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Glänzendes Comeback - und Handelskammer Nord Westfalen

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Das Unternehmen: Die Gebrüder Niessing GmbH<br />

& Co. KG war seit Jahrzehnten ein Trendsetter der<br />

Schmuckbranche. Aus der Insolvenz ging das<br />

Unternehmen hervor wie Phönix aus der Asche.<br />

Foto: Niessing<br />

<strong>und</strong> kulturellen Gründen.“ Den monetären<br />

Aspekt sieht er im Unternehmen eher nachgeordnet:<br />

Niessing habe die Ideen, die gefragt<br />

sind, <strong>und</strong> müsse diese wieder in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> stellen. „Das Geldverdienen –<br />

<strong>und</strong> damit die Absicherung von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern – muss eine angenehme<br />

Zwangsläufigkeit werden.“<br />

scheinbar ohne Halterung schweben lässt),<br />

neue Farbgoldlegierungen oder der Niessing<br />

Flechtschmuck sind nur einige Beispiele<br />

aus der Niessing´schen Designgeschichte<br />

der letzten Jahrzehnte. Kurz vor<br />

der Jahrtausendwende verstärkte das Unternehmen<br />

seinen nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Auftritt, indem es eine ganze<br />

Reihe von „Flagstores“ <strong>und</strong> Vertretungen<br />

zwischen Berlin <strong>und</strong> Seoul errichtete.<br />

Das neue Team<br />

Buchstäblich in letzter Minute konnte<br />

Klaus Kaufhold seine späteren Mitstreiter<br />

gewinnen <strong>und</strong> erklärte sich mit diesem<br />

Team bereit, unmittelbare Verantwortung<br />

zu übernehmen. Michael Mönig als Insolvenzverwalter<br />

hatte das Sagen, die späteren<br />

Gesellschafter <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

jedoch waren voll in die Entscheidungen<br />

r<strong>und</strong> um den Übergang einbezogen. Mönig<br />

zählt auf, was die Rettung möglich machte:<br />

„Es lag eine starke Marke mit positivem<br />

Image vor, die der Markt kannte <strong>und</strong> wollte.<br />

Und es gab ein überaus gutes Betriebsklima.“<br />

Mit Nachdruck wurde an einer<br />

langfristig tragfähigen finanziellen Lösung<br />

gearbeitet – mit der Sparkasse Westmünsterland<br />

<strong>und</strong> der Sparkasse KölnBonn <strong>und</strong><br />

mithilfe einer Landesbürgschaft. Klaus<br />

Kaufhold: „Meine Mitstreiter <strong>und</strong> ich sind<br />

dabei bis an die äußersten Grenzen unserer<br />

menschlichen wie finanziellen Möglichkeiten<br />

gegangen. Insbesondere der bürokratisch<br />

aufwändige Bürgschaftsantrag kostete<br />

viel Kraft, Zeit <strong>und</strong> Nerven.“<br />

Nach einem für alle Beteiligten turbulenten<br />

halben Jahr nahm am 1. Mai 2009 die neue<br />

Niessing Manufaktur GmbH & Co. KG offiziell<br />

ihre Arbeit auf. Etwa 20 Mitarbeitern<br />

musste gekündigt werden, 109 Arbeitsplätze<br />

waren gerettet. Der Neustart wurde<br />

sowohl in der Region als auch in der Fachwelt<br />

mit großer Freude aufgenommen.<br />

Mitte Juni waren dann auch die letzten<br />

Papiere unterzeichnet <strong>und</strong> hinterlegt, die<br />

neuen Gesellschafter <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

damit „Herren im eigenen Haus“. Mit zum<br />

Gesellschafter-Team gehören neben Kaufhold<br />

auch Johanna Lenz von der Lenz &<br />

Lenz GbR in Köln <strong>und</strong> Günter Henrich,<br />

Gründer <strong>und</strong> Gesellschafter der deutschen<br />

Schmuckmanufaktur Henrich & Denzel.<br />

Wilhelm Tigges ist neben Kaufhold in dem<br />

neuen Unternehmen Geschäftsführer. Er<br />

war ehemals Assistent der Geschäftsleitung<br />

<strong>und</strong> später Prokurist bei der Gebrüder<br />

Niessing GmbH & Co. KG.<br />

Weiterhin entscheidender Teil des „neuen<br />

Niessing“ sind darüber hinaus die Mitarbeiter,<br />

die sich über ihre Vertretungen sehr<br />

konstruktiv an der Rettung des Unternehmens<br />

beteiligten. „Ich sehe <strong>und</strong> spüre eine<br />

derart mitreißende Motivation <strong>und</strong> eine so<br />

umfassende Loyalität, wie ich sie bisher<br />

kaum erlebt habe“, lobt Klaus Kaufhold.<br />

„Mit dem Verlauf der ersten sechs, acht<br />

Wochen sind wir sehr zufrieden. Allerdings<br />

ist es natürlich noch weiterhin so, dass<br />

etwa 80 Prozent meines Engagements in<br />

die ‚Vergangenheitsbewältigung‘ gehen –<br />

ein Anteil, der aber wohl kleiner werden<br />

Der Retter:<br />

Der ehemalige<br />

Kölner Schmuckhändler<br />

Klaus<br />

Kaufhold kam als<br />

Vermittler im<br />

Insolvenzfall<br />

Niessing - <strong>und</strong><br />

rettete gemeinsam<br />

mit seinem<br />

Team das Unternehmen,<br />

die<br />

Marke <strong>und</strong> über<br />

100 Arbeitsplätze.<br />

Foto: Jakoby<br />

Fallbeispiel Insolvenz<br />

Die Produkte: Trauringe waren <strong>und</strong> sind eine Säule des Geschäfts. Foto: Niessing<br />

Zum Thema Insolvenz siehe auch Wirtschaftsspiegel<br />

7/8 Seite 46: „Insolvenz<br />

ist kein Makel“, Interview mit dem<br />

Insolvenzverwalter Michael Mönig<br />

sowie der Leserbrief dazu auf Seite 6<br />

wirtschaftsspiegel 9 · 2009<br />

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