheid<br />
Bamfaste<br />
80 Auf den Spuren der Kometen<br />
82 Volleyball-Nachwuchs beim<br />
TuS Nuttlar<br />
84 Friedhofsverein Olpe<br />
86 Chor „Auftakt 15“ <strong>Meschede</strong><br />
89 Jubiläum Bergkloster <strong>Bestwig</strong><br />
90 Theo Bücker - Fußballverrückt<br />
93 Impressum<br />
94 Der Seher aus <strong>Meschede</strong><br />
99 Die Weihnachtsgans<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
UNSER HERZ SCHLÄGT FÜR ALUMINIUM<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 5
<strong>WOLL</strong><br />
PERSPEKTIVE NR. 2<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Eiskalt und gleichzeitig wunderschön präsentiert sich diese<br />
<strong>Winter</strong>landschaft an der Ruhr bei Freienohl. Nichts<br />
wie runter vom Sofa, warm anziehen und in der Nachmittagssonne<br />
einen kleinen Spaziergang machen. Anschliessend<br />
gibt es Waffeln und einen heissen Kaffee. Wenn<br />
nur jeder <strong>Winter</strong>tag so perfekt wäre...Foto: S. Droste<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 7
Ein Kraftort<br />
in Stockhausen<br />
HEILPÄDAGOGISCHES REITEN. EIN GANZHEITLICHES KONZEPT FÜR MENSCH UND TIER<br />
TEXT ELLEN SONNEBORN, FOTOS S. DROSTE<br />
Es gibt sie noch, die Orte an denen man<br />
Ankommen, Runterfahren und einfach<br />
mal Sein darf, kann und vor allem sollte.<br />
<strong>WOLL</strong> hat einen solchen Ort in <strong>Meschede</strong><br />
Stockhausen besucht und hat sich faszinieren<br />
lassen vom Einklang zwischen Mensch<br />
und Tier und der dahinter verborgenen<br />
therapeutisch anspruchsvollen Arbeit.<br />
Hinter dem Gutshof Stockhausen,<br />
direkt an der Ruhr gelegen, steht ein<br />
ehemaliges Papierwerk. Fast versteckt<br />
inmitten eines alten Baumbestands befindet<br />
sich das alte Verwaltungsgebäude<br />
der Fabrik. Von dort führt eine kleine<br />
alte Brücke über die Ruhr zur einstigen<br />
Produktionshalle. Vor der Halle sind<br />
einige Pferdeweiden abgesteckt, auf denen<br />
entspannt zwei Shetlandponys und<br />
fünf Quater Horses stehen und grasen.<br />
Idyllisch. Ein Zug rast vorbei und keines<br />
der Pferde zuckt auch nur mit den<br />
Ohren. Ein besonderes Merkmal der<br />
Quarter Horses ist „Gelassenheit“. Eine<br />
kleine Frau schiebt eine Schubkarre<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Anni beim Therapiereiten auf „Maja“,<br />
einer gelassenen Pferde-Dame.<br />
über den Hof. Um sie herum wuselt<br />
ein Australien Shepard. „Kommen Sie<br />
erstmal in Ruhe an“, sagt sie und strahlt<br />
genau die gleiche<br />
Ruhe aus wie ihre<br />
Pferde. Die Frau<br />
ist Birgit Kraft,<br />
Heil- und Reitheilpädagogin,<br />
und dank ihrer zahlreichen<br />
Weiterbildungen/Qualifikationen,<br />
Vieles mehr. Sie ist die Gründerin/Inhaberin<br />
von “NeBoBi“.<br />
„Die Menschen finden zu mir“<br />
Birgit Kraft<br />
Hund und Bi - für Birgit, erklärt Frau<br />
Kraft lächelnd. „Und warum haben Sie<br />
keinen Internetauftritt?“ Auch dieser<br />
Frage entgegnet<br />
sie mit einem<br />
Lächeln. „Die<br />
Menschen finden<br />
auf vielen Wegen<br />
zu mir. Ich bin der Überzeugung, dass<br />
die Menschen, für die das Heilpädagogische<br />
Reiten bei “NeBoBi“ ein guter<br />
Weg ist, auch zu “NeBoBi“ finden.<br />
Umgeben von Natur, Heu- und Pferdegeruch<br />
und der Ausstrahlung des<br />
Kleinods fällt es leicht Entschleunigung<br />
zu finden. „Was möchten Sie wissen?“,<br />
fragt Frau Kraft. „Was bedeutet Ne-<br />
BoBi?“ „Ne - steht für Nebraska, mein<br />
erstes Pferd. Bo - steht für Boe meinen<br />
Respekt vor Mensch, Tier und Natur<br />
Auf dem Weg zur Reithalle gehen wir<br />
an den Pferdeboxen vorbei. Groß und<br />
tageslichtdurchflutet ist der „Wohnbereich“<br />
der Pferde. Der Respekt vor<br />
Mensch, Tier und Natur ist ein wichtiger<br />
Bestandteil von “NeBoBi“ den ich<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 9
auch von meinen Patienten einfordere“,<br />
erklärt Frau Kraft. Und weiter: „Meine<br />
Tiere arbeiten maximal zwei Stunden<br />
am Tag in der Therapie. Den Rest der<br />
Zeit dürfen sie sich erholen und einfach<br />
Pferd sein. Denn auch für die Pferde ist<br />
die Arbeit mit den unterschiedlichen<br />
Patienten und deren unterschiedlichen<br />
Stimmungen sehr intensiv. Sie müssen<br />
sich genauso auf die Patienten einlassen<br />
wie die Patienten sich auf die Pferde.<br />
Wenn beispielsweise ein zu therapierendes<br />
Kind sehr angespannt ist, überträgt<br />
sich diese Anspannung auch auf das<br />
Pferd. Ist die Anspannung zu groß, setzte<br />
ich auch schon mal<br />
die Shetland Ponys<br />
als Spaßmacher ein.<br />
Sie werden nicht<br />
geritten, sondern<br />
verbreiten einfach<br />
nur gute Stimmung<br />
und können dadurch<br />
Spannungen<br />
lösen.“<br />
Mehr als nur Reiten<br />
in der Reithalle<br />
Ins Gespräch vertieft<br />
setzen wir<br />
unseren Weg zur<br />
Reithalle fort. Am Kaninchengehege<br />
vorbei biegen wir links ab in eine<br />
Reithalle, die überwältigt. Nicht ihrer<br />
Größe, denn ihrer Ausstattung wegen.<br />
Einen Spielplatz mit Klettermöglichkeiten,<br />
Schaukeln, welche unter dem<br />
Hallendach auf einer Höhe von 7 m angebracht<br />
sind und auf denen man neben<br />
Spaß auch Grenzen austesten kann, sind<br />
Bestandteil der Reit- und Therapiehalle.<br />
In der Halle bewegt sich die braun-weiß<br />
gecheckte „Maja“ im Schritt ruhig zwischen<br />
Pylonen, großen bunten Gymnastikbällen<br />
und einem Flattervorhang.<br />
Auf dem Pferd sitzt Anni. Ohne Sattel.<br />
Eine bunte, quadratische Satteldecke<br />
und ein Voltigiergurt ermöglichen<br />
Anni den direkten Kontakt zum Pferd<br />
und geben ihr gleichsam Sicherheit.<br />
Sie scheint stolz und selbstbewusst und<br />
zeigt uns gern, wie sie „Maja“ durch die<br />
Hindernisse manövriert. Annis Mutter<br />
Katrin kommt und hat Zeit uns über<br />
ihrer Erfahrungen mit „NeBoBi“ zu berichten.<br />
„Anni geht seit 4 Jahren zum heilpädagogischen<br />
Reiten bei Frau Kraft. Ich<br />
bringe und hole sie meist nur ab, da<br />
dies ihre Zeit ist und sie sich währenddessen<br />
nur auf sich und das Pferd konzentrieren<br />
soll, ohne Ablenkung durch<br />
meine Anwesenheit“, erzählt Katrin.<br />
Anni beobachtet uns und Frau Kraft beginnt<br />
„ganz nebenbei“ ein Konzentrationsspiel<br />
mit ihr. Während Anni reitet,<br />
werfen sich die beiden einen Ball zu und<br />
sagen Dinge, auf die man kochen kann,<br />
„Maja“ geht ruhig ihrer Wege.<br />
Katrin berichtet weiter über Annis Fortschritte:<br />
„Anfangs war Anni unausgeglichen<br />
und unruhig. Seit sie zu „NeBoBi“<br />
geht und mit den Pferden spielerisch<br />
Grenzen lernt, ist sie zufriedener, kann<br />
sich besser konzentrieren und hat an<br />
Selbstbewusstsein gewonnen. Darüber<br />
hinaus erfahre ich durch die gute Rückmeldung<br />
von Frau Kraft oftmals auch<br />
eine andere Sicht auf die Dinge“. Annis<br />
Stunde ist vorbei. Gemeinsam mit Frau<br />
Kraft bringt Anni „Maja“ in ihre Box.<br />
Anni und Katrin verabschieden sich.<br />
Der Blick auf’s Ganze<br />
„Ich habe den schönsten Beruf der<br />
Welt“, sagt Birgit Kraft über ihre Tätigkeit<br />
mit Pferden und Patienten. Und<br />
man spürt ihre Zufriedenheit. Begeistert<br />
erzählt die Heilpädagogin weiter: „Das<br />
heilpädagogische<br />
Reiten bietet mir<br />
die Möglichkeit,<br />
gemeinsam mit<br />
meinen Pferden die<br />
Patienten, meist<br />
sind es Kinder, dort<br />
abzuholen wo sie<br />
gerade stehen. Eine<br />
spannende Arbeit<br />
in Bewegung. Das<br />
heilpädagogische<br />
Reiten verbindet<br />
Erlebnispädagogik,<br />
wenn wir beispielsweise<br />
ausreiten und<br />
die Natur im Wald<br />
hautnah erleben, fördert die Psychomotorik<br />
und die sensorische Integration,<br />
z.B. beim Striegeln der Pferde oder<br />
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10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Birgit Kraft hat mit heiltherapeutischem Reiten den für sich schönsten Beruf der Welt gefunden.<br />
Foto: Lou Nala Photographie<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 11
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 13
Fest verwurzelt -<br />
in und mit Nuttlar<br />
Text: Christel Zidi<br />
Fotos: S. Droste<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Wissen Sie, wie Ihre Großeltern<br />
hießen? Anna und Franz? - Na, das ist<br />
ja schon was. Aber wie hieß Oma Anna<br />
noch gleich mit Mädchennamen? Und<br />
woher kam sie eigentlich?<br />
In letzter Zeit möchten immer mehr<br />
Menschen erfahren, wo ihre Wurzeln<br />
sind. Internetportale können dabei<br />
hilfreich sein. Oft kommt man aber<br />
nur bei einen Besuch der Geburtsorte<br />
weiter. Gut, wenn man dann auf<br />
Menschen wie Anton Wegener trifft.<br />
Der Nuttlarer Ortsheimatpfleger ist<br />
in Sachen Ahnenforschung recht weit<br />
gekommen. An die 40.000 Namen<br />
stehen in seiner Datei. Namen, die<br />
mit dem Ort und den Menschen<br />
verwurzelt sind.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 15
Anton Wegener wurde in Nuttar geboren, besuchte dort<br />
von 1950 bis 1958 die katholische Volksschule. Als<br />
Schüler durch seinen Klassenlehrer Theodor Tochtrop<br />
motivert, zeigte er schon früh großes Interesse an seiner<br />
Heimat. Der Lehrer unternahm mit einigen seiner Schüler<br />
Eisenbahnfahrten nach <strong>Winter</strong>berg, machte Ausflüge zu<br />
den Bruchhauser Steinen und zum Ramsbecker Grubenfeld.<br />
Auch lud er zu Wanderungen in die umliegenden Wälder ein<br />
und wies seine Schüler dabei auf Besonderheiten hin.<br />
Wegener machte später seine Ausbildung zum Schlosser<br />
bei Formenbau Mönig in Nuttlar. Die Firma wurde 1982<br />
von den Honselwerken übernommen. Dort arbeitete<br />
er im technischen Büro, wo er sich zunächst um die<br />
Umsetzung der Zeichnungs- und 3D-Konturen in Daten<br />
zur Maschinensteuerung kümmerte. Danach musste<br />
dann die Computer-Datenübertragung zu den Fräs- und<br />
Drehmaschinen aufgebaut und durchgeführt werden. In<br />
diesem Bereich arbeitete er dann bis zum Eintritt in die<br />
Altersrente - immer noch im Gebäude des ursprünglichen<br />
Formenbaus Mönig.<br />
1985 sprach ihn der damalige Ortsheimatpfleger Werner<br />
Hohmann an, ob er ihn mit seinem PC nicht bei seiner vielfältigen<br />
Arbeit unterstützen könne. Die beiden verfassten Aufsätze und<br />
Berichte, u.a. für das Jahrbuch des <strong>Bestwig</strong>er Heimatbundes.<br />
Im Gegenzug unterstützte Werner Hohmann ihn bei seiner<br />
Ahnenforschung, denn er und seine Frau kannten sich mit den<br />
verwandtschaftlichen Beziehungen in Nuttlar sehr gut aus.<br />
Im Vorfeld des Jubiläums zum 50-jährigen Bestehens der<br />
Straße „Am Sengenberg“ im Jahre 2002 fasste Wegener,<br />
gemeinsam mit seinem Nachbarn, den Entschluss, eine<br />
Chronik über die Entstehungsgeschichte der Straße und den<br />
Bau der Siedlungshäuser zu erstellen. „Wir hatten als Kinder<br />
noch etwas davon mitbekommen, aber die nachfolgenden<br />
Generationen haben die Schwierigkeiten beim Straßen- und<br />
Häuserbau in den Nachkriegsjahren ja nicht mehr miterlebt.“<br />
Bei den Nachforschungen wurden viele alte Ordner<br />
durchsucht. Dabei stieß er auf handgeschriebene Zettel, auf<br />
denen seine Eltern mit Bleistift die Namen ihrer Vettern und<br />
Kusinen geschrieben hatten. Sie benötigten diese Angaben<br />
in den Kriegsjahren zur Erstellung des „Arier-Nachweises“.<br />
Wegener fügte alle Angaben in EXCEL-Tabellen ein und gab<br />
einen Ausdruck davon an seine Vettern und Kusinen weiter.<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Von einigen erhielt er nach einiger Zeit ebensolche Angaben.<br />
Damit war die Grundlage für die Ahnenforschung gelegt.<br />
Standesämter gibt es in Deutschland erst seit 1874. Die<br />
Personenstandsdaten aus der Zeit davor befinden sich<br />
in den Kirchenbüchern der jeweiligen Ortschaften. Die<br />
(verfilmten) Kirchenbücher des hiesigen Erzbistums aus der<br />
Zeit vor 1874 werden in Paderborn verwahrt und können<br />
von Familienforschern dort eingesehen werden. Anton<br />
Seine Nachforschungen über den Namen Wegener in Nuttlar<br />
reichen bis ins Jahr 1750: „Dann finde ich nichts mehr, weil in<br />
dieser Zeit ein vermutlich aus einem anderen Ort stammender<br />
Wegener in eine alte Nuttlarer Familie eingeheiratet hat.“<br />
Adam Wegener ist der älteste Ahn seiner Linie.<br />
Bei der Suche nach den fehlenden Daten dessen Herkunft<br />
hatte er auch einiges über die Schröder-Stämme in Nuttlar<br />
herausgefunden. Diese stammen alle von einem 1777<br />
“Man ist viel mehr das Kind seiner vier<br />
Großeltern als seiner zweier Eltern...<br />
Die Keime des großväterlichen Typus<br />
werden in uns reif, in unseren Kindern die<br />
Keime unserer Eltern.”<br />
Friedrich Nietzsche<br />
Wegener fuhr 2004 erstmals dort hin, um Einsicht in die<br />
Bücher der Pfarrei Velmede (mit allen Orten der heutigen<br />
Gemeinde <strong>Bestwig</strong>) zu nehmen. Bis zum Frühjahr 2013 war<br />
er 52 Mal in Paderborn und sammelte alles, was er aus der<br />
Zeit von 1664 bis etwa 1885 eventuell gebrauchen konnte.<br />
Knapp 40.000 Namen hat er in einer zusammenhängenden<br />
Datei archiviert. „Dazu habe ich noch gut 1.500 Namen aus<br />
Kirchenbucheinträgen, die ich aber noch nicht in meinen<br />
Gesamtbestand einordnen konnte, weil ich noch keine<br />
passenden Kontaktpersonen oder Familien gefunden habe,<br />
denen ich diese Einträge eindeutig zuordnen konnte.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 17
in Freienohl geborenen<br />
Bernhard Schröder ab. Als für<br />
2008 ein großes Sippentreffen<br />
der Schröder-Nachkommen<br />
geplant wurde, bat man<br />
Anton Wegener um Mitarbeit,<br />
zum einen, weil er schon<br />
einiges über die Schröder-<br />
Sippe herausgefunden hatte und zum anderen, weil er die<br />
Möglichkeit zum Ausdruck größerer Nachkommenlisten<br />
hatte. „Durch diese Zusammenarbeit erweiterte sich<br />
mein Bestand ganz enorm“, so Wegener, „und gab mir die<br />
Möglichkeit, für viele Nuttlarer Familien separate Listen zu<br />
erarbeiten.“<br />
In seiner Nuttlar-Ahnenliste hat er als ältesten Vorfahren<br />
einen um 1400 geborenen Cyriakus Gödde (oder auch<br />
Godden) stehen. Dieser Eintrag beruht größtenteils auf alten<br />
Hofeinträgen (Testamente, Verkäufe, Gerichtsaufzeichnungen<br />
usw.). Wegener hat diesen Zweig nicht selbst erforscht,<br />
sondern ein heute in<br />
Recklinghausen lebender<br />
Gödde, dessen Vorfahren<br />
aus Heringhausen stammen.<br />
In mühevoller Arbeit hat<br />
dieser die Informationen<br />
zusammengetragen und<br />
Anton Wegener gegen die<br />
zur Verfügung gestellten Angaben zu „aktuellen“ Gödden aus<br />
dem hiesigen Raum überlassen.<br />
Ein bisschen bekommt man den Eindruck, als seien fast alle<br />
Nuttlarer irgendwie miteinander verwandt. Das kann Wegener<br />
nicht ganz von der Hand weisen: „Durch die alten Nuttlarer<br />
Stammfamilien bzw. Bauern und Ackersleute, die sehr oft<br />
zwischen fünf und zehn Kinder hatten, bestehen natürlich<br />
viele enge oder zumindest weitläufigere Verwandtschafts-<br />
Beziehungen.“ Diese Beziehungen richtig zuzuorden, gelingt<br />
besonders gut, wenn man mit Daten- und Heimatpflege so<br />
gut vertraut ist, wie der Nuttlarer Anton Wegener.<br />
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18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Mit dem Langstock<br />
durch <strong>Meschede</strong><br />
nö, das ist der Ziehharmonikabus, den mag ich<br />
nicht!“ Ich stehe mit Konny an der Bushaltestelle in<br />
„Och<br />
Calle und wir warten auf den Bus nach <strong>Meschede</strong>.<br />
Überrascht schaue ich Konny an. „Du kannst hören, welcher Bus<br />
das ist?“. „Ja“, Konny kann. Konny ist meine Nachbarin und sie<br />
ist blind.<br />
„Tach Konny, heute wieder der enge Bus mit dem hohen<br />
Einstieg“, begrüßt sie der Busfahrer. „Tach Johannes, ich<br />
hab’s schon gehört, als du um die Kurve gefahren bist“, gibt<br />
Konny zurück. Ich folge Konny und ihrem Langstock „klackklack-klack“<br />
zum Sitzplatz. Zwar ist das nicht meine erste<br />
Erfahrung mit Blinden, wie gesagt, Konny ist meine<br />
Nachbarin, aber beeindruckt bin ich schon. Wir fahren nach<br />
<strong>Meschede</strong>, um uns dort mit Bernd und Irina zu treffen und<br />
über das „Blinde Leben in <strong>Meschede</strong>“ zu sprechen. Beide sind<br />
ebenfalls blind.<br />
Blind bedeutet nicht immer Dunkelheit<br />
Mal ehrlich und Hand aufs Herz, wir Sehenden glauben<br />
wenn wir „blind“ hören doch immer gleich an ein Leben in<br />
Dunkelheit. In den vielen Fällen trifft dies aber gar nicht zu.<br />
Als blind gilt, per Definition, wer auf dem besser sehenden<br />
Auge selbst mit Brille nicht mehr als 2 % von dem<br />
sieht, was ein Mensch mit normaler Sehkraft erkennt.<br />
Blind ist nicht gleich Blind<br />
Die meisten Betroffenen verfügen über eine „ Restsehkraft “.<br />
Mit dieser Restsehkraft sind Hell und Dunkel, Farben und<br />
Schatten noch bedingt oder schemenhaft wahrnehmbar.<br />
Oftmals sind Erblindungen die Folge schwerwiegender<br />
Augenerkrankungen wie z. B. der altersbedingten Makula-<br />
Degeneration oder dem Grünem Star. Aber auch unerkannter<br />
Diabetes und Bluthochdruck können das Auge schädigen.<br />
Gefäßerkrankungen der Netzhaut, z. B. die sogenannte<br />
Retinopathie sind dann die Folge. Je nach Augenerkrankung<br />
können Symptome auftreten, die beispielsweise das<br />
Gesichtsfeld stark einschränken, eine verzerrte/verbogene<br />
Wahrnehmung verursachen, alles in dichten Nebel hüllen<br />
oder bestimmte Bereiche des Sehens einschwärzen, so als<br />
würde man vor der Mona Lisa stehen und jemand hätte mit<br />
einem dicken Edding das berühmte Lächeln großflächig<br />
schwarz übermalt.<br />
OrCam, Voice Stick, sprechende Küchenwaage und Co.<br />
Diese unterschiedlichen Krankheitsbilder und die damit einhergehenden<br />
Einschränkungen betreffen auch unsere<br />
Interview-Partner Konny, Irina und Bernd. Konny verfügt<br />
auf ihrem linken Auge noch über eine Restsehkraft von 2%.<br />
Sie sieht nur noch schemenhaft. Farben und Konturen kann<br />
sie bedingt wahrnehmen.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 19
Ähnlich ist das Sehvermögen von Bernd. Nach einem<br />
Glaukomanfall verlor er sein rechtes Auge. Auf seinem linken<br />
Auge sieht er noch 2-3 %. Bernd beschreibt seine optische<br />
Wahrnehmung als: „Grau, schemenhaft und im dicken<br />
Nebel“.<br />
Irinas Erblindung liegt eine chronische entzündliche<br />
Augenerkrankung unbekannter Herkunft zugrunde:<br />
„Anfangs“, sagt sie, „war es sehr schwer. Alle geraden Flächen<br />
waren verzerrt. Ein Glas abzustellen war eine Herausforderung,<br />
weil ich ja nicht wusste<br />
wo, die Ablagefläche<br />
wirklich verlief.“<br />
Tragische Ironie für<br />
Irina: Mit zunehmendem<br />
Sehverlust verschwand<br />
auch das verzerrte<br />
Sehen.<br />
Wir reden über<br />
Alltägliches. Über den<br />
Umgang mit der<br />
Erkrankung. Persönlich,<br />
familiär und<br />
im Arbeitsleben. Bernd<br />
hat beispielsweise mit<br />
beginnender Erblindung<br />
noch eine Umschulung zum Telefonisten gemacht und<br />
Irina lernt gerade die Blindenschrift. Nützliche Hilfsmittel<br />
für Blinde nutzen alle drei regelmäßig, denn sie erleichtern<br />
das Leben sehr. Konny und Irina haben unter anderem eine<br />
sprechende Küchenwaage und einen Voice Stick. Der Stick<br />
ermöglicht es ihnen und ihren Angehörigen Nachrichten zu<br />
hinterlassen. „Bin im Garten“, „Bin bei der Nachbarin“ etc.<br />
Infos, die wir Sehenden meist auf einen Notizzettel schreiben.<br />
Bernd hat zu unserem Treffen seine OrCam mitgebracht -<br />
eine Brille für Blinde. Eine Kamera am Brillengestell fotografiert<br />
den Text in Blickrichtung und liest diesen dann vor. Der<br />
Selbstversuch war gewöhnungsbedürftig - aber erfolgreich.<br />
Dies sind nur drei Beispiele aus den zahlreichen Hilfsmitteln<br />
für Sehbehinderte und Blinde, die das Leben mit dem<br />
Handycap „Blind“ erleichtern und bereichern können.<br />
Mit dem Langstock entlang der Leitlinie<br />
Wir begeben uns auf<br />
einen Spaziergang<br />
durch <strong>Meschede</strong>. Irina,<br />
Bernd und Konny<br />
gehen voraus. Klackklack-klack.<br />
Ihre<br />
Langstöcke ertasten<br />
ihren Weg, mögliche<br />
Hindernisse und dienen<br />
ihrer Orientierung.<br />
Es geht entlang der<br />
Fußgängerzone Richtung<br />
Ruhr. Am Relief-<br />
Modell von <strong>Meschede</strong><br />
halten wir und ertasten<br />
mit den Händen<br />
„Klein-<strong>Meschede</strong>“.<br />
Auch hier finden wir eine Beschriftung in Blindenschrift.<br />
„Ich kann das nicht lesen. Ach so, ist ja gar nicht meine<br />
Lesehand“, lacht nicht nur Irina. Sie liest mit rechts. Am<br />
Modell beginnt dann auch wieder ein Teilstück des <strong>Meschede</strong>r<br />
Leitliniensystems für Sehbehinderte. Die weißen Platten<br />
befinden sich inmitten des Gehsteiges und dienen den sehbehinderten<br />
Menschen mit ihren unterschiedlichen<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Reliefmustern nicht nur zur Orientierung, sondern geben<br />
auch Sicherheit. In den Längsrillen „fließt“ der Langstock<br />
und führt seinen Nutzer gerade aus. Ändert sich die Richtung,<br />
kommt eine Gabelung oder eine Straße, weisen Noppen/<br />
Punkte den Blinden auf die Änderung hin. Besonders wichtig<br />
ist dieses System z. B. an Bahnsteigen. „Gerade im Bereich<br />
vor dem <strong>Meschede</strong>r Bahnhof und am Busbahnhof fällt die<br />
Orientierung oft schwer“, erklärt Konny, „hier sind viele kleine<br />
Wege und Steige, es ist viel los. Wenn dann noch z. B. ein<br />
Baustellenschild zum Ausweichen zwingt, wäre ich ohne<br />
Begleitperson aufgeschmissen“, sagt sie und wünscht sich:<br />
„Ein Leitliniensystem, das uns sehbehinderte Menschen<br />
durchgehend vom Bahnhof zur und durch die <strong>Meschede</strong>r<br />
Fußgängerzone führt.“<br />
im Internet über neue Hilfsmittel und unterstützen sich<br />
gegenseitig, wann immer es geht. <strong>WOLL</strong> findet das Spitze!<br />
Ein toller Tag mit tollen Menschen neigt sich seinem Ende<br />
zu. Interessant, humorvoll und aufschlussreich war das<br />
Treffen mit Konny, Bernd, Irina und <strong>WOLL</strong>. Dass neben<br />
einem gut ausgebauten Leitliniensystem für <strong>Meschede</strong> viele<br />
weitere kleine „Baustellen“ für Sehbehinderte und für<br />
Menschen mit Handycap in unseren Städten noch zu lösen<br />
sind, ist den meisten sicherlich bewusst. Nichtsdestotrotz<br />
nehmen die Menschen mit Behinderung ihr Schicksal oftmals<br />
selbstbewusst in die Hand. So auch unsere drei<br />
Interviewpartner. Alle drei sind im Blindenverein engagiert.<br />
Treffen sich regelmäßig mit ihren blinden Freunden. Tauschen<br />
sich aus. Fahren zu Beratungen von Betroffenen und<br />
Angehörigen bis <strong>Winter</strong>berg oder Brilon. Informieren sich<br />
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ersetzt nicht den Besuch beim Augenarzt.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 21
Hasse chehört?<br />
Illustration: Anke Kemper<br />
„Hömma Fine, gehste am Sonntag<br />
auch mit ins Theater?“<br />
„Was spielen se denn?“<br />
„Weißichnich. Is ja auch ejal, woll.<br />
Du, die ham da immer ne janz dolle<br />
Cafeteria vor der Vorstellung.“<br />
„Sach nur?“<br />
„Richtig gutes selbstgebackenes<br />
Zeugs, woll? Und ne Kaffee-Flat.<br />
„Wasn das?“<br />
„Das is so, wenn de einmal zahlst und<br />
kannst so viel Kaffee trinken, wie de<br />
willst!<br />
„Hasse Töne! Das is ja wie beim<br />
Telefonieren, woll?“<br />
„Chenau, Einsfuffzich für die Flat und<br />
Kaffee so viel de schlucken kannst.<br />
Toll, woll?“<br />
„Für Kuchen auch?“<br />
„Nee, da sind se dann schon knickeriger,<br />
aber es sind ja große Stücke. Und<br />
wenn de zu einem Stück noch extra<br />
Sahne willst, krisse die bestimmt auch<br />
noch dazu.“<br />
„Da müssen wir aber zeitig los, wenn<br />
wir da noch was von mithaben wollen.<br />
Ab wann kommt man denn da rein?“<br />
„Erst ab halb drei. Da stehn se dann<br />
schon Schlange. Aber der Knütters<br />
Jupp mit seiner Änne, woll, die gehen<br />
schon immer um eins hinten durch die<br />
Küche, wenn die gespendeten Kuchen<br />
abgegeben werden. Da schleichen die<br />
sich dann schon mit rein.“<br />
„Was machen die denn dann schon so<br />
lange da?“<br />
„Na, de Handtücher auf de Plätze<br />
legen, damit se vorne sitzen, woll?<br />
Und dann suchen se sich das beste<br />
Plätzchen in der Cafeteria, damit se<br />
nah am Buffet sitzen. Und wahrscheinlich<br />
essen se in der Zwischenzeit<br />
de Zuckerstücke vonner gedeckten<br />
Tafel, woll? Man kennt se ja.“<br />
„Erzähl mir nix. Die bringen sich ja<br />
sogar zum Schützenfest selber de<br />
Bütterkes mit. Aber weisse, Lisbett,<br />
das mit der Kaffee-Flat, das is nix für<br />
mich. Dann renne ich ja bei der<br />
Vorstellung andauernd auffn Bongo.“<br />
„Jau, da hasse recht. Aber zwei Tassen<br />
Kaffee, die schaffst du doch auch.<br />
Musst de halt mehr mit Kuchen stopfen,<br />
woll?“<br />
„Meinze? Chut, dann komme ich mit.<br />
Will ja doch auch wissen, was es<br />
Neues chibt, woll?“<br />
„Chenau und wir ham ja auch selber<br />
immer so viel Neues zu berichten.<br />
Komm, wir besorgen mal Katten.“<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 27
Jake &<br />
the Jukeboxguys<br />
EINE SCHWEDISCHE<br />
BAND AUS UPPSALA.<br />
WAS HAT DAS MIT DEM<br />
SAUERLAND ZU TUN?<br />
VON SONJA NÜRNBERGER UND<br />
DIRK BANNENBERG<br />
sprecht ihr so gut deutsch?“ Das ist<br />
die häufigste Frage, die die Punkrocker<br />
„Wieso<br />
aus dem schwedischen Uppsala zu hören<br />
bekommen. Jake & the Jukeboxguys - das sind Gunnar<br />
Gunnajonson, Lasse Andanssen, Björn Samström<br />
und natürlich der Gründer und Namensgeber der<br />
Band Jake Olsson. Sie gelten als eine der besten<br />
Coverbands der Welt. Über 150 Konzerte spielen sie<br />
im Jahr und das nicht nur in ihrer Heimat Schweden<br />
und in Deutschland, nein, sogar in Japan und<br />
Brasilien sind die Jungs unterwegs und begeistern das<br />
Publikum mit ihren punkigen Coversongs. Und das<br />
schon seit 1991. Das ist zumindest das, was man auf<br />
ihrer Facebook-Seite lesen kann.<br />
Aber was ist nun die Antwort auf die Frage? Jake, Gunnar<br />
und Co würden antworten, sie hätten in Deutschland studiert,<br />
deutsche Ehefrauen oder als Bierverkoster für eine<br />
deutsche (natürlich sauerländische) Brauerei gearbeitet.<br />
Würde man in ihre Pässe schauen, stellte man fest: In der<br />
Realität heißen die vier Schweden Kai, Tim, Jens und<br />
Dennis: „Wir sind <strong>Meschede</strong>r und dementsprechend<br />
Foto: Privat<br />
Sauerländer. Und das ist auch gut so!“ Und auch bis nach<br />
Brasilien hat die Band es noch nicht geschafft, aber schon bis<br />
nach Görlitz und das ist ja immerhin fast Polen.<br />
Kennengelernt haben die vier sich schon vor vielen Jahren.<br />
Kai und Tim gingen zusammen in die Grundschule, wo auch<br />
ihr Interesse für Musik geweckt wurde. Kai spielte später mit<br />
seinem Freund Jens in einer Schulband. Auf der Suche nach<br />
Verstärkung fiel Jens sein Cousin Tim ein, den Kai ja auch<br />
schon kannte. Nun fehlte nur noch jemand am Bass. Und da<br />
trat Dennis auf den Plan, der bis zu dem Zeitpunkt nicht ein<br />
einziges Instrument beherrschte. Es dauerte kaum ein Jahr, da<br />
war er ein hervorragender Bassist.<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Bühnenfotos (5): Tobias Klauke<br />
Von nun an waren die vier unter dem Namen Train to Art<br />
unterwegs. Punkrock war zu der Zeit im Kommen im<br />
Sauerland und die Bandszene in <strong>Meschede</strong> wurde größer.<br />
Um sich von den anderen Bands abzuheben, gaben sie sich<br />
einen neuen Namen: Incest. Dieser<br />
brachte ihnen nicht nur<br />
Freunde: Bei einem Kaffee<br />
mussten sie mit dem Pastor ein<br />
ernsthaftes Gespräch führen<br />
„und am Ende hießen wir<br />
immer noch Incest.“ Die<br />
Namenswahl fiel jedoch nicht<br />
ohne Grund so aus: „Typisch sauerländisch“<br />
fanden die Jungs den<br />
Namen und einige Jahre später<br />
stellte sich heraus, dass auch sie alle<br />
irgendwie miteinander verwandt<br />
sind.<br />
Sie schrieben nun ihre eigenen Songs<br />
in ihrem kleinen, mit Postern von Die<br />
Toten Hosen und The Smashing Pumpkins tapezierten<br />
Proberaum im Keller von Kais Mutter, spielten auf<br />
Konzerten und nahmen CDs auf. Auch Coversongs gehörten<br />
ab und an zu ihrem Repertoire und als man sie fragte, ob sie<br />
nicht mehr davon spielen wollten, sagten sie ja. Sie nahmen<br />
sich berühmte Songs wie etwa Bob Dylans ´Blowing in the<br />
Wind´ vor, „verrockten und verpunkten“<br />
sie und machten sie so zu ihren<br />
eigenen.<br />
Aber andere Musik bedeutete für<br />
die Jungs auch eine andere Band<br />
und so kam es dazu, dass sie aus<br />
einer Bierlaune heraus beschlossen:<br />
„Ab jetzt fangen wir an<br />
Schwedisch zu sprechen!“ Das<br />
war die Geburtsstunde von Jake<br />
& the Jukeboxguys. „Wenn<br />
Sascha sich Dick Brave nennen<br />
darf, dann können wir auch<br />
eine schwedische Band werden“,<br />
sagten sich die vier<br />
<strong>Meschede</strong>r. Und so setzten sie sich<br />
zusammen und schrieben eine vollkommen fiktive Biografie<br />
über ihre Band aus Uppsala. Das Urteil über den ersten<br />
Auftritt der neuen Band fiel etwa so aus: „Abgesehen davon,<br />
dass man gemerkt hat, dass es das erste Mal war, war das<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 29
Interview im Probenraum bei Kais Mutter im Keller: Statt Bier und Whisky gibt´s<br />
Fleischwurst und Spezi. Ganz schön vernünftig, diese Schweden...<br />
Fotos (2): Dirk Bannenberg<br />
schon ganz gut.“ Solche Aussagen nahmen sie eher als<br />
Ansporn denn als Kritik und übten fleißig weiter um sich zu<br />
verbessern. Und das haben sie - die Resonanz ist stets positiv!<br />
Etwa 140 Konzerte haben sie nun<br />
gemeinsam in den 23 Jahren,<br />
in denen sie in dieser<br />
Konstellation Musik machen,<br />
gegeben. Auf Schützenfesten,<br />
Geburtstagen, sogar auf<br />
Hochzeiten und vor allem in<br />
<strong>Meschede</strong> in der Tröte, ihrem<br />
„Wohnzimmer“. Würde es die<br />
Zeit zulassen, würde die Band<br />
auch gerne mehr spielen, aber sie<br />
sind zufrieden, so wie es ist. Es geht<br />
ihnen nicht um das Geld, sondern<br />
um den Spaß und um die gemeinsamen<br />
Erlebnisse. Erlebnisse wie<br />
damals in Soest: Die Band war zu<br />
einem vierzigsten Geburtstag gebucht<br />
worden. Schon zum Soundcheck um<br />
16 Uhr stand das erste Mal die Polizei<br />
vor der Tür und als sie wieder gingen,<br />
verabschiedeten sie sich mit den<br />
Worten: Wir sehen uns heute Abend<br />
bestimmt noch einmal. Und natürlich<br />
behielten sie recht: Diesmal rückten sie<br />
gleich zu viert und mit einer offiziellen<br />
Anzeige in der Hand an, obwohl Jake &<br />
Fotos (2): Privat<br />
the Jukeboxguys gerade einmal zwei Songs gespielt hatten.<br />
Als die Band weiterspielen wollte, teilte ihnen die Polizei<br />
höflich mit, dass sie die Anlage konfiszieren müssten, wenn<br />
sie dies täten. Kai nahm das mit Humor und rief: „Jungs, die<br />
Bullen bauen für uns ab, lasst uns noch einen machen!“<br />
„Bullen“ wurde natürlich direkt korrigiert<br />
und auch das Abbauen übernahmen<br />
sie selber und fuhren um zwei<br />
Kästen Bier, eine Flasche Whisky, eine<br />
Flasche Kräuterlikör und eine lustige<br />
Geschichte reicher zurück nach<br />
<strong>Meschede</strong>.<br />
Solche Geschichten sind es, die die<br />
Jungs seit fast einem viertel<br />
Jahrhundert zusammenschweißen.<br />
Wären sie nicht im Sauerland geblieben,<br />
wäre alles vielleicht ganz anders<br />
gekommen. „Aber wenn man gute<br />
Freunde hat, kann das überall gut<br />
werden“, glauben die Jungs. Und<br />
das sind sie: gute Freunde. Sie sind<br />
ein eingespieltes Team und auch,<br />
wenn sich viel verändert hat in<br />
den letzten Jahrzehnten, sind sie<br />
doch immer noch dieselben, die<br />
auch schon als Incest zusammen<br />
gerockt haben. Auch<br />
heute noch verbringen sie ihre<br />
gemeinsame Zeit im<br />
Proberaum (der immer noch der<br />
im Keller von Kais Mutter ist), auf Konzerten oder fahren ab<br />
und an zusammen weg. Nach Holland, München oder<br />
Birmingham. Nur in Uppsala, da waren sie noch nie...<br />
Oben: 20. Bandjubiläum am Ruderclub<br />
Hennesee. Unten: Die vier<br />
Jungs als „Incest“ im Jahr 2008<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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Wir von Bremer...<br />
Wir von der Bremer Automobiltechnik GmbH sind seit 1995<br />
ein zuverlässiger Dienstleister mit Meisterqualifikationen.<br />
Mit mittlerweile 10 fest angestellten Mitarbeitern liegt der<br />
Schwerpunkt unserer Werkstattleistungen in den Bereichen<br />
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Durch unseren Standort im Gewerbegebiet Enste in <strong>Meschede</strong> bieten<br />
wir zudem eine sehr gute Erreichbarkeit – von der<br />
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freie Werkstatt bedienen wir alle Fahrzeugmarken mit einem erstklassigen<br />
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Hauptuntersuchungen durch die DEKRA <strong>Meschede</strong>, runden<br />
unser breitgestelltes Angebot an Dienstleistungen ab.<br />
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unser Unternehmen, das im Bereich Lackierung von Fahrzeugen<br />
sowie Oberflächen wie Metall, Holz oder Kunststoff, zu den<br />
modernst ausgestatteten in der Region. Seit Beginn besteht<br />
unser Unternehmen in <strong>Meschede</strong> – der Schwerpunkt<br />
Lackierarbeiten wird heute von einer breit aufgestellten<br />
Kundschaft geschätzt. Teil-, Ganz- und Reparaturlackierungen<br />
in modernen Lackierkabinen gewährleisten optimale Ergebnisse.<br />
Kratzer, Beulen oder Dellen werden bei uns mit feinmotorischen<br />
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Ihnen die Einhaltung von Vorgaben der unterschiedlichsten<br />
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hier unsere Flexibilität. Notfall-Telefon: 0291 47 46<br />
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so in einem optimalen Zeitfenster erledigt werden. Bei<br />
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mit den Versicherungen. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen<br />
natürlich gerne zur Verfügung.<br />
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wird oft auch die Karosserie beschädigt, sodass umfangreiche<br />
Montage- und Richtarbeiten notwendig werden. Diese Arbeiten<br />
werden bei uns nicht fremd vergeben, sondern auf eigenen<br />
Richtbänken mit den Systemen „Celette“ und „Dataliner“<br />
umgesetzt. Zusätzlich kommt das elektronische Laser-<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 31
<strong>Winter</strong>sport in <strong>Meschede</strong> und <strong>Bestwig</strong><br />
AUCH HIER BEI UNS HESST ES „SKI UND RODEL GUT“<br />
VON ANDRE SONNTAG<br />
Foto: Privat/Skilift Grevenstein<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Tausende Skitouristen werden in den nächsten Wochen<br />
wieder Gäste im Sauerland sein, dem größten<br />
<strong>Winter</strong>sportgebiet nördlich der Alpen. Eines wird<br />
dabei vielen Gästen gewiss sein: Sie werden wieder<br />
optimale <strong>Winter</strong>sportbedingungen in hochmodernen<br />
Skigebieten vorfinden. In der<br />
<strong>Winter</strong>sport-Arena Sauerland gibt es mehr<br />
als 57 Skigebiete mit annähernd 150<br />
Liftanlagen. Neben dem Naturschnee sorgen<br />
jedes Jahr zahlreiche Schneekanonen in<br />
den einzelnen Gebieten für gute bis sehr<br />
gute <strong>Winter</strong>sportbedingungen. Nahezu jede<br />
<strong>Winter</strong>sportart kann in unserer Region abgebildet<br />
werden. Gerade<br />
Skilangläufer kommen hier<br />
auf ihre Kosten und freuen<br />
sich auf ein Netz von<br />
172 Loipen mit mehr<br />
als 1410 Kilometern<br />
Gesamtlänge.<br />
Doch auch abseits der<br />
großen Skiregionen -<br />
wie beispielsweise das<br />
Skiliftkarussell <strong>Winter</strong>berg<br />
oder das Skigebiet Willingen -<br />
findet <strong>Winter</strong>sport in unseren<br />
Ortschaften rund um <strong>Meschede</strong> und <strong>Bestwig</strong> statt - und das<br />
bereits seit vielen Jahrzehnten.<br />
Schneekanonen stehen in diesen kleinen Skigebieten nicht<br />
zur Verfügung, sodass man ganz allein auf die weiße Pracht<br />
von oben angewiesen ist. Darum ist die Frequentierung in<br />
diesen Bereichen stark von der Intensität des <strong>Winter</strong>s abhängig,<br />
davon ob Ski und Rodel gut sind.<br />
Eine dieser Ortschaften ist die Bergstadt Eversberg. Hier ist<br />
im Jahre 1983 die „Gemeinschaft zur Förderung des Skisports“<br />
gegründet worden, um als gemeinnütziger<br />
Verein den Menschen im Einzugsgebiet<br />
den Einstieg in den Skisport<br />
schmackhaft zu machen. Am 7.<br />
Januar 1984 wurde in unmittelbarer<br />
Ortsnähe ein professioneller<br />
Bügelumlauflift auf der<br />
Skiwiese „Im Hoppegarten“<br />
aufgebaut.<br />
„Die ersten Mitglieder haben zur<br />
Sicherung des Kredits noch eine<br />
persönliche Bürgschaft übernommen“,<br />
erinnert sich Geschäftsführer<br />
Arnold Kotthoff. Durch wurde eine<br />
Anschaffung überhaupt erst möglich. Aus den damals 14<br />
ist inzwischen die stolze Zahl von 46 Mitglieder geworden.<br />
Auch der Standort hat sich inzwischen verlagert.<br />
Vor einigen Jahren stand mit erneutem finanziellen<br />
Aufwand der Umzug auf die Skiwiese „Unter der Bue“<br />
an. „Eine touristische und<br />
kommerzielle Nutzung<br />
des Liftes ist bislang<br />
weder möglich<br />
noch gewollt“,<br />
berichtet Kotthoff<br />
und verweist<br />
dabei zum einen<br />
auf die unsicheren<br />
Schneeverhältnisse<br />
und zum anderen auf<br />
die Kürze des<br />
Schleppliftes von etwa 200<br />
Metern.<br />
Fotos (3): Privat/Skilift Eversberg<br />
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Lohnsteuerhilfe Bayern e. V.<br />
Stiftsplatz 4<br />
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Bernadette Schneider<br />
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zertifiziert nach DIN 77700<br />
www.lohi.de/meschede<br />
Wir machen die Steuererklärung für Arbeitnehmer, Rentner und Pensionäre<br />
im Rahmen einer Mitgliedschaft, begrenzt nach § 4 Nr. 11 StBerG.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 33
Das größte Anliegen der Gemeinschaft bleibt nach wie vor<br />
die Nachwuchsförderung: „Unsere Zielgruppen sind die<br />
Einsteiger ab vier Jahren, denn wenn die in Eversberg ihr<br />
Pensum erreicht haben, können sie auch in größeren<br />
Skigebieten bestehen!“ „Dieses Zitat stammt vom damaligen<br />
Vorsitzenden Rainer Lohmann beim ersten Spatenstich auf<br />
der „Kuhwiese“ und hat heute noch Bestand“, so Arnold<br />
Kotthoff, der darauf verweist, dass natürlich auch Nicht-<br />
Mitglieder jederzeit herzlich willkommen sind. Neben dem<br />
Tagesbetrieb bei guten Schneeverhältnissen von Montag bis<br />
Freitag ab 15.30 bis 18.30 Uhr, findet am Freitag zwischen<br />
ist für viele Einheimische ein Geheimtipp - besonders am<br />
Wochenende, wenn die ganzen Skitouristen ins schöne<br />
Sauerland strömen.<br />
Bereits im Jahr 1970 starteten in der damals noch selbstverwaltenden<br />
Stadt Grevenstein die Überlegungen, einen eigenen<br />
Skibetrieb auf die Beine zu stellen. Der damalige Rat<br />
stimmte dem Vorhaben zu, sodass nach verschiedenen<br />
Planungs- und Erschließungsgutachten im Jahr 1971 mit der<br />
Ausschreibung zum Bau einer Skihütte und dem Ankauf und<br />
der Errichtung eines Ankerliftes aus Österreich die Arbeiten<br />
aufgenommen wurden.<br />
„Die gesamten Kosten zur<br />
Erstellung der Anlage<br />
beliefen sich damals auf<br />
rund 529.000 DM.<br />
Dieser Betrag wurde von<br />
der Stadt Grevenstein,<br />
der Stadt Arnsberg, dem<br />
Naturpark Homert und<br />
der Brauerei Veltins bezuschusst.<br />
Der Restbetrag<br />
von rund 150.000 DM<br />
musste in den Folgejahren<br />
von der Betreibergesellschaft<br />
„Interessengemeinschaft<br />
Erholungsgebiet<br />
Homers e.V.“ als<br />
Restdarlehen getilgt werden.<br />
Foto: Privat/Skilift Grevenstein<br />
18.30 und 21.00 Uhr Flutlicht-Skifahren statt. Am<br />
Wochenende sind die Liftzeiten samstags von 14.30 bis 17.30<br />
Uhr und sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr. In der kleinen<br />
Skihütte können sich die Skifahrer bei warmen Getränken<br />
und einem kleinen Snack aufwärmen.<br />
Doch der Lift in Eversberg ist nicht der einzige im <strong>Meschede</strong>r<br />
Stadtbezirk. Auch in Grevenstein ist das Skifahren bei guten<br />
<strong>Winter</strong>bedingungen möglich. Hier kommen auch<br />
Anspruchsvollere und Könner auf ihre Kosten. Grevenstein<br />
Durch die kommunale<br />
Neuordnung wurde<br />
Grevenstein zum Jahreswechsel<br />
1974/75 ein<br />
Ortsteil der Stadt<br />
<strong>Meschede</strong>. Folglich<br />
wurde die Stadt <strong>Meschede</strong> Eigentümer und Betreiber der<br />
Skiliftanlage. In den Jahren 1996 und 1997 zeichnete sich<br />
jedoch ab, dass - bedingt durch die hohe Kosten - die Stadt<br />
den Lift nicht weiter betreiben wollte. Genau wie in<br />
Eversberg ist es auch in Grevenstein selbstlosen Bürgern zu<br />
verdanken, die eine persönliche Bürgschaft übernommen<br />
haben, dass heute der Skibetrieb noch möglich ist, denn im<br />
Jahr 1997 wurde die „Interessengemeinschaft Ski-Lift<br />
„Ostenberg Grevenstein e.V.“ als gemeinnütziger Verein und<br />
Betreiber der Liftanlage ins Leben gerufen. Damals besaß der<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Verein 33 Mitglieder, heute sind es bereits 155 Ski-Enthusiasten. In den folgenden<br />
Jahren wurden neben einer Flutlichtanlage auch ein Skiverleih und eine<br />
eigene Skischule ins Leben gerufen. Ausreichend Parkplätze stehen den Besuchern<br />
ebenfalls zur Verfügung, sodass man sich daher auf einen hoffentlich knackigen<br />
<strong>Winter</strong> mit ausreichend Schneefall freut.<br />
Aber auch ich der Region <strong>Bestwig</strong> findet <strong>Winter</strong>sport auf vielfältige Art und<br />
Weise statt. In der Fort Fun <strong>Winter</strong>welt, die direkt neben dem Freizeitpark liegt,<br />
wird Fahrvergnügen für die gesamte Familie geboten. Auf den Pisten der<br />
<strong>Winter</strong>welt können sich sowohl Anfänger als auch Könner gleichermaßen beweisen<br />
und genießen bis zu 1.200 Meter lange Abfahrten.<br />
Fotos (4): Privat/Fort Fun <strong>Winter</strong>welt<br />
Die Piste am Sessellift eignet sich<br />
mit über 900 Meter perfekt, um<br />
Fahrstil und Technik weiter zu verbessern.<br />
Die Alpinstrecke am<br />
Ankerlift mit leichten Sprüngen<br />
und sanften Abfahrten eignet sich<br />
für alle Skifans. Besonders frequentiert<br />
ist in jedem Jahr der 1.200<br />
Meter lange Rodelhang, der nicht<br />
nur für die Kleinen ein Riesengaudi<br />
ist.<br />
Mutige Schlittenfahrer können sich<br />
mit der Liftkarte des Sesselliftes den<br />
Weg hinauf zum 700 Meter hohen<br />
Stüppelberg bahnen. Nachdem<br />
Genuss einer grandiosen Aussicht<br />
über das gesamte Rothaargebirge<br />
bis hin zur Soester Börde geht es<br />
mit dem Schlitten die lange Piste<br />
wieder bergab. Wer sich von den<br />
sportlichen Herausforderungen<br />
ausruhen muss, kann das in der<br />
urigen Skihütte. Bei warmen<br />
Snacks, Kakao, Jagertee und erfrischenden<br />
Getränken kann man<br />
den Skitag entspannt ausklingen<br />
lassen. So zeigt sich, dass auch<br />
abseits der großen Skigebiete im<br />
oberen Sauerland der <strong>Winter</strong>sport<br />
eine große Rolle in unserer Region<br />
einnimmt und ein Besuch bei<br />
guten Bedingungen immer lohnenswert<br />
ist und so manche<br />
Überraschung bereithält.<br />
• Eigene Wurst- und Schinkenherstellung<br />
• Außschließlich Schlachtung<br />
von Tieren aus Remblinghauser<br />
Landwirtschaft<br />
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Wochenmarkt<br />
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und Feste (mit und ohne<br />
Personal)<br />
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Lebensmittel<br />
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am Ritzhagen, sieben Schlepplifte, sechs Förderbänder, 16 Kilometer<br />
präparierte Pisten, sechs Flutlichthänge, bis zu zwei<br />
Kilometer lange Abfahrten: Diese Zahlen lassen das Herz eines<br />
jeden Skifahrers und Snowboarders höher schlagen. Das Skigebiet<br />
Willingen verfügt darüber hinaus über 120 Schneeerzeuger,<br />
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Willingen individuell möglich. Die Ski-, Snowboard- und<br />
Schlittenverleiher halten für Kinder- und Jugendgruppen die<br />
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Schlittentag bereit. Darüber hinaus bieten die qualifizierten<br />
Skilehrer, die nach den Lehrplänen des Deutschen Skilehrerverbandes<br />
unterrichten, Skischulkurse für alle Altersgruppen<br />
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das Skigebiet-Tagesticket mit Skiverleih (Ski<br />
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36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 37
<strong>Winter</strong><br />
im Sauerland<br />
Kürzer sind sie nun die Tage<br />
Dämmerung bricht früh herein<br />
Tief statt hoch die Wetterlage<br />
eng begrenzt der Sonnenschein.<br />
Menschen hasten eilig weiter<br />
vor dem Café kein Stuhl, kein Tisch<br />
der Oktober froh und heiter<br />
vom November weggewischt.<br />
Nebelschwaden, grau und dicht<br />
liegen schwer auf Häusern, Wegen<br />
filtern der Laternen Licht,<br />
nass und kalt der Nieselregen.<br />
Kerzen brennen in den Häusern<br />
Feuer flackert im Kamin<br />
am Fenster erste Weihnachtssterne<br />
...zum Frühling ist es noch lange hin.<br />
Eingesendet von Robert Dröge aus <strong>Meschede</strong>.<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Freienohler "Pausenhof“<br />
WENN BÜRGER INITIATIVE ERGREIFEN<br />
TEXT: PETER NEUTZLER FOTOS: S. DROSTE<br />
Was erreicht werden kann, wenn Bürger und Vereine<br />
selbst Hand anlegen, kann man jetzt in Freienohl<br />
bewundern. Mit dem „Pausenhof“ ist ein einmaliges<br />
Projekt gelungen. Eines, das auch bei den Bürgern uneingeschränkt<br />
ankommt.<br />
2012 wurde die alte Schule in Freienohl abgerissen. Die Erinnerungen<br />
an viele Schulstunden, Spielen und lautes Lachen<br />
auf dem Pausenhof lagen lange Zeit als Trümmerhaufen direkt<br />
der St. Nikolaus-Kirche. Zunächst ein trauriger Anblick,<br />
nach Jahren nur noch ein Schandfleck - mitten im Ort. Den<br />
Freienohler Bürgern und Vereinen liegt es nicht, die Hände in<br />
den Schoß zu legen. Das haben sie schon mehrfach bewiesen,<br />
denn „wie eine Perlenkette reihen sich die in den letzten Jahren<br />
entstandenen Projekte aneinander: der Naturrasen- und<br />
der Kunstrasenplatz, das Wofi-Bad, die Turnhalle, die Hauptschule,<br />
der Regenbogenkindergarten“, sieht das Dr. Harald<br />
Gampe, „keine andere Kommune hat eine so komplette Kette<br />
vorzuweisen.“<br />
Schon früh war klar, dass man möglichst viele mit ins Boot<br />
nehmen muss. Alle eingebrachten Ideen wurden mit den Vorgaben<br />
von Verwaltung und Behörden in Einklang gebracht.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 39
„Ohne dieses harmonische Zusammenspiel, ohne die konzertierte<br />
Aktion, wäre der Erfolg wahrscheinlich nicht der gewesen,<br />
den wir heute zu verzeichnen haben“, so Harald Gampe.<br />
Bürger und Vereine, Verwaltungen und Politik wurden in<br />
den Entwicklungsplan eingebunden. Fördermittel beantragt.<br />
Letztlich musste aber noch<br />
die stolze Stumme von<br />
500.000 Euro aufgebracht<br />
werden. Zur Finanzierung<br />
des Pausenhofes wurde ein<br />
Fest veranstaltet, bei dem<br />
sich alle Vereine des Ortes<br />
engagiert haben. Dr. Gampe<br />
erinnert sich: „Das war<br />
ein ganz toller Abend in der<br />
Schützenhalle. Die Halle<br />
war voll. Es war ein Highlight<br />
für den Ort.“ Viele haben<br />
sich an diesem Abend<br />
auch die Pläne angesehen,<br />
das Modell. Dementsprechend<br />
hoch waren anschließend<br />
die Erwartungen:<br />
Wird es wirklich so toll, wie<br />
es geplant ist? Nun nach<br />
Abschluss des Projektes ist<br />
man sich einig: „Es ist sogar<br />
noch besser geworden.“<br />
Einer, der großen Anteil am<br />
Gelingen des Projektes hat<br />
und es finanziell auch sehr<br />
unterstützt hat, ist der in<br />
Freienohl geborene Künstler<br />
und Architekt Carl<br />
Richard Montag. Er war<br />
Bauherr und Generalplaner<br />
vieler großer Bauvorhaben<br />
in der Bundesrepublik, wie<br />
etwa die Arbeitsämter in<br />
Hannover, Bochum, Essen, Hagen und Halberstadt. Das<br />
umfangreichste Bauvorhaben war der T-Mobile Campus in<br />
Bonn mit rund 5000 Arbeitsplätzen.<br />
Der heute 88-jährige Montag hat den Kontakt zu seinem<br />
Heimatort nie verloren. Bei einem seiner Besuche in Freienohl,<br />
wo noch seine Schwester wohnt, traf Karl Heinz Bosgraaf<br />
ihn: „Das war nach den ersten Arbeiten am Pausenhof.<br />
Herr Montag kam zufällig des Weges und hat sich das Fortschreiten<br />
der Arbeiten angesehen. Besonders das Plakat am<br />
Ortseingang mit der Aufschrift „Jetzt packen wir´s an“ sprach<br />
ihn an. Dieses Engagement wollte er fördern. Weil es ihm<br />
am Herzen liegt etwas für<br />
die Freienohler zu tun.<br />
„Aber“, so Bosgraaf, „er ist<br />
ein Mensch, der sagt, ich<br />
gebe euch nicht einfach so<br />
das Geld, sondern es muss<br />
etwas passieren.“ Und was,<br />
war auch schnell klar: „Das<br />
Haus muss weg, die alte<br />
Pinte.“ Eine klare Aussage<br />
und eine Vision. Montag<br />
stieß Veränderungen für<br />
ganz Freienohl ins Horn.<br />
Dank vieler Einzelspenden<br />
und einer sehr großzügigen<br />
aus dem Privatvermögen<br />
von Carl Richard<br />
Montag konnte die alte<br />
Kneipe gekauft und abgerissen<br />
werden. Naja, ganz<br />
so schnell ging es mit dem<br />
Abriss dann doch nicht:<br />
Es bestand lt. Behördenmeinung<br />
die Möglichkeit,<br />
dass Zwergfledermäuse im<br />
alten schieferummantelten<br />
Gemäuer nisteten. Nach<br />
einigen Begehungen und<br />
Prüfungen (bei denen man<br />
Wespennester, aber keine<br />
Zwergfledermäuse fand),<br />
einer dicken Akte und zusätzlichen<br />
Kosten, konnte<br />
mit dem Abriss endlich begonnen<br />
werden. Insgesamt gab es aber kaum Schwierigkeiten<br />
mit den Behörden, im Gegenteil Manfred Kordel lobt sogar<br />
die Zusammenarbeit mit den Behörden.<br />
Für die Landschaftsarchitektin Ingelore Flügge, die ehrenamtlich<br />
tätig war, stand von der Planung her weniger der Pausenhof<br />
als „die wunderschöne Pfarrkirche im Vordergrund,<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
die Respekt zollt an das Umfeld.“ Auch für sie ist das angestrebte Ziel<br />
erreicht: „Die Kirche sieht jetzt ganz anders aus. Besonders bei Beleuchtung,<br />
wenn man jetzt mal abends durch den Ort fährt.<br />
Der 11. Juni <strong>2017</strong> war für Dr. Gampe ein „Superhighlight“: „Als die<br />
Gesamtanlage dann mit einem Bürgerfest gefeiert wurde, war uns sogar<br />
der Wettergott hold.“<br />
„Freienohl<br />
steht nicht still,<br />
es bewegt sich was.“<br />
Dieses alte Haus musste dem Pausenhof weichen.<br />
Eine gute Entscheidung!<br />
Dr. Harald Gampe<br />
Mitten im Ort ist ein Schmuckstück entstanden, Ein Hingucker für<br />
Durchreisende, ein Platz zum Verweilen, ein Treffpunkt für Jung und<br />
Alt. Aber es immer nur ein Pausieren. Denn „Freienohl steht nicht still“,<br />
so Dr. Gampe, „es bewegt sich was. Auch infrastrukturelle Veränderungen<br />
gibt es innerhalb des Ortes. Es haben Gebäude, die früher unter<br />
Leerstand litten, plötzlich alternative Lösungen gefunden.“ Und es geht<br />
weiter im Dorferneuerungsplan: „Der Ruhrradweg wird verlegt“, berichtet<br />
Kordel, „Man ist jetzt schon bei den Arbeiten an der Vogelwiese,<br />
an der Vogelstange. Der Küppelturm wird abgebaut (nicht abgerissen!),<br />
um auf dem Fundament den neuen Turm bauen zu können.“<br />
Was mit gemeinschaftlichen Engagement zu erreichen ist, haben die<br />
Freienohler mit dem „Pausenhof“ bewiesen. Bei so viel Begeisterung,<br />
Einsatzfreude und Zielstrebigkeit kann man sich sicher sein: Was die<br />
Freienohler anpacken, gelingt.<br />
Macher und Unterstützer des Projektes.<br />
Fotos (3): Förderverein Freienohl<br />
Ihr Toyota Partner für<br />
<strong>Meschede</strong> und Umgebung<br />
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Wir wünschen ein frohes<br />
Weihnachtsfest<br />
und ein gutes<br />
neues Jahr <strong>2018</strong>!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 41
Die Jagd<br />
wird weiblicher<br />
IMMER MEHR JUNGE FRAUEN<br />
MACHEN EINEN JAGDSCHEIN.<br />
ABER WARUM?<br />
Von Patrick Feldmann<br />
Fotos S. Droste<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Seit Jahrtausenden beanspruchen<br />
Männer die Jagd für sich. Aber<br />
das Stereotyp vom graubärtigen,<br />
Zigarre rauchenden Jäger mit Filzhut<br />
wandelt sich. Immer mehr junge<br />
Frauen entdecken die traditionelle<br />
Männerdomäne für sich. Das macht<br />
die Jagd nicht sanfter, aber vielleicht<br />
ein bisschen emphatischer.<br />
Die 32-jährige Teresa Berkemeier<br />
erinnert sich noch genau an die erste<br />
Wildsau, die sie geschossen hat. „Ich<br />
war völlig fertig!“, sagt die Freienohlerin.<br />
„Der erste Schuss war noch nicht tödlich.<br />
Einen kurzen Moment lang hat das Tier<br />
fürchterlich geschrien, bis der zweite<br />
Schuss es dann getötet hat.“ Ihr Mitleid<br />
für das Tier ist spürbar aufrichtig. „ Das<br />
geht ja nicht nur mir so. Eine Freundin<br />
von mir hat eine Nacht lang Rotz und<br />
Wasser geheult, als sie ihren ersten<br />
Rehbock geschossen hat.“ Passionierte<br />
Jägerinnen sind beide aber heute noch.<br />
„Ich glaube, Männer fühlen da auch<br />
nicht anders. Aber vielleicht würden sie<br />
es nicht so offen sagen“, glaubt sie.<br />
Das Interesse an der Natur steigt<br />
Schon Teresa Berkemeiers Vater hatte<br />
einen Jagdschein. Allerdings fielen<br />
seiner Meinung nach zu viele Schüsse,<br />
weswegen er selber nicht so aktiv<br />
war. Trotzdem hat er seiner Tochter<br />
empfohlen, den Schein zu machen.<br />
„Du musst ja nicht unbedingt ein<br />
Tier totschießen“ ,sagte er ihr damals.<br />
Das breite Wissen über den Wald, die<br />
Tiere und die Natur, welches in der<br />
monatelangen Ausbildung vermittelt<br />
wird, sei aber wertvoll und wichtig.<br />
Alleine dafür lohne es sich, den Schein<br />
zu machen. Teresa Berkemeier macht<br />
den Jagdschein dann im Jahr 2008,<br />
mit 23 Jahren. „Neun Monate lang bin<br />
ich jeden Samstag für die Ausbildung<br />
unterwegs gewesen, aber nicht ein<br />
einziges Mal war es nervig oder<br />
langweilig.“, erinnert sie sich heute.<br />
„Daran habe ich schon gemerkt, dass es<br />
auch das Richtige für mich ist.“<br />
„Wenn schon schießen, dann aber<br />
auch richtig.“<br />
Wie schon ihr Vater, ist auch sie beim<br />
Schießen eher zurückhaltend. „Ich<br />
bin wohl eine typische Ansitzjägerin“,<br />
beschreibt sie sich. „Ich kann<br />
stundenlang auf dem Hochsitz sein<br />
und auch mal nicht schießen und ein<br />
Tier laufen lassen.“ Häufig würde<br />
dann nach der Jagd die Frage gestellt,<br />
warum sie nicht geschossen habe. Für<br />
Berkemeier ist das aber der falsche<br />
Ansatz. „Die entscheidende Frage<br />
müsste doch eigentlich sein: Warum<br />
hast Du geschossen?“ sagt sie. Das<br />
sei aber nicht unbedingt eine typisch<br />
weibliche Perspektive. Überhaupt mag<br />
sie die Unterscheidung zwischen Jäger<br />
und Jägerin nicht besonders. „Ich<br />
unterscheide lieber zwischen guten<br />
und schlechten Jägern.“ Reflexion sei<br />
da schon ein wichtiger Aspekt. „Es<br />
ist ja nunmal so, dass wir als Jäger<br />
auch ein bisschen „Gott“ spielen. Wir<br />
entscheiden letztlich über Leben und<br />
Tod. Da sollten wir uns auch immer<br />
mal hinterfragen. Wenn ich schieße,<br />
dann soll es auch richtig sein.“<br />
„Es ist auch unser Auftrag, vernünftig<br />
zu kommunizieren.“<br />
Dass Jäger polarisieren und nicht von<br />
allen gemocht werden, kann Teresa<br />
Berkemeier zumindest teilweise<br />
durchaus nachvollziehen. Sie sieht<br />
dafür mehrere Gründe. „Das Klischee<br />
vom schießwütigen Jäger würde ich so<br />
zwar auf keinen Fall bestätigen wollen,<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 43
aber natürlich gibt es auch den einen<br />
oder anderen „John Wayne“ unter<br />
den Jägern. Das kann dem Ruf in<br />
der Öffentlichkeit durchaus schaden.<br />
Aber schwarze Schafe gibt es eben in<br />
allen Bereichen.“, sagt sie. Wichtiger<br />
ist es für sie, den richtigen Ton zu<br />
treffen. „Es ist auch Auftrag für uns<br />
Jäger, vernünftig zu kommunizieren.<br />
Beispiel: Viele Hundebesitzer lassen<br />
ihre Hunde an Feldwegen frei laufen.<br />
Während der Brut- und Setzzeit kann<br />
das durchaus problematisch sein. Das<br />
ist eine typische Konfliktsituation. Aber<br />
dann ist es ein Unterschied, ob wir<br />
Jäger besserwisserisch vom Hochsitz<br />
befehlen, den Hund anzuleinen oder ob<br />
wir freundlich erklären, dass Rehkitze<br />
nur wenige Meter vom Wegesrand<br />
entfernt liegen und auch der liebste<br />
Hund, der nie ein Tier reißen würde,<br />
dem Kitz massiv schaden kann, wenn<br />
es er nur ableckt. Denn dann würde<br />
es verstoßen und sicher sterben. Dann<br />
reagieren die Menschen auch mit<br />
Verständnis und es entstehen oft sehr<br />
nette Gespräche.“, sagt sie.<br />
Umgekehrt würde sie sich<br />
aber auch von manchen Jagd-<br />
Gegnern mehr Sachlichkeit und<br />
Toleranz wünschen. „Letztlich sind<br />
wir es, die nachts aufstehen, wenn ein<br />
Tier angefahren wurde.“<br />
Die ehrlichste Art, an Fleisch zu<br />
kommen<br />
Dass inzwischen viele junge Männer<br />
und Frauen die Jagd für sich entdecken,<br />
hat unterschiedliche Gründe. Für<br />
Teresa Berkemeier ist es der Bezug zur<br />
Natur, aber auch die Tatsache, dass sie<br />
durchaus gerne Fleisch isst. „Die Jagd<br />
zu verurteilen und abgepacktes Fleisch<br />
zu kaufen, finde ich nicht ehrlich.<br />
Wenn ich Fleisch esse, muss ich mir im<br />
Klaren sein, dass ein Tier dafür sterben<br />
musste und ich persönlich will auch<br />
wissen, wo es herkommt und wie es<br />
gelebt hat. Wenn ich es selber schieße,<br />
weiß ich das. Und mehr „Bio“ geht<br />
übrigens nicht.“ Schweinefleisch aus<br />
der Massenproduktion kann sie nicht<br />
mehr essen. Auch, weil sie<br />
weiß, dass Schweine sehr<br />
intelligente und soziale<br />
Tiere sind. Immerhin<br />
hat sie selber<br />
einen<br />
Wildschwein-<br />
Frischling aufgezogen.<br />
„Matilde wurde<br />
bei einer Jagd in Bayern im<br />
Dezember 2012 von einem Hund<br />
apportiert. Wir haben sie dann in<br />
unserer Wohnung aufgezogen. Erst<br />
sollte sie nur für kurze Zeit bei uns<br />
bleiben, aber kein Gehege wollte sie<br />
haben. Also blieb sie notgedrungen fünf<br />
Monate bei uns. Als wir dann endlich<br />
ein Gehege gefunden haben, wog sie<br />
47 Kilogramm. Da wurde es höchste<br />
Zeit.“, lacht sie. Matilde ist mittlerweile<br />
fünf Jahre alt und lebt glücklich im<br />
Gehege mit anderen Wildschweinen.<br />
„Wir besuchen sie regelmäßig und sie<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
erkennt<br />
uns auch<br />
heute noch“,<br />
erzählt die junge<br />
Jägerin.<br />
Jagen ist nicht mehr so elitär<br />
Die Zeiten, in denen die Jagd zunächst<br />
dem Adel vorbehalten war und später<br />
dann den Ruf hatte, ein Hobby für<br />
reiche Geschäftsmänner zu sein, denen<br />
Golf spielen zu langweilig ist, sind<br />
vorbei. Jagen ist nicht mehr so elitär<br />
und das kommt beim Jägernachwuchs<br />
offenbar gut an. „Es geht ja auch um<br />
das Gesellige nach der Jagd und da sind<br />
wir mittlerweile bunt gemischt und ich<br />
glaube, die Generationen lernen da auch<br />
viel voneinander.“, findet Teresa<br />
Berkemeier. Ihr Mann Christian<br />
wollte mit ihrem Hobby zunächst<br />
nichts zu tun haben. 2012 machte<br />
aber auch er dann seinen Jagdschein<br />
und ist seitdem mit Begeisterung dabei.<br />
„Viele Paare suchen heute auch nach<br />
gemeinsamen Hobbys. Auch das hat<br />
sicherlich dazu beigetragen, dass der<br />
Anteil der Frauen bei den Jägern steigt.“,<br />
vermutet Berkemeier.<br />
Geduld und Besonnenheit sind<br />
wichtige Eigenschaften<br />
Ob die Jagd ein geeignetes Hobby ist,<br />
muss jeder für sich entscheiden. Die<br />
lange und anspruchsvolle Ausbildung<br />
ist da sicher ein guter Indikator. Wer<br />
sich nicht wirklich für den Wald,<br />
die Tiere und die Natur interessiert,<br />
wird das schon früh merken und die<br />
Mühe nicht auf sich nehmen. Und<br />
für diejenigen, die „das grüne Abitur“<br />
wirklich angehen wollen, hat Teresa<br />
Berkemeier einige Empfehlungen:<br />
„Besonnenheit und Geduld sind für<br />
mich wichtige Eigenschaften bei der<br />
Jagd. Wer zur Jagd geht, sollte auch<br />
nicht zu ehrgeizig sein. Da nützt auch<br />
eine gewisse Druckresistenz, wenn<br />
andere Jäger fragen, warum man nicht<br />
geschossen habe. Es gehört eben auch<br />
dazu, mal ohne ein Stück nach Hause<br />
zu gehen.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 45
NEUES VOM BETABLOGR<br />
Echt jetzt?<br />
Seitdem die Menschen Ihre Identität mithilfe des Internets mindestens<br />
verdoppeln können, avanciert der Begriff Authentizität<br />
zur Maximalforderung, nicht nur bei Medienprofis. Das aus<br />
dem griechischen stammende Wort gewinnt an Bedeutung, eben<br />
durch den Umstand, dass wir alle ein virtuelles Alter Ego haben.<br />
Schein und Sein sind eben zwei unterschiedliche<br />
Dinge.<br />
Wir alle kennen Phrasen wie „so kennt<br />
man ihn“ oder „das ist sie“. Gern genutzt,<br />
wenn wir das Gefühl haben, jemand<br />
war in einem Augenblick genau<br />
so, wie wir ihn zu kennen glauben. Er<br />
oder sie haben ihr wahres Ich der Welt<br />
präsentiert. Da war nichts falsch. Eben<br />
alles echt. Unverfälscht. Wir wurden<br />
nicht getäuscht.<br />
Manchmal erleben wir aber auch pure<br />
Inszenierung in Gestalt von aufgesetztem<br />
Verhalten, mit dem wir fremdeln.<br />
Jemandem fremd vorzukommen setzt<br />
das Privileg voraus, dass dieser uns<br />
kennt. Deshalb erkennen wir Inszenierungen<br />
bei uns fremden Menschen oft<br />
Frank Stratmann alias betablogr. Der<br />
<strong>Meschede</strong>r ist Mitglied des Vorstands,<br />
Sprecher und Community Manager<br />
beim Bundesverband Internetmedizin<br />
e.V. sowie Xpert Ambassador Health<br />
Care bei XING<br />
nicht gleich oder wenn überhaupt nur durch Überzeichnung<br />
des Verhaltens einer anderen Person in der Öffentlichkeit.<br />
Vielleicht wird jetzt klar, wie einfach es sein kann, sich hinter<br />
dem heimischen Monitor oder Smartphones zu verstecken und<br />
nicht zu jedem Zeitpunkt echt zu sein.<br />
Manchmal bewusst. Oft unbewusst.<br />
Egal, ob wir mit offenen Visier unterwegs<br />
sind oder mit einem Pseudonym.<br />
Gerade Berühmtheiten, die wir glauben<br />
zu kennen, weil sie sich jahrelang vor uns<br />
auf der Mattscheibe inszeniert haben,<br />
entdecken seit einigen Jahren die sozialen<br />
Online-Kanäle für sich. Sie erhalten<br />
dann oft den gut gemeinten Rat Ihres<br />
PR-Beraters: „Sei einfach Du selbst!“ -<br />
was dabei rauskommt, ist oftmals eher<br />
grenzwertig ertragbar. Doch auch der<br />
Nachbar ist plötzlich auf Facebook unterwegs<br />
und zeigt eine Seite, der wir am<br />
Gartenzaun oder in der <strong>Meschede</strong>r Fußgängerzone<br />
gar nicht begegnen. Manchmal<br />
sind das erstaunliche Informationen,<br />
die wir wertschätzen, weil sie den Ande-<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
en sympathisch machen. Quasi vervollständigen. Ein anderes<br />
Mal mag man sich - angesichts der tiefen Einblicke, die Menschen<br />
uns gewähren - fremdschämen.<br />
Skurril wird es dort, wo die Empfehlung sich zur Forderung<br />
aufschwingt und Menschen gesagt wird, echt sein zu sollen,<br />
wo das faktisch gar nicht geht. Das Internet hat immer einen<br />
Überhang zum Schein als zum Sein. Das liegt in der Reduktion<br />
des Sinnlichen. Viele evolutionäre Kompetenzen, die wir<br />
als Menschen brauchen, um unser Gegenüber einschätzen zu<br />
können, fehlen in einer Wortmeldung im Netz. Deshalb rät<br />
uns der gesunde Menschenverstand dazu, ein Land wie die<br />
USA nicht über Twitter regieren zu wollen. Selbst dann, wenn<br />
wir einen Smiley dranhängen. So darf die Forderung, sich im<br />
Internet möglichst echt zu zeigen, getrost ad acta gelegt werden.<br />
Diese Forderung ist schlicht nicht erfüllbar. Allein eine einfache<br />
WhatsAppp-Nachricht transportiert nicht den ganzen Menschen.<br />
Wir interpretieren eine zeitlich und räumlich versetzt<br />
verschickte Nachricht immer unter Berücksichtigung der uns<br />
vorliegenden Informationen zu dieser Person.<br />
Internet gleicht einer Verkleidung, die uns bis zur Unkenntlichkeit<br />
schützt oder auch mutiger macht als wir sein sollten. Das<br />
kennen wir aus vielen Zusammenhängen, in denen wir auch<br />
im realen Leben Rollen annehmen, die uns zum Fußballspieler<br />
formen, zum Schützenbruder werden lassen oder an Karneval<br />
in Kindheitsträume entführen.<br />
Insofern sich zeigt, dass der unverdächtige Nachbar selbst zum<br />
Hauptdarsteller seines Online-Lebens wird und es ihn dazu<br />
verleitet, Facetten seiner Persönlichkeit zu zeigen, die uns im<br />
geübten Deuten bekannter Stereotypen bislang nicht untergekommen<br />
sind. Das Phänomen ist noch jung. Wir üben noch,<br />
das virtuelle Gegenüber korrekt einordnen zu können. Und<br />
deshalb sollten wir uns von der Tatsache verabschieden, Echtheit<br />
einfordern zu wollen. Es ist schlicht unmöglich, jemandes<br />
Echtheit einzufordern. Er würde sich uns zur Liebe verstellen<br />
und so alles andere sein als echt.<br />
Text und Foto: Frank Stratmann<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 47
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SPEDITION GLEXX AUS MESCHEDE AUF WACHSTUMSKURS<br />
sagen nie Nein“, bringt es Selim Balikcioglu auf<br />
den Punkt und stellt damit gleich die Unternehmensphilosophie<br />
von der GlexX Gruppe „Wir<br />
in den Vordergrund. Der Slogan „Egal wann.<br />
Egal wohin.“ ist dabei mehr als nur pure<br />
Werbung. „Dieser wird von jedem<br />
einzelnen Mitarbeiter gelebt“, freut<br />
sich der Geschäftsführer über den<br />
Enthusiasmus des 35-köpfigen<br />
Teams – bestehend aus Speditions-<br />
beziehungsweise Bürokaufmännern<br />
und -frauen sowie<br />
Lkw-Fahrern.<br />
Als anerkannter Ausbildungsbetrieb<br />
sorgt das Unternehmen<br />
inzwischen selbst für den qualifizierten<br />
Nachschub an Mitarbeitern.<br />
Mit dem Umzug in das Gewerbegebiet<br />
Enste im Januar <strong>2017</strong> stehen dem<br />
Unternehmen weitere Ressourcen zur Verfügung,<br />
wie beispielsweise eine 1500 Quadratmeter große Lagerfläche,<br />
500 Regalstellplätze und ein Blocklager. „Hiermit<br />
sind wir flexibel genug, zu jeder Uhrzeit Transportgut laden<br />
und liefern zu können“, erklärt Stefan Kotzerke, ebenfalls Geschäftsführer<br />
bei GlexX, „und das in direkter Nähe<br />
zur Autobahn.“<br />
Aber von Vorne: Seit der Unternehmensgründung<br />
der GlexX Logistik<br />
GmbH im Jahr 2015, als<br />
man mit einem LKW gestartet<br />
ist, kann die Spedition nun<br />
täglich auf mehr als 50 eigene<br />
Fahrzeuge zurückgreifen und<br />
somit quasi jeden Kundenwunsch<br />
erfüllen. 17 Sattelzüge,<br />
5 Nahverkehrs-LKW sowie<br />
20 Sprinter bilden den eigenen<br />
Fuhrpark, mit dem auch kurzfristige<br />
Anfragen jederzeit bedient<br />
werden können. „Das schätzen unsere<br />
Kunden sehr, denn sie wissen, dass es ein<br />
,geht nicht’ bei uns nicht gibt“, verdeutlicht Balikcioglu,<br />
denn im Notfall fahren die Geschäftsführer auch<br />
selbst und setzen sich hinters Steuer. „Hier packt jeder an,<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Anzeige<br />
wo gerade Not am Mann ist, denn wir wollen jeden Auftrag<br />
mit größter Sorgfalt und genau nach den individuellen Kundenwünschen<br />
ausführen“, verspricht Kotzerke. So ist man, je<br />
nach Entfernung zum Standort, in wenigen Minuten beim<br />
Kunden zum Laden. Das ist Service pur.<br />
Selbst große Güter aus dem Anlagenbau<br />
stellen für das Unternehmen<br />
kein Problem dar, denn mit ihrem<br />
offenen Auflieger können auch Anlagen<br />
und Güter mit Überbreite<br />
transportiert werden. Das Unternehmen<br />
besitzt die Genehmigung<br />
für Schwerlasttransporte und kann<br />
somit auch Anfragen in diesem speziellen Sektor bedienen.<br />
„Das schätzen unsere<br />
Kunden sehr, denn sie<br />
wissen, dass es ein ,geht<br />
nicht’ bei uns nicht gibt“<br />
Selim Balikcioglu<br />
Schwesterfirma „Aircargo“ in <strong>Meschede</strong> und Frankfurt<br />
Doch nicht nur auf der Straße bewegt die GlexX-Gruppe die<br />
Güter der Kunden. Speziell im Bereich der Luftfracht beschäftigt<br />
die Schwesterfirma „GlexX Aircargo“ 15 Mitarbeiter im<br />
Stiftscenter <strong>Meschede</strong>. Zum Jahreswechsel ziehen diese allerdings<br />
um nach Enste, in die Räume der ehemaligen Zentrale<br />
von ITH. Mit einer eigenen Niederlassung und weiteren<br />
Mitarbetern direkt am Frankfurter Flughafen kümmert sich<br />
das Unternehmen in diesem Bereich um alle Dinge, die Luftfrachtsendungen<br />
mit sich bringen. Dazu gehören beispielsweise<br />
der Nah- und Fernverkehr, tägliche<br />
Touren, Umfuhren und Lagerungen.<br />
Hierfür ist das Unternehmen vom<br />
Luftfahrtbundesamt als „Reglementierter<br />
Beauftragter“ anerkannt und<br />
darf diese sensiblen Arbeiten ausführen.<br />
Zu diesen wesentlichen Arbeiten<br />
zählen unter anderem die Importauslieferungen<br />
und Exportabholungen<br />
im gesamten Bundesgebiet – und das innerhalb von 24<br />
Stunden. „Die Bereiche Logistik und Aircargo arbeiten hierbei<br />
Hand in Hand und das macht die GlexX-Gruppe so einzigartig“,<br />
freut sich Selim Balikcioglu abschließend. Schnell sind sie<br />
übrigens auch bei Neukunden-Anfragen. Diese werden noch<br />
am selben Tag mit einem Angebot beantwortet – meist innerhalb<br />
weniger Stunden. (Text: Andre Sonntag, Fotos: Dennis Dudek)<br />
GlexX Logistik GmbH<br />
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59872 <strong>Meschede</strong><br />
Tel. 0291/90 86 11-39<br />
www.glexx.de • post@glexx-logistik.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 49
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Runter vom Sofa,<br />
rein ins Theater!<br />
Text Anke Kemper, Fotos S. Droste<br />
Wenn im Spätsommer die<br />
Freilichtbühnen ihre Tore schließen,<br />
beginnt für viele<br />
Amateurtheater erst die Saison. Von<br />
Herbst bis Frühjahr wird geprobt,<br />
gewerkelt und gespielt. In<br />
Schützenhallen oder Schulaulen tummeln<br />
sich zwielichtige und bunte<br />
Figuren oder bringen lustige<br />
Märchenfiguren Kinderherzen zum<br />
Lachen. Das Theater hat auch im<br />
Sauerland nicht an Faszination verloren<br />
und zieht jährlich tausende<br />
Besucher in seinen Bann. Wir machen<br />
uns auf den Weg, um ein paar<br />
Theatermacher in <strong>Meschede</strong>, <strong>Bestwig</strong><br />
und Umgebung zu besuchen.<br />
Unsere Theaterreise beginnt im<br />
Bergkloster <strong>Bestwig</strong>. Die Fachlehrerin<br />
Anke Martini inszeniert seit nunmehr<br />
25 Jahren Märchentheater für<br />
Kindergartenkinder und Kinder im 1.<br />
und 2. Schuljahr. „Umgeschrieben werden<br />
die Märchen der Brüder Grimm im<br />
jährlichen Sommerurlaub im<br />
Wohnwagen zusammen mit meinem<br />
Mann“, erklärt sie. Zum Jahresende<br />
bekommen dann die Berufspraktikanten<br />
genaue Instruktionen für das Thema<br />
des Tanzes sowie die passende Musik<br />
(meist Musik der vergangenen<br />
<strong>Winter</strong>konzerte der <strong>Meschede</strong>r<br />
Windband), damit sie mit den Kindern<br />
aus ihren Kindergärten für den Auftritt<br />
proben können. „Diese Kinder aus sieben<br />
Kindergärten stehen zu den jeweilig<br />
sieben Aufführungen zum ersten<br />
Mal auf der Bühne im Berufskolleg“<br />
,erzählt sie weiter. In nur einer<br />
Projektwoche fügt sich dann alles<br />
zusammen. Was unmöglich erscheint,<br />
wird hier möglich gemacht. Die gesamte<br />
Planung wie Rollenspiel, Kindertänze,<br />
Chor, Orchester u.v.m. bezieht sich auf<br />
den Unterricht der Fachschule, wo das<br />
Konzept der Leitungsfunktion erarbeitet<br />
und die Kompetenzen der werdenden<br />
Erzieher gefördert werden. (Die<br />
Aufführungen des Berufskollegs finden<br />
jährlich im Februar statt)<br />
Vom Bergkloster führt unser Weg hinauf<br />
zum Burgtheater Eversberg. Auch<br />
das Burgtheater besteht aus einer spielfreudigen<br />
und engagierten Gruppe, die<br />
von ihrer Altersstruktur bunt gemischt<br />
ist. Wir treffen Janine Temmhoff, die<br />
bereits seit 2001 zum festen Ensemble<br />
gehört. Die Architektin spielt nicht nur<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 51
leidenschaftlich Theater, sie schreibt<br />
auch Stücke selbst. „Gerne schreibe ich<br />
Stücke, die einen Bezug zu meiner<br />
Heimat haben“, erzählt sie. Erst im<br />
letzten Jahr wurde anlässlich des<br />
775-jährigen Jubiläums in Eversberg<br />
„Graf Gottfried“ auf eine Zeitreise auf<br />
die Bühne der Schützenhalle geschickt.<br />
Aber bevor es soweit war, musste genau<br />
recherchiert werden, welche historischen<br />
Figuren es mit Bezug zu Eversberg<br />
gab. „Meine Theaterstücke sind erfrischend<br />
anders. Sie zeichnen sich durch<br />
eine abwechslungsreiche<br />
und nicht vorhersehbare<br />
Handlung aus“, berichtet<br />
sie. Eine witzige und<br />
spannende Geschichte<br />
sowie liebevoll ausgearbeitete<br />
Charaktere bereiten<br />
Darstellern als auch dem<br />
Publikum viel Freude.<br />
(Spielen jährlich im<br />
November)<br />
Weiter geht’s von<br />
Eversberg auf den<br />
Klosterberg in die Abtei<br />
Königsmünster. Bruder<br />
Benedikt Müller OSB ist<br />
dort Koordinator für den<br />
Bereich Jugend und<br />
Bildung. Der gebürtige<br />
Mengeringhauser ist seit<br />
seiner Kindheit fasziniert<br />
von den Märchen der<br />
Brüder<br />
Grimm und brachte die beiden Hessen<br />
bei seinem Ordenseintritt im Januar<br />
2009 buchstäblich mit ins Sauerland.<br />
Hier, hinter den Klostermauern, entstanden<br />
viele Märchentheaterstücke aus<br />
seiner Feder, die Jung und Alt faszinieren.<br />
Die altbewährten Märchenfiguren<br />
wurden „upgedatet“, mit anderen<br />
Märchen gemischt und frech in Szene<br />
gesetzt. Und wen wundert es dann,<br />
wenn Aschen-puttels Stiefmutter sich<br />
auch mal zu Wort melden will und ihr<br />
Leid in einer witzigen Stand-Up-<br />
Comedy klagt. Seine<br />
Theatervergangenheit als Schauspieler,<br />
Regisseur, Autor und künstlerischer<br />
Leiter am STATT-Theater konnte er<br />
nicht ganz am Klostertor zurücklassen.<br />
Er liebt es, Geschichten zu erfinden und<br />
zu erzählen und auch kre-aktiv umzusetzen.<br />
Das Schreiben der<br />
Theaterstücke ist zwar ein<br />
Die „holterdipolter“-Truppe<br />
Hobby, aber durch die Theaterkurse, z.<br />
B. in der Oberstufenakademie oder die<br />
Familienwoche mit ihrem Theaterspiel,<br />
findet sich die Verbindung zu seiner<br />
Arbeit in der OASE. „Märchen sind<br />
aktueller denn je“, berichtet er. „Kinder<br />
brauchen Märchen, weil Märchen<br />
Werte vermitteln. Kinder lieben<br />
Märchen, weil die Welt des Märchens<br />
dem Weltbild des Kindes entspricht.<br />
Kinder finden sich im Märchen wieder.<br />
Märchen fördern die Phantasie, sie sind<br />
Träger und Vermittler unserer Kultur<br />
und unserer Sprache.“ (Seine Version des<br />
Theaterstückes „Aschenputtel“ wird ab<br />
Januar <strong>2018</strong> von der Realschule <strong>Bestwig</strong><br />
aufgeführt)<br />
Vom Klosterberg begeben wir uns direkt<br />
hinauf zur Theaterwerkstatt<br />
Remblinghausen. Angelika<br />
Brunnhuber und Rita<br />
Rarbach schwelgen in<br />
Erinnerungen, während<br />
sie zwischen Kaffee und<br />
frischen Printen in ihren<br />
katalogisierten Fotos und<br />
Zeitungsbe-richten blättern.<br />
1996 wurde die<br />
Theatergruppe gegründet<br />
und zu jeder Aufführung<br />
gibt es Dönekes zu erzählen.<br />
Was für Angelika<br />
Brunnhuber vor über 20<br />
Jahren in der<br />
Souffleusenkiste begann,<br />
hat sich zu einer Leidenschaft<br />
entwickelt, die sie<br />
heute an vorderster Front<br />
mitwirken lässt. Sie sucht<br />
die Stücke aus, führt<br />
Regie und entwickelt das<br />
Bühnenbild mit. Auch<br />
Rita Rarbach ist von<br />
Anfang an als<br />
Schauspielerrin dabei.<br />
Die beiden sind sich<br />
einig, wenn sie sagen, dass das<br />
Theaterspielen ein ständiger Wandel<br />
und Weiterentwicklung ist. „Man stellt<br />
an sich selbst immer höhere<br />
Anforderungen“, berichtet Rita<br />
Rarbach. „Man identifiziert sich mit der<br />
Rolle, aber um richtig spielen zu können,<br />
muss man den Text beherrschen“,<br />
fügt sie noch hinzu. Das hört sich nach<br />
Arbeit an, ist es gewissermaßen auch.<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Aber man merkt beiden an, wie viel<br />
Spaß sie dabei haben. „Wir durchleben<br />
jedes Jahr drei Phasen“, erklärt Angelika<br />
Brunnhuber. „In der ersten sind alle<br />
glücklich über ihre Rolle, in der zweiten<br />
kommen die ersten Zweifel – „Wer soll<br />
denn darüber lachen?“ oder: „Das<br />
schaffen wir nie!“ - und in der dritten<br />
wandelt die gesamte Truppe zwischen<br />
Nervosität bis hin zum Blackout. Dass<br />
es dann im Endeffekt trotzdem hervorragend<br />
klappt, beweisen die vielen<br />
erfolgreichen Aufführungen der letzten<br />
Jahre. (Spielen alle zwei Jahre im<br />
November - <strong>2018</strong> wieder)<br />
Wir machen uns auf in die andere<br />
Richtung zum Theaterverein TUS<br />
Wallenstein. Miriam Giesmann sucht<br />
seit 26 Jahren die Theaterstücke aus<br />
und… führt Regie? „Nein, eigentlich<br />
gibt es bei uns keine Regie, jeder darf<br />
mitreden“, erklärt sie. Diese Truppe hat<br />
eine völlig andere Herangehensweise an<br />
die Stücke. Frühestens zwei Monate vor<br />
der Aufführung wird mit den Proben in<br />
der Mehrzweckhalle Wallen begonnen.<br />
Text lernen? Nicht wirklich. „Keiner<br />
hat den Anspruch, alles zu können.“<br />
Schnell wird klar: die Souffleuse hat die<br />
meiste Arbeit. Sie liest laut mit und die<br />
Spieler plappern bei Bedarf nach.<br />
Würde es einen hierbei wundern, wenn<br />
ein Schauspieler dem nächsten den Text<br />
klaut? „Das passiert selten. Den Text<br />
kennen, muss man natürlich“, erzählt<br />
sie weiter. „Und wenn das doch mal<br />
vorkommt, freut sich das Publikum<br />
über die Situationskomik.“ Der jahrelange<br />
Erfolg der Theatergruppe lässt<br />
uns auch daran nicht zweifeln. (Spielen<br />
jährlich Ende November)<br />
Morgens 10 Uhr in Berge. Die letzte<br />
Station unserer Reise hat uns vorbei am<br />
Wallenstein runter ins Wennetal zur<br />
holterdipolter-Theatergruppe<br />
geführt. Es ist Sonntag. Die Eingangstür<br />
zum ehemaligen Gasthof Wennetal<br />
steht offen, Kaffeeduft strömt uns entgegen.<br />
Nach und nach trudeln die<br />
Akteure ein, bepackt mit Kostümen<br />
und Requisiten. Heute ist<br />
Intensivprobentag und das heißt: Es<br />
geht ans Eingemachte! All das, was in<br />
den letzten Wochen geprobt wurde,<br />
wird heute verfeinert und intensiviert.<br />
Jeder Akt, jede Szene wird auf Herz und<br />
„Keiner hat den<br />
Anspruch,<br />
alles zu können.“<br />
Nieren geprüft. Dazu gehört auch die<br />
Choreografie zur Musik. Die zeitliche<br />
Abfolge - wo steht wann wer und macht<br />
was - ist auf engstem Raum eine besondere<br />
Herausforderung. Alles genau planen,<br />
kann man<br />
natürlich nicht.<br />
Überraschungen<br />
gibt es immer,<br />
wenn man dann<br />
auf der Bühne<br />
steht. Aber das<br />
gehört dazu. Jeder<br />
stellt an sich den<br />
Anspruch, sich so<br />
in seine Rolle hineinzudenken,<br />
dass<br />
der Charakter<br />
auch überzeugend<br />
gespielt wird. Aber<br />
das Wichtigste ist<br />
der Spaß, den die<br />
Akteure haben.<br />
Und wenn dieser<br />
Spaß beim<br />
Publikum auch<br />
noch ankommt,<br />
hat man alles richtig<br />
gemacht.<br />
(Spielen jährlich im Oktober oder<br />
November; der Kabarettabend „holterdipolter<br />
häppchenweise“ findet im Frühjahr<br />
statt)<br />
Auf unserer kurzweiligen Reise haben<br />
wir die Facetten des Theaters näher<br />
kennengelernt, und es wird schnell<br />
deutlich, wie viel Arbeit es den<br />
Theatermachern macht, bis das endgültige<br />
Projekt fertig präsentiert werden<br />
kann. Nicht vergessen dürfen wir das,<br />
was das Publikum gar nicht sieht: das<br />
vielfältige und umfangreiche Schaffen<br />
hinter den Kulissen, ob beim<br />
Bühnenbau, der Gestaltung der<br />
Kostüme, Technik und Regie, der<br />
Kartenverkauf und die Pressearbeit, die<br />
fleißigen Hände hinter der Theke oder<br />
der Cafeteria u. v. m. Der Lohn für das<br />
alles ist bekanntlich nur der Applaus.<br />
Wir applaudieren mit und sagen: Alles<br />
eben nicht nur Theater, woll?<br />
Freude schenken!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 53
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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Vorhang auf und<br />
herzlich willkommen!<br />
Seit 2012 gibt es ihn schon, den Theaterverlag aus dem Sauerland<br />
mit Sitz in Freienohl. Mittlerweile sind hier ca. 100<br />
Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit<br />
ihren über 300 Theaterstücken vertreten. Auch die Märchen<br />
von Bruder Benedikt Müller sowie die Komödien und Krimikomödien<br />
von Janine Temmhoff und Anke Kemper reihen<br />
sich hier ein. Das vielfältige Programm für das Amateur- und<br />
Schultheater sowie Profibühnen umfasst Komödien, Krimikomödien,<br />
Krimis und Krimidinner, Kinder- und Jugendstücke,<br />
Märchen, Dramen und Tragikomödien, Stücke für das<br />
Freilichttheater sowie Kurzstücke, Satire und Standup-Comedy.<br />
Die Inhaberin Anke Kemper ist selbst Bühnenautorin,<br />
Regisseurin bei der holterdipolter-Theatergruppe in Berge,<br />
tritt mit ihrem Kabarett-Programm auf und ist seit 2015 Mitglied<br />
bei der Impro-Theatergruppe in Arnsberg. „Man muss<br />
schon ein bisschen verrückt sein und die Leidenschaft für das<br />
Theater mit ganz viel Liebe würzen, um einen Theaterverlag<br />
ins Leben zu rufen.“ Der Verlag soll auch eine Plattform sein<br />
für Autoren, Bühnen, Regisseure und Schauspieler. Für alle,<br />
die mutig sind, ausgetrampelte Pfade zu verlassen und sich an<br />
Neues zu wagen. Anregungen sind stets willkommen. „Sprechen<br />
Sie uns an und haben Sie Mut für das Außergewöhnliche!“<br />
Ihr adspecta Theaterverlag<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 55
Der aktuelle Vorstand<br />
von Kultur Pur<br />
"Kultur Pur“ rockt die<br />
Sauerländer Kultur-Szene<br />
<strong>Bestwig</strong>er Verein sorgt für unvergessliche Augenblicke und außergewähnliche Momente<br />
Sie waren (fast) alle schon da. Die Großen, die Mittleren,<br />
auch die (noch) Kleinen, aber Talentierten. Sie alle haben<br />
die Gemeinde <strong>Bestwig</strong> besucht: Kabarettisten, Comedians,<br />
Kleinkünstler. Standen hier auf der Bühne. Eingeladen<br />
von Menschen, die sich im Verein namens „Kultur<br />
Pur“ organisiert haben.<br />
Ende der 80er Jahre erkannten engagierte<br />
Persönlichkeiten ein prekäres<br />
Defizit im Kultur-Bereich in der<br />
Ruhr-Kommune. Besonders zeichnete<br />
sich die Junge Union und deren<br />
damaliger Vorsitzender Ralf Becker<br />
mit ihrer Initiative zur „Förderung der<br />
Jugend und Kulturarbeit in der Gemeinde<br />
<strong>Bestwig</strong>“ aus.<br />
Die Menschen, die am 20. Januar 1989 im<br />
Hotel Nieder unter dem Namen „Kultur<br />
pur in <strong>Bestwig</strong> e.v.“ in den Vorstand gewählt<br />
wurden, Gerd Seeliger, Karin Sambale, Burkhard<br />
Schnier, Jörg Liese und Thorsten Senger,<br />
hätten niemals gedacht, dass sie die Geburtsstunde<br />
einer Erfolgsgeschichte erlebten.<br />
Zu Beginn hatte sich der junge Verein das „Projekt<br />
Kino Hegener“ auf die Fahnen geschrieben. Aber aus finanziellen<br />
Gründen wurde der Umbau von Kinosaal zum Veranstaltungsraum<br />
schnell zu den Akten gelegt. In den Anfängen<br />
sollten heimische Gruppen gefördert werden. Doch bald änderte<br />
sich das Profil, bekannte Künstler wurden präsentiert.<br />
Und nicht nur im Bürgersaal des Rathauses. Mal<br />
war die Schützenhalle in Ostwig, mal die in Velmede<br />
oder in Heringhausen Schauplatz. Mal<br />
das Backhaus Berlar sowie das Ramsbecker<br />
Bergwerk. Mal das Gewächshaus der Gärtnerei<br />
Droste, in der sinnigerweise der Satiriker<br />
Wiglaf Droste agierte. Im Übrigen mit den<br />
Betriebsinhabern nicht verwandt oder verschwägert.<br />
Einmal sogar ein ganzes Zelt,<br />
mitten auf den Ruhrwiesen. Aufgebaut<br />
im Sommer 2001 für das Zirkusfestival,<br />
mit dem Rocktheater N8schicht und<br />
der Gruppe „Lady Goodiva“. Hier war<br />
besonderer Aufwand nötig, um das<br />
Gebilde zu errichten.<br />
Erst musste die Plane von einer<br />
Heubühne bugsiert werden, ohne<br />
die darunter heimischen Kühe zu erschlagen.<br />
Dann brachte ein 7,5 Tonner das Zelt an<br />
seinen Bestimmungsort. Ein Traktor half die Masten aufzurichten,<br />
500 Meter Starkstromkabel wollten organisiert<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Sie alle waren schon in <strong>Bestwig</strong> auf der Bühne:<br />
Frieda Braun (linke Seite)<br />
Dieter Nuhr 1993! (oben mitte),<br />
Pause Familie Popolski, Willy Astor<br />
werden, der nächste Anschluss war weit entfernt. Schließlich<br />
hätte das Bauamt die Chose fast platzen lassen. Denn die Abnahme<br />
wurde verweigert: „Da fehlte was an der Notbeleuchtung“.<br />
Erinnert sich Burkhard Föckeler, ein „Veteranen“.<br />
Heute noch als zweiter Vorsitzender tätig. Aber Kultur pur<br />
wäre nicht Kultur pur, wenn dies Problem nicht eine Lösung<br />
gefunden hätte. Schließlich lief das Festival und wurde ein<br />
voller Erfolg. Selbst sturzbachähnliche Regenfälle am dritten<br />
Tag konnten bei dem Auftritt von Frieda Braun, zu der kommen<br />
wir später noch einmal, die Stimmung nicht trüben.<br />
In einer Hochglanzbroschüre, herausgegeben aus Anlass des<br />
25-jährigen Jubiläums 2014, bedankte sich Bürgermeister<br />
Ralf Peus in seinem Grußwort ausdrücklich bei den Aktiven<br />
für deren Arbeit und Leistung. Auf unvergessene Augenblicke<br />
und außergewöhnliche Momente mit Unterhaltung<br />
auf höchstem Niveau könnte die Gemeinde zurückblicken.<br />
„Kultur pur hat sich weit über die Grenzen der Region einen<br />
ausgezeichneten Namen gemacht“, lobte der erste Bürger der<br />
Gemeinde die Macher.<br />
Auch er weiß genau, was er seinen Ehrenamtlichen schuldig<br />
ist. Schließlich lockt Kultur pur inzwischen Besucher aus einem<br />
weiten Umfeld an. So leistet der Verein viel für das Ansehen<br />
<strong>Bestwig</strong>s. Manchmal kommen Fans von ganz weit her.<br />
So ein Paar aus Island, die den australischen Ausnahme-Gitarristen<br />
Tommy Emmanuel sehen…, ähhh, hören wollten. Die<br />
Einträge im Gästebuch lesen sich wie das „Who ist Who“ der<br />
NEUHEITEN<br />
BÜCHER<br />
HÖRBÜCHER<br />
E-BOOKS<br />
Erhältlich in den Sauerländer Buchhandlungen und im <strong>WOLL</strong>-Onlineshop.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 57
Szene. Da wären mal Till & Obel, die auftraten, als sie noch<br />
relativ unbekannt waren. Ebenso wie Rüdiger Hoffmann.<br />
Dazu dann Götz Alsmann, Matthias<br />
Beltz, Piet Klocke, Dieter<br />
Nuhr, Die Missfits, Volker Pispers,<br />
Urban Priol, Hagen Rether<br />
(unterschrieb sogar eine Mitgliedserklärung).<br />
Jetzt gerade waren Willi Astor<br />
und Florian Schröder da. Jürgen<br />
Becker nicht zu vergessen. Und<br />
natürlich Herbert Knebel, alleine<br />
oder mit „Affentheater“.<br />
Ein echtes Highlight: Gerhard Polt<br />
auf der Bühne in <strong>Bestwig</strong><br />
Mit Frieda Braun hat es eine besondere Bewandtnis. Sie stand<br />
1997 ebenfalls in <strong>Bestwig</strong> erstmals auf einer großen Bühne<br />
und vergisst dies nicht. Wenn sie ein neues Programm hat,<br />
zeigt sie dies als Erstes bei Kultur pur: „Bei euch ist immer die<br />
Premiere.“ Ein echtes Dankeschön.<br />
Der <strong>Winter</strong> ist bereits durchgeplant. Ein<br />
neues Gesicht wird zum Start in <strong>2018</strong><br />
präsentiert. Christine Prayon alias Birte<br />
Schneider aus der „Heute Show“ tritt<br />
erstmals im Doppelort auf. Am Samstag,<br />
20. Januar, 20 Uhr, wird sie das Publikum als „Diplom-Animatöse“<br />
verwirren. Die Besucher wissen am Ende nicht, ob<br />
sie nun beim Kabarett oder einer Heizdeckenverkaufsschau<br />
waren. Sagt sie.<br />
„Bei euch ist immer die<br />
Premiere.“<br />
Frieda Braun<br />
Im März dürfen sich die Freunde von gepflegter Kritik an der<br />
Politik, am Weltgeschehen, ach, eigentlich an allem, verpackt<br />
in richtigen Wortorgien, freuen,<br />
denn dann kommt Wilfried<br />
Schmickler. Sicherlich ein Highlight.<br />
Das noch getoppt wird<br />
durch den Auftritt von Herbert<br />
Knebel im Mai, der sein Musikprogramm<br />
aufführt. Hier arbeitet<br />
Kultur pur mit dem Bigger<br />
Kulturring zusammen, deshalb<br />
findet dieses Event in der Olsberger<br />
Halle statt. Mehr Termine<br />
wollten Jan Frigger und Ulrich<br />
Bock nicht verraten, es soll schließlich spannend bleiben.<br />
Einen Traum hätten die beiden Vorstandsmitglieder: „Wenn<br />
wir den Gerhard Polt noch einmal nach <strong>Bestwig</strong> holen könnten,<br />
das wäre der Gipfel.“ Fast hätte es Kultur Pur vor Jahren<br />
sogar geschafft, den unvergessenen Dieter Hildebrandt in den<br />
Ort zu bekommen. Leider verstarb dann<br />
diese Koryphäe viel zu früh.<br />
160 Mitglieder hat der Verein, „Neulinge“<br />
sind willkommen. Auch als Aktive,<br />
jede Hand wird gebraucht. „Vielleicht<br />
mal zur Mitgliederversammlung kommen,<br />
da gibt es immer Hintergrundinfos zu erfahren“, wirbt<br />
Jan Frigger. „Vielleicht wird dann der Hunger auf Kultur geweckt.“<br />
Text: Peter Benedickt, Fotos: Peter Benedickt, Kultur Pur<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong><br />
Gruppenbild mit Frieda Braun in der Mitte
19. BauLokal Ausstellung<br />
in <strong>Meschede</strong><br />
Eine Fülle an Neuheiten und Ideen werden im Jahr <strong>2018</strong><br />
in der <strong>Meschede</strong>r St. Georgs Halle präsentiert.<br />
Firmeninhaber und Mitarbeiter von Handwerks- und<br />
Fachbetrieben, die hier aus der heimischen Region kommen,<br />
stehen gerne Rede und Antwort.<br />
Ob Kellerbar, Arbeits- oder Ankleidezimmer, ein oder mehrere<br />
Kinderzimmer oder Hobbyraum: Dinge, die bei vielen<br />
nur als Traum gelten, können<br />
im eigenen Heim realisiert werden.<br />
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Hausbesitzer selber an, doch<br />
für viele Projekte ist der gute<br />
Rat und besonders das Können<br />
von Fachleuten erforderlich.<br />
Wenn sich für die BauLokal-<br />
Ausstellung die Türen öffnen,<br />
freuen sich ca. 50 Aussteller auf<br />
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Verbraucherzentrale lässt es<br />
sich nicht nehmen, vor Ort für Sie da zu sein und besonders<br />
über das Thema Energiesparen zu informieren.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 59
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Unternehmen haben ihren Sitz vor der grünen Kulisse des<br />
Sauerlands, über 2.000 offene Stellen warten im<br />
Kreisgebiet (Quelle: Agentur für Arbeit, Juli <strong>2017</strong>):<br />
Egal ob IT-Experte, Ingenieur, Anlagenbauer, Arzt<br />
oder Marketingmanager – in der Heimat wird jeder<br />
fündig! Neben beneidenswerten Freizeitmöglichkeiten<br />
bieten sich den Hochsauerländern also auch eindrucksvolle<br />
Karrieremöglichkeiten. Ein echter Heimvorteil!<br />
Doch trotz der vielversprechenden Aussicht auf die perfekte<br />
Work-Life-Balance ist eine Rückkehr in die Heimat ein<br />
großer Schritt, der gut überlegt und geplant werden will.<br />
KARRIERECHANCEN MIT VIELFALT UND AUSSICHT<br />
Eine derjenigen, die sich getraut haben, ist Marie-Luise<br />
MacKenzie. Die angehende Hausärztin hat durch das<br />
Stipendium des Hochsauerlandkreises den Weg zurück<br />
in die Heimat gefunden: „Im Sauerland fühle ich mich<br />
einfach zuhause. Hier kenne<br />
ich Land und Leute und<br />
kann meinen Hobbys nachgehen.<br />
Als leidenschaftliche<br />
Reiterin genieße ich die direkte<br />
Nähe zur Natur in<br />
vollen Zügen. Besonders bezeichnend<br />
finde ich auch das<br />
Gemeinschaftsgefühl vor Ort.<br />
Als angehende Fachärztin für<br />
Allgemeinmedizin setze ich<br />
diesen Zusammenhalt auch im Job um: Ich kann meine<br />
Patienten langfristig begleiten und bin mehr Vertraute als<br />
nur behandelnde Ärztin. Auch während des Studiums in<br />
Tübingen war meine Heimat stets präsent: Das Stipendium<br />
des Hochsauerlandkreises ermöglichte mir die volle<br />
MARIE-LUISE MACKENZIE<br />
Konzentration auf meine Ausbildung – so konnte ich besonders<br />
effizient lernen!“<br />
Auch Birgit Klaus, Personalberaterin und -coach, ent-<br />
schied sich für eine Rückkehr ins Sauerland: „Mit dem<br />
Ziel, mich neu zu orientieren, gründete<br />
ich mein Unternehmen und<br />
verließ meine Wahlheimat Frankfurt.<br />
Da ich für meinen Job an keinen Ort<br />
gebunden bin, war für mich schnell<br />
klar: Ich will nach Hause. Nach mehr<br />
als 25 Jahren kehrte ich wieder zurück<br />
zu meiner Familie und meinen Freunden.<br />
Ich arbeite und lebe jetzt dort, wo<br />
andere Urlaub machen. Darauf möchte<br />
ich nicht mehr verzichten. Alles, was<br />
ich noch vom Großstadtleben vermisse, kann ich mir<br />
durch Dienst- und private Reisen wiederholen.“<br />
BIRGIT KLAUS<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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Für alle, die ebenfalls zum Rückkehrer werden möchten,<br />
ist HEIMVORTEIL HSK der richtige Ansprechpartner:<br />
Neben der Vernetzung mit potenziellen Arbeitgebern wird<br />
den Rückkehr-Willigen tatkräftige Unterstützung in sämtlichen<br />
Belangen geboten. „Sei es bei der Suche nach einem<br />
Eigenheim oder einem Kita-Platz – wir versuchen, alles<br />
möglich zu machen“, berichtet Sandra Schmitt, Leiterin des<br />
Projekts. Als Karrierenetzwerk stellt HEIMVORTEIL den<br />
direkten Kontakt zur lokalen Wirtschaft her: Interessierte<br />
können sich über ein Kurzprofil<br />
oder einen ausführlichen Steckbrief<br />
von Unternehmen vor Ort<br />
finden lassen oder auf das gro-<br />
ße Netzwerk der lokalen Wirtschaftsförderer<br />
zurückgreifen. So<br />
findet sich für jeden die passende<br />
berufliche Herausforderung – egal ob im administrativen<br />
oder produzierenden Berufsfeld.<br />
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Durch freie Straßen und kurze Alltagswege gewinnen<br />
Rückkehrer viel freie Zeit, die sich nach Belieben gestalten<br />
lässt. Statt auf vollen Bahnen oder in langen Staus<br />
zu stehen, kann man neuen Hobbys nachgehen oder alte<br />
Passionen wieder aufleben lassen. Auch hierfür bietet<br />
HEIMVORTEIL das passende Netzwerk: Neben dem<br />
direkten Kontakt zu den zahlreichen Vereinen vor Ort<br />
bietet das Willkommensnetzwerk einen einzigartigen Service<br />
für alle Rückkehrer: Regelmäßige Stammtischabende<br />
laden zum Austausch unter Gleichgesinnten ein. Zusätzlich<br />
bieten Facebook- und WhatsApp-Gruppen die<br />
Möglichkeit, unkompliziert andere Neu- und Wiedersauerländer<br />
für gemeinsame Aktivitäten zu finden. Unter<br />
#meinheimvorteil werden Interessierte auf Facebook, Instagram<br />
und YouTube regelmäßig mit Neuigkeiten aus der<br />
Heimat, spannenden Stellenausschreibungen und vielfältigen<br />
Freizeittipps versorgt. Die Homepage und der regelmäßig<br />
erscheinende Newsletter bieten darüber hinaus einen<br />
umfassenden Überblick über die lebenswerten Seiten<br />
der Region und erste Hilfestellungen für eine Rückkehr.<br />
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Bei direkten Fragen steht die Projektleiterin<br />
Sandra Schmitt gerne zur Verfügung:<br />
Tel. 0291.94 1510<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 61
DER SYMPHATISCHE DOPPELORT HEINRICHSTHAL-WEHRSTAPEL:<br />
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Jugendarbeit<br />
als Pfund für<br />
die Zukunft<br />
DORFPLATZ WICHTIGES PROJEKT FÜR DIE ZUKUNFT<br />
TEXT: PAUL SENSKE FOTOS: S. DROSTE<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 63
Friedhelm Droste, Uwe Schüssler und Ludger Siepe im Gespräch<br />
mit <strong>WOLL</strong> Chefredakteur Paul Senske (vlnr.)<br />
Es ist ein Doppelort, topografisch weit auseinandergezogen<br />
und doch zusammengewachsen: Heinrichsthal-<br />
Wehrstapel ist ein lebens- und liebenswerter Ort. „Es<br />
lässt sich hier gut wohnen“, sagt Friedhelm Droste, ehemaliger<br />
und langjähriger Hauptmann der St. Josefs-<br />
Schützenbruderschaft. Es ist auch ein Ort mit Zukunft:<br />
„Wir haben im Doppeldorf eine überragend funktionierende<br />
Kinder- und Jugendarbeit, sie ist nicht nur ein<br />
Pfund für die Vereine, sondern insgesamt für unsere<br />
Zukunft“, meint Ludger Siepe, der 1. Vorsitzende der<br />
Schützen. Die Katholische Junge Gemeinde (KJG) und der<br />
TuS Heinrichsthal-Wehrstapel sind leuchtende Beispiele<br />
der Dorfgemeinschaft für exzellente Nachwuchsarbeit und<br />
Integration mit Herz und Erfolg.<br />
Seit 1970 gibt es die KJG in Heinrichsthal-Wehrstapel. „Für<br />
jedes Kind ist es praktisch ein Muss in die KJG einzutreten“,<br />
meint Siepe. „Alle zwei Jahre wird ein großes, auswärtiges<br />
Zeltlager organisiert, zwei Wochen lang und ohne jedes<br />
Kommunikationsmittel. Nach dem Zeltlager scheidet die<br />
älteste Gruppe aus und bildet ein Reservoir für andere<br />
Vereine und für Leitungsfunktionen. Gefühlt läuft das mit<br />
der KJG schon ewig.“ Vor diesem Hintergrund haben die<br />
Schützen auch auf die Bildung der Jungschützen-Gruppe<br />
verzichtet, um nicht in Konkurrenz zu treten.<br />
Ein anderer „Jungbrunnen“ ist der TuS Heinrichsthal-<br />
Wehrstapel, mit knapp 500 Mitgliedern der größte der insgesamt<br />
17 Vereine im Doppeldorf. Die Kinder- und<br />
Jugendförderung in der Spielgemeinschaft mit Eversberg ist<br />
eine Erfolgsgeschichte. „Wir haben zehn Jugendteams, im<br />
unteren Bereich im G-, F- und E-Bereich je zwei<br />
Mannschaften“, berichtet Uwe Schüssler, der zweite<br />
Vorsitzende. „21 ehrenamtliche Trainer kümmern sich um<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
über 140 Kinder. Wir schicken kein Kind weg. Alle können<br />
es zumindest versuchen.“ Seit dem 1. Juli <strong>2017</strong> kicken die<br />
Kleinen auf dem Kleinspielfeld mit Kunstrasen. „Die ganze<br />
Dorfgemeinschaft hat beim Bau mit angepackt. Es war eine<br />
tolle Gemeinschaft.“ Das Kleinspielfeld nutzen auch die<br />
Kooperations-Kindergärten Filippo-Neri aus<br />
<strong>Meschede</strong> und „Pusteblume“ aus Wehrstapel<br />
sowie die örtliche Grundschule. Schüssler<br />
sieht seinen Verein „breit aufgestellt“.<br />
Der TuS bietet neben Fußball u. a.<br />
Tennis, Tischtennis, Volleyball, Tanzen<br />
oder Fitnesskurse (Yoga, Pilates,<br />
Smovey) an. Fürs Kinderturnen ist der<br />
Verein auf der Suche nach qualifizierten<br />
Übungsleitern<br />
Natürlich sind auch die Schützen eine überragende<br />
Konstante im dörflichen Leben. Eine<br />
Kleinigkeit im Ablauf des an Christi Himmelfahrt stattfindenden<br />
Schützenfestes hat es wieder attraktiver gemacht.<br />
„Freitags findet das Königsschießen statt. Seit dem letzten<br />
Jahr wird an diesem Tag durchgefeiert. Es gibt an diesem Tag<br />
keinen Umzug mehr. Das ist gut angekommen“, erzählt<br />
Siepe. Davon profitierte im letzten Jahr erstmals Ortsvorsteher<br />
Fritz Kramer. Er konnte als frischer König mit seiner Frau<br />
Sabine „entspannt“ feiern. Der Kauf eines Königinnen-<br />
Kleides war an diesem Tag nicht nötig.<br />
Großen Wert legen die Schützen auch auf die Pflege der<br />
Romberg- und Josefs-Kapelle. „Die Josefs-Kapelle haben wir<br />
vor zehn Jahren grundlegend renoviert“, so Siepe, der nicht<br />
ohne Stolz auf die jährliche Oldie-Fete hinweist. „Sie findet<br />
immer am letzten Samstag im Oktober statt. Wir haben in<br />
diesem Jahr die 20. Fete gefeiert. Wie immer war das ganze<br />
Dorf auf den Beinen.“ Mit einer Sterbekasse hilft der Verein<br />
auch den Familien verstorbener Mitglieder. Zwei Euro werden<br />
pro Mitglied eingezogen, 900 Euro an Sterbegeld überreicht.<br />
„Wir wünschen uns, dass<br />
der Zusammenhalt gut<br />
bleibt und die Leute weiter<br />
anpacken.“<br />
Einen großen Schritt in die Zukunft haben auch die<br />
Sängerinnen und Sänger gemacht. Gemeinsam sind wir stark<br />
und singen besser, so hieß es im letzten Jahr, als sich der<br />
MGV und der Frauenchor zu den „Chorfreunden“ zusammenschlossen.<br />
Mit der kompetenten Chorleiterin Beate<br />
Düsterhaus und frischem Liedgut macht es richtig<br />
Spaß, verlautet vor Ort. Der Zulauf ist entsprechend.<br />
Mit viel Elan und viel Langmut arbeitet<br />
die Dorfgemeinschaft an einem<br />
zukunftsweisenden Projekt: Ein<br />
Dorfplatz soll auf dem Sportplatz-<br />
Gelände gebaut werden. Projektträger<br />
ist der Dorfverein, der „Dachverband“<br />
der Vereine und Gemeinschaften. Der<br />
Dorfplatz steht unter dem Motto<br />
„Verbindung“ und soll ein Treffpunkt für alle<br />
Einwohner sein. Die Realisierung ist für <strong>2018</strong> geplant.<br />
„Das ist für uns ein ganz wichtiges Projekt“, betont Droste.<br />
„Es ist ein Platz der Begegnung.“<br />
Wie in vielen anderen Orten auch, so fehlt es in Heinrichsthal-<br />
Wehrstapel an Einkaufsläden. Dreimal pro Woche steuert der<br />
mobile Verkaufswagen „Droegen-Wagen“ aus Eversberg den<br />
Doppelort an und ist vor allem bei den älteren Bewohnern<br />
sehr willkommen. Umfangreich ist das (gehobene) gastronomische<br />
Angebot mit dem Restaurant Sankt-Wendelin, dem<br />
Gasthof Hochstein und den Laudis Sauerlandstuben.<br />
Beim Blick in die Zukunft sind sich Siepe, Schüssler und<br />
Droste einig: „Wir sind insgesamt gut aufgestellt. Wir wünschen<br />
uns, dass der Zusammenhalt gut bleibt und die Leute<br />
weiter anpacken.“ Aber auch Einwohner, die „hier nur noch<br />
wohnen, hier aber nicht leben“, sollen verstärkt integriert<br />
werden. Der Dorfplatz soll dabei eine wichtige Rolle spielen,<br />
natürlich auch die vorbildliche Jugendarbeit im Doppeldorf.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 65
Schon reif genug? Paul-Josef<br />
Löffler testet seinen Käse aus<br />
der Käserei Dornheim.<br />
Köstlichkeiten des Sauerlandes<br />
EINE KULINARISCHE REISE ZU DEN DIREKTERZEUGERN AUS DER REGION VON PHILIP STALLMEISTER<br />
Foto: Klaus-Peter Kappest<br />
saisonal“ - Diese<br />
beiden Schlagworte stehen<br />
„Regional,<br />
aller Orten für gewissenhafte<br />
und gute Küche. Denn sie bedeuten<br />
Genuss ohne große Anfahrtswege.<br />
Wie steht es also aus mit den heimischen<br />
Spezialitäten? Was wird rund<br />
um <strong>Bestwig</strong> und <strong>Meschede</strong> direkt vermarktet?<br />
Was schmeckt richtig lecker?<br />
Eine kleine Reise durch die<br />
Region gibt kulinarische<br />
Köstlichkeiten des<br />
Sauerlandes preis, die sicherlich<br />
noch nicht vollständig ist.<br />
Klar, es gibt die beiden großen<br />
Brauereien diesseits und jenseits<br />
des Stimm-Stamms. Aber<br />
schon beim Bier gibt es durchaus<br />
weitere schmackhafte<br />
Alternativen. Die Brüder der<br />
Abtei Königsmünster vertreiben<br />
beispielsweise ihr „Pater<br />
Linus“. <strong>WOLL</strong> berichtete in<br />
der vorigen <strong>Ausgabe</strong> über die<br />
neue Biersorte ausführlich. Die<br />
Palette der Köstlichkeiten aus<br />
der Herstellung der<br />
Benediktiner reicht aber noch<br />
wesentlich weiter. Sie geht von<br />
Brühe, Erbseneintopf über<br />
Knabbereien wie<br />
Macadamianüsse bis hin zu knackigen<br />
Plätzkes.<br />
Herzhaftes gibt es bei der<br />
Schinkensalzerei und Räucherei<br />
August <strong>Meschede</strong> in <strong>Meschede</strong>. Der<br />
Betrieb ist seit Generationen bekannt<br />
für seine hochwertigen<br />
Schinkenprodukte. „Bei uns wird alles<br />
Stolzer Senfmühlen-Besitzer:<br />
Martin Riffelmann<br />
Holunder: eine oft vergessene<br />
Nutzpflanze, wiederentdeckt von<br />
Michael Schütte<br />
handwerklich ausgeführt und daher<br />
bieten wir dementsprechende Qualität“,<br />
erklärt August <strong>Meschede</strong>. Der<br />
Reifeprozess für Sauerländer Bauern-<br />
Knochenschinken beträgt bei <strong>Meschede</strong><br />
7,5 Monate. Der Schinken wird<br />
zunächst von Hand gesalzen und reift<br />
anschließend in Klimaräumen. Die<br />
Dauer für die Reifung der zweiten<br />
Köstlichkeit von <strong>Meschede</strong>,<br />
den Gourmet-Schinken,<br />
beträgt vier Monate. Die<br />
Schinken von <strong>Meschede</strong> werden<br />
von <strong>Meschede</strong>-Enste weit<br />
über die Grenzen des<br />
Sauerlandes exportiert.<br />
Foto: Heidi Bücker<br />
Foto: Philip Stallmeister<br />
Gut zu Schinken passt je nach<br />
Geschmack eine der würzigen<br />
Senfsorten (siehe Rezeptvorschlag)<br />
von Riffelmanns<br />
Senfmühle aus Schmallenberg-<br />
Gleidorf. Martin Riffelmann<br />
hat sich im ehemaligen<br />
Bienenhaus der Großmutter<br />
seinen Traum von der eigenen<br />
Senfmühle verwirklicht. „Ich<br />
habe Senf schon immer geliebt<br />
und wollte es etwas produzieren,<br />
das es so in der Region<br />
noch nicht gibt. Brauereien<br />
haben wir ja schon ein paar“,<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
erklärt der junge Familienvater. Der<br />
33-Jährige ist im Haupterwerb Notarzt<br />
und hat daher durch den Schichtdienst<br />
mit Bereitschaften auch einige Zeit, die<br />
er für die Veredlung von Senfkörnern<br />
nutzt. Seit gut einem Jahr produziert<br />
Riffelmann in seiner Senfmanufaktur.<br />
Von Beginn an zeigte er sich in Sachen<br />
Namensgebung kreativ. Zum Start gab<br />
es die Sorten „Süße Sauerländerin“,<br />
„Grober Westfale“ und den<br />
„Mittelscharfen Müller“. „Die süße<br />
Sauerländerin“ ist zum Beispiel ein<br />
Honig-Senf. Er passt ideal zu Käse“,<br />
sagt Riffelmann und<br />
ergänzt „Senf ist für<br />
andere Aromen eine<br />
tolle Trägersubstanz.“<br />
Als Mediziner ist er<br />
auch fasziniert von der<br />
heilenden Wirkung des<br />
Senfs, der auch antiseptisch<br />
wirkt. Mittlerweile<br />
hat er das Sortiment<br />
ergänzt um den „Fiesen<br />
Flammenteufel“ und<br />
den „Roten Grillkönig“<br />
ergänzt und arbeitet an<br />
weiteren neuen Ideen.<br />
Für seine Manufaktur,<br />
in der bis auf den<br />
Mahlvorgang der beiden<br />
Granitsteine der Senfmühle alles<br />
per Handarbeit produziert wird, hat er<br />
bislang externe Senfkörner zu gekauft.<br />
In Kooperation mit dem Biohof Köhne<br />
baut er nun eigene Pflanzen an. Ein<br />
weiterer Schritt zur Vision: „Wir möchten<br />
das Sauerland ins Glas bringen.“<br />
Riffelmann hat die ganze Familie mit<br />
seiner Senfleidenschaft infiziert. Sie helfen<br />
bei Arbeit und im Vertrieb. Das zur<br />
Senfmühle restaurierte, ehemalige<br />
Bienenhaus steht auf Anfrage auch zu<br />
Besichtigungen offen, die ab Sommer<br />
<strong>2018</strong> regelmäßig stattfinden sollen.<br />
„Hier ist<br />
das Sauerland<br />
in einem Käse.<br />
Paul-Josef Löffler<br />
„Wir möchten das<br />
Sauerland ins Glas<br />
bringen.“<br />
Martin Riffelmann<br />
Vergessene Nutzpflanzen wiederentdeckt<br />
Eine weitere Köstlichkeit des<br />
Sauerlandes stammt aus Eversberg. Im<br />
Golddorf kultiviert Michael Schütte<br />
Holunder. Die ebenso wie Senf lange<br />
Zeit ins Hintertreffen geratene Pflanze<br />
ist vielseitig verwendbar. Schütte nutzt<br />
Beeren und Blüten für den Sirup. Die<br />
im Herbst geernteten Beeren werden<br />
ebenfalls für einen intensiven Saft<br />
genutzt. Der Gartenbauer und Landwirt<br />
schwört im Herbst und <strong>Winter</strong> auf die<br />
wohltuenden Kräfte des Holunders als<br />
Tee oder Saft beispielsweise bei<br />
Erkältungen, nennt<br />
aber auch leckere<br />
Rezepte für die kalte<br />
Jahreszeit: „Der<br />
Holunderpunsch ist<br />
dann besonders lecker,<br />
wenn alle Zutaten frisch<br />
sind.“ Zum<br />
Holunderanbau ist<br />
Schütte durch den<br />
Landerwerb oberhalb<br />
Eversberg gekommen.<br />
„Ich wollte keine<br />
Weihnachtsbäume pflanzen<br />
und keine Kühe auf<br />
die Weide stellen. Da<br />
blieb bei unserer Lage<br />
nur der Holunder“,erklärt<br />
er. Und er lag im Trend.<br />
Denn dank des Kultgetränks Hugo ist<br />
Holunder wieder in aller Munde. Eine<br />
besonders erfrischende Mischung für<br />
Sauerländer ist der Eversberger<br />
Holunder-Sirup „Beerenzauber“ mit<br />
<strong>WOLL</strong>-Sekt.<br />
Wälder und Wiesen in hügeliger<br />
Landschaft: Die Städter aus dem<br />
Rheinland und Ruhrgebiet lieben das<br />
Sauerland wegen der ländlichen Idylle.<br />
Ein mancher schwärmt, es sei wie auf<br />
alpinen Almwiesen. Genau wie in den<br />
Alpen gibt es auch im Sauerland noch<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 67
Kühe, die auf saftigen Weiden grasen.<br />
Diese Kühen geben den Rohstoff für<br />
den Käse von Paul-Josef Löffler aus der<br />
Käserei Dornheim. Genauer gesagt<br />
sind es die Kühe vom Hof Kotthoff aus<br />
Remblinghausen. „Wir arbeiten ohne<br />
Chemie mit der Milch aus<br />
Remblinghausen“, erklärt Löffler. Die<br />
anderen Zutaten sind so vielseitig wie<br />
die Region. Der 51-Jährige erklärt seinen<br />
Gästen und Kunden gerne, wie er<br />
die verschiedenen Mischungen erstellt.<br />
„Hier ist das ganze Sauerland in einem<br />
Käse. Milch, Bier und Hopfen“, sagt er<br />
und reicht eine Probierscheibe. Um den<br />
leckeren Bierkäse zu gestalten, brauchte<br />
es allerdings. Zunächst versuchte es<br />
Löffler mit typischem Sauerländer Pils.<br />
„Das schmeckte aber nicht“, hatte der<br />
Foto: SRF Fotodesign<br />
Edel: Dry Gin „Black Swan“ aus<br />
der Arnsberger Manufaktur von<br />
Familie Bojcum<br />
Familienrat der Löffler festgestellt.<br />
Dabei mussten die Tester allerdings<br />
sechs Wochen warten, denn ein Käse<br />
muss so lange reifen. Danach probierte<br />
es Paul-Josef Löffler mit Landbier und<br />
hatte damit schließlich eine leckere<br />
Lösung gefunden. Beispielsweise hat<br />
Löffler einen speziellen Weihnachtskäse<br />
mit einer passenden Gewürzmischung<br />
angesetzt. Für seinen „Cremigen<br />
Sauerländer“ hat er beispielsweise bei<br />
der internationalen Käsiade in Tirol<br />
eine Auszeichnung erhalten. Und in<br />
den Alpen hat man schließlich Ahnung<br />
von Käse - genau wie im Sauerland.<br />
Eine kulinarische Reise lohnt in beiden<br />
Regionen. Für das Sauerland sind wir<br />
noch lange nicht fertig. Die Auswahl ist<br />
weitaus vielfältiger, als man denkt. Eine<br />
gute Auswahl von heimischen<br />
Produkten gibt es beispielsweise bei der<br />
Käselinde in <strong>Meschede</strong> oder im<br />
Hofladen Sauerland in Neheim.<br />
Edler Dry Gin aus den Arnsberger<br />
Manufakturen<br />
Mit dem Vorsatz, sich in der Reihe der<br />
besten Genever, Gins, Dry Gins und<br />
Wacholderabfüllungen, sogenannten<br />
Juniperus, wiederzufinden, hat Familie<br />
Bojcum aus Arnsberg nach einem alten<br />
Familienrezept einen edlen Dry Gin<br />
konzipiert. Bei der Produktvorstellung<br />
von BLACK SWAN, so der Name des<br />
Sauerländer Tropfens: „Unser Ziel war<br />
es, einen Dry Gin zu kreieren, der den<br />
Biss des Juniperus, vom feinsten<br />
Wacholder, behält, ohne jedoch<br />
‚wacholderich‘ zu sein. Der es in seiner<br />
Gesamtheit zulässt, dass man jede einzelne,<br />
sorgsam ausgesuchte Zutat schon<br />
beim Öffnen der Flasche wie bei einem<br />
Spitzenparfüm wahrnimmt.“ Weiter<br />
heißt es in der Auslobung des Produktes:<br />
„Durch die einzigartige Rezeptur aus<br />
besten, biologisch reinen Basen, ergänzt<br />
mit genussvollen Kräutern und<br />
Pflanzenkomponenten, sogenannten<br />
Botanicals, und unterstützt durch einen<br />
Alkoholgehalt von 45 % wird der Dry<br />
Gin aus den Arnsberger Manufakturen<br />
zu einem sinnlichen Hochgenuss.“<br />
Schinkenröllchen mit Flammenteufel<br />
Zutaten:<br />
· Glas „Flammenteufel“ aus Riffelmanns Senfmanufaktur<br />
· Gourmet-Schinken von Schinken <strong>Meschede</strong><br />
· gekochte, grüne Bohnen<br />
· gebratener Speck<br />
Lecker,<br />
Zubereitung: Den Schinken dünn mit dem Senf bestreichen. Dann<br />
gekochte grüne Bohnen mit gebratenem Speck als Füllung dazu<br />
geben. Den Schinken einrollen und kurz anbraten. Fertig ist das<br />
Gericht für einen perfekten Männerabend.<br />
Rezeptidee von Martin Riffelmann<br />
Web-Adressen:<br />
www.koenigsmuenster.de<br />
www.schinken-meschede.de<br />
www.riffelmanns.de<br />
www.holunder-schuette.de<br />
www.bauernkaeserei.de<br />
www.arnsbergermanufakturen.de<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Silberrausch im Hochsauerland<br />
DAS SAUERLÄNDISCHE KALIFORNIEN. EIN GASTBEITRAG VON JÖRG LIESE.<br />
Wir schreiben das Jahr<br />
1852 als die Grube<br />
im Westfälischen<br />
Ramsbeck von einer rheinischen<br />
Aktiengesellschaft,<br />
der Stollberger Zink AG,<br />
übernommen wurde.<br />
Unter Führung der hoch<br />
edlen Herren Marquis<br />
Henry de Sassenay und<br />
Herrn Andreas Köchlin<br />
sollen die größten<br />
Hüttenanlagen in ganz<br />
Preußen entstehen. Die<br />
Männer von Welt haben<br />
großes vor mit den Bergen<br />
des Ruhr-, Valme- und<br />
Elpetales. Riesige Zink-,<br />
Blei- und vor allem<br />
Silbervorkommen sollen<br />
zum Wohle der neuen<br />
Zeit aus den Sauerländer<br />
Bergen gewonnen werden.<br />
Es kam freilich anders,<br />
aber jene Geschichte spielt<br />
sich in einer Zeit ab, als<br />
die aufkommende Technik<br />
die Zukunft rosig erscheinen<br />
ließ.<br />
Im Jahre 1825 wurde in<br />
England die erste Eisenbahn<br />
in Betrieb genommen, was die Welt in ein neues Zeitalter aufbrechen<br />
ließ. 1835 erst folgte die erste Eisenbahn in<br />
Deutschland. Unvorstellbar für uns, wo eine Brücke über den<br />
Rhein zu bauen heute 15 Jahre dauert, mit welcher<br />
Geschwindigkeit große Unternehmungen mit Beginn des<br />
Industriezeitalters verwirklicht wurden. Die neue Zeit rief nach<br />
Rohstoffen und im Sauerland wollte man diese bergen. Im<br />
Sauerland des Jahres 1852 fehlte es an allem: keine Infrastruktur,<br />
keine Arbeitskräfte und keine Wohnungen waren vorhanden,<br />
alles musste neu entstehen.<br />
Die neuen Besitzer des Bergwerkes in Ramsbeck bauten ganze<br />
Dörfer, Straßen und (für Sauerländer Verhältnisse) riesige<br />
Gebäude. Zur Anwerbung von Arbeitskräften wurden Boten<br />
in den Harz und nach Sachsen geschickt, um dort die<br />
Arbeitskräfte der Bergwerke für das große Projekt zu gewinnen.<br />
Mit falschen Versprechungen wurden die Arbeiter mit<br />
Ihren Familien überredet, sich auf den Weg ins sauerländische<br />
Kalifornien zu machen. Erst fünf Jahre war es her, dass in<br />
Kalifornien bei Sutter Mühle der erste riesige Goldklumpen<br />
gefunden wurde, was einen Weltweiten Goldrausch auslöste.<br />
Für das Sauerland sollte es ein Silberrausch sein.<br />
Zur Unterbringung der neuen Arbeitskräfte wurden die<br />
Siedlungen Andreasberg, Heinrichsdorf und die Siedlung<br />
Alexander gegründet, letztere verschwand wieder. Andreasberg<br />
(benannt nach Andreas Köchlin) und Heinrichsdorf (benannt<br />
nach Henry de Sassenay) sind noch heute Zeitzeugen der<br />
„Franzosenzeit“, wie diese im Nachgang benannt wurde.<br />
Franzosenzeit aus deshalb, weil die Aktien der neuen<br />
Bergbaugesellschaft an der Pariser Börse gehandelt wurden.<br />
Sichtbares Zeichen aus der<br />
„Franzosenzeit“ im Sauerland:<br />
Der Rauchgaskamin oberhalb<br />
von Ostwig.<br />
Foto: Ulrike Becker<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 69
Mit den Geldern der feinen Pariser Gesellschaft wurde geklotzt,<br />
nicht gekleckert. Es entstanden Hochöfen, zahlreiche<br />
Pochwerke, eine Schmiede sowie die heute noch sichtbaren<br />
Rauchgaskamine in Ostwig und Ramsbeck. In Ostwig sollten<br />
neben dem Verwaltungs- und „Casinogebäude“ gleich drei<br />
Hütten entsehen. Diese sollten die in Ramsbeck gewonnen<br />
Erze an Ort und Stelle verhütten – einer der größten<br />
Denkfehler des Projektes. Zur Befeuerung der Öfen würden<br />
Unmengen an Kohle benötigt,<br />
weshalb die Verhüttung schließlich<br />
an den Lagerstätten der<br />
Kohle entstand. Dem Sauerland<br />
blieb das Schicksal des<br />
Ruhrgebietes somit erspart.<br />
Der Höhepunkt des<br />
„Silberrausches“ war eine<br />
Täuschung der Aktionäre durch<br />
den Leiter des Projektes, Marquis Henry de Sassenay. Zur<br />
Befeuerung der Gier der Aktionäre wurde der „Silberblick“<br />
durchgeführt. Das Erz wurde vor den Augen der Gäste verhüttet<br />
und zeigte während des Vorganges den hohen Silberanteil<br />
des Ramsbecker Gesteins. In der Folge stiegen die Kurse der<br />
Aktie in die Höhe. Allerdings: der Marquis hatte mit<br />
Silberthalern nachgeholfen, damit das Gestein und damit das<br />
ganze Vorhaben werthaltiger erschienen.<br />
Die angeworbenen Bergarbeiter kamen in einem großen Treck<br />
aus Sankt Andreasberg im Harz mit der Bahn nach Lippstadt,<br />
von wo sie zu Fuß ihren Weg nach Neu Andreasberg antraten.<br />
Statt einem freundlichen Empfang jedoch wird von Übergriffen<br />
Das damalige Schmiedegebäude beherbergt heute einen<br />
Handwerksbetrieb. Foto: Goldmedaille<br />
auf die „fremden Protestanten“ berichtet. Statt mit offen<br />
Armen wurden die neuen Sauerländer bespuckt und mit<br />
Steinen beworfen, so berichten die Chronisten. Zu allem<br />
Überfluss waren die neuen Behausungen noch feucht, so dass<br />
das gelobte Sauerland für den einen oder anderen zum verfluchten<br />
Projekt wurde. Auch den Aktionären in Paris drohte<br />
das „Blaue Wunder“. Nachdem es mit den Rohstoffpreisen für<br />
Zink bergab ging, platzte die Spekulationsblase um das sauerländische<br />
Kalifornien. Die<br />
Aktiengesellschaft war bankrott,<br />
die Aktionäre verloren ihr Geld,<br />
die Arbeiter in Heinrichsdorf und<br />
Andreasberg ihre Zukunft. Nur<br />
die Protagonisten Marquis des<br />
Sassenay und Anreas Köchlin<br />
konnten sich der Überlieferung<br />
nach schadlos halten und brachten<br />
ihre Schäflein rechtzeitig ins<br />
Trockene. Bei Nacht und Nebel verschwand der Marquis aus<br />
dem Sauerland.<br />
Wer durch Ramsbeck, Andreasberg und Heinrichsdorf fährt,<br />
wird noch heute die Zeichen der Franzosenzeit erkennen -<br />
sichtbarste Zeichen sind die Schornsteine von Ramsbeck und<br />
Ostwig. Das große Schmiedegebäude für die in Ostwig geplanten<br />
Hütten diente den Ostwigern Jahrzehnte als Volksschule.<br />
Heute befindet sich dort die Kältetechnikfirma Vorderwülbecke.<br />
Das große Kasinogebäude, von den Ostwigern „Bauplatz“<br />
genannt, wurde nach langem Verfall 1980 abgerissen. Hier<br />
steht seit 1984 das Café Liese.<br />
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RAMSBECK<br />
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ERHOLUNGSORT<br />
Text: Christel Zidi<br />
Fotos neue Postkarte: S. Droste<br />
Quelle alte Postkarte: A. <strong>Meschede</strong><br />
Bei einer Fahrt durch Ramsbeck hat man<br />
schnell den Eindruck, als befände man sich<br />
im nicht mehr im Hochsauerland. Vielmehr<br />
wähnt man sich in einem Dorf im Harz. Der<br />
Grund liegt in der Zuwanderung. Damals wie<br />
heute ein aktuelles Thema.<br />
Das sagenumwobene Volk der Veneter hinterließ<br />
schon im 10. Jahrhundert seine Spuren. Auf der<br />
Suche nach Gold und Silber, besonders aber nach<br />
Kobalt und Mangan zur Färbung von Glas, waren<br />
die der Mineralogie kundigen Bergarbeiter von den Ostalpen<br />
ins Sauerland gekommen. In „Randsbeke“, wie die ehemalige<br />
Weilersiedlung zu der Zeit noch hieß, gruben sie einen Stollen<br />
in den Bastenberg. Der Eingang des nach ihnen benannten<br />
„Venetianer-Stollens“ kann noch heute auf dem<br />
„Bergbauwanderweg“ besichtigt werden. Ob sie Gold gefunden<br />
haben, ist nach dieser langen Zeit nicht bekannt...<br />
Goldgräber-Stimmung kam 800 Jahre später erneut auf. Es<br />
war ein Franzose, der Marquis de Sassenay, der 1853 als<br />
Generaldirektor der Stolberger Aktiengesellschaft Ramsbeck<br />
zum größten Industriezentrum in Europa machen wollte. In<br />
diesen Jahren kamen fast 1000 Arbeiter allein aus dem Harz<br />
und dem Raum Zwickau nach Ramsbeck. Die Kolonien Neu-<br />
Andreasberg, Heinrichsdorf und Grube Alexander wurden<br />
angelegt. Aber schon 1855 scheiterte der Plan des windigen<br />
Franzosen, u.a. weil er das Erzaufkommen überschätzt hatte<br />
(siehe Gastbeitrag „Silberrausch“ in dieser <strong>Ausgabe</strong>). Sehr viele<br />
Bergarbeiter verloren ihre Arbeit und gingen zurück in den<br />
Harz oder nach Sachsen. Der Marquis verschwand ebenfalls,<br />
hinterließ dem Ort aber einen riesigen Schuldenberg. Obwohl<br />
der Bergwerksbetrieb in den nachfolgenden Jahren mehrmals<br />
eingestellt worden war, ging es doch immer weiter - irgendwie.<br />
Erst knapp 120 Jahre später wurde der Betrieb endgültig eingestellt.<br />
Ramsbecker Ansichtskarte von 1898 im Original und mit<br />
den Aussichten von heute.<br />
Aus dem ehemaligen Industrieort ist längst ein Erholungsort<br />
geworden. Und es gibt viel zu entdecken in der „Bergfreiheit“<br />
Ramsbeck: die „Plästerlegge“*, der höchste, natürliche<br />
Wasserfall in NRW, die Ramsbecker Kornmühle aus dem 17.<br />
Jahrhundert, mitten im Ort der Junkernhof aus dem Jahre<br />
1744, der Rauchgaskamin auf dem Bastenberg – von den<br />
Einheimischen auch Eulenturm genannt – und natürlich das<br />
Bergwerkmuseum, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Die Zuwanderung der Bergarbeiter – im 19. Jahrhundert<br />
durch Arbeiter aus Ostdeutschland, Mitte des 20. Jahrhundert<br />
durch Gastarbeiter aus Italien und der Türkei – hat den Ort<br />
über die Jahre geprägt. Spuren davon zeigen sich in vielen<br />
Bauwerken: die Petruskirche, eine der ältesten evangelischen<br />
Kirchen im Sauerland, gebaut in der Zeit, als die protestantischen<br />
Arbeiter aus dem Harz kamen, das „alte Krankenhaus“,<br />
das auf Geheiß des Franzosen de Sassenay errichtet, kurze Zeit<br />
später aber wieder geschlossen wurde. Aber auch die Yeni Dami<br />
Moschee oberhalb des Besucherbergwerkes - das jüngste<br />
Zeugnis und ein Zeichen für gelungenes Miteinander.<br />
*Anm.: „Plästerlegge“ (plattdeutsch) = Regen auf schiefriges<br />
Gestein.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 71
Foto: Patrick Feldmann<br />
Mein Bruder war ein Gefangener des IS<br />
DER MESCHEDER HEVAL AKIL MUSSTE NEUEN MONATE UM SEINEN BRUDER BANGEN.<br />
VON PATRICK FELDMANN<br />
Nach über einer Stunde Interview liegt mein Notizbuch ohne<br />
einen Eintrag vor mir. Denn während Heval Akil seine<br />
Geschichte und die seines Bruder Masoud erzählt, lege ich<br />
den Stift einfach weg und höre nur noch zu. Aber von vorne:<br />
Heval Akil stammt aus Syrien. Seit 2001 lebt er in <strong>Meschede</strong>.<br />
Hier hat er längst eine neue Heimat gefunden. Er hat eine<br />
Familie gegründet, ist Koch geworden, leitet die Mensa der<br />
Abtei Königsmünster, engagiert sich in Vereinen und in der<br />
Flüchtlingshilfe. Er spricht nahezu akzentfrei deutsch und gewinnt<br />
durch seine freundlich-offene Art schnell die Sympathien seiner<br />
Mitmenschen. Im Dezember 2014, vor fast genau drei Jahren,<br />
dann der Schock: Sein jüngster Bruder Masoud, Journalist bei<br />
einem großen syrischen TV-Sender, ist in Syrien von IS-Schergen<br />
gefangen genommen worden. Bis dahin hatte noch kein Kurde<br />
und kein Journalist die IS-Haft überlebt.<br />
„Es ist was Schlimmes passiert in der Familie, aber ich weiß<br />
nicht was.“<br />
Heval erfährt telefonisch vom Schicksal seines Bruders, den er<br />
2013 zuletzt gesehen hatte. „Es war ein ganz normaler Arbeitstag,<br />
plötzlich rief meine Schwester an. Sie weinte und ich konnte<br />
nicht verstehen, was sie sagt.“, erinnert sich Heval. „Ich sagte<br />
meinen Arbeitskollegen, dass ich Pause mache, denn es war etwas<br />
Schlimmes passiert in der Familie, aber ich wusste nicht was.“<br />
Zunächst weiß auch die Familie nicht, was mit Masoud passiert<br />
ist. Bis zu dem Tag, an dem ein IS-Sprecher über Twitter bekannt<br />
gibt, dass zwei kurdische Journalisten aufgegriffen wurden.<br />
Jetzt war klar: Masoud ist in größter Lebensgefahr. Was der<br />
junge Mann in den folgenden neun Monaten erleben musste,<br />
lässt sich auch bei der größten Vorstellungskraft nur erahnen.<br />
Isolationshaft und Folter muss er über sich ergehen lassen.<br />
Er sieht, wie Mitgefangene aus ihren Zellen geholt und zur<br />
Hinrichtung gebracht werden. Er selbst wird mehrfach in andere<br />
Gefängnisse verlegt. Nicht selten kündigen seine Peiniger an, ihn<br />
nun zur Enthauptung zu bringen. In Erwartung seines Todes<br />
wird er dann aber wieder in eine Zelle gesperrt. Selbst diesen<br />
grausamen Psychoterror erträgt Masoud Akil.<br />
„Mein Bruder ist unglaublich stark. Er hat sich nicht unterkriegen<br />
lassen. Auch nicht vom IS. Ich denke, das hat ihm sein Leben<br />
gerettet.“, sagt Heval Akil heute. Und dabei standen die Chancen<br />
für Masoud schlecht. Er ist Kurde, er ist Journalist, er ist nicht<br />
sonderlich gläubig und auch seine Familie hat immer sehr frei<br />
und unreligiös gelebt. „Als Masoud und sein Freund und Kollege<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Farhad festgesetzt wurden, hatte mein Bruder seinen Computer<br />
und viele USB-Sticks mit Bildern von uns dabei. Da haben die<br />
IS-Leute sofort gesehen, dass bei uns niemand verschleiert war<br />
und auch meine Schwestern kurze Kleider trugen“, sagt Heval.<br />
„Allein dafür wurde Masoud mehrfach verprügelt.“<br />
Verhandlungen über die Freilassung laufen<br />
Natürlich bleibt Familie Akil nicht tatenlos. Ohne genauere<br />
Informationen zu haben, wo Masoud steckt und wie es ihm<br />
geht, setzen sie alle Hebel in<br />
Bewegung, um ihn zu retten.<br />
Sein Vater, selbst kurdischer<br />
Politiker, besucht sogar den<br />
Präsidenten der autonomen<br />
Region Kurdistan im<br />
Nordirak, um Hilfe zu<br />
suchen. Kontakt zu Masoud<br />
haben sie währenddessen<br />
nicht. „Masoud hat im<br />
Gefängnis viele Menschen<br />
kennengelernt. Von einem<br />
wusste er, dass er frei<br />
kommen würde. Also hat er ihm die Telefonnummer meiner<br />
Eltern gegeben, damit er sich bei ihnen melden konnte. Als mein<br />
Vater ans Telefon ging, konnte er sich natürlich nicht sicher sein,<br />
dass dieser Anruf echt war. Es hätte sich auch ein IS-Mann als<br />
Masouds Freund ausgeben können. Dann sagte der Anrufer<br />
eine Zahlenkombination. Es war das WLAN-Kennwort meiner<br />
Schwester. Also wussten wir, dieser Anruf ist echt und Masoud<br />
lebt.“, berichtet Heval.<br />
Masoud Akil während der Gefangenschaft beim IS. Foto: Privat<br />
Sein Mut und seine Intelligenz haben Masoud in mehreren<br />
Situationen geholfen. Da er bei Gefangenentransporten immer<br />
die Augen verbunden hatte, wusste er nicht, in welcher Stadt und<br />
in welchem Gefängnis er gerade war. Bis er eine scharfsinnige<br />
Beobachtung machte: In jedem Gefängnis wurde er dazu<br />
gezwungen, den Koran zu lesen. Masoud fiel schnell auf, dass<br />
jedes Exemplar von einem anderen Verlag war. So konnte er<br />
anhand des Verlages sehen, in welcher Stadt er gewesen war.<br />
Was Masoud nur ahnen<br />
kann: Im Hintergrund laufen<br />
längst Verhandlungen über<br />
einen Gefangenenaustausch.<br />
Und dann, nach 280 Tagen<br />
in IS-Haft, geht alles ganz<br />
schnell. Masoud kommt frei<br />
und darf zu seiner Familie.<br />
Der lange Weg nach<br />
Deutschland<br />
„Da konnte er natürlich<br />
nicht bleiben!“, erinnert<br />
sich Heval. „Der IS wusste einfach zu viel über ihn und auch<br />
über meine Familie. Das war zu gefährlich.“ Masoud kommt<br />
zunächst bei seiner Schwester im angrenzenden Nordirak unter.<br />
Aber auch das konnte auf Dauer nicht so bleiben. „Der IS hatte<br />
Masoud natürlich alle Papiere genommen. Er konnte sich nicht<br />
ausweisen und dementsprechend auch nicht einfach ausreisen“,<br />
so Heval Akil, der währenddessen begann, die Ausreise seines<br />
Bruders möglich zu machen. Da die irakischen Behörden ihm<br />
Erscheint in den Regionen Arnsberg/Sundern, <strong>Meschede</strong>/<strong>Bestwig</strong>,<br />
Warstein/Möhnesee, Schmallenberg/Eslohe. Ausserdem: Sonderausgaben<br />
zu Veranstaltungen und Ereignissen im ganzen Sauerland.<br />
www.woll-magazin.de . info@woll-magazin.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 73
keine Papiere ausstellen konnten, drohte die Situation allerdings<br />
erneut ausweglos zu werden. Heval wendet sich deswegen an<br />
den Bundestagsabgeordneten Patrick Sensburg, der sofort seine<br />
Unterstützung zusagt und Wort hält. Sensburg knüpft Kontakte<br />
zu den Botschaftern und erreicht dadurch, dass Masoud neue<br />
Papiere bekommt.<br />
Die abenteuerliche Reise nach Deutschland über die sogenannte<br />
Balkanroute war eine erneute Herausforderung für Masoud. Als<br />
er mit seiner Mutter gezwungen ist, mitten in der Nacht auf ein<br />
völlig überladenes Flüchtlingsboot zu klettern, schließt er erneut<br />
mit seinem Leben ab. Die türkische Küstenwache ist es, die ihm<br />
und circa 150 weiteren Menschen das Leben rettet, nachdem<br />
der Motor des alten und viel zu kleinen Holzbootes schnell<br />
seinen Dienst aufgegeben<br />
hatte und Masoud und<br />
die anderen Menschen<br />
ihrem Schicksal auf dem<br />
Meer überlassen hatte.<br />
Der Weg über Land ist<br />
zwar ebenfalls gefährlich<br />
und kräftezehrend, aber<br />
besser, als erneut auf<br />
so ein Boot zu steigen.<br />
Auf der weiteren Reise<br />
schöpft Masoud immer<br />
mehr Hoffnung, den<br />
IS und seine grausamen<br />
Taten hinter sich lassen<br />
zu können.<br />
sich seinen Ängsten: „Wer gesehen hat, was ich sehen musste, darf<br />
nicht schweigen“ sagt Masoud. Er beschließt, Informationen zu<br />
sammeln und an Deutsche Sicherheitsbehörden weiter zu geben.<br />
Masoud Akil hat seine Erinnerungen an seine Gefangenschaft,<br />
die Reise nach Deutschland und seine erschreckenden<br />
Entdeckungen in einem Buch aufgeschrieben: „Mitten unter<br />
uns“, erschienen im Europa-Verlag.<br />
Heval Akil ist stolz auf seinen „kleinen“ Bruder. „Wir wussten ja<br />
gar nicht, dass Masoud ein Buch geschrieben hat. Natürlich ist<br />
es gefährlich, sich so offensiv gegen den IS zu stellen. Vielleicht<br />
hätten wir ihm davon abgeraten. Aber das hätte meinen Bruder<br />
nicht davon abgehalten, das für ihn Richtige zu tun. Und wenn<br />
ich heute sehe, dass es<br />
ihm damit gut geht,<br />
dann kann ich nur sagen,<br />
war es auch die richtige<br />
Entscheidung.“<br />
Die schreckliche<br />
Entdeckung: Der IS ist<br />
überall.<br />
Eine Entdeckung wirft<br />
Masoud dann aber<br />
schnell wieder zurück zu den Schrecken seiner Gefangenschaft:<br />
Offenbar sind auch IS-Verbrecher nach Deutschland gekommen<br />
- getarnt als Flüchtlinge. Während seiner Haft gerät er mit<br />
einigen Männern in Kontakt, die mitverantwortlich sind für<br />
die Verbrechen der Terroristen. Er kennt ihre Namen und ihre<br />
extremistischen Überzeugungen. Über soziale Netzwerke findet<br />
Masoud schnell heraus, dass einige von ihnen nicht mehr in Syrien<br />
sind, sondern genau da, wo er Frieden sucht: in Deutschland.<br />
Masoud recherchiert weiter und stellt fest, dass die Dschihadisten<br />
allgegenwärtig sind. Der junge Mann ist wieder konfrontiert mit<br />
den schrecklichen Qualen seiner Gefangenschaft. Aber er stellt<br />
Masouds Vater beim Präsidenten der autonomen Region Kurdistan. Foto: Privat<br />
Heval Akils Geschichte gibt es auch zum Nachhören<br />
bei <strong>WOLL</strong> Radio unter www.<strong>WOLL</strong>-Radio.de<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 75
Innenstädte stehen<br />
unter Artenschutz<br />
GEDANKEN ÜBER DIE ZUKUNFT DER<br />
MESCHEDER CITY<br />
VON FRANK STRATMANN<br />
Der Teil der <strong>Meschede</strong>r, die zurückkehren und darüber<br />
berichten, wie die Dinge wirklich sind, wenn sie zum<br />
Shoppen nach Neheim fahren oder im Internet einkaufen,<br />
scheint größer denn je. Vor allem das Internet<br />
lockt. Nicht nur mit attraktiven Öffnungszeiten. Mit<br />
Platons Höhlengleichnis gesprochen, legen wir den Finger<br />
in die Wunde: Die Befreiung des Konsumenten führt einzelne<br />
<strong>Meschede</strong>r ins Licht fremder Fußgängerzonen und in<br />
die Welt aus bunten Pixeln des e-Commerce. Das wirkt wie<br />
ein Prophezeiung und der Untergang des hiesigen<br />
Einzelhandels lasse die Innenstädte ausbluten. Die<br />
Dynamik und Bedeutung von Amazon & Co. zerstöre die<br />
Innenstädte. So lauten die Postulate der Stunde. Aber<br />
stimmt das?<br />
Legt man die erste Silbe des Wortes Einzelhandel auf die<br />
Goldwaage, erklärt sich, dass der neuerdings als stationär<br />
bezeichnete Handel nicht mit der Vielfalt des virtuellen<br />
Konkurrenten Schritt halten kann. Die Frage ist, ob es das<br />
muss. Annehmlichkeiten wie Verfügbarkeit, Empfang an der<br />
Haustür und das Ausbleiben lästiger Umtauschdiskussionen<br />
klingen gut. Stempel drauf und zurück. Doch stirbt deshalb<br />
der <strong>Meschede</strong>r Einzelhandel? Sicher nicht.<br />
Foto: Frank Stratmann<br />
Die Zeit der größeren Lücken in den Ladenzeilen der<br />
Ruhrstraße ist schon bald wieder vorbei. Neu angesiedelte<br />
Modeläden und große Drogerieketten mit kleinen Buchstaben<br />
sorgen für Belebung. Alle fiebern HERUM. Da kommt was<br />
Neues. Auf den ersten Blick setzen die Shops auf das traditionelle<br />
Konzept des Detailhandels, wie der Schweizer den<br />
Einzelhandel nennt. Und aus der Schweiz hören wir, dass<br />
sogar Zürich unter leer stehenden Ladenlokalen und<br />
Warenhäusern ächzte. Die werden mittlerweile als Bürofläche<br />
wiederentdeckt. Dort geht man davon aus, dass die<br />
Menschen sich auch in Zukunft treffen wollen. Austausch<br />
und soziale Kontaktpflege bleiben wichtig. Deshalb drängen<br />
große Firmen mit ihren Büros wieder in die Innenstädte. In<br />
dieser Trendumkehr liegt der Schlüssel für <strong>Meschede</strong>.<br />
Das Missverständnis, der Online-Handel lasse die Innenstädte<br />
sterben, beruht auf der Annahme, dass es so etwas wie einen<br />
Strukturwandel nicht gibt und das Hansa an der Ecke bald<br />
wieder aufmacht.<br />
Der Strukturwandel kommt mit den sich verändernden<br />
Bedürfnissen der Menschen. Sich wandelnde Bedürfnisse<br />
orientieren sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen.<br />
Lebenswirklichkeiten orientieren sich am Erleben. Das<br />
Internet ist dabei nur Teil einer Medien-Innovation. Wie<br />
schon das Lesenlernen oder der Buchdruck erweitert das<br />
Internet den Raum, den die Menschen erobern und in denen<br />
die Menschen selbst entscheiden, was sie tun. War früher das<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Angebot mit<br />
Betreten der Innenstadt fest<br />
umrissen, entscheiden die Menschen, ob sie<br />
dort überhaupt noch hingehen sollten. Die Vielfalt ist hier<br />
nur ein Lockstoff, der eine Entscheidung begünstigt. Wer<br />
sich entscheidet, in <strong>Meschede</strong> einzukaufen und achtsam an<br />
einem Dienstag oder Freitag das herzliche Treiben auf dem<br />
Wochenmarkt erlebt, zerrt noch einige Tage davon.<br />
Deshalb muss unsere Innenstadt noch mehr zu einem Ort<br />
der Begegnung werden. Kiezähnlich sollte es darum gehen,<br />
Inspiration zu erleben, eine Auszeit zu nehmen oder<br />
Entschleunigung zu finden. Eben dem Konsumverhalten<br />
neuer Lebenswirklichkeiten begegnen und nicht nur Bedarfe<br />
deckend durch die Fußgängerzone hetzen. <strong>Meschede</strong> wird<br />
den Vorsprung anderer Einkaufsstädte nicht mehr einholen.<br />
Setzt <strong>Meschede</strong> allein auf die Befriedigung von Begehrnissen<br />
durch einseitigen Konsum, provoziert die Stadt den<br />
Wettbewerb mit dem Onlinehandel, den sie nicht gewinnen<br />
kann. <strong>Meschede</strong> verpasst dann die Chance, einzigartig zu<br />
werden. Es ist kaum vorstellbar, dass lokalen Einzelhändlern<br />
eine vergleichbare Symbiose aus Online und Offline Erlebnis<br />
gelingt. Zalando und Amazon sind zunächst einmal<br />
IT-Unternehmen, die ihr Geschäft ganz anders verstehen und<br />
sich gar nicht in Konkurrenz zum stationären Einzelhandel in<br />
einem Mittelzentrum verstehen. Zalando errechnet Trends<br />
und setzt sie dann.<br />
Damit sich Menschen von der Innenstadt regelmäßig angezogen<br />
fühlen, muss sich die Bereitschaft zur Veränderung der<br />
Einzelhändler durchsetzen, das eigene Geschäftsmodell anzupassen.<br />
Das<br />
kann nach und nach<br />
gelingen und muss nicht überstürzt<br />
passieren. Im Mittelpunkt sollte dabei stehen,<br />
gemeinsam eine Erlebniswelt zu schaffen, die über den<br />
Anspruch, beim Konsumenten das Portmonee zu öffnen,<br />
hinausgeht. Ein echter Kulturwandel als kreative Antwort auf<br />
den nicht zurückzunehmenden Strukturwandel würde dann<br />
auch die Kauflaune hervorbringen, die es braucht.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 77
Ortsvorsteherin mit<br />
Herz und Leidenschaft<br />
„Ich habe das Ohr am Bürger“<br />
Text: Paul Senske Fotos: S. Droste<br />
An ihre erste Amtshandlung erinnert<br />
sie sich haargenau: „Am 9. November<br />
1994 habe ich Florentine<br />
Guntermann zum 85. Geburtstag gratuliert<br />
und ihr eine Urkunde sowie ein<br />
Präsent überreicht“, sagt Adelheid<br />
Bamfaste. Das war zwei Tage nach<br />
ihrer Wahl zur Ortsvorsteherin Velmede<br />
durch den <strong>Bestwig</strong>er Gemeinderat. 23<br />
Jahre übt sie dieses „erfüllende Amt“<br />
mit Herzblut aus und ist damit von den<br />
insgesamt sechs Ortvorstehern der<br />
Gemeinde am längsten im Amt. Sie ist<br />
bekannt und beliebt und zeigt buchstäblich<br />
„Gesicht vor Ort“.<br />
Wenn Adelheid Bamfaste über ihre<br />
Aufgaben und Erfahrungen als<br />
Ehrenbeamtin spricht, dann spürt man<br />
ihre Leidenschaft für dieses Amt. „Ich<br />
habe das Ohr am Bürger, man kennt<br />
mich. Wenn ich helfen kann, dann freue<br />
ich mich.“ Sie ist Bindeglied zwischen<br />
Politik und Verwaltung sowie den<br />
Bürgerinnen und Bürgern und damit eine<br />
unverzichtbare Kümmerin vor Ort. „Ich<br />
bin mit einem Bein in der Verwaltung,<br />
mit dem anderen in den Dörfern.“ Ihr<br />
Bezirk ist groß. „In Anerkennung der<br />
Geschichte heißt mein Ortsvorsteher-<br />
Bezirk zwar Velmede, beinhaltet neben<br />
Velmede auch <strong>Bestwig</strong>, Föckinghausen,<br />
Halbeswig und Nierbachtal.“ Eines war<br />
und ist die Leitlinie ihrer Arbeit: „Ich habe<br />
immer den Ausgleich gesucht.“ Die Arbeit<br />
mit den Vereinen und Initiativen vor Ort<br />
pflegt sie seit Amtsbeginn. „Wenn man<br />
nach Ehrenamtlichen sucht, ich finde sie<br />
noch.“ Die Gründung der<br />
Dorfgemeinschaft Velmede-<strong>Bestwig</strong> „als<br />
Dach für alle Vereine“ im Jahr 2000 ist<br />
auch und besonders ihr Verdienst. Die<br />
Projekte des Dach-Vereins können sich<br />
sehen lassen: Die LEADER-Projekte<br />
Schaukohlenmeiler Föckinghausen, die<br />
Wiedereröffnung der Veleda-Höhle sowie<br />
der für Sommer <strong>2018</strong> geplante<br />
„Naturerfahrungsraum“ für Kinder<br />
(„Draußen spielen möglich machen“)<br />
sind die Leuchttürme. „Es ist immer<br />
schön, wenn LEADER-Projekte genehmigt<br />
werden. Da zeigt sich, dass man<br />
Politik mitgestalten kann“, sagt Bamfaste.<br />
Die Theatergruppe „Spielbrett“ („In den<br />
„Ich bin<br />
mit einem Bein in der<br />
Verwaltung, mit dem anderen<br />
in den Dörfern.“<br />
letzten 10 Jahren haben wir ziemlich viel<br />
Theater gemacht“), der Geschichts-<br />
Arbeitskreis mit dem Archiv im<br />
Dachboden der Andreas-Schule, der<br />
Arbeitskreis Plattdeutsch oder die<br />
Veröffentlichung des jährlichen<br />
Veranstaltungskalenders gehören ebenfalls<br />
zur Erfolgsgeschichte des Vereins, dessen<br />
1. Vorsitzende - natürlich - Adelheid<br />
Bamfaste ist. „Wir haben einen tollen<br />
Vorstand, die Vereinsarbeit läuft hervorragend.“<br />
„Mit Freude“ erinnert sich die<br />
Ortsvorsteherin an die Dorfjubiläen 925<br />
Jahre Velmede (1997) und 825 Jahre<br />
<strong>Bestwig</strong> (2016). „Wir haben toll gefeiert,<br />
die Jubiläen haben uns zusammengeschweißt.“<br />
Im „Hinterkopf“ hat sie bereits<br />
„950 Jahre Velmede“ 2022.<br />
Das Leben in den Dörfern lebens- und<br />
liebenswert zu halten, darauf legt sie großen<br />
Wert. Derzeit ist überall die Rede<br />
vom IKEK, dem Integrierten<br />
Kommunalen Entwicklungskonzept,<br />
einem Förderprogramm zur Stadt- und<br />
Dorfentwicklung. In <strong>Bestwig</strong> soll es im<br />
nächsten Jahr greifen. Bamfaste hat „vorgesorgt“:<br />
„Die Verwaltung hat mich dazu<br />
beauftragt: Seit 2002 haben sich in meinem<br />
Bezirk Dorfmarketing-Gruppen<br />
gebildet, die sich Gedanken über die<br />
Zukunft machen. Wir sind gut vorbereitet.“<br />
Als „hervorragend“ bezeichnet Bamfaste,<br />
die 1972 aus Remblinghausen nach<br />
Velmede zog und „sofort mittendrin“ war,<br />
die Zusammenarbeit mit Ortsheimatpfleger<br />
Walter Gödde. „Derzeit<br />
geht es um die Renovierung der<br />
Kreuzwegkapelle in Velmede, die dringend<br />
notwendig ist. Seit über 130 Jahren<br />
gehört sie zum Ortsbild und bietet manchem<br />
Kreuzweggänger und Wanderer<br />
einen Platz zur Besinnung.“<br />
Nach 23 Jahren als Ortsvorsteherin macht<br />
sich Bamfaste natürlich auch Gedanken<br />
über ihre Zukunft und Nachfolge. „Eine<br />
Verjüngung ist nötig. Junge Leute haben<br />
neue Ideen, die uns weiter nach vorn<br />
bringen, sagt die 67-Jährige. „Ich gratuliere<br />
inzwischen schon den Kindern meiner<br />
ersten Jubilare.“<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Ortsvorsteherin Adelheit Bamfaste im Gespräch mit <strong>WOLL</strong> Chefredakteur Paul Senske<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 79
Auf den Spuren der Kometen<br />
Die Spurensuche ist nicht einfach. Eigentlich sind es drei<br />
Spuren, die zu den „Wennemer Kometen“ führen. Auf<br />
jeden Fall hat die Suche viel mit Fußball zu tun. Erich<br />
Theune ist sich sicher: „Mit Kometen verbindet man die<br />
Fußballer, die Wennemen eine Identität gegeben haben.<br />
Vor allem früher waren die Fußballer unsere Botschafter.“<br />
Gemeinsam mit Theune, dem zweiten Vorsitzenden des<br />
TuS 1892 RW Wennemen, Josef Meier, dem Inhaber des<br />
gleichnamigen Dorfladens, und Ortsvorsteher Peter<br />
Schüttler haben wir uns auf Spurensuche begeben. Auch<br />
Luise Schüttler, die Mutter des Ortsvorstehers, hat einen<br />
wichtigen Anhaltspunkt entdeckt und beschrieben.<br />
„Meine Mutter erzählt heute noch von den Fußballern und<br />
den Kometen“, sagt Schüttler. „Fußball war früher der<br />
Zeitvertreib.“ Fußball in Wennemen wird - vereinsmäßig -<br />
seit 1912 gespielt, als sich der neu gegründete Ballspielclub<br />
dem Turnverein von 1892 anschloss. Der Name „FC Komet“<br />
oder „die Kometen“ für die Fußballer taucht aber erst später<br />
auf, heißt es in der Chronik von 2012, als der Verein „100<br />
Jahre Wennemer Kometen“ feierte. „Genau lässt sich der<br />
Ursprung nicht beziffern“, erklärt Schüttler, seit 2014<br />
Ortsvorsteher und langjähriger, erfolgreicher Fußballer der<br />
Kometen. Ein Datum dürfte aber ein Wegweiser sein. Am<br />
20. April 1910 war der „Halleysche Komet“ nach 76-jähriger<br />
Umlaufzeit wieder in Erdnähe und sichtbar. Das war natürlich<br />
ein sensationelles Ereignis, das nicht nur in Wennemen<br />
für Aufsehen sorgte. Der aufleuchtende und aufgehende<br />
„Halley“, wie ihn Astronomen nennen, hatte aber möglicherweise<br />
magische und anziehende Wirkung auf die sich in den<br />
Startlöchern befindlichen Wennemer Fußballer. Das ist übrigens<br />
ein Phänomen, das nicht auf Wennemen beschränkt ist.<br />
Im Bundesgebiet findet sich eine Reihe von Vereinen, die in<br />
dieser Zeit gegründet wurden und „Komet“ sogar im offiziellen<br />
Namen tragen.<br />
Ungeachtet dessen entwickelte sich der Wennemer Fußball<br />
prächtig. Wenn man so will: Der Fußball-Komet oder - Stern<br />
ging auf und leuchtete. Die Gaumeisterschaften von 1928 bis<br />
1931 unterstreichen diese kometenhafte Entwicklung, die im<br />
Dorf mit großer Begeisterung registriert und gefeiert wurde.<br />
Diese Spur weiterverfolgend, bezeichnet Erich Theune die<br />
„grandiosen 1950er-Jahre als „fußballerische Höhepunkte“<br />
des Vereins. „Es waren kometenhafte Aufstiege von der zweiten<br />
Kreisklasse bis in die Bezirksliga 1953. Für ein damals<br />
kleines Dorf war das außergewöhnlich - eben kometenhaft.“<br />
Nach dem entscheidenden 3:0-Sieg in Fleckenberg und dem<br />
damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse hieß es in<br />
der Westfalenpost: „Kometen mit frischem Meisterlorbeer.“<br />
Nach einem 5:1-Sieg über den TuS Oeventrop 1954 lautete<br />
die WP-Schlagzeile: „Kometen strahlen weiter im hellen<br />
Glanz.“ Bis 1960 spielten die Rot-Weißen in der Bezirksklasse.<br />
Auf eine weitere wichtige und mit den großen Erfolgen der<br />
50er-Jahre zusammenhängende Spur weist Luise Schüttler<br />
hin: Noch als Kreisligist und kurz vor dem Aufstieg in die<br />
Bezirksklasse hatten die Rot-Weißen 1953 im Verbandspokal<br />
den Landesligisten VfL Gevelsberg mit 3:2 geschlagen. Das<br />
war eine Sensation. Die Zeitung titelte nach dem Spiel:<br />
„Gevelsberg klagt am Geitenberg: Man greift nicht nach den<br />
Sternen.“ Luise Schüttler ist fest davon überzeugt, dass dies<br />
„die Geburtsstunde der Wennemer Kometen“ war. Allerdings<br />
habe bereits ihre Mutter „von den Kometen gesprochen.“<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
„KOMETEN“ SIND AUCH HEUTE NOCH<br />
IN WENNEMEN PRÄSENT<br />
VON PAUL SENSKE UND PETER NEUTZLER<br />
FOTOS: S. DROSTE<br />
Natürlich nimmt auch das Vereinslied Bezug auf die Kometen.<br />
So heißt es etwa: „In dem Dorf Kometenhausen …. Dort wo<br />
die Kometen hausen … Hesse mit Trompetenschall feuert die<br />
Kometen an …“ Übrigens ist auch Franz Stahlmecke im<br />
Vereinslied vertreten: „Stahlmecke ist unser Leiter, rot-weiß<br />
sind unsere Kleider...“ Franz Stahlmecke, auch langjähriger<br />
Bürgermeister von <strong>Meschede</strong>, war von 1957 bis zu seinem<br />
Tod über 40 Jahre Vorsitzender des Vereins. Der Sportplatz<br />
trägt seit 1998 den Namen „Sportanlage Franz Stahlmecke“.<br />
Die Spurensuche nach den Kometen ist spannend. Auch<br />
heute noch sind die Kometen in Wennemen präsent. „Die<br />
Frage wird gestellt: Wie haben die Kometen gespielt?“, sagt<br />
Josef Meier, der als Inhaber des Dorfladens das Ohr am Puls<br />
der Bürger hat. „Der Begriff Komet ist nicht verschwunden.“<br />
Die Fußballer spielen heute in einer Spielgemeinschaft mit<br />
Olpe in der B-Liga. Der Gesamtverein feierte in diesem Jahr<br />
das 125-jährige Bestehen und ist mit den Bereichen<br />
Abteilungen Fußball, Fitness und Tennis für die Zukunft gut<br />
aufgestellt.<br />
Das gilt auch insgesamt für den rund 1750 Seelen zählenden<br />
Ort. „Wir haben ein sehr gutes Vereinsleben“, betont Meier.<br />
„Die gesamte Infrastruktur ist intakt“, erklärt Schüttler. „Wir<br />
haben einen Arzt im Ort, wir verwalten und pflegen unseren<br />
Friedhof in Eigenregie mit dem Friedhofskapellen-Bauverein,<br />
wir haben einen Dorfladen, den Wennemer Treff und mit der<br />
A46 eine sehr gute Verkehrsanbindung.“ Und eben die<br />
Kometen!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 81
Nachwuchsschmiede aus dem Sauerland<br />
Franz-Josef Bathen führt die Volleyball-Abteilung des TuS Nuttlar bereits seit 1978<br />
Text und Fotos: Peter Benedickt<br />
platziert, Bonnie“. Laut hallt das Lob durch<br />
die Sporthalle in der <strong>Bestwig</strong>er Schule. Gerade ist<br />
„Super<br />
das hochgewachsene Mädchen abgesprungen und<br />
hat den Ball in das gegnerische Feld „gewuchtet“. Ihr<br />
Trainer Franz-Josef Bathen sieht es mit Begeisterung, denn<br />
hier wächst wieder ein Talent in den Reihen der<br />
Volleyballabteilung des TuS Nuttlar heran, das auch bereits<br />
in der dritten Liga beim Vorzeigeclub des Sauerlands, dem<br />
RC Sorpesee, seine Einsatzzeiten bekommt. Der<br />
Übungsleiter freut sich: „Sie bringt in ihren jungen<br />
Jahren schon viel mit, was eine gute Volleyballspielerin<br />
auszeichnet. Talent, Ehrgeiz, für die Sportart leben,<br />
Trainingsfleiß, ein Spiel lesen können, Zuverlässigkeit.“<br />
Vor allen Dingen auch: Sie zeigt Durchhaltevermögen.<br />
Bonnie hat ab der U 12 beim TuS gespielt und Volleyball<br />
für sich in den Vordergrund gestellt. Franz-Josef Bathen<br />
sieht bei ihr gute Perspektiven: „Sie ist erst 16 Jahre alt<br />
und spielt schon 3. Liga. Das sagt doch viel aus.“ Sie hat<br />
Sprungkraft, gute Reaktionen und ganz schön Kraft im<br />
Arm. Nun hofft er, dass die junge Athletin gesund bleibt und<br />
gibt ihr noch einen Tipp mit auf den Weg: „Weiter für diesen<br />
Sport leben und nicht nachlassen, sich täglich reinzuhängen.“<br />
Ihre eigenen Möglichkeiten schätzt die sympathische Sportlerin<br />
ganz bescheiden ein: „Ich muss mich permanent verbessern,<br />
mich in jedes Training reinknien.“ Erst einmal möchte Bonnie<br />
Bastert es schaffen, regelmäßig beim RC Sorpesee zur<br />
Startformation zu gehören. Dann kann sie daran denken, weitere<br />
Schritte zu machen und aufzusteigen. Bei der Frage nach<br />
dem Unterschied zwischen Nuttlar und dem RC muss sie<br />
schmunzeln: „Naja, das Niveau ist schon ein anderes.“<br />
Die Belastung natürlich auch. Beim TuS trainiert sie ein- bis<br />
zwei Mal in der Woche, am Sorpesee drei bis vier Mal. Wer es<br />
schaffen will, muss beim Volleyball eben einen Fulltimejob in<br />
Kauf nehmen. Tipps, wie es noch weiter oben aussieht, kann<br />
sich Bonnie bei der Tochter ihres Trainers holen. Ines Bathen<br />
wagte 2007 den Sprung als Siebzehnjährige in den Kader<br />
des Bundesligisten USC Münster und spielt dort seit elf<br />
Jahren eine hervorragende Rolle. Deren Erfolge sind kein<br />
Wunder, war sie doch mit den Eltern im Tragekörbchen seit<br />
Geburt in der Turnhalle unterwegs, spielte mit sechs Jahren<br />
für den TuS Nuttlar ihr erstes Spiel in der U 12,<br />
durchlief alle Altersgruppen in den Jugendteams<br />
und blieb beim TuS bis zur Landesliga bei den<br />
Erwachsenen. Dann ging es für zwei Jahre zum RC<br />
Sorpesee.<br />
Ihre Karriere im Verband verlief über die<br />
Kreisauswahl Hochsauerland und die Landesauswahl<br />
NRW bis in die deutsche U<br />
20-Nationalmannschaft, mit der sie 2009 in<br />
Mexiko Weltmeisterin wurde und damit ihren größten<br />
Triumph feierte. Zwei dritte Plätze bei den Deutschen<br />
Meisterschaften mit dem USC Münster sind ihre weiteren<br />
großen Erfolge. Doch diese Leistungen kommen nicht von<br />
ungefähr. Es stecken viel Arbeit, Fleiß und Schweiß dahinter.<br />
Zurzeit trainiert Ines pro Tag sechs Stunden und das sechs Mal<br />
die Woche. Da weiß Bonnie schon einmal, was auf sie zukommen<br />
könnte.<br />
Im Nachwuchsbereich lautet das TuS-Trainingsmotto: „Über<br />
das Spielen zum Spiel kommen“. Spielerische Technik- und<br />
Taktikausbildung über die Spiele 1:1 bis 4:4 zum Zielspiel 6:6<br />
stehen auf dem Programm.<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Im Seniorenbereich heißt es Techniken erweitern und im<br />
Trainingsbetrieb perfektionieren. Über Kraft- und<br />
Stabilisationstraining Verschleißerscheinungen und<br />
Verletzungsgefahren bekämpfen, die Taktik steht hier im<br />
Vordergrund, taktische Varianten werden ausgebaut. Harte<br />
Arbeit in Nuttlar. Hier werden bereits Talente im 2. und 3.<br />
Schuljahr, also die Sieben- bis Neunjährigen, gesichtet. Nach<br />
oben gibt es quasi keine Altersbegrenzung, der Verband führt<br />
Ü 60-Meisterschaften für<br />
beide Geschlechter durch. In<br />
Nuttlar spielen viele Ältere<br />
im Hobbybereich.<br />
Das hier im beschaulichen<br />
Sauerland eine<br />
Talentschmiede entstand, ist<br />
eigentlich kein Wunder. Der<br />
Begriff Mister „Volleyball“<br />
trifft es in etwa, wenn von<br />
der treibenden Kraft hinter<br />
diesen Erfolgen die Rede ist.<br />
Von Franz-Josef Bathen.<br />
Dieser Name steht nicht nur<br />
in Nuttlar als Inbegriff für Volleyball. Bereits Ende der<br />
60er-Jahre gab es für den heute 68-Jährigen erste<br />
Kontakte über seine Sportlehrer im Gymnasium<br />
<strong>Winter</strong>berg, obwohl Volleyball im hiesigen Raum zu der<br />
Zeit kaum vorkam. Natürlich war dies auch<br />
Schwerpunktsportart während des Sportstudiums in der<br />
Volleyballstadt Münster. Er war selbstverständlich Mitglied der<br />
Hochschulmannschaft. Dabei wurde Franz-Josef endgültig<br />
vom Volleyballvirus befallen.<br />
Dann ging es den üblichen Weg. Ab 1974 zunächst als Spieler,<br />
später als Trainer beim TSV Bigge-Olsberg. „Es reichte bis in<br />
die Verbandsliga“, erinnert sich der heutige Pensionär, der<br />
früher als Lehrer und Fachleiter in der Lehrerausbildung tätig<br />
war.<br />
Doch Trainer und Aktiver war ihm nicht genug. Im TuS ist er<br />
seit 1978 Abteilungsleiter und damit Vorstandsmitglied. Im<br />
Volleyballkreis Hochsauerland<br />
seit Gründung<br />
1977 bis heute (40 Jahre)<br />
Kreisvorsitzender, außerdem<br />
13 Jahre<br />
Geschäftsführer, 13 Jahre<br />
Schulsportbeauftragter,<br />
acht Jahre Spielwart.<br />
Im Westdeutschen<br />
Volleyballverband von<br />
1999 bis <strong>2017</strong> wirkte der<br />
Nuttlarer als Schulsportbeauftragter<br />
und damit ebenfalls<br />
Präsidiumsmitglied, davon ein<br />
Jahr als Vizepräsident. Na, wenn<br />
dies keine Vita ist, die sich vorzeigen<br />
lässt. Aber nicht nur seine<br />
Tochter kann ohne „Baggern“ und<br />
„Pritschen“ nicht leben. „Meine<br />
Frau Lisa war seit 1974 Spielerin in verschiedenen Spielklassen<br />
bis in die Landesliga, mein Sohn Jens einige Jahre Spieler in<br />
unteren Klassen“, zeigt sich hier eine positiv sportverrückte<br />
Familie.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 83
Platz<br />
zur<br />
Erinnerung<br />
Der Olper<br />
Friedhofsverein sorgt<br />
für Erhalt der Gräberstätte<br />
Text: Philip Stallmeister<br />
Fotos: S. Droste<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Olpe als Stadtteil von <strong>Meschede</strong> ist für viele ein Ort, den<br />
sie dank der L541 eher durchfahren als ihn besuchen.<br />
Doch der Ort, der seinen dörflichen Charakter bewahrt<br />
hat, bietet einiges. Die rund 600 Einwohner sind in sechs<br />
Vereinen ehrenamtlich stark engagiert. Der jüngste Verein<br />
ist der 2009 gegründete Friedhofsverein. Damals drohte<br />
die Schließung des Friedhofs, der 1935 angelegt worden<br />
war.<br />
„Zur Vereinsgründung kam es, als sich die Stadt aus der<br />
Bewirtschaftung des kircheneigenen Friedhofs<br />
zurückzog“, erklärt der Vereinsvorsitzende<br />
Dr. Franz Holling, damals wie heute im<br />
Kirchenvorstand. Die alten Grabstätten<br />
hätten weiterhin Bestandschutz genossen,<br />
aber keine neuen Bestattungen wären<br />
mehr möglich gewesen. Das wollten<br />
Holling und seine Mitstreiter: „Im<br />
Ort bestand einhellig der Wunsch, die<br />
Verstorbenen hier vor Ort zu bestatten.“<br />
Neben der Gewährleistung des Weiterbestands<br />
des Friedhofs übernahm der junge Verein auch die<br />
anfallenden Arbeiten rund um die persönlich gestalteten<br />
Ruhestätten. So muss die malerische Rotbuchenhecke gepflegt<br />
werden, die den Friedhof umsäumt. Vor dem Gräberfeld<br />
befindet sich die historische St.-Agatha-Kapelle. Das ehemals<br />
zu einem Rittergut gehörende Gebäude bietet sich nicht nur<br />
für Trauergottesdienste an, sondern auch für Hochzeitsmessen.<br />
Ansonsten liegt der Friedhof zwischen Kuhweiden, auf denen<br />
die Rinder noch freien Auslauf haben. „Es kann schon mal<br />
sein, dass bei einer Beerdigung eine Kuh über die Hecke<br />
schaut“, sagt Ulrich Flügge, der sich mit seiner Frau Ingelore<br />
im Friedhofsverein <strong>Meschede</strong>-Olpe engagiert.<br />
Flügges Motivation zur Arbeit im Verein, in dem er die<br />
Geschäftsführung inne hat, war einfach: „Ich sehe nicht ein,<br />
„Es kann schon mal<br />
sein, dass bei einer<br />
Beerdigung eine Kuh über<br />
die Hecke schaut.”<br />
Ulrich Flügge<br />
dass wir nach <strong>Meschede</strong> müssen, um uns beerdigen zu lassen.“<br />
Dabeisein ist in Olpe noch nicht mal teuer. Gerade einmal<br />
15,00 Euro beträgt der Jahresbeitrag im Friedhofsverein.<br />
Mittlerweile sind es rund 135 Mitglieder. „Wir möchten in<br />
jedem Haushalt von Olpe vertreten sein“, sagt Flügge. Der<br />
Beitrag ist dabei eine Form der Unterstützung. Tatkräftige<br />
Mitarbeit bei der Anlagenpflege wird auch gerne gesehen.<br />
Höhere Spenden sind natürlich ebenfalls willkommen. Dank<br />
des testamentarischen Vermächtnisses eines Olper Ehepaars<br />
erhielt der Verein beispielsweise die Möglichkeit, den<br />
langgehegten Wunsch nach einem „besonderen<br />
Platz zur Erinnerung“ zu verwirklichen. Am<br />
Friedhofseingang begrüßt eine moderne<br />
Glas-Eisen-Installation die Besucher.<br />
Das Monument soll an die mehr als 450<br />
Verstorbenen auf dem Friedhof und die<br />
eigene Vergänglichkeit erinnern. Neben<br />
der neuen Installation befindet sich eine<br />
Bank, auf der Besucher in sich gehen können.<br />
Die Olper sind stolz darauf, ihren Friedhof<br />
nicht nur erhalten, sondern mit der Arbeit ihrem<br />
historischen Dorfmittelpunkt ein frisches Antlitz<br />
verpasst zu haben. Die Atmosphäre zwischen den Gräbern<br />
sorgt auch bei ortsfremden Besuchern für eine besinnliche<br />
Stimmung. Hier lohnt es sich auch für Durchreisende, die<br />
von der Autobahnabfahrt Wennemen kommend durch Olpe<br />
fahren, mal anzuhalten um innezuhalten. Der Stress des<br />
Alltags fällt auf der gepflegten Friedhofsanlage schnell von<br />
einem ab.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 85
Schlummerndes Frauenpotenzial geweckt:<br />
Auftakt 15 - Chorgemeinschaft <strong>Meschede</strong><br />
GEMEINSAM SINGEN MACHT MEHR SPASS UND HAT ZUKUNFT<br />
TEXT: PAUL SENSKE, FOTOS: S. DROSTE<br />
15 - Chorgemeinschaft <strong>Meschede</strong>“: Der<br />
Name ist Programm und ein Musterbeispiel, wie<br />
„Auftakt<br />
aus einem überalterten und unter dramatischem<br />
Mitgliederschwund leidenden Männergesangverein ein<br />
gemischter Chor mit über 85 Aktiven und einer glänzenden<br />
Zukunftsperspektive entstand. Ein mutiges „Vereins-<br />
Triumvirat“, ein mitreißender Chorleiter, einsichtige<br />
Männer und ein „schlummerndes Potenzial“ an sangesfreudigen<br />
Frauen sorgten für diese Entwicklung. „In<br />
<strong>Meschede</strong> bestand ein großer Bedarf für einen gemischten<br />
und damit dynamischen Chor“, sagt Pressesprecherin<br />
Antonia Henke. „Wir haben gemeinsam zur richtigen Zeit<br />
eine richtige Entscheidung getroffen“, erklärt<br />
Vereinsvorsitzender Franz Josef Siebert.<br />
Es war in der Tat eine richtige, vor allem aber eine radikale<br />
Entscheidung, sich von einer langen Männer-Tradition zu<br />
trennen und neue Wege zu gehen. „Um 2013/2014 war die<br />
Situation der Chorgemeinschaft sehr kritisch“, meint Siebert.<br />
„Unser Chor war überaltert, die Stimmverteilung mit zu<br />
wenig Tenor- und Bass-Stimmen bei nur knapp 25 Sängern<br />
ungünstig. Trotz intensiver Werbung fehlte der Nachwuchs.“<br />
Die Chorgemeinschaft, 1971 aus den <strong>Meschede</strong>r<br />
Männerchören MGV Sauerlandia von 1884 und MGV 1913<br />
entstanden, erlebte eine schwere Krise, zumal es auch<br />
Probleme im Vorstand gab. Ein Leitungsteam mit drei<br />
Personen, ein „Triumvirat“ darunter Franz Josef Siebert,<br />
übernahm in dieser Zeit die Verantwortung, zunächst kommissarisch,<br />
dann aber auch durch Wahl legitimiert: Im<br />
Spätsommer 2014 wurde eine neue Satzung erarbeitet und<br />
ein bahnbrechender Vorschlag präsentiert: Die Gemeinschaft<br />
soll neue Wege gehen. „Um zu überleben, mussten neue<br />
Ideen her. Zwei Alternativen standen zur Diskussion:<br />
Kooperation mit einem anderen Männergesangverein oder<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Gründung eines gemischten Chores“, betont Siebert. Die<br />
Entscheidung war schwer, sie reifte, sie verdichtete sich, langsam<br />
aber sicher: Abschied von der <strong>Meschede</strong>r Männertradition,<br />
probeweiser Versuch eines Neubeginns mit einem gemischten<br />
Chor.<br />
Parallel dazu musste ein neuer Chorleiter gefunden werden.<br />
Die Wahl fiel im Februar 2015 auf Chordirektor Siegfried<br />
Knappstein aus Lennestadt, Leiter von sieben Chören und<br />
in der Szene bestens vernetzt. Die Wahl des pensionierten<br />
Pädagogen war ein Glücksgriff: Man<br />
hatte sich offensichtlich gesucht und gefunden.<br />
„Wir haben gemeinsam die richtigen<br />
Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen“,<br />
meint Siebert. „Wir stimmten darin<br />
überein, uns für die Mitgliedschaft von<br />
Frauen und für neues Liedgut zu öffnen und<br />
dies in einem zeitlich begrenzten Projektchor zu<br />
erproben.“<br />
Bahnbrechend auf diesem Weg war die<br />
Veranstaltung „Info und offenes Singen“<br />
mit Siegfried Knappstein am 19. April 2015<br />
im „Haus der Offenen Tür“. Über 80 Personen<br />
kamen, die meisten waren Frauen. „Es hat sich gezeigt, dass<br />
es in <strong>Meschede</strong> ein schlummerndes Potenzial an Frauen gibt,<br />
die gerne in einem gemischten, aber nicht unbedingt in<br />
einem Kirchenchor singen wollen“, meint Pressesprecherin<br />
Antonia Henke. Der Start für den Projektchor<br />
war gelungen. „Wir wollten mal sehen, was<br />
daraus wird“, so Siebert. Um den Männern<br />
die Sache leichter zu machen und sie langsam<br />
ans neue Projekt heranzuführen, wurde<br />
in den folgenden Wochen zweigleisig geprobt:<br />
Die Männer übten zunächst eine halbe Stunde<br />
allein, danach probte der gemischte Projektchor.<br />
Und siehe da: Das gemeinsame, dynamische<br />
Singen bereitete auch den verbliebenen 24 Männern<br />
große Freude, sie stimmten einstimmig für den<br />
neuen Chor, auch die Frauen traten der<br />
Gemeinschaft bei. Auf der Mitgliederversammlung<br />
am 27. Juni 2015 wurde der gemischte Chor<br />
auch formal abgesegnet.<br />
Rund 60 Frauen und 25 Männer gehören dem Chor<br />
inzwischen an, Tendenz steigend. „Scheiden Mitglieder aus,<br />
kommen neue nach. Sie schnuppern, den meisten gefällt es,<br />
und sie treten in die Gemeinschaft ein“, erklärt Knappstein,<br />
unter dessen Leitung der Chor regelrecht „aufblühte“.<br />
Grundlage ist die akribisch vorbereitete Probenarbeit in der<br />
Offenen Tür mit einem breitgefächerten Liedgut, das von<br />
moderner, geselliger und kirchlicher Literatur bis zum<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 87
Chorwerk reicht<br />
und, wie es<br />
Knappstein formuliert,<br />
„Spaß macht“.<br />
„Der Chorleiter<br />
macht das locker.<br />
Die Chormitglieder<br />
lernen, weil sie<br />
Spaß haben“,<br />
betont Siebert. Ein<br />
Proben-Besuch unterstreicht<br />
das:<br />
Knappstein („Wir<br />
singen mal ein<br />
Liedchen“) hat den<br />
Chor buchstäblich<br />
im Griff. Die<br />
Sängerinnen und<br />
Sänger hängen an<br />
seinen Lippen. „Sie<br />
lesen mir von den<br />
Lippen ab“, so<br />
Knappstein, der<br />
den Chorgesang<br />
authentisch vorlebt<br />
und seinen Chor mitreißt. „Wichtig ist, dass die Texte auswendig<br />
gesungen werden.“ Man spürt die Freude, ja den<br />
Enthusiasmus der Chormitglieder. Bei der Stimmbildung wird<br />
der Chor von Dilek Gecer, der <strong>Meschede</strong>r Opernsängerin und<br />
Gesangspädagogin unterstützt. Die letzte Schulung fand Mitte<br />
Oktober in der Musikakademie in Bad Fredeburg statt.<br />
Natürlich hat die Gemeinschaft bei öffentlichen Auftritten ihr<br />
Können demonstriert. Ein konzertanter Auftritt beim Chor-<br />
Fest in Elspe (August 2015), die musikalische Gestaltung des<br />
Gottesdienstes am 6. September 2015 und ein Gospelkonzert<br />
im Januar 2016 jeweils in der Kirche Mariä Himmelfahrt<br />
waren wichtige Meilensteine. Beim Beratungssingen des<br />
Kreischorverbandes im April 2016 in Eversberg wurde dem<br />
Chor „ausbaufähiges Potenzial“ bescheinigt. Großen Beifall<br />
erhielt der Chor, der seit dem Frühjahr <strong>2017</strong> offiziell „Auftakt<br />
15 - Chorgemeinschaft <strong>Meschede</strong>“ heißt, im Mai dieses Jahres<br />
beim Tag der Chöre auf der Landesgartenschau in Bad<br />
Lippspringe. „Für uns war es ein prägendes Erlebnis“, so<br />
Siebert. Gemeinsame Kirchenkonzerte mit den Four Valleys<br />
aus Plettenberg und Just For Fun aus Lennestadt runden die<br />
bisherige Auftrittspalette ab. In der Adventszeit ist ein Konzert<br />
in der Krankenhauskapelle St. Walburga (2. Dezember, 15.30<br />
Uhr) geplant.<br />
<strong>2018</strong> freut sich der Chor auf zwei weitere Highlights: Am 28.<br />
Januar findet in der Kirche Mariä Himmelfahrt das Konzert<br />
mit Vocal Art Ottfingen statt. Am 30. September<br />
geht es dann in die Stadthalle <strong>Meschede</strong>, wo das<br />
Konzert mit BASTA, der überregional bekannten<br />
A-Capella-Gruppe aus Köln, ansteht. „Wir<br />
sind auf einem guten Weg“, erklärt Siebert.<br />
„Wer Chorluft schnuppern will, ist jederzeit<br />
willkommen. Singen in einer dynamischen<br />
Gemeinschaft bereitet Freude.“<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Mit Schwung ins<br />
Jubiläumsjahr<br />
<strong>2018</strong> WIRD DAS BERGKLOSTER BESTWIG 50 JAHRE<br />
Foto: Privat<br />
Luftlinie sind es nur wenige Meter zwischen der vielbefahrenen<br />
B7 und dem Bergkloster <strong>Bestwig</strong>. Und trotzdem liegen Welten<br />
dazwischen. Während Autofahrer auf der B7 häufig unter<br />
Zeitdruck versuchen zur Arbeit oder zum nächsten Termin zu<br />
kommen, finden Besucher des Bergklosters auch einen Ort der<br />
Entschleunigung. Aber das Bergkloster ist viel mehr, als nur das.<br />
In den 60er Jahren suchte die Ordensgemeinschaft der Schwestern<br />
der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) einen geeigneten Ort<br />
für ein neues Kloster in Westdeutschland, denn durch die Deutsch-<br />
Deutsche Teilung war das Mutterhaus in Heiligenstadt in Thüringen<br />
nur schwer erreichbar. Die Vernetzung von dort in den Westen und<br />
in andere Missionsländer war kaum aufrecht zu erhalten. Warum<br />
aber gerade <strong>Bestwig</strong>? Ganz einfach: Es gab genug Platz, einen<br />
Bahnhof und eine Post und diese relativ bescheidenen Ansprüche an<br />
die Infrastruktur erfüllte <strong>Bestwig</strong> optimal.<br />
Als 1968 die ersten Schwestern nach <strong>Bestwig</strong> kamen, war das Kloster<br />
aber mit dem heutigen Stand nicht zu vergleichen. Das Berufskolleg<br />
begann mit circa 60 Schülerinnern der Hauswirtschaft. „Die Schule<br />
hat sich über die Jahre enorm vergrößert“, sagt Schwester Maria<br />
Gregoria Kupper, die seit 1970 im Bergkloster lebt. Die<br />
Kirchenmusikerin stellt aber ohnehin fest, dass das Kloster ständig im<br />
Fluss ist. „Es ändert sich ständig. Auch die Angebote haben sich über<br />
die Jahre immer wieder verändert“, sagt sie.<br />
Beispielsweise ist in den letzten Jahren eine betreute Senioren-WG am<br />
Bergkloster entstanden. Hier leben die unterschiedlichsten Menschen<br />
zusammen und bewältigen gemeinsam den Alltag mit seinen kleineren<br />
und größeren Herausforderungen. Schräg gegenüber befindet<br />
sich das Julie-Postel-Haus. Hier werden vor allem junge Mütter oder<br />
Väter und ihre Kinder betreut, die besondere soziale Schwierigkeiten<br />
haben. „Was diese junge Seelen zum Teil schon mitmachen mussten,<br />
kann man sich kaum vorstellen.“, sagt Klostersprecher Dr. Ulrich<br />
Bock. In der Einrichtung lernen sie, ihre persönliche Entwicklung zu<br />
stärken und ihre Lebenssituation zu verbessern. „Die Senioren aus der<br />
WG gegenüber freuen sich auch darüber, mit den Kindern aus dem<br />
Julie-Postel-Haus zu spielen“, beschreibt Bock die willkommenen<br />
Synergien zwischen den einzelnen Einrichtungen.<br />
80 bis 90 Schwestern leben im Schnitt im Bergkloster <strong>Bestwig</strong>. Für<br />
die Schwestern, die selber pflegebedürftig werden, gibt es ein eigenes<br />
Seniorenheim vor Ort, wo sie professionell gepflegt und betreut werden<br />
können.<br />
Da die Bildung junger Menschen seit jeher zu den Grundsätzen der<br />
SMMP gehört, steht das Berufskolleg mit seinen aktuell rund 660<br />
Schülern im Mittelpunkt des Geschehens. Hier können vom<br />
Hauptschulabschluss nach Klasse 9 bis zum Abitur mit besondern<br />
Schwerpunkten verschiedene Schulabschlüsse gemacht werden.<br />
Parallel dazu gibt es berufliche Qualifizierung bis hin zum<br />
Berufsabschluss in vier Bereichen: Gestaltungstechnische/r Assistent/<br />
in, Kinderpfleger/in, Erzieher/in und Sozialhelfer/in. Das<br />
Einzugsgebiet umfasst einen Radius von circa 50 Kilometern, worauf<br />
man am Kloster durchaus stolz ist. Gleichzeitig ist es aber auch<br />
gewollt, dass die Schülerzahlen im überschaubaren Bereich bleiben,<br />
erklärt Ulrich Bock: „Man kennt sich und das macht das Lernen hier<br />
natürlich individueller und auch persönlicher.“ Auch das Ausland<br />
können die Schüler in einem Auslandspraktikum in Europa kennenlernen.<br />
Aber auch außerhalb des Berufskollegs bietet das Bergkloster die<br />
Möglichkeit, ins Ausland zu gehen. Junge Menschen zwischen 18<br />
und 28 Jahren können als “Missionare auf Zeit” ein Jahr lang in<br />
Bolivien, Brasilien, Mosambik oder Rumänien an sozialen Projekten<br />
mitwirken. Das Interesse an diesem interkulturellen Miteinander ist<br />
in den vergangenen Jahren gewachsen”, sagt Ulrich Bock. „Durch das<br />
Internet und die Globalisierung ist die Welt ein Stück kleiner geworden.<br />
Der Schritt, ein Jahr ins Ausland zu gehen, ist daher auch etwas<br />
einfacher geworden, weil der Kontakt zu Freunden und Familie einfach<br />
aufrecht erhalten werden kann.“<br />
Wer das Kloster, seine Schwestern und Mitarbeiter genauer kennenlernen<br />
möchte, hat im Jubiläumsjahr Gelegenheit dazu. Unter anderem<br />
ist ein Tag der offenen Tür geplant. Der Termin stand bis<br />
Redaktionsschluss noch nicht fest. Und wer das Kloster noch genauer<br />
kennenlernen möchte, für den ist im Gästehaus mit 90 Betten<br />
sicher auch noch Platz. (Text: Patrick Feldmann)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 89
Hier läuft dem Anschein nach nicht alles nach Plan<br />
Theo Bücker - dem Fußball verfallen<br />
Theo Bücker während seiner aktiven Zeit<br />
beim MSV Duisburg<br />
Der Ex-Profi mit seiner libanesischen Gattin Solange<br />
POKALE UND TITEL IN FÜNF ARABISCHEN<br />
LÄNDERN – VORBILD DETTMAR CRAMER<br />
Immer mit Herz und Feuer auf dem Trainingsplatz dabei<br />
Hier fühlt er sich am wohlsten: Mitten auf dem Spielfeld<br />
TEXT: PETER BENEDICKT<br />
FOTOS: PRIVAT<br />
90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Da staunt der Fußballfreund, steht<br />
doch Bückers Theo vor ihm.<br />
Mitten in <strong>Bestwig</strong>, der Ex-Profi ist<br />
mal wieder im Sauerland. Drahtig, fit<br />
und austrainiert, seine inzwischen 69<br />
Jahre sind ihm nicht anzusehen. Kein<br />
Wunder, lebt er doch für den Fußball<br />
und tut alles, um ein Vorbild zu sein.<br />
Training allein genügt da nicht, ein<br />
vernünftiger Lebenswandel und ausreichend<br />
Schlaf sind Voraussetzungen.<br />
So dreht sich sein Tagesablauf wie seit<br />
vielen Jahren um das runde Leder. „9<br />
Uhr Frühstück, ab 11 Fußballschule, 14<br />
Uhr Mittagessen, 15 Uhr Training im<br />
Club, 19 Uhr Abendessen und<br />
Familie… so sieht fast jeder Tag aus“,<br />
beschreibt der Sportler.<br />
Warum er seinen Lebensmittelpunkt in<br />
den Nahen Osten verlegte, schildert er<br />
mit ein paar Sätzen: „Ich bin mit Leib<br />
und Seele Fußballer und verbringe die<br />
meiste Zeit auf dem Spiel- und<br />
Trainingsplatz. Somit ist gute Wetterlage<br />
Grundbedingung. Wenn ich die<br />
Bedingungen zwischen <strong>Meschede</strong> und<br />
Beirut vergleiche...Oh, mein Gott!“ An<br />
320 Tagen im Jahr leuchtet der Himmel<br />
dort „unten“ dunkelblau. Wenn es im<br />
<strong>Winter</strong> regnet, ist der Spuk kurz darauf<br />
vorbei und es wird mindestens 15 Grad.<br />
Das heißt, immer tolle Bedingungen<br />
für gutes Training. Aber: „Der<br />
Hauptgrund ist meine Familie hier im<br />
Libanon. Meine Frau ist Libanesin und<br />
der beste Partner für mein Leben. Sie ist<br />
sportverrückt wie ich. Neben ihrer<br />
Arbeit als Zahnärztin treibt sie mich mit<br />
Joggen, Tennis, Golf, Schwimmen und<br />
Radfahren an. Für all dies brauchen wir<br />
aber wieder Wetter! So kommt in der<br />
Bilanz für mich nur der Libanon als<br />
Lebensraum in Frage. Zudem sind die<br />
Leute freundlich und weltoffen. Und<br />
vor allem... ohne NEID!“<br />
Den TuS Velmede/<strong>Bestwig</strong> beobachtet<br />
er haargenau: „Mit dem PC und dem<br />
Internet ist es ja einfach, sogar in<br />
Beirut.“ Es bewegt ihn, wie sein<br />
Stammverein, mit dem er drei Mal in<br />
Folge Aufstiege feierte, weiterlebt.<br />
Borussia Dortmund ist ihm am intensivsten<br />
im Gedächtnis geblieben. Hier<br />
war Theo von 1969 bis 1973 in der<br />
Bundesliga. Danach ging es zum MSV<br />
Duisburg (1973 bis 1977). Es folgten<br />
Ittehad Jeddah, Saudi Arabien, von<br />
1977 bis 1980. Anschließend Schalke<br />
04 (1980 bis 1984 Spieler, 1984 bis<br />
1985 Assistenztrainer).<br />
Ein Vorbild? Klar, Dettmar Cramer.<br />
„Der größte und beste Fußball-Lehrer,<br />
den die Fußballwelt je gesehen hat.<br />
Alles, was ich über Fußball kenne und<br />
weiss, konnte ich bei ihm sehen“, meint<br />
der Ex-Profi. „Drei Jahre meines Lebens<br />
verbrachte ich mit ihm in Saudi<br />
Arabien.“ Ein Spiel bleibt für immer in<br />
der Erinnerung: „Ich war erstmals bei<br />
BVB gegen Schalke dabei. Im Stadion<br />
Rote Erde.“ Es war die Begegnung, als<br />
Schäferhunde Spieler angriffen. Sein<br />
Gegenspieler Friedel Rausch, rechter<br />
Verteidiger, wurde so heftig gebissen,<br />
dass er vom Feld musste. Auch an den<br />
sportlich unangenehmsten Gegenspieler<br />
erinnert sich Bücker: „Uli Stielicke von<br />
Gladbach.“ Das Pokalendspiel gegen<br />
Eintracht Frankfurt möchte er am liebsten<br />
vergessen. „Wir verloren mit dem<br />
MSV 0:1 in Hannover. Erste Halbzeit<br />
- Sonne - 37 Grad. Zweite Halbzeit -<br />
Gewitter und Wolkenbruch: „Und wir<br />
hatten keine Stollenschuhe!“<br />
32 Jahre als Trainer in der arabischen<br />
Welt, da kommen eine Menge Vereine<br />
zusammen. 1985 begann seine<br />
Laufbahn. Dettmar Cramer, bei dem er<br />
die Lizenz machte, wollte ihn zu Bayern<br />
holen. Dann aber änderte Cramer seinen<br />
„Arbeitsplatz“ und ging nach<br />
Saudi-Arabien. Er nahm Theo mit.<br />
„Ein Jahr später wurde ich selbst<br />
Cheftrainer bei Al-Qadessyha in<br />
Dammam“, beschreibt der Deutsche.<br />
In Ägypten war er, bei den Top-Clubs<br />
Al-Ittehad (Eintracht) Alexandria und<br />
Zamalek Cairo. In Saudi-Arabien,<br />
Kuwait, Lybien, Dubai und natürlich<br />
im Libanon. Hier war Theo gleich zwei<br />
Mal Nationaltrainer. Mit riesigem<br />
Erfolg. Nach der Quali-Vorrunde für<br />
die WM 2014 ging es in eine<br />
Gruppenphase, wo sich die Bücker-<br />
Truppe durch einen sensationellen 2:1-<br />
Sieg gegen Südkorea das Weiterkommen<br />
sicherte. Die vierte Runde bedeutete<br />
dann trotz überraschender Ergebnisse<br />
das Aus.<br />
Er hatte etwas geschafft, was bis dahin<br />
keinem Trainer gelang: die<br />
Nationalspieler des Libanon fanden<br />
plötzlich Beachtung in der Fußball-<br />
Welt. Diese Leistung und die vielen<br />
Trophäen mit den Vereinsteams sichern<br />
ihm die Verehrung und die Hochachtung<br />
der Menschen im Nahen Osten. Die in<br />
ihm den Mann sehen, der den dortigen<br />
Fußball nach vorn bringt. Und dieser<br />
Respekt ist immer zu spüren.<br />
Und nun S.C Tripoli, Libanon. Hier<br />
kann er ohne Druck arbeiten. Natürlich<br />
sind doch große Ziele da. „Alle denken,<br />
überall wo ich bin, ist sofort der Erfolg<br />
da. Diesen ‚Makel‘ habe ich eben wegen<br />
der Nationalmannschaft“, hat er zwiespältige<br />
Gefühle. „Mein größter Erfolg<br />
war sicher mit dem libanesischen Team,<br />
wo wir nur knapp die WM 2014 in<br />
Brasilien verpassten.“<br />
Die Fußballakademie ist auch noch da.<br />
„Das ist der Platz, wo ich meine alten<br />
Tage als Trainer verbringen werde. Rund<br />
1.200 junge Spieler im Alter von 6 bis<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 91
17 Jahren trainieren auf fünf verschiedenen<br />
Plätzen täglich von 16 bis 21<br />
Uhr. Um diese Arbeit zu bewältigen,<br />
haben wir 25 angestellte Trainer. Die<br />
Trainingspläne und -inhalte mache ich<br />
und überwache diese“, hat Theo Bücker<br />
den Überblick. Eigentlich sind die<br />
Unterschiede zwischen Spielern in<br />
Europa und seinem Bereich klein - am<br />
Schluss jedoch wieder groß. Spiel,<br />
Training, das ganze Programm unterscheiden<br />
sich kaum. Das Problem ist<br />
die Ausdauer. Diese ist nur erreichbar<br />
auf der Grundlage von diszipliniertem<br />
Training und Ernährung. Das<br />
Hauptproblem: Fastfood ist beliebt<br />
und in Mode. Geregelter Schlaf ist<br />
ebenfalls eine Unbekannte. Deshalb<br />
reicht die Kraft nicht, um immer 100<br />
Prozent zu geben. Theo Bücker: „Wenn<br />
die Spiele nur 30 Minuten dauerten,<br />
könnte der nächste Weltmeister eine<br />
arabische Mannschaft sein. Aber unter<br />
den jetzigen Lebensbedingungen wird<br />
es Lichtjahre dauern.“<br />
Die Bundesliga verfolgt er intensiv:<br />
„Ein Muss.“ Jeder Spieltag wird angesehen,<br />
um zu verfolgen, wie erfolgreich<br />
die Teams arbeiten. Beispiel Bayern:<br />
„Der Erfolg ist nicht das Ergebnis von<br />
viel Geld. Viel Geld ist vielmehr das<br />
Ergebnis von guter Arbeit.“ Die Bayern<br />
haben im Vergleich zu anderen Vereinen<br />
eine bestimmte Philosophie. Wie seit<br />
45 Jahren zu sehen, ist es egal, wer<br />
Präsident, Trainer oder Spieler ist -<br />
immer ist die Truppe vorne. Warum?<br />
Weil alle nach einem bestimmten Plan<br />
und Muster arbeiten. Jeder, der über die<br />
Bayern meckert und neidisch ist, muss<br />
doch einfach nur das System erkennen<br />
und nachmachen. Wer waren die<br />
Gründer dieses Systems? „Robert<br />
Schwan, Manager, und Dettmar<br />
Cramer, Trainer.“ Theo selber arbeitet<br />
nach dem Cramer-Muster. Damit hat er<br />
in fünf Ländern Pokale und Titel<br />
gewonnen. Aber: „Zu meiner ‚Schande‘<br />
muss ich gestehen, dass meine Erfolge<br />
auf dem ‚Mist‘ von Dettmar Cramer<br />
gewachsen sind. Er selbst hat mir die<br />
Erlaubnis erteilt, seine Geheimnisse zu<br />
nutzen.“<br />
Theo Bücker zeigt seinem Neffen aus Deutschland seine Wahlheimat Beirut<br />
Warum es momentan nicht so klappt<br />
auf europäischer Ebene bei den deutschen<br />
Clubs? In der Bundesliga wird zu<br />
viel Geld bezahlt. Das Verständnis, viel<br />
Geld - viel Arbeit, ist aus der Mode<br />
gekommen. Viele glauben, es ist genug,<br />
wenn Arme, Hals und andere<br />
Körperteile tätowiert sind. Einfach<br />
gesagt: Das normale Leistungsprinzip<br />
ist außer Kraft gesetzt. Aber Theo<br />
Bücker weckt Hoffnungen: „<strong>2018</strong><br />
denke ich, wird Deutschland wieder<br />
Weltmeister. Immer wenn es zählt und<br />
alle zusammen ihr Potenzial in die<br />
Waagschale werfen, sind die Deutschen<br />
die Besten.“<br />
Da war der Gegenspieler ausgespielt<br />
92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
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Peter Schlinkert –<br />
Der Seher aus <strong>Meschede</strong><br />
Er stammte von<br />
<strong>Meschede</strong> und hatte<br />
als Kürassier in einem<br />
österreichischen Regiment<br />
den Siebenjährigen Krieg mitgemacht.<br />
Dann war er in seine<br />
Heimat zürückgekehrt. Nun<br />
stand er in Diensten des<br />
Kurfürsten Klemens August<br />
von Köln, der zugleich Herzog<br />
von Westfalen war.<br />
Als einst der Kurfürst zur Jagd<br />
fahren wollte, trat Schlinkert<br />
auf ihn zu, sah ihn fest an und<br />
sagte: „Euer Durchlaucht dür-<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong><br />
fen nimmermehr den Wagen<br />
besteigen. Es wird ein Schuss<br />
hindurchgehen, der Euch<br />
zugedacht ist.“ Der Kurfürst<br />
ließ den Schlinkert festnehmen.<br />
Jedoch bestieg er den<br />
Wagen nicht, sondern benutzte<br />
zu späterer Zeit ein anderes<br />
Gefährt. Als der erste<br />
Jagdwagen eine Stunde Wegs<br />
gefahren war, fiel ein Schuss<br />
aus dem Gebüsch, und eine<br />
Kugel durchbohrte das Verdeck<br />
des Wagens. Als dem<br />
Kurfürsten der Vorfall gemeldet<br />
wurde, gab er Befehl, den<br />
Schlinkert augenblicklich freizulassen.<br />
Er ordnete weiter an,<br />
dem Schlinkert sei eine jährliche<br />
Rente von 25 Talern auf<br />
Lebenszeit zu zahlen, auch ihn<br />
von allem Dienst zu entbinden,<br />
so er darum bitte.<br />
Schlinkert zog wieder in die<br />
heimatlichen Berge und lebte<br />
fortan im Möhnetal.<br />
Aus: „Sagen des Sauerlandes“<br />
(1936) von Fritz Kühn
Wer sich mit der Geschichte seines Heimatortes<br />
beschäftigt, wird irgendwann auch mit Sagen<br />
und Mythen konfrontiert. Sagen sind keine<br />
Märchen. Der entscheidende Unterschied liegt darin,<br />
dass Sagen einen wahren Kern haben. Auch die<br />
Kreis- und Hochschulstadt <strong>Meschede</strong> kann mit Peter<br />
Schlinkert eine solche Sagengestalt für sich beanspruchen.<br />
Haben Sie schon einmal von Peter Schlinkert gehört?<br />
Der Name Schlinkert kommt Ihnen als <strong>Meschede</strong>r<br />
vielleicht bekannt vor. Schließlich gibt es im Telefonbuch<br />
17 Einträge mit diesem Namen. Aber von denen ist<br />
hier nicht die Rede. Es geht um den Seilermeister Peter<br />
Schlinkert, der um 1730 in <strong>Meschede</strong> geboren wurde.<br />
Um ihn rankt sich die auf der linken Seite stehende<br />
Geschichte, die Fritz Kühn 1936 in „Sagen des<br />
Sauerlandes“ veröffentlicht hat.<br />
Zunächst noch ein wenig zum Hintergrund: Peter<br />
Schlinkert hatte an dem Überfall von Hochkirch (1758)<br />
als Kürassier im Regiment des Grafen Sebelloni teilgenommen<br />
(Kürassiere waren die mit Brustpanzern ausgestattete<br />
Truppengattung der schweren Kavallerie, also der<br />
berittenen Soldaten). Anschließend war er den Truppen<br />
des Kurfürsten Clemens August von Köln eingereiht<br />
worden.<br />
Nach dem hier geschilderten Vorfall ließ Schlinkert sich<br />
aus dem Militärdienst entlassen. Er besann sich des alten<br />
Sprichwortes „Handwerk hat goldenen Boden“ und<br />
begann wieder mit dem Seilspinnen. Die wohlhabenden<br />
Dörfer und Gehöfte im Möhnetal und am Haarstrang<br />
waren eine gute Absatzquelle. Fleißig stellte er Pflugleinen<br />
und Windseile her. Wenn er die Waren zu seinen<br />
Auftraggebern brachte, unterhielt er die Familien mit<br />
seinen Geschichten. Er war ein gern gesehener Gast, für<br />
den die Gastgeber den Schnaps nicht zurückhielten. So<br />
konnte es gelegentlich vorkommen, dass „einer über den<br />
Durst“ genommen wurde. Aber Peter Schlinkert war<br />
sehr pflichtbewusst und vernachlässigte sein Handwerk<br />
trotzdem nie .<br />
Peter Schlinkert war ein äußerst angenehmer Zeitgenosse,<br />
den man überall willkommen hieß. Aber er hatte auch<br />
eine nachdenkliche und tiefsinnige Seite. Immer wieder<br />
musste er seinem Hang folgen und bei Einbrechen der<br />
Dunkelheit die Einsamkeit der Natur suchen. Es trieb<br />
ihn auf die Höhen der Haar, an die Ufer der Möhne und<br />
in die Waldeinsamkeit. Hier hatte Peter Schlinkert<br />
Erscheinungen, bei denen er einen Blick in die Zukunft<br />
hatte.<br />
Weit über die Grenzen des Sauerlandes war er als „Seher<br />
vom Möhnethale“ bekannt. Eine seiner bekanntesten<br />
Sehungen war die „Völkerschlacht der Zukunft“; auch<br />
den Bau der Möhnestraße sah er voraus.<br />
Es ist schon verwunderlich, dass von seiner großen<br />
Bekanntheit so wenig geblieben ist. Ludwig Friedrich<br />
von Schmitz aus Lippstadt widmete dem großen Seher<br />
1850, also fünf Jahrzehnte nach dessen Tod, ein Buch.<br />
Übrigens ist keiner der heute in <strong>Meschede</strong> lebenden<br />
Schlinkerts ein direkter Nachkomme des „Spökenkiekers“<br />
Peter Schlinkert. Dieser war zwar verheiratet - seine Frau<br />
verstarb zwanzig Jahre vor ihm - aber die beiden<br />
hinterließen keine Kinder.<br />
Text: Christel Zidi<br />
Foto: Karin Hessmann<br />
Das Buch ´Sauerländer<br />
Sagenschätze´ von Michael<br />
Martin und Karin Hessmann<br />
ist im November <strong>2017</strong> zum<br />
Preis von 19,90 Euro im<br />
<strong>WOLL</strong>-Verlag (ISBN 978-<br />
3-9453681-74-1) erschienen<br />
und in den Sauerländer<br />
Buchhandlungen<br />
und im <strong>WOLL</strong>-Onlineshop<br />
erhältlich.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 95
Advertorial<br />
Weihnachtliche Konzerte im<br />
St. Walburga-Krankenhaus<br />
GUTER BRAUCH WIRD AUCH UNTER DEM DACH DES<br />
KLINIKUMS HOCHSAUERLAND FORTGESETZT<br />
Zur Adventszeit gehören weihnachtliche Klänge einfach dazu.<br />
Ob im Radio, auf Weihnachtsmärkten, bei Konzerten oder<br />
Zuhause: Musik transportiert die festliche Stimmung in unsere<br />
Herzen. Doch was ist mit den Menschen, die Weihnachten im<br />
Krankenhaus verbringen müssen? Auch sie sollen nicht auf diese<br />
Stimmung verzichten müssen. In guter, alter Tradition bietet<br />
das St. Walburga Krankenhaus <strong>Meschede</strong> auch unter dem neuen<br />
Dach des Klinikums Hochsauerland zwei festliche Konzerte an.<br />
Adventssingen der Chorgemeinschaft „Auftakt 15“<br />
Der <strong>Meschede</strong>r Chor „Auftakt 15“ wird am ersten Adventssamstag,<br />
den 02.12. ab 15:30 Uhr, ein vorweihnachtliches<br />
Adventskonzert im St. Walburga-Krankenhaus geben. Wohlbekannte<br />
Liedklassiker wie „Gloria“, „Wir sagen Euch an“,<br />
„Möge die Straße“, „Macht hoch die Tür“ oder „O du fröhliche“<br />
stimmen das Publikum mit passenden Liedern auf die<br />
anstehenden Feiertage ein.<br />
„Gerade den Menschen, die die Adventszeit nicht daheim<br />
erleben können, weil sie erst gesund werden müssen, möchten<br />
wir dadurch eine besondere Freude bereiten“, erläutert<br />
Vorsitzender Franz-Josef Siebert das Motiv des gemischten<br />
Chores. Nebenbei: Der Anspruch, den Patienten musikalische<br />
Grüße zu übermitteln, um sie dadurch wieder ein wenig<br />
aufzuheitern, gehört schon seit Mitte der Achtziger zum<br />
Selbstverständnis der inzwischen gemischten Formation.<br />
„Eine Selbstverständlichkeit“, unterstreicht Siebert, „uns für<br />
die gute Sache zu engagieren.“<br />
Obendrein eine nette Geste, die Jahr für Jahr im St. Walburga-Krankenhaus<br />
am Schederweg liebevoll gepflegt wird.<br />
Denn zur Einstimmung bietet das Team der Cafeteria allen<br />
Zuhörern und Aktiven frischen Kaffee und Kuchen. So gilt<br />
der Termin bei den Chormitgliedern als gesetzt und das aktuelle<br />
Programm wird eifrig einstudiert. Rund zwölf Titel,<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
Advertorial<br />
mehrstimmig intoniert, umfasst diesmal der Auftritt mit den<br />
rund 60 Sängerinnen und Sänger des Ensembles. Darunter<br />
Melodien, bei denen sich das Publikum förmlich danach<br />
sehnt, lauthals mitzusingen. Denn gerade die Refrains der<br />
Weihnachtslieder sind seit frühen Kinderzeiten geläufig.<br />
Ging der Chor einst von Station zu Station,<br />
kommt er mittlerweile in der Krankenhaus-Kapelle<br />
für das Konzert zusammen.<br />
Der schönste Lohn für den gezeigten<br />
Einsatz? „Das“, sagt Siebert, „sind jene<br />
bewegenden Momente, in denen man<br />
sich bei uns für unserer ehrenamtliches<br />
Engagement herzlich bedankt.“ Und er<br />
weiß auch: „Einigen würde allerhand fehlen,<br />
kämen wir irgendwann nicht mehr im<br />
Krankenhaus vorbei.“ Deshalb wird noch direkt<br />
nach dem Schlusston das Datum für die Neuauflage<br />
zwölf Monate später festgelegt. The same procedure …<br />
02.12. ab 15:30<br />
Uhr Adventssingen<br />
24.12. ab 14 Uhr<br />
Weihnachtskonzert<br />
Fotos (3): St. Walburga Krankenhaus<br />
Guter Brauch: Musikzug der freiwilligen Feuerwehr gibt<br />
59. Weihnachtskonzert am Heilgen Abend<br />
Und die Mitglieder des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr<br />
<strong>Meschede</strong> unter der Leitung des Dirigenten Herbert<br />
Bürger spielen ihr 59. Weihnachtskonzert am Heiligen<br />
Abend, Sonntag, 24. Dezember, ab 14 Uhr in<br />
der Kapelle des St. Walburga-Krankenhauses.<br />
Wohlbekannte, altvertraute Weihnachtslieder<br />
- darunter Klassiker wie „O du Fröhliche“<br />
oder „Stille Nacht“ - stimmen so<br />
auf den bevorstehenden Heiligen Abend<br />
ein, bei denen das Publikum nach Belieben<br />
mitsingen kann. Patienten, Familienangehörige<br />
und interessierte Gäste<br />
sowie Mitarbeiter sind eingeladen. Mit<br />
dem Auftritt - Beginn: ab 14 Uhr - setzt das<br />
Ensemble eine alte Tradition fort, die Ende der<br />
Fünfziger von dem früheren Dirigenten und Leiter<br />
Georg Zinngräbe begründet wurde. Der Eintritt ist frei.<br />
Schederweg 12<br />
59872 <strong>Meschede</strong><br />
Tel. 0291/202-0<br />
www.walburga-krankenhaus.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 97
<strong>WOLL</strong> Verkaufsstellen<br />
HIER FINDEN SIE DAS <strong>WOLL</strong> MAGAZIN<br />
MESCHEDE<br />
STADT<br />
Abteiladen<br />
Klosterberg 11<br />
Bäckerei Franzes<br />
Jost-Hennecke-Straße 1,<br />
Bäckerei Kremer<br />
Freienohler Str. 27<br />
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Winziger Platz 12<br />
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Warsteiner Straße 12<br />
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Jahnstraße 58<br />
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Ruhrstraße 16<br />
Filiale Gartenstadt<br />
Lanfertsweg 19<br />
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Winziger Platz 14<br />
Paradiesvogel<br />
Steinstraße 3<br />
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Von-Stephan-Straße 10<br />
Bücherstube Eva Linhoff<br />
Le-Puy-Straße 15<br />
Tourist Info <strong>Meschede</strong><br />
Le-Puy-Straße 6-8<br />
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Jahnstraße 54<br />
BauLokal.de Media<br />
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Tismes Bäckerei/ Cafe<br />
Enster Str. 3<br />
Postkeller<br />
Steinstraße 7<br />
Foto Sonntag<br />
Hennestraße 8<br />
Sägewerk Laer<br />
Laer 14 / An der L 743<br />
Hinkel & Martin Provinzial<br />
Winziger Platz 14<br />
Modehaus Heide<br />
Steinstraße 6<br />
Autohaus Gödde<br />
Schneidweg 22<br />
Schulte Optik<br />
Von Stephan Str. 6<br />
ARAL Tankstelle Meyer<br />
Briloner Str. 44<br />
Bernert Kiosk<br />
Pulverturmstr. 21<br />
Kaiser Mineralöl GmbH<br />
Im schwarzen Bruch 26<br />
St.Walburga-Krankenhaus<br />
Schederweg 12<br />
REWE Ihr Kaufpark<br />
Le-Puy-Str. 34<br />
Gerstgarbe Tabak-Presse-Lotto<br />
Kaiser-Otto-Platz 2<br />
Raiffeisen Tankstelle<br />
Warsteiner Str. 41<br />
Raumausstattung Janek<br />
Kaiser-Otto-Platz 2<br />
Nähkästchen<br />
Steiler Weg 1<br />
MESCHEDE<br />
REMBLINGHAUSEN<br />
Xavers Ranch<br />
Vellinghausen 2<br />
Fleischerei und Lebensmittel<br />
Kappel<br />
Teichstraße 2<br />
MESCHEDE<br />
BERGE<br />
Bäckerei Franzes<br />
Olper Straße 18<br />
MESCHEDE<br />
EVERSBERG<br />
Blumen- und Geschenkedeele<br />
Mittelstraße 38<br />
Bäckerei Hahne<br />
Mittelstr. 36b<br />
MESCHEDE<br />
WALLEN<br />
Wenks Stube<br />
Hallohweg 2<br />
Josef Babilon<br />
Zum Brückenberg 5<br />
MESCHEDE<br />
MIELINGHAUSEN<br />
KNAUS - SB Laden<br />
Mielinghausen 9<br />
MESCHEDE<br />
GREVENSTEIN<br />
Bäckerei Franzes<br />
Ostfeld 1<br />
MESCHEDE<br />
WENNEMEN<br />
Meiers Dorfladen<br />
Dorfstraße 28<br />
MESCHEDE<br />
FREIENOHL<br />
Bäckerei Franzes<br />
Hauptstraße 25<br />
Mineralölvertrieb Noeke<br />
Freienohler Str. 124-128<br />
Filiale<br />
Hauptstr. 1<br />
Bäckerei Hahne<br />
Hauptstr. 112<br />
Aral Tankstelle Assmann<br />
Bahnhofstr. 78<br />
EDEKA Simon KG<br />
Bahnhofstr. 47-51<br />
Frontzek Lotto-Tabak<br />
Bahnhofstr. 9-11<br />
BESTWIG<br />
Schreibwaren Vetter Inh.<br />
D. Lauff<br />
Bundesstr. 140<br />
Tourist Info <strong>Bestwig</strong><br />
Bundesstraße 139<br />
Raiffeisen Tankstelle<br />
Biedermann<br />
Borghausen 7<br />
BESTWIG<br />
OSTWIG<br />
Friseursalon Sandra<br />
Rüthing<br />
Hauptstraße 17<br />
Kumm rin - die Hofschänke<br />
Marktplatz 1 a<br />
Fußpflege Schmiedel<br />
Hauptstraße 24a<br />
Bäckerei Köster<br />
Marktplatz 3<br />
Bäckerei Liese<br />
Hauptstraße 23<br />
BESTWIG<br />
FÖCKINGHAUSEN<br />
Ferienpark Hollandia<br />
Föckinghausen 6-10<br />
Waldhaus Föckinghausen<br />
Föckinghausen 23<br />
Besucherbergwerk<br />
Glück-Auf-Straße<br />
nah & frisch Nölke<br />
Heinrich-Lübke-Str. 23<br />
BESTWIG<br />
VELMEDE<br />
Tankstelle Beule<br />
Bundesstr. 77<br />
Panino Bäckerei Liese<br />
Bundesstraße 104 a<br />
BESTWIG<br />
ANDREASBERG<br />
Bäckerei Schlüter<br />
Barbarastr. 5<br />
OLSBERG<br />
BIGGE<br />
Panino Bistro Cafe Liese<br />
Hauptstraße 65<br />
Tismes Bigger Cafe-<br />
Stübchen<br />
Hauptstraße 36<br />
<strong>WOLL</strong><br />
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98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>
DIE WEIHNACHTSGANS<br />
Da liegt es nackig auf dem Tresen<br />
dieses riesig große Wesen.<br />
Gezupft, gerupft und auch geschröpft –<br />
darauf wird ne Pulle Sekt geköpft.<br />
Der Schreck schnell überwunden, wie es scheint -<br />
was soll’s, der Ferdi hat’s ja gut gemeint.<br />
Auch wenn das Lieschen in der Küche wird<br />
versauern:<br />
die Gans ist immerhin vom Biobauern!<br />
Sofort macht sie sich auf die Suche -<br />
was steht denn da so in dem Buche?<br />
Denn was das Lieschen auch bisher gelernt,<br />
von Mutters Kochkunst ist sie weit entfernt.<br />
Brät man sie vorher erst noch an?<br />
Lässt man die Füße etwa dran?<br />
Die Liste lang, die Zutaten fein -<br />
oh Herre, was stopft man denn da alles rein?<br />
Der Zeiger immer weiter rückt –<br />
die Festtagsstimmung eher gedrückt.<br />
Oh Schreck lass nach: die Beilagen fehlen!<br />
Ein Grund mehr, den passenden Wein zu wählen.<br />
Die Gans so langsam Farbe kriegt,<br />
während sie endlich im heißen Ofen liegt.<br />
Darauf wird noch einer gehoben –<br />
und das Baumschmücken auf den nächsten<br />
Tag verschoben.<br />
Wegräumen, spülen, wie sie sich beeilt,<br />
während Ferdi nur gute Ratschläge erteilt.<br />
Ruckzuck ist endlich der Tisch gedeckt<br />
und Lieschen grübelt: ob sie auch schmeckt?<br />
Während beide erschöpft auf der<br />
Küchenbank verharren<br />
und gebannt auf den dampfenden Ofen starren,<br />
wird Lieschens Kopfschmerz minütlich doller -<br />
und der Ferdi immer voller.<br />
Na denn… Frohes Fest, woll?<br />
Text und Illustration: Anke Kemper<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong> - 99
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>-<strong>2018</strong>