Dez. 2017 / Nord

GEMEINDE-
PORTRÄT
Dornach wächst über das Goetheanum hinaus
8000 Einwohner bis 2035? Es warten einige Herausforderungen.
«Je näher man dem Goetheanum
kommt, desto weniger rechte Winkel
besitzen die Häuser. Desto
bunter und surrealer wird die Umgebung»,
beschreibt die Autorin
in einem Artikel in der NZZ vom
14. April 2016 ihre erste Ansicht
von Dornach. Das Goetheanum
hat für die grösste Gemeinde des
Schwarzbubenlandes eine starke
Bedeutung – aber nicht nur. Im
nahe Basel gelegenen Ort beschäftigen
in Zukunft noch einige andere
Dinge.
Seit über 90 Jahren steht das Goetheanum
wie ein Fels in der Brandung, hoch über
Dornach. Der geistige Vater der Anthroposophen
und Universalgelehrte Rudolf
Steiner liess es 1925 so bauen, dass es
mit dem Gesicht nach Westen schaut. Das
erste aus Holz errichtete Gebäude brannte
in der Silvesternacht von 1922 ab. Eine
Basler Zahnarztfamilie stellte das Gelände
zur Verfügung. Heute ist das Goetheanum
regelmässiger Versammlungsort der anthroposophischen
nationalen Gesellschaften
aus über 70 Ländern mit insgesamt über
45 000 Mitgliedern.
Wichtiger Teil von Dornach
Das Goetheanum müsste also auch ein
Segen sein für die Gemeinde – eine Touristenattraktion
und Treffpunkt von Tausenden
von Menschen im Jahr. «Richtig»,
sagt Gemeindepräsident Christian Schlatter.
«Es ist ein wichtiger Teil von Dornach
mit Ausstrahlung in die ganze Welt. Aber
punkto Zusammenarbeit haben das Goetheanum
und wir noch Potenzial», drückt
sich der Gemeindepräsident diplomatisch
aus. Er bestätigt die eindrückliche Zahl von
Kongressbesuchern. Dornach fehlten aber
sowohl die Hotel- als auch Gastronomie-
Infrastruktur, um direkt von diesem Besucherstrom
profitieren zu können. Die Zukunftspläne
der attraktiven Wohngemeinde
mit der Nähe zur Natur und Erholungszentren
gehen in eine andere Richtung. Visionen
und Pläne, die gleichbedeutend sind
mit grossen Herausforderungen.
Starker Bevölkerungszuwachs möglich
Dazu gehört beispielsweise das Areal
Weiden der einstigen Swissmetal, die
von der Immobilienfirma HIAG 2015 erworben
wurde. Derzeit produziert die
Hauptmieterin, die chinesische Baoshida,
in einem Teil der Räumlichkeiten der
ehemaligen Metallwerke Dornach AG.
Einige leerstehende Gebäude und Flächen
werden in den nächsten Monaten und Jahren
mit einer Zwischennutzung versehen.
Heute sind bereits der Zivilschutz und die
Feuerwehr sowie ein paar kleinere Betriebe
vor Ort. Der Gemeinde schwebt mittel- und
langfristig eine Mischnutzung des Areals
vor – mit Wohnraum und Gewerbe. Die
von der Grundeigentümerin durchgeführte
Testplanung geht von mehreren hundert
Leuten aus, die dereinst auf dem Areal leben
könnten.
Zusätzliches Potenzial hat auf dem übrigen
Gemeindegebiet die sogenannte «Inneverdichtung»,
die seit vielen Jahren stattfindet
und nochmals rund 1000 Personen nach
Dornach bringen könnte. Dornach mit seiner
idealen Lage, der Nähe zur Natur und
Das Zentrum von
Oberdornach.
6