unternehmen Dezember 2013
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | 2,00 €<br />
4 197821 302003 3 6<br />
Zement – eine<br />
heiße Branche<br />
Zement wird bei 2200 Grad gebrannt. Schwenk-<br />
Geschäftsführer Gerhard Hirth über Preiskämpfe,<br />
Beteiligungen und sein Werk in Afrika.<br />
Internationale Schule Fit für Studium und Jobs in der ganzen Welt SEITE 6<br />
Finanzen Kluge Strategien, um interne Liquidität freizusetzen SEITE 20<br />
Weihnachtsfeiern Ein stimmungsvolles Fest unter der Plastiktanne SEITE 38
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und Rechenzentrum aus einer Hand.<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[inhalt]<br />
30<br />
20 24 36<br />
38<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
die Konjunkturflaute im Euroraum hat das<br />
Wachstum vieler schwäbischer Mittelständler<br />
in diesem Jahr gebremst. Dennoch sind<br />
die meisten Unternehmen recht gut durch<br />
das schwierige Jahr gekommen. Das liegt an<br />
einer klugen Mischung aus bodenständiger<br />
Kompetenz, motivierten Mitarbeitern,<br />
effizienten Abläufen, Innovationsfreude,<br />
Kundenorientierung und einer langfristigen<br />
Ausrichtung des Geschäfts. Unser Titel-<br />
Interview mit Schwenk-Geschäftsführer<br />
Gerhard Hirth (Seite 10) zeigt, wie sich Unternehmen<br />
mit solchen Werten selbst in<br />
einem umkämpften, schrumpfenden Markt<br />
behaupten können. Freilich gibt es im<br />
Mittelstand noch viel Potenzial, besser zu<br />
werden – sei es beim Mega-Thema Energie<br />
(Seite 24 und 27), beim Heben interner<br />
Liquiditätsreserven (Seite 20) oder im Personalmanagement<br />
(Seite 34). Ich wünsche<br />
Ihnen einen anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[verantworten]<br />
06 Fit für die weite Welt<br />
Lehrer aus 10 Ländern, Schüler aus<br />
23 Nationen: die Internationale Schule<br />
Ulm/Neu-Ulm<br />
[titelthema]<br />
10 Mr. Zement und sein hartes Geschäft<br />
Schwenk-Geschäftsführer Gerhard Hirth<br />
im Gespräch<br />
[finanzieren]<br />
20 Flüssig bleiben ist kein Zauberwerk<br />
Wie Firmen ihre interne Liquidität heben<br />
32 Iban, die Schreckliche<br />
Kein Entkommen, die neue<br />
Kontonummer steht vor der Tür<br />
[spezial]<br />
24 Licht – auf den Punkt gebracht<br />
Der Austausch von Leuchtmitteln bringt<br />
Unternehmen viel Geld<br />
27 Sparen kann so einfach sein<br />
Die Energieverschwendung hat ein Ende<br />
[leben]<br />
30 Das Auge kauft mit<br />
Trends und Tricks im Ladenbau<br />
38 Weihnachtslieder im April<br />
Umfrage unter Führungskräften zu<br />
Weihnachtsfeiern in ihren Betrieben<br />
[führen]<br />
34 Wie man gute Leute findet und hält<br />
Esta-Personalchef Philipp Raunitschke<br />
[machen]<br />
36 Der junge Wal in der Öko-Welt<br />
Das Einrichtungshaus Kohler<br />
in Erolzheim<br />
[namen & nachrichten]<br />
04 Dauerstreit in Ulm um neue<br />
Sedelhof-Passage<br />
05 Manfred Hommel plant<br />
Oldtimerfabrik in Gmünd<br />
41 Design-Treffpunkt für<br />
Süddeutschland<br />
42 Heizpellets aus Apfeltrester<br />
42 Space Shuttle huckepack genommen<br />
42 Schlechte Noten für die Chefs<br />
42 Impressum<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Dauerstreit in Ulm um neue Sedelhof-Passa<br />
Dicke Luft herrscht in Ulm zwischen<br />
der Stadtspitze und Teilen<br />
des innerstädtischen Handels.<br />
Vor allem Betriebe aus der Bahnhofstraße<br />
fühlen sich von der<br />
Stadt beim Bau des Sedelhof-Projektes<br />
benachteiligt. Bis zum Jahr<br />
2016 sollen auf dem 9000 Quadratmeter<br />
großen Gelände Läden,<br />
Büros und Wohnungen entstehen.<br />
Aus Sicht der Geschäfte in<br />
der Bahnhofstraße, zu denen unter<br />
anderem Sport Sohn und das<br />
Modehaus Reischmann gehören,<br />
gräbt die Stadt mit dem 130 Millionen<br />
teuren Sedelhof-Projekt<br />
dem alteingesessenen Handel<br />
buchstäblich die Kundschaft ab.<br />
Noch erstreckt sich mitten in der<br />
Innenstadt, dem Hauptbahnhof<br />
gegenüber, eine riesige unansehnliche<br />
Brache, auf der wochenlang<br />
nichts vorwärtsging.<br />
Verzögert wurde das Projekt von<br />
Einsprüchen der Stadtratsfraktionen<br />
und den harten Verhandlungen<br />
zwischen der Projektentwicklungsgesellschaft<br />
MAB und<br />
McDonald‘s über einen neuen<br />
Mietvertrag. Die Filiale der<br />
Schnellimbisskette zieht während<br />
der Bauzeit in einen Container<br />
inmitten der Bahnhofstraße.<br />
Zwischennutzung der praktischen Art: Auf der Brachfläche entstehen vorübergehend 60 Parkplätze. McDonald‘s hat derweil den<br />
Allerdings will die Stadt Ulm mit<br />
dem Abriss des nun leerstehenden<br />
Gebäudes warten, bis das<br />
Weihnachtsgeschäft vorüber ist.<br />
Auch in einem weiteren Punkt<br />
kommt die Stadt dem Handel entgegen:<br />
Auf der freien Fläche legt<br />
sie vorübergehend 60 bewirtschaftete<br />
Parkplätze an. Den<br />
Wegfall von 500 Stellplätzen im<br />
abgerissenen Parkhaus gleicht<br />
das aber nur zum Teil aus.<br />
Auch sind die Händler in der<br />
Bahnhofstraße immer noch verärgert,<br />
dass die Kunden aus Richtung<br />
Bahnhof künftig durch die<br />
neue Sedelhof-Passage gelotst<br />
werden sollen. Eine Änderung<br />
dieser Planung könnte die Stadt<br />
Ulm teuer kommen. Dann könnte<br />
der Projektentwickler MAB<br />
Erwin Müller zieht sich<br />
Schritt für Schritt zurück<br />
Regelt sein Lebenswerk:<br />
Erwin<br />
Müller.<br />
Erwin Müller<br />
(81) hat die<br />
Führung seines<br />
Drogeriemarkt-Imperiums<br />
neu<br />
geordnet. Das<br />
operative Geschäft<br />
verantworten<br />
Elke<br />
Menold (51),<br />
die bisher vor allem die Parfümeriesparte<br />
leitete, und der neue Finanz-<br />
und Logistikchef Wolfgang<br />
Lux (55). Müller bleibt Vorsitzender<br />
der dreiköpfigen Geschäftsführung<br />
der Müller Holding – jedoch<br />
ohne Ressort. Im Zuge der<br />
Neusortierung wachsen vor allem<br />
die Kompetenzen von Elke<br />
Menold. Sie ist für Marketing,<br />
Personal, Einkauf, Vertrieb und<br />
E-Commerce zuständig. Müller<br />
ist mit einem Jahresumsatz von<br />
rund 4 Milliarden Euro und<br />
30.000 Mitarbeitern die Nummer<br />
drei im deutschen Markt nach<br />
DM und Rossmann. [!] amb<br />
Ikea fühlt sich im<br />
Südwesten benachteiligt<br />
Die schwedische Möbelhauskette<br />
Ikea bleibt in Deutschland auf<br />
Wachstumskurs. Ihr Umsatz legte<br />
um 2,8 Prozent auf knapp<br />
4 Milliarden Euro zu. Schwierig<br />
bleibt nach den Worten von<br />
Deutschland-Chef Peter Betzel<br />
die Expansion in Baden-Württemberg,<br />
weil dort Land und<br />
Kommunen mit der Genehmigung<br />
neuer Möbelhäuser, Superoder<br />
auch Heimwerker-Märkte<br />
außerhalb der Innenstädte sehr<br />
restriktiv umgingen. Ikea hat daher<br />
die EU-Kommission um Prüfung<br />
gebeten, ob dadurch die<br />
Niederlassungsfreiheit eingeschränkt<br />
werde. Ikea betreibt in<br />
Baden-Württemberg nur fünf<br />
Häuser: drei im Rhein-Main-gebiet,<br />
eines in Sindelfingen und<br />
eines in Ulm. In Ravensburg gab<br />
es kein passendes Grundstück. In<br />
der Bodensee-Region verliefen<br />
Gespräche ergebnislos. Doch habe<br />
Ikea dort weiter Interesse, ein<br />
Einrichtungshaus zu eröffnen,<br />
sagte eine Sprecherin. [!] otr<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
ge<br />
Übergangs-Container in der Fußgängerzone bezogen.<br />
womöglich auf die geänderte Vertragsgrundlage<br />
verweisen und<br />
den Grundstückspreis von mehr<br />
als 30 Millionen Euro drücken.<br />
Zudem muss die Stadt Ulm unter<br />
Umständen Millionen ausgeben,<br />
um die vertraglich zugesicherte<br />
Macziol und Fritz<br />
gehen getrennte Wege<br />
Zu den großen<br />
Erfolgsgeschichten<br />
in der Wirtschaftsregion<br />
gehörte in<br />
den vergangenen<br />
Gründer und Namensgeber:<br />
Jahren<br />
Eberhard<br />
Macziol.<br />
die Entwicklung<br />
des mittelständischen<br />
Systemhauses Fritz &<br />
Macziol, das seit 2006 zum niederländischen<br />
Imtech-Konzern<br />
Belieferung des Sporthauses<br />
während der Bauzeit zu gewährleisten.<br />
Die vor der Auflösung<br />
stehende MAB will das Projekt<br />
noch realisieren, wird aber von<br />
ihrem Eigentümer Rabobank abgewickelt.<br />
[!] hut/amb<br />
gehört. 1987 hatten Heribert<br />
Fritz und Eberhard Macziol das<br />
Unternehmen gegründet, das<br />
heute rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
2012 kletterte der Umsatz<br />
um 30 Prozent auf 364 Millionen<br />
Euro, den besten Wert der<br />
Firmengeschichte. Nun gehen<br />
die Gründer getrennte Wege. Macziol<br />
scheidet auf Grund von Meinungsverschiedenheiten<br />
über<br />
die künftige Führung der Unternehmensgruppe<br />
aus, lautet die<br />
offizielle Begründung. [!] hut<br />
Manfred Hommel plant<br />
Oldtimerfabrik in Gmünd<br />
Manfred Hommel (55) und weitere<br />
Mitglieder des neu gegründeten<br />
Oldtimer-Clubs Stuttgart<br />
– Stauferland mit Sitz in Schwäbisch<br />
Gmünd arbeiten auf Hochtouren<br />
daran, im Remstal einen<br />
neuen Treffpunkt für Oldtimer-<br />
Freunde zu schaffen. Der Chef der<br />
Mercedes-Benz-Niederlassung in<br />
Stuttgart, Gründer und Vorsitzende<br />
des Oldtimer-Clubs Donau<br />
Masters, will auf dem 5200 Quadratmeter<br />
großen Gelände einer<br />
historischen Pumpenfabrik in<br />
Schwäbisch Gmünd eine Oldtimerfabrik<br />
nach dem Neu-Ulmer<br />
Vorbild errichten.<br />
Hommel ist Initiator und Motor<br />
der dortigen Oldtimerfabrik<br />
Classic, die sich zu dem Treffund<br />
Anlaufpunkt im süddeutschen<br />
Raum entwickelt hat. Die<br />
ehemalige Kanonenfabrik bietet<br />
Platz für 120<br />
Fahrzeuge,<br />
Pflege- und<br />
Reparaturmöglichkeiten<br />
sowie<br />
eine Gastronomie.<br />
Für Oldtimerfan und<br />
das Gmünder Macher: Manfred<br />
Projekt stehen<br />
Hommel.<br />
hinter<br />
dem gebürtigen Aalener Hommel<br />
rund 20 Geschäftsleute. Der<br />
Gmünder Anwalt Peter Jursch<br />
geht von einem Investitionsvolumen<br />
von sechs bis sieben Millionen<br />
Euro aus. „Bereits jetzt ist die<br />
hohe Nachfrage nach Stellplätzen<br />
deutlich spürbar. Das neue<br />
Angebot soll Oldtimerfreunde<br />
aus dem Raum Ostalbkreis, Remstal,<br />
Göppingen und Stuttgart ansprechen“,<br />
sagt Hommel. [!] hof<br />
Österreicher übernimmt<br />
Kunert-Standorte<br />
Wem gehört der Strumpf? Einem Österreicher.<br />
Der österreichische Investor Erhard<br />
Grossnigg hat den Strumpfhersteller<br />
Kunert gekauft. Das<br />
Traditions<strong>unternehmen</strong> hatte im<br />
Frühjahr Insolvenz angemeldet<br />
und seitdem 100 Stellen abgebaut.<br />
Grossnigg übernimmt im<br />
Zuge einer übertragenen Sanierung<br />
die Produktionsstätten des<br />
Traditions<strong>unternehmen</strong>s in Immenstadt<br />
und in Marokko mit<br />
900 Mitarbeitern als neugegründete<br />
Kunert Fashion GmbH. Der<br />
bisherige Kunert-Mehrheitseigner<br />
ist die Firma Julius Textile<br />
Investment, die zur britischen<br />
Kingsbridge Capital Group gehört.<br />
Sie beteiligt sich ebenfalls<br />
an der neuen Kunert Fashion<br />
GmbH. [!] <br />
HAM<br />
5
Wer die Internationale Schule schafft, kann mit dem Abschluss in den meisten Ländern der Welt studieren: Im Mai dieses Jahres hatte der erste Jahrgang das<br />
„IB-Diploma“ in der Tasche – und natürlich haben alle acht Kandidaten die Prüfung bestanden. <br />
© xy / fotolia.com<br />
Fit für die weite Welt<br />
Lehrer aus 10 Nationen unterrichten an der Internationalen Schule 195 Schüler aus 23 Ländern. In allen Fächern und<br />
auch auf den Fluren wird Englisch gesprochen. Nicht zuletzt sollen die jungen Leute Weltoffenheit lernen.<br />
Zahlreiche Gäste in Dirndl oder Lederhosen<br />
warten an weißblau gedeckten Tischen<br />
unter ebensolchen Girlanden auf<br />
Weißbier und Weißwurst. Während anderswo<br />
in Bayern bei solchen Gelegenheiten gern<br />
darüber diskutiert wird, wie und wann man<br />
die Wurst korrekt verspeist, spielt das beim<br />
„Bavarian Breakfast“ in der Mensa der Internationalen<br />
Schule keine Rolle. Jeder häutet sie<br />
auf seine Weise – und an den Tischen wird<br />
meist Englisch gesprochen. Der bayerische<br />
Look kann nicht darüber hinweg täuschen:<br />
Auf den Bierbänken sitzen Schüler, Eltern und<br />
Lehrer aus allen Kontinenten – eine internationale<br />
Gesellschaft, wie sie jeden Tag in der<br />
Schule in der Neu-Ulmer Schwabenstraße zusammenkommt.<br />
„Internationalität heißt nicht, die Welt zu erklären,<br />
sondern sich gegenseitig zu verstehen“<br />
– so beschreibt Dr.<br />
Peter Kulitz die Atmosphäre,<br />
die hier<br />
herrscht. Er nennt<br />
das Prinzip auch<br />
„Eintauchen statt<br />
Übersetzen“. Das<br />
Über Kairo nach Neu-Ulm:<br />
Schulleiter Rob DeWolf<br />
gilt für die Sprache<br />
ebenso wie für die<br />
Kultur. In seiner<br />
Funktion als IHK-<br />
Präsident hat Kulitz<br />
die Schule auf<br />
den Weg gebracht und dafür stand ihm ein<br />
Netzwerk zur Seite. Das gemeinsame Ziel:<br />
Stärkung des Standorts in Zeiten des Fachkräftemangels.<br />
Kulitz: „Experten aus dem Ausland<br />
kommen nur hierher, wenn die Familie mitzieht.“<br />
Das fällt leichter, wenn die Kinder eine<br />
Schulbildung ohne Brüche genießen können<br />
und Umzüge nicht zwangsläufig in den<br />
Dschungel unterschiedlicher Schulsysteme<br />
münden.<br />
Die ersten haben ihr Diplom<br />
Wer an der Internationalen Schule Ulm/Neu-<br />
Ulm (ISU) lernt, kann problemlos an eine der<br />
weltweit 3668 Einrichtungen wechseln, die<br />
von der International Baccalaureate (IB) Organisation<br />
in Genf zertifiziert und in 146 Ländern<br />
nach den gleichen Grundsätzen und auf<br />
die gleiche Abschlussprüfung hin unterrich-<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[verantworten]<br />
personalberatung<br />
ten – in Australien ebenso wie in China, den<br />
USA oder in Zimbabwe. Die im Jahr 2005 gegründete<br />
Internationale Schule Ulm/Neu-<br />
Ulm bekam 2009 das IB-Qualitätssiegel. Im<br />
Mai <strong>2013</strong> legten die ersten acht Absolventen<br />
das IB-Diploma ab, das in den allermeisten<br />
Ländern zum Studium berechtigt. „Alle haben<br />
bestanden“, sagt Schulleiter Rob DeWolf. Und<br />
sie liegen mit ihrer erreichten Punktzahl über<br />
dem weltweiten Durchschnitt, wie er nicht<br />
ohne Stolz hinzufügt.<br />
Der US-Amerikaner bringt eine Menge Internationalität<br />
mit. Er unterrichtete beispielsweise<br />
an der deutsch-amerikanischen John F.<br />
Kennedy-Schule Berlin, in Pakistan, Kuwait,<br />
Antwerpen und Kairo. Aber auch im überschaubaren<br />
Ulm fühlten er und seine aus<br />
Russland stammende Ehefrau sich wohl, sagt<br />
er. Nicht zuletzt wegen der Nähe zu den Alpen,<br />
wegen der Sicherheit – und „weil alles<br />
funktioniert“. 2011 übernahm er die Leitung<br />
der ISU. Die Aufgabe reizte ihn, weil sich die<br />
Schule noch im Aufbau befindet. In den vergangenen<br />
zwei Jahren ist sie um 18 Prozent<br />
auf 194 Schüler zwischen 3 und 19 Jahren angewachsen.<br />
Offene Türen<br />
DeWolf strahlt eine freundliche Ruhe aus. Die<br />
herrscht auch in der Schule. Manche Klassenzimmertüren<br />
stehen offen. In dem einen oder<br />
anderen Raum arbeiten nur ein oder zwei<br />
Schüler mit dem Lehrer oder der Lehrerin. Das<br />
ist zwar nicht die Regel, klein sind die Klassen<br />
aber schon. Das Maximum von 21 Kindern<br />
oder Jugendlichen wird selten erreicht, im<br />
Schnitt sitzen 10 bis 15 Schüler in einer Klasse.<br />
Das ist ein Riesenvorteil, finden die Zwölftklässler<br />
Tristan Deschler und Mareike Oelrichs.<br />
Die 17-Jährige ist eine von zwei Schülerinnen<br />
im Leistungskurs Chemie. „Ein<br />
Thema, das wir<br />
beide gut verstehen,<br />
haken wir in<br />
einer halben Stunde<br />
ab. Und für<br />
schwierigen Stoff<br />
haben wir die Zeit,<br />
die wir brauchen.<br />
Keiner bleibt auf<br />
der Strecke, weil er<br />
Mareike Oelrichs: Keiner nichts kapiert,<br />
langweilt sich.<br />
und keiner langweilt<br />
sich, weil er’s<br />
vor den anderen gecheckt hat.“ In einer Klasse<br />
mit mehr als 25 Schülern dagegen könne man<br />
nicht jede Frage beantworten, sagt Tristan.<br />
Der Deutsch-Amerikaner fährt jeden Tag von<br />
Memmingen nach Neu-Ulm zur Schule. Er<br />
weiß, wovon er spricht. In den USA hat er eine<br />
High-School mit 4500 Schülern besucht. Da<br />
kannte er nicht mal alle aus seinem Jahrgang.<br />
Die Werte der Schule „verinnerlicht man au-<br />
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Die Internationale Schule in Kürze<br />
Schülerzahl:<br />
195 Kinder und Jugendliche zwischen<br />
3 und 19 Jahren besuchen die ISU vom<br />
„Early Years Program“ (EYP) bis zum<br />
„IB Diploma Program“.<br />
Kosten:<br />
Von 9506 Euro (EYP) bis 13.820 Euro<br />
(Klassen 11 und 12) im Jahr. Geschwisterkinder<br />
erhalten eine Ermäßigung, Stipendien<br />
sind möglich.<br />
Prüfungen/Tests:<br />
Standardisierte Tests dienen dazu, die<br />
Leistung der Schüler mit den Ergebnissen<br />
der Schüler anderer Schulen in der<br />
Region bzw. weltweit zu vergleichen.<br />
Vera-Test:<br />
Bayerische Vergleichsarbeiten in Deutsch<br />
für Drittklässler mit deutscher Muttersprache.<br />
Bei den jüngsten Ergebnissen<br />
lagen die ISU-Schüler wie in den Vorjahren<br />
über dem bayerischen Durchschnitt.<br />
ACER International School Assessment<br />
für Schüler der Klassen 3 bis 8:<br />
Geprüft werden (auf Englisch) mathematische<br />
Fähigkeiten sowie das Hör- und<br />
Leseverständnis. Die ISU lag <strong>2013</strong> in<br />
23 von 24 Bereichen über dem internationalen<br />
Schul-Durchschnitt<br />
Cambridge IGCSE Exams:<br />
Diese Prüfungen am Ende der 10. Klasse<br />
sind in Deutschland anerkennungsfähig<br />
als Realschulabschluss und ermöglichen<br />
den Vergleich zwischen den Leistungen<br />
der Neu-Ulmer Schüler und Gleichaltrigen<br />
an anderen internationalen und<br />
britischen Schulen. Hier schnitt die ISU<br />
zuletzt ebenfalls hervorragend ab.<br />
IB Diploma:<br />
Die ersten acht Absolventen erhielten<br />
<strong>2013</strong> das Abschlusszeugnis, das als<br />
Abitur anerkannt werden kann und<br />
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Foto: Martina Strilic, Ulm<br />
Fotos: Martin Duckek, Ulm<br />
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7
[verantworten] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
tomatisch“, sagt Mareike, die nach der Grundschule<br />
auf die ISU wechselte. Eigenständiges,<br />
kritisches Denken, Respekt für die anderen,<br />
Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt<br />
sowie interkulturelle Kompetenzen werden<br />
im Schulalltag von klein auf vermittelt und<br />
gelebt. Der Freundeskreis ist international,<br />
die Kinder und Jugendlichen lernen in den<br />
Familien der Freunde fremde Kulturen kennen.<br />
Neben dem hohen schulischen Niveau<br />
ist das ein Hauptmotiv für ausländische und<br />
deutsche Eltern, ihre Kinder auf die internationale<br />
Schule zu schicken.<br />
Auch am Baggersee klappt‘s<br />
Gleichaltrige trifft Mareike auch im Skiclub<br />
und in der DLRG. Vorbehalten, weil sie die ISU<br />
besucht, begegnet sie dort nicht, aber hin und<br />
wieder interessierten Fragen. Die beantwortet<br />
sie gerne. Und wenn eine japanische Schulfreundin,<br />
die kein Deutsch spricht, mitkommt<br />
an den Baggersee, klappt es auch mit der Verständigung<br />
unter den Jugendlichen aus unterschiedlichen<br />
(Schul-)Welten. Tristan hingegen<br />
erlebt schon bisweilen, dass Leute mit<br />
„international“ und „Privatschule“ sofort „ein<br />
Snob-Bild“ assoziieren, erzählt er. Aber das<br />
legt sich seiner Erfahrung nach meist schnell.<br />
Der 18-Jährige spielt Rugby im Verein in<br />
Memmingen. Viel<br />
Zeit bleibt ihm<br />
nicht, um darüber<br />
hinaus Kontakte<br />
außerhalb der<br />
Schule zu pflegen.<br />
Aber das gehe<br />
Zwölftklässlern<br />
vor dem Abitur an<br />
öffentlichen Schulen<br />
nicht anders.<br />
Tristan Deschler: Vorurteile<br />
legen sich schnell. Wichtige Erfahrungen<br />
haben Mareike<br />
und Tristan in der „CAS“-Klasse gemacht.<br />
Das Kürzel steht für „Creativity,<br />
Action, Service“. Möglichst 150 Stunden sollen<br />
sie sich fürs Gemeinwohl einbringen. Eine<br />
gute Sache, meint Mareike: „Das bildet die Persönlichkeit<br />
und erweitert den Horizont.“ Sie<br />
gab zum Beispiel Skikurse, Tristan engagierte<br />
sich in der Oldtimer-Fabrik in Neu-Ulm. Andere<br />
arbeiten im Tafelladen oder helfen bei<br />
der Betreuung der Kleinen.<br />
Schülersprecher Tristan ist sehr zuversichtlich,<br />
dass er sein ehrgeiziges Ziel erreicht und<br />
bald an der Universität in New York Ökonomie<br />
und Informatik studieren wird. Das IB-<br />
Diploma und die umfassende, ganzheitliche<br />
Ausbildung an der internationalen Schule<br />
könnten Türöffner sein.<br />
Mareike dagegen hat noch keine konkreten<br />
Pläne. Aber eines weiß sie sicher: „Ich möchte<br />
nicht in Deutschland bleiben.“ Ihr schwebt<br />
momentan ein Freiwilliges Soziales Jahr in<br />
Lateinamerika vor.<br />
IHK-Präsident ist zufrieden<br />
Die Absolventen der ersten Abschlussklasse<br />
haben sich beispielsweise für ein Politik- und<br />
Jurastudium an der Universität Regensburg,<br />
für Art and Design am Callin Institute of Design<br />
in Berlin oder für Medizintechnik in Ulm<br />
entschieden. Drei Ex-Schüler studieren in<br />
England.<br />
IHK-Präsident Kulitz schaut zufrieden auf die<br />
Entwicklung der Schule, die 2005 mit 55<br />
Schülern angefangen hat. Abgesehen von einer<br />
Zäsur, die vor allem der Wirtschaftskrise<br />
geschuldet war, haben sich die Schülerzahlen<br />
kontinuierlich nach oben bewegt. Anfangs<br />
kamen 75 Prozent aus deutschen Familien,<br />
mittlerweile sind es nur noch 53 Prozent. „Wir<br />
streben an, dass mindestens die Hälfte der<br />
Schüler aus ,internationalen’ Familien<br />
kommt“, sagt Kulitz.<br />
Gleichwohl freut er sich, dass sein vier Jahre<br />
alter Enkel Lukas schon das „Early Years Program“<br />
der ISU besucht. Einen großen Vorteil<br />
der Schule sieht Kulitz darin, dass die Kinder<br />
„im häuslichen Umfeld bleiben und trotzdem<br />
in die Welt eintauchen können und lernen,<br />
sich in jedem Land und allen Verhältnissen<br />
zurechtzufinden“. Auch dann, wenn an der<br />
Internationalen Schule ausnahmsweise die<br />
bayerische Kultur dominiert und Weißwürste<br />
auf den Biertisch kommen.<br />
<br />
BARBARA HINZPETER<br />
Kontakt<br />
„Bavarian Breakfast“ an der Internationalen Schule Ulm/Neu-Ulm: Die letzte Weißwurst ist verputzt –<br />
und keiner zankt darüber, wie sie korrekt gehäutet werden muss.<br />
International School<br />
of Ulm/Neu-Ulm<br />
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Mail-Ausdruck, und dann weggeworfen.<br />
Mit den Systemen e-STUDIO306LP und e-<br />
STUDIO RD30 von Toshiba können Sie Ihr<br />
Papier wiederverwenden und nutzen jedes<br />
Blatt durchschnittlich bis zu 5-mal.<br />
Das hat deutliche Auswirkungen auf die<br />
Umwelt.<br />
80% WENIGER<br />
PAPIERVERBRAUCH<br />
Das neu entwickelte Multifunktionssystem<br />
bedruckt normales Papier mit einem<br />
Spezialtoner. Die separate Wiederaufbereitungseinheit<br />
RD30 macht bereits gedruckten<br />
Inhalt in einem Aufheiz-Prozess<br />
wieder unsichtbar. Im nächsten Schritt<br />
kann das System selbstständig entscheiden,<br />
ob das Papier wiederverwendet wer-<br />
den kann. Bei Bedarf können Text und Bilder<br />
im gleichen Zug auch digitalisiert<br />
werden. Durch die Wiederverwendung ist<br />
es möglich, den herkömmlichen Jahresbedarf<br />
an Papier auf 5 Jahre zu verteilen.<br />
EFFEKTIVER WIRTSCHAFTEN BEI<br />
GLEICHZEITIGEM IMAGEGEWINN<br />
Schon zu Beginn des Jahres erhielt FEHA<br />
als zweitgrößter Toshiba-Vertragshändler<br />
die Möglichkeit das System unter Live-<br />
Bedingungen zu testen. FEHA-Geschäftsführer<br />
Claus-Peter Fehn zum weltweit einmaligen<br />
Kopiersystem: „Mit diesem<br />
revolutionären Produkt beweist Toshiba<br />
erneut seine Innovationsführerschaft. Eine<br />
Reduzierung der Papierkosten um bis<br />
zu 80%, bei gleichzeitiger Image-Verbesserung<br />
durch diesen bedeutenden ökologischen<br />
Fußabdruck, wird sicher bei vielen<br />
Unternehmern und IT-Verantwortlichen<br />
auf reges Interesse stoßen“.<br />
Die Thematik des Klima- und Umweltschutzes<br />
wird bei FEHA von jeher groß geschrieben.<br />
Seit 2011 ist das Unternehmen<br />
Mitglied des Umweltpakt Bayerns.<br />
Ausführliche Informationen und Produktvideo<br />
zur Funktionsweise finden Sie<br />
unter: http://www.feha.de/leistungen/<br />
kopiersysteme<br />
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Kontakt<br />
Günzburg<br />
Tel 08221 918-0<br />
Biberach<br />
Tel 07351 1598-0<br />
Dillingen<br />
Tel 09071 5898-0<br />
Eisleben<br />
Tel 03475 6799-99<br />
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Toshiba MFP e-Studio306LP und Aufbereitungseinheit RD30.<br />
9
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[titelthema]<br />
Mr. Zement und<br />
sein hartes Geschäft<br />
Für die Zement-Herstellung ist eine gewaltige Hitze nötig – und damit riesige<br />
Mengen Energie. Bei den heutigen Umweltvorschriften und dem mörderischen<br />
Preiskampf hält das nicht jedes der 22 Unternehmen in Deutschland durch. Wie<br />
sich Schwenk rüstet, erklärt Topmanager Gerhard Hirth im Exklusiv-Interview.<br />
Können Sie in zwei Sätzen den Unterschied von Beton<br />
und Zement erklären?<br />
Blasen Sie mal rein, dann wissen Sie es. Wenn es staubt,<br />
ist es Zement; wenn nicht, ist es Beton.<br />
Der Name Schwenk steht seit 166 Jahren für Zement.<br />
Die Schwenk-Gruppe macht mittlerweile<br />
aber weit mehr als Baustoffe ...<br />
Streng genommen gibt es die „Schwenk-Gruppe“ als<br />
rechtliche Einheit nicht, die drei industriellen Bereiche<br />
haben untereinander keine Gemeinsamkeiten und keine<br />
Verknüpfung. Sie sind strukturell, sachlich und personell<br />
eigenständig – das ist so gewollt. Es wird nicht<br />
auf synergistische Effekte abgehoben, wenngleich die<br />
Führung und Verwaltung der Beteiligungen durch die<br />
Schwenk Geschäftsführungs GmbH erfolgt.<br />
Welche Bereiche sind das außer Schwenk Zement?<br />
Die Wieland Werke (Ulm), Hersteller von Halbfabrikaten<br />
und Sondererzeugnissen aus Kupfer, Messing<br />
und Speziallegierungen, und die Beteiligung an der<br />
Paul Hartmann AG (Heidenheim). Letztere ist einer der<br />
großen Anbieter für Wundbehandlung, Inkontinenzhygiene<br />
und Infektionsprophylaxe. An beiden Unternehmen<br />
ist die Familie inzwischen mehrheitlich<br />
beteiligt.<br />
Wie sieht die Führungskonstruktion in den beiden<br />
Beteiligungen aus?<br />
Über die Schwenk Geschäftsführungs GmbH sind Eduard<br />
Schleicher, persönlich haftender Gesellschafter,<br />
und ich bei der Schwenk Zement KG operativ als Geschäftsführer<br />
tätig, in den beiden anderen Gesellschaften<br />
sind wir im Aufsichtsrat. Die operative Geschäftsführung<br />
liegt bei den Vorständen der Gesellschaften.<br />
Wieso hat die Schwenk-Gruppe sich an Paul Hartmann<br />
mehrheitlich beteiligt?<br />
Damals kamen zwei Dinge zusammen. Schwenk hatte<br />
seine Beteiligung von 24 Prozent an der Heidelberger<br />
Cement AG 2006 an Merckle verkauft, nachdem dieser<br />
die Mehrheit an der Gesellschaft übernommen hatte.<br />
Der Hintergrund: Mit 24 Prozent waren wir als Minderheitsgesellschafter<br />
nicht in der Lage, unternehmerisch<br />
Einfluss zu nehmen. Somit stellte sich die Frage, was<br />
wir mit den freiwerdenden Mitteln machen sollen. Auf<br />
jeden Fall wollten wir sie nicht in Zement investieren.<br />
Warum?<br />
Wir wären dann vielleicht in der Rangreihe der weltgrößten<br />
Zementhersteller durch Zukäufe von 25 auf 19<br />
vorgerückt. Nur, was hätte uns das gebracht? Zu der<br />
Zeit hatten wir 39 Prozent Anteile an den Wieland-<br />
Werken in Ulm und etwa 6 Prozent Anteile an der Paul<br />
Hartmann AG in Heidenheim. Aus den früheren Erfahrungen<br />
gelernt, haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass<br />
wir an wichtigen Beteiligungen mehr als 25 Prozent<br />
der Anteile halten wollen.<br />
Was half Ihnen dabei, die Beteiligungen auszubauen?<br />
Genau in dieser Zeit hat sich die deutsche Bankenwelt<br />
von ihren Industriebeteiligungen getrennt, so auch die<br />
LBBW. Deren Paket konnten wir erwerben und hatten<br />
damit die Mehrheit der Anteile. Bei der Paul Hartmann<br />
AG haben wir unsere langjährige kleine Beteiligung<br />
schrittweise aufgestockt, mit dem Ziel, etwas mehr als<br />
die Sperrminorität von 25 Prozent zu erreichen. Da<br />
hieß es plötzlich, an dem Unternehmen sei eine Investorengruppe<br />
dran, die ein Gesamtübernahmeangebot<br />
machen will. Daraufhin haben wir unserseits ein Ange-<br />
Zur Person<br />
Gerhard Hirth arbeitet<br />
seit 37 Jahren in<br />
der Zement-Branche.<br />
Der 63-Jährige ist<br />
Präsident des Vereins<br />
Deutscher Zementwerke<br />
und seit dem<br />
Jahr 2000 Geschäftsführer<br />
der Ulmer<br />
Schwenk-Gruppe. Der<br />
Diplom-Ingenieur<br />
startete seine Karriere<br />
1976 bei der Dyckerhoff<br />
AG (Wiesbaden).<br />
Er kam über die<br />
westfälische Anneliese<br />
Zement AG nach<br />
Ulm. Der gebürtige<br />
Talheimer (Kreis Heilbronn),<br />
ist verheiratet,<br />
hat zwei erwachsene<br />
Söhne. Er spielt<br />
Golf (Handicap 26,1),<br />
ist Mitglied im Lions<br />
Club und engagiert<br />
sich in seiner Freizeit<br />
im gemeinnützigen<br />
Verein Support (Ulm).<br />
Dieser hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, die<br />
medizinische Versorgung<br />
in der Dritten<br />
Welt zu verbessern.<br />
Gerhard Hirth: Er ist zuhause auf Baustellen – und in Aufsichtsräten – in der ganzen Welt.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Noch gibt es in Deutschland<br />
22 Zement-Hersteller. Viel im<br />
Vergleich zum europäischen<br />
Ausland. Die Branche wird<br />
auch hierzulande schrumpfen,<br />
sagt Gerhard Hirth, und<br />
sich konsolidieren.<br />
bot abgegeben und sind heute in einer Mehrheitsposition.<br />
Damit hatten wir unser Ziel erreicht: Alle drei<br />
Bereiche sind gegen eine Fremdübernahme abgesichert.<br />
Kommen wir zum Zement: Wie gut ist das Jahr für<br />
die deutschen Hersteller gelaufen?<br />
Der lange Winter hat die Branche erheblich getroffen.<br />
Der Verein deutscher Zementwerke geht von einem<br />
Zementverbrauch von 26,3 Millionen Tonnen aus. Gegenüber<br />
dem Vorjahr ist das ein Minus von 1,4 Prozent,<br />
vorausgesetzt es kommt kein früher Winter. Berücksichtigen<br />
muss man, dass die Entwicklungen in den<br />
vier Regionen Nord, Ost, West und Süd sehr unterschiedlich<br />
sind. Der Süden ist natürlich begünstigt<br />
durch die Großprojekte Autobahnausbau A8 und<br />
durch Eisenbahnprojekte, soweit sie schon am Laufen<br />
sind. Stuttgart 21 kommt ja noch. Somit ist die Prognose<br />
für die Zukunft im Süden mittelfristig nicht negativ.<br />
Die Lage ist schon seit einigen Jahren schwierig …<br />
Das ist richtig. Wir haben in der Branche schon eine<br />
Weile Rückgänge zu verzeichnen. Im Moment hat sich<br />
die Situation etwas stabilisiert, weil es einfach nicht<br />
viel weiter zurückgehen kann. Bei den Wohnungsbauzahlen<br />
haben wir den Tiefpunkt in den Jahren 2009<br />
und 2010 gehabt. Wir haben mal gesagt, wir brauchen<br />
in Deutschland 440.000 Wohnungseinheiten, um den<br />
Bestand zu erhalten, vergangenes Jahr lagen wir bei<br />
160.000. Diese Zahl wird dieses Jahr auf mehr als<br />
200.000 ansteigen, aber das wird es auf Dauer dann<br />
auch sein. Ich sehe nicht, dass wir plötzlich wieder den<br />
Bau-Boom der früheren Jahre bekommen. Der deutsche<br />
Zementmarkt wird sich in etwa auf dem derzeitigen<br />
Niveau halten. Viel mehr wird es nicht werden.<br />
Den einzelnen Herstellern sind auch räumlich<br />
Grenzen gesetzt. In welchem Radius haben Sie üblicherweise<br />
ihre Kunden?<br />
Zement ist ein genormtes, standardisiertes Massengut.<br />
Die Fracht ist ein wesentlicher Kostenfaktor. Das betrifft<br />
die Verteilungen im Inland mit Bahn oder Lkw in<br />
einem Radius von etwa 200 Kilometern um die Zementwerke.<br />
Dieser Radius kann bei Spezialzementen<br />
auch mal größer sein. Mit dem Schiff kommt man natürlich<br />
weiter. Schiffsfrachten mit Mengen von etwa<br />
1500 Tonnen pro Schiff sind natürlich kostengünstiger<br />
als Lkw mit nur 25 Tonnen Zuladung.<br />
Glauben Sie, dass die Branche auch in Deutschland<br />
weiter schrumpfen wird?<br />
Im europäischen Ausland ist die Konzentration weiter<br />
fortgeschritten als in Deutschland. In Großbritannien<br />
gibt es nur noch vier Hersteller, in Frankreich sind es<br />
noch fünf, in der Schweiz sind es drei. In Italien ist die<br />
Situation ähnlich wie bei uns, da gibt es noch 19, wir<br />
sind 22 Unternehmen. Daher wird die Branche bei uns<br />
schrumpfen und sich konsolidieren, Schritt für Schritt.<br />
Beschleunigt wird dieser Konzentrationsprozess durch<br />
den Handel mit Emissionsrechten. Denn für Unternehmen,<br />
die die Umweltvorgaben nicht erfüllen und Zertifikate<br />
kaufen müssen, wird es unwirtschaftlich. Zudem<br />
werden die drastisch verschärften Umweltauflagen zu<br />
weiteren umfangreichen Investitionen zwingen.<br />
Der überbesetzte Markt in Ihrer Branche erzeugt<br />
Druck auf die Preise – zudem können Unternehmen<br />
nichts tun, um sinnvoll Kapazitäten zusammenzulegen<br />
…<br />
Wir haben normierte, standardisierte und damit vergleichbare<br />
und teilweise austauschbare Produkte. Sich<br />
mit Produktinnovationen von den Konkurrenten ab-<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[titelthema]<br />
zusetzen, wie das beispielsweise Autohersteller machen,<br />
ist in unserer Branche nur bedingt möglich. Für<br />
uns als Schwenk Zement ist im Wettbewerb wichtig,<br />
dass wir eine gleichmäßige und hohe Qualität, guten<br />
Service und eine gute Beratung liefern. Wir haben damit<br />
einen wettbewerbsfähigen<br />
Marketing-Mix zur Verfügung, den<br />
wir einsetzen. Aber am Schluss geht<br />
es eben doch über den Preis. Der ist<br />
teilweise mörderisch. Vor allem<br />
wenn die Preise auf der Basis von<br />
Deckungsbeitragskalkulationen<br />
gemacht werden. Ich sage immer,<br />
bei der Deckungsbeitragsrechnung<br />
bräuchte man eigentlich den Waffenschein.<br />
Es ist zwar schön, in Zusatzmengen<br />
zu denken, aber irgendwann muss ich<br />
auch meine Vollkosten decken. Wenn man das vergisst<br />
und nicht erreicht, wird der Wettbewerb ruinös.<br />
Dauert diese Bereinigung so lange, bis sich ein Unternehmen<br />
die Investition in eine Anlage nicht<br />
mehr leisten kann?<br />
Am Ende<br />
geht es über<br />
die Preise<br />
– und die sind<br />
mörderisch<br />
Investitionsdruck kann ein Grund sein. Ein anderer ist<br />
die Globalisierung bei Groß<strong>unternehmen</strong> – oder die<br />
Nachfolge bei Familien<strong>unternehmen</strong>. Da muss einer<br />
dann mal sagen, ich mache das jetzt nicht mehr. Im Moment<br />
haben wir den anderen Effekt.<br />
Welchen?<br />
Wir haben in der Branche sehr hohe<br />
Investitionen im Umweltschutz<br />
zu stemmen, zum Beispiel<br />
für die jetzt anstehenden Investitionen<br />
zur Stickoxid-Emissionsminimierung.<br />
So eine Anlage kostet<br />
pro Werk etwa 10 Millionen<br />
Euro. In diesem Fall sind aber<br />
große Unternehmen mit vielen<br />
Werken stärker betroffen als ein Unternehmer mit nur<br />
einem Werk. Vor allem, wenn die Werke unterausgelastet<br />
sind. Wie das weitergeht, wird sich noch zeigen.<br />
Es gibt schon ein paar Bewegungen, und es ist auch<br />
zu erwarten, dass der ein oder andere der kleineren<br />
Mittel ständler sagt, das lohnt sich nicht mehr. Die<br />
Großen werden eher Kapazitäten zusammenlegen und<br />
Wenn Unternehmen aus der<br />
Branche aufhören, liegt es oft<br />
an den hohen Investitionen in<br />
den Umweltschutz, berichtet<br />
der Schwenk-Geschäftsführer.<br />
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13
[titelthema] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wie war das Jahr für Schwenk bisher?<br />
Im Verhältnis dazu, wie wir es geplant haben, ist es<br />
ganz gut gelaufen. Der Plan war aber auch nicht gerade<br />
sehr optimistisch. Wir haben mit einer eher schwierigeren<br />
Situation gerechnet. Hier hat uns sicher auch<br />
unser hoher „captive market“ geholfen ...<br />
... also ein Markt, der für andere Wettbewerber<br />
schwer zugänglich ist.<br />
Ja, wir haben durch eigene Transportbetonwerke<br />
und Beteiligungen einen recht hohen Absatzanteil<br />
gesichert. Wir haben auch ein sehr hohes und gleichmäßiges<br />
Qualitätslevel erreicht, bieten auf besondere<br />
Anforderungen abgestimmte Lösungen, und wir können<br />
zusätzliche Serviceleistungen anbieten, die auf<br />
dem Markt gerade jetzt nachgefragt werden. Auch bei<br />
Großprojekten sind wir dabei. Das ist der Grund, warum<br />
wir bei Schwenk im Moment mit unserer Geschäftsentwicklung<br />
zufrieden sein können. Für uns<br />
läuft es besser, als wir eigentlich erwartet haben.<br />
Schwenk sieht sich gut gerüstet<br />
für den Preiskampf in der<br />
Branche, erklärt Gerhard<br />
Hirth. Die größten Investitionen<br />
hat das Unternehmen bereits<br />
gestemmt. Dennoch müsse<br />
man den Gürtel enger<br />
schnallen.<br />
unrentable Werke schließen. Wir als Schwenk Zement<br />
haben hingegen viel in unsere Anlagen investiert, wir<br />
sind auf dem modernsten Stand, und ich würde behaupten,<br />
dass wir in Deutschland Kostenführer sein<br />
dürften.<br />
Den Preiskampf können Sie besser aushalten als<br />
andere?<br />
Das hoffen wir. Wir hoffen, dass wir auch einen<br />
schärferen Preiskampf aushalten<br />
könnten, indem wir den Gürtel enger<br />
schnallen, nicht mehr so viel<br />
investieren oder auch die Reparaturkosten,<br />
also für Erhaltung und<br />
Verschleiß, etwas strecken. Die Reparaturkosten<br />
stellen bei uns einen<br />
großen Kostenblock dar. Und<br />
es gilt, ich kann nicht mehr ausgeben,<br />
als ich auf Dauer einnehme.<br />
Wie hat sich die Umsatzrendite in der Zementbranche<br />
in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?<br />
Nach unten. Die Umsatzrenditen der Unternehmen<br />
sind sehr, sehr unterschiedlich.<br />
Wie hoch ist der Durchschnitt?<br />
Vielleicht um 3 bis 4 Prozent im Durchschnitt. Es ist<br />
also sehr eng geworden.<br />
Beton: Es<br />
kommt<br />
darauf an,<br />
was man<br />
daraus macht<br />
Spielt es eine Rolle, dass Sie die „BetonTage“ in der<br />
Region mitinitiiert haben? Ist das ein wichtiges<br />
Marketing-Instrument?<br />
Die jährliche Veranstaltung hilft, damit der Baustoff<br />
„Beton“ mehr Anerkennung und Zuspruch bekommt.<br />
Die „BetonTage“ sind bemüht, über diesen Weg die Positionierung<br />
des Betons weiterzuentwickeln. Man<br />
muss ja sehen: Der Zement an sich hat nur einen Nutzen,<br />
wenn man daraus Beton oder Mörtel macht. Also<br />
muss er immer wieder im Endprodukt in der Öffentlichkeit,<br />
beworben werden. Streng nach dem Leitspruch:<br />
„Beton, es kommt darauf an, was man daraus<br />
macht.“<br />
Was ist eigentlich der größte Kostenblock in Ihrer<br />
Branche?<br />
Die Energie. Als energieintensive<br />
Branche gilt für uns der EU-Emissionshandel.<br />
Die Unternehmen bekommen<br />
entsprechende Zertifikate<br />
zugeteilt. Jetzt, in der dritten<br />
Handelsphase, müssen wir einen<br />
Benchmark bezogen auf die CO2-<br />
Emmission pro Tonne Klinker erreichen.<br />
Klinker ist das Zwischenprodukt,<br />
aus dem der Zement<br />
gemahlen wird. Der Benchmark liegt bei 766 Kilogramm<br />
CO2 pro Tonne und verringert sich bis 2020 um<br />
fast 15 Prozent. Der Vergleichswert ergibt sich aus den<br />
10 Prozent der besten Zementwerke in Europa. Mit unseren<br />
vier deutschen Zementwerken liegt Schwenk<br />
bereits unter diesem Wert. Mit unseren großen Investitionen<br />
für Modernisierung und Rationalisierung haben<br />
wir uns diese sehr günstige und zukunftsfähige<br />
Situation erarbeitet.<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[titelthema]<br />
Wie lassen sich die Energiekosten senken?<br />
Energiekosten, das sind bei uns Kosten für Brennstoffe<br />
und elektrische Energie. Die elektrische Energie ist inzwischen<br />
der weitaus größte Einzelkostenfaktor, mit<br />
fast 30 Prozent der Herstellkosten, zum einen wegen<br />
der ständig steigenden Stromkosten, trotz der in der<br />
Öffentlichkeit kritisierten Erleichterungen im EEG für<br />
die energieintensiven Unternehmen, zu denen wir<br />
auch zählen, und zum anderen wegen des ständig steigenden<br />
Verbrauchs. Umweltauflagen, Filteranlagen<br />
aber auch Automatisierung führen dazu. Die Brennstoffkosten<br />
konnten wir über die Jahre durch den Einsatz<br />
von alternativen Brennstoffen von der allgemeinen<br />
Energiekostenentwicklung abkoppeln.<br />
Wie hoch ist der Anteil alternativer Brennstoffe in<br />
Deutschland?<br />
In der deutschen Zementindustrie liegt er etwa bei 60<br />
Prozent, inklusive Schwenk. Schwenk alleine kommt<br />
auf 90 bis 95 Prozent.<br />
Und europaweit?<br />
Da dürfte der Anteil etwas mehr als 30 Prozent betragen.<br />
Aus welchen Materialien besteht der Brennstoff-<br />
Mix bei Schwenk?<br />
Überwiegend aus Produktionsrückständen von kunststoffverarbeitenden<br />
Betrieben und anderen Reststoffen<br />
aus Gewerbe- und Siedlungsabfällen, die über einen<br />
Ausleseprozess in stofflich verwertbare und thermisch<br />
verwertbare Anteile gewonnen werden. Hinzu kommen<br />
Altreifen, Tiermehl und sogar entwässerter Klärschlamm<br />
aus Kläranlagen. Holz wird kaum noch verwendet,<br />
das landet zunehmend in Holzpellets oder<br />
anderen Verbrennungen. Der Einsatz von Tiermehl als<br />
Brennstoff ist seit der BSE-Krise in Zementwerken üblich.<br />
Der Einsatz von Altreifen ist seit den 70er Jahren<br />
Standard. Steinkohle und Braunkohlenstaub verwenden<br />
wir nur für sogenanntes Stützfeuer oder zum Anund<br />
Abfahren der Öfen.<br />
Ist Tiermehl oder mit Schwermetall und Medikamentenrückständen<br />
belasteter Klärschlamm als<br />
Brennstoff gesundheitlich bedenklich?<br />
Nein, wir können diese Stoffe in unseren Hochtemperaturanlagen<br />
rückstandsfrei beseitigen. Der Zement<br />
wird bei diesem Vorgang nicht etwa infiziert, sondern<br />
die Reststoffe im Produkt werden „verglast“. Bei Temperaturen<br />
von rund 2200 Grad im Drehofen gibt es keine<br />
organischen Verbindungen mehr, das Ganze zerfällt.<br />
Und die dabei anfallenden geringen Mengen von Verbrennungsrückständen,<br />
Aschen, die bei anderen Ver-<br />
Mit Holz als Brennstoff arbeitet<br />
die Branche kaum noch, erklärt<br />
Gerhard Hirth: Stattdessen<br />
werden bei um die<br />
2200 Grad Produktionsrückstände,<br />
Altreifen und auch<br />
Tiermehl verwendet. Gefährlich<br />
sei das nicht, bei der Hitze<br />
zerfällt auch die zäheste organische<br />
Verbindung.<br />
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15
[titelthema] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der Leitstand des Schwenk-Werks in Bernburg (Sachsen-Anhalt), in dem die Mitarbeiter alle Prozesse im Blick haben, – und das Werk in Allmendingen<br />
(Alb-Donau-Kreis). Von außen erkennt man nicht, wie modern heutzutage Zement hergestellt wird.<br />
Vom Pionier zum<br />
Branchenführer<br />
Die Wurzeln der Baustoffgruppe<br />
Schwenk reichen ins Jahr 1844 zurück.<br />
Damals gründet Eduard Schwenk mit<br />
den Brüdern Bertram 1844 in Ulm eine<br />
Messingfabrik: Angeregt durch die<br />
wachsende Nachfrage nach dem damals<br />
neuen Baustoff Zement, verkauft Eduard<br />
Schwenk die Messingfabrik an die Bertrams<br />
und beginnt 1847 mit der Produktion<br />
hochwertigen Zements. Eberhard<br />
Schleicher, Schwiegersohn von Dr. Carl<br />
Schwenk, tritt 1953 ins Unternehmen ein,<br />
1996 wird er persönlich haftender Gesellschafter.<br />
Sein Sohn Eduard ist seit 1994<br />
persönlich haftender Gesellschafter.<br />
Aus dem Zementpionier von damals ist<br />
ein Unternehmen entstanden, das heute<br />
zu den führenden Anbietern der Branche<br />
gehört. Zuletzt erzielte die Baustoffgruppe<br />
Schwenk mit 3500 Beschäftigten<br />
einen Jahresumsatz von etwa 1 Milliarde<br />
Euro. Schwenk verfügt über vier Zementwerke<br />
in Deutschland und hält Beteiligungen<br />
an sechs Werken im Ausland. Zu<br />
Schwenk gehören ferner 170 Transportbetonwerke,<br />
250 Betonpumpen sowie<br />
Kiesgruben und Steinbrüche.<br />
Die Schwenk-Gruppe hat neben Zement<br />
zwei weitere Säulen: die Mehrheitsbeteiligungen<br />
an den Wieland Werken (Ulm) und<br />
der Paul Hartmann AG (Heidenheim). Die<br />
Wieland-Gruppe gehört zu den weltweit<br />
führenden Herstellern von Halbfabrikaten<br />
aus Kupferwerkstoffen. Im Geschäftsjahr<br />
2011/12 erzielte sie mit rund 6400 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 2,9 Milliarden<br />
Euro. Hartmann ist spezialisiert auf Produkte<br />
zur Wundbehandlung, Einlagen für<br />
Menschen, die an Inkontinenz leiden, und<br />
Infektionsmanagement. 2012 erzielte das<br />
Unternehmen mit 10.200 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. amb<br />
brennungen anfallen und deponiert werden müssen,<br />
werden bei uns immobilisiert, das heißt, unwiederbringlich<br />
im Produkt eingebunden.<br />
Ein anderes großes Thema von Schwenk ist der<br />
Bau eines Zementwerks in Namibia, das 252 Millionen<br />
Euro gekostet hat. Wie ist es dazu gekommen?<br />
Der Anfang der Geschichte war der Telefonanruf eines<br />
Herrn, der gefragt hat, ob wir ein gebrauchtes Zementwerk<br />
zu verkaufen haben. Normalerweise hätte ich<br />
sofort mit „Nein“ geantwortet, aber irgendwie hat dieses<br />
Thema mich neugierig gemacht. Nach etlichen Vorgesprächen<br />
sind wir nach Namibia gefahren, haben vor<br />
Ort alles angeschaut und sind in die konkrete Planung<br />
eingestiegen. Das Projekt ist recht umfangreich geworden,<br />
finanziell und vom Engagement unserer Mitarbeiter<br />
her.<br />
In Ohorongo-Cement steckt viel Arbeit. Das scheint<br />
ein Herzensprojekt zu sein.<br />
Ja, es ist seltsam, wenn man in ein Land kommt, in dem<br />
man vorher noch nie war und die pauschale Vorstellung<br />
von Afrika mitbringt – und dann feststellt, wie toll<br />
dieses Land ist. Die Erlebnisse beim Aufbau des Werkes<br />
sind eindrucksvoll und machen uns und unserer<br />
Mannschaft viel Spaß und Freude.<br />
Wer sind Ihre Partner?<br />
Wir haben drei Darlehensgeber: die Deutsche Investitions-<br />
und Entwicklungsgesellschaft (DEG), die Europäische<br />
Investitionsbank (EIB) und die Entwicklungsbank<br />
für das südliche Afrika (DBSA). 60 Prozent<br />
der Investitionssumme sind von diesen Banken als<br />
Darlehen gekommen. 40 Prozent als Eigenkapital, das<br />
nur während der Bauphase in vollem Umfang von<br />
Schwenk bereitgestellt wurde. Von Anfang an war es<br />
unsere Absicht, regionale Geldgeber zu beteiligen,<br />
aber keine natürlichen Personen, sondern nur institutionelle<br />
Investoren. Dazu gehören jetzt die staatliche<br />
Industrieentwicklungsgesellschaft aus Südafrika<br />
(IDC) sowie die Entwicklungsbank von Namibia<br />
(DBN). Die Partner halten 40 Prozent der Anteile, mit<br />
den verbleibenden 60 Prozent hat Schwenk die Mehrheit<br />
und die unternehmerische Führung.<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[titelthema]<br />
Warum haben Sie diese vergleichsweise schwierige<br />
Konstruktion gewählt?<br />
Wir wollten von vornherein den Staat und Partner aus<br />
der Region einbinden. Das war auch eine Strategie, um<br />
mögliche Forderungen der „Black Economic Empowerment“<br />
(die Bewegung will die wirtschaftliche Benachteiligung<br />
der schwarzen Bevölkerung<br />
abbauen, Anmerk. der Red.)<br />
vorwegzunehmen und damit auch<br />
die Regierung für das Projekt zu gewinnen.<br />
Wenn ich<br />
in Namibia<br />
bin, weiß<br />
das der<br />
Präsident<br />
Wie ist ihr Renommee in Namibia<br />
mittlerweile?<br />
Wir haben gemacht, was wir gesagt<br />
haben. Das hat uns Anerkennung<br />
eingebracht. Ich habe Zugang zu allen<br />
Politikern. Wenn ich in Namibia bin, wissen Präsident,<br />
Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, dass<br />
ich im Land bin. Inzwischen sind wir durch den Status<br />
„Infant Industry Protection“ vor einem ruinösen Wettbewerb<br />
durch Billigimporte geschützt. Damit sollen<br />
junge, im Aufbau befindliche Industrien, die Arbeitsplätze<br />
im Land schaffen, geschützt werden. In unserem<br />
Fall heißt das konkret: Zemente, die importiert werden,<br />
werden mit einem Zoll belegt. Der beträgt zu Anfang 60<br />
Prozent des Warenwerts und schmilzt über acht Jahre<br />
auf null.<br />
Wie viele Arbeitsplätze hat<br />
Schwenk in Namibia geschaffen?<br />
300 direkte, also die im Werk arbeiten,<br />
und 2100 indirekte Arbeitsplätze.<br />
Das ist ein Riesenpotential<br />
für eine Gegend, in der ansonsten<br />
die Arbeitslosenquote bei über 50<br />
Prozent liegt.<br />
Wie sind die indirekten Arbeitsplätze entstanden?<br />
Zwei kleine Beispiele: Normalerweise kommen in Namibia<br />
die fertigen Transportpaletten aus Südafrika. Es<br />
wird also Luft mit Holz drum herum über 2000 km per<br />
Lkw transportiert. Wir haben in einer nahegelegenen<br />
Das Museum des Unternehmens<br />
dokumentiert 166 Jahre<br />
Firmengeschichte. Gerhard<br />
Hirth mit seinen Gesprächspartnern<br />
Karen Emler, Leiterin<br />
der Wirtschaftsredaktion<br />
der Südwest Presse, und Alexander<br />
Bögelein, Redaktionsleiter<br />
Unternehmen [!].<br />
17
[titelthema] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das neue Zementwerk in<br />
Namibia ist für Gerhard<br />
Hirth eine Herzensangelegenheit.<br />
Besonders freut ihn der<br />
„überwältigende“ Zuspruch<br />
der Farmer, Umweltschützer<br />
und Politiker in dem afrikanischen<br />
Land.<br />
Stadt jemanden gefunden, der für uns Paletten herstellt<br />
und lediglich das Holz zugeschnitten und vorbehandelt<br />
als Bausatz aus Südafrika bezieht. Somit sind etwa<br />
zehn Arbeitsplätze entstanden. Hinzu kommt, dass die<br />
Transportkosten für die gleiche Anzahl Paletten um<br />
mehr als zwei Drittel sinken. Die Arbeitskleidung für<br />
unsere Arbeiter importieren wir nicht aus Asien, sondern<br />
lassen sie in Namibia nähen. Durch solche Maßnahmen<br />
und viele mehr werden langfristig Arbeitsplätze<br />
im Land geschaffen.<br />
Wie machen Sie es mit dem Brennstoff?<br />
Regelbrennstoff für das Werk ist Kohle, die aus Südafrika<br />
importiert wird. Bereits bei der Planung haben wir<br />
den Einsatz von alternativen Brennstoffen vorgesehen<br />
ohne konkrete Anhaltspunkte für diese zu haben.<br />
Auch wieder mehr per Zufall sind wir auf das Potential<br />
des so genannten „invader bush“ (eines akazienartigen<br />
Gewächses) als Brennstoff gestoßen. Dieser Busch hat<br />
sich über die Jahre im nördlichen Namibia in einer Fläche<br />
der Größe von England ausgebreitet und aus der<br />
früheren offenen Savannenlandschaft ein undurchdringliches<br />
Dornenheckengestrüpp werden lassen.<br />
Zum Entfernen dieses Buschwerks (Debushing) wurden<br />
bislang erfolglos verschiedene Verfahren angewendet<br />
– ohne nachhaltige Wirkung zu erzielen. Wir sahen<br />
den Busch als mögliche Energiequelle für unseren<br />
Ofen.<br />
Wie funktioniert das?<br />
Dazu haben wir eigens zum Debushing eine Maschine<br />
entwickelt, die den Busch abmäht und zerhäckselt. Das<br />
so zerkleinerte Holz wird ins Zementwerk gebracht,<br />
dort weiter zerkleinert und in den Ofen als Brennstoff<br />
eingeblasen. Unser Konzept sieht vor, dass wir bis zu 80<br />
Prozent des Brennstoffbedarfs aus dem Busch decken<br />
können. Das anstehende Buschvolumen aus dem Umkreis<br />
von etwa 50 Kilometern um unser Werk reicht<br />
aus, um das Werk für über zehn Jahre zu versorgen.<br />
Dann ist der Busch auch wieder nachgewachsen, die<br />
entbuschten Flächen werden wieder als Weideflächen<br />
für Rinderherden oder Wildtiere verfügbar. Der ökologische<br />
Nutzen für Grundwasser, Fauna und Flora ist in<br />
umfangreichen Studien und Untersuchungen nachgewiesen.<br />
Der Zuspruch der Farmer, Umweltschützer<br />
und Politiker ist überwältigend.<br />
Wie ist das für Sie als deutscher Manager in Namibia?<br />
Da ticken die Uhren ja doch ein bisschen anders.<br />
So sehr anders eigentlich nicht. Ich sage immer: Namibia<br />
ist die Schweiz von Afrika, weil es dort neben der<br />
18
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[titelthema]<br />
relativen politischen Stabilität und dem funktionierenden<br />
Rechtssystem bei allen Schwachstellen ein für<br />
Investoren freundliches Umfeld gibt. Natürlich gibt es<br />
auch Kriminalität, Aids und Armut. Der Arbeitswille<br />
ist da, die Mitarbeiter, die wir gefunden und zum Teil<br />
auch hier in unseren Werken ausgebildet haben, fühlen<br />
sich schon als Mitglieder der „Schwenk-Familie“.<br />
Der Wettbewerb um Fachkräfte ist mangels Angebot<br />
sehr hart und hat hohe Personalkosten für diese höher<br />
qualifizierten Mitarbeiter zur Folge.<br />
Wie steht es um Führungskräfte und Spezialisten?<br />
Sehr glücklich sind wir, dass wir mit unserem Geschäftsführer<br />
Hans-Wilhelm Schütte, einen deutschstämmigen<br />
Namibianer mit internationaler Erfahrung<br />
und hervorragenden Fähigkeiten und Kenntnissen<br />
gefunden haben. Nach der Anfangsphase sind nur<br />
noch sporadisch Spezialisten aus Deutschland im<br />
Einsatz, das Unternehmen wird voll von Namibianern<br />
gefahren.<br />
Wie oft sind Sie dort?<br />
Vier- bis fünfmal im Jahr, jeweils drei bis vier Tage, Reisetage<br />
inklusive zu den Aufsichtsratssitzungen.<br />
Schwenk hat obendrein ein Zementwerk in Oman.<br />
Wie war das für Sie, das erste Mal in einem arabischsprachigen<br />
Aufsichtsrat zu sitzen?<br />
An dem omanischen Zement<strong>unternehmen</strong> Raysut sind<br />
wir mit knapp 10 Prozent beteiligt. Dass ich dort im<br />
Aufsichtsrat sitze, ist meiner Zementerfahrung zuzurechnen.<br />
Die Kollegen in dem Gremium sind überwiegend<br />
Banker. Deshalb habe ich da keine Berührungsängste,<br />
Zement und Zementtechnologie sind weltweit<br />
gleich.<br />
Wie geht es weiter mit Schwenk? Gibt es neue Expansions-Pläne?<br />
Eduard Schleicher und ich haben beschlossen, dass wir<br />
jetzt die Gruppe weiter konsolidieren, das heißt, dass<br />
wir das, was jetzt da ist, weiter auf der Erfolgsspur halten<br />
und ausbauen wollen. Mittelfristig geht es uns<br />
auch darum, eine Nachfolgeorganisation aufzubauen.<br />
Schwenk ist ein Familien<strong>unternehmen</strong> und soll es<br />
auch bleiben. Also müssen wir eine Organisationsform<br />
finden, die dieser Anforderung gerecht wird.<br />
das gespräch führten<br />
karen emler, leiterin<br />
der WIRTSCHAFTSREDAKTION der südwest presse,<br />
und alexander bögelein,<br />
REDAKTIONSLEITER <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
FOTOS: oliver schulz<br />
dokumentation: NINA ALBUS<br />
ab<br />
1. 1. 2014<br />
19
Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Flüssig bleiben <br />
ist kein Zauberwerk<br />
Firmen sollten ihre Prozesse so optimieren, dass möglichst wenig<br />
Kapital in Vorräten oder Forderungen gebunden ist. Interne<br />
Liquidität macht unabhängiger von Banken.<br />
Die Firma Lange + Ritter aus Gerlingen<br />
bei Stuttgart handelt mit innovativen<br />
Werkstoffen, die in der Automobilindustrie<br />
aber auch im Maschinen- oder Flugzeugbau<br />
eingesetzt werden. „Trotz stark<br />
schwankender Nachfrage müssen wir immer<br />
schnell liefern können“, beschreibt Geschäftsführer<br />
Riki Rosson die Herausforderung. Da<br />
manche Kunden des Spezialisten für faserverstärkte<br />
Kunststoffe oft zeitverzögert bezahlten,<br />
müsse das Unternehmen zudem seine<br />
Forderungen intern vorfinanzieren. Dafür<br />
brauche es freie Liquidität.<br />
Wer weniger Vorräte in Lagern hortet,<br />
hat mehr Geld zur Verfügung.<br />
<br />
Foto: Getty images / Imagezoo<br />
Tricks und Kniffe<br />
„Wenn die Kunden ihre Rechnungen erst relativ<br />
spät bezahlen und das Unternehmen dadurch<br />
für längere Zeit in Vorleistungen treten<br />
muss, bedeutet das ganz allgemein Risiken für<br />
seine Liquiditätsausstattung“, sagt dazu Professor<br />
Birgit Felden vom Lehrstuhl für Management<br />
KMU und Unternehmensnachfolge<br />
der Hochschule für Wirtschaft und Recht<br />
in Berlin. Als Vorstand der TMS Unternehmensberatung<br />
AG in Köln berät sie daher ihre<br />
Kunden über Tricks und Kniffs, um liquide zu<br />
bleiben.<br />
20
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[finanzieren]<br />
Management-Professorin<br />
Birgit Felden.<br />
Als erste Maßnahmen, um alternativ zum<br />
klassischen Bankkredit interne Liquiditätsreserven<br />
zu heben, bieten sich Leasing und Factoring<br />
an. Beim Leasing gehört dem Unternehmer<br />
eine Fahrzeugflotte, Maschine oder<br />
Produktionshalle nicht selbst, sondern er<br />
zahlt dem Eigentümer für die Nutzung eine<br />
monatliche Gebühr. Auch Informationstechnologie<br />
lässt sich leasen, beispielsweise bei<br />
der Firma CHG Meridian aus Weingarten. Sie<br />
überlässt Unternehmen nach Bedarf Server,<br />
Computer, Bildschirme und Drucker, für die<br />
diese – vereinfacht gesagt – dann eine Art Miete<br />
zahlen. Eine Sonderform ist das so genannte<br />
Sale- und Leaseback-Verfahren. Dabei<br />
verkauft ein Unternehmen seine Maschinen,<br />
Fahrzeuge oder Immobilien an einen Spezialfinanzierer,<br />
der sie dem Unternehmen dann<br />
wiederum gegen eine monatliche Gebühr<br />
wieder überlässt. Allerdings geht das nur einmal<br />
und kostet auch erheblich mehr als ein<br />
Bankkredit.<br />
Beim Factoring macht ein Unternehmen seine<br />
Forderungen zu Geld, indem es sie an einen<br />
Dienstleister verkauft. Dafür erhält es sofort<br />
80 bis 90 Prozent des ausstehenden Betrags.<br />
Damit kann es beispielsweise<br />
eigene<br />
Rechnungen<br />
pünktlich begleichen,<br />
um Skonto<br />
zu ziehen. Den<br />
Rest bekommt es,<br />
wenn der Schuldner<br />
bezahlt hat abzüglich<br />
einer Gebühr<br />
für den<br />
Dienstleister.<br />
Des Weiteren gibt<br />
es das so genannte Finetrading. Dabei übernimmt<br />
ein Dienstleister für ein Unternehmen<br />
den Einkauf von Vorprodukten. Der Dienstleister<br />
bezahlt fristgerecht, das Unternehmen<br />
kann sich gegen eine Gebühr bis zu 120 Tage<br />
Zeit lassen, ehe es seinerseits die Rechnung<br />
über die eingekauften Vorprodukte beim Finetrader<br />
begleicht.<br />
Effiziente Steuerung<br />
„Vordergründig geht es immer um Liquidität<br />
und wie man diese gewinnt. Das eigentliche<br />
Thema aber sind Organisationsprozesse in einem<br />
Unternehmen, die analysiert und optimiert<br />
werden können“, hat Felden beobachtet.<br />
Wenn Bestände, Forderungen und Verbindlichkeiten<br />
effizient gesteuert werden sollen,<br />
um Liquiditätslücken zu schließen, sprechen<br />
Fachleute vom so genannten Working Capital<br />
Management. Die betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahl „Working Capital“ beschreibt dabei<br />
die Differenz zwischen kurzfristigem Vermögen<br />
– wie Lagerbeständen oder Forderungen<br />
gegenüber Kunden – und kurzfristigen Verbindlichkeiten,<br />
also etwa Forderungen, die<br />
Lieferanten gegen das Unternehmen haben.<br />
Diese Kennzahl gibt Aufschluss über die Kapitalbindung<br />
eines Unternehmens, aber auch<br />
über die Effizienz seiner Betriebsabläufe. Ist<br />
sie zu groß, setzt das Unternehmen sein Kapital<br />
ineffizient ein. Denn zu viel Kapital in Warenbeständen,<br />
Forderungen und liquiden Mitteln<br />
erzielt nur geringe Renditen, im<br />
Anlagevermögen könnte es gegebenenfalls<br />
weitaus rentabler angelegt sein.<br />
Prüfender Blick ins Lager<br />
„Working Capital Management ist eine der<br />
wichtigsten Finanzierungsquellen für Unternehmen,<br />
genauso wichtig wie eine Bankfinanzierung“,<br />
betont Joachim Rupp, Referent<br />
für Unternehmensfinanzierung bei der Industrie-<br />
und Handelskammer Ulm. Denn die Optimierung<br />
der Prozesse sei die beste Art, um<br />
Liquidität zu schöpfen. „Nur marginale Änderungen<br />
können schon große Auswirkungen<br />
auf die Liquidität haben“, ergänzt Ralph Lück,<br />
Vorstand des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s BF.direkt<br />
AG aus Stuttgart, das Mittelständler wie<br />
beispielsweise auch Lange + Ritter bankenunabhängig<br />
in Finanzierungsfragen berät. „Als<br />
wir unsere Organisationsprozesse optimiert<br />
haben, haben wir im Lager angesetzt“, berichtet<br />
Rosson. Um die Prozesse vom Warenein-<br />
Wo Unternehmen<br />
beraten werden<br />
Hilfe bekommen Unternehmen, die ihre<br />
Prozesse optimieren möchten, unter<br />
anderem bei den Industrie- und Handelskammern.<br />
IHK-Referent Joachim<br />
Rupp verweist auf Förderprogramme<br />
der KfW Mittelstandsbank und der<br />
L-Bank, der Staatsbank für Baden-<br />
Württemberg, die einen so genannten<br />
Liquiditätskredit zur Wachstumsfinanzierung<br />
anbietet. Außerdem können<br />
sich Unternehmen im Rahmen der Beratungsprogramme<br />
der KfW„Runder<br />
Tisch“ und „Turn Around Beratung“ individuelle<br />
Maßnahmen aufzeigen lassen,<br />
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21
[finanzieren] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Erster Schritt, um interne Liquidität<br />
freizusetzen, ist die exakte<br />
Analyse der Prozesse<br />
im Unternehmen.<br />
gang bis zur Auslieferung zu optimieren, werden<br />
bei Lange + Ritter die Waren nun seit<br />
einem Jahr barcodegestützt begleitet. „Einkauf,<br />
Logistik und Auftragsverarbeitung ließen<br />
sich so stärker miteinander verzahnen.<br />
Dadurch wurden unsere Prozesse nicht nur<br />
schneller, sondern auch sicherer“, berichtet<br />
Rosson. Die Anzahl der Fehlversendungen<br />
aufgrund interner Fehler konnte auf nahezu<br />
Null reduziert werden, auch die Inventur<br />
brauche weniger Zeit. „Unterm Strich sparen<br />
wir dadurch Kosten von rund 150.000 bis<br />
250.000 Euro im Jahr“, bilanziert Rosson, dessen<br />
Unternehmen mit 27 Mitarbeitern jährlich<br />
knapp 20 Millionen Euro umsetzt.<br />
So spät wie möglich zahlen<br />
„Eine gut strukturierte Produktion kann die<br />
Kapitalbindung eines Unternehmens um<br />
über 25 Prozent reduzieren und ist somit<br />
wichtig, um finanzielle Freiheiten für unternehmerische<br />
Entscheidungen zu haben“, bestätigt<br />
Professor Dieter Buchberger vom Institut<br />
für Betriebsorganisation und Logistik an<br />
der Hochschule Ulm.<br />
Um interne Liquiditätsreserven<br />
zu<br />
heben, setzt die<br />
Prozessoptimierung<br />
des Working<br />
Capital Managements<br />
grundsätzlich<br />
an drei Stellen<br />
an: Erstens wird<br />
das Volumen der<br />
IHK-Finanzierungsspezialist<br />
Joachim Rupp. genüber Dritten<br />
Forderungen ge-<br />
reduziert, zweitens<br />
werden die Lagerbestände und damit die<br />
notwendigen Kosten für die Lagerhaltung heruntergefahren<br />
und drittens die Lieferantenverbindlichkeiten<br />
erhöht. Das heißt, dass das<br />
Unternehmen seinerseits selbst Rechnungen<br />
erst so spät wie möglich bezahlt.<br />
Um von seinen Kunden möglichst schnell<br />
Geld zu bekommen, rät Felden, zügig Rechnungen<br />
zu schreiben und bereits nach kurzer<br />
Zeit zu mahnen, sollte der Kunde mit seiner<br />
Zahlung in Verzug geraten. Ihr Lager können<br />
Unternehmen reduzieren, indem sie nur so<br />
viel Material bevorraten, wie sie für ihren Produktionsprozess<br />
unbedingt brauchen. Buchberger<br />
rät in diesem Zusammenhang, nur so<br />
genannte „Renner“-Produkte auf Vorrat zu<br />
produzieren und diese möglichst zu standardisieren.<br />
In der Automobilbranche beispielsweise ist<br />
mittlerweile die so genannte Just-in-time-Lieferung<br />
üblich. Dabei bestellt das Unternehmen<br />
erforderliche Komponenten exakt zu<br />
dem Zeitpunkt, zu dem sie in der Produktion<br />
benötigt werden. Wer seine Lieferantenverbindlichkeiten<br />
erhöhen möchte, sollte die<br />
entsprechenden Möglichkeiten mit seinen<br />
Lieferanten aushandeln. [!]<br />
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23
[rubrik] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Licht – auf den<br />
Punkt gebracht<br />
Mit modernen Leuchtmitteln können Unternehmen<br />
ihre Energiekosten deutlich verringern. Das Interesse<br />
der Betriebe an der LED-Technik wächst. Doch auch<br />
mit Bewegungsmeldern und Tageslichtsensoren<br />
können sie viel Geld sparen.<br />
Energiekosten waren vor dem Beginn der Energiewende für die<br />
wenigsten Unternehmen ein großes Thema. Weil ihr Energiekostenanteil<br />
gering ist, nehmen viele Verantwortliche in Betrieben<br />
diesen Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung als<br />
gegeben hin. Damit verschleudern sie nicht nur Energie, sondern werfen<br />
auch jedes Jahr erkleckliche Summen zum Fenster hinaus.<br />
Schlecht, technisch veraltet und teuer sind in vielen Betrieben die Lösungen<br />
für die Beleuchtung. Mancherorts leuchten die Lampen in Lagerhallen,<br />
Produktionsstätten oder Büros rund um die Uhr. Energieberater<br />
und Experten sind sich einig: Das Sparpotenzial beim Thema<br />
Licht in Unternehmen ist riesengroß.<br />
Schloss Neuschwanstein und die Residenz in München machen es vor<br />
und erstrahlen bald mit LED-Leuchten, – zumindest in den Shop-<br />
Bereichen sollen die Dioden-Röhren leuchten. Ein Umstieg von den<br />
häufig eingesetzten Leuchtstoffröhren zur LED-Technik (LED steht<br />
für: light emitting diode, auf Deutsch Leuchtdiode/Licht aussendende<br />
Diode) kann den Stromverbrauch erheblich senken. „Eine Umrüstung<br />
auf LED-Lampen ist in nahezu allen Bereichen sinnvoll“, sagt Energieberater<br />
Christopher Goelz vom Wangener Unternehmen Visio facto<br />
– Individuelle Energiekonzepte und Lösungen. „Mit einer Einschränkung:<br />
In Räumen, in denen wenig Licht gebraucht wird, lohnt sich die<br />
Umrüstung nicht, da die LED-Lampen in der Anschaffung zu teuer<br />
sind.“ Seine Faustregel: „Leuchtet eine Lampe länger als acht Stunden<br />
pro Tag an fünf Tagen die Woche, lohnt sich eine Umstellung auf LED-<br />
Lampen.“ Im Vergleich zu Leuchtstoffröhren lassen sich mit LED-Lampen<br />
rund zwei Drittel des benötigten Stroms einsparen.<br />
Dabei müssen die Beschäftigten in den Arbeitsräumen oder Lagerhallen<br />
bei der Lichtfarbe anders als noch vor einigen Jahren keine Abstriche<br />
mehr machen. Entwickler und Hersteller von LED haben es geschafft,<br />
die Leuchtmittel neben der von Autoscheinwerfern bekannten,<br />
kalten, bläulichen Lichtfarbe auch in warmen oder neutralen Farben<br />
herzustellen. Die kleinen leuchtenden Dioden müssen nicht zwangsläufig<br />
in Röhrenform zum Einsatz kommen. Auch Strahler für den<br />
Häufig unterschätzen Firmen, dass gut beleuchtete Arbeitsplätze die Leistungsfähigkeit<br />
der Mitarbei´ter fördern. Foto: © marchcattle / fotolia.com<br />
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und etabliert. Sie rechnen sich überall<br />
dort besonders schnell, wo Beleuchtung<br />
über viele Stunden täglich erforderlich<br />
ist. Genau dies war auch die Überlegung<br />
der RAFI GmbH & Co. KG bei der Erneuerung<br />
der bestehenden Außenbeleuchtung<br />
des eigenen Werksgeländes.<br />
Die RAFI GmbH & Co. KG mit Sitz in Berg<br />
(Ravensburg) ist als Hersteller von elektromechanischen<br />
Bauelementen sowie kompletten<br />
Bedien-, Kommunikations- und<br />
Steuerungssystemen tätig. Als international<br />
tätige Unternehmensgruppe wird mit<br />
über 2.000 Mitarbeitern ein Umsatz von ca.<br />
350 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />
Am Standort Berg wird das etwa 26.000<br />
m² große Firmenareal mit insgesamt 40<br />
Leuchten erhellt – vom Parkplatz über interne<br />
Betriebs- und Zufahrtswege bis hin<br />
zum Logistik-Bereich. Hier waren bisher<br />
konventionelle Außenleuchten mit Quecksilberdampf-Lampen<br />
(HQL) im Einsatz, die<br />
ab 2015 unter das EU-Verbot zur Reduzierung<br />
der CO 2 -Emissionen fallen. Bedingt<br />
durch Schichtbetrieb und Werkschutz ist in<br />
den meisten Bereichen die Außenbeleuchtung<br />
die ganze Nacht über und auch an den<br />
Wochenenden in Betrieb. Angesichts der<br />
resultierenden Brenndauer von bis zu<br />
4.000 Stunden pro Jahr ergibt sich dadurch<br />
ein ansehnlicher Posten bei den<br />
Energiekosten.<br />
„Neben nachhaltigen Einsparungen bei den<br />
Betriebsausgaben und der CO 2 -Bilanz waren<br />
auch weitere Aspekte bei der Auswahl<br />
der neuen Leuchten zu berücksichtigen.<br />
Dazu gehörte ein guter Kontrast für die vorhandene<br />
Kameraüberwachung genauso<br />
wie der Naturschutz, insbesondere, was die<br />
Irritation von Insekten betrifft, da sich unser<br />
Werk mitten im Grünen befindet“, erläutert<br />
Holger Traub, der im Bereich Infrastruktur<br />
für die Umrüstung verantwortlich ist.<br />
Darum war schnell klar, dass man als innovatives<br />
Unternehmen den Einsatz von LED-<br />
Leuchten favorisierte. Eine entsprechende<br />
Bemusterung erfüllte die hohen Erwartungen<br />
bestätigte die Energieeffizienz. Die<br />
Wahl fiel auf Leuchten der SLT Lichtsysteme<br />
GmbH aus Markdorf (Bodenseekreis).<br />
Diese überzeugten neben technischen Anforderungen<br />
wie der Lebensdauererwartung<br />
auch durch ein hervorragendes Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis.<br />
„Wir konnten die vorhandenen mit HQL-<br />
Leuchten im Bereich zwischen 125W bis<br />
400W durch LED-Leuchten mit durchschnittlich<br />
etwa 60W ersetzen. Unsere reine<br />
Energieeinsparung liegt bei etwa 80%,<br />
so dass sich die Umrüstung bereits nach<br />
dem zweiten Jahr amortisieren wird“, kann<br />
Holger Traub berichten.<br />
RAFI ist von den SLT-Leuchten überzeugt.<br />
Dies zeigt sich nicht nur darin, dass auch<br />
weitere Standorte der RAFI-Gruppe entsprechend<br />
ausgerüstet werden. RAFI ist bei<br />
der SLT Lichtsysteme GmbH als Gesellschafter<br />
mit eingestiegen und hat auch die<br />
Produktion „Made in Germany“ übernommen.<br />
43
[rubrik] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: © Pupkis / fotolia.com<br />
Innen- und Außenbereich, die eine hohe Leuchtkraft benötigen, gibt<br />
es mit der Strom sparenden Technologie.<br />
Elektro-Kaufmann Peter Unseld aus Ulm sieht die LED-Technologie<br />
differenziert: „LED-Röhren sind nicht für die Beleuchtung in Produktionsräumen<br />
geeignet“, sagt Unseld. Die Leuchtkraft der Dioden-Strahler<br />
reiche nicht aus, um die in einer Norm (DIN EN 12464-1) festgelegte<br />
Helligkeit am Arbeitsplatz zu erreichen. Direkt am Arbeitsplatz<br />
muss die Beleuchtungsstärke 500 Lux betragen, im Umgebungsbereich<br />
sind 300 Lux gefordert. „Die Leuchtkraft von LED-Röhren erreicht<br />
dagegen höchstens 200 Lux. Das reicht für Flure oder in Räumen<br />
für Repräsentationszwecke, aber keinesfalls für Produktionsräume“,<br />
sagt Unseld. Bei fokussierten LED-Strahlern sehe das anders aus. Da<br />
mache eine Umrüstung Sinn, da sie eine stärkere Leuchtkraft aufbringen.<br />
Der Geschäftsführer eines Elektrohandels rät Unternehmen, im<br />
Bereich der Lichtsteuerung anzusetzen. Energiesparlampen, Zeitschaltuhren,<br />
Bewegungsmelder oder Tageslichtsensoren senken nach<br />
seinen Worten den Stromverbrauch um bis zu 40 Prozent. Um das passende<br />
Konzept für den jeweiligen Betrieb zu drechseln, ist es sinnvoll,<br />
einen Energiesparplan von ausgewiesenen Energieberatern erstellen<br />
zu lassen.<br />
Revolution in der LED-Technik<br />
Das Unternehmen Jamara aus Aichstetten im Westallgäu beschäftigt<br />
sich bereits seit drei Jahren mit der LED-Technik und ihrer Umsetzung<br />
in unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Vor zwei Jahren begann<br />
die Testphase, und im vergangenen Jahr startete der Verkauf. „Die lange<br />
Vorlaufzeit war nötig“, sagt Erich Natterer, Inhaber des Familien<strong>unternehmen</strong>s.<br />
„Zunächst mussten die Produktionskosten gesenkt werden,<br />
um die Leuchten überhaupt wettbewerbsfähig zu machen.“ Ein<br />
Durchbruch in der Herstellung ist für Natterer die SMD-Technik. In<br />
diesem Verfahren übernehmen Roboter all die Schweißarbeiten bei<br />
der Produktion, die zuvor noch von Hand ausgeführt werden mussten.<br />
Natterer sieht in der Weiterentwicklung der LED-Leuchten „eine Revolution“.<br />
Er erhofft sich, dass durch die neue Technologie die bislang im<br />
Vergleich noch hohen Kosten weiter gesenkt werden können.<br />
Auf die Idee, selbst LED-Lampen zu vertreiben, haben Natterer Lieferanten<br />
gebracht. Der Großhändler verkauft seit 40 Jahren funkgesteuertes<br />
Spielzeug und RC-Modellbausätze. „Unsere Hersteller aus Asien<br />
meinten, wir sollen doch auch LED-Lampen in unser Angebot mit aufnehmen“,<br />
berichtet Manuel Natterer, der Junior-Chef des Unternehmens.<br />
Auf den ersten Blick findet sich keine Verbindung zwischen den<br />
beiden Produkten, auf den zweiten Blick sehr wohl. „In den ferngesteuerten<br />
Fahrzeugen sind ja bereits seit längerer Zeit LED eingebaut“,<br />
berichtet der Junior-Chef. „Da war der Schritt zu großen Leuchten<br />
eigentlich gar nicht so groß.“<br />
Unempfindlich und ohne giftige Stoffe<br />
LED-Röhren werden beim Großhandel in Aichstetten momentan am<br />
häufigsten nachgefragt. Grund dafür könnte neben der Stromeinsparung<br />
die einfache Handhabung sein. „LED-Röhren sind unempfindlich<br />
gegenüber Erschütterungen und entwickeln im Vergleich zu Leuchtstoffröhren<br />
nur wenig Wärme“, erläutert Erich Natterer. Im Gegensatz<br />
zu den Leuchtstoffröhren enthalten die Strahler keine giftigen Stoffe<br />
wie Quecksilber. Zudem entfällt das charakteristische Summen, das in<br />
vielen Büros zum allgegenwärtigen Nebengeräusch geworden ist. Natterer<br />
schränkt den Einsatz der Lampen mit Blick auf die hohen Anschaffungskosten<br />
aber ein: „LED-Leuchten sind im Moment wegen der<br />
hohen Kosten nur für den Einsatz im Gewerbe sinnvoll, nicht für Privathaushalte.“<br />
[!]<br />
Julia Kling<br />
Interesse an Energiesparkonzepten<br />
Bei einer Modernisierung können kleine und mittelständische<br />
Betriebe Unterstützung von der staatlichen KfW-Bank<br />
oder beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
(Bafa) beantragen. „Das Förderprogramm der Bafa läuft seit<br />
Oktober vergangenen Jahres“, sagt Energieexperte Christopher<br />
Goelz. „Seither verzeichnen wir Energieberater auch eine<br />
höhere Nachfrage.“<br />
Um einen Zuschuss zu bekommen, muss das Energiesparkonzept<br />
des Betriebs einen Investitionsrahmen von mindestens<br />
30.000 Euro umfassen und zwei Querschnittstechnologien<br />
enthalten. Die maximale Fördersumme ist auf 100.000 Euro<br />
festgelegt. Wichtig ist, den Antrag zu stellen, bevor die Handwerker<br />
anrücken. Nachträgliche Anträge werden von der Bafa<br />
nicht akzeptiert. Laut Goelz werden künftig noch mehr Betriebe<br />
Energiesparkonzepte entwerfen: „Die Nachfrage ist<br />
groß, aber bei weitem noch unter dem, was möglich ist.“ jkl<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[spezial]<br />
Sparenkannsoeinfachsein<br />
Kein Ende in Sicht. Die energiekosten werden weiter steigen. Umso wichtiger ist es für Betriebe, zu wissen, wo ihre<br />
Schwachstellen sind. Die Beratung und Analyse werden sogar staatlich gefördert.<br />
Lange Zeit haben sich kleine und mittlere<br />
Unternehmen wenig um das Thema<br />
Energie gekümmert. „Bei den Betrieben<br />
stehen naturgemäß optimale Abläufe und eine<br />
hohe Produktqualität im Vordergrund“,<br />
sagt Matthias Gulde, Energieexperte und Seminarleiter<br />
an der Akademie der Hochschule<br />
Biberach. Mittlerweile erkennen aber nach<br />
seinen Worten immer mehr Unternehmen,<br />
welch großes Sparpotenzial sie bisher vernachlässigt<br />
haben. Das sieht Harald Kretschmann,<br />
Geschäftsführer der Julius Gaiser<br />
GmbH & Co. KG Gebäudetechnik in Ulm,<br />
ebenso. „Energie, die wir erst gar nicht verbrauchen,<br />
ist der größte Beitrag zum nachhaltigen<br />
Umgang mit den wertvollen Ressourcen“.<br />
Seiner Erfahrung nach lässt sich noch<br />
sehr viel Energie sparen: Allein in Bestandsgebäuden<br />
mindestens 15 Prozent, oft sogar 30<br />
Prozent und mehr. Und zwar allein dadurch,<br />
dass alle vorhandenen Komponenten optimal<br />
auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt werden.<br />
Dafür muss man wissen, wie viel an<br />
Strom, Wärme und Kälte wirklich für die Produktion<br />
und den Gebäudebetrieb gebraucht<br />
werden. Das hört sich einfach an. Doch die<br />
Realität sieht anders aus. In den meisten Fällen<br />
wird viel zu viel Energie bereitgestellt und<br />
verschwendet. „Um das zu verhindern, analysieren<br />
die Ingenieure von Gaiser – bevor sie<br />
über den Einbau neuer Anlagen und die Umstellung<br />
auf regenerative Energien nachdenken<br />
– die bestehende Technik und die Leitungsnetze<br />
vor Ort“, erläutert Kretschmann.<br />
Große Sparpotenziale gebe es in Unternehmen<br />
beim Wärmeschutz, bei Beleuchtung,<br />
Schritt für Schritt zur<br />
ENERGIE<br />
WENDE<br />
Thema Kohlekraftwerk<br />
Warum man manchmal<br />
einen Umweg<br />
gehen muss, um ans<br />
Ziel zu gelangen.<br />
Auf dem Weg zur Energiewende<br />
legen wir ein Stück mit dem Kohlekraftwerk<br />
Lünen zurück. Denn so<br />
viel ist klar: Erneuerbare Energien<br />
können auf absehbare Zeit keine unterbrechungsfreie<br />
Stromversorgung garantieren.<br />
Deshalb müssen wir auf Ener gie -<br />
quellen zurückgreifen können, die<br />
Versorgungslücken schnell und sicher<br />
schließen. Kohlekraftwerke erfüllen<br />
genau diesen Zweck.<br />
Natürlich sind uns auch die Nachteile<br />
eines Kohlekraftwerks bewusst. Doch<br />
Fakt ist: Indem das Kraftwerk Lünen<br />
alte und ineffiziente Kohlekraftwerke<br />
ablöst, trägt es zu einer Reduzierung<br />
des CO 2 -Ausstoßes bei. Schließlich<br />
möchten wir den Übergang zu erneuerbaren<br />
Energien so klimafreundlich wie<br />
möglich gestalten.<br />
Darüber hinaus ist die Beteiligung an<br />
einem Kohlekraftwerk auch unter anderen<br />
Gesichtspunkten wichtig:<br />
Wir machen uns unabhängiger von<br />
der Stromerzeugung großer<br />
Energie konzerne. Das stärkt unsere<br />
Position als regionaler Anbieter im<br />
Wettbewerb. Und Tatsache ist: Die Verwendung<br />
von Kohle als Energieträger<br />
hilft uns, schnellstmöglich aus der Kernenergie<br />
auszusteigen.<br />
Alte Anlagen<br />
5,8 Mio. t CO 2<br />
Kohlekraftwerk Lünen 4,3 Mio. t CO 2<br />
Das Kohlekraftwerk Lünen spart im Vergleich zu<br />
alten Anlagen circa 27 % CO 2 pro Jahr ein.*<br />
Mit dem Kohlekraftwerk Lünen vereinen<br />
wir einen möglichst umweltfreundlichen<br />
Übergang zu erneuerbaren Energien<br />
mit unserem Anspruch, Ihnen<br />
stets höchste Versorgungssicherheit<br />
zu garantieren. Denn das ist<br />
auch klar: Erst sobald rein regenerative<br />
Energien eine 100-prozentige Versorgungssicherheit<br />
gewährleisten, werden<br />
wir auch auf Kohlekraftwerke verzichten<br />
können.<br />
Mehr erfahren und mitdiskutieren unter<br />
www.swu.de/energiewende<br />
oder auch auf www.facebook.com/swu.de<br />
* Quelle: http://www.trianel-luenen.de/de/umwelt/klimaschutz.html<br />
27
[spezial] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Vor allem in älteren Heizzentralen läßt sich selbst ohne den Einbau neuer Anlagen durch Optimierungsmaßnahmen<br />
ein Fünftel der eingesetzten Energie sparen.<br />
Lange Leitung kommt teuer<br />
Als großes Sparpotenzial hat Schönweiler das<br />
Rohrleitungssystem in dem oberschwäbischen<br />
Gesundheitszentrum mit angeschlossenem<br />
Thermalbad ausgemacht. Das wundert<br />
Gaiser-Chef Kretschmann nicht. „Bei manch<br />
einem komplexen und verzweigten Rohrleitungssystem<br />
lässt sich allein durch hydraulische<br />
Optimierung und ohne jeglichen Einbau<br />
von neuen Anlagen bis zu 20 Prozent an Energie<br />
einsparen“, sagt er.<br />
Welchen Effizienzgewinn bereits die Optimierung<br />
vorhandener Anlagen bringen kann,<br />
zeigt nach seinen Worten das Beispiel eines<br />
Lebensmittelbetriebs: Durch die intelligente<br />
Nutzung der Abwärme aus dem Kälteprozess<br />
konnte der jährliche Heizölverbrauch um<br />
rund 150.000 Liter gesenkt werden. „Der Kunde<br />
spart durch diese vergleichsweise kleine<br />
Maßnahme pro Jahr mindestens 75.000 Euro<br />
und seine Investition in Höhe von etwa<br />
200.000 Euro amortisiert sich in gerade mal<br />
knapp drei Jahren.“<br />
Firmen haben Gulde zufolge eine Reihe von<br />
Ansatzmöglichkeiten, um ihren Energiekosten<br />
zu senken. Das fange damit an, die für das<br />
Thema zuständigen Mitarbeiter zu sensibiliseren.<br />
Externe Unterstützung gebe es durch<br />
Seminare, Energiesparberater und Firmen, die<br />
sich auf energetische Inspektionen spezialisiert<br />
haben. Beim Thema Strom unterschätzten<br />
viele Betriebe die Rolle der Energieberater<br />
der Versorger. Denn für einen mittelständischen<br />
Betrieb sei nicht der Stromanbieter der<br />
beste, der eine Zeitlang den günstigsten Tarif<br />
anbiete. „Der beste Versorger ist der, dessen<br />
Berater mir hilft, Strom zu sparen.“ amb<br />
Heizung, Pumpen und hydraulischen Systemen,<br />
erklärt Gulde. Der erste Schritt für Firmen<br />
sollte nach seiner Meinung eine Initialberatung<br />
durch einen Energieberater sein. An<br />
den Kosten von 320 Euro beteilige sich die<br />
staatliche Förderbank<br />
KfW mit 80<br />
Prozent, an Detailberatungen,<br />
die<br />
sich anschließen<br />
können, mit 60<br />
Prozent. In diesen<br />
Untersuchungen<br />
werde deutlich,<br />
Energieberater<br />
Matthias Gulde.<br />
wo die Unternehmen<br />
jeweils die<br />
größten Spareffekte<br />
erzielen können.<br />
Dabei amortisieren sich etliche Modernisierungsmaßnahmen<br />
bereits innerhalb von<br />
zwei bis vier Jahren, sagt der Energieexperte.<br />
Vielfach wüssten die Unternehmen aber<br />
nicht, dass sie für entsprechende Maßnahmen<br />
auch Fördergelder erhalten und damit doppelt<br />
profitieren. Allerdings stellt Gulde ein<br />
zunehmendes Interesse am Thema Energie<br />
bei kleinen und mittleren Unternehmen fest.<br />
An den Fach-Seminaren der Akademie der<br />
Hochschule Biberach nehmen neuerdings<br />
nicht nur freiberufliche Architekten, Planer<br />
und Ingenieure teil, sondern auch Mitarbeiter,<br />
die in ihren Betrieben für Gebäudemanagement<br />
oder Anlagentechnik zuständig<br />
sind. Einer davon ist Frank Schönweiler, Projektleiter<br />
Gebäudetechnik der Federseekliniken<br />
in Bad Buchau. „Dieser Kurs hilft den Federseekliniken,<br />
in Zukunft viel Geld zu<br />
sparen. Die Kurskosten sind Peanuts im Verhältnis<br />
zu den Summen, die man im Betrieb<br />
einsparen kann“, sagt der 35-Jährige. Ein Vorteil<br />
sei auch, dass er jetzt mit externen Gebäude-<br />
und Energietechnik-Unternehmen auf<br />
Augenhöhe verhandeln könne.<br />
Ansprechpartner und<br />
nützliche Adressen<br />
Bei der Suche nach einem Energiesparberater<br />
sollten Firmen darauf achten,<br />
dass dieser über eine Ingenieur-,<br />
Handwerks- oder Architektenkammer<br />
ausgebildet wurde. Der Branchenverband<br />
GIH vergibt ein Siegel für Berater.<br />
Einen Überblick über Adressen gibt es<br />
bei der staatlichen Förderbank KfW unter<br />
https://beraterboerse.kfw.de<br />
Auch geben die sogenannten Regionalpartner<br />
der IHK und Handwerkskammern<br />
Tipps, damit Firmen den richtigen<br />
Berater finden.<br />
Über das Programm Klimaschutz-<br />
Plus bietet das Land Baden-Württemberg<br />
Förderung für Firmen an:<br />
www.klimaschutz-plus.badenwuerttemberg.de<br />
Praxisnähe wird in den Weiterbildungen<br />
zum und für Energieberater an der<br />
Akademie der Hochschule Biberach<br />
großgeschrieben. Nähere Infos unter<br />
www.akademie-biberach.de/kmu<br />
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Früher gab es eine Kasse. Und vielleicht einen Tresen. Heute gleicht natürlich auch die Bezahl-Lounge einer kleinen Wohlfühl-Oase. <br />
Foto: Hc-Pauly Freiburg<br />
Das Auge kauft mit<br />
Die Geschäftswelt wird bunter, der Bummel durch raffiniert gestaltete Geschäfte und Einkaufsmeilen zum Erlebnistrip.<br />
Darauf stellt sich der Ladenbau ein: Die Kunden sollen verweilen. Motto – je länger der Einkauf, desto länger der Bon.<br />
Ob die Winterjacke wärmt, kann man<br />
direkt im Laden in der Kältekammer<br />
testen, der Gang über einen speziellen<br />
Parcours verrät, ob die Bergschuhe auch ja auf<br />
jedem Boden den richtigen Halt haben. Der<br />
Bummel durch die Geschäfte der Innenstädte<br />
und durch die Einkaufspaläste an den Stadträndern<br />
gerät immer mehr zu einem Erlebnistripp.<br />
Wer heute einkaufen geht, möchte Neues<br />
entdecken, will überrascht werden.<br />
„War bis vor einigen Jahren in manchen Handelsbranchen<br />
die reine Bedarfsdeckung des<br />
Einkäufers entscheidend, so ist heute eine<br />
Entwicklung zu spüren, die den Kunden mit<br />
seinen individuellen Wünschen stärker in<br />
den Vordergrund rückt“, beschreibt Angela<br />
Krause, Pressesprecherin des Deutschen Ladenbau<br />
Verbandes (dlv – Netzwerk Ladenbau<br />
e.V.), die Zeichen der Zeit: „Damit einher geht<br />
der Trend zu einer stärkeren Inszenierung der<br />
Ware im Laden. Die Art und Weise der Warenpräsentation<br />
spielt heute eine wichtigere Rolle<br />
als vor einigen Jahrzehnten. Es geht nicht<br />
länger darum, die Ware schlicht in den Regalen<br />
zu präsentieren, vielmehr setzen die Einzelhändler<br />
nun auf eine ansprechende Gestaltung,<br />
sei es bei Lebensmitteln oder bei<br />
Elektronikartikeln – das Auge spielt bei der<br />
Kaufentscheidung eine wichtige Rolle.“<br />
Langweiler haben verloren<br />
So sieht das auch Innenarchitekt Klaus<br />
Grundmann vom Freiburger Architekturbüro<br />
Grundmann + Wiedemann: „Neben der Modebranche<br />
setzt zunehmend auch der Food-Bereich<br />
auf einen emotional geprägten Verkauf.<br />
Immer mehr Supermärkte lassen Äpfel, Birnen<br />
und Bananen in einem warmen Licht erstrahlen.<br />
Und zwar exakt in den Farbtönen,<br />
die das Obst und Gemüse besonders schmack-<br />
Handel steckt mehr<br />
Geld in den Ladenbau<br />
Es geht schnell und einfach. Schuhe,<br />
Hosen oder auch Fernseher kann man<br />
heute bequem im Online-Shop bestellen.<br />
Die Einkäufe im Internet florieren –<br />
und die Händler in den Städten reagieren.<br />
Das EHI Retail Institute berichtet,<br />
dass der deutsche Einzelhandel kräftig<br />
in das Erscheinungsbild und die technische<br />
Ausstattung seiner Geschäfte investiert,<br />
um sich gegenüber dem Online-Handel<br />
als attraktiver Einkaufsort<br />
zu behaupten. Nach den Zahlen des<br />
des Forschungs-, Bildungs- und Beratungsinstituts<br />
in Köln gaben die Unternehmen<br />
im vergangenen Jahr allein für<br />
die Ladeneinrichtung 1,72 Milliarden<br />
Euro aus und lagen damit um 320 Millionen<br />
höher als im Vergleichsjahr 2009.<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[leben]<br />
haft aussehen lassen.“ Für Grundmann spielt<br />
das Licht im modernen Ladenbau eine bedeutende<br />
Rolle: „Die Ware muss leuchten und<br />
wird deshalb immer bewusster effektiv in Szene<br />
gesetzt, damit die Käufer die Bühne betreten<br />
können. Das Schlimmste ist, wenn sich<br />
der Kunde langweilt. Deshalb ist es die Aufgabe<br />
von Ladenplanern und Ladenbauern, die<br />
Kunden möglichst lange im Geschäft zu halten.<br />
Je länger der Einkauf dauert, desto länger<br />
ist auch der Einkaufsbon an der Kasse.“<br />
Auch für Krause sind Emotionen entscheidende<br />
Kauffaktoren: „Wer sich wohlfühlt im<br />
Laden, ist eher bereit, Geld auszugeben. Daher<br />
wird heute mehr Wert auf eine zielgruppenorientierte<br />
Darstellung der Marke, des Geschäfts<br />
und der Ware gelegt.“<br />
Raum zum Wohlfühlen<br />
Die Ladenbau-Spezialisten sollen einen Raum<br />
zum Wohlfühlen schaffen, in dem der Konsument<br />
gerne einkauft – weil die Ware ansprechend<br />
inszeniert ist. „Die Frequenz der Laden-<br />
Neugestaltung ist in den letzten Jahren höher<br />
geworden“, berichtet Krause. „Die Händler<br />
fordern heute früher neue Konzepte und nehmen<br />
Teilrenovierungen vor, denn dem Kunden<br />
soll eine immer neue und faszinierende<br />
Welt geboten werden. Die Anforderungen der<br />
Händler an den Ladenbau sind daher heute:<br />
schnell und unkompliziert veränderbare Läden<br />
zu gestalten.“<br />
Ohne diese Flexibilität steht man als Ladenbesitzer<br />
heute schnell auf verlorenem Posten –<br />
oder zumindest in einem leeren Verkaufsraum.<br />
Denn auch die Konkurrenz durch<br />
Online-Shops wächst und wächst. Durch<br />
Smartphones und Tablets ist das mobile Internet<br />
aus dem Einkaufsverhalten der Menschen<br />
nicht mehr wegzudenken. Mit nur einem<br />
Klick lassen sich Preise vergleichen – und<br />
zwar direkt am Ladenregal. Krause empfiehlt<br />
dennoch Gelassenheit: „Den reinen Vorgang<br />
des Einkaufens kann der Konsument auch<br />
über das Internet abwickeln. Doch die sofortige<br />
Verfügbarkeit, das haptische Erlebnis und<br />
das Einkaufsgefühl, das gibt es nur im Laden.“<br />
Es ist kurios, doch die Firma Roland Berger<br />
Strategy Consultants hat in der Handelsstudie<br />
„Dem Kunden auf der Spur“ festgestellt, dass<br />
Online-Shops den stationären Handel sogar<br />
stärken. Zwei Drittel der Käufer in den Innenstadtgeschäften<br />
sind demnach Stammkunden.<br />
In Online-Shops sind dies gerade einmal<br />
13 Prozent.<br />
Vorab im Netz informieren und dann ab auf<br />
die Einkaufsmeile. So machen das viele Kunden.<br />
Denn noch immer gibt es die beste Beratung<br />
im Geschäft und nicht am Computer zu<br />
Hause. Und auch das gemeinsame Shoppen<br />
mit Freunden und Bekannten ist und bleibt<br />
eine gesellige Freizeitbeschäftigung, auf die<br />
man trotz Internet nicht verzichten möchte.<br />
Selbst Äpfel und Birnen, Kiwis und Zwetschgen<br />
wollen aufs Appetitlichste „inszeniert“ werden.<br />
<br />
Foto: © Anton Gvozdikov / fotolia.com<br />
Eben mal den Fuss scannen<br />
Dennoch kommt an den modernen Medien<br />
heute niemand mehr vorbei. Grundmann zufolge<br />
muss sich der Einzelhandel in Zukunft<br />
durch zusätzlichen Service profilieren. Neben<br />
der Stärkung der eigenen Marke und dem architektonischen<br />
Aufbau der Verkaufsräume<br />
sollen attraktive Inneneinrichtungen immer<br />
mehr Platz für digitale Medien schaffen: „Dazu<br />
gehören unter anderem Touchscreen-Bildschirme,<br />
auf denen man sich über die angebotenen<br />
Waren im Geschäft sowie über deren<br />
Herstellung informieren oder sich sein eigenes<br />
Outfit erstellen lassen kann. Mit modernen<br />
Scan-Geräten beispielsweise kann man<br />
die exakten Maße der Kundenfüße festlegen<br />
und festhalten. Diese Daten sind dann auch<br />
für zukünftige Einkäufe gespeichert.“<br />
Doch bislang wird die Geschäftswelt noch<br />
nicht komplett von Bits und Bytes regiert.<br />
Deshalb setzen auch beim Ladenbau wieder<br />
mehr Einzelhändler bewusst auf natürliche<br />
Materialien wie Vollholz, Kork oder Steine.<br />
Für Grundmann hat dieser Öko-Trend auch<br />
einen positiven Nebeneffekt: „Ladeneinrichtungen<br />
aus Naturstoffen kommen beim Kunden<br />
gut an und erhöhen den Reiz, die angebotenen<br />
Produkte zu kaufen.“ Speziell<br />
Outdoor-Läden wecken mit ihrem Ladenambiente<br />
die Lust am Wandern in der frischen<br />
Luft. Und dazu gehören eben auch Kältekammern<br />
für Winterjacken. [!]STEFAN LOEFFLER<br />
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[finanzieren] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
A Die IBAN hat je nach Land eine feste Länge, z.B. in Deutschland<br />
einheitlich 22 Stellen<br />
A B C D E<br />
B Länderkennzeichen mit 2 Stellen<br />
C Prüfziffer mit 2 Stellen<br />
D Bankleitzahl mit 8 Stellen<br />
E Kontonummer mit 10 Stellen<br />
IBAN<br />
D E 3 9 1 0 0 1 00 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0<br />
BIC<br />
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1 2 3 4 5<br />
1 Der BIC hat 8 oder 11 Stellen<br />
2 Bankkennung mit 4 Stellen<br />
3 Länderkennzeichen mit 2 Stellen<br />
4 Ortskennung mit 2 Stellen<br />
5 Erweiterte Bankkennung oder Filialkennung<br />
mit 3 Stellen<br />
Iban, die Schreckliche<br />
Viele Unternehmen haben den Aufwand unterschätzt, den der einheitliche europäische Zahlungsverkehr mit<br />
sich bringt. Die Herausforderung bei Sepa ist nicht etwa die 22-stellige internationale Kontonummer, sondern<br />
das Umstellen der EDV und Anpassen der innerbetrieblichen Abläufe.<br />
Nur noch zwei Monate sind es, bis Unternehmen und Vereine<br />
ihren Zahlungsverkehr auf die europäischen Sepa-Vorgaben<br />
umgestellt haben müssen. Vom 1. Februar an bilden alle EU-<br />
Länder sowie Norwegen, Liechtenstein, Island, die Schweiz<br />
und Monaco die „Single Euro Payments Area“, also einen Raum mit<br />
einheitlichem Zahlungsverkehr. Die nationalen Zahlungssysteme haben<br />
mit diesem Tag ausgedient. Unternehmen und Vereine, die die<br />
Umstellung nicht rechtzeitig schaffen, bekommen Probleme – vor allem<br />
beim Einzug von Lastschriften. Geld könnte in der Kasse fehlen,<br />
Zahlungsengpässe drohen, warnt Carl-Ludwig Thiele, der im Vorstand<br />
der Bundesbank für Zahlungsverkehr zuständig ist.<br />
Viele Hinken hinterher<br />
Von 3,6 Millionen Unternehmen in Deutschland haben bisher nur<br />
1,1 Millionen überhaupt eine Gläubiger-ID bei der Deutschen Bundesbank<br />
beantragt. Das wäre einer der ersten Schritte, um sich für Sepa fit<br />
zu machen. „Die eigentlichen Herausforderungen sind aber ganz anderer<br />
Art“, sagt Jörn Struck, Mitglied der Geschäftsleitung der Ulmer<br />
Wilken GmbH, einem Spezialisten für betriebswirtschaftliche Standardsoftware.<br />
„Unternehmen und Banken müssen in Abläufe und<br />
EDV-Programme aus den 70er und 80er Jahren eingreifen.“ Häufig seien<br />
die Experten, die die Programme geschrieben hätten, gar nicht<br />
mehr im Unternehmen, berichtet Struck. Viele Firmen seien beim<br />
Thema Sepa zu spät aufgewacht, manche schlafen immer noch.<br />
Zu diesem Schluss kommt auch eine Untersuchung des IBI Research-<br />
Instituts der Universität Regensburg. Die Gründe dafür sind vielfältig:<br />
Die Tragweite des Projektes wird unterschätzt, es gibt technische Probleme,<br />
der Hersteller liefert das Software-Update zu spät, dazu kommen<br />
krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern und vieles mehr.<br />
„Trotz vieler Warnungen werden die meisten Schritte zur Sepa-Umstellung<br />
erst im vierten Quartal erfolgen“, schreibt IBI Research.<br />
Die Folge: Erste Testtransaktionen sowie die Umstellung passieren zu<br />
spät, meinen die Experten der Uni Regensburg. Dabei gaben in einer<br />
Befragung 27 Prozent an, dass es beim Ausfall von Lastschrifteingängen<br />
im Unternehmen schon innerhalb von fünf Tagen zu Liquiditätsproblemen<br />
kommen kann. Eng wird es auch, wenn technische<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[finanzieren]<br />
Schwierigkeiten auftauchen, beispielsweise bei der sogenannten<br />
Mandatsverwaltung. Ohne eine gültige Erlaubnis darf der Zahlungsempfänger<br />
keine Lastschrift einziehen.<br />
Dringend empfohlen: Testlauf mit der Bank<br />
Die Bundesbank hat Anfang Herbst eine Informationskampagne gestartet.<br />
„Aus dieser Nummer kommen sie nicht heraus“, lautet das<br />
Motto der Anzeigen, die auf die Vorteile von Sepa hinweisen und die,<br />
so Thiele, „die Scheu vor der internationalen Kontonummer Iban nehmen“<br />
solle. Die 22-stellige Nummer, die sich unter anderem aus bisheriger<br />
Bankleitzahl und Kontonummer zusammensetzt, wird von einigen<br />
schon als „Iban, die Schreckliche“ tituliert.<br />
Laut Struck sind die Unternehmen aber höchst unterschiedlich von<br />
Sepa betroffen – je nach Größe, Kundenzahl, Internationalität des Geschäfts<br />
und Ausmaß des Lastschrifteinzugs. Wilken selbst habe mit<br />
allen seinen Kunden in diesem Jahr ein Umstellungsprojekt umgesetzt.<br />
Daraus haben sich in den Firmen Folgeprojekte ergeben. Ein Teil<br />
der Umstellung passiere zwar in der Software. Die Unternehmen<br />
müssten aber ihre Abläufe darüber hinaus an die Sepa-Einreichungsfristen<br />
der Hausbank anpassen. Da stecke sehr viel Arbeit im Detail.<br />
Wichtig ist nach Strucks Worten, dass sich Unternehmen schnell mit<br />
ihrem Software-Hersteller und ihrer Hausbank zusammensetzen: „Es<br />
reicht nicht zu schauen, ob aus dem EDV-System formattechnisch die<br />
richtigen Daten herauskommen. Die Unternehmen sollten unbedingt<br />
Sepa in Kürze<br />
Sepa umfasst einen einheitlichen Zahlungsverkehrsraum für<br />
insgesamt 32 europäische Länder mit 500 Millionen Einwohnern.<br />
Ziel: mehr Wettbewerb im Zahlungsverkehr und sinkende<br />
Preise und Kosten. Schätzungen der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB) zufolge wird die Sepa-Umstellung 10 Milliarden Euro<br />
kosten.<br />
Die EU-Kommission hat im Gegenzug die Einsparungen über<br />
einen Zeitraum von sechs Jahren auf 125 Milliarden Euro beziffert.<br />
Dies ergibt sich unter anderem daraus, dass ein Unternehmen<br />
für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Sepa-Raum<br />
nur noch ein Kreditinstitut benötigt und nicht jeweils eine Bank<br />
in den Sepa-Ländern, in denen es Geschäfte betreibt.<br />
Die Dimension des Projektes wird an den Zahlen für Deutschland<br />
deutlich: Jeden Tag laufen hierzulande zehn Millionen<br />
Überweisungen und Lastschriften über die Bundesbank.<br />
Im Internet gibt es unter www.ibi.de/files/sepa/SEPA-Checkliste.pdf<br />
einen Aufgabenkatalog für Unternehmen.<br />
Infos auch unter www.sepadeutschland.de<br />
mit ihrer Bank einen Testlauf machen“, empfiehlt Struck. Dann sehen<br />
sie auch, wo ihr Kreditinstitut bei der Sepa-Umstellung steht. [!] <br />
<br />
ROLF OBERTREIS/ALEXANDER BÖGELEIN<br />
Wichtig! Die Umstellung auf<br />
das neue Verfahren hat bereits<br />
begonnen...<br />
Die Neuerungen im Zahlungsverkehr!<br />
„SEPA“ – Erkundigen Sie sich rechtzeitig.<br />
Ihr Berater informiert Sie gerne.<br />
SEPA betrifft uns alle! Zum 01. Februar 2014 werden in Deutschland die bisherigen inländischen Überweisungs- und Lastschriftenverfahren abgeschaltet. Der Zahlungsverkehr wird auch innerhalb<br />
Deutschlands nur noch über SEPA-Zahlungen erfolgen. Infomieren Sie sich jetzt. Gerne stehen wir Ihnen als zuverlässiger Partner zur Seite.
[führen] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wie man gute Leute findet und hält<br />
Fachkompetenz ist das eine, Sozialkompetenz das andere – das gilt auch für Führungskräfte, erklärt Esta-Personalchef<br />
Philipp Raunitschke in unserer Umfrage. Die Firma will den Mitarbeitern Partner in allen Lebenslagen sein.<br />
das Profil genau definieren. Anschließend<br />
wird ein relevantes und in der Vergangenheit<br />
bewährtes Kommunikationsmedium ausgewählt,<br />
das für die jeweilige Zielgruppe passt.<br />
Erfahrungsaustauschgruppen (so genannte<br />
Erfa-Runden) und Verbandstreffen geben immer<br />
wieder neue Impulse und Inspirationen.<br />
Sehr bewährt hat sich auch die Mitarbeiterempfehlung.<br />
Über unser Programm „Mitarbeiter<br />
werben Mitarbeiter“ konnten wir bereits<br />
einige neue Kolleginnen und Kollegen<br />
begrüßen.<br />
Personalchef Philipp Raunitschke: Weiterbildungsangebote gehören bei Esta ebenso zum Programm wie<br />
Beratung über Gesundheitsthemen bis hin zur Suchtprävention.<br />
Welche Themen beschäftigen Sie derzeit<br />
am meisten?<br />
Zum einen ist natürlich auch in unserer Branche<br />
der Fachkräftemangel ein zentrales Thema.<br />
Zum anderen beschäftigt mich derzeit das<br />
Thema Soft Skills (Führen, Lenken, Leiten).<br />
Ich sehe das Führungsverhalten als einen sehr<br />
kritischen Erfolgsfaktor. Die beste Fach- und<br />
Methodenkompetenz reicht nicht aus, wenn<br />
Führungs- und Sozialkompetenzen fehlen.<br />
Dies ist, vor allem vor dem Hintergrund der<br />
steigenden interdisziplinären Projektaufgaben,<br />
eine echte Herausforderung.<br />
Wo finden Sie die geeigneten Mitarbeiter?<br />
Auch wir nutzen alle klassischen Human-<br />
Ressources-Akquisewege. Allerdings versuchen<br />
wir auch mindestens die Hälfte des Ersatz-<br />
und zusätzlichen HR-Bedarfes über<br />
eigene Nachwuchskräfte zu generieren. Dabei<br />
nutzen wir klassische Methoden wie Schulund<br />
Hochschulmarketing, Ausschreibungen<br />
über Zeitungen, Homepage und Onlineportale.<br />
Je nach gewünschtem Profilbild betreiben<br />
wir auch Absolventenmarketing. In Einzelfällen<br />
nehmen wir auch die Dienste von externen<br />
Personalberatungen und Headhuntern in<br />
Anspruch. Mitentscheidend über eine erfolgreiche<br />
Besetzung ist dieDefinition des Aufgabenprofils.<br />
Wir versuchen dieses durch eine<br />
„360-Grad-Abfrage“ zu minimieren, indem<br />
wir alle Schnittstellen mit einbeziehen und<br />
Wie sieht Ihr Ausbildungsmarketing aus?<br />
Zum einen legen wir unseren Fokus auf regionale<br />
Schulen, Universitäten und Hochschulen.<br />
Seit 2011 ist Esta Bildungspartner der<br />
Wirtschaftsschule Senden. Ebenso haben wir<br />
seit langem eine Partnerschaft zur Fachoberschule<br />
Neu-Ulm. Auch das Thema Social Media<br />
wurde neu konzipiert, um potentielle Bewerber<br />
auch überregional auf uns<br />
aufmerksam zu machen. Dafür haben wir unter<br />
anderem eigens einen Social-Media-Kompass<br />
entworfen, um Mitarbeitern wichtige<br />
Regeln im World Wide Web näherzubringen.<br />
Auch diverse Events, wie den Ulmer Einsteinmarathon<br />
oder auch den Girls‘ Day, nutzen<br />
wir für unser Ausbildungsmarketing.<br />
Zur Person<br />
Philipp Raunitschke (37) ist verheiratet,<br />
hat zwei Kinder und wohnt in Memmingen.<br />
Der gebürtige Füssener arbeitet<br />
seit 1999 für Esta. Er fing im<br />
Bereich Vertrieb/Controlling an, übernahm<br />
später Aufgaben in der Personalleitung,<br />
in Controlling und Qualitätsmanagement.<br />
Vom Jahr 2006 an<br />
Personalleitung und Leitung Finanzen<br />
& Verwaltung; seit 2009 Prokurist; seit<br />
2012 Übernahme der Geschäftsleitung<br />
für die Ressorts Personal, Controlling,<br />
Finanzen und Verwaltung.<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[führen]<br />
Esta macht Schluss mit Spänen, Staub und Rauch<br />
749.-*w<br />
Nivona CafeRomatica<br />
757 schwarz<br />
* mit Cappuccino und Latte-<br />
Macchiato-Funktion und Spülpflege-<br />
Automatik für Milchaufschäumer<br />
Esta ist eines der führenden Unternehmen<br />
im Bereich der Absaugtechnik mit<br />
Sitz im bayerischen Senden und eigenen<br />
Niederlassungen weltweit. Seit mehr<br />
als 40 Jahren bietet das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
überall dort, wo bei Fertigungsprozessen<br />
Staub, Rauch oder Späne<br />
entstehen, ein breites Spektrum<br />
an innovativen Produkten und maßgeschneiderten<br />
Lösungen – für unterschiedlichste<br />
Branchen und Anwendungsbereiche.<br />
Der Erfolg von Esta ist eng verknüpft mit<br />
den Menschen, die für das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
arbeiten. Das Unternehmen fördert<br />
junge Talente und ermöglicht ihnen<br />
attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Auch<br />
für Absolventen und Berufserfahrene bietet<br />
Esta ein Arbeitsumfeld für die Besten<br />
der Branche.<br />
Was tun Sie, um Mitarbeiter langfristig ans<br />
Unternehmen zu binden?<br />
Es ist wichtig, einen bewussten, durchaus<br />
aber auch kreativen Umgang mit dem Thema<br />
HR-Bindung und Entwicklung zu pflegen. Der<br />
Anspruch an uns selbst ist, Partner für unsere<br />
Mitarbeiter und ihre Familien in allen Lebenslagen<br />
zu sein und ein Arbeitsumfeld für die<br />
Besten der Branche zu schaffen. Ein Schwerpunkt<br />
um die jeweiligen Lebensbedarfe zu<br />
ermitteln ist das Kommunikationsverhalten<br />
der Firma. Wir bieten unter anderem Perspektivgespräche<br />
mit Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
diverse Leistungen wie<br />
Sucht-, Schuldner-, oder Gesundheitsberatung<br />
und informieren in regelmäßigen Abständen<br />
in Betriebsversammlungen, öffentlichen<br />
Aushängen und Mitarbeitergesprächen<br />
über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen.<br />
Im Prinzip muss das Vertrauen der Mitarbeiter<br />
erarbeitet werden. Dies gelingt nur<br />
über nachhaltige Maßnahmen und einen<br />
ständig fortlaufenden persönlichen Kontakt.<br />
Selbstredend spielt auch das Entlohnungssystem,<br />
das den Marktpreis abbildet, in Verbindung<br />
mit dem Zielvereinbarungssystem eine<br />
wichtige Rolle. Auch muss der Mitarbeiter in<br />
unsere Unternehmenskultur passen.<br />
Welche Instrumente nutzen Sie, um das<br />
Wissen der Mitarbeiter im Unternehmen<br />
besser zu nutzen?<br />
In unserer eigenen Esta-Academy werden gezielt<br />
Schulungsbedarfe aufgenommen und<br />
bedarfsgerecht umgesetzt. Wichtig ist dabei<br />
auch, die jeweiligen Vorgesetzten hinsichtlich<br />
der Umsetzungswirksamkeit und Kontrolle<br />
mit einzubeziehen. Ebenso unterstützen<br />
wir ein lebendiges Vorschlagswesen und<br />
kontinuierliche Verbesserungsprozesse im<br />
Unternehmen.<br />
Wie viel investieren Sie in Weiterbildung?<br />
Wir investieren so viel, um unseren Anspruch,<br />
die Besten der Branche zu beschäftigen,<br />
zu erfüllen. [!]<br />
amb<br />
35
[machen] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der junge Wal in der Öko-Welt<br />
Wer eine Nische besetzt, muss auffallen. Beim Einrichtungshaus Kohler kommen zu dem konsequent geführten<br />
Sortiment ein markantes, walförmiges Firmengebäude und ein außergewöhnliches Finanzierungskonzept dazu.<br />
Phantasiebegabte Zeitgenossen erkennen<br />
in dem Firmensitz im Gewerbegebiet<br />
der Illertal-Gemeinde Erolzheim<br />
einen Wal. Geschuldet ist dies vornehmlich<br />
der auffällig geschwungenen Dachform,<br />
nicht so sehr seiner Größe. Zwar sieht sich<br />
Kohler als eines der größten Naturmöbelhäuser<br />
Süddeutschlands, doch das relativiert sich<br />
angesichts der Giganten, die die Möbelhauslandschaft<br />
beherrschen. Wenn schon eine<br />
Analogie, dann wäre Kohler also wohl ein<br />
Jungwal.<br />
In seinem Bauch wandelt der Besucher durch<br />
ein Sortiment, das die Sehnsucht nach alten<br />
Werten, nach ansprechender Gestaltung und<br />
nach Schadstofffreiheit gleichermaßen befriedigt.<br />
Das Haus lebt von Privatkunden, das<br />
Objektgeschäft, berichtet Inhaber Peter Kohler,<br />
mache nur einen kleinen Teil aus. Und<br />
diese Kunden sind offenbar nicht nur bereit,<br />
zum Teil weite Anreisen „in die Provinz“ in<br />
Kauf zu nehmen, sondern sich das Einrichten<br />
auch was kosten zu lassen. Seinen Kundenstamm<br />
definiert Kohler denn auch so: „Kann<br />
sich was leisten, will es sich aber auch.“ Hängt<br />
also vom Anspruch ab, nicht ausschließlich<br />
vom Geldbeutel. Als weiteren Pluspunkt sieht<br />
Kohler die profunde Beratung. Denn viele der<br />
Möbel folgen der System-Idee und lassen sich<br />
mannigfach variieren und passgenau an individuelle<br />
Wünsche anpassen oder auch anfertigen.<br />
Da ist Verkaufspersonal vom Schreiner-<br />
Fach gewiss von Vorteil.<br />
Für das Firmengebäude hat Kohler schon mehrere Preise und Auszeichnungen eingeheimst: unter anderem<br />
2008 den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg.<br />
Die Banken sagten: Njet<br />
Das Sortiment stammt nach Kohlers Angaben<br />
von wenigen Dutzend, größtenteils deutscher<br />
Lieferanten, von vielen eher kleineren und als<br />
größtem vom „Team 7“, dem Zugpferd aus Österreich.<br />
Kohler legt auch hier großen Wert<br />
auf Konsequenz: „Mal Ökomöbel, mal Spanplatte“,<br />
das gehe nicht.<br />
Über die Jahre hinweg ist so eine große Vertrauensbasis<br />
zwischen dem Händler und den<br />
Kunden entstanden. Ohne diese wäre der<br />
Jungwal wohl erst gar nicht gezeugt worden.<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
Denn als sich Kohler vor knapp zehn Jahren<br />
anschickte, sein kleines Geschäft vom benachbarten<br />
Berkheim nach Erolzheim zu verlegen<br />
in einen maßgeschneiderten Neubau,<br />
sagten die regionalen Banken zu seinem Kreditbegehren:<br />
Njet. „Die haben mir das schlicht<br />
nicht zugetraut.“<br />
Doch der gelernte Kaufmann gab nicht auf<br />
und wandte sich erst einmal an die Kundschaft<br />
mit der Bitte um Kapital. Sein Begehren<br />
stieß dann tatsächlich auf eine ermutigende<br />
Resonanz, es kamen auf diesem Weg stille Einlagen<br />
in Höhe von 165.000 Euro zusammen,<br />
worauf wiederum die ökologisch ausgerichtete<br />
GLS-Bank einen<br />
größeren Kreditbetrag<br />
zu sicherte.<br />
Die noch vorhandene<br />
Finanzierungslücke<br />
zu dem<br />
eine Million Euro<br />
teuren Neubau<br />
schloss schließlich<br />
doch noch ein regionales<br />
Institut.<br />
Ohne die Hilfe seiner Kunden<br />
hätte Peter Kohler den Da die Einlagen<br />
Umzug nicht finanzieren weiter anwuchsen<br />
können.<br />
und mittlerweile<br />
die halbe Million<br />
Euro übersteigen, konnte Kohler bei den<br />
Banken Sondertilgungen vornehmen und<br />
sich ein Nachbargrundstück sichern. Ungewöhnlich<br />
ist bei der „Kohler – natürlich einrichten<br />
GmbH & Co KG“ also auch die offene<br />
Kommunikation über ihren speziellen und<br />
hindernisreichen Weg in Finanzierungsfragen:<br />
Kohler baut die Schilderungen sogar in<br />
Vorträge mit ein.<br />
Auch Ebay ist nicht tabu<br />
Seine Anleger hat der Händler nicht enttäuscht.<br />
Bisher sei es noch immer gelungen,<br />
die Jahresprognosen zu erfüllen und zum Teil<br />
sogar zu übertreffen. Rabattschlachten, wie die<br />
[machen]<br />
Giganten sie sich zu liefern pflegen, spielten<br />
dabei keine Rolle, denen verweigert sich der<br />
Öko-Einrichter. Aber natürlich beobachtet der<br />
Inhaber sehr genau die Preise der Mitbewerber,<br />
die Kunden täten’s schließlich ebenso. Für den<br />
Abverkauf nutzt er Ebay. Facebook-Präsenz gehört<br />
ebenfalls dazu. Ganz neu am Start ist der<br />
Online-Shop. Würden derzeit allenfalls fünf<br />
Prozent des Umsatzes übers Internet generiert,<br />
geht Peter Kohler von künftig steigenden Anteilen<br />
für den Online-Handel aus.<br />
Bauhaus auf dem Ökotrip<br />
Ein wichtiger Werbeträger ist das Gebäude<br />
selbst, auffällig in Form und Ausstattung,<br />
nach Passivhausstandard konzipiert und damit<br />
unter den „Walen“ bislang einmalig. Als es<br />
2008 eröffnet wurde, folgte eine Serie an Presseberichten<br />
in diversen Fach- und Publikumsmedien.<br />
Anhaltende Aufmerksamkeit sichert<br />
sich Kohler ebenso mit der Teilnahme an jährlich<br />
bis zu zehn Publikumsmessen in der Region.<br />
Auch die vielen Preise für den strikt ökologischen<br />
Ansatz im eigenen Domizil und im<br />
Firmenkonzept spielen beim Marketing eine<br />
gewichtige Rolle. Erst vor wenigen Wochen<br />
kam eine Auszeichnung im Rahmen des Innovationspreises<br />
der Lechwerke AG dazu: für<br />
den Energie-Mix aus Photovoltaik-Anlagen,<br />
hocheffizienten Wärmepumpen und innovativer<br />
Technik. Kohler zufolge erzeugt das Gebäude<br />
mehr Energie, als es benötigt.<br />
Und das Design? Dass „Öko“ und eine zeitgemäß-pfiffige,<br />
vielleicht sehr strenge und geradlinige<br />
Gestaltung miteinander im Clinch<br />
liegen, sei nun aber wirklich längst überwunden,<br />
zeigt sich Kohler ob der Frage etwas verwundert.<br />
„Knolli bolli“ titulieren sie den eher<br />
klobig-runden Stil aus den Anfängen der dänisch<br />
dominierten Naturmöbel-Zeiten. Das<br />
Gros der heutigen Kunden aber verlange gestalterische<br />
Linien im zeitgenössischen Look.<br />
Eher Bauhaus auf Öko denn Öko auf Neobarock.<br />
[!]<br />
Thomas Vogel<br />
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Ein langer Weg in die „Oase“ und schließlich in den Wal<br />
„Leben braucht Veränderung“, das<br />
schreibt Peter Kohler im Vorwort des<br />
jüngsten Hauskatalogs. Die beste Inkarnation<br />
dieses Mottos ist der Mann selbst.<br />
Der heute 52-Jährige hat sein Berufsleben<br />
als Kaufmann im Möbelhandel begonnen.<br />
1991 wechselte er zu einem auf<br />
Öko-Baustoffe spezialisierten Händler im<br />
Ulmer Raum und baute dort eine weitere<br />
Sparte mit Öko-Möbeln auf, die er als geschäftsführender<br />
Gesellschafter leitete.<br />
Dann trennten sich die Wege. 1996 eröffnete<br />
Kohler in Berkheim seine „Möbel-<br />
Oase“, aus der 2004 „Kohler – natürlich<br />
einrichten“ wurde. 2008 schließlich<br />
konnte das Unternehmen nach Erolzheim<br />
ziehen und den markanten Neubau eröffnen,<br />
„unser sichtbares Alleinstellungsmerkmal“,<br />
wie Kohler sagt.<br />
Mittlerweile beschäftigt das Haus elf Mitarbeiter,<br />
darunter seine Frau Hildegard<br />
und Julian Kohler, eines der drei Kinder.
[leben] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Weihnachtslieder im April<br />
Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Viele Firmen beenden das Jahr mit einer gemütlichen Betriebsfeier.<br />
Unserem Mitarbeiter Stefan Loeffler verrieten sechs Führungskräfte in unserer Umfrage unter anderem,<br />
was man dagegen tun kann, wenn man dann am nächsten Tag unerwünscht geduzt wird.<br />
1) Was gehört für Sie zu einer schönen Weihnachtsfeier?<br />
2) Wo und wie feiern Sie mit Ihren Mitarbeitern?<br />
3) Gibt es einen Dresscode?<br />
4) Was war für Sie das denkwürdigste Erlebnis auf einer<br />
Weihnachtsfeier?<br />
5) Was raten Sie Leuten, die am Tag danach unerwünscht<br />
geduzt werden?<br />
Astrid Piela ist seit<br />
fünf Jahren Mitglied des<br />
Vorstandes der Volksbank Ulm-<br />
Biberach eG.<br />
1) Für mich gehört zu einer schönen Weihnachtsfeier diese ganz bestimmte<br />
„Magie“ – mit einem klassischen weihnachtlichen Flair.<br />
Ich finde es selbstverständlich, dass man hier die Gelegenheit nutzt<br />
und den Kollegen und Mitarbeitern einmal mehr Danke sagt.<br />
2) Geplant ist für dieses Jahr ein klassisches Weihnachtsessen in einer<br />
schönen Ulmer Lokalität.<br />
3) Der Dresscode sollte einfach dem Anlass entsprechend sein – nicht<br />
zu steif. Beim klassischen Weihnachtsessen ist ein Bankmitarbeiter<br />
quasi im „Vorteil“: Er kann mit Anzug oder die Damen im Kostüm<br />
geradewegs nach der Arbeit zum gemeinsamen Essen gehen.<br />
4) Das war ein sogenanntes „Dinner in the Dark“, bei dem die Speisen<br />
im Dunkeln „erschmeckt“ werden mussten. Ich möchte jedoch lieber<br />
sehen, was mir kredenzt wird.<br />
5) Die Welt wird mit dem Du über Nacht nicht eine andere. Vielleicht<br />
sollte derjenige einfach mit viel Fingerspitzengefühl erklären, dass<br />
er das Du im Job nicht mehr wünscht. Unter Umständen ist es dem<br />
Gegenüber dann ja selbst peinlich, auf einem Du zu bestehen.<br />
38<br />
Foto: © Smileus / fotolia.com
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[leben]<br />
© iren_lo / fotolia.com<br />
1) Das Wichtigste sind die Kollegen.<br />
2) Alle unter einen Hut zu bringen, ist bei den EBU nicht ganz einfach.<br />
Da besonders im Winter viele Kollegen Bereitschaft haben, holen<br />
wir die Weihnachtsfeier mit ihnen im April nach. Die Kollegen von<br />
den Recyclinghöfen feiern „termingerecht“.<br />
3) Einen Dresscode gibt es nicht, doch alle sind feierlich gekleidet. Das<br />
ist schon ein ganz anderes Bild – sonst sehe ich die meisten Kollegen<br />
in der Farbe Orange. Eine Weihnachtsmütze gehört nicht dazu.<br />
4) Ich musste mich erst daran<br />
gewöhnen im April bei Sonnenschein<br />
unter einem Plastiktannenbaum<br />
Weihnachtslieder<br />
zu singen. Aber das<br />
gehört einfach zu den EBU.<br />
5) Erst einmal versuchen rauszubekommen,<br />
warum man<br />
auf einmal geduzt wird.<br />
Der 41-jährige Michael<br />
Potthast ist verheiratet und<br />
seit vier Jahren Betriebsleiter<br />
der Entsorgungsbetriebe EBU<br />
der Stadt Ulm.<br />
Andreas von Studnitz wurde<br />
1954 in Bonn geboren. Er studierte<br />
erst Jura, dann Schauspiel.<br />
Seit der Spielzeit<br />
2006/2007 ist der zweifache<br />
Familienvater Intendant am<br />
Theater Ulm.<br />
1) Dass „quer durch die Abteilungen“ die Mitarbeiter zusammensitzen.<br />
Dazu gutes Essen, gute Stimmung,<br />
2) Im Theater, unserem Arbeitsplatz.<br />
3) Kein Dresscode. Jeder kommt, wie er will. Ich trage, wie immer, einen<br />
dunklen Anzug. Im Winter aus Cord.<br />
4) Ich habe noch keine Höhe- oder Tiefpunkte erlebt.<br />
5) Entspannt beim Sie zu bleiben.<br />
Wenn Treue Spaß macht,<br />
ist es vermutlich Liebe.<br />
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39
[leben] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
1) Was gehört für Sie zu einer schönen Weihnachtsfeier?<br />
2) Wo und wie feiern Sie mit Ihren Mitarbeitern?<br />
3) Gibt es einen Dresscode?<br />
4) Was war für Sie das denkwürdigste Erlebnis auf einer<br />
Weihnachtsfeier?<br />
5) Was raten Sie Leuten, die am Tag danach unerwünscht<br />
geduzt werden?<br />
Kurt Stiffel ist 55 Jahre alt, hat<br />
eine Tochter und einen Sohn.<br />
Er arbeitet seit 25 Jahren bei<br />
der Firma Lebkuchen Weiss in<br />
Neu-Ulm. Seit zehn Jahren ist<br />
er als Werksleiter für Produktion<br />
und Technik verantwortlich.<br />
1) Bei uns nennt sich das Jahresabschlussfeier. Dazu gehören ein schönes<br />
Ambiente, gutes Essen, Live-Musik und eine volle Tanzfläche.<br />
2) Wir feiern schon seit vielen Jahren im Wiley-Club. Nach einer kurzen<br />
Begrüßung genießen wir zusammen das gute Essen und ehren<br />
die Jubilare. Dann bieten wir eine Showeinlage oder eine Tombola,<br />
die von unseren Azubis organisiert wird.<br />
3) Also selber trage ich „ausnahmsweise einen Anzug mit Krawatte“,<br />
und alle legen Wert darauf sich schön und elegant zu kleiden. Da<br />
wir im Betrieb alle Schutzkleidung tragen müssen, irgendwie alle<br />
gleich ausschauen, ist es immer wieder ganz toll, zu sehen, wie sich<br />
die Mitarbeiter dann fast verwandeln.<br />
4) Ich hatte bei einer Tombola einmal eine Videokamera gewonnen<br />
und war überrascht, weil ich nicht wollte, dass mein Name in der<br />
Lostrommel ist.<br />
5) Einfach ganz klar und offen sagen: „Tut mir leid, aber ich will das<br />
nicht.“<br />
Der 56-jährige Erwin Settele<br />
ist verheiratet und hat vier<br />
Kinder. Seit 1988 ist er Geschäftsführer<br />
der von seinem<br />
Vater 1968 gegründeten Settele<br />
Schwäbische Spezialitäten und<br />
Feinkost GmbH. Er ist verantwortlich<br />
für 250 Mitarbeiter.<br />
Johann Fischer wurde am<br />
24. <strong>Dezember</strong> 1959 geboren.<br />
Der zweifache Familienvater<br />
ist seit 20 Jahren der alleinige<br />
Geschäftsführer der Jehle-<br />
Markt GmbH in Ulm.<br />
1) Ich wünsche mir, dass alle Mitarbeiter an diesem Abend bei einem<br />
guten Essen gemütlich beisammensitzen und sich auch einmal<br />
über Dinge unterhalten können, für die in der Hektik des Geschäftsbetriebs<br />
keine Zeit ist.<br />
2) Seit einigen Jahren feiern wir immer wieder gerne im Söflinger KCC<br />
Theater – bei einer Vorstellung aus dem aktuellen Programm und<br />
dem dazugehörigen Buffet.<br />
3) Einen Zwang zu bestimmter Kleidung halte ich bei einer Jahresfeier<br />
nicht für sinnvoll, jeder soll so kommen, wie er sich am wohlsten<br />
fühlt. Ich selbst trage normalerweise einen schlichten, aber festlichen<br />
Anzug.<br />
4) Hier fällt mir der Auftritt der Oberelchinger Kinder-Karnevalsgarde<br />
vor vielen Jahren ein, bei der auch meine kleine Enkelin eifrig mitgetanzt<br />
hat. Unser inzwischen verstorbener Firmengründer Eugen<br />
Jehle war darüber sichtlich begeistert und gerührt.<br />
5) Wenn jemandem das Duzen unangenehm ist, würde ich den betroffenen<br />
Mitarbeitern in so einem Fall raten, sich einfach untereinander<br />
auszusprechen.<br />
1) Als Marktführer bei frischen Spätzle und Suppeneinlagen ist es für<br />
uns selbstverständlich, mit einem tollen Weihnachtsmenü in einem<br />
entsprechenden Ambiente mit unseren Mitarbeitern zu feiern.<br />
2) Dieses Jahr feiern wir mit unseren Mitarbeitern in der Oldtimerfabrik<br />
Classic. Nach dem offiziellen Teil sorgt ein DJ für Stimmung.<br />
Getanzt wird dann meist bis zum Ende um 3 Uhr. Da bin ich allerdings<br />
schon zu Hause.<br />
3) Wir schreiben natürlich keinen Dresscode vor. Aber die Mitarbeiter<br />
kleiden sich alle sehr schick. Für mich selbst gehört natürlich ein<br />
Anzug mit Krawatte zu einer Weihnachtsfeier.<br />
4) Der schönste Moment war für mich, als sich meine Mitarbeiter vor<br />
Jahren dazu entschlossen hatten, für einen wohltätigen Zweck zu<br />
spenden.<br />
5) Künftig etwas weniger zu trinken.<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Stiefel macht<br />
Heizpellets aus<br />
Apfeltrester<br />
Einen neuen Brennstoff hat Michael<br />
Stiefel, Inhaber der gleichnamigen<br />
Fruchtsaftkelterei in<br />
Ravensburg, entwickelt: Er<br />
stellt Pellets aus Apfeltrester<br />
her, also dem Rest des ausgepressten<br />
Obstes. An Trester<br />
herrscht in dem Unternehmen<br />
mit einer Abfüllkapazität von<br />
jährlich 1,5 Millionen Litern<br />
Fruchtsaft kein Mangel. Weil<br />
die Saft-Herstellung eine energieintensive<br />
Angelegenheit ist,<br />
war der Anreiz, den Trester<br />
selbst zu nutzen, groß. Technologisch<br />
gab es für das Verfahren<br />
kein Vorbild. Finanzielle Unterstützung<br />
erhielt Stiefel aus dem<br />
Landeswirtschaftsministerium<br />
und dem Europäischen Fonds<br />
für Regionale Entwicklung der<br />
EU. Sonst hätte Stiefel das<br />
750.000-Euro-Projekt nicht<br />
stemmen können. HAM<br />
Hymer senkt<br />
Mitarbeiterzahl<br />
und Produktion<br />
Begrüßten die Gäste: Melanie Inhofer-Schorr, ihr Vater August Inhofer und ihr Cousin Edgar Inhofer.<br />
Design-Treffpunkt für Süddeutschland<br />
Zum fünften Mal hat das Einrichtungshaus Interni, das zur Inhofer-Gruppe ghört, zu einer<br />
„Nacht des Designs“. Rund 1000 Gäste aus Süddeutschland kamen nach Senden, um sich in<br />
edlem Ambiente über Trends und neue Kollektionen zu informieren. „Wir sind für Sie regelmäßig<br />
als Trendscout in Mailand, Frankfurt, Köln und Paris unterwegs, weil wir permanent auf der<br />
Suche nach außergewöhnlichen Produkten und Modellen sind“, sagte Melanie Inhofer-Schorr.<br />
„Interni“ gilt nach ihren Worten als einer der großen Designtreffpunkte bundesweit. Kein Einrichtungshaus<br />
vereine so viele hochwertige Designprodukte bekannter Manufakturen und<br />
Möbelhersteller unter einem Dach. <br />
pau<br />
Der Reisemobil- und Caravanhersteller<br />
Hymer (Bad Waldsee)<br />
verringert im Zuge der Reorganisation<br />
die Zahl der Mitarbeiter<br />
am Stammsitz um 200 auf<br />
1000. Seit in den südeuropäischen<br />
Ländern wegen der Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise die<br />
Märkte eingebrochen sind, sank<br />
der Absatz um 15 Prozent. Um<br />
das aufzufangen, hat die neue<br />
Geschäftsführung unter Jochen<br />
Hein und Jörg Reithmeier die<br />
bisherige Bandmontage, in der<br />
nur gruppenweise produziert<br />
werden konnte, auf eine modulare<br />
Arbeitsorganisation umgestellt.<br />
Die Lagerhaltung wird<br />
weitgehend abgeschafft. Produziert<br />
werden nur Exemplare, die<br />
bestellt sind. Das Verfahren verbessere<br />
die Produktivität um<br />
rund 20 Prozent. Als neues Geschäftsfeld<br />
setzt Hymer künftig<br />
auch auf die Vermietung von<br />
Fahrzeugen.<br />
HAM<br />
Fendt fährt mit<br />
starken Traktoren<br />
an die Spitze<br />
Im ständigen Wettkampf der<br />
Traktorenhersteller Fendt in<br />
Marktoberdorf und dem US-<br />
Hersteller John Deere um die<br />
Spitzenposition auf dem deutschen<br />
Markt hat <strong>2013</strong> das Ostallgäuer<br />
Unternehmen den<br />
Kühler vorn. Es verkaufte<br />
18.000 Zugmaschinen mit einer<br />
Leistung von mehr als 51 PS.<br />
Der Absatzrekord ist darauf zurückzuführen,<br />
dass Fendts US-<br />
Mutterkonzern Agco den Firmensitz<br />
in Marktoberdorf und<br />
ein weiteres Werk in Bayern für<br />
230 Millionen Euro ausgebaut<br />
hat. Vor allem in Frankreich,<br />
Großbritannien und Österreich<br />
stieg der Absatz kräftig. Fendt<br />
gehört seit 1997 zu Agco und<br />
beschäftigt in Deutschland<br />
4100 Mitarbeiter. HAM<br />
Bei Omira<br />
greift die<br />
Sanierung<br />
Bei der Großmolkerei Omira in<br />
Ravensburg zeigt die in diesem<br />
Jahr eingeleitete Restrukturierung<br />
Wirkung. Unter der Leitung<br />
einer neuen Geschäftsführung<br />
und der Kontrolle eines<br />
neuen Aufsichtsrats verbessert<br />
sich das Ergebnis auf mehr als<br />
4 Millionen Euro. Zum Erfolg<br />
tragen die Spezialitäten der<br />
Oberländer Milchverwerter bei.<br />
Dazu gehören laktosefreie<br />
Produkte und Butteröl. HAM<br />
Überraschendes<br />
Aus für Bergland<br />
in Lindenberg<br />
Die Käserei Bergland Naturkäse<br />
GmbH in Lindenberg wird<br />
geschlossen. 150 Mitarbeiter<br />
verlieren ihren Arbeitsplatz.<br />
Bergland gehört je zur Hälfte<br />
Bayernland, einem Ableger der<br />
Molkerei Zentrale Süd, und dem<br />
Molkereikonzern Arla Foods.<br />
Letzterer hatte Bergland vor<br />
eineinhalb Jahren als Teil der in<br />
Schwierigkeiten geratenen Allgäuland<br />
Käserei in Wangen<br />
übernommen. Das Lindenberger<br />
Schmelz käsewerk von<br />
Bayernland wurde im Jahr 2012<br />
an Schreiber & Rupp veräußert,<br />
ein Tochter<strong>unternehmen</strong> des<br />
Käseherstellers Rupp in Vorarlberg<br />
sowie des US-Konzerns<br />
Schreiber. HAM [!]<br />
41
[namen & nachrichten] Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Space Shuttle huckepack genommen<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein<br />
(verantwortlich),<br />
Irmgard Städele<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
mediaservice ulm,<br />
Stefanie Neumann (Layout),<br />
Bozena Demski (Bild)<br />
Fotos<br />
Oliver Schulz (Titel + Interview),<br />
Lars Schwerdtfeger,<br />
Volkmar Könneke, Archiv,<br />
Barbara Hinzpeter, Privat<br />
Marc Hörger, Pressefotos,<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Auflage: 15 000 Exemplare<br />
Kontakt & Mediadaten<br />
swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />
Telefon 0731 156-515<br />
Fax 0731 156-481<br />
Nächste Ausgabe<br />
28. Februar 2014<br />
Anzeigenschluss<br />
5. Februar 2014<br />
Vetter investiert<br />
80 Millionen Euro<br />
in Oberschwaben<br />
Die Ravensburger Vetter-Gruppe<br />
(3000 Mitarbeiter) investiert<br />
80 Millionen Euro in ihre<br />
Standorte am Firmensitz. Der<br />
Dienstleister für Pharma- und<br />
Biotechnologiefirmen in der<br />
ganzen Welt reagiert auf die<br />
steigende Nachfrage. Vetter erweitert<br />
unter anderem seine<br />
Produktionsstätte im Ortsteil<br />
Mariatal um zwei Fertigungsanlagen<br />
und errichtet in Erlen eine<br />
automatische Optische Kontrolle,<br />
die mit Hilfe von<br />
Hightech-Kamerasystemen Injektionssysteme<br />
kontrolliert.<br />
Schlechte<br />
Noten für<br />
die Chefs<br />
Knapp die Hälfte (47 Prozent)<br />
der Mitarbeiter in deutschen<br />
Unternehmen haben einer Umfrage<br />
unter Beschäftigten, Führungskräften<br />
und Personalexperten<br />
zufolge schon einmal<br />
wegen eines Vorgesetzten gekündigt.<br />
90 Prozent der Befragten<br />
sind der Ansicht, dass ihre<br />
Leistung durch einen guten<br />
Chef steigen würde. Während<br />
zwei Drittel der Führungskräfte<br />
meinen, dass sie ihre Untergebenen<br />
motivieren, bestätigen<br />
das auf der Gegenseite nur ein<br />
Drittel der Mitarbeiter. Sieben<br />
von zehn Beschäftigten fühlen<br />
sich von ihrem Chef unter<br />
Druck gesetzt oder kontrolliert.<br />
Fast jeder Zweite<br />
kann sich Teilzeit<br />
vorstellen<br />
Die Goldhofer AG (650 Mitarbeiter) ist immer<br />
für spektakuläre Bilder gut, kommen doch die<br />
Spezialtransportfahrzeuge made in Memmingen<br />
häufig zu besonderen Anlässen zum Einsatz.<br />
Erst kürzlich transportierte ein US-Kunde<br />
der Memminger die letzte US-Raumfähre<br />
vom Flughafen JFK in New York zu ihrem offiziellen<br />
Ruhesitz, dem Intrepid-Museum, das<br />
auf einem ausgemusterten Flugzeugträger<br />
untergebracht ist.<br />
43 Prozent der Arbeitnehmer in<br />
Deutschland können es sich<br />
vorstellen, in Teilzeit zu arbeiten<br />
und auf Geld zu verzichten.<br />
Unter den Führungskräften wäre<br />
fast jeder Dritte dazu bereit.<br />
Bei vielen Unternehmen stoßen<br />
diese Wünsche aber noch auf<br />
wenig Gehör. Das sind Ergebnisse<br />
einer Umfrage der Personalberatung<br />
Rochus Mummert<br />
unter mehr als 1000 Arbeitnehmern.<br />
Im „War for Talents“<br />
nutzten die Firmen den Hebel<br />
Individualisierung und Flexibilisierung<br />
von Arbeitszeit und<br />
Arbeitsort zu wenig, um Leistungsträger<br />
zu rekrutieren und<br />
an das Unternehmen zu binden.<br />
Deutliche<br />
Fortschritte<br />
im ÖPNV<br />
Die Region Ulm/Neu-Ulm wird<br />
für Bahnkunden und Pendler<br />
attraktiver. Zum Start des Winterfahrplans<br />
am 15. <strong>Dezember</strong><br />
nehmen die Stadtwerke Ulm/<br />
Neu-Ulm den Zugverkehr nach<br />
Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm,<br />
22 Kilometer entfernt) auf. Die<br />
Strecke Weißenhorn – Senden<br />
war 1966 für den Personenverkehr<br />
eingestellt worden. Vergrößert<br />
wird der Donau-Iller-<br />
Nahverkehrsverbund auch<br />
Richtung Aulendorf. Dort kann<br />
man an den Fahrscheinautomaten<br />
der Bodensee Oberschwaben<br />
Bahn (BOB) dann auch Tickets<br />
in den DING-Verbund<br />
Richtung Ulm kaufen. [!]<br />
42
SÜDWEST PRESSE<br />
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 36 | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | 2,00 €<br />
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Finanzen Kluge Strategien, um interne Liquidität freizusetzen SEITE 20<br />
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Tel.: 0731-700-0 , http://www.ulm.mercedes-benz.de