unternehmen Mai 2017
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 5 6<br />
Ganz groß<br />
im Bauen<br />
Ob Bahnstrecken, Stromtrassen oder Glaserfasernetze:<br />
Leonhard Weiss ist dabei. Firmenchef Volker Krauß<br />
erklärt, wie gute Infrastruktur gelingt.<br />
Firmengärten Den Mitarbeitern und der Umwelt zuliebe investieren SEITE 6<br />
Gründen Mit Idealismus in die Selbstständigkeit: Imker Ralph Buck SEITE 38<br />
Umfrage Wo und wie Führungskräfte am liebsten entspannen SEITE 46
Purismus in Perfektion.<br />
Das neue E-Klasse Coupé. Ein Designklassiker der sinnlichen Klarheit.<br />
Dank perfekter Proportionen und athletischer Stilelemente<br />
macht das neue E-Klasse Coupé Blicke unabwendbar –<br />
und das mit unaufdringlicher Grazie.<br />
Eine klare und kraftvolle Linienführung in Kombination mit<br />
sportlichen Highlights macht das neue E-Klasse Coupé zur<br />
Stilikone. Durch den außergewöhnlich großzügigen Innenraum<br />
bietet er sich perfekt als stilvoller Reisewagen an –<br />
ganz in der Tradition exklusiver Gran Turismos.<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
langsam wird‘s unheimlich. Politische Unsicherheiten,<br />
Trump und Terror hin oder her:<br />
Die Wirtschaft im Südwesten wächst. Und<br />
das – mit einer kurzen Delle durch die Finanzkrise<br />
– seit rund 17 Jahren. Doch Vorsicht!<br />
Dieser Erfolg ist kein Selbstläufer, er<br />
muss jeden Tag aufs Neue erarbeitet werden.<br />
Das zeigt unser Titelinterview mit Volker<br />
Krauß, dem Chef des Bau<strong>unternehmen</strong>s<br />
Leonhard Weiss (Seite 10) ebenso wie unsere<br />
Porträts über die Firmen Kleemann (S. 26)<br />
und Meißner Sicherheitstechnik (S.42). Es<br />
ist die Mischung aus Qualität, Innovation<br />
und Kundenorientierung, die die Unternehmen<br />
stark macht. Mittelfristig bergen zwei<br />
Themen Risiken. Wie die Firmen den Schritt<br />
ins digitale Zeitalter meistern (S. 20) und<br />
unser Wirtschaftsmodell. Das schafft Wohlstand<br />
für viele, aber längst nicht für alle –<br />
und nährt damit einen gefährlichen Spaltpilz.<br />
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[spezial]<br />
6 Wohlfühlen in grünen Oasen Warum<br />
alle von Firmengärten profitieren<br />
32 Konjunktur aus der Kiste Der starke<br />
Standort Ulmer Norden<br />
49 Mehr nachdenken, bitte! Ökonomie<br />
auf dem Prüfstand: Makronom.de<br />
[titelthema]<br />
10 Ein leidenschaftlicher Baumeister<br />
Volker Krauß im Gespräch<br />
[finanzieren]<br />
20 Der Roboter als Leiharbeiter Lohnt<br />
sich Leasing für digitale Investitionen?<br />
[machen]<br />
24 Raummodule reloaded Stapelprofi<br />
Jakob Eberhardt aus Blaubeuren<br />
26 Die kriegen alles klein Der Recycling-<br />
Spezialist Kleemann aus Göppingen<br />
30 Handwerker mit sicherem Durchblick<br />
Kupil aus Ehingen setzt auf IT<br />
42 Geschäfte in luftiger Höhe Furchtlos –<br />
Meißner Sicherheitstechnik aus Ulm<br />
44 Mit einem Wisch zur Spitze Bettina<br />
Reichhart verknüpft ihr Dessous-<br />
Fachgeschäft mit der Onlinewelt<br />
[gründen]<br />
38 „Bienen sind der Hammer!“ Raphael<br />
Buck aus Vogt – Idealist und Herr über<br />
250 Völker<br />
[führen]<br />
40 Wie Führungskräfte ein Team bilden<br />
Motivations- und Leistungsplus am<br />
Beispiel Settele aus Neu-Ulm<br />
[leben]<br />
46 Wo die Seele vor Anker geht …<br />
Umfrage unter Führungskräften zu ihrer<br />
Art, Kraft zu tanken<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Mit Gutschein und Jobticket<br />
4 „Der Wohlstand kommt bei den<br />
meisten nicht an“<br />
5 Erfolg klebt an Uzin Utz<br />
29 Kaufprämien nicht bekannt<br />
36 ZF beliefert Foton<br />
50 Liebherrs Riesen-Rolle<br />
50 Impressum<br />
32 20<br />
38 44<br />
46<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mit Gutschein und Jobticket<br />
Ulms City-Manager Henning<br />
Krone freut sich: „Die Aktion<br />
läuft super.“ Seit einem halben<br />
Jahr gibt das Ulmer City Marketing<br />
zu jedem verkauften Einkaufsgutschein<br />
ein Gruppentagesticket<br />
für den Nahverkehr für<br />
bis zu fünf Personen aus – im<br />
Wert von 16,50 Euro. Ziel war<br />
und ist es, dass die Innenstadt<br />
trotz der vielen Baustellen gut erreichbar<br />
bleibt und der Autoverkehr<br />
ein bisschen abnimmt.<br />
Mehr als 50.000 Gutscheine sind<br />
bisher verkauft worden. Die Resonanz<br />
auf das ÖPNV-Ticket<br />
nimmt zu. Im März seien 1200<br />
Tagestickets der Donau-Iller-<br />
Nahverkehrsgesellschaft (DING)<br />
eingelöst worden, sagt Krone. Die<br />
Aktion lässt sich das City Marketing<br />
mit seinen rund 360 Mitgliedern<br />
einen sechsstelligen Betrag<br />
kosten. Allerdings sponsert<br />
DING das Angebot kräftig.<br />
Noch bei einem anderen Thema<br />
kooperieren DING und Ulmer City<br />
Marketing: dem Jobticket. Der<br />
Verkehrsverbund hat die Bedingungen<br />
für die Arbeitgeber vereinfacht.<br />
Bestellung und Bezahlung<br />
laufen nun über die<br />
Mitarbeiter. Arbeitgeber müssen<br />
lediglich einen Rahmenvertrag<br />
abschließen. Pro Arbeitgeber<br />
müssen es allerdings 20 Tickets<br />
sein. Aus diesem Grund tritt das<br />
Ulmer City Marketing als ein Arbeitgeber<br />
auf, damit auch kleine<br />
Händler ihren Mitarbeitern etwas<br />
Gutes tun können. „Die deutlich<br />
rabattierte Jahreskarte<br />
macht die Arbeitsplätze in einem<br />
Unternehmen attraktiver und<br />
hilft, offene Stellen zu besetzen“ ,<br />
sagt Markus Zimmermann von<br />
DING, der auf eine rege Beteiligung<br />
von Firmen hofft. Bisher<br />
bieten 12 Arbeitgeber 1000 Beschäftigten<br />
ein Jobticket.<br />
Firmen könnten einen Schritt<br />
weiter gehen und die Ticket-Kosten<br />
ganz oder teilweise übernehmen.<br />
Bis zu der Freigrenze von 44<br />
Euro ist dieser Sachbezug für Mitarbeiter<br />
steuerfrei. [!] AMB<br />
In Ulm soll die zweite Straßenbahnlinie bis zum Sommer 2018 fertiggestellt<br />
sein. Firmen können ihre Mitarbeiter bei der ÖPNV-Nutzung unterstützen.<br />
„Der Wohlstand kommt bei den meisten nicht an“<br />
Matthias Weik und Marc Friedrich<br />
sind Bestseller-Autoren. Sie<br />
haben mehr als 350.000 Bücher<br />
verkauft und zweimal das Wirtschaftsbuch<br />
des Jahres geschrieben.<br />
Vor allem aber können sie<br />
darauf verweisen, dass sie mit ihren<br />
Prognosen nicht falsch lagen.<br />
In ihrem zweiten Buch, „Der<br />
Crash ist die Lösung – Warum der<br />
finale Kollaps kommt und wie<br />
Sie Ihr Vermögen retten“, sagten<br />
sie unter anderem die EZB Leitzinssenkung<br />
und die Minuszinsen<br />
für die Banken voraus. Auch<br />
mit der Absenkung des Garantiezinses<br />
der Lebensversicherungen<br />
lagen sie richtig. Jetzt haben die<br />
beiden 41-jährigen Ökonomen in<br />
Göppingen mit DM-Gründer<br />
Götz Werner ihr viertes Buch vor<br />
500 Interessierten vorgestellt. Ihre<br />
Botschaft: „Es läuft etwas gewaltig<br />
schief.“ Der Wohlstand<br />
komme bei den meisten Menschen<br />
nicht an, eine Krise jage die<br />
nächste, der Euro und die EU<br />
wankten bedenklich – trotz oder<br />
gerade wegen der absurden Summen,<br />
die die Europäische Zentralbank<br />
in die Märkte pumpe. Den<br />
Südländern Europas gehe es nach<br />
Die NWZ-Journalisten Joa Schmid (li.) und Helge Thiele (re.) rahmen die<br />
Buchautoren ein: (von li.) Marc Friedrich, Götz Werner und Matthias Weik.<br />
wie vor schlecht, Schulden wür<br />
den durch Schulden beglichen,<br />
die Nullzinspolitik und der Niedriglohnsektor<br />
würden viele Deutsche<br />
über kurz oder lang in die<br />
Armut treiben. „Es hat sich nichts<br />
zum Guten verändert. Europa ist<br />
auf dem Holzweg, der Euro zerstört<br />
Europa“, meinen Friedrich<br />
und Weik. Daher müsse etwas<br />
passieren: „Sonst knallt‘s“. So lautet<br />
auch der Titel des Buches.<br />
Dass die Autoren auch ihr neues<br />
Buch in Göppingen exklusiv vorstellten,<br />
liegt an ihrer Verbundenheit<br />
zur Region: Ihr Vermögensberatungsbüro<br />
hatten Weik<br />
und Friedrich ursprünglich in<br />
Göppingen, dann in Stuttgart<br />
und jetzt in Lorch. [!] SU<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Erfolg klebt an Uzin Utz<br />
Die Ulmer Uzin Utz AG hat ehrgeizige<br />
Wachstumspläne. Der<br />
Hersteller von Produkten zum<br />
Bodenverlegen baut im Donautal<br />
für 18 Millionen Euro eine Fabrik<br />
für Fliesenkleber samt Forschungslabor.<br />
Gefertigt werden<br />
soll dort vom Jahresanfang 2018<br />
an Trockenmörtel der Marke Codex.<br />
an. Während sich die Marke<br />
Uzin an Boden-, Parkett-, und Estrichleger<br />
richtet, sind die Codex-<br />
Produkte für professionelle Fliesen-<br />
und Natursteinleger. Das<br />
Ausmaß der Pläne zeigen zwei<br />
Zahlen: Weltweit produzierte die<br />
Uzin Utz AG im vergangenen<br />
Jahr mehr als 171.000 Tonnen<br />
Trockenmörtelprodukte weltweit,<br />
die Jahreskapazität der neuen<br />
Fabrik beträgt 60.000 Tonnen.<br />
Ein weiteres neues Werk soll an<br />
der Westküste der USA entstehen,<br />
da das Werk im Bundesstaat<br />
Delaware im Osten seine Kapazitätsgrenze<br />
erreicht hat.<br />
2016 erzielte das börsennotierte<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> das beste<br />
Ergebnis seiner 105-jährigen Geschichte<br />
und schüttet eine Rekorddividende<br />
von 1,30 Euro je<br />
Aktie aus. Das Ergebnis vor Steuern<br />
erhöhte sich fast um ein Drittel<br />
auf 25 Millionen Euro. Der<br />
Umsatz stieg um 8 Prozent auf<br />
273 Millionen Euro. Bis 2019 soll<br />
dieser auf 400 Millionen Euro<br />
steigen. Das Unternehmen beschäftigt<br />
1100 Mitarbeiter, davon<br />
arbeiten 424 in Ulm. Für die<br />
Tochtergesellschaft Codex arbeiten<br />
70 Beschäftigte. [!] JAF<br />
66 Prozent mehr<br />
Körperschaftssteuer<br />
Leitet das Finanzamt<br />
Ulm,<br />
Wolfram Rieder.<br />
Die gute wirtschaftliche Situation<br />
im Südwesten spiegelt sich<br />
auch im Steueraufkommen in<br />
den Regionen Ulm und Göppingen<br />
wider. Im Zuständigkeitsgebiet<br />
des Finanzamtes Ulm (knapp<br />
400 Mitarbeiter), das zu den zehn<br />
größten der<br />
65 Ämter in<br />
Baden-Württemberg<br />
gehört,<br />
stieg das<br />
Steueraufkommen<br />
laut<br />
Amtschef<br />
Wolfram Rieder<br />
um 6,4<br />
Prozent auf<br />
2,15 Milliarden<br />
Euro. Größter Posten ist die<br />
Mehrwertsteuer mit 802 Millionen<br />
Euro, gefolgt von der Lohnsteuer<br />
(801 Millionen Euro), die<br />
die abhängig Beschäftigten bezahlen.<br />
Die Einkommenssteuer<br />
(Gewerbetreibende, Landwirte<br />
und all jene Arbeitnehmer mit<br />
weiteren Einkunftsquellen) stieg<br />
um 19 Prozent auf 258 Millionen<br />
Euro. Die Körperschaftssteuer<br />
kletterte sogar um 66 Prozent auf<br />
88 Millionen Euro. Die Grunderwerbssteuer<br />
nahm um 50 Prozent<br />
auf 46 Millionen Euro zu.<br />
Im Bezirk des Finanzamtes Göppingen<br />
wuchs das Steueraufkommen<br />
auf 1,3 Milliarden Euro. Davon<br />
entfielen auf die Lohnsteuer<br />
(541 Millionen Euro), Umsatzsteuer<br />
(451), Einkommensteuer<br />
(152), Köperschaftssteuer (53)<br />
und Grunderwerbsteuer (32).<br />
In Ulm, Biberach und Ehingen<br />
sind 61 Betriebsprüfer für 1160<br />
große und 5000 mittelgroße Betriebe<br />
zuständig. Die 36 Steuerfahnder,<br />
die für acht Ämter zwischen<br />
Ulm und Überlingen tätig<br />
sind, erzielten Nachforderungen<br />
von 61 Millionen Euro. Außerdem<br />
wurden rechtskräftig 13 Jahre<br />
Haft verhängt. [!] KÖ/AMB<br />
Der Bodenspezialist Uzin Utz investiert in Ulm 18 Millionen Euro.<br />
120.000 Beschäftige<br />
in 18.652 Betrieben<br />
Die Zahl der Handwerksbetriebe<br />
zwischen Ostalb und Bodensee<br />
ist 2016 um 242 auf 18.652 gestiegen.<br />
Die Handwerkskammer<br />
Ulm listet 3761 (plus 168) zulassungsfreie,<br />
3441 (plus 80) handwerksnahe<br />
und 11.450 (minus 6)<br />
zulassungspflichtige Betriebe<br />
auf. Letztere verringerten sich in<br />
Hilfe für Firmen<br />
beim Energiesparen<br />
Die baden-württembergische<br />
Landesregierung will kleinen Firmen<br />
beim Energiesparen helfen.<br />
Mit dem Projekt „Regionale Kompetenzstellen<br />
Netzwerk Energieeffizienz<br />
(KEFF)“ , das auf sieben<br />
Jahre angelegt ist, sollen diese<br />
sensibilisiert werden und erhalten<br />
bei einer kostenlosen Initialberatung<br />
Anhaltspunkte, welche<br />
den Kreisen Heidenheim (um<br />
16), Ostalb (15), Bodensee (11)<br />
und Biberach (1). In den Kreisen<br />
Alb-Donau (plus 19), Ravensburg<br />
(13), Ulm (5) stieg die Zahl der zulassungspflichtigen<br />
Firmen. Insgesamt<br />
erwirtschafteten 120.000<br />
Mitarbeiter einen Umsatz von<br />
rund 12 Milliarden Euro. [!] JAF<br />
Maßnahmen am lohnendesten<br />
sind. Zielgruppe sind Firmen mit<br />
bis zu 250 Mitarbeitern. Die Keff-<br />
Stelle Donau-Iller ist bei der IHK<br />
Ulm angesiedelt: 0731/173-170;<br />
Die Energieagentur Ulm berät<br />
Handwerksbetriebe: 0731/173-<br />
270. Keff-Stelle bei der IHK Region<br />
Stuttgart: 0711/2005-1506.<br />
keff-bw.de/de. [!]<br />
JAF<br />
5
[rubrik] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
AMA Instruments / Foto: Conné van d‘Grachten<br />
Wohlfühlen in<br />
grünen Oasen<br />
Ob Dach, Fassade oder Innenhof – von schön<br />
gestalteten Firmengärten profitieren alle Beteiligten:<br />
Mitarbeiter, Besucher, die Natur und nicht zuletzt<br />
umweltbewusste Unternehmen, die sich damit<br />
eine ökologische Visitenkarte geben.<br />
Foto: BGL<br />
Foto: BGL<br />
Foto: Optigruen<br />
Harald Gallinger und sein Team passen auf, dass die Luft rein ist.<br />
Denn der Geschäftsführer der AMA Instruments GmbH entwickelt<br />
und fertigt mit seinen Mitarbeitern analytische Geräte<br />
zur kontinuierlichen Messung von organischen Luftschadstoffen. Dazu<br />
gehört zum Beispiel das krebserregende Benzol aus unseren Kraftstofftanks.<br />
Weltweit überwachen Umweltbehörden mit den Produkten<br />
vom Eselsberg, ob die Grenzwerte eingehalten werden. Denn diese<br />
giftigen Substanzen gefährden Menschen, Tieren und Pflanzen.<br />
Die Fauna hat es Harald Gallinger besonders angetan, wie die Firmenbesucher<br />
bereits vor dem Betreten des Betriebes in der Lise-Meitner-<br />
Straße unter anderem an der blühenden Wildblumenwiese erkennen<br />
können.<br />
„Da wir als Unternehmen mit unseren Produkten indirekt einen wichtigen<br />
Beitrag zum Schutz von Mensch und Natur leisten, waren uns<br />
bei der Gestaltung der Außenanlagen natürlich auch ökologische Gesichtspunkte<br />
wichtig“, erläutert der Geschäftsführer. Daher ließ er vor<br />
dem modernen Firmensitz eine Vielzahl einheimischer Stauden und<br />
Gehölze anpflanzen.<br />
NÜTZLICHE KLEINE SEEN<br />
Auch für Reiner Bierig sind so genannte Firmengärten die natürlichsten<br />
Visitenkarten, die es für ein Unternehmen geben kann. „Wer seine<br />
Außenanlagen mit Pflanzen und Blumen gestaltet, verzückt Augen<br />
und Sinne der Menschen und fördert auf diese Weise sein Image“, sagt<br />
der Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau<br />
Baden-Württemberg e.V.. Er ist sicher: „Unternehmer, die ihren<br />
Firmensitz grün anlegen, sind besondere, erdverbundene Menschen.“<br />
Davon profitieren nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt,<br />
sondern mitunter auch die unmittelbaren Nachbarn des Firmengrundstücks.<br />
Dank der oftmals angelegten Muldensysteme laufen bei<br />
Starkregen die Keller auch in der Umgebung nicht mehr voll.<br />
Der Grund: Die Kombination eines zum Beispiel begrünten Firmendachs<br />
mit einer Zisterne entlastet die Kanalisation und vermindert die<br />
Schön, erholsam, nützlich: (von oben) AMA Instruments (Ulm), zwei Beispiele<br />
des Galabau-Verbands und der Parkplatz des Servicezentrums der<br />
Deutschen Rentenversicherung in Karlsruhe.<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[spezial]<br />
Großteil der Aufträge kommt von Privatleuten<br />
GÖPPINGER<br />
WISSENSIMPULSE<br />
VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />
8 VORTRAGSABENDE<br />
MIT HOCHKARÄTIGEN EXPERTEN<br />
Veranstaltungsort:<br />
Sparkassen-Forum, Marktstraße 2, 73033 Göppingen<br />
Bitte nutzen Sie an den Vortragsabenden unseren Eingang Ecke<br />
Bahnhofstraße/Freihofstraße<br />
Foto: © reichdernatur / Fotolia.com<br />
´Die Landschaftsbauer im Südwesten stehen auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament.<br />
Eine wachsende Zahl an Unternehmen<br />
legen Wert auf begrünte Außenanlagen,<br />
in denen Mitarbeiter entspannen und<br />
heimi sche Gräser wachsen können. Von<br />
diesem Trend profitieren auch die Fachbetriebe<br />
für Landschaftsbau und Gartengestaltung.<br />
„Die Mehrzahl der Betriebe<br />
kann auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken.<br />
Mehr als 80 Prozent unserer<br />
Mitgliedsfirmen beurteilten ihre Lage mit<br />
sehr gut und gut“, sagt Thomas Heumann,<br />
Vorstandsvorsitzender des Verban<br />
des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau<br />
Baden-Württemberg e.V.. Insbesondere<br />
private Auftraggeber investieren.<br />
Auf sie entfallen 60 Prozent des Umsatzes,<br />
der Anteil der öffentlichen Hand liegt<br />
bei 18 Prozent, Kunden aus gewerblichem<br />
Wohnungsbau und der Industrie sorgten<br />
für jeweils 9 Prozent des Umsatzes. SL<br />
Jeweils montags von 19.30 bis 21.00 Uhr<br />
(Einlass ab 19.00 Uhr).<br />
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3<br />
DEAL!<br />
22.05.17 | Prof. Dr. Jack Nasher<br />
Du gibst mir, was ich will!<br />
Entnahme von Grundwasser. Denn das Trinkwasser wird durch so<br />
genanntes Brauchwasser ersetzt.<br />
„Sinnvoll angelegte Firmengärten ermöglichen ein gut funktionierendes<br />
Regenwasser-Management, mit dem bis zu 90 Prozent der Niederschlagsmenge<br />
zurückgehalten werden kann. Auch wenn sich dabei<br />
kleine Seen auf dem Dach bilden, macht das nichts aus. Im Gegenteil,<br />
bei uns in der Geschäftsstelle kommen hin und wieder sogar zwei Enten<br />
angeflattert“, erzählt Verbandsgeschäftsführer Bierig.<br />
GERINGERE GEBÜHREN DANK GRÜNEM DACH<br />
Doch nicht nur Vögel fliegen auf begrünte Dächer. Denn hoch droben,<br />
lässt es sich für Mitarbeiter gut entspannen. Oftmals haben Angestellte<br />
und Arbeiter in den Pausen freien Zugang zu den bepflanzten Dachanlagen,<br />
die aufgrund ihres ökologischen Mehrwerts immer häufiger<br />
von der Stadt oder der Gemeinde gefördert werden. „Firmen mit entsiegelten<br />
Dachanlagen zahlen weniger Niederschlagswassergebühren,<br />
die für die Entsorgung von Regenwasser anfallen“, erklärt Bierig.<br />
Denn: Je mehr Regenwasser auf einem Grundstück versickern kann,<br />
desto geringer sind die Gebühren. Oder umgekehrt: Je stärker die Versiegelung<br />
und Ableitung in den Kanal ist – zum Beispiel in Gewerbegebieten<br />
oder kommunalen Flächen – desto höher sind die Abgaben.<br />
Egal, ob über den Dächern der Stadt oder in einem bepflanzten Innenhof<br />
oder auf einer sonnenbeschienenen Terrasse – der Firmengarten<br />
muss zum Unternehmen passen. „Es ist existentiell wichtig, dass die<br />
jeweilige Nutzung auf die Funktion abgestimmt ist, die bei jedem Be-<br />
7<br />
4<br />
6<br />
7<br />
20.11.17 | René Borbonus<br />
Klarheit<br />
Wissen, was zählt – und darüber reden<br />
8<br />
19.06.17 | Thomas Baschab<br />
Geht nicht, gibt’s nicht!<br />
Herausforderungen annehmen<br />
5<br />
18.09.17 | Prof. Dr. Jens Weidner<br />
Hart, aber unfair?<br />
Machtspiele schnell durchschauen!<br />
23.10.17 | Monika Matschnig<br />
Wirkung<br />
Authentizität, Souveränität, Präsenz<br />
11.12.17 | Peter Brandl<br />
Crash-Kommunikation<br />
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[spezial] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Durchatmen und Kraft tanken in den Arbeitspausen: Schön gestaltete Außenbereiche und Dachgärten motivieren die Mitarbeiter. <br />
Foto: DDV<br />
Verbandsgeschäftsführer<br />
Reiner Bierig.<br />
trieb im Vordergrund stehen muss“, so Reiner Bierig. Und da steht für<br />
den Geschäftsführer das harmonische Miteinander sowie der Austausch<br />
innerhalb der Belegschaft im Vordergrund: „Durch einen naturnah<br />
angelegten Außenbereich kann man auch die interne Kommunikation,<br />
die Zufriedenheit in einem Team sowie die Motivation jedes<br />
einzelnen Mitarbeiters fördern. Denn wer acht Stunden oder mehr auf<br />
einen Bildschirm blickt, muss ab und zu in<br />
einer schönen Umgebung durchatmen<br />
können. Diese Entspannung, die sich die<br />
Beschäftigten üblicherweise in ihrer Freizeit<br />
holen, kann die Firma so auch während<br />
der Arbeitszeit bieten.“<br />
Für den in Leinfelden-Echterdingen sitzenden<br />
Verband ist dies ein wichtiges Anliegen.<br />
Aus diesem Grund beteiligt er sich<br />
auch an dem Projekt „Grüne Nachbarschaft“,<br />
einem Zusammenschluss von Bietigheim-Bissingen,<br />
Freiberg am Neckar, Ingersheim,<br />
Ludwigsburg, Remseck am<br />
Neckar und Tamm. Diese sechs Kommunen<br />
setzen sich für eine gemarkungsübergreifende, zukunftsorientierte<br />
und nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft ein.<br />
In diesem Jahr loben sie zum ersten Mal den Wettbewerb „Firmengärten<br />
– grün und gut“ aus. Teilnehmen können alle Unternehmen, die in<br />
den Mitgliedskommunen der „Grünen Nachbarschaft“ ansässig sind<br />
– unabhängig von der Betriebsgröße und vom Umfang der gestalteten<br />
Anlage. Eine Jury aus Fachleuten und Kooperationspartnern wird die<br />
eingereichten Projekte nach den Kriterien „Gestalterische Qualität“,<br />
„Soziale Aspekte“ und „Ökologische Funktionen“ bewerten. Im Herbst<br />
findet dann eine öffentliche Preisverleihung statt. Durch die Teilnahme<br />
am Wettbewerb kann eine Firma nach den Worten Bierigs nicht<br />
nur ihr Engagement für Natur, Umwelt und Gesellschaft einer breiten<br />
Öffentlichkeit präsentieren. Im besten Fall motiviere das gute Beispiel<br />
auch andere Firmen, Gleiches zu tun.<br />
POSITIVES IMAGE – AUCH BEI BESUCHERN<br />
Klar ist, dass durch eine grüne Außenanlage nicht nur die Blumen<br />
sprießen und die Kreativität der Mitarbeiter beflügelt wird. Sie zieht<br />
auch Kunden und Geschäftspartner in ihren Bann. Und zwar von Anfang<br />
an. Reiner Bierig: „Mit einem liebevoll gestalteten Firmengarten<br />
kann man die Chance nutzen, bei Besuchern einen bleibenden positiven<br />
ersten Eindruck zu hinterlassen.“<br />
So sieht das auch Harald Gallinger: „Unsere zentrale und grün bepflanzte<br />
Außenterrasse ist direkt von unseren Schulungs- und Besprechungsräumen<br />
aus zugänglich. Gerade bei Produktschulungen, Präsentationen<br />
und Seminaren nutzen unsere Kunden in den Pausen sehr<br />
gerne diesen Bereich. In einer angenehmen und lockeren Atmosphäre<br />
entstehen interessante Gespräche, die über das rein geschäftliche oft<br />
weit hinausgehen. So festigen wir die gute Beziehung zwischen uns<br />
und unseren Kunden auf natürliche Weise.“<br />
So trägt ein gemütlicher Plausch an der Wildblumenwiese wohl oftmals<br />
auch dazu bei, dass sich Harald Gallinger und sein Team auch in<br />
Zukunft dafür einsetzen können, dass die Luft rein ist. Am Eselsberg<br />
und auf der ganzen Welt. [!]<br />
STEFAN LOEFFLER<br />
8
Dedon,<br />
Lou Loungesofa<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Ein leidenschaftlicher<br />
Baumeister<br />
Das Mega-Bahnprojekt Nürnberg – Erfurt ist nur eine von 3500 Baustellen, an<br />
denen das Familien<strong>unternehmen</strong> Leonhard Weiss (Göppingen/Satteldorf) mitwirkt.<br />
Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Volker Krauß, über die<br />
Branche, Erfolgsrezepte, Fehler bei der Auftragsvergabe und die Lust am Bauen.<br />
Sie leiten eines der zehn größten deutschen Bau<strong>unternehmen</strong>.<br />
Wann haben Sie das letzte Mal privat<br />
etwas gebaut?<br />
Bauen ist meine Leidenschaft, ich bin handwerklich<br />
begabt – und kann das auch privat nicht lassen.<br />
Was heißt das?<br />
Erst vor kurzem habe ich für und mit meinen Kindern<br />
zusammen zwei Häuser gebaut, nicht nur als Manager,<br />
sondern mit der Hand am Arm, also alles von Grund auf<br />
selbst gemacht.<br />
Was bauen sie sonst noch?<br />
Auch unser eigenes Haus haben meine Frau und ich<br />
bereits fünf Mal umgestaltet. Daneben haben wir ein<br />
schönes Wochenendgrundstück, an dem ich immer<br />
wieder arbeite. Ganz aktuell baue ich zwei Hochsitze<br />
für meine Jagd. Ein, zwei Baustellen habe ich immer am<br />
Laufen.<br />
Schlägt da Ihre Frau nicht die Hände über dem Kopf<br />
zusammen?<br />
Gar nicht. Wir machen das seit 34 Jahren sehr erfolgreich<br />
zusammen. Sie hat die Ideen, ich setze sie um.<br />
Wie viel Freude machen Ihnen die 3500 Baustellen,<br />
an denen Leonhard Weiss beteiligt ist?<br />
Ich freue mich über jede Baustelle, auf der ein gelbes<br />
Schild steht. Es ist mir sehr wichtig, neben meiner Bürotätigkeit<br />
auch immer wieder draußen zu sein. Vor<br />
allem bekomme ich dort Feedback von der Mannschaft<br />
und behalte den Bezug, zu dem was wir tun.<br />
Wie oft kommen Sie zu solchen Besuchen?<br />
Zu selten. Aber ich nehme mir eine Mindestzahl vor.<br />
Rund 15 Termine im Jahr sind realistisch. Es gibt auch<br />
Themen – wie Arbeitssicherheit – die regelmäßige Begehungen<br />
erfordern.<br />
Wie groß ist die Bandbreite der Projekte?<br />
Das Auftragsspektrum von Leonhard Weiss startet bei<br />
1000 Euro und übersteigt deutlich mehr als 100 Millionen<br />
Euro. Unsere Tätigkeiten reichen von der Hofeinfahrt<br />
bis zur Flughafenrollbahn. Beispielsweise haben<br />
wir die Landebahn am Stuttgarter Flughafen befestigt.<br />
Wer dort landet, kann beruhigt sein. Die hält.<br />
Auf welche Projekte sind sie besonders stolz?<br />
Auf viele. In Baden-Württemberg gehört in jedem Fall<br />
die Messe Stuttgart dazu. Im Straßenbau waren die Arbeiten<br />
an den Schweizer Autobahnen N1/N7 ein Highlight.<br />
Sicher auch für die Schweizer selbst. Aktuell sind<br />
wir stolz darauf, auf der Bahn-Neubaustrecke zwischen<br />
Ulm und Stuttgart tätig zu sein. Wir kümmern uns um<br />
die Bereiche Kirchheim und Merklingen auf der Albhochfläche.<br />
Bei Stuttgart 21 waren Sie eher zurückhaltend…<br />
Stuttgart 21 muss man als zweigeteiltes Projekt sehen.<br />
S21 im Stadtkessel besteht zu einem hohen Anteil aus<br />
Tunnelbau. Diese Sparte bedienen wir nicht. Daher<br />
war unser Interesse an diesen Aufträgen gering, anders<br />
bei der Strecke Wendlingen – Ulm. Dort haben wir uns<br />
beworben und sind mit zwei Losen aktiv und voll im<br />
Plan.<br />
Wie ist das vergangene Jahr gelaufen?<br />
Alle drei Geschäftsbereiche, also Straßen- und Netzbau,<br />
Ingenieur- und Schlüsselfertigbau sowie Gleisinfrastrukturbau,<br />
waren gleichermaßen erfolgreich. Wir<br />
Zur Person<br />
Volker Krauß, 57, arbeitet<br />
seit 28 Jahren<br />
für Leonhard Weiss,<br />
seit sechs Jahren als<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung.<br />
1989<br />
war er als Abteilungsleiter<br />
im Lei tungs bau<br />
eingestiegen. Krauß<br />
ist in Schwäbisch Hall<br />
gebor en und aufgewachsen.<br />
Der studierte<br />
Bau in ge nieur<br />
(Hoch schule für<br />
Technik, Stuttgart)<br />
baut das Adrenalin eines<br />
Arbeitstages auf<br />
der halb stün digen<br />
Fahrt nach Hause ab,<br />
und bei seinen Hobbys,<br />
beispielsweise<br />
beim Holz machen im<br />
Wald. Zuhause empfangen<br />
Krauß (verheiratet,<br />
zwei Kinder,<br />
zwei Enkel) seine<br />
Ehefrau und sein Labrador,<br />
der ihn auch<br />
auf der Jagd begleitet.<br />
Seine Kinder mit<br />
deren Familien wohnen<br />
nahe bei den<br />
Großeltern. Zudem<br />
ist Krauß kirchlich<br />
engagiert.<br />
Im Baugewerbe ist Standfestigkeit gefragt: Volker Krauß leitet seit sechs Jahren das Familien<strong>unternehmen</strong> Leonhard Weiss.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Volker Krauß muss sich auch<br />
mit dem Thema Minuszinsen<br />
auseinandersetzen: „Es gibt<br />
erste Banken, die uns angesprochen<br />
haben.“<br />
sind um etwa acht Prozent gewachsen. Das entspricht<br />
dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Im Jahr 2011<br />
haben wir noch 930 Millionen Euro erwirtschaftet,<br />
2016 lag der Umsatz bei 1,2 Milliarden Euro. Natürlich<br />
spielt uns die aktuell gute Marktsituation in die Karten.<br />
In welchen Bereichen ist die Nachfrage am größten?<br />
Das lässt sich schwer sagen. Der Jahresumsatz des Bauhauptgewerbes<br />
umfasst etwa 100 Milliarden Euro. Damit<br />
liegt unser Marktanteil bei nur etwas mehr als ein<br />
Prozent. Nachfrageschwankungen sind daher schwer<br />
zu beurteilen. Der Markt ist sehr kleinteilig.<br />
Wie verändert sich die Nachfrage?<br />
Zuletzt gab es deutlich höhere Investitionen in die Infrastruktur<br />
– sowohl im Straßen- als auch im Schienenbau.<br />
Hier wird die Nachfrage weiter zunehmen. Darüber<br />
freuen wir uns. Auch im Automotive-Bereich wird<br />
viel investiert.<br />
Welche Trends sehen Sie für die nahe Zukunft?<br />
Künftig wird es Impulse aus dem Bau der Stromtrassen<br />
geben. Dieses Geschäft ist aber noch nicht richtig angelaufen.<br />
Die neuen Trassen kommen ja erst noch. In der<br />
Telekommunikation hingegen boomt schon jetzt der<br />
Ausbau der Glasfasernetze. Daran sind wir stark beteiligt.<br />
Zudem investiert auch die öffentliche Hand vermehrt<br />
in Schulen, Universitäten und Krankenhäuser.<br />
Woher kommt diese Investitionsfreude der öffentlichen<br />
Hand?<br />
Das dürfte mit dem hohen Steueraufkommen zusammenhängen.<br />
Die finanzielle Lage gibt es her.<br />
Und in der Wirtschaft?<br />
Geldanlagen an Kapitalmärkten sind aufgrund der<br />
dauerhaft niedrigen Zinsen keine Alternative. Die Konjunktur<br />
läuft gut. Bevor der Schwabe für sein eigenes<br />
Geld bezahlt, investiert er lieber. Wir haben gute Zeiten,<br />
um vorhandene Mittel in echte Werte umzusetzen.<br />
Muss Leonhard Weiss Minuszinsen bezahlen?<br />
Es gibt erste Banken, die uns angesprochen haben und<br />
mit denen wir aktuell verhandeln. Ich gehe davon aus,<br />
dass sich diese Entwicklung im gesamten Bankensektor<br />
fortsetzen wird.<br />
Wie bewerten Sie das?<br />
Letztendlich werden sparsam haushaltende Firmen<br />
wie wir doppelt bestraft. Wir finanzieren alles aus eigenen<br />
Mitteln und müssen für unser Erspartes noch bezahlen,<br />
während andere günstige Kredite bekommen.<br />
Das verzerrt den Wettbewerb.<br />
Erklären Sie mal an einem konkreten Fall, was<br />
Leonhard Weiss auszeichnet.<br />
Das beste Beispiel dafür ist die Baustelle der Bahn-Neubaustrecke<br />
von Nürnberg nach Erfurt im Zuge des Verkehrsprojektes<br />
Deutsche Einheit Nummer 8 (VD 8.1).<br />
Dort konnten wir der Deutschen Bahn eine Komplettleistung<br />
anbieten: Tief-, Ingenieur- und Gleisbau sowie<br />
alle Nebengewerke kamen aus einer – aus unserer –<br />
Hand. Bis zu 500 Mitarbeiter haben dort gleichzeitig<br />
auf einer Baustelle gearbeitet. Innerhalb eines halben<br />
Jahres entstand so eine Bauleistung von mehr als 100<br />
Millionen Euro. Das war sensationell. Solche Komplettleistungen<br />
inklusive Planung gehören zu unseren<br />
Stärken.<br />
Können so etwas andere große Bau<strong>unternehmen</strong><br />
nicht auch?<br />
Es gibt momentan wenige Firmen, die eine solche Leis-<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
tung erbringen können. Meist sind Arbeitsgemeinschaften<br />
und entsprechende Schnittstellen nötig. Oder<br />
aber der Kunde vergibt die Aufträge in Losen. Dieses<br />
Vorgehen funktioniert allerdings selten reibungslos<br />
und führt oft zu Komplikationen oder sogar zu Baustopps.<br />
Das zeigen Negativ-Baustellen wie der Berliner<br />
Flughafen oder die Elbphilharmonie.<br />
Wie kommt es zu solchen Pannen-Baustellen?<br />
Das liegt an vielen Ursachen, sonst wäre es ja einfach,<br />
den Fehler zu finden und zu korrigieren. Angefangen<br />
bei mangelnder Planungsleistung über Schnittstellenproblematiken<br />
bis hin zum Ausfall einzelner Firmen<br />
spielt vieles eine Rolle. Zudem steigt das Risiko, wenn<br />
ein Bauvorhaben in verschiedenen Losen vergeben<br />
wird.<br />
Warum steigt das Risiko bei der Vergabe in Losen?<br />
Das Interesse eines Komplettanbieters ist es, das Gesamtprojekt<br />
erfolgreich abzuschließen. Bei Teillosen<br />
steht für die beteiligten Unternehmen ihre Teilleistung<br />
im Vordergrund, andere Bereiche interessieren meistens<br />
nicht.<br />
Was macht Schnittstellen so problemanfällig?<br />
Nehmen Sie eine große Straßenbaustelle von A nach B.<br />
Dort gibt es eine Brücke, die maßgeblich für den weiteren<br />
Baufortschritt ist. Leider wird diese nicht fertig,<br />
weil ein Unternehmer sich überschätzt hat oder wegen<br />
Insolvenz ausfällt. Die Brückenarbeiten müssen neu<br />
vergeben werden, man kommt in Zeitverzug. So einfach<br />
kann eine kleine Brücke ein großes Bauprojekt ins<br />
Straucheln bringen.<br />
Themenwechsel: Vom Konkurrenzdruck in der<br />
Fehler in der Planung und die<br />
Vergabe in zu vielen Teillosen<br />
machen Baustellen anfällig<br />
für Pannen, sagt Leonhard-<br />
Weiss-Chef Volker Krauß.<br />
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13
[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Zukunft auf dem Bau gehört<br />
dem Building Information<br />
Modeling (BIM). Hier verknüpft<br />
Software 3D-Planung,<br />
Kalkulation und Termine.<br />
Branche hört man in Zeiten des Baubooms nicht<br />
mehr viel. Wie umkämpft sind die Aufträge?<br />
Trotz des hohen Bauvolumens ist der Wettbewerb<br />
hoch. Viele Firmen sind – wie wir – stark gewachsen.<br />
Daher sind Projekte hart umkämpft. Das gilt für regionale<br />
Bauvorhaben, bei denen 15 bis 20 Bieter wetteifern,<br />
genauso wie für große Projekte, bei denen wir auf<br />
europäischer Basis in Konkurrenz stehen.<br />
Wie sehr machen Wettbewerber aus Osteuropa den<br />
deutschen Unternehmen zu schaffen? Das war ja<br />
vor Jahren einmal eine riesige Sorge der Branche.<br />
Angesichts des wachsenden Bauvolumens hat sich keine<br />
ernstzunehmende Konkurrenzsituation ergeben.<br />
Welche Rolle spielt das Thema Innovation?<br />
Die Baubranche hat in Sachen Technologie stark zugelegt.<br />
Wie in allen Branchen beschäftigt das Thema Digitalisierung<br />
auch den Bau sehr. Im Bereich der Datenvernetzung,<br />
Maschinensteuerung<br />
und Prozessoptimierung ist viel<br />
passiert, trotzdem bleibt viel zu tun.<br />
Digitales<br />
Bauen:<br />
GPS-Daten<br />
steuern die<br />
Fahrzeuge<br />
Wie geht Leonhard Weiss mit der<br />
Digitalisierung um?<br />
Wir geben vor allem darauf Acht,<br />
dass wir uns nicht verlaufen. Jeder<br />
spricht von der Digitalisierung,<br />
aber es gibt keine Standardlösung.<br />
Letztendlich muss jedes Unternehmen<br />
für sich entscheiden, welche Vernetzungen die<br />
eigenen Prozesse unterstützen. Hauptprozess im Baubereich<br />
ist Building Information Modeling (BIM). Dabei<br />
handelt es sich um modernes Planen in 3D – verknüpft<br />
mit Kalkulationsdaten und Terminen.<br />
Setzen Sie diese Technologie bereits bei Projekten<br />
wie der Bahnstrecke Nürnberg – Erfurt ein?<br />
Noch nicht. Die Auftraggeber sind momentan noch in<br />
der Entwicklungsphase. Vorreiter ist an dieser Stelle<br />
der Ingenieurbau. In diesem Bereich laufen aktuell<br />
fünf Projekte mit BIM.<br />
Welcher Gedanke steckt hinter BIM?<br />
Dabei werden alle relevanten Daten eines Projektes digital<br />
modelliert, kombiniert und erfasst. So kann eine<br />
optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung<br />
von Gebäuden erfolgen und Kollisionen von Aufgaben<br />
vermieden werden.<br />
Wie verändert sich der Maschinenpark im digitalen<br />
Zeitalter?<br />
Maschinen werden mittlerweile über Vermessungstechnologien<br />
wie GPS gesteuert, um so genannte Planungsniveaus<br />
herzustellen. Was wir früher auf den<br />
Baustellen von Hand vermessen<br />
haben, passiert heute automatisch.<br />
Die Geräte bekommen die<br />
Modelle eingespielt und planieren<br />
dann vollautomatisch die jeweiligen<br />
Profile. Für den Geräteführer<br />
erleichtert das vieles – Koordinierung<br />
und Kontrolle werden zu seinen<br />
Hauptaufgaben.<br />
Ein anderes wichtiges Thema<br />
für Baufirmen ist die Logistik…<br />
Das ist auch für uns ein wesentlicher Bereich. Seit einiger<br />
Zeit haben wir für die Transportlogistik eine neue<br />
Software im Einsatz. So wissen wir immer, wo sich unsere<br />
Lkw befinden, ob sie beladen oder leer sind. Das ist<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
eine wichtige Voraussetzung dafür, die Disposition<br />
und andere Baustellenprozesse zu optimieren.<br />
Wie rentabel arbeitet Leonhard Weiss?<br />
Wir veröffentlichen die Rendite nicht. Wir setzen uns<br />
Ziele, die wir in den vergangenen Jahren stets übertroffen<br />
haben. Dabei gilt die Formel Ergebnis vor Umsatz.<br />
Sprich: Umsatzwachstum darf nicht zu Lasten des Ergebnisses<br />
gehen. Das schaffen wir – daher sind wir mit<br />
der Rendite aktuell sehr zufrieden.<br />
Was ist die Basis dieses Erfolgs?<br />
Man muss sein Geschäft beherrschen. Das beginnt damit,<br />
die richtigen Projekte auszusuchen. Diese müssen<br />
kapazitäts- und leistungsmäßig zur Mannschaft passen.<br />
Erste grobe Fehler entstehen oft schon an dieser<br />
Stelle. Entscheidend sind zudem Kalkulation und Arbeitsvorbereitung.<br />
Man muss perfekt auf eine Baustelle<br />
vorbereitet sein.<br />
Was ist dafür nötig?<br />
Dafür braucht es in erster Linie fähige Mitarbeiter, die<br />
wir glücklicherweise haben und zweitens unsere Unternehmer<br />
im Unternehmen, die Verantwortung übernehmen.<br />
So bleiben Risiken, die zweifellos vorhanden<br />
sind, beherrschbar. Auf diese Weise haben wir fast ausschließlich<br />
erfolgreiche Projekte und kaum Verlustbaustellen.<br />
Wo heben sie sich noch von der Konkurrenz ab?<br />
Wir arbeiten mit eigener Wertschöpfung, also mit eigenen<br />
Leuten. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern,<br />
die sehr stark über Kontingente oder mit Nachunternehmern<br />
agieren. Damit hängt unser Wachstum auch<br />
von den Möglichkeiten zur Gewinnung neuer Mitarbeiter<br />
ab.<br />
Arbeiten Sie gar nicht mit Nachunternehmern zusammen?<br />
Ganz ohne Nachunternehmer geht es natürlich nicht.<br />
Im Bereich Hoch- und Ingenieurbau arbeiten wir – wie<br />
auch unsere Wettbewerber mit leistungsfähigen Nachunternehmern<br />
zusammen.<br />
Die Qualität der Infrastruktur ist seit einigen Jahren<br />
ein großes Thema. Reicht Ihrer Meinung der<br />
Verkehrsetat von Bund und Ländern, um marode<br />
Brücken und anderes zu sanieren?<br />
Da gibt es verschiedene Gutachten. Demnach sind<br />
wohl 7,5 bis 8 Milliarden Euro Bundesmittel jährlich<br />
Leonhard Weiss hat klare<br />
Grundsätze: Ertrag geht vor<br />
Wachstum. „Zudem arbeiten<br />
wir zum Großteil mit eigenen<br />
Leuten“ , betont Krauß.<br />
Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />
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15
[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mitten durch Zapfendorf baut Leonhard Weiss die ICE-Neubaustrecke. Das rechte Bild zeigt Arbeiten am Enztal-Viadukt bei Vaihingen.<br />
Finanzstark und engagiert in der Ausbildung<br />
Die Leonhard Weiss GmbH & Co. KG gehört<br />
zu den Großen der deutschen Bauzent.<br />
Der Bauspezialist hat zwei Haupts<br />
Ingenieurbau, entfallen jeweils 40 Probranche.<br />
Die Wurzel des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
sind der Schienenbau und Niederlassungen bundesweit und ist in<br />
tandorte, Göppingen und Satteldorf, 18<br />
reichen in das Jahr 1900 zurück. Auf diesen<br />
Bereich entfallen heute 20 Prozent Unternehmen ist bankenunabhängig und<br />
elf europäischen Ländern vertreten. Das<br />
des Jahresumsatzes von 1,2 Milliarden finanziert die Projekte mit Eigenkapital.<br />
Euro. Die Deutsche Bahn ist der größte Leonhard Weiss beschäftigt rund 4700<br />
und wichtigste Kunde. Auf die anderen Mitarbeiter und verfügt über eine firmeneigene<br />
Akademie. 2016 erhielt beiden Bereiche, Straße und Netze sowie<br />
Leonhard<br />
Weiss eine Reihe von Auszeichnungen:<br />
Bester Arbeitgeber Branche Bau, Bester<br />
Ausbildungsbetrieb in Bergbau und Bauindustrie,<br />
Deutscher Brückenbaupreis<br />
und den Bauma-Innovationspreis. Der<br />
Geschäftsführung gehören an: Volker<br />
Krauß, Dieter Straub, Marcus Herwarth<br />
sowie drei Gesellschafter der vierten Generation:<br />
Ralf Schmidt, Stefan Schmidt-<br />
Weiss und Alexander Weiss. AMB<br />
allein für den Straßenausbau und -erhalt nötig. Davon<br />
sind wir weit entfernt. Laut Politik sollen die Summen<br />
hochgefahren werden. Ob es so weit kommt, hängt<br />
auch davon ab, ob die Maut-Regelung auf europäischer<br />
Ebene durchgeht. Dann kämen wir in einen Finanzierungskreislauf:<br />
Straße finanziert Straße.<br />
Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass die Maut das Auftragsvolumen<br />
erhöht?<br />
Groß, vorausgesetzt diese Maut-<br />
Mittel bleiben zweckgebunden.<br />
Wir hoffen auf eine nachhaltige Lösung.<br />
Während der Wirtschaftskrise<br />
2009 und 2010 wurden die Mittel<br />
kurzfristig hochgefahren. Dafür hat<br />
die Branche ihre Kapazitäten aufgebaut<br />
und musste diese später wieder<br />
abbauen. So etwas ist schade.<br />
Eigene<br />
Bagger und<br />
Baustellen<br />
für die<br />
Lehrlinge<br />
Was sind die Folgen, wenn Bund und Länder die Sanierung<br />
von Straßen auf die lange Bank schieben?<br />
Der Zustand einer maroden Straße verschlechtert sich<br />
exponentiell: Schnell ist nicht nur der Straßenbelag,<br />
sondern auch der Untergrund beschädigt. Je länger<br />
Bund und Länder Sanierungen hinausschieben, umso<br />
höher fallen die Kosten aus. Dazu kommen Sach-, Geldund<br />
Personenschäden, die durch Staus, Unfälle und<br />
sonstige Behinderungen im Straßenverkehr entstehen.<br />
Bekommen Sie eigentlich noch genügend Nachwuchs<br />
für die Ausbildung?<br />
Leider hat die Baubranche nicht das beste Image. Daher<br />
besteht das Problem vor allem darin,<br />
junge Talente überhaupt für<br />
diesen Bereich zu begeistern. Bisher<br />
gelingt uns das sehr erfolgreich.<br />
Wir haben die vergangenen<br />
Jahre immer bis zu 100 Auszubildende<br />
in 17 Ausbildungsberufen<br />
gewinnen können. Momentan<br />
kommen etwa acht Bewerbungen<br />
auf eine freie Stelle. Eine nach wie<br />
vor gute Quote. Allerdings strengen<br />
wir uns auch an. Beispielsweise haben wir ein eigenes<br />
Ausbildungszentrum, in dem wir zusätzlich und<br />
intensiver als die Berufsschule ausbilden. Wir wurden<br />
zuletzt als Top-Arbeitgeber und Top-Ausbildungsbetrieb<br />
ausgezeichnet.<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Mit welchem Ziel betreiben Sie diesen Aufwand?<br />
Wir wollen 80 Prozent unserer künftigen Führungskräfte<br />
aus der eigenen Belegschaft heraus entwickeln.<br />
Daher ist die Ausbildung ein wichtiger Faktor für uns.<br />
Sie haben den Azubis zwei kleine Bagger gekauft ...<br />
Ja, als kleines Highlight. Die zwei Bagger müssen sie<br />
selbst disponieren, warten und arbeiten damit auf den<br />
Lehrlingsbaustellen.<br />
Was sind Lehrlingsbaustellen?<br />
Oft sind das soziale Projekte für die Radio7-Aktion Drachenkinder,<br />
wie zum Beispiel der Bau von Außenanlagen<br />
oder Spielplätzen. Den jungen Leuten macht es<br />
großen Spaß, auf diesen Übungsbaustellen Verantwortung<br />
zu übernehmen und mitzuarbeiten, natürlich unter<br />
Aufsicht ihrer Ausbildungsleiter.<br />
Was ist der Hintergrund?<br />
Wir führen die jungen Leute auf diese Weise langsam<br />
an ihre künftigen Einsätze heran. Für sie ist es schöner,<br />
ihre eigene Übungsbaustelle zu haben, als gleich im<br />
operativen Prozess eingebunden zu werden. Hier sind<br />
die Anforderungen immens hoch. Daran scheitern<br />
auch viele.<br />
Sie sind 1989 bei Leonhard Weiss eingestiegen: Wie<br />
hat sich das Baugeschäft in dieser Zeit verändert?<br />
Das Bauen an sich hat sich kaum verändert, wohl aber<br />
die Rahmenbedingungen. Gesetze, Auflagen und Vorschriften<br />
haben extrem zugenommen, der Genehmigungsprozess<br />
ist aufwendiger. Bei einem Projekt in<br />
Kirchheim haben wir derzeit einen einjährigen<br />
Baustillstand, weil eine besondere Eidechsenart gefunden<br />
wurde. Um trotz Umweltbestimmungen – Lärm,<br />
Das Bau<strong>unternehmen</strong> steckt<br />
viel Engagement in die Ausbildung.<br />
80 Prozent der künftigen<br />
Führungskräfte sollen<br />
aus der eigenen Belegschaft<br />
kommen.<br />
17
[titelthema] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Er würde liebend gerne die<br />
A6 zwischen Heilbronn und<br />
Crailsheim ausbauen: Volker<br />
Krauß im Gespräch mit Alexander<br />
Bögelein, Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong>[!]<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
GIACINTO CARLUCCI<br />
Staub, Abgase – ausführen zu können, müssen wir großen<br />
Aufwand betreiben. Aber so ist es. Wir setzen uns<br />
mit den Bestimmungen auseinander. Wir begreifen das<br />
als Chance und suchen für unsere Auftraggeber nach<br />
optimalen Lösungen.<br />
Wie hat sich das Verhältnis zwischen Auftraggebern<br />
und Auftragnehmern entwickelt?<br />
Schriftverkehr und Streitpotenzial<br />
haben enorm zugenommen, ebenso<br />
der Stress zwischen beiden Seiten.<br />
Woran liegt das?<br />
Das hat mehrere Ursachen: Mangelnde<br />
Planung und Kompetenz auf<br />
beiden Seiten. Man versteht sich<br />
nicht mehr so gut wie früher. Was früher per Handschlag<br />
beschlossen wurde, muss heute mit 25 Unterschriften<br />
abgesegnet sein. Es ist schade, dass das eigentliche<br />
Bauen in den Hintergrund gerät und wir uns mit<br />
diesen Nebensächlichkeiten so intensiv auseinandersetzen<br />
müssen.<br />
Sind diese Konflikte auch ein Mittel, um den Preis<br />
zu drücken?<br />
Nachforderungen gab es schon immer. Das ist auch<br />
Deutlich<br />
mehr Stress<br />
und Streit<br />
zwischen<br />
beiden Seiten<br />
nichts Schlimmes. Aber man muss sich einigen können.<br />
Heutzutage klaffen zwischen den Preisvorstellungen<br />
oft so große Lücken, dass ein Gutachter oder Richter<br />
entscheiden muss. Häufig sind die Budgets so eng,<br />
dass der Kunde ein Problem mit der Überschreitung<br />
seiner Projektkosten hat.<br />
Welches Bauprojekt würden Sie<br />
gerne noch verwirklichen?<br />
Mein größter Wunsch wäre es, den<br />
Ausbau der A6 von Heilbronn<br />
nach Crailsheim ausführen zu<br />
dür fen. Völlig unrealistisch ist dieser<br />
Wunsch nicht. Denn die<br />
Strecke ist mittlerweile im Bundesverkehrswegeplan<br />
in den vordringlichen<br />
Bedarf aufgenommen<br />
worden und soll als privatfinanziertes<br />
Projekt kommen. Allerdings müssen wir auch<br />
noch die Ausschreibung gewinnen.<br />
Und wenn Sie das nicht tun?<br />
(lacht) Wenn ich jeden Tag von meinem Schreibtisch<br />
in Satteldorf aus (der im fünften Stock mit direktem<br />
Blick auf die A6 steht, Anmerkung der Redaktion) meinem<br />
Wettbewerber zuschauen müsste, wäre das nur<br />
schwer zu ertragen. Dann müsste ich vielleicht meinen<br />
Schreibtisch drehen.<br />
18
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278,- netto<br />
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FordMondeo: 4,8(innerorts), 3,7(außerorts), 4,1(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 107g/km (kombiniert).FordS-MAX:<br />
5,6(innerorts), 4,6(außerorts), 5,0(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 129g/km (kombiniert).<br />
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
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1<br />
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wie z.B. Taxi,Fahrschulen,Behörden). 2 Das Technik-Service-Paket enthältWartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang und die Kosten für HU/AU. DieHU wirdvon einer amtlich anerkannten Prüforganisation (z. B.<br />
TÜV,DEKRA,KÜS,GTÜ)durchgeführt.DetailsundAusschlüssezuallenServicesentnehmenSiebitteunsererausführlichenProduktbeschreibung.NurerhältlichimRahmeneinesFordLeaseVertrags. 3 LeasingrateaufBasiseinesKaufpreisesvon€27.310,92netto(€32.500,00<br />
brutto), zzgl. €755,46 netto (€ 899,00 brutto)Überführungskosten. 4 Giltfür einen Ford MondeoTurnierBusiness Edition 1,5-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS)(Start-Stopp-System), €278,- netto(€330,82brutto)monatliche Leasingrate, €0,- netto(€0,00brutto)<br />
Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung. 5 Leasingrateauf Basis eines Kaufpreises von€28.949,58 netto (€ 34.450,00brutto), zzgl.€755,46 netto (€ 899,00 brutto)Überführungskosten. 6 Giltfür einen Ford S-MAX Business<br />
Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS)(Start-Stopp-System), €288,- netto (€ 342,72brutto)monatliche Leasingrate, €0netto (€ 0,00brutto)Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung.<br />
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gesetzlichen Öffnungszeiten.<br />
19
[finanzieren] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der Roboter als Leiharbeiter<br />
Die Digitalisierung erfordert große Investitionen und hohen Kapitaleinsatz. Leasing gewinnt vor diesem Hintergrund<br />
an Bedeutung. Die Finanzierungsform lässt Firmen an der technischen Entwicklung teilhaben und schont die Liquidität.<br />
Robotergrafiken S. 20/23: © Alexander Limbach / Fotolia.com<br />
Wenn die Produktionsmitarbeiter der<br />
Spieß GmbH in Reutlingen Hilfe benötigen,<br />
rufen sie Sawyer. Meist<br />
dauert es nur wenige Minuten, bis der elektronische<br />
Kollege auftaucht. Sawyer ist ein kollaborierender<br />
Roboter, der über künstliche Intelligenz<br />
verfügt. Kaum größer als ein<br />
normaler Kühlschrank, bewegt er sich mit<br />
Hilfe von Sensoren und zweier Kameras eigenständig<br />
durch die Produktionshalle. Mit<br />
seinem schlanken, beweglichen Roboterarm<br />
erledigt er Standardaufgaben oder arbeitet seinen<br />
menschlichen Kollegen zu. „Weil wir uns<br />
unsicher waren, ob sich der Einsatz einer<br />
solch neuartigen Maschine auf Dauer rechnet,<br />
haben wir Sawyer geleast“, erzählt Geschäftsführer<br />
Rainer Eberle, der aus Sorge um<br />
die Neugier von Wettbewerbern seinen richtigen<br />
Namen ebenso wenig nennen will wie<br />
den Namen seiner Firma.<br />
Das Besondere an dem Vertrag: Eberle zahlt<br />
nur für die effektive Nutzung des Roboters.<br />
Ein Telemetrie-Modul in Sawyer sammelt dazu<br />
in Echtzeit die Daten über Einsatzzeiten<br />
und Tätigkeiten und übermittelt sie an die<br />
Leasinggesellschaft. Die errechnet daraus eine<br />
Rate, die sich am Verschleiß der Maschine<br />
orientiert. Den Vertrag kann Eberle nach<br />
sechs Monaten jederzeit vorzeitig kündigen,<br />
sollte sich herausstellen, dass Sawyer zu wenig<br />
genutzt wird. Oder er wird durch ein technisch<br />
leistungsfähigeres Modell ersetzt.<br />
Noch bieten nur wenige Leasinggesellschaften<br />
so viel Flexibilität. Aber nutzungsabhängige<br />
Zahlungsmodelle liegen im Trend, beobachtet<br />
Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer des<br />
Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen<br />
(BDL).<br />
FLEXIBLE RATEN<br />
Denn die Anbieter stehen unter Druck. Sie<br />
müssen mit neuen Ideen ihre Kunden halten.<br />
Der Markt ist umkämpft. Die niedrigen Zinsen<br />
und immer neue Vorschriften drücken auf<br />
die Margen und Erträge der Leasingfirmen.<br />
Dazu konkurrieren die Banken mit günstigen<br />
Krediten. Dank der Digitalisierung<br />
bekommt Leasing neuen<br />
Charme. In vielen Maschinen<br />
stecken heutzutage<br />
Mess-Sensoren, die registrieren,<br />
wie intensiv der Gegenstand<br />
genutzt: Wird es Zeit für eine<br />
Wartung oder den Austausch eines Ersatzteils,<br />
verschickt die Maschine per Datenleitung<br />
eine Nachricht an den Service-Techniker.<br />
Diese neue Datenwelt nutzen Leasingfirmen,<br />
um gegen die klassische Kreditfinanzierung<br />
von Banken zu punkten. Davon profitieren<br />
die Unternehmen, die in digitale Projekte investieren.<br />
Statt starrer Raten und fester Laufzeiten,<br />
die einen fiktiven Restwert des Investitionsgutes<br />
am Ende des Vertrages<br />
unterstellen, können sie flexible Laufzeiten<br />
nutzen und bezahlen Finanzierungsraten,<br />
die sich an der tatsächlichen Nutzung des<br />
Leasinggegenstandes orientieren. „Die bis-<br />
20
WAS BEWEGT<br />
IHRE FLURFÖRDERZEUGE?<br />
Ob Routenzug, Gabelstapler oder E-Schlepper: Wir schauen uns Ihre Flotte ganz<br />
genau an. Ihre Flurförderzeuge managen wir von A bis Z – über den gesamten<br />
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®
[finanzieren] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
herige Erfolgsformel ‚Pay as you earn‘ entwickelt<br />
sich so zum ‚Pay-per-Use‘“, sagt Johannes<br />
Anschott, Vorstandsmitglied der Commerz<br />
Real und bei der Fondsgesellschaft unter anderem<br />
verantwortlich<br />
für das Leasinggeschäft.<br />
Leasing kommt<br />
Firmen bei digitalen<br />
Sprunginvestitionen<br />
auch von<br />
der Grundkonzeption<br />
entgegen. „Bei<br />
digitalen Investitionsgütern<br />
wollen<br />
Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer<br />
BDL. men gar nicht un-<br />
viele Unternehbedingt<br />
Eigentümer<br />
werden, sondern sich die Möglichkeit<br />
offenhalten, an der technischen Entwicklung<br />
zu partizipieren und ihre Anlagen auf dem<br />
neuesten Stand halten“, sagt Markus Klintworth,<br />
Generalbevollmächtigter bei der VR<br />
Leasing Gruppe. Dazu steht Leasingkunden<br />
die Möglichkeit offen, zusätzlich umfassende<br />
Full-Service-Verträge abzuschließen. „Viele<br />
Firmen wollen eine komplette Dienstleistung<br />
aus Finanzierung, Wartung, Service technischem<br />
Kundendienst und bei Bedarf weiteren<br />
Service-Bestandteilen – und dafür eine Rate<br />
zahlen, die alles abdeckt“, sagt BDL-Geschäftsführer<br />
Fittler. Dabei können die Kunden nicht<br />
zuletzt das Know-how nutzen, das viele Leasinganbieter<br />
bei der Konzeption und dem Betrieb<br />
von Maschinen und digitalisierten Produktionsanlagen<br />
mittlerweile besitzen. Für<br />
viele Unternehmen ist das ein entscheidendes<br />
Kriterium.<br />
Dazu kommen die generellen Vorteile von<br />
Leasing. So schonen Unternehmen mit dieser<br />
Finanzierungsform ihre Liquidität. Statt mit<br />
einem Kauf Kapital zu binden, zahlen sie eine<br />
monatliche Rate, die sie als Betriebsausgabe<br />
von der Steuer absetzen.<br />
Zudem hat<br />
der Unternehmer<br />
Planungssicherheit<br />
über die Laufzeit<br />
des Vertrages.<br />
Außerdem muss<br />
der Leasinggegenstand<br />
nicht aktiviert<br />
werden,<br />
Markus Klintworth,<br />
VR Leasing Gruppe.<br />
wenn einige Regeln<br />
beachtet werden<br />
(siehe Kasten).<br />
„Auf diese Weise schont der Unternehmer seine<br />
Bilanz, was sich mit Blick auf bestehende<br />
Kredite und sein Rating als vorteilhaft erweisen<br />
kann“, erläutert Klintworth. Zudem erweitern<br />
Firmen so auch den Finanzierungsrahmen<br />
ihrer digitalen Investition.<br />
Achtung Finanzamt!<br />
MEHR SPIELRAUM<br />
„Die Leasinggesellschaften tun sich häufig in<br />
der Bewertung eines Assets im Zuge einer Finanzierung<br />
leichter als Banken, die bei der<br />
Bewertung von Sicherheiten starre Regeln haben<br />
und höhere Sicherheitsabschläge vornehmen<br />
müssen“, sagt Mathias Schöferle, Direktor<br />
Unternehmenskunden für die Region<br />
Ulm/Alb-Donau bei der Volksbank Ulm-Biberach.<br />
So können bei einer IT-Investition nicht<br />
nur die Hardware, sondern auch die Software<br />
und sogar die Schulungs- und Implementierungskosten<br />
per Leasing finanziert werden.<br />
„Daher haben auch Firmen mit etwas schlechterer<br />
Bonität mit Leasing mehr Möglichkeiten<br />
zu finanzieren“, weiß Schöferle. Auch, weil die<br />
Besicherung bei diesem Finanzierungsinstrument<br />
einfacher ist. Wichtig ist, dass das Leasingobjekt<br />
eine Drittverwendungsfähigkeit<br />
hat. Die schauen sich die Leasinggesellschaften<br />
sehr genau an, bevor sie das Geschäft abschließen.<br />
Doch die Grenzen für eine spätere<br />
Vermarktung sind vergleichsweise weit gesteckt.<br />
Auch sind die Bearbeitungszeiten bei<br />
einem Leasingantrag im Optimalfall kurz.<br />
„Genauso wie bei anderen Finanzierungsformen<br />
auch, können wir beim Leasing dank<br />
online-basierter, automatisierter Prozesse bei<br />
Finanzierungswünschen bis 200.000 Euro nahezu<br />
in Echtzeit eine Entscheidung treffen“,<br />
verspricht Klintworth. „Dafür gibt der Bankberater<br />
der Genossenschaftsbank vor Ort die<br />
Informationen zum Leasingobjekt in ein Online-Tool<br />
ein. In der Regel erhält er in nur wenigen<br />
Minuten eine Entscheidung, die er sei-<br />
Das Finanzamt schaut genau hin und fordert mitunter, den geleasten Gegenstand zu aktivieren.<br />
Damit der Fiskus mitspielt und die Leasingraten<br />
als Betriebsausgaben anerkennt,<br />
sollten das Umdeutungsrisiko beachtet<br />
werden. Das bedeutet, dass der<br />
geleaste Gegenstand auf Drängen des Finanzamtes<br />
vom Leasingnehmer aktiviert<br />
werden muss, obwohl er dies gegebenenfalls<br />
wegen der steuerlichen Konsequenzen<br />
gar nicht tun möchte. Hierbei gibt es<br />
im Wesentlichen zwei Fälle:<br />
Spezialleasing: Bei sehr speziellen<br />
Leasing-Objekten – beispielsweise eine<br />
auf das Unternehmen zugeschnittene IT-<br />
Landschaft – entscheidet das Finanzamt,<br />
dass das Objekt nur vom Leasingnehmer<br />
wirtschaftlich genutzt werden kann. In<br />
dem Fall wird von Spezialleasing gesprochen<br />
und das Leasingobjekt steuerlich<br />
dem Leasingnehmer zugerechnet, weil es<br />
keinen Drittmarkt gibt. Infolgedessen besteht<br />
für das Leasing-Unternehmen keine<br />
Chance auf einen Wiederverkauf.<br />
40-90-Regel: Die Grundmietzeit eines<br />
Leasing-Objektes muss in einem plausiblen<br />
Verhältnis zur Nutzungsdauer liegen:<br />
Beträgt die Grundmietzeit eines Objekts<br />
weniger als 40 Prozent oder mehr als 90<br />
Prozent der üblichen Nutzungsdauer,<br />
wird das Objekt dem Leasing-Nehmer als<br />
Eigentum zugeschrieben. <br />
LU<br />
22
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[finanzieren]<br />
Mathias Schöferle, Volksbank<br />
Ulm-Biberach.<br />
nem Kunden noch<br />
im Gespräch mitteilen<br />
kann.“<br />
Allerdings hat Leasing<br />
auch Nachteile,<br />
auf die es beim<br />
Abschluss zu achten<br />
gilt. Unter Berücksichtigung<br />
aller<br />
Kosten ist diese<br />
Finanzierungsform<br />
häufig teurer<br />
als ein reiner Bankkredit.<br />
Dafür gewinnen Firmen Flexibilität.<br />
Ein genauer Blick in den Leasingvertrag ist<br />
wichtig: Mitunter müssen Leasingnehmer<br />
zahlen, bevor die Ware geliefert ist oder immer<br />
noch, nachdem sie wieder abgegeben<br />
wurde. Durch solche Klauseln halten manche<br />
Anbieter die Raten optisch niedrig. Fair sind<br />
Verträge, die eine Produktnutzung während<br />
der gesamten Vertragslaufzeit erlauben. Eine<br />
vorzeitige Rückgabemöglichkeit ist nicht vor-<br />
gesehen. Selbst die Schließung einer Betriebsstätte<br />
oder die Aufgabe eines Geschäftsbereichs<br />
entbinden den Leasingnehmer nicht<br />
von seinen vertraglichen Pflichten, es sei<br />
denn es sind Sonderkündigungen vereinbart.<br />
VERSTECKTE KOSTEN<br />
Ein Augenmerk gilt auch den Nebenkosten.<br />
Manche Gesellschaften verlangen einen Kostenersatz<br />
für die Bonitätsprüfung. Bis zu 150<br />
Euro sind üblich. Für Unternehmen lohnt es<br />
sich, diese Nebenkosten zu vergleichen. Zum<br />
Konditionenvergleich gehört<br />
auch, darauf zu achten,<br />
wann die Raten fällig<br />
sind.<br />
Firmen, die einen kündbaren<br />
Vertrag unterschreiben,<br />
sollte ndies gleich zum Abschluss<br />
pro forma zum Stichtag<br />
tun, an dem keine Abschlusszahlung<br />
oder Vorfälligkeitsentschädigung fällig<br />
ist. Sonst verlängern sich die Verträge automatisch.<br />
Zu guter Letzt gibt es immer wieder Streit um<br />
den Zustand des Leasinggutes bei der Rückgabe.<br />
Was „übliche Gebrauchsspuren“ und eine<br />
„nutzungstypischer Abnutzungszustand“ ist,<br />
müssen oft genug die Gerichte entscheiden.<br />
Auch hier gilt, dass sich eine optisch niedrige<br />
Rate schnell als Makulatur erweisen kann,<br />
wenn der Leasingnehmer am Ende noch einmal<br />
für die Wartung und Generalüberholung<br />
des Investitionsgutes zahlen muss. [!]<br />
<br />
THOMAS LUTHER<br />
„Unkompliziert<br />
und loyal“<br />
Gemeinsam wachsen<br />
Oliver Schmid, Geschäftsführer der BOSIG-Gruppe<br />
aus Gingen mit Roman Heilig, Firmenkundenbetreuer:<br />
„Bankgeschäfte sind Vertrauenssache. Hier machen wir<br />
keine Kompromisse. Daher sind wir bereits seit mehr<br />
als 10 Jahren Kunde der Volksbank Göppingen.“<br />
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23
[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Raummodule reloaded<br />
Von wegen einfache Kiste. Lässt man sie machen, dann verwandelt die Firma Jakob Eberhardt aus Blaubeuren ihre<br />
Module in ansprechende Architektur oder schafft Kunden mit temporären Platzproblemen eine Lösung.<br />
Aus dem Kindergarten, der in der Halle<br />
von Eberhardt steht, wird in Bälde eine<br />
Mensa. Der Besucher staunt über die<br />
Metamorphose, doch für die Mitarbeiter in<br />
der Produktion der im Blaubeurer Ortsteil<br />
Asch ansässigen Familienfirma ist dies nichts<br />
Besonderes, sondern Alltag. Denn in ihrem<br />
Betrieb dreht sich fast alles um Raummodule<br />
– und damit um flexibles Bauen.<br />
Raummodule lassen sich in Gebäude fast aller<br />
Art verwandeln, in Kindergärten, Schulen,<br />
Wohnheime oder Verwaltungstrakte, in Nasszellen,<br />
Sanitär- oder Aufenthaltsbereiche oder<br />
Lounges. Bei Events kann man sie einsetzen,<br />
aber auch auf Baustellen oder als temporäre<br />
Büros verwenden. Ihren Einsatzzweck können<br />
sie ein paar Tage, aber auch Monate und<br />
Jahre erfüllen oder dauerhaft – so wie das<br />
Economy-Hotel, das Eberhardt jüngst in Ulm<br />
als Referenzprojekt entwickelt hat. Wegen der<br />
hochwertigen Fassadenverkleidung ist bei<br />
diesem von außen nicht mehr ablesbar, dass<br />
es in Baukasten-Form errichtet worden ist.<br />
VORTEIL ZEITERSPARNIS<br />
Aus Containern? Diese Frage löst beim Firmenchef<br />
Christian Eberhardt womöglich eine<br />
allergische Reaktion aus. Raummodule<br />
sind hochwertig, erfüllen alle möglichen Bestimmungen<br />
und können sich sogar in ästhetisch<br />
ernstzunehmende Architektur verwandeln,<br />
sofern dies der Bauherr wünscht. In<br />
gewöhnlicher Form lassen sie sich als normierte<br />
Stapelware einsetzen, im Erscheinungsbild<br />
Plattenbauten dann nicht unähnlich.<br />
Aber sie werden meist wieder abgebaut,<br />
mal früher, mal später.<br />
Großer Pluspunkt, so Eberhardt, ist der Zeitgewinn:<br />
„Bei einer bis zu hundertprozentigen<br />
Vorfertigung reduziert sich die Arbeit auf der<br />
Baustelle auf ein Minimum.“ Die Module werden<br />
per Tieflader nacheinander angeliefert,<br />
verschraubt, und das war’s dann auch schon<br />
fast. Denn Produktion oder Umrüstung erfordern<br />
einen gewissen Vorlauf, der von der Auftragslage<br />
abhängig ist.<br />
Der tragende Stahlrahmen wird in der eigenen<br />
Schweißerei produziert. Die Wände bestehen<br />
aus Sandwitch-Paneelen. Es gibt sie im<br />
Standard-Maß 6 mal 3 mal 2,75 Meter oder in<br />
individueller Größe. Optik und Ausstattung<br />
werden flexibel nach den Kundenwünschen<br />
ausgerichtet, je nachdem was sich Unternehmen<br />
und Kommunen vorstellen.<br />
Diese können kaufen, leasen oder mieten. Der<br />
Kauf-Anteil betrage etwa 60 Prozent. Miet-<br />
In Asch werden die Raummodule fertig montiert.<br />
<br />
Fotos: Marc Hörger/Matthias Kessler<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
Firmenchef Christian<br />
Eberhardt.<br />
Module sind meistens<br />
zwischen 18<br />
und 36 Monaten<br />
im Einsatz, so der<br />
Firmenchef. Dann<br />
werden sie abgebaut,<br />
umgerüstet<br />
und bei einem<br />
neuen Kunden<br />
aufgestellt. 2500<br />
solcher Module<br />
sind derzeit bei<br />
den Kunden montiert.<br />
Die Nachfrage sei bisher immer so groß<br />
gewesen, dass sich stets zeitnah eine passende<br />
Nachnutzung ergab. „Wir mussten noch nie<br />
ein Raummodul verschrotten“, sagt Eberhardt.<br />
Das schone Ressourcen. Die Auslieferungen<br />
erfolgen in einem Radius von 400 Kilometern.<br />
Bei weiteren Strecken würden die<br />
Transportkosten zu stark zu Buche schlagen.<br />
Vereinzelt fänden Raummodule aber dennoch<br />
einen Weg sogar bis nach Übersee.<br />
Das Familien<strong>unternehmen</strong> wächst beständig<br />
und kam zuletzt auf jährliche Zuwachsraten<br />
von 10 bis 15 Prozent. Im vergangenen Jahr<br />
erwirtschafteten 70 Mitarbeiter einen Umsatz<br />
von 13 Millionen Euro.<br />
ERWEITERUNG GEPLANT<br />
Es sind die Früchte eine klaren Fokussierung,<br />
die der geschäftsführende Inhaber nun ernten<br />
kann. Seit 1990 in dieser Funktion, entwickelt<br />
Christian Eberhardt, Enkel des Gründers, den<br />
Ansatz des „Container-Gebäudes“ in Modulbauweise<br />
konsequent weiter. Vater Karl hatte<br />
1980 die Grundlage dafür gelegt mit der Einführung<br />
des „Euro-Container“.<br />
Nach dem Umbau der Firmenhallen im Jahr<br />
2015 plant Eberhardt, den Verwaltungstrakt<br />
zu erweitern, selbstredend gemäß dem Modulkonzept.<br />
Übrigens hatte auch der jetzige<br />
Trakt ein Vorleben. Er diente lange Jahre in<br />
Frankfurt als Bankgebäude, bevor er umgerüstet<br />
in Asch zum Einsatz kam: Raummodul reloaded.<br />
[!] <br />
THOMAS VOGEL<br />
Als Zimmerei auf<br />
der Alb gestartet<br />
Die Jakob Eberhardt GmbH & Co KG<br />
wurde von ihrem Namensgeber 1932 in<br />
Weidenstetten auf der Schwäbischen<br />
Alb als Zimmerei gegründet. 1937 erfolgt<br />
der Umzug an die Blaubeurer<br />
Straße in Ulm. Der Gründer kehrt aus<br />
dem Krieg nicht zurück. Die Familie<br />
baute bis 1948 den zerstörten Betrieb<br />
wieder auf. Ihr Chef wird Eberhardts<br />
Sohn, der erst 20-jährige Karl, der ein<br />
findiger Entwickler ist. 1960 bringt er<br />
im Zuge der anrollenden „Reisewelle“<br />
Campinganhänger“ auf den Markt.<br />
1963 steigt er in den Bau von Baustellenwagen<br />
ein, die bis heute ein Nebenprodukt<br />
darstellen. Daraus werden bis<br />
1980 die Euro-Container mit vorgefertigten<br />
Wand-, Boden- und Dachelementen<br />
entwickelt, welche die Grundlage<br />
des Raummoduls und damit des<br />
heutigen Geschäftserfolgs sind. THV<br />
„Zuverlässig<br />
und engagiert“<br />
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Gerd Wiedmann mit Sven und Marc Gassenmayer,<br />
Geschäftsführer der Firma KURIS Spezialmaschinen<br />
GmbH in Reichenbach i.T. mit Gerhard Spaun,<br />
Firmenkundenbetreuer:<br />
„Verlässlichkeit und Regionalität sind uns wichtig. Daher<br />
sind wir auch als internationaler Anbieter von Lege- und<br />
Zuschneidetechnologie Kunde der Volksbank Göppingen.<br />
Und das schon seit 2005.“<br />
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25
[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die kriegen alles klein<br />
Ob in Europa oder Australien: Geht es um die Arbeit in Steinbrüchen, den Abriss von Gebäuden und das Recyceln von<br />
Materialien sind die Kolosse der Kleemann GmbH aus Göppingen gefragt. Das Unternehmen wächst rasant.<br />
Dass der Name Kleemann einmal für Maschinen<br />
stehen würde, die mühelos<br />
Gestein zerkleinern, sortieren und formen,<br />
hätte Gründer Ferdinand Kleemann sicher<br />
nicht zu träumen gewagt. 1857 eröffnete<br />
der Schwabe eine Feilenhauerei in Stuttgart-<br />
Obertürkheim. Schnell mauserte sich das Unternehmen<br />
zum ersten Industriebetrieb der<br />
Gegend und eroberte mit Futterschneidmaschinen,<br />
Landwirtschaftsgeräten oder Kreissägen<br />
neue Geschäftsfelder.<br />
Mithilfe dieses Innovations- und Erfindergeistes<br />
trotzt das Unternehmen jeder Krise. Heute,<br />
160 Jahren später, stellt Kleemann mobile<br />
Sieb- und Brechanlagen im Premiumsegment<br />
her. Die tonnenschweren Maschinenkolosse<br />
finden ihre Einsatzgebiete quer über den Erdball<br />
verstreut. Trotzdem – und gerade deswegen<br />
– bleibt das Traditions<strong>unternehmen</strong> seiner<br />
schwäbischen Heimat treu.<br />
MITTEN IM MECHATRONIK-PARK<br />
„Unsere Mitarbeiter sind unser größtes Kapital“,<br />
betont Rüdiger Kaub, der seit Januar 2016<br />
die Geschäfte leitet.<br />
Aktuell beschäftigt<br />
das mittelständische<br />
Unternehmen 500<br />
Mitarbeiter. Viele<br />
der langjährig Angestellten<br />
haben<br />
bereits ihre Ausbildung<br />
bei dem Zerkleinerungsspezialisten<br />
absolviert.<br />
Als die bisherige<br />
Werksfläche in<br />
Geschäftsführer<br />
Rüdiger Kaub.<br />
Göppingen-Faurndau 2007 nicht mehr ausreicht,<br />
fällt die Entscheidung den Standort<br />
Göppingen zu halten, leicht. Kleemann zieht<br />
2010 in den Stauferpark. Das im Osten der<br />
Kleemann wird in naher Zukunft sein Werksgelände<br />
im Göppinger Stauferpark erweitern.<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
Im Göppinger Stauferpark entstehen die Brecher, die großes Gestein in kleine Kiesel verwandeln.<br />
Stadt gelegene Gewerbegebiet beherbergt 100<br />
Unternehmen und hat sich das Profil eines<br />
„Mechatronikparks“ verpasst. Hier sitzt auch<br />
das Landesnetzwerk Mechatronik Baden-<br />
Württemberg.<br />
In enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung,<br />
die sich ebenfalls für Göppingens<br />
neusten Stadtteil entschieden hat, fördert die<br />
von der Stadt ausgegründete Businesspark<br />
Göppingen GmbH gezielt die Ansiedlung von<br />
Elektronik, Mechanik und IT. Vor allem aber<br />
bietet der Stauferpark den Technologiespezialisten<br />
Platz. Auf mehr als 20 Hektar hat Kleemann<br />
50 Millionen Euro in die Erweiterung<br />
der modernen Fertigungshallen, Produktionsanlagen<br />
und Bürogebäude investiert. Weitere<br />
Büroflächen und Schulungsbereiche sollen<br />
bis 2020 folgen. Ebenso wie ein eigenes Entwicklungszentrum<br />
für den Prototypenbau.<br />
Der Hintergrund: Kleemann verzeichnet jährliche<br />
Wachstumsraten von bis zu zehn Prozent.<br />
Ein Ende der Erfolgswelle ist nicht in<br />
Sicht. Im Gegenteil. Der Bedarf für Steinbrecher<br />
und Siebe wird laut Kaub weiter zunehmen.<br />
Nicht nur in Steinbrüchen und Kieswerken<br />
kommen die Schwergewichte zum<br />
Einsatz. „Ein großer Teil unserer Maschinen<br />
recycelt“, so Kaub. Wird in der Stuttgarter Innenstadt<br />
ein Gebäude abgerissen, zerkleinern<br />
sogenannte Prallbrecher den Bauschutt, sortieren<br />
die Materialien und bereiten diese für<br />
ein zweites Leben auf. Straßenasphalt kann<br />
beispielsweise zu drei Vierteln aus Recycling-<br />
„Regional und<br />
partnerschaftlich“<br />
Gemeinsam wachsen<br />
Marianne und Gerhard Priel, Geschäftsführer<br />
der Firma Schlagwerk GmbH in Gingen<br />
mit Rupert Ströbele, Firmenkundenbetreuer:<br />
„Auch wenn wir europaweiter Marktführer für<br />
innovative Percussioninstrumente sind, setzen wir<br />
zu 100 % auf unseren Standort Gingen an der Fils.<br />
Selbstverständlich ist auch unsere Hausbank regional.<br />
Und das bereits seit 1993.“<br />
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27
[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Läuft die Lizenz zum Abbau in Steinbrüchen ab, werden die Kleemann-Kolosse zum nächsten Standort transportiert.<br />
material bestehen. Kleemann setzt auf mobile<br />
Brechtechnik. Kaub: „Läuft etwa die Abbaulizenz<br />
für den Steinbruch ab, können mobile<br />
Anlagen zum nächsten Auftrag transportiert<br />
werden.“ Vorteile, die sich mehr und mehr<br />
durchsetzen. Selbst in traditionell stationären<br />
Märkten wie China und Spanien.<br />
400 TONNEN SCHWER<br />
32 verschiedene Maschinentypen gehören<br />
zum Sortiment. 2016 sind nach Kaubs Worten<br />
580 Brecher vom Band gegangen. Deren Preise<br />
fangen bei 150.000 Euro an und steigen je<br />
nach Größe und Funktion auf bis zu 4,5 Millionen<br />
Euro. Spitzenreiter ist die 30 Meter lange<br />
und zehn Meter hohe Brechanlage Mobicat<br />
MC 160 PRR, die mit 400 Tonnen Eigengewicht<br />
ein echter Koloss ist.<br />
Das sind Ausmaße, die hin und wieder zu<br />
Komplikationen führen. „Einmal sollten wir<br />
eine ähnlich große Anlage auf eine kleine Insel<br />
in den Philippinen liefern“, erinnert sich<br />
Altgeschäftsführer Gerhard Schumacher. Das<br />
Problem: Schiffe, die groß genug waren, um<br />
den Technikgiganten zu transportieren,<br />
konnten am Zielort nicht anlegen. „Also haben<br />
wir die Anlage stückchenweise zum Kunden<br />
gebracht – Transportfahrzeuge und Aufbaumannschaft<br />
inklusive“, erzählt der<br />
Ingenieur, der sich heute um die Unternehmensentwicklung<br />
kümmert.<br />
Wo Kleemann in Zukunft stehen soll, weiß<br />
die Geschäftsführung genau: Ganz oben. „Wir<br />
wollen Weltmarktführer werden“, sagt Kaub.<br />
Um den aktuellen Marktanteil von zehn Prozent<br />
auszubauen und an Konkurrenten wie<br />
Terex (USA) oder Metso (Finnland) vorbeizuziehen,<br />
seien Kosteneffizienz und Service die<br />
größten Stellschrauben. „Am Standort<br />
Deutschland sind Löhne und Gehälter teuer“,<br />
sagt Schumacher, „deshalb müssen wir an anderen<br />
Stellen – insbesondere in der Logistik –<br />
effizienter arbeiten als die Konkurrenz.“ Serienfertigung<br />
heißt das Zauberwort. Durch<br />
mehr Volumen und sinkende Einkaufspreise<br />
bleibe Kleemann wettbewerbsfähig.<br />
Zusätzlich arbeitet die Firma am internen<br />
Wissenstransfer. „Ziel muss sein, dass jeder<br />
Mitarbeiter unserer 55 internationalen Vertriebsniederlassungen<br />
und Händler die Maschinen<br />
in- und auswendig kennt“, sagt Kaub.<br />
Aufgrund der massiv einwirkenden Kräfte<br />
müssen die Maschinen regelmäßig gewartet<br />
und Verschleißteile getauscht werden. „Funktioniert<br />
das schnell und unkompliziert – egal<br />
ob in Indien oder in Australien – ist das ein<br />
eindeutiger Vorteil gegenüber anderen Herstellern.“<br />
[!]<br />
RONJA GYSIN<br />
300 neue Stellen<br />
bis zum Jahr 2020<br />
Die Kleemann GmbH wurde im Jahr<br />
1857 in Stuttgart-Obertürkheim gegründet.<br />
Die ersten mobilen Brechanlagen<br />
– die Basis für das heutige Geschäftsmodell<br />
- produzierten die<br />
Schwaben in den 1920er Jahren. Am<br />
Standort Göppingen beschäftigt Kleemann<br />
aktuell 500 Mitarbeiter. Bis<br />
2020 sollen es 800 Angestellte sein.<br />
2016 erwirtschaftete der Maschinenbauer<br />
einen Umsatz von 222 Millionen<br />
Euro Jahresumsatz. Dabei können<br />
Kunden die Sieb- und Brechanlagen<br />
kaufen oder auch für einen befristeten<br />
Zeitraum mieten.<br />
Seit zehn Jahren gehört Kleemann zur<br />
Wirtgen-Group, einem international tätigen<br />
Unternehmensverbund der Baumaschinenindustrie<br />
(Windhagen/<br />
Rheinland Pfalz) . Das Netzwerk besteht<br />
aus den Marken Wirtgen, Vögele,<br />
Hamm, Kleemann und Benninghoven<br />
mit ihren Stammwerken in Deutschland<br />
sowie lokalen Produktionsstätten<br />
in Brasilien, Indien und China. 55 gemeinsame<br />
Vertriebs- und Serviceniederlassungen<br />
ermöglichen weltweite<br />
Kundenbetreuung und Support. GYS<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[aus den hochschulen]<br />
Experten seltener<br />
Erkrankungen<br />
auf der Spur<br />
Experten zu seltenen Erkrankungen<br />
sind rar und schwer<br />
auffindbar. Anlaufstellen oder<br />
Verzeichnisse fehlen. Andreas<br />
Pflugrad, wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut für Informatik<br />
der Hochschule Ulm,<br />
hat eine Software entwickelt,<br />
die diesen Missstand behebt.<br />
Das System analysiert automatisch<br />
internationale Fachartikel<br />
und filtert Schwerpunkte und<br />
Institutszugehörigkeit der Autoren<br />
heraus. Bisher finden Ärzte<br />
Experten zu mehr als 4200<br />
seltenen Leiden. Künftig sollen<br />
auch Patienten das Verzeichnis<br />
nutzen können.<br />
Angebot der<br />
DHBW an<br />
Unternehmen<br />
Wirtschaft, Technik, Sozialwesen,<br />
Informatik oder Gesundheit<br />
– die DHBW Heidenheim<br />
bietet einen großen Pool an Experten.<br />
Um diese mit ihren<br />
Kompetenzen, Projekten und<br />
Schwerpunkten vorzustellen,<br />
erscheint nun das Magazin<br />
„DHBW Heidenheim: Regionale<br />
Kompetenz in Theorie und Praxis“.<br />
„Damit wollen wir Unternehmen<br />
darin bestärken, bei<br />
Fragestellungen oder Forschungsinteressen<br />
mit uns in<br />
Kontakt zu treten“, sagt Prof. Dr.<br />
Andreas Mahr, Prorektor Forschung.<br />
Online-Ausgabe: dhbwheidenheim.de/kompetenz.<br />
Fachwerkstruktur<br />
aus dem<br />
3D-Drucker<br />
18 Monate Arbeit haben sich<br />
gelohnt: Einem Studententeam<br />
der Hochschule Ravensburg-<br />
Weingarten ist es gelungen, ultraleichte<br />
Fachwerk strukturen<br />
Foto: © zinkevych / Fotolia.com<br />
Kaufprämien nicht bekannt<br />
Seit Sommer 2016 subventioniert der Bund Elektrofahrzeuge<br />
mit einer Kaufprämie. Doch kaum einer weiß das. Das ist das<br />
Ergebnis einer Studie von Valerie Bernhard, Energiewirtschaft-<br />
Studentin an der HS Biberach. Der Großteil der 216 Befragten<br />
(17 bis 72 Jahre) hörte zum ersten Mal von dem Angebot. Das<br />
sei zwar ein Anreiz. wesentlich für die Kaufentscheidung seien<br />
aber größere Reichweiten und komfortables Aufladen.<br />
per 3D-Drucker herzustellen.<br />
Das Verfahren könnte die Industrie<br />
revolutionieren. „Wir<br />
können Kunststoffstrukturen<br />
ausdrucken, die bei gleichem<br />
Gewicht eine um den Faktor 20<br />
höhere Steifigkeit aufweisen als<br />
konventionelle Kunststoffe“, erklärt<br />
Martin Eichenhofer, der<br />
die dreiköpfige Projektgruppe<br />
leitet. Im Inneren des Druckkopfes<br />
verschmelzen dabei innerhalb<br />
weniger Sekunden<br />
Thermoplast- mit Carbonfasern.<br />
So entsteht nach dem Erstarren<br />
ein hochsteifer Fachwerkstab.<br />
Davon könnten die<br />
Luft- und Raumfahrtindustrie<br />
und die Autoindustrie profitieren.<br />
Setzt sich das Verfahren<br />
durch, können Anwender Materialkosten<br />
senken und Prozesse<br />
beschleunigen.<br />
Umweltwissen<br />
per Augmented<br />
Reality<br />
Naturerlebnisse kombiniert mit<br />
3D-Animationen sollen die Umweltbildung<br />
an der Iller fördern.<br />
In Kooperation mit den<br />
Bayerischen Elektrizitätswerken<br />
arbeitet ein Team der HS<br />
Kempten an interaktiven Plakaten<br />
für die Aussichtsplattform<br />
Legau. „Riesige Touchdisplays<br />
könnten Ausflügler künftig<br />
über Renaturierung oder Wasserkraft<br />
informieren“, sagt Forschungsleiter<br />
Prof. Dr. Klaus Ulhaas.<br />
Per Fingerdruck sollen<br />
virtuelle Elemente – etwa 3Danimierte<br />
Fische – das reale Bild<br />
ergänzen. In drei Jahren will das<br />
Team einsatzfähige Lösungen<br />
präsentieren.<br />
Eltern können<br />
Kinder<br />
mitbringen<br />
Familie gehört dazu. Deshalb<br />
gibt es an der HS Ravensburg-<br />
Weingarten seit dem Sommersemester<br />
einen Eltern-Kind-Arbeitsplatz.<br />
„Fällt die Betreuung<br />
aus, können Beschäftigte und<br />
Studierende trotzdem an die<br />
Hochschule kommen: Sie bringen<br />
ihre Kinder einfach mit“, so<br />
Hochschul-Kanzler Henning<br />
Rudewig. Neben einem PC-Arbeitsplatz<br />
sorgen Wickeltisch,<br />
Spielsachen und Krabbelteppich<br />
dafür, dass sich Kids und<br />
Erwachsene wohlfühlen.<br />
Olaf Jacob<br />
Vizepräsident<br />
der HNU<br />
Mehr als 15 Jahre lang war er<br />
Dekan der Fakultät Informationsmanagement.<br />
Jetzt wählte<br />
der Hochschulrat Professor Dr.<br />
Olaf Jacob zum Vizepräsidenten<br />
der Hochschule<br />
Neu-<br />
Ulm (HNU).<br />
Damit bildet<br />
der promovierte<br />
Betriebswirt<br />
für die kommenden<br />
zwei Jahre<br />
mit HNU-<br />
Präsidentin<br />
Mit großer Mehrheit<br />
gewählt:<br />
Olaf Jacob.<br />
Prof. Dr. Uta M. Feser, Vizepräsidentin<br />
Prof. Dr. Julia Kormann<br />
und Kanzler Marcus Dingel das<br />
Leitungsgremium. Jacob lehrt<br />
seit der Gründung im Jahr 1994<br />
an der Hochschule.[!] GYS<br />
29
Fensterelemente sind heute häufig größer als früher. Das ist in der Fertigung, vor allem aber in der Montage eine Herausforderung. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Handwerker mit sicherem Durchblick<br />
Der deutsche Fenstermarkt ist hart umkämpft, die Anforderungen wachsen. Das Familien<strong>unternehmen</strong> Kupil hat in den<br />
vergangenen Jahren sein Profil geschärft und ist – auch dank moderner IT-Struktur – erfolgreich.<br />
Das Thema Sicherheit beschäftigt viele<br />
Hausbesitzer und besorgt sie. Zwischen<br />
2007 und 2015 hatte sich die Zahl der<br />
Einbrüche in Baden-Württemberg auf 13.500<br />
pro Jahr mehr als verdoppelt. Häufig reichen<br />
Einbrechern einfache Mittel wie ein stabiler<br />
Schraubenzieher, um in Sekundenschnelle<br />
Fenster aufzuhebeln. 2016 sank zwar die Zahl<br />
der Wohnungseinbrüche um zehn Prozent<br />
auf rund 11.100, die der Einbruchsversuche in<br />
der gleichen Größenordnung auf rund 4890.<br />
Die Sensibilisierung der Bevölkerung sei dennoch<br />
deutlich gestiegen, sagt Patrick Philip<br />
Hilker, der mit seinen Brüdern Christoph und<br />
Johannes den Ehinger Fenster- und Haustürenhersteller<br />
Kupil führt. „Die meisten Besucher<br />
unserer Ausstellung haben sich vorab<br />
über Einbruchschutz informiert und werden<br />
durch unsere geschulten Verkaufsberater auf<br />
die Möglichkeit einzusetzender Widerstandsklassen<br />
beraten“, erzählt Hilker.<br />
KONKURRENZ AUS DEM OSTEN<br />
Angesichts des höheren Sicherheitsbedürfnisses,<br />
des Baubooms und des riesigen Sanierungspotenzials<br />
könnte man fast meinen, die<br />
Bedingungen für Fensterbauer seien ideal. Es<br />
gibt bundesweit ein Sanierungspotenzial von<br />
mehr als 300 Millionen Fenstereinheiten. Das<br />
ist etwas mehr als die Hälfte des Fensterbestandes<br />
in Deutschland. Doch zum einen beträgt<br />
die Sanierungsquote nach Angaben des<br />
Fensterverbandes pro Jahr weniger als ein Prozent.<br />
Zum anderen haben die deutschen Fensterbauer<br />
beinharte Konkurrenz. In Osteuropa<br />
gibt es etliche Unternehmen, die mit EU-Fördermitteln<br />
riesige Produktionskapazitäten<br />
aufgebaut haben und an deutsche Händler<br />
und Montagebetriebe liefern. „Das schüttelt<br />
den Markt ganz schön durcheinander. Der<br />
Preisdruck ist eine Riesen-Herausforderung“,<br />
sagt Hilker.<br />
Das Ehinger Unternehmen, das am Stammsitz<br />
produziert, setzt daher auf Regionalität, Rundum-Sorglos-Pakete<br />
für die Kunden, Service<br />
und Vertrauen. Letzteres ist laut Hilker besonders<br />
bei Privatkunden wichtig, weil die Monteure<br />
bei der Fenstersanierung beispielsweise<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
in die Schafzimmer kommen. „Viele Kunden<br />
Kunden wollen die Sicherheit, dass auch jemand<br />
kommt, wenn Fenster eingestellt oder<br />
die Elemente gewartet werden müssen. Da<br />
haben wir den Vorteil, dass wir einen eigenen<br />
Kundendienst haben“, sagt Hilker.<br />
Seit 40 Jahren in der Hand der Familie Hilker<br />
Jochen Hilker hat im Jahr 1977 das damals<br />
insolvente Unternehmen Kupil<br />
übernommen. Heute beschäftigt der<br />
Ehinger Fenster- und Haustürbauer rund<br />
100 Mitarbeiter, jeweils etwa ein Drittel in<br />
Verwaltung, Produktion und Montage und<br />
verfügt über Niederlassungen in Ravensburg<br />
und Stuttgart.<br />
Heute leiten seine Söhne Christoph, Patrick<br />
Philip (Vertrieb, Marketing) und Johannes<br />
(Metallbau, Fassade, Haustüren)<br />
das Unternehmen. AMB<br />
HAUSTÜR MIT FINGERSCAN<br />
Die Bandbreite der Aufträge reicht vom Toilettenfenster<br />
über die Haustür mit Finger-Scan<br />
bis hin zu Großprojekten. Rund 30 Prozent des<br />
Umsatzes erzielt der Mittelständler mit Projekten,<br />
deren Auftragssumme zwischen<br />
50.000 und 200.000 Euro liegen. Dabei ist der<br />
Preis nur einer von mehreren Faktoren. „Bauträger<br />
legen Wert auf eine gute Logistik und<br />
Termintreue auf den Baustellen. Schiebtüren,<br />
die bis zu 200 Kilo wiegen, werden mit Raupenfahrzeugen<br />
oder Kränen eingesetzt.“<br />
Das wirft auch ein Schlaglicht auf eine andere<br />
Veränderung im Fenstermarkt: „Architekten<br />
planen sowohl im Neu- als auch im Altbau<br />
heutzutage mit größeren Fenstern, weil die<br />
Isolierwerte deutlich höher sind als früher“,<br />
erläutert Hilker.<br />
Ohnehin habe die Komplexität des Produktes<br />
„Fenster“ enorm zugenommen: die Anforderungen<br />
an Wärme-, Schall und Brandschutz,<br />
Sicherheit, Beschattung, Absturzsicherung<br />
und intelligente Steuerungen seien hoch.<br />
„Wir haben uns zu einem Komplett-Lösungsanbieter<br />
entwickelt“, sagt Hilker. Mittlerweile<br />
laute die Anforderung: „Die Öffnungen in der<br />
Wand müssen nach den Bedürfnissen des Bauherren<br />
geschlossen werden.“<br />
Damit wachsen aber auch die Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter – vom Verkäufer über den<br />
Techniker bis hin zum Monteur. Um Nachwuchs<br />
zu gewinnen, setzt Kupil unter anderem<br />
auf Schulpartnerschaften und Führungen<br />
von Schulklassen durchs Unternehmen.<br />
„Wir gehen auch auf Hochschulen zu, bieten<br />
duale Studienplätze (Informatik) in Zusammenarbeit<br />
mit der DHBW Heidenheim sowie<br />
Ausbildungsplätze für Glaser/Fensterbauer<br />
an“, sagt Hilker.<br />
EIGENE SOFTWARE ENTWICKELT<br />
Und wozu bildet ein Fenster- und Haustürbauer<br />
Informatik-Bachelors aus? Das Ehinger Unternehmen<br />
hat in den vergangenen Jahren eine<br />
eigene IT-Abteilung aufgebaut. „Wir haben<br />
bestimmte Anwendungen, die müssen in den<br />
Niederlassungen und auf den Baustellen verfügbar<br />
sein“, erklärt Hilker. Falls es auf der<br />
Baustelle Fragen gibt, schickt der Monteur per<br />
Smartphone Daten an den Techniker in der<br />
Zentrale, um das Problem schnell zu lösen.<br />
„Wir haben viel in IT und unsere Serverlandschaft<br />
investiert und eine Software für uns<br />
Vertriebschef Patrick Philip Hilker.<br />
entwickelt“, sagt Hilker. Etliche selbst gestrickte<br />
Lösungen seien durch standardisierte<br />
Prozesse ersetzt worden.<br />
Auch in Sachen Unternehmenssteuerung<br />
hilft die IT: „Vor zehn Jahren wusste man am<br />
Monatsende, was man für Rechnungen geschrieben<br />
hat. Unser Ziel heute ist es, täglich<br />
zu wissen, wo das Unternehmen steht“, berichtet<br />
Hilker: Welche Angebote sind offen?<br />
Wie war in der Vergangenheit zum gleichen<br />
Zeitpunkt die Zahl der Aufträge, wie hoch die<br />
Abschlusswahrscheinlichkeit, wie gut der Deckungsbeitrag?<br />
All diese Daten haben Hilker<br />
und seine Brüder auf einem so genannten<br />
Dashboard verfügbar, um den Durchblick zu<br />
behalten.<br />
„Die Zeiten“, so Hilker, „sind schnelllebiger<br />
geworden, die Reaktionszeiten deutlich kürzer.<br />
Da braucht man auch als Handwerksbetrieb<br />
geeignete digitale Werkzeuge, um eine<br />
fundierte Grundlage für Entscheidungen zu<br />
haben“. [!] <br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
31
Starker Standort, schöne Industrie-Architektur: der Ulmer Norden. Die Bilder zeigen (von li.) die Kathrein-Niederlassung (Antennen und Satellitentechnik),<br />
Konjunktur aus der Kiste<br />
Vor 20 Jahren ließen sich die ersten Betriebe zaghaft im Gewerbegebiet Ulm-Nord nieder. Mittlerweile sind es bereits<br />
mehr als 70 Unternehmen mit 3000 Arbeitsplätzen. Die Grundstücke sind begehrt – auch wegen der guten Infrastruktur.<br />
Zu Beginn dominierte hier die Farbe<br />
Gelb. Denn in diesem Ton sind die Lkw<br />
und Arbeitsbühnen der Firma Schirmer<br />
gehalten, die sich als erstes Unternehmen<br />
im Gewerbegebiet Ulm-Nord niedergelassen<br />
hat. Das war vor genau 20 Jahren. „In den Anfangszeiten<br />
führte noch ein landwirtschaftlicher<br />
Weg durch unser Grundstück“, erinnert<br />
sich Geschäftsführer Heinz Schirmer, der<br />
1997 im süd-westlichen Teil des Gebietes ganz<br />
bescheiden mit einer Halle und einem kleinen<br />
Containerbüro anfing. Heute ist die damals<br />
aus drei Mitarbeitern bestehende Firma<br />
auf 20 Beschäftigte gewachsen. Der Miet-<br />
Fuhrpark für Hub-Arbeitsbühnen, Teleskopstapler<br />
und Minikräne umfasst aktuell mehr<br />
als 200 Maschinen.<br />
Das ist gut und<br />
auch schlecht,<br />
denn längst fehlt<br />
es der Firma auf ihrem<br />
Grundstück<br />
an dringend benötigtem<br />
zusätzlichen<br />
Raum.<br />
Das vor zwei Jahrzehnten<br />
neu geschaffenen<br />
Gewer-<br />
Liegenschaftsamt Ulm.<br />
Ulrich Soldner leitet das<br />
begebiet wächst<br />
und wächst noch heute. Das Gelände zwischen<br />
der B10 und der A8 hatte die Stadt Ulm schon<br />
lange Zeit vor der Erschließung ins Auge gefasst.<br />
„Mitte der 90er-Jahre benötigten wir dringend<br />
neue Gewerbeflächen, jedoch konnten<br />
wir den dazugehörigen Bebauungsplan erst<br />
erstellen, als wir alle Grundstücke erworben<br />
hatten. Dieser Prozess zog sich jedoch in die<br />
Länge“, sagt Ulrich Soldner, Abteilungsleiter<br />
des Ulmer Liegenschaftsamtes und Geschäftsführer<br />
des Stadtentwicklungsverbands Ulm/<br />
Neu-Ulm.<br />
CHANCE FÜR KLEINE FIRMEN<br />
1995 war es endlich soweit und das 31 Hektar<br />
große Gebiet konnte erschlossen werden.<br />
Heute findet man hier einen bunten Branchenmix<br />
aus produzierendem Gewerbe,<br />
Großhandel, Handwerk und Dienstleistungs-<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[spezial]<br />
Schirm Göbel (oben), Mayser (Sicherheitstechnik), den Containerbahnhof, Mayser, Spedition Schlumberger und Bäckerei Staib. <br />
Fotos: Volkmar Könneke<br />
firmen. „Wir haben uns von Anfang an bei der<br />
Auswahl der Unternehmensrichtungen bewusst<br />
kein Korsett angelegt. In Ulm-Nord<br />
durften alle ansiedeln, außer Industriebetriebe“,<br />
erläutert Soldner. Um Firmen, die weniger<br />
Flächenbedarf hatten oder nur anmieten<br />
wollten, gerecht zu werden, wurde zudem der<br />
kleingliedrig erschlossene Gewerbepark Lerchenhof<br />
bei Jungingen ausgewiesen.<br />
Anfangs war die Nachfrage verhalten, doch<br />
das änderte sich. Im Jahr 2005 wurde der Containerbahnhof<br />
von Neu-Ulm in den Ulmer<br />
Norden verlagert. Das war die Basis für eine<br />
rasante Wachstumsgeschichte. Im vergangenen<br />
Geschäftsjahr setzte das Terminal der<br />
Bahntochter Deutsche Umschlaggesellschaft<br />
Schiene-Straße (DUSS) bereits über 100.000<br />
Einheiten um.<br />
125 EURO PRO QUADRATMETER<br />
Mit dem Containerbahnhof wurden benachbarten<br />
Gewerbegrundstücke mit einem<br />
Schlag noch begehrter. Ulrich Soldner: „Im<br />
Zuge der Verlagerung des DUSS-Betriebes in<br />
den Ulmer Norden haben sich neben den klassischen<br />
Gewerbebetrieben auch Logistiker<br />
und deren Dienstleister mit einem größeren<br />
Flächenbedarf angesiedelt.“ Um der nun gesteigerten<br />
Nachfrage nach Grundstücken, vor<br />
allem aber auch Logistikflächen, gerecht zu<br />
werden, wurde das Gewerbegebiet um weitere<br />
Flächen ergänzt.<br />
Heute spricht man schon lange nicht mehr<br />
IPAF zertifiziertes<br />
Schulungszentrum<br />
Im Lehrer Feld 11<br />
89081 Ulm<br />
Tel +49 | 1802 | 966 39 0<br />
www.schirmer-hub.de<br />
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33
[spezial] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
wie das Gewerbegebiet Himmelweiler auf<br />
Dornstadter Gemarkung. Die Grundstückspreise<br />
liegen zwischen 100 und 125 Euro pro<br />
Quadratmeter, inklusive Erschließungs- und<br />
Entwässerungsbeträge. In Ulm-Nord haben<br />
sich zwischen 1997 und 2014 mehr als 70 Unternehmen<br />
angesiedelt, die dort rund 3000<br />
Arbeitsplätze bieten. Zwischenzeitlich sind<br />
sämtliche sofort verfügbaren Flächen auf Ulmer<br />
Gemarkung verkauft beziehungsweise<br />
vergeben.<br />
Firmen, die sich langfristig für eine Fläche interessieren,<br />
wenden sich an den Stadtentwicklungsverband<br />
Ulm/Neu-Ulm, der gemeinsam<br />
mit Dornstadt dafür sorgt, dass man es als Unternehmen<br />
bei Grundstücksfragen von Anfang<br />
an mit nur einem Ansprechpartner zu<br />
tun hat. „Es gibt kein Konkurrenzdenken zwischen<br />
den Städten, die bei der Abwicklung als<br />
gemeinschaftlicher Partner auftreten. Für die<br />
Betriebe, die Flächen suchen, ist dies ein großer<br />
Vorteil“, erläutert Ulrich Soldner, der auf<br />
dieses einzigartige Verfahren stolz ist: „Ich<br />
kenne in Deutschland kein ähnliches Beispiel,<br />
wo nach diesem Muster verfahren wird.“<br />
Das Luftbild führt vor Augen, warum die Gewerbegebiete im Ulmer Norden so begehrt sind. Sie liegen<br />
direkt an der A8: Das hat auch die Ewm Schweißtechnik GmbH angezogen (unten).<br />
nur vom Gebiet Ulm-Nord, sondern von den<br />
Gewerbegebieten im Ulmer Norden. Zu den<br />
Ulmer und Neu-Ulmer Gewerbeflächen zählt<br />
seit einigen Jahren auch das Gebiet Mergelgrube,<br />
das nördlich der Autobahn in unmittelbarer<br />
Nähe zum Containerbahnhof liegt, so-<br />
EINZIGARTIG IN DEUTSCHLAND<br />
Auch Dornstadts Bürgermeister Rainer Braig<br />
schätzt die enge Zusammenarbeit mit dem<br />
Stadtentwicklungsverband, der einst von<br />
Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner und<br />
Neu-Ulms Rathauschefin Dr. Beate Merk vorangetrieben<br />
wurde. „Durch die zentrale Leitung<br />
ergeben sich für interessierte Betriebe<br />
kurze Wege“, erklärt Braig.<br />
Die Frage ist, wie lange noch? Denn die mehr<br />
als 8000 Einwohner zählende Stadt im Norden<br />
Ulms stößt mit ihrem Gewerbegebiet<br />
Himmelweiler, auf dem der Quadratmeter für<br />
95 Euro zu haben ist, schon jetzt an Grenzen.<br />
Nach den Worten Braigs sind nicht mehr viele<br />
Flächen frei und eine Erweiterung des Gebietes<br />
ist momentan nicht geplant. Auch Dornstadts<br />
Bürgermeister sieht im Containerbahn-<br />
34
we care about your IT assets & processes<br />
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[spezial]<br />
Dornstadts Bürgermeister<br />
Rainer Braig.<br />
hof ein deutliches<br />
Plus für das Gewerbegebiet.<br />
Minuspunkte bekommt<br />
jedoch der<br />
Öffentliche Nahverkehr:<br />
„Wir sind<br />
hier im Ulmer<br />
Norden an einem<br />
Punkt angekommen,<br />
an dem das<br />
Angebot an attraktiven<br />
Buslinien<br />
deutlich ausgebaut werden muss“, bemängelt<br />
der Dornstadter Bürgermeister.<br />
Davon würden natürlich auch die Arbeiter<br />
und Angestellten profitieren, die in einem Betrieb<br />
arbeiten, der auf den Ulmer Gemarkungen<br />
liegt. Im Gegensatz zu Himmelweiler ist<br />
hier eine Vergrößerung noch möglich und<br />
wird auch angestrebt. „Die Erweiterung unserer<br />
Gewerbegebiete um noch einmal 60 Hektar<br />
nördlich der A8 sowie im Gewann Stockert<br />
wird mit Nachdruck vorangetrieben“, sagt<br />
Liegenschaftsamtleiter Soldner. Die Stadt<br />
Ulm ist nach seinen Worten deshalb ständig<br />
im Gespräch beziehungsweise in Verhandlungen<br />
mit den Eigentümern der hierfür erforderlichen<br />
Grundstücke.<br />
ANSCHLUSS AN A8 BIS 2018<br />
Auch der längst fällige Autobahnanschluss an<br />
das Gewerbegebiet ist nun in trockenen Tüchern,<br />
die Ulmer Stadträte stimmten vor wenigen<br />
Wochen zu. Die neuen Auf- und Abfahrten<br />
sollen Ende 2020 fertig sein. Heinz<br />
Schirmer hört dies gerne: „Wir konnten uns<br />
vor 20 Jahren nicht vorstellen, dass sich das<br />
Unternehmen in diesen Dimensionen entwickelt.“<br />
Sicherlich hat auch der günstig gelegene<br />
Standort zu dieser positive Entwicklung<br />
beigetragen. Beide, das Unternehmen der ersten<br />
Stunde sowie das Gewerbegebiet Ulm-<br />
Nord, suchen nun für sich Lösungen, damit<br />
dem Wachstum auch in Zukunft keine Grenzen<br />
gesetzt sind. [!] STEFAN LOEFFLER<br />
Wirtschaftsförderung<br />
aus einer Hand<br />
Zwei Städte, ein Ziel. Unter diesem<br />
Motto steht der Stadtentwicklungsverband<br />
Ulm/Neu-Ulm, der im Jahr 2000<br />
als grenzüberschreitende Einrichtung<br />
zur Wirtschaftsförderung gegründet<br />
wurde. Mit ihm wollten Ulms OB Ivo<br />
Gönner und seine Neu-Ulmer Kollegin<br />
Dr. Beate Merk die damalige Konkurrenz<br />
der Städte überwinden. Der<br />
Zweck verband stärkt noch heute die<br />
Wettbewerbsfähigkeit, nutzt die Flächenentwicklungspotentiale<br />
gemeinsam,<br />
sichert so Arbeitsplätze und stärkt das<br />
regionale Bewusstsein. Kernaufgaben<br />
des Verbandes, der seinen Sitz in der<br />
Augsburgerstraße in Neu-Ulm hat, sind<br />
beispielsweise die Grundstücksvermittlung<br />
und -vergabe, die Standortentwicklung<br />
und Wirtschaftsförderung<br />
aus einer Hand sowie ein gemeinsames<br />
Standortmarketing. <br />
SL<br />
89081 Ulm | Ringstraße 3 | T 0731 140 - 290 | www.global-IT-systems.com<br />
35
[namen & nachrichten] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Baubeginn auf<br />
Biberacher<br />
Postareal<br />
Von Herbst <strong>2017</strong>an wird auf<br />
dem Postareal in Biberach nach<br />
zwei Jahren Unklarheit mit einem<br />
neuen Konzept gebaut. Ein<br />
Supermarkt mit 950 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche und eine<br />
Bäckerei im Erdgeschoss, darüber<br />
bis zu 58 Wohnungen mit<br />
jeweils 40 Quadratmetern für<br />
Senioren und pflegebedürftige<br />
Menschen. Diese entstehen in<br />
Zusammenarbeit mit der Firma<br />
Binova Immobilien aus Kressbronn.<br />
10 bis 15 Millionen Euro<br />
sind für das Großbauprojekt<br />
veranschlagt. Investor ist die<br />
Wilhelm Geiger GmbH & Co.<br />
KG aus Oberstdorf, der das Projekt<br />
bis 2018 abschließen will.<br />
Winterhalter<br />
investiert<br />
15 Milionen Euro<br />
Im Herbst 2018 soll das neue<br />
Logistikzentrum der Firma<br />
Winterhalter Deutschland<br />
GmbH am Stammsitz in Meckenbeuren<br />
bezugsfertig sein.<br />
Rund 15 Millionen Euro investiert<br />
das inhabergeführte Unternehmen<br />
in das neue Großprojekt.<br />
Auf einer Grundfläche von<br />
10.000 Quadratmetern entsteht<br />
ein Neubau für Versand und Logistik<br />
sowie Büro- und Sozialräume.<br />
Die Winterhalter<br />
Deutschland GmbH ist Spezialist<br />
für gewerbliche Spülsysteme.<br />
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete<br />
sie mit weltweit<br />
1.300 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von 280 Millionen Euro.<br />
Baywa spart dank<br />
neuer LED und<br />
Photovoltaik<br />
ZF beliefert Foton<br />
Foton, einer der größten Nutzfahrzeughersteller in China, ist<br />
künftig mit ZF-Technologie unterwegs ist. Für das automatische<br />
Getriebesystem Traxon ist Foton der erste Kunde im<br />
Reich der Mitte. ZF erwirtschaftete 2016 mit 137.000 Mitarbeitern<br />
an 230 Standorten einen Umsatz von 35,2 Milliarden Euro.<br />
Als erster Baywa-Standort<br />
Deutschlands ist der Obstgroßmarkt<br />
in Kressbronn am Bodensee<br />
klimaneutral. Die Baywa<br />
stellte unter anderem die<br />
Leuchtmittel auf LED um, installierte<br />
Schnelllauftore gegen<br />
Kälteverluste und installierte<br />
eine Photovoltaik-Anlage. Ziel<br />
ist laut Vorstandsvorsitzendem<br />
Klaus Josef Lutz die Klimaneutralstellung<br />
aller Obst-Standorte<br />
in Deutschland, den Niederlanden<br />
und Neuseeland. In Kressbronn<br />
werden jährlich rund<br />
60.000 Tonnen Kernobst sortiert<br />
und verpackt. Mit 71 Prozent<br />
erwirtschaftet das Segment<br />
Agrar den größten Teil des Umsatzes<br />
des internationalen Handels-<br />
und Dienstleistungskonzerns.<br />
Dieser betrug 2016 rund<br />
10,9 Millionen Euro.<br />
Ausbau des<br />
Flughafens steht<br />
nichts im Weg<br />
Spätestens im Frühjahr 2018<br />
soll der 17 Millionen teure Umbau<br />
des Allgäu Airport Memmingen<br />
beginnen. Geplant ist<br />
unter anderem eine Verbreiterung<br />
der Start- und Landebahn<br />
von 30 auf 45 Meter sowie die<br />
Einführung eines zuverlässigeren<br />
Instrumentenlandesystems.<br />
Trotz der Beschwerden zahlreicher<br />
Bürger stehen dem Ausbau<br />
keine rechtlichen Hindernisse<br />
mehr im Weg. Es steht allerdings<br />
noch eine Entscheidung<br />
der EU aus, ob die Maßnahmen<br />
zu zwei Dritteln vom Freistaat<br />
Bayern gefördert werden dürfen.<br />
Der Regionalflughafen<br />
zählte im vergangenen Jahr<br />
997.714 Passagiere.<br />
In Sachen<br />
Informatik auf<br />
Platz neun<br />
Der Studiengang Wirtschaftsinformatik<br />
der Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />
belegt in<br />
einem aktuellen Ranking der<br />
Zeitschrift „Wirtschaftswoche“<br />
den neunten Platz. 540 Personalverantwortliche<br />
aus ganz<br />
Deutschland wurden von der Beratungsgesellschaft<br />
Universum<br />
dazu befragt, welche Absolventinnen<br />
und Absolventen ihre Erwartungen<br />
am besten erfüllen.<br />
Zum Wintersemester 2016/<strong>2017</strong><br />
hatte die Hochschule 80 Wirtschaftsinformatik-Plätze<br />
zu vergeben,<br />
auf die 387 Bewerbungen<br />
kamen. Mit insgesamt 3700 Studierenden<br />
hat sich die Anzahl in<br />
den vergangenen zehn Jahren<br />
mehr als verdreifacht.<br />
Vetter macht<br />
Platz für 300<br />
Wohnungen<br />
Rund 300 Wohnungen und ein<br />
neuer Kindergarten sollen in<br />
den nächsten Jahren auf einem<br />
30.000 Quadratmeter großen<br />
Gelände entlang der Wangener<br />
Straße in Ravensburg entstehen.<br />
Die Planungen dazu laufen.<br />
Möglich wurde dies durch<br />
den Umzug der Firma Vetter<br />
aus dem Rinker-Areal. Es ist das<br />
größte Konversionsprojekt in<br />
der Geschichte der Stadt. Investor<br />
ist die H2R GmbH. Dahinter<br />
stecken die rund 300 Mitarbeiter<br />
große Bad Saulgauer Reisch<br />
GmbH und die Rhomberg Bau<br />
GmbH aus Bregenz, die im<br />
Wirtschaftsjahr 2015/16 im Bereich<br />
Bau & Ressourcen einen<br />
Umsatz von 234 Millionen Euro<br />
erwirtschaftete.[!] RIZ<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Besseres<br />
Raumklima in<br />
Messehallen<br />
Pünktlich zur Outdoor-Messe<br />
im Juni soll es in den zwölf Hallen<br />
der Messe Friedrichshafen<br />
deutlich<br />
kühler werden.<br />
Dann<br />
wird die<br />
technisch<br />
optimierte<br />
Kühlanlage<br />
Macht es kühler:<br />
Messechef Klaus<br />
Wellmann.<br />
in Betrieb<br />
genommen.<br />
Die Messe<br />
investierte<br />
dafür 5,5<br />
Millionen Euro. Damit will<br />
Messechef Klaus Wellmann die<br />
Aufenthalts- und Arbeitsqualität<br />
verbessern. Bisher lagen die<br />
Temperaturen im Inneren der<br />
Halle nur wenige Grade unter<br />
der Außentemperatur. Die Messe<br />
Friedrichshafen gilt als Europas<br />
Marktführer in Sachen Freizeit-Themen.<br />
Nostalgiebahn<br />
Öchsle wird<br />
rollstuhlgerecht<br />
Mehr als 40.000 Fahrgäste haben<br />
die Öchsle-Bahn 2016 genutzt.<br />
Für die neue Saison wurde<br />
der ein Wagen umgebaut.<br />
Dieser verfügt jetzt über sechs<br />
Rollstuhl-Plätze, eine breitere<br />
Abteiltüre und eine ausfahrbare<br />
Rampe. Zuvor war das 93 Jahre<br />
alte Fahrgestell auf Vordermann<br />
gebracht und die Bremsanlage<br />
erneuert worden. Der Betrieb<br />
ruht mittlerweile auf drei<br />
Säulen: Die Öchsle Bahn AG<br />
mit knapp 2000 Aktionären<br />
(unter anderem der Landkreis<br />
Biberach), die Öchsle-Bahn Betriebsgesellschaft<br />
gGmbH und<br />
der Verein – Öchsle Schmalspurbahn<br />
e.V.<br />
Sanomed<br />
liebäugelt<br />
mit Umzug<br />
Dem Familien<strong>unternehmen</strong> Sanomed<br />
, das 100 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
wird es zu klein an<br />
seinem Firmensitz in Neu-Ulm.<br />
Daher will der Hersteller von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln,<br />
die in der Sport-, Gesundheitsund<br />
Kosmetikbranche gefragt<br />
sind, ins 20 Kilometer entfernte<br />
Vöhringen umziehen. Dort ist<br />
ein 50.000 Quadratmeter großes<br />
Gelände frei, das Sanomed von<br />
der Stadt Vöhringen kaufen und<br />
einen zweistelligen Millionenbetrag<br />
investieren will – unter<br />
anderem in eine größere Produktion,<br />
Forschungslabore und<br />
ein Verwaltungsgebäude. Die<br />
Verhandlungen laufen noch.<br />
Artfliesen<br />
expandiert<br />
nach Ulm<br />
Das Nürtinger Unternehmen-<br />
Artfliesen hat in Ulm seinen<br />
fünften Standort eröffnet und<br />
verspricht sich davon weiteres<br />
Wachstum. Auch soll es Synergieeffekte<br />
mit der Filiale in Heidenheim<br />
geben. Zuletzt erwirtschafteten<br />
70 Mitarbeiter einen<br />
Jahresumsatz von 30 Millionen<br />
Euro. Der Fliesenspezialist ist<br />
auch in Lindau und Fellbach<br />
vertreten. Eine weitere Verkaufssausstellung<br />
ist im Stuttgarter<br />
Norden geplant.[!] RIZ<br />
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37
[gründen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Imker Raphael Buck mit einer Bienentraube. Der <strong>Mai</strong> ist entscheidend für die Größe seines Betriebs. Die Arbeitstage sind bis zu 18 Stunden lang.<br />
„Bienen sind der Hammer!“<br />
Raphael Buck ist ein Idealist. Zu seinen Bienenvölkern hat der 28-jährige Existenzgründer ein liebevolles Verhältnis.<br />
Sie produzieren für den Bioland-zertifizierten Berufsimker aus Vogt Honig, Propolis und Wachs.<br />
Raphael Buck arbeitet emsig. Fast so emsig<br />
wie seine knapp zehn Millionen Bienen.<br />
Das muss er auch. Denn <strong>2017</strong> wird<br />
das erste Jahr sein, in dem der Agrarbiologe<br />
sich hauptberuflich der Imkerei widmet. Und<br />
das Leben als Berufsimker ist kein Honigschlecken.<br />
Allein die Suche nach geeigneten<br />
Standplätzen nimmt viel Zeit in Anspruch.<br />
Hat der 28-Jährige ein Waldstück entdeckt, in<br />
dem es „honigt“, fährt er mit einem Glas Honig<br />
zum nächsten Hof, stellt sich vor und<br />
fragt, ob er seine Bienen abstellen darf. Ein bis<br />
drei Wochen bleiben sie dort. Dann ist der<br />
Honigtau meistens versiegt und ein neuer<br />
Standort muss her.<br />
Das Umstellen der Bienenstöcke erledigt er<br />
zwischen Dämmerung und Morgengrauen,<br />
wenn alle Bienen „zuhause“ sind. Rauf auf den<br />
Hänger, schnell zum nächsten Standort, runter<br />
vom Hänger. Eine Plackerei ist das. Gerade<br />
in der heißen Phase der Schwarmkontrolle im<br />
<strong>Mai</strong> sind 16- bis 18-Stunden-Tage keine Seltenheit.<br />
„Was man in diesen vier Wochen im <strong>Mai</strong><br />
leisten kann, das bestimmt deine gesamte Betriebsgröße“,<br />
sagt Raphael Buck.<br />
UNENDLICH LEBENSFÄHIG<br />
Ist es das wert? Ja, findet er. „Honig ist das einzige<br />
landwirtschaftliche Erzeugnis tierischen<br />
Ursprungs, für das man das Tier nicht ausbeuten<br />
muss. Je besser es den Bienen geht, desto<br />
mehr Honig sammeln sie. Das tun sie völlig<br />
freiwillig. Und wenn ich als Imker gut bin, ist<br />
ein Volk unendlich lebensfähig.“<br />
Raphael Buck kommt aus Vogt, einem kleinen<br />
Ort zwischen Allgäu und Oberschwaben. Vor<br />
der Haustür der Bodensee, auch das Tannenhonig-Paradies<br />
Schwarzwald ist nicht allzu<br />
weit entfernt – eine perfekte Ausgangslage.<br />
Noch während seiner Schulzeit hat er den ersten<br />
Imker-Kurs belegt und mit einem Bienenvolk<br />
angefangen. Später finanzierte er sich<br />
sein Studium mit der Imkerei. Vor zwei Jahren<br />
kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass<br />
aus dem Hobby mehr werden könnte.<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
Mittlerweile kommt nämlich eine ganze<br />
Menge theoretisches Wissen von seiner Arbeit<br />
an der Landesanstalt für Bienenkunde der<br />
Universität Hohenheim hinzu. So stand er<br />
nach dem Ende seines Studiums 2016 vor der<br />
Entscheidung: Entweder Doktorarbeit und<br />
Bienenforschung oder Berufsimker. Die Wahl<br />
fiel auf die Praxis – mit dem Ziel von momentan<br />
250 auf 400 Bienenvölker aufzustocken.<br />
Im Schnitt erntet er jährlich 40 bis 50 Kilo Honig<br />
pro Volk.<br />
NEUE VERTRIEBSWEGE<br />
Ganz klar ist: Als Berufsimker braucht Raphael<br />
Buck andere Vertriebswege als damals, als<br />
er seine Honiggläser im Heimatort an den<br />
Haustüren der Nachbarn verkauft hat.<br />
Sein Vorteil: Raphael Buck ist Biolandzertifiziert.<br />
Das schraubt den Honigpreis<br />
in die Höhe. Statt Privatpersonen sollen<br />
nun der Großhandel und vor allem Bio-<br />
Supermärkte oder Hof-Läden die Hauptabnehmer<br />
werden. Um die sieben Euro pro<br />
Kilo gibt‘s vom Großhändler, ungefähr zehn<br />
Euro vom Lebensmittel-Einzelhandel. Da Honig<br />
ohne große Energiekosten ewig lagerfähig<br />
ist, muss er nicht zu schlechten Preisen verkauft<br />
werden. Auch andere Imker oder Firmen,<br />
die personalisierte Geschenke suchen,<br />
sind gute Kunden. Nächstes Ziel: Bio-Alpenrosen-Honig.<br />
Der wäre dann so selten, dass ihn<br />
kaum jemand außer ihm im Sortiment hätte.<br />
„Verdienen muss man am Honig“, sagt Buck.<br />
Aber auch Nebenprodukte bringen Geld: „Firmen<br />
wie Weleda suchen händeringend nach<br />
Bioland-Wachs für ihre Naturkosmetik“, erklärt<br />
er. Auch der Verkauf von Propolis und<br />
Pollen ist möglich. Eine gute Zuchtkönigin<br />
kann 200 Euro einbringen, ein Bioland-Bienenvolk<br />
bis zu 250 Euro. „Weil ich meine Bienen<br />
gern habe, verkaufe ich sie aber nur sehr<br />
ungern“, sagt der Agrar-Biologe. „Nur an Leute,<br />
von denen ich weiß, dass sie meine Bienen<br />
gut behandeln und sie nicht sterben lassen.“<br />
Raphael Buck mag ein Idealist sein, aber er ist<br />
alles andere<br />
als naiv. Mindestens<br />
70.000 Euro Umsatz<br />
plant er für <strong>2017</strong>. Einiges davon<br />
wird er wieder investieren. Allein die Winterfütterung<br />
mit regionalem Bioland-Rübenzucker<br />
kostet 10.000 Euro. Wichtig war es<br />
ihm, keine Kredite aufzunehmen. Das hat<br />
funktioniert, weil seine Imkerei langsam gewachsen<br />
ist. Viele seiner Maschinen hat er<br />
von gespartem Geld gebraucht gekauft. Momentan<br />
stehen sie im Keller seiner Eltern. Die<br />
helfen mit, wenn er Honig schleudert und<br />
abfüllt. „Ein modernes Betriebsgebäude zu<br />
bauen, das wird irgendwann die größte Hürde<br />
sein,“ sagt er. Dann wird es wohl nicht mehr<br />
ohne Kredit gehen.<br />
Die Imkerei ist für Raphael Buck freilich nicht<br />
irgendein Beruf, es ist seine Leidenschaft. „Ich<br />
würde den Job auch machen, wenn Bienen<br />
keinen Honig geben würden. Es macht einfach<br />
Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Bienen sind<br />
der Hammer.“ [!]<br />
JULIA RIZZOLO<br />
WWW.GOLDSTUECK-IMKEREI.DE<br />
Bundesweit rund<br />
500 Berufsimker<br />
Nach Rindern und Schweinen ist die<br />
Honigbiene das wichtigste Nutztier in<br />
Deutschland. 120.000 Imker gibt es<br />
schätzungsweise, nur ein Bruchteil davon<br />
übt diese Tätigkeit hauptberuflich<br />
aus. Der Deutsche Berufs- und Erwerbs<br />
imkerbund geht von rund 500<br />
Berufsimkern aus. Im Schnitt verbraucht<br />
jeder Deutsche etwa ein Kilo<br />
Honig pro Jahr. Weit über die Hälfte davon<br />
wird importiert. 425 Imker dürfen<br />
das Bioland-Siegel tragen, 96 aus Baden-Württemberg.<br />
Der Landesverband<br />
Württembergischer Imker hat 12.461<br />
Mitglieder mit 91.650 Völkern. RIZ<br />
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[führen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wie Führungskräfte ein Team bilden<br />
Motivation und Leistung in Unternehmen lassen sich durch professionelle Führung erhöhen. Das betrifft auch die<br />
Entscheidungsträger untereinander. Ein Beispiel aus der Praxis von Settele Spezialitäten und Feinkost aus Neu-Ulm.<br />
ben von zehn machten Dienst nach Vorschrift.<br />
Wie lange Mitarbeiter im Unternehmen bleiben<br />
und wie produktiv sie in dieser Zeit sind,<br />
hängt laut Gallup in erster Linie vom Führungsverhalten<br />
des direkten Vorgesetzten ab.<br />
Beim sechsten Personalforum der SÜDWEST<br />
PRESSE Ulm erläuterte Hoffmann mit Eliane<br />
Müller, Personalleiterin des Neu-Ulmer Unternehmens<br />
Settele, wie sich Motivation und<br />
Leistung im Unternehmen durch professionelle<br />
Führung steigern lassen. Während Hoffmann<br />
eine grundsätzliche Einordnung zum<br />
Thema gab, berichtete Müller, wie der Hersteller<br />
von Schwäbischen Spezialitäten seine<br />
Führungskräfte unterstützt. Die ersten Schritte<br />
reichen zehn Jahre zurück: Dazu gehörten<br />
Weiterbildung, externe Seminare zu den Themen<br />
Motivation und Führung sowie die gemeinsame<br />
Definition von Zielen.<br />
Mit dem Erfolg war die Personalleiterin nicht<br />
zufrieden. Gruppenbildung und Ellbogenmentalität<br />
seien ein Thema geblieben. „Wir<br />
haben in der Gruppe beschlossen, die Beziehungen<br />
zwischen den Führungskräften zu<br />
verbessern“, erzählte sie. Müller nutzte dazu<br />
ein Programm namens „KVP Spezial“. Unter<br />
diesem Titel hatten Führungskräfte bereits<br />
früher das Führen von Feedbackgespräche<br />
mit Mitarbeitern geübt – intern und unterstützt<br />
von Petra Hoffmann. „Das gab ihnen die<br />
Möglichkeit, Gelerntes zu vertiefen und über<br />
Bedenken und Ängste mit einer externen Person<br />
zu sprechen“, erklärte Müller.<br />
Eliane Müller ist seit mehr als 18 Jahren Settele-Personalleiterin. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Viele Führungskräfte fühlen sich wie<br />
ein Sandwich: Sie stehen zwischen den<br />
Ansprüchen ihrer Chefs und Mitarbeiter<br />
und sind damit häufig Getriebene. Oft genug<br />
kommen Machtspiele zwischen den Abteilungen<br />
hinzu. „Führungskräfte sind oft in<br />
permanenter Zeitnot und in Gefahr, im Hamsterrad<br />
des Tagesgeschäfts zu rotieren“, sagt<br />
Führungskräfte-Coach Petra Hoffmann. Die<br />
Qualität der Mitarbeiterführung bleibe mitunter<br />
auf der Strecke. Erst jüngst hat das Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />
Gallup seine jährliche<br />
Untersuchung zum Engagement von Mitarbeitern<br />
vorgestellt. Fazit: „Schlechte Chefs<br />
kosten die deutsche Volkswirtschaft jährlich<br />
bis zu 105 Milliarden Euro.“ 15 Prozent der<br />
Mitarbeiter hätten innerlich gekündigt, sie-<br />
NICHT ALLE WAREN BEGEISTERT<br />
„Von dem Angebot auf der Beziehungsebene<br />
zu arbeiten, waren nicht alle Führungskräfte<br />
begeistert. Da gab es auch Vorbehalte und<br />
Ängste“, erinnerte sie sich. „Doch letztlich waren<br />
alle bereit.“ Der Auftakt ging ans Eingemachte:<br />
Jeder der zwölf Führungskräfte sollte<br />
seine Stärken und Schwächen benennen. Jeder<br />
konnte dem anderen ein Feedback geben.<br />
Die Teilnahme war freiwillig. Als Vorbereitung<br />
erklärte Hoffmann in einem Workshop,<br />
wie Kritik wertschätzend geäußert wird und<br />
übte das. Alle Teilnehmer waren aufgefordert,<br />
bei den Feedbacks darauf zu achten, dass die<br />
Regeln eingehalten werden. „Denn das Ziel<br />
war es, dass die Führungskräfte gestärkt aus<br />
der Runde gehen“, sagte Müller. Die Feedbackrunde<br />
verlief erfolgreich, in der Folge gab es<br />
einige Vier-Augen-Gespräche. „Das Angebot<br />
diese Gespräche zu moderieren, nahm keiner<br />
an,“ sagte Müller.<br />
Nach ihren Worten profitiert das Unternehmen<br />
noch heute von den Ergebnissen der<br />
Feedbackrunde (nur eine Führungskraft<br />
nahm nicht teil), die vor zwei Jahren stattfand.<br />
„Natürlich gibt es immer noch Meinungsverschiedenheiten.<br />
Aber das Vertrauensverhältnis<br />
ist gewachsen, Probleme werden früher<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[führen]<br />
In Neu-Ulm stellen die Settele-Mitarbeiter Spätzle und andere schwäbische Spezialitäten her.<br />
angesprochen, Lösungen schneller und im<br />
Konsens gefunden“, sagt Müller. Wenn jemand<br />
seine Schwächen angesprochen habe –<br />
zum Beispiel aufbrausend zu sein – und diese<br />
reflektiere, könne die Gruppe besser damit<br />
umgehen. Neben einem Jahresworkshop habe<br />
jede Führungskraft, einmal im Jahr auch<br />
die Möglichkeit zu einem Einzelcoaching.<br />
„Das wird sehr gut angenommen“, sagt Müller.<br />
Ihr grundsätzliches Anliegen in der Personalführung<br />
ist es, eine Kultur der Wertschätzung<br />
zu leben und Mitarbeitern auch mit<br />
kleinen Anerkennungen im Alltag zu zeigen:<br />
„Ich sehe dich als Menschen.“ [!] AMB<br />
Schwäbische Kost<br />
für Deutschland<br />
Die Bandbreite der Settele Schwäbische<br />
Spezialitäten & Feinkost GmbH &<br />
Co. KG reicht von Spätzle über Maultaschen<br />
bis hin Dampfnudeln, die die<br />
260 Mitarbeiter am Firmensitz in Neu-<br />
Ulm herstellen. Das 49 Jahre alte Unternehmen<br />
beliefert täglich mehrere<br />
tausend Lebensmittelmärkte, Großhändler<br />
und Großkantinen in ganz<br />
Deutschland.<br />
Das Personalforum der SÜDWEST<br />
PRESSE richtet sich seit drei Jahren an<br />
Personalfachleute aus regionalen Unternehmen.<br />
Der nächste Termin: Dienstag,<br />
19. September, Thema: Konfliktmanagement<br />
in Unternehmen. „Dabei<br />
wollen wir ein neues, interaktives Format<br />
ausprobieren“, sagt Projektleiterin<br />
Rebecca Stadelmaier. Sie gibt nähere<br />
Infos unter 0731/156-619;<br />
r.stadelmaier@jobs.swp.de AMB<br />
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41
[machen] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Geschäfte in luftiger Höhe<br />
Ob Windräder oder Achterbahnen: Bei ihren Einsätzen kennen die Mitarbeiter der Meißner Sicherheitstechnik aus Ulm<br />
keine Furcht. Das Unternehmen hält zwölf Patente und ist mit maßgeschneiderten Lösungen für Kunden erfolgreich.<br />
Außendienst-Mitarbeiter der Firma<br />
Meißner Sicherheitstechnik müssen<br />
vor allem eines sein: schwindelfrei. In<br />
vielen Situationen sind ein klarer Kopf und<br />
eine professionelle Furchtlosigkeit unabdingbar.<br />
Auch eine gewisse Lust am Klettern schadet<br />
nicht. Denn die Einsatzorte sind beispielsweise<br />
monumentale Windräder oder die<br />
Gerüste von Achterbahnen. Wem hier<br />
schummrig und schlottrig würde, brächte<br />
sich womöglich in Lebensgefahr.<br />
Die Mitarbeiter des Ulmer Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
sind dann zur Stelle, wenn turnusmäßige<br />
Wartungsarbeiten an solchen Anlagen fällig<br />
werden. Bevor die eigentlichen Monteure<br />
anrücken, überprüfen sie, ob die Sicherheitseinrichtungen,<br />
ob Verschraubungen und<br />
Schweißnähte, noch in Ordnung sind. Durch<br />
ein ausgetüfteltes Kontrollsystem samt Dokumentation<br />
der Daten sollten Betriebsunfälle<br />
so gut wie ausgeschlossen sein.<br />
IN AKUTER GEFAHR<br />
Dabei machen die betreffenden Meißner-Mitarbeiter<br />
durch ihre Überprüfungen nicht nur<br />
den Weg für die nachfolgenden Fachkräfte<br />
frei, sondern schulen diese auch. Aus diesem<br />
Grund ist auf dem Betriebsgelände ein mächtiges<br />
Gerüst aufgebaut, das Übungen unter<br />
Echtbedingungen ermöglicht. Etwa das Szenario,<br />
dass in luftiger Höhe eines Überlandleitungsmasten<br />
ein Arbeiter ohnmächtig<br />
wird. Bewegungslos hängt er in seinem Sicherungsgurt.<br />
Er ist zwar nicht abgestürzt, aber<br />
dennoch in akuter Lebensgefahr: „wegen des<br />
Blutstaus und der Gefahr eines nachfolgenden<br />
Schlaganfalls“, erläutert Stefan Liebler,<br />
Betriebsleiter und verheiratet mit Caroline<br />
Liebler, der geschäftsführenden Gesellschafterin.<br />
Einem Kollegen des Verunglückten bleiben<br />
nach seinen Worten nun vielleicht 15 bis<br />
20 Minuten, um diesen zu retten, sprich: ihn<br />
Den Einsatz in schwindelerregenden Höhen üben<br />
die Mitarbeiter in Ulm. Fotos: Marc Hörger<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
abzuseilen und unten am Boden in eine sichere<br />
Position zu bringen. Das dazu notwendige<br />
Rettungsabseil-Gerät stammt selbstredend<br />
ebenso aus dem Katalog des Hauses Meißner<br />
wie die maßgeschneiderten Auffanggurte, die<br />
Halteseile, die Bandfalldämpfer und die Auffanggeräte<br />
für den normalen Einsatz beziehungsweise<br />
den Notfall. Meißner bietet ein<br />
ganzes Set an Sicherheitstechnik an.<br />
SERVICE-APP ENTWICKELT<br />
Die Eigenprodukte, also die Hardware für die<br />
Sicherheit, bilden nach wie vor das größte<br />
Standbein der Firma und stehen für knapp die<br />
Hälfte ihres Umsatzes. Über dessen Höhe freilich<br />
schweigt Liebler sich aus, die Konkurrenz<br />
sei schließlich aufmerksam. Dass Meißner<br />
noch 2010 beim „Hundertjährigen“ erst knapp<br />
20 Mitarbeiter beschäftigte, heute aber schon<br />
rund 30, ist ein Indikator für die Geschäftsentwicklung.<br />
Meißner Sicherheitssysteme gibt es in horizontaler<br />
und in vertikaler Auslegung. Zu der<br />
ersten Variante gehören die Absicherung von<br />
Arbeiten auf Flachdächern, aber auch – schienengeführt<br />
– auf den Auslegern von Hochspannungsleitungsmasten<br />
oder auf Achterbahnen.<br />
Die zweite Variante ist der Steigschutz<br />
etwa für Einsätze auf Holzmasten oder auf<br />
hohen Leitern.<br />
Ein gutes Dutzend Patente steckt in den Gerätschaften<br />
und Komponenten. Der umfängliche<br />
Produktkatalog rührt zum einen aus der<br />
107-jährigen Firmengeschichte her, zum andern<br />
von der Tüftlerleidenschaft des heutigen<br />
Betriebsleiters in Zusammenarbeit mit dem<br />
Produktionsleiter Serkan Apaydin. Für Stefan<br />
Liebler ist die ständige Innovation auch ein<br />
Schutz gegen die nach seinen Angaben laufend<br />
auftretenden Plagiatsfälle.<br />
Unter das Kapitel Innovation fällt auch die<br />
Entwicklung einer eigenen Service-App. Diese<br />
ermöglicht Mitarbeitern per Smartphone<br />
direkt mit dem Kunden und dem Innendienst<br />
zu kommunizieren und damit papierlos und<br />
ohne Zeitverlust den Zustand der Sicherheitseinrichtungen<br />
von untersuchten Anlagen<br />
mitzuteilen.<br />
Die auf Anwender und Anwendungen maßgeschneiderten<br />
Systeme schaffen zudem<br />
Wachstum. Vor einem Jahr trat Meißner in das<br />
Geschäft mit Windkraftanlagen ein – mit dem<br />
Aufbau eines Service-Stützpunktes in Cottbus.<br />
Dieser trägt heute nach den Angaben von<br />
Firmenchefin Caroline Liebler bereits ein<br />
Drittel des Umsatzes bei.<br />
Leiten das Familien<strong>unternehmen</strong>: Caroline und Stefan Liebler.<br />
Der Rundgang durch die Firma führt zu einer<br />
Vitrine mit historischen Lederbearbeitungsgeräten<br />
und damit zu ihren Wurzeln, die in<br />
einer Sattlerei liegen. Und in die Näherei. Dort<br />
treffen Moderne in Gestalt von Kunststoffgewebe<br />
und Tradition in Gestalt von Leder aufeinander.<br />
Tatsächlich seien nach wie vor auch<br />
Werkzeugtaschen aus dem Naturmaterial gefragt.<br />
Etwa von der Bundesmarine, die ihr Segelschulschiff,<br />
die Gorch Fock, damit ausrüste.<br />
Die Kundenliste liest sich wie ein<br />
Who-is-who der Wirtschaft. Darunter sind<br />
Energiekonzerne, Mobilfunkbetreiber, Photovoltaikanlagenbauer,<br />
Windkraft<strong>unternehmen</strong>,<br />
auch Freizeitparks wie Legoland oder<br />
der Europapark in Rust.<br />
Durch die breite Aufstellung ist das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
wenig krisenanfällig. Die immer<br />
strikteren Anforderungen der Berufsgenossenschaften<br />
spielen Meißner ebenfalls in<br />
die Hände. Liebler hat deshalb Handwerkskunden<br />
ebenfalls auf dem Radar und würde<br />
aber auch einen Hobbygärtner nicht wegschicken,<br />
„der eine Sicherung fürs Bäumeschneiden<br />
braucht“. [!] <br />
THOMAS VOGEL<br />
Familienfirma in<br />
vierter Generation<br />
Die Meißner Sicherheitstechnik<br />
GmbH wurde 1910 in Potsdam-Babelsberg<br />
von Artur Meißner als Sattlerei<br />
gegründet. 1927 brachte er „Meißner’s<br />
Sicherheits-Riemen“ auf den Markt,<br />
gedacht zum Einsatz auf Telegrafenmasten.Das<br />
war der erste Meilenstein<br />
auf dem Weg zum Hersteller von persönlicher<br />
Sicherheitsausrüstung gegen<br />
Absturz. Sohn Diethard Meißner siedelte<br />
die Firma noch vor dem Mauerbau<br />
nach Ulm um. Regina Meißner, Enkelin<br />
des Gründers, und ihr Ehemann,<br />
der Metallfachmann und Oldtimer-<br />
Liebhaber Hermann Glöckler bauten<br />
das Produkt-Programm aus. Mehrere<br />
Umzüge wurden notwendig, zuletzt im<br />
Jahr 2000 an den heutigen Standort in<br />
der August-Nagel-Straße in Ulm-Einsingen.<br />
Tochter Caroline, mittlerweile<br />
geschäftsführende Gesellschafterin,<br />
mit ihrem Mann Stefan Liebler bilden<br />
die vierte Generation. <br />
THV<br />
43
Die Idee von Bettina Reichhart: Zuhause die Vorauswahl im Internet treffen, dann die ausgewählten Stücke im Laden anprobieren.<br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Mit einem Wisch zur Spitze<br />
Bettina Reichhart hat sich von der Dating-App Tinder inspirieren lassen: 10.000 Euro hat die junge Geschäftsfrau<br />
investiert, um die Vorteile des Online-Shopping mit ihrem Dessous-Fachgeschäft in Ulm zu verknüpften.<br />
Nadja Schiele, 29, wischt. Nein, sie putzt<br />
nicht. Sie sitzt mit ihrem Handy da.<br />
Seit der Dating-App „Tinder“ hat Wischen<br />
eine weitere Bedeutung: Mit einer<br />
Handbewegung entscheiden die Nutzer, ob<br />
ihnen angezeigte Profile sympathisch sind –<br />
also nach rechts „gewischt“ oder aussortiert<br />
und damit nach links gewischt werden. „It’s a<br />
match!“, ploppt auf, wenn das für gut befundene<br />
Gegenüber das eigene Foto auch mag. Nadja<br />
tindert eifrig, ihr Freund berät sie.<br />
Sie schaut sich Bikinis und BH an und wischt<br />
hin und her. Denn das Tinder-Prinzip hat sich<br />
Bettina Reichhart zunutze gemacht und ihre<br />
eigene App basteln lassen. So verknüpft die<br />
29-Jährige die Online-Welt mit ihrem Laden<br />
„Secrets, feine Wäsche für jede Größe“ in Ulm.<br />
Dorthin ist sie im Sommer 2016 vom 22 Kilometer<br />
entfernten Langenau gezogen. „In Ulm<br />
erreiche ich mehr Kunden“, begründet die gelernte<br />
Bankkauffrau diesen Schritt. Vor sechs<br />
Jahren hat sie sich selbstständig gemacht,<br />
weil sie selbst öfters Probleme hatte, modische<br />
BH mit größeren Cups zu finden. In Ulm<br />
teilt sie sich nun einen Laden mit der erfahrenen<br />
Antje Boshkow (52), die sich unter dem<br />
Namen „Schwerelos“ auf Strümpfe, Funktionsunterwäsche<br />
und Körper formende Unterbekleidung<br />
spezialisiert hat.<br />
Kennengelernt hatten sich die beiden Frauen<br />
über eine IHK-Netzwerkveranstaltung. Die<br />
beiden vertreten sich und können so Öffnungszeiten<br />
bis um 19 Uhr anbieten. „Ein<br />
Pluspunkt ist auch, dass wir alles für drunter<br />
anbieten. Antje<br />
Boshkow verkauft<br />
etwa Sport-Shirts<br />
und Sport-Kompressionsstrümpfe<br />
– ich den passenden<br />
Sport-BH“,<br />
sagt Reichhart.<br />
Fast 10.000 Euro<br />
hat die 29-Jährige<br />
in die Hand genommen,<br />
um ih-<br />
Bettina Reichhart.<br />
Bra-Fitterin<br />
ren Dessous-Finder<br />
von zwei frisch gebackenen Informatikern<br />
der Hochschule Aalen programmieren zu lassen.<br />
Ein dreiviertel Jahr lang bastelten die Informatiker<br />
an Reichharts Tinder-Version. Nun<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
kann man die Anwendung über ihre Internetseite<br />
nutzen. Etwa 40 Frauen haben so bereits<br />
einen Anprobetermin gebucht. Die Chefin ist<br />
zufrieden. Ihre Idee macht sie über Facebook,<br />
ihren Blog und Anzeigen bekannt.<br />
Als Nadja Schiele ihren BH tindert, muss sie<br />
wählen, ob er im Laden bereits verfügbar sein<br />
soll oder ob ihr „In Kürze“ reicht. Sie will das<br />
Date am nächsten Tag. Dann soll sie sich für<br />
eine Kategorie entscheiden: BH, Sport-BH,<br />
Still-BH, Bikini, Badeanzug … 955-BH-Modelle,<br />
warnt die Zahl in Klammern. Körbchengröße,<br />
Brustumfang, klick, das Angebot verkleinert<br />
sich, das erste Foto erscheint: Eine Frau posiert<br />
mit einem blauen BH vor einem hölzernen<br />
Tor. „Schön, auf dem Bügel kann ich mir das<br />
immer so schlecht vorstellen“, sagt Schiele.<br />
AKTIVE KUNDENANSPRACHE<br />
So wie die junge Frau shoppen viele Menschen<br />
vom Sofa aus. „Dann bestellt man sich<br />
viele BH zur Auswahl und muss den großen<br />
Rest zurückschicken“, sagt Bra-Fitterin Bettina<br />
Reichhart, wie die Fachverkäuferin offiziell<br />
heißt. „Die Leute wissen oft nicht, wie das<br />
Rückenband richtig sitzen muss, wann sich<br />
der BH unschön unterm Oberteil abzeichnet,<br />
bei welcher Brust die Träger besser weiter innen<br />
sitzen. Im Laden sind die Kunden oft sicher,<br />
nur dieses oder jenes Modell passe. Dann<br />
schmuggle ich ein anderes mit in die Kabine<br />
und sie sind überrascht, wie gut es ihnen<br />
steht.“<br />
Einfach nur im Laden zu sitzen und auf Kundschaft<br />
zu warten, das reiche heute nicht mehr.<br />
„Man muss online auch abdecken“, betont<br />
Reichhart. Zusätzlich stellt sie Hebammen ihre<br />
Still-BH vor, referiert in Sport-Studios über<br />
Zu wenige Webseiten sind mobil optimiert<br />
Das Geschäft von Bettina Reichhardt ist eines von rund 600 in Ulm.<br />
In Ulm gibt es rund 1200 Gewerbetreibende<br />
und Firmen in handelsnahen Branchen.<br />
Das reicht von der Tupperverkäuferin<br />
bis zum Kaufhaus. Josef Roell,<br />
Handelsexperte der IHK Ulm, schätzt die<br />
Zahl der stationären Geschäfte auf 600.<br />
Bei einer Untersuchung, wie gut der Ulmer<br />
Handel online aufgestellt ist, zeigte<br />
sich: 795 wurden über Google gefunden,<br />
409 über Google maps, der nach Roells<br />
Sport-BH, bietet Mädels-Abende an, Late-<br />
Night-Shopping und Modenschauen.<br />
Nadja Schiele hat mittlerweile ihre Favoriten<br />
gelistet. Ihr Wunsch nach einem Anprobetermin<br />
erscheint auf Reichharts Handy. Bestätigt.<br />
Am nächsten Tag warten die Auswahl und eine<br />
Tasse Kaffee in der Kabine. Zuerst ist ein<br />
Worten einfachsten Art der Werbung.<br />
649 waren über Online-Branchenbücher<br />
sichtbar. 518 hatten eine eigene Homepage,<br />
112 eine Webseite über ihre Zentrale.<br />
„Das sind erfreuliche Zahlen“, sagt Roell.<br />
181 hatten einen Webshop. Allerdings<br />
hatten nur 162 der 518 ihre Webseiten für<br />
Smartphones optimiert. „Das ist viel zu<br />
wenig“, sagt Roell. Denn das Smartphone<br />
sei der wichtigste Einkaufshelfer. AMB<br />
Eisblauer dran. Dann der nächste… Ihr Match<br />
ist am Ende statt eines BH ein raffinierter<br />
knall-orangener Bikini. Der hatte Zuhause<br />
nicht zu ihren Topfavoriten gehört. „Aber ich<br />
dachte, ich nehme den halt auch mit in die<br />
Auswahl.“ Live war es Liebe auf den ersten<br />
Blick. [!] <br />
ISABELLA HAFNER<br />
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45
[leben] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Wo die Seele vor Anker geht ...<br />
Termine, Hektik, Stress! Wer kennt das nicht? Stefan Loeffler hat bei sechs Führungskräften nachgefragt, wie sie<br />
nach einem turbulenten Arbeitstag ein paar Gänge zurückschalten, Kraft tanken und wo es sie in ihrer Freizeit<br />
hinzieht. Hoch im Kurs: Familie, Segeln, Tauchen,Wellness und ein Mädels-Wochenende.<br />
1) Nach einem turbulenten Arbeitstag: Wie entspannen<br />
Sie am besten?<br />
2) Wie sieht für Sie das optimal verlängerte Wochenende<br />
aus und wo verbringen Sie es?<br />
3) Welcher Ort/welches Land reizt Sie am meisten für<br />
einen Jahresurlaub – und warum?<br />
4) Eine Fee schenkt Ihnen einen Aufenthalt von bis zu<br />
einem Jahr an einem Ort Ihrer Wahl – wie entscheiden<br />
Sie sich?<br />
5) Mit welchem Urlaubsort verbinden Sie besonders<br />
schöne Momente?<br />
Die schönsten Momente im Urlaub<br />
verbindet Jens Gassner<br />
immer mit seinen Kindern. Der<br />
Fachberater für das Gesundheitswesen<br />
ist bei der Steuerberatungsgesellschaft<br />
Helmer und<br />
Partner in Senden tätig.<br />
Fotos:<br />
Segelboot: © Andrew Bayda / Fotolia.com<br />
Skifahrer: © Alexander Rochau / Fotolia.com<br />
Montage: mediaservice ulm<br />
1) Mit zwei kleinen Kindern kommt man am Ende eines langen Arbeitstages<br />
schnell auf andere Gedanken und kann den Stress hinter<br />
sich lassen. Am späteren Abend lese ich dann gerne noch die Tageszeitung.<br />
2) Im Winter verbringe ich die verlängerten Wochenenden gerne in<br />
den Bergen beim Skifahren. Im Sommer bin ich immer auf dem<br />
Wasser beim Segeln.<br />
3) Porto Pollo in Sardinien. Hier finde ich die optimale Kombination<br />
aus Sport, Strand und gutem Essen.<br />
4) Ich würde mich für Port Grimaud in Südfrankreich entscheiden.<br />
5) Die schönsten Momente im Urlaub sind immer fest mit meinen Kindern<br />
verbunden. Das sind Dinge wie Windsurfen mit meiner Tochter<br />
oder die ersten Schritte meines Sohnes im Sandstrand.<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[leben]<br />
Eva-Maria Rühle, die geschäftsführende<br />
Gesellschafterin des<br />
Gesundheitszentrums Schwäbische<br />
Alb in Bad Urach und stellvertretende<br />
Landesvorsitzende<br />
des Hotel- und Gaststättenverbands,<br />
würde gerne mal wieder<br />
den Westen Kanadas besuchen.<br />
Martin Roschmann würde<br />
gerne einmal um die Welt<br />
reisen. Der Bankkaufmann<br />
und Betriebswirt ist Filialleiter<br />
der Baden-Württembergischen<br />
Bank in Ulm.<br />
1) Bei einem Spaziergang entlang des Brühlbachs zum Bad Uracher<br />
Wasserfall oder bei einem guten Gespräch und einem schönen Glas<br />
Wein im Kreise von Freunden.<br />
2) Da dies sehr selten der Fall ist, da es in meinem Beruf kein typisches<br />
Wochenende gibt, ist das oft ein Städtetrip, eine kurze Auszeit am<br />
Bodensee oder auch auf einer Insel der Balearen.<br />
3) Ich mache dort Urlaub, wo ich etwas für meine Gesundheit tun<br />
kann. Das kann Österreich, die Schweiz oder auch Sri Lanka sein.<br />
Aber mich interessieren grundsätzlich alle schönen Reisedestinationen,<br />
fremde Länder, fremde Kulturen und Genüsse.<br />
4) Ich würde mich für Kanadas Westen entscheiden. Dort habe ich<br />
schon fünf Jahre gelebt, ich würde gerne einmal wieder für eine längere<br />
Zeit dort sein.<br />
5) Besondere Momente verbinde ich mit Davos, dem Schnee, dem Skifahren<br />
und dem „Einkehrschwung“.<br />
1) Ich habe meine Laufklamotten immer im Geschäft dabei. Nach einem<br />
stressigen Tag entspanne ich am besten mit einem 7- bis 10-Kilometer-Lauf<br />
an der Donau. So komme ich schnell zurück ins innere<br />
Gleichgewicht.<br />
2) Mit Familie oder Freunden in den Bergen wandern oder Skifahren<br />
oder auf einem Städtetrip.<br />
3) Südfrankreich. Ich liebe das Land, die Menschen und die Art zu leben,<br />
wie sie für diese Region typisch ist. Den Sommer findet man<br />
dort schon im <strong>Mai</strong> und Juni – einfach traumhaft.<br />
4) Ich würde eine Weltreise <strong>unternehmen</strong>. Es gibt noch so viele Orte,<br />
die ich noch nicht gesehen habe.<br />
5) Entlang der Amalfi-Küste mit Ausflug nach Capri und mehrtägigem<br />
Aufenthalt in Positano. Beeindruckende Landschaften mit herzlichen<br />
und leidenschaftlichen Menschen, gepaart mit gutem Essen<br />
und Trinken.<br />
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47
[leben] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Christian Gaus entspannt am<br />
besten in der Natur – zusammen<br />
mit seiner Familie. Beruflich<br />
ist er geschäftsführender<br />
Gesellschafter des Büros Gaus<br />
& Knödler Architekten in<br />
Göppingen.<br />
Faruk Begovic taucht leidenschaftlich<br />
gerne unter. Auf den<br />
Malediven. Der Hobbysportler<br />
ist seit acht Jahren geschäftsführender<br />
Gesellschafter von<br />
Saturn in Senden.<br />
1) Im Sommer idealer Weise bei einer Runde Golf. Ansonsten genieße<br />
ich es mit den Kindern und der Familie Abend zu essen und die Kinder<br />
dann ins Bett zu bringen.<br />
2) Dazu gehören für mich: Zeit für die Familie, viel Natur, Wandern,<br />
gutes Essen, Zeit füreinander, gemeinsame Spiele, zusammen Lachen<br />
und auch immer etwas Sport. Am liebsten sind wir in den Bergen<br />
oder am Meer.<br />
3) Da meine Frau Niederländerin ist, zieht es uns immer wieder ans<br />
Meer. Dieses Jahr fahren wir nach Dänemark. Uns interessieren immer<br />
die Umgebung, die Kultur und die Mentalität der Menschen.<br />
4) Australien und Neuseeland. Ein Jahr mit der Familie gemeinsam auf<br />
Reise, in einem Wohnmobil durch ein fremdes Land.<br />
5) Wir sind sehr gerne in Südtirol auf der Seiser Alm. Im Sommer zum<br />
Wandern, zum Segelfliegen und um einfach die Seele baumeln zu<br />
lassen. Im Winter haben die Kinder dort das Skifahren gelernt.<br />
1) Nach der Arbeit mache ich vier Mal in der Woche Sport im Fitness<br />
Studio und gehe mehrmals in der Woche joggen. Sonst entspanne<br />
ich mich in meinem Garten.<br />
2) Auch an den Wochenenden mache ich viel Sport, bin gerne zu Hause,<br />
verbringe viel Zeit beim Grillen mit meiner Familie und meinen<br />
Freunden.<br />
3) Mich reizt Kroatien sehr, hier verbringen wir Jahr für Jahr unseren<br />
Sommerurlaub mit der Familie und unseren Freunden. Wir sind oft<br />
auf unserem Boot und in vielen Buchten, die zum Schwimmen einladen.<br />
4) Da ich Unternehmer bin, entscheide ich mich gegen das Geschenk.<br />
5) Mit den Malediven und der Insel Ellaidhoo. Da ich ein leidenschaftlicher<br />
Taucher bin und hier bereits viele tolle Erlebnisse hatte, kehre<br />
ich jährlich auf die Insel zurück.<br />
Für Dr. Katja Faul ist der Wellness-Kurzurlaub<br />
mit ihren<br />
„Mädels“ ein besonderer Höhepunkt<br />
im Jahr. Die Steuerberaterin<br />
leitet seit 2016 den Standort<br />
des Wirtschaftsprüfungsund<br />
Beratungs<strong>unternehmen</strong>s<br />
KPMG in Ulm/Neu-Ulm.<br />
Fotos:<br />
Taucher: © Wojciech / Fotolia.com<br />
Wanderausrüstung: © Alexander Raths / Fotolia.com<br />
1) Mit Buch und Zeitung in der Therme.<br />
2) Am, im oder auf dem Wasser. Im Sommer auf dem Segelboot, das<br />
fast so alt ist wie ich. Es gibt also über den Winter auch regelmäßig<br />
etwas zu restaurieren und zu basteln.<br />
3) Immer wieder gerne nach Ägypten ans Rote Meer zum Tauchen.<br />
4) Für ein lässiges Jahr in Queensland, Australien.<br />
5) Bad Kötzting. Seit vielen Jahren treffen wir uns im Sommer im Bayerischen<br />
Wald zum „Mädels“-Wellnesstrip. Inzwischen hat es uns<br />
privat und beruflich in verschiedene Ecken des Landes verschlagen.<br />
Deshalb ist die gemeinsame Zeit immer ein Highlight.<br />
48
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong><br />
[spezial]<br />
Die Themen auf makronom.de sind anspruchsvoll, die witzige Bildsprache soll auflockern. Die Selbstbeschreibung des Magazins hat Gründer Philipp Stachelsky<br />
mit dem Graffiti „Who is chasing the money“ bebildert, das den Bauzaun der EZB in Frankfurt schmückte. <br />
Foto: Lieven Van Melckebeke<br />
Mehr nachdenken, bitte!<br />
In einer Zeit, in der viele Menschen sich ihre Meinung zu Themen in Sekundenschnelle bilden, setzt Philipp Stachelsky<br />
auf Analyse: In seinem Magazin für Wirtschaftspolitik Makronom.de zählt das große Ganze, nicht das kleine Isolierte.<br />
Er betreibt ein Online-Magazin, doch auf<br />
den schnellen Klick ist er nicht aus. Philipp<br />
Stachelsky geht es ums Grundsätzliche.<br />
„In Deutschland gibt es kein Medium, das<br />
konsequent die Ereignisse aus makroökonomischer<br />
Sicht beurteilt“, sagt Stachelsky. In der<br />
Hochphase der Griechenland-Krise und bei der<br />
Berichterstattung über die Geldpolitik der Europäischen<br />
Zentralbank seien viele Ar ti kel<br />
sehr emotional und mit einem starken po li tischen<br />
Fokus gewesen. Die makroökono mi sche<br />
Sicht komme zu kurz. Das will er mit seinem<br />
Magazin für Wirtschaftspolitik ändern.<br />
Der 31-Jährige hat Politik und Geschichte studiert,<br />
später volontierte er bei einem Berliner<br />
Finanzverlag, wälzte Lehrbücher, belegte im<br />
Internet Kurse bei Top-Ökonomen wie dem<br />
Nobelpreisträger Robert Shiller. Schließlich<br />
hing er seinen Job als Redakteur an den Nagel<br />
und gründete makronom.de. Sein Konzept beruht<br />
auf qualitativ guten Inhalten, Glaubwürdigkeit<br />
und einer Vielzahl von Gastautoren.<br />
„Die Leute schätzen die Breite des Angebots<br />
und dass bei uns weniger vereinfacht wird.“<br />
Sein Ansatz: „Wir laden Ökonomen, Politiker,<br />
Journalisten und interessierte Laien dazu ein,<br />
sich mit Gastbeiträgen an uns zu wenden. Wir<br />
folgen bei der Auswahl keiner Glaubensrichtung,<br />
wie sie leider oft in der Volkswirtschaftslehre<br />
anzutreffen ist.“<br />
Seit dem Start vor 16 Monaten hat Makronom<br />
rund 120.000 Menschen erreicht. Zuletzt waren<br />
es 32.000 Nutzer pro Monat, Tendenz stark<br />
steigend. Der mit Abstand meist geklickten<br />
Artikel kam bisher von Peter Bofinger.<br />
ANGESEHENE AUTOREN<br />
Der Professor für Volkswirtschaft an der Universität<br />
Würzburg und einer der fünf Wirtschaftsweisen<br />
hat auf einer Länge von acht<br />
Din-A4-Seiten die Theoriegeschichte des<br />
Ordo-Liberalismus erörtert. Mehr als 10.000<br />
Menschen lasen den Aufsatz im Netz. Stachelsky<br />
war über diese Zahl überrascht, 5000<br />
bis 10.000 Klicks für einen Artikel seien schon<br />
gut. Im Interesse an dem Bofinger-Aufsatz<br />
sieht er sich bestätigt. „Es gibt Menschen, die<br />
sich für Hintergrundwissen und umfassende<br />
Analyse interessieren.“<br />
Musste er anfangs<br />
noch Autoren<br />
in Telefonaten<br />
gewinnen, so kommen<br />
diese nun auf<br />
ihn zu, auch aus<br />
New York, Oxford<br />
und Pretoria. Investiert<br />
haben er<br />
und sein Geschäftspartner<br />
Feras Darwich vor<br />
Makronom-Gründer<br />
Philipp Stachelsky<br />
allem eigene Zeit sowie 500 Euro. Ihre Internetseite<br />
haben sie selbst programmiert und<br />
vom Ersparten gelebt. Inzwischen, so Stachelsky,<br />
gibt es erste Einnahmen durch Werbekunden,<br />
Beratungstätigkeiten für Webseiten<br />
und die Vermarktung von Texten. An der<br />
konzeptionellen Ausrichtung will er nichts<br />
ändern: „Wir verstehen uns als offene Diskussionsplattform.<br />
„Was für uns zählt ist, dass<br />
Argumente fundiert vorgetragen werden –<br />
egal von wem.“ www.makronom.de [!] AMB<br />
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 56 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
René Mick bleibt<br />
Vorsitzender des<br />
LCS Schwaben<br />
Der Firmenchef der Luible Logistik<br />
GmbH aus Leipheim, René<br />
Mick, ist<br />
als Vorsitzender<br />
des<br />
Logistik-<br />
Clusters<br />
Schwaben<br />
bestätigt<br />
Unternehmer und<br />
LCS-Vorsitzender:<br />
René Mick.<br />
worden. Zudem<br />
im Vorstand<br />
sind:<br />
Otto Sälzle<br />
(IHK Ulm),<br />
Peter Lintner, (IHK Schwaben),<br />
Ralph Ehmann (IWL AG, Ulm)<br />
sowie die Unternehmer Ulrich<br />
Gruber (Sulzberg) und Erwin<br />
Stöhr (Rottenacker). Harald Seifert<br />
und Michael Finsterwalder<br />
haben ihre Ämter abgegeben.<br />
Dem Cluster gehören rund 90<br />
Firmen aus den IHK-Bezirken<br />
Ulm und Schwaben an.<br />
Genussrechte<br />
der TWS<br />
sind gefragt<br />
Die Technischen Werke Schussental<br />
haben ihren Umsatz im<br />
vergangenen Jahr um 12 Prozent<br />
gesteigert. Das Jahresergebnis<br />
legte um neun Prozent auf<br />
3,5 Millionen Euro zu. Auf großes<br />
Interesse stieß die Ausgabe<br />
von Genussrechten, die mit 3,2<br />
Liebherrs Riesen-Rolle<br />
Prozent verzinst werden. Bisher<br />
hat die TWS in zwei Trachen<br />
8,5 Millionen Euro eingesammelt.<br />
Die Stadtwerke aus Ulm/<br />
Neu-Ulm dagegen haben bei einem<br />
Umsatz von 443 Millionen<br />
einen Verlust von 9,6 Millionen<br />
Euro verbucht. Dabei belastete<br />
allein die Beteiligung am Kohlekraftwerk<br />
in Lünen die SWU<br />
mit 8,7 Millionen Euro. Um die<br />
Zukunft abzusichern, mussten<br />
die Städte Ulm und Neu-Ulm<br />
im Zuge der Krise insgesamt 67<br />
Millionen Euro Kapital zuschießen.<br />
Die Verluste der SWU summieren<br />
sich seit dem Jahr 2012<br />
auf 85 Millionen Euro.<br />
Honold Logistik<br />
optimistisch<br />
für dieses Jahr<br />
Die Honold Logistik Gruppe<br />
Pate aus Neu-Ulm hat im Jahr<br />
2016 ihren Umsatz um zwei<br />
Prozent auf 234 Millionen Euro<br />
gesteigert. Honold investierte<br />
stark und schuf allein in<br />
Deutschland 70.000 Quadratmeter<br />
an Logistikflächen. Das<br />
Unternehmen beschäftigt 1210<br />
Mitarbeiter in den europäischen<br />
Gesellschaften und erwartet<br />
für <strong>2017</strong> ein kräftiges<br />
Wachstum.<br />
Zehn Meter im Außen-Durchmesser misst die<br />
bisher größte Rollendrehverbindung des Komponentenwerks<br />
Biberach der Liebherr International<br />
GmbH. Das 40 Tonnen schwere Großlager<br />
kommt in Schiffs- und Offshorekränen<br />
zum Einsatz. Zwölf Monate hatte die Entwicklung<br />
und Fertigung gedauert. Der Umsatz des<br />
in elf Sparten tätigen Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
sank im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf<br />
rund 9 Milliarden Euro. Weltweit arbeiten<br />
42.300 Beschäftigte in den mehr als 130 Gesellschaften<br />
der Firmengruppe.<br />
Noerpel-Gruppe<br />
investiert in Ulm<br />
Millionen<br />
Die Noerpel-Gruppe investiert<br />
einen zweistelligen Millionenbetrag<br />
in eine Logistikanlage<br />
und Montage für Husquarna<br />
(Gardena) in Ulm, in der rund<br />
100 Mitarbeiter arbeiten<br />
werden. Bisher lagert Noerpel<br />
nur Gardena-Fertigware, in<br />
Zukunft auch Halb- und Rohware<br />
und wird diese just-intime<br />
der Produktion von<br />
Schlauchwagen zur Verfügung<br />
stellen. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Andreas Simmet<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Antje Meyer (Bild)<br />
Fotos Giacinto Carlucci (Titel +<br />
Titelinterview), Marc Hörger,<br />
Volkmar Könneke, Matthias<br />
Kessler, Werkfotos, Getty Images,<br />
PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
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Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
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Telefon 0731 156-356<br />
E-<strong>Mai</strong>l c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Auflage: 18.000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
14. Juli <strong>2017</strong><br />
Die Themen<br />
Shops, Praxen, Läden<br />
Mobile Raumsysteme<br />
Recyceln & Entsorgen<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
21. Juni <strong>2017</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
50
Impossibly Thin.<br />
Breathtaking Power.<br />
Reinvent Obsession<br />
The HP ZBook Studio<br />
HP recommends Windows 10 Pro.
Brummen<br />
ist einfach.<br />
Weil die Sparkassen-<br />
Finanzgruppe den Motor<br />
unserer Wirtschaft<br />
am Laufen hält.<br />
Mittelstandsfinanzierer Nr. 1<br />
sparkasse.de