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Heimat-Rundblick Nr. 122 Herbst 2017

Magazin für die Region um Hamme, Wümme und Weser

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Hinter Stacheldraht im Teufelsmoor<br />

Bremisches Arbeitszwangslager ab 1934 im Ort Teufelsmoor<br />

Titelseite „Wohlfahrtsblatt“ – Amtliches Organ der<br />

bremischen Wohlfahrtsbehörde, Dezember 1938<br />

Ein Arbeitszwangslager in dem schönen<br />

idyllischen Ort Teufelsmoor?<br />

Im Dezember 1938 beschreibt das<br />

„Amtliche Organ der bremischen Wohlfahrtsbehörde“<br />

auf 8 Seiten umfassend<br />

„das bremische Arbeitszwangslager Teufelsmoor“<br />

als „Erziehungsmaßnahme für<br />

Arbeitsscheue, säumige Unterhaltspflichtige<br />

und Trinker“.<br />

Es beginnt mit einer Art Präambel: „Die<br />

vielfältige und weitgehende Fürsorge des<br />

Dritten Reiches für alle Volksgenossen, die<br />

in irgendeiner Form der Hilfe bedürfen, ist<br />

an eine unabdingbare Voraussetzung<br />

gebunden, dass nämlich die Volksgenossen<br />

dieser Fürsorge würdig sein müssen.<br />

Dieser Grundsatz bedarf keines Kommentars.<br />

Staatsmittel, wie alle von der Gemeinschaft<br />

des Volkes aufgebrachte Mittel, dürfen<br />

nicht für Unterstützung minderwertiger<br />

Elemente verschwendet werden.“<br />

Damaliger Theorie folgend, kommt es<br />

neben Verwarnung und vorbeugender<br />

Überwachung nicht ohne „Verwahrung<br />

des Asozialen in geschlossener Anstaltsfürsorge“<br />

aus. Das wird weiter konkretisiert:<br />

So war es bereits 1934 zur Gründung des<br />

Arbeitszwangslagers Teufelsmoor gekommen.<br />

Die Rechtsgrundlage der Einweisung<br />

wird erläutert, wie auch die Arbeitsverordnungen,<br />

Kosten der Unterbringung, die<br />

baulichen Einrichtungen, einschließlich<br />

Erweiterungen. Die Lagerordnung beinhaltet<br />

„Durchführung straffer militärischer<br />

Disziplin“. Die Arbeitszeit im Sommer ist<br />

von 6 bis 17 Uhr, im Winter von 8 bis 16.30<br />

Uhr. An Sonntagen jeweils eine Stunde<br />

weniger. Seiner „besonderen Vorzüge<br />

wegen“ wurde das Lager auch „von anderen<br />

Städten beschickt“. Im Wohlfahrtsblatt<br />

1938 wird erwähnt, dass bisher 280<br />

„Fälle“ zwischen 6 und 11 Monate erfolgreich<br />

„durchgeführt“ wurden. „Ausnahme<br />

bildeten aber die Trinker“, weil bei denen<br />

„eine anhaltende Besserung schwierig“<br />

sei. Im Bericht wird erwähnt, dass durch<br />

den erfolgten Ausbau zukünftig die Belegung<br />

von 50 auf 100 „Insassen“ erhöht<br />

werden kann.<br />

Auf dieses Amtsblatt stieß ich während<br />

meines Weiterbildungsstudiums an der<br />

Bremer Universität im Frühjahr 1988. Für<br />

mich war es schon ein Schock, hatte ich<br />

doch meine Kindheit und die Ferien in<br />

meiner Schulzeit vielfach bei meinen<br />

Großeltern im Teufelsmoor verbracht.<br />

Nichts hatte ich davon mitbekommen,<br />

auch auf den Fahrten mit der Lore-Bahn zu<br />

den Verwandten „Up de Tangen“. Selbst in<br />

den Jahren danach wurde darüber nicht<br />

gesprochen. Aber es war bekannt, wie<br />

meine anschließenden Recherchen in<br />

Familie, Verwandtschaft, wie auch im<br />

Bekanntenkreis, ergaben.<br />

Im Kreisarchiv des Landkreises fand ich<br />

wiederum eine „Nebenakte Landratsamt<br />

Osterholz Arbeitszwangslager Teufelsmoor“.<br />

Diese umfasst den Zeitraum<br />

27.08.1934 bis 28.02.1941. Sie beginnt<br />

mit dem Protestbrief des Landrats Dr.<br />

Lampe der Kreisverwaltung an den Regierungspräsidenten<br />

in Stade. Darin<br />

beschwert er sich über die „Errichtung<br />

eines Lagers in Teufelsmoor auf dem<br />

Gelände der „Gesimo“. Es geht vornehmlich<br />

um Zuständigkeitsfragen. Am<br />

22.11.1934 kommt es zur Einigung. Es<br />

werden 30 - 35 Torfarbeiter aus dem Kreis<br />

Osterholz auf dem Torfwerk zusätzlich eingestellt<br />

und die Lagergröße für „Insassen“<br />

auf 50 begrenzt. Zwischenzeitlich hatte<br />

der Gendarmerie-Posten Pennigbüttel am<br />

30.10.1934 eine Besichtigung des Lagers<br />

durchzuführen. Die Sicherheit war zu<br />

überprüfen, da: „In letzter Zeit sind mehr<br />

Lagerinsassen ausgebrochen und haben<br />

die Umgebung unsicher gemacht.“ So<br />

werden der Stacheldrahtzaun und die<br />

Baracke mit den 2 Schlafräumen überprüft.<br />

Der Präsident der Bremer Wohlfahrts-<br />

Baracke hinter Stacheldraht im Zwangslager Teufelsmoor Werkstatt 1988<br />

12 RUNDBLICK <strong>Herbst</strong> <strong>2017</strong>

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