health@work Ausgabe 6/2017
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06 I <strong>2017</strong><br />
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
health work<br />
MAGAZIN FÜR BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />
FÜHRUNG<br />
Vorbildlich<br />
führen<br />
VERHALTEN<br />
Achtsamkeit<br />
im Beruf<br />
SYSTEME<br />
Arbeitswelt 4.0<br />
KULTUR<br />
BGM im<br />
Gesundheitswesen<br />
ISSN 1869-7992<br />
1<br />
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<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
FÜHRUNG I VERHALTEN I SYSTEME I KULTUR<br />
Liebe Leserin,<br />
Lieber Leser,<br />
der Mensch ist ein soziales Wesen. Zwischenmenschliche<br />
Beziehungen sind von zentraler<br />
Bedeutung für Problemlösung und Gefühlsregulierung,<br />
für biologische Prozesse und Verhalten.<br />
Deshalb hängen Wohlbefinden, Gesundheit und<br />
Arbeitsverhalten der Mitarbeiter maßgeblich ab<br />
von der Qualität, Stabilität und vom Umfang ihrer<br />
sozialen Beziehungen.<br />
Wird die Zusammenarbeit im Unternehmen als<br />
vertrauensvoll und unterstützend erlebt, hat dies<br />
einen stark positiven Einfluss auf Denken, Fühlen<br />
und Handeln. Insgesamt werden hierdurch<br />
das Arbeitsverhalten und das berufliche Engagement<br />
verbessert.<br />
Auch die Führung eines Unternehmens wirkt<br />
sich positiv oder negativ auf die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter aus: durch Einflussnahme auf Ziele,<br />
Strukturen und Prozesse einer Organisation und<br />
durch das tagtägliche Entscheidungs- und Kommunikationsverhalten<br />
des Führungspersonals.<br />
Und vor allem durch ihr Vorbild.<br />
dann entwickeln, wenn sie dazu entsprechend<br />
motiviert und befähigt werden. Gesundheitsbewusstsein<br />
muss gepflegt und Gesundheit zum<br />
Kernbestandteil von Leitbild und Kultur eines Unternehmens<br />
werden. Und wer kann dies besser<br />
vorleben als Führungskräfte?<br />
Das ist vielen Führungskräften durchaus bewusst.<br />
Und viele bemühen sich auch (hier absolut<br />
positiv und nicht im Sinne einer bemäntelnden<br />
Zeugnisformulierung gemeint) – aber sie<br />
werden im Stich gelassen. Das individuelle Vorbild<br />
kann nur wirken, wenn es eingebunden ist<br />
in gemeinsame Überzeugungen, Werte und Regeln.<br />
Sie sind wichtige Quellen des betrieblichen<br />
Sozialkapitals. Sie stiften Sinn, reduzieren den<br />
Aufwand an Koordination, motivieren zu gemeinsamem<br />
Handeln, verpflichten auf gemeinsame<br />
Ziele und verbindliche Verhaltensstandards.<br />
Gesunde Führung und werteorientierte Führung<br />
sind darum zwei Seiten einer Medaille, meint Ihr<br />
xx<br />
Joachim Gutmann<br />
Chefredakteur<br />
<strong>health@work</strong><br />
Natürlich ist jeder Beschäftigte für seine Gesundheit<br />
selbst verantwortlich. Doch Menschen können<br />
ihre eigenen Gesundheitspotenziale oft nur<br />
Joachim Gutmann<br />
Chefredakteur<br />
3
FÜHRUNG I VERHALTEN I SYSTEME I KULTUR<br />
Inhalt<br />
FÜHRUNG 6 – 15<br />
VERHALTEN 16 – 23<br />
SYSTEME 24 – 33<br />
Wenn Mitarbeiter sich nicht<br />
so verhalten, wie Chefs es<br />
wünschen, liegt das häufig<br />
daran, dass sie es selbst<br />
nicht tun. Das Schlüsselwort<br />
heißt Authentizität. Erfolgreiche<br />
Führungskräfte verhalten<br />
sich vorbildlich. Unfehlbar<br />
sein müssen sie jedoch nicht.<br />
Viel Fluktuation, hohe Fehlerquote:<br />
Wenn im Unternehmen<br />
etwas schief läuft, sollte<br />
nach den Ursachen gesucht<br />
werden. Es lohnt sich ein Blick<br />
auf die Strukturen und Rahmenbedingungen<br />
– aber auch<br />
auf sich selbst. Oft sorgen<br />
eingeübte Verhaltensmuster<br />
für Fehlentscheidungen und<br />
Ärger. Achtsamkeitstrainings<br />
helfen dies zu vermeiden.<br />
Wie sieht die Arbeitswelt der<br />
Zukunft aus? Darüber diskutieren<br />
viele Experten. Es gibt<br />
eine Reihe von Veränderungen<br />
und Trends, die das Berufsleben<br />
schon heute beeinflussen.<br />
Aber auch Konzepte,<br />
wie sich die neuen Herausforderungen<br />
meistern lassen.<br />
Mir nach! ........................... 6<br />
Höchstleister fortbilden ...... 10<br />
Auf Nummer sicher............... 12<br />
Volles Potenzial ................. 14<br />
Fokus auf mich ................. 16<br />
Sicher unterwegs ............. 20<br />
Gealtert ............................. 22<br />
Gesnackt........................... 23<br />
Arbeitswelt 4.0 ................. 24<br />
Telemedizin .......................... 28<br />
Fehlzeiten auswerten ....... 30<br />
Bewegt.............................. 32<br />
4
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
KULTUR 34 – 41<br />
EVENTS 42 – 43<br />
INTERNA 44<br />
Die Gesundheitsbranche<br />
macht ihrem Namen keine<br />
Ehren. Die Arbeitssituationen<br />
in Krankenhäusern<br />
und Pflegeeinrichtungen ist<br />
sowohl körperlich als auch<br />
psychisch stark belastend.<br />
Studien zeigen jedoch auch,<br />
dass betriebliche Gesundheitsförderung<br />
einen Unterschied<br />
machen kann.<br />
Was Sie interessieren könnte<br />
oder wo Sie hingehen sollten.<br />
Was wir und andere über uns<br />
erzählen.<br />
Kränkelnd heilen...................34<br />
Aus alt mach bio ............... 36<br />
Geärgert............................ 40<br />
Gestresst .......................... 41<br />
Veranstaltungen ............... 42<br />
Gesunde Vorsätze ............ 44<br />
Impressum......................... 46<br />
5
FÜHRUNG<br />
Mir nach!<br />
Loyal, leistungsstark und gesund – diese Attribute wünschen sich<br />
Führungskräfte in ihren Mitarbeitern. Wer Traummitarbeiter will,<br />
muss selbst mit gutem Beispiel voran gehen. Da sind sich die Experten<br />
einig. Doch: Auch Führungskräfte können nicht perfekt sein.<br />
Fehler werden verziehen, wenn sie offen kommuniziert werden<br />
und damit wieder eines stärken: die Glaubwürdigkeit des Chefs.<br />
6
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Es gibt Chefs, die eine gesunde Lebensweise<br />
predigen und dabei selbst jeden Tag die<br />
Currywurst am Schreibtisch essen, da viele<br />
kleine Raucherpausen die Zeit für die Mittagspause<br />
schlucken. Andere leiten pflichtbewusst<br />
die Unternehmensleitlinien zum<br />
Erhalt psychischer Gesundheit per Mail an<br />
ihre Mitarbeiter weiter – am Sonntagabend,<br />
zusammen mit der Terminerinnerung an die<br />
Projektdeadline am Montag, Priorität: hoch.<br />
Glaubwürdigkeit: niedrig.<br />
Wenn Mitarbeiter sich nicht so verhalten, wie<br />
Chefs es wünschen, liegt das häufig daran,<br />
dass sie es selbst nicht tun. Entscheidend ist<br />
die Authenzität.<br />
Der Chef als Vorbild<br />
Eine vorbildliche Führungskraft ist konsequent,<br />
berechenbar, gerecht und setzt um,<br />
was sie verspricht. Sprich: Sie muss Werte<br />
schaffen und diese auch vorleben. Vor allem<br />
aber muss sie sich an die eigenen Spielregeln<br />
halten. Wer etwa von seinen Mitarbeitern<br />
erwartet, dass sie Abgabetermine oder Verabredungen<br />
mit Kunden einhalten, darf nicht<br />
selbst das jährliche Feedbackgespräch vier<br />
Mal verschieben, bis es schließlich endgültig<br />
unter den Tisch fällt.<br />
Um herauszufinden, wie vorbildlich sie wirklich<br />
führen, können sich Vorgesetzte ein paar<br />
simple Testfragen stellen:<br />
1. Behandele ich meine Mitarbeiter anständig<br />
und respektvoll?<br />
2. Halte ich Versprechen ein?<br />
3. Erreiche ich selbst meine Leistungsziele?<br />
4. Bleibe ich auch in stressreichen Situationen<br />
freundlich und beherrscht?<br />
5. Habe ich eine positive Einstellung zu meiner<br />
Arbeit?<br />
6. Verhalte ich mich loyal gegenüber meinen<br />
Mitarbeitern und dem Unternehmen?<br />
7. Lebe ich die Unternehmenskultur?<br />
Gesundheit vormachen<br />
Vorbild zu sein – das spielt auch eine wichtige<br />
Rolle beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement.<br />
Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter<br />
dazu motivieren, gesund zu leben und<br />
an betrieblicher Gesundheitsförderung teilzunehmen.<br />
Beim Thema Gesundheit zeichnet<br />
sich bei den Führungskräften selbst jedoch<br />
ein gemischtes Bild. Laut einer Befragung,<br />
die die Max Grundig Klinik in Auftrag gegeben<br />
hat, pflegt ein Drittel der Führungskräfte<br />
regelmäßig gesunde Rituale. Eines der wichtigsten<br />
Rituale ist Sport. Den treiben rund<br />
64 Prozent der Führungskräfte regelmäßig.<br />
„Dies ist ein bemerkenswert hoher Wert, der<br />
interessanterweise auch bei älteren Managern<br />
nicht wirklich abnimmt“, erläutert Prof.<br />
Dr. Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der Max<br />
Grundig Klinik.<br />
Dem Bild des gesundheitsbewussten, sportlichen<br />
Managers stehen jedoch Zahlen einer<br />
früheren Befragung gegenüber, wonach fast<br />
die Hälfte aller Führungskräfte übergewichtig<br />
ist. Ebenfalls nur jeder zweite Manager geht<br />
regelmäßig zu Gesundheits-Check-ups. „Wer<br />
selbst nicht gesund lebt, kann auch andere<br />
schwer dazu motivieren“, sagt Marion Hahn,<br />
Führungskräfte-Coach aus Mainz. „Gute Führung<br />
steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit.“<br />
Übermensch Führungskraft?<br />
So soll er also sein: Der Chef, der jeden Tag<br />
lobt, das Zugpferd des Unternehmens ist, die<br />
höchsten Umsätze generiert, am längsten im<br />
Büro bleibt, seine Mitarbeiter jedoch pünktlich<br />
nach Hause schickt, den Abfall in der<br />
Büroküche selbst nach Altpapier, Glas und<br />
Verpackung sortiert und in der Mittagspause<br />
bei Salat und Mineralwasser stets ein offenes<br />
Ohr für die Belange seiner Mitarbeiter hat –<br />
wenn er nicht gerade einen Halbmarathon<br />
zugunsten herzkranker Kinder läuft? Diesem<br />
Ideal kann kaum jemand entsprechen.<br />
7
FÜHRUNG<br />
Mir nach!<br />
„Auch Führungskräfte sind nicht perfekt –<br />
das sollen sie auch gar nicht sein“, erläutert<br />
Hahn. „Denn zur Berufsbeschreibung eines<br />
Managers gehört es, auch einmal ein Risiko<br />
einzugehen. Das beinhaltet, dass auch Fehler<br />
passieren. Wichtig ist nur, dass diese Fehler<br />
offen kommuniziert werden und das gesamte<br />
Unternehmen aus ihnen lernt.“<br />
Mehr als Kollegen<br />
Gute Führung steht<br />
und fällt mit der<br />
Glaubwürdigkeit.<br />
Marion Hahn,<br />
Führungskräfte-Coach,<br />
Mainz-Gonsenheim<br />
Der vorbildliche Chef ist das Paradebeispiel<br />
eines guten Mitarbeiters, an ihm sollen sich<br />
alle orientieren. Doch wie kommt es dann,<br />
dass es für Führungskräfte Ausnahmeregeln<br />
gibt? Ist es vorbildlich, dass der Chef mehrere<br />
Tage die Woche im Homeoffice arbeiten<br />
darf und die anderen nicht? Oder, dass er auf<br />
Geschäftsreisen in einem Vier-Sterne-Hotel<br />
übernachtet, während die anderen Mitarbeiter<br />
in eine Drei-Sterne-Herberge einchecken?<br />
„Ja“, findet Führungskräfte-Coach Hahn.<br />
„Solange sich das Verhalten der Führungskräfte<br />
im Rahmen der Unternehmensleitlinien<br />
befinden.“ Diese sollten möglichst genau<br />
festlegen, welche Hierarchiestufe welche Privilegien<br />
bereithält.<br />
Auch wenn Führungskräfte vorbildlich sein<br />
sollen, bedeutet das nicht, dass sie die gleichen<br />
Rechte und Pflichte haben wie ihre Mitarbeiter.<br />
Ein Beispiel aus der Kindererziehung:<br />
Eltern sollen die Verhaltensweisen vorleben,<br />
die sie sich von ihrem Nachwuchs wünschen,<br />
zum Beispiel gesunde Ernährung oder ein soziales<br />
Verhalten. Dennoch gibt es Dinge, die<br />
Erwachsene dürfen und Kinder eben nicht:<br />
Alkohol und Kaffee trinken oder Aufbleiben<br />
bis nach zehn Uhr an einem Mittwochabend.<br />
Gleichzeitig gibt es auch eine Reihe von<br />
Pflichten, die Erwachsenen erfüllen müssen<br />
und Kinder nicht, wie etwa Rechnungen zu<br />
begleichen und für einen vollen Kühlschrank<br />
zu sorgen.<br />
Ungleich und doch fair<br />
So kann eine ungleiche Behandlung als fair<br />
gelten, wenn zum Beispiel Führungskräfte<br />
aufgrund ihres erhöhten Reiseaufkommens<br />
zum Ausgleich häufiger von zu Hause aus<br />
arbeiten oder in einem Hotel übernachten, in<br />
dem sie nach Dienstschluss im Fitnessraum<br />
Sport treiben können.<br />
Eine andere Situation ist es, wenn etwa der<br />
Chef eines gemeinnützigen Unternehmens<br />
sich einen Maserati als Dienstwagen aussucht.<br />
„Hier sind wir wieder beim Punkt der<br />
Glaubwürdigkeit“, erklärt Hahn. „Ein protziges<br />
Auto passt nicht zum Unternehmensleitbild<br />
– und das steht als Wert über allen anderen.“<br />
jbr<br />
8
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9
FÜHRUNG<br />
Höchstleister fortbilden<br />
„Die Reform beginnt an der Spitze. Die Treppe<br />
muss von oben gekehrt werden“ – so formuliert<br />
der Wirtschaftswissenschaftler Hermann<br />
Simon die Bedeutung von Führungskräften.<br />
Dem pflichtet Clara Venjakob, Geschäftsführerin<br />
von Clarzeit, einem Institut für EAP und<br />
Personalentwicklung mit Sitz in Düsseldorf,<br />
bei. Sie unterstützt seit Jahren Führungskräfte<br />
sowohl bei beruflichen als auch bei privaten Herausforderungen.<br />
Mittlerweile arbeiten im Clarzeit-Team<br />
über zwei Dutzend Experten, die aus<br />
dem gesamten Spektrum der Personalentwicklung,<br />
Mitarbeiter- und Sozialberatung kommen.<br />
? Frau Venjakob, inwieweit hat sich aus Ihrer<br />
Sicht die Führungskräfteentwicklung verändert?<br />
! Früher hat sich die Schulung von Führungskräften<br />
oft auf berufliche Themen konzentriert.<br />
Da aber die Probleme und Herausforderungen,<br />
vor denen Mitarbeiter stehen,<br />
beständig zunehmen, steigen auch die Anforderungen<br />
an die Führungskräfte. Eindeutigkeit,<br />
Flexibilität und Kompetenz sind nach wie<br />
vor fundamentale Anforderungen. Immer<br />
mehr Unternehmen kümmern sich nun ganzheitlich<br />
um ihre Führungskräfte und unterstützen<br />
sie zum Beispiel auch beim eigenen Ressourcenmanagement.<br />
Dazu hat sich auch die Art der Kommunikation<br />
verändert. E-Mail, Chat, Messenger und viele<br />
andere nonverbale Kommunikationswege<br />
haben uns und vor allem unsere Fähigkeit der<br />
klassischen verbalen Kommunikation verändert.<br />
? Viele Unternehmen rücken die Generation<br />
Y in den Vordergrund. Inwieweit verändert<br />
dies das Thema Führung?<br />
! Die Generation Y verlangt ein anderes<br />
Führungsverhalten als die Mitglieder anderer<br />
10
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Generationen. Wo früher Status und Prestige<br />
an erster Stelle standen, gewinnen heute die<br />
Chance auf Selbstverwirklichung sowie Zeit<br />
für Familie und Freizeit zunehmend an Bedeutung.<br />
Auch die charakteristische Frage<br />
„Why?“ lässt viele Führungskräfte verzweifeln,<br />
weil sie es nicht gewohnt sind, ihr Führungsverhalten<br />
hinterfragt zu wissen und ein<br />
anderes Anspruchsdenken gewohnt waren.<br />
Gleichzeitig strömt die Generation Y immer<br />
mehr in Führungspositionen und sieht sich<br />
hier mit Mitarbeitern konfrontiert, die oft noch<br />
eine hierarchische Leitung gewohnt sind. Auch<br />
hier muss eine moderne und zielgerichtete<br />
Führungskräfteentwicklung Aufklärungsarbeit<br />
leisten und Kommunikationswerkzeuge liefern.<br />
? Führungskräfte begleiten – Welche neuen<br />
Ansätze gibt es?<br />
Wir laufen Gefahr,<br />
die Grenzen unserer<br />
Mitarbeiter zu überschreiten.<br />
Burnout, Überarbeitung und<br />
Frustration können durch<br />
eine zielgerichtete<br />
Führungskräfteentwicklung<br />
gemindert werden.<br />
Clara Venjakob,<br />
Geschäftsführerin von Clarzeit,<br />
Düsseldorf<br />
! Im Rahmen eines Seminars werden Wissen<br />
und Werkzeuge vermittelt. Dabei habe ich<br />
oft erlebt, dass – wenn die Teilnehmer erst<br />
einmal wieder zurück im Tagesgeschäft sind<br />
– gar keine Zeit und Energie bleibt, das erlernte<br />
Wissen in die Praxis umzusetzen.<br />
Neues Wissen anzuwenden, ist wesentlich<br />
anstrengender als bei Altgelerntem zu bleiben<br />
und wir erleben oft, dass die Führungskräfte<br />
Bedenken haben, Neues auszuprobieren. Eine<br />
individuelle telefonische Begleitung war für<br />
uns die logische Konsequenz. Im Nachgang<br />
zu unseren Schulungen arbeiten wir mit den<br />
Teilnehmern persönlich, geben Hilfestellung<br />
beim Praxistransfer. Mittlerweile betreuen wir<br />
Kunden auch ausschließlich telefonisch.<br />
Überarbeitung, Frustration, innere Kündigung<br />
– all das kann zum Großteil durch eine ehrliche,<br />
zielgerichtete und effiziente Führungskräfteentwicklung<br />
gemindert werden.<br />
Ich denke, dass jede Zeit ihre neuen und innovativen<br />
Ansätze hat, von denen die wenigsten<br />
wirklich konsequent gelebt werden. Scrum,<br />
Kanban oder Agiles Management: Sicherlich<br />
alles Methoden, die ihre absolute Berechtigung<br />
haben, aber ich erlebe zu oft, dass diese<br />
halbherzig umgesetzt werden.<br />
? Viele Experten diskutieren derzeit über<br />
die Zukunft der Arbeit und wie Führungskräfte<br />
in der modernen Arbeitswelt leistungs- und<br />
führungsfähig bleiben. Wie sehen Sie die Zukunft<br />
der Arbeit?<br />
! Aktuell laufen wir Gefahr, die Grenzen unserer<br />
Mitarbeiter zu überschreiten. Burnout,<br />
Es reicht nicht aus, seine Büroräumlichkeiten<br />
auf Open Space umzustellen und sonst nichts<br />
am gelebten Miteinander zu ändern. Es geht<br />
vielmehr darum, eine gemeinsame Wertebasis<br />
zu finden, auf deren Grundlage das gemeinsame<br />
Arbeiten permanent konstruktiv<br />
hinterfragt und damit optimiert wird – und<br />
zwar auf allen Ebenen. red<br />
11
FÜHRUNG<br />
Auf Nummer sicher<br />
Suchtkranke Mitarbeiter sind ein Risiko für<br />
Unternehmen. Wie der Alkoholentzug gelingt,<br />
erklärt Dr. Reingard Herbst, Chefärztin<br />
der Nescure Privatklinik am See im Interview.<br />
? Frau Dr. Herbst, die Nescure Privatklinik<br />
am See gibt es erst seit knapp drei Jahren,<br />
trotzdem haben Sie bei dem Bewertungsportal<br />
Jameda bereits den ersten Platz unter 450<br />
Suchtkliniken erreicht. Woran liegt das?<br />
! Die Klinik wurde mit dem Ziel gegründet,<br />
allerhöchste Qualität anzubieten und altbewährte<br />
Methoden mit innovativen Ansätzen<br />
zu kombinieren. Die Neuro-Elektrische Stimulation<br />
(NES), die der Klinik auch ihren Namen<br />
gibt, ist dabei ein ganz wichtiger Bestandteil.<br />
Durch die NES empfinden die Patienten kaum<br />
Entzugssymptome und verspüren bereits<br />
nach ein bis zwei Tagen keinen Suchtdruck<br />
mehr.<br />
Die Ergebnisse, die wir bei über 500 Patienten<br />
gesammelt haben, sind so überzeugend,<br />
dass wir dieses Verfahren in Zukunft sehr<br />
wahrscheinlich in vielen Suchtkliniken sehen<br />
werden.<br />
? NES stimuliert das Gehirn, wieder Glücksbotenstoffe<br />
auszuschütten, die Suchtkranke<br />
ansonsten nur schwer selbst produzieren können.<br />
Braucht es dann überhaupt noch all die<br />
anderen Methoden, wie Gruppen- oder Einzelgespräche?<br />
! Oh ja! NES darf man sich vorstellen wie<br />
die Anästhesie bei einer Operation. Ohne die<br />
Betäubung ist eine OP viel schwieriger oder<br />
unmöglich. Aber ohne einen guten Chirurgen<br />
nutzt der Tiefschlaf auch nichts.<br />
Dadurch, dass die Suchtkranken im Entzug<br />
keinen Suchtdruck verspüren, sind Gruppenund<br />
Einzeltherapie wesentlich effizienter und<br />
12
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
erfolgreicher. Medizinisch ausgedrückt: Erst<br />
mit einem ausreichend hohen Dopamin-Spiegel<br />
kann der Mensch überhaupt Verhaltensänderungen<br />
einsehen und durchführen.<br />
? Sie sind die einzige Klinik, die sich rein auf<br />
Alkoholabhängigkeit spezialisiert hat? Welche<br />
Vorteile bringt das?<br />
! Wir hatten zu Beginn Alkoholiker mit Abhängigen<br />
von illegalen Drogen gemischt,<br />
dann aber schnell die Vorteile einer Spezialisierung<br />
erkannt.<br />
Alle Patienten haben nun die gleiche Diagnose,<br />
fühlen sich verstanden und angenommen.<br />
Der Genesungsprozess verläuft in der Regel<br />
parallel. Wir kombinieren das mit dem gleichzeitigen<br />
Start der Patienten, die als Gruppe<br />
ein gemeinsames Programm durchlaufen. In<br />
der Einzeltherapie werden dann die individuellen<br />
Ursachen und Gründe der Abhängigkeit<br />
erarbeitet. Wir halten das für die einzig erfolgreiche<br />
Vorgehensweise. Der gleichzeitige<br />
Start hat auch noch einen weiteren Vorteil,<br />
der gerade für Führungskräfte und Manager<br />
wichtig ist. Da man in unserem Haus nur mit<br />
maximal elf anderen Mitpatienten zusammenkommt,<br />
ist ein Höchstmaß an Diskretion<br />
gewährleistet.<br />
? Ihr Konzept sieht insgesamt 23 stationäre<br />
Therapietage vor, inklusive Entgiftung. Ist dieser<br />
kurze Zeitraum denn ausreichend?<br />
! Alkoholismus ist eine chronische Erkrankung,<br />
die nur schwer heilbar ist. Das Ziel einer<br />
stationären Behandlung ist, Veränderungsprozesse<br />
anzustoßen und einzuüben. Wir wollen<br />
die Patienten psychisch stabil und gestärkt<br />
wieder in ihr berufliches Umfeld entlassen.<br />
Durch das NES Verfahren verkürzt sich der<br />
reine Entgiftungsprozess auf zwei bis drei<br />
Tage und bereits ab dem ersten Tag kann therapeutisch<br />
gearbeitet werden. 23 Tage haben<br />
sich als idealer Zeitraum herauskristallisiert<br />
und entsprechen auch dem Konzept des so-<br />
Erst mit einem ausreichend<br />
hohen Dopamin-Spiegel<br />
kann der Mensch überhaupt<br />
Verhaltensänderungen<br />
einsehen und durchführen.<br />
Dr. Reingard Herbst,<br />
Chefärztin der Nescure Privatklinik<br />
am See, Bad Bayersoien<br />
genannten qualifizierten Entzugs, der als<br />
Kombination von Entgiftung und Entwöhnung,<br />
also Therapie ab dem ersten Tag, anerkannt<br />
ist.<br />
Einige große Firmen haben bereits ihr Interesse<br />
bekundet. Sie sparen viel Geld, wenn der betroffene<br />
Mitarbeiter nur drei oder vier Wochen<br />
im Krankenstand ist, anstatt sechs Wochen<br />
oder mehr. Zudem lassen sich drei Wochen<br />
viel leichter als Urlaub verkaufen. Die Hemmschwelle,<br />
eine Therapie endlich in Angriff zu<br />
nehmen, wird dadurch deutlich verringert.<br />
? Gibt es auch Nachteile Ihres Konzepts?<br />
! Die Spezialisierung in Verbindung mit der<br />
NES bringt nur Vorteile. Der einzige Nachteil<br />
ist, dass man bei uns nicht spontan beginnen<br />
kann. Wir starten nur einen Therapieblock pro<br />
Monat, daher sind Wartezeiten von zwei bis<br />
acht Wochen durchaus möglich. Es lohnt<br />
sich, den Aufenthalt gründlich zu planen. red<br />
13
FÜHRUNG<br />
Voller Potenzial<br />
Mit dem Einsatz erfolgversprechender Managementmethoden<br />
könnten Unternehmen<br />
hierzulande deutlich an Produktivität gewinnen.<br />
Wenn die Methoden „US-Niveau“ hätten,<br />
könnte die Produktivität in Deutschland<br />
um rund 1,5 Prozent höher sein. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine Auswertung von Daten<br />
hunderter deutscher Betriebe durch das Kieler<br />
Institut für Weltwirtschaft (IfW) und das Institut<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
(IAB). Bislang fehlten für Deutschland geeignete<br />
Daten, auf deren Basis man den Einfluss<br />
von Managementinstrumenten auf die Produktivität<br />
und den wirtschaftlichen Erfolg einzelner<br />
Betriebe bestimmen konnte. Daher befragten<br />
das IfW und das IAB gemeinsam mit<br />
dem infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft)<br />
im Jahr 2015 die Manager und Geschäftsführer<br />
von rund 1.900 Betrieben. hwa<br />
Weitere Infos: www.ifw-kiel.de<br />
markt<br />
Voller Risiko<br />
Jeder Mensch hat eine andere Risikobereitschaft.<br />
Diese kann sich in verschiedenen Lebensbereichen<br />
unterscheiden. Dennoch gibt es – ähnlich<br />
dem IQ – einen individuellen Faktor der Risikobereitschaft,<br />
der über die Zeit hinweg beständig ist.<br />
Dieser kann allerdings nicht aus den herkömmlichen<br />
Verhaltenstests erschlossen werden. Das<br />
zeigt eine Studie der Universität Basel und des<br />
Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Investiere<br />
ich mein Geld oder lasse ich es auf dem<br />
Konto liegen? Nehme ich Drogen oder führe ich<br />
ein gesundes Leben? Dies sind Entscheidungen,<br />
die wir in dem Wissen treffen, dass sie Konsequenzen<br />
haben können und mit Risiken verbunden<br />
sind. Variieren sie je nach Lebensbereich<br />
oder ist sie weitestgehend gleichbleibend? Sowohl<br />
als auch, sagen die Forscher mit Verweis<br />
auf die aktuelle Studie. hwa<br />
Weitere Infos: www.mpib-berlin.mpg.de<br />
14
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Voller Fragen<br />
Chefs, die Fragen stellen, haben motiviertere<br />
Mitarbeiter. Das legt eine Arbeit von<br />
Prof. Niels Van Quaquebeke von der Hamburger<br />
Kühne Logistics University (KLU),<br />
und Will Felps, PhD von der University of<br />
New South Wales (UNSW) nahe. Dabei<br />
kommt es nicht nur auf die Art der Fragen,<br />
sondern auch auf die Art des Zuhörens an.<br />
In ihrer konzeptionellen Arbeit überprüfen<br />
Van Quaquebeke und Felps, warum Führungskräfte,<br />
die öfter Fragen stellen, auf<br />
engagiertere Mitarbeiter zählen können.<br />
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die<br />
richtige Art, Fragen zu stellen, eine ganze<br />
Reihe von Effekten hat. „Fragen sind nicht<br />
einfach nur eine Möglichkeit, an Informationen<br />
zu kommen“, erklärt Van Quaquebeke<br />
von der KLU. Sie tragen vielmehr dazu<br />
bei, drei grundlegende psychologische Bedürfnisse<br />
auf einmal zu erfüllen. hwa<br />
Weitere Infos: http://amr.aom.org<br />
Voller Aggression<br />
Unternehmen setzen zur Mitarbeitermotivation<br />
gern auf leistungsbasierte Bonussysteme.<br />
Diese Systeme beeinflussen allerdings<br />
das Verhalten am Arbeitsplatz nicht nur in<br />
der gewünschten, leistungssteigernden Weise:<br />
Bonussysteme fördern soziale Vergleiche<br />
und Wettbewerb und können zu aggressivem<br />
Verhalten der Mitarbeiter führen. Das kann so<br />
weit gehen, dass sich Kollegen untereinander<br />
aktiv schaden.<br />
Zu diesem Ergebnis kommen: Forscher der<br />
Kühne Logistics University, der Universität<br />
Hamburg und der Universität Maastricht, die<br />
die Kollateraleffekte von Bonussystemen in<br />
Organisationen untersucht haben. So genannte<br />
Pay-for-Performance-Systeme (PfP-<br />
Systeme) haben sich in vielen Branchen erfolgreich<br />
etabliert, vom Gesundheits- bis zum<br />
Bankwesen. Sie gelten als besonders effektives<br />
Mittel zur Steigerung der Motivation. Die<br />
Mitarbeiter erhalten finanzielle Boni, wenn sie<br />
festgelegte Ziele erreichen.<br />
Die unschönen Begleiterscheinungen dieser<br />
Praxis wurden bislang jedoch außer Acht gelassen.<br />
In einer branchenübergreifenden Querschnittsstudie<br />
richten die Autoren ihren Blick<br />
genau auf diese negativen Konsequenzen für<br />
den einzelnen Mitarbeiter und die Gesamtorganisation.<br />
Daniel Gläser fasst zusammen: „PfP-<br />
Systeme können für Organisationen zu einem<br />
Problem werden. In einem Unternehmen, dessen<br />
Erfolg von Wissensaustausch, Innovation<br />
und guter kollegialer Zusammenarbeit seiner<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte abhängt, vergiftet<br />
ein aggressiver Wettbewerb zwischen<br />
den Kollegen das Arbeitsklima.“ hwa<br />
Weitere Infos: www.the-klu.org<br />
15
VERHALTEN<br />
Fokus auf mich<br />
Viel Fluktuation, hohe Fehlerquote, unzufriedene Kunden<br />
und Mitarbeiter: Wenn im Unternehmen etwas<br />
schief läuft, sollte nach den Ursachen gesucht werden.<br />
Es lohnt sich ein Blick auf die Strukturen und Rahmenbedingungen<br />
– aber auch auf sich selbst. Oft sorgen eingeübte<br />
Verhaltensmuster für Fehlentscheidungen und<br />
Ärger. Das lässt sich durch Achtsamkeit vermeiden.<br />
16
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Der Mensch lebt einen Großteil seines Lebens<br />
auf Autopilot – so hat es der Autor Alexander<br />
Stern formuliert. Das bedeutet: Wir denken,<br />
fühlen und verhalten uns nach automatisch<br />
ablaufenden Mustern. Diese sind oft geprägt<br />
durch die Erziehung und die Erfahrungen, die<br />
wir in unserem Leben gemacht haben.<br />
Ein Beispiel: Der Vorgesetzte, der als Kind von<br />
seinem Vater nicht gelobt wurde, geht auch<br />
als Erwachsener sehr sparsam mit bestärkenden<br />
Worten für seine Mitarbeiter um. Das<br />
Verhalten, das einmal erlernt wurde, dient als<br />
Muster, das in ähnlichen Situationen automatisch<br />
wieder angewandt wird.<br />
Denkschubladen auf<br />
Das Gehirn ist es gewohnt, zu kategorisieren,<br />
denn dies ist eine effiziente Strategie, Informationen<br />
zu speichern und bei Bedarf wieder<br />
abzurufen. Dieses „Schubladendenken“<br />
hat aber auch eine soziale Komponente: Bestimmte<br />
Verhaltensweisen und Gedanken als<br />
Muster abzuspeichern, kommt dem Wunsch<br />
entgegen, uns den Normen unserer Mitmenschen<br />
entsprechend zu verhalten. „Der<br />
Mensch wird sein Leben lang von anderen<br />
bewertet“, erläutert Joachim Nickelsen, Organisationsberater<br />
aus Hamburg. „Die Angst<br />
vor Abwertung treibt uns dazu, den Autopiloten<br />
einzuschalten und auf bewährte Muster<br />
zurückzugreifen.“<br />
Und das nicht immer zum eigenen Vorteil.<br />
Denn wo es viele Beispiele für den Nutzen des<br />
Musterverhaltens gibt, etwa dass ein Lächeln<br />
in der Regel mit einem Gegenlächeln belohnt<br />
wird, eignet sich der Mensch auch viele Denkund<br />
Verhaltensmuster an, die ihm das Leben<br />
schwer machen. Und auch das Leben derer,<br />
die mit oder für ihn arbeiten.<br />
Konsequenzen fürs ganze Unternehmen<br />
Zurück zu dem Beispiel von dem Vorgesetzten,<br />
der in der Kindheit nicht gelobt wurde.<br />
Vielleicht wurde er nicht nur nicht positiv bestärkt,<br />
sondern im Gegenteil für kleine Fehler<br />
sogar hart bestraft. Dadurch hat sich das<br />
Denkmuster eingeprägt, dass keine Fehler<br />
gemacht werden dürfen. Oder das Verhaltensmuster:<br />
Wenn doch Fehler passieren, dann<br />
müssen diese vertuscht werden.<br />
Dieses Denkmuster schadet der Person<br />
selbst: Die Angst davor, Fehler zu begehen,<br />
kann zu Stress, innerer Unruhe, Energieverlust,<br />
Konzentrationsstörungen und dadurch<br />
– so schließt sich der Kreis –zu Fehlern und<br />
Fehlentscheidungen führen.<br />
Für die Mitarbeiter hat das Verhaltensmuster<br />
die Konsequenz, dass der Vorgesetzte wenn<br />
etwas schief läuft, eigene Fehlentscheidungen<br />
überspielt, Mitarbeiter dafür jedoch streng<br />
tadelt. Dadurch leidet das Betriebsklima und<br />
letztlich auch die Unternehmenskultur: Denn<br />
durch das schlechte Fehlermanagement wird<br />
aus Fehltritten nicht gelernt, im Gegenteil: Sie<br />
wiederholen sich, was letztlich zum Nachteil<br />
des gesamten Unternehmens führt.<br />
Gedanken auf den Tisch<br />
Es lohnt sich also, wenn im Unternehmen etwas<br />
schief läuft, den Fokus nicht nur auf die<br />
Strukturen zur richten, sondern auch auf sich<br />
selbst: Wie tragen meine Gefühle, Gedanken<br />
und Verhaltensweisen zu der Situation bei?<br />
Das Stichwort lautet Achtsamkeit.<br />
Das Konzept der Achtsamkeit ermöglicht es,<br />
sich selbst zu beobachten, indem man Gedanken,<br />
Gefühle oder ein bestimmtes Verhalten<br />
wahrnimmt, ohne es zu bewerten. Wenn ein<br />
Mitarbeiter sich etwa ärgert, weil der Chef<br />
ihm schon wieder den Kunden mit den vielen<br />
Extrawünschen zugeteilt hat, reagiert er<br />
womöglich gereizt und fühlt sich gestresst.<br />
Nach dem Prinzip der Achtsamkeit gilt es in<br />
dieser Situation zunächst, sich diese Gefühle<br />
und Gedanken bewusst zu machen und sich<br />
selbst zu fragen:<br />
17
VERHALTEN<br />
Achtsamkeit<br />
ist eine Haltung und<br />
keine Aktivität.<br />
Joachim Nickelsen,<br />
Organisationsberater,<br />
Hamburg<br />
Die Erfahrungen, die ein Mensch macht, formen<br />
sein Gehirn. Durch sie entstehen Verbindungen<br />
zwischen den Gehirnzellen. Das führt<br />
oft dazu, dass Erwachsene häufig in sprichwörtlichen<br />
„Bahnen“ denken. Aber: Aus diesen<br />
Bahnen kann jederzeit ausgebrochen werden.<br />
Denn das Gehirn ist neuroplastisch. Das<br />
bedeutet, dass die Gehirnstrukturen durch<br />
den Geist jederzeit verändert und neu geformt<br />
werden können. So lassen sich etwa durch<br />
Achtsamkeitsübungen bessere Denkmuster<br />
trainieren.<br />
Am Anfang eines Achtsamkeitstrainings steht<br />
klassischer Weise die Meditation. Hier wird in<br />
regelmäßigen Sitzungen gelernt, im Hier und<br />
Jetzt zu verweilen und zu einem Zustand der<br />
Leere zu finden: der Abwesenheit von Bedeutung.<br />
Ziel ist es, sich selbst möglichst objektiv<br />
wahrnehmen zu können. „Sich als Subjekt<br />
nicht subjektiv wahrzunehmen, ist gewissermaßen<br />
die Königsdisziplin“, erläutert Nickelsen.<br />
„Doch je häufiger das praktiziert wird,<br />
desto besser gelingt es.“<br />
Aufmerksam im Alltag<br />
Fokus auf mich<br />
• Was denke ich gerade?<br />
• Wodurch wird dieser Gedanke hervorgerufen?<br />
• Welche Gefühle bringt dieser Gedanke<br />
hervor?<br />
• Warum passiert das?<br />
• Woran erinnert mich das?<br />
• Wie reagiere ich auf die Situation?<br />
„Wer den Fokus auf sich lenkt und die Verantwortung<br />
bei sich selbst sucht, erkennt, dass<br />
er nicht in den Umständen gefangen ist“, erklärt<br />
Nickelsen. „Dadurch wird die Energie gespart,<br />
die sonst dazu verwendet würde, sich<br />
über eine Situation zu ärgern.<br />
Achtsamkeit trainieren<br />
Die neu gewonnene Objektivität soll Bedeutungen<br />
auflockern und damit Vorurteile aufbrechen.<br />
Im nächsten Schritt muss dies dann<br />
im Alltag angewandt werden. Das beinhaltet,<br />
in schwierigen Situationen wieder die eigenen<br />
Gedanken und Gefühle auf den Tisch zu legen,<br />
zu betrachten und zu analysieren. Achtsamkeit<br />
im Alltag kann trainiert werden, indem zum<br />
Beispiel Vorgänge bewusst wahrgenommen<br />
werden: Ich gehe zum Telefon, meine Hand<br />
umfasst den Hörer, er fühlt sich glatt und rund<br />
an, ich hebe ab, höre ein Klicken. Auf diese<br />
Weise gelingt es langfristig leichter, auch diejenigen<br />
Situationen aufzuspüren, die einen so<br />
richtig auf die Palme bringen.<br />
Doch: Ist die Selbstbeobachtung im Alltag ein<br />
Zeiträuber? „Achtsamkeit ist eine Haltung und<br />
keine Aktivität“, sagt Nickelsen. „Sie kann in<br />
vielen Situationen im Berufsalltag Zeit und vor<br />
allem Energie einsparen.“ jbr<br />
18
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
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19
VERHALTEN<br />
Sicher unterwegs<br />
Um gut arbeiten zu können, müssen Mitarbeiter<br />
zunächst einmal sicher am Arbeitsplatz<br />
ankommen. Der VDSI – Verband für Sicherheit,<br />
Gesundheit und Umweltschutz bei der<br />
Arbeit und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat<br />
(DVR) zeichneten zum dritten Mal in Folge<br />
innovative Konzepte aus, die das Unfallrisiko<br />
auf dem Arbeitsweg, dem Schulweg oder<br />
beim innerbetrieblichen Transport und Verkehr<br />
senken.<br />
Eine Fachjury, bestehend aus Fachleuten des<br />
VDSI und des DVR sowie aus Industrie und<br />
Medien, hat unter allen Einreichungen drei<br />
Gewinner ausgewählt.<br />
Entscheidende Kriterien waren neben der<br />
Schutzwirkung auch Nachhaltigkeit, Effizienz<br />
und Kreativität der Projekte.<br />
Fahrsicherheit fürs Rad<br />
Den ersten Platz belegte SAP SE mit seinem<br />
Projekt „Bike to work month“. 2016 gab es<br />
bei SAP in Deutschland erstmals mehr meldepflichtige<br />
Fahrrad- als Autounfälle. Daher<br />
setzte das Team Occupational Safety Germany<br />
zahlreiche Aktionen zum Thema „Sicher<br />
Fahrradfahren“ um. Das seit fünf Jahren<br />
stattfindende, globale SAP-Projekt „Bike to<br />
work“ gab Anlass, einen besonderen Fokus<br />
auf die Verkehrssicherheit zu legen.<br />
Hierbei geht es um eine nachhaltige Verbesserung<br />
der Infrastruktur inner- und außerhalb<br />
des Firmengeländes sowie um eine gezielte<br />
Schulung der Mitarbeiter rund um das Thema<br />
Fahrradfahren. Zu den Maßnahmen gehören<br />
unter anderem Fahrradsicherheitstrainings,<br />
der Einsatz von Tourguides, die den Beschäftigten<br />
sichere Arbeitswege aufzeigen, sowie<br />
kostenlose Fahrrad-Check-ups.<br />
20
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Schutz vor Wildunfällen<br />
Die wuidi GmbH sicherte sich den zweiten<br />
Platz. Alle zwei Minuten verursacht ein Wildtier<br />
auf Deutschlands Straßen einen Unfall.<br />
Um die Unfallzahl zu senken, riefen die drei<br />
Gründer Alfons Weinzierl, Alexander Böckl<br />
und Jozo Lagetar wuidi ins Leben.<br />
Dieser digitale Wildwarner warnt Autofahrer<br />
bei der Fahrt durch Gefahrengebiete mit<br />
erhöhtem Wildwechsel, erstmals orts- und<br />
zeitabhängig. Die Warnung erfolgt entweder<br />
über eine App oder mittels Bluetooth-Kopplung<br />
direkt über das Automobil. Dank eines<br />
Hintergrundmodus ist keine Bedienung während<br />
der Fahrt notwendig und wuidi kann problemlos<br />
im Straßenverkehr eingesetzt werden.<br />
Kommt es dennoch zu einem Wildunfall,<br />
hilft die App bei der effizienten Abwicklung.<br />
Der Wettbewerb zeigt,<br />
wie vielfältig<br />
Maßnahmen zur<br />
betrieblichen Verkehrssicherheit<br />
sein können.<br />
Prof. Dr. Rainer von Kiparski,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
des VDSI, Wiesbaden<br />
Besser Aussteigen<br />
LSG Sky Chefs ist das Catering-Tochterunternehmen<br />
der Deutschen Lufthansa AG und belegte<br />
den dritten Platz. Zum Catern von Flugzeugen<br />
werden spezielle Hubwagen genutzt.<br />
Der Hubwagenfahrer muss beim Beladen<br />
häufig zwischen der Arbeitsplattform und<br />
dem Fahrerhaus wechseln. Dieser Prozess<br />
stellt die häufigste Unfallursache bei dieser<br />
Mitarbeitergruppe dar.<br />
Bei der Konstruktion neuer Fahrzeuge war der<br />
Aspekt des Ein- und Aussteigens wesentlich<br />
bei der Auswahl des Chassis. Für den Wechsel<br />
zwischen Fahren und Beladen ist nun keine<br />
Treppe oder Leiter mehr notwendig; es ist<br />
lediglich ein Plattformwechsel vorgesehen.<br />
Der Ein- und Ausstieg wird über eine deutlich<br />
breitere Treppe mit größerer Auftrittsfläche<br />
realisiert. Die Umsetzung dieser Veränderungen<br />
konnte im Rahmen der Neugestaltung<br />
der Hubwagen kostenneutral umgesetzt werden.<br />
Pro Jahr können durch diese Modifizierung<br />
bis zu 18 Unfälle vermieden werden.<br />
Ziel: Unfallstatistik zeigt Null an<br />
Die veranstaltenden Verbände zogen eine positive<br />
Bilanz: „Die Fachjury war der Meinung,<br />
dass die drei ausgewählten Gewinnerprojekte<br />
die Vorgaben des Wettbewerbs ganz besonders<br />
gut erfüllen – und das, obwohl sie so unterschiedlich<br />
sind. ,Unterwegs – aber sicher!‘<br />
zeigt also einmal mehr, wie vielfältig Maßnahmen<br />
zur betrieblichen Verkehrssicherheit<br />
sein können“, resümiert Prof. Dr. Rainer von<br />
Kiparski, Vorstandsvorsitzender des VDSI.<br />
„Unser gemeinsamer Wettbewerb hat ein<br />
ambitioniertes Ziel und zwar die Strategie der<br />
Vision Zero weiter in der Fachöffentlichkeit zu<br />
verankern. Die Verkehrssicherheit ist hierbei<br />
ein überaus bedeutender Baustein“, ergänzt<br />
Kay Schulte, Referatsleiter Unfallprävention –<br />
Wege und Dienstwege beim DVR. jbr<br />
21
VERHALTEN<br />
Gealtert<br />
Im Alter verschlechtert sich die Wahrnehmungsleistung,<br />
was mit einer Vergrößerung<br />
der entsprechenden Gehirnaktivität einhergeht.<br />
Training kann die Wahrnehmung wieder<br />
verbessern. Die altersbedingten Hirnveränderungen<br />
verschwinden dabei allerdings<br />
nicht. Das haben Forscher der Ruhr-Universität<br />
Bochum in einer Studie herausgefunden.<br />
Die Forscher ließen Versuchspersonen<br />
verschiedenen Alters mit der Fingerkuppe<br />
zwei Nadelspitzen ertasten, die in engem<br />
Abstand zueinander standen. Ältere Personen<br />
nahmen die beiden Spitzen schon bei<br />
relativ großen Abstand als eine wahr, während<br />
jüngere sie noch unterscheiden konnten.<br />
Diese Wahrnehmungseinschränkungen<br />
der älteren Menschen werden begleitet von<br />
einer räumlichen Ausbreitung der Hirnaktivität,<br />
was Wissenschaftler allgemein als Kompensationsmechanismus<br />
interpretieren. hwa<br />
Weitere Infos: www.ruhr-uni-bochum.de<br />
markt<br />
Geschätzt<br />
Frauen bewerten ihre Stärken im Berufsleben<br />
selbst weit niedriger als ihr direktes Umfeld<br />
diese einschätzt. Das bestätigt eine Studie<br />
der Hochschule Bad Honnef Bonn, die branchenübergreifend<br />
die Kompetenzen von mehr<br />
als 1.000 Mitarbeitern in verschiedenen Funktionen<br />
untersucht hat. Die Daten zeigen, dass<br />
grundsätzlich sowohl Männer als auch Frauen<br />
bei der Einschätzung ihrer beruflichen Kompetenzen<br />
zu Selbstkritik neigen – bei Frauen ist diese<br />
Neigung aber deutlich höher. Sie stufen sich<br />
insbesondere in Bereichen, die extrovertiertes<br />
und strategisches Verhalten erfordern – etwa in<br />
den Kompetenzen Verhandlungsgeschick oder<br />
Gesprächsführung – selbstkritischer ein als ihre<br />
männlichen Kollegen. Männliche Teilnehmer<br />
neigen in kommunikativen Bereichen zur leichten<br />
Selbstüberschätzung. hwa<br />
Weitere Infos: www.iubh-dualesstudium.de<br />
22
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Geheilt<br />
Depressionen lassen sich über das Internet<br />
erfolgreich behandeln. Das haben Wissenschaftler<br />
der Universität Lübeck herausgefunden.<br />
Im Internet gibt es eine ganze Reihe<br />
an Programmen, die bei der Bewältigung von<br />
Depressionen hilfreich sein können, indem<br />
sie den Nutzern psychotherapeutische Inhalte<br />
vermitteln. Die meisten von ihnen zählen<br />
zu den sogenannten Selbstmanagement-<br />
Programmen. Das bedeutet, dass die Inhalte<br />
nicht durch einen Therapeuten vermittelt werden,<br />
sondern durch das Programm. Dass derartige<br />
Programme in der Behandlung von depressiven<br />
Symptomen wirksam sein können,<br />
war bekannt. Allerdings wurden in vorherigen<br />
Studien meist die Nutzer des Programms<br />
selber nach ihren Beschwerden befragt. Die<br />
aktuelle Studie belegt die Wirksamkeit von<br />
Selbstmanagement-Programmen auch durch<br />
Untersuchung durch Experten. hwa<br />
Weitere Infos: www.uni-luebeck.de<br />
Gesnackt<br />
Wer Stress im Beruf hat, nascht zwischendurch<br />
häufiger Süßigkeiten. Das ist das Ergebnis<br />
einer kürzlich veröffentlichten Studie von<br />
Psychologen der Universität Mannheim. Nun<br />
untersuchen die Forscher, wie Smartphones<br />
und Bewegungstracker helfen können, sich im<br />
Arbeitsalltag trotzdem gesünder zu ernähren.<br />
Um sich in Form zu halten oder als Vorsatz<br />
fürs neue Jahr entscheiden sich viele Menschen<br />
bewusst für eine gesunde, leichte Ernährung.<br />
Doch schaffen es Berufstätige auch<br />
im stressigen Arbeitsalltag, auf das Stück Kuchen<br />
am Nachmittag zu verzichten und stattdessen<br />
zum Apfel zu greifen? Mit dieser Frage<br />
beschäftigte sich ein Team von Mannheimer<br />
Arbeits- und Organisationspsychologen um<br />
Prof. Dr. Sabine Sonnentag in einer Studie.<br />
Für die Studie wurden 247 berufstätige Personen<br />
aus verschiedenen Organisationen zu<br />
ihren Arbeitsbedingungen und ihrem Snacking-Verhalten<br />
befragt. Das Ergebnis: Die Berufstätigen<br />
greifen vor allem dann zu ungesunden<br />
Snacks wie Kuchen oder Schokoriegel,<br />
wenn sie ihre schlechte Laune kompensieren<br />
möchten. Die wiederum wird häufig ausgelöst<br />
durch hohe Arbeitsanforderungen und Stress<br />
im Beruf. „Müssen sie sich bei der Arbeit<br />
stark zusammenreißen, um ihre Aufgaben zu<br />
bewältigen, fällt es vielen Menschen schwerer,<br />
auch noch auf ungesunde Snacks zu verzichten“,<br />
erklärt Sonnentag diesen Fund. Und<br />
so greifen Menschen an solchen Tagen am<br />
Arbeitsplatz verstärkt zu Süßigkeiten. Zu Obst<br />
und anderen gesunden Snacks griffen die Teilnehmer<br />
hingegen eher an Tagen, an denen sie<br />
besonders auf ihre Gesundheit achten wollten.<br />
hwa<br />
Weitere Infos: www.uni-mannheim.de<br />
23
SYSTEME<br />
Arbeitswelt 4.0<br />
modelle<br />
Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus? Darüber<br />
diskutieren viele Experten. Es gibt eine<br />
Reihe von Veränderungen und Trends, die das<br />
Berufsleben schon heute beeinflussen. Dazu<br />
gehören zum Beispiel die Flexibilisierung von<br />
Arbeitszeit und –ort sowie die zunehmende<br />
Digitalisierung. Diese Wandlungen bringen<br />
eine Reihe von Herausforderungen mit sich:<br />
für Unternehmen, für die Beschäftigten und<br />
das Betriebliche Gesundheitsmanagement.<br />
Es gibt jedoch auch Konzepte, wie sie sich<br />
meistern lassen.<br />
Digitalisierung<br />
und oft auf vielen Kanälen gleichzeitig. Diese<br />
Entwicklung macht vielen Menschen Angst:<br />
knapp einem Fünftel der Beschäftigten in<br />
Deutschland. Das zeigt eine Studie von Sopra<br />
Steria Consulting. „Das Problem ist, dass Digitalisierung<br />
immer noch stark auf technischer<br />
Ebene vorangetrieben wird“, erklärt Jürgen<br />
Prinz, Leiter Human Capital Management<br />
Solutions bei Sopra Steria Consulting. „Pläne<br />
für die Mitarbeiter findet man in den Prozesslandkarten<br />
und Pflichtenheften selten. Bei<br />
aller Begeisterung für Apps und Vernetzung<br />
drohen sie auf der Strecke zu bleiben.“<br />
Digitales Mentoring<br />
Zu den größten Trends der Arbeitswelt 4.0<br />
gehört die zunehmende Digitalisierung. Zettelwirtschaft<br />
war gestern. Arbeitsmaterialien<br />
werden digital erstellt und abgelegt, Kommunikation<br />
mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden<br />
findet ebenfalls digital statt – in Echtzeit<br />
Unternehmen müssen daher nicht nur die<br />
technischen Werkzeuge bereitstellen, sondern<br />
auch das Know-how, wie man mit ihnen<br />
umgeht. Das bedeutet, dass Mitarbeiter<br />
regelmäßig geschult werden müssen und im<br />
besten Fall einen Ansprechpartner zur Seite<br />
24
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
gestellt bekommen, der sie im Betriebsalltag<br />
unterstützt. Bewährt haben sich Mentoring-<br />
Programme oder Tandemprojekte, bei denen<br />
immer ein digital versierter mit einem weniger<br />
digital affinen Mitarbeiter zusammenarbeitet.<br />
Flexible Arbeitszeiten<br />
Präsenzarbeit von neun bis fünf ist in vielen<br />
Berufen ein Relikt der Vergangenheit. Viele<br />
Beschäftigte wünschen sich ein Arbeitsmodell,<br />
dass es ihnen ermöglicht, zeitlich flexibel<br />
arbeiten zu können – abseits der klassischen<br />
Bürozeiten und auch abseits der 40-Stunden-<br />
Woche.<br />
Auch Unternehmen kommt der Trend zum<br />
zeitlich flexiblen Arbeiten grundsätzlich entgegen.<br />
Die zunehmende Globalisierung macht<br />
es notwendig, dass Mitarbeiter auch mit Kollegen<br />
in anderen Zeitzonen kommunizieren.<br />
Auch Mitarbeiter, die häufig auf Geschäftsreise<br />
sind, arbeiten üblicherweise jenseits typischer<br />
Geschäftszeiten.<br />
Mehrarbeit und Erreichbarkeits-Stress<br />
Die Kinder um neun in den Kindergarten bringen,<br />
dann bis 14:00 Uhr im Büro Meetings abhalten,<br />
zurück nach Hause, hier noch ein paar<br />
E-Mails bearbeiten und dann nach der Tagesschau<br />
noch die Präsentation für den nächsten<br />
Tag fertigstellen: Während zeitliche Flexibilität<br />
in vieler Hinsicht das Leben der Beschäftigten<br />
erleichtert, bringt sie auch Probleme mit sich:<br />
Durch die flexible Zeiteinteilung findet häufig<br />
eine Vermischung von Berufs- und Privatleben<br />
statt. Dieses sogenannte Work-Life-Blending<br />
führt in der Praxis dazu, dass die Beschäftigten<br />
am Ende mehr arbeiten. Laut einer Umfrage<br />
der Talent- und Karriereberatung von<br />
Rundstedt leisten 34 Prozent der Work-Life-<br />
Blender bis zu zehn Überstunden pro Woche.<br />
Das Problem ist, dass<br />
Digitalisierung immer<br />
noch stark auf<br />
technischer Ebene<br />
vorangetrieben wird.<br />
Jürgen Prinz,<br />
Leiter Human Capital<br />
Management Solutions<br />
bei Sopra Steria Consulting,<br />
Hamburg<br />
Ein weiteres Problem ist, dass Mitarbeiter, die<br />
zeitlich flexibel arbeiten, im Grunde 24 Stunden<br />
auf Stand-by stehen, Mails und Telefonate<br />
empfangen – und bearbeiten. Die ständige<br />
Erreichbarkeit belastet die Gesundheit: Wer<br />
auch in der Freizeit für den Job verfügbar ist,<br />
kommt nicht zur Ruhe, kann sich schlechter<br />
erholen und leidet häufiger unter schlechtem<br />
Schlaf. Das belegt eine Studie der Initiative<br />
Gesundheit und Arbeit.<br />
Arbeit endlich machen<br />
Damit aus flexiblen Arbeitszeiten nicht Arbeit<br />
rund um die Uhr wird, müssen der Freiheit<br />
Grenzen gesetzt werden. Dies liegt zum einen<br />
in der Verantwortung der Beschäftigten<br />
selbst. Sie müssen sich einen Feierabend<br />
schaffen und im Alltag klar definieren, wann<br />
sie arbeiten und eben auch, wann Laptop,<br />
Smartphone und Co. ausgeschaltet werden.<br />
Die Unternehmen müssen einen Rahmen geben,<br />
der es zulässt, nicht erreichbar zu sein,<br />
25
SYSTEME<br />
Arbeitswelt 4.0<br />
Die grenzenlose Flexibilität<br />
ist ein Mythos.<br />
Auch Heimarbeiter<br />
müssen zu Bürozeiten<br />
erreichbar sein, Termine<br />
und Deadlines<br />
einhalten.<br />
Prof. Dr. Jutta Rump,<br />
Leiterin des Instituts für<br />
Beschäftigung und<br />
Employability, Ludwigshafen<br />
ohne dass es die Beschäftigten Konsequenzen<br />
fürchten müssen. Eine wichtige Rolle<br />
kommt hierbei den Führungskräften zu. „Die<br />
Führungskräfte müssen beim Thema Erreichbarkeit<br />
selbst Vorbilder sein“, sagt Anja Niekerken,<br />
Persönlichkeitstrainerin und Expertin<br />
für Natural Leadership. „Das beinhaltet, selber<br />
auch nach Feierabend nicht zu arbeiten,<br />
aber auch sofort einzugreifen, wenn im Büro<br />
Sprüche oder Sticheleien gegenüber Kollegen<br />
auftauchen, die ihr Handy nach Feierabend<br />
abschalten.“<br />
Ortsunabhängiges<br />
Arbeiten<br />
Nicht nur in Bezug auf die Arbeitszeit, sondern<br />
auch auf den Arbeitsort wünschen sich<br />
die meisten Beschäftigten mehr Flexibilität.<br />
Vor allem die Heimarbeit ist gefragt. Über die<br />
Hälfte der Beschäftigten würden gerne von<br />
zu Hause aus arbeiten. Die Arbeit im Homeoffice<br />
führt laut AOK Familienstudie dazu,<br />
dass Mitarbeiter glücklicher sind und Beruf<br />
und Familie besser vereinbaren können.<br />
Für Unternehmen hat die zeitweise Ausgliederung<br />
der Mitarbeiter ebenso Vorteile: Sie<br />
sparen Bürofläche und damit Kosten.<br />
Arbeitgeber in der Verantwortung<br />
Die Verantwortung für die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter endet per Gesetz jedoch nicht<br />
an der Bürotür. Wenn Beschäftigte mit der<br />
Zustimmung des Arbeitgebers von zu Hause<br />
aus arbeiten, trägt das Unternehmen die<br />
Verantwortung in Sachen Gesundheits- und<br />
Arbeitsschutz. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber<br />
die Mitarbeiter bei der Gestaltung<br />
ihres Arbeitsplatzes unterstützen muss. Gut<br />
umgesetzt wird das bisher aber nicht: Nur<br />
etwa fünf Prozent der Arbeitnehmer, die im<br />
Homeoffice arbeiten, bekommen Büromöbel<br />
gestellt. Geld zur Selbstausstattung bekommen<br />
sogar nur vier Prozent der Heimarbeiter.<br />
Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des<br />
bso Verbands Büro-, Sitz- und Objektmöbel.<br />
Auch für die Beschäftigten hält das ortsunabhängige<br />
Arbeiten nicht immer das, was es<br />
verspricht. Der Traum, dem grauen Büroalltag<br />
zu entfliehen und vielleicht sogar im Dezember<br />
unter Palmen arbeiten zu können, wird so<br />
gut wie nie Realität. „Die grenzenlose Flexibilität<br />
ist ein Mythos. Auch Heimarbeiter müssen<br />
zu Bürozeiten erreichbar sein, Termine<br />
und Deadlines einhalten“, erklärt Prof. Dr. Jutta<br />
Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung<br />
und Employability. „Zu Hause arbeitende<br />
Beschäftigte brauchen zudem ein hohes<br />
Maß an Eigenverantwortung, Selbstständigkeit<br />
und die Fähigkeit, trotz der engen Verschmelzung<br />
dieser beiden Lebensbereiche,<br />
Beruf und Privatleben trennen zu können.“ jbr<br />
26
27
SYSTEME<br />
ADVERTORIAL<br />
Neues aus der bKV<br />
TELEMEDIZIN:<br />
Die mobile Sprechstunde<br />
für alle Mitarbeiter<br />
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist auf Innovationskurs<br />
und bietet neue, flexible Leistungen – bei der Barmenia<br />
sogar inklusive digitaler Versorgung. Daniel Schmalley<br />
leitet dort das Kompetenzcenter Firmenkunden und erklärt<br />
im Interview, welchen Wert telemedizinische Beratung hat<br />
und wie Unternehmen davon profitieren.<br />
Herr Schmalley, die Barmenia bietet in der bKV exklusive<br />
telemedizinische Versorgung. Wann brauche ich als Arbeitgeber<br />
die mobile Arztberatung für meine Belegschaft?<br />
Schmalley Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Ihr Angestellter<br />
kommt mit leichten Beschwerden aus der Mittagspause, hat am<br />
Nachmittag aber einen wichtigen Kundentermin und eigentlich<br />
keine Zeit, zwischendurch im Wartezimmer zu sitzen. Für Vielbeschäftigte<br />
keine untypische Situation…<br />
…und da kommt die Telemedizin ins Spiel?<br />
Schmalley Genau! Telefon- oder Videoanruf überbrücken die<br />
räumliche Distanz zwischen Patient und Praxis. In der „Digitalen<br />
Sprechstunde“ können die Mitarbeiter direkt mit einem kompetenten<br />
Allgemein- oder Facharzt sprechen und erörtern, wie bei<br />
Beschwerden zu verfahren ist. So fallen lange Wartezeiten weg<br />
– und der Arbeitnehmer schafft es doch noch pünktlich zum Kunden-Gespräch.<br />
Wie sieht der Telemedizin-Service der Barmenia in der bKV aus?<br />
Schmalley Wir arbeiten hier exklusiv mit der TeleClinic zusammen.<br />
Ein hochqualifizierter Dienstleiter, der sich auf alle Services<br />
rund um Telemedizin spezialisiert hat. Gemeinsam bieten wir eine<br />
mobile medizinische Beratung durch qualifizierte Ärzte – sieben<br />
Tage die Woche und rund um die Uhr – auch am Wochenende<br />
und an Feiertagen.<br />
men auch andere Benefits bei Mitarbeiten gut an – von bunten<br />
Sofaecken im Büro bis zu Smoothies im Kühlschrank. Doch sie<br />
tragen beispielsweise nicht dazu bei, Fehlzeiten zu reduzieren.<br />
Ganz im Gegensatz zur bKV.<br />
Thema Krankenzeiten: Das ist ein wachsendes Problem, mit<br />
etwa 15 Fehltagen pro Kopf im Jahr. Was können Unternehmen<br />
tun?<br />
Schmalley Belegschaften altern, Belastungen nehmen in vielen<br />
Feldern zu. Eine bessere Vorsorge auf Privatpatienten-Niveau, wie<br />
sie unsere bKV bietet, ist ein wichtiger Hebel, um gegenzusteuern.<br />
Denn für einen Betrieb mit 1.000 Mitarbeitern bedeuten 15<br />
Fehltage: Kosten von gut vier Millionen Euro jährlich. Gelingt es,<br />
nur einen halben Ausfalltag zu reduzieren, hat sich eine bKV bereits<br />
amortisiert.<br />
Herr Schmalley, im November wurde Ihr Telemedizin-Service<br />
mit dem „Innovationspreis <strong>2017</strong>“ der Assekuranz ausgezeichnet.<br />
Sind Sie stolz?<br />
Schmalley Vor allem froh. Es zeigt, dass wir auf einem guten<br />
Weg sind! Die Zukunft der gesundheitlichen Vorsorge ist zunehmend<br />
digital. Arbeitnehmer müssen immer flexibler sein – und<br />
stellen oft ihre Arzttermine hinten an. Das muss und sollte nicht<br />
sein.<br />
Deswegen haben wir in unserem bKV-Angebot die telemedizinische<br />
Versorgung aufgenommen.<br />
Telemedizin-Service mit dem „Innovationspreis <strong>2017</strong>“<br />
(Doppel-Gold) der Assekuranz ausgezeichnet:<br />
Wo liegen die Vorteile für Unternehmen?<br />
Schmalley Der Telemedizin-Service kann zum Beispiel helfen,<br />
Fehlzeiten zu reduzieren, Vielflieger besser zu versorgen und generell<br />
als Arbeitgeber bei Top-Kräften zu punkten. Natürlich kom-<br />
28
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
ADVERTORIAL<br />
Kommentar: Marco Scherbaum<br />
bKV-Experte und Inhaber von HEALTH FOR ALL®<br />
„Zeit ist Geld –<br />
Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital!”<br />
Der direkte Draht zum Arzt ermöglicht es, unter Einsatz audiovisueller<br />
Kommunikationstechnologien trotz räumlicher Trennung zum Beispiel<br />
Diagnostik, Konsultation und medizinische Zweitmeinung anzubieten.<br />
Telemedizin – ein neuer Begriff?<br />
Viele kennen Telemedizin nur als Instrument aus der Raumfahrt oder aus militärischen<br />
Einsätzen. Doch die Telemedizin hat sich heute zu einem Baustein<br />
effizienter, benutzerfreundlicher und umfassender Gesundheitsdienste weiterentwickelt.<br />
Die zunehmende Belastung am Arbeitsplatz gefährdet die Leistungsfähigkeit<br />
der Arbeitnehmer. Fakt ist: Jeder krankheitsbedingte Ausfall von Mitarbeitern<br />
kostet Unternehmen Geld. Nur ein gesunder und motivierter Mitarbeiter kann<br />
am Erfolg des Betriebes mitwirken.<br />
Telemedizinische Leistungen können gerade in der modernen Arbeitswelt als<br />
ergänzender Bestandteil konventioneller Versorgungsszenarien angesehen<br />
werden. Die mobile Sprechstunde für alle Mitarbeiter trägt, durch eingesparte<br />
Wege zum Arzt, zur Verbesserung der Lebensqualität bei und stellt somit eine<br />
Lösung mit Mehrwert für Patient/Arbeitnehmer und Arbeitgeber dar.<br />
Telemedizin ist eine Innovation am Gesundheits- und bKV-Markt<br />
Aus diesen Gründen bieten wir als unabhängiges Beraterhaus und bKV-Experten<br />
ab sofort allen Arbeitgebern im Rahmen unserer Produktpalette auch den<br />
Service der Barmenia-Telemedizin als attraktive Leistung an.<br />
HEALTH FOR ALL®<br />
Unabhängiges Beraterhaus –Spezialist in Sachen Betriebliche<br />
Krankenversicherung<br />
Schürerstr. 5, 97080 Würzburg<br />
Tel: 0931-99118619<br />
Email: info@health-for-all.de<br />
Website: health-for-all.de<br />
Inhaber: Marco Scherbaum<br />
29
SYSTEME<br />
Fehlzeiten auswerten<br />
Spricht man von Krankenstand, wird darunter<br />
eine krankheitsbedingte Abwesenheit in<br />
Form einer Prozentzahl verstanden. Kranke<br />
Mitarbeiter müssen nicht zwangsläufig Arbeitsunfähig<br />
sein, weshalb bei einer Krankschreibung<br />
durch den Arzt eine krankheitsbedingte<br />
Arbeitsunfähigkeit attestiert wird. In<br />
diesem Falle ist ein Mitarbeiter krankheitsbedingt<br />
nicht mehr in der Lage, seine berufliche<br />
Tätigkeit zu verrichten.<br />
Wie lassen sich BGM-Konzepte<br />
in die Praxis umsetzen? In<br />
der Rubrik Praxistipp zeigen<br />
Experten der Deutschen Hochschule<br />
für Prävention und Gesundheitsmanagement<br />
(DHf-<br />
PG), wie das gelingt. In dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> geht es darum, wie<br />
Unternehmen die Fehlzeitenstatistiken<br />
richtig auswerten.<br />
Welche Kennzahlen sind wesentlich?<br />
Meldet sich ein Arbeitnehmer morgens bei<br />
seinem Arbeitgeber krank, beginnt dort auch<br />
die Erfassung der krankheitsbedingten Fehlzeit,<br />
deren Dauer dann in die Krankenstandstatistik<br />
einfließt. Für ein Unternehmen ist<br />
dabei zu unterscheiden, welche Tage in der<br />
Lohnfortzahlung (die ersten sechs Wochen)<br />
liegen und welche im Rahmen der Krankengeldzahlung<br />
durch die Krankenkassen (ab<br />
der siebten Woche) abgedeckt sind. Darüber<br />
hinaus können die krankheitsbedingten Fehlzeiten<br />
innerhalb der Lohnfortzahlung auch<br />
danach unterschieden werden, ob der Mitarbeiter<br />
an den betreffenden Tagen hätte arbeiten<br />
müssen oder ob es sich um freie Zeiten<br />
handelt.<br />
DHfPG<br />
Praxistipp<br />
Nach wie vor sind krankheitsbedingte Fehlzeiten<br />
der primäre Anlass, ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
zu starten. Während<br />
insbesondere die Ursachen für die Arbeitsunfähigkeit<br />
interessieren, lohnt auch eine vertiefende<br />
und differenzierte Auswertung. Was<br />
bedeutet das? Zuerst gilt es, die Begrifflichkeiten<br />
in diesem Zusammenhang zu klären.<br />
Fehlt ein Mitarbeiter am Arbeitsplatz, kann<br />
dies an einer Erkrankung liegen, aber auch<br />
daran, dass der Mitarbeiter sich in einer Kur<br />
oder Fortbildungsmaßnahme befindet.<br />
Fazit: ökonomisch wesentlich relevant sind<br />
für ein Unternehmen die Fehlzeiten innerhalb<br />
der Lohnfortzahlung und deren Bezug zur<br />
Arbeitstätigkeit, da hier Lohnfortzahlung geleistet<br />
werden muss, dieser jedoch keine Arbeitsleistung<br />
entgegensteht. Außerdem können<br />
Zusatzkosten für Überstunden anderer<br />
Kollegen, für den Einbezug von Leiharbeitnehmern<br />
oder Strafzahlung für nicht fristgemäß<br />
erbrachte Leistungen gegenüber Kunden aufgrund<br />
arbeitsunfähiger Mitarbeiter entstehen.<br />
Fehlzeiten können BEM notwendig machen<br />
Neben dieser Betrachtung ist aber auch die<br />
Erfassung aller krankheitsbedingten Fehltage,<br />
egal ob Arbeits- oder freie Tage betroffen sind,<br />
für das betriebliche Eingliederungsmanagement<br />
(BEM) gemäß § 84 Abs. 2 SGB IX durchzuführen.<br />
Demnach ist Mitarbeitern mit einer<br />
Arbeitsunfähigkeit von mehr als sechs Wochen<br />
innerhalb eines Jahres ein BEM anzubieten,<br />
weshalb Unternehmen auch hierzu eine<br />
Statistik führen müssen. Innerhalb dieser auf-<br />
30
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
KENNZAHL/VERDICHTUNG<br />
Arbeitsunfähigkeit<br />
(AU-Tage/AU-Stunden & AU-Fälle,<br />
Differenzierung nach bezahlt<br />
und unbezahlt;<br />
Krankenstand in %)<br />
Krankenstand + Alter<br />
BEM-Fälle<br />
Dffferenzierung nach Abteilung:<br />
Krankenstand + Altersdurchschnitt<br />
+ BEM-Fälle<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
ERLÄUTERUNG & RISIKOBETRACHTUNG<br />
• hat Einfluss auf die Produktivität (Gefährdung der Kernprozesse)<br />
• Kostenbetrachtung durch Lohnfortzahlung<br />
• Folgekosten aufgrund von Überstunden, Nachbesetzung durch Springer/<br />
Leiharbeiter etc.<br />
• Darstellung des Arbeitsunfähigkeitsgeschehen i.d.R. in %<br />
• Darstellung Krankenstand nach Altersgruppen zur Visuali sierung von Auffälligkeiten<br />
und Zusammenhängen – dadurch Vergleich zu Kassenstatistiken möglich<br />
• Berechnung statistischer Zusammenhang – dadurch Risikobetrachtung für eine<br />
alternde Belegschaft möglich (wenn „älter = kränker” zutrifft, ist aufgrund des<br />
demografischen Wandels mit höheren Krankenständen zu rechnen)<br />
• Beschäftigte mit mehr als 42 AU-Tagen innerhalb von 12 Monaten<br />
weisen eine gegenüber dem Bundeschnitt höhere AU auf.<br />
• hoher Handlungsbedarf, da bei diesen Beschäftigten auch das Risiko eines<br />
dauerhaften Ausfalls und somit der Erwerbsminderungs- bzw. Berufs-Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
vorhanden sein kann<br />
• Sofern viele AU-Tage eines BEM-Falls auch innerhalb der Lohnfortzahlung<br />
liegen, hat dies auch entsprechende finanzielle Auswirkungen.<br />
• Darstellung der Einzelwerte Krankenstand gesamt, Krankenstand bezahlt,<br />
Altersdurchschnitt und Anzahl BEM-Fälle nach Abetilungen<br />
• Risikobewertung: in einer Abtelung mit hohem Krankenstand, hohem Altersdurch<br />
schnitt und hoher Anzahl von BEM-Fällen besteht insbesondere Handlungsbedarf<br />
gezeigten Auswertungen können dann noch<br />
Differenzierungen nach Alter, Abteilungen und<br />
Vorjahresvergleich durchgeführt werden.<br />
Unternehmenskrankenstand versus Krankenstand<br />
der Kassen<br />
Vorsicht beim Vergleich von prozentualen<br />
Krankenständen. In die Unternehmensverzeichnisse<br />
fließen die Arbeitsunfähigkeitsdaten<br />
in der Regel bereits ab dem ersten<br />
Fehltag ein. Für gewöhnlich müssen Beschäftigte<br />
jedoch erst ab dem dritten Fehltag einen<br />
Krankenschein einreichen – sowohl beim Unternehmen<br />
als auch bei der jeweiligen Krankenkasse.<br />
Hierdurch können Unterschiede in<br />
der Berechnung des Krankenstandes entstehen.<br />
Des Weiteren ist die Beachtung der verwendeten<br />
Berechnungsmethode erforderlich.<br />
Während sich der Krankenstand der Unternehmen<br />
durch das Verhältnis „Arbeitsunfähigkeitstage<br />
zu Arbeitstage“ in einem betreffenden<br />
Zeitraum (zum Beispiel pro Monat<br />
oder Jahr) und unter Einbezug der arbeitsfreien<br />
Tage (i. d. R. das Wochenende, bei Schichtarbeit<br />
und Wochenendarbeit auch andere<br />
Tage) ermitteln lässt, ziehen Krankenkassen<br />
die Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherungsjahre<br />
heran und dividieren diese durch<br />
365 Tage. Schließlich wird deutlich, dass sich<br />
Krankenstände der Unternehmen nicht exakt<br />
mit denen der Kassen vergleichen lassen.<br />
Ermitteln Sie die die wesentlichen<br />
Kennzahlen, wie in der Abbildung<br />
beschrieben, und ziehen Sie aus hieraus Erkenntnisse<br />
für die Bewertung der Gesundheitssituation<br />
in Ihrem Unternehmen.<br />
Kristin Hunsicker und Oliver Walle<br />
31
SYSTEME<br />
Bewegt<br />
Wenn ein Gerinnsel dazu führt, dass Blutgefäße,<br />
zum Beispiel in den Beinen, verstopfen,<br />
sprechen Mediziner von einer Thrombose.<br />
Die Thrombose ist nach Herzinfarkt<br />
und Schlaganfall die dritthäufigste Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankung. Besonders gefährdet<br />
sind ältere Menschen sowie Personen, die<br />
etwa im Büro über einen langen Zeitraum<br />
hinweg sitzen müssen. Spezielle Übungen<br />
für Beine und Füße können vorbeugen. Wie<br />
man hierbei die Motivation erhöhen kann,<br />
haben Forscher der Arbeitsgruppe wear-<br />
HEALTH an der Technischen Universität<br />
Kaiserslautern untersucht. Sie haben ein<br />
Computerspiel entwickelt, das über Bewegungen<br />
der Füße gesteuert wird. In einer<br />
Studie haben sie gezeigt, dass das Spiel<br />
bei Probanden die Motivation fördert, Anti-<br />
Thrombose-Übungen durchzuführen. hwa<br />
Weitere Infos: www.cs.uni-kl.de<br />
markt<br />
Beschützt<br />
Unter dem Motto „Erfolgreich gegen Asbest“<br />
sucht der 12. Deutsche Gefahrstoffschutzpreis<br />
nach innovativen Konzepten und praktischen<br />
Lösungen zum Schutz von Beschäftigten. Trotz<br />
des Verbotes im Jahr 1993 gefährdet das einstige<br />
„Wundermineral“ Asbest noch heute die Beschäftigten.<br />
Insbesondere bei Instandhaltungsarbeiten<br />
an und in Gebäuden können die Fasern<br />
freigesetzt werden. Betroffen sind Gebäude,<br />
die vor 1993 gebaut wurden. Mit dem Gefahrstoffschutzpreis<br />
will das Bundesministerium für<br />
Arbeit und Soziales Praxislösungen auszeichnen,<br />
die Beschäftigte beim Bauen im Bestand<br />
vor Asbest schützen. Preiswürdig sind außerdem<br />
neue Schulungskonzepte zur Qualifikation<br />
der Arbeiter. Die Bewerbungsfrist für den mit<br />
insgesamt 10.000 Euro dotierten Gefahrstoffschutzpreis<br />
läuft bis zum 15. April 2018. hwa<br />
Weitere Infos: www.baua.de<br />
32
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Beziffert<br />
Berufseinsteiger und Geringqualifizierte<br />
befinden sich häufiger in einem scheinselbständigen<br />
Vertragsverhältnis als andere<br />
Erwerbstätige. Das geht aus einer aktuell<br />
veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung hervor. Erwerbstätige<br />
unter 25 Jahren haben ein sechs<br />
Prozent höheres Risiko, scheinselbständig zu<br />
sein, als eine Vergleichsgruppe von 35- bis<br />
44-Jährigen. Das Fehlen eines beruflichen<br />
Abschlusses erhöht das Risiko dabei um drei<br />
Prozent. Bei Personen, die zuvor arbeitslos<br />
waren, steigt das Risiko einer Scheinselbständigkeit<br />
um etwa ein Prozent je Jahr der<br />
Arbeitslosigkeit. Menschen mit Migrationshintergrund<br />
weisen ein zwei Prozent höheres<br />
Risiko auf, scheinselbständig zu sein, als<br />
Personen ohne Migrationshintergrund – dasselbe<br />
gilt für Frauen. hwa<br />
Weitere Infos: www.iab.de<br />
Bedacht<br />
Die Arbeitszeit bestimmt den Lebensrhythmus<br />
vieler Beschäftigter. Damit ausreichend<br />
Lebenszeit für Familie, Freizeit und Regeneration<br />
bleibt, begrenzt das moderne Arbeitszeitrecht<br />
einerseits die Arbeitszeit. Andererseits<br />
ermöglicht es innerhalb eines definierten Rahmens<br />
flexible Arbeitszeiten und fördert damit<br />
die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen. Durch<br />
digitale Techniken lassen sich Arbeitszeit und<br />
-ort zunehmend flexibilisieren. Davon profitieren<br />
nicht nur die Unternehmen, sondern auch<br />
die Beschäftigten. Wenn sie ihre Arbeitszeit<br />
flexibel selbst gestalten können, gelingt es oft<br />
besser, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.<br />
Doch bei der Wahl des passenden<br />
Arbeitszeitmodells stehen Unternehmen vor<br />
der Herausforderung, sowohl den Bedürfnissen<br />
der Beschäftigten als auch der eigenen<br />
Wettbewerbsfähigkeit gerecht zu werden.<br />
In der Broschüre „baua: Praxis. Flexible Arbeitszeitmodelle.<br />
Überblick und Umsetzung“<br />
stellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin (BAuA) insgesamt 16<br />
verschiedene Arbeitszeitmodelle vor und<br />
zeigt die damit verbundenen Chancen und Risiken<br />
auf. Zudem vermittelt sie kompakt und<br />
praxisorientiert Grundlagen des gesetzlichen<br />
Arbeitszeitschutzes sowie aktuelle arbeitswissenschaftliche<br />
Erkenntnisse. Damit bietet<br />
sie den Verantwortlichen in Unternehmen<br />
einen umfangreichen und zugleich übersichtlich<br />
strukturierten Einstieg in das Thema. Zu<br />
den vorgestellten Modellen gehören neben<br />
bereits etablierten Konzepten wie Gleitzeit,<br />
Teilzeit oder Mehrarbeit auch neuere Formen<br />
wie Jobsharing oder Funktionsarbeitszeit.<br />
hwa<br />
Weitere Infos: www.baua.de<br />
33
KULTUR<br />
Kränkelnd heilen<br />
Die Gesundheitsbranche macht ihrem Namen<br />
keine Ehren. Die Arbeitssituationen in<br />
Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen<br />
ist sowohl körperlich als auch psychisch<br />
stark belastend. Das liegt vor allem an den<br />
Rahmenbedingungen: Stress und Leistungsdruck<br />
stehen auf der Tagesordnung, Schlaf<br />
und Freizeit leiden. Studien zeigen jedoch<br />
auch, dass betriebliche Gesundheitsförderung<br />
einen Unterschied machen kann.<br />
Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung<br />
Ärzte arbeiten unter verschärften Bedingungen<br />
– das gilt vor allem für Mediziner im Krankenhaus.<br />
Die Schichten sind lang, der Schlaf<br />
kurz und der Leistungsdruck ebenso wie die<br />
Verantwortung hoch. Eine Befragung der<br />
Ärztegewerkschaft Marburger Bund zeigt,<br />
dass die Hälfte der Krankenhausärzte jede<br />
Woche bis zu 59 Stunden arbeitet, ein Viertel<br />
sogar bis zu 80 Stunden wöchentlich. Den<br />
aller meisten ist das zu viel: Drei von vier Ärzten<br />
geben an, dass die Arbeitszeiten ihre Gesundheit<br />
beeinträchtigen. Rund 60 Prozent<br />
fühlen sich psychisch belastet.<br />
Personalmangel und ein Übermaß an Bürokratie<br />
führen dazu, dass die Ärzte mehr arbeiten<br />
müssen, als sie eigentlich wollen. Die<br />
Work-Life-Balance leidet erheblich – eine<br />
belastende Situation. „Die Dienstplangestaltung<br />
ist alles andere als verlässlich. Die<br />
kurzfristigen Inanspruchnahmen von Ärzten,<br />
die eigentlich dienstfrei haben, nehmen überhand“,<br />
erklärt Rudolf Henke, 1. Vorsitzender<br />
des Marburger Bunds. „Wenn etwa die Hälfte<br />
der Ärzte immer wieder bis zu zwei Mal im<br />
Monat zu solchen außerplanmäßigen Einsätzen<br />
gerufen wird, bleibt von den freien Wochenenden<br />
nicht mehr viel übrig.“<br />
34
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Gesundheitsrisiko Pflegejob<br />
Schwierige Arbeitsbedingungen betreffen<br />
jedoch nicht nur Ärzte, sondern auch<br />
Beschäftigte in der Pflege. Laut dem Gesundheitsatlas<br />
<strong>2017</strong> des Dachverbands der<br />
Betriebskrankenkassen (BKK) verbuchten<br />
Beschäftigte in Pflege- und Altenheimen<br />
rund 24 Fehltage im Jahr 2015 – der Schnitt<br />
aller Berufsfelder lag bei 16 Fehltagen. Damit<br />
sind Pflegeberufe Spitzenreiter in Sachen<br />
Fehltage.<br />
Die Zahlen spiegeln sich auch in der subjektiven<br />
Einschätzung der Pflegebeschäftigten<br />
zur eigenen Gesundheit wider. Die<br />
im Rahmen der BKK-Studie durchgeführte<br />
Befragung zeigt, dass Pflegende ihre eigene<br />
Arbeitsfähigkeit als mäßig bis schlecht<br />
einschätzen. Mehr als ein Drittel ist besorgt,<br />
ob die Ausübung des eigenen Berufs in zwei<br />
Jahren noch möglich ist. Grund hierfür ist laut<br />
Studie die ungewöhnlich intensive Kombination<br />
aus psychischer und physischer Belastung.<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung als möglicher<br />
Ausweg<br />
Die Autoren der BKK-Studie betonen, dass<br />
betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) die<br />
Situation der Beschäftigten im Gesundheitswesen<br />
verbessern könnte. Neun von zehn<br />
Befragten finden Gesundheitsförderung am<br />
Arbeitsplatz wichtig oder sehr wichtig. Rund<br />
80 Prozent der Pflegebeschäftigten, die in<br />
einem Betrieb arbeiten, der BGF anbietet,<br />
nehmen diese Angebote auch in Anspruch.<br />
Allerdings arbeitet nicht mal die Hälfte in<br />
solch einem Betrieb. Dort, wo es keine BGF-<br />
Maßnahmen gibt, ist auch der Anteil Beschäftigter<br />
mit Zweifeln an der langfristigen<br />
Arbeitsfähigkeit deutlich höher.<br />
„Die Herausforderung bei betrieblicher Gesundheitsförderung<br />
im Gesundheitswesen<br />
Umfrage: Vorhandensein von und Teilnahme<br />
an betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF)<br />
56,2 %<br />
Kein<br />
BGF-Angebot<br />
vorhanden<br />
Quelle: BKK Dachverband<br />
ist, sinnvolle Angebote bereitzustellen und<br />
zwar so, dass sie für alle Mitarbeiter nutzbar<br />
sind“, sagt Natalie Schult, Leiterin Personalmanagement<br />
bei der Schön Klinik.<br />
BGM für Schichtarbeiter<br />
43,8 %<br />
BGF-Angebot<br />
vorhanden<br />
Die Schön Klinik beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter<br />
an 23 Standorten bundesweit. Seit<br />
2006 gibt es ein Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />
das in den unterschiedlichen<br />
Standorten umgesetzt wird. Hierzu gehören<br />
zum Beispiel BGF-Angebote wie Ernährungskurse,<br />
Stressprävention, Rückenfit- und<br />
Yoga-Kurse, aber auch Schulungen für Führungskräfte.<br />
In Krankenhäusern wird, wie in vielen anderen<br />
Bereichen des Gesundheitswesens<br />
auch, im Schichtsystem gearbeitet. „Um die<br />
61,3 %<br />
38,7 %<br />
Teilnahme<br />
Keine<br />
Teilnahme<br />
35
KULTUR<br />
Kränkelnd heilen<br />
Die Herausforderung bei<br />
betrieblicher Gesundheitsförderung<br />
im Gesundheitswesen<br />
ist es, sinnvolle<br />
Angebote bereitzustellen<br />
und zwar so, dass sie für<br />
alle Mitarbeiter wirklich<br />
nutzbar sind.<br />
Natalie Schult,<br />
Leiterin Personalmanagement<br />
bei der Schön Klinik,<br />
Prien am Chiemsee<br />
Mitarbeiter zu motivieren, die Angebote auch<br />
wirklich zu nutzen, legen wir die Termine für<br />
Kurse immer möglichst an den Beginn oder<br />
das Ende einer Schicht“, erklärt Schult. Eben<br />
weil in Gesundheitsberufen klassischerweise<br />
rund um die Uhr gearbeitet wird, gibt es an<br />
vielen Standorten auch eine erweiterte Kinderbetreuung.<br />
Gespräche gegen Belastung<br />
Neben der körperlichen Belastung, die vor<br />
allem bei Pflegebeschäftigten durch die Lagerung<br />
und das Tragen von Patienten entsteht,<br />
ist die Arbeit in einer Klinik auch für die<br />
Psyche eine Herausforderung. „Sterbefälle<br />
oder schwere Krankheitsverläufe, vor allem<br />
wenn es um Kinder geht, sind für medizinisches<br />
Personal emotional belastend“, erläutert<br />
Schult. „Besonders hart ist es, wenn ein<br />
ärztlicher Fehler passiert ist – das Sprichwort<br />
stimmt: Ärzte sind auch nur Menschen und<br />
Menschen machen Fehler.“<br />
Bei kritischen Vorfällen besteht für Mitarbeiter<br />
der Schön Klinik die Möglichkeit, auf psychologische<br />
Unterstützung zurückzugreifen.<br />
„Es ist für die Betroffenen entlastend, noch<br />
einmal detailliert durchzusprechen, warum<br />
welche Entscheidungen gefällt wurden und<br />
mit welcher Konsequenz“, sagt Schult.<br />
Verbundprojekt für Prävention<br />
Ein systematisches BGM, wie es in den<br />
Schön Kliniken umgesetzt wird, fehlt in den<br />
meisten Krankhäusern. Dabei würden gerade<br />
die Mitarbeiter dieses Berufsfelds davon<br />
profitieren. Wie sich die seelische Gesundheit<br />
von Beschäftigten unterstützen lässt,<br />
untersucht der Forschungsverbund „Seelische<br />
Gesundheit am Arbeitsplatz“, der auch<br />
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
gefördert wird.<br />
Im Rahmen des Projekts sollen die Strukturen<br />
im Krankenhauswesen analysiert und<br />
aus den Ergebnissen verhaltens- und verhältnispräventive<br />
Maßnahmen speziell für Beschäftigte<br />
in Krankenhäusern abgeleitet werden.<br />
„Außerdem wollen wir die Ergebnisse<br />
und Erfahrungen aus diesem Verbundprojekt<br />
auch auf gesundheitspolitischer Ebene diskutieren<br />
und möglichst Veränderungen erreichen“,<br />
sagt informiert Professor Dr. Harald<br />
Gündel, Verbundprojektleiter und Ärztlicher<br />
Direktor der Ulmer Uniklinik für Psychosomatische<br />
Medizin und Psychotherapie.<br />
Denn einig sind sich die Beschäftigten im Gesundheitswesen<br />
in diesem Punkt: Gesundheitsarbeiter<br />
brauchen vor allem gesunde<br />
Rahmenbedingungen. jbr<br />
36
Gesundheit · Prävention · Gesundheitsmanagement<br />
www.messekongress-bgm.de<br />
KONGRESS & MESSE<br />
für das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
27. & 28. Februar 2018<br />
Postbahnhof am Ostbahnhof · Straße der Pariser Kommune 8 · 10243 Berlin<br />
täglich 9.30 bis 16.30 Uhr<br />
Fachvorträge · Gehwettbewerb · Wellness-Lounge<br />
37
KULTUR<br />
Aus alt mach bio<br />
maßnahmen<br />
Gutes Essen, am liebsten in Bio-Qualität: Das<br />
war das Ziel der Geschäftsleitung der St. Josef<br />
Krankenhaus GmbH Moers. Es sollte moderner,<br />
besser und wirtschaftlicher werden<br />
und den Patienten und Mitarbeitern richtig gut<br />
schmecken. Daher hat sich das Krankenhaus<br />
entschieden, auf Bio-Catering zu setzen.<br />
Das Thema Catering ist ein enorm wichtiger<br />
Aspekt, damit sich Patienten und Mitarbeiter in<br />
Krankenhäusern wohl fühlen. Mithilfe des Catering-Anbieters<br />
Rebional wurde für den Neubau<br />
der Krankenhausküche im St. Josef Krankenhaus<br />
ein komplett neues Küchen-Konzept<br />
umgesetzt, welches zwar die Technik und das<br />
Prinzip, jedoch nicht die Mitarbeiter der Küche<br />
austauschen würde.<br />
Kochen neu lernen<br />
Die Mitarbeiter sind geblieben und Räume wurden<br />
extra neu gebaut: Die gesamte Technik, die<br />
Art und Weise zu kochen, die Lieferanten, die<br />
Speisenfolge, Speisenerfassung und das Transportsystem<br />
wurden komplett umstrukturiert.<br />
Verantwortlich ist der Rebional-Gastronomie-<br />
Betriebsleiter Markus Schmidt. Er führt die<br />
Küche im Sinne des neuen Bio-Konzepts. Seine<br />
tägliche Präsenz vor Ort hat dafür gesorgt,<br />
dass die Mitarbeiter das neue, frische Kochen<br />
nicht nur lernen, sondern auch verinnerlichen.<br />
Das gesamte Küchenmanagement, der Einkauf<br />
und viele interne Abläufe wurden unter die<br />
Lupe genommen und bestmöglich optimiert.<br />
Herausforderung: regional und bio<br />
Bio bedeutet zu produzieren, ohne Ressourcen,<br />
Ökosysteme und Umwelt unnötig zu belasten.<br />
So wurden beispielsweise neue Lieferanten<br />
aus der Region gesucht. Die ortsansässige<br />
Bäckerei liefert frisch und auf kurzen Wegen.<br />
Auch die Bio-Kartoffeln kommen direkt aus der<br />
38
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Region. Auch hier konnte Rebional mit Erfahrung<br />
und Kontakten helfen. Die Moerser Klinik-<br />
Küche ist nun biozertifiziert und verarbeitet folgende<br />
Lebensmittel aus biologischem Anbau:<br />
• Gewürze<br />
• Reis, Mehl, Stärke, Kartoffeln,<br />
Schmelzflocken, Zwieback, Müsli,<br />
Nudeln, Hülsenfrüchte<br />
• Milchprodukte<br />
• Obst und Gemüse<br />
Alles auf frisch<br />
Es wird nach dem Cook-and-Serve-System<br />
frisch gekocht, Tütenprodukte sind aus den Lagern<br />
verschwunden. So werden zum Beispiel<br />
Soßen und Brühen selbst angesetzt und Desserts<br />
eigenhändig zubereitet. Convenience-<br />
Produkte kommen nur bis Stufe zwei von<br />
fünf zum Einsatz: das beinhaltet ungewürzte,<br />
kochfertige aber nicht gegarte Lebensmittel.<br />
Gemüse, Salat und Obst werden täglich frisch<br />
geputzt, geschnitten und verarbeitet.<br />
Bio bedeutet<br />
zu produzieren, ohne<br />
Ressourcen, Ökosysteme<br />
und Umwelt unnötig<br />
zu belasten.<br />
Markus Schmidt,<br />
Gastronomie-Betriebsleiter<br />
Rebional, Moers<br />
Speisepläne neu gedacht<br />
Die Regelleistung in der Klinik Moers umfasst<br />
drei Menüs, die im Siebenwochenrhythmus<br />
wechseln. Es gibt Vollkost, leichte Vollkost und<br />
Vegetarisches. Für Wahlleistungspatienten stehen<br />
zusätzlich zum Regelleistungsangebot fünf<br />
weitere Menüs zur Auswahl. Außerdem gibt<br />
es einen Kostformkatalog, bei dem ganz genau<br />
auf die vom Arzt verschriebenen Bedürfnisse<br />
der Patienten eingegangen wird. Spezielle Diäten,<br />
Unverträglichkeiten aber auch persönliche<br />
Wünsche werden von der Küche berücksichtigt.<br />
Möglich ist dies durch ein neu eingeführtes<br />
Speisenerfassungssystem. Insgesamt vier<br />
Menü-Assistentinnen durchlaufen täglich alle<br />
Stationen und geben die unterschiedlichen<br />
Essensanforderungen eines jeden Patienten<br />
ins System ein. Der persönliche Kontakt, die<br />
freundliche Zuwendung und die Rücksichtname<br />
auf bestimmte Essanforderungen sorgen<br />
für zufriedene Patienten.<br />
Portionierzeit gut getimt<br />
Eine weitere Veränderung betrifft die Speisenverteilung:<br />
das Geschirr, das Transportsystem<br />
und eine andere Portionierzeit sorgen für perfekt<br />
temperierte Mittagessen sowie schmackhaftes<br />
Frühstück und Abendbrot.<br />
Die Teller mit Brot, Käse, Butter und Wurst für<br />
das Abendessen werden erst um 16:00 Uhr<br />
vorbereitet anstatt wie früher schon mittags.<br />
Gut isolierte Transportwagen ohne Elektronik<br />
haben je eine kalte und eine warme Seite: Das<br />
hoch erhitzte Geschirr mit Wachskerntellern<br />
hält das Essen auf Temperatur bis es bei den<br />
Patienten ist. Kältespeicherplatten sorgen dafür,<br />
dass die kalten Gerichte und Lebensmittel<br />
auch kalt bleiben. So kommt zum Beispiel der<br />
Aufschnitt immer frisch an, rollt sich nicht an<br />
den Rändern hoch – so bleibt das Essen ansehnlich<br />
und schmackhaft. jbr<br />
39
KULTUR<br />
Geärgert<br />
Konfliktkosten – ein Begriff, der sich aus zwei<br />
unerfreulichen Wörtern zusammensetzt. Vielleicht<br />
werden sie deshalb gemieden. Sicher<br />
ist, dass deutsche Unternehmen die intensive<br />
Beschäftigung mit dem Thema scheuen. Wer<br />
gibt schon gerne zu, dass es Konflikte gibt?<br />
Und wer braucht eigentlich noch weitere Kostenarten?<br />
Indes wären Transparenz und die<br />
richtige Einordnung ratsam, möglicherweise<br />
sogar gewinnmaximierend. An der Hochschule<br />
Fresenius beschäftigten sich gleich<br />
zwei Antrittsvorlesungen im Fachbereich<br />
Wirtschaft & Medien mit der Problematik<br />
und entsprechenden Lösungsansätzen. Konfliktkosten<br />
von deutlich mehr als 10.000 Euro<br />
sind laut Prof. Dr. Karsten Munscheck keine<br />
Seltenheit. Bei Großkonzernen können diese<br />
auf zweistellige Millionenbeträge anwachsen,<br />
ohne dass es die Beteiligten überhaupt merken.<br />
hwa<br />
Weitere Infos: www.hs-fresenius.de<br />
markt<br />
Gespalten<br />
Unternehmen haben soziale Netzwerke für<br />
sich entdeckt – und laden den Beschäftigten<br />
damit oft eine zusätzliche Belastung auf. Das<br />
zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte<br />
Studie. Ein bisschen wie Facebook sein,<br />
das wünschen sich manche Chefs für ihre<br />
Firma. Die Idee: Mitarbeiter sollen über eine<br />
gemeinsame Plattform einfacher in Kontakt<br />
kommen, Ideen austauschen, Projekte bearbeiten.<br />
Die Studienautoren untersuchten, was<br />
die sogenannte „Social Collaboration“ für die<br />
Beschäftigten bedeutet. Das Ergebnis: Die Belegschaft<br />
ist in der Social-Media-Frage gespalten.<br />
Für manche erweis sich Social Media als<br />
das passende Werkzeug, um sich mit Kollegen<br />
zu vernetzen. Viele empfinden diese Form der<br />
Kommunikation allerdings als Belastung und<br />
fühlen sich nicht gut genug vorbereitet. hwa<br />
Weitere Infos: www.boeckler.de<br />
40
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Gestresst<br />
Leistungsdruck am Arbeitsplatz, private Verpflichtungen,<br />
hohe eigene Ansprüche und<br />
ständige Erreichbarkeit: Mehr als die Hälfte<br />
der Erwachsenen in Deutschland fühlt sich<br />
gestresst. Damit steigt das Risiko für psychische<br />
Erkrankungen. Führende Psychiater<br />
haben auf dem DGPPN Kongress in Berlin Risikofaktoren<br />
in den Vordergrund gerückt, die<br />
mit modernen Lebensumständen verbunden<br />
sind. Sie fordern, diese noch stärker zu erforschen<br />
und daraus neue präventive und therapeutische<br />
Konzepte zu entwickeln. Stress ist<br />
nicht grundsätzlich negativ. Ein bestimmtes<br />
Stressniveau hilft sogar, Herausforderungen<br />
und Belastungssituationen zu meistern. Ständiger<br />
Stress ist allerdings ein Risikofaktor, der<br />
zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen<br />
und zu körperlichen Krankheiten wie Tinnitus<br />
oder Bluthochdruck führen kann. hwa<br />
Weitere Infos: www.dgppn.de<br />
Gewinnen<br />
Der „Digital Health Wettbewerb“ der Barmer<br />
ist im November gestartet. Start-ups, Gründer<br />
und junge Unternehmen sind noch bis zum 22.<br />
Januar 2018 aufgerufen, sich zu beteiligen. Gesucht<br />
werden digitale Lösungen zur nachhaltigen<br />
Gesundheitsförderung. Dabei spielt es<br />
keine Rolle, ob zum Beispiel die Themen gesunde<br />
Ernährung, Bewegungsförderung oder<br />
die Förderung der Gesundheitskompetenz<br />
im Vordergrund stehen. Wichtig ist, dass die<br />
Nutzer jeweils dort angesprochen werden, wo<br />
sie leben und sich aufhalten. „Die Digitalisierung<br />
hat das Potenzial, das Gesundheitswesen<br />
nicht nur weiter zu entwickeln, sondern zu revolutionieren.<br />
Beim Thema Prävention sehen<br />
wir einen wachsenden Bedarf. Wir erhoffen<br />
uns daher viele kluge und spannende Lösungen<br />
der Wettbewerbsteilnehmer, die die Prävention<br />
im Alltag deutlich erleichtern“, betonte<br />
Dr. Mani Rafii, Schirmherr des Wettbewerbs.<br />
Barmer begleitet die besten Lösungen auf<br />
dem Weg zur Marktreife. Der Gesundheitsmarkt<br />
sei für Außenstehende sehr undurchsichtig.<br />
Es gebe viele Hürden und gesetzliche<br />
Auflagen. Ziel des Wettbewerbs sei es daher,<br />
die Gewinner fit für die Gesetzliche Krankenversicherung<br />
zu machen. Ausgewählt werden<br />
drei digitale Lösungen, die dann auf dem Weg<br />
in den Gesundheitsmarkt unterstützt werden.<br />
Dazu gehören ein strukturierter Austausch und<br />
ein Coaching mit Experten zur Umsetzungsund<br />
Entwicklungsmöglichkeit der Produkte.<br />
„Eine interne Barmer-Jury wird zunächst alle<br />
Bewerbungen bewerten und entscheiden,<br />
welche acht Vorschläge zur Vorstellung eingeladen<br />
werden. Unter diesen acht wird die Jury<br />
die drei Gewinner ermitteln“, so Rafii. hwa<br />
Weitere Infos: www.barmer.de<br />
41
FÜHRUNG I VERHALTEN I SYSTEME I KULTUR<br />
JANUAR<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
01 02 03 04 05 06 07<br />
08 09 10 11 12 13 14<br />
15 16 17 18 19 20 21<br />
22 23 24 25 26 27 28<br />
29 30 31<br />
FEBRUAR<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
01 02 03 04<br />
05 06 07 08 09 10 11<br />
12 13 14 15 16 17 18<br />
19 20 21 22 23 24 25<br />
26 27 28<br />
Die Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz<br />
beschäftigt<br />
sich vor allem mit den Entwicklungen<br />
in der Chancengleichheit.<br />
Unter dem Motto „Gesundheit<br />
für alle – neue Erkenntnisse zur<br />
Chancengerechtigkeit“ lädt die Gesundheitsförderung<br />
Schweiz gemeinsam<br />
mit dem Bundesamt für<br />
Gesundheit am 18. Januar 2018<br />
Interessierte in die Eventfabrik<br />
nach Bern. In zahlreichen Workshops<br />
und Vorträgen können die<br />
Besucher einen Überblick über die<br />
Möglichkeiten der Förderung von<br />
gesundheitlicher Chancengerechtigkeit<br />
bekommen.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
www.konferenz.gesundheitsfoerderung.ch<br />
In der modernen Welt wird es immer<br />
schwieriger, sich eine Identität<br />
aufzubauen. Auch über den Beruf<br />
identifizieren sich Menschen immer<br />
seltener. Bei der Changetagung<br />
in Basel dreht sich alles<br />
darum, wie neue Konzepte für<br />
Identität, Zusammenarbeit und<br />
Führung aussehen können. Außerdem<br />
soll am 25. und 26. Januar<br />
2018 erarbeitet werden, wie Identität<br />
in der modernen Arbeitswelt<br />
aufgebaut werden kann und wie<br />
wichtig sie auch in der heutigen<br />
Zeit für die Persönlichkeit ist.<br />
Informationen und Tickets unter:<br />
www.changetagung.ch<br />
Die Risiken und Chancen der Arbeit<br />
4.0 stehen im Mittelpunkt der<br />
Veranstaltung Forum protecT in<br />
Potsdam. Nach einer erfolgreichen<br />
Auftaktveranstaltung in Bamberg<br />
werden am 20. und 21. Februar<br />
2018 Assistenzsysteme vorgestellt,<br />
in Workshops über Cybersecurity<br />
diskutiert und bei Vorträgen<br />
Innovationen für den Arbeitsschutz<br />
vorgestellt. Ein besonderes Augenmerkt<br />
wird hier auf die Auswirkungen<br />
der Digitalisierung und neuen<br />
Technologien auf die Sicherheit<br />
und Gesundheit von Arbeitnehmern<br />
gelegt.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
forum-protect.de<br />
Am 22. und 23. Februar 2018<br />
finden sich Fachkräfte, Professionals<br />
sowie Interessierte aus<br />
dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
in München zum 5.<br />
Jahresforum Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
zusammen.<br />
In Vorträgen, Workshops und<br />
Diskussionen werden aktuelle Themen<br />
im BGM von der Digitalisierung<br />
über Resilienz sowie Betriebliche<br />
Wiedereingliederung bis hin<br />
zu New Work und Vertrauenskultur<br />
behandelt. Teilnehmer können sich<br />
mit BGM Preisträgern, Praxis-Profis<br />
und Top-Wissenschaftlern über<br />
die neuesten Entwicklungen austauschen.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
www.management-forum.de<br />
42
<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
MÄRZ<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
01 02 03 04<br />
05 06 07 08 09 10 11<br />
12 13 14 15 16 17 18<br />
19 20 21 22 23 24 25<br />
26 27 28 29 30 31<br />
Mit Digitalisierung, Globalisierung<br />
und Individualisierung geht eine<br />
große Umstrukturierung unserer<br />
Arbeitswelt einher. Mit den aktuellen<br />
Entwicklungen im BGM,<br />
Erfahrungen und Best-Case-<br />
Modellen beschäftigen sich die<br />
Referenten bei der 8. Tagung<br />
Corporate Health. Vom 26. bis<br />
27. Februar 2018 sind BGM-<br />
Fachkräfte eingeladen, sich untereinander<br />
über neue Maßnahmen<br />
und Studien auszutauschen und<br />
Vorträgen unter anderem von der<br />
TU München oder der Fraport AG<br />
beizuwohnen.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
www.humanresourcesmanager.de<br />
Die Veranstaltung Gesund im Unternehmen<br />
ist Kongress und Messe<br />
in einem und zeigt die aktuellen<br />
Weichenstellungen im Betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement. Die Messe<br />
vom 27. bis 28. Februar 2018<br />
soll eine Plattform sein, auf der sich<br />
Unternehmen mit Anbietern von gesundheitsfördernden<br />
Maßnahmen,<br />
gesundheitsorientierter Büroausstattung<br />
oder EDV-Lösungen austauschen<br />
können. Außerdem haben<br />
alle Besucher die Möglichkeit, sich<br />
über Schritte und Maßnahmen im<br />
Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
zu informieren.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
www.messekongress-bgm.de<br />
Die Jahreskonferenz WAI-Netzwerk<br />
wendet sich in diesem Jahr<br />
insbesondere an Personaler, Führungskräfte<br />
und Mitarbeitervertreter,<br />
die sich und ihr Unternehmen<br />
auf die zahlreichen Veränderungen<br />
der Zukunft vorbereiten möchten.<br />
Teilnehmer haben die Wahl, am 6.<br />
und 7. März 2018 nur an der Tagung<br />
teilzunehmen oder anschließend<br />
noch ein Seminar zu besuchen. Bei<br />
diesem Seminar werden die angesprochenen<br />
Themen noch vertieft<br />
und Einblicke in die gegenwärtige<br />
Forschung und in mögliche neue<br />
Handlungsstrategien gegeben.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
www.arbeitsfaehig.com<br />
Im Rahmen der Tiroler Frühlingsmesse<br />
findet in diesem Jahr bereits<br />
zum vierten Mal die Feel<br />
Good – Messe für Bewegung,<br />
Ernährung und mentale Gesundheit<br />
statt. Hier erhalten Besucher<br />
aktuelle Informationen über<br />
Gesundheit und Prävention. Vom<br />
8. bis 11. März 2018 können sie<br />
sich außerdem direkt vor Ort einem<br />
Gesundheitscheck unterziehen,<br />
auf der Messe mit Anbietern<br />
verschiedener gesundheitsfördernder<br />
Maßnahmen in Kontakt treten<br />
oder in Workshops und Vorträgen<br />
über neueste Studienergebnisse<br />
informiert werden.<br />
Informationen unter:<br />
www.feelgood-messe.at<br />
43
FÜHRUNG I VERHALTEN I SYSTEME I KULTUR<br />
Gesunde Vorsätze<br />
Neues Jahr, neues Glück – für viele ist der<br />
Jahreswechsel Anlass, um die vergangenen<br />
Monate zu rekapitulieren. Was ist gut gelaufen,<br />
was nicht so gut? Wo besteht Verbesserungsbedarf?<br />
Und nicht selten münden diese<br />
Überlegungen in Vorsätzen, die fürs neue Jahr<br />
gefasst werden. Einer der beliebtesten Vorsätze:<br />
gesünder leben. Viele Menschen nehmen<br />
sich vor, im neuen Jahr mehr Sport zu treiben,<br />
häufiger Obst statt Kuchen zu naschen oder<br />
Laster wie Zigaretten oder das Feierabendbier<br />
aufzugeben. Auch Unternehmen können sich<br />
Gesundheit zum Vorsatz nehmen: Mehr investieren<br />
in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
oder für eine gesunde Unternehmenskultur<br />
sorgen.<br />
In <strong>health@work</strong> werden wir auch weiterhin von<br />
Unternehmen berichten, die ihre gesunden Vorsätze<br />
in die Tat umgesetzt haben.<br />
Neue Serie: Besseres Ich<br />
Apropos Vorsätze: Im nächsten Jahr wird sich<br />
<strong>health@work</strong> in einer Artikelserie dem Themenschwerpunkt<br />
„Selbstoptimierung“ widmen. Immer<br />
mehr Menschen befinden sich auf der Suche nach<br />
einem besseren Ich. Digital Devices machen es<br />
leicht, sich selbst zu kontrollieren und zu optimieren:<br />
hin zu vollwertiger Ernährung, mehr Fitness, weniger<br />
Stress und einer ausgeglichenen Work-Life-Balance.<br />
Zu diesem Thema ist Ihre Meinung gefragt: Was tun<br />
Sie, um sich selbst zu optimieren? Arbeiten Sie in einem<br />
Unternehmen, das Konzepte bereithält, die Mitarbeiter<br />
dabei unterstützen? Und wo verläuft Ihrer<br />
Meinung nach die Grenze zwischen gesundheitsbewusstem<br />
Verhalten und Optimierungswahn? Schreiben<br />
Sie uns Vorschläge, Ideen und Meinungen an:<br />
verlag@healthatwork-online.de.<br />
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören und wünschen<br />
Ihnen ein gesundes neues Jahr!<br />
Ihr <strong>health@work</strong>-Team<br />
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Herausgeber und Verlag:<br />
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Tel.: 040/ 85 40 06 0,<br />
Fax: 040/ 85 40 06 58,<br />
info@glc-group.com,<br />
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Redaktion:<br />
Joachim Gutmann (jg),<br />
Julia Brandt (jbr),<br />
Edith Brasche,<br />
Kristin Bußmann (kbu),<br />
Heiner Walberg (hwa),<br />
Oliver Walle, Kristin Hunsicker,<br />
Phillipe Bopp<br />
Satz und Gestaltung:<br />
Medienfactory, Peter Kanzler,<br />
Gudrun Haberkern,<br />
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Fotos:<br />
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Website:<br />
Kristin Bußmann<br />
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