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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 5 6<br />

Ganz groß<br />

im Bauen<br />

Ob Bahnstrecken, Stromtrassen oder Glaserfasernetze:<br />

Leonhard Weiss ist dabei. Firmenchef Volker Krauß<br />

erklärt, wie gute Infrastruktur gelingt.<br />

Firmengärten Den Mitarbeitern und der Umwelt zuliebe investieren SEITE 6<br />

Gründen Mit Idealismus in die Selbstständigkeit: Imker Ralph Buck SEITE 38<br />

Umfrage Wo und wie Führungskräfte am liebsten entspannen SEITE 46


Purismus in Perfektion.<br />

Das neue E-Klasse Coupé. Ein Designklassiker der sinnlichen Klarheit.<br />

Dank perfekter Proportionen und athletischer Stilelemente<br />

macht das neue E-Klasse Coupé Blicke unabwendbar –<br />

und das mit unaufdringlicher Grazie.<br />

Eine klare und kraftvolle Linienführung in Kombination mit<br />

sportlichen Highlights macht das neue E-Klasse Coupé zur<br />

Stilikone. Durch den außergewöhnlich großzügigen Innenraum<br />

bietet er sich perfekt als stilvoller Reisewagen an –<br />

ganz in der Tradition exklusiver Gran Turismos.<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

langsam wird‘s unheimlich. Politische Unsicherheiten,<br />

Trump und Terror hin oder her:<br />

Die Wirtschaft im Südwesten wächst. Und<br />

das – mit einer kurzen Delle durch die Finanzkrise<br />

– seit rund 17 Jahren. Doch Vorsicht!<br />

Dieser Erfolg ist kein Selbstläufer, er<br />

muss jeden Tag aufs Neue erarbeitet werden.<br />

Das zeigt unser Titelinterview mit Volker<br />

Krauß, dem Chef des Bau<strong>unternehmen</strong>s<br />

Leonhard Weiss (Seite 10) ebenso wie unsere<br />

Porträts über die Firmen Kleemann (S. 26)<br />

und Meißner Sicherheitstechnik (S.42). Es<br />

ist die Mischung aus Qualität, Innovation<br />

und Kundenorientierung, die die Unternehmen<br />

stark macht. Mittelfristig bergen zwei<br />

Themen Risiken. Wie die Firmen den Schritt<br />

ins digitale Zeitalter meistern (S. 20) und<br />

unser Wirtschaftsmodell. Das schafft Wohlstand<br />

für viele, aber längst nicht für alle –<br />

und nährt damit einen gefährlichen Spaltpilz.<br />

Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[spezial]<br />

6 Wohlfühlen in grünen Oasen Warum<br />

alle von Firmengärten profitieren<br />

32 Konjunktur aus der Kiste Der starke<br />

Standort Ulmer Norden<br />

49 Mehr nachdenken, bitte! Ökonomie<br />

auf dem Prüfstand: Makronom.de<br />

[titelthema]<br />

10 Ein leidenschaftlicher Baumeister<br />

Volker Krauß im Gespräch<br />

[finanzieren]<br />

20 Der Roboter als Leiharbeiter Lohnt<br />

sich Leasing für digitale Investitionen?<br />

[machen]<br />

24 Raummodule reloaded Stapelprofi<br />

Jakob Eberhardt aus Blaubeuren<br />

26 Die kriegen alles klein Der Recycling-<br />

Spezialist Kleemann aus Göppingen<br />

30 Handwerker mit sicherem Durchblick<br />

Kupil aus Ehingen setzt auf IT<br />

42 Geschäfte in luftiger Höhe Furchtlos –<br />

Meißner Sicherheitstechnik aus Ulm<br />

44 Mit einem Wisch zur Spitze Bettina<br />

Reichhart verknüpft ihr Dessous-<br />

Fachgeschäft mit der Onlinewelt<br />

[gründen]<br />

38 „Bienen sind der Hammer!“ Raphael<br />

Buck aus Vogt – Idealist und Herr über<br />

250 Völker<br />

[führen]<br />

40 Wie Führungskräfte ein Team bilden<br />

Motivations- und Leistungsplus am<br />

Beispiel Settele aus Neu-Ulm<br />

[leben]<br />

46 Wo die Seele vor Anker geht …<br />

Umfrage unter Führungskräften zu ihrer<br />

Art, Kraft zu tanken<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Mit Gutschein und Jobticket<br />

4 „Der Wohlstand kommt bei den<br />

meisten nicht an“<br />

5 Erfolg klebt an Uzin Utz<br />

29 Kaufprämien nicht bekannt<br />

36 ZF beliefert Foton<br />

50 Liebherrs Riesen-Rolle<br />

50 Impressum<br />

32 20<br />

38 44<br />

46<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mit Gutschein und Jobticket<br />

Ulms City-Manager Henning<br />

Krone freut sich: „Die Aktion<br />

läuft super.“ Seit einem halben<br />

Jahr gibt das Ulmer City Marketing<br />

zu jedem verkauften Einkaufsgutschein<br />

ein Gruppentagesticket<br />

für den Nahverkehr für<br />

bis zu fünf Personen aus – im<br />

Wert von 16,50 Euro. Ziel war<br />

und ist es, dass die Innenstadt<br />

trotz der vielen Baustellen gut erreichbar<br />

bleibt und der Autoverkehr<br />

ein bisschen abnimmt.<br />

Mehr als 50.000 Gutscheine sind<br />

bisher verkauft worden. Die Resonanz<br />

auf das ÖPNV-Ticket<br />

nimmt zu. Im März seien 1200<br />

Tagestickets der Donau-Iller-<br />

Nahverkehrsgesellschaft (DING)<br />

eingelöst worden, sagt Krone. Die<br />

Aktion lässt sich das City Marketing<br />

mit seinen rund 360 Mitgliedern<br />

einen sechsstelligen Betrag<br />

kosten. Allerdings sponsert<br />

DING das Angebot kräftig.<br />

Noch bei einem anderen Thema<br />

kooperieren DING und Ulmer City<br />

Marketing: dem Jobticket. Der<br />

Verkehrsverbund hat die Bedingungen<br />

für die Arbeitgeber vereinfacht.<br />

Bestellung und Bezahlung<br />

laufen nun über die<br />

Mitarbeiter. Arbeitgeber müssen<br />

lediglich einen Rahmenvertrag<br />

abschließen. Pro Arbeitgeber<br />

müssen es allerdings 20 Tickets<br />

sein. Aus diesem Grund tritt das<br />

Ulmer City Marketing als ein Arbeitgeber<br />

auf, damit auch kleine<br />

Händler ihren Mitarbeitern etwas<br />

Gutes tun können. „Die deutlich<br />

rabattierte Jahreskarte<br />

macht die Arbeitsplätze in einem<br />

Unternehmen attraktiver und<br />

hilft, offene Stellen zu besetzen“ ,<br />

sagt Markus Zimmermann von<br />

DING, der auf eine rege Beteiligung<br />

von Firmen hofft. Bisher<br />

bieten 12 Arbeitgeber 1000 Beschäftigten<br />

ein Jobticket.<br />

Firmen könnten einen Schritt<br />

weiter gehen und die Ticket-Kosten<br />

ganz oder teilweise übernehmen.<br />

Bis zu der Freigrenze von 44<br />

Euro ist dieser Sachbezug für Mitarbeiter<br />

steuerfrei. [!] AMB<br />

In Ulm soll die zweite Straßenbahnlinie bis zum Sommer 2018 fertiggestellt<br />

sein. Firmen können ihre Mitarbeiter bei der ÖPNV-Nutzung unterstützen.<br />

„Der Wohlstand kommt bei den meisten nicht an“<br />

Matthias Weik und Marc Friedrich<br />

sind Bestseller-Autoren. Sie<br />

haben mehr als 350.000 Bücher<br />

verkauft und zweimal das Wirtschaftsbuch<br />

des Jahres geschrieben.<br />

Vor allem aber können sie<br />

darauf verweisen, dass sie mit ihren<br />

Prognosen nicht falsch lagen.<br />

In ihrem zweiten Buch, „Der<br />

Crash ist die Lösung – Warum der<br />

finale Kollaps kommt und wie<br />

Sie Ihr Vermögen retten“, sagten<br />

sie unter anderem die EZB Leitzinssenkung<br />

und die Minuszinsen<br />

für die Banken voraus. Auch<br />

mit der Absenkung des Garantiezinses<br />

der Lebensversicherungen<br />

lagen sie richtig. Jetzt haben die<br />

beiden 41-jährigen Ökonomen in<br />

Göppingen mit DM-Gründer<br />

Götz Werner ihr viertes Buch vor<br />

500 Interessierten vorgestellt. Ihre<br />

Botschaft: „Es läuft etwas gewaltig<br />

schief.“ Der Wohlstand<br />

komme bei den meisten Menschen<br />

nicht an, eine Krise jage die<br />

nächste, der Euro und die EU<br />

wankten bedenklich – trotz oder<br />

gerade wegen der absurden Summen,<br />

die die Europäische Zentralbank<br />

in die Märkte pumpe. Den<br />

Südländern Europas gehe es nach<br />

Die NWZ-Journalisten Joa Schmid (li.) und Helge Thiele (re.) rahmen die<br />

Buchautoren ein: (von li.) Marc Friedrich, Götz Werner und Matthias Weik.<br />

wie vor schlecht, Schulden wür<br />

den durch Schulden beglichen,<br />

die Nullzinspolitik und der Niedriglohnsektor<br />

würden viele Deutsche<br />

über kurz oder lang in die<br />

Armut treiben. „Es hat sich nichts<br />

zum Guten verändert. Europa ist<br />

auf dem Holzweg, der Euro zerstört<br />

Europa“, meinen Friedrich<br />

und Weik. Daher müsse etwas<br />

passieren: „Sonst knallt‘s“. So lautet<br />

auch der Titel des Buches.<br />

Dass die Autoren auch ihr neues<br />

Buch in Göppingen exklusiv vorstellten,<br />

liegt an ihrer Verbundenheit<br />

zur Region: Ihr Vermögensberatungsbüro<br />

hatten Weik<br />

und Friedrich ursprünglich in<br />

Göppingen, dann in Stuttgart<br />

und jetzt in Lorch. [!] SU<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Erfolg klebt an Uzin Utz<br />

Die Ulmer Uzin Utz AG hat ehrgeizige<br />

Wachstumspläne. Der<br />

Hersteller von Produkten zum<br />

Bodenverlegen baut im Donautal<br />

für 18 Millionen Euro eine Fabrik<br />

für Fliesenkleber samt Forschungslabor.<br />

Gefertigt werden<br />

soll dort vom Jahresanfang 2018<br />

an Trockenmörtel der Marke Codex.<br />

an. Während sich die Marke<br />

Uzin an Boden-, Parkett-, und Estrichleger<br />

richtet, sind die Codex-<br />

Produkte für professionelle Fliesen-<br />

und Natursteinleger. Das<br />

Ausmaß der Pläne zeigen zwei<br />

Zahlen: Weltweit produzierte die<br />

Uzin Utz AG im vergangenen<br />

Jahr mehr als 171.000 Tonnen<br />

Trockenmörtelprodukte weltweit,<br />

die Jahreskapazität der neuen<br />

Fabrik beträgt 60.000 Tonnen.<br />

Ein weiteres neues Werk soll an<br />

der Westküste der USA entstehen,<br />

da das Werk im Bundesstaat<br />

Delaware im Osten seine Kapazitätsgrenze<br />

erreicht hat.<br />

2016 erzielte das börsennotierte<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> das beste<br />

Ergebnis seiner 105-jährigen Geschichte<br />

und schüttet eine Rekorddividende<br />

von 1,30 Euro je<br />

Aktie aus. Das Ergebnis vor Steuern<br />

erhöhte sich fast um ein Drittel<br />

auf 25 Millionen Euro. Der<br />

Umsatz stieg um 8 Prozent auf<br />

273 Millionen Euro. Bis 2019 soll<br />

dieser auf 400 Millionen Euro<br />

steigen. Das Unternehmen beschäftigt<br />

1100 Mitarbeiter, davon<br />

arbeiten 424 in Ulm. Für die<br />

Tochtergesellschaft Codex arbeiten<br />

70 Beschäftigte. [!] JAF<br />

66 Prozent mehr<br />

Körperschaftssteuer<br />

Leitet das Finanzamt<br />

Ulm,<br />

Wolfram Rieder.<br />

Die gute wirtschaftliche Situation<br />

im Südwesten spiegelt sich<br />

auch im Steueraufkommen in<br />

den Regionen Ulm und Göppingen<br />

wider. Im Zuständigkeitsgebiet<br />

des Finanzamtes Ulm (knapp<br />

400 Mitarbeiter), das zu den zehn<br />

größten der<br />

65 Ämter in<br />

Baden-Württemberg<br />

gehört,<br />

stieg das<br />

Steueraufkommen<br />

laut<br />

Amtschef<br />

Wolfram Rieder<br />

um 6,4<br />

Prozent auf<br />

2,15 Milliarden<br />

Euro. Größter Posten ist die<br />

Mehrwertsteuer mit 802 Millionen<br />

Euro, gefolgt von der Lohnsteuer<br />

(801 Millionen Euro), die<br />

die abhängig Beschäftigten bezahlen.<br />

Die Einkommenssteuer<br />

(Gewerbetreibende, Landwirte<br />

und all jene Arbeitnehmer mit<br />

weiteren Einkunftsquellen) stieg<br />

um 19 Prozent auf 258 Millionen<br />

Euro. Die Körperschaftssteuer<br />

kletterte sogar um 66 Prozent auf<br />

88 Millionen Euro. Die Grunderwerbssteuer<br />

nahm um 50 Prozent<br />

auf 46 Millionen Euro zu.<br />

Im Bezirk des Finanzamtes Göppingen<br />

wuchs das Steueraufkommen<br />

auf 1,3 Milliarden Euro. Davon<br />

entfielen auf die Lohnsteuer<br />

(541 Millionen Euro), Umsatzsteuer<br />

(451), Einkommensteuer<br />

(152), Köperschaftssteuer (53)<br />

und Grunderwerbsteuer (32).<br />

In Ulm, Biberach und Ehingen<br />

sind 61 Betriebsprüfer für 1160<br />

große und 5000 mittelgroße Betriebe<br />

zuständig. Die 36 Steuerfahnder,<br />

die für acht Ämter zwischen<br />

Ulm und Überlingen tätig<br />

sind, erzielten Nachforderungen<br />

von 61 Millionen Euro. Außerdem<br />

wurden rechtskräftig 13 Jahre<br />

Haft verhängt. [!] KÖ/AMB<br />

Der Bodenspezialist Uzin Utz investiert in Ulm 18 Millionen Euro.<br />

120.000 Beschäftige<br />

in 18.652 Betrieben<br />

Die Zahl der Handwerksbetriebe<br />

zwischen Ostalb und Bodensee<br />

ist 2016 um 242 auf 18.652 gestiegen.<br />

Die Handwerkskammer<br />

Ulm listet 3761 (plus 168) zulassungsfreie,<br />

3441 (plus 80) handwerksnahe<br />

und 11.450 (minus 6)<br />

zulassungspflichtige Betriebe<br />

auf. Letztere verringerten sich in<br />

Hilfe für Firmen<br />

beim Energiesparen<br />

Die baden-württembergische<br />

Landesregierung will kleinen Firmen<br />

beim Energiesparen helfen.<br />

Mit dem Projekt „Regionale Kompetenzstellen<br />

Netzwerk Energieeffizienz<br />

(KEFF)“ , das auf sieben<br />

Jahre angelegt ist, sollen diese<br />

sensibilisiert werden und erhalten<br />

bei einer kostenlosen Initialberatung<br />

Anhaltspunkte, welche<br />

den Kreisen Heidenheim (um<br />

16), Ostalb (15), Bodensee (11)<br />

und Biberach (1). In den Kreisen<br />

Alb-Donau (plus 19), Ravensburg<br />

(13), Ulm (5) stieg die Zahl der zulassungspflichtigen<br />

Firmen. Insgesamt<br />

erwirtschafteten 120.000<br />

Mitarbeiter einen Umsatz von<br />

rund 12 Milliarden Euro. [!] JAF<br />

Maßnahmen am lohnendesten<br />

sind. Zielgruppe sind Firmen mit<br />

bis zu 250 Mitarbeitern. Die Keff-<br />

Stelle Donau-Iller ist bei der IHK<br />

Ulm angesiedelt: 0731/173-170;<br />

Die Energieagentur Ulm berät<br />

Handwerksbetriebe: 0731/173-<br />

270. Keff-Stelle bei der IHK Region<br />

Stuttgart: 0711/2005-1506.<br />

keff-bw.de/de. [!]<br />

JAF<br />

5


[rubrik] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

AMA Instruments / Foto: Conné van d‘Grachten<br />

Wohlfühlen in<br />

grünen Oasen<br />

Ob Dach, Fassade oder Innenhof – von schön<br />

gestalteten Firmengärten profitieren alle Beteiligten:<br />

Mitarbeiter, Besucher, die Natur und nicht zuletzt<br />

umweltbewusste Unternehmen, die sich damit<br />

eine ökologische Visitenkarte geben.<br />

Foto: BGL<br />

Foto: BGL<br />

Foto: Optigruen<br />

Harald Gallinger und sein Team passen auf, dass die Luft rein ist.<br />

Denn der Geschäftsführer der AMA Instruments GmbH entwickelt<br />

und fertigt mit seinen Mitarbeitern analytische Geräte<br />

zur kontinuierlichen Messung von organischen Luftschadstoffen. Dazu<br />

gehört zum Beispiel das krebserregende Benzol aus unseren Kraftstofftanks.<br />

Weltweit überwachen Umweltbehörden mit den Produkten<br />

vom Eselsberg, ob die Grenzwerte eingehalten werden. Denn diese<br />

giftigen Substanzen gefährden Menschen, Tieren und Pflanzen.<br />

Die Fauna hat es Harald Gallinger besonders angetan, wie die Firmenbesucher<br />

bereits vor dem Betreten des Betriebes in der Lise-Meitner-<br />

Straße unter anderem an der blühenden Wildblumenwiese erkennen<br />

können.<br />

„Da wir als Unternehmen mit unseren Produkten indirekt einen wichtigen<br />

Beitrag zum Schutz von Mensch und Natur leisten, waren uns<br />

bei der Gestaltung der Außenanlagen natürlich auch ökologische Gesichtspunkte<br />

wichtig“, erläutert der Geschäftsführer. Daher ließ er vor<br />

dem modernen Firmensitz eine Vielzahl einheimischer Stauden und<br />

Gehölze anpflanzen.<br />

NÜTZLICHE KLEINE SEEN<br />

Auch für Reiner Bierig sind so genannte Firmengärten die natürlichsten<br />

Visitenkarten, die es für ein Unternehmen geben kann. „Wer seine<br />

Außenanlagen mit Pflanzen und Blumen gestaltet, verzückt Augen<br />

und Sinne der Menschen und fördert auf diese Weise sein Image“, sagt<br />

der Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau<br />

Baden-Württemberg e.V.. Er ist sicher: „Unternehmer, die ihren<br />

Firmensitz grün anlegen, sind besondere, erdverbundene Menschen.“<br />

Davon profitieren nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt,<br />

sondern mitunter auch die unmittelbaren Nachbarn des Firmengrundstücks.<br />

Dank der oftmals angelegten Muldensysteme laufen bei<br />

Starkregen die Keller auch in der Umgebung nicht mehr voll.<br />

Der Grund: Die Kombination eines zum Beispiel begrünten Firmendachs<br />

mit einer Zisterne entlastet die Kanalisation und vermindert die<br />

Schön, erholsam, nützlich: (von oben) AMA Instruments (Ulm), zwei Beispiele<br />

des Galabau-Verbands und der Parkplatz des Servicezentrums der<br />

Deutschen Rentenversicherung in Karlsruhe.<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[spezial]<br />

Großteil der Aufträge kommt von Privatleuten<br />

GÖPPINGER<br />

WISSENSIMPULSE<br />

VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />

8 VORTRAGSABENDE<br />

MIT HOCHKARÄTIGEN EXPERTEN<br />

Veranstaltungsort:<br />

Sparkassen-Forum, Marktstraße 2, 73033 Göppingen<br />

Bitte nutzen Sie an den Vortragsabenden unseren Eingang Ecke<br />

Bahnhofstraße/Freihofstraße<br />

Foto: © reichdernatur / Fotolia.com<br />

´Die Landschaftsbauer im Südwesten stehen auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament.<br />

Eine wachsende Zahl an Unternehmen<br />

legen Wert auf begrünte Außenanlagen,<br />

in denen Mitarbeiter entspannen und<br />

heimi sche Gräser wachsen können. Von<br />

diesem Trend profitieren auch die Fachbetriebe<br />

für Landschaftsbau und Gartengestaltung.<br />

„Die Mehrzahl der Betriebe<br />

kann auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken.<br />

Mehr als 80 Prozent unserer<br />

Mitgliedsfirmen beurteilten ihre Lage mit<br />

sehr gut und gut“, sagt Thomas Heumann,<br />

Vorstandsvorsitzender des Verban<br />

des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau<br />

Baden-Württemberg e.V.. Insbesondere<br />

private Auftraggeber investieren.<br />

Auf sie entfallen 60 Prozent des Umsatzes,<br />

der Anteil der öffentlichen Hand liegt<br />

bei 18 Prozent, Kunden aus gewerblichem<br />

Wohnungsbau und der Industrie sorgten<br />

für jeweils 9 Prozent des Umsatzes. SL<br />

Jeweils montags von 19.30 bis 21.00 Uhr<br />

(Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Preise: Einzelkarte: 59,– € | 49,– €*<br />

Doppelkarte (2 Pers./Vortrag) 79,– €*<br />

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3<br />

DEAL!<br />

22.05.17 | Prof. Dr. Jack Nasher<br />

Du gibst mir, was ich will!<br />

Entnahme von Grundwasser. Denn das Trinkwasser wird durch so<br />

genanntes Brauchwasser ersetzt.<br />

„Sinnvoll angelegte Firmengärten ermöglichen ein gut funktionierendes<br />

Regenwasser-Management, mit dem bis zu 90 Prozent der Niederschlagsmenge<br />

zurückgehalten werden kann. Auch wenn sich dabei<br />

kleine Seen auf dem Dach bilden, macht das nichts aus. Im Gegenteil,<br />

bei uns in der Geschäftsstelle kommen hin und wieder sogar zwei Enten<br />

angeflattert“, erzählt Verbandsgeschäftsführer Bierig.<br />

GERINGERE GEBÜHREN DANK GRÜNEM DACH<br />

Doch nicht nur Vögel fliegen auf begrünte Dächer. Denn hoch droben,<br />

lässt es sich für Mitarbeiter gut entspannen. Oftmals haben Angestellte<br />

und Arbeiter in den Pausen freien Zugang zu den bepflanzten Dachanlagen,<br />

die aufgrund ihres ökologischen Mehrwerts immer häufiger<br />

von der Stadt oder der Gemeinde gefördert werden. „Firmen mit entsiegelten<br />

Dachanlagen zahlen weniger Niederschlagswassergebühren,<br />

die für die Entsorgung von Regenwasser anfallen“, erklärt Bierig.<br />

Denn: Je mehr Regenwasser auf einem Grundstück versickern kann,<br />

desto geringer sind die Gebühren. Oder umgekehrt: Je stärker die Versiegelung<br />

und Ableitung in den Kanal ist – zum Beispiel in Gewerbegebieten<br />

oder kommunalen Flächen – desto höher sind die Abgaben.<br />

Egal, ob über den Dächern der Stadt oder in einem bepflanzten Innenhof<br />

oder auf einer sonnenbeschienenen Terrasse – der Firmengarten<br />

muss zum Unternehmen passen. „Es ist existentiell wichtig, dass die<br />

jeweilige Nutzung auf die Funktion abgestimmt ist, die bei jedem Be-<br />

7<br />

4<br />

6<br />

7<br />

20.11.17 | René Borbonus<br />

Klarheit<br />

Wissen, was zählt – und darüber reden<br />

8<br />

19.06.17 | Thomas Baschab<br />

Geht nicht, gibt’s nicht!<br />

Herausforderungen annehmen<br />

5<br />

18.09.17 | Prof. Dr. Jens Weidner<br />

Hart, aber unfair?<br />

Machtspiele schnell durchschauen!<br />

23.10.17 | Monika Matschnig<br />

Wirkung<br />

Authentizität, Souveränität, Präsenz<br />

11.12.17 | Peter Brandl<br />

Crash-Kommunikation<br />

Kommunikation auf maximaler Flughöhe<br />

Mit freundlicher Unterstützung:<br />

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Körper und Geist gesund!<br />

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[spezial] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Durchatmen und Kraft tanken in den Arbeitspausen: Schön gestaltete Außenbereiche und Dachgärten motivieren die Mitarbeiter. <br />

Foto: DDV<br />

Verbandsgeschäftsführer<br />

Reiner Bierig.<br />

trieb im Vordergrund stehen muss“, so Reiner Bierig. Und da steht für<br />

den Geschäftsführer das harmonische Miteinander sowie der Austausch<br />

innerhalb der Belegschaft im Vordergrund: „Durch einen naturnah<br />

angelegten Außenbereich kann man auch die interne Kommunikation,<br />

die Zufriedenheit in einem Team sowie die Motivation jedes<br />

einzelnen Mitarbeiters fördern. Denn wer acht Stunden oder mehr auf<br />

einen Bildschirm blickt, muss ab und zu in<br />

einer schönen Umgebung durchatmen<br />

können. Diese Entspannung, die sich die<br />

Beschäftigten üblicherweise in ihrer Freizeit<br />

holen, kann die Firma so auch während<br />

der Arbeitszeit bieten.“<br />

Für den in Leinfelden-Echterdingen sitzenden<br />

Verband ist dies ein wichtiges Anliegen.<br />

Aus diesem Grund beteiligt er sich<br />

auch an dem Projekt „Grüne Nachbarschaft“,<br />

einem Zusammenschluss von Bietigheim-Bissingen,<br />

Freiberg am Neckar, Ingersheim,<br />

Ludwigsburg, Remseck am<br />

Neckar und Tamm. Diese sechs Kommunen<br />

setzen sich für eine gemarkungsübergreifende, zukunftsorientierte<br />

und nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft ein.<br />

In diesem Jahr loben sie zum ersten Mal den Wettbewerb „Firmengärten<br />

– grün und gut“ aus. Teilnehmen können alle Unternehmen, die in<br />

den Mitgliedskommunen der „Grünen Nachbarschaft“ ansässig sind<br />

– unabhängig von der Betriebsgröße und vom Umfang der gestalteten<br />

Anlage. Eine Jury aus Fachleuten und Kooperationspartnern wird die<br />

eingereichten Projekte nach den Kriterien „Gestalterische Qualität“,<br />

„Soziale Aspekte“ und „Ökologische Funktionen“ bewerten. Im Herbst<br />

findet dann eine öffentliche Preisverleihung statt. Durch die Teilnahme<br />

am Wettbewerb kann eine Firma nach den Worten Bierigs nicht<br />

nur ihr Engagement für Natur, Umwelt und Gesellschaft einer breiten<br />

Öffentlichkeit präsentieren. Im besten Fall motiviere das gute Beispiel<br />

auch andere Firmen, Gleiches zu tun.<br />

POSITIVES IMAGE – AUCH BEI BESUCHERN<br />

Klar ist, dass durch eine grüne Außenanlage nicht nur die Blumen<br />

sprießen und die Kreativität der Mitarbeiter beflügelt wird. Sie zieht<br />

auch Kunden und Geschäftspartner in ihren Bann. Und zwar von Anfang<br />

an. Reiner Bierig: „Mit einem liebevoll gestalteten Firmengarten<br />

kann man die Chance nutzen, bei Besuchern einen bleibenden positiven<br />

ersten Eindruck zu hinterlassen.“<br />

So sieht das auch Harald Gallinger: „Unsere zentrale und grün bepflanzte<br />

Außenterrasse ist direkt von unseren Schulungs- und Besprechungsräumen<br />

aus zugänglich. Gerade bei Produktschulungen, Präsentationen<br />

und Seminaren nutzen unsere Kunden in den Pausen sehr<br />

gerne diesen Bereich. In einer angenehmen und lockeren Atmosphäre<br />

entstehen interessante Gespräche, die über das rein geschäftliche oft<br />

weit hinausgehen. So festigen wir die gute Beziehung zwischen uns<br />

und unseren Kunden auf natürliche Weise.“<br />

So trägt ein gemütlicher Plausch an der Wildblumenwiese wohl oftmals<br />

auch dazu bei, dass sich Harald Gallinger und sein Team auch in<br />

Zukunft dafür einsetzen können, dass die Luft rein ist. Am Eselsberg<br />

und auf der ganzen Welt. [!]<br />

STEFAN LOEFFLER<br />

8


Dedon,<br />

Lou Loungesofa<br />

SPIELPAUSE<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[titelthema]<br />

Ein leidenschaftlicher<br />

Baumeister<br />

Das Mega-Bahnprojekt Nürnberg – Erfurt ist nur eine von 3500 Baustellen, an<br />

denen das Familien<strong>unternehmen</strong> Leonhard Weiss (Göppingen/Satteldorf) mitwirkt.<br />

Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Volker Krauß, über die<br />

Branche, Erfolgsrezepte, Fehler bei der Auftragsvergabe und die Lust am Bauen.<br />

Sie leiten eines der zehn größten deutschen Bau<strong>unternehmen</strong>.<br />

Wann haben Sie das letzte Mal privat<br />

etwas gebaut?<br />

Bauen ist meine Leidenschaft, ich bin handwerklich<br />

begabt – und kann das auch privat nicht lassen.<br />

Was heißt das?<br />

Erst vor kurzem habe ich für und mit meinen Kindern<br />

zusammen zwei Häuser gebaut, nicht nur als Manager,<br />

sondern mit der Hand am Arm, also alles von Grund auf<br />

selbst gemacht.<br />

Was bauen sie sonst noch?<br />

Auch unser eigenes Haus haben meine Frau und ich<br />

bereits fünf Mal umgestaltet. Daneben haben wir ein<br />

schönes Wochenendgrundstück, an dem ich immer<br />

wieder arbeite. Ganz aktuell baue ich zwei Hochsitze<br />

für meine Jagd. Ein, zwei Baustellen habe ich immer am<br />

Laufen.<br />

Schlägt da Ihre Frau nicht die Hände über dem Kopf<br />

zusammen?<br />

Gar nicht. Wir machen das seit 34 Jahren sehr erfolgreich<br />

zusammen. Sie hat die Ideen, ich setze sie um.<br />

Wie viel Freude machen Ihnen die 3500 Baustellen,<br />

an denen Leonhard Weiss beteiligt ist?<br />

Ich freue mich über jede Baustelle, auf der ein gelbes<br />

Schild steht. Es ist mir sehr wichtig, neben meiner Bürotätigkeit<br />

auch immer wieder draußen zu sein. Vor<br />

allem bekomme ich dort Feedback von der Mannschaft<br />

und behalte den Bezug, zu dem was wir tun.<br />

Wie oft kommen Sie zu solchen Besuchen?<br />

Zu selten. Aber ich nehme mir eine Mindestzahl vor.<br />

Rund 15 Termine im Jahr sind realistisch. Es gibt auch<br />

Themen – wie Arbeitssicherheit – die regelmäßige Begehungen<br />

erfordern.<br />

Wie groß ist die Bandbreite der Projekte?<br />

Das Auftragsspektrum von Leonhard Weiss startet bei<br />

1000 Euro und übersteigt deutlich mehr als 100 Millionen<br />

Euro. Unsere Tätigkeiten reichen von der Hofeinfahrt<br />

bis zur Flughafenrollbahn. Beispielsweise haben<br />

wir die Landebahn am Stuttgarter Flughafen befestigt.<br />

Wer dort landet, kann beruhigt sein. Die hält.<br />

Auf welche Projekte sind sie besonders stolz?<br />

Auf viele. In Baden-Württemberg gehört in jedem Fall<br />

die Messe Stuttgart dazu. Im Straßenbau waren die Arbeiten<br />

an den Schweizer Autobahnen N1/N7 ein Highlight.<br />

Sicher auch für die Schweizer selbst. Aktuell sind<br />

wir stolz darauf, auf der Bahn-Neubaustrecke zwischen<br />

Ulm und Stuttgart tätig zu sein. Wir kümmern uns um<br />

die Bereiche Kirchheim und Merklingen auf der Albhochfläche.<br />

Bei Stuttgart 21 waren Sie eher zurückhaltend…<br />

Stuttgart 21 muss man als zweigeteiltes Projekt sehen.<br />

S21 im Stadtkessel besteht zu einem hohen Anteil aus<br />

Tunnelbau. Diese Sparte bedienen wir nicht. Daher<br />

war unser Interesse an diesen Aufträgen gering, anders<br />

bei der Strecke Wendlingen – Ulm. Dort haben wir uns<br />

beworben und sind mit zwei Losen aktiv und voll im<br />

Plan.<br />

Wie ist das vergangene Jahr gelaufen?<br />

Alle drei Geschäftsbereiche, also Straßen- und Netzbau,<br />

Ingenieur- und Schlüsselfertigbau sowie Gleisinfrastrukturbau,<br />

waren gleichermaßen erfolgreich. Wir<br />

Zur Person<br />

Volker Krauß, 57, arbeitet<br />

seit 28 Jahren<br />

für Leonhard Weiss,<br />

seit sechs Jahren als<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung.<br />

1989<br />

war er als Abteilungsleiter<br />

im Lei tungs bau<br />

eingestiegen. Krauß<br />

ist in Schwäbisch Hall<br />

gebor en und aufgewachsen.<br />

Der studierte<br />

Bau in ge nieur<br />

(Hoch schule für<br />

Technik, Stuttgart)<br />

baut das Adrenalin eines<br />

Arbeitstages auf<br />

der halb stün digen<br />

Fahrt nach Hause ab,<br />

und bei seinen Hobbys,<br />

beispielsweise<br />

beim Holz machen im<br />

Wald. Zuhause empfangen<br />

Krauß (verheiratet,<br />

zwei Kinder,<br />

zwei Enkel) seine<br />

Ehefrau und sein Labrador,<br />

der ihn auch<br />

auf der Jagd begleitet.<br />

Seine Kinder mit<br />

deren Familien wohnen<br />

nahe bei den<br />

Großeltern. Zudem<br />

ist Krauß kirchlich<br />

engagiert.<br />

Im Baugewerbe ist Standfestigkeit gefragt: Volker Krauß leitet seit sechs Jahren das Familien<strong>unternehmen</strong> Leonhard Weiss.<br />

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[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Volker Krauß muss sich auch<br />

mit dem Thema Minuszinsen<br />

auseinandersetzen: „Es gibt<br />

erste Banken, die uns angesprochen<br />

haben.“<br />

sind um etwa acht Prozent gewachsen. Das entspricht<br />

dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Im Jahr 2011<br />

haben wir noch 930 Millionen Euro erwirtschaftet,<br />

2016 lag der Umsatz bei 1,2 Milliarden Euro. Natürlich<br />

spielt uns die aktuell gute Marktsituation in die Karten.<br />

In welchen Bereichen ist die Nachfrage am größten?<br />

Das lässt sich schwer sagen. Der Jahresumsatz des Bauhauptgewerbes<br />

umfasst etwa 100 Milliarden Euro. Damit<br />

liegt unser Marktanteil bei nur etwas mehr als ein<br />

Prozent. Nachfrageschwankungen sind daher schwer<br />

zu beurteilen. Der Markt ist sehr kleinteilig.<br />

Wie verändert sich die Nachfrage?<br />

Zuletzt gab es deutlich höhere Investitionen in die Infrastruktur<br />

– sowohl im Straßen- als auch im Schienenbau.<br />

Hier wird die Nachfrage weiter zunehmen. Darüber<br />

freuen wir uns. Auch im Automotive-Bereich wird<br />

viel investiert.<br />

Welche Trends sehen Sie für die nahe Zukunft?<br />

Künftig wird es Impulse aus dem Bau der Stromtrassen<br />

geben. Dieses Geschäft ist aber noch nicht richtig angelaufen.<br />

Die neuen Trassen kommen ja erst noch. In der<br />

Telekommunikation hingegen boomt schon jetzt der<br />

Ausbau der Glasfasernetze. Daran sind wir stark beteiligt.<br />

Zudem investiert auch die öffentliche Hand vermehrt<br />

in Schulen, Universitäten und Krankenhäuser.<br />

Woher kommt diese Investitionsfreude der öffentlichen<br />

Hand?<br />

Das dürfte mit dem hohen Steueraufkommen zusammenhängen.<br />

Die finanzielle Lage gibt es her.<br />

Und in der Wirtschaft?<br />

Geldanlagen an Kapitalmärkten sind aufgrund der<br />

dauerhaft niedrigen Zinsen keine Alternative. Die Konjunktur<br />

läuft gut. Bevor der Schwabe für sein eigenes<br />

Geld bezahlt, investiert er lieber. Wir haben gute Zeiten,<br />

um vorhandene Mittel in echte Werte umzusetzen.<br />

Muss Leonhard Weiss Minuszinsen bezahlen?<br />

Es gibt erste Banken, die uns angesprochen haben und<br />

mit denen wir aktuell verhandeln. Ich gehe davon aus,<br />

dass sich diese Entwicklung im gesamten Bankensektor<br />

fortsetzen wird.<br />

Wie bewerten Sie das?<br />

Letztendlich werden sparsam haushaltende Firmen<br />

wie wir doppelt bestraft. Wir finanzieren alles aus eigenen<br />

Mitteln und müssen für unser Erspartes noch bezahlen,<br />

während andere günstige Kredite bekommen.<br />

Das verzerrt den Wettbewerb.<br />

Erklären Sie mal an einem konkreten Fall, was<br />

Leonhard Weiss auszeichnet.<br />

Das beste Beispiel dafür ist die Baustelle der Bahn-Neubaustrecke<br />

von Nürnberg nach Erfurt im Zuge des Verkehrsprojektes<br />

Deutsche Einheit Nummer 8 (VD 8.1).<br />

Dort konnten wir der Deutschen Bahn eine Komplettleistung<br />

anbieten: Tief-, Ingenieur- und Gleisbau sowie<br />

alle Nebengewerke kamen aus einer – aus unserer –<br />

Hand. Bis zu 500 Mitarbeiter haben dort gleichzeitig<br />

auf einer Baustelle gearbeitet. Innerhalb eines halben<br />

Jahres entstand so eine Bauleistung von mehr als 100<br />

Millionen Euro. Das war sensationell. Solche Komplettleistungen<br />

inklusive Planung gehören zu unseren<br />

Stärken.<br />

Können so etwas andere große Bau<strong>unternehmen</strong><br />

nicht auch?<br />

Es gibt momentan wenige Firmen, die eine solche Leis-<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[titelthema]<br />

tung erbringen können. Meist sind Arbeitsgemeinschaften<br />

und entsprechende Schnittstellen nötig. Oder<br />

aber der Kunde vergibt die Aufträge in Losen. Dieses<br />

Vorgehen funktioniert allerdings selten reibungslos<br />

und führt oft zu Komplikationen oder sogar zu Baustopps.<br />

Das zeigen Negativ-Baustellen wie der Berliner<br />

Flughafen oder die Elbphilharmonie.<br />

Wie kommt es zu solchen Pannen-Baustellen?<br />

Das liegt an vielen Ursachen, sonst wäre es ja einfach,<br />

den Fehler zu finden und zu korrigieren. Angefangen<br />

bei mangelnder Planungsleistung über Schnittstellenproblematiken<br />

bis hin zum Ausfall einzelner Firmen<br />

spielt vieles eine Rolle. Zudem steigt das Risiko, wenn<br />

ein Bauvorhaben in verschiedenen Losen vergeben<br />

wird.<br />

Warum steigt das Risiko bei der Vergabe in Losen?<br />

Das Interesse eines Komplettanbieters ist es, das Gesamtprojekt<br />

erfolgreich abzuschließen. Bei Teillosen<br />

steht für die beteiligten Unternehmen ihre Teilleistung<br />

im Vordergrund, andere Bereiche interessieren meistens<br />

nicht.<br />

Was macht Schnittstellen so problemanfällig?<br />

Nehmen Sie eine große Straßenbaustelle von A nach B.<br />

Dort gibt es eine Brücke, die maßgeblich für den weiteren<br />

Baufortschritt ist. Leider wird diese nicht fertig,<br />

weil ein Unternehmer sich überschätzt hat oder wegen<br />

Insolvenz ausfällt. Die Brückenarbeiten müssen neu<br />

vergeben werden, man kommt in Zeitverzug. So einfach<br />

kann eine kleine Brücke ein großes Bauprojekt ins<br />

Straucheln bringen.<br />

Themenwechsel: Vom Konkurrenzdruck in der<br />

Fehler in der Planung und die<br />

Vergabe in zu vielen Teillosen<br />

machen Baustellen anfällig<br />

für Pannen, sagt Leonhard-<br />

Weiss-Chef Volker Krauß.<br />

WAS ZÄHLT SIND<br />

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13


[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Zukunft auf dem Bau gehört<br />

dem Building Information<br />

Modeling (BIM). Hier verknüpft<br />

Software 3D-Planung,<br />

Kalkulation und Termine.<br />

Branche hört man in Zeiten des Baubooms nicht<br />

mehr viel. Wie umkämpft sind die Aufträge?<br />

Trotz des hohen Bauvolumens ist der Wettbewerb<br />

hoch. Viele Firmen sind – wie wir – stark gewachsen.<br />

Daher sind Projekte hart umkämpft. Das gilt für regionale<br />

Bauvorhaben, bei denen 15 bis 20 Bieter wetteifern,<br />

genauso wie für große Projekte, bei denen wir auf<br />

europäischer Basis in Konkurrenz stehen.<br />

Wie sehr machen Wettbewerber aus Osteuropa den<br />

deutschen Unternehmen zu schaffen? Das war ja<br />

vor Jahren einmal eine riesige Sorge der Branche.<br />

Angesichts des wachsenden Bauvolumens hat sich keine<br />

ernstzunehmende Konkurrenzsituation ergeben.<br />

Welche Rolle spielt das Thema Innovation?<br />

Die Baubranche hat in Sachen Technologie stark zugelegt.<br />

Wie in allen Branchen beschäftigt das Thema Digitalisierung<br />

auch den Bau sehr. Im Bereich der Datenvernetzung,<br />

Maschinensteuerung<br />

und Prozessoptimierung ist viel<br />

passiert, trotzdem bleibt viel zu tun.<br />

Digitales<br />

Bauen:<br />

GPS-Daten<br />

steuern die<br />

Fahrzeuge<br />

Wie geht Leonhard Weiss mit der<br />

Digitalisierung um?<br />

Wir geben vor allem darauf Acht,<br />

dass wir uns nicht verlaufen. Jeder<br />

spricht von der Digitalisierung,<br />

aber es gibt keine Standardlösung.<br />

Letztendlich muss jedes Unternehmen<br />

für sich entscheiden, welche Vernetzungen die<br />

eigenen Prozesse unterstützen. Hauptprozess im Baubereich<br />

ist Building Information Modeling (BIM). Dabei<br />

handelt es sich um modernes Planen in 3D – verknüpft<br />

mit Kalkulationsdaten und Terminen.<br />

Setzen Sie diese Technologie bereits bei Projekten<br />

wie der Bahnstrecke Nürnberg – Erfurt ein?<br />

Noch nicht. Die Auftraggeber sind momentan noch in<br />

der Entwicklungsphase. Vorreiter ist an dieser Stelle<br />

der Ingenieurbau. In diesem Bereich laufen aktuell<br />

fünf Projekte mit BIM.<br />

Welcher Gedanke steckt hinter BIM?<br />

Dabei werden alle relevanten Daten eines Projektes digital<br />

modelliert, kombiniert und erfasst. So kann eine<br />

optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung<br />

von Gebäuden erfolgen und Kollisionen von Aufgaben<br />

vermieden werden.<br />

Wie verändert sich der Maschinenpark im digitalen<br />

Zeitalter?<br />

Maschinen werden mittlerweile über Vermessungstechnologien<br />

wie GPS gesteuert, um so genannte Planungsniveaus<br />

herzustellen. Was wir früher auf den<br />

Baustellen von Hand vermessen<br />

haben, passiert heute automatisch.<br />

Die Geräte bekommen die<br />

Modelle eingespielt und planieren<br />

dann vollautomatisch die jeweiligen<br />

Profile. Für den Geräteführer<br />

erleichtert das vieles – Koordinierung<br />

und Kontrolle werden zu seinen<br />

Hauptaufgaben.<br />

Ein anderes wichtiges Thema<br />

für Baufirmen ist die Logistik…<br />

Das ist auch für uns ein wesentlicher Bereich. Seit einiger<br />

Zeit haben wir für die Transportlogistik eine neue<br />

Software im Einsatz. So wissen wir immer, wo sich unsere<br />

Lkw befinden, ob sie beladen oder leer sind. Das ist<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[titelthema]<br />

eine wichtige Voraussetzung dafür, die Disposition<br />

und andere Baustellenprozesse zu optimieren.<br />

Wie rentabel arbeitet Leonhard Weiss?<br />

Wir veröffentlichen die Rendite nicht. Wir setzen uns<br />

Ziele, die wir in den vergangenen Jahren stets übertroffen<br />

haben. Dabei gilt die Formel Ergebnis vor Umsatz.<br />

Sprich: Umsatzwachstum darf nicht zu Lasten des Ergebnisses<br />

gehen. Das schaffen wir – daher sind wir mit<br />

der Rendite aktuell sehr zufrieden.<br />

Was ist die Basis dieses Erfolgs?<br />

Man muss sein Geschäft beherrschen. Das beginnt damit,<br />

die richtigen Projekte auszusuchen. Diese müssen<br />

kapazitäts- und leistungsmäßig zur Mannschaft passen.<br />

Erste grobe Fehler entstehen oft schon an dieser<br />

Stelle. Entscheidend sind zudem Kalkulation und Arbeitsvorbereitung.<br />

Man muss perfekt auf eine Baustelle<br />

vorbereitet sein.<br />

Was ist dafür nötig?<br />

Dafür braucht es in erster Linie fähige Mitarbeiter, die<br />

wir glücklicherweise haben und zweitens unsere Unternehmer<br />

im Unternehmen, die Verantwortung übernehmen.<br />

So bleiben Risiken, die zweifellos vorhanden<br />

sind, beherrschbar. Auf diese Weise haben wir fast ausschließlich<br />

erfolgreiche Projekte und kaum Verlustbaustellen.<br />

Wo heben sie sich noch von der Konkurrenz ab?<br />

Wir arbeiten mit eigener Wertschöpfung, also mit eigenen<br />

Leuten. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern,<br />

die sehr stark über Kontingente oder mit Nachunternehmern<br />

agieren. Damit hängt unser Wachstum auch<br />

von den Möglichkeiten zur Gewinnung neuer Mitarbeiter<br />

ab.<br />

Arbeiten Sie gar nicht mit Nachunternehmern zusammen?<br />

Ganz ohne Nachunternehmer geht es natürlich nicht.<br />

Im Bereich Hoch- und Ingenieurbau arbeiten wir – wie<br />

auch unsere Wettbewerber mit leistungsfähigen Nachunternehmern<br />

zusammen.<br />

Die Qualität der Infrastruktur ist seit einigen Jahren<br />

ein großes Thema. Reicht Ihrer Meinung der<br />

Verkehrsetat von Bund und Ländern, um marode<br />

Brücken und anderes zu sanieren?<br />

Da gibt es verschiedene Gutachten. Demnach sind<br />

wohl 7,5 bis 8 Milliarden Euro Bundesmittel jährlich<br />

Leonhard Weiss hat klare<br />

Grundsätze: Ertrag geht vor<br />

Wachstum. „Zudem arbeiten<br />

wir zum Großteil mit eigenen<br />

Leuten“ , betont Krauß.<br />

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15


[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mitten durch Zapfendorf baut Leonhard Weiss die ICE-Neubaustrecke. Das rechte Bild zeigt Arbeiten am Enztal-Viadukt bei Vaihingen.<br />

Finanzstark und engagiert in der Ausbildung<br />

Die Leonhard Weiss GmbH & Co. KG gehört<br />

zu den Großen der deutschen Bauzent.<br />

Der Bauspezialist hat zwei Haupts­<br />

Ingenieurbau, entfallen jeweils 40 Probranche.<br />

Die Wurzel des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

sind der Schienenbau und Niederlassungen bundesweit und ist in<br />

tandorte, Göppingen und Satteldorf, 18<br />

reichen in das Jahr 1900 zurück. Auf diesen<br />

Bereich entfallen heute 20 Prozent Unternehmen ist bankenunabhängig und<br />

elf europäischen Ländern vertreten. Das<br />

des Jahresumsatzes von 1,2 Milliarden finanziert die Projekte mit Eigenkapital.<br />

Euro. Die Deutsche Bahn ist der größte Leonhard Weiss beschäftigt rund 4700<br />

und wichtigste Kunde. Auf die anderen Mitarbeiter und verfügt über eine firmeneigene<br />

Akademie. 2016 erhielt beiden Bereiche, Straße und Netze sowie<br />

Leonhard<br />

Weiss eine Reihe von Auszeichnungen:<br />

Bester Arbeitgeber Branche Bau, Bester<br />

Ausbildungsbetrieb in Bergbau und Bauindustrie,<br />

Deutscher Brückenbaupreis<br />

und den Bauma-Innovationspreis. Der<br />

Geschäftsführung gehören an: Volker<br />

Krauß, Dieter Straub, Marcus Herwarth<br />

sowie drei Gesellschafter der vierten Generation:<br />

Ralf Schmidt, Stefan Schmidt-<br />

Weiss und Alexander Weiss. AMB<br />

allein für den Straßenausbau und -erhalt nötig. Davon<br />

sind wir weit entfernt. Laut Politik sollen die Summen<br />

hochgefahren werden. Ob es so weit kommt, hängt<br />

auch davon ab, ob die Maut-Regelung auf europäischer<br />

Ebene durchgeht. Dann kämen wir in einen Finanzierungskreislauf:<br />

Straße finanziert Straße.<br />

Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass die Maut das Auftragsvolumen<br />

erhöht?<br />

Groß, vorausgesetzt diese Maut-<br />

Mittel bleiben zweckgebunden.<br />

Wir hoffen auf eine nachhaltige Lösung.<br />

Während der Wirtschaftskrise<br />

2009 und 2010 wurden die Mittel<br />

kurzfristig hochgefahren. Dafür hat<br />

die Branche ihre Kapazitäten aufgebaut<br />

und musste diese später wieder<br />

abbauen. So etwas ist schade.<br />

Eigene<br />

Bagger und<br />

Baustellen<br />

für die<br />

Lehrlinge<br />

Was sind die Folgen, wenn Bund und Länder die Sanierung<br />

von Straßen auf die lange Bank schieben?<br />

Der Zustand einer maroden Straße verschlechtert sich<br />

exponentiell: Schnell ist nicht nur der Straßenbelag,<br />

sondern auch der Untergrund beschädigt. Je länger<br />

Bund und Länder Sanierungen hinausschieben, umso<br />

höher fallen die Kosten aus. Dazu kommen Sach-, Geldund<br />

Personenschäden, die durch Staus, Unfälle und<br />

sonstige Behinderungen im Straßenverkehr entstehen.<br />

Bekommen Sie eigentlich noch genügend Nachwuchs<br />

für die Ausbildung?<br />

Leider hat die Baubranche nicht das beste Image. Daher<br />

besteht das Problem vor allem darin,<br />

junge Talente überhaupt für<br />

diesen Bereich zu begeistern. Bisher<br />

gelingt uns das sehr erfolgreich.<br />

Wir haben die vergangenen<br />

Jahre immer bis zu 100 Auszubildende<br />

in 17 Ausbildungsberufen<br />

gewinnen können. Momentan<br />

kommen etwa acht Bewerbungen<br />

auf eine freie Stelle. Eine nach wie<br />

vor gute Quote. Allerdings strengen<br />

wir uns auch an. Beispielsweise haben wir ein eigenes<br />

Ausbildungszentrum, in dem wir zusätzlich und<br />

intensiver als die Berufsschule ausbilden. Wir wurden<br />

zuletzt als Top-Arbeitgeber und Top-Ausbildungsbetrieb<br />

ausgezeichnet.<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[titelthema]<br />

Mit welchem Ziel betreiben Sie diesen Aufwand?<br />

Wir wollen 80 Prozent unserer künftigen Führungskräfte<br />

aus der eigenen Belegschaft heraus entwickeln.<br />

Daher ist die Ausbildung ein wichtiger Faktor für uns.<br />

Sie haben den Azubis zwei kleine Bagger gekauft ...<br />

Ja, als kleines Highlight. Die zwei Bagger müssen sie<br />

selbst disponieren, warten und arbeiten damit auf den<br />

Lehrlingsbaustellen.<br />

Was sind Lehrlingsbaustellen?<br />

Oft sind das soziale Projekte für die Radio7-Aktion Drachenkinder,<br />

wie zum Beispiel der Bau von Außenanlagen<br />

oder Spielplätzen. Den jungen Leuten macht es<br />

großen Spaß, auf diesen Übungsbaustellen Verantwortung<br />

zu übernehmen und mitzuarbeiten, natürlich unter<br />

Aufsicht ihrer Ausbildungsleiter.<br />

Was ist der Hintergrund?<br />

Wir führen die jungen Leute auf diese Weise langsam<br />

an ihre künftigen Einsätze heran. Für sie ist es schöner,<br />

ihre eigene Übungsbaustelle zu haben, als gleich im<br />

operativen Prozess eingebunden zu werden. Hier sind<br />

die Anforderungen immens hoch. Daran scheitern<br />

auch viele.<br />

Sie sind 1989 bei Leonhard Weiss eingestiegen: Wie<br />

hat sich das Baugeschäft in dieser Zeit verändert?<br />

Das Bauen an sich hat sich kaum verändert, wohl aber<br />

die Rahmenbedingungen. Gesetze, Auflagen und Vorschriften<br />

haben extrem zugenommen, der Genehmigungsprozess<br />

ist aufwendiger. Bei einem Projekt in<br />

Kirchheim haben wir derzeit einen einjährigen<br />

Baustillstand, weil eine besondere Eidechsenart gefunden<br />

wurde. Um trotz Umweltbestimmungen – Lärm,<br />

Das Bau<strong>unternehmen</strong> steckt<br />

viel Engagement in die Ausbildung.<br />

80 Prozent der künftigen<br />

Führungskräfte sollen<br />

aus der eigenen Belegschaft<br />

kommen.<br />

17


[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Er würde liebend gerne die<br />

A6 zwischen Heilbronn und<br />

Crailsheim ausbauen: Volker<br />

Krauß im Gespräch mit Alexander<br />

Bögelein, Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong>[!]<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />

ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

DOKUMENTATION:<br />

RONJA GYSIN<br />

FOTOS:<br />

GIACINTO CARLUCCI<br />

Staub, Abgase – ausführen zu können, müssen wir großen<br />

Aufwand betreiben. Aber so ist es. Wir setzen uns<br />

mit den Bestimmungen auseinander. Wir begreifen das<br />

als Chance und suchen für unsere Auftraggeber nach<br />

optimalen Lösungen.<br />

Wie hat sich das Verhältnis zwischen Auftraggebern<br />

und Auftragnehmern entwickelt?<br />

Schriftverkehr und Streitpotenzial<br />

haben enorm zugenommen, ebenso<br />

der Stress zwischen beiden Seiten.<br />

Woran liegt das?<br />

Das hat mehrere Ursachen: Mangelnde<br />

Planung und Kompetenz auf<br />

beiden Seiten. Man versteht sich<br />

nicht mehr so gut wie früher. Was früher per Handschlag<br />

beschlossen wurde, muss heute mit 25 Unterschriften<br />

abgesegnet sein. Es ist schade, dass das eigentliche<br />

Bauen in den Hintergrund gerät und wir uns mit<br />

diesen Nebensächlichkeiten so intensiv auseinandersetzen<br />

müssen.<br />

Sind diese Konflikte auch ein Mittel, um den Preis<br />

zu drücken?<br />

Nachforderungen gab es schon immer. Das ist auch<br />

Deutlich<br />

mehr Stress<br />

und Streit<br />

zwischen<br />

beiden Seiten<br />

nichts Schlimmes. Aber man muss sich einigen können.<br />

Heutzutage klaffen zwischen den Preisvorstellungen<br />

oft so große Lücken, dass ein Gutachter oder Richter<br />

entscheiden muss. Häufig sind die Budgets so eng,<br />

dass der Kunde ein Problem mit der Überschreitung<br />

seiner Projektkosten hat.<br />

Welches Bauprojekt würden Sie<br />

gerne noch verwirklichen?<br />

Mein größter Wunsch wäre es, den<br />

Ausbau der A6 von Heilbronn<br />

nach Crailsheim ausführen zu<br />

dür fen. Völlig unrealistisch ist dieser<br />

Wunsch nicht. Denn die<br />

Strecke ist mittlerweile im Bundesverkehrswegeplan<br />

in den vordringlichen<br />

Bedarf aufgenommen<br />

worden und soll als privatfinanziertes<br />

Projekt kommen. Allerdings müssen wir auch<br />

noch die Ausschreibung gewinnen.<br />

Und wenn Sie das nicht tun?<br />

(lacht) Wenn ich jeden Tag von meinem Schreibtisch<br />

in Satteldorf aus (der im fünften Stock mit direktem<br />

Blick auf die A6 steht, Anmerkung der Redaktion) meinem<br />

Wettbewerber zuschauen müsste, wäre das nur<br />

schwer zu ertragen. Dann müsste ich vielleicht meinen<br />

Schreibtisch drehen.<br />

18


FordLease Gewerbe-Offensive<br />

Abbildungen zeigen Wunschausstattung gegenMehrpreis.<br />

FORD MONDEOTURNIER BUSINESS EDITION<br />

FORD S-MAX BUSINESS EDITION<br />

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Navigationssystem inkl. FordSYNC 3mit AppLink und<br />

Touchscreen(20,3 cm Bildschirmdiagonale),<br />

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43,18cm(17“)-Leichtmetallräder,FordNavigationssystem<br />

inkl. FordSYNC2 mit Touchscreen(20,3 cm Bildschirmdiagonale),<br />

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Zonen-Klimaautomatik)<br />

Günstig mitder monatl.<br />

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FordFull-Service-Leasingrate von<br />

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€<br />

1,2,3,4 €<br />

1,2,5,6<br />

278,- netto<br />

288,- netto<br />

( € 330,82 brutto) ( € 342,72 brutto)<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007und VO (EG) 692/2008 in der jeweilsgeltenden Fassung):<br />

FordMondeo: 4,8(innerorts), 3,7(außerorts), 4,1(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 107g/km (kombiniert).FordS-MAX:<br />

5,6(innerorts), 4,6(außerorts), 5,0(kombiniert); CO 2<br />

-Emissionen: 129g/km (kombiniert).<br />

Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />

Schwabengarage GmbH, Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />

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1<br />

Ford Leaseist ein Produktder ALD AutoLeasing DGmbH, Nedderfeld95, 22529Hamburg. Angebot giltbei Vertragsabschluss bis 30.06.<strong>2017</strong>und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossensind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer<br />

wie z.B. Taxi,Fahrschulen,Behörden). 2 Das Technik-Service-Paket enthältWartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang und die Kosten für HU/AU. DieHU wirdvon einer amtlich anerkannten Prüforganisation (z. B.<br />

TÜV,DEKRA,KÜS,GTÜ)durchgeführt.DetailsundAusschlüssezuallenServicesentnehmenSiebitteunsererausführlichenProduktbeschreibung.NurerhältlichimRahmeneinesFordLeaseVertrags. 3 LeasingrateaufBasiseinesKaufpreisesvon€27.310,92netto(€32.500,00<br />

brutto), zzgl. €755,46 netto (€ 899,00 brutto)Überführungskosten. 4 Giltfür einen Ford MondeoTurnierBusiness Edition 1,5-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS)(Start-Stopp-System), €278,- netto(€330,82brutto)monatliche Leasingrate, €0,- netto(€0,00brutto)<br />

Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung. 5 Leasingrateauf Basis eines Kaufpreises von€28.949,58 netto (€ 34.450,00brutto), zzgl.€755,46 netto (€ 899,00 brutto)Überführungskosten. 6 Giltfür einen Ford S-MAX Business<br />

Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS)(Start-Stopp-System), €288,- netto (€ 342,72brutto)monatliche Leasingrate, €0netto (€ 0,00brutto)Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung.<br />

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Jeden Samstag von 13.00 - 17.00 Uhr*<br />

Jeden Sonntag von 11.00 - 16.00 Uhr*<br />

*Probefahrten, Beratung und Verkauf nur während der<br />

gesetzlichen Öffnungszeiten.<br />

19


[finanzieren] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Der Roboter als Leiharbeiter<br />

Die Digitalisierung erfordert große Investitionen und hohen Kapitaleinsatz. Leasing gewinnt vor diesem Hintergrund<br />

an Bedeutung. Die Finanzierungsform lässt Firmen an der technischen Entwicklung teilhaben und schont die Liquidität.<br />

Robotergrafiken S. 20/23: © Alexander Limbach / Fotolia.com<br />

Wenn die Produktionsmitarbeiter der<br />

Spieß GmbH in Reutlingen Hilfe benötigen,<br />

rufen sie Sawyer. Meist<br />

dauert es nur wenige Minuten, bis der elektronische<br />

Kollege auftaucht. Sawyer ist ein kollaborierender<br />

Roboter, der über künstliche Intelligenz<br />

verfügt. Kaum größer als ein<br />

normaler Kühlschrank, bewegt er sich mit<br />

Hilfe von Sensoren und zweier Kameras eigenständig<br />

durch die Produktionshalle. Mit<br />

seinem schlanken, beweglichen Roboterarm<br />

erledigt er Standardaufgaben oder arbeitet seinen<br />

menschlichen Kollegen zu. „Weil wir uns<br />

unsicher waren, ob sich der Einsatz einer<br />

solch neuartigen Maschine auf Dauer rechnet,<br />

haben wir Sawyer geleast“, erzählt Geschäftsführer<br />

Rainer Eberle, der aus Sorge um<br />

die Neugier von Wettbewerbern seinen richtigen<br />

Namen ebenso wenig nennen will wie<br />

den Namen seiner Firma.<br />

Das Besondere an dem Vertrag: Eberle zahlt<br />

nur für die effektive Nutzung des Roboters.<br />

Ein Telemetrie-Modul in Sawyer sammelt dazu<br />

in Echtzeit die Daten über Einsatzzeiten<br />

und Tätigkeiten und übermittelt sie an die<br />

Leasinggesellschaft. Die errechnet daraus eine<br />

Rate, die sich am Verschleiß der Maschine<br />

orientiert. Den Vertrag kann Eberle nach<br />

sechs Monaten jederzeit vorzeitig kündigen,<br />

sollte sich herausstellen, dass Sawyer zu wenig<br />

genutzt wird. Oder er wird durch ein technisch<br />

leistungsfähigeres Modell ersetzt.<br />

Noch bieten nur wenige Leasinggesellschaften<br />

so viel Flexibilität. Aber nutzungsabhängige<br />

Zahlungsmodelle liegen im Trend, beobachtet<br />

Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer des<br />

Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen<br />

(BDL).<br />

FLEXIBLE RATEN<br />

Denn die Anbieter stehen unter Druck. Sie<br />

müssen mit neuen Ideen ihre Kunden halten.<br />

Der Markt ist umkämpft. Die niedrigen Zinsen<br />

und immer neue Vorschriften drücken auf<br />

die Margen und Erträge der Leasingfirmen.<br />

Dazu konkurrieren die Banken mit günstigen<br />

Krediten. Dank der Digitalisierung<br />

bekommt Leasing neuen<br />

Charme. In vielen Maschinen<br />

stecken heutzutage<br />

Mess-Sensoren, die registrieren,<br />

wie intensiv der Gegenstand<br />

genutzt: Wird es Zeit für eine<br />

Wartung oder den Austausch eines Ersatzteils,<br />

verschickt die Maschine per Datenleitung<br />

eine Nachricht an den Service-Techniker.<br />

Diese neue Datenwelt nutzen Leasingfirmen,<br />

um gegen die klassische Kreditfinanzierung<br />

von Banken zu punkten. Davon profitieren<br />

die Unternehmen, die in digitale Projekte investieren.<br />

Statt starrer Raten und fester Laufzeiten,<br />

die einen fiktiven Restwert des Investitionsgutes<br />

am Ende des Vertrages<br />

unterstellen, können sie flexible Laufzeiten<br />

nutzen und bezahlen Finanzierungsraten,<br />

die sich an der tatsächlichen Nutzung des<br />

Leasinggegenstandes orientieren. „Die bis-<br />

20


WAS BEWEGT<br />

IHRE FLURFÖRDERZEUGE?<br />

Ob Routenzug, Gabelstapler oder E-Schlepper: Wir schauen uns Ihre Flotte ganz<br />

genau an. Ihre Flurförderzeuge managen wir von A bis Z – über den gesamten<br />

Produkt-Lifecycle bis hin zur Wiedervermarktung. Sie profitieren von verbesserten<br />

Prozessen, einer optimierten Nutzung sowie reduzierten Betriebskosten.<br />

CHG-MERIDIAN zählt zu den weltweit führenden<br />

hersteller- und bankenunabhängigen Anbietern von<br />

Technologie-Management und ist in 23 Ländern<br />

an 36 Standorten vertreten.<br />

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®


[finanzieren] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

herige Erfolgsformel ‚Pay as you earn‘ entwickelt<br />

sich so zum ‚Pay-per-Use‘“, sagt Johannes<br />

Anschott, Vorstandsmitglied der Commerz<br />

Real und bei der Fondsgesellschaft unter anderem<br />

verantwortlich<br />

für das Leasinggeschäft.<br />

Leasing kommt<br />

Firmen bei digitalen<br />

Sprunginvestitionen<br />

auch von<br />

der Grundkonzeption<br />

entgegen. „Bei<br />

digitalen Investitionsgütern<br />

wollen<br />

Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer<br />

BDL. men gar nicht un-<br />

viele Unternehbedingt<br />

Eigentümer<br />

werden, sondern sich die Möglichkeit<br />

offenhalten, an der technischen Entwicklung<br />

zu partizipieren und ihre Anlagen auf dem<br />

neuesten Stand halten“, sagt Markus Klintworth,<br />

Generalbevollmächtigter bei der VR<br />

Leasing Gruppe. Dazu steht Leasingkunden<br />

die Möglichkeit offen, zusätzlich umfassende<br />

Full-Service-Verträge abzuschließen. „Viele<br />

Firmen wollen eine komplette Dienstleistung<br />

aus Finanzierung, Wartung, Service technischem<br />

Kundendienst und bei Bedarf weiteren<br />

Service-Bestandteilen – und dafür eine Rate<br />

zahlen, die alles abdeckt“, sagt BDL-Geschäftsführer<br />

Fittler. Dabei können die Kunden nicht<br />

zuletzt das Know-how nutzen, das viele Leasinganbieter<br />

bei der Konzeption und dem Betrieb<br />

von Maschinen und digitalisierten Produktionsanlagen<br />

mittlerweile besitzen. Für<br />

viele Unternehmen ist das ein entscheidendes<br />

Kriterium.<br />

Dazu kommen die generellen Vorteile von<br />

Leasing. So schonen Unternehmen mit dieser<br />

Finanzierungsform ihre Liquidität. Statt mit<br />

einem Kauf Kapital zu binden, zahlen sie eine<br />

monatliche Rate, die sie als Betriebsausgabe<br />

von der Steuer absetzen.<br />

Zudem hat<br />

der Unternehmer<br />

Planungssicherheit<br />

über die Laufzeit<br />

des Vertrages.<br />

Außerdem muss<br />

der Leasinggegenstand<br />

nicht aktiviert<br />

werden,<br />

Markus Klintworth,<br />

VR Leasing Gruppe.<br />

wenn einige Regeln<br />

beachtet werden<br />

(siehe Kasten).<br />

„Auf diese Weise schont der Unternehmer seine<br />

Bilanz, was sich mit Blick auf bestehende<br />

Kredite und sein Rating als vorteilhaft erweisen<br />

kann“, erläutert Klintworth. Zudem erweitern<br />

Firmen so auch den Finanzierungsrahmen<br />

ihrer digitalen Investition.<br />

Achtung Finanzamt!<br />

MEHR SPIELRAUM<br />

„Die Leasinggesellschaften tun sich häufig in<br />

der Bewertung eines Assets im Zuge einer Finanzierung<br />

leichter als Banken, die bei der<br />

Bewertung von Sicherheiten starre Regeln haben<br />

und höhere Sicherheitsabschläge vornehmen<br />

müssen“, sagt Mathias Schöferle, Direktor<br />

Unternehmenskunden für die Region<br />

Ulm/Alb-Donau bei der Volksbank Ulm-Biberach.<br />

So können bei einer IT-Investition nicht<br />

nur die Hardware, sondern auch die Software<br />

und sogar die Schulungs- und Implementierungskosten<br />

per Leasing finanziert werden.<br />

„Daher haben auch Firmen mit etwas schlechterer<br />

Bonität mit Leasing mehr Möglichkeiten<br />

zu finanzieren“, weiß Schöferle. Auch, weil die<br />

Besicherung bei diesem Finanzierungsinstrument<br />

einfacher ist. Wichtig ist, dass das Leasingobjekt<br />

eine Drittverwendungsfähigkeit<br />

hat. Die schauen sich die Leasinggesellschaften<br />

sehr genau an, bevor sie das Geschäft abschließen.<br />

Doch die Grenzen für eine spätere<br />

Vermarktung sind vergleichsweise weit gesteckt.<br />

Auch sind die Bearbeitungszeiten bei<br />

einem Leasingantrag im Optimalfall kurz.<br />

„Genauso wie bei anderen Finanzierungsformen<br />

auch, können wir beim Leasing dank<br />

online-basierter, automatisierter Prozesse bei<br />

Finanzierungswünschen bis 200.000 Euro nahezu<br />

in Echtzeit eine Entscheidung treffen“,<br />

verspricht Klintworth. „Dafür gibt der Bankberater<br />

der Genossenschaftsbank vor Ort die<br />

Informationen zum Leasingobjekt in ein Online-Tool<br />

ein. In der Regel erhält er in nur wenigen<br />

Minuten eine Entscheidung, die er sei-<br />

Das Finanzamt schaut genau hin und fordert mitunter, den geleasten Gegenstand zu aktivieren.<br />

Damit der Fiskus mitspielt und die Leasingraten<br />

als Betriebsausgaben anerkennt,<br />

sollten das Umdeutungsrisiko beachtet<br />

werden. Das bedeutet, dass der<br />

geleaste Gegenstand auf Drängen des Finanzamtes<br />

vom Leasingnehmer aktiviert<br />

werden muss, obwohl er dies gegebenenfalls<br />

wegen der steuerlichen Konsequenzen<br />

gar nicht tun möchte. Hierbei gibt es<br />

im Wesentlichen zwei Fälle:<br />

Spezialleasing: Bei sehr speziellen<br />

Leasing-Objekten – beispielsweise eine<br />

auf das Unternehmen zugeschnittene IT-<br />

Landschaft – entscheidet das Finanzamt,<br />

dass das Objekt nur vom Leasingnehmer<br />

wirtschaftlich genutzt werden kann. In<br />

dem Fall wird von Spezialleasing gesprochen<br />

und das Leasingobjekt steuerlich<br />

dem Leasingnehmer zugerechnet, weil es<br />

keinen Drittmarkt gibt. Infolgedessen besteht<br />

für das Leasing-Unternehmen keine<br />

Chance auf einen Wiederverkauf.<br />

40-90-Regel: Die Grundmietzeit eines<br />

Leasing-Objektes muss in einem plausiblen<br />

Verhältnis zur Nutzungsdauer liegen:<br />

Beträgt die Grundmietzeit eines Objekts<br />

weniger als 40 Prozent oder mehr als 90<br />

Prozent der üblichen Nutzungsdauer,<br />

wird das Objekt dem Leasing-Nehmer als<br />

Eigentum zugeschrieben. <br />

LU<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[finanzieren]<br />

Mathias Schöferle, Volksbank<br />

Ulm-Biberach.<br />

nem Kunden noch<br />

im Gespräch mitteilen<br />

kann.“<br />

Allerdings hat Leasing<br />

auch Nachteile,<br />

auf die es beim<br />

Abschluss zu achten<br />

gilt. Unter Berücksichtigung<br />

aller<br />

Kosten ist diese<br />

Finanzierungsform<br />

häufig teurer<br />

als ein reiner Bankkredit.<br />

Dafür gewinnen Firmen Flexibilität.<br />

Ein genauer Blick in den Leasingvertrag ist<br />

wichtig: Mitunter müssen Leasingnehmer<br />

zahlen, bevor die Ware geliefert ist oder immer<br />

noch, nachdem sie wieder abgegeben<br />

wurde. Durch solche Klauseln halten manche<br />

Anbieter die Raten optisch niedrig. Fair sind<br />

Verträge, die eine Produktnutzung während<br />

der gesamten Vertragslaufzeit erlauben. Eine<br />

vorzeitige Rückgabemöglichkeit ist nicht vor-<br />

gesehen. Selbst die Schließung einer Betriebsstätte<br />

oder die Aufgabe eines Geschäftsbereichs<br />

entbinden den Leasingnehmer nicht<br />

von seinen vertraglichen Pflichten, es sei<br />

denn es sind Sonderkündigungen vereinbart.<br />

VERSTECKTE KOSTEN<br />

Ein Augenmerk gilt auch den Nebenkosten.<br />

Manche Gesellschaften verlangen einen Kostenersatz<br />

für die Bonitätsprüfung. Bis zu 150<br />

Euro sind üblich. Für Unternehmen lohnt es<br />

sich, diese Nebenkosten zu vergleichen. Zum<br />

Konditionenvergleich gehört<br />

auch, darauf zu achten,<br />

wann die Raten fällig<br />

sind.<br />

Firmen, die einen kündbaren<br />

Vertrag unterschreiben,<br />

sollte ndies gleich zum Abschluss<br />

pro forma zum Stichtag<br />

tun, an dem keine Abschlusszahlung<br />

oder Vorfälligkeitsentschädigung fällig<br />

ist. Sonst verlängern sich die Verträge automatisch.<br />

Zu guter Letzt gibt es immer wieder Streit um<br />

den Zustand des Leasinggutes bei der Rückgabe.<br />

Was „übliche Gebrauchsspuren“ und eine<br />

„nutzungstypischer Abnutzungszustand“ ist,<br />

müssen oft genug die Gerichte entscheiden.<br />

Auch hier gilt, dass sich eine optisch niedrige<br />

Rate schnell als Makulatur erweisen kann,<br />

wenn der Leasingnehmer am Ende noch einmal<br />

für die Wartung und Generalüberholung<br />

des Investitionsgutes zahlen muss. [!]<br />

<br />

THOMAS LUTHER<br />

„Unkompliziert<br />

und loyal“<br />

Gemeinsam wachsen<br />

Oliver Schmid, Geschäftsführer der BOSIG-Gruppe<br />

aus Gingen mit Roman Heilig, Firmenkundenbetreuer:<br />

„Bankgeschäfte sind Vertrauenssache. Hier machen wir<br />

keine Kompromisse. Daher sind wir bereits seit mehr<br />

als 10 Jahren Kunde der Volksbank Göppingen.“<br />

Partner des Mittelstandes<br />

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23


[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Raummodule reloaded<br />

Von wegen einfache Kiste. Lässt man sie machen, dann verwandelt die Firma Jakob Eberhardt aus Blaubeuren ihre<br />

Module in ansprechende Architektur oder schafft Kunden mit temporären Platzproblemen eine Lösung.<br />

Aus dem Kindergarten, der in der Halle<br />

von Eberhardt steht, wird in Bälde eine<br />

Mensa. Der Besucher staunt über die<br />

Metamorphose, doch für die Mitarbeiter in<br />

der Produktion der im Blaubeurer Ortsteil<br />

Asch ansässigen Familienfirma ist dies nichts<br />

Besonderes, sondern Alltag. Denn in ihrem<br />

Betrieb dreht sich fast alles um Raummodule<br />

– und damit um flexibles Bauen.<br />

Raummodule lassen sich in Gebäude fast aller<br />

Art verwandeln, in Kindergärten, Schulen,<br />

Wohnheime oder Verwaltungstrakte, in Nasszellen,<br />

Sanitär- oder Aufenthaltsbereiche oder<br />

Lounges. Bei Events kann man sie einsetzen,<br />

aber auch auf Baustellen oder als temporäre<br />

Büros verwenden. Ihren Einsatzzweck können<br />

sie ein paar Tage, aber auch Monate und<br />

Jahre erfüllen oder dauerhaft – so wie das<br />

Economy-Hotel, das Eberhardt jüngst in Ulm<br />

als Referenzprojekt entwickelt hat. Wegen der<br />

hochwertigen Fassadenverkleidung ist bei<br />

diesem von außen nicht mehr ablesbar, dass<br />

es in Baukasten-Form errichtet worden ist.<br />

VORTEIL ZEITERSPARNIS<br />

Aus Containern? Diese Frage löst beim Firmenchef<br />

Christian Eberhardt womöglich eine<br />

allergische Reaktion aus. Raummodule<br />

sind hochwertig, erfüllen alle möglichen Bestimmungen<br />

und können sich sogar in ästhetisch<br />

ernstzunehmende Architektur verwandeln,<br />

sofern dies der Bauherr wünscht. In<br />

gewöhnlicher Form lassen sie sich als normierte<br />

Stapelware einsetzen, im Erscheinungsbild<br />

Plattenbauten dann nicht unähnlich.<br />

Aber sie werden meist wieder abgebaut,<br />

mal früher, mal später.<br />

Großer Pluspunkt, so Eberhardt, ist der Zeitgewinn:<br />

„Bei einer bis zu hundertprozentigen<br />

Vorfertigung reduziert sich die Arbeit auf der<br />

Baustelle auf ein Minimum.“ Die Module werden<br />

per Tieflader nacheinander angeliefert,<br />

verschraubt, und das war’s dann auch schon<br />

fast. Denn Produktion oder Umrüstung erfordern<br />

einen gewissen Vorlauf, der von der Auftragslage<br />

abhängig ist.<br />

Der tragende Stahlrahmen wird in der eigenen<br />

Schweißerei produziert. Die Wände bestehen<br />

aus Sandwitch-Paneelen. Es gibt sie im<br />

Standard-Maß 6 mal 3 mal 2,75 Meter oder in<br />

individueller Größe. Optik und Ausstattung<br />

werden flexibel nach den Kundenwünschen<br />

ausgerichtet, je nachdem was sich Unternehmen<br />

und Kommunen vorstellen.<br />

Diese können kaufen, leasen oder mieten. Der<br />

Kauf-Anteil betrage etwa 60 Prozent. Miet-<br />

In Asch werden die Raummodule fertig montiert.<br />

<br />

Fotos: Marc Hörger/Matthias Kessler<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

Firmenchef Christian<br />

Eberhardt.<br />

Module sind meistens<br />

zwischen 18<br />

und 36 Monaten<br />

im Einsatz, so der<br />

Firmenchef. Dann<br />

werden sie abgebaut,<br />

umgerüstet<br />

und bei einem<br />

neuen Kunden<br />

aufgestellt. 2500<br />

solcher Module<br />

sind derzeit bei<br />

den Kunden montiert.<br />

Die Nachfrage sei bisher immer so groß<br />

gewesen, dass sich stets zeitnah eine passende<br />

Nachnutzung ergab. „Wir mussten noch nie<br />

ein Raummodul verschrotten“, sagt Eberhardt.<br />

Das schone Ressourcen. Die Auslieferungen<br />

erfolgen in einem Radius von 400 Kilometern.<br />

Bei weiteren Strecken würden die<br />

Transportkosten zu stark zu Buche schlagen.<br />

Vereinzelt fänden Raummodule aber dennoch<br />

einen Weg sogar bis nach Übersee.<br />

Das Familien<strong>unternehmen</strong> wächst beständig<br />

und kam zuletzt auf jährliche Zuwachsraten<br />

von 10 bis 15 Prozent. Im vergangenen Jahr<br />

erwirtschafteten 70 Mitarbeiter einen Umsatz<br />

von 13 Millionen Euro.<br />

ERWEITERUNG GEPLANT<br />

Es sind die Früchte eine klaren Fokussierung,<br />

die der geschäftsführende Inhaber nun ernten<br />

kann. Seit 1990 in dieser Funktion, entwickelt<br />

Christian Eberhardt, Enkel des Gründers, den<br />

Ansatz des „Container-Gebäudes“ in Modulbauweise<br />

konsequent weiter. Vater Karl hatte<br />

1980 die Grundlage dafür gelegt mit der Einführung<br />

des „Euro-Container“.<br />

Nach dem Umbau der Firmenhallen im Jahr<br />

2015 plant Eberhardt, den Verwaltungstrakt<br />

zu erweitern, selbstredend gemäß dem Modulkonzept.<br />

Übrigens hatte auch der jetzige<br />

Trakt ein Vorleben. Er diente lange Jahre in<br />

Frankfurt als Bankgebäude, bevor er umgerüstet<br />

in Asch zum Einsatz kam: Raummodul reloaded.<br />

[!] <br />

THOMAS VOGEL<br />

Als Zimmerei auf<br />

der Alb gestartet<br />

Die Jakob Eberhardt GmbH & Co KG<br />

wurde von ihrem Namensgeber 1932 in<br />

Weidenstetten auf der Schwäbischen<br />

Alb als Zimmerei gegründet. 1937 erfolgt<br />

der Umzug an die Blaubeurer<br />

Straße in Ulm. Der Gründer kehrt aus<br />

dem Krieg nicht zurück. Die Familie<br />

baute bis 1948 den zerstörten Betrieb<br />

wieder auf. Ihr Chef wird Eberhardts<br />

Sohn, der erst 20-jährige Karl, der ein<br />

findiger Entwickler ist. 1960 bringt er<br />

im Zuge der anrollenden „Reisewelle“<br />

Campinganhänger“ auf den Markt.<br />

1963 steigt er in den Bau von Baustellenwagen<br />

ein, die bis heute ein Nebenprodukt<br />

darstellen. Daraus werden bis<br />

1980 die Euro-Container mit vorgefertigten<br />

Wand-, Boden- und Dachelementen<br />

entwickelt, welche die Grundlage<br />

des Raummoduls und damit des<br />

heutigen Geschäftserfolgs sind. THV<br />

„Zuverlässig<br />

und engagiert“<br />

Anzeige<br />

Voba GP II<br />

Gemeinsam wachsen<br />

Gerd Wiedmann mit Sven und Marc Gassenmayer,<br />

Geschäftsführer der Firma KURIS Spezialmaschinen<br />

GmbH in Reichenbach i.T. mit Gerhard Spaun,<br />

Firmenkundenbetreuer:<br />

„Verlässlichkeit und Regionalität sind uns wichtig. Daher<br />

sind wir auch als internationaler Anbieter von Lege- und<br />

Zuschneidetechnologie Kunde der Volksbank Göppingen.<br />

Und das schon seit 2005.“<br />

Partner des Mittelstandes<br />

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www.volksbank-goeppingen.de<br />

25


[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die kriegen alles klein<br />

Ob in Europa oder Australien: Geht es um die Arbeit in Steinbrüchen, den Abriss von Gebäuden und das Recyceln von<br />

Materialien sind die Kolosse der Kleemann GmbH aus Göppingen gefragt. Das Unternehmen wächst rasant.<br />

Dass der Name Kleemann einmal für Maschinen<br />

stehen würde, die mühelos<br />

Gestein zerkleinern, sortieren und formen,<br />

hätte Gründer Ferdinand Kleemann sicher<br />

nicht zu träumen gewagt. 1857 eröffnete<br />

der Schwabe eine Feilenhauerei in Stuttgart-<br />

Obertürkheim. Schnell mauserte sich das Unternehmen<br />

zum ersten Industriebetrieb der<br />

Gegend und eroberte mit Futterschneidmaschinen,<br />

Landwirtschaftsgeräten oder Kreissägen<br />

neue Geschäftsfelder.<br />

Mithilfe dieses Innovations- und Erfindergeistes<br />

trotzt das Unternehmen jeder Krise. Heute,<br />

160 Jahren später, stellt Kleemann mobile<br />

Sieb- und Brechanlagen im Premiumsegment<br />

her. Die tonnenschweren Maschinenkolosse<br />

finden ihre Einsatzgebiete quer über den Erdball<br />

verstreut. Trotzdem – und gerade deswegen<br />

– bleibt das Traditions<strong>unternehmen</strong> seiner<br />

schwäbischen Heimat treu.<br />

MITTEN IM MECHATRONIK-PARK<br />

„Unsere Mitarbeiter sind unser größtes Kapital“,<br />

betont Rüdiger Kaub, der seit Januar 2016<br />

die Geschäfte leitet.<br />

Aktuell beschäftigt<br />

das mittelständische<br />

Unternehmen 500<br />

Mitarbeiter. Viele<br />

der langjährig Angestellten<br />

haben<br />

bereits ihre Ausbildung<br />

bei dem Zerkleinerungsspezialisten<br />

absolviert.<br />

Als die bisherige<br />

Werksfläche in<br />

Geschäftsführer<br />

Rüdiger Kaub.<br />

Göppingen-Faurndau 2007 nicht mehr ausreicht,<br />

fällt die Entscheidung den Standort<br />

Göppingen zu halten, leicht. Kleemann zieht<br />

2010 in den Stauferpark. Das im Osten der<br />

Kleemann wird in naher Zukunft sein Werksgelände<br />

im Göppinger Stauferpark erweitern.<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

Im Göppinger Stauferpark entstehen die Brecher, die großes Gestein in kleine Kiesel verwandeln.<br />

Stadt gelegene Gewerbegebiet beherbergt 100<br />

Unternehmen und hat sich das Profil eines<br />

„Mechatronikparks“ verpasst. Hier sitzt auch<br />

das Landesnetzwerk Mechatronik Baden-<br />

Württemberg.<br />

In enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung,<br />

die sich ebenfalls für Göppingens<br />

neusten Stadtteil entschieden hat, fördert die<br />

von der Stadt ausgegründete Businesspark<br />

Göppingen GmbH gezielt die Ansiedlung von<br />

Elektronik, Mechanik und IT. Vor allem aber<br />

bietet der Stauferpark den Technologiespezialisten<br />

Platz. Auf mehr als 20 Hektar hat Kleemann<br />

50 Millionen Euro in die Erweiterung<br />

der modernen Fertigungshallen, Produktionsanlagen<br />

und Bürogebäude investiert. Weitere<br />

Büroflächen und Schulungsbereiche sollen<br />

bis 2020 folgen. Ebenso wie ein eigenes Entwicklungszentrum<br />

für den Prototypenbau.<br />

Der Hintergrund: Kleemann verzeichnet jährliche<br />

Wachstumsraten von bis zu zehn Prozent.<br />

Ein Ende der Erfolgswelle ist nicht in<br />

Sicht. Im Gegenteil. Der Bedarf für Steinbrecher<br />

und Siebe wird laut Kaub weiter zunehmen.<br />

Nicht nur in Steinbrüchen und Kieswerken<br />

kommen die Schwergewichte zum<br />

Einsatz. „Ein großer Teil unserer Maschinen<br />

recycelt“, so Kaub. Wird in der Stuttgarter Innenstadt<br />

ein Gebäude abgerissen, zerkleinern<br />

sogenannte Prallbrecher den Bauschutt, sortieren<br />

die Materialien und bereiten diese für<br />

ein zweites Leben auf. Straßenasphalt kann<br />

beispielsweise zu drei Vierteln aus Recycling-<br />

„Regional und<br />

partnerschaftlich“<br />

Gemeinsam wachsen<br />

Marianne und Gerhard Priel, Geschäftsführer<br />

der Firma Schlagwerk GmbH in Gingen<br />

mit Rupert Ströbele, Firmenkundenbetreuer:<br />

„Auch wenn wir europaweiter Marktführer für<br />

innovative Percussioninstrumente sind, setzen wir<br />

zu 100 % auf unseren Standort Gingen an der Fils.<br />

Selbstverständlich ist auch unsere Hausbank regional.<br />

Und das bereits seit 1993.“<br />

Partner des Mittelstandes<br />

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27


[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Läuft die Lizenz zum Abbau in Steinbrüchen ab, werden die Kleemann-Kolosse zum nächsten Standort transportiert.<br />

material bestehen. Kleemann setzt auf mobile<br />

Brechtechnik. Kaub: „Läuft etwa die Abbaulizenz<br />

für den Steinbruch ab, können mobile<br />

Anlagen zum nächsten Auftrag transportiert<br />

werden.“ Vorteile, die sich mehr und mehr<br />

durchsetzen. Selbst in traditionell stationären<br />

Märkten wie China und Spanien.<br />

400 TONNEN SCHWER<br />

32 verschiedene Maschinentypen gehören<br />

zum Sortiment. 2016 sind nach Kaubs Worten<br />

580 Brecher vom Band gegangen. Deren Preise<br />

fangen bei 150.000 Euro an und steigen je<br />

nach Größe und Funktion auf bis zu 4,5 Millionen<br />

Euro. Spitzenreiter ist die 30 Meter lange<br />

und zehn Meter hohe Brechanlage Mobicat<br />

MC 160 PRR, die mit 400 Tonnen Eigengewicht<br />

ein echter Koloss ist.<br />

Das sind Ausmaße, die hin und wieder zu<br />

Komplikationen führen. „Einmal sollten wir<br />

eine ähnlich große Anlage auf eine kleine Insel<br />

in den Philippinen liefern“, erinnert sich<br />

Altgeschäftsführer Gerhard Schumacher. Das<br />

Problem: Schiffe, die groß genug waren, um<br />

den Technikgiganten zu transportieren,<br />

konnten am Zielort nicht anlegen. „Also haben<br />

wir die Anlage stückchenweise zum Kunden<br />

gebracht – Transportfahrzeuge und Aufbaumannschaft<br />

inklusive“, erzählt der<br />

Ingenieur, der sich heute um die Unternehmensentwicklung<br />

kümmert.<br />

Wo Kleemann in Zukunft stehen soll, weiß<br />

die Geschäftsführung genau: Ganz oben. „Wir<br />

wollen Weltmarktführer werden“, sagt Kaub.<br />

Um den aktuellen Marktanteil von zehn Prozent<br />

auszubauen und an Konkurrenten wie<br />

Terex (USA) oder Metso (Finnland) vorbeizuziehen,<br />

seien Kosteneffizienz und Service die<br />

größten Stellschrauben. „Am Standort<br />

Deutschland sind Löhne und Gehälter teuer“,<br />

sagt Schumacher, „deshalb müssen wir an anderen<br />

Stellen – insbesondere in der Logistik –<br />

effizienter arbeiten als die Konkurrenz.“ Serienfertigung<br />

heißt das Zauberwort. Durch<br />

mehr Volumen und sinkende Einkaufspreise<br />

bleibe Kleemann wettbewerbsfähig.<br />

Zusätzlich arbeitet die Firma am internen<br />

Wissenstransfer. „Ziel muss sein, dass jeder<br />

Mitarbeiter unserer 55 internationalen Vertriebsniederlassungen<br />

und Händler die Maschinen<br />

in- und auswendig kennt“, sagt Kaub.<br />

Aufgrund der massiv einwirkenden Kräfte<br />

müssen die Maschinen regelmäßig gewartet<br />

und Verschleißteile getauscht werden. „Funktioniert<br />

das schnell und unkompliziert – egal<br />

ob in Indien oder in Australien – ist das ein<br />

eindeutiger Vorteil gegenüber anderen Herstellern.“<br />

[!]<br />

RONJA GYSIN<br />

300 neue Stellen<br />

bis zum Jahr 2020<br />

Die Kleemann GmbH wurde im Jahr<br />

1857 in Stuttgart-Obertürkheim gegründet.<br />

Die ersten mobilen Brechanlagen<br />

– die Basis für das heutige Geschäftsmodell<br />

- produzierten die<br />

Schwaben in den 1920er Jahren. Am<br />

Standort Göppingen beschäftigt Kleemann<br />

aktuell 500 Mitarbeiter. Bis<br />

2020 sollen es 800 Angestellte sein.<br />

2016 erwirtschaftete der Maschinenbauer<br />

einen Umsatz von 222 Millionen<br />

Euro Jahresumsatz. Dabei können<br />

Kunden die Sieb- und Brechanlagen<br />

kaufen oder auch für einen befristeten<br />

Zeitraum mieten.<br />

Seit zehn Jahren gehört Kleemann zur<br />

Wirtgen-Group, einem international tätigen<br />

Unternehmensverbund der Baumaschinenindustrie<br />

(Windhagen/<br />

Rheinland Pfalz) . Das Netzwerk besteht<br />

aus den Marken Wirtgen, Vögele,<br />

Hamm, Kleemann und Benninghoven<br />

mit ihren Stammwerken in Deutschland<br />

sowie lokalen Produktionsstätten<br />

in Brasilien, Indien und China. 55 gemeinsame<br />

Vertriebs- und Serviceniederlassungen<br />

ermöglichen weltweite<br />

Kundenbetreuung und Support. GYS<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[aus den hochschulen]<br />

Experten seltener<br />

Erkrankungen<br />

auf der Spur<br />

Experten zu seltenen Erkrankungen<br />

sind rar und schwer<br />

auffindbar. Anlaufstellen oder<br />

Verzeichnisse fehlen. Andreas<br />

Pflugrad, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Informatik<br />

der Hochschule Ulm,<br />

hat eine Software entwickelt,<br />

die diesen Missstand behebt.<br />

Das System analysiert automatisch<br />

internationale Fachartikel<br />

und filtert Schwerpunkte und<br />

Institutszugehörigkeit der Autoren<br />

heraus. Bisher finden Ärzte<br />

Experten zu mehr als 4200<br />

seltenen Leiden. Künftig sollen<br />

auch Patienten das Verzeichnis<br />

nutzen können.<br />

Angebot der<br />

DHBW an<br />

Unternehmen<br />

Wirtschaft, Technik, Sozialwesen,<br />

Informatik oder Gesundheit<br />

– die DHBW Heidenheim<br />

bietet einen großen Pool an Experten.<br />

Um diese mit ihren<br />

Kompetenzen, Projekten und<br />

Schwerpunkten vorzustellen,<br />

erscheint nun das Magazin<br />

„DHBW Heidenheim: Regionale<br />

Kompetenz in Theorie und Praxis“.<br />

„Damit wollen wir Unternehmen<br />

darin bestärken, bei<br />

Fragestellungen oder Forschungsinteressen<br />

mit uns in<br />

Kontakt zu treten“, sagt Prof. Dr.<br />

Andreas Mahr, Prorektor Forschung.<br />

Online-Ausgabe: dhbwheidenheim.de/kompetenz.<br />

Fachwerkstruktur<br />

aus dem<br />

3D-Drucker<br />

18 Monate Arbeit haben sich<br />

gelohnt: Einem Studententeam<br />

der Hochschule Ravensburg-<br />

Weingarten ist es gelungen, ultraleichte<br />

Fachwerk strukturen<br />

Foto: © zinkevych / Fotolia.com<br />

Kaufprämien nicht bekannt<br />

Seit Sommer 2016 subventioniert der Bund Elektrofahrzeuge<br />

mit einer Kaufprämie. Doch kaum einer weiß das. Das ist das<br />

Ergebnis einer Studie von Valerie Bernhard, Energiewirtschaft-<br />

Studentin an der HS Biberach. Der Großteil der 216 Befragten<br />

(17 bis 72 Jahre) hörte zum ersten Mal von dem Angebot. Das<br />

sei zwar ein Anreiz. wesentlich für die Kaufentscheidung seien<br />

aber größere Reichweiten und komfortables Aufladen.<br />

per 3D-Drucker herzustellen.<br />

Das Verfahren könnte die Industrie<br />

revolutionieren. „Wir<br />

können Kunststoffstrukturen<br />

ausdrucken, die bei gleichem<br />

Gewicht eine um den Faktor 20<br />

höhere Steifigkeit aufweisen als<br />

konventionelle Kunststoffe“, erklärt<br />

Martin Eichenhofer, der<br />

die dreiköpfige Projektgruppe<br />

leitet. Im Inneren des Druckkopfes<br />

verschmelzen dabei innerhalb<br />

weniger Sekunden<br />

Thermoplast- mit Carbonfasern.<br />

So entsteht nach dem Erstarren<br />

ein hochsteifer Fachwerkstab.<br />

Davon könnten die<br />

Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

und die Autoindustrie profitieren.<br />

Setzt sich das Verfahren<br />

durch, können Anwender Materialkosten<br />

senken und Prozesse<br />

beschleunigen.<br />

Umweltwissen<br />

per Augmented<br />

Reality<br />

Naturerlebnisse kombiniert mit<br />

3D-Animationen sollen die Umweltbildung<br />

an der Iller fördern.<br />

In Kooperation mit den<br />

Bayerischen Elektrizitätswerken<br />

arbeitet ein Team der HS<br />

Kempten an interaktiven Plakaten<br />

für die Aussichtsplattform<br />

Legau. „Riesige Touchdisplays<br />

könnten Ausflügler künftig<br />

über Renaturierung oder Wasserkraft<br />

informieren“, sagt Forschungsleiter<br />

Prof. Dr. Klaus Ulhaas.<br />

Per Fingerdruck sollen<br />

virtuelle Elemente – etwa 3Danimierte<br />

Fische – das reale Bild<br />

ergänzen. In drei Jahren will das<br />

Team einsatzfähige Lösungen<br />

präsentieren.<br />

Eltern können<br />

Kinder<br />

mitbringen<br />

Familie gehört dazu. Deshalb<br />

gibt es an der HS Ravensburg-<br />

Weingarten seit dem Sommersemester<br />

einen Eltern-Kind-Arbeitsplatz.<br />

„Fällt die Betreuung<br />

aus, können Beschäftigte und<br />

Studierende trotzdem an die<br />

Hochschule kommen: Sie bringen<br />

ihre Kinder einfach mit“, so<br />

Hochschul-Kanzler Henning<br />

Rudewig. Neben einem PC-Arbeitsplatz<br />

sorgen Wickeltisch,<br />

Spielsachen und Krabbelteppich<br />

dafür, dass sich Kids und<br />

Erwachsene wohlfühlen.<br />

Olaf Jacob<br />

Vizepräsident<br />

der HNU<br />

Mehr als 15 Jahre lang war er<br />

Dekan der Fakultät Informationsmanagement.<br />

Jetzt wählte<br />

der Hochschulrat Professor Dr.<br />

Olaf Jacob zum Vizepräsidenten<br />

der Hochschule<br />

Neu-<br />

Ulm (HNU).<br />

Damit bildet<br />

der promovierte<br />

Betriebswirt<br />

für die kommenden<br />

zwei Jahre<br />

mit HNU-<br />

Präsidentin<br />

Mit großer Mehrheit<br />

gewählt:<br />

Olaf Jacob.<br />

Prof. Dr. Uta M. Feser, Vizepräsidentin<br />

Prof. Dr. Julia Kormann<br />

und Kanzler Marcus Dingel das<br />

Leitungsgremium. Jacob lehrt<br />

seit der Gründung im Jahr 1994<br />

an der Hochschule.[!] GYS<br />

29


Fensterelemente sind heute häufig größer als früher. Das ist in der Fertigung, vor allem aber in der Montage eine Herausforderung. <br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Handwerker mit sicherem Durchblick<br />

Der deutsche Fenstermarkt ist hart umkämpft, die Anforderungen wachsen. Das Familien<strong>unternehmen</strong> Kupil hat in den<br />

vergangenen Jahren sein Profil geschärft und ist – auch dank moderner IT-Struktur – erfolgreich.<br />

Das Thema Sicherheit beschäftigt viele<br />

Hausbesitzer und besorgt sie. Zwischen<br />

2007 und 2015 hatte sich die Zahl der<br />

Einbrüche in Baden-Württemberg auf 13.500<br />

pro Jahr mehr als verdoppelt. Häufig reichen<br />

Einbrechern einfache Mittel wie ein stabiler<br />

Schraubenzieher, um in Sekundenschnelle<br />

Fenster aufzuhebeln. 2016 sank zwar die Zahl<br />

der Wohnungseinbrüche um zehn Prozent<br />

auf rund 11.100, die der Einbruchsversuche in<br />

der gleichen Größenordnung auf rund 4890.<br />

Die Sensibilisierung der Bevölkerung sei dennoch<br />

deutlich gestiegen, sagt Patrick Philip<br />

Hilker, der mit seinen Brüdern Christoph und<br />

Johannes den Ehinger Fenster- und Haustürenhersteller<br />

Kupil führt. „Die meisten Besucher<br />

unserer Ausstellung haben sich vorab<br />

über Einbruchschutz informiert und werden<br />

durch unsere geschulten Verkaufsberater auf<br />

die Möglichkeit einzusetzender Widerstandsklassen<br />

beraten“, erzählt Hilker.<br />

KONKURRENZ AUS DEM OSTEN<br />

Angesichts des höheren Sicherheitsbedürfnisses,<br />

des Baubooms und des riesigen Sanierungspotenzials<br />

könnte man fast meinen, die<br />

Bedingungen für Fensterbauer seien ideal. Es<br />

gibt bundesweit ein Sanierungspotenzial von<br />

mehr als 300 Millionen Fenstereinheiten. Das<br />

ist etwas mehr als die Hälfte des Fensterbestandes<br />

in Deutschland. Doch zum einen beträgt<br />

die Sanierungsquote nach Angaben des<br />

Fensterverbandes pro Jahr weniger als ein Prozent.<br />

Zum anderen haben die deutschen Fensterbauer<br />

beinharte Konkurrenz. In Osteuropa<br />

gibt es etliche Unternehmen, die mit EU-Fördermitteln<br />

riesige Produktionskapazitäten<br />

aufgebaut haben und an deutsche Händler<br />

und Montagebetriebe liefern. „Das schüttelt<br />

den Markt ganz schön durcheinander. Der<br />

Preisdruck ist eine Riesen-Herausforderung“,<br />

sagt Hilker.<br />

Das Ehinger Unternehmen, das am Stammsitz<br />

produziert, setzt daher auf Regionalität, Rundum-Sorglos-Pakete<br />

für die Kunden, Service<br />

und Vertrauen. Letzteres ist laut Hilker besonders<br />

bei Privatkunden wichtig, weil die Monteure<br />

bei der Fenstersanierung beispielsweise<br />

30


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

in die Schafzimmer kommen. „Viele Kunden<br />

Kunden wollen die Sicherheit, dass auch jemand<br />

kommt, wenn Fenster eingestellt oder<br />

die Elemente gewartet werden müssen. Da<br />

haben wir den Vorteil, dass wir einen eigenen<br />

Kundendienst haben“, sagt Hilker.<br />

Seit 40 Jahren in der Hand der Familie Hilker<br />

Jochen Hilker hat im Jahr 1977 das damals<br />

insolvente Unternehmen Kupil<br />

übernommen. Heute beschäftigt der<br />

Ehinger Fenster- und Haustürbauer rund<br />

100 Mitarbeiter, jeweils etwa ein Drittel in<br />

Verwaltung, Produktion und Montage und<br />

verfügt über Niederlassungen in Ravensburg<br />

und Stuttgart.<br />

Heute leiten seine Söhne Christoph, Patrick<br />

Philip (Vertrieb, Marketing) und Johannes<br />

(Metallbau, Fassade, Haustüren)<br />

das Unternehmen. AMB<br />

HAUSTÜR MIT FINGERSCAN<br />

Die Bandbreite der Aufträge reicht vom Toilettenfenster<br />

über die Haustür mit Finger-Scan<br />

bis hin zu Großprojekten. Rund 30 Prozent des<br />

Umsatzes erzielt der Mittelständler mit Projekten,<br />

deren Auftragssumme zwischen<br />

50.000 und 200.000 Euro liegen. Dabei ist der<br />

Preis nur einer von mehreren Faktoren. „Bauträger<br />

legen Wert auf eine gute Logistik und<br />

Termintreue auf den Baustellen. Schiebtüren,<br />

die bis zu 200 Kilo wiegen, werden mit Raupenfahrzeugen<br />

oder Kränen eingesetzt.“<br />

Das wirft auch ein Schlaglicht auf eine andere<br />

Veränderung im Fenstermarkt: „Architekten<br />

planen sowohl im Neu- als auch im Altbau<br />

heutzutage mit größeren Fenstern, weil die<br />

Isolierwerte deutlich höher sind als früher“,<br />

erläutert Hilker.<br />

Ohnehin habe die Komplexität des Produktes<br />

„Fenster“ enorm zugenommen: die Anforderungen<br />

an Wärme-, Schall und Brandschutz,<br />

Sicherheit, Beschattung, Absturzsicherung<br />

und intelligente Steuerungen seien hoch.<br />

„Wir haben uns zu einem Komplett-Lösungsanbieter<br />

entwickelt“, sagt Hilker. Mittlerweile<br />

laute die Anforderung: „Die Öffnungen in der<br />

Wand müssen nach den Bedürfnissen des Bauherren<br />

geschlossen werden.“<br />

Damit wachsen aber auch die Anforderungen<br />

an die Mitarbeiter – vom Verkäufer über den<br />

Techniker bis hin zum Monteur. Um Nachwuchs<br />

zu gewinnen, setzt Kupil unter anderem<br />

auf Schulpartnerschaften und Führungen<br />

von Schulklassen durchs Unternehmen.<br />

„Wir gehen auch auf Hochschulen zu, bieten<br />

duale Studienplätze (Informatik) in Zusammenarbeit<br />

mit der DHBW Heidenheim sowie<br />

Ausbildungsplätze für Glaser/Fensterbauer<br />

an“, sagt Hilker.<br />

EIGENE SOFTWARE ENTWICKELT<br />

Und wozu bildet ein Fenster- und Haustürbauer<br />

Informatik-Bachelors aus? Das Ehinger Unternehmen<br />

hat in den vergangenen Jahren eine<br />

eigene IT-Abteilung aufgebaut. „Wir haben<br />

bestimmte Anwendungen, die müssen in den<br />

Niederlassungen und auf den Baustellen verfügbar<br />

sein“, erklärt Hilker. Falls es auf der<br />

Baustelle Fragen gibt, schickt der Monteur per<br />

Smartphone Daten an den Techniker in der<br />

Zentrale, um das Problem schnell zu lösen.<br />

„Wir haben viel in IT und unsere Serverlandschaft<br />

investiert und eine Software für uns<br />

Vertriebschef Patrick Philip Hilker.<br />

entwickelt“, sagt Hilker. Etliche selbst gestrickte<br />

Lösungen seien durch standardisierte<br />

Prozesse ersetzt worden.<br />

Auch in Sachen Unternehmenssteuerung<br />

hilft die IT: „Vor zehn Jahren wusste man am<br />

Monatsende, was man für Rechnungen geschrieben<br />

hat. Unser Ziel heute ist es, täglich<br />

zu wissen, wo das Unternehmen steht“, berichtet<br />

Hilker: Welche Angebote sind offen?<br />

Wie war in der Vergangenheit zum gleichen<br />

Zeitpunkt die Zahl der Aufträge, wie hoch die<br />

Abschlusswahrscheinlichkeit, wie gut der Deckungsbeitrag?<br />

All diese Daten haben Hilker<br />

und seine Brüder auf einem so genannten<br />

Dashboard verfügbar, um den Durchblick zu<br />

behalten.<br />

„Die Zeiten“, so Hilker, „sind schnelllebiger<br />

geworden, die Reaktionszeiten deutlich kürzer.<br />

Da braucht man auch als Handwerksbetrieb<br />

geeignete digitale Werkzeuge, um eine<br />

fundierte Grundlage für Entscheidungen zu<br />

haben“. [!] <br />

ALEXANDER BÖGELEIN<br />

31


Starker Standort, schöne Industrie-Architektur: der Ulmer Norden. Die Bilder zeigen (von li.) die Kathrein-Niederlassung (Antennen und Satellitentechnik),<br />

Konjunktur aus der Kiste<br />

Vor 20 Jahren ließen sich die ersten Betriebe zaghaft im Gewerbegebiet Ulm-Nord nieder. Mittlerweile sind es bereits<br />

mehr als 70 Unternehmen mit 3000 Arbeitsplätzen. Die Grundstücke sind begehrt – auch wegen der guten Infrastruktur.<br />

Zu Beginn dominierte hier die Farbe<br />

Gelb. Denn in diesem Ton sind die Lkw<br />

und Arbeitsbühnen der Firma Schirmer<br />

gehalten, die sich als erstes Unternehmen<br />

im Gewerbegebiet Ulm-Nord niedergelassen<br />

hat. Das war vor genau 20 Jahren. „In den Anfangszeiten<br />

führte noch ein landwirtschaftlicher<br />

Weg durch unser Grundstück“, erinnert<br />

sich Geschäftsführer Heinz Schirmer, der<br />

1997 im süd-westlichen Teil des Gebietes ganz<br />

bescheiden mit einer Halle und einem kleinen<br />

Containerbüro anfing. Heute ist die damals<br />

aus drei Mitarbeitern bestehende Firma<br />

auf 20 Beschäftigte gewachsen. Der Miet-<br />

Fuhrpark für Hub-Arbeitsbühnen, Teleskopstapler<br />

und Minikräne umfasst aktuell mehr<br />

als 200 Maschinen.<br />

Das ist gut und<br />

auch schlecht,<br />

denn längst fehlt<br />

es der Firma auf ihrem<br />

Grundstück<br />

an dringend benötigtem<br />

zusätzlichen<br />

Raum.<br />

Das vor zwei Jahrzehnten<br />

neu geschaffenen<br />

Gewer-<br />

Liegenschaftsamt Ulm.<br />

Ulrich Soldner leitet das<br />

begebiet wächst<br />

und wächst noch heute. Das Gelände zwischen<br />

der B10 und der A8 hatte die Stadt Ulm schon<br />

lange Zeit vor der Erschließung ins Auge gefasst.<br />

„Mitte der 90er-Jahre benötigten wir dringend<br />

neue Gewerbeflächen, jedoch konnten<br />

wir den dazugehörigen Bebauungsplan erst<br />

erstellen, als wir alle Grundstücke erworben<br />

hatten. Dieser Prozess zog sich jedoch in die<br />

Länge“, sagt Ulrich Soldner, Abteilungsleiter<br />

des Ulmer Liegenschaftsamtes und Geschäftsführer<br />

des Stadtentwicklungsverbands Ulm/<br />

Neu-Ulm.<br />

CHANCE FÜR KLEINE FIRMEN<br />

1995 war es endlich soweit und das 31 Hektar<br />

große Gebiet konnte erschlossen werden.<br />

Heute findet man hier einen bunten Branchenmix<br />

aus produzierendem Gewerbe,<br />

Großhandel, Handwerk und Dienstleistungs-<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[spezial]<br />

Schirm Göbel (oben), Mayser (Sicherheitstechnik), den Containerbahnhof, Mayser, Spedition Schlumberger und Bäckerei Staib. <br />

Fotos: Volkmar Könneke<br />

firmen. „Wir haben uns von Anfang an bei der<br />

Auswahl der Unternehmensrichtungen bewusst<br />

kein Korsett angelegt. In Ulm-Nord<br />

durften alle ansiedeln, außer Industriebetriebe“,<br />

erläutert Soldner. Um Firmen, die weniger<br />

Flächenbedarf hatten oder nur anmieten<br />

wollten, gerecht zu werden, wurde zudem der<br />

kleingliedrig erschlossene Gewerbepark Lerchenhof<br />

bei Jungingen ausgewiesen.<br />

Anfangs war die Nachfrage verhalten, doch<br />

das änderte sich. Im Jahr 2005 wurde der Containerbahnhof<br />

von Neu-Ulm in den Ulmer<br />

Norden verlagert. Das war die Basis für eine<br />

rasante Wachstumsgeschichte. Im vergangenen<br />

Geschäftsjahr setzte das Terminal der<br />

Bahntochter Deutsche Umschlaggesellschaft<br />

Schiene-Straße (DUSS) bereits über 100.000<br />

Einheiten um.<br />

125 EURO PRO QUADRATMETER<br />

Mit dem Containerbahnhof wurden benachbarten<br />

Gewerbegrundstücke mit einem<br />

Schlag noch begehrter. Ulrich Soldner: „Im<br />

Zuge der Verlagerung des DUSS-Betriebes in<br />

den Ulmer Norden haben sich neben den klassischen<br />

Gewerbebetrieben auch Logistiker<br />

und deren Dienstleister mit einem größeren<br />

Flächenbedarf angesiedelt.“ Um der nun gesteigerten<br />

Nachfrage nach Grundstücken, vor<br />

allem aber auch Logistikflächen, gerecht zu<br />

werden, wurde das Gewerbegebiet um weitere<br />

Flächen ergänzt.<br />

Heute spricht man schon lange nicht mehr<br />

IPAF zertifiziertes<br />

Schulungszentrum<br />

Im Lehrer Feld 11<br />

89081 Ulm<br />

Tel +49 | 1802 | 966 39 0<br />

www.schirmer-hub.de<br />

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33


[spezial] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

wie das Gewerbegebiet Himmelweiler auf<br />

Dornstadter Gemarkung. Die Grundstückspreise<br />

liegen zwischen 100 und 125 Euro pro<br />

Quadratmeter, inklusive Erschließungs- und<br />

Entwässerungsbeträge. In Ulm-Nord haben<br />

sich zwischen 1997 und 2014 mehr als 70 Unternehmen<br />

angesiedelt, die dort rund 3000<br />

Arbeitsplätze bieten. Zwischenzeitlich sind<br />

sämtliche sofort verfügbaren Flächen auf Ulmer<br />

Gemarkung verkauft beziehungsweise<br />

vergeben.<br />

Firmen, die sich langfristig für eine Fläche interessieren,<br />

wenden sich an den Stadtentwicklungsverband<br />

Ulm/Neu-Ulm, der gemeinsam<br />

mit Dornstadt dafür sorgt, dass man es als Unternehmen<br />

bei Grundstücksfragen von Anfang<br />

an mit nur einem Ansprechpartner zu<br />

tun hat. „Es gibt kein Konkurrenzdenken zwischen<br />

den Städten, die bei der Abwicklung als<br />

gemeinschaftlicher Partner auftreten. Für die<br />

Betriebe, die Flächen suchen, ist dies ein großer<br />

Vorteil“, erläutert Ulrich Soldner, der auf<br />

dieses einzigartige Verfahren stolz ist: „Ich<br />

kenne in Deutschland kein ähnliches Beispiel,<br />

wo nach diesem Muster verfahren wird.“<br />

Das Luftbild führt vor Augen, warum die Gewerbegebiete im Ulmer Norden so begehrt sind. Sie liegen<br />

direkt an der A8: Das hat auch die Ewm Schweißtechnik GmbH angezogen (unten).<br />

nur vom Gebiet Ulm-Nord, sondern von den<br />

Gewerbegebieten im Ulmer Norden. Zu den<br />

Ulmer und Neu-Ulmer Gewerbeflächen zählt<br />

seit einigen Jahren auch das Gebiet Mergelgrube,<br />

das nördlich der Autobahn in unmittelbarer<br />

Nähe zum Containerbahnhof liegt, so-<br />

EINZIGARTIG IN DEUTSCHLAND<br />

Auch Dornstadts Bürgermeister Rainer Braig<br />

schätzt die enge Zusammenarbeit mit dem<br />

Stadtentwicklungsverband, der einst von<br />

Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner und<br />

Neu-Ulms Rathauschefin Dr. Beate Merk vorangetrieben<br />

wurde. „Durch die zentrale Leitung<br />

ergeben sich für interessierte Betriebe<br />

kurze Wege“, erklärt Braig.<br />

Die Frage ist, wie lange noch? Denn die mehr<br />

als 8000 Einwohner zählende Stadt im Norden<br />

Ulms stößt mit ihrem Gewerbegebiet<br />

Himmelweiler, auf dem der Quadratmeter für<br />

95 Euro zu haben ist, schon jetzt an Grenzen.<br />

Nach den Worten Braigs sind nicht mehr viele<br />

Flächen frei und eine Erweiterung des Gebietes<br />

ist momentan nicht geplant. Auch Dornstadts<br />

Bürgermeister sieht im Containerbahn-<br />

34


we care about your IT assets & processes<br />

<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[spezial]<br />

Dornstadts Bürgermeister<br />

Rainer Braig.<br />

hof ein deutliches<br />

Plus für das Gewerbegebiet.<br />

Minuspunkte bekommt<br />

jedoch der<br />

Öffentliche Nahverkehr:<br />

„Wir sind<br />

hier im Ulmer<br />

Norden an einem<br />

Punkt angekommen,<br />

an dem das<br />

Angebot an attraktiven<br />

Buslinien<br />

deutlich ausgebaut werden muss“, bemängelt<br />

der Dornstadter Bürgermeister.<br />

Davon würden natürlich auch die Arbeiter<br />

und Angestellten profitieren, die in einem Betrieb<br />

arbeiten, der auf den Ulmer Gemarkungen<br />

liegt. Im Gegensatz zu Himmelweiler ist<br />

hier eine Vergrößerung noch möglich und<br />

wird auch angestrebt. „Die Erweiterung unserer<br />

Gewerbegebiete um noch einmal 60 Hektar<br />

nördlich der A8 sowie im Gewann Stockert<br />

wird mit Nachdruck vorangetrieben“, sagt<br />

Liegenschaftsamtleiter Soldner. Die Stadt<br />

Ulm ist nach seinen Worten deshalb ständig<br />

im Gespräch beziehungsweise in Verhandlungen<br />

mit den Eigentümern der hierfür erforderlichen<br />

Grundstücke.<br />

ANSCHLUSS AN A8 BIS 2018<br />

Auch der längst fällige Autobahnanschluss an<br />

das Gewerbegebiet ist nun in trockenen Tüchern,<br />

die Ulmer Stadträte stimmten vor wenigen<br />

Wochen zu. Die neuen Auf- und Abfahrten<br />

sollen Ende 2020 fertig sein. Heinz<br />

Schirmer hört dies gerne: „Wir konnten uns<br />

vor 20 Jahren nicht vorstellen, dass sich das<br />

Unternehmen in diesen Dimensionen entwickelt.“<br />

Sicherlich hat auch der günstig gelegene<br />

Standort zu dieser positive Entwicklung<br />

beigetragen. Beide, das Unternehmen der ersten<br />

Stunde sowie das Gewerbegebiet Ulm-<br />

Nord, suchen nun für sich Lösungen, damit<br />

dem Wachstum auch in Zukunft keine Grenzen<br />

gesetzt sind. [!] STEFAN LOEFFLER<br />

Wirtschaftsförderung<br />

aus einer Hand<br />

Zwei Städte, ein Ziel. Unter diesem<br />

Motto steht der Stadtentwicklungsverband<br />

Ulm/Neu-Ulm, der im Jahr 2000<br />

als grenzüberschreitende Einrichtung<br />

zur Wirtschaftsförderung gegründet<br />

wurde. Mit ihm wollten Ulms OB Ivo<br />

Gönner und seine Neu-Ulmer Kollegin<br />

Dr. Beate Merk die damalige Konkurrenz<br />

der Städte überwinden. Der<br />

Zweck verband stärkt noch heute die<br />

Wettbewerbsfähigkeit, nutzt die Flächenentwicklungspotentiale<br />

gemeinsam,<br />

sichert so Arbeitsplätze und stärkt das<br />

regionale Bewusstsein. Kernaufgaben<br />

des Verbandes, der seinen Sitz in der<br />

Augsburgerstraße in Neu-Ulm hat, sind<br />

beispielsweise die Grundstücksvermittlung<br />

und -vergabe, die Standortentwicklung<br />

und Wirtschaftsförderung<br />

aus einer Hand sowie ein gemeinsames<br />

Standortmarketing. <br />

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89081 Ulm | Ringstraße 3 | T 0731 140 - 290 | www.global-IT-systems.com<br />

35


[namen & nachrichten] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Baubeginn auf<br />

Biberacher<br />

Postareal<br />

Von Herbst <strong>2017</strong>an wird auf<br />

dem Postareal in Biberach nach<br />

zwei Jahren Unklarheit mit einem<br />

neuen Konzept gebaut. Ein<br />

Supermarkt mit 950 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche und eine<br />

Bäckerei im Erdgeschoss, darüber<br />

bis zu 58 Wohnungen mit<br />

jeweils 40 Quadratmetern für<br />

Senioren und pflegebedürftige<br />

Menschen. Diese entstehen in<br />

Zusammenarbeit mit der Firma<br />

Binova Immobilien aus Kressbronn.<br />

10 bis 15 Millionen Euro<br />

sind für das Großbauprojekt<br />

veranschlagt. Investor ist die<br />

Wilhelm Geiger GmbH & Co.<br />

KG aus Oberstdorf, der das Projekt<br />

bis 2018 abschließen will.<br />

Winterhalter<br />

investiert<br />

15 Milionen Euro<br />

Im Herbst 2018 soll das neue<br />

Logistikzentrum der Firma<br />

Winterhalter Deutschland<br />

GmbH am Stammsitz in Meckenbeuren<br />

bezugsfertig sein.<br />

Rund 15 Millionen Euro investiert<br />

das inhabergeführte Unternehmen<br />

in das neue Großprojekt.<br />

Auf einer Grundfläche von<br />

10.000 Quadratmetern entsteht<br />

ein Neubau für Versand und Logistik<br />

sowie Büro- und Sozialräume.<br />

Die Winterhalter<br />

Deutschland GmbH ist Spezialist<br />

für gewerbliche Spülsysteme.<br />

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete<br />

sie mit weltweit<br />

1.300 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von 280 Millionen Euro.<br />

Baywa spart dank<br />

neuer LED und<br />

Photovoltaik<br />

ZF beliefert Foton<br />

Foton, einer der größten Nutzfahrzeughersteller in China, ist<br />

künftig mit ZF-Technologie unterwegs ist. Für das automatische<br />

Getriebesystem Traxon ist Foton der erste Kunde im<br />

Reich der Mitte. ZF erwirtschaftete 2016 mit 137.000 Mitarbeitern<br />

an 230 Standorten einen Umsatz von 35,2 Milliarden Euro.<br />

Als erster Baywa-Standort<br />

Deutschlands ist der Obstgroßmarkt<br />

in Kressbronn am Bodensee<br />

klimaneutral. Die Baywa<br />

stellte unter anderem die<br />

Leuchtmittel auf LED um, installierte<br />

Schnelllauftore gegen<br />

Kälteverluste und installierte<br />

eine Photovoltaik-Anlage. Ziel<br />

ist laut Vorstandsvorsitzendem<br />

Klaus Josef Lutz die Klimaneutralstellung<br />

aller Obst-Standorte<br />

in Deutschland, den Niederlanden<br />

und Neuseeland. In Kressbronn<br />

werden jährlich rund<br />

60.000 Tonnen Kernobst sortiert<br />

und verpackt. Mit 71 Prozent<br />

erwirtschaftet das Segment<br />

Agrar den größten Teil des Umsatzes<br />

des internationalen Handels-<br />

und Dienstleistungskonzerns.<br />

Dieser betrug 2016 rund<br />

10,9 Millionen Euro.<br />

Ausbau des<br />

Flughafens steht<br />

nichts im Weg<br />

Spätestens im Frühjahr 2018<br />

soll der 17 Millionen teure Umbau<br />

des Allgäu Airport Memmingen<br />

beginnen. Geplant ist<br />

unter anderem eine Verbreiterung<br />

der Start- und Landebahn<br />

von 30 auf 45 Meter sowie die<br />

Einführung eines zuverlässigeren<br />

Instrumentenlandesystems.<br />

Trotz der Beschwerden zahlreicher<br />

Bürger stehen dem Ausbau<br />

keine rechtlichen Hindernisse<br />

mehr im Weg. Es steht allerdings<br />

noch eine Entscheidung<br />

der EU aus, ob die Maßnahmen<br />

zu zwei Dritteln vom Freistaat<br />

Bayern gefördert werden dürfen.<br />

Der Regionalflughafen<br />

zählte im vergangenen Jahr<br />

997.714 Passagiere.<br />

In Sachen<br />

Informatik auf<br />

Platz neun<br />

Der Studiengang Wirtschaftsinformatik<br />

der Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />

belegt in<br />

einem aktuellen Ranking der<br />

Zeitschrift „Wirtschaftswoche“<br />

den neunten Platz. 540 Personalverantwortliche<br />

aus ganz<br />

Deutschland wurden von der Beratungsgesellschaft<br />

Universum<br />

dazu befragt, welche Absolventinnen<br />

und Absolventen ihre Erwartungen<br />

am besten erfüllen.<br />

Zum Wintersemester 2016/<strong>2017</strong><br />

hatte die Hochschule 80 Wirtschaftsinformatik-Plätze<br />

zu vergeben,<br />

auf die 387 Bewerbungen<br />

kamen. Mit insgesamt 3700 Studierenden<br />

hat sich die Anzahl in<br />

den vergangenen zehn Jahren<br />

mehr als verdreifacht.<br />

Vetter macht<br />

Platz für 300<br />

Wohnungen<br />

Rund 300 Wohnungen und ein<br />

neuer Kindergarten sollen in<br />

den nächsten Jahren auf einem<br />

30.000 Quadratmeter großen<br />

Gelände entlang der Wangener<br />

Straße in Ravensburg entstehen.<br />

Die Planungen dazu laufen.<br />

Möglich wurde dies durch<br />

den Umzug der Firma Vetter<br />

aus dem Rinker-Areal. Es ist das<br />

größte Konversionsprojekt in<br />

der Geschichte der Stadt. Investor<br />

ist die H2R GmbH. Dahinter<br />

stecken die rund 300 Mitarbeiter<br />

große Bad Saulgauer Reisch<br />

GmbH und die Rhomberg Bau<br />

GmbH aus Bregenz, die im<br />

Wirtschaftsjahr 2015/16 im Bereich<br />

Bau & Ressourcen einen<br />

Umsatz von 234 Millionen Euro<br />

erwirtschaftete.[!] RIZ<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Besseres<br />

Raumklima in<br />

Messehallen<br />

Pünktlich zur Outdoor-Messe<br />

im Juni soll es in den zwölf Hallen<br />

der Messe Friedrichshafen<br />

deutlich<br />

kühler werden.<br />

Dann<br />

wird die<br />

technisch<br />

optimierte<br />

Kühlanlage<br />

Macht es kühler:<br />

Messechef Klaus<br />

Wellmann.<br />

in Betrieb<br />

genommen.<br />

Die Messe<br />

investierte<br />

dafür 5,5<br />

Millionen Euro. Damit will<br />

Messechef Klaus Wellmann die<br />

Aufenthalts- und Arbeitsqualität<br />

verbessern. Bisher lagen die<br />

Temperaturen im Inneren der<br />

Halle nur wenige Grade unter<br />

der Außentemperatur. Die Messe<br />

Friedrichshafen gilt als Europas<br />

Marktführer in Sachen Freizeit-Themen.<br />

Nostalgiebahn<br />

Öchsle wird<br />

rollstuhlgerecht<br />

Mehr als 40.000 Fahrgäste haben<br />

die Öchsle-Bahn 2016 genutzt.<br />

Für die neue Saison wurde<br />

der ein Wagen umgebaut.<br />

Dieser verfügt jetzt über sechs<br />

Rollstuhl-Plätze, eine breitere<br />

Abteiltüre und eine ausfahrbare<br />

Rampe. Zuvor war das 93 Jahre<br />

alte Fahrgestell auf Vordermann<br />

gebracht und die Bremsanlage<br />

erneuert worden. Der Betrieb<br />

ruht mittlerweile auf drei<br />

Säulen: Die Öchsle Bahn AG<br />

mit knapp 2000 Aktionären<br />

(unter anderem der Landkreis<br />

Biberach), die Öchsle-Bahn Betriebsgesellschaft<br />

gGmbH und<br />

der Verein – Öchsle Schmalspurbahn<br />

e.V.<br />

Sanomed<br />

liebäugelt<br />

mit Umzug<br />

Dem Familien<strong>unternehmen</strong> Sanomed<br />

, das 100 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

wird es zu klein an<br />

seinem Firmensitz in Neu-Ulm.<br />

Daher will der Hersteller von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln,<br />

die in der Sport-, Gesundheitsund<br />

Kosmetikbranche gefragt<br />

sind, ins 20 Kilometer entfernte<br />

Vöhringen umziehen. Dort ist<br />

ein 50.000 Quadratmeter großes<br />

Gelände frei, das Sanomed von<br />

der Stadt Vöhringen kaufen und<br />

einen zweistelligen Millionenbetrag<br />

investieren will – unter<br />

anderem in eine größere Produktion,<br />

Forschungslabore und<br />

ein Verwaltungsgebäude. Die<br />

Verhandlungen laufen noch.<br />

Artfliesen<br />

expandiert<br />

nach Ulm<br />

Das Nürtinger Unternehmen-<br />

Artfliesen hat in Ulm seinen<br />

fünften Standort eröffnet und<br />

verspricht sich davon weiteres<br />

Wachstum. Auch soll es Synergieeffekte<br />

mit der Filiale in Heidenheim<br />

geben. Zuletzt erwirtschafteten<br />

70 Mitarbeiter einen<br />

Jahresumsatz von 30 Millionen<br />

Euro. Der Fliesenspezialist ist<br />

auch in Lindau und Fellbach<br />

vertreten. Eine weitere Verkaufssausstellung<br />

ist im Stuttgarter<br />

Norden geplant.[!] RIZ<br />

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37


[gründen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Imker Raphael Buck mit einer Bienentraube. Der <strong>Mai</strong> ist entscheidend für die Größe seines Betriebs. Die Arbeitstage sind bis zu 18 Stunden lang.<br />

„Bienen sind der Hammer!“<br />

Raphael Buck ist ein Idealist. Zu seinen Bienenvölkern hat der 28-jährige Existenzgründer ein liebevolles Verhältnis.<br />

Sie produzieren für den Bioland-zertifizierten Berufsimker aus Vogt Honig, Propolis und Wachs.<br />

Raphael Buck arbeitet emsig. Fast so emsig<br />

wie seine knapp zehn Millionen Bienen.<br />

Das muss er auch. Denn <strong>2017</strong> wird<br />

das erste Jahr sein, in dem der Agrarbiologe<br />

sich hauptberuflich der Imkerei widmet. Und<br />

das Leben als Berufsimker ist kein Honigschlecken.<br />

Allein die Suche nach geeigneten<br />

Standplätzen nimmt viel Zeit in Anspruch.<br />

Hat der 28-Jährige ein Waldstück entdeckt, in<br />

dem es „honigt“, fährt er mit einem Glas Honig<br />

zum nächsten Hof, stellt sich vor und<br />

fragt, ob er seine Bienen abstellen darf. Ein bis<br />

drei Wochen bleiben sie dort. Dann ist der<br />

Honigtau meistens versiegt und ein neuer<br />

Standort muss her.<br />

Das Umstellen der Bienenstöcke erledigt er<br />

zwischen Dämmerung und Morgengrauen,<br />

wenn alle Bienen „zuhause“ sind. Rauf auf den<br />

Hänger, schnell zum nächsten Standort, runter<br />

vom Hänger. Eine Plackerei ist das. Gerade<br />

in der heißen Phase der Schwarmkontrolle im<br />

<strong>Mai</strong> sind 16- bis 18-Stunden-Tage keine Seltenheit.<br />

„Was man in diesen vier Wochen im <strong>Mai</strong><br />

leisten kann, das bestimmt deine gesamte Betriebsgröße“,<br />

sagt Raphael Buck.<br />

UNENDLICH LEBENSFÄHIG<br />

Ist es das wert? Ja, findet er. „Honig ist das einzige<br />

landwirtschaftliche Erzeugnis tierischen<br />

Ursprungs, für das man das Tier nicht ausbeuten<br />

muss. Je besser es den Bienen geht, desto<br />

mehr Honig sammeln sie. Das tun sie völlig<br />

freiwillig. Und wenn ich als Imker gut bin, ist<br />

ein Volk unendlich lebensfähig.“<br />

Raphael Buck kommt aus Vogt, einem kleinen<br />

Ort zwischen Allgäu und Oberschwaben. Vor<br />

der Haustür der Bodensee, auch das Tannenhonig-Paradies<br />

Schwarzwald ist nicht allzu<br />

weit entfernt – eine perfekte Ausgangslage.<br />

Noch während seiner Schulzeit hat er den ersten<br />

Imker-Kurs belegt und mit einem Bienenvolk<br />

angefangen. Später finanzierte er sich<br />

sein Studium mit der Imkerei. Vor zwei Jahren<br />

kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass<br />

aus dem Hobby mehr werden könnte.<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

Mittlerweile kommt nämlich eine ganze<br />

Menge theoretisches Wissen von seiner Arbeit<br />

an der Landesanstalt für Bienenkunde der<br />

Universität Hohenheim hinzu. So stand er<br />

nach dem Ende seines Studiums 2016 vor der<br />

Entscheidung: Entweder Doktorarbeit und<br />

Bienenforschung oder Berufsimker. Die Wahl<br />

fiel auf die Praxis – mit dem Ziel von momentan<br />

250 auf 400 Bienenvölker aufzustocken.<br />

Im Schnitt erntet er jährlich 40 bis 50 Kilo Honig<br />

pro Volk.<br />

NEUE VERTRIEBSWEGE<br />

Ganz klar ist: Als Berufsimker braucht Raphael<br />

Buck andere Vertriebswege als damals, als<br />

er seine Honiggläser im Heimatort an den<br />

Haustüren der Nachbarn verkauft hat.<br />

Sein Vorteil: Raphael Buck ist Biolandzertifiziert.<br />

Das schraubt den Honigpreis<br />

in die Höhe. Statt Privatpersonen sollen<br />

nun der Großhandel und vor allem Bio-<br />

Supermärkte oder Hof-Läden die Hauptabnehmer<br />

werden. Um die sieben Euro pro<br />

Kilo gibt‘s vom Großhändler, ungefähr zehn<br />

Euro vom Lebensmittel-Einzelhandel. Da Honig<br />

ohne große Energiekosten ewig lagerfähig<br />

ist, muss er nicht zu schlechten Preisen verkauft<br />

werden. Auch andere Imker oder Firmen,<br />

die personalisierte Geschenke suchen,<br />

sind gute Kunden. Nächstes Ziel: Bio-Alpenrosen-Honig.<br />

Der wäre dann so selten, dass ihn<br />

kaum jemand außer ihm im Sortiment hätte.<br />

„Verdienen muss man am Honig“, sagt Buck.<br />

Aber auch Nebenprodukte bringen Geld: „Firmen<br />

wie Weleda suchen händeringend nach<br />

Bioland-Wachs für ihre Naturkosmetik“, erklärt<br />

er. Auch der Verkauf von Propolis und<br />

Pollen ist möglich. Eine gute Zuchtkönigin<br />

kann 200 Euro einbringen, ein Bioland-Bienenvolk<br />

bis zu 250 Euro. „Weil ich meine Bienen<br />

gern habe, verkaufe ich sie aber nur sehr<br />

ungern“, sagt der Agrar-Biologe. „Nur an Leute,<br />

von denen ich weiß, dass sie meine Bienen<br />

gut behandeln und sie nicht sterben lassen.“<br />

Raphael Buck mag ein Idealist sein, aber er ist<br />

alles andere<br />

als naiv. Mindestens<br />

70.000 Euro Umsatz<br />

plant er für <strong>2017</strong>. Einiges davon<br />

wird er wieder investieren. Allein die Winterfütterung<br />

mit regionalem Bioland-Rübenzucker<br />

kostet 10.000 Euro. Wichtig war es<br />

ihm, keine Kredite aufzunehmen. Das hat<br />

funktioniert, weil seine Imkerei langsam gewachsen<br />

ist. Viele seiner Maschinen hat er<br />

von gespartem Geld gebraucht gekauft. Momentan<br />

stehen sie im Keller seiner Eltern. Die<br />

helfen mit, wenn er Honig schleudert und<br />

abfüllt. „Ein modernes Betriebsgebäude zu<br />

bauen, das wird irgendwann die größte Hürde<br />

sein,“ sagt er. Dann wird es wohl nicht mehr<br />

ohne Kredit gehen.<br />

Die Imkerei ist für Raphael Buck freilich nicht<br />

irgendein Beruf, es ist seine Leidenschaft. „Ich<br />

würde den Job auch machen, wenn Bienen<br />

keinen Honig geben würden. Es macht einfach<br />

Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Bienen sind<br />

der Hammer.“ [!]<br />

JULIA RIZZOLO<br />

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Bundesweit rund<br />

500 Berufsimker<br />

Nach Rindern und Schweinen ist die<br />

Honigbiene das wichtigste Nutztier in<br />

Deutschland. 120.000 Imker gibt es<br />

schätzungsweise, nur ein Bruchteil davon<br />

übt diese Tätigkeit hauptberuflich<br />

aus. Der Deutsche Berufs- und Erwerbs<br />

imkerbund geht von rund 500<br />

Berufsimkern aus. Im Schnitt verbraucht<br />

jeder Deutsche etwa ein Kilo<br />

Honig pro Jahr. Weit über die Hälfte davon<br />

wird importiert. 425 Imker dürfen<br />

das Bioland-Siegel tragen, 96 aus Baden-Württemberg.<br />

Der Landesverband<br />

Württembergischer Imker hat 12.461<br />

Mitglieder mit 91.650 Völkern. RIZ<br />

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[führen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wie Führungskräfte ein Team bilden<br />

Motivation und Leistung in Unternehmen lassen sich durch professionelle Führung erhöhen. Das betrifft auch die<br />

Entscheidungsträger untereinander. Ein Beispiel aus der Praxis von Settele Spezialitäten und Feinkost aus Neu-Ulm.<br />

ben von zehn machten Dienst nach Vorschrift.<br />

Wie lange Mitarbeiter im Unternehmen bleiben<br />

und wie produktiv sie in dieser Zeit sind,<br />

hängt laut Gallup in erster Linie vom Führungsverhalten<br />

des direkten Vorgesetzten ab.<br />

Beim sechsten Personalforum der SÜDWEST<br />

PRESSE Ulm erläuterte Hoffmann mit Eliane<br />

Müller, Personalleiterin des Neu-Ulmer Unternehmens<br />

Settele, wie sich Motivation und<br />

Leistung im Unternehmen durch professionelle<br />

Führung steigern lassen. Während Hoffmann<br />

eine grundsätzliche Einordnung zum<br />

Thema gab, berichtete Müller, wie der Hersteller<br />

von Schwäbischen Spezialitäten seine<br />

Führungskräfte unterstützt. Die ersten Schritte<br />

reichen zehn Jahre zurück: Dazu gehörten<br />

Weiterbildung, externe Seminare zu den Themen<br />

Motivation und Führung sowie die gemeinsame<br />

Definition von Zielen.<br />

Mit dem Erfolg war die Personalleiterin nicht<br />

zufrieden. Gruppenbildung und Ellbogenmentalität<br />

seien ein Thema geblieben. „Wir<br />

haben in der Gruppe beschlossen, die Beziehungen<br />

zwischen den Führungskräften zu<br />

verbessern“, erzählte sie. Müller nutzte dazu<br />

ein Programm namens „KVP Spezial“. Unter<br />

diesem Titel hatten Führungskräfte bereits<br />

früher das Führen von Feedbackgespräche<br />

mit Mitarbeitern geübt – intern und unterstützt<br />

von Petra Hoffmann. „Das gab ihnen die<br />

Möglichkeit, Gelerntes zu vertiefen und über<br />

Bedenken und Ängste mit einer externen Person<br />

zu sprechen“, erklärte Müller.<br />

Eliane Müller ist seit mehr als 18 Jahren Settele-Personalleiterin. <br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Viele Führungskräfte fühlen sich wie<br />

ein Sandwich: Sie stehen zwischen den<br />

Ansprüchen ihrer Chefs und Mitarbeiter<br />

und sind damit häufig Getriebene. Oft genug<br />

kommen Machtspiele zwischen den Abteilungen<br />

hinzu. „Führungskräfte sind oft in<br />

permanenter Zeitnot und in Gefahr, im Hamsterrad<br />

des Tagesgeschäfts zu rotieren“, sagt<br />

Führungskräfte-Coach Petra Hoffmann. Die<br />

Qualität der Mitarbeiterführung bleibe mitunter<br />

auf der Strecke. Erst jüngst hat das Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />

Gallup seine jährliche<br />

Untersuchung zum Engagement von Mitarbeitern<br />

vorgestellt. Fazit: „Schlechte Chefs<br />

kosten die deutsche Volkswirtschaft jährlich<br />

bis zu 105 Milliarden Euro.“ 15 Prozent der<br />

Mitarbeiter hätten innerlich gekündigt, sie-<br />

NICHT ALLE WAREN BEGEISTERT<br />

„Von dem Angebot auf der Beziehungsebene<br />

zu arbeiten, waren nicht alle Führungskräfte<br />

begeistert. Da gab es auch Vorbehalte und<br />

Ängste“, erinnerte sie sich. „Doch letztlich waren<br />

alle bereit.“ Der Auftakt ging ans Eingemachte:<br />

Jeder der zwölf Führungskräfte sollte<br />

seine Stärken und Schwächen benennen. Jeder<br />

konnte dem anderen ein Feedback geben.<br />

Die Teilnahme war freiwillig. Als Vorbereitung<br />

erklärte Hoffmann in einem Workshop,<br />

wie Kritik wertschätzend geäußert wird und<br />

übte das. Alle Teilnehmer waren aufgefordert,<br />

bei den Feedbacks darauf zu achten, dass die<br />

Regeln eingehalten werden. „Denn das Ziel<br />

war es, dass die Führungskräfte gestärkt aus<br />

der Runde gehen“, sagte Müller. Die Feedbackrunde<br />

verlief erfolgreich, in der Folge gab es<br />

einige Vier-Augen-Gespräche. „Das Angebot<br />

diese Gespräche zu moderieren, nahm keiner<br />

an,“ sagte Müller.<br />

Nach ihren Worten profitiert das Unternehmen<br />

noch heute von den Ergebnissen der<br />

Feedbackrunde (nur eine Führungskraft<br />

nahm nicht teil), die vor zwei Jahren stattfand.<br />

„Natürlich gibt es immer noch Meinungsverschiedenheiten.<br />

Aber das Vertrauensverhältnis<br />

ist gewachsen, Probleme werden früher<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[führen]<br />

In Neu-Ulm stellen die Settele-Mitarbeiter Spätzle und andere schwäbische Spezialitäten her.<br />

angesprochen, Lösungen schneller und im<br />

Konsens gefunden“, sagt Müller. Wenn jemand<br />

seine Schwächen angesprochen habe –<br />

zum Beispiel aufbrausend zu sein – und diese<br />

reflektiere, könne die Gruppe besser damit<br />

umgehen. Neben einem Jahresworkshop habe<br />

jede Führungskraft, einmal im Jahr auch<br />

die Möglichkeit zu einem Einzelcoaching.<br />

„Das wird sehr gut angenommen“, sagt Müller.<br />

Ihr grundsätzliches Anliegen in der Personalführung<br />

ist es, eine Kultur der Wertschätzung<br />

zu leben und Mitarbeitern auch mit<br />

kleinen Anerkennungen im Alltag zu zeigen:<br />

„Ich sehe dich als Menschen.“ [!] AMB<br />

Schwäbische Kost<br />

für Deutschland<br />

Die Bandbreite der Settele Schwäbische<br />

Spezialitäten & Feinkost GmbH &<br />

Co. KG reicht von Spätzle über Maultaschen<br />

bis hin Dampfnudeln, die die<br />

260 Mitarbeiter am Firmensitz in Neu-<br />

Ulm herstellen. Das 49 Jahre alte Unternehmen<br />

beliefert täglich mehrere<br />

tausend Lebensmittelmärkte, Großhändler<br />

und Großkantinen in ganz<br />

Deutschland.<br />

Das Personalforum der SÜDWEST<br />

PRESSE richtet sich seit drei Jahren an<br />

Personalfachleute aus regionalen Unternehmen.<br />

Der nächste Termin: Dienstag,<br />

19. September, Thema: Konfliktmanagement<br />

in Unternehmen. „Dabei<br />

wollen wir ein neues, interaktives Format<br />

ausprobieren“, sagt Projektleiterin<br />

Rebecca Stadelmaier. Sie gibt nähere<br />

Infos unter 0731/156-619;<br />

r.stadelmaier@jobs.swp.de AMB<br />

www.ding.eu<br />

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41


[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Geschäfte in luftiger Höhe<br />

Ob Windräder oder Achterbahnen: Bei ihren Einsätzen kennen die Mitarbeiter der Meißner Sicherheitstechnik aus Ulm<br />

keine Furcht. Das Unternehmen hält zwölf Patente und ist mit maßgeschneiderten Lösungen für Kunden erfolgreich.<br />

Außendienst-Mitarbeiter der Firma<br />

Meißner Sicherheitstechnik müssen<br />

vor allem eines sein: schwindelfrei. In<br />

vielen Situationen sind ein klarer Kopf und<br />

eine professionelle Furchtlosigkeit unabdingbar.<br />

Auch eine gewisse Lust am Klettern schadet<br />

nicht. Denn die Einsatzorte sind beispielsweise<br />

monumentale Windräder oder die<br />

Gerüste von Achterbahnen. Wem hier<br />

schummrig und schlottrig würde, brächte<br />

sich womöglich in Lebensgefahr.<br />

Die Mitarbeiter des Ulmer Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

sind dann zur Stelle, wenn turnusmäßige<br />

Wartungsarbeiten an solchen Anlagen fällig<br />

werden. Bevor die eigentlichen Monteure<br />

anrücken, überprüfen sie, ob die Sicherheitseinrichtungen,<br />

ob Verschraubungen und<br />

Schweißnähte, noch in Ordnung sind. Durch<br />

ein ausgetüfteltes Kontrollsystem samt Dokumentation<br />

der Daten sollten Betriebsunfälle<br />

so gut wie ausgeschlossen sein.<br />

IN AKUTER GEFAHR<br />

Dabei machen die betreffenden Meißner-Mitarbeiter<br />

durch ihre Überprüfungen nicht nur<br />

den Weg für die nachfolgenden Fachkräfte<br />

frei, sondern schulen diese auch. Aus diesem<br />

Grund ist auf dem Betriebsgelände ein mächtiges<br />

Gerüst aufgebaut, das Übungen unter<br />

Echtbedingungen ermöglicht. Etwa das Szenario,<br />

dass in luftiger Höhe eines Überlandleitungsmasten<br />

ein Arbeiter ohnmächtig<br />

wird. Bewegungslos hängt er in seinem Sicherungsgurt.<br />

Er ist zwar nicht abgestürzt, aber<br />

dennoch in akuter Lebensgefahr: „wegen des<br />

Blutstaus und der Gefahr eines nachfolgenden<br />

Schlaganfalls“, erläutert Stefan Liebler,<br />

Betriebsleiter und verheiratet mit Caroline<br />

Liebler, der geschäftsführenden Gesellschafterin.<br />

Einem Kollegen des Verunglückten bleiben<br />

nach seinen Worten nun vielleicht 15 bis<br />

20 Minuten, um diesen zu retten, sprich: ihn<br />

Den Einsatz in schwindelerregenden Höhen üben<br />

die Mitarbeiter in Ulm. Fotos: Marc Hörger<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

abzuseilen und unten am Boden in eine sichere<br />

Position zu bringen. Das dazu notwendige<br />

Rettungsabseil-Gerät stammt selbstredend<br />

ebenso aus dem Katalog des Hauses Meißner<br />

wie die maßgeschneiderten Auffanggurte, die<br />

Halteseile, die Bandfalldämpfer und die Auffanggeräte<br />

für den normalen Einsatz beziehungsweise<br />

den Notfall. Meißner bietet ein<br />

ganzes Set an Sicherheitstechnik an.<br />

SERVICE-APP ENTWICKELT<br />

Die Eigenprodukte, also die Hardware für die<br />

Sicherheit, bilden nach wie vor das größte<br />

Standbein der Firma und stehen für knapp die<br />

Hälfte ihres Umsatzes. Über dessen Höhe freilich<br />

schweigt Liebler sich aus, die Konkurrenz<br />

sei schließlich aufmerksam. Dass Meißner<br />

noch 2010 beim „Hundertjährigen“ erst knapp<br />

20 Mitarbeiter beschäftigte, heute aber schon<br />

rund 30, ist ein Indikator für die Geschäftsentwicklung.<br />

Meißner Sicherheitssysteme gibt es in horizontaler<br />

und in vertikaler Auslegung. Zu der<br />

ersten Variante gehören die Absicherung von<br />

Arbeiten auf Flachdächern, aber auch – schienengeführt<br />

– auf den Auslegern von Hochspannungsleitungsmasten<br />

oder auf Achterbahnen.<br />

Die zweite Variante ist der Steigschutz<br />

etwa für Einsätze auf Holzmasten oder auf<br />

hohen Leitern.<br />

Ein gutes Dutzend Patente steckt in den Gerätschaften<br />

und Komponenten. Der umfängliche<br />

Produktkatalog rührt zum einen aus der<br />

107-jährigen Firmengeschichte her, zum andern<br />

von der Tüftlerleidenschaft des heutigen<br />

Betriebsleiters in Zusammenarbeit mit dem<br />

Produktionsleiter Serkan Apaydin. Für Stefan<br />

Liebler ist die ständige Innovation auch ein<br />

Schutz gegen die nach seinen Angaben laufend<br />

auftretenden Plagiatsfälle.<br />

Unter das Kapitel Innovation fällt auch die<br />

Entwicklung einer eigenen Service-App. Diese<br />

ermöglicht Mitarbeitern per Smartphone<br />

direkt mit dem Kunden und dem Innendienst<br />

zu kommunizieren und damit papierlos und<br />

ohne Zeitverlust den Zustand der Sicherheitseinrichtungen<br />

von untersuchten Anlagen<br />

mitzuteilen.<br />

Die auf Anwender und Anwendungen maßgeschneiderten<br />

Systeme schaffen zudem<br />

Wachstum. Vor einem Jahr trat Meißner in das<br />

Geschäft mit Windkraftanlagen ein – mit dem<br />

Aufbau eines Service-Stützpunktes in Cottbus.<br />

Dieser trägt heute nach den Angaben von<br />

Firmenchefin Caroline Liebler bereits ein<br />

Drittel des Umsatzes bei.<br />

Leiten das Familien<strong>unternehmen</strong>: Caroline und Stefan Liebler.<br />

Der Rundgang durch die Firma führt zu einer<br />

Vitrine mit historischen Lederbearbeitungsgeräten<br />

und damit zu ihren Wurzeln, die in<br />

einer Sattlerei liegen. Und in die Näherei. Dort<br />

treffen Moderne in Gestalt von Kunststoffgewebe<br />

und Tradition in Gestalt von Leder aufeinander.<br />

Tatsächlich seien nach wie vor auch<br />

Werkzeugtaschen aus dem Naturmaterial gefragt.<br />

Etwa von der Bundesmarine, die ihr Segelschulschiff,<br />

die Gorch Fock, damit ausrüste.<br />

Die Kundenliste liest sich wie ein<br />

Who-is-who der Wirtschaft. Darunter sind<br />

Energiekonzerne, Mobilfunkbetreiber, Photovoltaikanlagenbauer,<br />

Windkraft<strong>unternehmen</strong>,<br />

auch Freizeitparks wie Legoland oder<br />

der Europapark in Rust.<br />

Durch die breite Aufstellung ist das Familien<strong>unternehmen</strong><br />

wenig krisenanfällig. Die immer<br />

strikteren Anforderungen der Berufsgenossenschaften<br />

spielen Meißner ebenfalls in<br />

die Hände. Liebler hat deshalb Handwerkskunden<br />

ebenfalls auf dem Radar und würde<br />

aber auch einen Hobbygärtner nicht wegschicken,<br />

„der eine Sicherung fürs Bäumeschneiden<br />

braucht“. [!] <br />

THOMAS VOGEL<br />

Familienfirma in<br />

vierter Generation<br />

Die Meißner Sicherheitstechnik<br />

GmbH wurde 1910 in Potsdam-Babelsberg<br />

von Artur Meißner als Sattlerei<br />

gegründet. 1927 brachte er „Meißner’s<br />

Sicherheits-Riemen“ auf den Markt,<br />

gedacht zum Einsatz auf Telegrafenmasten.Das<br />

war der erste Meilenstein<br />

auf dem Weg zum Hersteller von persönlicher<br />

Sicherheitsausrüstung gegen<br />

Absturz. Sohn Diethard Meißner siedelte<br />

die Firma noch vor dem Mauerbau<br />

nach Ulm um. Regina Meißner, Enkelin<br />

des Gründers, und ihr Ehemann,<br />

der Metallfachmann und Oldtimer-<br />

Liebhaber Hermann Glöckler bauten<br />

das Produkt-Programm aus. Mehrere<br />

Umzüge wurden notwendig, zuletzt im<br />

Jahr 2000 an den heutigen Standort in<br />

der August-Nagel-Straße in Ulm-Einsingen.<br />

Tochter Caroline, mittlerweile<br />

geschäftsführende Gesellschafterin,<br />

mit ihrem Mann Stefan Liebler bilden<br />

die vierte Generation. <br />

THV<br />

43


Die Idee von Bettina Reichhart: Zuhause die Vorauswahl im Internet treffen, dann die ausgewählten Stücke im Laden anprobieren.<br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Mit einem Wisch zur Spitze<br />

Bettina Reichhart hat sich von der Dating-App Tinder inspirieren lassen: 10.000 Euro hat die junge Geschäftsfrau<br />

investiert, um die Vorteile des Online-Shopping mit ihrem Dessous-Fachgeschäft in Ulm zu verknüpften.<br />

Nadja Schiele, 29, wischt. Nein, sie putzt<br />

nicht. Sie sitzt mit ihrem Handy da.<br />

Seit der Dating-App „Tinder“ hat Wischen<br />

eine weitere Bedeutung: Mit einer<br />

Handbewegung entscheiden die Nutzer, ob<br />

ihnen angezeigte Profile sympathisch sind –<br />

also nach rechts „gewischt“ oder aussortiert<br />

und damit nach links gewischt werden. „It’s a<br />

match!“, ploppt auf, wenn das für gut befundene<br />

Gegenüber das eigene Foto auch mag. Nadja<br />

tindert eifrig, ihr Freund berät sie.<br />

Sie schaut sich Bikinis und BH an und wischt<br />

hin und her. Denn das Tinder-Prinzip hat sich<br />

Bettina Reichhart zunutze gemacht und ihre<br />

eigene App basteln lassen. So verknüpft die<br />

29-Jährige die Online-Welt mit ihrem Laden<br />

„Secrets, feine Wäsche für jede Größe“ in Ulm.<br />

Dorthin ist sie im Sommer 2016 vom 22 Kilometer<br />

entfernten Langenau gezogen. „In Ulm<br />

erreiche ich mehr Kunden“, begründet die gelernte<br />

Bankkauffrau diesen Schritt. Vor sechs<br />

Jahren hat sie sich selbstständig gemacht,<br />

weil sie selbst öfters Probleme hatte, modische<br />

BH mit größeren Cups zu finden. In Ulm<br />

teilt sie sich nun einen Laden mit der erfahrenen<br />

Antje Boshkow (52), die sich unter dem<br />

Namen „Schwerelos“ auf Strümpfe, Funktionsunterwäsche<br />

und Körper formende Unterbekleidung<br />

spezialisiert hat.<br />

Kennengelernt hatten sich die beiden Frauen<br />

über eine IHK-Netzwerkveranstaltung. Die<br />

beiden vertreten sich und können so Öffnungszeiten<br />

bis um 19 Uhr anbieten. „Ein<br />

Pluspunkt ist auch, dass wir alles für drunter<br />

anbieten. Antje<br />

Boshkow verkauft<br />

etwa Sport-Shirts<br />

und Sport-Kompressionsstrümpfe<br />

– ich den passenden<br />

Sport-BH“,<br />

sagt Reichhart.<br />

Fast 10.000 Euro<br />

hat die 29-Jährige<br />

in die Hand genommen,<br />

um ih-<br />

Bettina Reichhart.<br />

Bra-Fitterin<br />

ren Dessous-Finder<br />

von zwei frisch gebackenen Informatikern<br />

der Hochschule Aalen programmieren zu lassen.<br />

Ein dreiviertel Jahr lang bastelten die Informatiker<br />

an Reichharts Tinder-Version. Nun<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

kann man die Anwendung über ihre Internetseite<br />

nutzen. Etwa 40 Frauen haben so bereits<br />

einen Anprobetermin gebucht. Die Chefin ist<br />

zufrieden. Ihre Idee macht sie über Facebook,<br />

ihren Blog und Anzeigen bekannt.<br />

Als Nadja Schiele ihren BH tindert, muss sie<br />

wählen, ob er im Laden bereits verfügbar sein<br />

soll oder ob ihr „In Kürze“ reicht. Sie will das<br />

Date am nächsten Tag. Dann soll sie sich für<br />

eine Kategorie entscheiden: BH, Sport-BH,<br />

Still-BH, Bikini, Badeanzug … 955-BH-Modelle,<br />

warnt die Zahl in Klammern. Körbchengröße,<br />

Brustumfang, klick, das Angebot verkleinert<br />

sich, das erste Foto erscheint: Eine Frau posiert<br />

mit einem blauen BH vor einem hölzernen<br />

Tor. „Schön, auf dem Bügel kann ich mir das<br />

immer so schlecht vorstellen“, sagt Schiele.<br />

AKTIVE KUNDENANSPRACHE<br />

So wie die junge Frau shoppen viele Menschen<br />

vom Sofa aus. „Dann bestellt man sich<br />

viele BH zur Auswahl und muss den großen<br />

Rest zurückschicken“, sagt Bra-Fitterin Bettina<br />

Reichhart, wie die Fachverkäuferin offiziell<br />

heißt. „Die Leute wissen oft nicht, wie das<br />

Rückenband richtig sitzen muss, wann sich<br />

der BH unschön unterm Oberteil abzeichnet,<br />

bei welcher Brust die Träger besser weiter innen<br />

sitzen. Im Laden sind die Kunden oft sicher,<br />

nur dieses oder jenes Modell passe. Dann<br />

schmuggle ich ein anderes mit in die Kabine<br />

und sie sind überrascht, wie gut es ihnen<br />

steht.“<br />

Einfach nur im Laden zu sitzen und auf Kundschaft<br />

zu warten, das reiche heute nicht mehr.<br />

„Man muss online auch abdecken“, betont<br />

Reichhart. Zusätzlich stellt sie Hebammen ihre<br />

Still-BH vor, referiert in Sport-Studios über<br />

Zu wenige Webseiten sind mobil optimiert<br />

Das Geschäft von Bettina Reichhardt ist eines von rund 600 in Ulm.<br />

In Ulm gibt es rund 1200 Gewerbetreibende<br />

und Firmen in handelsnahen Branchen.<br />

Das reicht von der Tupperverkäuferin<br />

bis zum Kaufhaus. Josef Roell,<br />

Handelsexperte der IHK Ulm, schätzt die<br />

Zahl der stationären Geschäfte auf 600.<br />

Bei einer Untersuchung, wie gut der Ulmer<br />

Handel online aufgestellt ist, zeigte<br />

sich: 795 wurden über Google gefunden,<br />

409 über Google maps, der nach Roells<br />

Sport-BH, bietet Mädels-Abende an, Late-<br />

Night-Shopping und Modenschauen.<br />

Nadja Schiele hat mittlerweile ihre Favoriten<br />

gelistet. Ihr Wunsch nach einem Anprobetermin<br />

erscheint auf Reichharts Handy. Bestätigt.<br />

Am nächsten Tag warten die Auswahl und eine<br />

Tasse Kaffee in der Kabine. Zuerst ist ein<br />

Worten einfachsten Art der Werbung.<br />

649 waren über Online-Branchenbücher<br />

sichtbar. 518 hatten eine eigene Homepage,<br />

112 eine Webseite über ihre Zentrale.<br />

„Das sind erfreuliche Zahlen“, sagt Roell.<br />

181 hatten einen Webshop. Allerdings<br />

hatten nur 162 der 518 ihre Webseiten für<br />

Smartphones optimiert. „Das ist viel zu<br />

wenig“, sagt Roell. Denn das Smartphone<br />

sei der wichtigste Einkaufshelfer. AMB<br />

Eisblauer dran. Dann der nächste… Ihr Match<br />

ist am Ende statt eines BH ein raffinierter<br />

knall-orangener Bikini. Der hatte Zuhause<br />

nicht zu ihren Topfavoriten gehört. „Aber ich<br />

dachte, ich nehme den halt auch mit in die<br />

Auswahl.“ Live war es Liebe auf den ersten<br />

Blick. [!] <br />

ISABELLA HAFNER<br />

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45


[leben] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wo die Seele vor Anker geht ...<br />

Termine, Hektik, Stress! Wer kennt das nicht? Stefan Loeffler hat bei sechs Führungskräften nachgefragt, wie sie<br />

nach einem turbulenten Arbeitstag ein paar Gänge zurückschalten, Kraft tanken und wo es sie in ihrer Freizeit<br />

hinzieht. Hoch im Kurs: Familie, Segeln, Tauchen,Wellness und ein Mädels-Wochenende.<br />

1) Nach einem turbulenten Arbeitstag: Wie entspannen<br />

Sie am besten?<br />

2) Wie sieht für Sie das optimal verlängerte Wochenende<br />

aus und wo verbringen Sie es?<br />

3) Welcher Ort/welches Land reizt Sie am meisten für<br />

einen Jahresurlaub – und warum?<br />

4) Eine Fee schenkt Ihnen einen Aufenthalt von bis zu<br />

einem Jahr an einem Ort Ihrer Wahl – wie entscheiden<br />

Sie sich?<br />

5) Mit welchem Urlaubsort verbinden Sie besonders<br />

schöne Momente?<br />

Die schönsten Momente im Urlaub<br />

verbindet Jens Gassner<br />

immer mit seinen Kindern. Der<br />

Fachberater für das Gesundheitswesen<br />

ist bei der Steuerberatungsgesellschaft<br />

Helmer und<br />

Partner in Senden tätig.<br />

Fotos:<br />

Segelboot: © Andrew Bayda / Fotolia.com<br />

Skifahrer: © Alexander Rochau / Fotolia.com<br />

Montage: mediaservice ulm<br />

1) Mit zwei kleinen Kindern kommt man am Ende eines langen Arbeitstages<br />

schnell auf andere Gedanken und kann den Stress hinter<br />

sich lassen. Am späteren Abend lese ich dann gerne noch die Tageszeitung.<br />

2) Im Winter verbringe ich die verlängerten Wochenenden gerne in<br />

den Bergen beim Skifahren. Im Sommer bin ich immer auf dem<br />

Wasser beim Segeln.<br />

3) Porto Pollo in Sardinien. Hier finde ich die optimale Kombination<br />

aus Sport, Strand und gutem Essen.<br />

4) Ich würde mich für Port Grimaud in Südfrankreich entscheiden.<br />

5) Die schönsten Momente im Urlaub sind immer fest mit meinen Kindern<br />

verbunden. Das sind Dinge wie Windsurfen mit meiner Tochter<br />

oder die ersten Schritte meines Sohnes im Sandstrand.<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[leben]<br />

Eva-Maria Rühle, die geschäftsführende<br />

Gesellschafterin des<br />

Gesundheitszentrums Schwäbische<br />

Alb in Bad Urach und stellvertretende<br />

Landesvorsitzende<br />

des Hotel- und Gaststättenverbands,<br />

würde gerne mal wieder<br />

den Westen Kanadas besuchen.<br />

Martin Roschmann würde<br />

gerne einmal um die Welt<br />

reisen. Der Bankkaufmann<br />

und Betriebswirt ist Filialleiter<br />

der Baden-Württembergischen<br />

Bank in Ulm.<br />

1) Bei einem Spaziergang entlang des Brühlbachs zum Bad Uracher<br />

Wasserfall oder bei einem guten Gespräch und einem schönen Glas<br />

Wein im Kreise von Freunden.<br />

2) Da dies sehr selten der Fall ist, da es in meinem Beruf kein typisches<br />

Wochenende gibt, ist das oft ein Städtetrip, eine kurze Auszeit am<br />

Bodensee oder auch auf einer Insel der Balearen.<br />

3) Ich mache dort Urlaub, wo ich etwas für meine Gesundheit tun<br />

kann. Das kann Österreich, die Schweiz oder auch Sri Lanka sein.<br />

Aber mich interessieren grundsätzlich alle schönen Reisedestinationen,<br />

fremde Länder, fremde Kulturen und Genüsse.<br />

4) Ich würde mich für Kanadas Westen entscheiden. Dort habe ich<br />

schon fünf Jahre gelebt, ich würde gerne einmal wieder für eine längere<br />

Zeit dort sein.<br />

5) Besondere Momente verbinde ich mit Davos, dem Schnee, dem Skifahren<br />

und dem „Einkehrschwung“.<br />

1) Ich habe meine Laufklamotten immer im Geschäft dabei. Nach einem<br />

stressigen Tag entspanne ich am besten mit einem 7- bis 10-Kilometer-Lauf<br />

an der Donau. So komme ich schnell zurück ins innere<br />

Gleichgewicht.<br />

2) Mit Familie oder Freunden in den Bergen wandern oder Skifahren<br />

oder auf einem Städtetrip.<br />

3) Südfrankreich. Ich liebe das Land, die Menschen und die Art zu leben,<br />

wie sie für diese Region typisch ist. Den Sommer findet man<br />

dort schon im <strong>Mai</strong> und Juni – einfach traumhaft.<br />

4) Ich würde eine Weltreise <strong>unternehmen</strong>. Es gibt noch so viele Orte,<br />

die ich noch nicht gesehen habe.<br />

5) Entlang der Amalfi-Küste mit Ausflug nach Capri und mehrtägigem<br />

Aufenthalt in Positano. Beeindruckende Landschaften mit herzlichen<br />

und leidenschaftlichen Menschen, gepaart mit gutem Essen<br />

und Trinken.<br />

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47


[leben] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Christian Gaus entspannt am<br />

besten in der Natur – zusammen<br />

mit seiner Familie. Beruflich<br />

ist er geschäftsführender<br />

Gesellschafter des Büros Gaus<br />

& Knödler Architekten in<br />

Göppingen.<br />

Faruk Begovic taucht leidenschaftlich<br />

gerne unter. Auf den<br />

Malediven. Der Hobbysportler<br />

ist seit acht Jahren geschäftsführender<br />

Gesellschafter von<br />

Saturn in Senden.<br />

1) Im Sommer idealer Weise bei einer Runde Golf. Ansonsten genieße<br />

ich es mit den Kindern und der Familie Abend zu essen und die Kinder<br />

dann ins Bett zu bringen.<br />

2) Dazu gehören für mich: Zeit für die Familie, viel Natur, Wandern,<br />

gutes Essen, Zeit füreinander, gemeinsame Spiele, zusammen Lachen<br />

und auch immer etwas Sport. Am liebsten sind wir in den Bergen<br />

oder am Meer.<br />

3) Da meine Frau Niederländerin ist, zieht es uns immer wieder ans<br />

Meer. Dieses Jahr fahren wir nach Dänemark. Uns interessieren immer<br />

die Umgebung, die Kultur und die Mentalität der Menschen.<br />

4) Australien und Neuseeland. Ein Jahr mit der Familie gemeinsam auf<br />

Reise, in einem Wohnmobil durch ein fremdes Land.<br />

5) Wir sind sehr gerne in Südtirol auf der Seiser Alm. Im Sommer zum<br />

Wandern, zum Segelfliegen und um einfach die Seele baumeln zu<br />

lassen. Im Winter haben die Kinder dort das Skifahren gelernt.<br />

1) Nach der Arbeit mache ich vier Mal in der Woche Sport im Fitness<br />

Studio und gehe mehrmals in der Woche joggen. Sonst entspanne<br />

ich mich in meinem Garten.<br />

2) Auch an den Wochenenden mache ich viel Sport, bin gerne zu Hause,<br />

verbringe viel Zeit beim Grillen mit meiner Familie und meinen<br />

Freunden.<br />

3) Mich reizt Kroatien sehr, hier verbringen wir Jahr für Jahr unseren<br />

Sommerurlaub mit der Familie und unseren Freunden. Wir sind oft<br />

auf unserem Boot und in vielen Buchten, die zum Schwimmen einladen.<br />

4) Da ich Unternehmer bin, entscheide ich mich gegen das Geschenk.<br />

5) Mit den Malediven und der Insel Ellaidhoo. Da ich ein leidenschaftlicher<br />

Taucher bin und hier bereits viele tolle Erlebnisse hatte, kehre<br />

ich jährlich auf die Insel zurück.<br />

Für Dr. Katja Faul ist der Wellness-Kurzurlaub<br />

mit ihren<br />

„Mädels“ ein besonderer Höhepunkt<br />

im Jahr. Die Steuerberaterin<br />

leitet seit 2016 den Standort<br />

des Wirtschaftsprüfungsund<br />

Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

KPMG in Ulm/Neu-Ulm.<br />

Fotos:<br />

Taucher: © Wojciech / Fotolia.com<br />

Wanderausrüstung: © Alexander Raths / Fotolia.com<br />

1) Mit Buch und Zeitung in der Therme.<br />

2) Am, im oder auf dem Wasser. Im Sommer auf dem Segelboot, das<br />

fast so alt ist wie ich. Es gibt also über den Winter auch regelmäßig<br />

etwas zu restaurieren und zu basteln.<br />

3) Immer wieder gerne nach Ägypten ans Rote Meer zum Tauchen.<br />

4) Für ein lässiges Jahr in Queensland, Australien.<br />

5) Bad Kötzting. Seit vielen Jahren treffen wir uns im Sommer im Bayerischen<br />

Wald zum „Mädels“-Wellnesstrip. Inzwischen hat es uns<br />

privat und beruflich in verschiedene Ecken des Landes verschlagen.<br />

Deshalb ist die gemeinsame Zeit immer ein Highlight.<br />

48


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />

[spezial]<br />

Die Themen auf makronom.de sind anspruchsvoll, die witzige Bildsprache soll auflockern. Die Selbstbeschreibung des Magazins hat Gründer Philipp Stachelsky<br />

mit dem Graffiti „Who is chasing the money“ bebildert, das den Bauzaun der EZB in Frankfurt schmückte. <br />

Foto: Lieven Van Melckebeke<br />

Mehr nachdenken, bitte!<br />

In einer Zeit, in der viele Menschen sich ihre Meinung zu Themen in Sekundenschnelle bilden, setzt Philipp Stachelsky<br />

auf Analyse: In seinem Magazin für Wirtschaftspolitik Makronom.de zählt das große Ganze, nicht das kleine Isolierte.<br />

Er betreibt ein Online-Magazin, doch auf<br />

den schnellen Klick ist er nicht aus. Philipp<br />

Stachelsky geht es ums Grundsätzliche.<br />

„In Deutschland gibt es kein Medium, das<br />

konsequent die Ereignisse aus makroökonomischer<br />

Sicht beurteilt“, sagt Stachelsky. In der<br />

Hochphase der Griechenland-Krise und bei der<br />

Berichterstattung über die Geldpolitik der Europäischen<br />

Zentralbank seien viele Ar ti kel<br />

sehr emotional und mit einem starken po li tischen<br />

Fokus gewesen. Die makroökono mi sche<br />

Sicht komme zu kurz. Das will er mit seinem<br />

Magazin für Wirtschaftspolitik ändern.<br />

Der 31-Jährige hat Politik und Geschichte studiert,<br />

später volontierte er bei einem Berliner<br />

Finanzverlag, wälzte Lehrbücher, belegte im<br />

Internet Kurse bei Top-Ökonomen wie dem<br />

Nobelpreisträger Robert Shiller. Schließlich<br />

hing er seinen Job als Redakteur an den Nagel<br />

und gründete makronom.de. Sein Konzept beruht<br />

auf qualitativ guten Inhalten, Glaubwürdigkeit<br />

und einer Vielzahl von Gastautoren.<br />

„Die Leute schätzen die Breite des Angebots<br />

und dass bei uns weniger vereinfacht wird.“<br />

Sein Ansatz: „Wir laden Ökonomen, Politiker,<br />

Journalisten und interessierte Laien dazu ein,<br />

sich mit Gastbeiträgen an uns zu wenden. Wir<br />

folgen bei der Auswahl keiner Glaubensrichtung,<br />

wie sie leider oft in der Volkswirtschaftslehre<br />

anzutreffen ist.“<br />

Seit dem Start vor 16 Monaten hat Makronom<br />

rund 120.000 Menschen erreicht. Zuletzt waren<br />

es 32.000 Nutzer pro Monat, Tendenz stark<br />

steigend. Der mit Abstand meist geklickten<br />

Artikel kam bisher von Peter Bofinger.<br />

ANGESEHENE AUTOREN<br />

Der Professor für Volkswirtschaft an der Universität<br />

Würzburg und einer der fünf Wirtschaftsweisen<br />

hat auf einer Länge von acht<br />

Din-A4-Seiten die Theoriegeschichte des<br />

Ordo-Liberalismus erörtert. Mehr als 10.000<br />

Menschen lasen den Aufsatz im Netz. Stachelsky<br />

war über diese Zahl überrascht, 5000<br />

bis 10.000 Klicks für einen Artikel seien schon<br />

gut. Im Interesse an dem Bofinger-Aufsatz<br />

sieht er sich bestätigt. „Es gibt Menschen, die<br />

sich für Hintergrundwissen und umfassende<br />

Analyse interessieren.“<br />

Musste er anfangs<br />

noch Autoren<br />

in Telefonaten<br />

gewinnen, so kommen<br />

diese nun auf<br />

ihn zu, auch aus<br />

New York, Oxford<br />

und Pretoria. Investiert<br />

haben er<br />

und sein Geschäftspartner<br />

Feras Darwich vor<br />

Makronom-Gründer<br />

Philipp Stachelsky<br />

allem eigene Zeit sowie 500 Euro. Ihre Internetseite<br />

haben sie selbst programmiert und<br />

vom Ersparten gelebt. Inzwischen, so Stachelsky,<br />

gibt es erste Einnahmen durch Werbekunden,<br />

Beratungstätigkeiten für Webseiten<br />

und die Vermarktung von Texten. An der<br />

konzeptionellen Ausrichtung will er nichts<br />

ändern: „Wir verstehen uns als offene Diskussionsplattform.<br />

„Was für uns zählt ist, dass<br />

Argumente fundiert vorgetragen werden –<br />

egal von wem.“ www.makronom.de [!] AMB<br />

49


[namen & nachrichten] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

René Mick bleibt<br />

Vorsitzender des<br />

LCS Schwaben<br />

Der Firmenchef der Luible Logistik<br />

GmbH aus Leipheim, René<br />

Mick, ist<br />

als Vorsitzender<br />

des<br />

Logistik-<br />

Clusters<br />

Schwaben<br />

bestätigt<br />

Unternehmer und<br />

LCS-Vorsitzender:<br />

René Mick.<br />

worden. Zudem<br />

im Vorstand<br />

sind:<br />

Otto Sälzle<br />

(IHK Ulm),<br />

Peter Lintner, (IHK Schwaben),<br />

Ralph Ehmann (IWL AG, Ulm)<br />

sowie die Unternehmer Ulrich<br />

Gruber (Sulzberg) und Erwin<br />

Stöhr (Rottenacker). Harald Seifert<br />

und Michael Finsterwalder<br />

haben ihre Ämter abgegeben.<br />

Dem Cluster gehören rund 90<br />

Firmen aus den IHK-Bezirken<br />

Ulm und Schwaben an.<br />

Genussrechte<br />

der TWS<br />

sind gefragt<br />

Die Technischen Werke Schussental<br />

haben ihren Umsatz im<br />

vergangenen Jahr um 12 Prozent<br />

gesteigert. Das Jahresergebnis<br />

legte um neun Prozent auf<br />

3,5 Millionen Euro zu. Auf großes<br />

Interesse stieß die Ausgabe<br />

von Genussrechten, die mit 3,2<br />

Liebherrs Riesen-Rolle<br />

Prozent verzinst werden. Bisher<br />

hat die TWS in zwei Trachen<br />

8,5 Millionen Euro eingesammelt.<br />

Die Stadtwerke aus Ulm/<br />

Neu-Ulm dagegen haben bei einem<br />

Umsatz von 443 Millionen<br />

einen Verlust von 9,6 Millionen<br />

Euro verbucht. Dabei belastete<br />

allein die Beteiligung am Kohlekraftwerk<br />

in Lünen die SWU<br />

mit 8,7 Millionen Euro. Um die<br />

Zukunft abzusichern, mussten<br />

die Städte Ulm und Neu-Ulm<br />

im Zuge der Krise insgesamt 67<br />

Millionen Euro Kapital zuschießen.<br />

Die Verluste der SWU summieren<br />

sich seit dem Jahr 2012<br />

auf 85 Millionen Euro.<br />

Honold Logistik<br />

optimistisch<br />

für dieses Jahr<br />

Die Honold Logistik Gruppe<br />

Pate aus Neu-Ulm hat im Jahr<br />

2016 ihren Umsatz um zwei<br />

Prozent auf 234 Millionen Euro<br />

gesteigert. Honold investierte<br />

stark und schuf allein in<br />

Deutschland 70.000 Quadratmeter<br />

an Logistikflächen. Das<br />

Unternehmen beschäftigt 1210<br />

Mitarbeiter in den europäischen<br />

Gesellschaften und erwartet<br />

für <strong>2017</strong> ein kräftiges<br />

Wachstum.<br />

Zehn Meter im Außen-Durchmesser misst die<br />

bisher größte Rollendrehverbindung des Komponentenwerks<br />

Biberach der Liebherr International<br />

GmbH. Das 40 Tonnen schwere Großlager<br />

kommt in Schiffs- und Offshorekränen<br />

zum Einsatz. Zwölf Monate hatte die Entwicklung<br />

und Fertigung gedauert. Der Umsatz des<br />

in elf Sparten tätigen Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

sank im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf<br />

rund 9 Milliarden Euro. Weltweit arbeiten<br />

42.300 Beschäftigte in den mehr als 130 Gesellschaften<br />

der Firmengruppe.<br />

Noerpel-Gruppe<br />

investiert in Ulm<br />

Millionen<br />

Die Noerpel-Gruppe investiert<br />

einen zweistelligen Millionenbetrag<br />

in eine Logistikanlage<br />

und Montage für Husquarna<br />

(Gardena) in Ulm, in der rund<br />

100 Mitarbeiter arbeiten<br />

werden. Bisher lagert Noerpel<br />

nur Gardena-Fertigware, in<br />

Zukunft auch Halb- und Rohware<br />

und wird diese just-intime<br />

der Produktion von<br />

Schlauchwagen zur Verfügung<br />

stellen. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Andreas Simmet<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Giacinto Carlucci (Titel +<br />

Titelinterview), Marc Hörger,<br />

Volkmar Könneke, Matthias<br />

Kessler, Werkfotos, Getty Images,<br />

PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-356<br />

E-<strong>Mai</strong>l c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Auflage: 18.000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

14. Juli <strong>2017</strong><br />

Die Themen<br />

Shops, Praxen, Läden<br />

Mobile Raumsysteme<br />

Recyceln & Entsorgen<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

21. Juni <strong>2017</strong><br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

50


Impossibly Thin.<br />

Breathtaking Power.<br />

Reinvent Obsession<br />

The HP ZBook Studio<br />

HP recommends Windows 10 Pro.


Brummen<br />

ist einfach.<br />

Weil die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe den Motor<br />

unserer Wirtschaft<br />

am Laufen hält.<br />

Mittelstandsfinanzierer Nr. 1<br />

sparkasse.de

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