O7 Daun Dezember 2017
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ihrer sozialen Verantwortung entziehen.<br />
Indes würden in ihrem Betrieb immer wieder<br />
intensive Prüfungen durchgeführt und selbst<br />
kleinste Versäumnisse mit Strafandrohung<br />
belegt. Mit den sogenannten Steuerparadiesen<br />
müsse endlich Schluss sein, dann könnten auch<br />
hierzulande die Steuern und Abgaben für ihre<br />
Mitarbeiter und für sie selbst gesenkt werden.<br />
Was in Berlin jetzt passieren soll? „Ich bin für<br />
Neuwahlen. Obwohl ich auch nicht weiß, ob<br />
und warum sich die Wähler jetzt anders entscheiden<br />
sollten.“<br />
In der Brust von Thomas Klassmann schlagen<br />
gleich zwei Herzen – eines beruflich als Direktor<br />
Regionalmarkt Eifel der Volksbank Rhein-<br />
AhrEifel und ein privates. Beruflich wünscht er<br />
sich ein schnelles Ende der Unsicherheit und<br />
eine stabile Regierung, dann dürfte es auch die<br />
Große Koalition sein. Und privat? „Eine Minderheitsregierung<br />
wäre gut für unsere Demokratie<br />
und ein spannendes Experiment.“ Er bezweifelt<br />
allerdings, ob Angela Merkel das ebenfalls<br />
befürworten würde. Bei einer Großen Koalition<br />
fürchtet er das weitere Erstarken der Ränder<br />
links und rechts, was aus seiner Sicht aber auch<br />
bei Neuwahlen der Fall wäre. Letztere, so ist<br />
er überzeugt, würden uns keinen Schritt weiter<br />
bringen, aber 92 Millionen Euro oder sogar<br />
mehr kosten. So teuer war die Bundestagswahl<br />
im September. Das Geld könne man besser<br />
anlegen, meint Klassmann, und wünscht sich für<br />
die Region bei Mobilfunk und Breitbandversorgung<br />
Gleichstand mit den Städten. „Mit diesem<br />
Problem kennen sich viele unserer Kunden<br />
aus. Und einige unserer Filialen sind schon am<br />
Limit, wenn sie schnell auf die zentral in der<br />
Cloud gespeicherten Programme und Daten<br />
zugreifen wollen“, so Klassmann. Da müsse<br />
schnell etwas passieren.<br />
Nicht nur beim Breitbandausbau – auch in<br />
der mangelhaften medizinischen Versorgung<br />
sowie bei der fehlenden Infrastruktur im Bereich<br />
Verkehrswege und Schulen können ländliche<br />
Regionen mit den großen Städten nicht<br />
mithalten. Werner Klöckner, Bürgermeister der<br />
Verbandsgemeinde <strong>Daun</strong> fordert hier dringend<br />
Lösungen. Schluss sein müsse damit, dass sich<br />
auf Bundesebene eine Vielzahl von Ministerien<br />
mit dem ländlichen Raum beschäftigen: „Der<br />
ländliche Raum muss konsequent und gebündelt<br />
in den Blick genommen werden. Nur dann<br />
8<br />
kann sich der Bund unserer Probleme annehmen.“<br />
Bei der Umsetzung der Forderungen aus<br />
dem 7. Altenbericht der Bundesregierung im<br />
vergangenen Jahr, der den Titel „Sorge und Mitverantwortung<br />
in der Kommune“ trug, wäre das<br />
ebenfalls wichtig. Klöckner: „Dazu muss den<br />
Den Abbau der Bürokratie und das Schließen von<br />
Steuerparadiesen wünscht sich Petra Weber, Inhaberin<br />
von Design naturell in <strong>Daun</strong>.<br />
Als Privatmann fände Thomas Klassmann, Direktor<br />
Regionalmarkt Eifel der Volksbank RheinAhrEifel,<br />
eine Minderheitsregierung spannend. Beruflich<br />
plädiert er für eine stabile Regierung.<br />
Von einer neuen Bundesregierung erwartet Werner<br />
Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde <strong>Daun</strong>,<br />
dass sie die ländlichen Regionen und die Kommunen<br />
gebündelt in den Blick nimmt.<br />
„Das schaffen die Kommunen nicht alleine“: Der Bunde<br />
müsse den Kommunen bei der Tilgung der Schulden<br />
helfen, so Alfred Steimer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde<br />
Ulmen.<br />
Kommunen die Verantwortung zur Gestaltung<br />
des Älterwerdens als Pflichtaufgabe übertragen<br />
werden. Und die Finanzierung muss gleichzeitig<br />
auch sichergestellt sein.“ Welche Regierung<br />
das in die Hände nehmen soll? Klöckner hätte<br />
das Experiment Jamaika begrüßt und hofft auch<br />
nach der Abkehr von FDP-Chef Christian Lindner<br />
noch, dass sie zustande kommen wird.<br />
Sein Kollege Alfred Steimers, Bürgermeister der<br />
VG Ulmen, ist der Meinung, die FDP habe sich<br />
vor der Verantwortung gedrückt. Weil eine Minderheitsregierung<br />
aus seiner Sicht „Quatsch“<br />
wäre, hofft er auf ein Einlenken der SPD und die<br />
Fortsetzung der Großen Koalition: „Wenn die<br />
Partei jetzt ihrer staatspolitischen Verantwortung<br />
nicht gerecht wird, weiß ich nicht, ob sich die<br />
Regeneration in der Opposition jemals wieder<br />
in Wählerstimmen auszahlt.“ Dabei hatten ihn<br />
die beiden Parteien in der letzten Legislaturperiode<br />
bereits ziemlich enttäuscht. „Die sitzen<br />
in vielen Städten und Kommunen am Ruder, da<br />
hätte ich auf mehr Gehör für die Kommunen gehofft.“<br />
Das erwartet er jetzt von einer künftigen<br />
Regierung. Vor allem sollte sich die gute Finanzsituation<br />
endlich auch auf die Kommunen in der<br />
Region auswirken. Bei den Liquiditätskrediten,<br />
die sich bei vielen Kommunen in den vergangenen<br />
Jahren angehäuft haben, müsse es eine<br />
Lösung geben: „Das alles sollte in einem Topf<br />
zusammengefasst und langfristig von Bund, Ländern<br />
und Kommunen gemeinsam getilgt werden<br />
können. Alleine werden viele Kommunen das<br />
nicht schaffen“, fürchtet Steimers.<br />
Es sind kritische Stimmen, die wir von den befragten<br />
Unternehmern aus der Region zu hören<br />
bekamen. Ob sich an dem vielfach beklagten<br />
Politikspiel in Berlin endlich etwas ändert? Der<br />
Bundespräsident tut jetzt gut daran, dass er die<br />
Parteien an ihre Verantwortung gegenüber dem<br />
Wähler erinnert. Neuwahlen würden nicht nur<br />
viel kosten – auch dass das Ergebnis ein anderes<br />
wäre als im September, ist zu bezweifeln.<br />
Meinungsforscher gehen jedenfalls davon aus,<br />
dass sich die Wähler kaum anders entscheiden<br />
würden. Wie immer sich die Dinge entwickeln<br />
werden: Die Berater und Marketingstrategen<br />
unserer Politiker denken vermutlich bereits darüber<br />
nach, wie sie unserem Land ein faktisches<br />
„weiter so“ als zukunftsorientierten Neustart<br />
verkaufen können. Ob am Ende eine nachhaltige<br />
Politik auch für unseren ländlichen Raum<br />
herauskommt, steht in den Sternen. Genauso<br />
wie derzeit unsere künftige Bundesregierung.