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Heimat-Rundblick Nr. 122 Herbst 2017

Magazin für die Region um Hamme, Wümme und Weser

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wohlfeiler alß die bremer gegeben werden<br />

können“. 60)<br />

Tatsächlich entwickelte sich der Absatz<br />

nach Bremen als tragende Säule des<br />

Betriebs. So wandte sich A. F. Meiners 63)<br />

mit der Bitte an Bürgermeister und Rat der<br />

Stadt, ihm einen Platz auf dem Teerhof zu<br />

vermieten, um die benötigten Steine in<br />

ausreichender Menge vor Ort verfügbar zu<br />

haben. In diesem Schreiben vom 22. September<br />

1738 betonte er, dass er die<br />

meisten Steine und Pfannen nach Bremen<br />

absetze. Mit Schreiben vom 1. Dezember<br />

1738 wurde ihm der gewünschte Stapelplatz<br />

tatsächlich bewilligt. 64)<br />

Noch etwas ist diesem Schriftwechsel zu<br />

entnehmen. Meiners schreibt, „daß ich allhier<br />

eine Ziegelbrennerey angeleget<br />

[habe]“. Er war also selbst und alleine der<br />

Betreiber der Ziegelei.<br />

Zum fünften Faktor: Ziegel sind Massenprodukte,<br />

die von Stückzahl und Gewicht<br />

nicht für längere Transporte prädestiniert<br />

sind. Bei Ton und Torf haben wir gesehen,<br />

dass die Transportwege kurz gehalten<br />

und im Falle des Torfs per Schiff erledigt<br />

werden konnten, wobei „der transport<br />

des Torffes bis Bremen gespart werden<br />

kann.“ 60) Beim Kalk ist die Aussage nicht<br />

ganz so einfach. Kalksteinvorkommen bietet<br />

die Region nicht, sie wären im Weserbergland<br />

vorhanden. Denkbar ist aber<br />

auch, dass wie für die Mörtelbereitung auch<br />

Muschelkalke Verwendung fanden, die<br />

man von der Nordseeküste her beziehen<br />

konnte.<br />

An der Ziegelei vorbei verläuft auf der<br />

Findorff-Karte der Scharmbecker Lange-<br />

Damm, der durch die Niederung in Richtung<br />

Hamme führt und diese auch mit<br />

einer Brücke überquert. In direkter Nachbarschaft<br />

wird der Damm von einem<br />

Schiff-Graben begleitet, der dann auf das<br />

Ziegelei-Gelände führt.<br />

Es gab also bereits 1756 eine schiffbare<br />

Verbindung von der Hamme her zur Ziegelei,<br />

die noch ergänzt wurde durch einen<br />

rechtwinklig von NO aus Richtung der<br />

Moore bei Pennigbüttel einmündenden<br />

Schiff-Graben.<br />

Zur Hamme hin muss es bereits früher<br />

einen Graben gegeben haben, der vermutlich<br />

nur zur Entwässerung diente. Im<br />

Kostenanschlag für die Ziegelei taucht eine<br />

Position auf, worin es darum geht, „einen<br />

Graben von der Ziegelhütte bis in die<br />

Hamme auffzureinigen und schiffbahr zu<br />

machen inclusive einer darin anzulegenden<br />

Schleuse“. 60) Und zwar so leistungsfähig,<br />

dass die Steine „in den großen<br />

eichen 65) nach Bremen und anderer orthen<br />

verfahren werden können“.<br />

Als einziges Gebäude nördlich des Dammes<br />

befindet sich die Wohnung des Ziegeleiverwalters<br />

an einem – wie es scheint –<br />

Sandhügel, bevor sich dann der von einer<br />

Art Hecke eingefasste Bereich des Heid-<br />

Camps anschließt, der zu den o. g. zum<br />

Amt gehörigen Saat-Ländereien gehört.<br />

Im Norden grenzt an dieses mit gut 15<br />

Morgen angegebene Ackerland der Teich<br />

der Walck-Mühle.<br />

Wilhelm Berger<br />

Anmerkungen<br />

44) Anm. 1 – 43 s. HRB <strong>Nr</strong>. 120, S. 25 und<br />

<strong>Nr</strong>. 121, S. 13. Von Hermann Meyer,<br />

Osterholz, erhielt ich wertvolle Informationen,<br />

für die ich ihm sehr dankbar bin.<br />

45) Vgl. Wilhelm Berger, Was die Findorff-<br />

Karte über die Dorfbewohner verrät; in:<br />

HRB 4/2013, S. 12 – 14<br />

46) J. Segelken (1967), a. a. O., S. 115, 116<br />

47) H. Fitschen, Das Amt Osterholz bei seinem<br />

Uebergange an Hannover 1715;<br />

in: HB 19/1927, S. 74. Muskau und<br />

Weyerdamm gehören kirchlich seit 1696<br />

zu Osterholz; Ahrensfelde (und Ahrensfelderdamm)<br />

kamen erst 1779 dazu.<br />

48) J. Segelken (1967) referiert über die Entwicklung<br />

von Ahrensfelde (S. 209 –<br />

211). Für weitere Informationen sei darauf<br />

verwiesen.<br />

49) Landesbeschreibung 1647, Band 6, S.<br />

618, 619 (NLA Stade Rep. 5 b Fach 117<br />

<strong>Nr</strong>. 170)<br />

50) G. v. Roth, a. a. O.<br />

51) Kreisarchiv Osterholz, o. Sign., S. 117 –<br />

121<br />

Lesenswert<br />

„Regionale Museen im Landkreis<br />

Osterholz – Geschichte entdecken –<br />

Kultur erleben“, eine Reise in die<br />

Vergangenheit und Gegenwart<br />

einer ganz besonderen Region.<br />

Hier möchten wir einmal auf eine sehr<br />

informative und lesenswerte Broschüre<br />

hinweisen, die der Landkreis Osterholz vor<br />

Kurzem herausgegeben hat.<br />

Hierbei handelt es sich auf 44 Seiten um<br />

Beschreibungen der im Landkreis Osterholz<br />

ansässigen Museen, die es sich zur<br />

Aufgabe gemacht haben, die Geschichte<br />

der jeweiligen Orte und ihrer Menschen<br />

lebendig zu erhalten und den interessierten<br />

Besuchern näher zu bringen.<br />

Es sind Informationen enthalten zu<br />

Ansprechpartnern und Öffnungszeiten<br />

und auch eine Übersichtskarte mit allen<br />

Museen ist enthalten.<br />

Ganz besonders möchten wir auf diesem<br />

Wege dem Landkreis Osterholz dafür<br />

danken, dass der <strong>Heimat</strong>-<strong>Rundblick</strong> auch<br />

mit einer Seite vertreten ist – und das völlig<br />

kostenlos.<br />

Diese Broschüre ist erhältlich beim<br />

Landkreis Osterholz, Osterholzer Straße<br />

23, in Osterholz-Scharmbeck.<br />

52) G. v. Roth, a. a. O.<br />

53) J. Segelken (1967), S. 260, 261<br />

54) ebd., S. 108, 109<br />

55) G. v. Roth, a. a. O.<br />

56) J. Segelken (1967), S. 259<br />

57) Wilhelm Berger, Fürstliche Zeiten (III); in:<br />

HRB 2/2015, S. 16<br />

58) Bremen und sein Landgebiet 1748. S. a.<br />

Joh. Rehder-Plümpe, Die Karte!; in: HRB<br />

2/<strong>2017</strong>, S. 18, 19<br />

59) Den Nutzungswandel schildert: Hans<br />

Siewert, Der Wandel von einer Tongrube<br />

zum Osterholzer Waldstadion; in: HRB<br />

3/2009, S. 21<br />

60) NLA Stade, Rep. 74 Osterholz <strong>Nr</strong>. 799<br />

61) H. P., Bernsteinfunde im Gebiet des Kreises<br />

Osterholz; in: HB 1/1927, S. 2<br />

62) Joh. Steeneck, Die Osterholzer Ziegelei,<br />

in: HB 8/1933, S. 35<br />

63) Laut H.-C. Sarnighausen, a. a. O. S.<br />

370, 371, war A. F. Meiners 1737 zum<br />

Amtmann aufgestiegen, nachdem B. G.<br />

v. Schwanewede im selben Jahr als<br />

Oberhauptmann zum Amt Verden<br />

gewechselt war.<br />

64) Staatsarchiv Bremen 2-Ss.5.b.44.a<br />

65) große Eichenschiffe, die von Berufsschiffern<br />

v. a. aus Bremen überwiegend für<br />

die Torfschifffahrt eingesetzt wurden<br />

8 RUNDBLICK <strong>Herbst</strong> <strong>2017</strong>

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