unternehmen Mai 2016
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 50 | Mai 2016 | 3,00 €
4 197821 303000 5 0
Der Herr der
Lebensmittel
Er kam als „Rucksackdeutscher“. Heute ist er einer
der großen Edeka-Händler: Manfred Gebauer über
Qualität und die Unvernunft des Handels.
Breitband So kommt schnelles Internet zu Firmen auf den Dörfern SEITE 24
Finanzierung Stolperfallen für Kreditnehmer trotz niedriger Zinsen SEITE 34
Umfrage Wie Führungskräfte feiern und auf die Pauke hauen SEITE 52
Der Moment, in dem
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Perspektiven entdecken.
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unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[editorial]
Liebe Leserin,
lieber Leser,
am 30. November 2007 erschien die Nummer
1 des unternehmen [!], und heute halten
Sie die 50. Ausgabe in Ihren Händen. 50 Unternehmer
im Fokus, 50 Branchenübersichten,
50mal Überblick über die Leistungs- und
Wirtschaftskraft unserer Region. Wir haben
in dieser Zeit viel Zustimmung von Ihnen erfahren
und von Ihren Anregungen gelebt. Vielen
Dank für diese Unterstützung! Denn auch
dadurch sind wir gewachsen. Inhaltlich, im
Heftumfang und mit nun knapp 20.000 Exemplaren
auch in der Auflage. Nicht zuletzt dank
Ihres Zuspruchs fühlen wir uns in unserem
Ansinnen bestätigt, regionale Wirtschaft in
den Mittelpunkt eines eigenen Magazins zu
stellen. Anspruchsvoll und kompetent – für
ein Publikum, das liest, etwas von der Sache
versteht und neugierig auf Wissenswertes aus
seiner Region ist.
In den vergangenen Jahren hat sich nicht nur
der Umfang des Heftes vergrößert, auch das
Verbreitungsgebiet ist stetig gewachsen.
Inzwischen erscheint unternehmen [!]
in den Regionen Ulm/Neu-Ulm/Alb-Donau,
Biberach/Ravensburg/Oberschwaben/Bodensee,
Neckar-Alb
und – mit
dieser Ausgabe – auch
in Göppingen. Was läge
da näher, als mit besonderer
Aufmerksamkeit
gerade auf Göppingen zu
blicken? Freuen Sie sich also
auf das große Interview mit
Manfred Gebauer. Er ist nicht nur
einer der großen Lebensmittel-Händler
im Südwesten, sondern auch einer
der erfolgreichsten Geschäftsleute der Stauferstadt.
Mit unternehmen [!] verbindet ihn
übrigens die 50 – er feiert gerade sein 50jähriges
Firmenjubiläum.
Und welche Themen bewegen uns sonst?
Seien Sie gespannt auf unser Schwerpunktthema
Digitalisierung. Denn ohne digitale
Strukturen geht in der Wirtschaft bald
nichts mehr – nicht einmal bei den gedruckten
Zeitungen.
Viel Freude beim Lesen
Ihr Thomas Brackvogel
Geschäftsführer
Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG
3
[inhalt] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
[titelthema]
12 Ein Mann, der alles hat
Der Lebensmittelhandel gleicht einem Haifischbecken.
Seit 50 Jahren behauptet sich Manfred Gebauer aus
Göppingen darin erfolgreich mit täglich 10.000 Kunden
in seinen Läden. Die sollen sich wohlfühlen. Ein
Gespräch über Qualität, Innovation, Kooperation mit
regionalen Erzeugern und Unvernunft.
08
46
28
22
[verantworten]
8 Komm FiFi, komm her! In der schönen neuen Welt „Industrie 4.0“ scheint wenig
unmöglich. Doch die Kommunikation in Echtzeit ist eine Herausforderung.
42 Und wann fangen Sie mit Sparen an? In Sachen Energieeffizienz nimmt die
Bundesregierung die Wirtschaft in die Pflicht. Experten begrüßen das, weil viele
Unternehmen nun das Thema mit System angehen.
[gründen]
22 Der Vermesser der Männerwelt Schlüsselanhänger und Deko-Figürchen als
Urlaubsmitbringsel sind was für Langweiler. Maßschneider Askhan Yosefi Darani hat
seine Geschäftsidee von einer USA-Reise mitgebracht.
[spezial]
24 Auf der Kriechspur Mittelständlern auf dem Land droht ohne Breitband-Ausbau der
Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Schnelles Internet wird zum Standortfaktor.
39 Die persönliche Seite des Lesens Bücher sind etwas Wunderbares. Das finden
immer noch Millionen Deutsche – und kaufen sie bei Amazon. Drei Buchhändler
zeigen, wie man gegen die übermächtige Internet-Konkurrenz besteht.
[machen]
28 Energiesparen im Paradies Mit klugen Konzepten für Strom und Wärme lässt sich
viel Geld sparen. Das kleine Unternehmen Enerquinn aus Weingarten setzt Projekte
weltweit um.
32 Da, da, da – und da Geiger und Schüle hat viele Referenzprojekte in der Region.
Firmenchef Rolf Mezger kann sie alle aufzählen.
46 Für die Zukunft geformt Allgaier-Geschäftsführer Helmar Aßfalg setzt sich hohe
Ziele, privat wie im Unternehmen. Dank eines patentierten Ver fahrens für Fahrzeug-
Leichtbau wächst der Autozulieferer.
[finanzieren]
34 Vorsicht, Stolperfalle! Hohe Liquidität, günstige Kredite: Bei der Finanzierung scheint
es für Unternehmen derzeit keine Hemmnisse zu geben. Doch der Eindruck täuscht.
4
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[inhalt]
34
24 52
[führen]
50 Lockruf für Bau-Ingenieure Peri ist ein spannendes und großes Unternehmen. Doch
viele Studenten nehmen den Gerüst- und Schalungstechnikspezialisten nicht wahr.
Verstärktes Personalmarketing an Hochschulen soll das ändern.
[leben]
52 Trommeln bis die Polizei kommt Ohne Gesang und Kuchen geht nichts. Für die 50.
Ausgabe von unternehmen [!] hat Stefan Loeffler Führungspersönlichkeiten gefragt,
wie sie mit runden Geburtstagen umgehen.
[team]
56 unternehmen [!] macht schlauer
Das Wirtschaftsmagazin der SÜDWEST PRESSE – diese Köpfe stecken dahinter.
[namen & nachrichten]
6 US-Investor KKR hat Ulm auf dem Radar
7 Baden-Württembergs größter Windpark
30 Schuler strafft sich für die Zukunft
31 Autozulieferer EBZ wächst rasant
58 Spezialröstung aus Kisslegg
58 Impressum
MONACO CALIBRE 11
AUTOMATIC CHRONOGRAPH
5
[namen & nachrichten] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
US-Investor KKR hat Ulm auf dem Radar
Im ersten Moment hat die Nachricht
in Ulm erheblichen Wirbel
ausgelöst: Der US-Finanzinvestor
KKR kauft die Verteidigungselektronik-Sparte
des Flugzeugbauund
Rüstungskonzerns Airbus
für rund 1,1 Milliarden Euro. Auf
den zweiten Blick können die
weltweit rund 4000 Mitarbeiter
der ehemaligen Rüstungselektroniksparte
mit Hauptsitz in Ulm
aufatmen. Denn für sie gelten
umfangreiche Schutzmaßnahmen.
Dazu gehört eine Standortund
Beschäftigungssicherung bis
Juni 2019. Auch wird Airbus vorerst
25,1 Prozent an dem neuen
Unternehmen behalten. Es firmiert
übergangsweise unter dem
Namen Airbus DS Electronics
and Border Security GmbH (EBS).
Bis zum ersten Quartal 2017 sollen
alle in dem Vertragsentwurf
genannten Bedingungen umgesetzt
sein, erst dann wird auch der
Kaufpreis überwiesen.
Vorerst ändert sich damit an der
Arbeitssituation der 2500 Mitarbeiter
in Ulm und der 2500 Beschäftigten
am Bodensee wenig.
Intern eine der größten Maßnahmen
sei die Trennung der IT-Systeme,
sagt Lothar Belz, Pressesprecher
des Unternehmens.
Dabei gehe es um mehrere 100
IT-Werkzeuge und -Programme.
Das sei einer der Gründe für den
langen Übergangszeitraum.
In Ulm wechseln rund 2000 Mitarbeiter
der Einheiten Radar,
Flugzeugelektronik und elektronische
Schutzsysteme zur EBS.
Die 500 Mitarbeiter in den Bereichen
Führungssysteme, der ebenfalls
zum Verkauf stehende Digitalfunk
sowie die Lenkflugkörper
bleiben beim Konzern.
In Friedrichshafen/Immenstadt
wechseln 500 Beschäftigte zu
EBS, 2000 Mitarbeiter bleiben bei
Airbus. Eine Trennung der Büros,
so sagt Belz, sei aufgrund der Minderheitsbeteiligung
von Airbus
vorerst nicht nötig. Jedoch plant
Airbus in zwei bis drei Jahren
ganz auszusteigen. [!] KÖ/AMB
Die Mitarbeiter am Airbus-Standort Ulm sind Radarspezialisten und stellen
Anlagen wie diese her.
Von „Crash-Propheten“ zu Bestseller-Autoren
Einst wurden Marc Friedrich und
Matthias Weik als „Crash-Propheten“
belächelt. Ihren ersten
Vortrag hielten sie vor zehn Zuhörern.
Heute gehören sie zu den
erfolgreichsten Sachbuchautoren
des Landes. Mit ihrem ersten
Buch „Der größte Raubzug der
Geschichte“ landeten sie einen
Coup. Das Buch beschäftigt sich
mit den Machenschaften der Finanzindustrie
und wurde über
Nacht zum Bestseller. In ihrem
zweiten Sachbuch „Der Crash ist
die Lösung“ prophezeiten die
Ökonomen zwei Jahre später den
Untergang des Euro und den Kollaps
des Finanzsystems – auch
dieses Werk wurde ein Riesenerfolg
und sorgte für Aufsehen.
Foto: © Christian Staehle, Asperg
Nun bringen die beiden Finanzexperten
und Querdenker ihr
drittes Buch heraus: „Kapitalfehler
– Wie unser Wohlstand vernichtet
wird und warum wir ein
neues Wirtschaftsdenken brauchen“
lautet der Titel der 350 Seiten
starken Lektüre, die am 13.
Mai auf den Markt kommt. Die
Erstauflage umfasst 50.000 Exemplare.
In dem Sachbuch beschreiben
Weik und Friedrich,
Marc Friedrich (links) und Matthias Weik stellen ihr drittes Buch vor.
wie „kriminelle
Spekulanten
und ahnungslose
Politiker
ein nachhaltiges
Wirtschaften
verdrängt“
haben. Auf
Einladung
der Neuen Württembergischen
Zeitung (NWZ) in
Göppingen, lesen die beiden am
Freitag, 13. Mai, um 19 Uhr in der
Eislinger Stadthalle aus ihrem
Buch vor und stehen den Zuhörern
Rede und Antwort.
Tickets gibt es online unter:
www.südwestpresse.de/ticketshop.
[!]
SU
6
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[namen & nachrichten]
Baden-Württembergs größter Windpark
Baustellen-Gucker sollten sich
die Gemeinde Lauterstein auf der
Karte markieren. An der Grenze
der Landkreise Göppingen und
Heidenheim verwirklicht derzeit
der Projektentwickler WPD ein
herausforderndes Projekt inmitten
der Schwäbischen Alb: den
größten Windpark Baden-Württembergs.
Kostenpunkt: 80 Millionen
Euro. Dieser umfasst 16 Anlagen,
die bis Oktober in Betrieb
gehen sollen. Der jährliche Gesamtertrag
von rund 120 Millionen
Kilowattstunden entspricht
dem Jahresverbrauch von rund
34.000 Haushalten bei einem
Durchschnittsverbrauch pro
Haushalt von 3500 kWh/Jahr.
Die Dimensionen auf der Baustelle
sind gigantisch. Derzeit haben
die Bauarbeiter die Betonteile der
Masten auf eine Höhe von 80 Meter
gestapelt, erzählt Projektleiter
Benjamin Boy (34). Darauf kommen
jeweils zwei 30 Meter hohe
Stahlsegemente. Den ersten Rotor
setzen die Arbeiter mit einem
Liebherr-Mobilkran wohl Mitte
bis Ende der zweiten Mai-Woche.
Mit Rotoren erreichen die Anlagen
eine Höhe von 200 Metern.
WPD weiß aufgrund von Messungen
über längere Zeit, wie
windstark der Standort ist. Während
der Bauarbeiten ist dies problematisch.
Schon ab Windstärke
2 können die Rotoren nicht
aufgesetzt werden, sagt Boy. Den
besten Blick hat man nach seinen
Worten vom Ahornparkplatz am
Eingang des Windparks. [!]AMB
Ähnliche Bilder können von Oktober an auch in Lauterstein entstehen.
Spende zum
Geburtstag
Ein solches Fest gibt es nicht alle
Tage: August Inhofer hat seinen
80. Geburtstag im Restaurant Culinariumin
seines Möbelhauses
in Senden gefeiert, mit Familie
und Freunden. Eingeladen waren
auch die 1200 Mitarbeiter. Um
etwas von seinem
Erfolgzurückzugeben
von
seinem Erfolg,
spendete
Inhofer je-
August Inhofer
feierte in seiner
Firma Geburtstag.
weils 40.000
Euro an die
Aktion
100.000 und
Ulmer helft
sowie an die Kartei der Not. Einen
runden Geburtstag hat auch das
Einrichtungshaus in Senden, das
es seit 40 Jahren gibt. Seit 1967 ist
Inhofer im Wohnbau und in der
Hausverwaltung aktiv. Die Firma
verwaltet 5000 Einheiten. [!]
Franz Borst
hat verkauft
Viele hat Franz Borst (65) mit der
Entscheidung überrascht, sein
Möbelhaus in Ehingen an das Familienunternehmen
Hofmeister
aus Bietigheim-Bissingen
zu verkaufen.
Doch
schon vor
zwei Jahren
hatte er in unternehmen
[!]
erklärt, dass Franz Borst hat
er nicht bis sein Möbelhaus
ins hohe Alter
seine Fir-
verkauft.
ma führen wolle. In 51 Jahren hat
er aus einem 5-Mann-Betrieb eines
der größten Einrichtunghäuser
in Süddeutschland mit 250
Mitarbeitern gemacht. Borst, der
keine Kinder hat, bleibt Inhaber
der Immobilie, die er an Hofmeister
verpachtet. Hofmeister beschäftigt
nun an fünf Standorten
1450 Mitarbeiter. [!]
Technologiezentrum
am Bodensee
Ein „Regionales Innovations- und
Technologiezentrum“ (Ritz
GmbH) haben die Stadt Friedrichshafen
und der Bodenseekreis
gegründet. Dafür gibt es EUund
Landesfördergelder in Höhe
von sieben Millionen Euro. Die
Ritz GmbH soll eine an der Dualen
Hochschule Ravensburg angesiedelte
überbetriebliche Forschungseinrichtung
auf den Weg
bringen, genannt „BodenseeInnnovativ“,
an der sich die regionale
Großindustrie beteiligen und
so Existenzgründungen förden
soll. Geplant sind insgesamt Investitionen
von 13,6 Millionen
Euro.. [!]
Auma Obama
besucht am 9. Juni Ulm
Auf Einladung der L-Bank kommt
Auma Obama, die Stiefschwester
des US Präsidenten Barrack Obama,
am 9. Juni zum Wirtschaftsforum
Ulm-Ostwürttemberg. Auf
dem Kongress bietet die L-Bank
als Förderbank des Landes mit
der Bürgschaftsbank Baden-
Württemberg, der Handwerkskammer
Ulm sowie der IHK Ulm
und der IHK Ostwürttemberg
den Mittelständlern eine auf sie
zugeschnittene Plattform zum
Thema Finanzierung. Zur Eröffnung
spricht die vielfach ausgezeichnete
Autorin über unternehmerische
Nachhaltigkeit und
Verantwortung. Anmeldung zu
der kostenlosen Veranstaltung
unter: www.l-bank.de/wifo.[!]
7
Fotos: © Bosch; Illustration: © hainichfoto / Fotolia.com
Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine wird zunehmen, ob im Straßenverkehr, der Produktion oder dem Nachbestellen von Milch.
Komm FiFi, komm her!
Defekte Bauteile rufen den Service-Mechaniker, mobile Roboter helfen in der Produktion: In der schönen neuen
Welt „Industrie 4.0“ scheint wenig unmöglich. Doch die Kommunikation in Echtzeit ist eine Herausforderung.
Einmal kurz die Hand gehoben und
schon kommt „FiFi“ ums Eck. Dabei
handelt es sich nicht um ein treues
Hündchen, aber auf jeden Fall um einen folgsamen
Begleiter des Menschen. Genauer gesagt
des arbeitenden Menschen. Das batteriebetriebene
Transportfahrzeug mit dem
Kosenamen folgt zwar nicht aufs Wort, kann
jedoch Gesten erkennen. Denn „FiFi“ scannt
die Umgebung, vermeidet Zusammenstöße
mit Personen und Hindernissen und kann so
seinen Zweck als moderner Produktionsassistent
erfüllen.
„Obwohl das fahrerlose System oftmals ermüdende
Tätigkeiten einer zunehmend alternden
Belegschaft übernehmen kann, wird es
den Menschen nie komplett ersetzen“, sagt
Philip Kirmse, stellvertretender Vertriebsleiter
Logistik-Automation des Anlagenherstellers
Bär Automation aus Gemmingen im
Landkreis Heilbronn. Das Unternehmen hat
das intralogistische Assistenzsystem in Zusammenarbeit
mit dem Karlsruher Institut
für Technologie entwickelt. Mit Erfolg, denn
einen Preis hat „FiFi“ hat auch schon eingeheimst.
Das Land und die „Allianz Industrie
4.0 Baden-Württemberg“
wählten das Unternehmen zu den
„100 besten Orten für Industrie 4.0“.
In der Jurybegründung heißt es: „Die
kamerabasierte Gestensteuerung für
den mobilen Roboter erlaubt die intuitive
Bedienung und erleichtert den Umgang
8
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[verantworten]
Die Messe für Automation
in der Bodenseeregion
INTELLIGENTE VERNETZUNG
Für Birk ist die vierte industrielle Revolution
beileibe kein neuer Trend, sondern vielmehr
eine logische Entwicklung dessen, was die
Maschinenbauer in der Vergangenheit auf
den Weg gebracht haben: „Bereits heute verarbeiten
die meisten Firmen digitale Daten von
ihren Produkten oder Anlagen. Wirklich neu
ist die intelligente Vernetzung in Echtzeit.“
Dadurch, so Birk, müssten Organisations- und
Führungsstrukturen überdacht werden und
Anreize für eine neue Innovationskultur
geschaffen werden. Hierbei sei es extrem
wichtig, neben dem Aufbau eigener
Kompetenzen, viel stärker
als bisher mit Partnern aus anderen
Branchen zu kooperieren
und gemeinsam Neues zu
entwickeln.
Wer sich rechtzeitig passende
Partner sucht, kann, so der VD-
MA-Landesgeschäftsführer,
auch optimistisch in die Zukunft
blicken: „Eine zunehmende Verschmelzung
von IT und Produktion
erlaubt es Herstellern
beispielsweise, schneller
und flexibler auf Kunden-
VDMA-Landesgeschäftsführer
Dietrich Birk.
zwischen Mensch
und Maschine. Sie
stellt damit einen
wichtigen Baustein
auch für andere
kollaborative
Anwendungen im
Bereich Industrie
4.0 dar.“ Um die
zahlreicheren
Schnittstellen zwischen
Mensch und
Maschine, darum
geht es bei Industrie 4.0. Der Begriff steht für
die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung
der Anlagenproduktion.
Darin sieht auch Dr. Dietrich Birk vom Verband
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
(VDMA) eine große Herausforderung für seine
Branche, die im Südwesten zum Jahresanfang
etwas geschwächelt hat. „Es sind vor allem
die nachlassende Nachfrage aus China,
eine ruhigere US-Konjunktur
sowie
ein rückläufiges
Europa- und
Inlandsgeschäft, die die derzeitige Auftragslage
bestimmen. Die politischen Spannungen
in vielen Ländern bremsen das Vertrauen in
Investitionen und belasten den Außenhandel“,
erklärt der Geschäftsführer des badenwürttembergischen
VDMA-Landesverbandes.
Er bescheinigt dem Maschinenbau im
Südwesten dennoch ein sehr gutes Beschäftigungsniveau
und stabile Umsätze.
Um diese Position zu halten und auszubauen
müssen sich die Maschinenbauer nach seinen
Worten zentralen Herausforderungen stellen.
„Das bedeutet für uns als Industriebranche
zum einen, ein Megathema wie Industrie 4.0
technisch und personell bestmöglich umzusetzen“,
sagt Birk und schiebt eindringlich
nach: „Zum anderen ist das aber auch ein Auftrag
an die Politik, den Ausbau der digitalen
Infrastruktur in Deutschland und Baden-
Württemberg endlich voranzutreiben. Nur
dann können wir die Chancen voll ausschöpfen,
die uns die Digitalisierung der Produktion
bietet.“
Das fahrerlose System „FiFi“
scannt seine Umgebung und geht Zusammenstößen
aus dem Weg.
07. 08.06.2016
07.–08.06.2016
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[verantworten] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
wünsche zu reagieren oder Produktion mit
Logistik zu verzahnen. Die zu erntenden
Früchte hängen in vielen Unternehmen tief.
Weiterhin sorgen die neuen Technologien für
eine bisher nicht gekannte Flexibilität.“
Darüber hinaus ergibt sich für Produktanbieter
die Chance, Kunden deutlich umfassendere
Leistungen jenseits des physischen Produkts
anbieten zu können. „Die
Transformation vom reinen Lieferanten eines
Produktes hin zum Lösungsanbieter ist hochgradig
wettbewerbsrelevant, das haben viele
Maschinenbauer erkannt“, sagt Birk.
DER AIRBAG KOMMUNIZIERZT
Für Franz Böhm ist das Thema Industrie 4.0
noch sehr „unspezifisch“.
„Meines
Wissens gibt es
bislang keine saubere
Definition des
Themas“, so der
Dekan der Fakultät
für Produktionstechnik
und
Foto: © Philipp Niemöller/Hochschule Ulm
Prof. Franz Böhm,
Universität Ulm.
Produktionswirtschaft
der Hochschule
Ulm. Er
sieht in Industrie
4.0 eine große Herausforderung
und auch Chance für den Aufund
Ausbau neuer Geschäftsbereiche. „Fakt
ist, dass sich die gesamte Arbeitswelt verändern
wird. Bauteile werden künftig nicht
mehr rein mechanisch funktionieren, sondern
zusätzlich mit ihrer Umgebung, mit anderen
Komponenten oder mit dem Hersteller
kommunizieren,“ sagt Böhm. Maschinenstraßen,
die zum Beispiel in China im Einsatz
sind, melden dem deutschen Hersteller automatisch,
wenn ein Bauteil defekt ist, so dass
der Service-Mechaniker mit den entsprechenden
Ersatzteilen rechtzeitig verständigt werden
kann. Auch Fernwartungen über das Internet
sind längst keine Zukunftsmusik mehr.
Doch die bereitgestellten Datenmengen werden
wachsen, so dass über mehrere tausend
Kilometer hinweg der komplette Betriebszustand
der Maschinen per Knopfdruck erkennbar
sein wird. „Damit einher geht natürlich
auch die Notwendigkeit, diese Daten sinnvoll
auszuwerten“, betont Böhm.
Nichts scheint mehr unmöglich. Es gibt Kühlschränke,
die automatisch melden, wenn die
Milch zu Ende geht und Airbags, die Leitstellen
mitteilen, dass ein Unfall passiert ist. Fast
Regionaler Branchentreff am Bodensee
Mehr als 100 Aussteller zeigen auf der Messe „all about automation“ neue Lösungen.
möchte man sagen, dass diese Errungenschaften
Schnee von gestern sind. Fast, denn der
Aufbau einer zunehmend digitalen Maschinenwelt
stößt noch immer an Grenzen. „Informatiker
und Maschinenbauer sprechen
nicht immer dieselbe Sprache. Deshalb besteht
die große Aufgabe darin, beide Berufe im
Arbeitsalltag zusammenzubringen“, erläutert
der Produktionsexperte Böhm. Für den Wissenschaftler
empfiehlt sich hier eine noch
engere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen
und Hochschulen: „Industrie 4.0 ist nicht
gleich Industrie 4.0. Es ist wichtig, dass die
Betriebe technologische Betrachtungen anstellen,
um zu klären, wie stark ihre Produkte
von der Digitalisierung betroffen sind. Wer
den Dialog mit den Forschungseinrichtungen
führt, kann eine bedarfsgerechte Ausbildung
rechtzeitig sicherstellen.“
Hersteller, Händler, Distributoren und
Dienstleister industrieller Automatisierungstechnik
haben am Dienstag, 7. und
Mittwoch, 8. Juni, ein gemeinsames Ziel:
Friedrichshafen. Dort am Bodensee findet
zum dritten Mal die Fachmesse „all about
automation“ statt. Über 120 Unternehmen
werden als Aussteller vertreten sein.
„Die internationale Bodenseeregion ist
wirtschaftsstark und innovativ. Die Aussteller
nutzen die regional ausgerichtete
Schau, um mit bestehenden Kunden Projekte
zu besprechen und um neue Kontakte
zu knüpfen“, sagt Tanja Waglöhner vom
Veranstalter „untitled exhibitions“. Im Fokus
der Fachmesse stehen erfolgreiche
Produkte, einsatzbereite Lösungen und
leistungsfähige Konzepte rund um die
Themen Antriebstechnik, Steuerungstechnik,
Industrieelektronik, sicherheitsgerichtete
Automation, industrielle Kommunikation,
Montagetechnik, Visualisierung
und Sensorik sowie Komponenten,
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So sieht das auch Dietrich Birk. Es gebe nicht
die „eine“ Industrie 4.0-Fabrik, sondern eine
Vielzahl unterschiedlicher Technologien und
Lösungen „Ich bin zuversichtlich, dass der
baden-württembergische Maschinenbau sehr
gute Ausgangsbedingungen hat, um die
Chancen der Digitalisierung erfolgreich zu
nutzen. Unsere Firmen wurden im Gegensatz
zu anderen Ländern von der Digitalisierungswelle
nicht kalt erwischt, sondern sie sind
selbst Innovationstreiber“, sagt Birk.
Im Ausland werde Deutschland und vor allem
Baden-Württemberg mit seinem Tüftler- und
Unternehmergeist als wegweisend wahrgenommen.
Auch FiFi ist ja das Ergebnis eines
Forschungsprojektes und wohl auch schon
auf dem richtigen Weg. Denn das selbstfahrende
Transportsystem steht kurz vor der
Serienreife. [!]
STEFAN LOEFFLER
10
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12
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[titelthema]
Ein Mann,
der alles hat
Der Lebensmittelhandel gleicht einem Haifischbecken. Seit 50 Jahren behauptet
sich Manfred Gebauer aus Göppingen darin erfolgreich mit täglich 10.000
Kunden in seinen Läden. Die sollen sich wohlfühlen. Ein Gespräch über
Qualität, Innovation, Kooperation mit regionalen Erzeugern und Unvernunft.
Sie sind quasi der Herr der Lebensmittel. Wissen
Sie auch, wie sich Hunger anfühlt?
Das weiß ich nur zu gut. Ich bin in Schlesien geboren;
zwei Jahre war ich alt, als ich mit meiner Mutter, meiner
Großmutter und meiner Tante nach Göppingen
kam, wo mein Vater in amerikanischer Kriegsgefangenschaft
war. Wir hatten nichts als das, was wir tragen
konnten. Man hat uns vier damals ein Zimmer zur Verfügung
gestellt, nannte uns „Rucksackdeutsche“. Als
Flüchtlinge waren wir alles andere als beliebt. Als ich
zehn war, bin ich wegen Unterernährung eine Zeit lang
in ein Programm auf der Insel Sylt gekommen.
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die aktuellen
Flüchtlingsbilder sehen?
Es ist schlimm, was da passiert. Viele der Menschen
sind in ihrer Heimat von Krieg bedroht. Andere entfliehen
elenden Verhältnissen, um sich in unserer Wohlstandsgesellschaft
ein besseres Leben zu erarbeiten. Ich
versuche zu helfen, wo es mir möglich ist. In Salach
zum Beispiel sind 33 Jugendliche untergebracht. Wir
unterstützen sie mit Obst und Gemüse. Aus meiner
persönlichen Geschichte heraus spüre ich eine besondere
Verbindung oder vielleicht sogar ein gewisses
Schuldgefühl: Ich war auch Flüchtling – und mir geht
es heute sehr gut. 2004, nach dem Tsunami, hat unsere
Firma 25.000 Euro für den Wiederaufbau gespendet.
Aber so etwas kann man nicht immer machen.
In Deutschland werden abertausende Tonnen Lebensmittel
weggeworfen. Wie gehen sie als Lebensmittelhändler
damit um?
Deutschland hat strenge Vorschriften rund um das
Thema Mindesthaltbarkeitsdatum, also MHD. Nehmen
wir Salz als Extrembeispiel: Es ist Millionen Jahre
alt, das MHD muss mit drei Jahren angegeben werden.
Ist das sinnvoll? Sicherlich braucht man bei problematischer
Ware Verfallsdaten, etwa bei Fleisch oder Fisch.
Aber einen Joghurt kann man in der Regel vier Wochen
nach Ablauf des MHD essen. Wenn er nicht verschimmelt
ist oder seltsam riecht, ist das kein Problem.
Was machen Sie mit Obst, das übrig ist oder das
Sie nicht mehr verkaufen können?
Das holen die Tafeln ab. Wir geben ihnen auch Produkte,
die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen.
Als einer der wenigen Lebensmittelhändler kontrollieren
wir alle zwei Monate unser gesamtes Sortiment
und sortieren aus, was bald abläuft. Diese Produkte bieten
wir zum halben Preis an oder geben sie den Tafeln.
Wie hoch ist die Wegwerfquote?
Das hängt von den Warengruppen ab. Insgesamt beträgt
sie weniger als 1 Prozent unseres Umsatzes.
Was ärgert Sie am meisten?
Laut Gesetz müssen wir Händler Lebensmittel entsorgen,
bei denen die Kühlkette unterbrochen worden ist.
Was ist falsch daran?
In unserem Markt in Süßen hatten wir einmal einen
Stromausfall: Ein Baggerfahrer hatte Haupt- und Reserveleitung
erwischt. Wir bemühten uns, einen Kühlwagen
herzubekommen. Vergeblich! In unserer
Kühltheke lag die Temperatur bei 14 Grad. Um nicht
gegen die Vorschriften zu verstoßen, mussten wir alles
in den Abfall werfen, auch Joghurt und Butter. In so einem
Fall dürfen wir die Ware nicht mal verschenken.
Die französische Nationalversammlung hat Super
Zur Person
Kaum zu zählen sind
die Ehrenämter von
Manfred Gebauer. Er
war jahrzehntelang
Aufsichtsratsmitglied
der Edeka-Regionalgesellschaften
im
Südwesten, davon
viele Jahre als Aufsichtsratschef
der
Edeka-Handelsgesellschaft
Staufen-Hohenlohe-Neckar
in
Mögglingen (bei
Aalen), nach den Fusionen
zur Edeka-Baden-Württembergund
Edeka Südwest
war er stellvertretender
Vorsitzender. Er
engagierte sich viele
Jahre im Präsidium
des Handelsverbandes
Baden-Württemberg,
wurde für sein
Engagement vielfach
ausgezeichnet. Geboren
ist er in Nimptsch,
nahe Breslau. Er ist
verheiratet, hat zwei
Kinder (41, 36). Für
seine Hobbys, dazu
zählt Angeln, hatte
der Mallorca-Fan zuletzt
nur wenig Zeit.
Einst Flüchtling, heute erfolgreicher Unternehmer: Manfred Gebauer am Eingang seines neuen Marktes in Salach.
13
[titelthema] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Sein Interesse für Technik hat
er bis heute nicht verloren.
Manfred Gebauer lernte Maschinenschlosser,
wollte Ingenieur
werden. Doch sein Vater
bestimmte: „Nein, Du
wirst Kaufmann!“, erzählt
der Göppinger Unternehmer.
märkte per Gesetz dazu verpflichtet, nicht verkaufte
Waren billiger zu verkaufen oder zu spenden.
Das machen wir ja schon. Für das Geschäft ist es allerdings
nicht förderlich, wenn überall Körbe mit um 50
Prozent reduzierter Ware herumstehen. Bei uns kommt
das selten vor, am ehesten im höherwertigen Feinkostbereich.
Das ist auch unserem großen Sortiment geschuldet.
Ich verstehe die gesetzlichen Vorgaben nicht:
Warum dürfen Tafeln abgelaufene Ware – wie etwa
Konserven – nicht in den Verkehr bringen?!
Themenwechsel. Wie sind Sie als gelernter Maschinenschlosser
im Handel gelandet?
Mein Vater hat 1955 einen Lebensmittelladen eröffnet,
in dem ich nach der Schule helfen musste. Wir führten
fast alles, von Einweggläsern aller Art über Nähseide,
Wolle, Stricknadeln bis zu Sammeltassen. Die Inventuren
dauerten drei Tage: Die Ware musste abgestaubt
werden, die Bewertung des Bestandes mit den Einkaufspreisen
dauerte eineinhalb Monate. Was für ein
Graus! Diesen Beruf will ich um alles in der Welt nicht
machen, dachte ich. Weil ich schon damals sehr
technik interessiert war, lernte ich bei Boehringer in
Göppingen Maschinenschlosser. Eigentlich wollte ich
Ingenieur werden. Aber mein strenger Vater hat sich
durchgesetzt; seine Worte: „Nein, du wirst Kaufmann!“
Was passierte dann?
Ich arbeitete eine Zeit lang im Geschäft, leistete meinen
Wehrdienst ab, übernahm einen Milchladen in der Hohenstaufenstraße
in Göppingen mit 35 Quadratmetern.
Den hatte der Vorgänger innerhalb kürzester Zeit
von 25 000 D-Mark Umsatz auf 6000 D-Mark heruntergewirtschaftet.
Nach dessen Pleite übernahm ich das
Geschäft – am 1. Juli 1966.
Gab es damals das elterliche Geschäft noch?
Anfangs lief das parallel. Mein Vater baute 1967 in der
Rembrandtstraße in Göppingen einen 180 Quadratmeter
großen Markt. Auf den konzentrierten wir uns. Alles
andere wäre nicht tragbar gewesen. Die Zeit war
anders: kürzere Öffnungszeiten, längere Arbeitszeiten.
Heute ist es andersherum.
Stimmt es, dass die Kunden teilweise abends bei
Ihnen geklingelt haben, um noch einzukaufen?
Das war in den 70er Jahren, als ich 50 Meter hinter dem
Laden gewohnt habe … In aller Regel habe ich die Herrschaften
noch bedient.
Heute gehören Sie zu den umsatzstärksten Edeka-
Händlern im Südwesten.
Ja. Wir sind seit Jahren unter den zehn umsatzstärksten.
Ein paar Kollegen in Konstanz, Südbaden und dem
Schwarzwald sind noch größer als wir. In unserem
Stammgebiet, dem Filstal, zu expandieren, ist schwierig.
Hier herrscht intensiver Wettbewerb.
Woran liegt das?
Im Großraum Stuttgart sind Kaufkraft und Bevölkerungsdichte
hoch. Wir sind hier noch im Dunstkreis
von Norma (Nürnberg) und im Hauptabsatzgebiet von
Lidl (Neckarsulm) und Aldi Süd. Netto geht auch in die
Dörfer. Das alles schränkt den Spielraum ein.
Sie haben derzeit sieben Märkte. Wollen Sie noch
expandieren?
Wir würden gerne Richtung Stuttgart oder Kirchheim/
Teck gehen. Jedoch sind die Stadtverwaltungen sehr
restriktiv, was die Ausweisung von Handelsflächen angeht.
Den einen oder anderen Markt bekommen wir
übrigens auch von der Edeka angeboten. Das freut uns.
Aber wir bauen unsere Standorte lieber selber auf.
14
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[titelthema]
Wie halten Sie sich in diesem harten Wettbewerb?
Wir heben uns durch unser Sortiment von bis zu 35.000
Artikeln ab, durch Frische, Qualität, Freundlichkeit.
Mit unserem Konzept, im Supermarkt höhere Qualität
anzubieten, waren wir Vorreiter. Etwas Neues war und
ist das für mich aber nicht. Seit Beginn meiner Selbstständigkeit
handle ich bevorzugt mit Erzeugnissen aus
unserer Region. Das hat im Jahr der Firmengründung
1966 mit tagesfrischen Erdbeeren und Himbeeren aus
dem Remstal angefangen und entwickelte sich zu einer
engen Partnerschaft mit heimischen Erzeugern: von
der landwirtschaftlichen Gärtnerei über Rinder- und
Schweinezuchtbetriebe bis hin zur engen Kooperation
mit dem privaten Schlachthof. Mit unserem Fleischprogramm
bieten wir seit Jahrzehnten Metzgerqualität
in unseren Märkten.
Wie funktioniert das?
Für unsere Fleischprogramme schließen wir Verträge
mit Erzeugern über Aufzucht nach dem Qualitätszeichen
Baden-Württemberg. Die Schweine stehen vier
bis sechs Wochen länger im Stall als üblich, die Tiere
werden langsamer gemästet. Das erhöht die Qualität.
Wie viele Produkte kommen aus der Region?
Schwer zu sagen. Es hängt von der Warengruppe ab. Bei
Fleisch und Wurst sind es rund 70 Prozent, aber natürlich
haben wir auch Schinken aus Spanien und Italien.
Bei Äpfeln arbeiten wir seit 20 Jahren mit einem bäuerlichen
Betrieb in Schlat zusammen. Unser Erdbeer- und
Spargelexpress in der Saison kommt zu 100 Prozent aus
der Region beziehungsweise Baden-Württemberg.
Welche Grundgedanken stecken hinter Ihrer Unternehmensphilosophie
der Nähe?
Frische, Sicherheit, Qualität. Sie werden keinen Super-
Mit tagesfrischen Erdbeeren
und Himbeeren aus dem
Remstal fing es 1966 an. Heute
pflegt Manfred Gebauer enge
Partnerschaften mit mehr
als 100 regionalen Erzeugern
– von Gärtnereien bis zu
Schweinezuchtbetrieben.
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15
[titelthema] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Von Dosenwurst über Ketchup
und Ziegenkäse bis hin zu
edlen Bränden: Manfred
Gebauer lässt für seine Märkte
von Partnern hochwertige
Eigenmarken herstellen.
markt in der Region finden, der mehr Artikel aus der
Region hat, da sind wir mit Abstand führend. Regionales
Denken und lokales Handeln bringen Vorteile für
die Natur, den Konsumenten, die Produzenten und
letztendlich auch für uns.
Was gehört noch zu Ihrem Konzept?
Natürlich gehen wir zusätzlich auf den Großmarkt und
holen uns da Obst, Gemüse und andere Artikel. Wir
haben eine Eigenmarke entwickelt, die weit über dem
Durchschnitt steht. Wir punkten durch unser Sortiment,
frische Produkte – und unsere
Schulungen für Mitarbeiter in
Kompetenz und Freundlichkeit. In
den vergangenen Jahren haben wir
immer wieder Zeichen gesetzt, sei
es in der Ladengestaltung, dem Sortiment
oder der Kundenorientierung.
Auch deshalb hat sich die
Konkurrenz unseren neuen Markt
in Salach schon angeschaut.
Wie funktioniert das mit Ihrer Eigenmarke?
Wir suchen uns gute Lieferanten aus. Das kann eine
Metzgerei aus dem Schurwald sein, die für uns Dosenwurst
herstellt. Destillerien, die uns Schnaps brennen.
Die Lebenshilfe packt für uns spezielle Gewürze und
Salze ab. Wir haben ein eigenes Ketchup mit höherem
Tomatenanteil. Wir arbeiten mit kleinen Käsereien zusammen
...
Man muss
Einkaufen
für Männer
zum Erlebnis
machen
Ihre Märkte haben das Siegel generationenfreundliches
Einkaufen. Was heißt das konkret?
Die Vorgaben für dieses Siegel sind für uns eine Selbstverständlichkeit.
Dazu gehören: Niedrige Regale, Lupe
am Einkaufswagen, keine Stolperfallen und Treppen –
und der gesamte Markt samt Toiletten ist barrierefrei.
Sie sind mehrfach für Ihre Kundenorientierung
ausgezeichnet worden. Was tun Sie dafür?
Das Betreiben eines Marktes ist immer die Summe von
sehr vielen Komponenten. Wir legen großen Wert darauf,
dass sich die Kunden in unseren
Märkten wohlfühlen. In Salach
haben wir eine Verweilzone,
sozusagen unsere „Ruheoase“, mit
einem von einem Künstler gestalteten
Baum, einer Sitzbank, einem
Kaffeeautomaten und einem Gratis-Wasserspender.
Was gehört noch zu Ihrer Philosophie?
Die Kunden müssen in dem Markt alles in einer guten
Qualität bekommen; keiner soll noch ein anderes Geschäft
brauchen. Sie müssen gut bedient werden,
sprich: zufrieden aus dem Markt gehen. Unsere Bausteine
der Kundenorientierung sind obendrein: freundliches
und kompetentes Personal, flotter Service an den
Theken, breite Gänge, ordentliche Toiletten, ausreichend
Parkplätze und vieles mehr. Wichtig ist, dass
16
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[titelthema]
man das Einkaufen zum Erlebnis macht – auch für
Männer.
Wie geht das?
Indem wir Artikel führen, die für Männer interessant
sind, etwa eine große Auswahl an Whiskey oder Rum.
Wir organisieren auch viele Kundenevents, zum Beispiel
Kochevents mit Sterneköchen wie Rolf Straubinger
von der Burg Staufeneck, regelmäßig auch Weinabende,
Whiskey- oder Rum-Proben, das kommt gut
an.
Die Deutschen geben vergleichsweise wenig Geld
für Lebensmittel aus.
Das ist richtig. Ich bin Mitglied bei den mittelständischen
Lebensmittelfilialisten, da hat man Kontakt zu
Kollegen aus dem Ausland. Ein holländischer Händler
sagte vor etlichen Jahren zu mir: „Euch Deutschen
kann man alles verkaufen, es muss nur billig sein.“ Das
ärgerte mich – spornt mich aber an, unser Frische- und
Qualitätskonzept voranzutreiben. Damals fingen wir
damit an, atypische, teurere Artikel in höherer Qualität
zu bewerben. Was prompt Nachahmer in der Branche
fand.
Warum kaufen die Deutschen so gerne billiges Essen,
obwohl sie vergleichsweise gut verdienen?
Da tragen Hersteller und Handel eine Mitschuld. Wir
haben die Kunden über Jahrzehnte mit unserer Sonderangebots-Werbung
so erzogen. Im Qualitätsanspruch
haben uns andere Länder lange überholt.
Wie meinen Sie das?
Ich mache das mal an einem Beispiel deutlich. In unserer
Fleischtheke bieten wir auch Milchkalbfleisch aus
Tirol an, ein hochwertiges und teures Produkt. Aber
mittlerweile bieten selbst polnische Händler den Erzeugern
höhere Preise als deutsche. Daran erkennt
man: Ein Land wie Polen überholt uns im Qualitätsanspruch.
Eine bedauerliche Entwicklung!
Wie lässt sich das ändern?
Die Kunden müssen dem Händler vertrauen; ihm glauben,
dass bei ihrem Einkauf das Preis-Leistungs-Verhältnis
stimmt; dass sie eine gute Qualität bekommen
und dafür einen höheren Preis bezahlen, also kurzum:
preis-wert einkaufen – das ist der Unterschied zu billig.
In Ihren großen Märkten spielt Technik eine große
Rolle. Kommt da der Ingenieur in Ihnen durch?
Ja, wir probieren viele Dinge aus und werden oft von
der Edeka-Gruppe unterstützt.
Worauf sind Sie in ihrem neuen Markt in Salach besonders
stolz?
„Hersteller und Handel tragen
eine Mitschuld, dass Verbraucher
in Deutschland so
gerne billige Lebensmittel
kaufen. Mit Sonderangebotswerbung
haben wir die Kunden
über Jahrzehnte so erzogen“,
sagt Manfred Gebauer.
17
[titelthema] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Ob Eisspeicher oder Online-
Shop – einer von Manfred Gebauers
Grundsätzen lautet:
„Man muss Neues testen, um
es beurteilen zu können.“
Auf den Eisspeicher. Er fasst 230.000 Liter. Mit dessen
Hilfe können wir Energie speichern oder entziehen
und so den Markt – mit einer Betonkernaktivierung –
im Winter heizen und im Sommer kühlen.
An dem Eisspeicher in Salach hat sich die Edeka
aber nicht beteiligt. Warum haben Sie ihn dennoch
verwirklicht?
Es gibt auch andere funktionierende Systeme mit Wärmepumpen
oder mit Abwärme. Daher sagte Edeka:
Wir brauchen das nicht. Aber ich wollte es ausprobieren.
Man muss Neues testen, um es beurteilen zu können.
Der Eisspeicher dient übrigens nicht nur dem Thema
Energieversorgung, er soll auch einen sehr positiven
Einfluss auf das Raumklima im Markt haben. Da sind
wir wieder beim Kernthema: Der Kunde soll sich in einem
Markt wohlfühlen.
Sie sind auch im Internet aktiv. Wie viele Kunden
nutzen Ihren Online-Shop?
Da läuft noch die Testphase. Pro Woche holen 30 bis 50
Kunden zuvor bestellte Waren in unseren Abholstationen
in Göppingen und Filderstadt-Bonlanden ab.
Wie beurteilen Sie diese Zahlen?
Das Projekt betreut mein Sohn Jens. Mit unserem Onlineshop
wollen wir vorrangig Erfahrung sammeln.
Für kleine Unternehmen ist das auf Dauer allerdings zu
kostspielig. Das geht nur, wenn es in der Edeka-Gruppe
zu einer Lösung kommt.
Wie sehen Ihre Supermärkte in 20 Jahren aus?
(lacht) In 20 Jahren kann ich mich wohl nicht mehr
persönlich um das Aussehen unserer Supermärkte
kümmern. Natürlich wird sich einiges verändert haben.
Vermutlich gibt es mehr Kassen, an denen der
Kunde seine Produkte selbst scannt und bezahlt. In
Bonlanden und Salach haben wir solche Scan-Systeme
bzw. -stationen bereits eingeführt. Erstaunlich ist, wie
viele ältere Kunden das Angebot nutzen.
Wie läuft der Bezahlvorgang?
Die Kunden können mit Karte bezahlen oder mit Bargeld.
Der Automat spuckt das Restgeld aus, auch Scheine.
Warum geben Sie dafür jeweils 20.000 Euro aus?
Wenn Sie als Kunde nur wenige Artikel kaufen und in
einer langen Schlange stehen, ärgert sie das. Wir sehen
die Stationen wegen der Zeitersparnis als Kundenservice.
Da zwischen 20 und 25 Prozent der Kunden dieses
System nutzen, rechnet sich für uns die Investition
langfristig.
18
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[titelthema]
Metzgerqualität an der Fleischtheke und Selbstzahler-Kassen für die Kunden.
450 Mitarbeiter
an sieben Standorten
Mit wenigen Quadratmetern Verkaufsfläche
fing Lebensmittelhändler Manfred
Gebauer vor 50 Jahren an, heute verfügt
er über sieben Standorte, sechs davon im
Fils tal, mit insgesamt 15.000 Quadratmetern.
Damit gehört das Familienunternehmen
zu den größten selbstständigen Edeka-Einzelhändlern
in Baden-Württemberg.
Die größte Filiale ist jene in Filderstadt-
Bonlanden, die neueste und modernste
wurde vor wenigen Wochen in Salach eröffnet.
Täglich kommen rund 10.000 Kunden
in die Märkte. Deren Bandbreite reicht
von E-Centern mit bis zu 5000 Quadratmetern
bis hin zum Edeka-Markttyp „Nah
und gut“ an zwei der sieben Standorte mit
280 bzw. 1140 Quadratmetern. In den großen
Märkten bietet Gebauer rund 35.000
Artikel an. Diese große Zahl ist wesentlicher
Teil der Unternehmensstrategie: Die
Fachabteilungen in den Märkten haben
Fachgeschäftscharakter. Zudem arbeitet
das Göppinger Familienunternehmen mit
rund 400 regionalen Erzeugern und Direktlieferanten
zusammen. Das Unternehmen
hat viele Auszeichnungen erhalten,
unter anderem den Zukunftspreis des
Handels, und beschäftigt rund 450 Mitarbeiter,
die meisten davon in Vollzeit.
Die Edeka ist ein genossenschaftlich organi
sierter Unternehmensverbund. Ein
Groß teil der Filialen wird von selbstständigen
Kaufleuten betrieben. In der Edeka-
Südwest-Gruppe (Offenburg) erwirtschafteten
zuletzt 24.000 Mitarbeiter in 1300
Läden einen Umsatz rund 6 Milliarden
Euro.
AMB
Wie kommt man als Lebensmittelhändler an gute
Mitarbeiter?
Das ist schwerer geworden. Früher hatten wir bei den
Auszubildenden eine tolle Auswahl, das hat abgenommen.
Wir versuchen, unseren Fachkräftenachwuchs
selbst zu ziehen. Unsere Marktleiterin in Filderstadt-
Bonlanden war eine unserer ersten Auszubildenden,
sie ist schon 35 Jahre bei uns im Betrieb. Leider schrecken
die Arbeitszeiten im Handel viele ab. Aber der
Einzelhandel bietet durchaus auch Vorteile: Die Branche
wird immer gebraucht, und die Arbeitsplätze sind
relativ sicher.
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19
[titelthema] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Manfred Gebauer im Gespräch
mit Susann Schönfelder,
Wirtschaftsredakteurin
bei der Neuen
Württembergischen Zeitung
(NWZ), und Alexander Bögelein,
dem Redaktionsleiter
„unternehmen [!].
DAS INTERVIEW FÜHRTEN
SUSANN SCHÖNFELDER,
WIRTSCHAFTS-
REDAKTEURIN DER NWZ,
UND ALEXANDER BÖGELEIN,
REDAKTIONSLEITER
UNTERNEHMEN [!]
FOTOS: GIACINTO CARLUCCI
Worauf legen Sie Wert bei Mitarbeitern?
Sie müssen gut ausgebildet sein und mit Menschen
umgehen können. Wir haben kürzlich eine Unterweiserin
eingestellt, die speziell in den Frische-Abteilungen
unsere Verkäuferinnen schult. Es ist ein riesiger
Unterschied, ob Sie in einer kleinen Metzgerei arbeiten
oder an einer Theke, vor der 30 Leute
stehen, die schnell bedient werden
wollen. Und sie müssen das
Gebauer-Denken verinnerlichen …
Wie sieht das aus?
Wir müssen für den Kunden da
sein, ihn ehrlich bedienen. Der
Kunde muss spüren, dass man ihn
gut bedienen möchte – aber ohne
aufgesetzte Freundlichkeit.
Ihre Mitarbeiter leisten gute Arbeit, Sie haben eine
Vielzahl an Preisen erhalten …
… beste Fleischtheke, beste Käsetheke, beste Wursttheke,
bester Getränkemarkt, beste Weinabteilung. Darüber
freuen wir uns auch, aber …
Aber?
Keinen Menschen interessiert es, ob wir irgendwann in
der Vergangenheit mal der Beste waren. Wir müssen
jeden Tag am besten sein, jeden Tag dafür sorgen, dass
die Fleischtheke auch abends noch ansehnlich aussieht.
Wir können den Kunden ja nicht sagen: Wären
Sie heute Morgen gekommen, hätte unsere Fleischtheke
toll ausgesehen.
Den Preis
für billige
Lebensmittel
bezahlen
andere
Sie sprühen vor Tatendrang, wie lange wollen Sie
noch an der Spitze des Unternehmens stehen?
Ich möchte mich im Laufe des Jahres ein wenig zurückziehen.
Mein Sohn Jens ist schon länger Geschäftsführer.
Wir haben ein gutes Team in der Führungsebene.
Vieles ist eingetaktet. Ich werde noch den Bau unseres
Marktes in Salach abwickeln und
meine Akten in Ordnung bringen.
Ich befürchte, das wird noch länger
dauern.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung
der Branche im Rückblick?
Ehrlich gesagt, habe ich lange gehofft,
im Handel würde etwas
mehr Vernunft eintreten, das ist
nicht passiert. Der populäre „Fair
Trade“-Gedanke ist sinnvoll. Menschen sollen mit ihrer
Arbeit mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben
können. Aber das gilt nicht nur für Kaffee, Kakao
und Bananen.
Sondern?
Auch unsere Bauern und Erzeuger müssen faire Preise
bekommen, damit sie nicht am Hungertuch nagen. Sie
arbeiten sehr viel und verdienen relativ wenig. Egal ob
das der Eierlieferant oder der Schweinezüchter ist – als
Unternehmen bezahlen wir ihnen höhere Preise. Auch
ein Erzeuger muss Freude an seinem Job haben. Leider
denken heute viele Verbraucher nicht mehr über den
Wert eines Lebensmittels nach, sondern nur noch über
den Preis. Den Preis dafür zahlen andere.
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21
[rubrik] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Geboren ist Ashkan Yosefi Darani als Kind iranischer
Eltern in Iserlohn, im Jahr 2000 zog die Familie
nach Stuttgart um. Vor seiner Existenzgründung
hatte er nur wenig Berührungspunkte
mit Mode.
Foto: Marc Schäfer
Der Vermesser
der Männerwelt
Schlüsselanhänger und Deko-Figürchen als Urlaubsmitbringsel sind was für
Langweiler. Askhan Yosefi Darani bringt seine Geschäftsidee von einer USA-
Reise mit und betreibt nun in Stuttgart einen Laden für Maßanfertigungen.
22
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[gründen]
Der Geistesblitz zu seiner Geschäftsidee
kommt dem 29-Jährigen bei einem Auslandsaufenthalt
im US-Bundestaat Atlanta.
Zwölf Monate arbeitet Ashkan Yosefi
Darani dort in einer Werbeagentur. Mit 15 Kilos
mehr auf den Rippen als zuvor passen ihm
weder die eigenen Hemden, noch die von der
amerikanischen Stange. Ärmel zu kurz, Schultern
zu schmal, Halsausschnitt zu eng.
Schließlich landet der Modebegeisterte bei
zwei Maßschneidern, die „so gar nicht spießig“
sind. „Ich wusste: Das ist es, was zu Hause
fehlt“, erinnert sich Darani. Ein junger, lockerer
Zugang zu exquisiter Herrenmode. Zurück
in Stuttgart entwirft er einen Businessplan.
Mit diesem und einer detaillierten Vermarktungsstrategie
überzeugt der Jungunternehmer
beim Banktermin. Gründerkredit und
Ersparnisse summieren sich zu 125.000 Euro
Startkapital. Nach nur zwei Monaten Gründerphase
steht im April 2015 die Mr. Ash
Tailor GmbH. Der Name Mr. Ash ist ebenfalls
ein Souvenir aus Atlanta. Kinder eines Arbeitskollegen
nannten den Schwaben aufgrund
seines Vornamens so.
oder totenkopfförmige Manschettenknöpfe
auf rotem Stoff „zu viel“ sind. „Ich muss einen
Schritt voraus sein“, weiß er und bestellt direkt
ein dezentes Paar Knöpfe mit.
Auf der Suche nach dem passenden Produzenten
besichtigt der Stuttgarter Unternehmen
in Rumänien und China. Seine Wahl fällt auf
HERRENZIMMER-CHARME
Einmal durch die Tür finden sich Besucher in
einer Art Wohnzimmer mit Vintage-Atmosphäre
wieder. Vollgestopfte Kleiderstangen
sucht das Auge vergebens. Stattdessen versprühen
knautschige Ledersofas, selbstgebaute
Regale sowie ein Billardtisch, der früher
zum Interieur einer Militärbasis gehörte, den
Charme eines Herrenzimmers der 20er Jahre.
„Beim Innenausbau gab’s einige Komplikationen“,
erzählt Darani. Beispielsweise hingen
Glühbirnen aus den USA am Zoll fest, weil sie
nicht nach deutschen Richtlinien gekennzeichnet
sind.
Als Mr. Ash im August 2015, einen Monat später
als geplant, eröffnet, passiert nichts. Sechs
Wochen lang verirrt sich kaum ein Kunde zu
Mr. Ash. Der studierte Medienmanager befeuert
das Marketing. Konsequentes Füttern verschiedener
Social-Media-Kanäle verbunden
mit Presseartikeln bringen den Durchbruch.
Schon im Oktober schreibt der Herrenausstatter
schwarze Zahlen. Heute, acht Monate nach
Startschuss, warten Interessenten bis zu vier
Wochen auf Termine.
„Endlich ein Anzug, der passt“, beschreibt der
Stuttgarter das Herzstück seines Konzepts.
Keine Schulter, kein Hals, kein Bauch sei wie
der andere. „Deshalb sitzt Massenware bei den
Wenigsten“, meint Darani. Jedes Detail erfülle
Die Inneneinrichtung seines Ladens ist angelehnt an Daranis Lieblingsbar in Atlanta, vieles hat er selbst
gebaut. Der alte Billardtisch stammt aus dem Militärstützpunkt in Rammstein. Fotos: Martin Lorenz
seinen Zweck und könne Problemzonen kaschieren.
An 24 Körperstellen nimmt der Experte
Maß. Das hat er als Praktikant bei einem
Schneider in Istanbul gelernt. Mittlerweile
arbeiten drei Angestellte für Mr. Ash: eine
Schneidermeisterin, ein Controller und eine
Verwaltungsangestellte. Trotzdem führt Darani
jedes Kundengespräch selbst. Die persönliche
Bindung hebe ihn von anderen ab, sagt
er. Den typischen Mr. Ash-Kunden gebe es
nicht. Vom Studenten, über den Bankvorstand
bis hin zu Starfußballer Jérôme Boateng
war schon alles dabei. Der Großteil kommt
durch Empfehlungen von Freunden. Nach
dem ersten Gespräch am Espressotisch stehen
2000 Stoffe zur Wahl. Kunden suchen Knöpfe,
Taschenformen und sogar den Nähfäden aus.
JÉRÔME BOATENG ALS KUNDE
„Unter eineinhalb Stunden geht niemand
raus“, berichtet Darani. Denn Mr. Ash will
Schwung in Stuttgarter Schränke bringen. Er
ermutigt zu Karos, knalligem Blau oder groben
Webstrukturen abseits vom 08/15-Anthrazitsakko.
Dabei passen Stilgefühl des Jungunternehmers
und Kundenwünsche nicht
immer zusammen. Dann klärt Darani auf,
warum Tuchhosen nicht eng wie Jeans sitzen
einen Maßkonfektionierer in Shanghai, bei
dem Arbeitsbedingungen genauso wie Qualität
stimmen. Dort wird jeder Mr. Ash-Anzug
genäht. Accessoires wie Einstecktücher produziert
das Team inzwischen selbst. „Ursprünglich
lag mein Schwerpunkt auf Business-Bekleidung“,
erzählt Darani. Die Praxis
weiß es besser. Schon kurz nach der Gründung
verschiebt er seinen Fokus auf Hochzeiten.
Immer mehr Bräute schicken heimlich
Fotos ihrer Kleider, um sicherzugehen, dass
beide Outfits harmonieren. Darani schmunzelt:
„An diesem großen Tag wollen Frauen
wie Männer perfekt aussehen.“ Expandieren
will der Existenzgründer vorerst nicht. Neue
Produktlinien sind allerdings in Planung. In
Kooperation mit einem schwäbischen Hersteller
will Darani auch Hüte nach Maß vertreiben.
Und so nicht nur in, sondern auch auf
den Köpfen seiner Kunden einen bleibenden
Eindruck hinterlassen. [!] RONJA GYSIN
23
[spezial] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Auf der Kriechspur
Mittelständlern auf dem Land droht ohne Breitband-Ausbau der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Schnelles Internet
wird zum Standortfaktor. Die Landkreise Göppingen und Alb-Donau haben das erkannt und ergreifen die Initiative.
Foto: © Deutsche Telekom
Die Telekom baut ihr Glasfasernetz aus. Doch viele Firmen auf dem Land sind noch nicht eingebunden.
Die Digitalisierung der industriellen Fertigung
ist eines der großen Zauberwörter.
Damit Industrie 4.0 gelingt und
Mittelständler auch im ländlichen Raum
wettbewerbsfähig bleiben, kommt dem Ausbau
der digitalen Infrastruktur entscheidende
Bedeutung zu. Der Grund: „Heute fallen in
Unternehmen große Mengen von Daten an,
gleichzeitig ist hohe Rechenleistung zu immer
günstigeren Preisen verfügbar“, erklärt
Nikolaus Hertle, IT-Experte der IHK Ulm. In
einer zunehmend digital vernetzten Wirtschaft
wird die Übertragungsgeschwindigkeit
von Daten zum kritischen Faktor.
Die Folgen sind absehbar, Geschäftsmodelle
werden sich ändern. Hertle hält es für denkbar,
dass beispielsweise die Wartung von Maschinen
stark digitalisiert wird. Neben einer
vollständigen Wartung via Internet ist es
denkbar, dass Servicetechniker die Baupläne
und wichtigen Informationen zum Gerät
über eine Datenbrille mit dem Wartungsbetrieb
austauschen. Voraussetzung dafür ist jedoch
eine schnelle Daten-Verbindung. Denn
zum Wesen von Datenbrillen gehört es, dass
Videodateien und dreidimensionale Grafiken
ausgetauscht werden. Diese Datenfülle überfordert
langsame Internetverbindungen.
AUS DER KAISERZEIT
Aber was heißt langsam, was ist schnell? Der
von Netzanbietern und kommunalen Stellen
momentan angestrebte Standard sind 50 Megabit
(Mbit) pro Sekunde im Download. Das
stellt eine halbwegs schnelle und verlässliche
Übertragung größerer Datenmengen sicher.
Für aufwändigere Anwendungen, wie etwa
ausgelagerte Cloudspeicher oder die angeführte
Datenbrille empfehlen Experten Geschwindigkeiten
von bis zu 300 Mbit pro
Sekunde.
Der überwiegende Teil deutscher Haushalte
und Unternehmen ist momentan noch an ein
Kupferkabelnetz angeschlossen. Dessen älteste
Teile stammen aus der Zeit des Kaiserreiches.
Für diese Kabel, die meist mit der (V-)
DSL Technik funktionieren, sind 50Mbit pro
Sekunde eine sehr hohe, meist unerreichte
Geschwindigkeit. Das Tempo der Datenübertragung
hängt im Einzelfall von vielen Faktoren
ab. Etwa von Länge, Durchmesser und
Zustand der Leitung, vor allem aber auch davon,
ob es elektromagnetische Störfaktoren
gibt. Oftmals muss der Kunde froh sein, wenn
er auf dem Land überhaupt ein Mbit pro Sekunde
erreicht. Das verlässliche Ausführen
datenaufwendiger Internetanwendungen ist
mit dieser Technik unmöglich.
Die jüngste Entwicklung im Bereich der Kupferkabel
ist das sogenannte „Vectoring“. Diese
Technik kann elektromagnetische Störungen
verringern, indem sie die Signale zwischen
dem Kabelverzweiger (das sind die grauen
Kasten am Straßenrand mit hohem Zierwert)
und dem Modem beim Kunden besonders kodiert.
Theoretisch
ermöglicht diese
Technologie mindestens
100 Mbit
pro Sekunde. In
der Praxis ist dieses
Aufmöbeln der
Kupferleitungen
nur begrenzt möglich.
Einerseits
Nikolaus Hertle,
IT-Experte der IHK Ulm
nimmt der Effekt
sehr schnell ab,
wenn die Leitung
zwischen Verzweiger
und Modem etwas länger wird, andererseits
ist die physikalisch mögliche Übertragungsgeschwindigkeit
bald wieder erreicht.
Nach Ansicht von Experten wird die Grenze
24
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[spezial]
Debatte um Netzneutralität
Foto: © Gina Sanders / Fotolia.com
Das Tempo des Netzausbaus und die Netzneutralität werden derzeit intensiv diskutiert.
Karin Welz
Inhaberin
Ein in der Diskussion um den Breitbandausbau
häufig wiederkehrendes Thema
ist die Diskussion um die Netzneutralität.
Darunter versteht man, dass alle
Daten-Pakete mit der gleichen Priorität
und Geschwindigkeit befördert werden.
Das ist bisher gesetzlich geschützt. Die
Frage ist: Kann nach einer möglichen Abschaffung
der Netzneutralität ein attraktiveres
Netz geschaffen werden? Dabei wird
davon ausgegangen, dass Unternehmen
einen schnelleren Transport ihrer Daten
entsprechend bezahlen. So könnte der
Netzausbau für Anbieter attraktiver werden.
Heiner Scheffold, Erster Landesbeamter
des Alb-Donau-Kreises, lehnt dies
ab: „Die Netzneutralität ist der Garant für
Wettbewerb auf dem Markt, gleichzeitig
verhindert sie Benachteiligung von kleineren
Betrieben.“ Auch der Göppinger Wirtschaftsförderer
Alexander Fromm unterstützt
diese Position nachdrücklich. Und
selbst der Netzanbieter Telekom ist nicht
der Ansicht, dass die Abschaffung der
Netzneutralität den Ausbau des Breitbandes
beschleunigen würde.
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wohl bei etwa einem Gbit pro Sekunde auf
einer Länge von maximal 70 Metern liegen.
Damit kann diese Lösung eine kurzfristige
Verbesserung für Kunden in Ballungsgebieten
sein, für den Breitbandausbau in der Fläche
ist sie ungeeignet.
RÜCKGRAT AUS GLASFASERN
Die langfristig beste Lösung ist das Verlegen
von Glasfaserkabeln, da ist sich Hertle mit anderen
Experten einig. Man spricht in diesem
Fall vom Ausbaustandard FTTH/B (engl. Fibre
to the home/building). Mit dieser Technik
können Daten auf ihrem Weg durch die Fasern
Lichtgeschwindigkeit erreichen, die
Übertragungsrate wird hauptsächlich
von der Dicke
des Kabels und der
Anzahl der darin
enthaltenen einzelnen
Fasern
bestimmt.
Der Haken
daran: Die
Glasfaserleitung
muss von der Vermittlungsstelle über
die Knotenpunkte bis ins Gebäude des Kunden
führen. Für die Hauptkabel, auch „backbone“
(Rückgrat) genannt, „haben wir leistungsfähige
Höchstgeschwindigkeitsnetze
aus Glasfaser mit Bandbreiten im Gigabit-pro-
Sekunde-Bereich“, sagt Telekom-Sprecher Hubertus
Kischkewitz. Die Verbindung zwischen
Vermittlungsstelle und Verteiler erfolge
im Ausbaustandard FTTC (Fibre to the Curb).
Für Kommunen stellt dieses FTTC-Netz wiederum
das lokale Glasfaser-Rückgrat .
Wie aber kann ein Betrieb oder Haushalt an
den FTTH/B-Standard kommen, wenn er
schnelles Internet benötigt? Laut dem deutschen
Telekommunikationsgesetz sind für
den Ausbau der Netze zunächst die privaten
Netzanbieter zuständig. Im Südwesten sind
das vor allem die Telekom und Unitymedia.
Schwierig und teuer ist der Ausbau im ländlichen
Raum. Der Tüv hat für das Land Rheinland-Pfalz
diese Kosten berechnet: In Ballungsräumen
fallen bis zu 2500 Euro pro
Haushalt an, in dünn besiedelten Regionen
bis zu 5345 Euro je Haushalt. Diese Thematik
25
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[spezial] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
kennen die Kreise Göppingen und Alb-Donau
nur zu gut. Heiner Scheffold, Erster Landesbeamter
und stellvertretender Landrat im Alb-
Donau-Kreis, hat früher die Breitbandversorgung
für die
Landesregierung
Baden-Württembergs
geplant und
ausgearbeitet. Er
sagt: „Tendenziell
nimmt die Geschwindigkeit
des
Internets im Alb-
Donau-Kreis ab, je
weiter man sich
Wirtschaftsförderer von der Stadt Ulm
Alexander Fromm. entfernt. Doch
schwankt sie teilweise
sogar von Straßenzug zu Straßenzug
stark. Warum gerade Unternehmen das Nachsehen
haben, erklärt der Göppinger Wirtschaftsförderer
Alexander Fromm. Er berät
Gemeinden und plädiert für das Verlegen von
Glasfaserleitungen. „Sorgen machen mir unsere
Gewerbegebiete, die nicht nur im Landkreis
Göppingen, sondern auch in Baden-
Württemberg vielfach zu den am
schlechtesten versorgten fünf Prozent gehören,“
sagt Fromm. Der Grund: Aus wirtschaftlichen
Gründen hätten die Netzbetreiber
beim bisherigen Breitbandausbau diese Gebiete
regelrecht „gemieden“. Denn ob der Telekommunikationsanbieter
einen Vertrag mit
100 Haushalten oder zehn Betrieben auf der
gleichen Fläche abschließt, ist ein großer wirtschaftlicher
Unterschied.
FIRMEN IM NACHTEIL
Die beiden Landkreise werden dann tätig,
wenn der Markt versagt und sich kein Anbieter
für den Breitbandausbau findet. Sie haben
daher Planungsverfahren angestoßen, um das
Tempo in Sachen digitale Infrastruktur zu erhöhen.
Die ersten Baumaßnahmen laufen bereits.
Dabei haben Fromm und Scheffold das
gleiche Ziel: flächendeckend möglichst viele
Glasfaseranschlüsse. Laut Scheffold wird das
aber mindestens 15 Jahre dauern. Im Ausbau
des Kupfernetzes sehen die beiden Landkreise
keine nachhaltige Alternative. Scheffold: „Im
Jahr 2007 musste ich bei der EU für den Standard
von einem Mbit pro Sekunde kämpfen,
heute reden wir von Mindeststandards von 50
Mbit pro Sekunde. Diese rasante Entwicklung
macht es aus Nachhaltigkeitsgründen notwendig,
auf Glasfaser zu setzen. Nur so ist die
Infrastruktur für kommenden Geschwindigkeitszuwachs
gewappnet.“
In Göppingen bietet Wirtschaftsförderer
Fromm den Kommunen zwei unterschiedliche
Modelle an, um Netzbetreiber anzulocken:
„Das Deckungslückenmodell sieht vor,
den Ausbau durch einen privaten Betreiber
soweit zu subventionieren, bis er für den diesen
wirtschaftlich ist. Dabei erhält der Anbieter
den Zuschlag, der die geringsten Zuschüsse
benötigt. Beim Betreibermodell hingegen
baut die Kommune das Netz und verpachtet
es später an den Betreiber, der so weniger Risi-
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unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[spezial]
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ko trägt.“ Im Alb-Donau-Kreis kommt nur das
Betreibermodell zum Einsatz. Heiner Scheffold
erklärt warum: „Beim Deckungslückenmodell
muss man in die Struktur eines privaten
Anbieters investieren und macht sich so
von diesem abhängig. Das wollen wir nicht.“
Fromm sieht sich beim zweiten Modell allerdings
auch einem Problem gegenüber: „Häufig
ist es so, dass dort wo die Kommunen mit
Planungen oder Maßnahmen beginnen, die
Telekommunikationsbetreiber rasch ein eigenes
Netz auf die Beine stellen und die Pläne
der Kommune schnell obsolet werden. Das
Deckungslückenmodell ist eine vom Bund
geförderte Alternative, die solchen Dopplungen
vorbeugen kann. Zudem liegen die lokalen
Glasfaser-Backbones privater Anbieter im
Landkreis Göppingen oft nahe am Ort, so dass
hier der Weiterbau eines privaten Glasfasernetzes
zu den einzelnen Häusern oder Gewerbebetrieben
viel einfacher realisiert werden
kann. Wir legen den Gemeinden dann nahe
zu prüfen, ob sie mit dem Deckungslückenmodell
eine vielleicht wirtschaftlichere und
schnellere Ausbauoption haben.“
Beide Landkreise setzen auf Kooperation mit
anderen Landkreisen. Ein Beispiel ist der Verbund
Komm.Pakt.Net, in dem sich der Alb-
Donau-Kreis mit sieben anderen Landkreisen
organisiert hat. Laut Scheffold ist es Ziel des
Verbundes, Fixkosten zu teilen, Knowhow zu
sammeln und anzubieten sowie Netze größer
und damit wirtschaftlicher zu machen.
Der Weg zum schnelleren Internet führt also
über die Landkreise und Kommunen. Den
Hintergrund des deutlichen Engagements
dieser Akteure erklärt der Göppinger Fromm
so: „Ich sehe in einer funktionierenden Glasfaserversorgung
eine unabdingbare Voraussetzung,
um den bei uns ansässigen Firmen
und Gewerbetreibenden eine zeitgemäße,
schnelle Kommunikation gewährleisten zu
können.“ Scheffold ergänzt: „Für junge Leute
ist eine langsame Internetverbindung heute
ein Ausschlusskriterium für einen Wohnort.“
Trotz des Engagements der Gemeinden wird
es aber bei den meisten noch eine ganze Weile
dauern, bis das Glasfaserkabel in die Steckdose
im Betrieb mündet.
Flächendeckenden
Ausbau
erwartet die Telekom
erst in den
späten 2030er Jahren.
Wer nicht
warten will oder
kann, wird wohl
nicht umhinkommen
und den Faserstrang
selbst bis
zum nächsten Verteilerkasten
mit
Heiner Scheffold, Erster
Landesbeamter.
Glasfaseranschluss legen müssen. [!]
GABRIEL BOCK
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[rubrik] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen: Enerquinn optimiert auch die Stromversorgung einer der vielen tausend Malediven-Inseln optimieren.
Energiesparen im Paradies
Mit klugen Konzepten für Strom und Wärme lässt sich viel Geld sparen. Das kleine Unternehmen Enerquinn aus
Weingarten setzt Projekte weltweit um – von den bayerischen Alpen bis zu den Malediven.
Die Pleitewelle der Solarunternehmen
ist an Enerquinn vorbeigegangen. Sein
besonderes Geschäftskonzept hat den
Mittelständler aus dem oberschwäbischen
Weingarten gerettet. Und nicht nur das: Das
Unternehmen expandiert, sucht Fachkräfte.
Enerquinn ist eben nicht nur eine Firma, die
Solardächer plant und installiert. Vielmehr
verstehen sich die gefragten Spezialisten als
führende Experten für die Full-Service-Planung
und – Umsetzung von Blockheizkraftwerken
und Photovoltaik-Speicheranlagen.
Sie kennen sich mit Wärme und Strom aus
und kombinieren beides so erfolgreich, dass
sie mittlerweile rund 1000 dezentrale Energieerzeugungssysteme
warten, hauptsächlich
im süddeutschen Raum. Die Hälfte davon haben
sie selbst geplant und installiert, zwischen
100 und 120 Anlagen verkaufen sie pro
Jahr. Zu ihren Kunden gehören vor allem Hotels,
aber auch Gewerbe, Kommunen, Gesundheitseinrichtungen,
Wohnungsbaugesellschaften
und private Häuslebauer.
1000 DEZENTRALE PROJEKTE
Weil so gut wie kein Gebäude dem anderen
gleicht, gibt es auch keine hundertprozentigen
Standardlösungen, wie Stefan Oexle-
Ewert, einer der beiden Geschäftsführer, betont.
„Überall werden die Rohre anders
gebogen“ – will heißen: Die Planung und Installation
muss mit Architekten, Handwerkern
und dem Auftraggeber individuell abgesprochen
werden. Dennoch gibt es
Abstufungen in der Planungsintensität. Es
geht vom „richtigen Projektgeschäft“ bis zum
„Beinahe-Standard-Geschäft“,
sagt Oexle-Ewert.
So ist es ein Unterschied,
ob Enerquinn
ein 250-kW-
Blockheizkraftwerk
für die 2013
eröffnete „Carthago-City“
des oberschwäbischen
Reisemobilherstellers
Oexle-Ewert.
Geschäftsführer Stefan
Carthago in Aulendorf
realisiert oder eines für ein Vier-Familien-
Haus. Doch die „Leuchtturmprojekte“ sind
wichtig für das Unternehmen. Sie machen
Enerquinn bekannt und zeigen die große Vielfalt
der realisierten Lösungen.
28
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[machen]
Wichtig ist das in
der Hotellerie.
„Die Branche ist
hervorragend vernetzt.
Gute Lösungen
sprechen sich
schnell herum“,
weiß der Diplom-
Ingenieur. Eine Solaranlage
auf dem
Geschäftsführer
Dach und ein
Mark Lehnertz.
BHKW sei auch
gut fürs Image. Es
gebe immer mehr „grüne Hotels“, die mit Umweltfreundlichkeit
und sanftem Tourismus
ihre Gäste finden. „Aber vor allem ist Energie
der nächstgrößte Kostenblock nach dem Personal
in einem Hotel.“
Enerquinn kann Zahlen vorweisen, die auch
den Laien beeindrucken. In einem der gefragtesten
Wellness-Hotels in Bayern, dem 4-Sterne-Hotel
Prinz-Luitpold-Bad in Bad Hindelang,
war die Firma beim Einbau von drei
BHKWs dabei. Ergebnis: etwa 160 Tonnen
CO2-Reduktion pro Jahr und 66.000 Liter weniger
Heizöl. Eine Auszeichnung durch das
Klimaschutzprojekt Allgäu gab’s obendrauf.
Bald zehn Jahre hat die Firma nun Know-how
und Erfahrung im Bereich der dezentralen
und effizienten Strom- und Wärmeversorgung
angesammelt. Da lag es für die Enerquinn-Leute
nahe, den Fokus noch etwas zu
erweitern und das Thema „Energiemanagement“
insgesamt in den Blick zu nehmen. Es
geht nicht mehr nur darum, Energie zu erzeugen,
es geht darum, sie zu messen, sie sichtbar
zu machen, sie möglichst sinnvoll einzusetzen.
Das kann ein Thema für ein Einfamilien-
Haus sein, in dem Waschmaschine und Spülmaschine
per App oder automatisch in dem
Moment gestartet werden, wenn die Solaranlage
auf dem Dach genügend Strom liefert.
„Energiemanagement“ umfassend gesehen ist
aber natürlich auch für große Produktionshallen
wichtig, in denen beispielsweise Maschinen
arbeiten, die viel Strom verbrauchen.
Wurde im Rahmen des Klimaschutzprojektes Allgäu ausgezeichnet: Das Hotel Prinz-Luitpold-Bad in
Hindelang.
Aufwändige Messungen und Analysen können
da zu einfachen Ratschlägen führen.
„Wenn morgens um halb sieben die Leute
kommen und nicht mehr alle gleichzeitig den
Hebel an ihrer Maschine umlegen, können
wir Spitzenlasten kappen“, sagt Oexle-Ewert.
SOLAR-HYBRID STATT DIESEL
Jetzt aber zieht es ihn erst einmal wieder hinaus
in die weite Welt. Enerquinn hat an einer
Ausschreibung der Asiatischen Entwicklungsbank
teilgenommen und den Auftrag
erhalten, die Stromversorgung eines der vielen
tausend Inselchen der Malediven neu zu
gestalten – mit dem Ziel, Kosten zu sparen
und den CO2-Ausstoß zu senken. Bisher wird
die Insel von einem Diesel-Generator mit
Strom versorgt, der rund um die Uhr läuft, ob
Strom gebraucht wird oder nicht. Oexle-Ewert
hat eine Solar-Hybrid-Anlage installiert, die
mit Lithium-Ionen-Stromspeichern gekoppelt
ist. Der Dieselgenerator fährt nur noch
bei Spitzenlasten hoch. Der CO2-Ausstoß soll
dabei von 110.000 auf 50.000 Tonnen im Jahr
sinken. Jetzt wird er die Anlage mit einheimischen
Technikern vollends in Betrieb nehmen.
Und dann geht’s gleich noch zur Nachbarinsel.
Alle benötigten Teile sind bereits per
Schiff geliefert. Auch dort sorgt Enerquinn für
saubere Energie. [!] CHRISTOF SCHRADE
Auf vier
Kontinenten aktiv
Im Jahr 2007 gründeten die beiden
ehemaligen Absolventen der Hochschule
Ravensburg-Weingarten, die Diplom-Ingenieure
Stefan Oexle-Ewert
und Mark Lehnertz, die Enerquinn
Energiesystemtechnik GmbH. Sie fungieren
seither beide als Geschäftsführer.
Während Oexle-Ewert vor allem
Know-how aus dem Photovoltaik-Bereich
mitbrachte, hatte sich Lehnertz
auf Blockheizkraftwerke spezialisiert.
Die Kombination dieser beider Welten
ermöglichte dem Unternehmen mit
Sitz in Weingarten, sich als Spezialist
für dezentrale Envergieversorgungssysteme
zu etablieren. 18 Mitarbeiter sind
hauptsächlich in Süddeutschland aktiv
und erwirtschaften einen Umsatz von
rund fünf Millionen Euro. Enerquinn hat
aber auch Projekte in ganz Europa, Afrika,
Asien und der Karibik realisiert. CRI
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[namen & nachrichten] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Schuler strafft sich für die Zukunft
So sozialverträglich wie möglich
will der Göppinger Pressenbauer
Schuler den geplanten Stellenabbau
gestalten. Das verspricht Vorstandschef
Stefan Klebert. Der
Grund für die Neuausrichtung:
Der Pressenhersteller will noch
effizienter werden.
Deutschland soll der zentrale
Standort für Forschung, Entwicklung
und Hightech bleiben, in
der Produktion wird hingegen
gespart. Bis Ende 2017 wird die
Fertigung von sieben auf vier
Standorte konzentriert. Davon
betroffen sind rund 450 Mitarbeiter
in Weingarten, Waghäusel
und Netphen. Der Stammsitz
Göppingen bleibt unberührt.
Im vergangenen Jahr lief es für
Schuler gut. Der Umsatz stieg
leicht auf 1,2 Milliarden Euro –
das ist der zweithöchste Stand in
der 176-jährigen Firmengeschichte.
Das Betriebsergebnis,
ohne die Einmal-Belastungen des
neuen Produktionskonzepts gerechnet,
liegt mit rund 139 Millionen
Euro auf Rekordniveau.
Künftig Parkhäuser
in Gewerbegebieten?
Die Stadt Ravensburg und ihre
Nachbarn Weingarten, Baindt
und Baienfurt haben kaum noch
freie Gewerbeflächen. Ein 24 Hektar
großes Gewerbegebiet im Westen
von Ravensburg hätte den Bedarf
bis 2020 decken sollen, ist
aber schon so gut wie ausverkauft.
16.000 Kilo-Newton sind für Laien ein nicht vorstellbarer Wert. Mit dieser
Kraft formt diese Schuler-Presse Teile für einen Hausgerätehersteller.
Allein die Stadt Ravensburg
benötigt bis 2030 bis zu 68
Hektar an Gewerbeflächen.
Um den Flächenverbrauch
gering zu halten,
denkt die Stadt über
Parkhäuser in ihren Gewerbegebieten
nach. [!]
„Wir sind so gut aufgestellt wie
seit Jahrzehnten nicht mehr“,
fasste Vorstandschef Stefan Klebert
zusammen, goss aber zugleich
Wasser in den Wein: Die
Schuler AG, die knapp 5200 Mitarbeiter
beschäftigt, müsse sich
auf schlechtere Zeiten gefasst machen.
Klebert blickt nur noch „begrenzt
optimistisch“ in die Zukunft
und rechnet mit einer
Abschwächung der Konjunktur.
Weltweite politische Unsicherheiten
dämpften die Investitionsfreude,
zudem normalisierten
sich die
Wachstumsraten in China
– was den Vorstandschef
jedoch nicht davon abhält, weiter
auf diesen Markt zu setzen.
Nach einem „spürbaren Rückgang“
von Umsatz und Ergebnis
glaubt Klebert langfristig an ein
Wachstum und will den Pressenbauer
zu einem Zwei-Milliarden-
Umsatz führen.
Die Schuler AG, die mehrheitlich
zum österreichischen Andritz-
Konzern gehört, kaufte zudem
den sächsischen Werkzeugbauer
Aweba. Dieser kam 2015 mit 600
Mitarbeitern auf 60 Millionen
Euro Umsatz. Das 1882 gegründete
Unternehmen aus Aue beliefert
unter anderem Automobilzulieferer
und Maschinenbauer.
Aweba ist der zweite größere Firmenkauf
seit Sommer 2015, als
Schuler die Mehrheit am chinesischen
Pressenbauer Yadon übernahm.
[!] SU
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SOMMER
2016
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unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[namen & nachrichten]
Autozulieferer EBZ wächst rasant
Der weltweit tätige Zulieferer der
Autoindustrie EBZ mit Stammsitz
in Ravensburg will in diesem
Jahr die Marke von 1000 Beschäftigten
erstmals überspringen.
EBZ hatte zum Ende des vergangenen
Jahres dem Heidenheimer
Voith-Konzern an dessen Standort
in Ravensburg ein knapp
neun Hektar großes Industrie-
Areal abgekauft. Während Voith
am Standort Ravensburg in den
vergangenen Jahren Stellen abgebaut
hatte, suchte EBZ dringend
Flächen für Montage, Fertigung
und Büros. Mittlerweile hat der
Karosseriebau-Spezialist auf dem
bisherigen Voith-Gelände 15.000
Quadratmeter Hallenfläche belegt.
Bald kommen 5000 Quadratmeter
Bürofläche hinzu. EBZ ist
Blick in die Produktion des Karosseriebau-Spezialisten EBZ.
1995 durch die Fusion der Ziege
& Wolf Konstruktionen GmbH
mit der Bausch & Lotze GmbH
entstanden. 2008 übernahm EBZ
das Ravensburger Werk von
Thyssen-Krupp Drauz Nothelfer.
EBZ hat unter anderem Standorte
in Polen, China, Indien und den
USA. 2014 erwirtschafteten 900
Mitarbeiter, 700 davon am Firmensitz,
einen Umsatz von 370
Millionen Euro. [!]
CRI
Vetter baut, wächst
und schafft neue Stellen
Der Ravensburger Pharma-
Dienstleister Vetter baut
für 70 Millionen Euro ein
neues Produktionsgebäude
am Firmensitz. Anfang
2019 soll das Gebäude
in Betrieb
genommen werden.
Auf 8000 Quadratmetern
werden dort
Spritzen abgefüllt,
außerdem entstehen
Büroflächen
und eine Kantine.
Auch zwei weitere
Standorte in Ravensburg
sollen im Rahmen
eines „Investitionspakets“ in den
nächsten Jahren ausgebaut werden.
Vetter ist weiter auf Wachstumskurs:
Der Umsatz stieg 2015
im Vergleich zum Vorjahr um
knapp 10 Prozent auf rund 460
Millionen Euro. 2016 plant das
Familienunternehmen außerdem,
300 zusätzliche Arbeitskräfte
einzustellen. Derzeit zählt Vetter
3600 Mitarbeiter. Das 1950 als
Apotheke gegründete Unternehmen
ist einer der weltweit führenden
Pharmadienstleister für
die keimfreie Abfüllung und Verpackung
von Spritzen und anderen
Injektionssystemen. [!]
Investition
in Kliniken
Die Waldburg-Zeil-Kliniken wollen
bis 2019 rund 20 Millionen
Euro in Wangen im Allgäu investieren.
Hintergrund sind die hohe
Auslastung und die starke Nachfrage.
Die Fachkliniken Wangen
gehören zu den führenden Spezialeinrichtungen
für Atemwegsund
Lungenerkrankungen. Der
Großteil der Investitionen fließt
ins Haupthaus. 2016 wollen die
Fachkliniken Wangen mehr als
40 Millionen Euro umsetzen. 700
Beschäftigte hat der Standort, der
zu den privaten Waldburg-Zeil-
Kliniken gehört. Diese erzielten
2014 an 12 Standorten mit mehr
als 3000 Mitarbeitern 170 Millionen
Euro Umsatz. [!]
Weiße Flotte
im Plus
Die Unternehmen der „Weißen
Flotte“ am Bodensee haben zum
Saisonstart 2016 die Vorjahreszahlen
bekannt gegeben. Danach
stiegen die Fahrgastzahlen um
1,4 Prozent gegenüber dem Jahr
2014 auf mehr als 3,6 Millionen
Ausflügler. Allerdings konnten
nicht alle Betriebe zulegen: Die
Kursschifffahrt auf dem Rhein
war wegen des heißen Sommers
und des niedrigen Wasserstands
an 52 Tagen unterbrochen. „Die
Weiße Flotte“ am Bodensee vereint
deutsche, österreichische
und schweizerische Schifffahrtsbetriebe.
[!]
11/2803-3740
OLVOCARS-PARTNER.DE/SCHWABENGARAGE/STUTTGART
Kraftstoffverbrauch kombiniert von 7,2 l/100 km – 4,4 l/100 km.
CO2-Emissionen kombiniert von 165 g/km – 116 g/km (gem. vorgeschriebenem Messverfahren).
[rubrik] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Für solche kleinen Flickstellen ist schweres Gerät zu groß, daher bringen die Mitarbeiter die Asphaltschicht von Hand auf.
Fotos: Marc Hörger
Da, da, da – und da
Geiger und Schüle hat viele Referenzprojekte in der Region. Firmenchef Rolf Mezger kann sie alle aufzählen. Das
Geschäft läuft gut, auch weil sich das traditionsreiche Ulmer Tiefbauunternehmen immer wieder neu ausgerichtet hat.
Rolf Mezger verkneift sich beim Autofahren
Kommentare. „Da, da, da und da
waren wir auch dabei“, zählte der Geschäftsführer
von Geiger + Schüle Bau früher
laut auf, wenn er an den Projekten der Tiefbaufirma
vorbeifuhr. Darauf verzichtet er
nun. „Meine Frau will das nicht mehr immer
hören“, begründet er das und schmunzelt.
Dass er stolz auf die Arbeiten seines Unternehmens
ist, kann man verstehen. Für Außenstehende
sind sie allerdings nicht zu erkennen.
Sie stecken vollständig oder zumindest
zum größten Teil in der Erde. Mit ästhetischen
Qualitäten lässt sich dabei nur selten punkten,
dann etwa, wenn öffentlicher Raum mit
einer „Oberflächenbefestigung“ zu versehen
ist und der Anspruch über die reine Asphaltierung
hinausreicht. Hochbauer haben es da
einfacher, Vorzeigeprojekte zu präsentieren.
Andererseits haben Tiefbauer wie „Geiger +
Schüle Bau Ulm“ (G+S) die weitaus längeren
Baustellen. Mitunter sind sie zig Kilometer
lang wie im Falle der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm,
an der man mit von der Partie ist. .
MIT VON PARTIE BEI LINIE 2
Oder sie gehen quer durchs Stadtgebiet wie im
Falle der künftigen Straßenbahnlinie 2 in
Ulm. An solchen Aufgaben beteiligt zu sein,
„macht uns sehr stolz“. Und sie machen sich
im Leistungsportfolio natürlich auch gut.
Aber sind Leuchtturmprojekte bei G+S wirklich
noch vonnöten? Die Wurzeln des Unternehmens
reichen ins Jahr 1904 zurück, und
zudem gibt es viele „Da-da-da-und-da“-Projekte.
Mezger will sich aber nicht auf den Lorbeeren
von einst ausruhen und sagt: „Wer sich als
Unternehmen nicht ändert, ist tot.“ G+S beherzigt
diese Devise und überstand dadurch
tiefe Konjunkturtäler, die andere Ulmer Baubetriebe
vor 10, 20 Jahren im Ruin enden ließen.
Zu etwa 80 Prozent sei seine Firma von
öffentlichen Aufträgen abhängig, erläutert
Mezger. Das Ausweichen auf neue Märkte im
Falle von Einbrüchen? Im Gleisbau ist das
kaum möglich. Schon jetzt belaufe sich der
Aktionsradius auf den süddeutschen Raum.
Im klassischen Tiefbau ist dies auch schwie-
32
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[machen]
Traditionsreiches Familienunternehmen
Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Rolf (links) und Johannes Mezger.
Geiger + Schüle Bau entstand 1990 im
Zuge der Fusion der beiden Ulmer Baufirmen
Franz Geiger (seit 1923) und Andreas
Schüle (seit 1904). Geschäftsführende
Gesellschafter sind die beiden Cousins
Rolf und Johannes Mezger, die „dritte Generation“
der Mezgers – gerechnet ab ihrem
Großvater, der die Firma Geiger übernommen
hatte. Zur Firmengruppe, die
zuletzt einen Jahresumsatz von 30 Millionen
Euro erzielte, gehören die Firma Bühler
(Erdbau, Entsorgung, Container) und
die Firma Scheffler (Rohrleitungsbau,
Heizung, Klima, Sanitär), die als selbstständige
Einheiten geführt werden. Hinzu
kommt die Firma Soiltec, Spezialist für
Flüssigboden. Bei Großaufträgen ist es
bei G+S ein eingespieltes Verfahren, sich
mit anderen Firmen zu einer Arbeitsgemeinschaft
zusammenzuschließen. THV
rig. Würden die Entfernungen zu den Baustellen
zu groß, bliebe der Deckungsbeitrag buchstäblich
auf der Strecke. Zu normalen Zeiten
bewege man sich hier in einem Radius von 40
Kilometer um Ulm herum.
Lösen Deutsche Bahn und Öffentliche Hand
– wie angekündigt – ihre Investitionsstaus
auf, stehen G+S goldene Jahre bevor, oder
nicht? Mezger verfällt nicht in Euphorie, aber
er rühmt die Wirtschaftsstärke der Region.
Was sich im investitionsfreudigen Ulm und
entlang der A 7 und der A 8 abspiele, sei unglaublich.
Entsprechend ist die Zahl der Mitarbeiter
in den vergangenen Jahren stetig auf
jetzt 170 Beschäftigte gewachsen.
Wer Gleisanlagen baut, Bahnsteige, Straßen,
Betriebshöfe und Lärmschutzwände, wer Versorgungsnetze
legt, Kanäle und Leitungen,
wer Erschließungen vornimmt und in der
Bauwerksanierung tätig ist, muss heute eine
hohe Zahl von Qualitätsstandards einhalten.
Zeugnis davon ist die „Bilderwand“ im Besprechungszimmer
mit all den Zertifikaten, ohne
die bei vielen Auftraggebern heute gar nichts
mehr geht. Aber G+S geht auch proaktiv vor.
Angebote würden selten ohne Nebenangebot
abgegeben. Mezger sieht darin einen weiteren
Beleg, „dass wir uns im Vorfeld Gedanken machen,
wenn wir uns einer Aufgabe stellen“.
Auch Innovation spielt ein wichtige Rolle. Als
Beispiel führt der G+S-Geschäftsführer die Bereiche
Vermessung, Maschinensteuerung und
Schnellwechseleinrichtungen an. In diesen
werden dank GPS-Daten und einem Set an Anbaugeräten
Arbeiten schneller und präziser
erledigt. Weiterentwickelt hat G+S auch das
Flüssigboden-Verfahren, bei dem Leitungen
oder Rohre in ein Gemisch aus Aushub, Wasser,
Zement und Zusatzstoffen eingebettet
werden, das G+S jetzt auch außerhalb des Kanalbaus
einsetzt .
„Als Mittelständler den Markt verteidigen
und den Personalbedarf sicherstellen“, nennt
Mezger als Ziele. „Nur mit guten und motivierten
Mitarbeitern kann man die Aufgaben,
welche uns gestellt werden bewältigen.“ Damit
der Betrieb ebenso in seiner technischen
Ausstattung auf der Höhe der Zeit bleibt, fließen
bis zu einer Million Euro pro Jahr in den
Maschinenpark. [!] THOMAS VOGEL
33
[finanzieren] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Vorsicht, Stolperfalle!
Hohe Liquidität, günstige Kredite: Bei der Finanzierung scheint es für Unternehmen derzeit keine Hemmnisse zu geben.
Doch der Eindruck täuscht. Die neuen Kapitalregeln Basel III verändern den Markt.
Mit seiner Hausbank hat Klaus-Peter
Bürckle lange Zeit gut zusammengearbeitet.
Das Geldhaus finanzierte
den kleinen Betrieb des Ulmers quasi von Beginn
an, wickelte den Zahlungsverkehr ab
und half auch bei den ersten Auslandsgeschäften.
Bei der Betriebsmittelfinanzierung hielt
sich das Geldhaus allerdings zurück. Obwohl
Bürckles Firma langsam, aber stetig wuchs
und vor drei Jahren einen Jahresumsatz von
knapp einer Millionen Euro machte, zögerte
das Institut, den Kontokorrentkredit von
10.000 Euro auf dem Geschäftsgirokonto heraufzusetzen.
Weil diese Linie hinten und vorne
nicht reichte, finanzierte der Unternehmer
sein operatives Geschäft notgedrungen über
Lieferantenkredite.
Erst nach einen
Runden-Tisch-Gespräch
auf Vermittlung
der IHK
Ulm setzte die
Bank das Limit auf
80.000 Euro, drei
Viertel davon als
feste Linie, 20.000
Euro als geduldete
Überziehung. Joachim Rupp, Finanzexperte
der IHK Ulm.
Angesichts des
Umsatzvolumens
seines Betriebes war das zwar weiter knapp
bemessen, aber immerhin eine Verbesserung.
Was Bürckle allerdings nicht wusste: Durch
die regelmäßige Inanspruchnahme der Überziehung
verschlechterte er langsam, aber stetig
sein verhaltensorientiertes Rating, das viele
Banken mit den neuen Eigenkapitalregeln
Basel III vor allem für ihre kleinen Unternehmenskunden,
die sogenannten Gewerbekunden,
eingeführt haben.
Um herauszufinden, wie solvent eine Firma
ist, verzichten viele Geldhäuser bei ihren Ge-
Augen auf bei der Wahl der Kreditform. Die
falsche kann fatale Folgen haben.
34
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[finanzieren]
werbekunden auf ein eigentlich notwendiges,
aber aufwendiges quantitatives Rating, bei
dem die Bilanzen unter die Lupe genommen
werden. Auch ein quantitatives Rating, in dessen
Rahmen potentielle Risikofaktoren für
das Unternehmen wie etwa die Abhängigkeit
von einzelnen Kunden identifiziert oder die
Managementqualität und die Unternehmensstrategie
analysiert werden, ist bei kleineren
und mittleren Unternehmen (KMU) eher die
Ausnahme als die Regel. Stattdessen erstellt
die Hausbank häufig zunächst nur ein Verhaltensrating
auf Basis der Kontoführung. Dauerhafte
oder häufige Überziehungen sind für die
Bank unweigerlich ein Risikosignal.
Welche Konsequenzen das hat, bekam Bürckle
unerwartet schnell zu spüren. Als nämlich
seine Firma über ein paar Monate hinweg in
die Verlustzone rutschte, kassierte die Hausbank
die stillschweigende Überziehungslinie
von heute auf morgen ein und gab eine Lastschrift
des Hauptlieferanten zurück statt sie
wie bisher anstandslos einzulösen, auch
wenn dadurch der Kontostand über das Limit
von 60.000 Euro gerutscht wäre. Folge: Die
Factoringgesellschaft des Lieferanten gab die
Information über die nicht eingelöste Lastschrift
unmittelbar an die großen Wirtschaftsauskunfteien
weiter. Automatisch sank dadurch
– für jeden sichtbar – die Bonitätsnote
von Bürckles Unternehmen und seine Kreditwürdigkeit
war von einem auf den anderen
Tag ruiniert. Nur mit viel Mühe konnte er zusammen
mit der IHK die Kreditlinie bei der
Hausbank retten und damit das Allerschlimmste
verhindern. Zu dem Zeitpunkt
lag seine Kreditakte schon in der Sanierungsabteilung,
obwohl sein Betrieb längst wieder
schwarze Zahlen schrieb.
KAUM ZEIT FÜR BERATUNG
Noch mögen solche Fälle die Ausnahme sein.
Doch deren Zahl könnte sich nach Einschätzung
von Joachim Rupp, Referent Unternehmensfinanzierung
der IHK Ulm, mit der Einführung
der neuen Eigenkapitalregeln für
Banken (Basel III)
häufen. Denn die
Auswirkungen
der neuen Regeln
sind gerade im
Gewerbekundengeschäft
gravierend.
Heute muss
sich nach den
Worten Rupps
der Kundenberater
einer Bank aus
Kostengründen
Prof. Tyrell Marcel,
Zeppelin-Universität.
um 200 bis 600 Kunden kümmern. Darunter
leide die Betreuung. „Dabei sind gerade die
kleinen Unternehmen angewiesen auf eine
fundierte Beratung durch ihre Hausbank“, betont
Rupp. Ganz nebenbei verzichte die Bank
auf ein lukratives, weil margenstarkes Geschäft.
Den Beratern fehle in vielen Fällen
schlicht die Zeit, Unternehmenskunden mit
hoffnungsvoller Perspektive zu identifizieren.
Skeptiker fürchten zudem, dass die Banken
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[finanzieren] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Hans-Peter Burghof, Prof.
an der Uni Hohenheim.
aufgrund von Basel III die Hürden bei der Vergabe
neuer Kredite heraufsetzen werden.
Doch Experten geben Entwarnung „Nach
meinen Beobachtungen haben die neuen Eigenkapitalregeln
den Markt für Unternehmensfinanzierungen
bislang nicht beeinträchtigt“,
sagt Marcel Tyrell, Professor für
Unternehmer- und Finanzwissenschaften an
der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.
„Das liegt daran, dass in Deutschland ein
Großteil der Kreditvergabe über genossenschaftliche
Kreditinstitute und die Sparkassen
erfolgt – beides Bankengruppen, die von
der Verschärfung der Eigenkapitalregel nicht
besonders stark betroffen
sind, da die
Institute vor Ort
kaum internationales
Geschäft machen.
Zudem ist
die Kreditnachfrage
der Unternehmen
zurzeit nicht
besonders hoch.“
Sein Kollege Hans-
Peter Burghof, Inhaber
des Lehrstuhls
für
Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen
an der Universität Hohenheim ergänzt: „Natürlich
wird es immer wieder vorkommen,
dass ein Banker einen bestimmten Kredit
nicht vergeben will. Häufig wird er dies mit
Hinweis auf die Regulierung tun. Das hört
sich besser an als zu sagen, dass ihn das Projekt
nicht überzeugt. Das nenne ich dann eine
gefühlte Kreditklemme.“
Viele Unternehmen sind zudem nach Beobachtungen
von Experten in den vergangenen
Jahren unabhängiger geworden von den Banken,
weil sie hohe Eigenkapitalpolster aufgebaut
haben. Dadurch können sie einen Großteil
ihrer Investitionen aus dem Cash-flow
finanzieren. Nicht zuletzt überlagert die lockere
Geldpolitik der Europäische Zentralbank
(EZB) derzeit die Folgen von Basel III. Die
Geschäftsbanken schwimmen in billigem
Geld, nachdem die EZB ihre Leitzinsen vor einigen
Wochen auf null gesenkt und ihr Anleihenkaufprogramm
erneut aufgestockt hat.
KEIN KREDIT AUF VORRAT
Dennoch sollten Unternehmen nicht voreilig
handeln und Kredit quasi auf Vorrat aufnehmen
– aus Sorge, die Zeit der niedrigen Zinsen
könnte schon bald wieder zu Ende gehen und
Was Basel III für Banken bedeutet
Regulierungsvorgaben und Basel III erschweren vor allem kleineren Banken die Kreditvergabe.
Die neuen Eigenkapitalrichtlinien für
das Kreditgewerbe haben einen Kernpunkt:
Die Banken müssen vor allem ihre
Unternehmenskredite stärker als bisher
mit Eigenkapital unterlegen, um bei einem
Kreditausfall besser abgesichert zu sein.
Das Prinzip dabei: Je besser das Rating
eines Unternehmenskunden und je höher
die Sicherheiten, die er für den Kredit
stellt, desto weniger Eigenmittel muss
das Institut für den Kredit vorhalten.
Umge kehrt gilt: Je größer das Kreditrisiko,
desto stärker muss die Bank das Darlehen
abpolstern. Unternehmenskunden
mit schlechter Bonität müssen daher oftmals
einen Zinsaufschlag in Kauf nehmen.
die neuen Regeln die Aufnahme neuer Kredite
erschweren. „Auf mittlere Sicht bleibt uns die
Situation des billigen Geld wahrscheinlich
noch einige Zeit erhalten, auch wenn keiner
weiß, wie lange noch“, ist Burghof überzeugt.
Allein das macht eine Absicherung grundsätzlich
schwierig, denn der Mittelständler
weiß nicht, auf welche Sicht er plant. „Zudem
ist fraglich, ob sich die Banken für so lange
Zeiträume vertraglich binden wollen“, sagt
Burghof. Schon jetzt sind viele Unternehmen
außerdem überkapitalisiert. „Im Moment haben
viele Unternehmen hohe Liquidität und
die Investitionsneigung ist nicht besonders
ausgeprägt. Wenn sie sich nun weitere Liquidität
besorgen, die sie nicht benötigen, also
allein, um zu antizipieren, dass die EZB die
Zinsen irgendwann anheben wird, halte ich
das für eine Ressourcenverschwendung“, sagt
Finanzexperte Tyrell.
Zusätzlich zur Risikoanpassung der ausgegebenen
Kredite begrenzt das sogenannte
Leverage-Ratio das Volumen der
ausgegebenen Kredite im Verhältnis zum
vorhandenen Eigenkapital einer Bank. Der
Anteil des „harten“ Eigenkapitals an der
Bilanzsumme muss zudem eine bestimmte
Höhe erreichen. Dazu drohten die Banken
von den Aufsehern lange Zeit zu
einem zusätzlichen Kapitalpuffer verpflichtet
zu werden. Doch diese Idee ist
mittlerweile gelockert worden. Der individuelle
Kapitalpuffer, den die Europäische
Zentralbank jeder Bank vorschreiben
wollte, soll in einen Pflicht- und in einen
empfohlenen Teil aufgesplittet werden. TL
Dennoch sollten sich Firmen darauf einstellen,
dass Unternehmenskredite auf lange
Sicht teurer werden. „Die Regulierung macht
das Kreditgeschäft zunehmend umständlicher
für die Banken. Die Institute müssen
mittlerweile zu jedem noch so kleinen Kredit
detaillierte Informationen an die Aufsicht liefern“,
sagt Bankexperte Burghof. Er rechnet
vor diesem Hintergrund damit, dass der Bankensektor
vor einer weiteren Konsolidierung
steht, weil es für die Geldhäuser im Zuge der
Regulierung schwierig ist, „klein“ zu bleiben.
Dazu trägt bei, dass ein anonym – zum Beispiel
über eine Online-Plattform – vergebener
Kredit in puncto Risikobewertung und Eigenkapitalunterlegung
genauso behandelt wie
ein Kredit im Zuge einer langjährigen Hausbankbeziehung.
Dadurch fällt für viele mittelständische
Banken der Vorteil der Regionalität
und der Dezentralität weg. „Die Banken
36
Weltweit
ist einfach.
Wenn man für Investitionen
einen Partner mit internationalem
Netzwerk hat.
sparkasse.de
[finanzieren] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
werden auf der anderen Seite durch die sehr
massiven Regulierungsvorgaben belastet, die
eine erhebliche Fixkostenkomponente beinhalten.
Damit wird die Kreditvergabe relativ
teurer für kleinere und mittlere Institute“,
weiß Burghof. Gut möglich also, dass auf lange
Sicht der Mittelstand im Bankensektor
wegbricht und der Markt von zu vielen großen
Banken dominiert wird. Das kann für den
Mittelstand zum Problem werden. Denn gerade
für einen kleinen Betrieb ist es wichtig, sich
eine Bank zu suchen, die zu ihm passt – also
eher ein kleineres Institut oder eine Bank, die
dezentral ist in ihrer Entscheidungsstruktur,
damit es in schwierigen Situationen
auch einen adäquaten Ansprechpartner
vor Ort gibt.
Sorgen über eine
mangelnde Wettbewerbssituation
hält Uni-Professor
Tyrell jedoch
für unbegründet.
„Sparkassen und genossenschaftliche
Institute stehen in hoher Konkurrenz
vor Ort. Das wird sich nicht ändern
durch Basel III“, prognostiziert er. Vielleicht
werde es noch weitere Zusammenschlüsse
auf lokaler Ebene geben, aber das
wird nach seiner Einschätzung nicht dazu
führen, dass es in einzelnen Regionen zu einer
Monopolsituation kommen wird. „Wo es eine
Sparkasse gibt, gibt es meist auch eine Volksoder
Raiffeisenbank – und die beiden stehen
in sehr gesundem Wettbewerb zueinander“,
sagt Tyrell.
REPUTATION NICHT GEFÄHRDEN
Von diesem Wettbewerb können Unternehmen
vor Ort immer noch profitieren – etwa,
indem sie zunächst verschiedene Finanzierungsquellen
abfragen und der Hausbank andeuten,
gegebenenfalls zu wechseln. „Aber
damit sollte der Unternehmer vorsichtig sein,
da er in der Hausbankbeziehung sehr viel Reputation
aufgebaut hat.
In schwierigen
Situationen
kann sich dann
schnell zeigen,
dass die neue
Bank häufig
eben doch nicht
auf dem Stand
wie das langjährige
Hausinstitut
ist“, warnt Tyrell.
Und sein Kollege Burghof
ergänzt: „Offenheit gegenüber anderen
Finanzierungsquellen ist nicht
schlecht. Für größere Unternehmen ist es
zudem eine überlegenswerte Alternative, den
Weg an den Kapitalmarkt zu suchen.“ [!]
THOMAS LUTHER
„Nähe,Kompetenz,
Vertrauen.“
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.
Wir machen den Weg frei.
38
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[rubrik]
Samy Wiltschek birgt für seine Kunden Perlen jenseits des literarischen Mainstreams. Sein Geschäft läuft.
Foto: Andreas Clasen
Die persönliche Seite des Lesens
Bücher sind etwas Wunderbares. Das finden immer noch Millionen Deutsche – und kaufen sie bei Amazon. Wie besteht
man gegen die übermächtige Internet-Konkurrenz. Drei Buchhändler erklären, wie es ihnen gelingt.
Der ärgste Konkurrent hat sich rasant
entwickelt. Im Juli 1995 verkaufte der
US-Amerikaner Jeff Bezos das erste
Buch über sein Online-Portal Amazon, heute
bietet die Internet-Plattform eine riesige Produktpalette
an – und ist der größte Mitbewerber
für jeden Buchhändler in Deutschland.
Der Internet-Umsatz fehlt stationären Geschäften,
und das hat Folgen. Jahr für Jahr
schrumpft die Zahl der Buchläden. Haben die
Händler vor Ort überhaupt eine Chance, gegen
diesen Weltkonzern zu bestehen?
Michael Riethmüller und seine Frau Margarete
sind optimistisch. Gerade haben sie den
Mietvertrag für ihren Laden in Ravensburg
um 25 Jahre verlängert. 1992 hatten die ausgebildeten
Buchhändler „Ravensbuch“ im Zentrum
der oberschwäbischen 50.000-Einwohner-Stadt
eröffnet. Das Geschäft soll in einigen
Jahren nach und nach an den Sohn und einen
Mitarbeiter übergeben werden.
„GRÜSS DICH, MICHAEL“
Offensichtlich läuft es: „Kommen Sie am
Samstag gleich um 10 Uhr, wenn wir öffnen;
dann ist noch nicht so viel los“, hatte Michael
Riethmüller am Telefon gesagt, aber schon
wenige Minuten nach dem zehnten Glockenschlag
sind viele Kunden da. Sie stöbern, blättern
in Büchern des 50.000 Titel umfassenden
Sortiments. Einige kommen mit ihren Anliegen
zum 62-jährigen Riethmüller ins Untergeschoss:
„Die Ernährungs- und Kochbücher
sind wo?“ „Über uns.“ – Eine Frau will ein paar
Titel bestellen: „Kein Problem, die sind am
Montag um 10 Uhr da.“ –„Grüß Dich, Michael.
Ich würde 20 Schülerkarten nehmen für die
Lesung mit Peter Stamm.“ „Okay, sag oben Bescheid,
Du bekommst 20 für 5 Euro das Stück.“
„Könnten meine Schüler dem Autor ein paar
Fragen stellen?“ „Ja, schau dir mal den ,Rabentalk‘
auf unserer Internetseite an; deine Schüler
können ihn vor der Kamera befragen, und
wir nehmen das auf.“ Die beiden diskutieren
noch über eine Neuerscheinung, dann geht
39
[spezial] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Der Buchmarkt in Zahlen
Foto: © Andreas Clasen
Sehen, stöbern, beraten werden: In Deutschland gibt es 6000 stationäre Buchhandlungen.
In Deutschland gab es im Jahr 2014
rund 6000 stationäre Buchhandlungen,
berichtet der Börsenverein des Deutschen
Buchhandels: davon 3800 kleine,
unabhängige Buchhandlungen, 1200 gehören
zu einer Kette, 1000 weitere sind
so genannte Verkaufsstellen, in denen
Bücher nur nebenher vertrieben werden.
Insgesamt ist die Zahl der Buchhandlungen
und der Beschäftigten rückläufig:
2006 hatte der Buch-Einzelhandel rund
35.000 Mitarbeiter, 2014 etwa 30.000.
der Lehrer. „Er ist ganz anderer Meinung als
ich. Aber es geht um gute Bücher – über die
man streiten kann.“
Mit solchen Begegnungen punktet Ravensbuch
gegenüber Amazon – hier wie auch in
Friedrichshafen, wo das Ehepaar 2006 eine
800-Quadratmeter-Filiale direkt am Bodensee
Ungefähr 10 Prozent der Buchhandlungen
erwirtschaften zwei Drittel des Umsatzes.
Der Umsatzanteil des stationären
Handels stieg auf 4,6 Milliarden Euro, das
sind 49 Prozent des gesamten Buchhandelsumsatzes.
Der Online-Versandbuchhandel verbuchte
2014 ein Plus von 150 Millionen Euro.
Deutschland ist der umsatzstärkste Auslandsmarkt
von Amazon. Der US-Konzern
setzte 10,5 Milliarden Euro um, davon etwa
ein Fünftel mit Büchern.
AC
eröffnet hat. Mal müssen Fragen beantwortet
werden, mal entwickeln sich Gespräche – und
engere Bindungen zwischen Verkäufer und
Kunden. Die Bestellung zum nächsten Werktag
ist nicht immer, aber oft möglich. Zudem
sind regelmäßig renommierte Schriftsteller,
Debütanten und auch Autoren mit regionalen
Themen für Lesungen zu Gast. Davon profitiert
die ganze Stadt. „Eine Buchhandlung ist
auch ein kultureller Ort“, sagt Riethmüller,
„ein Ort der Begegnung.“
DAS EICHHÖRNCHEN
Seine 38 Mitarbeiter werten den eigenen Online-Auftritt
mit Videos, einem Blog und eigenen
Buchempfehlungen auf. „Ich bin wirklich
froh, dass wir kontinuierlich ausbilden und
die jungen Leute neue Ideen einbringen.“ Mit
E-Books kann er selbst nicht viel anfangen,
bietet sie aber natürlich an. „Das gehört heute
zum Standard. E-Books haben ihre Position im
Markt, und diese wird vielleicht noch ein bisschen
wachsen, aber bei weitem nicht so wie
vorhergesagt.“ Vier bis fünf Prozent ihres Umsatzes
generieren die Riethmüllers insgesamt
über das Internet.
Im Laden fällt ein Eichhörnchen auf – das Logo
der „Buy Local“-Initiative, die Riethmüller
2012 mitgegründet hat. Zurzeit bündeln rund
600 Mitglieder aus ganz Deutschland ihre
Kräfte darin, um die Bedeutung inhabergeführter
Einzelhandels- und Handwerksbetriebe
herauszustellen. „Wer vor Ort einkauft,
unterstützt damit auch die eigene Region.
Und damit die eigene Lebensqualität“ steht
auf einem Transparent vor dem Laden. Damit
wollen sich die Mitglieder vom Internethandel
abheben und von großen Filialisten wie
etwa Thalia.
Diese Regel führt freilich zu familiären Konflikten.
Michael Riethmüller entstammt jener
Familie Riethmüller, die in vierter Generation
die Geschicke der Osianderschen Buchhandlung
lenkt, eines Tübinger Unternehmens mit
mehr als 500 Mitarbeitern, dessen Geschichte
Ihre Veranstaltung mit
unvergesslichen Erinnerungsfotos.
Perfekt für Messen und andere Firmenevents.
40
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[spezial]
bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Bruder
Heinrich und Neffe Christian Riethmüller
führen dort die Geschäfte. Sie verfolgen eine
Wachstumsstrategie mit einem stetig größer
werdenden Netz an Filialen, „weil wir uns in
einem stagnierenden Markt bewegen“, sagt
Heinrich Riethmüller. „So sehr ich die ,Buy
local‘-Initiative gut finde, so sehr halte ich es
doch für einen Fehler, dass man die Filialisten
draußen hält. Zu einer lebendigen Innenstadt
gehören doch auch H&M, Marco Polo oder
Osiander. Sie können eine Innenstadt nicht
nur, wenn man es negativ ausdrücken will,
mit ,Kleinkrämer‘-Geschäften lebendig halten.
Uns wurde gesagt, einzelne Osiander-
Buchhandlungen dürften bei ,Buy local‘ mitmachen,
aber da sagen wir, wenn überhaupt,
dann sind wir nur mit allen Filialen dabei.“
LIEFERUNG PER RADKURIER
Das sind inzwischen 36 an 29 Standorten –
vornehmlich in kleineren Städten mit 20.000
bis 60.000 Einwohnern, aber auch in Frankfurt,
Stuttgart und Reutlingen gibt es Läden.
Mehr als ein Drittel der Filialen habe man
übernommen, weil sie keinen Nachfolger gefunden
hätten. Der Schwerpunkt liegt auf
kleinen Städten, die in Baden-Württemberg
ein stabiles Umfeld böten. Auch die Geschäfte
seien übersichtlich, meist 300 bis 700 Quadratmeter.
„Wir haben auch nie den Fehler gemacht,
übergroße Flächen zu kaufen.“
Heinrich Riethmüller steht dem Börsenverein
des Deutschen Buchhandels vor. Die Strategie,
gegen Amazon zu bestehen, skizziert er
ähnlich wie sein Bruder: attraktive
Geschäfte mit Veranstaltungsprogramm,
eigenständiger, moderner Online-Auftritt
und exzellenter Service mit gut ausgebildetem
Personal, das sich mit dem Unternehmen
identifiziert. In Stuttgart, Tübingen, Heilbronn,
Reutlingen und Frankfurt bietet Osiander
noch einen besonderen Service: Fahrradkuriere
bringen am Vortag georderte
Bücher direkt zum Kunden. Mit so etwas
kann Samy Wiltschek nicht dienen. Trotzdem
erzielt er mit seiner 100 Quadratmeter
kleinen „Kulturbuchhandlung Jastram“ und
fünf Mitarbeitern in der Ulmer Innenstadt
steigende Umsätze. Sein Ansatz: Lesen, Aussortieren,
Beraten und Vernetzen. Mehrere
hundert Leute haben seinen Blog abonniert,
um die 250 Beiträge veröffentlicht er im Jahr.
Die Spiegel-Bestsellerliste oder massiv vermarktete
Bücher interessieren ihn herzlich
wenig. Seine Angestellten und er lesen,
um „Perlen“ aus der zweiten
Reihe und in Programmen
Foto: © Steffen Sixt|BLIND21.DE
Schmökern bei Osiander: Das Unternehmen ist mit 36 Läden an 29 Standorten vertreten.
kleinerer Verlage zu finden. Das Sortiment
umfasst 15.000 Titel. Was nicht da ist, kann
auch Wiltschek meist zum nächsten Werktag
bestellen. „Diese Überschaubarkeit trägt auch
dazu bei, dass das Verhältnis zu den Kunden
ein sehr persönliches ist, was vielen vielleicht
zu persönlich ist, die eher im Internet klicken
wollen“, sagt er. „Das verstehe ich auch, ich
will auch nicht, dass man mich im jeden Laden
mit Namen kennt, weiß wie die Kinder
heißen und wann man Geburtstag hat, aber so
funktioniert es hier halt.“ Vor ein paar Jahren
noch hatte Wiltschek Angst, dass seine Kunden
ihm wegsterben. „Doch plötzlich merke
ich, dass richtig viele Junge – Studenten, Mütter
mit 30 … – hier ein- und ausgehen.“ Warum?
Das weiß er auch nicht so recht. Aber,
vermutet er, womöglich habe ihm Amazon
dabei geholfen: durch all die Negativschlagzeilen
etwa bezüglich seiner Löhne in den vergangenen
Jahren. [!] ANDREAS CLASEN
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[verantworten] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Und wann fangen Sie mit Sparen an?
In Sachen Energieeffizienz nimmt die Bundesregierung die Wirtschaft in die Pflicht. Experten begrüßen das, weil viele
Unternehmen nun das Thema mit System angehen. Die Kosten lassen sich so deutlich verringern.
Lange Jahre hat ein Großteil der Unternehmen
das Thema Energiesparen nicht
ernst genommen. Viele Betriebe zierten
sich regelrecht. Zum einen weil Energie vergleichsweise
billig ist, zum anderen, weil das
Thema Energieeffizienz in der Regel mit anfänglichen
Kosten und Mühe verbunden ist.
Mit der Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie
der EU im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung
die deutsche Wirtschaft jedoch
in die Pflicht genommen.
Das Ziel: Bis 2020
soll der Primärenergieverbrauch
um 20 Prozent sinken.
Großunternehmen
mussten
bereits bis Dezember
ein Energieaudit
ablegen. Aber
auch kleine Unternehmen
müssen Energiemanagement.
Armin Schreijäg, BPEsich
Gedanken
über ihren Energieverbrauch machen. „Die
EU-Richtlinie hat dazu geführt, dass auch Geschäftsführer
auf das Thema aufmerksam geworden
sind“, sagt Armin Schreijäg von der
ENBW Sales & Solution GmbH in Ravensburg.
Der größte Vorteil der Richtlinie ist nach
seiner Einschätzung, dass die Betriebe Energieeffizienz
nun mit erheblich mehr Systematik
angehen.
20 PROZENT MEHR EFFIZIENZ
Die Energie Baden-Württemberg (Karlsruhe)
war vor zehn Jahren der erste Energieversorger,
der sich an dem Netzwerkkonzept beteiligte.
Schreijäg war von diesem Zeitpunkt an
dabei, heute betreut er von seinem Büro im
Schussental mittlerweile drei dieser Netzwerke.
Zu den Unternehmen, die sich schon früh
Dünne Solar-Panele verwandeln Betonfassaden
in kleine Kraftwerke .
42
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[verantworten]
sich mit anderen Unternehmen austauschten,
gehört der Sensorhersteller IFM. Dieser hat
seinen Sitz für Produktion und Entwicklung
am Bodensee. Das Unternehmen investierte
zuletzt in Maßnahmen, mit denen es die Energieeffizienz
am Standort Tettnang um 20 Prozent
steigern konnte. IFM nutzt unter anderem
Erdsonden und Wärmepumpen und
optimierte seine Prozesskälteversorgung.
Solche Potentiale erkennt auch die KEA, die
Klimaschutz- und Energieagentur Baden-
Württemberg. „Die intensive Beschäftigung
mit den Energieverbräuchen zeigt nach unserer
Erfahrung oft große Einsparpotentiale“,
sagt KEA-Geschäftsführer Volker Kienzlen.
Großes Sparpotenzial steckt nach seinen Worten
in den Themen Strom und Heizwärme.
STROMFRESSER DRUCKLUFT
Industriebetriebe haben noch viele Möglichkeiten,
die in der Produktion entstehende
Wärme besser zu nutzen, das zeigt eine Untersuchung
der staatlichen Förderbank KfW. In
Gewerbe, Handel und Dienstleistungen liegt
das größte Sparpotenzial in der energetischen
Gebäudesanierung und im Neubau hocheffizienter
Gebäude. Über alle Branchen hinweg
lassen sich laut dem KfW-Bericht stromverbrauchende
Querschnittstechnologien wie
Elektromotoren, Druckluft, Pumpen und Beleuchtung
optimieren.
„Ein Energiemanagement einzuführen ist eine
Herausforderung, die sich auf lange Sicht
auszahlen kann“, sagt KEA-Energieexperte
Volker Kienzlen. Er rät daher: „Vor allem solche
Unternehmen, bei denen Energie ein entscheidender
Kostenfaktor ist, sollten sich mit
dem Thema Energiemanagementsystem auseinandersetzen.“
Aber auch Unternehmen, in
denen die Energiekosten eher eine untergeordnete
Rolle spielen, bietet ein solches System
nach seinen Worten die Möglichkeit, die
eigene Ökobilanz und den CO2-Ausstoß zu
verringern.
Wie ein solches Energiemanagementsystem
aussehen muss, beschreibt die DIN EN ISO
50001. Die Zertifizierung nach dieser Norm
bietet laut Kienzlen mehrere Vorteile: Zum
einen erfüllen die Unternehmen die Audit-
Pflicht nach dem Energiedienstleistungsgesetz.
Das betrifft alle Unternehmen, die mehr
als 250 Mitarbeiter beschäftigen oder einen
Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro
haben. Zum anderen kann sich für Unternehmen
auch ein steuerlicher Vorteil ergeben.
Vor allem energieintensive
Betriebe
können hier
einen Teil der
Strom- und Energiesteuer
erstattet
bekommen. Unternehmen,
für die
diese beiden unmittelbaren
Vorteile
nicht gelten,
beschäftigen sich
durch den Managementprozess
KEA-Experte
Volker Kienzlen.
der Zertifizierung mindestens einmal im Jahr
mit Energiebezug und Energieverbrauch, sagt
Kienzlen. Dabei entdecken sie Sparpotenziale
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43
[verantworten] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
und können abwägen, ob sie diese heben wollen.
Die jährliche Überprüfung durch eine
akkreditierte Stelle gewährleiste, dass das
Thema Energie nicht in Vergessenheit gerät.
Für kleine und mittlere Unternehmen, die ohne
Energiemanagementsystem auskommen
müssen, bietet eine kostenlose Software des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit die Möglichkeit,
Einsparpotentiale beim Energieverbrauch
zu erkennen. Um das „Energiesparkonto
für Unternehmen“ nutzen zu können,
ist eine Registrierung notwendig. Danach
verspricht die Software, den Energieverbrauch
des Unternehmens sichtbar zu machen.
Das Energiesparkonto vergleicht den
Energieverbrauch mit individuellen Kennzahlen
und zeigt wo gespart werden kann.
INVESTITIONSNEIGUNG LEGT ZU
Doch hierfür sind Investitionen nötig. Das
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung (IPA) in Stuttgart erhebt
mit dem Institut für Energieeffizienz in
der Produktion, EEP, der Universität Stuttgart
und weiteren Partnern den Energieeffizienz-
Index. Der Index ermittelt halbjährlich die
Einstellung sowie aktuelle und geplante Aktivitäten
der deutschen
Industrie
zum Thema Energieeffizienz.
Diana Wang, Projektleiterin
am
EEP, freut sich
über eine klare
Tendenz aus der
Erhebung: „Das
Diana Wang von der
Universität Stuttgart.
Ansatzpunkte zum Energiesparen
Foto: © OMIRA GmbH, Ingo Rack/EnBW
Bei der Molkerei Omira werden Milch und Stromkosten eingedampft.
Stimmungsbild
für das Jahr 2016
ist positiv. Alle befragten
Unternehmen
wollen investieren.“ Dabei steigt der geplante
prozentuale Investitionsanteil mit der
Unternehmensgröße. Fast 90 Prozent der antwortenden
Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen
verfolgen nach ihren Angaben
einen systematischen Ansatz in Sachen
Energieeffizienz.“
Den Hauptgrund für Investitionen kennt die
Expertin aufgrund der Erhebung. „Fast 45 Prozent
der befragten Unternehmen sehen den
Faktor Investitionszuschuss/-prämie als Anreiz
zur Investition“, sagt Diana Wang. Die
Befragung erfasste auch die Investitionshemmnisse.
Laut Wang sind dies: Andere strategische
Prioritäten, die Rendite anderer Maßnahmen
ist höher, die Firmen möchte
attraktivere Anreizmechanismen abwarten
oder es gibt kein geschultes Personal für die
Planung und Durchführung.
Eine Möglichkeit zu netzwerken, bietet die
KEA mit den Energieeffizienztischen. „Das
Ziel von Energieeffizienztischen ist es, den
Austausch der teilnehmenden Firmen zu fördern
und damit zu erreichen, dass die Teilnehmer
voneinander lernen und erfolgreiche
Maßnahmen anderer bei sich umsetzen,“ erläutert
Volker Kienzlen.
UHLMANN NUTZT ROHBIOGAS
Mit den Zielen Energie effizienter zu nutzen,
Kosten zu reduzieren und die Umwelt zu entlasten,
ging beispielsweise das Netzwerk
„Energieeffizienz Alb-Schwarzwald-Bodensee“
2010 mit 15 Industrieunternehmen an
den Start. Gemeinsam mit der in Karlsruhe
ansässigen Energie Baden-Württemberg AG
und den regionalen Industrie- und Handelskammern
setzten sie mehrere Maßnahmen
um. Der Verpackungsspezialist Uhlmann war
Die staatliche Förderbank KfW hat in
einem Bericht unter dem Titel „Energieeffizienz
in Industrie und Gewerbe: Wo
liegen die größten Potenziale?“ aufgelistet,
an welchen Punkten Unternehmen
ansetzen können. Dazu gehören: Lüftung
und Ventilatoren anpassen, Kälteerzeugung
optimieren, Beleuchtung durch
Sensoren oder Dimmer effizienter machen,
auf eine nicht-elektrische Heizungstechnologie
umsteigen, Energie effizient
beschaffen, Blockheizkraftwerke
nutzen, je nach Dachkonstruktion Photovoltaik-
oder Solarthermieanlagen installieren,
den Fuhrpark modernisieren, die
Belegschaft für das Thema Energie sensibilisieren.
Auch beim Umgang mit
Druckluft, der teuersten Energieform,
lässt sich viel Geld sparen.
www.kfw.de.
SAV
Teil des Netzwerks und setzt unter anderem
auf eine neuartige Technologie mit Rohbiogas
aus der unmittelbaren Umgebung für die
Strom- und Wärmegewinnung ein. Dadurch
spart das Laupheimer Unternehmen pro Jahr
fast 4,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr
ein. Die Ravensburger Großmolkerei Omira
optimierte den Energieverbrauch bei der
Milchpulverherstellung. Mit dem Ergebnis
einer internen Verzinsung von mehr als 75
Prozent kann die Genossenschaft sehr zufrieden
sein.
Aktuell versuchen die Netzwerke „Energieeffizienz
Schwäbische Alb“, „Energieeffizienz
Ravensburg 2016“ und „Energieeffizienz
Karlsruhe-Stuttgart“ in einem Zeitraum von
zweieinhalb bis drei Jahren ihre Energieziele
zu erreichen. Erfahrungen von älteren Netzwerken
und Branchenteilnehmern spielen in
diesem Prozess eine große Rolle. Während der
dreijährigen Laufzeit ist ein Einsparpotential
von fünf bis acht Prozent realistisch. Oder anders
ausgedrückt: von rund 25 Mio. Kilowattstunden
pro Jahr und Netzwerk. [!]
SABINE VOITH
44
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.
Typisch Ford:
Komfort trifft Eleganz
FORD MONDEO BUSINESS EDITION
40,64 cm (16“)-Leichtmetallräder, Außenspiegel
elektrisch anklappbar mit Umfeldbeleuchtung, Ford
Navigationssystem inkl. Ford SYNC 2 mit Touchscreen
(20,3 cm Bildschirmdiagonale),
Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer,
Parkpilot-System vorn und hinten
Günstig mit 47 monatl. Finanzierungsraten von
€
245,- 1,2
Unser Kaufpreis
(inkl. Überführungskosten)
Laufzeit
Gesamtleistung
Sollzinssatz p.a. (gebunden)
Effektiver Jahreszins
Nettodarlehnsbetrag
Anzahlung
Gesamtdarlehnsbetrag
47 Monatsraten à
Restrate
28.349,- €
48 Monate
60.000 km
0,98 %
0,99 %
23.349,40 €
4.999,60 €
24.058,- €
245,- €
12.543,- €
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):
Ford Mondeo: 5,3 (innerorts), 4,4 (außerorts), 4,8
(kombiniert); CO 2
-Emissionen: 125 g/km (kombiniert).
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.
Typisch Ford:
der Mythos lebt
FORD MUSTANG
Audiosystem CD inkl. Ford SYNC 2 mit Touchscreen,
Ford Power Startfunktion inkl. Ford Key Free-
System, Klimaanlage mit automatischer Temperaturkontrolle,
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€279,- 1,2
Günstig mit 47 monatl. Finanzierungsraten von
Unser Kaufpreis
(inkl. Überführungskosten)
Laufzeit
Gesamtleistung
Sollzinssatz p.a. (gebunden)
Effektiver Jahreszins
Nettodarlehnsbetrag
Anzahlung
Gesamtdarlehnsbetrag
47 Monatsraten à
Restrate
36.490,- €
48 Monate
40.000 km
3,44 %
3,49 %
28.485,23 €
8.004,77 €
31.733,- €
279,- €
18.620,- €
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):
Ford Mustang: 10,1 (innerorts), 6,8 (außerorts), 8,0
(kombiniert); CO 2
-Emissionen: 179 g/km (kombiniert).
Schwabengarage GmbH
Otto-Renner-Str. 2, 89231 Neu-Ulm
Tel.: 0731/162-0 Fax: 0731/162-275
www.schwabengarage-ulm.de
1
Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE
Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34, 50933 Köln. Gültig bei verbindlichen
Kundenbestellungen und Darlehnsverträgen vom 01.05.2016 bis 31.05.2016.
Das Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Preisangabenverordnung
dar. Ist der Darlehnsnehmer Verbraucher, besteht ein
Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 2 Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford
Mondeo Business Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 132 kW (180 PS) (Start-
Stopp-System).
Schwabengarage GmbH
Otto-Renner-Str. 2, 89231 Neu-Ulm
Tel.: 0731/162-0 Fax: 0731/162-275
www.schwabengarage-ulm.de
1
Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE
Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34, 50933 Köln. Gültig bei verbindlichen
Kundenbestellungen und Darlehnsverträgen vom 01.05.2016 bis 31.05.2016.
Das Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Preisangabenverordnung
dar. Ist der Darlehnsnehmer Verbraucher, besteht ein
Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 2 Gilt für Gewerbekunden (ausgeschlossen
sind Großkunden mit Ford Rahmenvertrag sowie gewerbliche Sonderabnehmer
wie z. B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). Gilt für einen Ford Mustang Fastback
2,3-l-EcoBoost-Benzinmotor 233 kW (317 PS).
45
[machen] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Für die Zukunft geformt
Allgaier-Geschäftsführer Helmar Aßfalg setzt sich hohe Ziele, privat wie im Unternehmen. Dank eines patentierten
Ver fahrens für Fahrzeug-Leichtbau wächst der Autozulieferer und wandelt den Firmensitz zum Technologie-Standort um.
Helmar Aßfalg ist ein Gipfelstürmer. Er
hat an Achttausender-Expeditionen
auf den Manaslu und den Nanga Parbat
teilgenommen. Das ist zwar schon eine Weile
her, die Berge liebt der 55-Jährige aber immer
noch. Beim Skifahren in den Alpen bekommt
er den Kopf frei – und neue Ideen, wie es mit
der Allgaier-Group weiter aufwärts gehen
kann. Aßfalg ist seit acht Jahren Vorsitzender
der Geschäftsführung bei dem Automobilzulieferer
mit Stammsitz in Uhingen (Kreis Göppingen)
und hat ehrgeizige Pläne für die
nächsten acht bis zehn Jahre: Er will den Umsatz
„deutlich über eine halbe Milliarde Euro
pro Jahr“ steigern (2015 waren es knapp 377
Millionen Euro). Und er hat die Vision, dass
Allgaier bis dahin noch stärker als Technologie-Unternehmen
unterwegs ist und „seine
Kompetenzen im Automobilbau deutlich
ausgebaut hat“. Beim zweiten Standbein, dem
Maschinen- und Anlagenbau, der 25 Prozent
der Geschäftstätigkeit ausmacht, will der Firmenchef
das Unternehmen international
noch besser aufstellen. In der sogenannten
Process Technology wird eine breite Palette
von Systemen gefertigt, die zum Waschen,
Trocknen, Kühlen, Sieben und Sortieren im
Bereich der Schüttgut verarbeitenden Industrie
benötigt werden.
IM STILLEN KÄMMERLEIN
Helmar Aßfalg ist zuversichtlich, dass Allgaier
dieser Höhenflug gelingen kann. Eher
im stillen Kämmerlein und weniger im Fokus
der Öffentlichkeit. Denn seit Dieter Hundt,
langjähriger Arbeitgeberpräsident und Geschäftsführer
bei Allgaier, sich aus dem operativen
Geschäft zurückgezogen hat, steht auch
das Unternehmen nicht mehr so sehr im
Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Aßfalg
stört das nicht – im Gegenteil. Und wie ist
das mit einem Dieter Hundt, dessen Familie
Helmar Aßfalg führt seit acht Jahren den Automobilzulieferer
Allgaier. Fotos: Giacinto Carlucci
46
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[machen]
nun alleiniger Besitzer
des Unternehmens
ist und
der seinerzeit angekündigt
hatte,
ein „aktiver Aufsichtsratsvorsitzender“
zu sein?
„Wir haben einen
guten Weg gefunden“,
sagt Helmar
Aßfalg. „Als Gesellschafter
schaut
Aufsichtsratsvorsitzender
Dieter Hundt.
er natürlich, was wir tun. Operativ mischt er
sich allerdings nicht ein.“
TANKS FÜR DIE S-KLASSE
Mehr will der Manager zu diesem Thema gar
nicht sagen. Der 55-Jährige spricht beim
Rundgang durch die Halle 6 lieber über die
Tanks für die S-Klasse von Daimler, die hier
gefertigt und lackiert werden. Oder zeigt einbaufertige
Kotflügel für Porsche.
In Reih und Glied: ein Transportgestell mit Kotflügeln für den Porsche 911.
Aßfalg wirkt zufrieden und zuversichtlich:
„Den deutschen Premium-Herstellern geht es
sehr gut“, sagt er. Gut für Allgaier, zu deren
Hauptkunden Daimler, Porsche, VW und
BMW gehören. Der Geschäftsführer macht
sich über die Zukunft des Automobilgeschäfts
Gutenbergstraße 3 | 73054 Eislingen
www.stahlbau-naegele.de
Stahlbau | Schlüsselfertig- / Industriebau |
Schlosser- / Metallbauarbeiten
47
[machen] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Vom kleinen Handwerksbetrieb zum weltweit agierenden Unternehmen
Ein Roboter bewegt die Halbschale eines S-Klasse-Tanks, bevor Ober- und Unterschale an der „Marriage-Station“ zusammenfinden.
Den Grundstein für die heutige Allgaier-
Group legte der gelernte Werkzeugmacher
Georg Allgaier im Jahr 1906. Damals gründete
er im kleinen Ort Hattenhofen im
Kreis Göppingen einen Handwerksbetrieb,
der Schnitt- und Stanzwerkzeuge fertigte.
Die Entwicklung im Automobilbau bescherte
ihm in den Folgejahren zunehmend
gut gefüllte Auftragsbücher. Ein
Jahrzehnt später verlagerte Georg Allgaier
seinen Betrieb ins nahe gelegene Uhingen.
Dort hat das Unternehmen bis heute seinen
Stammsitz. Ende der 1920er Jahre begann
Allgaier mit der Produktion von
Pressteilen für die Automobilindustrie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg das Unternehmen
in die Herstellung von Traktoren
im Rahmen eines Lizenzvertrags ein
und kooperierte mit Porsche. Das Geschäft
florierte zunächst. Allgaier musste
sich in den 50er Jahren jedoch der Konkurrenz
beugen, verkaufte diesen Geschäftszweig
und widmete sich der Entwicklung
von Siebmaschinen. Bis heute
sind die Automobilzulieferung sowie der
Maschinen- und Anlagenbau (Process
Technology) die beiden Standbeine.
Die Internationalisierung des Unternehmens
begann mit dem Eintritt von Dieter
Hundt, der 1975 als erster familienfremder
Manager an der Spitze der Allgaier-Group
und lange Jahre als Arbeitgeberpräsident
besonders im Fokus der Öffentlichkeit
stand. Unter seiner Ägide als alleiniger geschäftsführender
Gesellschafter baute Allgaier
seine Position als weltweit aktives
Unternehmen aus. 2008 übernahm Helmar
Aßfalg den Vorsitz der Geschäftsführung,
Hundts Familie ist mittlerweile alleiniger
Inhaber des Unternehmens. Der Umsatz
hat sich in den vergangenen 40
Jahren von umgerechnet 25 Millionen Euro
auf rund 380 Millionen Euro erhöht. Allgaier
beschäftigt heute 1650 Mitarbeiter,
davon 1100 am Stammsitz in Uhingen. SU
keine Sorgen – nicht zuletzt deshalb, weil Allgaier
mit dem vor einigen Jahren entwickelten
und inzwischen weltweit patentierten
Verfahren „Variotempo“ einen wichtigen
Schritt in Richtung Zukunft gemacht habe.
Das Verfahren zur Kaltumformung hochfester
Stähle mache die Autos leichter. Damit
wird bei Bauteilen eine Gewichtseinsparung
von bis zu 60 Prozent möglich, der Spritverbrauch
dadurch erheblich gesenkt.
NEUES WERK IN SACHSEN
Mitte des Jahres kommt „Variotempo“ im
neuen Werk im sächsischen Oelsnitz serienmäßig
zum Einsatz, den Produktionsstandort
hat Allgaier im November vergangenen Jahres
eröffnet. Aßfalg sieht großes Potenzial in
dem neuen Standort im Osten: Die Werke großer
deutscher Autobauer liegen nur einen
Steinwurf entfernt – in den neuen Bundesländern,
aber auch die Skoda-Fertigung in Tschechien
ist nicht weit weg. Dahin will Allgaier
künftig liefern.
Auch wenn es sich beinahe so anhört, auf
Wolke sieben schwebt Allgaier nicht. Aufgrund
der Sanktionen sei beispielsweise der
russische Markt für Process Technology, also
für Verfahrenstechnik, komplett weggebrochen.
„Dorthin haben wir richtig gute Geschäftsbeziehungen.
Die Projekte sind noch
da, Aufträge werden aber derzeit nicht vergeben“,
bedauert Aßfalg. Zudem schwächle der
Maschinenbau in China, Lateinamerika stecke
flächendeckend in einer Wirtschaftskrise,
Europa stagniere. Da bleiben als Wachstumsmärkte
die USA und der Iran.
Gibt es denn Überlegungen, die Fühler weiter
in Richtung Ausland auszustrecken? Das
heißt, eine weitere Produktionsstätte neben
Frankreich, Mexiko, Schweden und Spanien
sowie dem Gemeinschaftsunternehmen in
Indien zu eröffnen? „Es gibt unterschiedliche
Ideen“, meint der Manager und schmunzelt
vielsagend. Über ungelegte Eier spricht er
nicht. Nur so viel: Einfach irgendwo ein paar
Millionen zu verbauen und zu schauen, ob
sich die Investition lohnt, mache keinen Sinn.
„Wir prüfen genau, ob das Geschäftsvolumen
da ist.“ Verlagert werde die Produktion grundsätzlich
nur, „wenn wir sonst nicht in den
Markt reinkommen“, betont Aßfalg.
Der Stammsitz soll mehr und mehr Technologie-Standort
werden. Aßfalg sieht seine komplette
„schlagkräftige Mannschaft“ als Erfolgsgaranten:
Die Entwicklung des Patents
beispielsweise sei keine reine Ingenieurleistung
gewesen, sondern auch „handwerklich
hervorragend umgesetzt“. Allgaier kenne keinen
Fachkräftemangel. Alle Stellen seien besetzt.
Dank der fundierten Ausbildung, für die
die Uhinger seit Jahrzehnten bekannt sind.
Aber auch dank der Bekanntheit, die Allgaier
genießt. [!] SUSANN SCHÖNFELDER
48
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20 Jahre Massarbeit Personalservice Ulm
Der Mensch ist das Mass
Im März feierte die „Massarbeit Personalservice
GmbH“ ihr 20-jähriges Bestehen und
präsentierte mit „Personal nach Mass“ einen
neuen Geschäftsbereich.
Als einer der führenden Personaldienstleister
in der Region mit Standorten in Ulm und Biberach
ist die Marke „Massarbeit“ spezialisiert
auf die gewerbliche Arbeitnehmerüberlassung
zur Überbrückung von Engpässen sowie den
langfristig strategischen Aufbau von Personal
in den Bereichen Produktion und Logistik.
Facharbeiter und Helfer im gewerblichen Bereich
profitieren unter anderem von abwechslungsreichen
Aufgaben, Tarifgebundenheit,
Branchenzuschlägen und einer hohen Übernahmequote
bei vielen Kunden. „Darüber hinaus
legen wir besonderen Wert auf feste Ansprechpartner
und eine persönliche Betreuung“,
versichert Geschäftsführer Matthias
Lindenmaier.
Im neuen Geschäftsbereich werden die Recruitingaktivitäten
für Direktvermittlungen zukünftig
unter dem Markennamen „Personal
nach Mass“ gebündelt. Dabei geht es vorwiegend
um die langfristige Besetzung von Stellen
und damit um vielversprechende Perspektiven
der Bewerber. „Personal nach Mass“ ist fokussiert
auf Fachspezialisten und Führungskräfte
in kaufmännischen und ingenieur-technischen
Funktionen. „Für unsere Kunden übernehmen
wir aktiv die gezielte Suche nach passgenau
geeigneten Kandidaten. Dank unseres breit gefächerten
Netzwerkes können wir auch
schwierige Positionen besetzen“, erläutert
Matthias Lindenmaier. Unternehmen sparen
dabei viel Kosten, Arbeit und Zeit, wenn es von
„Personal nach Mass“ exakt passende Vorschläge
erhält. Daher beauftragen immer mehr
Kunden „Personal nach Mass“ mit der Besetzung
einer Stelle, wenn es zum Beispiel um Ingenieure
im Sondermaschinenbau, Projektmanager,
Softwareentwickler oder Bilanzbuchhalter
und Personalleiter geht. „Wir übernehmen
den kompletten Prozess: von der Formulierung
der Stellenanzeige über die Ausschreibung bis
zum gesamten Bewerberhandling“.
Die konsequente Einhaltung von Qualitätsstandards
und Datenschutzbestimmungen gilt
im täglichen Geschäft natürlich in beiden Geschäftsbereichen.
„Wir sind ISO zertifiziert und
werden bezüglich Datenschutz regelmäßig auditiert“,
bekräftigt Matthias Lindenmaier.
Im März wurde das runde Jubiläum mit zahlreichen
Geschäftspartnern gefeiert: „Wir pflegen
seit vielen Jahren eine vertrauensvolle Zusam-
Geschäftsführer Matthias Lindenmaier.
Foto: Lukas Hofstätter
menarbeit mit unseren Kunden – insbesondere
in den Branchen Luftfahrttechnik, Automobilzulieferindustrie
und im Maschinenbau“, so
Matthias Lindenmaier. „Für dieses Vertrauen
bedanken wir uns.“ Die Weichen für eine erfolgreiche
Zukunft sind also gestellt, was insbesondere
auch dem Team der Massarbeit geschuldet
ist: „Wir leben unseren Slogan „Der Mensch
ist das Mass“ – auch das ist es, was uns von
anderen unterscheidet“, bedankte sich Matthias
Lindenmaier bei seinen Mitarbeitern.
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ZUG
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Beim Schachspiel ist es wie im echten Leben:
Der nächste Zug ist immer der Wichtigste. Gerade
bei der Besetzung von Vakanzen bei Fach- und
Führungskräften ist es wichtig vorausschauend
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Massarbeit Personalservice GmbH
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49 41
[führen] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Lockruf für Bau-Ingenieure
Peri ist ein spannendes und mit 7700 Mitarbeitern auch großes Unternehmen. Doch viele Studenten nehmen den
Gerüst- und Schalungstechnikspezialisten nicht wahr. Verstärktes Personalmarketing an Hochschulen soll das ändern.
Personalmarketing-Expertin Antje Speidel will Peri an Hochschulen bekannter machen.
Keine Frage, das Weißenhorner Familienunternehmen
Peri gehört zu den
Aushängeschildern des deutschen Mittelstands.
Die 1969 gegründete Gruppe ist
wachstumsstark, innovativ und erfolgreich.
„In der Region Ulm haben wir einen hohen
Bekanntheitsgrad“, sagt Antje Speidel, die
sich bei dem Spezialisten für Schalungs- und
Gerüsttechnik um das Personalmarketing
kümmert. Daher bewerben sich auf die Lehrstellen
und die Plätze an der Dualen Hochschule
an den Standorten Weißenhorn, Ichenhausen
und Ulm auch viele junge Leute.
Mit rund 7700 Mitarbeitern und mehr als 65
Tochtergesellschaften ist Peri der klassischen
Größe eines Mittelständlers längst entwachsen.
Dennoch gehört das von Alexander
Schwörer zusammen mit Dr. Fabian Kracht
Foto: M. Hörger
und Leonhard Braig geführte Unternehmen
bundesweit gesehen immer noch zu den „Hidden
Champions“. Peri ist als Bau-Lieferant an
spektakulären Bauwerken beteiligt. Mit seiner
Technik und seinem Know-how ermöglicht
das Unternehmen, dass Wolkenkratzer
schnell in den Himmel wachsen, ob in Braunschweig,
Hamburg oder Kuwait City. Bisher
größtes Projekt der Firmengeschichte war die
Beteiligung am Ausbau des Panamakanals.
JUNG INS AUSLAND
An spannenden Aufgaben fehlt es nicht, doch
als heimlicher Gewinner oder unbekannter
Weltmarktführer muss sich auch Peri anstrengen,
um guten Nachwuchs an Bau- und
IT-Experten zu bekommen. „Schon in München
ist Peri weniger bekannt“, sagt Speidel.
Erschwerend kommt hinzu, dass die angehenden
Bauingenieure schon während des Studiums
von Münchner Ingenieurbüros unter
Vertrag genommen werden. Dass München
eine attraktive Stadt zum Leben ist, macht es
noch schwieriger, die jungen Ingenieure zu
einem Wechsel zu bewegen. „Dabei bieten wir
die spannenderen Aufgaben“, sagt Speidel.
„Bei uns kann man schon in jungen Jahren
Erfahrung im Ausland und in interkulturellen
Teams sammeln. Vielen jungen Bauingenieuren
ist das leider nicht bewusst.“
Peri wolle aber die Besten, erläutert Speidel.
Daher baut das Unternehmen sein Personalmarketing
aus. Es legt Wert darauf, zunächst
seine Aktivitäten in Deutschland zu bündeln.
Vorrangig im Blick haben Antje Speidel und
ihre Kollegen in diesem Jahr die technischen
Hochschulen im Umfeld der 13 Niederlassungen
in Deutschland. Sie überlegen zudem, auf
welchen Plattformen sie Studenten und weitere
potenzielle Mitarbeiter ansprechen.
In der Vergangenheit legte Peri bei seinen Auftritten
auf Sozialen Plattformen im Internet
den Schwerpunkt auf seine Projekte, Innovationen
und seine Tätigkeit als Bau-Lieferant.
Mehr und mehr will sich das Unternehmen
dort auch als spannender Arbeitgeber positionieren.
„Dazu ist es nötig, zuerst die jeweilige
Zielgruppe zu definieren, um dann zu entscheiden,
auf welchem Kanal ich sie gezielt
anspreche“, sagt Speidel. Mittlerweile ist Peri
von Facebook über Twitter, LinkedIn und
Xing bis Instagram in den Social-Media-Kanälen
aktiv. Eine der Maßnahmen ist auch, angehenden
Bauingenieuren mit einem kurzen
Film zu erklären, was sie bei Peri erwartet.
Zudem will das Unternehmen seine Verbindungen
zu den Hochschulen stärken. Mit der
Hochschule Biberach kooperiert das Unternehmen
bereits seit Jahren und finanziert
dort zwei Stipendien. Gut sind auch die Kontakte
zur Universität Mannheim. Firmenchef
Schwörer hat dort studiert und engagiert sich
an seiner Uni bis heute. Das hat Vorbildcha-
50
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[führen]
rakter. Etliche Mitarbeiter sind als Alumni an
„ihren“ Hochschulen aktiv, „auch weil es ihnen
einfach Spaß macht“, sagt Speidel. Sie halten
Fachvorlesungen und Vorträge, stellen die
Firma vor und laden Studenten nach Weißenhorn
ein. Peri hat zwar Konzerngröße erreicht,
ist aber vom Unternehmensgeist Mittelständler
geblieben, mit flachen Hierarchien und
zurückhaltendem Auftreten.
AUFSTIEG MIT FACHKARRIERE
Um gute Leute zu gewinnen und die eigenen
Mitarbeiter zu halten, unternimmt Peri laut
Speidel vieles. Da gibt es neuerdings etwa die
Möglichkeit, eine Fachkarriere einzuschlagen.
Das ermöglicht Spezialisten, bis zum Senior-Experten
aufzusteigen, verbunden mit
höherer Fachverantwortung und höherem
Gehalt. Eine andere Form, um Wertschätzung
zu zeigen, ist das Talentmanagement. Bei letzterem
werden von Vorgesetzten Mitarbeiter
vorgeschlagen und gezielt für höhere Aufgaben
vorbereitet. Zudem gibt es für die Mitarbeiter
in Weißenhorn die Peri Akademie, die
Sport- und Sprachkurse sowie externe Weiterbildungen
anbietet.
Ein Familienservice hilft Mitarbeitern, die
Sorgen und Nöte plagen, und gibt – falls gewünscht
– psychologische Hilfe. „Der Anspruch
von Peri ist es, im Rahmen der Personalentwicklung
die Mitarbeiter bei ihrer
beruflichen und persönlichen Entwicklung
zu unterstützen“, sagt Speidel. Denn der
Grundsatz von Peri laute: Hinter den Top-Produkten
und innovativen Lösungen stehen engagierte
Menschen. „Jeder Einzelne im Unternehmen
zählt, seine Persönlichkeit, seine
Leistung, seine Weiterentwicklung und damit
seine Zufriedenheit.“
Vom kommenden Jahr an wird die Wertschätzung
der Mitarbeiter auf dem Werksgelände
in Weißenhorn mit einem weiteren Projekt
sichtbar sein. Peri baut derzeit eine neue Kantine,
in der sich die Unternehmenskultur und
-philosophie widerspiegeln sollen. [!]
ALEXANDER BÖGELEIN
2100 Mitarbeiter
in Weißenhorn
Das Familienunternehmen Peri aus
Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm) ist in den
vergangenen Jahren sehr stark gewachsen
und weltweit tätig. Im vergangenen
Jahr erwirtschafteten rund 7700 Mitarbeiter
einen Umsatz von 1,3 Milliarden
Euro, so viel wie nie zuvor. Gegenüber
dem Vorjahr bedeutete dies ein Plus
von 13 Prozent, 90 Prozent des Umsatzes
erzielt Peri im Ausland. Dabei profitiert
der Gerüst- und Schalungstechnikexperte
auch von den Wachstumsmärkten
in Asien, Amerika und dem Mittleren
Osten. Seit der Gründung im Jahr 1969
sind zentrale Funktionen, Entwicklung
und Produktion zunächst in Ulm und ab
1971 in Weißenhorn südlich von Ulm angesiedelt.
Dort arbeiten 2100 Beschäftigte.
Weltweit bedient Peri mit mehr als
65 Tochtergesellschaften und über 120
Lagerstandorten seine Kunden. AMB
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51
[leben] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Trommeln bis die
Polizei kommt
Ohne Gesang und Kuchen geht nichts. Für die 50. Ausgabe von
unternehmen [!] hat Stefan Loeffler Führungspersönlichkeiten
gefragt, wie sie mit runden Geburtstagen umgehen.
Foto: © Ljupco Smokovski / Fotolia.com
Foto: © f/2.8 by ARC / Fotolia.com
Dass die Polizei die ausgelassene Geburtstagsfeier eines heutigen Hochschulprofessors
mit trommelbegeisterten Gästen tief in der Nacht beendete, ist
schon ein paar Jahre her, aber unvergesslich.
52
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[leben]
1) Wie gehen Sie mit runden Geburtstagen um, feiern
Sie gerne oder ist das Ihnen eher ein Graus?
2) Welche Feier hat Ihnen am besten gefallen?
3) Was war Ihr ausgefallenstes Geschenk?
4) Was war Ihr lustigstes Erlebnis?
5) Welche Geburtstagsrituale gibt es bei Ihnen in der
Familie?
6) Wie sieht ein perfekter Geburtstag aus?
Wen laden Sie ein, wo und wie feiern Sie?
Prof. Gerd Heilscher bekam
schon einmal 50 Bilder seiner
Frau und Kinder auf einem halben
Quadratmeter geschenkt.
Der 53-Jährige ist Leiter der
Smart Grids Forschungsgruppe
der Hochschule Ulm.
1) Ich freue mich auf runde Geburtstage und plane gerne ein Fest.
2) Den 60. Geburtstag des Solarpioniers Thomas Nordmann. Wir sind
in einer anregenden Gesellschaft mit dem Oldtimer-Zug „Roter
Blitz“ einen Tag lang in der Schweiz unterwegs gewesen.
3) 50 Bilder aus den letzten 20 Jahren mit meiner Frau und den drei Kindern
auf einem halben Quadratmeter. Darauf pulsiert das Leben.
4) Am 40. Geburtstag meines Vaters gab es frisch geräucherten Lachs.
Für meine Tante war das etwas Neues. Sie biss dem
Tier direkt den Kopf ab.
5) Als Geburtstagskind muss man erst mal vor der Wohnzimmertür
warten. Dann wird man mit Gesang begrüßt. „Heute
kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber
wie ein Sonnenschein ...“ Und dann gibt‘s natürlich einen Geburtstagskuchen
mit Kerzen zum Ausblasen.
6) Das ist für Wassermänner schwierig– eine Gartenparty im Sommer,
draußen gemeinsam mit Freunden Musik machen. Das letzte Fest
in der Art war vor 20 Jahren und wurde von der Polizei gestoppt –
ich hatte wohl vergessen alle Nachbarn einzuladen. Und die Trommeln
in der Nacht waren dann doch zu laut.
Für Bären ist auch der Kopf des
Lachses ein Leckerbissen.
Foto: © Michael Fossler / Fotolia.com
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53
[leben] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Für Christine Kumpf ist jeder
Geburtstag etwas Besonderes.
Seit 2005 leitet die 54-Jährige
die Stabsstelle Wirtschaftsförderung
der Stadt Göppingen.
1) Ich feiere gerne Geburtstage, runde Geburtstage aber besonders gerne.
Zum einen lade ich viele Freunde und die gesamte Familie ein,
zum anderen sind es für mich Tage zum Innehalten, um die jeweils
vergangenen zehn Jahre Revue passieren zu lassen.
2) Jeder hatte etwas Besonderes.
3) Ich freue mich über (fast) alle Geschenke.
Denn sie zeigen mir, dass sich
Freunde und Familie Gedanken machen,
worüber ich mich freuen könnte.
4) Das war erst vor Kurzem. Wir haben die
Klingel nicht gehört, so dass unsere
Gäste sich nacheinander vor dem
Haus getroffen haben und verunsichert
waren, ob sie auch wirklich den
Foto: © javier brosch / Fotolia.com
richtigen Tag im Kalender notiert hatten.
5) Nach dem obligatorischen Geburtstagslied werden die Geschenke
ausgepackt. Danach darf das Geburtstagskind die Kerzen ausblasen.
Anschließend wird der selbstgebackene Kuchen verzehrt.
6) Ich lade Freunde ein und immer ist die Familie mit dabei. Gerne lade
ich auf 11 Uhr ein, dann zieht sich das Mittagessen, der Nachtisch
mit anschließendem Kaffee und Kuchen bis in den späten Nachmittag
hinein. Wir feiern oft zu Hause, mein Mann kocht gerne für
mich und unsere Gäste.
Kein Geburtstag ohne Marmorkuchen.
So sieht das zumindest
Thomas Baumann. Der 1966
in Friedrichshafen geborene Vater
einer Tochter ist seit September
2008 Verlagsleiter bei
der Neuen Pressegesellschaft.
Für Frank Rudat hat sogar
schon einmal ein Kinderchor
ein Ständchen zum Geburtstag
gesungen. Der 50-Jährige ist als
Mitglied der Geschäftsleitung
der Ulmer C.E. Noerpel Logistik
GmbH + Co. KG für den Logistikvertrieb
und das Marketing
zuständig.
1) Runde Geburtstage sind eine wunderbare Gelegenheit für ein schönes
Fest. Da meine Frau und ich im selben Jahr geboren sind, können
wir in diesem Jahr sogar gemeinsam mit Freunden unseren
100. Geburtstag feiern.
2) Der 40. Geburtstag. Ab diesem Alter wird der Schwabe ja bekanntlich
„gescheit“.
3) Ein handgemaltes Bild unserer Tochter in meinen Lieblingsfarben
und ein Tag auf einer Rennstrecke, den mir meine Frau geschenkt hat.
4) Mein 30. Geburtstag in den USA. Am Vortag hatte eine gute Freundin
Geburtstag, die uns in eine Bar einlud. Ich hatte
nichts gesagt, um ihre Feier nicht zu stören. Um
Mitternacht sah Sie auf die Uhr, alle schrien
noch mal Happy Birthday und ab da wurde
ihre Kreditkarte am Tresen durch
meine ersetzt. Es wurde ein sehr lustiger
Abend!
5) Marmorkuchen und Geschenke.
6) Frühstück mit der kleinen Familie.
54
1) Auf jeden Fall muss man sie feiern. Es sind ja nur ein paar wenige im
Leben – und diese Meilensteine bieten sich für eine schöne Feier an.
2) Der 50. Geburtstag war definitiv das beste Fest, das ich bisher feiern
durfte.
3) Ein Kinderchor, bestehend aus rund 15 Drei- bis Achtjährigen, hat
mir ein Ständchen auf meiner Feier gesungen.
4) Ich durfte mit verbundenen Augen eine Piñata, also eine mit Süßigkeiten
oder Früchten gefüllte Pappmaché-Figur, finden und aufschlagen.
70 Gäste, und ich auch, haben sich köstlich amüsiert.
5) Am Geburtstag selbst gehen wir zum „gehobenen“ Essen außer
Haus und genießen dazu eine gute Flasche Wein.
6) Ein perfekter Geburtstag beginnt mit der Planung. Was gibt es
zum Essen, unter welchem Motto steht die Feier? Gute Freunde,
das wechselt ein bisschen in den Lebensabschnitten, kommen
um Freude zu haben und zu reden. In der Regel wird auch gesungen
und ein wenig musiziert. Die Feiern finden meistens
zu Hause statt. Es gibt ein paar Vorführungen, Darbietungen,
alte Bilder und Filme, ein Kinderprogramm …
Foto: © Gina Sanders / Fotolia.com
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[leben]
Piñatas sind mit Süßigkeiten
oder Früchten
gefüllte Figuren. Sie zu
finden, macht nicht nur
dem Geburtstagskind
Spaß.
Foto: seanlockephotography / Fotolia.com
1) Wie gehen Sie mit runden Geburtstagen um, feiern
Sie gerne oder ist das Ihnen eher ein Graus?
2) Welche Feier hat Ihnen am besten gefallen?
3) Was war Ihr ausgefallenstes Geschenk?
4) Was war Ihr lustigstes Erlebnis?
5) Welche Geburtstagsrituale gibt es bei Ihnen in der
Familie?
6) Wie sieht ein perfekter Geburtstag aus?
Wen laden Sie ein, wo und wie feiern Sie?
Johannes Krauter wird im Mai
dieses Jahres 50 Jahre alt. Ob
ihn dann die Söhne Vincent
und Valentin wieder mit einem
selbstzubereiteten Dinner überraschen?
Er leitet seit über 25
Jahren als Geschäftsführer die
Geschicke der Göppinger Werner
Krauter GmbH.
1) Runde Geburtstage feiere ich sehr gerne. Jeder Lebensabschnitt hat
etwas Besonderes. Von einer Dekade gesund in die nächste Dekade
gehen zu dürfen, ist ein riesengroßes Privileg.
2) Immer der, der vor mir liegt. Wenn es bei mir eine Midlife-Crisis
gegeben haben sollte, habe ich die wohl schon hinter mir. 50 ist
zwar ein stattliches Alter, aber das lasse ich eher locker auf mich
zukommen. Man kann es eh nicht ändern – und ein frühes Ende
wünscht man sich auch nicht, nur um legendär zu werden.
3) Das war ein nachträgliches Geschenk: Meine heutige Frau war damals
nach langem Reden, einen Monat nach meinem Geburtstag,
doch noch meine Freundin geworden.
4) Ein Dinner bei Kerzenlicht für mich und meine Frau, geschenkt und
gekocht von meinen beiden Söhnen, bei uns im Esszimmer.
5) Man wird am Morgen des Geburtstags am Bett von der ganzen Familie
mit Geburtstagskuchen, Kerzen und „Happy Birthday“ geweckt,
und alle singen lauthals.
6) Wir feiern mit meiner Familie, Verwandten und Freunden ausgelassen
in der „WerftHalle“ in Göppingen.
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[team] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
So arbeiten wir
Zugegeben: eine Besprechung in dieser Zusammensetzung hatte
es zuvor nicht gegeben. Doch in unserer 50. Ausgabe wollen wir
Ihnen die Mitglieder des Kernteams von unternehmen[!] zeigen.
Raten Sie doch mal anhand der Sprech- und Gedankenblasen,
wer für was verantwortlich ist? Falls Sie Hilfe
brauchen: Die Auflösung finden Sie rechts.
Wenn‘s
Auflage bringt,
dann ist‘s
gut!
Gute
Geschichte,
toll layoutet.
Hier wäre
doch noch
Platz für eine
Anzeige …
Haben wir
noch Budget
für mehr tolle
Fotos?
Von links nach rechts: Alexander Bögelein kümmert
sich um die Inhalte; Dagmar Jörger managt die Adressen;
Tobias Lehmann hält die Fäden zusammen; Bozena
Demski und Antje Glinka sorgen für schöne
Bilder, Marc Hörger ist unser Fotograf und
Alen Pahic gestaltet das Magazin.
Jetzt nur
noch mehr
Frauen auf dem
Titel …
Ich hätte da
schon Ideen
für weitere
Bilder …
56
unternehmen [!] Ausgabe 50 | Mai 2016
[team]
unternehmen [!]
macht schlauer
Er macht
Druck
Das Wirtschaftsmagazin der SÜDWEST PRESSE erscheint seit dem Jahr 2007,
fünf Mal im Jahr plus eine Sonderausgabe zur Oldtimer-Rallye Donau Masters.
Das Konzept beruht darauf, Geschichten anhand von Menschen zu erzählen
und unseren Lesern spannende Firmenporträts und Nutzwert zu liefern.
Stefan Gläser, Geschäftsführer
Druck- und Verlagsgesellschaft
Bietigheim
mbH
„Das liegt bei mir auf dem Wohnzimmertisch.“ Das ist
eines der schönsten Komplimente, die die Leser dem
Produktionsteam von unternehmen [!] machen können.
Denn uns freut nichts mehr, als wenn sich unsere
Leser in die Magazinseiten vertiefen. Seit dem Start im
Jahr 2007 gehört zum Konzept von unternehmen [!] ein
Titelinterview mit Unternehmer- und Führungspersönlichkeiten
aus der Region. Großen Wert legen wir
bereits beim Briefing für die freien Mitarbeiter darauf,
Ja, so
wirkt es. Genau
so wollte ich
es!
dass
Geschichten
anhand von
Menschen erzählt werden, dass die Artikel Nutzwert
bieten und dass Verantwortliche im besten Fall sogar
eine Anregung für eine Lösung im eigenen Betrieb erhalten
– sei es bei den Themen Führung, Personalmarketing,
Unternehmensfinanzierung oder Events. Ergänzt
wird dies von Firmenporträts, der Vorstellung
von Existenzgründern und Nachrichten.
Unser Anspruch ist, dass man nach der Lektüre eines
Artikels um mindestens eine Sache schlauer ist. Dabei
wollen wir nicht dröge daherkommen, sondern auch
unterhalten und Einblicke gewähren, beispielsweise
mit unseren Umfragen unter Führungskräften.
Als Wirtschaftsmagazin wollen wir nahe bei unseren
Lesern sein: Unternehmern, Führungskräften und
Selbstständigen, die die Ausgaben – über unseren
Dienstleister Directmail – per Post erhalten. Außerdem
liegt das Magazin an Hochschulen aus: vom Bodensee
bis Göppingen. Wir freuen uns über Ihr Feedback:
t.lehmann@swp.de; a.boegelein@swp.de. [!] AMB
Das Wirtschaftsmagazin
unternehmen [!]
steht für interessante
Inhalte, journalistisch
und grafisch hochwertig
aufgearbeitet.
Das verdient eine
erstklassige Druckproduktion.
Dies sehen
wir als unsere
Aufgabe bei der Herstellung
des Magazins.
Als erfahrenes
Druck- und Medienhaus
produzieren,
konfektionieren und
perfektionieren wir
mit großem Anspruch
hochwertige Druckprodukte
aller Couleur.
Wir freuen uns
auf viele weitere
Ausgaben von
unternehmen [!].
Ihr Partner, wenn es
um Full-Service geht.
Testen Sie uns!
Direct-Mail & Marketing GmbH . Rudolf-Diesel-Str. 32 . 71711 Murr . Tel. 0 71 44 / 80 11-0 . www.directmailmurr.de
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[namen & nachrichten] Ausgabe 50 | Mai 2016 unternehmen [!]
Kaufmännische
Berufe verändern
sich stark
Die Digitalisierung der Wirtschaft
verändert die Anforderungen
an kaufmännische Berufe.
Einer Umfrage unter rund
2800 Ausbildungsbetrieben zufolge
rechnet ein Drittel der Unternehmen
fest mit Veränderungen
für die Mitarbeiter,
teilte die IHK Region Stuttgart
mit. Besonders Unternehmen
mit mehr als 500 Mitarbeitern
gingen davon aus. Betroffen
seien vor allem kaufmännische
Berufe – technische Aufgaben
blieben relativ ähnlich.
Kreissparkasse
Sigmaringen
schließt Filialen
Spezialröstung aus Kisslegg
Die Oberschwäbischen Werkstätten für Behinderte
(OWB), die in der Region rund 1000 Arbeitsplätze
für Menschen mit Behinderung
bieten, planen in Kißlegg die modernste Kaffeerösterei
in Süddeutschland. Während bisher
pro Jahr etwa 60 Tonnen Kaffee verarbeitet
wurden, haben die OWB nun eine
Viertelmillion Euro investiert, um die Produktion
auf bis zu 200 Tonnen zu erhöhen. Unter
dem Namen „Cafésito“ verkaufen die OWB ihren
sortenreinen Kaffee in rund 60 Läden und
Kaffees vom Allgäu bis Ostfriesland. Bundesweit
hat die OWB durch ihre Kaffeeproduktion
120 Arbeitsplätze geschaffen.
Das Filialnetz der Kreissparkasse
Sigmaringen wird dünner.
Im Juni werden 8 der bisher 31
Filialen des stark ländlich geprägten
Landkreises geschlossen.
Der Grund: Viele Kunden
nutzen Online-Banking. Der
Service am Schalter ist so wenig
gefragt, dass die Filialen nicht
mehr wirtschaftlich betrieben
werden können. Die 14 betroffenen
Mitarbeiter behalten ihre
Jobs. Die Kreissparkasse beschäftigt
380 Mitarbeiter, ihr
Kundengeschäftsvolumen lag
2014 bei 2,3 Milliarden Euro.
Marc Diening
leitet Fiat-Tochter
Magirus
Erst Interimslösung, dann offiziell
Magiruschef:
Marc Diening
hat
beim traditionsreichen
Hersteller
Verantwortlich für
Magirus in Ulm:
Marc Diening.
von Feuerwehrautos
die Nachfolge
von Antonio
Benedetti angetreten. Er leitet
damit auch die Brandschutz -
technik-Sparte des Fiat-Schwesterkonzerns
CNH Industrial.
Der gebürtige Wuppertaler
sammelte unter anderem Erfahrung
bei den Schienenfahrzeugherstellern
Adtranz und
Bombardier Transportation.
Das 1864 von Conrad Dietrich
Magirus gegründete Unternehmen
beschäftigt derzeit 1300
Mitarbeiter – davon 1050 in
Ulm – und erzielte zuletzt mit
etwa 1600 verkauften Feuerwehrautos
einen Jahresumsatz
von 300 Millionen Euro.
Konzept 60 plus
von Daimler keine
Diskriminierung
Ein Arbeitgeberangebot an Manager,
mit einer Abfindung früher
in Ruhestand zu gehen, verstößt
laut Bundesarbeitsgericht
nicht gegen das Altersdiskriminierungsverbot.
Voraussetzung
sei, dass die Betroffenen ein echtes
Wahlrecht hätten, das Angebot
auszuschlagen. Ein ehemaliger
Verkaufsleiter hatte die
Daimler AG auf 80 000 Euro
verklagt (8 AZR 677/14). [!]
[impressum]
Verlag/Herausgeber
Neue Pressegesellschaft
mbH & Co. KG
Frauenstraße 77, 89073 Ulm
Geschäftsführer:
Thomas Brackvogel
Redaktion
Alexander Bögelein (verantw.),
Anschrift wie Verlag
Anzeigen
Dr. Thomas Baumann
(verantwortlich)
Anschrift wie Verlag
Gestaltung
Alen Pahic (Art Director)
Antje Glinka (Bild)
Fotos Giacinto Carlucci (Titel +
Interview), Volkmar Könneke,
Lars Schwerdtfeger, Marc Hörger,
Staufenpress, Getty Images,
Werkfotos, PR, Privat, Archiv
Druck
Druck- und Verlagsgesellschaft
Bietigheim mbH
Kronenbergstraße 10
74321 Bietigheim-Bissingen
Objektleitung
Tobias Lehmann
Telefon 0731 156-515, Fax 481
unternehmen.vertrieb@swp.de
Mediaberatung
Anzeigenservice
Telefon 0731 156-576
E-Mail tas@swp.de
Auflage: 18 000 Exemplare
Nächste Ausgabe
1. Juli 2016
Die Themen
Sprachmanagement
Facility-Management,
Recycling, Entsorgung
Fortbildung für Mitarbeiter
Stiftungen
u. v. m.
Anzeigenschluss
8. Juni 2016
www.swp.de/unternehmen
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FACHKRÄFTETAGE
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UHINGEN
04.06.201’6
10 – 16 Uhr, Uditorium Uhingen
ULM & NEU-ULM
15.10.2016
10 – 16 Uhr, ratiopharm arena, Neu-Ulm
Weitere Informationen und Anmeldung:
fachkräftetag.de
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System – dem DRIVE PILOT 1 . Er kann als
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1
Nur in Verbindung mit dem optionalen Fahrassistenz-Paket
bzw. Fahrassistenz-Paket Plus.
2
Optional.
A nbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
P artner vor Ort: Mercedes-Benz VP GmbH, im Auftrag Daimler AG, Niederlassung Ulm/Neu-Ulm:
V on-Liebig-Straße 10 · 89231 Neu-Ulm
Tel.: 07 31/ 70 0-0 · www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de