Gazette Schöneberg & Friedenau Nr. 2/2018
Gazette für Schöneberg und Friedenau - Februar 2018
Gazette für Schöneberg und Friedenau - Februar 2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16 | <strong>Gazette</strong> <strong>Schöneberg</strong> & <strong>Friedenau</strong> | Februar <strong>2018</strong><br />
Erbfolge frei bestimmen<br />
Vor- und Nacherbschaft in Patchworkfamilien<br />
Jeder möchte, dass das Erbe einmal<br />
in die richtigen Hände fällt.<br />
Trotzdem kümmern sich nur die<br />
wenigsten um ihren Nachlass.<br />
Zwar regelt das Gesetz, wer wie<br />
viel erbt – aber ist das immer im<br />
Sinne des Erblassers? Die meisten<br />
Patchworkfamilien werden wahrscheinlich<br />
überrascht sein, wer<br />
das Erbe erhält, wenn kein Testament<br />
oder Erbvertrag vorhanden<br />
ist. Wer für den überlebenden<br />
Ehegatten aus der zweiten Ehe<br />
vorsorgen, andererseits verhindern<br />
möchte, dass Teile seines Vermögens<br />
später an Verwandte des<br />
Stiefvaters oder der Stiefmutter<br />
übergehen, sollte ein Testament<br />
oder einen Erbvertrag aufsetzen.<br />
Geerbt wird nacheinander<br />
In der Regel bietet sich eine Vorund<br />
Nacherbfolge an. Das heißt:<br />
Der zweite Ehegatte wird zum<br />
nicht befreiten Vorerben berufen<br />
und die Kinder zu Nacherben.<br />
Der Vorerbe darf den Nachlass<br />
zwar nutzen, ihn aber nicht verschenken<br />
oder verkaufen. Er darf<br />
grundsätzlich keine Verfügungen<br />
treffen, die die Rechte der<br />
Nacherben beeinträchtigen.<br />
Der Nacherbfall tritt, sofern<br />
nichts anderes bestimmt ist,<br />
mit dem Tode des Vorerben<br />
ein.<br />
Spielraum nutzen<br />
Einzelne Gegenstände wie<br />
zum Beispiel der Hausrat<br />
der ehelichen Wohnung<br />
können in Form eines Vorausvermächtnisses<br />
an den<br />
Ehegatten weitergegeben<br />
werden. Diese Nachlassgegenstände<br />
unterliegen dann nicht<br />
der Nacherbschaft. Sie sind Eigenvermögen<br />
des Vorerben und<br />
damit für die Nacherben verloren.<br />
Kindesvermögen in<br />
sicheren Händen<br />
Insbesondere im Fall von noch<br />
minderjährigen Nacherben<br />
<br />
Grafik: Strichfiguren / Fotolia<br />
empfiehlt sich die Anordnung<br />
einer sogenannten Nacherbentestamentsvollstreckung,<br />
das<br />
heißt: Der Erblasser bestimmt<br />
in seiner letztwilligen Verfügung<br />
eine Person seines<br />
Vertrauens, die für die Zeit<br />
der Vorerbschaft bis zum Eintritt<br />
der angeordneten Nacherbfolge<br />
die Rechte des Nacherben ausübt.<br />
Die Nacherbentestamentsvollstreckung<br />
endet spätestens<br />
mit Eintritt des Nacherbfalls<br />
oder beispielsweise bei Erreichen<br />
der Volljährigkeit der<br />
Nacherben.<br />
Doppelte Steuer umschiffen<br />
Der Nachteil der Nacherbfolgeanordnung<br />
liegt allerdings<br />
in der steuerlichen<br />
Doppelbelastung des Nachlasses<br />
mit Erbschaftssteuer.<br />
Ähnlich wie beim Berliner<br />
Testament müssen bei größerem<br />
Vermögen sowohl<br />
der Vorerbe als auch die<br />
Nacherben Erbschaftssteuer<br />
zahlen. Alternativ zur<br />
Nacherbfolgeanordnung<br />
kann der Erblasser auch die<br />
Kinder aus der ersten Ehe als<br />
Vollerben einsetzen. Einzelne<br />
Gegenstände können wiederum<br />
als Vermächtnisse an den neuen<br />
Ehegatten weitergegeben werden.<br />
Die Stellung des Ehegatten<br />
kann zudem noch gestärkt werden,<br />
in dem er als Testamentsvollstrecker<br />
eingesetzt wird.<br />
<br />
Notarkammer Berlin